1903 / 84 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 08 Apr 1903 18:00:01 GMT) scan diff

Abadesstämme gegen die Schaota. Die Schaoia- hätten

auf 789,61, in den ländlihen auf 236,65 Millionen Mark.

180 ‘Tote verloren. Ein weiteres Telegramm aus Melilla meldet, daß der spanische Kreuzer „ZJnfanta Zsabel dort eine Abteilung Artillerie gelandet habe.

Nach einer in Oran eingegangenen Depesche aus Lalla Marnia haben am lehten Sonntag die Beni Adds und Sedscha, die auf seiten des Prätendenten stehen, El Had\ch Mohammed el Bachir, den Anführer der dem Sultan treuen Beni -Jnassen, angegriffen. Die Beni Jnassen wurden geschlagen und das Haus ihres- Anführers CLorE us selbst floh zu dem Anführer eines benachbarten

mes.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Hypothekenbewegung in Preußen 1895—1900..

Seit dem Jahre 1886 ist die Tae Bewegung der Real- schulden in Preußen Gegenstand alljährliher Ermittelung. Vom 1. April 1886 bis zum 31. März 1900 sind in den Städten sowie in den Landgemeinden und Gutsbezirken mit städtishem Wesen, ins- besondere Fabrikorten und Vorortsgemeinden der Großstädte, nah der „Stat. Korr.“ insgesamt 23 286,49 Millionen 46 an Hypotheken und Grundschulden eingetragen, dagegen 11 442,37 Mill. ( oder 49,1 v. D der Eintragungen gelöscht worden, so daß fich eine Zunahme der Bu vershuldung um 11844,12 Mill. ergibt. In den Gemeinden mit ländlichem Charakter beliefen sih die*Eintragungen auf zusammen 10 672,53 “Mill. # ‘und die Löschungen auf 7122,82 Mill. A, - d. st. 66,7 v. H. der Eintragungen, mithin die Mehrvers{huldung auf 3549,71 Mill

Im einzelnen betrugen

3

n die Ein die Löschungen der Uebershuß Jahre ase überhaupt v. H. der der Eintragungen Mill. Mark Mill. Mark Eintragungen Mill. Mark a. in den städtischen Bezirken : 1895 1676,64 991/32 59,1 685,32 1896 1643,53 892,26 54,3 751,27 1897 1799/17 877,93 48,8 921,24 1898 1869,28 835,30 44,7 1033,98 1899 2039,11 877,25 43,0 1161,86 1900 1914,12 809,77 42,3 1104,35 b. în den ländlihen Bezirken: 1895 752,02 496,411) 66,01) 255,61!) 1896 783,31 505,81 64,6 277,50 1897 812,72 491,66 60,5 321,06 1898 847,93 490,38 57,8 I 1899 859,85 471,96 54,9 387,89 1900 877,32 481,62 54,9 395,70.

fich mithin hierbei weniger um Entlastung als vielmehr um völligen Vermögensverfall der beteiligten ländlichen Grundbesißer. j Von Einfluß auf die Hypothekenbewegung war für einige Pro- vinzen im leßten Berichtsjahr au die neue Geseßesbestimmung, da Sicherheitshypotheken auf Grund eines VollstreXungsbefehls überhaup nicht mehr, auf Grund eines. anderen Schuldtitels nur für eine den Betrag von 300 ( übersteigende Forderung eingetragen werden dürfen.

Zur Arbeiterbewegung.

Gegen 600 Stuckateure Berlins und der Vororte waren am Montag versammelt, um zu ihrer Lohnbewegung Stellung zu nehmen. Die Versammlung erklärte sich, wie die „Vos. Ztg.“ mit- teilt, nah lebhafter Aussprache, wobei es {h darum handelte, ob ein allgemeiner oder nur ein teilweiser Ausstand“ vorteilhaft sei, für den teilweisen Ausstand. An die Arbeitgeber foll die bestimmte Frage fe rihtet werden, ob sie den ihnen unterbreiteten neuen Lobntarif be- willigen wollen oder nicht. Die Arbeiter erwarten bis Sonnabend, den 11. April, endgültigen Bescheid. Wo dieser Bescheid ablehnend ausfällt, ist eine Niederlegung der Arbeit in Aussiht genommen. Der neue Tarif enthält eine Erhöhung der Accordsäße und seßt den Mindesttagelohn auf Bauten mit 7 4 fest.

_Der allgémeine Ausstand der Anstreichergesellen in München-Gladbach (vgl. Nr. 74 d. Bl.) ist der „Rh.-Westf. Ztg.* zufolge noch immer nicht beigelegt. Neuerdings hat die {tädtische Behörde einen Vermittlungsversuch angestellt. Die Vertreter der Streikenden und einige Méister kamen dabei über bestimmte Vorschläge überein, die f sie einer Versammlung der Ausständigen bezw. der Anstreichermeisterinnung unterbreiten werden.

In Js\erlohn scheint der Avsstand (vgl. Nr. 83 d. Bl.) nah „demselben Blatte weiter um sich zu greifen, denn in der Stahl- federnfabrik von Brause u. Co. legten am Montag über 90 Sortiererinnen die Arbeit nieder. Es war nämli eine Arbeiterin entlassen worden, deren R eme vergeblih/ ‘ver- [langt worden war. Um dem Regierungspräsidenten über die chwebende Streikangelegenheit persönlih Beriht zu erstatten und ih2 um seine Vermittelung zu erfuhen, begaben fih am Montagmittag der Landrat Nauck und der Bürgermeister Fritsche nach Arnsbérg; der leßtere überbrachte zugleihß das Gesu einer Anzahl JIserlohner Geschäftsleute, in dem diese den Na enten um sein Ein- greifen zur Beilegung ersuhen. Ausschreitungen sind bisher nicht vorgekommen. In einzelnen Fällen haben noch in Kündigung stehende Arbeiter die Ueberstunden verweigert.

In Budapest haben, wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, ungefähr 500 Straßenbahnschaffner und Wagenkenker, die nahezu die Hälfte der Angestellten bilden, gestern in der Naht den n erflärt. Der Straßenbahnverkehr wird unverändert aufrecht erhalten.

Aus Bern wird dem „W. T. B.“ telegraphiert: die Lohn- kommissión des Personals der Gotthardbahn nahm von den Zugeständnissen Kenntnis, welche die Direktion im Laufe dèr

In allen sech8s Berichtsjahren tritt demnah wie in dem gesamten Erhebungézeitraume 1886—1900 ein viel größerer“ Umfang der Hypothekenbewegung_ sowie ein weit erheblicherer Uebershuß der Ein- tragungen bei den städtishen als bei den ländlihen Bezirken hervor. Die Ziffern der leßteren gestalten sich naturgemäß schon deshalb wesentlih geringer, weil auf dem platten Lande niht in dem Maße wie in den Städten durch Bebauung usw. neue beleihungsfähige Werte entstehen und in vielen Landesteilen häufiger ein Nüd- gang als eine Steigerung der ländlichen Bodenwerte in Bes

und Gebäude fast allenthalben an Verkehrswert stark zunehmen. Jn Anbetracht dieses. Umstandes erscheinen die „ländlihen“ Ziffern, welche in der Berichtszeit ein anhaltendes Wachstum der Eintragungen wie der Mehrvershuldung zeigen, recht hoh. Im FJahresdur{chscnitt 1886—1900 stellte si in den städtishen Bezirken die l eis

rsterer

Teizterer bereits seit 1895 alljährlich beträchtlich überholt. ; Was die einzelnen Landesteile betrifst, so betrug der Ueber\Wuß der Eintragungen über die Löschungen f

in der Millionen Mark Provinz V 1895 1896 1897 1898 1899 1900 Ost- [Siadt 17,68 23,16 52,36 33,19 36,18 26,90 preußen \Land 16,11 20,90 20,24 20,35 24,80 19,47 West- Stadt 1321 18,25 25,29 28,63 30,14 25,45 preußen {Sand GiE 6,05 1174/12/69 46/09 0,08 Stadtkreis Berlin 102,16 130,24 124,60 121,67 138,96 101,69 Branden- Stadt 92,18 84,54 140,17 157,65 237,99 210,42 burg .. \Land (18,22 —0,35 26,69 18/80 33,34 22,20 Stadt 17,92 925,00 29,06 37,46 43,67 47,72 Pommern (Sand 8,30 920 8,90 16,00 16,37 10,42 Stadt 17,81 21,16 18,90 20,06 22,16 19,55 Posen Ans O69 1350. 938 1475 1615 S&( Stadt 6686 55,99 63,86 84,31 95,35 97,94 lesien. sand 3496 3001 3568 4187 40,08 60,57 R Stadt 17,99 33,25 37,34 44,69 49,51 50,58 Sachsen {fab 2479 925,89 25,57 831,72 28,75 26,56 Sglesw.- /Stadt 20,75 17,61 24,66 27,00 35,92 30,02 Holstein {Land 1 702 1918 199L/ 21,71 22/71 s Stadt 55,24 61,98 6838 74,19 51,87 54,57 Hannover {Sand 9996 792591 3093 3589 3443 35,07 Westfalen |Stadt 57,32 68,84 72,61 99,11 9847 101,77 Westfalen {Land 2994 75084 3806 4813 5085 50,14 Hessen- Stadt 5475 57,67 73,85 71,85 81,21 71,01 Nassau {Land 7,00 13,72 1424 19,91 16,04 19,86 Rbeinland Stadt 151,51 153,79 190,15 231,79 240,34 266,53 heinland\gnd 5527 65,22 76,78 83,09 89,81 95,20 Hohen- Stadt 0,08 —0,21 0,02 —0,58 0,09 0,20 zollern éa —0,62 0,70 —0,45 —0,19 0,31 —0,28

im Stadt 685,32 751,27 921,24 1033,98 1161,86 1104,39 Staate (0E 255,611) 277,50 321,06 357,55 387,89 395,70.

Die einzelnen Landesteile sind also in fehr ungleichem Maße an dem Uebershuß der Eintragungen beteiligt. An erster Stelle stehen in der ganzen Berichtszeit die Stadtbezirke des Nheinlands. Es folgt bis zum Jahre 1896 Berlin, von 1897 an das Stadt- gebiet der Provinz Brandenburg, dessen jährliche Mehrvershuldung 1900 bereits doppelt so hoh wie diejenige Berlins war. Es handelt ih hierbei vorzugsweise um die hypothefarische Belastung von Neubauten, Fabriken und zu Spekulationszwecken angekauften Baugrundstücken in den Vororten Berlins. Der im leßten Berichts- jahre wahrzunehmende Rückgang der Hypothekenbewegung in Berlin und in der Provinz Brandenburg ist im wesentlichen auf die neuerlihe Zurückhaltung der Grundstücks\pekulation sowie auf den Zu- sammenbruch mehrerer D ae ita und die dadurch veranlaßte vorsihtigere Grundstücksbeleihung seitens der Kreditinstitute zurüds uführen. j i un t dem Lande ist der Ueberschuß der Gintragungen im allge- meinen da am größten, wo au die Gemeinden von noch überwiegend ländlihem Charafter hon stark mit industriellen Anlagen beseßt find, so in der Rheinprovinz, in Westfalen und neuerdings auch in Schlesien. Verhältnismäßig gering erscheint die Mehrvershuldung in den Landgebieten der Provinz Hessen - Nassau. Hier hat aber zum Teil noch die Anlegung der Grundbücher mitgewirkt, welhe zur Löschung zahlreicher alter, tatsählich {on „früher ab- gezahlter Hypotheken führte. Insbesondere in den Provinzen Posen und Westpreußen haben die Käufe der Ae s umfangreiche Löschungen zur Folge gehabt. Cin Ue Buy der Löschungen zeigt ih außer in Hohenzollern nur noch 1896 in den ländlichen Bezirken der Provinz Brandenburg, wo in jenem Jahre die infolge von Zwangsversteigerung gelösten Hypotheken 18,54

stalten.

traht kommt, während in den größeren Städten die Baugründe O jufolge, Gesamtzahl der Transportarbeiter, werdet, entzieht sich noch einer Shäßung. Der beschlossene Aus- stand der Bäder ist hier sowohl wie im Haag als gescheitert an- zusehen. Die Bädtereien arbeiten unter militärischem Schuße. Wenn dee O Eg et bis Gehe atte E hi Î x : ongreß der sozialistishen Partei, - der in Enschede stattfinden soll, nicht Durchschnittëbetrag wird also nah obiger Zusammenstellung seit 1897, abgehalten werden fônnen, da die Führer der Sozialisten nicht in Zügen \ahren werden, die von Nichtaus\tändigen bedient werden. Cine große Fabrik für Maschinen und Gisenbahnmaterial, in welcher noh 400 von 1400 Anges\telllen arbeiten, hat gestern abend die Aus\yerrung der Arbeiter versügt; sie

Lohnbewegung gemacht hat. Sie will auf den Streik verzihten und

Jugend ist kein Abenteuer, kein Elend erspart geblieben. Jn größter Armut wächst er auf, seine Eltern sterben bald, er kommt zu ert, herzigen Verwandten, die den überzähligen Esser mit \{cheelem Auge ansehen, er entläuft zweimal, er wird gar in eine Korrektionsanstalt gebracht, auch aus dieser entspringt er, er wird abéèr wieder eingefangen und muß nun in der Shchusterwerkstatt Dienste tun. Schweinehirt dies mit sieben Jahren —, Lehrling in einém Drogenge|chäft und Schusterjunge, das sind die drei ersten Stationen auf seiner Lebensreise. Und dann klingt es wieder, wie aus einer alten Künstlerbiograbhie, wenn uns erzählt wird; wie er, bei seinen Schweinen tend, das Bildnis eines feiner Pflegebefohlenen mit Kohle auf den Felsen malte und nun dieser und jener auf ihn aufmerksam wird und er endli das Recht erlangt, auf der Akademie in Mailand zu arbeiten und zu hungern. Selbst die Medaillen, die ihm seine Arbeiten einbringen, A er verseßen, um sein Leben zu fristen, und \{ließlich bereitet ihm ein hißiges Temperament, das unverdiente Kränkung niht geduldig hinnehmen kann, seinen shnellen Abgang von dieser Lehranstalt. Dann folgen wieder traurige. Zeiten, er wird Zeichen- lehrer an derselben Korrektionsanstalt, deren Zögling er einst war, und endlich beginnt au für ihn die Zeit der Erfolge. Nicht lange darf er si ihrer erfreuen, den 41 jährigen raft der Tod mitten ‘in seinen Schaffen dahin. : E Von den mehr als 200 großen Bildern, die Segantini gemalt, find nur einige wenige zur Ausstellung gelangt, nur ein Bruchteil seines Lebenswerkes, aber doch genug, um seine Bedeutung verstehen und würdigen zu köunen. Segantini is durhaus nicht troß seiner

Jugendzeit als Autodidakt zu bezeihnen. Er kannte die He und die Malerei des Auslands, Musset und ictor Hugo vermittelte dem der fremden Sprache

Unkundigen ein für die französishe Literatur begeisterter Freund. Den Einfluß Manets zeigt deutli das weiblihe Porträt, die Gattin seines Wohltäters, au die Schilderungen des Bauernlebens sind durch Killet beeinflußt, den er allerdings nur in Braunschen Photographien kennen lernte; in den späteren Bildern zeigt sich der Einfluß Englands, namentlich derjenige Watts. Segantini is eine o

t

denklihe Natur, phantastisch * und träumerisch und auch ni ganz frei von jenen absfonderlihen Einfällen, die vieles und vielerlei Lesen oft zu erzeugen pflegt. Bekannt ist

jenes Bild „die Strafen der wollüstigen Frauen“, das die mißver- standene Wiedergabe einer buddhistishen Erzählung ist und die Ver- anlassung zu einer tiefgehenden Entzweiung mit seinem ältesten und besten Freunde gab. Das aber, worin Segantini Herr und Meister ist, das Reich, in dem er unbeschränkt und selbstherrlich waltet, ift die Malerei des Hochgebirges. Und es handelt sich hier nicht nur um rein künstlerishe Dinge, um die Auffassung allein, sondern auch um die Art der Wiedergabe, die Technik der Malerei, worin er einen Sthritt vorwärts getan, der ihn in die gleihe Reihe mit den großen französischen Erfindern des XIX. Jahrhunderts brachte. „Die Alpen kann man nicht malen", hieß es lange Zeit und, wer sih von der scheinbaren Wahrheit dieses Spruches überzeugen will, braucht nur vor eine jener Alpenlandschaften des einst so be- rühmten Calame zu treten, deren Konturen wie aus Ble geschnitten aussehen und in denen die Luft einem Theaterhimmel gleicht. Die

beauftragte die beteiligten Zentralvorstände der Angestelltenverbände, |- unverzüglih ein Minimalprogramm mit den leßten Forderungen der Direktion zu unterbreiten.

__Zur Aussta ndsbewegung in Holland (vgl. Nr. 83 d. Bl.) erfährt ,W. T. B.“ aus Amsterdam, daß die ausftändigen Eifen- bahnangestellten an Boden verloren haben; die Direktionen treffen Anordnungen, den Dienst allinählich regelmäßiger zu ge- Durch die Arbeitgeber im Transportwesen sind, einer zweitausend Arbeiter ausgeschlossen worden, den Ausständigen gehören; die

dlich nit zu die fünftig arbeitslos sein

Yat aber den nichi aus\ständigen Arbeitern eine Cutschädigung zugesihert. Die vereinigten Arbeitgeber im Schisfahr{ts3- eine Ankündigung, in der. fie die Arbeiter aus- die Arbeit heute . frïh um 6 Uhr wieder guszu- nehmen, widrigenfalls fe über sämtliche Betriebe die Sperre verhängen würden. Dex Verband der Metallarbeiter - hat gestern nahmittag den Ausstand für das ganze Land verkündigt. In Amsterdam sind 4000 bis 5000 Leute aus\tändig. Die Dampfer auf den Linien nah Hull und. London haben gestern den Dienst wieder aufgenommen. In Arnhem wurde gestern nach einem Zuge im Augenblick der Abfahrt mit Steinen geworfen. Die Lage im Hafen von Rotterdam ist unverändert. Es wurde gestern nur auf den Schiffen, die abgehen sollten, gearbeitet. Die Ordnung wird auf dem Flusse durh Dampfbarkassen aufrechterhalten. Der Kreuzer „Holland“ is vor der Stadt eingetroffen; auch eine 1000 Mann starke Abteilung Soldaten ist angelangt. Die Ankunft und Abfahrt der internationalen Züge ist gesichert. Jn der Nacht von Montag zu Dienstag wurde ein von Rozendaal kommender Zug an der Weichbildgrenze von Rotterdam dur einen auf die Schienen gebundenen Balken plößlich zum Stillstand gebracht. Die Maschine zertrümmerte das aus glückliherweise vermorschtem Holz bestehende Hindernis, ohne daß Schaden ‘angerichtet wurde. Es entstand E Aufregung. unter den Reisenden. Gestern abend wurde eine große Versammlung der Bauhandwerker abgehalten. In dieser beschlossen die Maurer und Zimmerleute und die Arbeiter ver- wandter Gewerbe, in den Ausstand zu treten. Die Bäcker haben für heute abend eine Versammlung einberufen. Der Aus Ga D Eisenbahnangestellten nimmt an Umfang ab. Einige Maschinisten haben \sih wieder zum Dienst gemeldet. Der Verkehr gestaltet fih regelmäßiger. Es herrscht vollkommene Ordnung.

R wurde gestern nahmittag, dem „W. T. B.“ M E ‘(val. Nr. 83 d. Bl.)

gestern forderten,

zufolge, der allgemeine Ausstand . 83 verkündet. Die Stadt hat heute fast das gewöhnlihe Aus- sehen. Die Läden, Cafés und Wirtschasten sind geöffnet.

Außer den Buchdruckern_streiklen noch die Fiakerkutscher, die Angestellten der Straßenbahn, die Maurer und einige andere Arbeitergruppen. Die Kutscher der zwischen den Bahnhöfen und der Stadt verkehrenden Fiaker sowie der Hotel- fiaker tun wie gewöhnli Dienst. Auch. einige Wagen der Straßen- bahn sind in Betrieb. Die Händler für die notwendigsten Lebens- mittel werden in einer Bekanntmahung des Bürgermeisters angehalten, ihre Läden ofen zu halten. Der Vorrat im städtischen Schlachthaus beläuft sich auf 670 Stück Rindvieh. Cine Bekannt- machung der Arbeitskammer mahnt die Ausständigen zur Ruhe. Als - Vorsichtsmaßregel wird in verschiedenen Stadtteilen Militär bereit- gehalten. Bisher hat sich kein Zwischenfall ereignet. Einige Versuche zu Zusammenrottungen wurden sofort vereitelt. .

Durch Vermittelung der Regierung wurde, nah einem Telegramm der „Voss. Ztg.", in Spezia der drohende Generalausstand verhindert. Sämtliche Ar enalarbeiter (vgl. Nr. 82 d. Bl.) nahmen am Montag die Beschäftigung wieder auf. Die Mittelmeerbahn, die die Güterannahme für den genannten Plaß Freitag einstellte, hat sie gestern wieder eröffnet.

Kunft und Wissenschaft.

_ Keller und Reiner haben eine Sonderausftellung von Werken Giovanni Se RNLISAL veranstaltet. 1899 starb der große Jtaliener, der seinen Landsleuten wieder einen Teil des Ruhms zurüdckeroberte,

Millionen Mark gegen nur 6,72 im Vorjahre betrugen. Gs handelte 1) infolge nacträglicher Berichtigung geändert. .

das leere Virtuosentum der modernen italienishen Malerei verloren gegangen war. Das Leben Segantinis gleiht einem Roman, seiner

der im XIX. Jahrhundert dur die Tändelei, dur das Süßliche und | vorhanden. genommen, fo steht do wieder wen

Eigenart der Atmosphäre des Hochgebirges, wodur das Fernliegende mit derselben Deutlichkeit wie der Vordergrund erscheint, erschwert - ungemein die Wiedergabe solcher Landschaften. Sie erscheinen. ent-

weder luftleer oder der Künstler hilft sich mit einem ziemlih dürftigen Surrogat aus, dadur einem weißliden Dunst verschwimmen läßt. es nun als dem ersten, alle Schwierigkeiten zu. überwinden, die sich der Wiedergabe des Pointillisten auf die Linie so gut wie ganz Verzicht leisten, ist Segantinf niemals von der genauen und festen Wiedergabe der Konturen ab- gegangen, und troßdem gelang es ihm, die Luftperspektive und das eigenartige Flimmern der Bergluft wiederzugeben. Seine Technik war dabei äußerst eigenartig. Die Leinwand wurde zuerst rot grundiert, um einen fatten und tiefen Unterton zu gewinnen, auf ihm wurde die Komposition in großen, weißen Strichen aufgezeihnet. Sodann be- gann er mit den Einzelheiten, und zwar nie nach Studien, sondern ein jeglihes wurde gebracht. Dabei ereignete ih oft, daß er drei-, viermal seinen Stand- punkt wechseln mußte, um hier ein Haus, dort eine Wiese und am dritten Ort vielleiht das Vieh zu malen. derartigen Vorgehen es der größten Energie bedurfte, um die Einzel- und Transpyortgewerbe veröffentlichten | heiten zusammenzustellen, ist klar, und er verdankte dies nur seiner

ch nämli, daß er die Ferne in Segantini gelang Aber

Hochgebirges entgegenstellen. während die

direft nach der Natur auf die Leinwand

Daß bei einem

vorher wobl abgewogenen und rhythmischen Komposition, die lange im Geiste bei ihm seststand, ebe er an die Arbeit \hritt. Beim Farben- austrag seßte er die Haupttöne in kurzen fetten Strichen auf und ließ zwischen ihnen freien Raum, der später mit den komplementären Farben ausgefüllt wurde, so daß erst durch das Zusammenwirken der einzelnen Farbenstriche jene illusionserzeugende Wirkung entstand, die er mit den Pointillisten gemein hat. Sodann aber wandte er noch? ein äußerst kühnes Mittel an, er streute nämlich Gold- und Silber- staub auf die besonders hellen Stellen, so daß hier ' ein wahrhaft zauberishes Glimmerlicht entstand.

Die Ausstellung zeigt Werke aus allen Perioden Segantinis. Sein naturfreudiges, aber dabei tief innerlihes und zur Shwermut neigendes Temperament wird aus ihnen ersihtlich. Zur Ergänzun seines Schaffens bedarf es aber neben dem in der Königlichen National- galerie befindlichen großen Werke des Meisters noch jener drei jet im Vorraum der Ausstellung der Sezession aufgestellten Bildtafeln. Die bis auf eins unvollendet gebliebenen Bilder begann Segantini als Anfang eines großen Triptychons, das für die Pariser Weltaus- stellung feftimt war. Nur das erste, „Die Natur“, wurde fertig, die beiden anderen, „Das Leben“ und „Der Tod“, blieben Fragment. Als er, um „Das Leben“ zu vollenden, am 18. September 1899 auf seine ‘geliebten Berge stieg, rief er im Hochgefühl seiner Kraft und überwältigt von der Schönheit des abendlihen Alpenpanoramas aus: „Ich will eure Berge malen, Engadiner, daß die ganze Welt von ihrer Schönheit spricht.“ Zehn Tage darauf wurde seine Leiche nah der einsamen Kirche bei Maloia, die er so oft gemalt hat, N

Land- und Forftwirtschaft.

Infolge der Bewilligung von Mitteln durch den Reichstag zur Fortführung der Usambarabahn bis Mombo hat das Kolonial- wirtshaftlihe Komitee in Berlin Maßnahmen zur Förderung E E längs der geplanten Bahnlinie ein-

eleitet. N Auf Anregung Seiner Hoheit des Herzogs Johann Albrecht zu Mecklenburg verhandelt das Kolonialwirtschaftliche Komitee mit dem Kaiserlichen Generalkonsul in Neapel über die Einführung der Seidenzucht, insbesondere des widerstandsfähigen indischen Tussor- \pinners in Deutsch-Ostafrika. Größere Mengen Seidenraupen- - eier werden nah den Bezirken Tanga und Wilhelmsthal übergeführt.

Die Zuckerindustrie Spaniens. Durch Erlaß des Finanzministers ist im vergangenen Zahre, als Betriebsjahr für die Nübenzuerfabriken allgemein die ‘Seit vom 1. Juli bis 30. Junt und für die Nohr- und Sprgum- zuckerfabriken das Kalenderjahr festgelegt worden. Die Zucker- produktion der im Betriebsjahre 1901/02 in Tätigkeit gewesenen 48 Nübenzuerfabriken betrug 51262981 kg, während im Be- triebsjahre 1900/01 von nur 41 Rübenzuckerfabriken 60 438 227 kg hergestellt worden waren. Die Ausbeute der 29 Rohrzuckerfabriken im Betriebsjahre 1902 wird auf ungefähr 17 Millionen Kilogramm geschäßt gegenüber 28 146 240 kg im Vorjahre, die in 28 Rohr- zuderfabriken produziert worden waren. Außerdem sind im Zahre 1902 eine Sorgumzuckerfabrik und zwei Glykosefabriken im Betriebe gewesen, über deren wenig bedeutende Produktion gengutxe statistishe Angaben nicht vorliegen. An Zuckerraffinerien waren F

z i ch j Hat nah obigen Ziffern die Zu e as den L