1876 / 203 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 29 Aug 1876 18:00:01 GMT) scan diff

ben. Nah der Verordnung, beireffend die Einberufung einer Landess\synode, haben die Wahlen für dieselbe durch die Kreis\synoden zu erfolgen. Diese lehteren bestehen aus dem Diöcesan-Superintendenten, als Vorsißendem, sämmtlichen ein Pfarramt des Kreises verwaltenden Geistlihen und je einem von dem Kirchenrathe jeder Gemeinde auf 3 Jahre zu wählen- den weltlihen Mitgliede. Gemeinden mit mehreren Pfarr- geistlichen dürfen für jeden derselben ein weltlihes Mitglied abordnen. Die Wahl dieser weltlihen Mitglieder findet jeßt zwish:n dem 21. August und 11. September statt.

Schwarzburg - Sondershausen. Sondershausen, 25. August. Gemäß Höchster Bestimmung versammelte fich heute im hiefigen Fürstlihen Palais der Landtag des Fürstenthums. Nachdem der Staats-Minister v. Keyser die Versammlung bewillkommnet und mitgetheilt hatte, daß als Vorlagen dringliher Natur der Vertrag über den Bau einer Eisenbahn von Arnftadt nah Ilmenau und der Entwurf eines mit den benachbarten Staat.n vereinbarten Fis hereigeseßes dem Landtage zur Erledigung unterbreitet werden würden, übernahm Amtsrath Kleemann als Alters-Präfi dent den Vorsiß. Hierauf wurden die Wahlen geprüft und sämmtlih als gültig aner- kannt. Bei der sodann erfolgten Konstituirung des Bureaus wnrden gewählt zum Präfidenten Bärwinkel, zum Vize- Präsiden- ten Reinhardt.

Neuß &. L. Greiz, 27. August. Der „Leipz. Ztg.“ wird geschrieben : Heute Vormittag ift der General-Feldmarschall Graf Moltke nebst den Offizieren des Großen Generalstabs in hiesiger ihm zu Ehren reich beflaggten Stadt eingetroffen und auf Einladung Sr. Durchlauht des Fürsten im Fürstlichen Schlosse abgestiegen. Leider war Se. Excellenz durch ein Unwohlsein für heute genöthigt, das Zimmer zu hüten. Heute Abend is} Seitens der hiesigen Gesangvereine, der Feuerwehr und des Kriegervereins Fackelzug beabsichtigt.

Desterreich-Ungarn. Wien, 27. August. Wie aus dem Haag gemeldet wird, hat der König der Niederlande dem Kronprinzen Rudolph von Oesterreich das Groß- kreuz des Ordens des niederländishen Löwen verliehen.

Pest, 28. August. (W. T. B.) Die heute hier auf der Durchreise nah Belgrad angekommenen und hierselb internir- ten 5 russishen Offiziere wurden auf Anordnung des Polizeihefs wieder freigelassen. Denselben wurden ihre Pässe ausgefolgt und ihnen freigestellt, ihre Reise nah Belieben fortzusegzen.

29. August. (W. T. B.) Fünfzig russi\sche Frei- willige, welhe auf der Durchreise nah Serbien hier angehalten wurden, dürfen \ih frei einlogiren, aber die Stadt nicht eher ver- lassen, als bis hierüber die Entsheidung von dem Minister erfolgt ist, welhe heute erwartet wird. Das amtlihe Blatt veröffent- liht zwei Handschreiben des Kaisers und Königs, durh welche Simony von der Leitung des Handels-Ministeriums entbunden und mit defsen interimistishen Verwaltung der Unter- rihts-Minifter Tréfort beauftragt wird.

Großbritannien und Jrland. London, 27. Auguf!. Eine Parlamentsakte für die wirksamere Bestrafung von Vergehen gegen die Gesehe bezüglih des Sklavenhandels ist dieser Tage publizirt worden. In Asien und Afrika können jeßt in Gemäßheit des indisch:n Strafkodex sowohl die Unter- thanen ivdisher Fürsten wie britishe Landesangehörige wegen auf hoher See verübter Vergehen gegen die Sklavengeseße ebenso zur Rechenschaft gezogen werden, als ob das Vergehen zu Lande verübt worden.

Die „A. A. C.“ vom 26. Auguft meldet: „Die allge- meine Entrüstung über die von den Türken in Bulgarien und hauptsächlih in Batok verübten Gräuelthaten fängt nun an, sihch durch öffentlihe „Fndignations-Meetings“ Aus- druck zu geben. Das euste dieser Meetings wurde gestern in Darlington unter dem Vorsiß des Mayors der Stadt unter ungemein zahlreicher Betheiligung abgehalten. Eine der ein- stimmig zur Annahme gelangten Resolutionen verlangte die Ab- berufung des britischen Botschafters in Konstantinopel, sowie die LUN der Flotte aus der Besika-Bay und forderte die Regierung auf, eine Wiederholung s\olcher Exzesse, wie die in Bulgarien verübten, dur alle ihr zu Gebote stehenden mo- ralishen Mittel zu verhindern.“

Fraukreich. Paris, 27. August. Das „Journal officiel“ meldet: Der Präsident der Republik hat s{ch in Begleitung seiner Adjutanten, des Generals Marquis d'Abzac und des Obersten Broye und des Chefs des Generalstabes, Ge- neral Gresley, heute Nachmittag in das Lager von Chalons begeben, wo derselbe Abends 9j Uhr eingetroffen is. In Maux wurde der Marschall von den Militärbehörden, in Epernay von dem, Präfekten des Departements, dem Unterpräfekten, dem Maire der Stadt und den ftädtishen Behörden empfangen. Ferner bringt das „Journal officiel“ ein Dekret des Präsidenten, welhes eine neuc Volkszählung ror Ablauf dieses Jahres anordnet.

Ncch einem der „Köln. Ztg.“ zugegangenen Telegramm hat der Marschall-Präsident dem Kaiser von Marokko den Großkordon der Ehrenlegion mit Diamanten verliehen.

Die Blätter veröffentlihen ein Rund\chreiben des Justiz-Minifters Dufaure an die Gerihts-Präsidenten und General-Prokuratoren, welches sich über die würdige und zweck- mäßige Ausbildung der jungen Leute zu der Beamten- karriere ausspricht und in welchem es u. A. heißt: „Es ift nicht genug, daß diejenigen, welhe sich dem Staatsdienst 1wid- men wollen, den Beweis liefern, daß fie ernste Studien gemacht haben, sondern es soll auch nach ihrer erfolgten Anstellung die Freude an der Arbeit und ein allgemeiner Wetteifer rege bleiben. Manche junge Beamten, welche anfangs mehrere Jahre als Hülfs- arbeiter an einem größeren Gerichtshofe beschäftigt find, beklagen fich oft über den Mangel an Stoff für eine genügende Thätigkeit und über die Unmöglichkeit, fich auszeihnen zu können. Diese Klagen sind ganz unbegründet, denn die jungen Beamten mö- gen sih in ihren Freistunden mit wissenschaftlichen Arbeiten über Jurisprudenz, Rechtsgeschihte, Gesezgebung fremder Staaten beschäftigen und dieselben entweder in Zeitschriften oder als selbständige Bücher veröffentlihen; denn auf diese Weise werden fie am besten die Aufmerksamkeit ihrer höheren Vorgeseßten auf sih ziehen. Deswegen if die Einsezung einer Kommission im Justiz-Ministerium beschlossen, welhe alle aus der Feder, na- mentlich der jungen Beamten, hervorgehenden Schriften und Abhandlungen prüfen und dann darüber an den Minister be- rihten soll. Die Arbeiten können an die Kommission au als Manuskripte eingesandt werden und der Minister wird auf den

Len und es an Auszeihnung für den Verfasser niht fehlen afen.

In Bordeaux wurde vorgestern der Kongreß der katholishen Arbeitervereine mit einer“Rede dcs Msgr. Ségur geschlossen, in welcher er, wie die „Köln. Ztg.“ meldet, die Anwesenden nochmals ermahnte, sich allen Befehlen des Papstes, der ein „lebendes Sakrament“ sei, aufs strengste zu unterwerfen, In der Provinz find gegenwärtig an den Senat gerihtte Petitionen im Umlauf, worin derselbe aufge- fordert wird, die von der Kammer verworfenen Kredite für die Armeegeistlihen wieder herzustellen. Der „Monde“ hat eine Subskription für die „nah Sibirien deportirten polnischen Priester eröffnet.

26. August. Im heutigen Ministerrath theilte der Minister des Aeußeren, Herzog Decazes, nachdem die laufen- den Geschäfte erledigt waren, die leßten aus dem Orient ein- getroffenen Nachrichten mit, welche bestätigen, daß die Bot- schafter der europäischen Mächte in Konsftcntinopel zusammen- getreten sind, um über die Friedensbedingungen zu berathen.

Man meldet den in Quimper erfolgten Tod des Vize- Admirals de la Grandière, ehemaligen Gouverneurs von Cochinchina.

Spauien. Madrid, 28. August. (W. T. B.) Der amtlihen „Gaceta“ zufolge hat die Regierung mit verschiedenen spanishen Bankhäusern eine Konvention abgeshlossen, durch welche fich die Leßteren verpflichten, der Regierung ein Kapital von 15—25 Millionen Piaster zur Bestreitung der Kosten des cubanishen Krieges vorzuschießen. Dasselbe soll in 10 Jahren amortisirt, mit 10 Prozent verzinst und durch die Zollerträgnisse Cubas garantirt werden.

Italien. Rom, 26. August. Der Minifterpräsident und die Minister des Innern und des Krieges sind gestern Vormittag mit dem Schnellzug nah Turin abgefahren, um dem feierlih¿n Empfange der marokkanischen Gesandt- \chaft „urch Se. Majestät den König beizuwohnen.

Bei dem am 21., Abends, im Schloßpark von Caserta abgehaltenen Bankett zu Ehren des Ministers Nicotera erklärte der Minister, dem König Victor Emanuel verdanke man die Einheit und Freiheit Italiens; die gegenwärtige Regierung rechne auf den energishen Beiftand aller ihrer Freunde, welche kleinlihe Parteizwistigkeiten vergessen werden; fie gedenke, der Deputirtenkammer gleich nach der Wiedereröffnung des Parla- ments auf die Verbesserung der Verwaltung und Besteuerung gerihtete Geseßentwürfe, sowie auch den Entwurf cines neuen Wahlgesegzes vorzulegen. Der Redner bestritt, daß die Ein- führung des allgemeinen Stimmrehts die Freiheit befestigen werde, Wer die Freiheit Jtaliens wolle, sagte er, müsse monar- chisch gesinnt sein.

Die General-Postdirektion maht bekannt, daß vom 1. September des laufenden Jahres an bei Auszahlung von deutschen Postanweisungen dur italienishe Post- ämter die deutsche Mark von 1,25 Lire auf 1,23 Lire herab- geseßt werden fsolle, Demnach würden dem Empfänger für jede Mark 1,23 Lire (Gold) ausgezahlt werden. Die Höhe der Postanweisungen bleibt auf 375 Lire = 304 M 81 Z be- {hränkt.

Das Florentiner „Eco del Parlamento“ meldet: Ge- stern fanden hier auf Anordnung der Polizeibehörde bei mehreren als Mitglieder der Jntérnütionale bekannten Individuen Haussuchungen statt; man fand aber nihts, worauf hin die Betreffenden hätten verhaftet werden können. Ebenso wenig fand man fkompromittirende Briefe oder Drucksachen, als später im Lokal des Sozialistenklubs Haussuhung gethan wurde. Die außerordentlihe Thätigkeit, welhe die Anhänger der Internatio- nale in leßter Zeit in Florenz entwickelt haben, \{heint die Po- lizeibehörde zu diesen Maßregeln veranlaßt zu haben; denn erst hielten sie einen Regional - Kongr.ß ab, hernach suchten sie die in Florenz existirenden Arbeitervereine für sich zu gewinnen, als diese ver- gangenen Sonntag zusammenkamen, um überihre Anerkennung von Seiten der Regierung zu berathen und Beschlüsse zu fassen. Schließlih hat das „Eco del Parlamento* noch erfahren, daß die Gerihtsbehörden gegen vier dieser Individuen Verhaftungs- befehle erlassen haben.

Von Palermo i|st dem „Bersaglicre“ am 24. d. M. telegraphirt worden, daß der ohnlängst von Briganten auf- gehobene und weggeschleppte Fascia von den ausgesandten Trup- pen in einer Höhle bei Sciara aufgefunden und nebft der ganzen Bande nach Palermo gebracht worden ist.

Die „Ital. Nahr.“ melden: „Eine Kardinal-Kongre- gation prüfte die Frage, ob in Uebereinstimmung mit den hier ein- \{chlägigen kanonishen Beftimmungen unter gewissen Umständen Aenderungen in dem Modus der Papstwahl eingeführt werden dürfen. Man will nämli dafür sorgen, daß das künftige Konklave in aller Freiheit abgehalten werden kann, und ohne daß ftörende Incidenzpunkte eintreten können. Man studirt {hon lange über diese Angelegenheit und glaubt der Lösung der Frage ganz nahe gekommen zu fein.“ Der Kardinalvikar Pa- trizi ermahnt die Gläubigen, sih den die Prozessionen be- treffenden Regierungsverordnungen zu fügen, fordert fie aber gleichzeitig auf, das heilige Sakrament, wenn es zu Kranken ge- bracht wird, recht zahlreich zu begleiten und dadurhch zu zeigen, daß der Glaube im Herzen der Römer nicht erkaltet sei. Die „Italie“ \{chreibt: „Wir haben es vorausgesehen, daß das Verbot der Prozessionen außerhalb der Kirchen in den kleinen Städten s{hlimme Folgen haben werde, und es find be- reits Thatsachen eingetreten, welche unsere Befürchtungen gereht- fertigt haben. In Frascati begleitete ein Haufen von Betbrüdern und Betschwestern einen Geistlihcn, der das heilige Abendmahl zu einem Kranken brate. Als Carabinieri auftraten, um die Versammelten zu zerstreuen, kam es zu Unordnungen. Nun will man Prozcssionen ohne und ohne christlihe Glau- benszeihen veranstalten, um zu schen, ob die Polizeibehörden fie au verhindern werden.“ Der apostolishe Nuntius in Madrid, Kardinal Simeoni, wird im nähsten Frühjahr seinen Posten verlassen, und man is bereits auf die Wahl s\ei- nes Nachfolgers bedacht.

Türkei. (W. T. B.) Der „Polit. Corresp.“ vom 28. d. Mts. wird aus Belgrad gemeldet, die Pforte beabsichtige einen Waffenstillstand von vorgängiger Kenntniß der evens tuellen Friedensgrundlagen abhängig zu machen. In Folge dessen shweben zwishen den Mächten Verhandlungen zur Er- zielung einer Vereinbarung über die wesentlihsten Punkte der Friedenspräliminarien, Das Resultat derselben \oll den kriegführenden Theilen gleichzeitig mitgetheilt und auf Grund desselben eine Waffenruhe urgirt werden.

Aus Konstantinopel wird nachträglißh gemeldet: Ein Erlaß des Kriegs - Ministers beauftragt den

yrischen Militärkonskription funfzehn neue Redif-

ataillons einzuberufen und auszurüsten, Dieselben werden mit den bereits gebildeten und nach dem Kriegsschauplaßze ab- gegatigenen ahtzehn Bataillonen das 33 Bataillone umfassende Kontingent Syriens bilden. Das Kriegs-Ministerium trifft An- stalten, um für die im Felde stehenden Armeen 200,000 Stück Winteruniformen vorbereiten zu lassen Dieser Tage find über 50,000 türkishe Pfund von Konstantinopel als Abschlags- zahlung für bestellte Martinigewehre nah Amerika abgegangen. Aus dem Arsenal von Konstantinopel werden verschiedene BelagerungsgeschüÜßte des hwersten Kalibers nah dem Bahn- hof von Sirkedji-Iskelessi geshafff und nach Widdin befördert, um der Dperationsarmee gegen Serbien zur Verfügung gestellt zu werden. Die Fregatte „Hudavendighiar“, die in den kretishen Gewässern liegt, hat Befehl erhalten, sch nah Alexandrette zu begeben und für die Insel Kandia bestimmte Truppen an Bord zu nehmen. Ein Transportschif} der türkishen Staats-Marine, „Batum“, ift gleihfalls beordert wor- den, nach Mersina zu gehen, und zwei Bataillone nah Kandia zu bringen.

Den Nummern der „Turquie“ vom 19.—22. d. M. entnehmen wir folgende Mittheilungen :

Die Proklamation der Kaiserlichen Negierung an dieSerben ist ins Serbische überseßt und in mehrerea tausenden von Exemplaren gedruckt worden. Der Serdar Ekrem, dem die Hohe Pforte diese Exemplare zugestellt, wird sie in Serbien durch die Vermittelung der verschiedenen türkishen Corpé-Kom:nandanten verbreiten lassen. Da der ärztlihe Dienst ungenügend erschienen, hat der türkische Gesandte in London, Mufsurus Pascha, zur Verstärkung desselben eine Anzahl praktischer Aerzte engagirt. 20 englische Aerzte sind schon auf dem Wege nach Konstantinopel, doch hofft man, ihrer 30 zu gewinnen. Sie erhalten 25 Pfd. Sterl. Reisekosten und 12, 16 und 20 Pfd, Ge- halt, je nah ihrer Stellung. Der neue französi\sche Konsul ift am leßten Donnerstag in Salonichi angekommen und hat sofort von seinem Amt Besiß ergriffen. Nah dem offiziellen Journal von Creta beschäftigt sch der General-Gouverneur eifrig mit der Aus- führung der der Insel von der Hohen Pforte gewährten Kon- zessionen. Ein Cirkular von Reuf Pascha \chreibt den richterlichen Behörden vor, die Gerichtssißungen öffentlich zu machen, wenn es sich nicht aus Gründen der Sittlichkeit verbietet, Andere Cirkulare ver- ordnen die Einseßung von Kommissionen zu dem Zweck, die Schulden der Landleute zu regeln, ebenso die Rechnungen der Pächter (Mul- tezims) u. st. w. Diese Kommissionen haben schon ihre Verrich- tungen begonnen. Die öffentlißhe Ruhe ift nirgend gestört. Nach dem „Jdirne“ sind in Folge der Amnestie Alle in den Gefäng- nissen von Adrianopel befindlich gewesenen Verhafteten, die nur leicht kompromittirt waren, in Freiheit geseßt worden. Sie wurden vor das außerordentliche Gericht beordert, wo Reschad Bey ihnen nah einer kurzen Ermahnung diese Mittheilung machte. Sie er- hielten dann Brodrationen und etwas (Beld zur Rückccise.

Der heute eingetroffenen „Correspondance orien - tale“ vom 25. August entnehmen wir folgende Nachrihten :

„Der englische Gesandte soll die Aufhebung aller Corps von Freiwilligen, Baschibozuks und Tfher- kessen gefordert haben. Man spriht jezt viel von dem Wiedereintritt Mahmud Paschas, des früheren Großvezier, der Midhat Pascha erseßen soll. Man sagt für die nächsten Tage den gezwungenen Rücktritt des Marschall des Palastes, Nuri Pascha, an; ein Ereigniß, dem man hier große Wichtigkeit beilegt. Soeben if eine Kommission bei der Hohen Pforte ernannt, um die Streitigkeiten zwischen den Grie- chen und Armeniern in Salonihi zu \{chlichten. Die Banquiers von Konstantinopel prüfen seßt gemeinsam mit der Regierung einen Plan, um die Emission der Kaimes zu vermehren und \o die 54 Millionen Livres, welhe der ,„„Malié“ dem Play von Galata \chuldet, wieder zu bezahlen.! Die „Presse“ vom 28. shreibt: Nah mehrfach übereinstim- menden Nachrichten hat Oberst Horvatovics wirkli die Vereinis gung mit dem s\erbischen Gros von Alexinag durchgeführi. Von Tresibaba aufbrehend, {lug er über Dervend bis zum Kloster Sveti Arandjel denselben Weg ein, den Ahmed Ejub Pascha mit seinem vielfah gerühmten Flankenmarsche theilweise verfolgte. Horvatovics traf am 25. August im Rücken Ejub Paschas an, und ihm iff| es gewiß zum großen Theile zu verdanken, daß Tags darauf die Serben .ihre Offensive gegen Katun und Dobrujewaßt ausdchnen konnten. Wenn aus Nish vom 24. August telegraphirt wird, daß Ejub Pascha eine Redoute irgendwo bei Alexinaÿß genommen habe, \o fällt dieser übrigens niht sehr genau präzisirte Erfolg gegen den am nähsten Tage eingeleiteten Rückzug Ejubs nicht sehr ins Gewicht. Die Nieder- lage des türkishen Corps am rechten Ufer scheint nunmehr eine wirklih glaubwürdige Thatsache.

Vom Kriegs\chauplah meldet H. T. B.: Belgrad, 28. August. Man versichert, die Türken seien am Montag über den Fluß Topolnica gegeu Ni\sch zurü ck- gegangen. Offiziell ist hierüber noch nihts gemeldet. Die Hoffnung auf Frieden hat fih vermindert.

_ Der Korrespondent des „Standard“ im Hauptquartier Ejub Paschas meldet über die Kämpfe um Alexinaßh fol: gendes Nähere: Am 22. d. Mts. wurde den ganzen Tag über hin- und herge- fämpft, doch war hauptsächlich Artillerie engagirt. Gegen fünf Uhr Nachmittags machten die Serben gegen die Brigade Aziz Paschas, welche auf einem Hügel den Rücken von EA bedrohte, zuerst einen starken Artillerie-Angriff und gingen eine halbe Stunde später mit Infanterie vor, wurden jedoch mit bedeutenden Verlusten zurück- getrieben. Die Türken aifes darauf die Offensive und gewannen kfämpfend Boden, als die Dunkelheit dem Ringen ein Ende mzchte. Aus dem Hauptquartier Ali Saibs bei Alexinay wird dem „Standard“ unterm 23. d. telegraphirt: __ „Heute Mittags machte General Tschernajeff wieder einen An- griff auf die unter dem Befehle Ali Saib Paschas stehende Armee. Zwanzig serbishe Bataillone und zwei Batterien gingen durch das Thal vor, welches von Adr ovaz nordöftlih von Alexizaß zum tür- kishen Hauptquartier in einer halbkreisförmigen Richtung führt. Der Marsh wurde von den türkishen Vorposten entdeckt und fünf Minuten später erschienen Hussein Hami Pascha, der Kom- mandant der 1, Division Ejub Paschas, und Hafiz Pascha, dex dié- 1, Brigade dieser Division Tommaudirt, auf dem Plaße, Troß der Ueberlegenheit der Serben an Zahl und Ka- nonen verloren die Türken niht einen Fuß breit Boden, ihrer s{we- ren Verluste ungeachtet, Die Türken rückten von Jotschozar xach Katun vor. Sie verloren beinahe alle ihre Offiziere, kämpften aber wie Löwen. Die Serben waren durch Wälder geschüßt, wurden aber dessenungeachtet zurückgetrieben; fie verloren wenigstens 1000 Todte und Verwundete. Die sexbishe Artillerie that sehr geringe Wirkung. Andererseits brachte fast jeder Shuß der türkishen Artillerie dem einde {were Verluste bei. Um 5 Uhr ergriffen die Türken die ffensive und eine Stunde später traten die Serben den Rückzug auf A!exinaßtz an.*

Der e Berichterstatter der „Daily News" meldet vom 24. d. M.: „Der Kampf vor Alexinaß wurde gestern fortgeseßt, Der b.rich- tete ares Widerstand der außerhalb der Verschanzungen postirten

Vorschlag gern dazu beitragen, die Veröffentlihung zu erleih-

Muschir des V, türkishen Armee-Corps, Izzet Pascha, aus der

serbishen Truppen scheint eire wesentlihe Besserung in der Disziplin und Ausdauer anzudeuten, die der Anwesenheit einiger guter Offiziere

zu verdanken is, und auch zeigt, -daß die Türken auf großen Wider- stand stoßen werden, wenn sie die furchtbaren Verschanzungen er- reien, welche wirkli die eigentlihe Alexinaßzlinie bilden. Die Tür- Fen haben Supovaz und Teschiza genommen und drängen die serbischen Vorposten allmählich nach ihren Verschanzungen zurück. Horvatovics hat seine nußlose Verfolgung der sich von den

Tresibaba- Höhen zurückziehenden Truppen aufgegeben und den Rücken

der türkischen rechten Flanke angegriffen, Es verlautete gestern, daß er Pandiralo und Gramada genommen und den rechten Flügel der türkischen Linie umgangen habe. Die Serben bchaupt?n, daß der gestrige Kampf bis Nachmittags 4 Uhr zu ihren Gunsten war. Ueber die Resultate seit dieser Zeit i nichts bekannt. ŒEjub Pascha führt das unmittelbare Kommando über die während der leßten zwei Tage engagirten türkishen Streitkräfte. Horvatovics und ein die Kavallerie befehligender Oberst haben fich, wic €s heißt, besonders ausgezeichnet. Tschernajeff vertheidigt die A!exinaßlinie mit 100,000 Manu. Ljeschanin bewegt si das Timokthal hinauf in der Richtung von Saitschar her und be- \{leunigt warscheinlich die Verstärkung von Tschernajeffs linkem Flügel, Die ganze türkische Armee ist augenscheinlich angesichts der Position yon Alexinatz konzentrirt. * / s

Der „Daily News“ wird unterm 25. d. M. von Besl- grad gemeldet: h

„General Tschernajeff sandte heute Morgen dem Fürsten Milan ein Telegramm, in welchem er ihm zu dem gestern über den türktishev rechten Flügel errungenen großen Siege beglückwünschte. Die Details find noch nicht veröffentliht, aber Horvatovic gab die

| Verfolgung der von den Tressibabad-Anhöhen sich zurückziehenden

Türken auf und griff den türkischen rechten F:ügel in der Flanke und im NRücken an, während Tschernajeff mit einem Corps _auserlesener Marnschaften das Centrum der Türken attakirte. Die Türken wurden nach einem verzweifelten Kampfe zersprengt mit einem Verlust, der sich nach Tschernajeffs Angaben auf 15,000 bis 20,000 Mann an Todten, Verwundeten und Gefangenen beziffert. Ganz Belgrad freut sih über diese guten Nachrichten.“ Le

Belgrad, 26. August. Die offizielle „Srbske Novine publizirte heute den Ukas wegen Verlängerung der Sistirung des Preßgeseßes; ferner die Adresse des Skupschtina- Comités aus Anlaß der Geburtstagsfeier des Fürsten und des Thronfolgers. Die Adresse lautet: : |

„Als Vertreter des gesegebenden Kö:pers Vegrnnen wir Dich und bringen Dir heute unsere Glückwünsche dar. ir feiern den heutigen Tag unter s{hwierigen Umständen. Die Vernunft kämpft gegen die Dummheit, Civilisation gegen Barbarei, Menf lichkeit gegen Wildheit. Um so denkwürdiger sei uns eben dieser Tag, an welchem für unser Volk eine neue Aera der Wiedergeburt anbricht. Wir hoffen, daß diese Aera neues Leben, mächtigen Fortschritt in unseren Staats- organismus bringen und daß sie in unserem inneren und äußeren Staats- leben eine neue und glücklihe Richtung erhalten möge. Die Geburt eines Throufolgers hat jeden Zweifel über die Fortdauer der Dyaastie nah Innen wie uach Außen behoben. Dieser Tag wird uns auch denkwürdig bleiben, denn nah vierzigjähriger Sklaverei hast Du Licht in Gebiete getragen, wo Finsterniß geherrscht, gekämpft für die Freiheit, wo der Mens noch weniger als das T»ier galt, wo er wie ein Wurm in Staub getreten wurde. Dein Weg is schwierig, aber das Volk tht hinter Dir, o Fürst, damit von nun an die Menschen frei aufathmen und unsere Nation eingereiht werde unter die Kultur- völfer, unter die fortshriitlichen Völker Europas, Wir sind über- zcugt, daß die gebildete Welt unser Streben sympathisch begrüßt. Dir und Deiner Familie, Du: chlauchtigster Fürst, wünschen Deine getreuen Unterthanen Wohlergehen und ein langes Leben! N

Aus Ragusa vom 28. August meldet „W. T. B.“: Die Türken haben 13 in der Nähe von Popovopolje gelegene Ortschaften niedergebrannt.

Statistische Nachrichten.

(St. C.) Das Jahrbuch für die amtliche Statistik des preußischen Staates, welhes nunmehr abgeschlossen vor- liegt, hat in seinem dritten Theile die Staatsverwaltung in ihrer Thätigkeit geschildert und dann am Schlusse dieses Abschnittes in einer gedrängten Uebersictt die Frage zu beantworten gesucht, welder Aufwand an baarem Gelde unmittelbar von jedem Bewohuer des preußischen Staates gefordert wird. Durch Zusammenstellung der vor- handenen Nachweise erhält man das folgende Bild von der Steuer- auflage im preußischen Staate, welches, wenn es auch noch kein vollständig ershöpfendes ist, so doch der Wirklichkeit nahe kommen wird, :

In dem genannten Jahre wurden entrichtet:

vom Kopf überhaupt der resp. Bevölkerung n Staat und den dia Pas x . 102,841,481 Thlr. 4,25 Thlr.

an die Provinzial- und kommu- nalftändischen , sowie die Landarmen-Verbände .

an die Kreis- bezw. Amts- und Weg bande .+ « % e

2,327,410 , Quo: i,

E f gn Ï an die Stadtgemeinden 15,976,16 ¿ W Ueberhaupt . . . 126,045,280 ,

Hierunter betrugen die Bundessteuern 45,460,273 Thlr. :

Non den Staats-, Gemeinde- u. s. w. Steuern kamen auf die Klassen- und Einkommensteuer und den Zuscblag zu derselben 24,719,530 Thlr., auf die Grund- und Gebäudesteuer einschließlich des Zuschlags 20,615,810 Thlr., die Stempelsteuer 8,167 814 Thlr., auf die Gewerbesteuer und den Gewerbesteuerzuschlag 5,463,375 Thlr., die Mahl- und Schlachtsteuer 4,021,530 Thlr., die Zuschläge zu in- direkten Staatsfteuern 3,013,171, und die Abgaben von Ver kehrs- anlagen 2,392,888 Thlr. Unter den besonderen Einnahmen der Stadts gemeinden seien hervorgehoben die Personalsteuern mit 4,239,433, und die Realsteuern mit 1,228,115 Thlc,, zu denen noch die sonstigen Gemeindesteuern mit einem Betrage von 2,471,195 Thlr. und die Bürgerrehtsgelder in Höhe von 113,058 Thlr. hinzutreten.

In der am 12. August d. J. beendeten Woche sind, nah einer von Dr. Alex. Spieß zusammingestellten vergleichenden wöchent- lihen Mortalitätsstatijtik einer Anzahl größerer Städte, von je 1006 Einwohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechret, ge- storben: in Berlin 39, in Breslau 46, in Hamburg 30, in Münheu 36, in Wien 26, in Budapest 51, in Prag 40, in Brüssel 33, im Haag 38, in Amsterdam 20, in Rotterdam 20, in Kopenhagen 23, in Stockbolm 31, in Christiania 20, in Paris 26, in London 23, in Dublin 20, in Edinburgh 14, in Alexandria 47, in New-York 49, in Philadelphia 37. i

London, 24. August. In den mit dem 30. April 1876 zu Ende gcgangenen 6 Monaten fanden 128 Todesfälle in Folge von Unglüccksfällen in Fabriken statt. Es kamen um: 91 Männer, 1 Frau, 25 Burschen, 2 Mädchen und 9 Kinder. 488 Fälle von Ver- stümmelungen in Folge nothwendiger Amputationen sind zu ver- zeichnen, 269 Knochenbrüche, 197 Kopfverleßungen und 2193 Be- \chädigungen derart, daß die Arbeit um 48 Stunden hinausgeschoben werden mußie. Die Gesammtzahl aller leicht, {wer oder tödtlich Beschädigten beträgt 3266, nämlih 2497 Männer und 769 Weiber. Nach der Mittheilung eines Unteraufschers geschehen die meisten Ver- \tümmelungen bei dem Reinigen von Maschinen, die in G E E

London, 25. August. Aus dem Berichte des Borstehers der Londoner Polizei, des Drersten Henderson, an den Minister des Innern geht hervor, daß die Gesammtftärke der Polizei 10,227 Maun betrug. Von diesen 10,227 waren 674 in den Dos

eigentlichen Hauptfiadt. Die Polizeigewalt zerfiel in 25 Ober- beaikte, 277 Inspektoren, 1050 Sergeanten und 8875 Schuß- leute. Das Gebiet wird in 21 Theile getheilt, mit Einschluß der Themse von Walton bis Erith. Verhaftet wurden in dem Jahre 72,606 Personen, von denen 49,712 kurz abgeurtheilt, 2343 den höheren Gerichten überwiesen wurden. Die Zahl der Ver- hafteten zeigt gegen das Vorjahr eine Zunahme von 4903, und zwar fast durchweg im Gebiete der Be'runkenheit, denn im Jahre 1874 gab es 12,099, im Jahre 1875 aber 14,926 wegen Trunkenheit und Ordnungsstörung Verhastete. Alle anderen Anklagen zusammen zeig- ten eine Zunabme von nur 182 bei einer stark anwachsenden Bevölke- rung; die Anklagen \{chwerer Natur zeigen fogar eine Abnahme gegen das Jahr E sich iere L JFahrea durch die geringe An- ahl ernstlicher Ve: brehen auszeichnete. 2A :

s —— Du Jahrbuch für die amtliche Statistik des bremischen Staats für 1875 führt die Ausfuhr von Büchern und anderen Drucksachen aus Württemberg nach bezw. über Bremen im Jahre 1875 mit 83,703 Ko. im Werthe von 283,682 4 auf. ;

Ueber die Ausbreitung des Protestantismus in den Vereinigten Staaten von Nordamerika im ersten Jahrhundert des Bestehens der Union entnimmt die „N -Y. H.Z.

einem kürzlich unter dem Titel: „A Century of Gospel Work“ erschienenen Buch folgende interessante Fatistishe Angaben für das Fahr 1776 im Vergleich mit dem Jahre 1876:

Anzahl der Konfessionen. 1776. Geistlichen. Kirchen. Methodisten . E E 20 29 Sr E oe 370 410 P as E E e e 149 800 MONULCGA Ea e E 575 70 S E s 4s 25 60 U Rede ee S 1 25 60 S Nd S e 29 60 Gi R e C 250 300 M 12 8 Ha S 1,443 1,943 s s Anzahl der

Koyfessionen. 1876. Geistlichen. Kirchen. M. 20459 - 40/000 C O. IOBDIT - 20909 P E e E 7,954 9,822 GUANGECHAHOHGL E E 3,234 3,329 A C E 2,662 4,623 Deutsch-Reformirte. e 623 1,341 Sa O R R E E 476 501 GUSIOD A E 3,140 2,750 M e a 75 75

Gesammtzahl . | 58,0588 91,760

Kunst, Wissenschaft und Literatur. Das 3. (Septembex-) Heft des VI1I. Bandes (IV. Jahrgang 1576) der „Deutschen Monatshefte“, Zeitschrift für die gesammten Kulturinteressen des Deutschen Vaterlandes, im Auftrage der Redak- tion des Deutschen Reichs-Anzeigers und Königlich Preußischen Staats- Anzeigers herautgegeben (Berlin, Carl Heymanns Verlag), hat folgenden Inhalt: Die Centennial-Weltausstelung in Phila- delphia 11, Vie Ausstellung wissenshaftliher Apparate in London II, Bayreuth und das Nibelungenfeftspiel. Die Marienburg (mit Illustrationen). Zur Geschihte der botanischen Gärten. Die antike Naturanschauung I11.—VI, Ein Fürstliches Stamm- buch aus dem 17. Jahrhundert. Chronik des Deutschen Reichs. Monatschronik des Auslandes für Juni und Juli 1876.

Die diesjährige Generalversammlung der deut- \ch{en Geshichts- und Alterthums vereine wird vom 25. bs 98. September in Wieébaden stattfinden, und das Programm der- selben ist bereits durch eine Exrtranummer zum Korrespondenzblatt des Gesammtvereins bekannt gegeben worden. Aus demselben ist er- sichtlich, daß der Schwerpunkt der Versammlurg diesmal wohl in dec Sektion für römische Alterthümer liegen wird, wozu die Stadt mit dem Museum und die ganze Gegend besondere Veranlafsung bieten. Uebrigens wird auch die Sektion für christliche Kunst manchen Anhaltspunkt zu interessanten Verhaudlungen gewähren. Dies ift namentlih in Bezug auf die der Katharinenkirhe zu Oppenheim ge- stellten Fragen zu erwarten,

Vom 26. Juni bis 1. Juli ist ein Hom sopathisher Welt- kfongreß in Philadelphia abgehalten worden, an welchem 455 Aerzte aus Amerika, Deutschland, England, Frankreich, Jtalien, Rußland 2c. Theil genommen haben. Derselbe hat u, A. die Aus- gabe einer internationalen Pharmakopôöe beschlossen und zu Mitgliedern des für die Ausführung dieses Beschlusses niedergescßten Comités die Herren Dr. Drury in London, Dr. Catellan in Paris, Dr. Cigliano in Neapel und Dr. Willmar Schwabe in Leipzig ge- wählt. Alle 5 Jahre soll ter Welikongreß wiederholt werden.

Limburg a. d. Lahn, 21. August. Man schreibt dem „Weslf. Volfkébl.* von hier: Der hiesige Dom, ein großartiges Gebäude romanischen Stils mit Uebergangéformen, wird einer durchgreifenden Restauration unterzogen. Die Regierung hat 180,000 Æ dazu bewilligt. Die Herstellungsarbeiten des Außenbaues find beendigt. Augenblicklih is man mit der Restauration des Innern beschäftigt. Dort ift unter der Tünche und theilweise unter wiederholter Neber- malung die reiche ursprüngliche Polychromiruvyg wieder aufgefunden. Von großer Schönheit ist namentlich das Bild der Kuppel über der Vierung: Christus mit dem Buche des Lebens, der h. Nicolaus und der h. Georg zu beiden Seiten. Die Arbeit is {hon ziemli vor- geschritten und läßt schon jeßt ahner, von welch gewaltigem Eindruck die Polychromirung sein wird, wenn sie in ihrer Vollendung dasteht.

Das Schweizerland. Eire Sommerfahrt dur SGebirg und Thal. In Schilderungen voa Woldemar Kaden, mit Bildern von G. Bauernfeind, A. Braith, Alex. u. Arthur Calame 2c. Stuttgart. Verlag vonJ.Engelhorn. Dieses Prachtwerk in Hoch- Quart ist im Ganzen auf 24 Lieferungen berechnet, von denen monat- li durchschnittlich eine erscheint; jede Lieferung enthält 16 Sciten rei illustrirten Text und 3 große Bilder in LTondruck. Von dem Werke liegt gegenwärtig die 7. Lieferung vor.

Vor Kurzem is} in Mailand der 1. Bd. des Werkes „Rep or- torio Bibliografico delle opere stam¿ate in Italia nel secolo XIX. pubblicate da D. Gius. Bertocci“ erschienen, Dies Repertorium über die Bibliographie Italiens im 19. Jahrhundert ift im Ganzen auf ca. 10 Bde. bestimmt, deren jeder cine andere Materie behandeln wird. Der 1. Bd. (648 S.) beschäftizt ih mit der Geschichte und enthält in 7 Abschnitten eine genaue Beschreibung von mehr als 1050 Artikeln. Dec praktische Werth des Werkes wird durch die Er- läuterungen und Anmerkungen bei jedem cin;elren Titel noch wesentlich erhöht.

Land- und Forstwirthschaft.

Der Waldbestand im preußischen Staate beträgt nach der in der Schrift „Waldungen und Waldwirthschaft von C. Doehbl* enthaltenen Angaben pp. 234 %/ der Gesammtbodenfläche Derselbe vertheilt sih dergestalt, daß a. dem Staate bezw. der Krone 71 9%, b. den Gemeinden und Korporationen 3} °/o, e. den Privat- besißern 13% gehören. Die einzelnen Provinzen der Monarchie haben an Wa!dbestand im Verhältniß zu ihrer Bodenfläche: Hessen-Nassau 40 9/9; Rheinland 37 %/%; Brandenburg 32 °/o ; Slesien 30%; West- falen 28 9/0; Posen 23%; Pommern 20/9; Sachsen, Preußen, Han- nover 13 %; Séleswig-Holstein 4°/,, Im Often der Monarchie überwiegt im Allgemeinen der Staatswald, im Westen der Gemeinde- und Privatwald. Im Osten haben die Landgemeinden so gut wie gar feinen Wald, die Stadtgemeinden aber zum Theil fehr bedeutende Bestände; im Westen dagegen find die Landgemeinden sehr erheblich am Waldbesiß betheiligt. Von der Gesammt-Waldfläche stehen im Be-

und Militärstationen beschäftigt, 562 iu verschiedenen öffentlichen Bawaliuntdelte, Eiscnbahnen und Instituten und 8991 in der

iße: des Staates 300/09, der Gemeinden und Korporationen 16 %, L A Privaten 54 °/0, Wird die Staatswaldfläche in ihrem Verhält-

niß zu der Gesammffläche des Landis betrachtet, so crgiebt fi, daß m E Gesammtfläche Staatswald sind: im Regierungsbezirk Caffel 23%/0, Gumbinnen 12%, Danzig 11%/o, in den Regierungsbezirken Pots- dam, Marienwerder, Erfurt und Wiesbaden 10%, Stettin, Frank- furt a. O. und Trier 9/4, Königsberg und Bromberg 8 9/9, Merse- burg und Aachen 70/9, Hannover, Stralsund und Oppeln 6 °%, Magdeburg 5%, Breslau, Minden und Coblenz 4/4, Cöín und Düsseldorf, Posen und Cöslin 3%, Liegnitz, Arnsberg und in S{[les- wig-Holstein 29%, Münster 0,29%, während in Hohenzollern gar kein Staotäwald existirt.

In Werder bei Potsdam wird am 16., 17, und 18, September eine Obst- und Gemüse-Ausstellung stattfinden. Ueber 400 Aussteller haben bereits jeßt ihre Anmeldungen gemacht. An Prämien für die besten Früchte, theils in Geld, theils in werthvollen Erinnerungêgegenständen bestehend, find etwa 30 ausge- scht und zu Preisrichtern die Herren Königlicher Garteninsoektor Lau zu Potsdam, Inspektor der Landesbaumschule Koh zu Braun- \{chweig, Inspektor Palaudt zu Hilde: heim, Dr. Wittmack und Baum- \chulenbesizer Späth zu Berlin gewonnen.

Aus der nassauischen Mainebene wird unter dem 27. August geschrieben: Nach nunmehr beendigter Ernte kann eine Uebersicht über den Erfolg derselben gegeben werden. Nach dem Gebinde stellte sich dieselbe bei Korn, Weizen und Gerste ein starkes Drittheil niedriger, als in einem Normaljahr, da der Stand, durhweg dünn war und die Halme, besonders bei Weizen und Gerfte- klein blieben; dagegen gab der Hafer bei normol.r Höhe auch reib licher ins Gebinde. Die Ernte ins Maß ift gut zu nennen. Korn ergar, 3 bis 3}, ja hier und da 4 Malter, Weizen ebenfo, Gerste 3 Maltz?ci Hafer 5 bis 6 Malter aufs Fuder (60 Garben). Die Körner sind bs den drei erstgenannten Fruchtgatiungen g-oß und mehlreih, besondere beim Weizen; dagegen hat die zu schnelle Reife beim Hafer eine weniger vollkommene Entwickelung der Körner zugelassen. Die Erbsen waren im Ganzen äußerst erträglih. Die Kartoffeln blieben in Folge der andauernden Hiße und Trocenheit (vom 2. Juli bis zum 22. August hatten wir feinen Tropfen Regen) etwas klein und haben nur bescheiden angeseßt; jedoh find fie äußerst edel. Von der Kartoffelkrankheit ist feine Spur vorhanden. Kohlraben und Runkelrüben, seit Wochen in der Entwickelung stillstehend, haben jeßt kaum die Hälfte ihrer Normalgröße ; indessen kommt ihnen, sowie den Spätkartoffeln der dermalige Regen noh sehr zu gute. Die Heuernte war eine mittlere: Grummet giebts wenig. Der erste Schnitt Klee war mittelgut, der zweite ist kaum nennent- werth und die Klee-Aecker müssen, soweit dics bereits nicht {hon ge- schehen, umgeackert wirden. Es ist sona dieses Jahr als ein fireu- und futterarmes zu verzeichnen und es steht jeßt schon fest, daß im Laufe des Kulturjahres sich der Viehstand sehx verringern muß. Die Kernobstbäume hingen sehr voll; aber in Folge der lang andauernden Hitze und Trockenheit ist eine Unmasse Früchte herabgefallen und die noch hängenden sind verhältnißmäßig klein; immerhin steht jedoch ein leidlihes Aepfelweinjahr in Aussic/T. Steinobst giebt es im Allge- meinen wenig. Resumé: Wäre das Jahr nicht ein streu- und futter- armes gebl'eben, so könnte der Landmann der nafsauischen Mainebene vorerst mit Ruhe der Zukunft entgegensehen.

Gewerbe und Handel.

In dem Kohlenrevier des Regierungsbezirks; Arusberg sind Förderung und Absaß im 11. Quartal d. I. im Vergleich zu dem I, Quartal gesunken, und nur durh fortgeseßte Ermäßigung der Kohlenpreise haben beide vor weiterem Rückgange bewahrt werden fönnen. Lieferungskontrakte auf länger als einen Monat wurden nur ausnahmsweise abgeschlossen. Die von der Kaiserlich deutschen Admis- ralität gebotene Gelegenheit, westfälische Kohle nah Wilhelmshaven, Bremerhaven und Hamburg für Marine und überseeischen Beda: f abzufetzen, ift von den, eine geeignete Qualität föcdernden Zechen mit Lebhaftigkeit ergriffen worden und dürfte dem Kohlenbergbau des Bezirks zu dauerndem Nugten gereichen, Die Erträge der Kohlen- gruben find unter der Ungunst der Verhältnifse sehr gesunken. Eine weitere Abminderung der allmählich auf den Durchscvnittésatß von 3 a herabtgedrüdten Arbeitslöhne wird bei dem fordauernd hohen Stande der Lebens mittelpreise kaumnoch thunlich sein. Die Ermäßigung der Förde- rungsfecsten muß deshalb auf anderem Wege angestrebt werden, namentlich durch Ersparnisse an den Betriebsmitteln, sowie durch Steigerung der Arbeitsleiftungen mittelst Einführung von Prämiengedingen. Die Lage des Eiseubergbaus in den Siegenshen Bergrevieren war im IL Quartale ziemlich dieselbe geblieben wie in den ersten drei Monaten d. J. Bei den niedrigen Preisen des Eisensteins war der Betrieb der Gruben ein beschränkter. In Felge dessen sind die im Anfange des Jahres noch auf vielen Gruben vorhandenen starken Vorräthe von Eisenstein nah und nah aufgeräumt worden. Auf den größeren Eisenhüttenwerken des Siegerlantes haben sich die Vorräthe an fertigem E'sen eher vermehrt als vermindert. Die Preise des Eisens ftehen um 10 bis 12 °/g niedriger als im vorigen Jahre. Die kleineren Hüttenwerke haben günstigere Ver- hältnisse gehabt, als die größeren Werke. Ihr Roheisen ist um 5 bis 89/9 höher bezahlt worden und Vorräthe find nicht vorhanden. (3 liegt dies wesentlich in der etwas besseren Qualität ihres Produkts. Die Blei- und Zink- und Kupfererz-Bergwerke des Bergreviers Müsen waren im zweiten Quariale d. I. bei den anhaltend guten Metallpreisen in unuknterbrohenem Betiiebe. Ebenso waren die Verhältnisse im Bergreviere Arnsberg auf den Schwefelkiesgruben bei Meggen und Halberbraeft , und auf den Dach schiefergruben bei Fredeburg, welche leßtere si eines lebs haften Absatzes zu erfreuen hatten, im Allgemeinen befriedigend. Ein Gleiches gilt ferner von den Dachschiefergruben des Bergreviers Brilow, da bei der Echöhung der englishen Dachschieferpreise um ca. 309% das Absatzgebiet des dortigen Dachschiefers zur Zeit bedeutend er- weitert ist, und beispielsweise jeßt Lieferungen nah Wilhelmhaven gemacht werden. Auch die Bleierz- und Zinkerzgruben bei Ramsbeck- wurden in Folge der guten Mctallpreise lechaft betrieben; weniger günstig waren die Verhältnisse des Kupfererz-Berg- baues bei Stadtberge. Die Fabrikation von Kleineisen- waaren wird im Bezirke {wunghaft und mit lohnendem Erfolge betrieben E

Sn der Generalversammlung der Rathenower Optischen Industrie-Anstalt (vormals Emil Busch) vom 26. d. M. wurde Geschäftsbericht nebst Bilanz genehmigt und Decharge ertheiit. Die Gesellschaft vertheilt für das mit dem 31. März cr. abgelaufene Ge- \chäfttjahr ee Dividende von 3°/4, während im Vorjahre 4°/9 zur

ertheilung kamen. N 2 Die Chemnißer Werkzeug-Maschinetfabrifk (Joh. Zimmermann) hat das leßte Geschäftéjahr ohne vertheilbaren Nußen abge\chlofsen, Der erzielte Gewinn wird zu Abschreibungen „verwendet werden. Verkehrs-Anstalten.

Auf den im Gebiete der ungarischen Krone gelegenen nor Aalen Eisenbahnen waren, nach Mittheilung der „Z d. V. d. E.-V.*, mit Ende Dezember 1875 bei einer Länge des Neßes von 64483 56 Kilometer (exklusive der Breßniß-Schemnißer \{chmalspurigen und der Schwabenberg-Z2hnradbahn, von welchen die erftere 22,9, die letztere 3,13 Kilometer lang _ ist), 1024 Lokomotiven (gegen 1001 des Vorjahres), darunter 279 Siück für Perfonen- und gemischte Züge und 745 Stück für Lastzüge; ferner 935 Tender (gegen 911 des Vorjahres), 119 Schneepflüge (gegen 118 des Save 2146 Personenwagen (ge-

en 2065 des Vorjahres) und 22,847 Lastwagen (gegen 22,453 des

Portahres). Die s{chmalspurige Gran-Breßnitz-Schemnißer Bahn besaß 3 Lastlokomotiven, 3 Tender, 4 Personen- und 30 Laftwagen, die Schwahenberger Zahnradbahn 4 Lokomotiven, 12 Personen- und 2 Lastwagen. Aus dem Vergleiche dieser Ziffern mit den relativen des Vorjahres ergiebt sich faft überall eine Vermehrung, welche zum größten Theile dem Umstande zuzuschreiben if, daß das gesammte Bahnneß im Me E Ungarn ane mit Ende 1875 eine Vermehrung um ca. ilometer erhielt.

New-York, 28. August. (W. T. B.) Der ‘Dampfer „Egypt“ der National-Dampfschiffs-Compagnie (C.

Messingsche Linie) ift hier eingetroffen.