1876 / 200 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 25 Aug 1876 18:00:01 GMT) scan diff

kaum hoffen durfte. Bei Abgang der diese ¡Vorfälle hierher meldenden Depesche des Kaimakams von Rethymno war diese Stadt noch in größter Aufregung. Bei 800 Türken kampirten bewaffnet in den Straßen, während die Chriften fich theils in ihren Häusern verbarrikadirt haben, theils in das Gebirge ge- flüchtet sind. Reouf Pascha berief Hobart Pascha hierher, um fich mit ihm zu berathen. Gleichzeitig wurde um Truppens sendungen in Konstantinopel nachgesucht. Man besorgt, an der Schwelle einer ernsten Bewegung zu stehen,“

Nußland und Polen. St. Petersburg, 23. Auauft. Nah einem Telegramm, das der Ober-Commandeur der Flotte und Hâfen des s{hwarzen Meeres erhalten, wird Ihre Majestät die Kaiserin am 1. September aus Zarskoje Ss\elo nach der Krim abreisen und am 4. September in Ssewastopol eintreffen, wo die Yachten „Livadia“ und „Eriklik*“ in Bereitschaft geseßt werden. Die Ankunft Sr. Majestät des Kaisers von Bra- filien wird nah einem Telegramm, das der brafiliauishe Ge- sandte am hiesigen Hofe geftern empfangen, erft am Montag den 28. August erfolgen.

Man \{-eibt der „Mosk. Ztg. aus Wladiwosock, daß in der lehten Zeit eine ziemlich ansehnlihe Einwanderung von Bewohnern von Korea in die rusfishen Besizungen im äußersten Orient stattgefunden hat. Der Korrespondent begrüßt diese Einwanderung mit Freuden, da die koreanishen Kolonisten im Allgemeinen arbeitsam und tüchtige Landwirthe sind, sich leiht an die Gebräuche und Lebensweise der Russen an- ließen, und endlih ihre Bekehrung zum Christenthum, wie es scheint, keine zu großen Schwierigkeiten bietet.

25. August. (W. T. B.) Der von England erfolgten Abmahnung der Pforte, Bashibozuks zu verwenden, ftand cin gleicher Schritt der i: rei Kaisermächte zur Seite. Oesterrei hat noch besonders auf die Schwierigkeiten hinge- wiesen, die bei Verlegung des Kriegsshauplaßzes in die Nähe des öôsterreihishen Grenzgebietes durch massenhafte Flüchtlings- Übertritte entstehen und ODefterreih direkt berühren würden.

Schweden uud Norwegen. Stockholm, 23. Augufi. Se. Majestät der Kaiser von Brasilien besuchte vorgestern in Begleitung des hiefigen französishen Gesandten und des Dr. H. Hildebrand das Nationalmuseum, die Riddarholmskirhe und mehrere öffentlihe Sammlungen; geftern machte derselbe einen Ausflug nah Upsala. Se. Majestät der König, welcher geftern von dem Flottenmanöver zurüfkehrte, fiattete heute dem Kaiser im Gra d Hotel einen Besuch ab. Der s{chwedi\ch{- norwegishe Gesandte am Berliner Hofe, Freiherr v. Bildt, if zu einem mehrtägigen Aufenthalte hier angekommen. Am 12. d. M. wurde die vollendete Strecke der Drontheim-StöÖ- ren-Bahn, die nördlihste Eisenbahn Europas, bis zu der Bergstadt Röros zum ersten Male mit der Lokomotive befahren.

Dänemark. Kopenhagen, 24. August. Die König- lihe Familie traf gestern früh 83 Uhr im besten Wohlsein auf der Rhede von Rönne auf Bornholm ein und besuchte im Laufe des Tages die Ruinen von Hammershus und kehrte gegen Abend über Sandvig und Alinge nah Rönne zurück. Heute werden in Rönne mehrere Festlichkeiten ftattfinden, nah deren Schluß \ich die Königsfamilie einshifft, um morgen früh die Rücdckreise hierher anzutreten. In den erften vier Monga- ten des Finanzjahres 1876/77 haben die Einnahmen aus deu Zöllen, der Branntweinsteuer und den Schiffsabgaben 7,948,056 Kronen gegen 8,600,342 Kronen im gleichen Zeitraum des Vorjahres betragen, mithin 652,286 Kronen weniger. Die Kriegssteuer brahte im genannten Zeitraume 1,197,121 Kronen gegen 1,318,347 Kronen im Vorjahre ein. Die Mindereinnahme dieses Jahres beträgt mithin 773,512 Kronen.

Amerika. New-York, 25. Kugust. (W. T. B.) Der Vertrag mit Rothschild und einem Syndikat hiefiger Banken wegen Emittirung einer 43% Anleihe von 300 Millionen Dollars i| nunmehr definitiv abge\chlossen. Es i| zu- nâhst ein Betrag von 40 Millionen zu pari mit einer 4% Kommisfion feft übernommen.

(A. A. C.) Ju Utah besorgt man den Ausbruch einer Revolution unter den Mormonen im Falle des Ablebens Brigham Youngs. Brigham junior und Ioseph F. Smith, ein Neffe des ersien „Propheten“, find beide Kandidaten für die Nawhfolgerschaft und während das jezige Haupt der Mormonen- kirhe unzweifelhaft ersteren begünstigt, werden die Ansprüche des Legteren von einer sehr mächtigen Partei unterstüßt. Im Falle eines Zwiespalts wird Smiths Opposition gegen die Vielweiberei ihm einen sehr wesentlihen Vortheil über den direkten Abkömm- ling des gegenwärtigen „Propheten“ gewäzren.

Mexiko, 26. Juli. Der Präsident Lerdo de Tejada hat ein Dekret erlassen, dur welches eine neue außer- ordentliche Abgabe auf alles Eigenthum im Werthe von über 3000 Doll. und auf fkaufmännische Wechsel gelegt wird; doch soll dieses Dekret guf diejenigen Staaten keine An-

wendung finden, in welhen seit dem 1. Juli 1875 Extra-Kon- tributionen erhoben worden find, deren Betrag der dur dieses Dekret auferlegten Steuer gleihkommt, oder diesel5e übersteigt. Gegen Porfirio Diaz, welcher fih in Oaxaca befindet, hat fich in Ixtlan eine Contre-Revolution organifirt.

Afien. Japan. Die „Japan Mail“ vom 10. Juli meldet: Der Premier-Minister hat eine wihtige Verfügung erlassen, welhe die Wirkung haben wird, die Tortur in Kriminalprozeduren abzuschaffen. Ein anderer ministe- rieller Erlaß erklärt, daß die Veröffentlihung irgend eines Artikels in einer eingeborenen Zeitung, der dazu angethan ift, den Frieden der Nation zu ftören, mit der Suspension dieses Journals nah der Diskretion des Minifteriums für innere Angelegenheiten bestraft werden wird. Es verlautet, daß die Beamten im ganzen Reiche in Kurzem angewiesen werden sollen, ausländische Tracht anzulegen, und allen Männern das Tragen der Zöpfe verboten werden wird.

Afrika. (A. A. C.) Der in Madeira angekommene afrikanishe Postdampfer „Walmer Castle“ bringt bis zum 4. ds. reihende Nachrichten vom Cap der guten Hoffnung über den Kaffernkrieg. Darnath besiegten 150 Boers eine Streit- macht von 2000 Kaffern. Viele große und kleine Häuptlinge der legteren haben fich unterworfen. Die Goldfelder find gänz- lih abgeschnitten.

(W. T. B) Aus Cape Coast Caftle in London am 24. d. M. eingegangene Nachrihten vom 2. d. M. bestätigen, daß der König von Dahomey alle dort befind- lihen Europäer in Wydah gefangen gesezt und ihr Privat- eigenthum weggenommen hat. Dies und seine Drohung mit Krieg8vorbereitungen und mit Niedermahung aller Europäer hatte große Unruhe hervorgerufen.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des statiftishen Bureaus der Stadt Berlin find bei den iefigen Staudesämtern in der Woche vom 13. August bis inkl. 19, August zur Anmeldung gekommen: 156 Eheschließungen, 821 Lebendgeborene, 35 Todtgeborene, 729 Sterbefälle.

Der „Economistefrarçais*" veröffentlicht eine Studie von Léonce de Lavergne über den Bevölkerungsstand in Frankrei. Derselbe hatte jederzeit nur largsam zugenommen, von 1851 bis 1856 war er ganz ins Stocken gerathen, dann hatte si bis 1870 das Verhältniß zwishen Geburten und Todesfällen wieder günstiger gestalte. Unmittelbar nach dem Kriege ergab sich abgesehen von dem Verluft von Elsaß-Lothringen eine Abnahme von 550,000 Seelen, das Jazr 1872 wies eine unver= hoffte Zunahme von 172,936 Geburten auf, aber dieses Ver- hältniß bewährte sich in der Folge nicht. Schon im Jahre 1873 betrug der Ueber|{chuß der Gebur!en über die Todesfälle (946,364 gegen 844,588) nur noch 101,766. Während diescs Jahrgangs über- stieg in 25 Departements die Zahl der Geburten diej-nige der Todesfälle und auffallender Weise steht urter den Gegenden, die fid dermsßen aus8zeichneten, die reihe und fruchtbare Normandie (Calvados mit 2071, Seine-Inferieure mit 1823 die Geburten über- steigenden Todesfällen) voran, indessen die armen Pyrenäendeparte- ments und die Bretagne sih durch das Gegentheil hervorthun. Der Autor Léonce de Lavergne dringt auf eine genaue Untersuchung der Ursachen dieser für das Land so nachtheiligen Entvölkerung, der er die Zunahme der Bevölkerung Deuts{chlands und Englands um dur- schnittlich je 400,000 Seelen {ährlich gegenüberstellt.

In Norwegen erscheinen zur Zeit 178 Zeitungen und Zeitschriften, wevon 70 in Chriftiania. Eine Zeitung erscheint 7 Mal wöhentlich, 14 6 Mal, 1 5 Mal, 1 4 Mal, 14 3 Mal, 46 2 Maf, 45 1- Mal, 7 monatlich 2 Mal, 35 1 Mal 2c. Der {ährlihe Abonnementspreis für ein Exemplar von sämmtlichen Zei- tungen und Zeitschriften beträgt etwas über 250 Spezies.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der Professor der Jurisprudenz, Geheime Justiz - Rath Dr. Karl Witte in Halle, der bekannte Ueberseßer und Erläuterer Dante's, hat am 20. d. Mts. sein 60jähriges juristishes Dofktor- Jubiläum gefeiert.

Der Physiker Wilhelm Weber wird, der „Elberf. Ztg.“ zufolge, am 26. d. M. das fünfzigjährige Doktorjubiläum begehen.

Der Prof. Dr. A. Bastian, der fich im Frühjahr 1875 zu Forschungen, Sammlungen 2c. auf dem Gebiete der Ethnologie, Ethnographie u. #. w. nach Centcal-Kmerika begeben und im weitern Verlauf seiner Mission auch Theile von Süd- und Nordamerika be- reist hatte, ift am vergangenen Sonntag wieder hier eingetroffen.

—.Dr. Hubert Beckers, Professor an der Universität zu München, von welchem im vorigen Jahre, zum hundertjährigen Ge- burtstage Schellings eine Festschrift ersien, hat vor Kurzem bei Sinfterlin in München ein von ihm zuglei gedichtetes und in Musik geseßtes „Deutsches Reichslied* herausgegeben. Prof. Beckers ift bereits früher auf musikalischem Kunstgebiete hervorragend thätig gewesen als Verfasser eines großen musikali\chen Quellenwerkes, welches in den Jahren 1845—47 unter dem Titel „Canti-a spiritualia oder Auswahl der schönsten geistlichen Lieder älterer Z-it* und spâter in mehreren Auflagen bei Cotta in München erschien.

Land- und Forstwirthschaft.

Aus dem Elsaß wird Mitte August geschrieben: Die Ge, treideernte ist nunmehr und in allen Getreideacten, was die Köcner betrifst, über Erwartea gut ausgefallen. Von großem Vortheil war es, daß während der ganzen Erntezeit beständig gutes Wetter herrs{te, so daß die Frucht im besten Zustande in die Scheunen ge!angt ift. Auf der ander.n Seite hat freilich der seit etwa 6 Wochen gänzl'h auëgeblie, bene Regen ret nachtheilig auf die Futterkräuter gewi: kt. Grummet wird es nur an Bachwiesen geben und auch nur soweit, als die Bäche nicht vertrocknet sind. Die Kleefelder sehen recht kläglich “aus; nit minder leiden auch die Rüben und Kartoffeln sehr unter der übe-, mäßigen Hiße und der damit verbundenen Trockenheit ; doch käme ein reihliher Regen hier noch zur rechten Zeit, ebenso für das Wechsel, korn. Das Gemüse, welches voch vor einem Monat in rei, liher Menge und zu billigem Preise zu haben war, ist um dag Doppelte theurer geworden, Die Weinbergsbesißer fürchten, daß die lang andauernde Dürre die Beeren nicht zur- vollen Entwickelung bringen und daher der Menge einen großen Eintrag thun möchte. Indeß dieser Schaden läßt sich leiht ertragen; was etwa an Menge fehlen sollte, das wird ficherlich durch die größere Güte erseßt weiden. In leßterer Hinsicht find die besten Hoffaungen vorhanden, fo daß vorausficktlid der elsässer Wein einen noch größeren Absaß n Deutschland finden wird, als bisher.

Setwerbe und Handel. Zum „Konkordat der \chweizerischen Notenbanken* bringt die „N. Z. Z.* folgenden Artikel : Von den 32 Geldinstituten, welche bis jegt in der S&weiz Banknoten ausgegeben haben, sind 12 nit im Konkordat inbezrifen. Wir stellen fie hiernach zusammen mit Angabe der Summe von Noten, w-lche von diesen Banken zu Ende des Jahres 1875 im Umlauf waren:

Name der Bank:

Bank in Luzern

Leibkasse Glarus

Kantonalbank

Kantonalbank

Banca cantonale

Barca della Syvizzera italiana

Banque populaire de la Gruyère

Caisse hbypothècaire de Fribourg

Banque populaire de la Broye

Crédit agricole et industriel de la Broye

Caisse d'amortissement da Cautoa

Crédit Gruéyrien

Noten im Umlauf zu Ende 1875:

9,806,330 300,000 3,927,940 1,929,590 1,473,070 329,355 145,800 152,200 11 630 133,160

393,000 166,260

14,864,335

Die Gesawmtsumme des Notenumlaufs der 32 Banken belief sich zu Ende 1875 auf Fr. 85,765,225; das Konkordat würde somit ungefähr è des Gesammtumlaufs an Noten umfassen. Jedoch if dabei in Betracht zu ziehen, daß für Noten von weniger als 50 Fr, die kenkordatêmäßige Einlösungspflicht nicht besteht; wir wissen nidt, wie viele Noten von 20 oder 10 oder gar von 5 Fr. in Umlauf sind,

Um Verwechselungen vorzubeugen, heben wir hervor, daß die „Bank in Glarus“, die „Bank in St. Gallen“, die „Bank für Graubünden“ und die „Bauque cantonale fribourgeoise“ dem Kons kfordat beigetreten sind.

Verkehrs: Anstalten.

Ueber den Eisenbahnbau in Californien berichtet die „New-York. Hd. Z.": Zu keiner Zeit ist der Eisenbahnbay im biesigen Staate energischer betrieben worden; als es gegenwärtig der Fall ist. Der wichtigste derartige Bau ift die Vellendung der Southern Pacificbabn bis zum Colorado River. Die Soutbem Pacificbahn besteht zur Zeit aus drei getrennten Stücken. Erstens die Bahn von San Fravnciéco nach Soledad, zweitens die Bahn von Goshen nah Caltente und drittens die Bahn von San Fernando via Los Angeles nach FIndian ‘‘Wefls, Diese Fragmenie sollen allmählich vereiniet werden und dann eine ununterbrochene Bahnverbindun : bis zum Colorado River bilden. Die Oregon-Eisenbahn wurde auf dem linken Ufer des Safra- mento hivauf bis Reddina gebaut und jeßt ist eine Bahn auf dem rechten Ufer ven Woodland bis Red Bluff im Bau begriffen und bereits bis Williams, einer neuen Eisenbahnstadt, 7 Meilen von Colusa, im Betrieb. Die Galt und Jone-Eisenbahn, nach den Jone-Kohlenfeldern gebaut,- ist bereits nivellirt und erwartet man die Unkunft der Schienen. Am 20. soll die Apill und San Luis Obispo schmalspurige Bahn eröffnet werder, welche beftimmt ist, die Produkte von Santa Maria - Valley nah dem Landungsplaß zu bringen An der schmal- spurigen Bahn von Dumbarton nah Santa Clara und San Jose wird fleißig fortgearbeitet. Diese Bahn soll na und na bis Sazta Cruz fortgeseßt und mit den dortigen Eisenbahnen in Verbindung gebracht werden, Die Rorth Pacific Coast Eisenbahn ist jeßt etwa bis 10 Meilen hinter Tomales fahrbar und foll bis Herbit den Russian River erreihen. Der seit Jahren {on begonnene Bau der Bahn von Bantas über Martinez nat Oakland ift vorigen Monat wieder aufgenommen worden. An dem Tunnel für die sc{malspurige San Rafael und Petaluma Eisenbahn sind 60 Mann Tag und Nacht beschäftigt und sind etwa 275 Fuß diescs Tunnels fertig

Kanton:

Luzern Glarus

St. Gallen Graubünden Tessin

Freiburg

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Paris, Freitag 25. August, Morgens. Die Personen, welche am 15. d. wegen Demonstrationen zu Gunsten des Kaiser- thums verhaftet worden waren, find zu mehreren Tagen Ge- fängn ß verurtheilt worden.

Berlin, den 25. August 1876.

Die Gröffnung der permanenten Berliner Bau-Aus- stellung, Wilhelméstraße 92/.:3, wird am Sonntag den 27. d. M.,, 12 Uhr, erfolgen. Die Ausftellung bleibt die erften drei Tage für einzelne besonders interessirte Vereine reservirt, ist aber von VWiittwoch ab dem Vesuce des Publikums zugärglich.

Gotha, 24. August. (Goth. Ztg.) Sozialistenkongreß. In der Sitzung vom 22. wurde die Berathung über Feststellung der sozialiftishen Kandidaten für die nächsten Reichêtagäwablen fortgeseßt. ZUu der ferner auf der Tageéorduuna stehenden „Parteipresse* wurde zunächst beschlossen, die beiden Parteiblätter „Volksftaat" und „Neuer Soialdemokrat“ in ein einziges Centralblatt zu ver- \chmelzen, welches in Leipzig vom 1. Oktober d. J. ab zu erscheinen habe. Zum Sit der Centralbebörde wurde Hamburg vorgeschlager und an- genommen und eine aus 7 Personen beftehende Beschwerde- und Kontrolkommission mit dem Site in Berlin gewählt. Die Diäten für die Reichstagsabgeordneten wurden für dic in Berlin wohnhaften auf tägli 9 Á und für die auswärtigen auf 12 A festges bt und tea Agitateren ein monatliher Gehalt von 135 4 nebst Reisekosten- V?rgütung von 1 Æ bis zu 15 M bewilligt. Darauf wurde der Kongreß geschlofsen.

Der „Wes. Zig.* wird gemeldet: Helgoland, 24. August, Mittags. De: Dampfer „Tunstall“, am 23. August von Ham- burg nach Sunkterland abgegangen, ift soeben Angesichts Helgoland gesunken. Bon der Mannschaft des Dampfers sind 17 Personen ge- rettet, sonst ist nichts geborgen. Der Untergang ift angebli durch einen p16 lichen rneklärlihen Leck erfolgt, welcher das Sciff unlenk- bar und He'goland ¿u erreichen unmöglih machte. Die Mannschaft -wird hier Protest noticen und morgen nah Hamburg abgehen.

In W. Berndts Kunftverlag zu Dresden sind jeßt Po st - Korrespondenzkarten mit Genrebildern in feinem ate ayf der zum Schreiben bestimmten Seite erschicnen. Uns liegen zwölf

vershiedene Muster vor. 25 solcher Karten, welche sich zu Glückwün- fün E Ie besondere Gelegenheiten vershiedenster Art eignen, osten 1

„Bayreuth, 23. Auguft. Die wohlgelungene Aufführung der „Götterdämmerung“ beschloß den zweiten Festspiel- Cyklus. Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklenburg und Se. Hoheit der Herzog von Meiningen waren anwesend. Nach Scluß; der Vorstellung erhob sich anhaltender Applaus. Wagner ershien und dankte der Versam:nlung.

Bäder-Statistik.

Arultadd bis: 9. A Baden bis 21. August (eins{l. der Durhreisenden) D A Blankenburg bis 4. August …. i: Borby (Etckernförde) bis 31. Jui . Borkum in der Nordjee bis 16. August . Gs V5 10 E Elgersburg bis 5. August . Elmen bis 14. August . Elster bis 15. August Ems bis 20. August , , Flins8berg bis 15, August . E bis 31. Juli . s j

FOURNOAD S 10. Sriedrihsroda und Reichardtsbrunn bis 30. Zuli . Gastein bis 15, August . S Georgenthal bis 5. August Glüdcksburg bis 31, Juli

elgolund bis 15. August . JZlmenau bis 31. Juli .- . Karlsbad bis 15. August . s e R Königstein (Schweizermühle und Königsbrunn) bis 13. August

¿c 300 . 29047 840 988 308 1000 2783 565 1662 3700 8226 758 E! . 6000 . S000 . 2500 240 693 2500 1012 1700 477 498

über

1865 4400 367 1012 1700 2000 1700 3000 2250 3598 2967 ¿224 MHI , 11244

200

2670

3220

Kösen bis 13. August . Landeck bis 18. August . Langenau bis 11, August Liebenstein bis 29. Juli . Lippspringe bis 15. August Marienbad bis 15. August St. Moritz bis 15. August Nauheim bis 15. Auugft . Metlenahr bis-15. Aut: a E i 25 S Norderney bis 11. August (eins{l. der Durchreisenden) . . ca. WVabaliat Vis: 18 E S E Polzin bis 14. August . AonIen bis 12. August

astenberg bis 31, Juli Rebme bis 15. August . Reichenhall bis 15. August Reinerz bis 15, August Salzungen bis 31. Zuli . Schandau bis 12. August... Scharbeuß (Schwartau) bis 31. Juli . Scheveningen bis 15. August . Ó Stadtsulza bis 31. Juli Groß-Tabarz bis 31, Juli Tepliß bis 15. Auaust Thal bei Ruhla bis 10. Augu ZeNetialnd Vie I E L Wiesbaden bis 19, August (eins{hl. der Durchreisenden) . Wab bis 12 Aut A e TDUT DiS S1 U 2 ines A

Redacteur: F. Prehm. Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W, Elsuer-

Vier Beilagen (einfchließlich Börsen-Beilage).

Berlin:

„¿ 200.

Deutsches Nei. Maß- und Gewichtswesen.

Nathträge zur Eihordnung vom 16. Iuli 1869. “7 nung vom 17. August 1868 erläßt die Kaiserlihe Normal- Eichungs-Kommission folgende Nahtragsbestimmungen zur Eich- Bundes-Geseßblattes.

Achter Nachtrag zur Eihhordnung. Zulässigkeit gleiharmiger Balkenwaagen mit gegabel- ten -Balkenenden zur Eichung und Stempelung be-

Zur Erledigung der in der eichamtlichen Praxis bervorgetretenen Zweifel über die Eichfähigkeit von gleiharmigen Baltenwaagen mit Gleicharmige Balkenwaagzin mit geg&belten Valkenenden sind zur Eichung und Stempelung, j:doch nur mit zugebßörigen Schalen „wenn fie die in 88. 31, 33 und 38 sub 1a. näher angegebenen allgemeinen Bedingungen der Stempelfähigkeit die gegabelten Balkenenden hinreichende Widerstandsfähigkeit gegen Verbiegungen besitzen ; telt wird; : die Länge der Mittelschneide nicht weniger als 0,6 der Länge an der Aufhängung der Schalen dicht unterhalb oder innerhalb der Gabelung der Balkenenden ein Schußbügel oder ein Schuß- Gegenstände an den Waagebalfken unter allen Umständen verhin- dert wird; Stellen der Waogeschalen eine verschiedene Angabe der Waage nicht erfolgt ; Last auf den Waagestalen noch eine inne:halb der vorgeschrie- Sofern Waagen der fragiichen Konstruktion auch den weiter- gehenden in §. 38 sub 2 der Eichordnung angegebenen Genauigfeits- Stempelung als Prâäcifienswaagen nit versagt werden. Zu §8. 34 und 35 und den Nachtragsbestimmungen zu den- (\. Cirkulare 7, 17 und 23). s Einrichtungen zum Wägen mit Laufgewicht und Skala __ „In. Betreff der Einrichtungen zum Wägen mit Laufgewicht und Skala (Schnellwaagen-Konstruktionen) wird hiermit in Erläuterung vierten und fünften Nahtrage zur Eicho: dnung, sowie in den zuge- hôcigen Ergänzungen zur Instruktion enthaltenen Vorschriften Fol- …, 1) Solche Einrichtungen zum Wägen mit Laufgewicht und Sfala (Shnellwaagen-Konsteuktionen}, bei denen Waagebalken Einstellung der Laufgewichtseinrihtung nur auf fefte Intervalle der Sfala, nicht eine gleihmäßig fortschreitende gleitende Bewegung der

Auf Grund des Artikels 18 der Maß- und Gewihhtsord- ordnung vom 16. Juli 1869 (besondere Beilage zu Nr. 32 des Zu §. 33. treffend.

gegabelten Balkenendén wird hierdurch Folgendes bestimmt: und Aufhängungen, zuzulassen, der Eichordnung erfüllen, und wenn insbefonder? : die Aufhängung der Schalen dur besondere Gebänge vermit- einer Endare beträgt; blech derart angebrat ift, daß eine Anlehnyng der zu wägenden troß einer Verschiebung des Gewichts cder der Last auf verschicdene bei de: ungünstigsten (excentrischen) Stellung von Gewicht und benen Grenzen liegende Empfindlichkeit vorhanden ist, anforderungen genügen, darf ihnen auf besonderes Verlangen die selben vom 6. Mai 1871, 25, Juni 1872 und 28. Zuni 1873 (Schnellwaagen-Konstruktionen) betreffend. und Ergänzung der in §. 34 der Eickordnung und im zweiten, gendes bestimmt: oder Laufschienen mit Kerbeinscnitten versehen sind, welche eine Laufgewichtseinrihtung und die Einstellung dersclben auf jeden belie-

bigen Punkt der Skala gestatten, dürfen zur Eichung und Steinpe-

lung nit zugelafsen werden.

E 2) Wenngleich bei den gewöhnlichen Schnellwaaggen (8. 34B. der CEichordnung), bei welchen die veränderlichen Stellungen einer Lauf- gewichtseinrichtung an der Skala die Angaben der gesammten Be- lastung der andern Seite der Waage? liefern, unbedingt und aus- nahmslos darauf gehalten werden muß, daß dem Laufgewicht ver- mittelst eines Gehänges eine Drehung um eine Stahischneide ermsg- liht sei, vermöge deren der Schwerpunkt des Laufgewichts stets ver- tifal unter einem Pankt der Hülse liegt, welcher einen unveränder- lichen Abstand von der Ablesungsmarke derselben hat, wird es zuläsfig sein, bei dec Anwendung von Laufgewichtseinrichlungen mit Skala in Verbindung mit D-zimal- oder Centésimalwaagen mit unveränderlicem Verhältniß der Hebelarme, der Laufgewihtseinrihtung, vermittelst derea nur Bruchtheile der B:lastung der Waage abgelesen werden, welche feines- falls über ein Zehntheil der größten zuläsfigen Belastung der Waage be- ragen dürfen (f. Alinea 3), eine einfacere Anordnung zu geben in

lolher Art, daß durch di: Form des Laufgewihts etwa einer ?

Kugel, eines Cyiinders oder dergleichen —, welches direft obne Hülse und Gehänge auf der Laufschiene aufsißt und bei möglichs geringem Spielraum entweder mit cirer Preßfedec gegen cine Seite derselben angedrückt wird, oder durch eine unveränderlich mit dem Gewicht ver- bundene Preßschraube angedrückt werden Tann, der Schwerpunkt des Laufgewicßts nahezu in die Mittellinie der Laufschiene fällt. __3) In Betreff der im Cirkular 28 vom 28. Juni 1873 zu d. 34 und 35 der Eichordnung erlassenen Beftimmung, nah welcher der größte Gewichtswerth, welcher von einer als Hülféeinrihtung einer Waage dienenden Laufgewichtsskala angegeben wird, den zwan- zigsten Theil der g1ößten zuläisigea Belastung der betreffenden Waage uiht übersteigen darf, wird hierdurch der Nachlaß gewährt, daß, wenn dieser zwanzigste Theil den Betrag von resp. 5 Kg., 50 Kg: 200 Ko. u. f. w. errcit oder übersteigt, aber fleiner ist als resp. 10 Kg., 100 Kg., 1000 Kz. u. f. w., eine Erstreckung der Angaben der betreffenden Laufgewichts{fala bis zu resp. 10 Kg, 100 Kg,, 00 Kg. u. s. w. im Zuteresse der Erleichterung und Sicherung der Aufsummirung der Angaben der Waage zulässig sein soll.

Zu §. 71.

Abänderung der im Anschluß an §. 71 der Eihordnuns Unter Nr. 6 Alinea 1 des Cirfulars 6 vom 21. April 1871 erlassenen Bestimmung über die Prüfung und Be- Slaubigung vonNormalen des Alkoholometer, Therm o- Alkoholometer und Thermometer betreffend.

Die unter Nr. 6 Alinea 1 des Cirkulars 6 vom 2L April 1871 erlassene Bestimmung über die Prüfung und Beglaubigung von tormalen des Alfoholometer, Thermo-Alkoholometer und Thermo- meter wird hierdurch dahin abgeändert, daß die Prüfung und Be- glaubigung der bezeichneten VNormalinstrumente, auch derjenigen, welhe für andere als Eichungsbehörden und für Private beftimmt (nd, faraR auss{ließlich durch die Normal-Eichungskommission er- olge: soll, Erlaß, betreffend die Zulassung von Neigungswaagen zur

ichung und Stempelung und zur Anwendung beim i Wägen von Eisenbahn-Passagiergepäck.

Um demselben Bedürfniß dcs Eisenbahnverkehr2, welches zum Erlaß der Vorschriften vom 25. Juni 1872, betreffend die Zulassung von Federwaagen zur Eihung und Stempelung Anlaß gegeben hatte, in erweitertem Umfange zu genügen, hat die Kommisfion auf Grund des Artikels 18 der Maß- und Gewichtsordnung vom 17, August

217 1 zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-An

Berlin, Freitag. den 25. August

1868 Neigungswaagen nah Maßzabe der folgenden näheren Bestim- mungen zur Eichung und Stempelurg und zur Anwendung bei der Wägung von Eisenbahn-Passagiergepäck zugelafsen.

E,

Allgemeine Konstruktion der Neigungswaagen

für Eisenbahn-Passagiergep ä ck.

Die Eigenthümlichkeit der im Hinblick auf die besonderen Um- stände, unter denen Wägungen von Eisenbahn-Passagiergepäck statt- finden, zur Eichung und Stempelung zuzulassenden Neigungs- waagen besteht darin, daß die Bemessung der Schwere der Last nicht durch Auflegen eines gleich schweren oder in bestimmtem Maße verjüngten Gewichtes geschieht, sondern dadurch, daß die durch verschiedene Beschwerungen des Last-Hebelsystems bewirkten Verschiedenbeiten der Lage (Neigung) des mit einem konstanten Gegengewicht beschwerten Gewichtsarms des Haupt Wink-lhebels gegen die Vertifale durch geeigneie Führungen vermittelst Zahnstange, _Ge- triebe und beweglichen Zeiger auf ein mit fortlaufenden Gewichts- angaben versehenes Zifferblatt derart übertragen werden, daß der Zeiger bei derjenigen Gewicht8angabe des Zifferblaits“ fich einstellt, welche dem jed:smaligen Gewichtswerthe der Belastung entspricht.

Die Vortheile dieser Art der Wägung sind ganz dieselben, welche im §. 1 des Erlasses vom 25. Juni 1872 zu Gunsten der Feder- waage für Eisenbahn-Pafsagiergepäck aufgeführt worden sind.

Die Nachtheile des Konsftruktiontsystems, welche diese Vortheile der Bequemlichkeit und Schnelligkeit bei Weitem überwiegen, wo es ch um gleihmäßigere und genauere Wägungsr-sultate, als sie für den hier in Rede stehenden Zweck erforderlich sind, handelt, bestehen darin, daß, sobald die zur Erfüllung der Gleichgewichtsbedingungen bei jeder Belaftung erforderlihe Winkeltewegung des Hebelsystems auch zur Drehung chcines- Zeigerwerks benußt wird, Widerstände gegen die reinen Winkelbewegungen des Hebelsystems eingeführt werden, welche leiht bewirken können, daß dasselbe au in Folge von fleinen veränderlichen Hemmungen an dem Zeigerwerk oder von fonstigen kleinen Störungen in einer anderen Lage als der dem jedesmaligen Belaftungsverhältnisse | entsprechenden zur Ruhe kommt, und daß überhaupt die Mängel der i mechaniscen Ausführung von Drehurgsbewegungen größeren Winkel- | betrages, wie sie im Allgemeinen bei Neigungêwaagea zugelassen werden müssen, fowoltl die Empfindlichkeit solher Waagen als die Zuverlässigkeit und Beftändigkeit ihrer Leistungen so weit herabseßen, daß sie nur fehr geringen Anforderungen zu genügen vermögen, wäh- rend bei denjenigen Waagen, bei welchen man das Gewicht der Be- lastung aus der Sc@were der zur Herstellung einer und derselben Gleihgewichtslage erforderlichen Gegengewichte ableitet, die unver- meidlichen Störungen des freien Spiels von Drehungen im Allgemei- nen innerbalb eines kleineren Winkeibetrages und deéhalb in viel ge- ringerem Maße auftreten.

8. 2

| Besondere Vorschriften über die Beschaffenheit der zur Abwägung von Eisenbahn-Passagiergepäck zuzulassen- den Neigungswaagen.

Die zur Eichung und Stempelung zuzulassenden Neigungswaagen für Wägung von Eisenbahn-Passagiergepäck müssen an ersihtlicher Stelle etwa in der Nähe des Zifferblattes ein Schild tragen, auf welchem in deutliher Schrift die Bezeichnung „Neigung8waage für Eisenbahn-PaffsagiergepäÆ“ enthalten ift.

Die Zifferblätter der Neigungêwaagen müssen nach Kilogramm eingetheilt sein, und dasjenige Intervall der Zifferblatteintheilung, welches einem Unterschiede der Belastung von einem Kilogramm ent- spricht, darf nicht kleiner sein als 5 Millimeter.

Die Hebelverbindungen der Waage müssen den allgemeinen in der Eichordnunz und der Instruktion für die Beschaffenheit der | Drehungseinrichtungen. an Waagen aufgestellten Vorschriften bezüglich der Anordnung, Gestalt und fonstigen Beschaffenheit der einzelnen ¡ Theile entsprechen; -auch muß die Waage eine Arretirung be- fißen, dur welche die Drehungs- und Abléesungseinrihtungen vor der Wirkung der Stöße beim Aufbringen von Lasten thunlichst bewahrt werden. Die Waage muß ferner mit einer Vor- richtung versehen sein, durch welche die Wirkung des sogenannten schädlichen Raumes zwischen den Zähnen der Zahnstange und des Getriebes am Zeigecrade beseitigt wird, z. B. gewicht, welches das Zeigerrad so zu drehen sucht, daß die Zähne feines Getriebes sih stets in derselben Weise an die der Zahnstange anlegen.

Endlich muß eine ang2messene Regulirungzeinrihtung für die sichere und -bequeme Ausführung der von Zeit zu Zeit mittelst geeihter Gewichte zu bewirkenden Richtigstellung der Angaben des Zifferblattes der Waage, sowie ein Pendelzeiger zur Sicherung der- jenigen Stellung der Waage gegen die Vertikale, in welcher die Eichung derseiben erfolgt ist, vorhanden sein,

8 3,

Prüfung der Neigungswaagen,

Die Prüfung der Neigungswaagen hat mittelst geeihter Gewichte in der Weise zu erfolgen, daß diz Waage zunächst bei der größten von ihrem Zifferblatt angegebeuen Belastung vermittelst der Regu- lizungéeinrichtung auf der dem Gewichtêwerth der Last genau ent- sprechenden Stelle des Zifferblattes zum Einspielen gebracht wird, In dieser Stellung muß der Zeiger der Waage eine Veränderung der Angabe am Ziffexblatt deutlich erkennen laffen, sobald auf der Brücke eine Veränderung der Belafiung im Betrage von 100 Graunm stattfiudet, i

Sodann wird bei der kleinsten Belastung, von welcher ab die genaue Eintheilung des Zifferblattes der Waage beginnt, untersucht, ob die Waage an der betreffenden Stelle des Z:fferblattes hinreichend richtige Angaben macht. Auch an dieser Stelle muß der Zeiger der Waage eine Veränderung der Angabe am Zifferblatt deutli er- fennen lassen, sobald auf dec Brücke eine Veränderung der Belaftung im Betrage von 100 Gramm ftattfindet, Der Fehler der Angabe des Zifferblattes bei der geringften von demselben angegebenen Be- lastung darf 100 Gramm nicht Üübersteig-n.

Hiecauf erfolgt diz weitere Prüfung der zwischen obigen beiden

Stellen liegenden Angaben des Zifferblaltes mit Anwendung geeicter Gewichtsftücke in der Art, daß bis zur größten Belastung nach ein- ander etwa 5 verschiedene Gewichtsbeträge aufgeseßt werden, für welche die entsprehenden Ablesungeu thunlichst gleihmäßig zwischen der kleinsten und größten Angabe des Zifferblattes vertheilt sind. Bei allen diesen Prüfungen muß die Waage die Gewichtswerthe, mit denen sie belastet ist, auf dem Zifferblaite innerhalb einer Fehlergrenze von 100 Gramzn angeben. 8. 4.

Stempelung der Neigungswaagen.

Die Stempelung der Neigungswaagen geschieht an solchen Stellen, an welchen die Befestigung des mit der Waage fest zu ver- bindenden Schildes, das die besondere Bezeichnung rNeigungswaage“ für Eifenbahn-Pafsagiergepäck* trägt, erfolgt ift und zwar auf den zu diesem Zweck in geeigneten Dimensionen herzustellenden Köpfen von kupfernen oder messingenen Schrauben nah Entfernungen des Einschnittes derselben.

Außerdem ist an einer passenden Stelle des Schildes oder der Verbindung des Schildes mit der Waage etwa auf einem Zinntropfen eine Stempelung auszuführen, welche neben dem Eichungsftempel die

Periodische Eihung der Neigungs8waagen.

Die Gültigkeit der Eichung einer Neigungswaage für Eisenbahnu- Baloliexgepae wird hiermit derartig eingeshränfkt, daß eine solche

aage rur dann als gehörig gestempelt zu betrachten ift, wenn die nach §. 4 gufgestempelte Jahreézahl der Eichung nicht um mehr als eine Einheit von der laufenden Jahreszahl abweicht. _

Hieinach is di: periodishe Erneuerung der Stempelung der Neigungswaage für Eisenbahn-Passagiergepäck auf Grund einer ex- neuerten jedeëmaligen Wiederholung der eihamtlichen Prüfungen des Zustandes der Waage die Bedingurg ihrer dauernden Zulässigkeit.

Bei den periodisch zu wiederholenden Pcüfungea sind im Allge- meinen die in §. 3 gegebenen Vorschriften zu befolgen; doch dürfen alsdann solhe Äbweichungen der Angäben der Waage von der Richtig- keit noch als zulässig angesehen werden, welche durch eine Zulage von höchstens 200 Gramm ausgeglihen werden fönnen. Ebenso darf die Empfindlichkeit hierbei a!s genügend betrachtet werden, wenn eine Veränderung der Belastung im Betrage von 200 Gramm noch eine ersichilihe Veränderung der Angaben des Zeigers hervorruft. :

Die Aufstellung der Neigungêwoagen für Eisenbahn-Passagiers gepäck darf nur in solchen Räumen oder in solhen gesonderten Raum- abtheilungen erfolzer, in welchen feine andecen Abwägungen als die von Eisenbahn-Passagiergepäck stattfinden,

8. 6. Eichgebühren.

Für die Eihurg und Stempelung einer Neigungswaage für

Eisenbahn-Passagiergepäck sind zu berechnen: bis zur größten Tragfähigkeit von 250 Kilogramm 1,00 bei eluex größeren Dragfähigleit «¿1,50

Eine Berichtigung solcher Waagen durch die Eichungzanitalt findet nicht statt. L

Für die Prüfung ohne Stempelung ist zu becehnen: bei Waagen bis zur größten Tragfähigkeit von 250 Kilogr. 0,80 bei Waagen von größerer Tragfähigkeit O a E10

Cr F, Sür den Eichschein ist folgendes Formular zu benutzen : Eichschein Xla, Nummer...

Für Neigungswaagen zu Eisenbahn-Pafsagiergepäck. find nahfolgend angegebene Neigungswaagen, nachdem fie innerhalb Der Na. 9. 2 DEE Grafe E e 187 2 zulässigen Abweichungen vorschriftsmäßig richtig befunden worden sind, geeicht und die beigemerkten tarmäßigen Gebühren berechnet worden.

Stückzahl _ i Tarmäßige der Tragfähigkeit, Gebühren. Neigungswaagen. á

Siam M e. am I (Stempel. ) (Unterschrift des Eichmeisters.) Berlin, den 19. August 1876. Kaiserl. Normal-Eihungs-Koummission. Foer ster.

Königliche landwirthschaftlihe Akademie Poppelsdorf in Verbindung mit der Rheinischen Friedrih-Wilhelms-Universität Bonn. Das Wintersemester 1876/77 beginnt am 16. Oktober d, F.

mit einem Gegen- j

Es mit den Vorlesungen an der Universität Bonn. Der | spezielle Lehrplan umfaßt folgende mi: Demoustrationen verbundene wissenschaftlihe Vorträge :

*Einleitung in die landwirthshaftlichen Studien: Direktor Prof. Dr, Dünkelberg. Allgemeine Viehzucht: Derselbe. *Encyklo- pâdie der Kulturte@nik: Derselbe. *Kulturtehnishes Konversa- torium und Seminar: Direktor Dr. Dünkelberg, Ingenieur Dr. Gieseler und Baurath Dr Schubert. Spezicller Pflanzenbau : Prof. Dr. Werner. Rindviehzuht: Derselb e. *Wirthscafts- Organisation und landwirthschaftlißbe Buchführung: Derselbe. Demonstrationen am lebenden Rind: Derselbe. Landwirthschaftliches Seminar: Direktor Dr, Dünkelberg und Prof. Dr Wecner. *Allgemeiner Pflanzenbau:; Dr. Havenstein. Demonstrationen im agronomisch-physiologischen Laboratorium: Derselbe. *Forft- benußung, Forstschuß und Taxation: Oberförster Prof. Dr. Borggreve. Obstbaumzuht: Akademisher Gärtner Linde- muth. *Unorganishe Experimental-Chemie: Prof. Dr. Freytag. Lndwirthschaftlihe Technologie: Derselbe. Chemisches Praktikum: Derselbe. *Pflanzen-Ernährung und Düngung: Dr. Kreus! er, Pflanzen-Anatomie und Physiologie: Prof. Dr. Körnicke. Phyfio- logische und mifroskopishe Uebungen: Derselbe. Naturgeschichte der Wirbelthiere: Geheimer Regierungs-Rath Prof. Dr. Troschel. Allgemeine Geseße des thierishen Stoffwechsels: Prof. Dr. Zunt. Thierpbyfiologishes Praktikum: Derselbe. *Mineralogie: Prof. Dr, Andrae. *Experimental-Physik: Ingenieur Dr. Gieseler.

*Physikalisches Praktikum und kulturtechnishes Zeichnen: Derselbe. *Mechanik der landwirth‘chaftlihen Geräthe und Maschinen: Der- selbe, *Terrainlehre: Derselbe. *Landwirthsaftliche Baukunde : Baurath Dr. Schubert. _*Wege- und Wasserbau: Derselbe. *Zeichnen - Unterricht: Derselbe. *Volkswirthschaftslehre: Prof. Dr. Held. *Landwirthschaftsrecht: Geh. Bergrath Prof. Dr. Klofter- mann. Anatomie und Physiologie der Hausthiere : Departemeuts- Thierarzt Schell. Pferdezuht, Geburtshülfe und Hufbes#tlag: Derselbe.

Außer den der Akademie eigenen wissenschaftlihen und praktischen Lehrhülfsmitteln, welche durch die für chemische, physikalische, pflanzen- und thierphysiologische Praftika eingerihteten Institute, neben der landwirth shaftlihen Versuchsftation, welche durch den Neubau eines thierphyfiologishen Laboratoriums erweitert wurde, eine wesentliche Vervollständigung in der Neuzeit erfahren halen, stebt derselben durch ihre Verbindung mit der Universität Bonn die Benußung der Samm- lungen und Apparate der leßteren zu Gebote. Die Akademiker find bei der Universität immatrikulirt und haben deshalb das Recht, noch alle anderer für ihre allgemeine wissenshaftlihe Bildung wichtigen Ri zu hôren, über welche der Universitätskatalog das NäLere mittheilt.

. Auf Anfragen wegen Eintritts in die Akademie if der Unter- zeichnete gern bereit, jedwede gewünschte nähere Auskunft zu ertheilen.

Poppelsdorf bei Bonn, im August 1876.

Der Direktor der landwirthschaftlichen Akademie : Prof. Dr. Dünkelberg.

Jahreszahl der Eichung enthält,