1836 / 160 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

bereits aufgebrochen und es sind jeßt Griechische Truppen, die den Aufstand in Afarnanien bekämpfen. Noch haben wir Griecheuland gerathen, eine aus leichten Cabreeunen bestehende Griechische Ma- rine zu errichten, den Staats-Rath «us den fähigsten Männern des Landes, ohne Rücksicht auf ihre politischen Meinungen, zusamumenzu- seyen, und sich der strengsten Sparsamkeit zu befleißigen. Dies ist das Betragen, das wir in Bezug auf Griechenland beobachtet ha- ben und auch mit der größten Beharrlichkeit verfolgen werden. Jch habe Jhnen bis jegt Griechenlands Lage nur von der Schat- tenseite geschildert; aber il muß Jhnen auch sagen , daß dieses Laud große Forschrilte gemacht hat, daß die verbecrten Städte und Dörfer sich- wieder erheben, daß die Landleute ihre Wohnungen wie- der aufbauen, daß die gewerbsleißige Bevölkerung Je Lega ist, daß der Handel wieder einiges Lebeu gewinnt, daß die Gemüther zwar uoch nicht ganz besänftigt, aber doch schon viel ruhiger als früher sind, und daß endlich die Einkünfte des Landes sich von Jahr zu Jahr mehrem So bot zum Veispiel das ersie uns befaunte Bud- get, das von 1833, uur 7 Millionen, das zweite aber schon 9 Mil- lionen und das drítte 12 Millionen Fr. Einkünfte dar. Sie schen also, daß das Land im Gedeihen und im Fortschritt begriffen if. Die Kammer wird mich entschuldigen, wenn ih nicht in größere De- tails eingehe, aber ich fann unmöglich mehr sagen, da ich von den Angelegenheiten einer fremdeu und unabhängigen Regierung spreche. Jett, meine Herren, sey es mir vergöunt, ein paar Worte über die Betrachtungen zu sagen, welche Herr Mauguin gestern in Bezug auf Prenßen und die Ausdehnung seines Zoll-Systems in Deutsch- land, so wie in Bezug auf die in der leßten Zeit angeblich von ihu wahrgenommene Preisgebuug der kleinen Deutschen Staaten von Seiteu Frankreichs angestellt hat. Zuvörderst muß ich bemerken, daß, fo gera wir auch, und ich insbesondere, von Herrn Mauguin recht viel zu lernen bereit sind, er uns doch nicht erst zu lehren braucht, daß Frankreich die kleinen Staaten, uicht nur in Deutschland, son- dern überall, in Schuß nehmen müsse. Das ist nicht allein Frank- reichs natürliche Politik, sondern die aller großen Kabinette, So oft die Existenz eines kleinen Staates bedroht ist, liegt es in deu Interesse der größeren, sih seiner anzunehmen, indem die Bedrohung bder Existenz eines kieinen Staates 1mmer nur den Zwet hat , den Einfluß und das Gebiet eines großen Nachbars zu erweitern. Jene Politik hat Franfreich auch offenbar zu allen Zeiten beobachtet, aber es is nicht minder die Politik aller großen Mächte. Dies galt vou Seiten Frankreichs in Deutschland während der Religiouskriege; es galt vor Allem zur Zeit Richelieu?s, es galt unter Ludwig X1V., unter Ludwig XV., unter Napoleon, ja selbst unter der Restauration, und es git noch heutzutage. Jch kann versichern, daß dic Behauptung, wir hätten unsere Hand von diesem oder jenem Deutschen Staat ab- gezogen und ihn im Stich gela}sen, unwahc ist; so viel ich weiß, ist dies, namentlich seit sechs Fahren, nicht der Fall gewesen. Bei dem Budget, meine. Herren, handelt es sich um zweierlei: um Politif und um Sparsamkeit; aber diese beiden Dinge wollen sich nicht immer vollkommen mit einander vereinigen lassen. So hatten wir z. B. in dieser Versammlung den größten Theil unserer Gesandtschaften in Deutschland in Schuß zu nehmen. Die Politif, sagte man, rathe deren Beibehaltung, und ih bin anch dieser Mcinung; aber die Sparsam- keit rathe ihre Abschaffung. Der Kampf war lebhaft, er dauerte lange, und ich sage der Kammer uur bekannte Dinge, denn sie hat fie scibst bewirkt, wenn ich ihr sage, daß die Gesandtschaft zu Weimar unterlag, und daß wir uns nocch glücklich preisen fonnten, die zu Darmstadt gerettet zu haben. Wir aber waren es doch wahrlich uicht, die auf Abschaffung der Gesandtschaften drangen; wan ver- tangte sie ja; ich wiederhole es, wir haben feine von deu Gecsandt- fchaften iu Deutschland abgeschafft, außer der, die im Budget gestri- en wurde. Was den Beistaud anbetrifft, den Frankreich den klci- neren Staaten stets zu gewähren bercit ist, so crfläre ich, daß er niemals verziveigert worden; ich namentlich habe ihn nie verweigert. Den Preußischen-Zollverband aulangend, so sagte ic {hon vor einiger Zeit auf dieser Tribüne, daß Frankreich dies große Greigniß unmöglich zua hindern vermochte. Jh habe mich über die Grundlage jenes Verbandes bereits ausgesprochen ; ich sah ihn entstehen, und war schon vor sicbeu Jahren von der Un- möglichfeit überzeugt, - ein folches Ercigniß zu verhindern. (Seu- sation.) Deutschland war in 38 kleine durch höchst lästige Zollstätten von einander getrennte Staaten gethcilt; man hatte auf einer Reise vou zwanzig Meilen oft fünf bis sechs solcher Linien zu passiren. Diese Belästigung fonnte dex Handel, besonders bei seiner durch den Frie- den herbeigeführten Lebhaftigfeit, unmöglich ertragen. Nicht ein po- tischer Gedanfe, ucin, das Handels-Juteresse hat diesen Zustand der Dinge hervorgerufen. Der Beweis davon if, daß der Vercin schon im Entstehen war, che Preußen noch daran dachte, die Sache zu der seinigen zu machen. Es bestand schon früher cin solcher Verband zwischen Bayern und Württemberg. Erst später bildete sich einer mit Preußen, und danu noch cin mitieu inne liegender. So gab es deren drei, und nur aus dem B-:dürfniß, dem Handel einige Erleichterung zu verschaffen, waren fie hervorgegangen. Diese drei Vereine mußten sih sehr natürlich zuleßt in einen cinzigen ver- shumelzen, denn so wie der erfte Schritt gethan war, konnte es nicht fehlen, daß man den Vortheil einer Vereinigung fühlte, und diefe Vereinigung isé. gegenwärtig, wenn auch: noch nicht ganz, so doch Heinahe vollständig erreicht; nux am Gestade des Meeres entlaug hat sie noch eine Lücke. Jun der That, meine Herren, es skand nicht in Franfreichs Macht, diesen Verband zu verhindern. Es hätte zwar einige Mittel versuchen können, zum Beispiel gewisse Zugeständnisse, aber ih bin überzeugt, daß diese Mittel auf die Dauer nichts gehol- fen haben würden. So hatten zwei Staaten cine Verbindung au- Ferhalb des Vereins angeknüpft: Frankfurt hatte mit England, und Nassau mit Frankreich unterhandelt. Nassau aber hat die BVollzie- hung des Traktats verweigert, Franffurt hat England gebeten, decn Traktat wieder rückgängig zu machen, weil es nicht umhin könne, fich demn Preußischen Verbande anzuschiießen, und England willigte cin. &in Land hätte mau vielleicht davon feruhalten können, ich meine Baden ; ayer mau hätte ihm dann Zugeständnisse in Betreff des Tabacks, ver Wolle, des Viehes und so weiter machen müssen, und ih {lug auch, so sehr ich die einheimische Judustrie zu beschügen geneigt bin, per Kammer diese Zugeständnisse vor, weil ich von ihrer Wichtigkeit tiberzengt warz aber mein Vorschlag fiel durch. Um indeß der Kam- mer allen Grund zur Reue zu benehmen, muß ih sagen, daß troß aller méglichen Zugeständnisse am Ende doch die Handels-Juteressen, welche die verschiedenen Deutschen Staaten mit einauder verbinden, die Oberhand behalten und sie unwiderstehlich dahin geführt habeu würden, uur ein einziges industrielles Ganze zu bilden. Jch will noch ein Argument hinzufügen, welhes in meinem Munde nicht neu, das aber entscheidend ist, und welches Niemard, ¿f welcher Diplomatie er sich auch bekennen mag, wird umstoßen können : Oesterreich, cin noch viel nätürlicherer Nebenbuhler Preußens, Oe- sterreich hätte sich doch wohl dem Preußischen Vercine widersctzen müssen; cs hatte mehr Juteresse dabei, als wir, weil Oesterreich für cinen Theil seiner Staaten eine Deutsche Macht ift; es hatte auch viel cher die Mittel, ihn zu hinderu, als wir, weil es zu Deutsch- land gehört und folglich einen bedeutenden Einfluß daselbst besigt. Oesterreich aber hat sich dem Verein nicht widerseßt, obgleich ihm we- der die Macht, noch die Geschilichkeit dazu fehlten. So läßt sich also die Sache aus wenig Worte zurückführen: es is ein fast un- wideorstehliches Jutercsse , wodurch die verschiedenen Theile von Deutschland in kommerzieller Hinsicht unter einander vereinigt sind; es wären Zugeständnisse nöthig gewesen, zu denen man nicht geneigt war: aber selbst diese Zugeständnisse hätten uicht ausgereicht, un dem Interesse Deutschlands Widerstand zu leisten; eudlich, der Staat, der mehr dabei interessirt war und eiue bessere Stellung hatte, als wir, Oesterreich hat sich nicht dagegen aufgelehnt. Und wäre denn wirklich ein so großer politischer Nachtheil dabci? Oder sollte nicht vielleicht “eber cin großer politischer Noten daraus zu ziehen sevn? Jch will dies meinerseits nicht geradezu behaupten, aber ic gede Jbnen die Sache weuigstens zu bedenfen, und jener Zwei- fel it bei Männern, denen in so!chen Angelegenheiten wohl Glauben geschenkt werden darf, zur Gewißheit geworden. (Bewegung.) Erstens ijt es uicht richtig, wenn man behauptet, daßdie politische Einheit Deutsch-

658

lands die nothwendige Folge davou sey ; das ist durchaus irrig. Es herrscht jeßt in Deutschland ein Handels-Fnteresse vor, aber dieses Jnteresse bat doch am Ende nichts Anderes, als Zollbeamte und Zollhäuser schaffen fönnen; daneben jedoch besteht noch die wahre politische Ein- heit Deutschlands, und diese Einheit béruht in dem Bundestage. Dort ist Deutschland in cinem einzigen berathschlagenden Körper versammelt, der über Armeen, und zwar über zahlreiche Armeen ver- fügt. Hat man etwa scit dem Bestehen des Preußischen Zoll-Verbandes bemerft, daß der Bundestag jeut uur cin einziges gleichartiges Ganze in den Händen der Preußischen Macht bilde, und daß diese unmit- telbar über alle Streitfräste des Bundes gebieten fönne? Jch für meiu Theil fann versichern , daß die politischen Junteressen jedes Deutschen Staats noch dieselben geblieben sind, und daß die Liebe der Ungab- hängigfcit bei keinem derselben geringer geworden is. Jch muß hierbci auf ein gewöhnliches politisches Phäuomen hinweisen. Wenn die Gemüther ruhig sind, wenn man Deutschland durch feine unsin- nige Propaganda- erschreckt , so giebt sich jeder Staat dem Gefühl sciner Unabhängigkeit und scinen eigenen Yuteressen hin, und da diese Interessen sehr verschieden ‘sind, so verschwindet bald die Deutsche Einheit.- Wenn man aber durch Aufre- gung der Gemüther, durch Drohungeu mit Revolutionen und Pro- paganden den Bundestag in Schrecken setzt, so ist die Deutsche Einheit sogleich wieder da; dann haben Sie in ihr cine Feindin in der Händ eines großen Kabinets, dann kehrt sie sich gegen Sie und Jhren Einfluß. Wir rufen diese Einheit nicht hervor; nur cine gewissc Politik, erlauben Sie mir, cs zu sagen, erzeugt sie auf Unfesten Fraukreihs. Und jene Zoll - Linie, was würde sie helfen, wenn einst eine Armee sie überschritten hätte? Sie würde augen- blickflich verschwinden. Dieser Verband fann nur cine temporaire Uebereinfunft für Friedenszeiten seyn; er ist nichts mehr im Kriege, wenn die Liuie überall durchbrochen ist. Darin liegt vielleicht cine der tiefsten Ursachen unter allen denen, die zur Erhaltung des Euro- päischen Friedens beigetragen- haben. YJeyut hat ganz Deutschland, und namentlich die Preußische Regierung, vermöge des ZJoll- Verbandes das größte Yuteresse au Frieden, denu so wie cin- mal der Krieg ausbricht, ist die Linie durchbrochen, und alle Einkünfte fallen fort; man müßte- dann augenblicflichh wieder für jedes flefne Land cine eigene Einnahme und YZoll-Linie einführen. Jch will hier meine Bemerkungen über den Preußischen Zoll - Ver- band schiießen und uur noch wenige Worte über Spanien sagen. (Zeicheu der Neugier.) Jch sollte natürlich über diesen Gegenstand zurücthaltender seyn, als über jeden anderen (Aufregung); denn wahrlich, wenu es Thatsachen giebt, die man als nicht vollendet be- trachten kaun, so sind es diejenigen, die sich auf der Spanischen Halbinsel zutragen. Man hat uns gestern gefragt, wie wir, die wir mit Englaud den Quadrupel-Allianz-Traktat cingegaugen, es hätten ugeben fönnen, daß dieser Traktat nicht von allen Mächteu, die den- flben unterzeichnet, ausgeführt worden wäre; wie wir, die wir die Donna Jsabella als Königin anerkannt, hierbei hätten stehen bleiben und nicht weiter gehen können. Hierauf antworte ih, daß wir nichtsdestoweniger geuug gethan haben; wir haben Spanien den mo- ralischhen Beistand Franfreichs und Englauds verschafft und das war viel. England hat cia Hülfs-Corps gestellt, Frankreich hat dasselbe gethan, uicht heimlich, sondern offen. Wir haben ferucr längs der Pyrenäen cine schr strenge Blokade augcordnet, die freilich den Schleichhandel nicht ganz verhindert haben wird, was feiner Zoll- Ligie in der Welt. möglich ist, die aber doch diesen Handel im Gro: ßen vercitelt hat. Sie konnen versichert seyn, daß wir ohne diese Biokagde nicht die jezigen kleinen Einschmuggelungen von Waaren, ivohl aber cin wahres Spanisches Kobleuz an der Französischen Gränze gesehen haben würden. Alle Karlisten aus ganz Europa würden bedeutende Hülfsmittel dorthin gesaudt habcu, wodurch der Bürgerkrieg wcit furchtbarer geivordeu wäre, als er cs jekt ist. Nachdem wir nun den Quadrupel -Allianz- Traktat unter- zeichnet, nachdem wir Spanien den moralischen Beistand der beiden großen Mächte, die Fremden-Legion und die Blofade gegeben haben, was sollten wir ihm noch geben? Sie sprachen Alle die Autwort für mich aus. Man muß ihu1 noch eine Französische Armee gebeu. (Hört, hört!) Nun wohl! Das ist eine Frage von ungeheurer Wichtigkeit, und diesc Frage allein hat die Regierung zu lösen nicht gewagt; hätte fie es gethan, so würde sie heute von Jhuen derx Verwegenhcit angeklagt werden. Sie hat sich nicht für cine direkte Einmischung eutschic- den, und wenn fie sich jemals wieder mit ciner so wichtigen Angele- genheit beschäftigen solite, wozu indeß kein Anschein vorhanden ist, so wird fie nux das thun, was die Würde und das Juteresse Frauk- reichs, ja, das Interesse Exnropa?s, und ich füge hinzu, der wohlbekannte un) ivohlbegründete Wunsch des Landes erheischen. (Große Aufregung.) Ich habe im Voraus den Vorwurf beantwortet, daß wir unsere Truppen nicht ín die Spanischen Häfen seudeten, sondern diese allein den Engländern überließen. Es ist klar, daß, wenn wir dies thäten, wir dadurch die Frage dexr direkten Einmischung lösen würden. Für Eng- land, welches fich nur mit seinen Schiffen in die Spanischen Auge- legenheiten mischt und nux wenige Marine-Soldaten in die Spani- schen Häfen gesandt hat, führen tausend Mann mehx oder wce- niger zu feiner unangenehmeu Verpflichtung. Für uns hieße dies jedoch die Frage wegen der direften Einmischung entscheiden. Was den Verdacht in Bezug auf England» betrifft, so erlaube ich mir zu bemerfen, daß er völlig ungegründet ift. England hat, uie wir, ein Hülfs-Corps in Spanien, allein es hat nur wenige Marine- Truppen dafe!bs, die sich immer am Bord ihrer Schiffe befinden, und die, ohne sich weit zu entfernen, in cinigen Biscavischen Häfen ans Land gefsezt worden find, um den Christinos den Beistand zu leisten, dessen sie etwa bedürfen möchten. Wenu wir es indeß wollten, fo würde-England uns sogleich jene Häfen räumen und sie Französischen Truppen überlassen. Wir baben unter der Restauration fünf Jahre lang Cadir besezt gehalten, und gewiß, es ist aus diesex Besetzung für Frankreich nicht der Besiß von Cadix hervorgegangen. Jch glaube nunmehr, in Bezug auf die an mich gerichteten vier Fragen alle diejenigen Aufschlüsse gegeben zu haben, die der Kammer wÜün- schenswerth seyn founten. Vin ich dabei mit ciniger Vorsicht zu Werke gegangen, so wird man mich deshalb nicht tadeln. Jch bitte jeßt um die Erlaubniß, an diesen Debatten feinen ferneren Authei! uchmen zu dlirfen; ich habe schon schr viel gesagt, so viel, daß Je- dermann zufriedengestellt seyn faun. Sollten gleichwohl noch cinige Zweifel obwalten, fo bin ich zwar gern bereit, sie zu verscheuchen, doch wärde ich mich nur ungern entschließen, noch ciumal die Redner- bühne zu besteigen.“

Nach Herrn Thiers ließen sich noch die Herren S t. Marc-Girardin und Berryer (aus deren Vorträgen wir uns, wegen Mangels an Raum, einen Auszug vorbehalten müs sen) vernehmen, worauf von allen Seiten der Schluß der De- batte verlangt und ausgesprochen wurde. Herr Auguis sprach sodann über das erste Kapitel des Budgets des auswärtigen Ministeriums, das die Kosten der Central-Verwaltung betrifft. Da indessen bald nur noch 155 Mitglieder im Saale waren, und mithin eine Abstimmung nicht erfolgen konnte, so wurde die Fortsekung der Debatte auf den folgenden Tag verlegt,

Paris, 3. Juni. Der König arbeitete gestern mit den Ministern des Innern, der Finanzen und der auswärtigen An- gelegenheiten. ;

Jn der Pairs-Kammer berichtete heute der Graf .Roy über die beiden Zoll -Geses-Entwürfe und trug auf die unveränderte Genehmigung derselben an. Hiernächst erfolgte nach einer we- nig erheblichen Debatte die Annahme des Geseß - Entwurfes wegen des Baues eines neuen Sißungs-Saales für die Pairs- Kammer mit §2 gegen 12 Stimmen. Mehrere andere Gesebß- Entwürfe von örtlichem Junteresse gingen ohne weiteres durch. Bevor die Versammlung sich trennte, wurde noch beschlossen,

sich am Tten mit dem Prozeß des April - Angeklagten Delente, ¿ der sich freiwillig gestellt hat, zu beschäftigen, bis dahin aber * keine öffentliche Sisung zu halten. !

nischen Ueberreste in diejem Gestein, obwohl sie in anderen, |

hende Gestein schließt ein kleines Kohlenlager ein, ruht

Bei der gestrigen Erneuerung der Büreaus dep D ten-Kammer is, mit Ausnahme der Herren Duchäte( ur tet, kein einziger Doctrinair gewählt worden. Herr Gu À hielt in seinem Büreau nur | dem seinigen sechs. -

Der Moniteur giebt heute Folgendes aus Span „Man schreibt aus Saragossa, daß das Manifest der Ke der Regierung die Konzession zu dort einen sehr guten Eindruck gemacht habe. Am 27 sten d schen hier und Harlem erhalten i zven. ten die Offiziere der Nationalgarde zusammen, und gaben 1 ur Nordseite des Kanals hinzie zen, ihre Absicht zu erkennen, die Ruhe und Ordnung aufreg s uf ¿ i erhalten und sich jeder feindseligen Handlung gegen das H Danemark.

Ministerium zu widerseken. Cordova hat, nachdem er u Kopenhagen, 3. Juni. Am Wiken sind Jkre Königl. Madrid berufen worden, um mit den Ministern zu fonferiy, heiten der Prinz Frederik Ferdinand und Gemahlin, Prin- seine Truppen nach „Vittoria zurücgehen lass, sn Karoline, mit dem Dampfschiffe „Kiel“/ von Calundborg Eguia hat diesen Umskand sofort benußt, um die Besabun s Yarhuus eingetrossen und von den Eiuwohnern mit der herz- Hernani zu verstärken und einen Angriff auf die Englische, hen Ergebenheit empfangen, die das ganze Volk für die erha- nien vor San Sebastian zu machen. Dieser Angriff ist i‘ i Mitglieder des Königshauses beseelet. | i

nachdrücklih zurückgewiesen worden; die Karlisten habey h Am 30, Mai, als am Namenstage Sr. Maj. des Kaisers 150 Mann, worunter 12 Offiziere, verloren.“ M rdinand, ließ der Kaiserl. Oesterreichische Geschäftsträger, Ba-

Die Gazette de France will in der Nachricht vor „Won v, Langenau, einen feierlichen Gottesdienst in der Gesandt- Rückkehr der Christinos nah Vittoria und der Abreise G hastsfapelle halten. Der Königl. Dänische Minister des Aus- va's nach Madrid, den klarsten Beweis finden, daß Leßteres jrtigen, Herr v. Crabbe-Carisius, und die hier befindlichen den neuesten Gefechten den Kürzern gezogen habe. Di \ iter von Oesterreichischen Orden und ein großer Theil des listen, meint das gedachte Blatt, würden jest alle ihre Rug lomatischen Corps, so wie die katholische Gemeinde mit ih- auf San Sebastian richten. Das Journal du Comm n Vorstehern wohnten der Feierlichkeit bei. Beim Hochamte sagt: „Wie man auch die Rückkehr der Christinos nach Y,Murde die Musik von mehreren Mitgliedern der Königl. Kapelle ria beschdnigen mag, die Karlisten betrachten sie als einen d usgeführt. für ihre Sache, und beweisen solches dadurch, daß sie Unvey : lich einen ersten Angriff auf die Englische Legion gemacht has Polen.

Großbritanien und .Jrland.

London, 3. Juni. Der Prinz von Oranien is mit h nen beiden Söhnen nach Windsor abgereist, in dessen Nähe i ser Tage die Ascottschen Pferderennen beginnen. |

Die Morning Chronicle glauót, daß die zwischen u Könige von Neapel und dem Prinzen von Capua wegen d Heirath des Lesteren jelzt obwaltenden Differenzen bald besi seyn würden, da der König für seinen nur um achtzehn My jüngeren Bruder sehr viel Zuneigung hege.

Graf Pozzo di Borgo wird, wie der Globe jekt my nicht vor Mitte des nächsten Monats von hier abreisen l dann erst wird der Baron Maltis als Russischer Geschäful ger am hiesigen Hofe beglaubigt werden. Z

Das durch den Tod des Herzogs von Gordon erlo Garde-Regiment hat der General Lord Ludlow erhalten, Aegypten und Holland gedient und im Kriege cinen Arm y ren hat. Jn politischer Hinsicht gehört er zur liberalen Vi

Die Nachricht, daß der Marquis von Sligo seine E sung als Gouverneur von Jamaika eingereicht habe, wirdy

ing von Negern für den Militairdienst in Ostindien zum dete haben. Ae Soi L te,a 5 Oas Porto für Zeitungen, Zeitschriften und andere Druck- (riften zwischen den Kolonieen und dem Mutterlande ist auf e Hälfte herabgeseßt worden. Die Herren Ferrurxier, le Chevafie: und Brade sind es, die nlegung einer Eisenbahn Die Bahn wird sich

p 4 é zot (j acht Stimmen und Hery Persil

(]

Warschau, 5. Juni. Mit Allerhöchster Genehmigung Fr, Majestät des Kaisers hat der Administrations-Rath des Kô- jgreihs dem Herrn Alexander Wertheim, mosaischen Glaubens, is Recht ertheilt, Land - und Stadtgüter zu erwerben und zu ‘sien, ; / Ñ : A l5ten d. wird hier der Wollmarkt beginnen.

Die le6ten hiesigen Getraidepreise waren für den Korzez

toggen §8 8/4 Fl Weizen 15 16/4, Fl., Gerste 8 9 Fl.

d Hafer 61 7 Fl. : Di Oran:

Leipzig, d. Juni. Zum Wollmarkte von Budissin Baußen) wurden diesmal 5520 Stein Wolle gebracht, wovon 399 Stein verkauft worden. Der- Verkauf war sehr lebhaft, d es wurde der Stein Wolle mit 1 bis 2 Rthlr. höher be- hit, als im vorjährigen Frühjahrs-Wollmarkte. Außer Fa- ifanten aus Bernstadt, Bischofswerda, Kamenz, Elster, Fin-

walde, Görliß, Großenhain, Löbau und Zittau hatten sich ch Käufer aus Berlin und Essen an der Ruhr eingefunden. l C in großer Theil der in der Umgegend produzirten Wolle, vor- Globe für wohlbegründet gehalten. iglich der einschürigen, hatte der rauhen Witterung wegen nicht

Es laufen fortwährend Bittschriften gegen den Zehnten Mtschoren werden können, und dies, so wie die wahrscheinlich zu Gunsten der von den Ministerù beabsichtigten Irländirh den vorjährigen Mangel an grünem Futter veranlaßte Kirchen-Reform beim Parlamente ein; Manchester hat eine Merminderte Production der Wolle selbs, war wohl die Haupt- 30,000 und Belfsk, wo die Protestanten die Majoritát biitsache davon, daß sich die Quantität der auf diesen Markt ge- eine mit 10,009 Unterschriften eingesandt. Auch die Volt¿3Mtachten Wollen gegen die des vorjährigen Frühjahrs-Wollmark- sammlungen - werden auf allen Punkten von Jrland fortges ls so bedeutend vermindert hatte, indem diesmal 1736 Stein In Großbritanien finden deren mehr in Schottland, als in (Wolle weniger vorhanden waren; doch werden, wie vorläufig land statt. gezeigt worden ist, nach dem Wollmarkte noch mehrere be-

„Herr Munchisoa hat neulich der geologischen GeselsschPeutende ‘Posten einshüriger Wolle, welche auf den Schafen die Mittheilung gemacht, daß in dem neuen rothen GandsteMerkauft worden sind, zur- Verwiegung gelangen. Der Preis (new rel Sandstone) von TZyrone in Jrland fossile Fische r Wolle gestaltete sich folgendermaßen: feine Wolle 19 bis gefunden worden sind. Es is die erste Entdeckung solcher «/W Rthlr., mittle 16 bis 18 Rthlr., ‘geringe 12 bis 15 Rthlr. r Stein,

Stuttgart, 1. Juni. Jn der Sißung der Kammer der Ab- ordneten vom 30. Mai kam die Antwort der Kammer der Standes- tren auf die Beschlüsse dieser Kammer über den Entwurf des ‘ohn-Abldsungs-Gesebzes ein. Während die Beschlússe l Abgeordneten - Kammer an den Gesel - Entwurf sich an- ließen, enthalten die Beschlüsse jener Kammer wesentliche Ab- tihungen, von denen wir die hauptsächlichsten nennen. 1) Nach m Geseßesentwurfe soll die Naturalsrohn, für welche cin An- lag herkömmlich oder vercragsmäßig nicht besteßt, nah ihrem eldwerthe durch Schäßung in der Art ermittelt werden, daß t Aufwand, den die betreffende Aufgabe im Wege. der Verdin- ing erforderte, erhoben; und sofern der Erfolg der Arbeit von t Art der Leistung abhängt, an dem ermittelten Betrag ein Ab- g gemacht werden, der zwischen '/; bis !% sich bewegt, nach- in Spann- oder Handdienste zu leisten sind. Der sich ergebende (st| soll den Werth der Frohne bilden, der zur Abldsung kommt. iese Abzüge sind durch die Beschlüsse der ersten Kanimer um è Hülfte vermindert worden. 2) Nach dem Beschlusse der

bgtordneten - Kammer soll die Entschädigung im zwanzigfachen

peltage des ermittelten Werthes geschehen, und zwar mit einer

unmne aus der Staats - Kasse; die andere Kammer verlancet

| Jtohngeldern den 22'/ fache Betrag, bei Naturalfrohnen

gegen den zwanzigfachen. 3) Da die aus persönlichen Froh- 1 fließenden Einkünfte geaenwärtig steuerfrei seyen, so verlangt t Standesherren - Kammer für die hierfür ihnen werdenden ntshädigungs-Odjekte ldjährige Sreuerfreiheit, wovon im Ge- bEntwurfe natürlich nichts iteht. 4) Daß das Gesetz auf die theiligten Standesherren nur mit ihrer Zustimmung Anwen- [ng finden soll, ist eine weitere Bedingung, die darauf gestat 1, daß in den Deklarationen staatsrechtlichen Verhä!t- t der Standesherren ausgesprochen ist, es solle der Grund-

ß der gezwungenen Ablösbarkeit ißrer Rechte gegen sie nicht endet werden, ehe die Zulässiq è derselben von der Bun- M mung erklärt sey. So viel man hôrt, sind diese R in der ersten Kammer teinesweges einhellig gefaßt Regier sondern durch die Standesherren, während bie von der bause ¿s ernannten Glieder und die "Prinzen des Königlichen en, daß N e blieben, Es scheint nicht anzunch- » Neton - G »9 Ntofe “Po 000:

t werde «lvgeordietcii 7 Fammer auf diese Anträge einge-

derselben Gruppe gehörenden, vorkommen. Das in Rel größtentheils auf Bergkalk (ziounlain ULimestone). Der & stein besieht aus mehreren deutlich gesonderten Schichten, offenbar zu verschiedenen, weit aus einander liegenden Petiß gebildet wurden, indem etnige der unteren Schichten auf i Oberfläche deutlich zeigen, daß sie vom Wasser bespült wad sind, sie müssen daher lange Zeit einem ruhigen Meere a seßt gewesen seyn. Die Fische kommen in den untersten Sf ten, 25-— 35 Fuß unter der Oberfläche, vor.

Es sind bereits Anordnungen getroffen, um für die bd Dampfschiffe, welche die Ostindische Compagnie um daé herum nach Indien abfertigen will, in bestimmten Zwischen men Kohlenvorräthe anzulegen, zu welchem Zweck ein Au zu 3000 Tonnen ertheilt ist; man hält die Stationen für ß richtig gewählt, so daß die Dampféraft auf der ganzen ÿ mit sehr wenig Unterbrechung wird zur Anwendung gel! werden können. Wozu diese Schiffe nach ihrer Ankunft in indien verwendet werden sollen, scheint noch nicht ausgemal seyn, doch hofst man, daß, wenn der Versuch gelingt, einen mäßige Dampsschissfahrt zwischen England und Ostindien ei richtet werden wird.

Aus Cork in Jrland wird gemeldet, daß das Anl he Schiff „Charles“, welches mit nahe an 300 Ausw von Liverpool nah den Vereinigten Staaten abgegang M auf der Höhe von Cape Clear durch das Springen eins leck geworden und mit allen am Bord befindlichen )(0V außer 12 Matrosen, die sich auf dem Boote retteten, zu gegangen ist.

Als Grund der Prorogirung und späteren Ausflósuz d Legislatur von Ober - Kanada wird angegeben, daß das wil spänstige Versammlungshaus dieser Provinz am 15. April gegen den Gouverneur, Sir Francis Head, höchst feindselig tenden Bericht genehmigt hatte, worin demselben Willkür l Mangel an Wahrheitsliebe vorgeworfen worden war. Alle M Bewilligungen wurden vorenthalten, und der Gouverneur |! E allen Lokal-Bills bis auf Weiteres seine San versagt. i Die neuesten Berichte aus New-York, die bis zu" Mai reichen, bestätigen die früheren Mittheilungen- vo1 ? Rückzuge der Texianer ins Jnnere des Landes und v! Verfolgung derselben durch zwei Mexikanische Divisionen jedé 2000 Mann stark war. San Felipe, und wahrsdW auch Brazoria und Washington, waren von den Bewohne

Á Oer rei O

jl been, 3. Juni. Den heutigen Vormittag widmeten die W hie von Orleans und von Nemours der Besichtigung ver- ser Orte selbst verbrannt worden. Uebrigens führte e tis e Ürdigkeiten dieser Hauptsiadt, namentlich des den Krieg noch immer mit unerhörter Grausamkeit. W rade, “oofmarstalles, Mittags war Tafel beim Königlich Fannin nebst 70 Soldaten und Oberst Johnson mit eine Ÿ tsügten S: Botschafter Grafen von Saint - Aulaire. Abends chen Anzahl wurden auf ihrem Rückzuge ins Jnnere abgt j eatralitt ih die beiden Prinzen nah Schdubrunn, um einer ten und obgleich sie sich kriegsgefangen ergaben, mt allen "Wag. ustspiel O auf dem O enes N h Begleitern erschossen. j 0e ektenntntte von SDauernseid aufgeführt Begleitern erschos| ede, beizuwshnen. zefüh

Niederlande. Pen Amsterdam, 4. Juni. Der General-Major Vai t Reichert E Mai. (Nürnb. Korv.) Seit dem Schlusse von der Regierung den Auftrag erhalten, nach unsern 14 od) durch A )errscht in unserer Stadt ein regeres Leben, das gen an der Küste von Guinea und in das Junere Afri h Ñ a herannahenden Markt und das bevorstehende reisen, und mit dem Fürsten der Ashantee's und anderen 2 n / diesmal glänzend und frequent zu werden ver-

Anl steigert werden wird. Von ausgezeichneten Fremden

Häuptlingen in Unterhandlungen zu treten, welche die

bemerkt man hier gegenwärtig den Grafen Lu cesi-Palli e: mahl der Herzogin von Berry, der Ave e A von Preßburg hier ankam. Es heißt, daß seine hiesige Anwe- senheit einen Güter - Ankauf in Ungarn zum Zwecke habe; ob für seine eigene Rechnung oder für Karl R wird nicht gesagt. Man shmeichelt sich mit der Hoffnung, die Herzoge von Or- leans und von Nemours zur Zeit des Wettrennens, das in die N O Monats Juni fällt, hier zu sehen; es sollen “Jon Yuartiere fúr diese ausgezei i i S f s gezeichneten Gäste in Bereit-

S hw e s.

Neuchatel, 31. Mai. Dem hiesigen Constitutionnel zufolge glauót man jest einer baldigen Schlichtung der Wahl- schen Angelegenheit entgegensehen zu dürfen, da die Französische regation mit den Agenten der Basel-Landschaft in direkte Unter- andlung getreten seyn soll, Der Erzähler fügt hinzu, daß die Französische Gesandtschaft bereits wieder angefangen habe, die Unterschriften Basel-Landschaftlicher Behörden zu legalisiren.

Zürich, 31. Mai. (Allg. Ztg.) Es zeigt sich jet deut- lich, daß die öffentliche Meinung in der Schweiz sich MentG der politischen Flüchtlinge wesentlich geändert hat, und das Mitleid und die Sympathie, welche man vermeinten unglücklichen Verfolgten vor- mals weihte, hat sich nunmehr vielfach in Ekel und Verachtung verwandelt, seitdem man das müßige und häufig ausshweifende Leben dieser Freiheitsapostel näher zu würdigen im Falle war. Die Regierungen, welche anfäuglich um der Populaitñe willen diese mit ihrem Schicksal und mit sich selbs zerworfenen Aben- teuer beschüßten , müssen nunmehr aus denselben Rücksichten even so energisch gegen dieselben auftreten; keinem Zweifel un- terliegt, daß diejenigen, welche in der Schweiz Stellen gefun- den, dieselben eben so sicher wieder verlieren würden, wenn die Volks Meinung, in welcher diese Leute doch die Vox Dei zu vernehmen vorgeben, hierüber zu entscheiden hâtte. Am meisten hat wohl der Undank, welchen diese deutschen Unzufriedenen ihren hiesigen Beschüßern vielfach bewiesen , die Schweizer ver- lest. So ist über die gegenwärtig in Bern angestellten Pro- fessoren Snell, welche, früher von der Regierung von Bafel geshükt, am meisten zu all’ dem Unglück beigetragen, welches in den leßten Jahren über diese Stadt gekommen, in der gan- zen Schweiz, und bei allen Parteien nur Eine Stimme. Man duldet zwar noch, daß an sogenannten National-Schuß-Verei- nen wie in Aarberg oder in der ehemals so schônen, nun aber gewaltig entarteten Helvetischen Gesellschaft, welche sich kürzlich zu Rapperswyl in hiesigem Kanton versammelte diese beiden Neu-Schweizer dieselben Reden halten gegen die 22 Schweizerischen Regierungen, welche sie zwanzig Jahre früher gegen die 33 Deutschen Souverains ausgearbeitet hatten; aber Eindruck machen diese Reden nicht mehr, weil die Zuhörer für die beiden Sprecher keine Achtung einpfinden. Wie das Uebel den Keim der Heilung häufig in sich selbs trägt, so hat auch hier ein Umstand, welcher als günstig für den dauernden Einfluß der Flüchtlinge hätte angesehen werden föônnen, am meisten beigetragen, sie zu depopularisiren ihre vielfache An- stellung nämlich. Es waren die Deutschen Flüchtlinge nament- lich, welche neben der Begierde nach Freiheit eine nicht we- niger große Begierde nah Geld in der Schweiz entwickelten ; sie fanden sich_ für alle Stellen , welche gut bezahlt sind, prädestinirt. So wurde Herr Siebenpfeisser Professor der Staats -, und Herr Lohbauer Professor der Kriegs - Wis- senschaften, ohne daß weder der eine noch der andere sich in diesen Fächern irgend ausgezeichnet hätte ; Herr Dr. Gärt, ein geslüchteter Frankfurter, kam sogar in die Schweiz, um bei allfälligen Schweizerischen Verschwörungen als amtlicher An- kläger aufzutreten. Zu allen Stellen fühlte sich aber vornehm- lich berufen Herr Ludwig Suell welcher durch den Republi- kaner, den er hier herausgab, sich ein Bürgerrecht in unsrer Nach- bargemeinde Küßnacht, eine Stelle im großen Nathe, eine Pro- fessur an der Universität, aber freilich keine Zuhörer erwarb ; von hier wurde derselbe nah Bern befördert, wo er nunmeht, wenn wir nicht irren, mit gleichem Beifall, die Philosophie der Schweizerischen Verfassungen vorträgt. Diese Begehrlichkeiten

nach Stellen, und die Schulmeistereien, welche sich der Lektgenannte -

im hiesigen großen Rath und in dem unter seiner Leitung er- schienenen Schweizerischen Republikaner und Beobachter gegen- über den Schweizerischen Regierungen erlaubte, haben nah und nach den Schweizerischen Nationalstolz erweckt. Wir hier sind ziemlich geduídig, anders aber die Berner; dort hat Hans Snell in mehreren Aufsäßen im Berner Volksfreund und in mehreren Reden im großen Rathe laut ausgesprochen, was von der Mehrzahl dieser Deutschen Freiheitsmänner zu halten sey, und das Schweizer Volk gewarnt, nicht seinen Nacken unter die Arroganz dieser Fremdlinge zu beugen. Die Französischen und Îtalieni\ hen Flüchtlinge mischen sich weniger in die Schwei- zerischen Verhältnisse, und drängen sich nicht, wie die Deutschen, in Stellen ein; dieselben finden daher denn auch gegenwärtig noch mehr Theilnahme.

__ Zärich, 1. Juni. Ueber die hier vorgenommenen Arre- stationen meldet die Allg. Schweizer Ztg: „Die Ver- sammlungen der Verschworenen fanden in der Nähe von Wo [- lish ofen, wo sich viele Flüchtlinge aufhielten, in einer etwas abgelegenen Schenke, genannt Lavatersgütlein, statt. Es sollen daselbjt 20 bis 29 Personen dôfters zusammen gekommen seyn. Das Geheimthun der Flüchtlinge erweckte die Neugierde eines l9jährigen verständigen Mädchens, Jungfer Landolt, welche un- beinerkt der Berathung beiwohnte, und über dieselbe schr um- ständliche Berichte gegeben haben soll. Es sind Listen von Flüchtlingen mit wahren und falschen Namen gefun- den worden. Nebst einigen Arrestanten von mehrerer Be- deutung wurden auch 7 Schlosser-Gesellen, die in Uster arbeite- ten, als Theilnehmer an den Versammlungen festgesest. Einer derselben soll im Verhdr bitterlich geweint und gesagt haben, er sche wohl, daß er unrecht gehandelt habe, allein die Flüchtlinge wären so zudringlich gewesen, daß sie ihn gegen seinen Willen hineingezogen hätten. Jns Geheimste eingeweiht mögen diese Schlosser-Sesellen nicht seyn. Ein kecker junger Mann, der sich Baron von Eib nannte, viel Geld zeigte, und mit einem Unga- rischen Frauenzimmer, die er fúr seine Frau ausgab, lebte, joll lediglich ein Schuster - Geselle gewesen seyn, der auf irgend eine Weise sich den Paß des Barons von Eib zu verschaffen gewußt habe. Dieses Individuum, welches unter den Flüchtlingen cine gewisse Rolle gespielt, habe sich dur die Flucht gerettet. Die Züricher Behörden, namentlih Herr Bürgermeister Heß und Untersuchungs-Richter Meyß, sollen mit vieler Umsicht und Thätigkeit bei diesem Anlaß zu Werke gegangen seyn, und zu- Zic) în die benachbarten Kantone Coupiere abgeschickt haben. Es verlautet dunkel, als hätten sich die Verschwornen im Vor- beimarsch des Zeughauses von Liestal bemächtigen wollen. Doch

is ‘allen obigen Angaben, welche bloß im ublik wurden, kein unbedingtes ‘Zutrauen zu Vie dis E

J-t-a li en

Bologna, 28. Mai. Se. Ma; F j : . Mai. Se. j. der König von Neapel ist gestern aus Rom hier eingetroffen und enbfia sogleich die Besuche der Kardinäle Macchi und Oppizzoni, des Kaiserl. Oesterreichischen Generals von Puchner und des Päpstlichen Generals Grafen von Salis. Heute haben Se. Maj. die hie- bee A und Kunst-Anstalten mit ihrem Besuche Neapel 21. Mai. An die Stelle des ver or6 - i , ch1. eat. enen Her- Ma E Ku Se. Maj. der Könt dent: Siatiss cinister Marchese Ruffo zum interimistische : j e ernannt. / E Bor seiner Abreise hat der König auch noch dem neuen O die Stelle des Grafen von Bearn ernannten Französischen eshäftsträger, Herrn Tallenay, eine Audienz verliehen.

i S panienm Madrid, 24. Mai. Die heutige Hof- Zeitun nachstehenden Artikel : ¿Wenn in einer S A A 1/0 das Ministerium die Majorität der zweiten Kammer verliert so bleibt ihm feine andere Wahl, als entweder der Majorität zu weichen und sich von den Geschäften zurückzuziehen, oder vermittelst neuer Wahlen, an die Nation zu appelliren. “Dieses Recht der Berufung an das Volk, ohne welches die anerkannte Prárogative der Krone, ihre Rathgeber zu ernennen, illusorisch wäre, kann Niemand streitig machen. Eine solche Theorie welche die wahrhafte Grundlage unseres Regierungs-Systems“ bildet findet vornehmlich dann ihre Anwendung, wenn die Opposition der Majorität gegen ein neues Ministerium gerichtet ist, noch ehe man im Stande gewesen ist, nach den Handlungen dessel- ben sih eine Meinung über seinen Charakter zu bilden Von dem Augenblicke an, wo die gegenwärtigen Minister ihre Sise im Conseil einnahmen, erfuhren sie eine heftige und syste- matische Opposition. Wodurch haben sie diese Opposition herzei- geführt? Etwa dadurch, daß sie dem von der Krone in sie geseg- ten Vertrauen entsprochen haben? Noch - niemals ist ein Ministerium wegen eines solchen Prinzips angegriffen worden das, wenn es gebilligt würde, die erste Prärogative des Thro- nes direkt zu vernichten drohte. Gründete sich diese Opposition etwa auf das am 15. Mai, fast unmittelbar nach der Bildung des neuen Kabinets erlassene Cirkular? Und doch enthielt die- ses Cirkular allePrinzipien derFreiheit,der Ordnung,des Fortschritts wie sie dem Wunsche der Nation angemessen sind. Oder lag der Grund zu jener Opposition in der Ertlärung, die das Minísteriuni in der lebten Woche der Session abgab? Man führe nur einen einzigen Ausdruck in dieser Erklärung an, der zu der geringsten Mißbilligung hätte Anlaß geben fônnen. Die Minister haben aue nicht einmal Zeit gehabt, einen Irrthum zu begehen. Ihre lbkunft, dieser Vorwurf, den ein berühmter Spanischer Schrift: steller dem ganzen Menschengeschlechte macht, ist das einzige Verbrechen, das man den neuen Ministern vorwerfen kann Vor einigen Monaten sahen wir, daß die Cortes aufgelö f wur- den, weil das. Ministerium hinsichtlich einer Frage von geringe- rer Bedeutung in Bezug auf das Wahlgeseß in der Minoritär war. Die Frage, welche die jeßige Auflösung herbeigeführt hat ist die wichtigste, - die es geben kann, weil es sich“ dabei um die Regierung selbst handelt. Es kommt hierbei vornehm: lih darauf an, ob ein Ministerium, noch ehe es seinè mühevolle Laufbahn betreten, bloß deshalb, weil es das Ver- trauen der Krone verdient und mit Dankbarkeit diesen Beweis des Vertrauens angenommen hat, der Mitwirkung eines Zwei- ges der Legislatur beraubt werden darf. Die ‘Prokuradoren des Königreichs haben ihr Privilegium in seiner ganzen Aus: dehnung ausüben können, dasselbe muß daher auch den Mini- stern zustehen, und es wird sih nun aus den -neuen Wahlen ergeben, ob die Opposition, die sie durch keine Handlung hervor- gerufen haben, eine nationale ist, oder niche. Wenn ein Ministerium ausscheidet, weil es seine Entlassung i em- pfängt, so könnte "man wohl einigermaßen argwößnen daß seine Nachfolger zu dem Sturze des Kabinets beigetragen haben. Das vorige Ministerium hat sich jedoch freiwillig Zus rückgezogen und ist daher für diese seine Handlung auch) selbst verantwortlich. Es is bekannt, daß die gegenwärtigen Minister auf keine Weise zu der. Einreichung oder : nnahme der Entlas- sung ihrer Vorgänger beigetragen haben. Die Krone hat, nach - Eistlassung der vorigen Minister, auf eine geseßliche Weise von ihrer Prärogative, die Nachfolger derselben zu ernennen Ge- brauch gemacht, _Und diese haben ihrerseits in demselben Geiste der Aufforderung ihrer Souverainin entsprochen Ein Blick auf das frühere Leben der neucn Rathgeber der Krone reicht hin, um sich zu überzeugen, daß sie den liberalen Prinzipien eifrig ergeben sind. Alle haben der Freiheit Opfer gebracht, und um ihretwillen Vieles erduldet. Es konnte das her im Augenblick ihrer Ernennung kein Gruud zu einer Op- position gegen sie bestehen und kein Argument gegen die Gun deren Gegenstand sie waren, geltend gemacht werden. Wenn sie durch ihre späteren Handlungen ihre früheren Erklärungen Lügen gestraft hätten, so wären allerdings Gründe, sie anzukla- gen, vorhanden gewesen und die Opposition hätte ein Recht es habt, sich gegen die politischen Apostaten zu erheben. Allein Li Opposition hat geglaubt, den Handlungen der Minister vorgrei- fen zu müssen, und hat dadurch nicht sowohl die Méînister als vielmehr die Ausübung der Königl. Prärogative angegriffen Wenn. jemals die Umstände Festigkeit von den Ministern ver- langten, so sind es offenbar die gegenwärtigen. Es handelt sich jeßt nicht darum, Personen oder Portefeuilles, sondern die Königl Prärogative zu vertheidigen, die in diesem, wahrhaft antiparla- mentarischen Kampf kompromittirt ist. Die gegenwärtigen Meis nister sind bereit, sich jedem Tadel, den ihre Handlungen hervorrufen könnten, zu unterwerfen, allein so lange sie ihre Portefeuilles besißen werden ste niemals dulden, daß die Würde der Krone angetastet wird. Jn dem zwischen ihnen und ihren politischen Gegnern eröffneten Kampfe, fordern sie das Spanische Volk auf u ek, scheiden, auf wessen Seite das Recht ist.“ E

S __ Konstantinopel, 18. Mai. (Schles. Zerg.) Die Feier- lichkeiten aus Anlaß ‘der Beschneidung der Osmanischen Prinze! Abdul-Meschid und Abdul-Aziz haben am 9ten d. im Thale m süßen Wässer (Kiatchne) begonnen. Diese Feste waren Rd ungleich schôneren und größeren Lokalität wegen, nocl) (ebend: werther, als die im Thale von Dolma-bagtsche. Auf den An- höhen genoß man freilich nicht wie dort die reizende Aussicht auf den Bosphor, dafür breiteten sich aber die Zelte âder cis 2 weit ausgedehnteren Raum aus. Der Plaß, auf we!chem Vie öffentlichen Spiele und Belustigungen ‘vorgenouunen wurden, war viel freier und somit der Anblicé des Ganzen großartiger

aufgefaßt