1836 / 42 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

die allet Wahrscheinlichkeit nach bet elner Verschdtierung derselben Us Pribislav im Anfange des zwölften Fahrhunderts errichtet wurden.

___ Die fernere Anwendung glasirter Ziegel sheint demnächst erst ins Ende des zwblften und den Anfang des dreizehnten Fahrhun- derts zu fallen, wo das mosaikartige Auslegen der Wände und Bös gen beliebt war. Aber auch aus dieser Zeit finden sich nur wenkge Beispiele in der Mark, unter denen besonders die schöne Laurentius- Kirche zu Salzwedel sich auszeichnet, deren Bdgen aus hochrothen N „jéiwara glasirten Steinen abwechselnd {dn zusammenge- cht sind.

Uebrigens zeigen die Bauten der frühesten Zeit bis zum dreizehnten Jahrhundert, wie so häufig die gleichzeitigen Sandfteinbauten an- derer Länder, eine auffallende Akkuratesse im Technischen; an ihnen findet man besondere Gleichmäßigkeit der Schichtungen und Mödr- telfugen und eine frische Farbe des Steins, wie dieses an den Kir- chen zu Lehnin und Nedefin unweit Ferichono ganz vorzüglich be- merklich wird. Der Stein if fleischroth, und die Mauern sind \chôn und glatt, wie aus einem Gusse, in die Höhe geführt. 5

Von da ab scheint die Mischung der Ziegel, mit Ausschluß der zu Ornamenten verbrauchten, bis um dke Mitte des dreizehnten Jahrhunderts, wo die Gebäude noch nicht so groß aufgeführt wur: den, die größte Vollkommenheit erreicht zu haben, denn das scine Gemisch und die, mit lebhafter Farbe unverlezt erhaltene glatte Oberfläche, wie bei den Kirchen zu Redekin, Lehnin, den beiden Kirchen zu Jerichow und St. Nicolaus zu Brandenburg, dke fämmt- lich der früheren Zeit angehdren, empfiehlt ihr Material bei weitem mehr, als die„grdber gemischten, fahlfarbenen und häufig mit Flechten überzogenen Ziegel der darauf folgenden Zeit bis zur Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts, dies machen die Jakobus Kirche zu Perleberg, die Kirchenruine des Praemonstratenser Klosters zu Gramzow in der l1kermark und die Pauliner Kirche zu Branden- burg deutlich. Die Ziegelmischung dieser leßten Kirche erscheint besonders auffallend, indem der Masse Fragmente älterer Ziegel ein- gemischt sind. Selbst bei größerem Volumen blieb sich in jener frü- heren Periode die Feinheit der Mischung gleich.

Aber nicht allein die Mischung, sondern auch das Volunmeti der Ziegelsteine weicht bek dcn älteren Bauten bedeutend von den späte- ren ab. Nach den von mkv hierüber gesammelten Erfahrunzen sind die kleinsten, namentlich die dünnsten, dem Rdmischen Ziegel- Volumen am nächsten fommenden Steine die ältesten; bis gegen die Mitte des funfzehnten Jahrhunderts nehmen die Proportionen nach verschiedenen Maßen zu. Das Gesagte gilt indessen nur für die Zeit bis zum Verfall der Deutschen Baukunst in der Mark Bran- denburg, denn aus nachher zu entwickelnden Gründen naym seit dieser Zeit das Volumen der Skeine wieder ab. :

Der wichtigste Schritt waren jeßt die Formsteine. Dke Mände der früheren Gebäude nämlich waren \{chlicht aufge- führt und die wenigen dem Charakter desselben angemessenen Zier- rathen ließen sich mît Ausschluß der zu den Kranzverzierungen zwar be- sonders geformten, jedoch schr roh gebildeten Steine, durch Behauen der Zfegel darstellen. Dieser Gebrauch zeigt sich bis ins dreizehnte Fahr- hundert hinein, und man sieht neben offenbar geformten Steingliedern nach der Mitte des zwölften Fahrhunderts sorgfältig mit dem Meißel bearbeitete Steine, wie z. B. an der schönen Feistersäule in der Nord- “BVest- Kapelle der Kloster: Kirche zu Lehnin, den Säulen und Pye.ler- füßen im Dome und der St. Nikolai - Kirche in Brandenburg :c.

Die Formsteine zu Ornamenten wurden mit dem reicher wer- detiden Style auch käufiger. Außer den auf diese Weise gebildeten “onsolen, Hauptgesimsen, Basen, Fenster - und Thür - Einfassungen ¡nd Säulchen zeigen sich schon in den sehziger Fahren des zwdlf- ten Fabrhunderts Spuren von gebrannten Modellirungen, die von dieser Zeit an immer häufiger vorkommen, wie man se noch an Kapitälen uud Känpfern in der Domkirche zu Branden- butcg, und zivar ia ihren Kreuzgängen und den daran sioßenden Ge= nähern und aus dem dreizehnten Fahrhundert an den Portalen der ZF'ofier- Kircle zu Neu-Ruppin, an dec Klofter-Kirche zu Berlin, ver zu Chorin 2nd der St. Jafkobus-Kirche zu Perleberg findet.

Man formte schon Ausgangs des zwölften Fahrhunderts zier: lich durchbrochenc Fenster-Rosea. Eines der schönsten Fensier dicser Art sm Kreuzgange des Klosters zu Ferichow war bis auf unsere Tage gekommen, fand indessen kürzlich scinen Untergang. :

Die Dimensionen der cinzelnen Formfsteine sind sehr rerschie- den, hdufiz von auffallender Göße, wle sle {hon im zwdls- ten Fahrhundert vorkommen, noch mehr die aus dem drei- zchtiten und aus den erften- Fahren des vierzehnten Jahrhunderts. Man findet im Brandenburger Dome schon aus der Zelt Albrecht de Bâren Säulenschäfte aus gebranntem Stein von ansehnlicher Dicke. Auch in der Kloster- Kirche zu Berlin sieht man einen Säu- lenshaft ron 26 Zoll Länge aus einem Stücke Ziegelstein. Das großte Volumen fand ich an elnem Steine, welcher in cinem Stücke ecmal3 die Verdachung cines gothischen Thúrmchens bildetc und ht dex Re1tovalion der Brandenburger Domkirche in der Erde ge- furd n wurde. Er hat von drei Seiten zurlich geoildete Dächer mit s{chdnen Gliederungen und rührt seiner cdlen Styibildung nach wahrscheinlich von dem Dombaue von 1313 her. Sein kudischer Fnzalt beträgt fast vier Kudikfuß.

Zu Karl’s V. Zelten, wo die Kunst in der Baulust des Kai- sers und dev Nacheiterung der Städte und des Adels cine nue An- regung fand, entskanden mehrere der vortrefflicbslten Gebäude der Mark. Jn seine Zeit fôllt grade die schönste Blüthe der Deutschen Baukunst und der reiche Styl dec ersten Vorbilder der Dome zu Köln, Straßburg und Freiburg forderte zur Nachahmung auf. Schon etwas feüher entstand die prächtige Kirche der heiligen Jungfrau zu Prenz- a1, deren Bau, mit Ausschluß der schon älteren Thürme , 1325 begann und 1340 vollender wurde. Die Ausführung der reichen und zier- lichen Durchbrechungen, welche im Plane dieser Kirche lagen, er- forderte niht nur größere Geschicklichkeit im Formen, sondern auch vedeutendere Dauerhaftigkeit des Materials, und es gelang, dazu Steine zu formen und zu brennen, die in vielfacher Zusammensez- zung die Ziercathen des um diese Zeit heerschenden Styls elúicklich darstelten. Zwar z-igte, wie schon erwähnt, bereits die Kirche zu Jerichow durchbrochene Fenster-Verzierungen aus früherer Zeit und an der Kirche zu Alt- Rupptn sieht man sie noch in einem grozen vermauerten Rosenfenster, allen diese Zierrathen gehören noch dem schwereren Rundbogenstyle an und, wie ih glaube, is die Marien- Kirche zu Prenzlau die erste in der Mark, an welcher jene pracht- vosleren Durchbrechungen im größeren Umfange ausgeführt wour- den; wahrscheinlich fand auch tei thr die erste Anwendung von Form- seinen im reinen Spißbogensiyi statt. Dle Steine dieser Kirche stud roth, schwarz und grun glasirt und von großer Dauerhaftigfeit.

Noch feiner ausgebiidete Verzierungsfteine wurden vou j t an, häufiger, fle erscheinen an den Prackthauten Karl 1V. in der Alt- marf, vorzüglich an dem Rathhause zu Tangermünde, wo tie Glic- derungen {on sehr zierlich und fein und die Zierrathen fast alle glasirt sind, sehr ähnlich an dem zu Kbtiigsberg in dér Neu- mark. Gesimsglieder, reliefartlge und feeistehende Durchbhre- chungen in Bändern und kolossalen „Rosett, so wle Baldachine und Blättershmuck an Gtebeln und Thürmchen sind aufs saubecste ge- h ldet und so fest in einander gefügt, daß einige wenige als Befestis „Ungsömittel angevdrachte eiserne Dräthe fast überflü)sig ersceinen. Nur dic Gewalt des Feuers hat bei dem ersieren Gebäude cinen Theil dieser Filogram - Arbeiten in Stein ¿u zersidren vermocht; der gedßere steht noch unv-rsegrt den Einwirkungen der Stürme zum Trotz. _ Viele der altmä-ckischen (Gebäude dieser Zeit tragen eigenthüm- liche Zeichen, dle den einzelnen Steinen eingedrückt sind. Sie sind sehr verschieden untereinander und von denen am Dom - Portale zu Brandenburg, die ih súr viel älter halte, und dieuten ent- weder als Zeichen der Banhútteu oder als Bezeichnung threr Be- stimmung für gewisse Gebäudetheile.

Wte in Ftalien übertrug man die Formkunst auch auf Bild- werke und es erschtenen bereits um das Ende des drelzehnten, vor- züglich aber mit der Mitte de-s vierzehnten Jahrhunderts groß? Re- ltef-Bilder von Ziegelstein, mit Darflellungei aus dem Leben Christi, dle, wiewohl mit jenen südlichen Produkten in terra cotta nicht zu

170 vergleichett, doch dfter nicht ganz ohne Kunsiwerth sind, und bald aus einem Stúcke gebildet, bald zusammengeseßt erscheinen. Ein solches mit einer Darstellung Christi am Kreuze, 3 Fuß hoch und 4", breit, an der Ostseite der Jacobi Kapelle vor Brandenburg, besteht aus 4 Stücken. Auch sieht man aus jener Zeit Backsteine mit Fnschriften und eine Art gepreßter, aus reliefartigem Biätterschmuck bestehender Verzierungen, die den einzelnen Steinen im weichen Zustande ein- gedrückt scheinen. Schon früher zeigt sich ctwas Aehuliches ant den Sliesen in der Kirche zu Lehnin, am Friese des westlichen Theils der schönen St. Johannes- Kirche zu Brandenburg und der Kioster- kirche zu Angermünde, in einer s{dnen Verzierung von starkerhag- benen Weinblättern. Die im Dome und im Kreuzgange der Pau- liner Kirche zu Brandenburg sichtbaren großen Fnschrift - Fliesen dürften ebenfalls jener Zeit augehören. Ste sind so wie die ettvas späteren an der Katharinen-Kirche und dem MüÜhlenthore daselbst befiind- lichen, auf großen steinernen Tafeln von der größten Daucrhaftigkeit eit- gegrabenen Fnschriften, unzweifelhaft vor dem Brennen des Thons

a

| verfertigt; dagegen erscheint eine merkwürdige Fnschrift an den Stei-

nen des Nordoftpfeilers der Petrikirche auf dem Dome zu Branden- hurg deutlich als erst nah dem Brennen in den harten Stein ein-

getragen. A : L Die Fertigkeit im Formen nahm im Lause des vierzehnten

Jahrhunderts noch bedeutend zu, und die meist glasirten Zierrathen

erhielten die größte Eleganz der Form. Die künstlich durchbroche- nen Giebel, welche eine ganz eigene Klasse von Bauten in der Mark bezeichnen, haben auffallende Kühnheit in der Confiruction; das Ornament übertraf an Feinheit der Bearbeitung bei weitem die shônen Verzierungen an den vbenerwähnten Gebäuden, und ließ nicht nur an Zierlichkeit, sondern auch an Fesligkeit fast Alles hinter sich, was man der Art ‘von Sandstein oder anderem natürlichen Stein in fremden Gegenden hervorbrachte: ihre Leichtigkeit und Schärfe der Form ist so groß, daß sie eher als Werke von Me- tall erscheinen. Fn diefem ausgebildetflen Grade erscheint die Form- kunst an der St. Marien- Kirche zu Königsberg in der Neumark und der Stk. Katharinen-Kirche zu Brandenburg, in deren reichgeschmück- ten Strebepfeilern selbst fast lebensgroße Statuen von gebranntem Thon stehen. :

Die darauf folgende Zeit, das Ende des vierzehnten und der Anfang des funfzehnten Fahrhunderis, scheint dein Gedeihen der Ziegelform- kunst immer noch gúnstig gewesen zu seyn. Zwar äußgerte die da- mals allgemeine Liebbaberei für möglich fünsiliche oder vielmehr gekünstelte Werke der Baukunst sich eben nict vortheilhaft auf den Styl ; die Marf litt indessen von jenen üblen Einwirkungen rocni- ger, indem das heimische Material wohi für zieriiche, aber nicht für weit ausladende Verzierungen geelgnet war, welche Steiie von größe- ren Maaßen erfordern, alè sie durch gebrannte Erde leicht darzustelicn sind. Zroar schritt man in der Kunst, größere Zierrathen gut auszu- brennen, noch immer fort, und man brannte ganze durch vrochene Rosen aus cinem Stücke; die Schwierigkeit, ienen entartiten pfian- zenähnlichen Styl an Ziegel-Bauten mit Erfolg anzuwenden, scheint jicdoch nicht überwunden zu seyn, und man begnügte sch bei meist glalten Wänden und Strebepfeilern in der Architekkur mit vielfach vershlungenen Rosetten, zum Theil von vortreflicher Bildang, wle se unter anderen an den äuperen Mauern der Seiteuschisse des Brandenburger Domes, so wie an den Portalcn des alt“ schen Rathhauses daselbst und der shônen Pforte dexr Stephans- Kirche zu Tangermünde erscheinen.

Von der Mitte des funfzehnten Fahrhunderts an scheint agegen die Kunst des Formens in Verfall zu koumen. Man findet noch einzelne hdône Steine und vortrefliche Glieder an Gefimsen, Konsolen und Bändern, aus reliefartigein Blätterwerk, Löwenköpfen und Sonnen bestehend, wie am Dome und dez Ungelinger Thore zu Stendal, den Kirchen zu Tangermünde, Salzwedel, Angermünde, Gransee und Bernau, nameni!lich scharfgeformte Steine zu den Ge- wblbegurten/ die in dieser Zeit häuftz verschlungen und künstlich zusamniengeseßt wurden; allein es fommen auch schon schwerere, ungrazidsere Formen vor, die häufig grell gegen die früheren ab- stechen. Namentlich zeigen-dieses die durc)brochenen Theile der Giebel, tte-mit ihren sich immer wiederholenden kahlen Nischen und den unschôn gewundenen Stäben keinen guten Eindruc ma- chen. Die Glieder geven nicht mehr di-e ate Sorgfalt des For- mens zu ercennen, und häufig passen die an ciuander gehörtgen Theile derselben nicht mehr scharf zusammen, da man entweder schon beim Formen der Masse eine gleichmäßige Feuchtigkeit zu geben und das dadurch. notdwendige ungieiche Schwinden des Thons zu berechnen vergaß, oder den für den Möriel ndthigen Raum nicht beachtete. Aus diesem Grunde zeigt fich bei den Stab-Verzierungen häufig weniger Gleichnäßigkeit, und namentlich erscicnen deshslh iene gewundenen St2oc meist soy pluwmp.

Eine cigene und s{ène Art, die Thur-Nischen zu verzieren, iu- dem man reltefartige Bilder von gepranntem Thon in die Wände ließ, achdrt dem Ende des funfzehnten Fahrhunderts ay. Diese Art von Verzierung zeigt sich sehr selten und namentlich {bn an der Súdpforie der St. Lazarus - Kirche zu Reu- Ruppin, welche im Fahre 1490 erbaut wurde. :

Scit den crsten Decennien des sechtebuten Fahrhunderts fing man an, die alte Bauweise zu vernachlässigen. Die Reformation und das Erwachen des antiken Styls beförderten den Un- tergang der . alten Banuwecise schneller, als man es hâtie cr warten sollen. Der Eifecx, Kirchen zu bauen, war erloschen, mat fand genug zu thun, die Masse der bestchenden zu erhalten. Dafür vermehrte sth die Zahl anderer èffeniliczen und Privatbauten ; der antike Styl ward mit Eifer dabei angewendet, und da er in die alte hergebrachte Eintheilung der Gebäude nicht pass.n wollte, so behielt man diese möglichst bei, und jener Styl mußte sich mehr auf das Aeußere beschränk. n. Daber entsiand dann jenes oft so unan- Kenehme Gemisch antiker und Germanischer Bauark, das im Norden aufangs wmentiz Gutes geliefert hat, und nur einzeln btchielt mat noch eine Zeitlang die gewohnte Bauwecis: le, die endlich zu Ende des sechzehnten Jahrhunderts von jener aänzlich verdrängt wurde.

Dle geringere Leichtigkeit und Kühnheit der Bauten im neuen Styl bedurfte weniger derx besonderen Güte des Materials; die Mi- sung der Ziegel wurde daher immer weniger sorgfältig und das Volumen klciner, da es bei dem höheren Werthe des Helz?s billiger war, kleinere Ziegel zu brennen, und ihre Anwendung sich bei der Ausführung bequcmer zeigte.

Jn dieser Zeit werden schon die helleren Ziegel - Sorten bemerk- bar, und der kurz nach dem Fahre 1582 noch im Sp'ßtozen- Stol erbaute Thurm der St. Katharinen - Kirche zu Brandenburg zeigt eine den Dänischen und Schwedischen Klinkern ähnliche geibliche Ziegelfarbe.

Da die Auwendung gebrannter Ziegel" zu Ornamenten bei der nun gebräuchlichen Bauweise weniger geschickt erichien als der Sandslein, dessen Herbeischafung die durch neue Straßen- und Wasserverbindungen erleichterte Communication von fern her jeßt möglich machte, so wendete man das fremde Material bei Märfki- schen Bauten von nun an häufiger an und vergaß darüber den Werth des heimischen. So erlosch nach und nach die bessere Ziegel- formfunst. Gute Steine wurden immer seltener, und nur cin- zelne Ziegelhütten bewahrten sich einen guten Ruf; das durch den gatiz allgemein gewordenen Möbrtel- Abpuß der Mauern immer ge- ringer gewordene Verlangen nach solidem Material drohte ihnen schon den Unterzang: da erkannte man erst neuerdings den Werth und dfe Schönheit der unbekleideten Ziegelwände wieter. Angeregt hierdurch und begünstigt durch geschickte Benußung der Natur- kräfte, lieferten die Zicgelhütten son in wenigen Fahren ein dem älteren an ‘Hüte gleichstehendes Material, aus denen mit Hülfe scharf gcformter Gliedersteine und aus gebranntem Thon gefertigter Reliefs zur Zierde dex Residenz zwet der s{hoöusten Pracht- Bauten entstanden. A. v, M

Metesrologishe Beobachtung.

i856, Morgens Nachmittägs Abends Nach einm 8, Februar. 6 Ußr. 2 Uhr. 19 Uhr. Besbagty,

E A A M E P R: I E Es Ne E T E I S SOM E MEE T C: Ei AORET Dl ck M VOI P E M epa 1 An

Lustdruck.. 1335 L6‘Par. 1337,82 Par. 336 83 ‘Par. Quellwärme 7,00

Luftwärme E O N N: [F 129 R, Flußwärme 159 C Mf E R O20 N_— 210N iy Thaupunkll ., L E | pet | Boderwärzie l;

Dunstsättig W5 pEt, 7A pCt. 75 pCt. Wetter heiter. heiter. heiter. E Wind …...... | NNW NNW. | NNW, | Niederschlag q,

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Ausdi nung 0,63

Tagesmittel: 336.8“ Par... -079R,, 38L9R,.. 78 0

Berliner Bor se Den 9, Februar 1836. Amtlicher Fonds- uad (Geld-Cours-Zetey Bf Pr. Cour. s Pr. Q N| Brief. - | ‘Geld. n Briet, | G4 D

10D A | J

St.-Schuld-Seh. | 4 | 162/83 101‘ Istpr, Pfandbr. | |

Ph Eugl. Obl. 30, í | 101° S4 100 ‘/g Pomm. do. | ö

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Konze d O e Sch. d. K. u. N.!

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Danz. do. in Th. a A8! » [Neue Duk. 2

Westpr. Pfandbr. 4 103 1021 /, fFriedrieksd'or S 104 103!/, [Disconto l

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250 F, Kurz 250 Fl. 2D Ne 300 Mk. ¡| Kurz 300 M 2Mt. Loni!ou 1 LSt, Mt. Paris 300 Fr, Mt, 150 Fl, Mt. 150 Fl. Mt. 100 Thl, Mt. Leipzig O 100 Thl. Tage Mraudurt a V L E Mt, Pee N 100 Thl, Woch.

Zæunsterlam do. Bambucg do.

N 19 D d W I

Augsburg Bres!’anu

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Auswärtige Borsen.

Amsterdanm, 4. Februar, 0

Nieder wikl, Schuld D D2/ do. 103. O 2413/6 9% Span 49. Passgive 165%. Ausg, Schl £108, 19, Preuss. Pbräm, - Scheine —. Polo, —,. Mel. 994.

Fak Curt a M 6 Februa

Vexslerr. 50/7, Metall. 103, 1027 e A908 1 99%, 1 293%. 19%), 5%. G. Bank-Actien 1646, 1644 Partial-übl, j G. Loose zu 500 Fl, —, Loose- zu 100 Fl. 218, Br. f Präm.-Sch. 60, 5924. do, 4% Anl. 994, G. Polu. Loouf B L Span Au A 2G Bo O0

London, 2. Februar.

Couns. 3% 9! Belg. 102, Cortes —. Obl v, Passivc 16! Ausg. Sch. 2474. 21%, Holl 55/7. 3o/f San, 49 090 Pot, S do 3 Engl, Russ, |

Paris, 3. PVebruar,

5% Rente pr. compt. 109. 99, fin cour. 119. 30. compt. £0 85. fu cour. 81. 5. 9% Neap. 99. 80. 50 Rente 484. Passive 16. Neue Ausg. Sch. 24/4. Aug 18/5. 24% Holl, —, 3% Portug. —.

Königliche Schauspvietie. Mittwoch, 10. Febr. Jm Opernhause: Zum erste Die Puritaner, große Oper in 3 Abth., mit Tanx, t

Jtaliänischen des Pepoli, von dem Freiherrn v. Licht

Mut von Bellini.

zu dieser Oper bleiben die bereits gelösten, mit Nil bezeichneten Opernhaus - Billets gültig: auch werden dh nech zu verkaufenden Billets ebenfalls mit Dienskag ki seyn. Im Schauspielhause l) Le jeune honnne cu bli COIMCdie on f ace 2) La suite ui Dot Masgque U

en T ace, 8) Un changement d’uniforme, vaudeyille d

acte,

Donnerstag, 11, Febr. Jm Opernhause: Wulier l in ececlesiía, oder: Die kluge Königin, historische Tragikat in 3 Abth., von E, Raupach. Hierauf: Glöckchen : mit Variationen, von Paganini, für ein Holz - und Stroh strument arrangirt und auf demselben vorgetragen von s Gusikow. Dann: Der Mann im Feuer, Lusispiel in d U von Schmidt. Und: Großes Polpourri, nach dcn belidbl

Melodieen avs: Norma, Nachltwandlerin, Zampa, Nobel!

Teufel 2c., vorgetragen von Herrn Gusikow,

Königstädtisches Theater.

Mittwech, 10, Febr. Die Erbin aus Brandenburg, Wh nal - Lustspiel 1n 3 Akten, vcn C. P, Bergcr. Vorher: Y

und Sklave, Melodrama in 2 Akten, vom Freiherrn v.

Donnerstag, 14, Febr. Auf Begehren: Des Adlers)

rvomantish-komische Oper in 3 Akten, Mußk vom Kapeh Franz Gläser.

Sreitag, 12. Febr. Zum erstenmale wiederholt: F oder: Die Besiúrmung von Sigeth, Melodrama mit Q in 5 Akten, von Theodor Körner. Musik“ vom Kapelln

Franz Gläser. Markt-Preise vom Getraide.

Berlia, den 8. Februar 1836. Zu Lade: Weizen 1 Kthlr. 20 Sgr., auch 1 Rthlr. 1

a A

l 3

3 Pp; schlechte Sorte 1 Rthlr. 5 Sgr.; Roggen 1 Rthlt. “s

9 Pf ; große Gerste 27 Sgr. 6 Pf., auch 26 Sgt. 3 Pf.; tleir 28 Sgr. 9. Pf. , auch 26 Sgr. 3 Pf., Hafer 23 Sgr. 9 Pf

20 Sgr § Pf.; Erbsen 1 Rthlr. 10 Sgr., auch 1 Rthir. (*

6 Pf. ; Linsen 2 Nthlr.

Zu Wasser: oggen 1 Rthlr, 10 Sgr.; Haser 23 Sgt.

auch 22 Sgr. 6 Pf.

Sonnabend , den 6 Febvraar 1836. R

Das Schock “Stroh 7 Rthlr. 7 Sgr. 6 Pf, auch 9? der Centner Heu 1 Rthlr. 10 Sgr, auch 0 Sgr

Redacteur Ld. Cottel.

Gedruckt bei A, W, Hal

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Allgemeine

reußische Staats-Zeitung.

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A

Amtliche Nachrichten. Mont | Se. Majestät der König haben dem Geheimen Regieruiigs- ah von Rehfues zu Bonn den Rothen Adler-Orden zwei- r Klasse mit Eichenlaub zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben deim Unteroffizier S trelow | der 2ten Fuß - Compagnie der Garde - Artillerie: Brigade die dttungs-Medaille mit dem Bande zu verleihen geruhet.

Tages.

E I TODET T E O HESEOCO N T T O R Ee

Zeitu MaGOr1iMi(1

Rand

S Petersburg, 3. Febr. en unterm Iten (26sten) v. M. nachstehendes Resk Minisier, General-Adjutanten Grafen Tscherny!

Se. Majestät der Kaiser j

Q L L «Nom S)

erwaltung der Landmacht des Zei mit dem ledhaftesten Veranügen , welche Fort- ums unter Jhrexr Direc- Indem Sie alle Meine die Organ:sation des g brah-

„Sraf XAlexanzder anoivitsch{ ! seine Blick hte, sehe Je hritte alle Theile des Kriegs: Mini/ on machen. jeeres betreffenden Anordnungen genau in Aus h und bei Verwaltung des ökonomischen Theiles des Ministe- Beste sowohl der Krone, als auc de h3ben Sie tafältig über das Rechnungs w-sen des Ministeriums in seinen Durch Jhre unermüdliche ätigkeit, Jhre durchgreifenden Maßregeln und Jhre sorgsame ficht hat das Rechnungswesen, einer der wichtigster deigè, schncile und augenscheinliche Fortichritte gemacht und jenige Stufe der Vollkommenheit erreicht, auf welcher Jch daf- he stets zu schen wünschte. Ich beeile Mich, eine angenehme ficht zu erfüllen, indem Jch Jhnen für diesen neuen Beweis res erspréicßlichen Dienstes ein cânzliches Wohlwollen bezeige. mer wohlgewogen.““

Aehnliche huldvolle Resfripte haben Se. Maj. ch an den Präsidenten des Reichsrathes , wie an den Reichs - Controlleur , jitrowo, erlassen.

Se. Kaiserl. Majestät haben dem diesseitigen Gesandten in Baron Meyend

‘andes - Jns pslichtgetreu

lfâltigen Berzweigungen gewacht.

erwaltungs-

völlige Anerkennung und J verbleibe

der Kaiser Grafen Notwoßilzof, Wirklichen Geheimenrath

en Staatsra élaus, Orden erster Klasse und dem Präses des chen geistlich

orf, den Sta- ; Rdömisch - fatho- Kollegiums, Bischof Jgnatius Pawwv(or | dladimir - Orden zweiter Klasse verliehen.

Die Geheimen Räthe, Fürst Gag ostowsly, haben den Weißen Adl

Der Chef des St. Petersburgischen Z taatsrath Titof, i in G! (

arin und Fürst Labanof- er-Orden erhalten. oll-Bezirk?, Wirkliche aden entlassen, und statt seiner der Sre. Petersburgischen Zoilamtes, wirkliche Staats- h Timirjasew, zum Chef des genann drden, Der Chef dés Odessaschen Zoll. B: Ath Bologowskij, ward zum Vice:D auswärtigen Handels ecnannt.

Am 20sten v. M. farb emals Professor der Chem r Universicát, s Inn als Arzt in 9 tdicinishes Amt angetreten.

bekanut und geachtet, undlichen Charakter

Einem Aller werhalb der G

en Gouvernemer deren Gouve von diesen leßteren úb WoUvernements verschriebenen r den Wohnsis der

sle jedo d baaren weder se

irigende de l: Bezirks ernannt l-Dezirks, Wirkl, Staats- Direktor des Dep

zu Riga der Staatsrath v. Grindel. ie zur Dorpat, nahm er, als Rector lecdicin zu studiren, lebte vor kurzem ein neues Er ist a!s chemiscer Schriftstel- und wurde aís Mensch sei s wegen geliebt.

höchsten Befehl zufolge, soll cs den zlinie der ihnen zum Wo its gestattet seyn,

inen Abschied, um N und hatte cer

es milden,

Jsraeliten Woßnplabe angetwie- als Commissionaire der in vohnenden Christen aufzutreten die Zoll: Aemter zu verzollen. iten bestimm n aus dem Auslande v ch Vermittelung der

der bezeichneten Außerhalb enden Gränzlinie dúr- erschriebenen Christen ver- aeliten ferner gestattet, Charfow und Ssumy Jahrmärkte zu besuchen ;

sich außerhalb des Ber iesencn Gouver

ie von ihne lb, noch dur Es wird den JZsr dwgorod, Jrbit, Korennaja, k daselbst stattfind \inten Städte aber s n Wohnsize angew

sogleich nach

eiches der ihnen so müssen Jahrmarkts wieder ihnen selbst, dischen Wag-

nements befinden, : Beendigung des n in denselben weder die on Anderen verschriebenen auslän

tlassen und dürfe dh im Auftrage v verkaufen.

Ente.

Fieschi’s Prozeß. Sißuna : t-Verhdr wird fortgeseht. L Lou! 8. Sophie Salmon , die Tocht em das Attentat begar ann zu erkennen, n Onkel ausgah. B ann, der sich am (cht erfundigte; doch glaubt sie dem Boulevard E ) für Fieschi n Ueberrock und ein Sprache ?/(

Februar. Das Zeu: Uge, der vernommen wird, Portiers von dem Hause, in Sie glaubt, in Morey den und sich für set- für den jungen en Victor nach selben Tage niit ont (der Ver- zu tragen, trug cinen

j igen wurde.

ver Fieschi zuweiler otreau’n aber erfent 7sten Abends

(/ if ste nicht „Untevy dem Nam gl „thn an dem gesehen zu haben. ¡Welche Kleidung pf 's Onkel ausgah ?‘/ cin Hut mit breiten Antw. „Sie hatte ¡Diese Aussage ist w daß Morey nie cinen b Aussprache nicht den súdlic s der Loge des Portiers, die an unmögl:ch ut Präsident:

Herr Dup

Krämpen. den südlichen A Es wird spâter be- n Ueberrock getragen hat : ven Accent hat, is klar. in einer Vertie

bra Ac , t ist, fa iterscheiden, oh

dder grau ist,

ein Rock blau, ¿Man lasse Ning Lassave |

E P g 3 n P E Cs S 2, Ta REE. N "75 C2 T At: “A2

Berlin, Donnerstäg den Ute Februar

2 ¡i 7 r e T U Le S Es: Eo E Bs I E El E E Sf I

cintreten.//(Lebhafte Bewegung der Neugierde.) Nina Lassave trâgt cinen

kleinen Hut und ganz die gewdhnliche Kleidung der Grisetten. Sie il be-

kanntlich einäugig, aber sonst is ihr Gesicht sehr einnehmend. Fhre Haltung und ihr ganzes Wesen sind bescheiden und anständig. Der Präsident fordert sie auf, mit Ruhe und ohne Aengîilichkeit zu sa- gen, was sie wisse. Ste äußerte sich im Wesentlichen folgender- maßen: „Um Sonntag den 26. Juli ging ih um Mittag aus, und brachte eine Stunde bei Fieschi in seinem Zimmer zu. Dann führte er mich zu meiner Freundin Agathe, und versprach, mich gegen Abend wieder abzuholen. Er kam nit; ich ging nach seiner Nob n1u#g, und sagte dem Portier, er mdae Fieschi wissen lassen, daß ich

| nah der Saipetrière gegangen sey. Am folgenden Tage nach 12

Uhr begab ich mich wieder nah Fieschi's Wohnung, aber ohne zu thm hinaufzugehen, weil er mir das verboten hatte. Die Portiers

frau sagte mir, daß sein Onkel bet ihm sey. Als ih úber den Bou- levard kam, sah ih aber Fieschi mit Morey an einem Tische vor einem Kaffeehause sißen, und Bier trinken. Fieschi sah miciz auch : er kam auf mich zu, und sagte mkv, er könne Morey jeßt nicht verlassen. Fh machte thm Vorwürfe darüber, daß er mich Tags zuvor vergebens habe warten lassen. Er bat mic), nicht bôse zu seyn, und jeßt nur zur Annette Boucquin ¿u gehen, wohin er mir bald folgen würde. Fr. „„Kannten Sie Morey schon lange?“ Antw. „Seit ungefähr einem Jahre. Fr. „„ Haben Sie Fieschi im Laufe jenes Tages wieder gesehen? Antw. Ja; er kam gegen 3 Uhr zu der Annette Boucquin.// Fr. „Wie war sein Beneh- men?/ Antw. „Er wak sehr verstdrt und sagte mir, er habe dte ganze Nacht kein Auge zugethan.‘/ Fr. „Entschlüpfte ihm nichts, ivas Ihnen den Verdacht einfldßen konnte, daß er etwas Außeror- dentliches vorzunehmen im Begriff war?“ Antw. 11J fragte ihn, was er vorhâtte; er wollte mir aber nichts sagen. (/ Fr. „Was begannen Sie am Dienstag den W. Juli?// Antw. „Um 11 Ubr Morgens verließ ich die Salpetrière und begab mich nach dem Bou- levard du Temple. // Fr. „Hofften Sie, Fieschi in seiner Woh- nung zu schen?// Antw. „Jch hoffte es nicht. Auf dein Boule- vard angekommen, höôrte ih, daß aus einem Fenster îm dritren Stockwerk auf den König geschossen worden sey, und sogleich war ich Überzeugt, daß Fieschi es gethan habe, indem mir sein veridrtes Wesen în der leßten Zeit beifiel.// Die ferneren Aussagen der Nina Lassave stimmten fast wörtlich mit den Erklärungen überein, die sie im Laufe der Jnsiruction abgegeben hatte. (Vergl. die Beilage zu Nr. 28 der Staats-Zeitung.) Der Präsident zu Fieschi: ¡Fit es wirfé- lich wahr, daß Euch Morey den Rath gab, Euch nach vollbrach- tem Attentat zu erschießen? Fieschi: „Ja, Herr Präsident. Pe- pin war zugegen. Fch erwiederte darauf, daß ih es vorzdge, mich bis auf den leßten Blutstropfen herumzuschlagen. Pepin ermahnte mich darauf , wenigstens verschwiegen zu seyn und mir Louvel zum Muster zu nehmen, der gestorben sey, ohne Jemanden zu verrathen. Ich freue mich jeßt, daß ih am Leben geblieben bin, (mit Pathos) denn ih habe durch meine Erklärungen die Regierung befesiigt, wie ih das in meinem leßten Plaidoyer beweisen werde.// Herr Dupont zu Nina Lassave- - „Hat Fhnen nicht Fieschi gesagt, daß vor Ende Juli er todt oder Sie nicht mehr îtn der Salpetrière seyn würden!/ Antw. „Ja, das hat mir Fieschi gesagt.‘ Fr. „„Ha- ben Sie, als Sie nach" der Salpetrière zurúickehrten , nicht gesagt, daß Sie sehr unglücklich wären? Antw. „Niemals habe ich das ausgesprochen. J wahr wohl sehr erschüttert; aber ih habe zu Niemanden gesagr- daß t sehr unglülih sey. / Herr Duvont: Sh beabsichtige feinesweges, den Zeugen als eine Mitschuldige Fieschi's darzustellen; aber ich suche zu beweisen, daß Nina Lasave alle Vorbercitungen des Attentats kannte -/ Nina mit Lebhaf- tigkeit: „Jch {hwdre, daß ih nihts wußte. Herr Dupont sucht noch einige Widersprüche in den Aussagen der Lassave hervorzuhe- ben, die sich aber auf unwichtige Gegenstände bezichen. Fiescch| nimmt das Wort, und erklärt in energischen Ausdrücken, daß alle Erklärungen der Nina Lassave vollkommen der Wahrheit gemäß waren, und äußert sich sodann folgendermaßen: „Mir is eingefal- ler, daß es von Wichtigkeit seyn könnte, wenn die Bücher aufge- funden würden, die sch in meinem Koffer befanden. Sie sind bet dem Portier eines Hauses niedergelegt, in welchem fich ein König- liches Archiv befindet. Des Namens der Strafe erinner: ich mich nicht; der Portier heißt Schwarß. Er hat auch die Form geliehen, in welcher die Kugeln gegossen worden sind.-/ ‘Aligemeines Auf- schen. Der Präsident ertheilt einigen Huissters Befehle.) Fieschi spricht noch die Ueberzeugung aus, daß Morey einige Flintenläufé absichtlich so geladen gehabt habe, daß se hätten springen müssen. Er hâtte zu dem Ende die Kugeln von etroas größerem Kaliber genommen, so daß man sie mit Gewalt in den Lauf hâtte eintreiben mssen, und dann zwischen den Kugeln und dem Pulver einen Raum gelassen, so daß durch den Druck dec Luft der Lauf gesprungen wäre. Er habe die feste Ueberzeugung, daß Morey ihn auf diese Weise habe aus der Welt schaffen wollen. Der Präsi- dent zu Fieschi. „„Fhr habt gestern, als ein Zeuge behauptete, die Flintenläufe vom Boulevard aus blißzen gesehen zu haben, gesagt, daß dies unmöglich gewesen wäre, weil Fhr eine Schürze über die Maschine gedeckt gehabt hättet. Jm ganzen Laufe der Instruction ift von dieser Schürze nicht die Rede gewesen, und es har ih guch in Eurem Zimmer keine Spur davon gefunden. Was war das für eine Schürze? Wie kam sie in Euer Zimmer ?-/ Steschi: „Die Schürze hatte ganz ‘die Farbe meiner Bloufe. Fch erinnere mich nicht, wo ich ste her genommen habe; t hatte zwei solcher SchÜrzen, als ich in der Papier-Fabrif des Herrn Lesage arbeitete. Was aus der Schürze geworden ift, weiß ich nit: ih hatte sie Uber die Maschine gedeckt, als ih die Jalouste dFnete und Hern Lavocat evrblicéte, weil ich besorgte, daß man aus einem gegenüber liegenden Fenster die Gewehrläufe würde sehen kdnnen. Fch glaube sogar, daß die Schürze daran Schuld ift, daß einige Gewehre auf der reten Seite nicht losgegangen sind, weil das Pulver durch dieselbe vielleicht heruntergewischt worden war. Fch bedaure, daß ich dieser Schürze zu erwähnen ganz vergessen habe. Es ist dies während eines sehsmonatlichen Verhdrs das Erstemal, daß mein Gedächtniß mich im Stfche gelassen hat. Jch hatte nach dem Abfeuern der Ma- schine nicht einen Augenblick das Bewußtseyn verloren; ich erinnere mich der kleinsten Details. Troß meiner Wunden und des hefti-

gen Schlages, den ich erhielt, blieb ich aufrecht stehen. Mit der rechten Hand faßte ich an den Kopf, mit der linken lehnte ich mich an die Wand. Jch verlor viel Blut; ich erinnere mich, daß ich beim Gehen die Wände damit befleckte. Fh gelangte ans Fenster, ich ergrif den Strick, ich ließ mi hinunter. Fch erinnere mich schr gut, wie ich auf das Dach hinabkam: ich erkenne den Agenten, der mich verhaftete, und erinnere mich genau aller Umstände bis zu meiner Ankunft in der Conciergerte, wo ih beim Eintritt zu mir selbft sagte: „Diese Wohnung wirst Du nur verlassen, um das Schaf-

fott zu besteigen! //— Nach dieser Episode wurde das Zeugen-Verhdr fortgeseßt. Zunächst verhdrte der Präsident die beiden anderen jun

gen Mädchen, die den Fieschi zuweilen besucht hatten; die Aùs- sagen derselben waren ganz unerheblich; dann wurden mehrere Be- wohner des Hauses vernommen, in welchem Fteccht gewohnt hatte.

Einîze derselben glaubten, in Morey den Mann zu erkennen, der Siescht dfter besucht und sich für {cinen Onkel ausgegeben hatte doch il his jeßt Úber diesen Punkt noch keine Aussage bestimmt gewesen. Auch in Boireau hat noch fein Zeuge den jungen Mann wiedererkannt, der sih am 27sen Abends nah Fleschi erkun- digt hatte, E

„Fn der Sißung vom 4. Februar fand das sehr interessante Verhör des Herrn Lavocat satt, der betanntlich Mitglied der De- puttrten-Kammer und zugleich Oberst - Lieutenant bei der National Garde iff. Derselbe erzählte zunächst, daß er Fieschi stets als einen eifrigen Anhänger Napoleon’s gekannt habe, und daß er daher, um ibn von geheimen Gesellschaften abzubringen, ihn oftmals daran erinnert habe, daß der ehemalige Kaiser kein Freund der Republi- aner gewesen sey. „„Fieschi//, fuhr er fort, „der mir seine beson dere Zuneigung geschenkt hatte, sagte oftmals, als er sah, daß ich scine Winke nicht achtete, zu meinem Bedienten, ih liefe große Ge fabr, und cer würde für meine Sicherheit Sorge tragen. Fc erin nere nmch/, daß er mir damals drei Männer nannte, die meinen Tod geschworen hätten, nämlih einen Sattler Morey, einen gewi}en Auzias und einen Schuhmacher, dessen Name mir entfal len ist. Fieschi zeigte den größten Haß und die tiefste Verachtung gegen dîe Republikaner; er sagte mir, daß er nah dem Kaiser nur Ludwig Philipp anerkenne, und ofenbarte mir den Wunsch, bei der geheimen Polizei angestellt zu werden. Als er meine Ver wendung dieserhalb bei dem Polizei-Yräfekten verlangte, erklärte i; (hin aber, daß ih mit dieser Sache nichts zu schaffen haben wolle und verwies ihn deshalb an einen ihm bekannten Polizei-Beamten Eines Tages kam er zu mir, um mir zu sagen, daß leßterer thn dem Polizei-Prâfekten vorgestellt, dieser ihm aber einen so ntedrigen Posten bei der Polizet angeboten habe, daß er ihn niht angenommen. Bei jedem Volfsauflauf war Fieschi immer der Ersie, der mir seine Dienste anbot; er wollte in die National-Garde eintreten, und als ich thm bemerklich machte, daß er der Hauptstadt fremd sey, be gtügte er sich damit, sih immer in meiner Nähe zu halten. Ft dieser Stellung habe ih mich seiner mehrmals bedient, um die No sitionen und dée Zahl der Empörer zu ermitteln, und er hat sîïci; dieser gefahrvollen Aufträge stets mit Eifer, Umsicht und seltener Unerschrockenheit entledigt. Nach dem Attentat vom 28. Tult schrieb der Polizei-Präfekt mir, daß er mir etwas Wichti ges mitzutheilen habe, und lud mich zum Frübhfüdck ein, nach dessen Beendigung er mich scherzhafter Weise fragte, ob icl Gérard schen wolle. Fch beiahte es und stieg also in das Gefän niß der Conctiergerie hinab, wo ein schwer Verwundeter auf einem Bette lag. Ungeachtet ih sein Gesicht nur zum Theil sah, fielen diese Züge mir doch auf, und ich erfannte ste bald für diejenigen Fiescht's. ,, „Wußten Sie denn“, fragte ih den Polizei - Prâfef ten daß ich den Gérard fenne?//‘/ „O Nein(‘‘4, sagte dieser, /,-Ste kennen ihn also?//// „,,„Gewiß// ‘7, erwiederte ih, „der Mann heißt Fieschi. ////— ,,,Sie erweisen mir einen großen Dienst// sagte der Präfekt, und so trennten wir uns Am folgenden Tage wiederholte ih meinen Besuch it! der Conciergerie Fteschi wollte mich erst nicht kennen; als ich ihm aber mehr zu Herzen \vrach, wich seine Halsstarrigkeit; er weinte und erklärte, daß er sch mie ohne Rückhalt entdecken wolle.‘ Herr Lavocat wiederholte hier die bereits in der Anklage-Afte verzeichneten Thatsachen und hob die Dienste hervor, die Fieschi ihm dadurch erwiesen , daß er i! namentlich während der Volks - Aufläufe, oftmals vor dem Dolc der Meuchler bewahrt habe. Fieschi, der während dicser Aus

des Herrn Lavocat sichtlich bewegt war und sogar Thränen vera sagte darauf: „Was ich so eben vernommen, ha

Seele gerührt: Herr Lavocat allein konnte Gewalt über üben; feinem andern auf der Welt wäre es wohl lungen, mich zum Sprechen zu bewegen Fch gehörte ih unbedingt an: was er gesagt hat, is die reine Wahrheit. Her Präsident: „Habt Jhr den Erklärungen des Herrn Lavocat nichts hinzuzufügen , nicht son| noch einige Aufshlü}e zu geben ?/

Fieschi: „Wollte ih etwas sagen, was Herrn Lavocat persônlich angeht, so mdchte lh für cinen Schmeichler gelten: da derselbe über gewisse Dinge geschwiegen hat, so mag ih nicht reden.“ Der Präsident: „Nichts. hindert Sie zu sagen, was Sie wissen Herr Lavocat: „Rach Fieschi’'s Aeußerungen könnte man glau

bet, daß ich mit einigen wesentlichen Details absichtlich zurückgehal ten hâtte; wenn dies aber geschehen, so betrifft es bloß Gegenstände, die mich persdnlich betreffen. Mehrmalz benachrihtigte mi Fics chi, daß îch ermordet werden solle: da ih seinen Charakter faunte so war ich geneigt, ihm zu glauben, doch ergrifff ih feine Vor- sichts- Maßregeln. teinte Fieschi noch andere Dinge, so bin ich bereit, thm zu antworten. / Fieschi: „Nein, mein Her, die Freundschaft des Herrn Lavocat hat mich boch geehrt; ih würde für thn in den Tod gegangen seyn. So oft ih erfuhr, daß sein Leven tin Gefahr schwebe, gab ich ihm einen Wink; ohne mich wre er ermordet worden.“ Herr Lavocat. „Es is nur zu wahr, Herr Präsident, daß ich eher dem Fieschi verpflichtet bin, als er es mir ist. (Sensation.) Fieschi hat mir große Dienste geleistet: nicht nur, daß er für meine persdnliche Sicherheit Sorge getragen, weiß ich auch auf das bcstimmteste , daß er seine Besorgnisse wegen meint anderen Personen, z. B. meinem Bedienten, mitgetheilt hat. Er ha! mir oft Namen genannt, die ih um die Erlaubniß bitte zu verschwei- gent, weil die betreffenden Personen in die gegenwärtige Anfklag: nicht mit-verwickelt stnd.-/ Der Präsident: „Sie haben früher erklärt, daß Sie die Mitangeklagten hon vor dem Attentat (cs kannt hätten.“ Herr Lavocat beiahte diese Frage in Bezug auf Morey, Pepin und Boireau. Dagegen erklärte er, den Bescher nie getannt zu haben. Der Präsident: „Es läßt fic gewiß Über die Wahrheit Fhrer Erklärungen nicht der mindeste Zweifel erheben Meine Pflicht erheischt aber, noch ausdrücklich anzukündigen daß Alles, was Sie gesagt, mit Fieschi’s eigenen Geständ

nissen genau zusammentrift. Sie haden dem Gerichtähofe ej

nen sehr wesentlichen Diens| erzeigt, und ih erkenne dies dankbar an. Zugleich muß ih hinzufügen, daß, gleich nach dem Attentate, der deutliche Unwille so allgemein war, daß feine einzige Person, die mit Fieschi mehr oder weniger in Berührung gestanden

sich nicht beeilt hätte, mich davon in Kenntniß zu seßen, und auch als Zeuge vor Gericht zu erscheinen, bereit gewesen wäre.“ Nach

dem Herr Lavocat dem Präsidenten für seine gute Meinung gedankt

kehrte er auf seinen Plaß zurück. (Den Schluß dieser Sißung werden wir morgen geben.) i

Paris, 4, Febr. Der König hielt gestern Mittag eine! zweistündigen Minister - Rath. . :

Die Deputirten-Kammer hielt heute wieder eine df fentliche Sißung, die hauptsächlich den Berathungen über die Proposition des Herrn Gouin wegen der Herabseßung des Zins fußes der 5proc. Rente gewidmet war. Bei der Eröffnung der Sibung waren nur die öffentlichen und vorbehaltenen Tribunen überfüllt; im Saale selbst bemerkte man höchstens einige 40 Mit