1836 / 185 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

E

Lo

pri é E E E: ent i E R EE

Diens.

t v mee

S

2

dazu dienen könnten, ihr Urtheil zu erleuchten.

Bill vollkommmen befriedigt fühlen und daß sie zur augenblick- lichen Herstellung vollkommener Ruhe führen werde, nun aber haben wir im Gegentheil fortwährende Tumulte, es wird eine Reihe von Maßregeln angenommen, der protestantischen Reli- gion höchst verderblich, wir sehen das Zehnten - System unauf- hödrlich angegriffen, und es ist so weit gekommen, daß das Volk von Irland in unzweideutiger Feindseligkeit unter. sich selbst gespal- ren ist. Als ob der edle Lord nicht selbst die Schilderung des von der Emancipation zu erwartenden Heiles in das hellste Licht gestellt hätte, und als ob nicht alle diejenigen, welche, wie damals Lord Lyndhurst bei der Emancipations-Bill, sich um die Annahme irgend eines Geses-Entwurfes bemühten, geneigt seyen, den Folgen ihrer Pläne schon im Voraus die größten Lobes- erhebungen zu machen. Er aber (Lord M.) seinerseits entsinne sich nicht, daß die verständigen und redlichen Verfechter jener Maß: regel jemals erflärt hätten, daß dieselbe unmittelbar und unverzug- lich Friede, Zufriedenheit und Ruhe herbeiführen wérde, auch würde es gänzlich der Geschichte des Menschengeschlechts und der Erfahrung aller Zeiten zuwider seyn, wenn man erwarten wollte, daß eine Maßregel, welche eine große Veränderung in den moralischen und sozialen Verhältnissen einer Nation herbei- zuführen bestimmt war, sogleich ohne Schwankungen und Rúck- fälle wirksam werden sollte. Man solle nur an die größten Be- gebenheiten in der Geschichte Großbritaniens denken, an die Refor- mation und die Revolution; diese beiden mächtigen Veränderungen \telltensich je6t, bei dem Rücêblicke in die Vergangenheit, als zwei isolirte Punkte dar, und doch wären sie in der That eine Rei- hefolge der furchtbarsten und erschütterndsten Ereignisse gewe- sen. Was aber die Maßnahmen betresse, von denen, als einer Foige der Emancipation derKatholiken, die Beeinträchtigung des pro: restantischen Jnteresses abgeleitet werde, }o möchte er (Lord M.) zum mindesten! behaupten, daß das Oberhaus selbst einen großen Theil des angeblichen Uebels hätte verhindern können, wenn es, na- mentlich bei den Zehnten, die ihm so oft gebotenen Gelegenhei- ten friedlicher Abhülfe nicht leichtsinnig zurückgewiesen hätte. Nachdem. Lord Melbourne die Lords beschworen hatte, die jeßt sh ihnen darbietende Gelegenheit, größerem Unheil vorzubeu- gen , nicht abermals zu vernachlässigen, bat er um die Vergün- tigung, auf einige Fakta aufmerksam machen zu dürfen, welche zu d „Im Jahre 1834//, so äußerte er sich, „wurde die Regierung dieses Landes aufgeldst, unter Umständen, deren ich nicht zu erwähnen brauche. Diejenigen, welche die Regierung úbernahmen, beschlossen, etwas zu thun, was ich stets als einen gewaltsamen und unverankt- wortlichen Akt betrachten muß, und was zu thun ih in ihrer Sételle: mir nicht angemaßt haben würde, nämlich das damals versammelte Parlament aufzulösen. J behaupte, daß sie ver- pflichtet gewesen wären, die Bildung ihres Ministeriums aufzu- geben, wenn sie niht im Stande waren, es ohne Auflösung des Parlaments Le A Doch dem sey wie ihm wolle, sie lôsten das Parlament auf, und es wurde ein anderes gewählt, bei dessen Wahl sie allen Einfluß und alle Macht der Regierung zur Anwendung brachten. Als dieses Parlament zusammentrat, befanden sie sich in einer Minorität von 7, von 10, von 30; und jeßt ist diese Minorität angeschwollen auf 86. Was ist die Ursache dieser Erscheinung? Dem Verdienste der Regierung will ich dies so wenig zuschreiben, als Sie dazu geneigt seyn werden, aber ich muß Sie darauf aufînerksam machen, od die Ursache nicht in Jhrer eigenen Unvorsichtigkeit, in Ihrem eigenen fehlerhaften Handeln, in der Art liegt, wie Sie sich von der Masse des Volks zu trennen suchen, in der Art, wie Sie Alles thun, was unpopu- lair ist, und sich alles dessen enthalten, von dem Sie glauben,

daß es Gunst und Popularität zu erwerben geeignet seyn éöènnte? (Hört, hört!) Jch möchte, daß Sie darüber nachdächten, ob nicht dies die Lösung der Frage ist.“

Nachdem Lord Melbourne unter lebhaftem Beifall „geschlossen hatte, nzhm Lord Lyndhurst das Worte, Sein Vortrag be- \chäftigte sich zum. großen Theil mit der Vertheidigung seiner von Lord Melbourne angegrifsenen politischen Handlungsweije und insbesondere mit einer Rechtfertigung jeiner oft besprochenen Behauptung, daß die Jrländer Fremdlinge seyen und daher nicht guf gleiche Behandlung mit den Engländern Ansprüche machen dürften. : : „Der erste meiner Ankläger der Zeit nach“, sagte der Redner iu lezterer Beziehung, „war eiu Mitglied des anderen Hauses (Hexr Shiel), das, unmittelbar nachdem die Bill in das andere Haus zit rückgeschickt worden war, als eli Agitations-Apostel nach Friaud ge- sandt wurde (bört! hört! und großes Gelächter), um eine Bewegung in jenem Lande zu bewirfecu. Es wurdeu Bersammlungen gehalten, Beschlüsse vorbereitet und die Worte, auf die der cdle Vis- count sich bezogen “bat, „Gerechtigkeit. für Jrland‘“ und ¿(Fremde dem Geblüte nach“, wurden gebraucht , um eime fleine Aufregung zu bewirken. Jch hege durchaus feine Feind- schaft gegen das ehrenwerthe Mitglied - i«elches auf diese Weise 11 scinem Berufe arbeitete (hört, hört! und ungeheures Gelächter), und enn dies jemals der Fall gewesen wäre, so wUrde sie gänzlich un- cerdrüdct worden seyn durch das Vergnügen, welches mir der glän- zende und leichte Styl sciner Beredtsamkeit gewährt hat. So viel äber meinen ersten Anfläger. Der nächste a cin Manu oon sehr verschiedener Art, denn nichts konnte stärker koutraftiren, als die gLe- mäßigte Weise des Einen und die raube, derbe und, weun ich mi so ausdrücken darf, deutliche Weise des Anderen. Jch werde es niemals vergessen, wie der edle Viscount eut dlie- fen Maun (O'Conne!l) schilderte und vou ibm sagte, daß cin folcher inner einmal im Laufe eines Jahrhunderts unserci Pla- ueten besuche, und daß die Menge ihn anstaunte, indem sie zweifel- haft scy über seinen Charafter, ob er ein guter oder ein böser Geist sev, ob „„tin Geist “des Segens oder Kobolt.“// Der edle Viscount war von solcher Ehrfurcht gegen ihn ergriffen, daß er fast zu sagen schien: „Jch will Dich Vater, König nennen.“ (Ungeheures Gelchter.) Dieser Mann hat iu jeder Gesialt und Form Ew. Herrlichkeiten, das Haus Ew. Herrlichkeiten und viele vou Ew. Herrlichkeiten persbulich beleidigt. Er hat Sie säunutlich per Vernichtung geweiht, und indem er von Jhrer Höflichkeit Gebrauch macht, fommt er vor die Barre Ew. Herrlichkeiten, hört Xhreu Verhandlungen zu und bezeichnet Sie als seine Schlachtopfer. ¿»Immo vero etiam 10 senatum venit. fit publici conzilii particeps, notat et designat oculis ad caeden unumquemaue nostram?” Wo erhob dieser Manu seine Anïlage Es war in ciner Versammlung der Bewohner von Middleser, wo dieser Gesetzgeber, der in die Freiheit der Jnslitutionen und in seine endlosen Declamationen über Gerechtigkeit so verliebt ist, zur Erbauung seiner Zuhörer das Andeuken cines Monar- chen zumGegenstaude sciner niedrigen Scherze machte und fast zu gicicher Zeit mit seiner verächtlichen Lobhudelei den Nachfolger desselben, Se. jeut regierende Majestät, beleidigte. (Hört! höri!) Dies ist der Mann, dec mich angeklagt bat, und unter solchen Umständen wurde die Anklage gemacht. Es giebt noch einen andern Ankläger, einen Dritten, vou dem ich sprechen muß, er i} von guter Familie, von freundiichem Wesen und höchst liebenswürdigen Sitten, nur ein rwoenig zun sehr dem Ultra-Whiggismus ergeben. Dieser mein ver- muthicher Antagonist und Ankläger denn ih bin noch im Ziei- fel darüber ist seit lauger Zeit ein Mitglied des anderen Hau- ses. Als Whig muß er dic Verfassung und die Formen des Unterhau- ses studirt haben, und als Führer jenes Hauses war es scine Pflicht, sich mit den Formen und Reglements und dem gewöbnlichen und pas- senden Verfahren desselben befaunt zu machen. Ex mußte wissen,

760

wie wichtig es sey, die Unabhängigkeit beider Zweige der Legislal ur zu unterstüßen ; und war es unter diesen Umständen möglich, daß er, die Höflichkeit Ew. Herrlichkeiten benutend, vor der Barre Ihres Hauses erscheinen, aufmerksam auf die in der Hitze der Debatte vou den Mitgliedern dieses Hauses ausgestoßenen Worte horchen und nun nach dem anderen Hause zurüctkehren konnte, um daselbst zu crzühlen, was er“ gehört, und darauf eine Anflage zu begründen? (Lauter Beifall.) - Verfahre ih nicht gerecht gegen den edleu Lord (John Russell), wenn ich ihn meineu muthmaßlichen Ankläger nenne Hatte ih nicht Recht, wenn ich daran zweifelte? Es giebt noch cinen andern Grund, worauf \s\ch meine Ungläubigkeit stütt. Jch hatte lange Zeit die Ehre, Mitglied des andern Hauses zu seyn, und ih erinnere mi sehr wohl des Benehmens des schr ehrenwer- then Herrn, der damals Sprecher jenes Hauses war, und ich weiß, daß, wenn es cinem Mitgliede des Hauses eingefallen wäre, das, 1was es im Oberhause gehört, wiederzuerzählen, oder sich Bemerfungen darüber zu eriauben, dieses Mitglied dann fogleich würde zur Ord- nug gerufcn worden sevn. ( Beifall.) Jch feune guch den schr ebrenwerthen Herrn, der jeut jenes Amt bekieidet - und ich bin stoij darauf, ibn meinen Freund zu nennen. Als Geseygeber hat er meh- rere Jahre auf der Whig-Seite des Hauses gescssen und muß daher auch mit der Verfassung und den Geseßen des Parlaments befanult sevn. Unter solchen Umständen muß ich annehmen, daß der fehr ehrenwerthe Herr eingeschritten sevn würde, um einer solchen Ver- lezung der parlaweutarischen Geseze ein Ziel zu seyen. Dies ift der zweite Gruaud, weshalb ich nicht glauben mochic, daß der edle Lord einer meiner Aukláger scv. Ein dritter Grund ist, daß er Staats- Sccretair für das Departement des Junern i, was ihn mit der Gerecchtigfeitspflege in einige Verbindung bringt, und er mußte ohne Jweifel wissen, daß das erste uud Fundamental- Gejey der Gerech: ligkeit heißt, Niemaudeu in seiner Abwesenheit anzuflagen. (Beifall) Deshalb fonnte ich nicht glauben, daß der edle Lord „fähig sev, mich quf dic angeflibrte Weise im anderen Hause auzuklagen.“ (Jroni- {her Beifall von der ministeriellen Seite.)

Hierauf ging Lord Lyndhurst zu dem Inhalt des ihm ge- machten Vokwurfs über; man habe ihn beschuldigt, sagte er, daß er von den Jrländern geäußert, sie seyen Fremdlinge der Abkunft nach, sie hätten eine von der Englischen verschiedene Sprache und verschiedene Sitten; sie betrachteten die Engländer als Eindringlinge und seyen begierig, dieselben aus ihrem Lande zu vertreiben. Das aber habe er nicht behauptet, ja er habe nichts dem Aehnliches gesagt, und nur Unverskand oder Bôs- willigkeit hätten seine Worte so entstellen können. Das gehe unter Anderem auch daraus hervor, daß weder Lord Melbourne, noch der Marquis v. Lansdowne, welche doch so lebhaften Antheil an der Debattegenommen, in welcher jene Aeußerung vorgekommen seyn solle, damals durchaus feine Bémerkung darüber gemacht hätten. Die Sache verhalte sich so. Es sey während der Debatten fortwäh- rend die Frage aufgeworfen worden, ob man denn Jrland nicht gleich England behandeln wolle? Darauf sey geantwortet wor- den, daß die Minister selbst ja unter die Details ihrer Bill Be- stimmungen aufgenommen hätten, welche von den Anordnungen für England verschieden seyen, und eins der von ihm (Lord L.) benußten Argumente sey gewesen, daß es thöricht seyn wúrde, diesel- ben Institutionen beiden Ländern anpassen zu wollen, wenn nicht der soziale Zustand in beiden Ländern derselbe sey ; er habe sein Argument unter Anderem durch das Bett des Prokrustes zu erläutern ge- sucht. Dann hôtten die Minister die Auflösung der bestehenden Municipalitäten in Jrland beantragt, weil sie zu Parteizwecêen gemißbraucht worden. Er seinerseits habe bemerkt, daß es in Irland zwei Parteien gebe, und daß, wenn nach dem ministe- riellen Plane an die Stelle der alten Municipalitäten neue ge- sekt würden , dies nur der einèñ Partei die Macht rauben hieße, um sie der anderen zu übertragen. Diese Parteien nun habe er so beschrieben: „Auf. der einen Seite steht ein Viertheil der Bevölkerung, Englisch der Abkunft und Sitte nach, prote- stantisch in seiner Religion und mit treuer Anhänglichkeit an die Verbindung ZJrlands mit Großbritanien; auf der andern Seite dagegen Judividuen von anderer und in Bezug auf die erwähnte Englische Partei fremder Abstammung.“ Der Sinn, in welchem diese Worte gebraucht worden seyen liege offen da; er habe gesagt, sie (die katholischen Jrländer) seyen wesentlich von den Engländern verschieden in Sitten, Sprache, Gewohn- heiten und Religion und betrachteten die Engländer als Ein- dringlinge; er gebe auch zu, daß er gesagt habe, sie seyen be- gierig nach einer Trennung von England und wünschten die Engländer aus ihrem Lande zu vertreiben. Nun frage er, ov dies eine richtige Schilderung der beiden Parteien in Irland sey, oder nicht? Als er diese Schilderung gegeben, habe er we- nigstens seiner Ueberzeugung gemäß gesprochen, und überdies habe er seine Ankläger selbs als diejenigen zu bezeichnen, welche ihn je- nen Unterschied kennen gelehrt. Lord Lyndhurst citirte darauf mehrere Verse des Irländischen Dichters Moore, in denen derselbe die Engländer als Sachsen, Sassenaghs, bezeichnet und keine Ruhe für Jrland prophezeit, so lange des Papisten Spaten und Sichel nur beschäftigt seyn würden, um den Zehnten zu erschwingen, den der Klerus der Sassenaghs einziehe. Er hob außerdem mehrere Aeußerungen O’Connell's hervor, in welchem derselbe, zur Unterstüßung eines Verlangens nach Auflôsung der Union, das Englische Parlament ein fremdes genannt. Aus denselben Gedichten und Reden suchte er zu beweisen, daß die Engländer als Eindringlinge verabscheut würden, und daß die Jrländischen

Katholiken sie baldmöglichst ganz aus Jrland zu verjagen wünschten. Dann auf die vorliegende Bill übergehend, suchte Lord Lyndhurst noch einmal das Verfahren der Lords

mit derselben in formeller Beziehung zu vertheidigen. Seiner Behauptung zufolge, hätte das Unterhaus selbst das Wesen sei- ner cigenen (der ursprünglichen) Bill nicht nux, sondern auch das seiner neuesten Amendements mißverstanden. Der Zweck der Bill, in der Einleitung ausgesprochen, sey gewesen, in JP (and ein System der Munizipal-Verwaltung einzuführen, durch welches Ruhe und Friede im Lande gesichert werden könne. Die- sen Zweck habe man zu erreichen gehofft durch Aufhebung der jeßt bestehenden Munizipalitäten, durch die Substituirung ande- rer an ihrer Stelle und dadurch, daß man diesen neuen Muni- zipalitäten alle Functionen nähme, welche auf die Justiz - Ver- waltung Bezug hätten, die ganz der Krone übergeben werden sollte. Dem ersten und dritten Theile des Vorschlages hätten die Lords ihre Zustimmung gegeben, den zweiten Theil der Bill, die Substituirung neuer Munizipalitäten, hätten sie dage- gen verworfen und etwas Anderes an die Stelle geseßt. Wie man nun die auf solche Weise amendirte Bill eine Original-Bill nennen kbénne, das möchten die Minister erklären. Man habe zwar bemerkt, daß eine große Anzahl neuer Klauseln (zwischen 50 und 69) in die Bill aufgenommen worden se», doch das sey nothwendig gewesen, um über das Eigenthum der aufzulösenden Corporationen zu disponiren, und es sey durchaus nicht als et- was Neues zu betrachten, da jene Klauseln nur an die Stelle derjenigen gekommen seyen, welche in der Vill selbst auf die nicht genehmigte Instituirung der neuen Munizipalitäten Bezug ge- habt ; auf den Unterschied in der Zahl dieser und jener Klauseln éöônne es aber doch sicherlich nicht ankommen. Auch die Verän- derung des Titels kônne die Bill nicht zu einer neuen machen, denn dieselbe folge aus den Amendements und sey überhaupt

etwas, was sehr häufig mit den vom Unterhause dem Oberhause Mel Bills vorgenommen werde. Was nun aber die Bill in ihrer neuesten Gestalt (nach Jnserirung der Amendements des Unterhauses) betrisst, so nahm Lord Lyndhurst, ganz abgesehen davon, daß auf 12 Städte das von den Lords mehrfach verwor; fene Prinzip der Beibehaltung von Munizipalitäten zur An- wendung gebracht worden, besonderen Anstoß an der Bestim: mung, daß 20 Städten die bekannte 9te Akte Georg's 1V. auf: gedrungen werden solle, während ihrem Wesen und ihren Be- \timmungen nach überall die Annahme derselben von Seiten der einzelnen Städte nur eine freiwillige seyn dürfe. Er fand dies um so mehr zu tadeln, da man jenen zwanzig

Städten gar nicht cinmal die Zeit gelassen habe, si darüber guszusprehen, ob sie die Annahme für zweck-

mäßig hielten oder nicht. Man habe nun zwar gesagt, daß aus dieser Annahme durchaus kein Nachtheil erwachsen könne, da die

Kosten, 10elche die Ausübung der Akte verursache, (nämlich für Straßen-Pflasterung, Reinigung 2c.) durch das bei Aufhebung |

der Munizipalitäten eingezogene Eigenthum dieser leßteren be: F

stritten werden sollten; es zeige sich jedoch , daß von jenen 20 Städten 6 gar kein Gemeinde-Vermögen und 9 andere nur ein jährliche Einnahme von ungefähr 250 Pfd. Sterl. besäßen, so daß in 15vonjenen20 Städten die Einwohner doch nach Anlcitung der Mten Afte Georg’'s IV. besteuert werden müßten und also wohl berechtigt seyen, befragt zu werden, bevor man ihnen die Annahme jenes Gesey zes zur Pflicht mache. Schließlich sprach sich Lord Lyndhurst noch gegen die Bewilligung von Munizipalitäten an die zwöl| größten Städte von Irland aus. ment, daß man nur Normalschulen der Agitation errichten und Jrland fortwährenden Unruhen anheimgeben werde, und fügte hinzu, daß er in der gegenwärtigen Maßregel nur den erstey

Schritt zur Vernichtung der protestantischen Jnteressen in J!

land und zur Aufhebung der Union sehe und daher nicht dit Verantwortlichkeit für die Unterstüßung eines Vorschlages über nehmen könne , welcher die hôchsien Înteressen des gesammten A die Unabhängigkeit und Jutegrität desselben, zu gefähr: en drohe.

London, 28 Juni. Jhre Königl. Hoheit die Ou

von Kent hat den Prinzen von Oranien und dessen beide Söhne!

auf den 1. Juli zu einem großen Gastmahl eingeladen. Die

beiden jungen Prinzen, seine Sdhne, machen unterdessen einen

Ausflug nach Cambridge. Die Herzogin von Kent und die

Prinzessin Victoria wollen im Laufe des Spätsommers eine

Graf Pozzo di Borgo is gestern von hier nach ‘Paris ab

Er wiederholte das Argu

p: J. auf eine náher zu bestimmende Zeit zu erheben, nach dem Bericht des Unterhaus - Ausschusses für die Wege und Mittel heantragt worden sind: Braune, oder Muscovade- oder nicht raffinirte Zucker, vom Centner 3 Pfd. 3 Sh.; desgleichen, n einer Britischen Besikung in Amerika erzielt und von da

| eingeführt, 1 Pfd. 4 Sh.; desgleiche8, erzielt in einer Briti-

| hen Besibung innerhalb der Gränzen des Freibriefes der Ost- | indischen Compagnie, wo die Einfuhr fremden Zuckers geseßlich | yerboten werden wird, und von dort eingeführt, 1 Pfo. 4 Sh.;

D desgleichen, in einer anderen Britischen Besizung innerhalb je-

| ner Gränzen erzielt und von da eingeführt, 1 Pfd. 12 Sh.; Melassen 1 Pfd. 3 Sh. 9 Pce.; desgleichen, erzielt und einge- führt von einer Britischen Besikung, 9 Sh. ; raffinirte Zucker

! L 8 Sh. ; Candis, brauner, 5 Pfd. 12 Sh., weißer §8 Pfd.

L Sh.

London, 28. Juni. Was erwartet wurde, is ge- | schehen. Das Oberhaus hat sich durch eine Mehrheit von bei- © nahe 100 Stimmen gegen die an seinen Veränderungen der I Munizipal-Reform-Bill vom Unterhause gemachten Amendements | entschieden. Zugleich ist zu bemerken, daß, so wie die Lords Mèel- hourne und Holland es nicht an drohenden Warnungen fehlen

E ließen und Überhaupt mit einer Heftigkeit sprachen, welche sie

füglich hätten den heftigeren Geistern des Unterhauses überlas- Ï sen können, auch Lord Lyndhurst und der Herzog von Welling- | ton und andere Tories sich nicht die geringjste Mühe gaben, die | gemäßigte Haltung des Unterhauses nachzuahmen und dem- selben auch nur in Worten versöhnlich entgegenzukommen. N Im Gegentheil schienen sie entschlossen, die Vertreter N der Nation die Heftigkeit einzelner ihrer Mitglieder ent- Ï gelten zu lassen, besonders aber zu zeigen, daß keine Dro- i uts sie schrecken könne. Lord Lyndhurst hielt bei die- | ser Gelegenheit eine Rede, welche seines großen Rufes würdig Ì war, besonders im Anfange, wo er sich gegen die persönlichen N Angriffe Shiel's, O’Connell’s und Russell’'s vertheidigte, die ihn Ï für die shône rednerische Bemerkung, daß die Masse der Jrláän-

der Fremdlinge gegen uns seyen in Blut, Sprache und Glauben

und nichts sehnlicher wünschten, als die Verbindung mit England

aufzulösen, hart gegeißelt hatten. Vor Allen glückte es ihm ge-

gen O'Connell, welcher eben hereintrat, als von ihm die N Rede war. Die Gründe aber, mit denen er den Wi- derstand seiner Partei gegen das Unterhaus zu bemänteln suchte,- wurden eben so unerwartet als kräftig vom Grafen Grey bekämpft, der mit männlicher Beredsamkeit zeigte, wie sehr das

bewilligten Emancipation der Katholiken , sondern allen Grund-

Reise nach den nördlichen Provinzen von England antreten. Y bewilligter der edlen Lords nicht nur dem Sinne der von ihnen

gereist und wird sich von dort zur Herstellung seiner Gesund säben des Erhaltungs - Prinzips entgegen sey, daß sie ein ge-

heit nach Jtalien begeben.

Die Morning Post erinnert daran, daß der jekt regie: rende König am 3. Mai 1792, als Herzog von Clarence, seine erste Rede im Oberhause über eine Vill gehalten habe, die im Unterhause schon passirt war, und worüber dort Zeugen abge hört worden waren. Einige Lords von großem Gewicht und Einfluß verlangten nun, daß vom Oberhause nicht erst Zeugen vernommen werden sollten; dem widerseßte sich aber der Herzog von Clarence und sagte unter Anderem: „Noch ein Umstand erscheint mir von großer Bedeutung, nämlich der, daß blinder Gehorsam gegen das Unterhaus, so sehr ich auch jenes Haus achte, das Oberhaus unnúß machen und so das natürliche un

ich nimmer zugeben.“ Das genannte Blatt meint, die geg ew wärtigen Verhältnisse machten jene Rede sehx bemerkenswerth.

Lord Lyndhurst ist je6t, weil er die Leitung der Opposition

im Overhause bei der Jrländischen Munizipal-Bill übernommen hat, die Zielscheibe der heftigsten Angrifse von Seiten dex mi nisteriellen Blätter geworden. Heute äußert sich der Globe fol gendermaßen über ihn: „Der Cicero des Britischen Senats, das Haupt der Repräsentanten des Volks im Oberhause denn auf beide Titel macht Lord Lyndhurst stillschweigend Anspruch hielt es für angemessen, gestern Abend das Mitglied für Kil kenny (D’Connell), welches, wie wir glauben, mit andern -Mit gliedern des Unterhauses vor der Barre den Debätten zuhört,

als den neueren Catilina zu schildern, worin zugleich tag, daß

er sich seibsi mit dem beredten Konsul verglich. Jedermann aber ma F entscheiden, auf welchen Staatsmann der Gegenwart Sallust? F

Schilderung von Catilina: Auimus audax, sbdolus. varius, eujls vei libet simulator ac disstinulator. allem appetens, Sui pro- {asus, atis eloquentiae, sapientiae parum ete. am besten paßt,

Keine dffentliche Person unserer Zeit hat, was Grundsäße av betrifst, einen so verdächtigen Ruf, wie der edle Baron, der in

seinem politischen Leben Alles, was Unabhängigkeit und Gerad heit im dffentlichen Handeln heißt, so ganz verachtete und sid! durch seine vielen Wechsel als einen politischen Söldner und Glücksritter bewährte. Seine Herrlichkeit sagt, die Nothwen digkeit habe ihn und seine Genossen gezwungen, die Emancip tions-Maßregel des Jahres 1829 anzunehmen. Er niöchte nun gern aus der Nothwendigkeit eine Tugend machen und es si und seiner Partei als Verdienst anrechnen, daß sie jene Maßre gel angenommen, weil sie vorhersahen, daß sie sonst ihre Stellen hätten niederlegen müssen, und daß die edlen Lords gegenüber dann ihre Nachfolger geworden wären. Es war also eine hel denmüthige Selbstverleugnung von ihm und seinen Kollegen

daß sie am Ruder blieben und eine ihren Grundsäßen wider

sprehende Maßrezel annahmen! Jst wohl daran zu zweifeln, daß Lord Lyndhurst und seine Partei jeßt denseiben Heldenmuth wie derholen würden, wenn sie wieder zur Macht gelangten ? Wür den sie nicht unter dieser Bedingung am Ende eben so eil fertig und unter demselben Drange der Nothwendigkeit eine noch viel ausgedehntere Jrländische Munizipal-Bill vom Stapel lau fen lassen? Wenn wir nun Jhre Herrlichkeiten von einem sol chen Führer zu den übereiltesten und äußersten Schritten fort: gerissen schen, troß der ernsten und uneigennüßigen Warnung von Seiten des besten und reinsten Freundes der Ordnung, dessen Liebe zu ihr ihn noch immer von Plänen zu ihrer Reform zw rückbeben läßt, wenn wir das Haus einem Lyndhurst folgen und einen Grey hintanseßen sehen, so erscheint es uns als ein Senat, in welchem die Catilina’'s über die Cicero’s gesiegt haben.‘ Der Marquis von Londonderry hat zum nächsten Freitag! wieder cine Motion in Bezug auf den Stand des Krieges b Spanien und die Verwendung Britischer See-Soldaten in de selben angekündigt. : In Dublin hielt am 21stez d. die große Jrländische Fr& maurer-Loge eine außerordentliche Versammlung, in welcher das Gerücht, daß einige Orangisten am 12, Juli ihre Umzügé erneuern wollten, falls die Freimaurer die am Johannista} bei ihnen üblichen Festlichkeiten begingen, der Beschluß gefa|t wurde, künftig am Johannistage keinen Umzug mehr zu halte! und das Gleiche von den Brüdern aller Logen zu verlange" die Ungehorsamen aber mit einer bedeutenden Strafe zu belegen.

Folgendes sind die Abgaben von Zucker, welche, vom 5. JW |

è

constitutionnelle Gleichgewicht gefährden würde; das aber Ei 4

fáhrlihes Spiel trieben und höch wahrscheinlih, nachdem sie Frland in neue Unruhen gestürzt und das Volk dadurch noch unfähiger gemacht, sich selbst zu regieren, als sie es jebt glaub- ten, gezwungen seyn würden, wie bei früheren Gele- genheiten das zu bewilligen, was fie jeßt verweigerten. Aber der greise Staatsmann (dessen Aufrichtigkeit um so weniger zu bezweifeln ist, als er nach keinem Amte mehr strebt und er HV'’Connell persdnlich vielleicht mehr entgegen ist, als irgend ein Tory) ließ es hierbei nicht bewenden. Er machte auch einen Vorschlag, wonach das Wahl-System so eingeriitet werden sollte, Ï daß die Katholiken durch ihre Massen die reicheren Protestanten N nicht gänzlich ausschließen könnten. Aber die Tories schienen ) nicht geneigt, einen Mittelweg ergreifen zu wollen, wenn auch * Lord Ellenborough zu verstehen gab, daß, wenn dieser Plan in eine neue Bill aufgenommen würde, seine Partei dieselbe wohl günstig aufnehmen dürfte. Die Bill geht also (wahrscheinlich Ÿ morgen Abend) mit der Erklärung an die Gemeinen zu- rúdck, daß die Lords von ihrem Prinzip nicht abzugehen gedächten, und ein hierzu ernannter Aus\chuß foll die Gründe dafür auseinanderseben, welche zugleich mit eingesandt wer- den sollen. Diese Gründe können natürlich keine anderen seyn, als welche Lord Lyndhurst ausgesprochen, und werden das Unterhaus nicht befriedigen. Dieses wird gewiß nicht zurÜck- treten, und die Frage ist jeßt nur, ob während dieser Session nicht noch eine andere Maßregel vorgeschlagen werden kdnne, wodurch die Corporationen reformirt werden könnten, ohne die Gefahr, daß die Verwaltung derselben ausschließlich in die Hände D des fatholischen Pöbels falle. D’Connell hat bekanntlich seinen ersten Vorschlag für den 2isten zurükgenommen und dafür einea anderen ähnlichen Jnhalts für den 30sten angekündigt. Die Mi- nister müssen sich demselben, wie überhaupt jedem Vorschlage für eine Umgestaltung des Oberhauses, widerseßen; zugleich aber N sind sie gehalten, wenn sie nicht O'’Connell einen Frei- * brief für die Wiederbelebung der Repeal-Aufregung geben wol- | len, dem Unterhause zu zeigen, auf welchem Wege sle die Mehr- heit der Pairs dahin zu stimmen vermeinen, daß sie hei der Geseßgebung für Jrland ihre feindseligen Rücksichten auf die } Religion des- Volkes fahren lassen wollen. Wissen sie hierzu aber kein Mittel und wollen sie (wie es ihre Pflicht ge- bietet) die Anregung einer so gefährlichen Frage verhin- dern, so müssen sie einer Aufregung in England und Schott- land ihren Beifall geben. Das Oberhaus hat freilich durch seine Entschlossenheit seine eigene Partei sehr ermuthigt; so zahlreich und vornehm dieselbe aber auch seyn mag, so bin ich oh ganz der Meinung Lord Melbourne's, daß sie eben so we- nig als bei den früheren großen Staatsbewegungen, wie na- mentlich die Reformation , die Ereignisse vom Jahre 1688 und y die Emancipation der Katholiken, der Gewalt der öffentlichen Meinung wird widerstehen können. Es ist eben diese unerschüt- terliche Ueberzeugung, welche das Volk so ruhig erhält und | dem Unterhause die stolze Mäßigung giebt, die es bisher be- wiesen. Auf jeden Fell kann O’Connell auf oine bedeutende Minorität bei seinem Vorschlage zur Reform des Oberhauses rechnen. Die Englische Zehnten-Biül ist gestern im Unter: hause zum dritten Male verlesen und angenommen worden. Wenn jie das Oberhaus annehmen soll, muß sie bedeutend geän- nt M Wbt die Heiraths- und Negistrations-Bills wer-

‘oßen Widerstand erfahrea, wenn sie ni j ‘vor e B | fahrea, wenn sie nicht gänzlich verwor-

Belgien. earüsel, 28, Juni. Der regierende Herzog von Sach- Do urg ist gestern aus Paris hier eingetroffen und in dem i ihn in der Herzogsstraße gemietheten Hotel abgestiegen, wo ) die beiden Prinzen, seine Sdhne, bereits seit dem vorigen onnabend befinden. M Auf der Eisenbahn zwischen Antwerpen und Brüssel hätte r eßten Sonnabend nicht weit von Vilvorde sehr leicht ein M Unglück passiren können. Einige Schienen der Bahn n nämlich entzwei, und dies veranlaßte die avóweichende h Lung mehrerer mit Passagieren beseßten Wagen, die man och glücklicherweise bald wieder ins Geleise zu bringen wußte.

761

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 28. Juni. Zu O der jeßt hier anwe: senden gon von Leuchtenberg Königl. Hoheit und. ihrer Kinder finden jeßt an unserem Hofe zahlreiche Festlichkeiten statt. Am 23sten d. wurden der Herzogin die Mitglieder des diplomatischen Corps vorgestellt. Am Johannis - Tage fand ein großes militairishes Fest auf dem Ladugärdsfelde statt, wo sich die gesammte Königliche Familie nebst ihren Gästen. einfand, die überall von dem sehr zahlreich versammelten Volke mit Jubel begrüßt wurden.

Der Königl. Kammerherr von Croneborg ist zum Hof- Marschall ernannt worden.

Seit der Wiedererdffnung der diesjährigen Schifffahrt sind bloß von Stockholm 123,000 Schiffpfd. Eisen nach dem Aus lande verladen worden.

Se Co ao:

Bremen, 29. Juni. Die diesjährige Grdnländische Fi: scherei is, wie man vernimmt, sehr günstig ausgefallen. Unter Anderen soll das Schiff „Hannover“, von der Weser ausgegan- e einen Fang von 4000 Robben und 2 Wallfischen gemacht aben.

_ München, 25. Juni. Heute feierte die Ludwig-Maximi- lians- Universität ihren 364sten Stiftungstag durch einen Rede- Aft, durch Bekanntmachung des Urtheils der Fakuítäten üver die eingegangenen Preisschriften und ihrer neuen Preis - Auf- aben für das laufende Jahr. Der Rektor der Universität, als Wortführer derselben, erinnerte an die Stiftung der Hochschule in Jngolstadt, an den Geist, aus welchem sie hervorgegangen, und die Absicht, in welcher sie eingeseßt worden. „Durch Lehre und Kunst‘, sagt die Stiftungs-Urkunde, „wird der Weg zum hei- ligen guten Leben gewiesen, menschlihe Vernunft in rechter Er-

| kenntniß erleuchtet, zu ldblichem Wesen und guter Sitte ge-

zogen, christlicher Glauben genährt, das Recht und gemeiner Nuben gepflegt, auch die, so von niederer Geburt herkommen, zu hoher Würde und Stand gefördert.“ Nachdem der Schicksale der damals gestifteten Hochschule bis auf diese Zeit Erwähnung geschehen und in Aussicht gestellt worden war, daß die Univer- sität schon die nächste Feier in den neuen prächtigen Hallen werde begehen kdnnen, welche sie ihrem gegenwärtigen hohen Beschüber verdanken wird, wurde der Veränderungen in ihrem Innern gedacht, die in den leßten Jahren eingetreten sind. Jn Bezug auf den gegenwärtigen Stand der Universität wurde be- merkt, daß sie jebt 49 ordentliche Professoren, §8 außerordentliche, 11 Professores honorarii, 9 Privat-Dozenten, zusammen 77 Lehrer und in diesem Jahre 1522 Studirende zähle, nämlich 192 der Theologie, 459 der Jurisprudenz, der Staatswirth- schaft, 112 des Forst- und Bauwesens, 277 der Medizin, 73 der Pharmazie, 374 der allgemeinen Wissenschaften Beflissene, d. h. noch in ihren ersten Studienjahren Begriffene; von diesen sind 1456 Inländer, 66 Ausländer. Eine Vergleichung mit den frü- heren Jahren zeigt, daß seit ihrer Verseßung nach München die Universität in den Jahren von 1826 bis 1830 von 1622 auf 2021 stieg, in den Jahren von 1830 aber bis 1825/5 von die- ser hôchsten Zahl mit jedem Jahre an Fréquenz verlor und in dem gegenwärtigen auf die angegebene Zahl von 1522 herabkam.

München, 30. Juni. Se. Majestät der König sind heute fruh um 4 Uhr nach Brückenau abgereist.

In den hiesigen Blättern liest man: „Die verbreite- ten eben so übertriebenen als völlig grundlosen Gerüchte über die Größe des Privat-Vermögens und der Appanage JFhrer Ma- jestát der Kaiserin Mutter von Oesterreich hatten ein Uebermaß von Bittgesuchen veranlaßt, welche zwar nicht befriedigt werden konnten, hinsichtlich welcher aber der angestammte Wohlthätig- keits-Sinn der erhabenen Frau mit so vieler Gnade zu verfügen geruhten, daß das Andenken an Allerhöchstdero Aufenthalt hier unvergeßlich bleiben wird.“ |

Stuttgart, 28. Juni. (Schw. Merk.) In der gestri- gen Sibung der Kammer der Abgeordneten fand die fortgesebßte Berathung der abweichenden Beschlüsse der Kammer der Stan- desherren Úber das Frohn-Ablösungs-Geseß statt. Nach Art. 44 hat leßtere Kammer folgenden Artikel einzureihen beschlossen: ¡Da in den ergangenen Declarationen der staatsrechtlichen Ver- hältnisse der standesherrlichen Häuser denselben die Zusicherung ertheilt worden, daß der schon in den beiden Edikten vom 18. November 1817 ausgesprochene Grundsaß der gezwungenen Ab-

(dsbarkeit der ihnen zustehenden Rechte und Gefälle gegen sie nicht

angewendet werden solle, ehe und bevor die Vereinbarkeit dieses Grundsaßes mit den Bestimmungen des Art. X1V. der Deutschen Bundesakte von der Bundes-Versammlung erklärt seyn würde; so wird bestimmt, daß, insolange eine Entscheidung der leßteren hierüber nicht erfolgt seyn wird , das gegenwärtige Geseß nur mit Zustimmung der betheiligten Standesherren auf dieselben Anwendung finden soll. Von denjenigen Standesherren , von welchen sechs Monate nach Verkündigung dieses Gesebes ihre Zustimmung zu demselben bei dem Ministerium des Jnnern nicht angezeigt worden wäre, wird angenommen, daß sie solche ver- weigert haben.“ Die Kommission will den Artikel nach seiner ganzen Fassung abgelehnt wissen, da sich eine Beschränkung des der Souverainetät zustehenden Geselzgebungs-Rechts in solcher Weise aus feinem staatsrechtlichen Grunde rechtfertigen lasse. Geh. Rath v. Schlayer erinnert an die Declarationen über die staatsrechtlichen Verhältnisse der Mediatisirten , welche den- selben das fragliche Zugeständniß ertheilen. Werde hierüber im Gesel nichts ausgesprochen , so müßte der Regierung doch das Recht zustehen, bei der Verabschiedung einen auf jene Declara- tion bezüglichen Vorbehalt zuzusichern. Uebrigens habe die Regie- rung die Sache dem Bundestage zur Eatfcheidüna vorgelegt, und es sey zu hoffen, daß diese demnächst erfolgen werde. Aber darum sey die Regierung nie im Zweifel gewesen, ob die Lan- desgesebgebung das Recht habe, über die fraglichen Rechte der Standesherren zu verfügen. Nach einer zweijiündigen Debatte ward über diese Streitfrage von dem Präsidenten resumirt. Es wurde nun noch über dieFragestellung debattirt. Freiherr vonH or n- stein bemerkte, daß bei Annahme der Klausel wohl die Rechte der Standesherren gewahrt werden, aber nicht die Rechte der Ritterschaft. Dieselbe dürfe in ihren Rechten, welche Art. 14 der Bundesakte ihnen garantire, nicht derogirt werden; daher músse er darauf antragen, daß auch diese Rechte in die Ver- wahrung aufgenommen werden. Geheime Rath von Sch layer eigte, daß es sich um diese Frage hier nicht handle, indem alle

echte auf grundherrlichen Leistungen, die den Standesherren und der Ritterschaft zustehen, der Landesgesezgebung unterlie- gen. Der Standpunkt würde ganz verrücckt werden; denn der Ritterschaft seyen ja keine solche Zugeständnisse gemacht worden, wie einigen Standesherren. Freiherr von Hornstein zog das Lebtere gänzlich in Abrede, beruhigte sich jedoch bei einigen wei- teren Erläuterungen. Sofort wurde die fragliche Klausel mit

73 gegen 12 Stimmen abgelehnt. (Für die Aufnahme dersel- ben slämmte die ganze Ritterschaft; aber nur sie.) Man schreibt aus Kirchheim vom 25. Juni: „„Der dies: jährige eben beendigte hiesige Wollmarkt hat ein so reges Leben in unsre Stadt gebracht, wie man sich eines gleichen nie erin- nert. Das zu Markt gebrachte Wollquantum war, in gleichem Verhältniß wie die Zahl der Käufer, weit bedeutender als in den leßten Jahren. Es betrug zwischen 9 und 10,000 Centner, und zwar entsprach Wäsche und Behandlung der Wolle, so wie die immer fortschreitende Veredlung derselben, ganz dem tüchti- gen und gründlichen Bestreben, das unsere Landwirthe auszeich- net. Die Preise übertrafen die vorjährigen um 5 —10 pCet. (bei einzelnen Partieen war der Aufschlag noch höher) und zwar vorzugsweise bei den feinern Schäfereien. Deutsche und halb veredelte Wolle fand dfter nux den vorjährigen Preis und wurde nicht selten sogar unter demselben losgeschlagen. Die ersten Schäfereien, wie die Königliche zu Achalm, die des Instituts zu Hohenheim, die der Freiherrn v. Cotta, v. Tessin, von Ellrichs- hausen, des Geh. Raths v. Kerner, v. Vischer, des Fürsten von Fürstenberg 2c. verkauften in absteigender Stufenfolge von 250 bis 150 Gulden pro Centner. Mittlere Wolle ward von 150 bis 90 Fl. pro Centner verkauft, Bastard und Deutsche Wolle ging bis 44 Fl. pro Centner herunter. Im Ganzen war die Bewegung in den Preisen, mit Ausnahme der leßtgenannten Wolle, eine steigende. Judessen kann nur erst das Resultat der demnächst auf einander folgenden Märkte von Göppingen und Heilbronn hierüber volle Gewißheit geben,“ : Karlsruhe, 27. Juni. (Karlsr. Ztg.) Die vater- ländische Industrie wird durch ein bedeutendes Unternehmen, dessen Gründung gestern beschlossen wurde, cinen großen Auf- schwung erhalten. Es hat sich nämlich durch das Banquierhaus S. v. Haber und Söhne hier eine Actien-Gesellschaft gebildet, durch welche bei Ettlingen eine Baumwollspinnerei von 26,000 Spindeln und eine Weberei von 750 Webstühlen errichtet wird. Das Kapital ist auf 2 Mill. fixirt, wovon jedoch vor der Hand nur zwölfmalhunderttausend Gulden in 1200 Actien, jede zu tau- send Gulden, eingezogen wird und der Rest für eine etwaige Geschäfts - Erweiterung in der Zukunft bestimmt bleivt. Die nôthigen Grundstücke sammt einem trefflichen Wassergefälle in der Nähe von Ettlingen sind bereits für die Gesellschaft ange- kauft, die Baurisse gefertigt und alle Vorbereitungen getroffen, um unverweilt mit den Arbeiten beginnen zu können. Dieses großartige Unternehmen ist die Frucht durchdachter und reiflicher Ueberlegung. Mehrere Actionairs, unter denen tüchtige Techniker, haben vorher die bedeutendsten Fabriken der Art, im Jnlande sowohl als in der Schweiz und im Elsaß, bereist und genau geprüft und sih mit kenntnißvollen Maschinen-Baumeistern und Fabrikanten in Verbindung geseßzt. Auf diese Erfahrungen und unsere Ver- hältnisse wurde der Entwurf der Statuten gegründet und der General-Versammlung zur Beschlußnahme vorgelegt. Diese ver- einigte sich am 2östen d. unter der Theilnahme vieler Actionzivre aus allen Ständen und hat in vier Sibungen mit gründlicher Umsicht und Ausdauer die Statuten und die dazu gehdrigen Bes stimmungen im Einzelnen geprüft und mit großer Stimmen- Mehrheit angenommen. Am Schlusse der Sibung wurden die Directions-Mitglieder gewählt. Diese Fabrik, bei welcher die neuesten Erfindungen und Verbesserungen benußt, so wie die gereiften Erfahrungen Sachverständiger zu Rathe gezogen wer- den, verspricht, nicht nur eine Menge axbeitsamer Hände in und um den Fabrikort zu beschäftigen, sondern wird auch zur Betrei- bung anderer Industrie -Zweige aufmuntern und anspornen und pr Bunt Hinsicht für den Gewerbsleiß die nüblichsten Folgen aben.

Schweiz.

Neuchatel, 25. Juni. Von der vorgestrigen Sibung ded geselzgebenden Körpers hatte man sih großes Jnteresse verspro- chen, weil die wichtigen eidgenössischen Fragen darin verhandelt werden sollten und man daher glaubte, daß die Opposition sich Mühe geben würde, die verschiedenen Gutachten des Staatsraths, wenn auch nicht zu beseitigen, so doch wenigstens in ihrem Sinne zu modifiziren. Die 12 ersten Artikel des eidgendssischen Cir- culars A ohne weitere Bemerkungen. Ser erste Theil des 13ten Artikels betraf den Entwurf zu einem eidgenössischen Militair - Reglement. Man war beim Beginn der Diskussion dahin überein gekommen, daß jeder Artikel, gegen den sich kein Einwand erhdbe, als angenommen betrachtet werden sollte. Ob- gleich nun keine Bemerkung gegen das Gutachten in Betreff des Militair-Reglements gemacht worden war, drang doch Herr JFeanrenaud - Besson auf Abstimmung über diesen Artikel, wobei er erklärte, daß er, von der Fruchtlosigkeit der von ihm zu machenden Ausstellungen überzeugt, sich auf ein *still- chweigendes Votum beschränken werde, was einiges Er- staunen in der Versammlung erregte. Vergebens ersuchte man ihn, sich auszusprechen; er weigerte sih durchaus, und es wurde daher ohne Diskussion über das Gutachten des Staats- raths abgestimmt, welches die Beseitigung mehrerer lästigen Bestimmungen aus jenem Reglement bezweckte, und dasselbe genehmigt. Der Entwurf zu einem Straf - Codex beschäftigte die Versammlung sehr lange. Die Kommission hatte die Weg- lassung der Artikel in Bezug auf das Duell vorgeschlagen, und der gescßgebende Körper jtimmte ihr bei, indem er es für an- gemessener hielt, von dem Duell gar nicht zu sprechen, als es durch eine mit dem Verbrechen in gar keinem Verhältniß ste- hende Strafe gewissermaßen gutzuheißen. Der 118te Artikel der bei Verbrechen, wenn das Gegentheil nicht bewiesen ist, die Präámeditation als Grundsaß annimmt, wurde auch, ungeachtet der Opposition des Herrn von Perrot, verworfen, indem die Versainmlung der Meinung war, daß ein Geseßbuch nicht die Rolle des Richters spielen dürfe. Die Todesstrafe veranlaßte eine ziemlich lange Debatte. Der Deputirte von Fleurier wollte die gänzliche Abschaffung derselben und behauptete, sie sey durch . die heilige Schrift verboten, was er durch die Geschichte von Kain beweisen wollte. Herr Calamé, Staats -Secrcetair, wollte, daß die Neuchateller Deputation bet der Tagsaßung instruirt werden solle, darauf anzutragen, daß der Codex es, so viel als möglih, dem Richter über- lassen möchte, ob er auf Todesstrafe erkennen zu müs- sen glaube. Herr Lechancelier wies aber auf die Ge- fahr eines solchen Vorschlages für die militairischen Verbrechen hin, die eine schnelle und strenge Bestrafung erheischten, und wo ‘der Tod, zur rechten Zeit angewandt, das Heil der Armee sichern könne: auch glaubte er, daß das Gescß den Richter nicht in die unangenehme Lage verseßen dürfe, eine Strafe zu ver- hängen, die man nur ungern diktire, went man sie zu ermäßi- gen im Stande sey; das Geseß müsse daher hier dem Rich- ter gewissermaßen zu Hülfe kommen und ihm sein peinliches Amt erleichtern, indem es, so zu sagen, die Verantwortlichkeit für ihn úbernehme. Dessenungeachtet wurde das Amendement

des Herrn Calamé mit 40 gegen 27 Stimmen angenommen.