1836 / 193 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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anz un) auch die bedeutende Fraction der Radikalen ließ aus Gerechtigkeitsliebe einem Ministerium, das für sich allein keine Kraft hat, eine so mächtige Unterstüßung zu Theil werden. Was ist aber nun aus diesen Versprechungen geworden ? Dei den ersten Drohungen mit Widerstand von Seiten des Ober- hauses shriecen die ministeriellen Redner, man werde an das Bolk appelliren, und der Kanzler der Schaßkammer, dem man nicht eben Enthusiasmus vorwerfen kann, erklärte im Unterhause, die Niederlage der Tories sey gewiß, wenn erst die (Nation un Rath gefragt würde. Jndeß die von Sir Robert Peel geleitete Minorität ließ sich dadurch nicht einshüchtern Und zeichnete im voraus den Lords die Bahn vor, die diese zu befolgen hät- cten. Die Majoritát verstárkte sich gerade dadurch noch mehr, und die Regierung stimmte einen noch hôheren Ton an. Endlich kömmt die Bill so amendirt, daß fast nichts davon übrig bleibt, aus dem Oberhause zurück. Was thun nun die E die so oft wiederholt hatten: Kein Zugeständniß. Sie erschöpfen sich in der Mühe, zu zeigen, daß sie lautere Absichten hätten, daß sie die tiefste Efivecdictuna gegen das Oberhaus hegten, und sie treten, zum Beweis davon, mit einem neuen, schr Der ten, sehr bescheidenen und bis zur volifkfommensten Selbstverleug- nung demüthigen Plane hervor. Aber schon war von einer Parlaments - Auflósung keine Rede mehr; es handelte sich nur noch um eine Prorogirung, um den Gegnern des BVol- kes Zeit zur Ueberlegung zu verstatten. Dieser neue Ylan wird noch verächtlicher als der erste behandelt, und nach ciner einzigen Sißung sendet ihn eine furchtbare Majorität ent- rústet und unwillig an seine Urheber zurü. Und siehe da, hun if weder von einer Auflösung, noch selbst von einer Prorogirung des Parlaments mehr die Rede. Die Bill wandert ganz einfach wieder in Lord John Russell's Portefeuille. Was nach einem so traurigen Ende vom Liede unbegreiflich scheint, ist, daß O Con- nell beharrlich bei seinem Ministerialismus bleibe. Was will

die Agitation sagen, womit er seinen Gegnern droht? Weiß man nicht, was er unter Agitation versteht? Er ver-

steht darunter nur Volks - Versammlungen, Schmähungen der Presse und Spazierfahrten durchs Land, bei denen er seine \chdne Stimme und seine mächtige Rede ertônen lassen wird. Da aber die Engländer ein praktisches Volk sind, so wird auf so!che Herausforderungen gar nicht geachtet; wer Eindruck ma- Gen will, muß handeln; aber gegen wen? Etiva, gegen die To- ries? Sie sind nicht im Besi der Staatsgewalt. Die Agita- tion hatte einen Sinn , als Peel und Wellington am Ruder waren; aber wozu soll sie jeßt dienen? Etwa um es dahin zu bringen, daß der Geistlichkeit kein Zehnten bezahlt wird? Aber die Geistlichkeit würde die Geseße anrufen, und dic jetzigen Voll- zieher der Gescke, welche einschreiten müßten, sind die Whigs und ihre Agenten, gegen die doch D'Connell keinen Aufruhr wird predigen wollen. Öder soll etwa dieser Aufruhr noch weiter ge- hen, und sofl das Jrländische Volk, den Unions-Vertrag gewalt- sam brechend, sich unabhängig erklären? Das wäre cine Revo- sution, die O’Connell mehr als irgend Ciner fürchtet. Was will er also eigentlich? Er ist wohl vorerst zufrieden, wenn nur die Berwaltung von Irland in Lord Mulgrave's Händen bleibt, denn unter ihm úbt er den ganzen Einfluß eines Vice - Königs ausz; er will den katholischen Geistlichen die Macht, die ste er- langt haben, seit Melbourne's Kabinet sie unterstüßt oder schont, noch vermehren. Reformen fär Jrland wünscht _O’Connel ohne Zweifel; aber er würde, um sie zu erreichen, nimmermehr ein Ministerium stúrzen lassen, das von seinem Wink abh- hängt. Er war im voraus auf die ersten Amendements der Lords gefaßt, und wissen Sie, was er jeët durch das Dubliner ournal, welches seine Austdäge empfängt, vorschlagen läßt? Ex verlangt, die Regierung solle dem Oberhause mit ciner Pairs- Creirung drohen, und damit sich nicht etwa Jemand durch dée Posse hinters Licht führen lasse, seßt der Zeitungsschreiber wobl- weislich hinzu: „„„„Diese Drohung wird nicht in Erfüllung zu gehen brauchen; es wird hinreichen, wenn der König sich ihrer vedient; die Lords werden dann auf der Stelle nachgeben." Nach einem so naiven Geständniß müßte das Oberhaus wirt lich sehr linkisch seyn, wenn es nachgäbe. Ee König wird es so weit gar nicht cinmal fommen las sen, und die Whigs, die sih laut gegen jede organische Beränderung aussprechen, wissen sehr wohl, daß es besser ist, eine Institution zu vernichten, als sie zu verfälschen. Ueber- dies wäre es jest nicht mehr mit einer Ernennung von zehn oder zwölf Pairs gethan, denn die Majorität beläuft sich fast ¿uf hundert Mitglieder, und den Abfall hinzugerehnet, den die Ernennung neuer Mitglieder unter den alten siets zur Folge at, müßte man wenigstens 120 Staatsmänner und 120 Titel in Bereitschaft haben. Diese Lösung der Frage isk also nicht möglich, und die, Lords werden sich an diese Droßung gar nicht

tehren ; dennoch is dies das einzige Mittel, welches die ministeriellen Blätter fordern und anrathen , denn e sehen keinen anderen Weg, außer einer Unmdöglich- feit, vor sich, um aus ihrer traurigen Lage herauszufom-

men. Unter solchen Verhältnissen hätte die radikale Partei vine entscheidende Stellung einnehmen fönnen, wenn sie orga- nisirt gewesen wäre. Aber, sey es aus Unerfahrenheit sey es aus Bescheidenheit, es hat sich noch kein Mann gefunden, der ire Leitung übernehmen möchte. Sie zähle indeß 140 his 160 Stimmen im Unterhause und hat Männer unter fich, die, wie Herr Grote, ein bedeutendes Vermögen, den unbescholtensten harakter, ein großes Rednertalent und allgemeine Achtung be- sizen, Sie hat Gelehrte, wie Herrn Warburton, und eifrige, gebildete, gelstvolle junge Männer, wie die Herren Roebuck, Mo- (esworth, Buller und Lalor, in ihren Reihen aguszuweijen. Aber Trägheit hält sie zurück, Mißtrauen macht sie scheu, und fo lassen sie, vielleicht zu sehr auf die Macht ihrer Grundsäße pertrauend, dem Strom seinen Lauf; sie erwarten von den Cr- cigiissen, daß. sie ihnen Bahn brechen sollen, und geben eine Demokratie, die sich überall nach einem Mittelpunkt und nach

einer Leitung umsieht, dem Jmpuls des Zufalls preis.“ e C E

Aus dem Haag, 7; Juli. Die Gesek - Sammlung ‘ent- äst cinc vom öten d. M. datirte Königliche Verfügung in Be- zug auf eine Sekte der reformirten Kirche, die sich in verschie- denen Theilen des Landes gebildet und fich neuerdings an Se. Majestät in einer Adresse gewandt hat, welche von einem Herrn A. Brummelcawmp, als deren Bevollmächtigten, unterzeichnet ist, Die genannte Sekte wird in der Königlichen Verfü- gung als eine ungesekliche erklärt, und es werden des- halb ihre bisherigen firchlichen Zusammenkünste verboten, doch soll es an denjenigen Orten, wo es eine größere Anzahl ihrer Anhän- ger giebt, diesen gestattet seyn, sich an die Behörden zu wenden, um die Erlaubniß zu cinem unter obrigkeitlicher Aufsicht stehen- den Gottesdienst zu erlangen, wobei inzwischen der Staat we-

wurde die Stadt illuminirt.

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Polen. Warschau, 8. Juli. Gestern wurde hier der 41ste Ge- burtstag Sr. Majestät des Kaisers Nikolaus aufs festlichste be- gangen. Jn der Kathedrale war Gottesdienst, bei welchein der Bischof von Plozk das Hochamt verrichtete, und dem sámmtli- he Behörden beiwohnten. Der Fúárst Paskewitsch von War- schau empfing im Schloß die Glúickwünsche der Generale, der Regierungs-Mitglieder, der Beamten, der fremden Konsuln und des Adels, worauf in der Schloß-Kapelle unter Abfeuerung von 101 Kanonenschüssen ein Tedeum gesungen wurde. Se. Duvrch- laucht der Statthalter gab dann im Palast Lazienki ein glänzen- des Diner; im Theater war freies Schauspiel, und Abends

Die hiesigen Zeitungen enthalten eine unterm 23. Mai d. I. von Sr. Majestät bestätigte Verodnung über die Klassifizirung der Beamten des Königreichs Polen und die von ihnen zu tra- gende Uniform. E / : 2 Von Herrn Ludwig Janowski erscheint hier eine allgemeine Weltgeschichte in Lieferungen; das erste Heft hat so eben die Presse verlassen.

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Hannover, 9. Juli. Se, Königl. Hoheit der Vicekdnig sind gestern Abend von Braunschweig hier wieder eingetrossen. Göttingen, 7. Juli. Gestern starb nach kurzem aber s{chmerzhaftem Krankenlager, ungefähr 70 Jahre alt, Chri stian Friedrich Ruperti, Doktor der Theologie und Ritter des Guelphen - Ordens, erster Universitätsprediger Pastor zu St. Jacobi, Superintendent der zweiten Fnjpection Göttingen. In unserer Stadt, imzdie er von Wenningsen im Herbste 1820 be- rufen wurde, hgßer- unermeßlichen Segen gestiftet und unagus- sprechliche Liebe „geärndtet. Als Prediger R er den ersten Rednern aller Zeiten an ; als gelehrter Théologe stand ér den ausgezeichnetsten Männern seiner Zeit gleich ; als Mensch und als Chri war er einer der edelsten Geister.

Dresden, 8. Juli. Se. Königl. Hoheit der Herzog von Bordeaux ist heute srüh von Pillniß aus nach Teplitz zurücEge- kehrt. E : z Kassel, 7. Juli. Die hiesige Zeitung jagt in einem größeren Artikel über die nächstbevorstehenden Wahlen f}ür die im November zusammentretende neue Stände-Versammlung un- ter Anderem: „Es ist auffallend, wie wenig Staatsdiener an der lesten Stände-Versammlung Theil genommen haben, ob- gleich unter diesen doch wohl die meisten zu Abgeordneten taug- lichen Männer zu finden gewesen seyn möchten, _ Es crflärt sich aber freilich größtentheils daraus, daß den meisten gewähl|- ten Staatsdienern der Eintritt in die Stände-Versammlung von der höheren Behörde nicht gestattet worden ist, und daher die Wähler befürchtet haben, daß ißre Wahlen, wenn sie aus Staats- diener fielen, vergeblich seyn würden. Die Versagung der. Ge- nehmigung ist uun aber jet, wo alle Dienstzweige so vollständig besest sind, nicht leicht mehr zu befürchten, im Fall nicht bejon- dere persönliche Rücksichten eintreten sollten, und es [äßt sich da: her erwarten, daß zu dem nächsien Landtage-wieder mehr Staats- diener gewählt werden. Besonders ist auch zu wünschen, daß die Wahl sich mehr auf untere Justiz -/ Verwaltungs - Und Sis nanz-Beamten lenken möchte, da diese gewöhnlich, neben 26 nôthigen wissenschaftlichen Bildung, genaue Kenntniß von de! unmittelbaren Bedürfnissen des Volkes und vielseitige Erfahrung besizen. Der Grund, weshalb solche Beamten bisher seltener qewählt worden sind, mag hauptsächlich darin liegen, daß sie nicht in dem Wahl-Bezirk, worin sle ihren Wohnsis haben und wo ihre Tüchtigkeit zunächst bekanut ift, gewähit werden éônnen. Da fie jedoch, bei der freien sowohl als bei der gebundenen Wahl, außer dem Bezirk ihres Wohnortes immer gewöädlt wer- den fönnen, so käme es nur darauf an, daß die Wähler sich nach tüchtigen, geachteten Justiz-Beamten, Landräthen, Reutmeistern u. \. w. in anderen Gegenden des Landes erkundigten oder auf solche aufmerksam gemacht würden, und sicher würde die Stände- Bersaminlung durch die Wahl solcher Männer in gar mancher Hinsicht gewinnen.

R ainz, 30. Juni. (Allg. Ztg.) Guttenberg's Denkmal wird (wie bereits erwähnt) im Jahre 1836 nicht gesetzt werden. Gewiß wird die Welt, welcher wir seit vier Jahren in unzähli- gen Zeitungs-Artikeln die offizielle Versicherung gaben, daß die- jes Monument unfehlbar in diesem Jahre errichtet werden wurde, neugierig seyn, die wichtigen Ursachen zu erfahren, welche Line solche überraschende Aenderung motiviren konnten, und diese tbeile uns denn guch die Guttenbergs - Kommission unbefangen mite. Das Fundament zu diesem Denkmal is fertig, der Guß der Statue ist am 28. Juni in Paris unzweifelhaft erfolgt. „Der von dem Kunstverein in Frankfurt übernommene Guß der Daß- reliefs ist gelungen ausgeführt, viele Gelehrte und Universicaten haben ausgezeichnete Entwürfe zu JZnschristen eingeschickt, ja N hat schon "Privat - Einladungen zu diesem großartigen Seste Mr den September gemacht, und alles dieses ist vorerst unnüß: Du die Marmordóräcke: im Rheingau das bestellte Material zu dem Fußgestelle nicht Ku der bedungenen Zeit liefern zu können jest ersi am 27, Îratterklärten. Also zeigt die Kommission an, daß die Jnauguraticn erst nächstes Jahr im Juni statthaben werde. Ohne uns im Geringsten Uber die Ursachen ciner jo unangenehmen, die zuverfichtliche Erwartung Vieler täuschenden Aënderung auszulassen, dieselben mögen nun in einer verspäteten Bestellung oder in einer Wortbrüchigêeit in Betreff der I sprochenen Lieferungszeit liegen , 0 wünschen wir nur die Eine Frage thun zu dürfen, ob es überhaupt nicht zweeckbmäßiger wäre, ein solches Fußgestell lieber aus Schlesischem Granit als aus Marmor verfertigen zu lassen, da der erstere bekanntlich eine weit größere Dauerhaftigkeit als leßterer besißt.

München, 5. Juli. Eine im Regierungsblatt ent- haltene Königl. Verordnung besagt Folgendes: „Die Unterrichts- Anstalten für das niedere rztliche Personal in Landshut und Bamberg bestehen künftig als „Schulen für Bader.“ Le Be ben, wie bisher, den Regierungen der Kreise ihres Sibes un tergeordnet, durch welche die Anträge über Aufnahme, Prusung, Dispensation Und Entlassung der Schüler, so wie liber O Angelegenheiten der Schulen, an das Staats - Ministerium Ms *Ennern gelange Die Erófnung der Schulen hat am 1. Mo- äSnnern ge'angen. Die Eröffnung ) N Da vember 1836 stattzufinden. Die von denselben approbirten Fu- dividuen erhalten die Benennung „Bader.“ aa

Die Múnchener politische Zeitung schreibt : „„Sicherm Vernehmen nah haben Se. Maj. der König die A Bay- erischen Hypotheken- und Wechselbank beantragte Errichtung ei- ner Mobiliar - Feuerversicherungs - Anstalt allergnädigst im Jnte- resse des Landes genehmigt und die desfalls vorgelegten Statuten be- stätigt. Neben der bereits bestehenden inländischen Müänchen-Aache- ner Mobiliar-Feuerversicherungs-Gesellschaft wird sonach künftig

gleicher Garantie für Solidität den Landes-Unterthanen hinläng liche Konkurrenz für Mobiliar-Versicherung eröffnet wivd.“

Stuttgart, 7. Juli. Seine Königliche Majestät sind diesen Morgen nach Gastein zum Gebrauche der dortigen Bäder von hier abgereist, und Jhre Majestät die Königin haben Sich mit Jhren Königlichen Hoheiten den beiden jüngern Prinzes: | sinnen nach Friedrichshafen begeben, wo Höchstdieselben für einige Þ Zeit Jhren Sommeraufenthalt nehmen werden.

S.chweiz. =Bern, 4. Juli. (Bas. Ztg.) Man erinnert sich des Pro; zesses des Flüchtlings Gavioli, der im J. 1833 vor dem Assisen hofe von Aveyron wegen Ermordung zweier anderen Flüchtlinge, welche ihre Landsleute für Spione hielten, verurtheilt wurde, Dem Vernehmen nach beruft sich die Franz. Gesandtschaft inf Berin auf eine angebliche Verwicklung des Hrn. Mazzini in} diese Sache und verlangt von dem Vorort dessen Auslieferung, [F Nach Angabe der Gesandtschaft wäre Hr. Mazzini noch imme! angeklagt, mit Hrn. La Cecilia, als Hauptmitglieder eines Veh

G D c 2 , gerichtes, das Todesurtheil unterzeichnet zu haben, das Gaviol[ nur folgsam vollzogen. Uebrigens levt Hr. Cecilia, der ander angebliche Unterzeichner des vehmgerichtlichen Urtheils, ruhig in Touré.

Bern, 5. Juli. Gestern fand hier die Eröffnung der or ventlichen Tagsaßung von 1836 ftatt. Unter Paradirung de Búrgerwache und der Schuljugead versammelten sich die prote stantischen Ehren - Gesandten zur Anhdrung einer Predigt in Münster, und begaben sih dann gegen 10 Uhr, nachdem die ka tholischen Mitglieder sich mit ihnen vereinigt hatten, in feier lichem Zuge nach der heil. Geistkirche, wo sich bereits das diplo matische Corps 2c. eingefunden hatte. Der Präsident des Vou orts, Herr Schultheiß Tscharner von Bern, eröffnete nun dig Tagsatzung mit einer angemessenen Rede. Nach erfolgter Eides leisiung verfügten sich die Ehren - Gesandten in corpore in da äußere Standes-Rathhaus, den gewöhnlichen Sibßungssaal, w die Kreditive erössnet wurden. So viel vernommen werdey fonnte, war das Beglaubigungs- Schreiben des Standes Tessiu nicht reglementarisch abgefaßt, und es wurde deshalb zur Nich tigstellung zurlickgewiesen. Der bisherige Staatskanzler, Hen Amrhyn, wurde für diese Stelle aufs neue erwählt und bei digt. Der eidgenössische Gruß hatte in Gemäßheit des Reglif

ments dies Jahr nicht mehr statt. f

Zürich, 4. Juli. Die Sommer-Sigung unseres groß Rathes begann am Montag und wurde schon am folgend Mittwoch geschlossen, indem man der großen Hibe wegen lich viel an Kommissionen verwies oder auf die Herbst-Sißun vertagte. Das Wichtigste, was diese Sißung brachte, ist ohn Zweifel die Rede des ‘Präsidenten, Dr, Keller, Über das geg

die politischen Flüchtlinge zu beobachtende Verfahren, und ds Abordnung desselben Mannes zur Tagsazung. Die Nede, df ren Haupt-Inhalt an demselben Tage im „Republikaner“ zu lese war, athmete jenen Geist durchgreifender Strenge und den Sinn für geseßliche Ordnäng, welcher Herrn Keller den Haß der uy vernünfcigen Mehrzahl zugezogen hatte, jeßt aber im Gegenthe! seiner ‘Popularität dermaßen wieder aufhalf, daß Keller und nicht der sonst beliebte Bürgermeister Hirzel, zum Tagsaßzungi Gesandten gewählt wurde.

Die Rührigkeit der Züricher Polizei scheint viele im Stillei ausgchecête Pläne zu nichte gemacht zu haben. Die Versamn| lung des Schweizerischen National - Vereins zu Lausanne Schüßenfeste, wo die Conftituante proklamirt werden sollte , F

zessirt, und Kombst ise aus Basel, Landschaft ausgewiesen. Hic ivurde gestern gegen „Baron und Baytonesse Sih“ (nah de Schweizerischen Beobachter „Keib“/), wegen Ermordung Lessing'if vom Obergericht einmüthig der Anklagezustand erkannt.

Freiburg, 29. Juni. (Allg. Ztg. ). Die le6te Verschwi rung der politischen Flüchlinge hat allen índividuen dieser Klass welche im Verdachte stehen, an den politischen Umtrieben Thel genommen zu haben, das ihnen bisher gestattete Asyl in N Schweiz geraubt. Der Vorort hat einen Beschluß gefaßt, mi telst dessen alle Kantone aufgefordert werden, jeden Fremden || entfernen, und ihn der Central-Regierung bekannt zu machen, d nicht die nôthige Garantie giebt, daß er ruhig unter den G seßen der Eidgenossenschaft leben wil. Auch hat der Voro am 23sten d. eine Note an den Herzog von Montebello, Rep sentanten Frankreichs in der Schweiz, gerichtet, wörin er dét selben ersucht, bei sciner Regierung auszuwirken, daß den al der Schweiz zu entfernenden politischen Flüchtlingen der: Durs zug durch das Französische Gebiet gesiattet, und ein Franz! \cher Hafen angewiesen werde, wo sie nach Amerika einge\{ werden können. Der Herzog von Montebello hat diese N& nach Paris befördert, und man zweifelt nicht, daß die Franz {e Regierung dem Ansinnen des Vororts entsprechen werde,

Jn der Ober-Post-Amts-Zeitung liest man: ¿N gewohnter Keckheit haben die radikalen Blätter, namentlich (| Neue Züricher Zeitung, derén Redacteur durch seine Stellul als Regierungsrath gewissen Nachrichten ein Gepräge von Au thenticität aufdrückt, ihren Lesern aufgebürdet, die leßten Unf triebe der Deutschen Flüchtlinge seyen durch Agents provocateuti durch von irgend einer Macht besoldete und ausgesendete Spioll zum Zweck angeregt worden, den Mächten den Vorwand zu ner Jntervention, wie sie in Krakau stattgefunden, zu vi schaffen. Es bedurfte keiner durchdringenden Einsicht, um did Anschuldigungen ls eine Erfindung derjenigen zu erkennen, d ren unsinnige und strasbare Nachsicht gegen cinige Abenteu!! welche offene Revolution in dev Schweiz, Fürstenmord W Krieg gegen die benachbarten Staaten predigrten, die Schws längst in die größte Gefahr gestürzt hat. Die Neue Züricht Zeitung, welche wiederholt den angeblichen Baron v. Eib af die frechste Weise als einen bezahlten Agenten darstellte und del Verdacht einer schmußigen Jntrigue auf fremde Diplomat} wälzte, gesteht nun selbst, daß dieje Angaben gänzlich grund! gewesen sind.

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Madrid, 27. Juni. (Franz. Blätter.) Im Mi sterium herrscht jeßt größere Einigkeit, als jemals, und die Freu des vorigen Ministeriums suchen vergebens Gerächte von J einigkeit zwischen der Königin Und izven Ministern zu vers ten. Sie überhäuft dieselben vielmehr mit Gunstbezeugun® und die Antwort, die sie Jemanden auf die Frage gab, wit /' mit dem neuen Kabinet zufrieden sey, kann als ein Beweis V rer Gesinnungen dienen. „Wie sollte ich nicht zufrieden A erwiderte sie, „„da ich die Leute gemeinen Standes, die H umringten, los geworden bin und Kavaliere an deren Stelle N seßt habe.‘ Das Vertrauen an dey Börse ist wieder)

der für die Ausgaben der Kirche, noch für die Armen dieses Dekenntnisscs soll zu sorgen haben,

ein zweites Institut dieser Art in Bayern hestehen, wodurch hei

gestellt.

| neter Männer zu berathen.

abgesagt worden; Schüler in Biel wird auf Hochverrath pr

_— Dey Maduviderv Korrespondent dev Times meldet un zerm 23, Juni: „Es werden täglich Beamte, auch die verdienst- vollsten, die ihre Stimme nicht den Freunden des Jsturizschen Ministeriums geben wollen, abgeseßt, und Andere, die fügsamer sind, treten an ihre Stelle, ohne daß man, wie sonst, ihre Na- men in der Hof-Zeitung publizirt. Der „Español‘/, das Haupt- organ der neueren Afrancesados- Partei, macht in seinem gestri-

h A Blatte einen hinterlistigen Vorschlag zu einem Verein der

ähler des ganzen Königreichs, um sich über die Wahl geeig- Uebrigens ist die Ernennung vieler der neuen öffentlichen Beamten in den Provinzen gar nicht mit Zufriedenheit aufgenommen worden. Auch sind Gerüchte im Umlauf, daß die Königin Christine ihrer gegenwärtigen Rathge- ber schon müde werde, besonders da Männer von Ver- dienst und Grundsäßen, wie Aguirre Solarte und General Seoane, sich geweigert haben, mit ihnen gemeinschaftliche Sache u machen. Seitdem man die offizielle Nachricht hat, daß Er- serer das ihm angebotene Portefeuille ausgeschlagen, bettelt man vóllig um einen Finanz-Minister, und da es üblich geworden ist, nur einen reichen Mann dazu zu nehmen, aber nur noch wenige Karlisten Übrig sind, so verfällt inan schon auf Namen wie Riera, fruher als Lieferant und Kontrahent berühmt, jeßt aber {hon seit einem Jahre in Bordeaux , welches er auch nicht verlassen zu wollen geneigt scheint; NRemiso (\. den Art. Madrid im estr. Bl. der St. Ztg. ); Zulueta, Finanz - Agent in London;

lanco, einstweilen interimistisch mit der Verwaltung der Finan- zen beauftragt, und noch einen Anderen, der als ein Geschöpf Toreno’s bekannt ist. General Seoane hat úbrigens auch seine Stelle als Commandeur der berittenen Garden niedergelegt, und zwar mit den Worten: „Sagen Sie dem Ministerium, ich kônne mich nicht dazu hergeben, in irgend einem Grade unter Leuten zu dienen, die ich verachte; das is meine mündliche Resignation, und ich will sie nöthigenfalls auch \chrift- lich einreichen.//// Was die Kriegs - Operationen anbetrifft, so heißt es, man wolle alle aktive Unternehmungen in den nörd- lichen Provinzen bis nah vollendeter Aerndte aussezen. Wahr- scheinlich will man die Karlisten, die jeßt Hunger leiden, sich erst wieder reichlih verproviantiven lassen! Der „Español“/ enthielt dieser Tage einen seltsamen Artikel, in welchem der Ruhm der Schlacht bei Trafalgar für Spanien in Anspruch genom- men wird.‘

Dea Lissabon, 19. Juni. Der Portugiesische Gesandte in London, Baron Moncorvo, hat von dem regierenden Herzoge von Sachsen - Coburg - Gotha das Großkreuz des Sachsen-Erne- stinischen Hausordens erhalten. Der Ritter Draupras, früher Portugiesischer GBeneral-Kon-

Æ sul in Franfreih und später, während des Kampfes in Portu- gal, Geschäftsträger in Paris, ist zum Baron von Alochete er-

nannt worden.

Der Militair-Gouverneur der Provinz Traz os Montes, Vis- conde Boveda, ehemaliger Deputirter der Opposition, und der Gou- verneur der Capverdischen Inseln, Oberst Marinho, sind zurück- berufen worden und sollen durch Freunde der Minister ersebt werden. Der Oberst Sousa Monteiro, Commandeur des zwei- ten Jnfanterie- Regiments, ist zum Gouverneur von Madeira ernannt worden. :

Zu dem Verkaufe der National-Güter am läten hatten sich viele Käufer eingefunden. Mehrere kleine Besibungen wurden für den fünf- bis siebenfachen Werth der Veranschlagung verkauft.

SUrkei.

* * Konstantinopel, 22. Juni. Die Türkische Zeitung Tekwimi Wekaji vom 7. Nebi el Ewwel (2i. Juni) enthält

F folgenden wichtigen Artikel in Bezug auf die Abseßung des

Reis-Cfendi, die als eine Genugthuung für den dem Engländer Churchill widerfahrenen Schimpf angesehen werden kann, obwohl dieses Umstandes nicht ausdrücklich Erwähnung geschieht :

„„Nachdem Se. Hoh. der Sultan die Würde eines Ministers der auswärtigen Angelegenheiten auf einen anderen Staats- Beamten zu übertragen beschlossen, hat Höchstderselbe ein Kabi- "A folgenden Jnhalts an den Groß-Wesir zu erlassen geruht: :

/, ¡Mein Wesir! Der hochwichtige Beruf eines Ministers der auswärtigen Angelegenheiten erfordert, daß ein Jeder, dem dieses Amt anvertraut worden, unausgeseßte Thätigkeit beweise (wörtlich: beständig an seinem Werke sey). Da nun der bisherige Minister des Auswärtigen, Hadschi Akif Efendi, wegen \{chwächlicher Gesundheit den Pflichten seines Be- ruses nicht mehr gewachsen ist (wörtlich: bei seinen Amts-Ge- châften nichtmehr ausdauernkann), so habe ih denselben uverabschieden und dem vormaligen Kaimakam Ahmed Chulußi Pascha diese Würde anzuvertrauen geruht. Jch befehle Dir sonach, daß Duden genannten Ahmed Chulußi Pascha an UnsereHohePforte bescheidest und ihm das Amt eines Ministers der auswärtigen Angelegenheiten sammt der Würde eines Muschir zuwendest. Ermahne ihn, daß er, Tag fúr Tag an Unserer Hohen Pforte erscheinend, im Mittelpunkt seines Berufes walte und sämmt- lichen Geseßen, Institutionen und Verordnungen Unseres Rei- hes unbedingten Gehorsam leiste! Dem Akif Efendi sollst Du, als ausgedientem Beamten , aus dem Schake des Linien - Misli- tairs eine monatliche Pension von zehntausend Ghurusch (Piastern) anweisen, damit er für die Erhaltung Unseres Lebens Und Unserer Herrlichkeit zu Allah bete. Der Allmächtige gebe zu Unseremm Beginnen seinen Segen! Jm Namen des wahren Propheten.“

In der genannten offiziellen Zeitung liest man ferner: „Es is der gnädige Wille des Sultans, daß die Bewohner dieser Hauptstadt an Oliven-Del keinen Mangel leiden. Da nun der bisherige Mudir dieses Artikels, Hamdi Efendi, seinem Amte nicht, wie sich's gebührt, hat vorstehen können, so ist selbiger dieses Aintes erledigt und der bisherige zweite Bittschriften- Meister, Jßmail Efendi, damit bekleidet worden.‘

a Minister des Jnnern und der auswärtigen Angelegen-

n haben, einer andern Notiz derselben Zeitung zufolge, nun auch den Titel Pascha bekommen. Zwei Linien -Regimen- ter haben vor der Kaserne von Rami Tschiftlik in Gegen- wart des Sultans ein sehr gutes Mandver ausgeführt. :

Griechenland.

L, Athen, 23. Mai. (Journ. de Smyrne), Die Zeit n Rückkehr des Königs isk noch nicht bestimmt, doch glaubt ian, daß sie noch vor dem Schlusse der shdnen Jahreszeit stattfinden werde. ali Der neue Türkische Kommissarius Kudsi-Efendi ist, in Be- a des ausgezeichneten Rechtsgelehrten Said -Efendi, am n hier angekommen, - Kudsi-Efendi ist von der hohen Pforte uftragt, die Angelegenheiten in Bezug auf Türkisches Eigen- um in Attika, Euboea und Phthiotis zu reguliren.

| 7093 Hr, Emanuel Argyropulo is zum Dollmetscher und Herr

Johann Su60o zum Secretair bei dev Griechischen Gesandtschaft in Konstantinopel ernannt worden. L RA

Athen, 5. Juni. (Münch. Ztg.) Der Jahrestag der Thronbesteigung Sr. Majestät wurde Su R A Gottes: dienst unter Paradirung des Militairs und durch freiwillige Beleuchtung der Hauptstadt gefeiert. Nachmittags wurde in An- wesenheit des Staats-Kanzlers der Grundstein zu dem Gemeinde- A Ms Am De des Festtages gab der Staats-

nzler einen glänzenden Ball und am Fe i ¡ E ¡lánz Festtage selbst ein splen : Der Graf Rosen soll, wie wan sagt, in seiner Stelle als Arsenal - Direktor durch den im Freiheits- Kampfe berühmt ge- wordenen See-Helden Sachturis erseßt werden. Capitain Saini, ein durch gründliche Kenntnisse ausgezeichneter Seemann, ist zum Kommandanten der Escadre im Aegäischen Meere ernannt worden. L Der Fürst Púkler- Muskau hat uns verlassen, um eine Neise nach Konstantinopel zu machen. Er soll hier sehr viel úber Griechenland geschrieben haben. Wenn der Znhalt dieses Wer- kes eben so originell ist, als die Lieblings - Kleidung des Ver- L so kann es nicht fehlen, daß es außerordentliches Furore achf. __ Die Arbeiten auf der Akropolis gehen rasch und nach einem sehr gut durhdahten Plane vorwärts. Die naturhistorische Gesellschaft hielt am 1. Juni öffentliche Sibung, in welcher die Herren Kabinetsrath Frey, Medizinalrath Dr. Röser, Medizi- nalrath Wuros Und der Konservator Dr. Roß Vorträge hielten. Die natuvrhistorische Gesellschaft wird in Verbindung mit der medizinischen Gesellschaft ein periodishes Journal in Griechi- scher Sprache herausgeben.

In unserer Journalfskik i{ eine nicht unwithtige Veränderung vorgegangein. Der Söt ir, der seit mehreren Monäten entschieden die Partei der Regierultg ergriffen hatte, ist nun wiéder in die heftig- ste Opposition übergegangen die sich durch eine widrige Persönlich- keit entwürdigt. Ueber die Gründe dieser schnellen Sinnesänderung ist das Publikum im Reinen. Es is der Ausdruck des tiefsten Unmuths über fehlgeschlagene Erwartungen. Der Redacteur des Sotir war Minister-Kandidat, und da das Glück ihm nicht hold war, so sucht er nun in den leidenschaftlichsten Diatriben die ge- kränkte Eigenliebe zu rächen. Vollkommen paßt auf ihn darum die Stelle in cinem der Gedichte des geistreichen Alexander Su6o :

UrcnuOnnE unl ddt,

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s (Gieb mir ein Amt, oder ich shreibe eine Zeitung.) Zast gleichzeitig mit diesem Abfall des Sotir erschien die Ankün- digung einer neuen Zeitschrift: „Der Griechische Courrier ‘‘, dessen erste Nummer, in Griechischer und Französischer Sprache redigirt, bereits erschienen ist. Sie scheint einen halb offiziellen Charafter zu tragen. Die Athina läßt es beim Alten. Die Haupt-Gegenstände ihrer Opposition bilden der Zustand des df- fentlichen Unterrichts, über dessen Vernachlässigung sie fast in jeder Nummer sich beschwert, und die Anwesenheit der vielen fremden Offiziere. Ju leßterer Beziehung haben die neuerlichen Beförderungen und Auszeichnungen im Heere, die, wie sie sagt, nur Deutschen Offizieren zu Theil geworden seyen, ihr neuen Stoff zu sehr heftigen Ausfällen gegeben. Sie sucht das bisher befolgte Militair -System als eine Kränkung der Nation darzu- stellen, und will das fremde Militair je eher je lieber aus Grie- chenland entfernt wissen.

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__ Alexandrien, 10, Mai. Man erwartet die Rückkehr Mchmed Ali’s in den ersten Tagen des nächsten Monats, und es werden schon Vorbercitungen zu seinem Empfange in dem Palaste getroffen, in welchem er gewöhnlich die heißeste Jahres- zeit zuzubringen pflegt. Jn diesein Augenblicke befindet er sich noch in Unter - Aegypten, wo er namentlich diejenigen. Dörfer besucht, die er für den Anbau der Baumwolle am geeignetsten hält. Er sucht die Landleute durch alle mögliche Mittel zur Er- füllung seiner Wünsche geneigt zu machen und wendet bald Bitren und Versprechungen und bald Drohungen an. Es wird sogar versichert, daß er Vorschüsse leistet. Er will durchaus, daß die Baumwolle in diesem Theile Aegyptens vorzugsweise an- gebaut werde.

Weder hier, noch in Kahira find neue Pestfálle vorgekom- men, und die Furcht, daß diese Krankheit mit der Rückkehr der shônen Jahreszeit wieder an Heftigkeit zunehmen werde, ist fast ganz verschwunden.

F na n.

Berlin, 12, Juni. Nachstehendes ist das in dem heute ausgegebenen Blatte der Geseß - Sammlung enthaltene Privilegium, die Emission von Partial-Obligationen über die von dem Fürsten zu Wied bei dem von Rothschildschen Hause kontrahirte Anleihe betreffend: Í

„„Wir Friedrih Wilhelm, von Gottes, Gnaden, König von Preußen 2c. 2c. !! Nachdem der Fürst zu Wied bei Uns dar- auf angetragen hat; ihm zur Aufnahme zeines Darlehns von 700,900 Rthlr. Preußisch Courant von dem Banquierhause M. A. von Rothschild und Sdhne zu Frankfurt a. M. gegen Aus- stellung von, auf den Jnhaber lautenden und mit den erforder- lichen Zins-Coupons versehenen Partial-Obligationen, Unsere Genehmigung zu ertheilen, sich auch gegen die Fassung des von ihm vorgelegten Entwurfs zu den Schuld-Verschreibungen nichts zu erin- nern gefunden hat, und der Jnhalt derselben die Sicherstellung des Hauptgläubigers Und der Jnhaber der Partial-Obligationen nachge- wiesen hat; so ertheilen Wir hierdurch Unsere Landesherrliche Geneh- inigung zur Emission der lesteren, nach Maßgabe des §. 2. des Geseßes vom 17. Juni 1833, wegen Ausstellung von Papieren, welche eine Zahlungsverpflichtung an jeden Jnhaber enthalten, durch gegenwärtiges Privilegium mit der rechtlichen Wirkung, daß die gedachten in 1509 Apoints bestehenden Partial-Obliga- tionen, wenn sie von der Fürstlichen Rentkammer beglaubigt seyn werden, mit der Haupt-Schuldverschreibung pro rata gleiche Wirksamkeit gegen den Schuldner haben und gewähren sollen, dergestalt, daß den Darleihern, deren Erben oder Cessionarien im Nichtzahlungsfalle ein eventuelles Klagrecht gegen den Für- sten zu Wied zustehen soll, und dieselben befugt seyn sollen, sich wegen Kapitals, Zinsen und Kosten an den ihnen verpfändeten Gegenständen zu halten. Durch vorstehendes Privilegium wird für die Befriedigung der Gläubiger, deren Erben oder Cessionarien in keinerlei Weise cine Gewährleistung Übernommen, und wird dasselbe vorbehaltlich der Rechte Dritter ertheilt.

Berlin, den 24. Mai 1836s.

(L S.) Friedrich Wilhelm. v. Kamps. Rother. Graf v. Alvensleben.“

_ Sie in demselben Blatié dey Geses-Sammiung enthals tene Allerhdcchste Kabinetsordre vom 19. Juni 1836, betrefsend dis Einziehung der Kirchen -, Pfarr- und Schul - Abgaben, so wie der Forderungen von Medizinal-Personen, lautet folgendermaßen :

¿Da bei Einforderung von Kirchen- und Pfarr - Abgaben sowohl über die Zulässigkeit der Execution ohne vorgängigen Prozeß, als auch darüber, ob die Execution von dem Richter oder von der betreffenden Regierung zu verfügen ist, Zweifel entstanden, auch gleichzeitig über die Einziehung der Forderun- gen der Medizinal -Personen nähere Bestimmungen in Antrag gebracht worden sind ; so verordne Jh hierdurh, nah den An- trägen des Staats-Ministeriums, auf Jhren Bericht vom 2ten d. M. - 1) Alle beständige dingliche oder persönliche Abgaben und Leistungen, welche an Kirchen und öffentl:che Schulen, oder an deren Beamte, vermöge eiuer allgemeinen geseßlichen, oder auf notorischer Orts- oder Bezirks-Verfassung beruhenden Verbindlichkeit zu entrichten sind z desgleichen die Forderungen öffentlicher Schul- und Erziehungs- Anstalten an Schul- und Pensionsgeld, unterliegen bei Säumig- keit der Debenten sowohl hinsichtlich der laufenden als der aus den leßten zwei Jahren rückständig verbleibenden Beträge der exekutivischen Beitreibung durch die betreffende Verwaltungs- Behörde. 2) Die exekutivische Beitreibung wird gehemmt, wenn der in Anspruch Genommene eine Exemtion behauptet und we- nigstens seit zwei Jahren, vom leßten Verfall-Termine zurück- gerechnet, im Besiße der Freiheit sich befindet. 3) Das recht- liche Gehör bleibt nah Vorschrift des §. 79 u. f. Tit. 14 Thl. ll. des Allgemeinen Landrechts, der Verordnung vom 26. Dezember 1808 §8. 411 und #2, einem Jeden verstattet, der aus besondern Gründen die Befreiung von einer solchen Abgabe oder Leistung geltend machen will, oder in der Bestimmung seines Antheils, über die Gebühr belastet zu seyn, behauptet. 4) Jn Betreff der, aus besonderen Kontrakten oder testamentarischen Dispositionen auf Grundstücken haftenden jährlichen Abgaben an Kirchen und Schulen (ÿ§. 430. Tit. 50. der Prozeß-Ordnung) findet die Exe- cution nicht sofort statt, es muß vielmehr, wenn sie eingetragen sind, der Mandats - Prozeß, und wenn sie nicht eingetragen sind, der Bagatell- oder summarische Prozeß, nach näherer Anleitung der desfallsigen geseßlihen Bestimmungen, vorausgehen. 5) Wegen allex anderen Forderungen der Kirchen - und Schul - Bedienten findet, wenn sie mit einem Festsezungs-Dekrete verschen sind, der Mandats-Prozeß, sonst der Bagatell - oder summarische Prozeß, nah Vorschrift der Verordnung vom 1. Juni 1833, statt. 6) Die Forderungen ordnungsmäßig konzessionirter Privat-Schul- und Er- ziehungs-Anstalten an rúständigem durch ihren Einrichtungs-Plan festgesezten Schul- oder Pensionsgelde aus dem Zeitraume eines Jahres von Einreichung der Klage zurückgerechnet, dürfen im Wege des Mandats-Prozesses eingeklagt werden. 7) Mit gleis cher Zeitbeschränkung soll dieses Vorrecht auch den Forderungen der Medizinal-Personen und Apotheker für ihre Besuche, Ope- rationen und Arzneimittel zustehen. Die Liquidationen müssen jedoch von den ärztlichen Personen aller Klassen mit \pecieller Angabe der Dienstleistungen und mit Berechnung einer jeden Dienstleistung nach den Bestimmungen der Medizinal-Taxe auf- gestellt, so wie die Rechnungen der Apotheker mit den ärztlichen Rezepten und einem Festseßungs - Dekrete belegt seyn. Diese Bestimmungen sind zur Nachachtung durch die Geseß-Samm- lung zur öffentlichen Kenntniß zu bringen.

Berlin, den 19. Juni 1836.

Friedrich Wilhelm. An die Staats-Minister Frh. v. Altenstein und Mühler.““

Am 19, Juni feierte die evangelische Gemeinde zu Kanth (Reg. Bez. Breslau) das längst erwünschte Fest der Einweihung ihrer neu errichteten, durh die Gnade Sr. Majestät des Königs gegründeten, schönen Kirche. Aufdem Rathhause versammelt, bega- ben sich des Morgens um 8 Uhr, ein ansehnliches Sänger-Corps und die Schuljugend der evangelischen Gemeinde an ihrer Spike, unter dem Geläute sämmtlicher Glocken der Stadt, das Kirchen-Kollegium, mehrere Geistliche, welche die heiligen Gefäße dex neuen Kirche tru- gen, der an diese Kirche berufene Pastor, geführt von den Herren Superintendenten des Neumarktschen und des Schweidnißer Kreises, der Magistrat der Stadt in Gemeinschaft mit der städ- tischen Justiz - Behörde und den evangelischen Herrschaften der Land - Gemeinden und die Stadtverordneten , begleitet von der Stadt- und Land -Gemeinde, unter gedrängter Umgebung frem- der Theilnehmer an dieser Feierlichkeit und bei Posaunenspiei der Melodie: „Nun danket alle Gott‘, zu den Eingangsstufen der neuen Kirche, wo die Feierlichkeit selbst auf eine angemessen und erhebende Weise stattfand. :

Jm Jahre 1834 fanden im Reg.-Bez. Posen úber- haupt 28,472 Vaccinationen und 40,845 Revaccinationen statt, im vorigen Jahre wurden 29,789 Individuen vaccinirt und 45,109 vevaccinirt; die Zahl beiderlei Jinpfungen überstieg also die des Jahres 1834 um 5581, Nach den Populations-Listen betrug die Zahl der sämmtlichen im hiesigen Departement im vorigen Jahre geborenen Kinder 29,954. Bringt man davon 1863 aus besonderen Ursachen ungeimpft gebliebene, 832 todt: geborene und die Hälfte der vor Erreichung des ersten Lebens- jahres gestorbenen, gleichfalls nicht zur Impfung gelangten Kin- der mit 2769, in Summa also 5464 in Abzug, so bleiben noch 24,490 Neugeborene zu impfen. Da nun die Gesammt-Summe der Vaccinirten 29,789 betrug, so wurden im vorigen Jahre nicht nur sämmtliche impffähigen Neugebornen, sondern außer dem noch 5299 âltere Individuen mit den Schuzblattern zun erstenmale geimpft. Die Revaccinationen anlangend, so wur- den im vorigen Jahre, außer 181 zum drittenmal ohne Erfolg vaccinirten Kindern, von den Civil - Jmpfärzten 44,928 öIndivi- duen, in dem Alter von 10 -bis 30 Jahren , rein okulirt. Der Erfolg fiel, na) den darüber eingegangenen Berichten, zwar sehr verschieden, jedoch im Allgemeinen dahin aus, daß °/%» det Impflinge regelmäßige und 2 derselben unregelmäßige Vac- cinapusteln erhielten, bei #/, 2, aber die Operation ohne Wirkung blieb. Diesen zahlreichen Revaccinationen ist es großentheils zuzuschreiben, daß die Menschenblattern, welche im Jahre 1834 in 134 Orten “des Departements zum Ausbruch geéommen wa- ren, im vorigen Jahre nicht mehr als 21 und im Laufe dieses Jahres erst 3 Ortschaften ergriffen haben.

Auf dem Territorium des Gutes Goray, im Birn- baumschen Kreise des Regierungs-Bezirks Posen, sind in Folge der Separation zwei neu? Etablissements cntséanden, dencit die Namen „Annahof“/ (Vorwerk) und „Janowo“‘/ (Dorf) beige legt worden sind.

_ Die in der Stadt Danzig bestehende Sparkasse schloß am Ende des Jahres 1834 mit einem Bestands- Kapital vonz 26,121 Rthlr. 11 Sgr. 11 Pf. Jm Jahre 1835 wurden depo- nirt 13,205 Rthlr. 17 Sgr. 2 Pf., zurückgefordert und ausge- zahlt sind 7383 Rthir. 13 Sgr. §8 Pf. ; am Schlusse des Jah- res 1835 verblieb daher ein Kapital von 31,913 Rthlr. 15 Sgr. 5 Pf. An Zinsen sind von den Junteressenten erhoben 297 Rthlr.

9 Sgr. 8 Pf. und zum Kapital-Bestande belassen 477 Rthlr.