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General Gaines den Befehl! erhalten soll, mit der Armee der Berei-
‘zwischen beiden Läuderu beauftragten Kommissarien und Ingenieure
Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.
New-York, 8. Juni. Am 20. April fand eine Konferenz zwischen dem Staats-Secretair der Vereinigten Staaten, Herrn Forfyth, und dem Mexikanischen Geschäftsträger, Manuel Eduardo de Gorostiza, siatt, worúber Lekterer von dem genann- ren Staats-Secretair am folgenden Tage eine Denkschrift erhielt, die er mit einer Note beantwortete, von welcher Folgendes das Wesentlichste ist:
„Aus dieser Denkschrift“), sagt Herr Gorostiza, „geht hervor, daß wegen des Kampfes in Teras, wegeu der Bewegungen einiger Bür- ger der Vereinigten Staaten am Red River und aus Besorguiß vor Feindseligkeiten der Merikanischen Judiarier gegen die Bereinigten Staaten und der Îndianer des leutern Landes gegen Merifo der
nigten Staaten eine Steüung einzunehmen, die ihn in den Staud fee, das Mexikanische Gebiet gegen die Indianer und das Gebiet der Vereinigten Staaten gegeu die Eingriffe von Seiten der Merxi- faner, Texianer oder Jndianer zu shüuen; daß die Truppen er Vereiuigteu Staaten den Befehl erbalten ollen, die MiL der Regulirung der Gränze zwischen den Vercinigten Staaten und Meriko beauftragten Kommissarien überall zu schüßen, wo sie mit ihucu zusammentreffen; daß, weun die Truppeu, bei der Erfüllung ihrer Pflicht, über den Punkt hinausgehen, den Mexiko als die Gränze ¿wischen beiden Ländern betrachtet , dies nicht als ein Beweis vou reindseligen Gefinnungen oder als cine beabsichtigte Besizuahme an- gesehen werden sellte; daß diese B:segung nichts als eiue Vorsicht s- Maßregel und unr provisorisch seyn würde, und daß diese Stellung wieder verlassen werden solle, sobald dic Unruhen in jenem Lande beigelegt seyen. — Nücksichtlich des ersteren Punktes erkennt der Un- terzeichnete die Gerechtigkeit der Absichten der Vereinigteu Staatecu an, ihr Gebiet vor jeder Verleßung zu sichern, und erx hai feine weitere Be- merfung über diesen Gegenstand zu machen, fo lange der General Gaines innerbalb der bekannten Gränzen der Vereinigten Staaten bleiben wird. Der Unterzeichnete hält es daher für scine Pflicht, Herrn Forsyth pei dieser Gelegenheit zu bemerken, daß dic Merikanische Regierung zu gut weiß, wie heilig das Gehiet ciner benachbarten Nation ist, um nicht den Befehlshaberu der National - Truppen in Texas dic sirengsten Befchle, das Gabiet der Vereinigten Staaten zu achten, gegeben zu haben. Er benußt zugleich diese Gelegenheit , um seiuen Daun? auszusprechen für die deut General Gaines ertheilten Justruc-
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tionen, das Mexikanische Eebict vor den Verwüstungen der Zudia- uer der Vereinigten Staaten zu hüten, und er \chmeichelt fich, daß zugleich auch dicseu General werden Befehle ertheilt worden seyu, Je- dem Anerifanischeu Bürger, der bewaffnet oder als Kolonist, um sich den Nebellen anzuschließen, die Gränze l überschreiten beabsichiigt, den Eiutritt in Texas zu verwehren. er Unterzeichnete hält es auch für zweckmäßig, daß die Truppen des Generals Gaines, weun es nöthig seyn sollie, dic Arbeiten der mit Feststellung der Gränze
{chügen, und er fann die Verficherung geben, daß die Mexikanischen Truppen, sobald es für nöthig erachiet wird, ihrerseits das Nämliche thun werden. — Was jedoch die in dem dritten Punkte der Mit- theilung enthaltcne Voraussetzung beirisft , so faun der Unterzeich- nete nicht glauben, daß sie realisirt werden könne, da er überzeugt ift, daß die Regierung der Vereinigten Staaten nicht auf Auofüh- rung einer Handlung wird besteßcu wollen, die offenbar die Rechte und Juteressen einer unabhängigen und befreundeten Nation becin- tráchtigen würde. Der Unterzeichnete fiudet auch, daß, welche Stellung auch der General Gaiues jenseit der bekannten Gränze der Vereinigten Staaten einnchmien mag, dies auf feinen andern Ansyruch hiu geschehen kann, als den, der dem Mexikanischen Gebiet zusteht oder zustehen soll, bis die Kommissarien und Ingenieure ge- gen Mexifo entschieden und dieses Gebict den Vereinigten Staaten zugesprochen haben. Meriko hat zugleich das Recht des beständigen Besikes auf seiner Seite, während dessen es alle Handluu- gen der Souverainetät ausgeübt, Gesege gegeben, Behörden er- naunt, Garnisonen gehalten , über das Land disponirt hat ui. s w. — Und wenn mau anführt, daß die Vereinigten Staa- ten nach der Besißuahu1e vou Louisiana einen oder den andern Theil von Texas reflamirt haben, oder daß über die cine oder die audere Gegend noch Zweifel herrschen, fo hat der dritte Artikel des Vertrages vou 1828 allen diesen Ansprüchen der koutrahirenden Par- teien cin Ende gemacht, indem er eine Gräuzlinie bestimmte und den mit Feststellung dieser Linie beauftragten Schiedsrichtern das Necht übertcug, alle Zweifel zu lösen und alle Schwierigktiten auszuglei- chen. Von diesen hängt daher die Entscheidung ab, und erst nach- dem diese erfolgt ijt, kaun der gegenwärtige status quo mit Recht aufhören. (8s ift leiht, darzuthun, daß die in Rede stehende Maßregel mccht uur die Rechte der Mexifauer, als ciner unabhängigen Nation, son- dern auch deren Juteressen verleßt. Die Gegenwart eines neutralen Truppen-Corps auf dem Kriegs-Schauplagtze selbst wuß der Merifa- nischen Operations - Arutce hinderlich seyn, die Texiauer dagegen in- direft begünstigen und die bestándige Gefahr ciner Kollision herbei- führen. Je weiter der General Gaines vorrücft, um so beschränkter wird der Kreis, auf dem die kriegführenden Parteien sich bewegen éónnen, und um so größer wird die Rothwendigkeit, sich dem von den Truppen der Vercinigten Staaten gezogenen Kordon zu nähern. Und wird es nicht in einem so ausgedehnten und so cutvölfkerten Lande, wie Teras, unmöglich seyn, die Linie dieses Kordons durch cine ver- bundene Kette von Militair-Posten genau zu bestimmen? Wer fanu es dann den Terianern, wenn sie vou den 2 exifanern verfolgt wer- den, wehren, daß sie sich hinter die Truppen der Vereinigten Staa- ten flüchten, indem sie cine Linie überschreiten, die nicht bewacht wird? LVirden die Mexikaner Halt machen, umnicht die genanute Linie zu über- \cchzreiten? Und was würden die Truppen der Vereinigten Staaten in die- sem Falle thun, wo dic Texianer sich gleichsam unter ihren Schut stellen vlirden und die Merxifancr/ fortgerissen durch die Hitze des Kampfes, sie verfolgten, um sie gefangen zu nehmen? Der Unterzeichnete zit- tert bei dem Gedanten an das Unglück, welches in einem oder dem anderen Falle dur das unbedeutendste Ereigniß für zwci Länder entsichen fann, die so viele Motive haben, sich gegeuseitig zu achten, die jelzt auf so freundschaftlihem Fuße mit ciuauder stehen. — Daß der General Gaines seine einmal eingenommene Stellung, selbst weun er fich auf Merikanischem Gebiete befindet, nicht cher verlassen folt, ais bis die Unruhen in Texas beigelegt sind, fommt eincr wirflich militairishenzBesezung eines Gebietstheiles von Mexifo und ciner direften Yutervention in seine inneren Angelegenheiten gleich; und dic Vereinigten Staaten fönuen bei ihren jetzigen Verhältnissen zu Mexiko cin solches Resultat unmöglich wünschen. — Der Unter- zeihnete spricht shließlich die Hoffnung aus, daß die Amerikanische Negierung diese Bemerkungen in Erwägung zieven und sich feines Umsiandes bedienen werde, um den General Gaines zu autorisireu, die vorgerüte Stellung einzunehmen, von der in dieser Antwort die Rede gewescn iff, M. E. de Gorostiza.“
S 1.0 b.
Berlin, 13, Juli, Aus Köln ist von heute früh halb 7 Uhr auf telegraphischem Wege folgender Auszug aus dem Journal de Paris vom 10, Juli hier eingegangen :
„Jn der Sißung der Pairs-Kammer vom 9ten ist Alibaud als Vatermörder zum Tode verurtheilt
worden.“
— Aus Salzwedel vom 7. Juli wird gemeldet: „„Cin furchtbares, in der Größe und Ausdehnung seiner Verheerun- gen seltenes Natur-Ereigniß hat den nördlichen Theil der Altmark, besonders den landräthlichen Kreis Salzwedel, getroffen , und eine beträchtliche Anzahl seiner Bewohner in die drückendste Noth versest. Am L obantittage den 24. Juni, Abends zwi- _chen 7 und §8 Uhr, zog, auf des Sturmes Flügeln getragen,
798 bruchartigem Regen begleitet, von Westen aus dem Hanuover- schen bei Hanum über die Preußische Gränze und verbreitete seine gräßlichen Verheerungen in einer Länge von 6 Meilen und eine Meile breit bis zu dem Dorfe Hagenau durch den landräthlichen Kreis Salzwedel und von dort in den landräthli- hen Kreis Osterburg. Der Schaden, den es bloß in dem land- räthlichen Kreise Salzwedel angerichtet hat, beträgt über 250,000 Rthlx. 73 Dorfschaften mit Inbegriff der Rittergüter und ein- elner Etablissements haben mehr oder weniger große erluste erlitten. Außer diesen sind mehrere zum Kreis Gardelegen und Osterburg gehörige Ortschasten von dem entfselz- lichen Ungewitter betroffen. Viele Dorfschaften und einzelne Güter sind ihrer ganzen Aerndte an Getraide, Garten- und Feld- frúchten,- Hopfen u. \. w. beraubt; das Gras auf den Wiefen und Weiden ist niedergeschmettert, die Wald- und Obstbäume sind zum Theil umgerissen oder doch ihre Früchte herabgeschla- gen, und was noch vor kurzem durch seinen reichen Segen das Herz des Beschauers zur Freude und zum Dank gegen Gott er- hob, das bietet jeßt einen Anblick grauser Zerstörung dar, und füllt die Seele mit der schmerzlichsten Wehmuth. Tiefgebeugt betrachtet unser fleißiger und jeßt so unglücklicher Landmaun den reichen nun vernichteten Segen und blickt mit banger Besorg- niß in eine dunkle Zukunft.“
— Man schreibt aus Koblenz: „„Am sten d. M. wurden zu Moselweiß die ersten gefärbten Trauben an dem Trauben- rahmen des dortigen Predigers wahrgenommen. Bei der gegen- wärtig anhaltend heißen Witterung geht der Weinstock seiner Reise so schnell entgegen, daß die áltesten Weinbauer sich einer schnelleren Vegetation nicht zu erinnern wissen.“
Wissenschaft, Kunst und Literatur.
Fossile Jnfusions- Thiere. Wir entlehnen dem so eben erschienenen Monats - Bericht ber die Verhandlungen der Königl. Akademie der Wissenschaf- ten nachstehende interessante Mittheilungen des Herrn Professor Ehrenberg über fossile Infusions- Thiere : Der Besitzer der Porzellan -Fabrif iu Pirkenhammex bei Karls- bad, Herr Christian Fischer, hat beobachtet, daß die im Torfmoore bei Franzensbad in Böhmen vorkommenden von Herrn Radig (nicht Stadig) in den Jahrbüchern für Deutschlands Heilquellen vou v. Gräfe und Dr. Kalisch 1836 pag. 193 angezeigte, dem Kieseigubr ähn- liche Substanz „fast ausschließlich aus den Panzern ciniger Species von Navicula besiche und der feuerbesiäudige Htückskaud des stellen- weis ausgeglühten Meeresbodens zu seyn scheiue.“ Gleichzeitig mit
dieser Nachricht sendete Herr Fischer das vorliegende etwas Uber 2 Zoll lange, fast 1 Zoll (11 Limen) breite und 34 Zoll (9 Linicu) hohe Stück der dortigen fossilen Kicselmasse sammt riuigen Moor- proben mit dem Ersuchen, die Thierformen zu bestimmen und das Resultat zu publiziren. . ‘ —
Referent glaubt der physikalischen Klase der Afademie nichts Zu- teressauteres vortragen zu fkönuen, als das Nesultat dieser Bestim- mung und wciteren Vergleichung. - _ Zuoöbrderst bestätigte die mikrosfopische Prüfung fogleich die Beobachtung des Herrn Fischer, dessen Gefälligkcit bereits das Ma- terial zu deu der Klasse am 25. April d. J. mitgetheilten Beinerfun- gen übcr die Jufusorien der Karlsbader Mineralquellen geliefert hat, vollfommen. Der Franzensbader Kieselguhr besteht allerdings fast ausschließlih aus recht wohl erhaltenen Xavieulis, denen noch cinige andere Bacillarienformeu beigemengt sind, und die große Durchsich- tigfeit uud Reinheit ihrer Kieselpanzer von allem Organischen macht
es wahrscheinlich, daß eine außergewöhnliche Glühhize fie gereinigt
und zusammengehäuft habe. Daß sie einem Meeresboden angehört haben, wird aber unwahrscheinlich- weil die Hauptuasse der Formen der Gestalt sowohl als in den Zahlen - Verhältnissen der Strcifung nach sehr genau mit der noch in allem Süßwassex bei Berlin und sonst schr verbreiteten Navieula viridis übercinstimmt. Ferner ließen sich in der Probe des Torfmoors selbst allerdings cbenfalls Navieculae erfenuen, doch wareu cs meist andere, obwohl ebenfalls noch lebende befaunte Arten in verhältnißmäßig sehr geringer Menge und mit ganz auderecn vorherrschenden Formen. |
Es wurden -hierauf die im Königlichen Mineralien - Kabinet befindlichen Original - Exemplare der von Klaproth chemisch analysirten Kieselguhre von Fsle de France und San Fiore in Tos- fana, die aus Klaproth?s Sammlung stammen und mir dessen haud- schriftlicher Bezeichnung versehen sind, mikroskopisch unterfucht, und es ergab si, daß fie ebenfalls auss\chließlich aus Jufusicnsthier- Schaalen mehrerer Gattungen der Bacillarien-Famitie, zum Theil aus denselben, fast sämmtlich noch lebenden Arien und aus seltencu Kic- sclspindeln von Sec - oder Süßwasser-Spongicn ohne Biudemittel bestehen. :
Bereits im Jahre 1834 machte Referent der Akademie dic im Anhange zu seineux dritten Beitrage für die Keuntniß der Orgaui- sation üm kleinsten Raume aufgenommene Anzeige, daß die von Herr Küging gemachte Eutdeung, nach welcher die Panzer der Bacilla- rinen aus Kieselerde besleheu, der von ihm und Herru H. Nose vor- genommene Prüfung derselben und noch auderer lebender Formen zufolge vollkommen sicher scy. Diesc nzue Beobachtung des Herrn Fischer bestätigt dasselbe für den Franzensbader Kie-selguhr, uud die durch Herrn Weiß Gefälligfeit gestattete Untersuchung der wahren von Kiaproth analvsirten Kieselguhre stimmt damit übercin.
Ferner entdeckte Referent schon vor mehreren Jahren, daß die ofergelbe schleimige Substanz, weiche in fumpfigen Bächen und Grâ- ben zuweilen häufig den Boden überzicht und die oft für abgescßtes Eisenoryd gehalten zu werden scheint, cine sehr feine Bacillarienform sev, welche beim Glühen sich wie Eisenoxyd rother uud stark eisenhaitig ist, aber weder beim Glühen noch beim Bchandelu mit Säuren ihre Form verliert, folglich cinen Kieselpauzer besißt, der zunächst iu die Gattung Gaillonella tritt. Daher wurde die Form zu Anfang des vorigen Jabres auf Tasel X. des bald erscheinenden JTnfuforicn-Ko- dex als Gaillonella ferruginea abgebildet. Dieselben ficselhaltigen Gliederfäden zeigt aller deu Raseneisenstein umgebende Der als Rückstand nach dem Auslaugen des Eisens. Obige Erscheinungen machen es uun sehr wahrscheinlich, daß die Gaillonella ferruginea beim Entstehen des Rasenerzes eine wichlige Rolle spielen Îsuag, scy es durch unmittelbares Summiren ihres cigueu Eifengehaltes, #cy es darch Anzichen des sonst in der Nähe befindlichen fremden.
Die in den geuanuten Substanzen befindlichen fossilen Jufu- fionsthicr- Arten sind foigende: |
1) Der Franzeusbader Kieselguhr. zeigte bisher 9 verschiedene Ar- ten, welche Ï verschiedenen Gattungen der Bacillarien angehören. 1) Navicula viridis als Hauptmassein schr verschiedener Größe, der größten 1/ Linie. 2) N. gibba, 3) N. fulva. 4%) Ñ. Librile. 5) N. striatula. 6) N. viridula, (Yecßtere 2 sind Salzwasserthicre, die ersieren sämui- lich Süßwasserthiere). 7) Gomphonema paradoxum. §8) G. clavatum. 9) Gaillonella varians fmnitlih Süßwasserthiere. Alle diese For- men find von deu noch lebenden uicht zu unterscheiden.
2) Der Franzensbader Moor zeigte ö verschicdéue Arten aus 3 Gattungen der Bacillaricu 1) Navicula granulata als häufigste und bisher. unbekannte Form. 2) N, viridis selten. 3) Bacillaria vulgaris? 4) Gomphouema parad»xum, 5) Coccoueïs undulata, sämmtlich le- bende Formen, leztere im Salzwasser der Osfisee.
3) Das von Klaproth aualysirte Bergmehl vou Sauta Fiora (San Fiore) hat bis jeßt 18 Arien der Bacillarien aus. 6 Gatiun- gen und Nadelu von Scywämmen erkennen lassen. 1) S8ynuedra ea- Pitata, eine unbekannte Form als Hauptmasse. 2) § Ulna. 3) Navicula
äbrile. 4) N. gibba, 5) N. viridis. 6) N. capitata. 7) N. Zebra. 8) N. phoenicenterou, 9) N. inaequalis sámmtiich noch lebende Süß-
\chweres Gewitter mit gewaltigen Hagelschlossen und wolken-
wasserformen. 10) N, viridula, noch lebende Salzwasserform, 11) N.
bende Salzwasserforni. 18) Gaillonella italica n. sP. 19) Kieselspin. 1
grannulaia. 12) N. follis, unbekannte Arten. 13) Gomphonema cla. vatum. 14) G. paradoyum. 15) G. acuminatum, sämmtlich noch le. bende Arten des süßen Wassers. 16) Cocconema cymbitorme, ein noch lebende Slstwasserform. 17) Cocconeïs undulata cine noch le; È
«_.
deln von ciner Spongia oder Spongilla, h
x) Klaproth's Kieselguhr von Jsle de France zeigte ö Arten voy F 3 Gattungen der Bacillarien 1) Baeillaria vulgaris? als Haupt: masse, ist nur im Salzwasser noch lebend überall. 2) Bacillaria major, ff cine unbekannte Art. 3) Navicula gibba, im süßen und salzigen Was: L fer noch lebend. 4) Navicula al. sp. unbestimmt. 5) Navicula bifrons,
Allgemeine
Sämniliche Formen sind weniger gut erhalten als bei den anderen O und scheinen, mit Ausschluß der lezten, Salzwasserthier zu scvn.
Die große Mehrzahl dicser fossilen Jnfusorien sind noch lebende men auch bei Berlin und im Ofiscewasser bei Wismar vorkommen, Arten.
Die meisicun sind so wohl erhaiteu, daß fie scharf untersucht wer: den fönuen. So erfenunt man, außer den zählbaren Rippen, die h Defsnungen des Panzers der Navicula viridis, die % Oeffnungen de; (zaillonella, die 2 Deffnungeun des (rxomphouema u. #510 E
Nur das Gestein von Jsle de France scheint überwiegend Sal, wasserthiere zu enthalten. N
Die wenigen bisher unbefgnut gebliebenen nenen Formen fan L man mit gleichem Rechte für noch nichi aufgefundene, uoch lebend wie für ausgeilordene halten. a i
Starke Glühbiße hat offenbar auf diese Kieselschalen eingewirf; __ Sehr auffallend ist das so große Vorherrschen ciuzelner Artey fo daß Naxvicula viridis den Franzensbader Kieselguhr, Bacillaria vi} œaris den vou Jsle de France und Synedra capitata das Bergneh vou Sau Fiore durch überwiegende Menge cchavafkterisiren. Dic jeh lebenden sud immex weit mehr gemischt, und leben nur um und gy Begetabi!en, von deuen sie sich nähren.
Bei den Untersuchungen über fossile Jufusorien knüpfte si ba!d darauf an den Gedanken, daß die Kieselhaut des Byquisetuy zum Poliren im technischen Gebrauche ist, der Versuch, ob nicht d) Fripel - Arten, welche in den Material - Läden allgemein verkäufl sind, einer ähnlichen Eigenschaft ihren Gebrauch verdanken. I erste von cinem Kanfmanune bezogene Blättertripel zeigte soglei daß die gauze Masfe wie Kiesciguhr und Bérgmehl ebenfalls a Jufusoricu besteht. Einige Berliner Materialisten versicherten, ihr Bedarf vem Harz zu beziehen. Nach andern fommt dieser Blättqy tripel von Dresden.
Eine Untersuchung verschiedener Tripel - Arten ‘des Königlich Mineralien - Kabinets licß erkennen, daß der in Berlin verkäufli Biätter-Tripel sämmtlich aus Böhmen stammen möge, indem diesel Jufusorienform, welche die Masse des Tripecis im Handel bildet, auß in dem vom Krißschelberge bei Vilín entnommenen gleichartig vel handen tif. Da das Köuigliche Kabinet sehr reich an den Foru dieses Polirschicfers ist, so ließ sich die Jdentität mit fehr groß Wahrscheinlichkeit feststellen.
Es besteht demna der Polirschiefer von Bilin in Böh welcher ganze Lager bildet, fast ausschließlich aus cinem Znfusion thierchen, das dexr Gattung Gaillonella zugeschrieben werden fu und den Namecu Gaillonella distans erhalten mag. Podosp! nana n. 8p, Navicula Scalprum? und Baecillaria vulgaris (leßtere bi sind noch lebeude Salz1zasserthiere) kommen sehr einzeln dazwische vor, uur erstere is zuweilen an Menge der Gaillonelia gleich, J demselben Polirschiefer finden sich Pflauzen - Abdrücke und eine aus gestorbene Fischart, der Leuciscus papyracens von Broun nach Agassi
u Kicbschiefer von Menilmontaut fanden sich nur einige ul sichere Spuren der veranvderten Gaillonella distans.
Ein Fndividuum der Gaillonella distans, welche fast ohne Bind mittel deu Polirschiefer von Bilin bildet, ift "gs einer Linie gro) viele sind fleiner, wenige ctwas größer, Es befinden sich mithin | 1 Kubikzoll dieses Gesteins 41,000 Millionen Thiere. i
v 195
Amtlihe Nachrichten. Kronik des Tages.
Berlin, den 15. Zusi 1836. Se. Majestät der König sind gestern Mittag nach Tep- abgereist.
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Angekommen: Se. Excellenz der General - Lieutenant d Commandeur der 2ten Division, von Rummel, von nzig, /
Abgereist: Der Frs Dmitry Lwow, nach Frank- a. M.
Se. Excellenz der Wirkliche Geheime Staats - und Justiz- inister, von Kamp, nach a,
Der Geheime Kabinets-Rath Müller, nach Teplib.
Zeitungs-Nachrichten. A ula n d.
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| Paris, 8. Juli. Der König fuhr gestern Morgen von Neuilly nach Versailles, um die in dem dortigen Schlosse be- nnenen Arbeiten in Augenschein zu nehmen, und kehrte Abends en § Uhr nach Neuilly zurü. Y Einige Blätter sprechen davon, daß Herr Thiers, nach Be- digung der Session, eine Reise nach Algier antreten werde. Gestern Abend um § Uhr begab sich Herr Sajou, Gerichts- ite des Pairshofes, mit einem Befehle des Präsidenten Pas- ier versehen, nach der Conciergerie und ließ sich den Ange- agten Alibaud aus{iefern. Dieser war gerade in einem Ge- rách mit seinem Vertheidiger begrifsen, der ihm seine eigenen leidungsstücke gebracht hatte, um ihn in den Stand zu sekzen, (f eine anständige Weise vor seinen Richtern zu erscheinen, da r eigene Anzug des Gefangenen als Beweisstücke deponirt x, Auf Befehl des Herrn Sajou nahm man dem Gefange- n die Zwangsjacke ab und um 9 Uhr Abends wurde derselbe nter zahlreicher Bedeeung in einem Fiakéx näch“ dem Gefäng- i}se des Palastes Luxemburg gebracht. Bei seinem Eintritt in “dieses Gefängnisses stieß Alibaud einen durchdringenden Schrei ‘aus; man fragte ihn nach der Ursache, aber er antwortete nicht. = Der Anblick des Zimmers, in welchem Fieschi eingeschlossen ge- esen war, machte ihn einige Augenblicke lang nachdenfklich, er bald nahm er seine gewohnte Fassung wieder an und ver- ngte das Abendessen, welches er mit vielem Appetit verzehrte.
Meteorologische Beobachtung. 1836. | Morgers | Nachmittags | Abends | Nach einmaliger
12 Ql U S Ur 10 Ubr. f Beobachtung. ? j U FQUNN E V C O D C T CHAVA: S0 N TEASO D Oas E O A2 vi AECC I A G
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Qustdruck .…. 336 53‘ Par. §34.83‘ Par. 232 86 ‘Par Quellwärme 7,0 ° 8, Quítd | Var. [X35 ar 28 4 / Luftwärme. |=4= 1239 N. |4-221% N. '=4-15.99 R. F Flußwärme 161 9 9B
Thaupunkt 000 i 16 909 R. it Ì l 1 0 R. _}- x T 0 R. 7 Bodenwärme i5 2 0 y
Dunstsättigung 90 pEt. | 44 vEt. | 72 pCt. } Qusdünstung 0204/3 darauf ward ihm die Zwangsjacke wieder angelegt und es wUr- A oten | S | E | E E 0 210 n alle Anstalten zu seiner sichern Bewachung getrosfen. Au- E E | B S ] 9 R / af erhalb des Gefängnisses stellte sich ein Piket des ten Linien- AGolfenzua.., i i N Nachtflte 4-125 WMegiments auf und alle Posten in der Umgegend des Palastes
Tagesmittel: 33474 Par... -4+-1689 N... 4-11.29 R... 69 C urden verdoppelt.
Heute Morgen ist die Circulation in dem Garten des ‘Pa- stes Luxemburg ganz ungehindert und man bemerkt keine von en Vorsichts-Maßregeln, die bei dem Fieschischen Prozesse die- m Stadttheile ein so orohendes Ansehen gaben. Der Palast (bst| wurde von den bei den gewdhnlichen Sibungen der Pairs wesenden Zahl von National-Garden bewacht. Der Andrang on Neugierigen war sehr gering, und an der Thúr, wo die dairs hineingehen, bemerkte man höchstens 50 Perfonen. Um ) Uhr wurde der Sibßungs-Säal des Pairshofes gedf\net. Da er interimistishe Saal, in welchem der April -Prozeß und der ieschische Prozeß verhandelt worden, bereits wieder abgebrochen , so mußte man sich mit dem gewöhnlichen, wenig geräumigen B ißungs-Lokale der Pairs begnügen. Es hatten deshalb nur wa 200 Einlaßkarten ausgegeben werden kdnnen, und der Zu- rang war mithin nur gering. Hinter dem Plake des Präsi- denten, welcher an der äußersten Linken der Siße fúr die Pairs richtet war, hatte man einige Bänke für besonders begünstigte Puhdrev reservirt. Unter ihnen gewahrte man Lord Canter- jury (Herrn Manners Sutton), den ehemaligen Sprecher des Englischen Unterhauses. — Um 10% Uhr wurde der An- Beklagte von ses Munizipal - Gardisten hereingeführt, Sein escht war sehr blaß, er schien sich kaum aufrecht halten zu önnen, und wurde mehr niedergeseßt, a!s daß er sich selbsk ge- ct hätte. Fúnf Minuten vor eilf Uhr trat der Gerichtshof in. Der Angeklagte erhob sich; er war mit einem braunen berroce und Sommer-Pantalons angethan, und trug, wie frü- her, einen starken Bart rund um das Gesicht. Sein Verthei- diger, Herr Ledru, sprach mit ihm, und reichte ihm einige Pa- piere zur Durchsicht hin. Der Angeklagte war ruhiger gewor- den, als er anfänglich zu seyn geschienen hatte. Mit einer fast PBeichgüttig gewordenen Miene durchlas er die Papiere, die ihm D Ledru zugestellt, und ließ sich in dieser Beschäftigung 0 den Namens - Aufruf der Pairs nicht sidren. Neben Sig Herrn Ledru saß dessen Assistent , Herr Bonjour, und ne- ek diesem, jedoch nicht in der Robe, Herr Parquin. Die Her- 44 Martin, Plougoulm und Franc - Carré nahmen die für das \sentliche Ministerium bestimmten Pläße ein. Nach vollendetem ens Auftuse — der unter Anderen die Herren Talleyrand in Deux-Brézé, so wie die Minister-Pairs als abwesend erge- fle Matte — forderte der Präsident, Herr Pasquier, den Ange- fut en auf, sich zu erheben. Mit fester Stimme antwortete die- L auf die nachstehenden Fragen. Fr. „„Jhr Name?“ Antw. G O Alibaud.“/ — „Jhr Alter? „26 Jahre.“ — „Geburts- D) /, Niômes, ‘ — „Stand?“ „„Ex-Militair.‘/ — „„Wohn- Brand Paris. — „„¿Jch ermahne das Publikum‘, fuhr der nd gh fort, „das tiefste Stillschweigen zu beobachten; ich er-
ere die Vertheidiger, sich innerhalb der Gränzen der Ehrer-
Auswärtige Börsen. Amsterdarm, 8. duli. Niederl. wirkl. Schuld 565/,. 5 do. 102%. Kanz-H 2113/4 5 Span. 42/4. Passive 1215/ 6. Ausg. Schuld 20. Zin — Preuss. Präm.-Sch, 108!4. Poln. —. Oesterr. Met, 101/40 Antwerpen, 7. Juli. Ausg. Sch, —. ZinslI. 14%. London, 8. Juli. Cons. 3%, 9234. Belg. 1023/,. Neue Anl. 413/,. Obl. v. 18 —, Passive 12/4. Ausg. Sch. 19/4, 2% Holl. 56%. Ÿ 1031/4. 5%, Port. 8134. do. 3% 513/,. Engl. Russ. 111. B 88. Columb. 31. Mex. 344. Peru 24. Chlili 49. Pacis, M Julle | 59 Rente pr. compt. 108. 75. fin cóur. 108. 90. 3%/ compt. 0. 55. tin cour. 80. 70. 5% Neap: 100. 95 92 Rente 414. Passiìve 2, » Neue Ausg. Sch, —. Ausg Fc 14%. 3 Portug. 5176. St, P’etersburg, 5. Juli. Lond. 103/,. Hamburg 9#74,. Paris 118
Neue Aul.
Passive 12%.
Amsterdam —. Silbher-Rub, 356!/.
Wien, Juli. n/ 15/ 90/ Xx1/ c B Z0 §9 1 39% (5/,. A
8 i /16- 8 Neue Anl. 572!/,.
5%, Met. 104 e —, bank-Actien —.
Königliche Schauspiele. Donnerstag, 14. Juli. Jm Schauspielhause: Kabale w Liebe, Trauerspiel in 5 Abth., von Schiller. Freitag, 15. Juli, Jm Schauspielhause: Der Degen, di matischer Scherz in 2 Abth., von E. Raupach. Hierauf: ‘ reisende Student, musikalisches Quodlibet in 2 Abth.
Königstädtisches Theater. j
__ Donnerstag, 14. Juli. Zun! erstenmale wiederholt : Ei Liebe na zehn Jahren, Lustspiel in 1 Aufzuge, frei nach di Französischen des Xavier. Hierauf: Der Weiberhasser, Lust in 1 Akt, nach dem Französischen, von L. Angely. Zum Beschl) zum erstenmale wiederholt: Der Educations-Rath, Lustspiel} 1 Aft, von Koßzebue. Y Freitag, 15. Juli, Der Schlaftrunk, historisch-romanti Drama in 5 Akten, nebst einem Vorspiel, nach dem Fran) chen des Alexander Dumas, von Ed. Jerrmann. (Herr Gul nann: vom Königlich Städtischen Theater zu Pesth, Etrhelwod
als zweite Gastrolle.)
D
Redacteur Lck. Cottel.
entr E D P Etne arer nar”
Berlin, Freitag den 15e Fuli
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den Angeklagten auf, den wider ihn vorzubringenden Beschuldi- gungen die größte Aufmerksamkeit zu widmen.“ Der An- geklagte seßte sich, stúßte die Hände auf die Kniee, senkte das Haupt, und schien der nunmehrigen Verlesung der Anklage-Akte zuzuhdren. Bei der Stelle, welche ihm einige bil- ligende Aeußerungen über Fieschi's Attentat beimißt, warf der Angeklagte einen Blick voll Verachtung auf den General-Proku- rator Martin, den Verfasser der Anklage-Akte. Nachdem hier- auf die Zeugen, 36 an der Zahl, namentlich aufgerufen, und wieder entfernt worden waren, wollte der Präsident das spezielle Verhör des Angklagten beginnen, als Herr Ledru um das Wort bat, und crsuchte, die Debatten für heute zu vertagen. Er stüßte diesen Antrag darauf, daß die geseßliche Bestimmung vom 9. September 1835 nicht beobachtet worden, welche den Angeklagten eine Frist von 5 Tagen gewährt, binnen welcher sie gegen die Verseßung in den An- flage-Zustand ein Rechtsmittel einwenden können.— Diesem Antrage widersprach der General-Prokurator, weil jenes Gese nur für die ordentlichen Gerichte erlassen sey, und auf den ‘Pairshof schon deshalb keine Anwendung finde, weil es keine höhere Jn- stanz gebe, an welche man sich mit einer -Beschwerdeführung über die Verfügungen desselben wenden könnte. Dem Angeklagten sey die gehdrige Zeit gelassen worden, um seine Vertheidigung vorzubereiten, ein Mehreres könne er nicht verlangen, und möge man also sofort zu den Debatten schreiten. — Herr Ledru re- plicirte, es sey ihm, ungeachtet einer, auch durch die Nächte nicht unterbrochenen Arbeit, unmöglich gewesen, sih vollständig mit den Akten vertraut zu machen. Noch heute, eben vor Erdssnung der Sibung, seyen ihm von Alibaud 17 schriftliche Fragen vor- gelegt worden, die er noch nicht einmal habe ansehen können. Und da die Anklage-Akte sich nicht begnüge, die That vom 2östen anzugreifen, da sie vielmehr auch das ganze frühere Le- ben Alibaud's anshwärze, und dessen Moralität herunter- würdige, so sey es nôthig, Zeugen abzuhdren, welche im Stande seyen, über sein früheres Leben Auskunft zu geben. Diese Zeu- gen seyen in Perpignan und Narbonne zu Hause, und haben also noch nicht geladen werden können, so daß auch darin ein Motiv seines Fristgesuches liege. Eine Frist von 10 Tagen werde genügen, und wolle er nur noch bemerken, daß man im Gebiete der civilisirten Welt vergeblih nach einem Vorgange suchen würde, bei welchem mit solcher Hast ju Werke gegan- gen worden, als hier beabsichtiget werde. — Als nun der Ge- neral-Prokurator dennoch auf sofortige Verhandlung drang, weil die dffentliche Meinung eive nelle Beendigung dieser Sache verlange, erwiderte Hr. Ledru, es zieme sich nicht, sich - durch solche allgemeine Phrasen der Beachtung der gesebzlichen, im Interesse der Vertheidigung anberaumten Fristen zu überheben. Früher seyen jene Fristen auch in den ordentlichen Gerichten weit länger gewesen. Nicht ohne daß erhebliche Bedenk- lichkeiten gegen die Verkürzung derselben eingeworfen wor- den, sey im vorigen Jahre jenes September-Geses durchgegan- gen, und müsse auch der- Pairshof sich an diese hôchst mäßige Frist gebunden erachten. — Die Pairs zogen sich zur Erörterung dieses Gegenstandes in ihr Berathungs Zimmer zurück, wo sie fast zwei Stunden verweilten. Diese Zeit wurde von Alibaud und dessen Vertheidigern zur Durchsicht der Papiere benußt, während das Publikum sich neugierig dem Tische zudrängte, auf welchem das Stok-Gewehr und der Dolch Alibaud's, das Wa- gen-Brett, in welches die Kugel gefahren, und die sonstigen Be- weisstúcke lagen. Einige Zuschauer portraitirten den Alibaud mit der Bleifeder; schon im Beginne der Sißung hatten sich einige Pairs derselben Beschäftigung hingegeben. Um 13/, Uhr trat der Gerichtshof wieder ein, und der Präsident verlas einen Bescheid, in welchem es hieß: „In Erwägung, daß das Geseß vom 9. Sept. 1835 nur fúr die Assisenhdfe erlassen ist; in Erwägung, daß die allegirten Bestimmungen des Art. 296 des Geseßbuches für die Kriminal - Instruction auf den Pairshof ebenfalls keine Anwendung finden; in Erwägung, daß dem Angeklagten eine, den Umständen nah genügende Frist gelassen worden is: er- fennt der Pairshof, daß sofort zu den Verhandlungen geschritten werden soll.“ — „Stehen Sie auf, Angeklagter !“/ so nahm nun- mehr der Präsident das Wort. „Sind Sie es gewesen, der am leßtverwichenen 25. Juni, um 6'/, Uhr Abends, in dem Augenblicke, als der Dg mit der Königin und mit Madame Adelaide in den Wagen gestiegen war, um nach Neuilly zu fah- ren, aus unmittelbarer Nähe einen Schuß auf den König abe gefeuert hat, dessen Kugel im Wagen gefunden worden ist ?““ — Antw. „Ja !‘/ — Fr. „Ist es nicht ein Prodgemehe gewesen, dessen Sie sich zur Vollziehung des Verbre- chens bedient, welches begangen zu haben, Sie so eben eingeräumt?“ — „Jaz ich erkenne das vorliegende Gewehr als das von mir benußte an.“ — Fr. „Hatten Sie dieses Gewehr, dessen Besiß Sie sich auf unredliche Weise ver- chaft, vorher probirt ?// — „Ja.“ — „Wo ist dies geschehen ?““ — „Ah dem Orte, an welchem Herr Devismes seine Gewehre zu probiren pflegt.‘ — „Haben Sie nicht, in Folge dieses ‘Pro- birens, den Léon Fraisse beauftragt, es repariren zu lasen „Nein!“ — „Wie war die Ladung bei Vollziehung des Atten- _tates beschaffen ?““ — „Sie bestand aus 22 Gran und 2 Ku- geln.‘ — „Wußten Sie, daß Devismes an jenem Tage dort auf Wache war ?‘/ — „Nein!‘/ — Nachdem der Angeklagte auch noch den Dolch als denjenigen anerkannt hatte, den er sich in Chatelerault verschafft und den er bei sich geführt, um sich selbst zu tôdten, fragte der Präsident weiter: „Ging ihre Absicht bei Vollziehung jenes abscheulichen Attentates nicht dahin, eine allgemeine Umwälzung, und in Folge derselben eine Re- publik herbeizuführen?“ — /, Ja!‘ (mit fester Stimme). — „Seit wann hatten Sie diesen \händlichen Entschluß ge- faßt?‘ — „Seit der Belagerungs-Erklärung von Paris (Juni 1832) ; seitdem Ludwig Philipp meine Mitbürger in Lyon und im Kloster St. Méry hat massakriren lassen. Seine Regierung ist cine abscheulihe Blut - Regierung. “ Seit jener Zeit habe ich ihm den Tod geschworen.‘ — „„Mäßigen Sie ihre Worte; Sie haben sich hier nur zu vertheidigen!“ — „Warum sind Sie
1836.
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Ludwig Philipp's nicht dienen wollte.“ — „„Haben Sie sich da- mals nah Spanien begeben?“ — „Ja! nah Barcelona, wo wir den General Vigo erwarteten, um die Regierung Fsabella's zu stürzen, und in Madrid die Republik zu proklamiren.’ — „Kennen Sie einen Herrn Corbiére, und haben Sie in Barce- lona von ihm Unterstäkung bezogen?“ — „Freiwillig hat er mir 40 Fr. gesendet; ich hatte ihn nicht darum ebeten.‘/ — „Sind Sie nicht in Barcelona Mitglied geheimer Gesellschaften gewe- sen, und haben Sie nicht erklärt, wenn irgend ein König im Wege sey, so müsse man ihn tôdten? — „Niemals bin ich Mit- glied geheimer Gesellschaften gewesen.“ — „„Hat sich nicht da- mals die Idee in Jhnen befestiget, den Kdnig zu tôdten ?“/ — „Ja. ‘/ — Warum sind Sie aus Barcelona nach Frankreich zurückgekommen ?// — Alibaud mit Energie: „Um den Köníig zu tôdten!‘/ (Sensation.) — Nachdem der Angeklagte auf wei- teres Befragen darüber deponirt hatte, wie er den Tag des 25sten zugebracht, fragte der Präsident weiter : 77 0 Sie Jhr \cheußliches Projekt allein angelegt und Anegen, rt? Haben Sie keine Mitschuldigen gehabt ?‘/ — „Nein! Niemals hat Jemand um meinen Plan gewußt.‘ — „Haben Sie nicht mehrere Briefe an den Herrn Corbiére geschrieben, in welchen Sie ihm berich- ten, daß Sie damit umgehen, den König zu tödten?’ — „Da Herr Corbiére diese Thatsache eingeräumt hat, so habe auch i kein Hehl daraus zu machen.’ — „Jn der \chrecklichen Lage, in welche Sie sich durch Jhr schauderhaftes Verbrechen verseßt haben, welches Ihren Namen für alle Zukunft mit dem Fluche der Nachwelt belasten wird, sind Sie es sich selbst shuldig, Al- les aufzubieten, was Jhre Lage in ein etwas milderes Licht stel- len könnte, und namentlih Jhre Mitschuldigen zu nennen, wenn Sie deren haben.“ — „Jch habe deren keine. Jch war von der Rechtmäßigkeit dessen, was ih gethan, überzeugt, wie ich es noch bin. Jch habe darüber nichts Weiteres zu sagen.“ — Man schritt nunmehr zur Abhdrung der Zeugen. ex erste Zeuge war der National-Gardist Bachelier, welcher neben dem Triumphbogen Schildwache gestanden, und mit dem sih Alibaud kurz vor der That unterhalten hatte. „„Alibaud erkundigte sich bei mir“, sagte er, „von wem der Triumphbogen angelegt wor- den. Auf meine Erwiderung, daß dies vom Kaiser geschehen, bemerkte er, Alles, was der Kaiser gethan, sey großartig gewesen ; er be- daure nur, daß nicht die Statue des Kaisers jenes Denkmal ziere. Weiter sprach_ er mit mir úber die Langeweile, welche der Nationalgarden-Dienst veranlasse, und fragte mich, was ich zu der neuen Kopfbedeckung der Linientruppen sage? Es ist das ein neues Mittel, Geld wegzuwerfen, erwiderte ih. (Man lacht.) Alibaud hatte nichts Verdächtiges an sich. Ach hielt ihn für einen Studenten mit Ueberfluß an Zeit und Mangel an Gelde.‘ — ier unterbrach Alibaud mit der Bemerkung, er habe niemals Jemanden um Etwas angesprochen. ‘/ Das habe ich auch nicht sagen wollen“, entgegnete der Zeuge, „„ich wollte nur so viel sagen, daß Sie mir nteresse eingeflößt.‘" — Der Zeuge fuhr fort: ¿„Alibaud sagte mit, Wt habe einen Freund exwartet, könne aber jet niht länger weilen. Da fuhren die Königlichen Wagen vor; Ali- baud ging in den Tuilericen-Hof. J verwehrte ihm den Ein- tritt nicht, weil ich nur einen Sto, keine Waffe bei ihm wahr- nahm. Gleich darauf hdrte ih eine Detonation, ab der, neben mir stehenden Schildwache von der Linie, mein Gewehr in Be- wahrung, und eilte, zu sehen, was es gebe.“/ (Man lacht.) — Die Zeugen Salomon und Dupont, jener Schildwache vor der National-Garden-Wache im Augenblicke der That, dieser Unter-Adjutant in den Tuilerieen, deponirten über die von ihnen vorgenommene Verhaftung des Thäters. Hr. Dupont räumte ein, ihn bei den Haaren gepackt zu haben. Darüber aber, daß die National-Gardisten ihn hätten massakriren wollen — wie ei- nige Blätter behauptet hatten — sagten die Zeugen Nichts. — Nach einigen anderen Zeugen, deren Aussagen ganz belanglos waren, deponirte ein Herr Petit, er habe neben der Wache gestanden, um den König vorüberfahren zu sehen. Da habe er einen kalten Gegenstand, den Gewehrlauf, an seiner Backe gefühlt, und unmittelbar darauf den Schuß gehört. Er müsse bemerken , daß der Dienst mit großer Nach- lässigkeit betrieben werde. Kein éinziger Adjutant habe sich an der Seite des Wagens befunden, u welcher er gestanden. Bei einiger Aufmerksamkeit hätten Alibaud’s Bewegungen auffallen müsen. Er selbs, der Zeuge, habe zwei große Pakete unter den Armen gehabt, in welchen füglich zwei ôllen - Maschinen hâtten stecken können, ohne daß ihn eine Wache angehalten. — euge Devismes: „Jch kommandirte den Posten der Natio- nal:-Garde als Sergeant, während die e zu Mittag spei- sten, Jch gewahrte und erkannte den Alibaud, ohne Arges zu ahnen. Als ich aber, in dem Augenblicke als der Wagen vor- úberfuhr, gewahr wurde, wie er mit seinem mir wohlbekannten Stocke mandvrirte, shdöpfte ih Verdacht und eilte auf ihn zu. Allein es war zu spät; {hon war die Detonation erfolgt, als ih durch einen Schlag auf Alibaud’'s Arm das Gewehr demsel- ben entfallen machte. Gleich rief ich ihm zu, daß i ihn erkenne, allein ih war so verwirrt, daß ih erst in der Wache näheren Aufschluß über dasjenige geben konnte, was ih von ihm wußte. — Der Angeklagte verstand anfänglich nicht, mit den Stockgeweh- ren (hier Gn der Zeuge die bekannten Dinge über seinen Handel mit A.) umzugehen. Er zerbrach eines derselben, und wollte es bezahlen, was ih indessen nicht zugab. Jch unter- wies ihn in dem Gebrauche derselben und lieh ihm etwa 209 Patronen, die er mir späterhin wiedergegeben hat.“ — Unter mehreren anderen unerheblichen Zeugen deponirte der Portier eines der, früher von Alibaud bewohnten Logis, es schulde ihm derselbe noch 7ò Fr., über welche er ihm eine, Ende dieses Mo- nats fällige Verschreibung ausgestellt. — Der Angeklagte unter- brach: „Ich habe Aeltern, welche für mich bezahlen werden.““ — Der Kellner des Herrn Vatiza, bei dem Alibaud in Geschäf- ten gestanden, deponirte : „Alibaud sagte mir oft, daß er Repu- blikaner sey. Eines Tages, als ih den Fieschi einen Bösewicl t nannte, erwiderte er mir, ich sey zu unverständig, um über
Gedrucft bei A. W, Hay? bietung zu kalten, welche sie der Justiz schuldig sind; ich fordere
aus dem Militair-Dienste getreten?“ — „Weil ich der Sache
solche Dinge urtheilen zu können; Fieschi sey keineswegs ein