1900 / 122 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 22 May 1900 18:00:01 GMT) scan diff

hat. Auch Seiner Majestät des Kaisers hat die Versammlun

begeistert gedaht und erlaubt si, Eure Königliche Hoheit ergeben

zu bitten, das anliegende Telegramm S'iner Mijestät Allergnädigst übermitteln zu wollen.“

Das Telegramm an Seine Majestät den Kaiser lautet:

„Die bei dem Bankett zu Ehrez der Torpedo-Division Eurer Majestät vereinigte, äußerst zahlreih besuhte Versammlung von Bürgern der Haupt- und Residenzstxckt Karlsrub- gab soeben be- aeiftertec Huldigung und innizem Daak Ausdruck für das von Eurer Majestät unternommene aroße Werk der Verstärkung und Mehrung der deutshen Seemacht und entbietet Eurer Majestät ehrfurhtsvollsten Gruß in dem lebhaften Wansche, daß das nationale Unternehmen im Volke überall verstanden werden und zum Segen des Reichs ge- lingen ze.“

Der Ober-Bürgermeister Sch neßler brachte dann einen be- geistert aufgenommenen Trinkspruch auf Seine Ma jestät den Kaiser und Seine Königliche Hoheit den Großherzoa aus. Heute Mittag sollte zu Ehren der Offiziere und Mann-

schaften ein Festmahl stattfi nden.

Oesterreich-Ungarn.

Der Budgetaus\chuß der österreichischen Dele- gation nahm, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern den Vor- anshlag des Occupationsfredits an, nahdem der Reihs- Finan Minister von Kállay auf einzelne Fragen be- züglich Bosntens und der Herzegowina ausführlich geantwortet hatte. Auf die Anfrage, ob bei der Bevölkerung Bosniens und der Herzegowina der Widerwille gegen die Okkupation abgenommen habe, erklärte der Minister, die große Masse der Bevölkerung fühle, daß ihre e gegen früher sowie im Vergleich zu anderen Balkanstaaten |ich gebessert habe. Er sei vollkommen überzeugt, daß, wenn man mit der Kulturarbeit in Bosnien fortfahre und das Volk materiell vorwärts bringe, sih die Ueberzeugung von seiner guten Lage im Volke immer mehr befestigen werde, und er glaube schon jet sagen zu können, daß man auf die Bevölkerung Bosniens und der Herzegowina unbedingt rechnen könne. Sodann nahm der Ausschuß das Heeres -Extraordinarium an, nachdem der Reichs - Kriegs - Minister von Krieghammer bezüglich der Geschüßfrage eine den von ihm am Freitag in der ungarischen Delegation gemachten Ausführangen analog? Ecklärung ab- gegeben hatte. i ;

Jn dem Marineausshuß der ungarischen Delegation führte der Marine-Kommandant von Spaun in Beantwor- tung einer Anfrage aus, daß alle neugeforderten Schiffe Ersaßbauten für die alten, niht mehr verwendbaren Schiffe seien. Betreffs des Tonnengehaltes der zu erbauenden Schiffe erwähnte der Nedner, daß die Schiffsbautehnik einen unge- heuren Fortschritt gemacht habe: Großbritannien jei zu Schiffen mit über 15 000 Tonnen, Deuischland zu solhen von 11 000 bis 14 000 Tonnen übergegangen. Bei diesem allgemeinen Bestreben nach Vergrößerung des Tonnengehalts sei cs unmögli, an dem kleinen Tonnengehalt festzuhalten. Für die ojter- reichish-ungarische Marine werde es genugen, Schiffe mt 10 000 Tonnen G:halt zu bauen. Der Redner meinte \{chließ- lih, daß die Geschüßfrage in der Marine insoweit gelöst -sei, als alle Geschüß? für zwei Panzerschiffe, ausgenommen die 94 cm-Kanonen, im Lande würden hergestellt werden. Nach der dieser Rede folgenden Debaite, bei welcher es sih hauptsächlich um Berücksichtigung der ungarishen Jadustrie bei den Lieferungen für die Marine sowie um die Frage der Erbauung neuer Schiffe handelte, und in welcher sämmtliche Redner der Marine ihre Anerkennung aus\prahen, wurde das Marine- Budget angenommen und gleichzeitig beschlossen, in dem Bericht dem Vertrauen gegenüber®der Marineleitung Ausdruck u geben.

/ V Die nächsteSizung des ö sterreihishen Abgeord neten- hauses is auf den 6. Juni anberaumt worden. Als erster Gegenstand steht das Budgetprovisorium auf der Tages- ordnung.

Großbritannien und Frlaud.

In der gestrigen Sißung des Unterhauses erklärte, wie „W. T. B.“ meldet, der Staatssekretär fürdieKolonienCh amber- lain bei der zweiten Berathung der Vorlage über den australi- \chen Bund, er freue sich, dem Hause mittheilen zu können, daß über die Frage der Berufung an den Geheimen Rath ein Ab- kommen mit den australishen Abgesandten zu stande gekommen sei. Nach der nunmehr vorgeschlagenen Abänderung der Vor- lage solle dieses Berufungsrecht in allen Fällen mit Ausnahme jener, bei denen rein australishe Jnteressen in Betracht kämen, bestehen. Auh habe man sih über die Aufnahme einer Be- stimmung geeinigt, wona die Sanktion der Krone für solche vom Bundesparlament angenommene Geseye nöthig sein solle, welche dieses Berufungsreht einschränken sollten. Asquith (liberal) beglückwünshte darauf die Regierung zu diesem Abkommen, welches sowohl Großbritannien als den australischen Vertretern zum Verdienst gereiche. Die zweite Lesung der Bill, betreffend den australishen Bund, wurde darauf ohne Ab- stimmung genehmigt. Der Unter-Staatssekretär des Aeußeren Brodrick berichtete, die Regierung habe erfahren, daß die russische Regierung pahtweise einen Plaß für ein. Kohlen- lager und ein Marinchospital an dem fkoreanischen Vertragshafen von Masambpho erworben habe. Der Hasen sei- ofen für die Fahrzeuge aller Länder. Das

anden und Aufstapeln von Vorräthen für die russisch?

lotte an dem so erworbenen Playe regele sih nah den b:- tehenden Vertragsrehten. An die cussishe Regierung sei kein aus\schließlihes Recht abgetreten, und die den britischen Staatsangehörigen durch Verträge zugestandenen Rechte seien durch das neue Abkommen nicht beschränkt worden. Die Regierung habe ferner erfahren, daß ein Ab- kommen getroffen worden sei,“ durch welches die russische Regierung fd selbst binde, niemals für ihren eigenen Ge- brauch oder für denjenigen russisher Unterthanen irgend ein Stück Land auf der Jnsel Kojedo, odec auf dem gegen- überliegenden Festlande, oder auf irgend einer der umliegenden Inseln zu beanspruchen, und daß die koreanishe Regierung ih verpflihtet habe, niht zu gestatten, daß eine andere Regierung in den bezeichneten Gegenden Land pachte oder erwerbe. „Nachdem Maclean angefragt al _ob das Vorgehen Rußlar.ds in Uebereinstimmung fei mit seiner ausdrücklihen Verpflichtung, keinerlei Territorien in Korea, wo immer es sei, zu erwerben, erwiderte Brodrick, die Regierung habe den Wortlaut des Abkommens noch nicht er- halten, er könne daher diese g e niht beantworten. Der Erste Lord des Schaßamts Balfour theilte hierauf unter lautem Beifall mit, daß die Entsezung Mafekings

sich bestäti e, und shlug dem Hause vor, die Pfingstferien vom 29. Mai bis 14. Juni dauern zu lassen. Î Der „Times“ zufolge bestätigt sih die Nachricht, daß die Negierung ein Telegramm des Präsidenten Krüger mit der Bitte um Frieden erhalten habe, in keiner Weise.

Das Kolonialamt isst seit einigen R ohne Nach- rihten von dem Gouverneur von Kumass1.

Frankreith.

Die „Agence Havas“ meldet, daß der Deputirte Graf Castellane eine von ihm beabsichtigte Anfrage über eine von Reinah in Digne gehaltene Rede in eine Interpellation umgewandelt abe. Infolge der Einbringung dieser Interp:llation erscheine es als siher, daß heute in der Deputirtenkammer eine Ecörterung der allgemeinen Politik der Regierung stattfinden werde. Der inister- Präsident Waldeck-Nousseau werde sih der Kammer zur Verfügung stellen und diese ohne Zweifel über ihre Beur- theilung der Lage sogleih im Reinen sein und sie der Negie- rung klar zu erkennen geben.

Rußland. N

Der Kaiser hat, ein-r Meldung der „Russischen Tele- graphen - Agentur“ zufolge, am Sonnabend alle von der Haager Konferenz gefaßten Beschlüsse ratifiziert.

Der Fürst Swjatopolk Mirski ist zum Gehilfen des Ministers des Janern ernannt worden.

Amerika.

Wie da3 „Rauter'she Bureau“ aus Washington meldet, gestaltete sich vorgestern der Empfang der Buren- Delegirten im dortigen Opernhause zu einer großen Kund- gebung. Der Raum war dicht gefüllt ; die offizielle Welt war zwar nicht vertreten, jedoch waren verschiedene Mitglieder des Senats und des Repräsentantenhauses anwesend. Der Senator Sulzer bewillklommnete die Delegirten und sagte: neun Zehntel der Amerikaner seien gegen Großbritannien. Jm Namen der Menschlichkeit müsse man für die Herbei- führung des Friedens eintceten. Die Buren seien nur zu be- siegen, wenn sie gleichzeitig ganz vernichtet würden. Dem Zerstörungsmarsche Großbritanniens müsse Einhalt gethan werden. Der Burendelegirte Fisher sprach sih in seiner Er- widerung ähnlih aus, wie er dies in New York gethan hatte. Die Delegirten Wessels und Wolmarans gabea ihrem Dank für die ihnen von den Amerikanern bekundete Sympathie Ausdruck. Hierauf sprah Bourke-Cockeran. Er wies zit die Nachbarschaft Canadas hin und bemerkte, Canada als britischer Besiß bedrohe die Aufrechterhaltung der Monroe-Doktrin. Sodann griff der Redner heftig die britishe Regierung an. Ob die amerikanische Regierung interveniere oder nicht, fügte er hinzu, die nöthigen Mittel müßten gefunden werden, dem gegenwärtigen Unreht gegen die Zivilisation ein Ende zu machen.

V ei empfing der Staatssekretär Hay die Buren- mission in nicht offizieller Weise. Nachdem dieselbe das Staatsdepartement verlassen hatte, begab sih der Staats- sekretär nah dem Weißen Hause und hatte dort etne Be- rathung mit dem Präsidenten McKinley. Später veröffentlihte Hay einen langen Bericht, in welchem die Einzelheiten der Zasammenkunst beschrieben werden und die Haltung des Präsidenten McKinley den Kriegführenden in Süd - Afrika gegenüber begründet wird. Der Staatssekretär theilte, diesem Bericht zufolge, den Burendelegirten mit, daß in Anbetracht der Artikel 3 und 5 der Haager Konvention jedes weitere Vorgehen der Vereinigten Staaten unter den jeßigen Umständen unrathsam ersheinen müsse. Der Bericht \hliezt folgendermaßen: Man könne sagen, daß der Präsident mit seinen Schritten, die er, von dem ernften Wunsche beseelt, den Krieg beendigt zu sehen, unternommen habe, bis zu der äußersten Grenze gegangen sei. Nachdem der Präsident scine volle Pfliht gethan habe, indem er einerseits seine neutrale Haltung streng bewahrt und andererscits die erste ihm sih darbietende Gelegenheit ergriffen have, um im Jnteress2 des Friedens seine guten Dienjte an- zubieten, sei er von der Ansicht durhdrungen, daß ihm unter den jezigen Umständen kein anderer Weg offen stehe, als bei der Politik unparteiliher Neutralität zu verharren. Hiervon abzuweihen würde allen Traditionen und nationalen Jnteressen widersprehen und Folgen haben, mit denen sih weder der Präsident noch das Volk der Vereinigten Staaten be- freunden fönnten. y i

Der Senat hat, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern mit 36 gegen 21 Stimmen beschlossen, den Buren- Delegirten den Zutritt zum Sißungssaal zu verweigern, nachdem der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses Davis aus- geführt hatte, die Delegirten seien im Lande herumgezozen, wobei sie sih an Versammlungen betheiligt und das Volk dafür zu gewinnen gesucht hätten, einen Druck auf die Negierung auszuüben.

Einer in New York eingetroffenen Depesche aus Kingston (Jamaica) zufolge sind nah dort eingetroffenen Berichten aus Columbien die Aufständishen im Norden von Panama ver- tcieben worden. Am 16. Mai sei Cartagena noch im Besiß der Regierung gewesen. Jn der Nacht vom 13. Mai habe vor Cartagena ein verzweifelter Kampf stattgefunden, in welhem die Aufständischen geshlagen worden seien. Etwa 500 Aufständische seien gefallen. Das ‘Land befinde sich in einem shrecklichen Zustande. Der Papierdollar sei nur fünf Cents werth.

Asien.

Das französishe Flaggschiff „D'Entrecasteaux“ ist, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonntag in Taku eingetroffen ; der Admiral Courrejolles hat sih gestern von dort nach Peking begeben. i

Der „Times“ wird aus Peking vom gestrigen Tage gemeldet, das diplomatishe Korps habe am Sonntag eine gemeinsame Note an das Tsung-li-Yamen gerihtet, worin die - Regierung aufgefordert werde, die „Boxers“ und die fremdenfeindlihe Bewegung zu bekämpfen, welhe ernste Proportiouen angenommen habe. Die Note sei in festem Tone gehalten und stelle in Aussicht, daß, wenn die Bewegung nicht niedergeworfen werde, ‘die Vertreter der auswärtigen Mächte gezwungen sein würden, wieder militärishe Wachen nach Peking zu bringen.

In Peking sind, dem „Reuter'shen Bureau“ zufolge, bereits

estern sechs Leiter der „Boxer“-Beweagung i tab aua

Jn die von der Bewegung e Distrikte sind Truppen entsandt worden, welche Befehl haben, die Bewegung mit unnachsihtliher Strenge zu unterdrücken.

Die Abgrenzung von Wei-Hai-Wei is in befri digender Weise ohne die Beihilfe der chinesischen dias L E it [d Kommissare

Afrika.

Dem „Daily Expreß“ wird aus Lourenço Ma vom gestrigen Tage berichtet, daß die Buren Pettoria i e [assen anfingen. Die Frauen und Kinder würden mit dex Eisenbahn von der Hauptstadt nah Machadodorp gesandt welches auf dem Wege nah Lydenburg liege, wo die Bure ein Lager aufzuschlagen gedächten.

Eine Depesche des Feldmarschalls Lord Roberts qug Kroonstad besagt: Der General Sir Redvers Buller berichte, sein Vormarsch. werde wegen der Zerstörung der Eisenbahn um einige Tage verzögert. Der General Rundl[e melde, daß er Ladybrand besegt yabe. Der General Hunter rüdcke längs der Eisenbahn mit Vorräthen für die Garnison von Mafeking vor und richte einen Hospitalzug ein für die Beförderung der Kranken nach Kimberley. Lord Methuen habe Hoopstad verlassen, um mit der Abtzeilung des Generals Hunter zu kooperieren. :

Dem „Reuter'shen Bureau“ wird aus Kroonstad ge- mèldet, daß am Sonntag ein englisher Convoi auf dem Wege A Lindley angegriffen und gezwungen worden sei, Halt zu machen.

Der Berichterstatter des „Daily Chronicle“ in Krxoon- stad meldet, der General de Wet sprehe sich für Ni eder- legung der Waffen aus, wenn annehmbare Bedingungen erlangt würden; der Ober-Kommandant Bot ha dagegen rathe zum Widerstande. ?

Die „Morning Post“ berihtet aus Kroonstad vom 90. d. M., die Buren verließen Harrysmith und wendeten sich nah Norden. Es gehe das Gerücht, daß der Van- reenenspaß frei sei und daß der Bothapaß nur von wenigen Buren vertheidigt werde.

Eine Depesche des Gouverneurs Sir Alfred Milner an den Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain aus Kapstadt vom 21. Mai besagt: Der General Barton tele-

raphiere aus Taungs, daß Mafeking am 17. Mai ent- feht worden sei. Die Entsaßkolonne unter dem Befehl des Obersten Mahon sei etwa 2300 Mann stark gewesen.

Der Oberst Baden-Powell ist zum Generalmajor be-

fördert worden. :

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gesirigen Sißzungen des Reichs- tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Zweiten und Dritten Beilage.

Die heutige (200.) Sigung des Reichstages, welcher der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe, der Staatssekretär des Innern, Siaats - Minister Dr. Graf von Posadowsky und der Staatssekretär des Reichs-Justizamts Dr. Nieber- ding beiwohnten, wurde von dem Präsidenten Grafen von Ballestrem mit folgenden Worten eröffaet :

Jch eröffne die 200. Siyung des Deutschen Reichstages in dieser Legislatur- Periode und danke den Herren, die aus diefer Veranlaffung dena Prâsidentensiy so s{ôn geschmüdckt baben. Es ift foeben ein Antrag der Abgg. Graf von Ho mpes und Genoffen eingegangen. Derselbe enthält einen neuen Geseyßentwurf, betreffend Aenderungen undErgänzungen des Strafgeseßbuchs. Ich habe den Druck diefes Antrags verfüat ; derselbe ist in der Vertheilung begriffen. Wir treten in die Tagesordnung ein.

Abg. Dr. Spahn (Zentr.) (zur Geschäftsordnung): Herr Prä- sident, mit Rücksicht auf die Mittheilung, die Sie uns 1oeben gemacht haben, bit!e id, den ersten Gegenstand von der Tagesordnung für heute abzusegen und dasü: die erste event. zweite Berathung des von Ihnen angekündtgten Antrckgs auf die Tagesordnung zu seßen.

Präsident Graf von Ballestrem: Ueber den ersten Antrag kann das Haus mit Stimmenmehrheit beshließen, der zweite Antrag ist nur zulässig, wenn kein Mitglied widerspricht.

Der Antrag auf Abseßung des erstgenannten Geseß- entwurfs („lex Heinze“) von der Tagesordnung wird ein- stimmig angenommen. Gegen den zweiten Antrag wird von feiner Seite ein Widerspruch erhoben

Der Präsident eröffnet infolge dessen die erste Berathung des später mitzutheilenden Antrags der Abgg. Graf von Hompesch (Zentr.) und Genossen, /

Abg. Graf von vompesh: Ich habe namens der bei weitem größten Mehrzahl meiner politishen Freunde folgende Erklärung ab- zugeben : :

Die Zentrumssraktion hat ¿zu der sogenannten „lex Hiinze" einen wihtige Theile erjeßenden Initiativanirag in Verbindung mit Mitgliedern anderer Parteien eingebraht, nachdem auf Grund einer von dem Herrn Präsidenten veranstalteten Verständigung mit anderen Parteien des Hauses die Annahme dieses Antrags ge- sichert und dadurch eia forort zu erreihender erheblicher Fortschritt in der Bekimpfung der Uasittlichkeit gewährleistet ist. Wir legen den Ergärzungen des geltenden Strafgeseybuchs namentli durh die Vorschriften übcr Her ierung gweilertos unzüchtiger Schriften und Bilder, wie Aufstellung, Ankündigeng und Anpreisung ¡um unzüchtigen Gebrauch bestimmter Gegenstände und die Bestimmungen zum Schuß der Jugend gegen das Anbieten s{amloser Schriften, Darstellungen und Abbildungen ein folhes Gewicht bei, daß wir Bedenken tragen, diese so wichtige Ver- besserung des Strafgeseßbuchs von dem Schicksal der anderen Bes stimmungen abhängig zu machen. ; i

Der Jnitiativantrag wurde bei Schluß des Blattes in erster, zweiter und dritter Lesung en bloc gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und der Freisinnigen angenommen.

Jn der heutigen (73.) Sißung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Vize-Präsident des Staais- Ministeriums, Finanz-Minister Dr. von Miquel und der Minister des Jnnern Freiherr von Rheinbaben béi- wohnten, fand zunächst die dritte Berathung des Entwurfs einer Hohenzollernshen Gemeindeordnung statt.

Aby. Dr. Lotichius (nl.) beantragt, die Vorlage 0n bloc anzunehmen.

Abg. von Bornstedt (kons.) erklärt, daß seine reunde der Bestimmung, daß die Ausübung des Stimmrechts geheim sein soll, eine folche Bedeutung beilegten, daß sie sich veranlaßt sähen, gegen das ganze Gesetz zu stimmen. is

Abg Bumiller (Zentr.) ist mit der Annahme en bloc verstanden und will auf Antcäge verzichten, damit das Geseß U ftande komme. An-

Die Vorlage wird en bloc angenommen, ebenso auf L trag des Abg. Dr. Lotichius der Gesehentwurf, betreffend die Abänderung und Ergänzung der Hohenzollers \hen Amts- und Landesordnung, der Gesegentwu ie betreffend die Aenderung des Verfahrens für Á Wahlen zum Hause der Abgeordneten in den Hoher zollernshen Landen, und der Gesepentwurf, L treffend die Umgestaltung der direkten Staatssteue

in den Hohenzollernshen Landen, in dritter Be- rathung. ; :

Es folgt der Kommissionsberiht über den Antrag der Abgg. von Eynern (nl.) und Genossen, betreffend die Ueberweisung eines Fonds von 50 Millionen Mark aus den Uebers chüssen des Etatsjahres 1899/1900 an die Provinzialverbände.

Die Kommission beantragt, statt den Antrag von Eynern folgenden Antrag anzunehmen:

„die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, in der nächsten Session einen Gesegentœwurf vorzulegen, durch welhea die den ein- zelnen Pcovinzialverbänden gewäß dem Dotationsgeseß vom 8. Juli 1875 zustehende Dotationsrente unter Berücksichtigung der Benachthei- liaurg der leistungss{hwachen Provinzen durch die Bestimmungen bes 8 2 a. a. O. und der seitdem durch die Gesetzgebung herbeigeführten höheren Belastung, ferner einerseits der Leistungsfähigkeit, anderer- seits der Höhe der zur Erfüllung ihrer Aufgaben nothwendigen Leistungen diefer Verbände erhöht wird.“

Berichterstatter Abg. Freiherr von Zedliy und Neukirch (fr. kons.) berihtet über die Kommissionsverhandlungen. Die Re- gierung habe in der Konimission erklärt, daß der Antrag von Eynern unannehmbar sei, daß sie aber ein folches Bedürfniß anerkenne und nah möglichst beschleunigter Beschaffung des s\tatistischen Materials einen Geseßentwurf. vorlegen wolle. Die Kommission habe beantragt, taß eine Abhilfe geschaffen werden müsse, besonders mit Rücksicht auf die bedrobliche Lage der Landwirtbschaft. Die Abhilfe sei dringend nothwendig mit Rücksicht auf die bisherige ungerebte Vertheilung der Provinzialdotationen und auf die großen neuen Aufgaben, welche den P- ovinzen vom Staat auferlegt seten. j

Abg. Dr. Sattler (nl.) beantragt die Zurückverweisung der Anträge an die Kommission zur Erstattung eines s{riitlichen Berichts, da d:r Vortrag des Berichterftatters niht vollftändia zu verftehen gewesen sei. Die Budgetkommission babe vielfah fchriftlichen Bericht erstatten müsses. Der Berichterstatter habe viele Fragen in feinem Vortrag berührt, selbs die Verkehrspolitik, sodaß das Haus einen \chriftlihen Bericht haben müsse.

Abg. Freiherr von Grffa (kons.) spricht sch gegen die Zurük- verweisung aus, da die Geschäfte des Hauses es nöthig matten, die Sache bald zu erledigen.

Abg. Friten (Z?ntr.) {ließt sich dem Vorredner ax.

Der Antrag Sattler auf Zurückverweisung wird ab-

gelehnt. (Schluß des Blattes.)

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Ausftand der Fahrer und Schaffner der Großen Berliner Straßenbahn-, der Westlihen und der Südlichen Vorortbahn-Gesellshaft is beendet, nahdem, wie hiesige Blätter be- rihten, geftern durch die Vermittelung des Ober-Bürgermeisters Kirschner ein Vergleich zwischen der Direktion dieser Gesellshaften und ibren Angestellten auf folgender Grundlage zu stande gefommen ift: Fahrer und Schaffner erhalten fortan ein monatliches Anfangsgehalt von 854, na 6b Monaten bei definitiver Anstellung 90, nah 2 Jahren 95 M, nah 5 Jahren 100, nah 8 Jahren 10546, nah 10 Jahren 110 M, nah 12 Jahren 113 4, nach 15 Jahren 115 4, nah 17 Jahren 118 „6 und nah 20 Jahren 120 A Monatsgehaltk. Weicheniteller, Stallleute, Hilfsarbeiter erkalten einen Tagelohn von 3 4, steigend bis 4 A Die Kilometergelder bleiben dieselben. Für Ueberstunden, zu denen die Instruktionéstunden zu renen sind, werden 50 4 vergütet. Die Dienstzeit beträgt für Fahrer 9, für Schaffner 11 Stunden, ein- \{ließlich der et die zum Dienstantritt, zum Halten an den Endstationen und zur Kassenerledigung nothwendig ist. Den Angestellten werden monatlich vier freie Tage zugesichert, der siebente freie Tag muß auf einen Sonntag fallen. Außerdem wird jedem Angestellten alljährlich ein Erholung8urlaub gewährt Den zu militärischen Uebungen ein- gezogenen Beamten wird das volle Gehalt gezahlt, abzüglich desjenigen Betrages, der den Uebenden vom Staate geeien Ry, Das Berschicken der Beamten nach anderen Bahn- öfen ist nach Mösialilhkeit zu vermeiden. Solhe Verseßungen sind verheiratheten Beamten drei Monate, ledigen vier Wochen vor- her anzuzeigen. Falsc durchlochte Fahrsheine werden von den Hof- verwaltern kassiert, Geldstrafen nur bei groben Fahrlässigkeiten ver- hängt. Auf jedem Bahnhof wird eine Kommission gewählt, die periodisch mit der Direktion über die Abstellung von Mißständen im Betriebe und in der Verwaltung verhandeln soll, Die Fon klasse tritt bereits am 1. Juli auf der Basis der von dem Magistrat gestellten Bedingungen in Wirksamkeit. Maßregelungen und Gnilassungen von Ausständigen finden nach der Wiederaufnaÿme des Betriebs in keinem Falle statt. Die Angestellten hatten \sich heute früh in gewohnter Weise zum Dienst wieder einzustellen. Vergleiht man die Einigungspunkte mit demjenigen, was die Direktion vor dem Ausbruch des Strikes {hon zu- ge hatte, so besteht der Hauptuntershied darin, daß ie täglige Dienstzeit für die Wagenführer 9 und nicht 10 Stunden betragen foll und daß Maßregelungen der Ausftändigen nicht erfolgen dürfen. Alles Uebrige war von der Direktion {hon vor dem Strike zugestanden worden, Die Ausständigen hatten für die Schaffner eine Dierstzeit niht von 11, sondern von 19 Stunden ver- langt, au ein um 5 4 höheres Anfangsgehalt, welches in kürzeren Terminen bis zu 130 Æ, ftatt bis zu 120 M. steigen sollte. Die

Angestellten der Straßenbahnlinie Treptow Behren-

straße (Siemens u. Halske) haben Mitte voriger Wothe eine Versaramlung a gei um über die Forderung einer Lohnerhöhung zu verhandeln. In den nächsten Tagen will eine Deputation der Schaffner und Wagenführer an die Direktion herantreten, um ihre Forderungen zu yräzisieren. Die Allgemeine Omnibus- Aktiengesellschaft hat, N Do zufolge, den Kutshern eine Lohnerböhung bewilligt. Unter den Schaffnern ift noch eine n E Ee (Nbein) f S

n Verdingen ein) find, nach der „Rh.-Weftf. Ztg.*, gestern sämmtlihe Schreinergesellen der dortigen Wan ent fabrif (A.-G.) wegen Lohndifferenzen auéständig geworden. î Wie der‘ „Voss Ztg." aus Lübe ck mitgetheilt wird, ist der Aus- pand der Schmiede und Kesselshmiede der Lübecker Maschinen- augesellshaft (Akt.-Ges.) und der Koh’shen Schiffswerft nah Be- willi ung einer sofortigen Lohnerhöhung von 2—4 4 für die Stunde, hn tündiger Arbeitszeit und eines Lohnaufshlags von 5009/6 für heoerstunten und Sonntagsarbeit, sowie von 2009/6 für Nachtarbeit eendet (vergl. Nr. 105 d. Bl.).

Kunst und Wissenschaft.

Wie das „Dresdaer Journal“ amtli bekannt macht, bat mit fenehmigung Seiner Majestät des Königs von Sahsen das Mini- erum des Innern beschlossen, der Kunst - Akademie und Kunst- gewerbeshule zu Leipzig den Namen „Königliche Akademte für graphische Künste und Buhgewerbe* zu verleihen.

„Berliner Architekturwelt“, Zeitshcift für Baukunst

A aereh Plastik uad Snnlgewerte der Gegenwart. Unter Leitung der Mit N Héinrih Jassoy, Ernft Spindler, Bruno Möhring und unter Wage L der Vereinigung Berliner Architekten. Verlag von Ernst Abge nt, rchitektur-Buhandlung, Berlin W.8, Markgra enftraße 35, fte mentspreis für den Jahrgang (12 Hefte): 20 4A Die beiden i ele den neuen, IIL. Aubegang eröffnen, bringen die Fort- w u E im Märzheft begonnenen, mit vielen photographischen Auf- ArWhitekt er Original-Gntwürfe versehenen Beiträge über „Berliner Ur und Kunstgewerbe auf der Weltausstellung in Paris 1900".

Das erste Heft bietet eine mit Textbildern und einer Farbendruck- tafel aus zestattete Shilderung des reih ausgemalten Saales für die soziale Wohlfahrtspflege im „Deutschen Hause“ (Architekt: Bernhard Scaede), das zweite eine durh zwölf Ansihten erläuterte Beschreibung der Façcadenmalereien an demselben (Maler: R. Böhland). Aus dem weiteren Fahalt des ersten Hefts verdient Hervorhebung die Silderung d!s Neubaues des Königlichen Marstallgebäudes (Architekt : Geheimer Hof-Baurath Ernst Ihne) mit Ansichten der Fronten, N \fowi- Abbildungen der beiden Wandbrunnen (vom Bild- hauer, Professor Otto Lessing), darstellend den von den Okeaniden be- klagten Prometheus und die Befreiung der Andromeda dur Perseus. Für Architekten von Intere fse ist auc die Mittheilung der im Wettbe:verb um ein Geschäftshaus für die in Magdeburg domizilierende Versicherungs8- Aktiengesellshaft „Wilhelma“ in Berlin eingegangenen Entwürfe, Freunde des Kunstgewerbes wird der vorzügli iÜustrierte Aufsaß über die Ausstellung der aus der Unterrichtsanstalt des Berliner Kunstgewerbe-Museums hervorgegangenen Schülerarbeiten anziehen. Im neuesten Heft findet man, als weitere Folge der von dem Siadt- baurath Hofmann der Zeitschrift überlassenen Veröffentlihungen über die neuesten Hohbauten der Stadt Berlin, eine eingehende Beschreibung der nah neuen praktischen Prinzivien erbauten Gemeinde-Doppelschule in der Glogauerstraße, mit vier Abbildungen, Ansichten, Grundrissen 2c. Mittheilungen über bemerken8werthe Malereten oder Skulpturen aus Berliner Aus\tellungssalons, moderne Zimmeretnrihtungen, einzelne Möbel oder andere kunstgewerbliche Arbeiten, stets mit Beigabe sorg- fältiger photograpbisher Aufnahmen, bilden den weiteren Inhalt der wegen ihrer Vielscitigkeit und Gediegenheit in Architekten- und Künstlerkreisen verdientermaßen stetig an Beifall und Verbreitung gewinnenden Zeitschrift.

Land- und Forstwirthschaft.

Saatenstand und Getreideßandel inSyrien und Palästina.

Der Kaiserlihe General-Konsul in Beirut berichtet unter dem 6 v. M. Folgendes : DIE Ernte- Aussichten, welWe zu Anfang des verflossenen Monats überall in Syrten ausgezeichnete waren, haben fih wegen des unzu- reihenden Regenfalls im April wieder vershlechtert, wenigstens für gewisse Geg?ndea, unter denen namentlich die Distrikte von Saida, Sûr und Merdschajun, die Hochebene Beka, die Distrikte von Akta- Haifa, Nablus und Jerufalem zu nennen sind. Die Saaten, namentlich der Weizen, haben dort unter der anhaltenden Trockenheit, welche während des April in Palästina herrschte, gelitten. Der Ausfall der Weizenernte in den erwähnten Gegenden wird im wesentlichen davon ab- hängen, ob zu Anfang Mai noh Regen fallen wird oder nicht. Die Gerste steht überall gut. Im ganzen nördlichen Syrien, in den Provinzen Aleppo und Adana, in den Distrikten von H2ma und Homs und im Hauran war der April wentger trocken, und die dortize Ernte verspricht rige sowohl für Weizen als für Gerste, eine ausgezeihnzte zu werden. Die Preise standen in Beirut:

164 Fr. pro dz Weizen f. a. b.,

114—12 Fr. , &# Braugerfte f. a. b.,

9x Fr. - e Futtergerste f. a. b.

Der Kaiserlihße Konsul in Jerusalem berichtet unter dem 6, d. M. Folgendes :

Infolge des Ausbleibens eines eigentlihen Reg?n8s im verflossenen Monat ist der Saatenstand weniger befriedigend, als na® dem günftigen Anfange des Jahres erwartet werden konnte. Die Ger stenernte hat in den Ebenen begonnen und eine Preissteigerung der Gerste ver- ursacht. indem durch die Ecntearbeiten die Zufuhr vermindert worden ist.

Weizen kostet heute pro Tabdbó = ca. 234 kg Jerusalem 18 Piafter = 2,69 c

Gerste pro Tabbé = ca. 18} kg Jerusalem 14—14F Piaster = 2,10—2,17 M

Ernteaussichten in Klein-A sien.

Der Kaiserliche General-Konsul in Smyrna becihtet unter dem 7. d. M. Folgendes:

In Anbetraht ungewöhnlih starker Regenfälle im Winter war man für den Ausfall der diesjährigen Fente, zumal.-in den feuchten Niederungen, besorgt. Nachdem trockzne Witterung eingetreten, glaubt man jezt auf eine durhaus günftige Gecnte mit einem Mehrertrag? von etwa 30 %/%o gegen das Vorjahr renen zu dürfen.

Saatenstand in Rumänien.

Fol Ps Bs Konsulat in Jassy beriŸtet unter dem 14. d. M. olgendes :

Das Wetter if im Monat April und bisher auch im Mai trocken gewesen; der in den legten Tagen gefallene Regen war fo unzureichend, daß er für die Weiterentwikelung der Saaten nicht in Betracht kommt. Trotzdem bisher ein wesentlih-r Shaden niht zu verzeihnen ist, E doch die anhaltende Trockenaheit die Landwirthe mit Be- sorgniß.

Weizen und Rogen stehen ia faft allen Bezirken gut. Der Raps dagegen, der infolge dec Trock-:nheit an Würmzrfcaß leidet, eni- spricht nicht de-n auf th1 geseßten Hoffnuagen.

__ Die Fühjahrsbestellung von Gerste und Hafer hat unter ben günstigsten Verhältnissen stattgefunden. Die Saaten stehen bis jeßt, foweit sie aufgegangen find, gut. Der Maisanbau geht seiner Vollendung entgegen.

Ernteaussichten in Dänemark.

Der Kaiserliche General-Konsul in Kopenhagen berichtet unter dem 16, d. M. Folgendes :

Das Wetter ijt in der leßten Zeit für die Entwickelung der Saaten wenig günstig gewesen ; Kälte, theilweise sozac Nachifröite, Wind und Trockenheit haben nachtheilig eingewirkt, jedoch seinen ernstere Schädigungen der Saaten niht vorgekommen zu sein.

Die Wintersaaten stehen im Ganzen befriedigend. In einzelnen Gegenden Jütlands hat jedoch der Roggen gelitten, theilweise au der Weizen, der eine {wache Farbe zeigt.

___ Die Tes dürfte auch auf den Inseln beendet sein, während ia Jütland mehrere Gegenden noch damit im Rück- stande sind. h:

Die frühzeitig gesäeten Frühjahrssaaten stehen recht gut, namentlih Serie wird in einzelnen Landestheilen als besondecs kräftig entwidelt geschildert.

Die Zuckerrüben stehen namentlih da, wo sie früh gesäet sind, recht gut, und man glaubt nicht. daß die Nachtfröste der leyten Wogen thnen ernstlih Schaden gethan haben.

Die von der argentinishen Regierung gegen das aus Deutschland etaifibrente oder mit deutshem Vieh in Berührung gekommene Rindvieh erlassenen Quarantänemaßregeln, die seinerzeit durch Zeitungsnachrichten gemeldet wurden (vergl. „N.-A.“ Nr. 59 vom 7. März d. J.), find inzwishen von der argentinischen Regierung amtlich bekannt gegeben worden.

Der Professor an der Landwirthschaftlichen Hochschule in Berlin, Geheime Regierungsrath Dr. Max Delbrück hat die Festreden, welhe er als Rektor am 26. Januar 1900 zur Feier des Geburts- tages Seiner Majestät des Kaisers und Königs über „Die König- lihe LandwirthshaftliÞhe Hochschule in der Zukunft“ und am 12. Januar d. J. über „Die deutshe Landwirth- \schaft an der Jahrhundertswende“ gehalten hat, in einer Schrift vereinigt, vor kurzem im Druck erscheinen laffen (Verlagsbuhhandlung Paul Farey, Berlin; Preis 1 A). In beiden Reden hat der Verfasser sehr beahtenswerthe Hinweise auf

den jeyigen Stand der deutschen Landwirthschaft und der ihr nahe- stehenden Gewerbe, auf ihre weitere Entwickelung und auf die dazu exforderlihen Maßnahmen, besonders in Hinsicht etnerfeits auf die Heranbildung und Forschung der Dozenten und andererseits auf den: Unterricht dec Studierenden gegeben. Der Verfasser glaubt, daß die Erträge der Landwirthschaft im Großen und Ganzen noch lange nicht derartige seten, wie sie nah dem Beispiele der guten Wirthschaften sein könnten, und er spriht (S. 32) aus, „daß für die Körnerfrüchte im Durhhschniit eine Verdoppelung der Erträge in Aussicht gestellt werden kann und muß, und daß eine Verdreifahung der Kartoffelerträge keineswegs außer dem Bereih der Möglichkeit liegt“. Als Haupt- forderung für die Forszung und auch für die Ausbildung der Dozenten der Landwirthschaft stellt er diejenige einer größeren, in Verbindung mit der Landwirths{haftlißen Hochschule stebenden Versuhswirthschaft auf, in welcher prafktishe und theoretische Fragen der Pflanzen- und Thierzüchtung, des Betriebs- und Rehnungswesens 2c. studtert werden könnten; eine sol@e „Versuh¿wirthshaft für den Sandboden im Osten“ müsse der Versuchswirthschaft für {weren Boden in Lauß- dd O gestellt werden. Die Sthrift bietet sonah mangerlei Unregung.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absþperrungs- Maßregeln.

Schweiz.

Durch Bundesrathsbes{luß vom 11. d. M. werden folgende Bezirke als pestverseucht bezw. als vestverdächtig erklärt: M Said (Egypten), sämmtliche Häfen des Rothen Meeres und Sydney (Australien).

Es kommen daher gegenüber diesen Bezirken die dur dea Bundesrathsbeschluß vom 19. Januar 1900 in Kraft geseßten Bestimmungen der Verordnung vom 30. Dezember 1899, wel? sich auf den Waaren- und Gepäclkverkehr beziehen, zur Anwendung (vzl. „R.-Anz.*“ Nr. 34 vom 6. Februar d. J.).

Namentlich soll die darin vorgesehene Revision und die eventuell als erforderlih erachtete Desinfektion des Reisegepäcks am An- kunfisort des Reisenden in jedem Falle ftat!fiaden, au wenn die Reise länger als zehn Tage gedauert hat und infolge dessen eine ärztlihe Ueberwahung des betreffenden Reisenden niht mehr nôthig ist. Fernec sind zugereiste Personen, welhe einen als verseuht erklärten Bezirk (z. B. Port Said oder einen Hafen des Rothen Meeres) vor weniger als zehn Tagen verlassen haben, am Ankunftsort bis ¡zum Ablauf der zehntägigen Frist ärztlih zu über- wachen.

Belgien.

_Die Verordnungen des belgischen Ministeriums für Landwirth- \ck%aft vom 17. August 1899 und 17. November 1899, betreffend Maßnahmen zur Verhütung der Einschleppung der Beulenpeft in Belgien u. a. auch aus den Mascarenen-JIn seln, Madagascar und Paraguay (,N.-Anz.“ Nr. 199 vom 24. August 1899 und Nr. 278 vom 24. November 1899), werden durch Verfügung des genannten Ministeriums vom 14. Mai 1900 („Moniteur Belge“ Nr. 136, vom 16. Mai DLEE D Mai 1900 ab aufgehoben.

ürket.

Zufolge Verfügung des Internationalen Gesundheitsraths in Konstantinopel ist die für Herkünfte von der egyptischen Küste des Mittelmeers und des Golfs von Suez ein- \chließlich des Kanals angeordnete fünftägige Quarantäne auf Le ge erhöht worden. (Vgl. „RN.-Anz." Nr. 112 vom 10,

d : Griechenland.

Die griehische Negierung hat die aus Anlaß der P:ftgefahr gegen die Türkei angeordneten Quarantäne Maßregeln wieder aufgehoben.

: Bulgarien.

Die bulgarishe Regierung hat infolge des Ausbruchs der Pest in Smyrna folgende Bestimmungen getroffen:

1) Das Vilayet Aidin (Smyrna) wird für pestverseuht erklärt.

2) Reisende, welche aus Konstantinopel oder anderen, nit für verseucht erklärten Orten des ottomanischen Reiches kommen, unter- liegen einer ärztlihen Untersuhung ohne Desinfektion ihres Gepäks. Im übrigen haben fie sih einer elftägigen Beobachtung an ihrem Bestimmungsort zu unterwerfen.

üt bie mohamedanishen Pilger gelten besondere Bestimmungen. __3) Für Reisende, welche zu Schiff aus der Türkei kommen, findet die ärztliche Untersuhung in Burgas, Varna uad Silistra ftatt, wenn sie über Sulina, und in Ruftshuk, wenn fie über Constanza kommen.

4) Die auf der Eisenbahn aus der Türkei über Hebithewo ein- treffenden Reisenden werden durch den Quarantänearzt in Hebithewo während der Fadrt bis Harmanly untersucht. Der Zug hält in Hebithewo, um den Arzt aufzunehmen. Befinden {ih Kranke im Zuge, so untersuht der Arzt diese noH vor Abgang des Zuges und läßt sie eventuell in die Quarantäneanstalt bringen. Vegt nichts Verdächhtiges vor, so fährt der Zug sogleich wieder ab. Wenn der Arzt während der Fahrt bis Harmanly einen verdächtigen Kcanken autfiadig mat, so wird dieser_in Harmanly ab- gesetzt, isoliert und mit dem nächsten Zuge nah der Quarantäneanstalt gebraht. Die Wagen, in welhen sh dieser Reilende aufg:halten hat, werden desinfiztert. z

5) Der Orient-Erpreß hält nicht in Hebit&ewo. Neifende, welche mit diesem Zuge aus der Türkei kommen und in Bulgarien auzsteigen, werden von den Bahnhofsärzten uatersuht und unterliegen im übrigen der elftägigen Beobachtung ax ihrem Bestimmungsort.

Marokko. _ Dur@ Beschluß des Gesundheitsraths in Tangec vom 12. d. M. ist der Hafen von Alexandrien für verseucht ecklärt worden. Derenste aus dein genannten Hafen werden in Marokko nicht zu- gelassen.

Verkehrs-Anstalten.

Am 15. Mai ist auf dem Leuchtfeuer\chiff „BorkumMRiff“ eine See- Telegraphenanstali mit beshränktem Tagesdienste von 6 Uhr Morgens bis 8 Uhr Abends, zunächst versuh3wetse, eröffnet worden. Sie is durch eine Anlage für Funken-Telegraphie nah dem System Marconi mit der See-Telegraphenanstalt Borkum Leuchtthurm verbunden. Diese neue See - Telegraphen- anstalt hat die Aufgabe, Telegramme, welche für Schiffe in See bestimmt sind oder von solhen herrühren (See - Telegramine), mit den betreffenden Sch:ffen aus8zuwechseln. Ferner liegt ihc die Aufnahme oder Weitergabe der See-Telegramme von oder nah Land auf den anschließenden Telegraphenanlagen ob, Der Signaldienst der Anstalt erfolgt durch Flaggensiguale des Inter- nationalen Signalbuhs oder durch Funken-Telegraphie, sofern die Schiffe mit Einrichtungen für Funken-Telegraphie ausgerüstet find. Außer den tarifmäßigen Telegrammgebühren wird für jedes See- Telegramm eine Zuschlag8gebühr von 80 „3 erhoben.

In Haßamas im A g von Deutsch-Südwe ftafr-ika

ist eine Postanstalt eingerihtet worden.

Die Postverwaltung der De gon Staaten von Amerika läßt neuerdings Kisten mit festgenageltem oder auf- geshraubtem Deckel als Postpackete wieder zu. Dagegen bleiben Bete me Pes gro Fair Badr fowie alle Let egelten Sendungen au weiter von der Beförderung als. Postpakete nah den Vereinigten Staaten ausgeshlofsen. ag U Posp

Postanweisungen nach Tanger [Marocco) haben nicht

_mehr auf Franken und Centimen, sondern guf Mark und Pfennig

zu lauten. Die An8zahlung am B-. t in d Landeswährung (Pesetas und Centiv-. os N erfolg A eLT