1876 / 175 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 27 Jul 1876 18:00:01 GMT) scan diff

Nah §. 283 des Strafgeseßbuches wird ein Kaufmann, der seine Zahlungen einstellt, wegen einfahen Bankerutts mit Gefängniß bis zu 2 Jahren bestraft, wenn er 1) durch Auf- wand, Spiel oder Differenzhandel 2c. übermäßige Summen ver- braucht hat oder \chuldig geworden ist, 2) Handelsbücher zu führen unterlassen hat 2c.,, oder 3) es unterlassen hat, die Ver- mögensbilanz in der geseglih vorgeshriehenen Zeit zu ziehen. Diese in Nr. 1—3 gedachten Handlungen stellen nah einem Erkenntniß des Ober-Tribunals vom 30. Mai d. J. nux verschiedene Merkmale des daselbst mit Strafe bedrohten Ver- gegens dar und bilden mithin nur eine Strafthat, welhe nit mit einer Gesammtstrafe im Sinne des §. 74 des Strafgeseß- bus, sondern nur mit der im §. 283 a. a. O. angedrohten einmaligen Strafe des einfahen Bankerutts geahndet werden.

Der General-Lieutenant von Kameke, Inspecteur der 1. Fuß-Artillerie-Inspektion i von der vor einiger Zeit ange- tretenen Dienstreise zur Besichtigung der zur vorgenannten Jn- \pektion gehörenden Regimenter hierher zurücgekehrt.

Nach amtlichen Mittheilungen haben fich als Aerzte niedergelassen: Dr. Weinberg in Tegel bei Berlin, Dr. Erd- ner in Bromberg, Dr. Henius in Königsberg N.-M,, Dr. Lo- renczens in Schönsfließ, Dr. Hesse in Polle.

Verzogen find: Dr. Hantel von Frauenburg nah Königsberg i. P., Dr. Thal von Rastenburg nah Polkwig, Stabsarzt Dr. Hoffmann von Herrnstadt nah Schrimm, Assistenzarzt Dr. Gruhn von Freystadt nah Herrnstadt, Stabs- arzt Dr. Hester von Berlin nah Weißenfels, Ober-Stabsarzt Dr. Nieter von Weißenfels nah Neisse.

Bayern. München, 25. Juli. Die Kammer der Reichsräthe hat die Berathung des Budgets \hon heute Mittags beendet. Die hohe Kammer hat den, von der an- deren Kammer abgelehnten, Postulaten für den „ob ersten Schulrath“ und für die fünfte Klasse der Lateinschule beigestimmt, so daß dieselben nun noch einmal in der Abgeord- netenkammer zur Berathung zu gelangen haben. Außer diesem und dem s{chon erwähnten Beschluß der Reichsrathskammer über die Theuerungszulagen der Beamten bestehen hinfichtlich des Budgets nur wenige, niht wesentliche Differenzpunkte, deren Ausgleihung keine Schwierigkeiten bieten wird. Vor dem Schluß ihrer heutigen Sizung hat die Kammer der Reichsräthe noch dem von der Kammcc der Abgeordneten erst gestern ge- faßten Beschluß bezüglih der Forstlehranstalt Ashaffen- burg ihre Zustimmung ertheilt.

Die Abgeordnetenkammer berieth heute den Geseßentwurf, betreffend einen Kredit für außer- ordentliche Heeresbedürfnisse und genehmigte die ein- zelnen Positionen ohne besondere Debatten, meist nah den Aus- \hußanträgen ; nur bei der Position „Verbesserung der Kaserni- rungsverhältnisse der Mannschaften!" wurde das Regierungs- postulat (390,900 6) statt des Aus\chußantrags (100,000 (c) oaugenommen. Die bewilligte Summe beträgt 12,190,072 6, das Regterungspostulat 16,257,800 46. Im Laufe der Debatte gab der Kriegs-MinisterdieErklärung ab: eine Kommission von Sachver- ständigen habe nah Prüfung der Anstände das aptirte Werdergewehr für vollständig kriegsbrauchbar- erklärt. Der Abg, Frankenburgçer interpellirte die Regierung: ob sie dem nächsten Landtag einen Gesegentwurf über die Aufhebung der \ogenannten Neujahrs- gelder 2c. der Israeliten vorlegen werde. Der Staats- Minister v. Lug entgegnete: das Material sei noh nicht ge: nügend gesammelt, er halte eine geseßlihe Regelung der Sache

- für wünshenswerth, eine betreffende Geseßesvorlage aber könne er füx den nähsten Landtag keineswegs zusihern. Sließlich würde das Finanzgeseyz festgeseßt und bei namentlicher Abstim- mung von 126 Votanten die Erböhung der Civilliste einstimmig genehmigt. Mit Berathung über einige Eisen- bahnpetitionen \{chloß die Sizung.

26. Juli. (W. T. B.) Die Abgeordnetenkammer hat mit der bekannten Majorität, den abweihenden Beschlüsseu der Reichsrathskammer gegenüber, ihre früheren ablehnenden Beschlüsse in Betreff der Postulate für ein Justizgebäude, für den obersten Schulrath, für eine fünfte lateinische Klasse bei den Gymnasien, für das Schullehrer-Seminar in Regensburg, sowie in Betreff der Pragmatisirung der Theuerungszulagen von 210 für die Staatsbeamten wiederholt.

Regensburg, 25. Juli. (Allg. Ztg.) Die Ultramon- tanen haben an die Kreisregierung eine Beshwerde gegen die neue Wahlkreis-Eintheilung in Regensburg übersandt.

Sachsen. Dresden, 26. Juli. Der Prinz Thomas von Savoyen, Herzog von Genua, if gestern Nachmittag 4 Uhr nah Turin wieder abgereist. Gestern und heut tagte hierselbst der zweite europäische Kongreß der Leiter und Lehrer von Blindenanstalten.

Meck&lenburg-Schwerin. Schwerin, 23. Juli, Durch großherzoglicheVerordnung sind die Abfindungen für den Wegfall der Stolgebühren fürTaufe und Trauung in Jahres- rente erfolgt. Die großherzoglihe Kommisfion zur Verwaltung des Medlenburg-Schweriner Invaliden - Unterftügzungs- fonds ist aufgelöft, nahdem die Mittel durch Vertheilung erschöpft find. Es waren 75,000 Thlr,, welche als Kapital vertheilt wurden. In diesem Jahre werden im hiesigen Großherzogthume nahstehende größere Truppen-Uebungen abgehalten werden: 1) die Brigade-Uebungen der 17. Kavallerie-Brigade in der Zeit vom 26. bis 30. August zwischen Gielow, Liepen und Demzin; 2) die Brigade-Uebungen der 33. Jnfanterie-Brigagde vom 29. August bis 2. September etwa 3/, Meilen westlich von Waren um Schwenzin, 3) die Detachements-Pebungen der 33. Jnfan- terie-Brigade vom 4. bis 6. September zwischen Waren und Marin, 4) das Divisions-Manöver der 17. Division vom 8. bis 14. September bei Penzlin.

Desterreich - Ungarn. Wien, 25. Juli. Graf An- drassy kehrt, wie die „Wien. Ab.-Post“ mittheilt, am 27. d, M. nah Wien zurü.

Mehreren hiesigen Blättern kam aus dem Brucker Lager eine telegraphishe Meldung des Inhaltes zu, daß die Staats- bahn den „Auftrag“ erhalten habe, 400 Sanitätswaggons bereit zu halten. Die Meldung is, wie dem „Fremdbl.“ mitgetheilt wird, in A Form falsch, Bereits im April vorigen Jahres wurde von kompetenter Seite aus bei sämmtlihen österreichish- ungarischen Bahnen angeregt, dieselben möchten vereint 24 Lastenzüge mit 600 Waggons für Verwundetentransporte her- rihten. Da es sih hierbei um eine freiwillige Leiflung von Bahnen handelt, zu der dieselben nicht verpflihtet werden können und die ihnen mancherlei Auslagen verursacht, so zogen

h die Unterhandlungen in die Länge und sind erst jezt zum Abschluß gelangt. Die bezügliche Maßregel - bezieht sich auf sämmtliche österreihisch-ungarishe Bahnen; wie wenig dieselbe als Rüstungsmaßregel aufzufassen ist, geht daraus hervor, daß im Deutschen Reiche, in Frankreih und in anderen Ländern der- artige Vorbereitungen im Frieden längst existiren, ohne daß man daraus beunruhigende Schlüsse zieht. Das „Frdbl.“ kann noch hinzufügen, daß die österreichishe Staatsbahn die Stellung von 120 Waggons übernimmt. Die anderen österreihish-ungarischen Bahngesellshaften und keineswegs blos diejenigen, die zum E im Orient führen, betheiligen fih in entsprechen- er Weise.

Der „Deutschen Zeitung“ ist aus Zara ein Tages- befehl zugekommen, welchen F3M. Baron Rod ich am 18. d. M. publiziren ließ und in dem es heißt: „Am 26. Juni d. I. stieß eine Patrouille des 7. Feldjäger-Bataillons bei Cattina Bucoar auf österreihishem Boden auf türkisches Militär in der Stärke von angeblih tausend Mann, welches auf die Patrouille sofort Salven und Einzelfeuer abgab, Der Ueberlegenheit ungeachtet, wih der kleine Trupp nicht, nistete sih vielmehr in dem felfigen Terrain ein, und erwiderte das Feuer mit so kräftigem Erfolg, daß die Türken, welche zahlreihes Vieh auf öfterreihishem Bo- den geraubt hatten, sich eiligst über die Grenzen zurückzogen. Ih bringe diesen {hönen Zug von Muth und Entschlossenheit der kleinen Patrouille zur allgemeinen Kenntniß und befehle, daß der genannten braven Mannschaft die belobende Anerken- nung des Militärkommandos bekaunt gegeben werde.“

Prag, 25. Iuli. Die Wahl des Bürgermeisters von Prag, Emilian Skframlik, hat die Kaiserlihe Sanktion erlangt. |

Triest, 25. Juli. Mit der telegraphisch signalisirten Jnternirung von 11 türkishen Soldaten hat es nah einem Ragusaner Telegramm der „Triester Zeitung“ folgende Bewandtniß: „Die von den Montenegrinern aus Klek nach Ragusa gebrachten 11 türkischen Soldaten hatten nach ihrer «am 18. d. M. in Ragusa von der öfterreichishen Behörde verfügten Freilassung das dortige türkishe General-Konsulat zurückbehalten, während die Montenegriner Ragusa sofort verließen. In Folge dessen wurden nah der am 20. eingetroffenen Anordnung die türkishen Soldaten als quf österreichischem Territorium befind- lich am 21. vom türkischen General-Konsulat reklamirt und unter Eskorte von drei Gensd'armen und 8 Jnfanteristen mit dem Lloyddampfer „Najade“ via Triest expedirt, um in Klagen- furt internirt zu werden,“

Frankreich. Paris, 25. Iuli. Dos „Iournal officiel“ zeigt an, daß der Präsident der Republik durh Dekrete vom 7., 22. und 24. Juli wieder 127 Individuen, die wegen Hand- lungen aus der Zeii der Kommune verurtheilt waren, B e- gnadigung, Strafverwandlung oder Abkürzung ge- währt hat.

Die direkten Steuern haben in diesem ersten Halb- jahr 45,867,200 Francs mehr als im gleihen Zeitraum des vorigen Jahres eingebracht. Der Ertrag der indirekten Steuern war in den bisherigen sechs Monaten dieses Jahres 983,298,000

14,993,000 Francs mehr als in gleicher Zeit vorigen Jahres.

Am 24. i| der von Hrn. Parent verfaßte Bericht über das Ausgabebudget des Ministers des Innern ausgegeben worden, und mat die „Köln. Ztg.“ daraus fo!gende Mittheilungen: Was die Besoldu g der Beamten betrifft, so hatte der Deputirte Mention die Verminderung der großen Be- soldungen und die Aufbesserung der kleinen beantragt. Er hatte gefordert, daß die Besoldungen aller Civil-, Militär- und Kirchenbeamten, welche die Summe von 10,000 Fr. überschreiten, um ein Zehntel vermindert werden sollten, Diese Forderung ist von der Budgetkommission ohne Angabe des Grundes abgelehnt worden. Frankreich behält also für das Iahr 1877 11 Präfek- ten erster Klassemit 40,000 Fr. jährlihen Einkommens, 31 Präfekten zweiter Klasse zu 30,000 Fr. und 43 Präfekten zu 20,000 Fr. Auch die von Hrn. Vernhes und anderen Deputirten beantragte Abschaffung der Unterpräfekten ist von der Budgetkommission verworfen worden. Der Bericht sagt, daß eine \olhe Maßregel zu tief in das Vertwaltungss\y stem eingreifen würde und deshalb der Ge- genftand eines besonderen Gesezentwurfs sein müsse und nicht als Amendement zum Budget vor die Kammer zu bringen sei. Die Kommission beschränkt fih darauf, die Unterpräfekturen von Sceaux und ron St. Denis zur Abschaffung vorzuschlagen, da diese Orte so nahe bei Paris liegen und ihr Verkehr mit Paris sehr leiht is. Die Kommisfion verweigert ferner die Erhöhung der Besoldung der Generalsekretäre der Präfekturen von 7000 auf 8000 Fr., welche die Regierung verlangt hatte. Die dircek- ten oder indirekten Subventionen, welche Mitgliedern der Geistlich- keit oder religiösen Verbindungen gewährt werden, sind niht bean- standet. worden. ¿

Der Dber-Handelsrath hat sich in einer seiner legten Sizungen und unter dem Vorsiß des Herrn Teisserenc

bezüglih der Baumwoll-Industrie beschäftigt. Die Textil-Kommission hat zuerst konstatirt, daß, die Baumwoll- Industrie in Frankreich aufgehört hat, steigende Quantitäten von Rohstoffen zu verarbeiten, daß zugleih der täglih wachsende Import eine wichtige Einnahmequelle war, daß er lieferte, was die nationale Produktion dem Konsum nicht hinreichend liefern konnte, und daß er zuglei die Preise der in Frankreich fabri- zirten Waaren auf einem mit dem Auslande ziemlih analogen

Standpunkt erhielt, so daß der jeyige Tarif wogl der allge- meine werden könnte. Nach langer und lebhafter Debatte be- {loß dann der Ober-Handelsrath, den Generaltarif auf den gegenwärtig geltenden dei der Baumwoll-Induftrie zu bafiren, und zwar um ein Zehntel zu erhöhen.

Jcalien. Rom, 22. Juli. Das von der Oppositions- presse in Umlauf geseßte Gerücht, die Regierung gedenke eine Reihe neuer Senatoren zu ernennen, wird vom „Diritto“ in Ab- rede geftellt. Weiter erklärt dasselbe Blatt: Gestern mußten wir das Gerücht dementiren, die Regierung werde den die „Punti franchi“ beireffenden Gesegentwurf zurückziehen, und heute sehen wir uns zu der Erklärung genöthigt: Es is nicht wahr, daß die Regierung noch vor dem 26. dieses Monats die laufende Session prorogiren wird. ;

In Brescia hat am 20. im Amphitheater Guillaume ein großartiges Bankecrt zu Ehren des Ministers Zanardell stattgefunden. ;

_ (Jtal. Nahr.) Der armenishe Patriarh Msgr. Hassun hat von Konstantinopel aus den Wunsch ausgesprochen, daß der päpstlihe Stuhl den Katholiken des türkischen Reiches öffentlih und ganz bestimmt zu erkennen geben möchte, wie sie sh unter den obwaltenden Umständen zu verhalten haben. Jur Vatikan ist man aber der Anficht, daß der päpftlihe Stub,l dur

kein öffentlihes Aktenstück interveniren dürfe und daß die ge-

Francs, 70,262,000 Francs mehr als im Budget vorgesehen und -

de Bort mit der Festseßung des Generaltacifs der Zölle |

heimen Weisungen, welche an die Bishöfe gerihtet werden, vou- tommen genügend seien. Msgr. Hassun hat den Papst um ein eigenhändiges Schreiben an den Sultan gebeten, worin er demselben für seine Geneigtheit gegen die katholishe Kirhe und ihre Anhänger und für die Beweise, die er von dieser Zu- neigung bereits gegeben habe, dankt.

__— 24. Juli. Das „Diritto“ berihtet: Der Minister- Präsident und Finanz-Minister Depretis und der Minister- Siegelbewahrer Mancini haben Sr. Majestät dem Könige ein Dekret unterbreitet, wodurch eine Königliche Kommission unter dem Präsidium des Senators Saracco ernannt werden soll, die den Vermögensbestand des Kultusfonds fest- zustellen hat, namentlih um sein Verhältniß zu den Staatsfinanzen zu regeln.

26. Juli. (W. T. B.) In der heutigen Sigzung des Senats gab der Minister - Präsident und Finanz- Minister Depretis, den Wunsh des Ministeriums, das Bertrauen und die Unterstüßung des Senats zu be- fißen, zu erkennen und wies zugleih die Ansicht, daß das

Ministerium auf den Senat irgend welhen Druck ausüben

wolle, zyrück, Im weiteren Verlaufe der Sizung wurde der Gesezentwurf, betreffend die Errihtung zollfreier Depots (punti franchi) mit 114 gegen 102 Stimmen ange- nommen.

Türkei. Konstantinopel, 26. Iuli. Wie die e Agenceo Havas“ erfährt, hätte die türkishe Regierung die Emission von 3 Millionen Livres Papiergeld in Metalliques unter der Kontrole der ottomanischen Bank und gegen Garantie der Einkünfte aus den Steinkohlengruben in

Heraflea beshlofen.

27. Juli, Es bestätigt fich, daß die türkishe Regierung die Gmittirung von Papiergeld beschlossen hat und zwar sollen zwei Millionen Pfund Sterling in Cirkulation gesezt und eine Million für den Staatsshay reservirt werden. Das Pa- piergeld wird einen Zwangscours haben und vön allen Staats- kassen, mit Ausnahme der Zoll- und Telegraphenkassen, ange- nommen werden, Die früher abgeshlossenen Geschäfte müssen in baarem Gelde abgewidelt werden. Die Pforte hat Kadri Bey als Kommissar näch Kreta abgesandt, um die Klagen der Kretenser zu untersuchen.

Die „Hour“ erhält über den Zustand des Sul- taus foigende Nachrichten: „Murad V. ift vor. fehr zarter Gesundheit, er hat häufige nervöse Anfälle, die ihn in einem Zustand großer Schwäche lassen. Einen von diesen Anfällen hatte er unmittelbar nach der Ermor- dung der zwei Minister. Diesc Anfälle enden in Apathie und einer Art Abspannung, die allmählih vershwinden. Dabei ist keine Gefahr für das Leben oder die geistigen Fähig- keiten vorhanden und sein Arzt, Herr Karpoleone, der eine strenge Behandlung durchgeführt hat, is einer vollkommenen Wiederherstellung în kurzer Zeit sicher.“ Ein Telegramm des „Standard“ stellt den Zustand des Sultans freilich s{chlimmer dar.

Die heut eingegangene „Corr. orient,“ vom 21. Zuli bringt den Entwurf der von Midhat Pasha dem großen Rath übergebenen V erfassung. Derselbe lautet:

Art. 1. Vollkommene Gleichstellung zwishen Muselmanen und Christen.

Art. 2. Zulassung der Christen zu allen Aemtern, selbst zum Groß-Vezierat. U

Art. Z. Errichtung einer Deputirtenkammer, ‘und Abori- nung von Deputirten je nah der Zahl dec Gemeinden (4 auf jede Provinz und 16 für Konstantinopel).

Art. 4. Verantwortlihkeir der Minister ven Kammern gegenüber.

Art. 5. Aufhebung des Artikels des Gesehes „Scheri“, wel- her das Zeugniß der Christen gegen Musalmanen zurückweist.

Art. 6. Unabsezbarkeit der Richter und Beamten ohne be- gangenes Verbrechen.

Vom Kriegs2schauplatze wird telegraphisch gemeldet :

Wien, 26. Juli. (W. T. B.) Der „Politischen Kor- respondenz“ wird aus Türkish-Brod telegraphish gemel- det: Unter dexr mohamedanischen Bevölkerung der Bezirke Banja Luka (Stadt am Wrbas, Nbfl, d. Saw?) und Zwor- nik, besonders in den Kaimakanaten von Derwenta (oder Derbend, \üdl. von Türk. Brod in Bosnien) und Teschanj (\Üdl. von Derbend) werden zah:reihe grüne Fahnen ver- theilt, die Hodzas bereiten die Rehtgläubigen auf die Ent- faltung der Fahne des Propheten vor, die Besorgniß unter der fkatholishen, der griechishen und der jüdishen Bevölkerung ist groß. Die öôsterreihishe Grenze ift durch türkishe Wacht- posten abgesperrt, die Jedermann den Uebertritt auf österreichi- sches Gebiet wehren. L

Belgrad, 26. Juli. (H. T. B.) General T\chernajeff ist mit einem Theile seines Armee-Corps zur Timok-Armee abgegangen, wo eine entscheidende Schlacht erwartet wird. Der Rest der Tschernajeffshen Armee befindet sich bei Alexinaßg in verschanzten Positionen.

Konstantinopel, 27. Juli. (W. T. B.) Ein der Re- gierung zugegangenes Telegramm des Gouverneurs der Herzegowina, Ali Pasha aus Mosiar vom 26. cr. mel- det: Moukhtar Pascha hat die Mittheilung hierher gelangen lassen, daß er vorgestern die bei Nevefinje geshlagenen Mon- tenegriner bis nah Studenitya verfolgt habe. Lei der Annäherung der türkishen Truppen zogen \fih die Montenegri- ner in der Richtung auf Banjani ohne Kampf zurück, indem sie viel Lebensmittel und Vieh zurückließen.

Konftantinopel, 27. Juli. (W. T. B) Der Regie- rung wird aus Novibazar vom 24. c. gemeldet: Die Serben beschossen Turn bei Sienigyza, die türkischen Truppen brachten die Reihen der Serben in Unordnung und verfolgten fie bis zur Grenze. Die Stärke der Montene- griner in dem Kampfe bei Nevefinje wird auf 7000 Mann ge- hgt, ihre Verluste sollen 10 Mal größer gewesen sein, als die der Türken.

Aus Belgrad, 22. Juli, wird der „Pol. Corr.“ ge- \hrieben:

Die Zahl der Verwundeten ist ziemlich groß. Die meisten lieferten die Timok- und die Drina-Armee. Man giebt die Zahl derselben auf 4000 an. Es verlautet mit Bestimmtheit, daß Veränderungen hei der Armee bevorstehen, Durch die Un- fähigkeit einzelner Corpskommandanten soll der O yerationsplan Tschernajeffs über den Haufen geworfen worden sein. Darin soll der Grund der 18tägigen Unbeweglichkeit Tschernajeffs liegen, die heut mit einer Nücfzugsbewegung endigte, Nunmehr muß auch Alimpits über die Drinya zurückgeheo. Zach steht ohnehin auf serbishem Ge= biete, Die Offensive ist aufgegeben, die Defensive hat begonnen.

Die Lage der serbischen Kriegsmacht beurtheilt der militärishe Fahmann der „Presse“ unter dem 26. wie folgt :

„Die Decentralisation der Kriegführung, wonach jedex, Komman- dant auf eigene Faust handelte, sol von den Serben aufgegeben

'/ / werden“ telegraphirte Heute einer unserer Spezialberichterstatter

aus zuverlässiger Quelle. Tschernajeff hält mit dem rathlosen Generalstab in Paratschin Kriegsrath; sein Armee-Corps befindet fich in Folge der unglücklichen Gefechte bei Pandiralo auf dem Rülk- zuge -— meldet ein weiteres Telegramm.

Die Situation, in der sich die serbische Armee befindet, ist damit, wenn auch keine verzweifelte, so doch eine sehr ernfte geworden. Die oberste serbishe Kriegsleitung hat eben den eigentlihen Charakter ihrer Armee, wie die richtigen Ziele übersehen, welche diese Armee verfolgen mußte. Serbien war von vornherein duch seine Politik auf die kriegerische Offensive ver- wiesen, denn Fürst Milan hatte offenbar niht die Absicht, sein Land, welches Niemand angegriffen, zu vertheidigen. Die serbische Krieg» führung war weiter im Sinne der Kriegsproklamation vom 1. Juli auf die Insurgenten in Bosnien und Bulgarien ganz besonders an- gewiesen und auf die nachhaltige Jnsurrektion dieser beiden Provin- zen mußten demna die Serben vor Allem bedacht sein. Es war also ganz unnôthig, die Divisionen an der Drina und am Timok en ms angriffsweise vorgehen und fich bei Bjelina und Jswor verbluten zu lassen. An diesen beiden Fluß- linien hätten geringe reguläre Streitkräfte die Grenze be- wachen müssen und sich in keine Offensive einlassen dürfen. Die angestrebte Jnsurgirung von Bosnien und Bulgarien mußten fliegende Corps durchzuführen suchen, welhe sich niht die Kampfes- weise einer regulären Truppe, sondern die des Guerillakrieges zum Muster nehmen durften. Die kampftüchtigsten und verläßlichsten

ruppen waren im Süden zu konzentriren, Novibazar und Nisch, die einzigen Objekte einer energishen Offensive. Am Jhbar und an der Nischawa mußten die erften Entscheidungs\hläge mit dem Aufgebote aller Mittel erfolgen und die Situation stand dort nah vem, was man heute nachträglih über die Verfassung der gegenüber- a türkischen Corps erfährt, gewiß nicht zu Ungunsten der

erben. « Die seit drei Wochen eingetretenen kriegerischen Ereignisse haben gerade die entgegengeseßten Maßregeln der serbischen Kriegführung erkennen lassen. Ueberall der gute Wille, „nirgends die richtige That; Überall ein wenig Offensive, nirgends eine leitende strategische Idee. Die Resultate sind auch dana. Die serbischen Reihen am Timok und an der Drina sind gelichtet; General Zach plänkelt noch immer um das ganz unwichtige Sjeniza herum und T\ch ernajeffs Corps befindet sich auf dem Rüdzuge, das heißt, die Armee ist auf allen Punkten jur Defensive verurtheilt und die Türken haben alle Ursache, von allen Seiten die Offensive zu ergreifen, Gewiß ein Re- sultat, das mit den erften A:sichten Serbiens vor zwanzig Tagen im schreiendsten Widerspruche steht. / L Am gefährlichsten scheinen die Dinge im Süden zu stehen. Das Corps LTschernajeffs ist von Pandiralo zurückgedrängt und dürfte sich jeßt um Knjaschewaz versammelt haben. Keinesfalls Tann, wie ein hiesiges Blatt meinte, nunmehr die S des Hauptkriegs\{hauplatzes nah Zaitschar erfolgen. Abdul Kerim # ascha und seine Truppen in Nish haben jedenfalls auch in dieser Ange- Tegenheit mitzureden, und es wird sogar ganz von den Anordnungen Suleiman Paschas bei Pandiralo abhängen, welche Aufgabe das Corps Tschernajeffs in nächster Zeit zu erfüllen hat. Was auch geschehen möge, immer wird Knjaschewaz, als gefäßiliches Slanfkfenobjekt für das serbishe Gros bei Alexinaß und für die Timok - Division einer der wichtigsten Punkte des Kriegs- \chauplaßes sein, den die Serben um jeden Preis halten müssen. Es steht außer allem Zweifel, daß fich in den nächsten Tagen in dem Viereck Alexinaß, Knsaschewaz, Ak-Palanka, Nisch schr entscheidende militärische anle abwickeln müssen. Werden auch Osman. Bs im Osten, Sali Zekih Pasha im Westen in den nächsten agen mit ihren ermüdeten Trupp:n niht viel zu erreichen ver- mögen, so tverden doch Abdul Kerim Pascha und Suleiman Pascha gefährliche Offensivbewegungen eröffnen. Die serbishe Armee wird alle Anstrengungen aufbieten müssen, um der cöncentrischen Aktion der Türken zu widerstehen.

Tie „N. F. Pr.“ vom 25. \chreibt: P

Wie man aus Belgrad meldet, wucde der ursprüngliche ser- bische Feldzugsplan aufgegeben und ein neuer Plan verabredet. In der That hat auch das Jbar-Corps unter Zach seine Operationen gegen Bosnien und die Herzegowina wieder begonnen, wäh- rend man am Tiniok und im Morawa thale sih auf die Ver- theidigung beshränkt. Wir wissen nicht, ob die türkische Offensive bereits begonnen hat, glauben jedoch dies nach den vorliegenden Nach- richten annehmen zu können. Die Tinken werden auf allen Punkten, welcke von dem weiten Bogen von Zajcar bis Nisch in serbisches Gebiet führen, in dieses einzudringen versuchen. Als gemeinsames Objekt dürfte den türkischen Truppen wohl das Morawathal angegeben worden fein.

Die Serben werden sih den vordringenden türkischen Kolonnen unstreitig in den Weg stellen, und ihnen wird diese Aufgabe insofern erleichtert sein, als der Weg von der Südostgrenze Serbiens nach dem Morawathale durch zahlreiche, leiht zu vertheidigende Gebirgs- Defileen führt Jun erster Linie dürfte somit über zahlreiche Ein- zelkämpfe berichtet werden, und die Orte, wo diese stattfinden werden, uns den Maßstab an -die Hand geben, ob der serbishe General- stab abermals aus strategischen Gründen beschlossen hat, ver- schiedene unwichtige Positionen zu räumen, oder ob etwa die Türken mißglückte Angriffe zu verzeihnen haben. Durch eine ge- scickte Aufstellung des serbischen Hauptcorps in einer sogenannten Centra)position und durch eine verständige Vertheilung der in erster Linie an den (Hebirgsdefil een kämpfenden Truppen, sowie durch rasche Unterstüßung der bedrohten Punkte könnten die Serben dem Vor- dringen der Türken große Schwierigkeiten bereiten. Nach den bis- herigen Erfahrungen ist jedoch kaum anzunehmen, daß die serbische Kriegführung einen rationellen Weg zur Vertheidigung des Landes einschlägt.

Aus Ragusa meldet die „Pol. Corr.“ unter dem 25. Juli: ; S

„Es bestätigt sih vollkommen, daß die montenegrinische Division, welcke gegen die befestigte Kasaba von Nevesinje seit mehreren Tagen operirte und dieselbe in den leßien drei Tagen bom- bardirte, bei Bischina, 1} Stunden von Nevesinje entfernt, am 23. Juli von Ahmet Moukhtar Pascha mit ungefähr €000 Mann angegriffen und nach einem dreistündigen hißigen Kampfe aus ihren Positionen delogirt worden ist. Moukhtar Pasha hat die montene- grinische Division geradezu überrascht. Die Verluste in dem Treffen bei Bischina sind beiderseitig sehr greß. In Golge dieser ernsten Niederlage hat sich der Fürst von Montenegro mit seinem Corps nah Gaczko zurückgezogen. Bei dem Rückzuge feuerten die mohamec- danischen Einwohner der leßigenannten Ortschaft aus ihren Häusern auf die Montenegriner. Der Fürst ließ alle türkischen Häujer, aus welchen geschossen wurde, niederbrennen.“

Die Softas haben an die christlihen Freiwilligen folgende Adresse erlassen: 4

An unsere chyristlichen Gefährten ! : ,

Das Reich gebietet über Truppen genug, um seine Feinde zu strafen, aber da wir ihm gern Hülfe leisten wollten, haben wir uns zu den Freiwilligen eingereiht, weil nah unserem „Scheri* der Kampf

egen den Feind für uns die höchste Handlung der Ergebung ist. -—— Wir sind gehalten eure Ehre, euex Leben und euer Vermögen ebenso zu s{Üüßen, wie wir unsere Ehre, unser Leben und unser Vermögen vertheidigen. Obwohl eure Religion euch nit die gleiche Pflicht auferlegt, so habt ihr es doch vorgezogen mit uns zu gehen, um das gemeinsame Vaterland zu vertheidigen, Wir können euch nur dankèn. Das Ziel unsercr- Kugeln wird dasselbe E Wir werden gute Kameradshaft halten; auf dein

arshe werden wir euch keine Schwierigkeitan in Ausübung eurer religiösen Pflichten bereiten, Dafür verlangen wir eure volle Zustimmung zu einigen Punkten, die zu unserem Scherial-Islamié (heiliges Geseß) gehören.

_ Wir gehen in den Krieg, d. h. wir werden Menschen tödten; wir wollen nur unsere Feinde tödten, unsre Waffen nux gegen unsere

@

Angreifer gebrauchen. Der Scheri verbietet streng, ihre Frauen, Kin- f die Allerhöchfte Enfs&ließurg Sr. Maxestät des Königs besätig E

der und Greise zu beläftigen; wir dürfen in keinem Fall die Leute exbittern, wie cs einige der bulgarishen Insurgenten vor Kurzem ge- than. Wir werden es als rbeilige Pfliht betrachten, uns während des Feldzuges der Untert rückung unscrer Mitbürger und der gewaltsamen Aneignung von Lebentmitteln zu enthalten. Das sind im Ganzen die Empfehlungen, die wir euch als Brüder und Gefährten machen. Wenn Jemand sich von diesen Verhaltungs- maßregelu sollte entfernen wollen, werden wir es als Pflicht betrach- ten, ihn zurückzuhälten. An eurem Einverständniß zweifeln wir niht. Vorwärts also, Kameraden, laßt uns zusammen gegen den N iehen, aber in dem wir die Lehren der Menschlichkeit beob- achten!

Die „Corr. orient.“ veröffentlicht folgende Proklamation des Großveziers an die Freiwilligen :

„Zch habe vernommen, daß unter den irregulären Truppen, die von Vaterlandsliebe beseelt, sich auf den Kriegs\hauplay begeben, sih einige Leute von shlechtem Betragen befinden, die gewagt haben, Räubereien auszuführen und die friedliken Bewohner der auf ihrem Wege liegenden Dörfer mißhandelt unnd beraubt haben.

Da die Pflicht der ‘irregulären Truppen in dem Dienst auf dem Schlachtfelde und in der Vertheidigung des Vaterlar. des besteht, so sollen fsolhe Menschen, wenn fie sich vorfinden sollten, welche die Frechheit hätten, sich solchen Räuberhandlungen hinzugeben oder Ver- brehen und Missethaten gegen die Bevölkerunz zu üben, verhaftet und summarisch bestraft werden. Für diesen Fall werden auch ihre Chefs und Offiziere streng verantwortlih für das Benehmen der ihrem Kommando anvertrauten fla aba gemacht werden.“

Der Großvezier Mehemed Ruschdi.

Konstantinopel, den 16. Juli 1876. | iee L E I ai i eren ren mea U O E ur T ZUDIAUSERI N

Dánemar®k. Kopenhagen, 26. Juli, (W. T. B.) Die griechischen Majestäten haben heute Mittag in Gemeinschaft mit den dänischen Majeftäten, der Prinzesfin Thyra und dem Prinzen Waldemar die Reise nah St. Petersburg an- getreten.

Amerika. (A. A. C.) Aus Washington wird unterm 24. d. M. per Kabel gemeldet: Herr Pierrepont, der ameri- kanishe Gesandie am Hofe von St. James, hat mit Lord Derby Unterhandlungen für den Abschluß eines neuen Aus- [ieferungsvertrages zwishen England und den Vereinigten Staaten begonnen. In Quebeck famen am 24. d. M. 800 Jsländer auf ihrem Wege nah Manitoba an, wo fie ih anzusiedeln gedenken.

Die Frage, ob die Ausstellung zu Philadelphia auch Sonntag geöffnet seia solle, ist jeßt endgültig im ver- neinenden Sinne entschieden worden.

Asien. Ein Telegramm der „Times“ aus Indica, da- tirt vom 23. Juli, meldet: Der Khan von Kelat und alle Häuptlinge sind jeßt bei Oberst Sandeman in Mafiung und die Verhandlungen gehen gut vorwärts. Nah Beilegung der Zwistigkeiten wird Ober Sandeman nach Indien zurückehren. Am Kohat-Paß if es ruhig. Keine ferneren Afreedi- Einfälle werden berichtet, aber der Stamm i} noch -unter Waf- fen. Der Ameer von Kashgar \hickt eine Gesandtschaft nah Indien; der Gegenftand derselben is unbekannt. Der Gesandte ist Jafoob Khan, Neffe des Ata Alik Ghazie, desselben der als Gesandter zum Vizekönig 1872 kam und mit Briefen an den Sultan nah Konstantinopel weiter ging. Sir I. Strachey überträgt die Statthaliershast der Nordwest- provinzen an Sir G. Couper in Lucknow am Mittwoch. Sir G. Couper begiebt sih \ogleich nah Ullahabad zur Ueber- nahme seines Amtes. Die Bengalishe Handelskam- mer hat folgende Resolutionen gefaßt, daß die fortgeseßte Entwerthung des Silbers eine Frage sei, welche

die politishen und finanziellen Interessen des Landes ernst- lihst affizirt, daß das Comité Auskunft über die unter diesen Umständen von der Regierung zu verfolgende Po- litik erbitten solle, ferner, daß es für die Regierung gerathen sei, den Artikel aufzuheben, nahdem die indische Münze verpflichtet ist, alles zur Ausmünzung bestimmte Silber anzu- nehmen, wie au den Paragraphen, der es dem Finanz-Amte zur Pflicht macht, Noten gegen einge?andtes Silber auszugeben, und daß es während solcher Suspension ungesegzlih sei, ges münzte Rupien einzuführen. Eine weitere Resolution, die Gold- währung anzunehmen, ward zurückgezogen. Der Vizekönig hat kürzlih dem Magistrat von Agca, dem oberen Gerichtshofe und der Lokalregierung einen Tadel ertheilt wegen Behand- B u Anllage, bei der es sih um den Tod eines Eingeborenen andelte.

Die Nr. 57 des „Amtsblatts der Deutschen Reicchs- Post- und Lelegraphenverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Verfügungen vom 20. Juli 1876: Vergütung des Eilbestellgeldes für tetzarapbitde Postanweisungen im Wechselverkehr. Vom 20. Juli 1876: Benußung der Militär-Eisenbahn zu PDostbeförderungen Vom 20, Juli 1876: Anwendung des Eisenbahn-VPostge)eßes vom 20. De- zember 1875 auf die Eisenbahn Zwitckau-Lengenfeld-Falkenstein.

Das 6 Beiheft zum Militär-Wochenblatt (Jahrg. 1876) bat folgenden Inhalt: Das Militär: Wochenblatt von 1616 bis 1876. Vortrog, gehalten bei dem Jubiläum des Militär-Wochen- blattes am 1. Juli 1876 vom Hauptmann Max Zähns.

Statistische Nachrichten.

Die Französische Douanenbehörde veröffentliht das Ergebniß der Ein- und Ausfuhrbewegung Frankreichs in den ersten 6 Monaten d. J. Wir entnehmen dem Bericht Fol- gendes: Die Einfuhr belief sich auf 1,811,057,000 Franken (gegen 1,640,484,000 im Jahre 1875) und zwar wurden eingeführt Nahrungs- gegenstände für 398,704,000 Fr. (gegen 328,400,000); Rohprodukte 1,072,204,000 (gegen 1,906,435,0C0) ; fabrizirte Gegenstände 254,329,000 (gegen 224,718,000) u. #.w. Die Ausfuhr belief sih auf 1,769,646,000 (gegen 1,878,182,000) ; und zwar wurden ausgeführt fabrizirte Gegen- stände für 968 920,000 Fr. (gegen 1,029,281,000); Naturprodukte und Nahrungsgegenstände 715,568,000 (gegen 90,696 000) Aus die- sen Ziffern geht hervor, daß die Einfuhr um 1704 Millionen stieg, während die Ausfuhr um 1084 Millionen zurückzing.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Für die Statistik des Zeitungswesens ift bisher nur in Nord- Amerika, Sachjen, Württemberg, Oesterreih, der Schweiz und Spanien Material gesammelt, Hr. Dr. Winckler hat das amtliche Material, welches diejenigen 2592 Zeitschriften, die in Oefterreih in den Jahren 1848—1873 erschienen sind, statisti]ch-historisch be- arbeitet. Das Werk führt den Titel „die periodische Presse Oesterreichs, eine historisch statistishe Studie, herau*gegeben von der K. K. statistischen Central-Kommission, Wien 1875“ und ist in Kommissioa bei Gerolds Söhne in Wien erschienen. Wir behalten uns weitere Mittheilung aus diesem Buche vor.

München, 23. Juli. An der Universität wurde für das kommende Studienjahr 1876/77 Hr. Prof. Dr. Brinz von der juristischen Fakultät zum Rektor Magnifikus mit 56 von

Es wurden gewählt: A. Als ordentliches Mitglied (philof.-philolog. Klasse): Dr. Ernst Trumpp, ordentl. Professor an der Universität München; B. als auswärtige Mitglieder (pvil.-philolog. Klase): Dr. Franz Bücheler, Professor in Bonn; Dr. Rud. Herm. Lobe, Professor in Göttingen; (mathem.-physik. Klafse): Theodor Schwann, Pcofefsor der Physiologie in Lüttich; C. F. Donders, Profefsor an der Uni- versität Utrecht; (historishe Klasse): Lord Acton, früh:zr Sir John Dalberg Acton in London; Mr. James Morier, früher britischer Ge- \{äftsträger dahier, nunmehr K. Großbritannischer Gesandter in Lissa- bon; Dr, Rich. Röppel, ordentlicher Professor dr Geschichte und Direktor des histor. Seminars in Breslau; C. korrefponvirende Mitglieder: (phil.-philolog. Klasse): Dr Jwan Müller, ordentl. Pro- fessor der Philologie in Erlangen; Konstantinus Sathas in Paris; Charles Thurot, Mitglied des Instituts von Frankreich; (mathem.- phißif. Klasse): Professor Dr. Eugen Lommel in Erlangea ; Professor John Gottfried Galle, Direktor der Sternwarte in Breslau; Pro- fessor Simon Newcomb in Washington und Nils Adolph Nordens-- kfiôld, Professor der Chemie und Mineralogie am Karolinifchen Jn- stitut in Stockholm. M

Die Pariser geographishe Gesellschaft Hat die große Medaille z4r Erinnerung an den leßtjährigen geoara- phishen Kongreß ausgegeben. Diefelbe wurde, der „Köln. Ztg.“ zufolge, unter Anderen zu Theil zehn deutshen Gelehrten, dem: deutshen Botschafter Fürsten Hohenlohe und den Boischafts-Mit- gliedern Lindau und Stumm, welche beim Kongreß als Kommis- sarien fungirt hatten.

Friedrihs8hafen, 22. Juli. Dec Bodensee is in stetem Fallen begriffen, er steht nun auf 2,45 Meter über Nullyunkt des Pegels und ist seit 14 Tagen um 50 Centimeter oder 174 Zoll zurückgegangen.

Gewerbe und Handel.

In der gestern Vormitiag abgehaltenen außerordentlichen Generalversammlung der Aktionäre der Albertinenhütte Aktien- gesellschaft für Glasfabrikation in Charlottenburg wurde der einzige avf der Tagesordnung stehende Punkt, nämlich die Ab- änderung des §. 9 des Pachtsvertrags, im Sinne der vom Auffichts- räth gemachten Vorlage erledigt. Den Pächtern der Hütte steht somit nah Ablauf der ersten fünf Jahre ohne alle weiteren Klauseln das Recht zu, den Pachtvertrag um wei!ere fünf Jahre zu verlän- gern, während diese Option nah den ursprünglichen Stipulationen von der Bedingung abhängig gemaht war, daß die Pächter an die Gesellschaft in den zwei leßten Jahren der Pachtzeit je 10,000 Thlr. abzuführen im Stande sind.

Der am 24. d. M. in Leipzig abgehaltene Inter- nationale Produktenmarkt war im Vergleich zu früheren Jahren nur mäßig besucht. Von fremdländischen Produktions-

egenden war zunächst Oesterreich-Ungarn hervorragend vertreten. ndere nichtdeutshe Länder waren nur durch vereinzelte Besucher repräsentirt. Die Zahl der Anwesenden aus den Bedarfs= gegenden Deutschlands war beschränkt; nur Sachsen, Thüringen und nahegelegene preußishe Provinzen hatten sich zahlreich betheiligt. Die ausgei\prochenen Ansichten über den Er- trag der dietjährigen Ernte waren weit auseinander gehend. Der Handel tlieb fehr beshränkt, größere Ausdehnung gewann der- selbe nur in Oelsaaten, die in ansehnlihen Posten angetragen waren. Die Preise stellten sich loco Leipzig: Weizen 180—220 A. bez., Roggen 160—183 A bez, Gerste 140 --180 M bez., Hafer 170 —183 of. bez, Mais 136 M bez., Leinsaat 280 —300 4 bez., Raps 290— 300 4 bez, Rapskuchen pr. 100 Jilo 15,50—16 Æ bez. Alles per 1000 Kilo Netto.

Nach einer von der Verwaltung des Böhmischen Brau- hauses Kommanditgesellschaft aufAftien A. Knoblauch aufgestellten Semestralbilanz pro 30. Juni cr. hat diese Gesellschaft im erften halben Jahre einen Reingewinn von 238,954 # bei einem Aktienkapital von 3,300,000 M erzielt. Bei gleihen Resultaten im zweiten Halbjahr würde fich somit der Reingewinn im Jahre 1876 auf 477,908 M. stellen. Hiervon ab für Neservefonds und Tantiè- men 95,981 M, bleiben 382327 (4 Dazu Gewinnrest aus 1875 mit 1251 M, find zusammen 383,578 A. eine Summe, welche s gestat» tet 113% Dividende vom Gesanmmtkapital von 3,300,000 „& mi: 379,500 M zu vertheilen und 4078 (A auf 1876 vorzutragen, wäh- rend im Jahre 1875 nur 2,730,000 A Aktien, ckn der Dividende partizipirten,

Verkehrs-Anstalten.

Mehrere Handelskammern haben Gelegenheit genommen in den Jahresberichten ihre Stellung zur Eisenbahnfrage zu präzisiren. Wir erwähnen hiervon zunächst die Aeußerungen der Cölner Handelskammer. Im Anschluß an die Besprechung der: Tariferhöhung, die mit der Bitte an die Reichsregierung abschließt, Sorge zu tragen, daß der im August 1874 zeingeführte Eisen- bahnfrahtzuschlag wieder aufgehoben wade, werden die Grüvde der Eigenartigkeit unserer Eisenbahnzustände dargelegt... Dann heißt es: „Wägt man die Gründe pro und contra gegenein- ander ab, so würde unseres Erachtens die Verwaltung der \ämmt-. lichen deutshen Eisenbahnen durch das Reich vor dem bisherigen Zu-- stande unter der Vorausfezung der Vorzug einzuräumen sein, daß; durch die Mitwirkung des Reichstages bei Festseßung der Haupt- normen für den Betrieb, so wie insbesondere des Tarifsystems, eine Garantie für die Fernhc.ltung der Geltendmachung lediglich fisfkalischer Interessen gegeben, und weiter auch dur eine Revision des betref» fenden Abschnittes des deutschen Handelsgesegbuches die Bes günstigungen der Eisenbahnen als Frachtführer aufgehoben, demnach, wie dies auch in anderen Ländern der Fall: ift; bezügli der Haftpflicht zwishen den Cisenbahnen und son- stigen Frachtführern ein Unterschied nicht ferner gemacht werde.“ Aus Rüksicht auf die finanzielle Seite des Ecwerbs der säm:utlichen Eisenbahnen durch das Reich bezeichnet der Bericht es als er- freulih, daß die Ueberführung der deutschen Staat3bahnen: in die Hand des Reiches vorerst in Aussicht genommen worden ist. „Die mit Genehmigung des preußischen Landtages wegen. Uebers-- nahme der preußischen Staatsbahnen von dev Regierung. Preußens. an die des Reiches zu machende Offerte ise nämlich rohl dahin. aufzufassen, daß, sollte das Angebot acceptirt werden, der: Uebergang, auch der im Eigenthum der übrigen deutschen Staaten befindlichen. Bahnen nur als eine Frage der Zeit anzusehen fein und. daß. \{hlicß- lih auch der Erwerb der Privatbahnen nachfolgen wird. Durch ein: solches ollmähliches Vorgehen nimmt nun die Sache einen viel:cinfacheren,, natürlicheren Verlauf, und indbefoudere werden auch die Besorgnisse zer- ftreut, welche bei eir er sofortigen und plößlicheu Uebernahme aller deut« \hen Eisenbahnen Seitens des Reiches fich nothwendiger, Weise aufs drängen mußten," Die Handelskammer zu Lüdenscheid beshäftigt sich gleichfalls mit der Eisenbahnfrage und-kommt nacl» Anführung ihrer eigenen und der von anderen Seiten {on geltend gemachten Gründe zu dem Resultat: „Nach alledem können wir uns nur rückhaltlos zu. den Anhängern des Reichseifenbahn-Systems bekennen, als dessen An» fang wir die Reichsciseubahn-Vorlage- freudig begrüßt haben.

Wir knüpfen hieran nachfolgende Resolution, die in der General» versammlung der östliden Gruppe des Vereins. von Eijen- und. Stahlindustriellen am 29. Juni gefaßt worden ilt: „Die Gruppe erklärt fich miï der von. dem Landtage angenommenen Bor= lage über Abtretung der preußischen Staatsbahnen, sowie der Rechte des Staates an anderen Bahnen und des Aufsichtsrehts des Staats an das Deutsche Reich einverftanden, weil in den Metiven auf die dauernde Grhaltung der Konkurrenz großes Gewicht gelegt wird, aber nur unter der bestimmten Vorausseßung, daß bei der künfa tigen Gestaltung? der Verwaltung der Eisenbahnen und dex Handhabung des Auffichtsrehtes folgende Desiderien erfüllt werd@nzz 1) Tcennung der Beaufsichtigung von der Verwaltung; 2) Zuzichung von. Interessenten des Handels, der Industrie, der Landwirthichaft bei

64 Stimmen gewählt. E München, 24. Juli. Die diesjährigen Neurzahlen der Königlichen Akademie der Wissenschaften wurden durch

Feststellung der auf dem Gebiete des Gisenhahnwesens maßgebenden Normen und Tarife; 3) Feststellung vqu Maximaltarifen, jedcch l imerhalb derseiben freie Bewegung für die ausführenden Organe in

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