91 S 1-Pfennigstücke. 1,412,004,030 4; an Silbermünzen: 271,393,180 / 90 9; an Nickelmünzen: 29,469,588 6 50 Z; an Kupfermünzen: 8,878,524 M 37 S.
— Die Aushändigung gerihtl ih aufgenommener Weckchselproteste an den Protestnehmer erfährt bei einer An- zahl von Gerichten dadurch eine Zögerung, daß der von einem Deputirten des Gerichts aufgenommene Protest unter der von dem Gerichtévorstande odec dem Einzelrihter zu vollziehenden Unterschrift der Behörde ausgefertigt wird. Die Beobachtung dieser Form ift weder nah dem, so weit sein Jnhalt reiht, un- bedingt und ausfshließlich maßgebenden Art. 88 Nr. 6 der Wechselordnung, noch nah den, in den 2 1037, 1038 und 1207 Titel 8 Theil 11. des Allgemeinen Landrehts über das Verfahren bei Aufnahme der Proteste enthaltenen Vorschriften erforderlih. Deshalb hat der Justiz-Minister, um Zöge- rungen der erwähnten Art zu vermeiden, den Gerichtsbehörden empfohlen, die mit Aufnahme der Proteste beauftragten Beamten zu érmächtigen, den Protest ihrerseits mit dem Amtsfiegel zu versehen und unter ihrer Unterschrift zu ertheilen.
nf E T Mo R A R E I
— Der Kaiserlich deutshe Gesandte in Stockholm, Lega- tions-Rath von Pfuel, hat einen längeren Urlaub in die Heimath angetreten. Als interimistisher Geschäftsträger fungirt während
der Abwesenheit des Gesandten der Attahé Graf von Wrangel. Bayern. München, 3. August. Die Ankunft des
Königs Albert von Sachsen is auf Dienftag, den 8. August, definitiv fesigesezt. Auch die Ankunft des Königs Carl von Württemberg wird in den nächsten Tagen erfolgen.
— Der mehrerwähnte Antrag des Abg. X. v. Hafen- brädl, die Sonntagsheiligung betreffend, welcher \{chon unter dem 26. April d. I. von der Kammer der Abgeordneten an- genommen und sofort der Kammer der Reichsräthe hinüber- gegeben worden war, ift, dem „Korr. v. u. f. D.“ zufolge, von leßterer gar niht berathen, sondern unerledigt gelassen worden.
— Bei der heutigen Wahlmännerwahl in Pirmasens wurden 283 klerikale und 61 liberale Wahlmänner gewählt. Zehn Waßhlstimmen gingen für die Klerikalen verloren.
— Im Laufe des vorgestrigen Tages is Se, Königliche Hoheit der Prinz Alexander von Preußen hier angekommen und hat unter dem Namen eines Grafen von Teklenburg im Hotel zu den 4 Jahreszeiten Absteigequartier genommen.
Vaden. Karlsruhe, 3. August. Der Kaiser und die Kaiserin von Brasilien haben heute Vormittags unsere Stadt wieder verl assen. und von da wird der Kaiser seine leidende Gemahlin nah Gastein begleiten.
Oldenburg. Oldenburg, 3. August. (Lüb. Ztg.) Am 28. v. M. traf der Großherzog in Baden ein. — Der Minister-Präsident Freiherr v. Berg wird avs dem Staats-Ministerium ausscheiden. Derselbe war seit 25 Jahren Mitglied des Staats-Ministeriums.
Anhalt. Dessau, 3. August. Mittels höchsten Erlafes ift das Herzoglihe Konsistorium beauftragt worden, die außer- ordentliche Landess\ynode einzuberufen, damit dieselbe die erlassene „Kirhen- und Synodaklordnung für das Herzogthum Anhalt“ mit Aus\{chluß des \chon in kirhen- und landesgesetz- lihe Wirksamkeit getretenen ersten Abschniites derselben ihrer Berathung unterziehe und über dieselbe mit dem Kirchenregimente sih verständige. Fragen über Bekenntnißstand und Lehre der Kirche sollen von der Diskussion ausgeshlo}en sein.
Elsaß- Lothringen. Straßburg, 3. August. Die „Straßb. Ztg.“ meldet: „In der 11. Sißzung des Landés- ausschusses vom 14. Juni d. I, wurde von einem Mitgliede und dem ftellvertretenden Vorsißenden der Versammlung Mit- theilung darüber gemacht, daß der Bürgermeister von Gerstheim von der drohenden Uebershwemmung dur die Hohwasser des Rheines Seitens der Wasserbauverwaltung nicht rehtzeitig benahrihtigt worden sei, Der Ober-Präsident hat auf diese Mittheilung hin der Sizung erklärt, er werde untersuchen lassen, ob in der That die beftehenden Anordnungen unbeachtet geblieben seien. Die angestellten Recherhen haben nun Zur Einleitung einer gerichtlichen Untersuhung über die Angelegen- heit geführt. Erst nah dem Ergebniß dieser Untersuchung wird der Sachverhalt vollständig beurtheilt werden können.“
Defierreich-Ungarn. Wien, 3, August. Aus Ab- geordnetenkreisen wird der „N. Fr. Pr.“ mitgetheilt, es sei Be- {luß der beiden Regierungen, den Reichsrath und den un- garischen Reichstog im Herbste gleihzeitig einzuberufen. Die beiden Legislativen werden in der lezten Woche des September, wahrscheinlich am 28., zusammentreten. — Der Finanz-Minister hat, wie die „Presse“ meldet, die von der Nationalbank in An- trag gebrahte Einstellung des Umtausches von Barren- \ ilber gegen Noten abgelehnt und erklärt, daß das Münz- amt mit der Ausprägung fortfahren werde.
Prag, 3. August. Erzherzog Albrecht änderte sein Reiseprograwm ab und reiste heute Abends nah Wien zurück, — Die In ftellation des Bürgermeisters fand heute unter lebhafter Theilnahme in herkömmlicher Weise ftatt. Der Statt- halter betonte in seiner Ansprache, welch dankbares Feld reicher Thâtigkeit die projektirten öffentlihen Bauten dem neuen Bürger- meister bieten. Leßterer sagte in seiner Antwort, daß er es als strengste Pflicht betrachte, den Wünschen und Bedürfnissen beider Nationalitäten gleihmäßig gerecht zu werden. Er würde es als hölhstes Glü betraten, wenn in seiner Amtsperiode die frühere nationale Eintracht hergeftellt würde.
_ Diese Stelle wurde von den versammelten Festgästen ftür- misch affklamirt, ebenso die Hochrufe auf Se. Majestät den Kaiser, mit welhen der Bürgermcifter seine Rede \{chloß.
Klagenfurt, 2. August. Der hiefige Gemeinderath hat gegen die Internirung türkischer Soldaten in Klagen- furt bei der Landesregierung Einsprache erhoben.
Krakau, 3. August. Der galizishe Landtag wird, wie dem „Czas“ aus Lemberg mitgetheilt wird, am 25. August aufgelöst; die Neuwahlen follen Ende Oktober stattfinden.
Pet, 2. August. Dr, Swetoslav Kasapinovic, dessen Verhaftung in Pancsova bereits mitgetheilt wurde, ift gestern Morgen hier eingetroffen und wurde sofort nah dem Komitats- hause befördert, wo in den Lokalitäten der Staatsanmwalt- haft für den Pester Landbezirk der Verhaftete bis auf Weiteres verwahrt bleibt. Ueber die Gründe, welche seine Verhaftung veranlaßt haben, wird jeßt gemeldet,
Dr. Kassapinovics habe bei Ausrüftung mehrerer Freiwilligen- [haazen, welhze Nachts nach Serbien expedirt worden sein sollen,
Eesammtausprägung: an Goldmünzen: ] die Hand im Spiele gehabt.
Das nächste Reiseziel ist München, .
Serbien, um dort Kriegsdienste zu nehmen. die neueren Verhaftungen mehrerer Bürger
mit zusammen.
Großbritannien und Jrland. London, 3. August. (A. A. C.) Der Lordmayor gab gestern Abend den Mini- stern im ägyptishen Saale des Mansion-House ein glänzendes Bankett. Seitens des Ministeriums waren der Marquis von Salisbury, Herr Gathorne Hardy, Herr Ward Hurt, Herr Croß,
Sir Stafford Northcote und Lord John Manners anwesend, Da sowohl Herr Disraeli wie Lord Derby, ersterer durch Un- päßlihkeit, leßterer durch einen Trauerfall in seiner Familie, am Erscheinen verhindert waren, fiel die Beantwortung des Toastes Ihrer Majestät Minister dem Marquis von Salisbury zu. Nach einem Hinweis auf die Thä- tigkeit beider Häuser des Parlaments in dec \sich ihrem Abs{chlu}sse nähernden Session berührte der Minister in seiner Rede auch die Wirren im Orient. Niemand, bemerkte er, könnte das Ende oder die Dauer des Bürgerkrieges in der Türkei prophezeien, aber Jedermann müßte denselben mit Entsezen betrahten. Was die in Bulgarien verübten Gräuelthaten betreffe, so wisse man, wie das englishe Volk darüber denke. Das Schicksal der unglücklihen Bevölkerung errege das tiefste Mitleid und die intensivste Entrüstung herrshe gegen die Verübex der Grausamkeiten. Man müsse sich indessen erinnern, daß viel zu erweisen übrig bleibe und daß viele der Angaben widerlegt wor- den seien. Nach seinem Ermessen lägen keine hinlängliche Gründe vor, um der türkishen Regierung irgend eine absihtliche Mitschuld an diesen Gräuelthaten zur Last zu legen. Auf alle Fälle sollte man Vorsicht üben, ehe man etwas wie einer natio- nalen Entrüstung Raum gebe gegen ein Volk, das sie vielleicht nit verdiene. Die türkishe Regierung lafse es an keinen Anstrengungen fehlen, um den Gräueln und Grausamkeiten ein Ende zu setzen. Ihrer Majestät Regierung, {loß der Redner, werde in dem gegenwärtigen Moment ihre Vertragsverbindlihkeiten niht aus dem Auge verlieren. — In Erwiderung des Toastes auf die Armee bemerkte der Kriegs - Minister , daß das jüngste Mobilifirungs - Experiment vom besten ‘ Erfolge begleitet war und gezeigt hätte, daß die Armee fich niemals entehren würde. Der Marine-Minister, der für den Toast auf die Flotte dankte, sagte, er könne dem Lande die Verficherung ertheilen, daß die Marine \ich in irgend einer Eventualität der Gelegenheit völlig gewachsen zeigen würde. Sie sei ebenso shlagfertig wie die Armee. Die übrigen Toaste galten dem Hause der Gemeinen, beantwortet vom' Minister des Innern, dem Lordmayor und der Korporation der City von London.
— Die Offiziere der Infanterieregimenter haben laut einer Verfügung des Generalkommando's einen praktischen Lehrkursus in der Feldbefestigung durchzumachen. Bereits ift eine Anzahl von Offizieren mehrerer Abtheilungen in Cha- tham eingetroffen und für die Dauer des Unterrichts der In- genieurshule zugetheilt worden.
— Die „Engl, Corr.“ entnimmt dem Blaubuche die nach- stehende Depesche Lord Derby's an Sir A. Buchanan, den englishen Botschafter in Wien:
a: « . . Es ift klar, daß Dalmatien noch die Hauptbafis für die Zufuhr von Vorräthen nah Viontenegro bildet, die ichließlich zum Gebrauche der Insu1genten bestimmt sind, und derer, die in der Herze- gowina mit ihncn gemeinfam handeln. Konsul Monson erklärt, daß der Hafen Cattaro neuerdings wieder für die Ausf@iffurg von Kriegsvorräthen auf threm Wege nach Montenegro geöffnet worden ist; daß die Truppen des Fürsten Nifkita mit Vüchsen bewaffnet worden, die Oesterreich abgekauft und an Bord von Schiffen ge- bracht sind, welche von einer Kaiserlide Subvention genteßenden Kompagnie gecartert sind; daß Ragusa täglich von bewaffneten In- surgenten besucht wird; daß österreihishe Unterthanen notorisch theilnahmen an den Schlachten beim Dougapaß gegen die Türken
und daß der Aufstand von den panslavistishen Ausschüssen gefördert wird, die unter dem Scußte österreihisWer Gebiete Kriegémunition sammela und weiter {afen und durch ihren
Einfluß die zur Heimkehr willigen Flüchtlinge an Rücküber« \chreitung der Grenze hindern. . .... Es liegt auf der Hand, daß, sollte die ôsterreihishe Grenze wirksam gesperrt und die panslavisti- schen Ausschüsse unte: drückt werden, das Werk der Pazifizirung, wel- ches Graf Andrassy so ernstlich zu befördern wünsdt, sehr vereinfacht V Ich habe E. E. s{chon angewiesen, die Aufmerk- samkeit des Grafen Andrassy auf die Berichte von Mu- nitionsladung in Cattaro zu lenken; ich wünschte, daß Sie mit ihm über den Gegenstand sprächen und im Einzelnen die Natur der empfangenen Berichte erwähnten; versihan Sie denselben, daß J. M. Regierung, wenn auch sich vösllig der Schwierigkeiten bewußt, in welche die österreichischen Behörden verseßt find, die an einer unregelmäßigen und auégedehnten Grenze zu wachen haben, dennoch ernsllih beronen möchte, wie wichtig es sei Scritte zu thuen, um den offenen Tranéport vou Vorräthen durch Dalmatien verhindern, die Grenze schärfer bewachen lassen und die unbeilvolle Thätigkeit der Jnsurgentenauést üsse hemmen würden. Ih bin: 2c. (gez.) Derby. *
Frankreich. Paris, 3. August. Das „Iournal Officiel“ veröffentlicht das Dekret, wona die Wähler des Arrondissements von Guingamp, im Departement Cotes du Nord, und die des Arrondissements von Pontivy, im Departement Mor- bihan, zur Neuwahl von Deputirten an Stelle des Fürsten von Lucinge-Faucigny und des Grafen de Mun, deren Wahl von der Deputirtenkammer für ungültig erklärt wurde, auf den 27. August zusammenberufen werden.
— Der Aus\ch{chuß für den Antrag von Hrn. Madier de Montjau betreffs Abshaffung des Dekrets von 1852 über die Presse hörte gestern den Minister Dufaure. Derselbe bestand von Neuem auf der Beibehaltung einer Anzahl Artikel des Dekrets und glaubte namentlih, es wäre nit zeitgemäß, die Artikel 2, 15, 16, 18, 21 und 23 abzuschaffen. Der Aus\{huß ist dagegen der Ansicht, daß dieses Dekret keinen geseßlichen Werth habe und nur durch die Gewalt aufgezwungen wurde, und wird sein Berichterstatter, Hr. Baysset, die Angelegenheit der Kammer au in diesem Sinne vorlegen. Die Artikel des Preß- defrets von 1852, welche Dufaure aufrecht erhalten will, find folgende:
Art. 2. Die sich mit Politik oder Staatsökonomie beschäftigen- den Blätter des Auslandes können nur kraft einer Ermächtigung dex Regierung in Frankreich verbreitet werden. Die, welche ein nicht solher Maßen erlaubtes fremdes Blatt in Frankreich einführen oder vertheilen, werden mit einer Gefängnißstrafe von einem Monat bis zu einem Jahre oder einer Geldstrafe von 100 bis 5000 Fr. beiegt. Urt. 15. Die Veröffentlihung und Wiederholung solcer Nachrichten, erfundener, gefäls{ter oder lügnerischer Weise dritten Personen zuge- \chbriebener Aktenftücke werden mit einer S eldbuße von 100 bis
9000 Fr. bestraft. Wenn die Veröffentlichung oder Wieder- bolung bôewilliger Weise geschehen oder der Art ist, daß
sie die offentlihe Ruhe stört, so erfolgt eine Gefängnißstrafe von einem Monat bis ein Jahr und eine Geldstrafe von 500 bis 1600 Fr.
Art. 16, Es ist verboten, über die nicht öffentl en Sitzungen des
Ueberhaupt — \o wird verfichert — gehen täglih Serben aus dem Banat und der Bacska nach Vielleiht hängen in Pafkrac und Belovar, von denen ein czcchisches Blatt zu melden weiß, da-
Staatsraths Bericht zu erstatten. Act. 17. In allen Civil-, Kor- reftions- und Kriminalsachen können die Gerichtsböfe die Bericht- erftattung über die Prozefse verbieten. Art. 18. Jeder Gerant ist genöthigt, an der Spite des Blattes die Mittheilungen aufzunehmen, die ihm ven den Behörden zugesandt werden. Geldstrafe wezen Ver- stoß gegen diese Bestimmung 50 bis 1000 ¿r Art. 21. Die Ver- öffentlihung eines jeden Artikels, der sich mit Politik oder Staats. ökonowie beschäftigt und von Leuten ausgeht, die zu entehrenden oder Leibeésirafen verurtheilt sind, is verboten. Die Heraus- geber, Geranten und ODrucker, wele zu dieser Veröffent- lichung beitragen, werden mit 1000 bis 5000 Fr. Geldstrafe belegt. Art, 22. Keine Zeichnungen, keine Lithographbien, keine Denkmünzen, keine Embleme, welcher Art sie auc sein mögen, dürfen ohne die Erlaubniß des Polizei-Präfekten in Paris oder der Präfekten in den Departements veröffentlicht werden. Im Falle des Zuwiderhandelns werden die Zeichnungen 2c. konfiszirt und kie, welche sie veröffentlicht haben, zu einem Monat bis einem Jahr Gefängniß und zu 100 bis 1000 Fr. Geldstrafe verurtheilt. Art. 23 betrifft die gerichtlichen Anzeigen. Art. 27. Die Verfolgungen finden in den vom Kriminal Untersuchungsgeseßbuch vorgeschriebenen Formen und Terminen statt. (In Folge dieses leßten Artikels tritt die Verjährung erft na drei Jahren, ftatt, wie früher, nab sechs Monaten ein.)
— (Köln, Ztg.) Der Ministerrath seßte heute für die Ver- tagung der Kammern den 12. August fest. Das Datum für den Wiederzusammentritt derselben wurde niht bestimmt.
— Durch Verfügung des Kriegs-Ministers find von der Klasse von 1875 81,046 junge Leute berufen, fünf Jahre in der Armee zu dienen. Der Marine-Minister hat das Kontingent dieser Klasse für die Marine auf 8400 stgesezt.
— Mehrere protestantishe Senatoren und Deputirte machen Schritte bei dem Unterrichts - Minister Waddington, um eine protestantisch-theologische Fakultät in Paris zu gründen. Herr de Prefsensé hat an der theologischen Fakultät von Montauban seine Doktorprüfung gemacht, um in Paris einen Lehr- ftuhl bekleiden zu können.
— Vom 21. bis 25. dieses Monats wird in Bor- deaux unter dem Vorsiß des Msgr. Ségur der 6. Kongreß der Leiter der „katholishen Arbeiterinnenwerke* tagen. Msgr. Mermillod und andere Bischöfe wollen ihm beiwohnen. — Unter den Katholiken in der Provinz giebt sih in der neuesten Zeit eine entschiedene Stimmung gegen die Jesuiten kund. Man legt ihnen vor Allem die Schuld bei, daß die Kirche in alle möglihen Streitigkeiten hineingezogen wird, während die- selbe, als die Jesuiten aus Frankreih verbannt waren, ein friedlihes Dasein führte. Diese Stimmung giebt \ich besonders unter der unteren Geistlichkeit kund, die, namentliG auf dem platten Lande, stark angefeindet wird, weil man fie für die Werkzeuge der Jesuiten hält.
— Der Handels-Minister hat an die Präfekten fol- gendes Rundschreiben erlassen:
Versailles, 29. Juli 1876. Herr Präfekt! Durch ein Dekcet vom 4. April d. J. hat die Regierung verfügt, daß eine Weltaus - stellung in Paris am 1, Mai 1878 eröffnet und am 31. Oktober desselben Jahres geschlossen werden soll. Dieses aus der patriotischen Initiative des Präsidenten der Republik hervorgegangene Projekt hat jeßt die Sanktion der gescßgebenten Gewalt erhalten und die beiden Kammern haben, von denselben Anschauungen geleitet, welhe der MNegierung ihren Entschluß eingaben, die Finanzmaßs regeln votirt, welche die Ausführung dieses großen Unternehmens fichern sollen. Im Hinblick auf die kurze Frist, die uns von der Eröffnung der Auésftellung trennt, is es von Wichtigkeit, rasch ans Werk zu gehen und uns der Mitwirkung der Landwirthe und Ge- werbetreibenden Jhres Departements zu versihern, welche èurch die Vorführung der Erzeugnisse ihres Bodens und ihrer Werkstätten den Glanz dieses Festes erhöhen können. Zu diesem Behufe werden Sie am besten thun, sih mit den Präsidenten der landwirtshaftlichen Rathëkammern, Genossenschaften, Vereine oder Komitien, der Han- delskammern, der Rathsfammern für Kunstgewerbe in Verbindung zu seß n und im Vercin mit ihnen einen Departementalausschuß für die Anmeldungen zu bilden, welcher Ausschuß sich nöthigenfalls in Unterauéschüfse zu theilen, die Anmeldungen en‘gegen zu nehmen, zu prüfen und dann dur Jhre Vermittelung an das General-Kommissariat in Paris zu leiten hâtte. Jch zweifle nit, daß Sie bei den Mitgl'edern diejer verschiedenen Körperschaften den lebhaftesten Eifer und die auf- merksamste Hingebung finden werden, und kann Ihnen niht genug empfehlen, fih rasch an dieselben zu wenden; denn von der Zahl und Art dor auszustellenden Erzeugnisse werden haupt- säachlich die Dispos#onen für den Bau, die innere Einrichtung des Palais uyd den Umfang des den verschiedenen Abtheilungen zu gewährenden Raumes abhängen. Ih werde Jhnen demnächst die bes treffenden Reglements einschicken, bitte Sie aber, nicht erst den Empfang diefer Dokumente abzuwarten, um sih mit den Präfidenten der Hau- delskammern und der landwirthschaftlichen Vereine zu benehmen, die ih übrigens noch dur ein direktes Rundschreiben um ihre Mitwir- kung angehe. Jch sche demnach in Bâälde der Liste der Personen entgegen, weihe Sie für die Auss{hüsse und Unteraus\hüsse gewählt A E: Der Minister für Handel und Ackervau: Tetfserenc e Bort. *
— 4. Auguft, (W. T. B.) Die Nathrihten von einer Konvertirung der französischen fünfprozentigen Rente find nah Meldung der „Agence Havas“ unbegründet.
— Der „Allg. Ztg.“ wird aus Paris geschrieben : „Innerhalb weniger Monate if Hr. Waddington der populärste Minister geworden. Seine Aufrichtigkeit und sein praftisher Sinn machen ihn zum Vertrauensmann bis in die Reihen der ultraradikalen Linken hinein. Außerhalb der Kam- mer erstreckt fih jene so {nell und so gründlich erworbene Po- pularität auf die weiteften Kreise im ganzen Land. In zahl- reihen Städten {loß das Schuljahr mit einem Hoch auf den Unterrichts-Minifter. Daß gerade der Unterrichts-Minister die höchste Stelle in der öffentlihen Meinung und im Vertrauen aller, welche es mit dem Lande gut meinen, einzunehmen wußte, ist gewiß bezeihnend,“
Versailles, 4. August. (W. T. B.) Die Deputirten- kammer genehmigte das Einnahmebudget und sezte dann die Berathung des Kriegsbudgets fort. Der für das Liquida- tionskonto geforderte Kredit wurde mit 260 Millionen Fres. bewilligt, mehrere Anträge, die auf Wiederherstellung derjenigen Posten abzielten, deren Streihung die Budgetkommisfion bean- tragt hatte, wurden abgelehnt. — Die Neuwahl eines leben s- länglihen Senators an Stelle Périers wurde vom Senate heute auf den 12. d. festgeseßt. Die Wahl Dufaures wird in parlamentarishen Kreisen als siher angesehen,
Spanien. Madrid, 4. August. (W. T. B.) Die Verhandlungen wegen Konvertirung der inneren und äußeren \{chwebenden Schuld haben dem Vernehmen nah nunmehr einen befriedigenden Abs\chluß gefunden.
Italien. Rom, 2. August. Die liberale italienische Presse spricht ihre Freude und Genugthuung über den überaus herzlihen Empfang des Kronprinzen Humbert und der Prin- zessin Margarethe von Seiten der russi\schen Kaiser- familie und des russishen Volkes aus. „Die Reise des Kron- prinzlihen Paares nah St. Petersburg,“ sagt die Florentiner yNazione“, „hat eine um so größere und erfreuliche politische Be- deutung, weil fie gerade nicht durch \peziell politishe Gründe ver-
anlaßt worden ist, und weil sie nicht im entferntesten mit politischen
Unterhandlungen, Missionen oder \onf dergleihen in Zusam- menhang steht. Die erhabenen Kinder unsers Königs sind nit nah St. Petersburg gefahren, um Verträge oder Allianzen ab- zuschließen oder um eine politishe Misfion zu erfüllen, sondern ihre Reise bezweckt besseres und dauerhafteres : eine alte Freundschaft von neuem zu befiegeln, fie noch intimer und herzliher zu machen, den betreffenden Nationen und ganz Europa auf das Deutlichste zu zeigen, daß gegenseitige Gefühle der Ach- tung und Freund'chaft vorhanden find, welhe die beiden Dynastien mit einander verbinden und fihere Garantien für die Freundshaft der beiden Regierungen und der beiden Völker bieten. Der Empfang, den das Kronprinzlihe Paar in St. Petersburg gefunden, kam eben so sehr vom Herzen, wie die Reise dahin aus herzliher Zuneigung zur russischen Kaiser- familie von hier aus unternommen worden ift*.
— (Jtal. Nahr.) Der Papst hat eine ftrenge Unter- suchung anzustellen befohlen, um zu erfahren, wer die Geist- lihen sind, die bei den Besirebungen, den Laien ihren Antheil an der Papstwahl zurückzugeben mitbetheiligt find, damit fie entweder widerrufen oder exkommunizirt werden.
— Die „Italie“ berichtet: Die ehemalige Königin von Spanien, Donna Isabella, hat den Papfi vor dem Be- treten des spanishen Bodens um seinen Segen für fie selbft, ihren Sohn Alphonso, das ganze Königliche Haus und für dag spanische Volk gebeten. Man if im Vatikan durch diesen Be- weis des hohen Respekts tief gerührt worden, und dieser hat keinen Augenblick gezögert den erwünshten Segen sofort per Telegraph abzuschicken.
Türkei. Die heute vom Kriegs\hauplaze vor- liegenden Telegramme lauten:
Paris, 4. August. (W. T. B.) Nah einem Belgrader Telegramm des Journals „Les Débats“ von heute haben die Türken nah einer am Timok stattgehabten Schlacht die \er- bishen Stellungen um Knjazewazß genommen. Die Nachricht haite in Belgrad große Aufregung hervorgerufen.
Belgrad, 4. August. (W. T. B.) Die Regierung veröffentlicht folgende Nachrihten: Die Türken haben gestern unsere Armee von Knjazewaß bei Tressibaba ange- griffen. Der Kampf währte von 1 Uhr bis 8 Uhr Abends, das türkishe Centrum wurde eine Meile weit nah rückwärts geworfen. Unsererseiis hat Horvatovics die Türken gestern Morgen angegriffen. Der Kampf dauerte heute früh 4 Uhr noh fort. Unsere Truppen haben die türkishen Befesti- gungen von Mramor bei Nisch genommen und find ins türkishe Lager eingedrungen.
— Die „N. Fr. Pr.‘ vom 3. Auguft ftellt die Lage auf dem sf\erbish-türkishen Kriegs\hauplaze folgender- maßen dar:
Die türkishe Armee hat die serbishen Befesti- gungen bei Knjazewayß (Gurgusovac) angegriffen und die serbishen Redouten genommen. Wenn Knjazewaß von den Türken noch nicht beseßt wäre, so würde dies darauf {ließen lassen, daß die Serben doch noch das Glück der Waffen versuhen wollen, bevor sie diese so wichtige Position der türki- hen Armee ausliefern. Mit Einem Worte, die Hauptshlacht wäre noch nicht geschlagen und daher stündlih zu erwarten (f. d, heutigen Telegramme.)
Vorgeftern bereits waren die beiden Heere nur durh den Svrljicki-Timok getrennt, standen fich also Aug’ in Aug? gegen- über. Es is anzunehmen, daß beide Theile sich mit Rückficht auf die Hauptshlact bemüht Haben werden, den Erfolg der eigenen Sache zu fihern. Abdul Kerim Pascha wird nicht früher das Zeichen zum Ueberschreiten der servischen Grenze gegeben haben, bevor er nit ziemlich fiher wußte, daß ihm au die numerisie Ueberlegenheit zur Seite fteht. Außerdem dürfte der türkishe Ober-Kommandant wohl auch dafür gesorgt haben, daß im Momente der Entsheidung auch bei Zajcar und Nish entweder wirklihe oder Scheinangriffe stattfinden, um zu verhindern, daß die zunädbft stehenden serbischen Heerestheile Truppen zur Unterstügung Ts\chernajeffs nah Knjazewaß absenden. Andererseits wird General T\chernajeff, als er die Gefahr erkannte, welche ihm aus der türkishen Offensive gegen Knjazewaß erwuhs, gewiß Alles aufgeboten haben, um etwa auf anderen Operationsfeldern disponibele Streitkräfte nach dem bedrohten Knjazewaß zu dirigiren, wozu er Dank der ziemlich langsamen Vorrückung der türkischen Kolonnen unter Ahmed Esjub Pascha und Suleiman Pascha allerdings genügende Zeit hatte. Die „Pol. Corr.“ giebt die dem General Tschernajef am obern Timok zu Gebote stehenden Streitkräfte mit 65,000 Mann an, welche Ziffer freilich niht sehr beträhtlih wäre, da die vor Knjazewaß stehende Nischer Armee mindestens ebenso stark, wenn nit stärker is. Daß übrigens Tschernajeff seine Streitkräfte im Bezirke von Knjazewat konzen- trirt hat, beweist der Umstand, daß nah einer Meldung des Korrespondenten der „Daily News“ Oberst Uzun-Mirkovits am Freitag, den 29. Juli, fich noch in Deligrad befand und daß seine Truppen vor einigen Tagen bereits bei Gramada kämpften.
Aus- den beinahe gleihlautenden Berichten, welche einige Wiener und Pester Blätter aus dem \erbischen Lager an der Drina veröffentlichen, ist zu erseLen, daß \owohl das Hauptquartier, als das Gros der Drina- Divifion des Ra nko Alimpics fich niht auf türkishem, sondern auf \erbi- \hem Gebiete befinden. Das Hauptquartier ist nämlich in Badorina, einem serbishen Dorfe am reien Drina - Ufer. Von seiner Division hat Alimpics nur seinen reten Flügel jenseits der Drina in Bosnien ftehen, während seine übrigen Truppentheile das rechte serbishe Drina-Ufer bis nah Losnica in der Nähe von Zwornik besezt halten. Der serbische General hâlt fomit mit seinem höchstens 15- bis 20,000 Mann zählen- den Corps eine Linie von mehr als 40 Kilometer besegt — tine Ausdehnung, für welche die dreifahe Truppenzahl nicht zu wenig wäre.
Gleichzeitig mit dem Angriffe Achmed Ejub Paschas auf Knjazewaÿy dürfte ein Angriff Osman Paschas auf Zajcar erfolgen. Der Leßtere hat die Position der Serben bei diesem Orte während der Vorrückung Achmed Ejubs und Suleimans gegen Knjazewaß, troß der gegen- theiligen Meldungen aus Belgrad, niemals ernftlih angegriffen, sondern nur durch Demonstration beunruhigt, um Ljeschanin zu verhindern, Truppen zur Verstärkung Tschernajeffs f\üdlih in das obere Timokthal zu detahiren. Gleicyzeitig mit der Attacke auf Knjazewaß wird jedoch Osman Pascha ernfilih angreifen müssen, und zwar in erster Linie um Ljeschanins Truppen fest- zuhalten und dann eventuell Zajcar selbst zu forciren.
……, Die Strategie der serbischen Kriegsleitung wird wohl haupt- 1ahlich in der Verstärkung der Position Knjazewaß durch Truppen- )endungen ihr Heil suchen müssen. Zajcar i} der defensive Flügel der serbischen Position am Timok und kann daher von allen Truppen, die nicht zu dessen Vertheidigung nothwendig
find, entblößt werden, um die Stellung bei Knjazewat zu halten. ?
In dem F:lle, als es den Türken nicht gelingen sollte, die Po- sition von -Knjazewaß zu nehmen, könnten die Serben zur Dffensive übergehen und, auf den linken türkishen Flügel drückend, versuchen, die ottomanishen Truppen von ihren Rü&- zugspunklten Ak Palanka-Pirot abzudrängen und nach Norden zu werfen.
— In Ergänzung zu der gestrigen Darstellung ‘er Positionen der serbischen und türkishen Armee giebt die „Presse“ nunmehr eine Darstellung der wahrscheinlihen Vertheilung der Streitkräfte auf dem westlihen Kriegs\chauplaze in Albanien, Bosnien und der Herzegowina: Die ent- \heidendsten Ereignisse wickeln fich dermalen in Trebinje ab, wo Moukhtar Pascha in eine sehr bedenklihe Lage gebracht ist. Fürst Nikita dürfte vielleiht in der Herzegowina, die Insurgenten unter Pavlovics eingerechnet, über 20,000 Mann und etwa 30 Geshügze verfügen. Die Anzahl der unter Moukhtar Pascha aufgeriebenen Truppen läßt fich dermalen selbstverständlich. nit beurtheilen. An der Südgrenze Montenegros gegen Scutari und Antivari dürften unter dem Kommando des Bozo Petrovics etwa 8000 Mann stehen, welche die be- festigten Punkte Spush, Schabljak, Podgorizza und Medun mehr beobachten als angreifen. Die Türken unter Ahmed Hamdi Paf cha müssen dort jedenfalls in der Zahl den Montenegrinern bei Weitem nachstehen; es wäre sonst das beharrliche defenfive Verhalten der türkischen Truppen unerklärlih, welhe hier wie an sonst keinem Theile des Kriegs\hauplazes Gelegenheit zu einem erfolgreihen Angriff haben.
Jüngft gemeldete Gefechte konstatiren, daß die Montenegriner im Often Schekulare, im Thale des Lim, dem türkischen Beraue gegenüber, im Norden Ni \chin Luk und das Thal der Ljuboschniza gegen das türkishe Kolaschin, wie die Ebene von Niks\ics besegt halten. Auf allen diesen Punkten können ihnen nur untergeordnete türkishe Wachpoften gegenüberstehen.
Der Kriegs\hauplaß in Bosnien entzicht fich sowohl mit Bezug auf die Stellung, noch mehr aber in der Anzahl der beiderseitigen, einen Guerillakrieg führenden Streitkräfte jeder verläßlihen Angabe. Es wurde der „Presse“ gemeldet, daß Vely Pascha in Serajevo nur über eine Garnison von 1000 Mann verfüge. Hussein Hajre Pascha sucht mit seinen in Travnik, Bihacs, Livno und Banjalukga zerstreuten kleinen Abtheilungen die Insurgenten nah Möglichkeit zu in- kommodiren. Soweit über die \{chnellfüßigen, aber immerhin vorfihtigen Bewegungen der bosnischen Insurgenten eine Orien- tirung mögli ift, so seinen fie fih zumeist in dem nordwest- lichsten Winkei Bosniens, in der Krajna, dann im Kosara-, Strmez-, Vucsia- und Vrana- Gebirge aufzuhalten.
— Von den serbischen Befestigungen im Morawa- thale bei Deligrad und Aleksinac giebt der Berichterstatter der „Daily News“, welcher jene Positionen mit Erlaubniß des Obersten Uzun-Mirkovih am vorigen Freitag besichtigte, folgende Schilderung:
Das Morawathal ist bei Deligrad etwa vier englishe Meilen breit. Der Fluß fließt nahe an den Hügeln längs seines linken Ufers. Die rechte Seite des Flußthales if begrenzt duc verein- geltes Gehölz, und bier erhebt sich eine Reihe von Bergen bis zu einer Hôhe von 4000 Fuß. Die Hauptstr 1ße durch das Thal geht den Fluß entlang. Von Knjazewaß und von der bulgarischen Grenze her steigt die Straße aus dem Thal zu einem breiten, aber zerfklüf- teten Tafelland empor, das zu beiden Seêten abfällt, und quer über den Steilrand dieses Plateaus find binnen einem Jahr die einge- \{nittenen Befestigungen von Deligrad angelegt worden. Sie be- stehen aus sechs starken Redouten für {were Ges&üße: die Zwischenräume find ges{chüßt durch fortlaufende Gräben für die Jn- fanterie, welche durch Emplacemexts für Feldgeshüße verstärkt sind Längs der ganzen Vorderseite der Befestigungen find Gräben argelegt und spanische Reiter angebracht. Die Redouten sind vollständig ause- geführt mit Glacis, Gräben, «iner mit Pallisadea besetzten Cortre- Escarpe und einer erhöhten, festen Brustwehr. Jede Redoute ist für zehn Geschüße mit voller Ausrüstung angelegt, und innerhalb befinden sich Kasematten nnd Magazine.
Die Werke von Deligrad allein aver würden nicht genügen, um das Morawathal zu sperren. Sie bilden nur die zweite Linie der serbischen Befestigungen. Die erste besteht aus einem noch stärker befestigten Lager auf den Höhen vor Aleksinac, welches ihatsächlich die Straße beherr\cht. Dieses wihtige Werk umfaßt neunzehn Re- douten, die mit Vierundzwanzig- und Zwölfpfündern vollständig ar- mirt sind, und zablreihe Batterien für Feldgeshütze; es hat “eine Besaßung von 15,000 Mann Miliz der ersten Klasse. Es könnte möglicherweise auf der Straße von Knjazewaß aus umgangen wer- den; wenn es aber entschlossen und geshickt gehalten wird, kann es mit keinem Kraftaufgebote, dessen die Türken fähig sind, genommen werden, Proviant ifi in Aleksinac für eine Vertheidigung über die Dauer eines Jahres ausreichend vorhanden.
— Ueber die seit der lezten Schlacht in der Herze- gowina stattgefundenen Bewegungen wird der „Pol. Corr.” aus Ragusa unter dem 2, August Folgendes geschrieben :
Nachdem die Montenegrinerck Bilek mit vier sammt der dazu gôr'gen Munition den Türken abgenommenen Kanonen veschießen, erscheint dieser Ort mehrfach gefährdet. In Folge des Nichteinlan- gens der Lebenêmiitel, welhe Moukhtar Pascha, als er fih in Plana befand, von Trebinje aus hinbeordert hatte, ist Bilek nicht genügend verproviantirt. Es ift auch {wach befestigt, da es bloß eine mit zwei Thürmen befestigte Kaserne hat. Auch an Wasser mangelt cs dort. Diese Umstände haben Moukhtar Pascha bewogen, aus Trebinje auszurücken, um Bilek zu Hülfe zu fommen und sich vielleicht au einen Rückzug nah Mostar zu suchen. Allein auf den beiden von Trebinje nah BVilek führenden Straßen traf er das Corps des Peko Pavlovic in sehr starken St-llungen und mußte daher ohne Weiteres nah Trebinje zurückehren.
Nach Trebinje zurückgefkchrt, zog Moukhtar Pascha alle Tabors in die Stadt zurück und läßt rings um di-selbe Verschanzungen an- legen, vielleicht ua die Montenegriner über seine wahre Absicht, sich nach Mostar zurückzuziehen, zu täuschen. Es wird ihm dies auch möglicher Weise gelingen, da es bei den Montenegrinern an der nöthigen Wachsamkeit fehlt, So licß, um einen Fall anzuführen, das Corps des Music und Vukalovich vor einigen Tagen, während Muñfic 1 Sklano wàár, ein anes Da Gene unbeachtet passiren, das den Türken von Utovo zu Hülfe eilte. : A
Moukfhtar Pascha wurde in der Schlacht von Vrbica wirklih und zwar hinter dem linken Ohre verwundet. Diese Verwundung ift incefß; eint fo leichte, daß sie ihn niht hinderte, an dem vorgestrigen Auêmarsche von Trebinje Theil zu nehmen. y /
Leute, die aus jeaer Gegend kommmen, erzählen, daß eine große
Menge von Leichen unbeerdigt liegen. Diese Leichen verpesten bereits
zu Zeiten derart die Luft, daß selbst hier in Ragusa der öffentliche Gesundheitszustand einigermaßen beunruhigend geworden ift und es immer mehr werden wird.
Das Bestreven der Montenegriner, Mouhktär Pascha womöglich Die Straße von Trebinje
nach Ragusa ist gegenwärtig von einex Imfurgentenbande , untec j E a Smokva gezogen
zu isoliren, wurde von Erfolg gekrönt.
Sührung Kokosarê, welche von Grebci gege4s Siu war, besetzt.
Ragusa thatsächlih untexbrockd-- mfr ie Proviantzusuhren. þ
¡l und 1ßten Moufkhtar Poscha Auf diese Weile ist "ten den Bauern ‘en bestimmte
nach Nagusa zurück*ren. jeder Auëeweg versperrt, Gestern nahmen die Jasurge. aus Canali (Distrikt Ragusa) sechzig für die Türz
Pferde mit Proviant und den Bauérit aus Bre#o vierzig Pferdes
| ladurgen ab. Aus Orcchovcan und Zatrepcan in Albanien haben sich
700 Mann den Montenezarinern angeschlossen.
— Das Wiener „Fremdenblatt“ bemerkt zu dem von Edhib Effendi, außerordentlihen Pforten-Kommissar, über den Ursprung des bulgarishen Aufftandes verfaßten und in der „Turquie“ abgedruckien Memoire: „Dasselbe ver= dankt einer sehr gewandten Feder seine Abfassung, setzt mit gro- ßer Klarheit die Geschichte dieser Revolte und derer anfänglichen Verlauf auseinander, und wir zweifeln keinen Augenblick daran, daß zahlreihe der Grausamkeiten und Gräuelthaten, die von türkisher Seite den aufftändishen Bulgaren zugeschrieben 1cer- den, auf Wahrheit beruhen.“ Indessen meint das genannte Blatt, daß die Geschichte des bulgarishen Aufstandes erft dann vollständig klar liegen werde, wenn fich die Pforte entfchlossen haben werde, auch über die von ihren Beamten und Generalen gebrauhten Repressionsmittel ebenso unbefangen zu berihten. Erft dann werde ein unbefangenes Urtheil ermöglicht sein.
— Aus Ruftshuk, 23. Juli, erhält die „Pol Corr.“ über die türfishen Freiwilligen folgende Mittheilungen :
Am 20. v. M. kam das erste Freiwilligen-Bataillon in der Stärke von 940 Mann aus Konstantinop:l hier an. Das Bataillon ist in 10 Compagnien zu 94 Mann eingetheilt ; jede Compagnie wird von cinem selbstgewählten Jusvashi kommandirt und hat 2 Lieute- nants und 5 Unteroffiziere. Der Bataillonskommandant ift ein Kurdem-Beg, welhem 1 Oberst-Lientenant, 1 Hauptmann rnd 1 Lieutenant der regulären Armee beigegeben sind. Die Freiwilligen find mit einer sogenannten wollenen Vareuse von blauer Farbe uni- formirt und mit Vorderladern, Miniés und Haukbajonetten armirt. Mit besserem Schuhwerke und Kopfvedeckung wurden sie erft bier versehen. Die vershiedenfarbigen Fahnen des Freiwilligen-Bataillons haben meift Koransprüche eingenäht. Au aus allen Städten und Dörfecn der unteren Donau langen Freiwllize bier cin, fo nament- lid aus Tultscha, zumeist aus Tartaren bestehend. Einzelne reiche türkische Grundbesitzer spenden den Freiwilligen bedeutende Ge\cenfe. So ließ Alish Pascha in Silistria unter die Konstantinovler Frei- willigen 300 Paar Bundschuhe und 3009 Piaster vertheilen. Numänien. Bukarest, 5. August. (W. T. B.) Das gesammte Ministerium hat in Folge des geftrigen Kam- merbeshlus}ses, betreffend die Aufrechterhaltung der Anklage gegen die früheren Minister, seine Entlassung eingereiht. Der Fürst hat dieselbe angenommen. Das neue Kabinet wird wahrscheinlih noch heute von Bratiano oder Joan Ghika gebildet werden.
Nußland und Polen. St. Petersburg, 3. August. An den Manövern, welhe in den lezten sechs Jahren in Krassnoje-Sselo alljährlih abgehalten worden, betheiligten fh aus\{ließlich nur Landtruppen. Wie nun der „Golos* erfährt, soll in diefem Jahre auch die Flotte zur Theilnahme heran- gezogen werden und fih zu diesem Zwecke auf der Rhede von Kronstadt versammeln, Von hier aus wird eine Truppenlandung bewerkstelligt werden, und zwar in der Art, daß Warinefoldat.n in Bôten die Newa bis Ust-Ishora hinaufgehen, hier landen, die daselbst stehende Garde angreifen und diese auf Krafsnoje= Sselo zurückwerfen. Die Erlauhten Gäsie des Kaiserhofes wer- den diejem Manöver beiwohnen,
Schweden uud Norwegen. Stockholm, 2. August. Aus der Kanzlei des Königs hat die heutige „Posi- och Inr. Tidn.“ folgende Mittheilung erhalten: Der König hat unterm 15, Juli den Vorschlag der franzöfishen Regierung genehmigt, daß der Handelstraktat zwischen den vereinigten Reichen und Frankreich, welher zum 25. März 1877 gekündigt worden ist, falls die Unterhandlungen wegen einer neuen Uebereinkunft nicht vorher abgeschlofsfen worden find, über diesen Zeitpunkt hinaus und bis eine neue Uebereinkunft abgeshlofsen und in Kraft getreten ist, Gültig- keit haben soll, jedoch mit dem Vorbehalt, daß in jedem Falle eine Einschränkung in den Begünstigungen, welhe dur ‘den Handels- und Schiffahrtstraktat den Vereinigten _ Reichen zugesichert find, die in dieser Hinsicht jezt geltenden Bestimmun- gen nit früher ablöfen darf, als zwei Monate von dem Tage an, wo der Beshluß wegen einer \olchen Veränderung der AlU- gemeinheit hat bekannt gemaht werden können.
Asien. Singapore, 13. Juni. Die in meiner Mit- theilung vom 18. März d. I. erwähnten Vorstellungen gegen das im Königreih Annam bisher bestehende Ver-
bot der Ausfuhr von Rohfeide und Reis find von Erfolg begleitet gewesen. Seit einiger Zeit hat die annamitische Regie- rung jenes Verbot aufgehoben, und da die gedachten beiden Artikel die Haupterzeugnisse der dem Weltverkehr er- öffneten Provinz Tongking ausmachen, so wird diefe Maß- nahme für den Handel des Landes von hoher Wichtig- keit sein. Cbenso wird gemünztes Gerd nit mehr als Waare behandelt und kann deshatb zollfrei ein- und aus- geführt werden. Die Lootsengebühr von der See bis zu dem Hafenplaz Haiphong und in umgekehrter Richtung ift ür Segel=- \hife auf 15 Dollars per Meter Tiesgang ermäßigt worden. Für Dampfschiffe und bugsirte Segler dagegen if die Gebühr nah wie vor 10 Dollars per Q Tiefgang. Es find zwei eprüfte Lootsen angestellt worden. S E: Die frühere Mrtgade, daß fich 430,000 Chinefen in der Provinz Tongking befänden, deruht anf emem Streibfehler. Für „Chinefen“ ift „Christen® zu lesen. Die cinesishe Be- völkerung wird auf 60,000 Köpfe gesagt.
Afrika. Aegyptzn. Kairo, 4, August. (W. T. B.) Die zum Abmarfch nach der Dür kei bestimmten ägyptischen Streitkräfte werden im Ganzen die Stärke von 9009 Mann nicht überfchreiten. Cs werden nämlih dozthin gzso.ndi werden 2 4 Regimenter Infanterie, 1 Kavallerie-Regäanent uad 2 Batterien.
Nr. 14 des Archivs für Post und Telegra phie (Beijeft zum Amtsblatt der Deutschen Reihs-Post- und Tel egraphenverwal- tung) hat folgezden JInzalt: Aktenstücke und Aufhe : Das britische Post- und Telegravhenwesen im Jahre 2874. Die Z.eitungen und dia Post (Schluß) Telegrayhie ohne Draht. Oftindier1s Handeléverkehr
und seine Mittel. — Kleine Mittheitungen: Zaw1 Postverkehr auf den eljässishen Bahnen. — Die deutfche Spradde auf der Weltaus- stellung in Philadelphia, — Persishes Pestweep. — Pfennig oder
Pfennige. — Zeitschzisten-Ueber]chau.
Kunft, Wissenschaft und Literatur.
Der „Chronik des germanis@en Museums“ vom
15. Juli 1876 entnehmen wir folgende Daten: _Die früher gegebene Zusage der Stiftung eines Fensters hat das hiesige Lokal-Comité des XIL deutschen Juristentages durch Uebergabe von 420 # 56 -
Seit heute ift die Verb““zoung zwisten Trebinje und
erfüllt. Vou Seite der Freiherrlih v. Riedeselscen „Gesammtfamilie sind für Stiftung eines Fensters 857 4 (500 Fl ) zuge(crgt Men E Herstellung des leßten Fensters im Saale ver deutizen Reichsftädke um | 300 f. bat Herr Fabrikbesiß- r Mahla in Nürnberg übernommen, so daz [ nunmehr die Reihe von 17 Grau in Grau auszuführenden Glas-