1876 / 213 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 09 Sep 1876 18:00:01 GMT) scan diff

den jenseitigen Uferböben, welche die Türken jeßt beseßt balten, nit eingesehen, d. h. aus beberrswenden GBeshüßz-ÉEmplacements nidt be- schossen werten alies Vorzüge, welhe die Positicnen von Alexinaß ia weit geringerem Maße besaßen. : 4 :

Troßdem mußte die serbische Armee ihren erften Widerftand bei Klexinaßz leisten, da dieser Ort nicht nur eine massive Thalsperre, soudern au mit den Dcfiléen von Banj4 und Jankova- Klissura eine mit hohen Gebirgszügen vershränkte Barriere bildete, welche irgend wo durchbrochen werden mußte, um ix das Juanere Serbiens einzu- dringen. Diese Barriere wurde dur die Niederlage der Serben am 1. September aufgerollt, die natürli&en Hindernisse versazen nun- mehr dea Dienst und Tschernajef} muß mit seiner Armee weit aus- gedehntere Stellungen ale bither einnehmen, um den Türken die Vor- ding in Serbien zu erschweren. So lange Deligrad von der Armee besest ist, wird die militärische Eutsceidung aller dirgs immer an d'eser Stelle autgefochten werden müssen, allein es sino zwei Momente maßgeberd, welche den Serben eine konzentrirnte Aufstellung bei De- ligrad urmöglich machen. Vorerst die Rücsichten auf die aktuelle Situation vor dem Waffenstillstande und ëann die Sorge vor der verheerenden Kriegführung d.r Tü:ken. Ganz unbedeuteude Streif- patrouillen von Tscberkessen und Baichi-Bozuks würden genügen, die von den Serben faktisch nicht beseßten Dörfer und Städte zu plün- dern und eirzuäscherr, z e A

Der wundeste Punkt der jetzigen serbishen Aufstellung ist also Krusewayt oter vielmehr der Wintel am Zusammenfluß der serbischen und bulgarischen Morawa. Die Türken haben jetzt das unpa!firbare Jaftre- baz-Gebirge mit seinen bis 4500 Fu}; hohen Kämmen hinter sich und könren sich innechaldò dec bevölkerten Gelände zwischen Déeligrad uad Krusewaß ohne große Müÿe ausbreiten. Sie sind aljo in der Lage, in wenigen Tagen, ohne Deligrad ei: nstlih anzugreifen, ein großes Stück ferbi- schen Landes im Lvesten zu ofkupiren und so ganz ernstliche Bedin- gungen für ten bevorstehenden Waffenftillstand zu hafen. Wie Tichernajeff den Raum zwischen den beiden Morawas gedeckt hat, ob dur) die Zurückbe:ufung von Abtheilungen der Ibar-Division oder durch Detachements des Gr. s kei Deligrad, ift bisher noch nit be- fannt geworden. Jedenfalls sind in dem eben bezeichneten Raume die nächsten Scharmüßel zu erwarten, da vorläufiz die türkische Armee auf der s{hmaien Ebene des linken Morawa Ufers bei Trujan und Adranovaz kine eigentliche Frontal-Aufstellung nehmen kann. Will sich Abdul Kerim Pascha gegen Deligrad wenden, fo steht er à cheval der Morawa, mit cinem Hinderniß in ter Front und einer Aufftellung obne Tiefe. Will er nordwärts vorrücken, fo ist seine Position wohl tief genug, aber vorläufig ohne alle Entwickelungsfähigkeit.

Aus Cettinje wird bereits der erfte Zusammenitoß zwischen Türken und Montenegrinern am 6. September bei dem Dorfe Roganj gemeldet. Roganj liegt etwa vier Kilometez nördlih vou Podgorizza a::f montenegrinischem Boden, in ter Landschaft Piperi und an der Mündung der Zeta in die Moratscha. Das montenegrinishe Sieges- bulletin weist cinige nicht ganz zuversi.1tlice Stellen auf und es muß deóhalb schon mit einiger Vorsicht aufgenommen werden.

Die Natrichten vom türkisch-montenegrinischen

riegs\chauplagze lauten:

Cettinje, 8. September. (W. T. B.) Das Fournal „Glas Czrnagorza“ veröffentliht weitere Details über den vor- gestern von den Montenegrinern erfochtenen Sieg, dur den die Absicht Derwish Paschas, in das Innere von Montenegro ein- zudringen, vereitelt wurde. Nah den Mittheilungen des Blat- tes find 200 Türken todt auf dem Sthlachtfelde geblieben, mehr als 1000 ertranfen im Moracaflusse, der Rest floh nah Pod- gorizza. Die Montenegriner hatten 67 Todte und 122 Ver- wundete.

Die Verhältnisse auf dem montenegrinischen Kriegsschauplaße geben der „Bohemia* zu folgenden Be- trahtungen Anlaß:

Bei einer Invasion in feindlies Gebiet pflegt in der Regel die Hauptstadt das Objekt der Operationen zu sein. In diesem Falle run wäre sie für die von zwei Seiten hereinbrehenden türkischen Heere um so schneller zu erreichen, als der Flächeninhalt Montenegros netio 78 Quadratmeilen beträgt, wovon 32 auf Czernagora und 46 auf die Brda kommen. Nun kommt aker bei diesem Vorhaben, das ficherlih die türkishen Truppenführer dermalea beschäftigt, der in ftrategischer Hinsicht b: dauerlihe Umstand in Betracht, daß das Fürstenthum eigentlich keine Hauptstadt besizt; deun Cettinje kaun faum als folhe bezeihnet werden.

Dieser Hauptort des Fürstenthums liegt auf dem Haupt-Hoh-

plateau, in tem 3000 Klafter largen und 500 Klafter breiten Thale gleidea Namens, 2010 Faß über dem Meere. Der höheren Kultuc und dem geiäuterten Geshmack des Herrschers ertsprehead, ift die Etene um die „Residenz*® tbeils Gras-, theils Ackerland. Siz be- ftehc avs dem Palaste des Leßteren, dem Kloster und wenig über 20 Häusern. Der Palast selbst ist ein 30 Fenster langes, -inftöcki- ges Gebäude, von hohen Mauern ums{lossen, an deren vier Ecken PVertheidigunasthürme wit Schießscharten angebracht find.

Gleich über dem Palaste am Abhange der felsigen Berge an der Westseite des Thales liegt das neue Kloster. Nicht weit von der Vorderseite des Palastes erblickt man die Rainen des alten, von den Türken wiederholt zerstörten Klofte:s. Auf einem Felsen aber, gleih über dem neuen Klofter, steht ein runder Thurm mit Schießscharten. CGettinje ist von vielen kleineren Hochflächen einges(lossen, welche es ziemli sicerstellen. Besonders ift die Vertheidigung g-gen Caitaro leit, während die Türken wiederholt durch das Flußthal der Zeta über Cevo und Miske vo1drangen; fo in den Jahren 1657, 1714 und 1785.

NRukßland und Polen. St. Petersburg, 7. Septem- ber. Der Kaiser von Brasilien gedenkt St. Petersburg morgen zu verlassen und fich zunächst nah Moskau und Nischni- Nowgorod zu begeben. Später gedenkt der Kaiser Kiew zu be- suhen und dem Kaiser und der Kaiserin von Rußland einen Besuch in Livadia abzustatten.

Der Dampfer „Eriklik“ wird zum 6. September nah Konstantinopel gehen, um den Herzog von Edinburgh von dort nah Yalta zu bringen.

Statistische Nachrichten.

Im Jahre 1875 wurde in den zwanig Münchener Braunbier-Brauereien 586,182 Hektoliter Malz verbraucbt. Von dem aus diesem Malz gebrauten Bier wurden über die Burg- frieden8grenze ausgeführt: 255,971 Hekt., aegen 1870 69,6% mehr. Die Ginfuhcr fremder Bi-re nah München hat sich geaen 1870 bedeutend gehoben, sie betrug 1875: 24,152 Hert., gegen 1870 mehr 477,9% Der Hopfenumsat im Jahre 1875/76 beirägt 1,334,127 Pfd., gegen 1874/75 mehr um 101,7% Die Verwendung des Hopfens zur Bierfabcikation stellt fi auf 12—2 Pfd. pr. Hekt. Malz, Der in der Marktiperiode 1875/76 zu Markt gebrachte Hopfen erzielte einen Duræ&schnittspreis von 150,87 (A Der Malz- aufsblag pr. 1875 entziffert einen Gesammtbetrag von 594,963 Fl. 173 Kr.

î Nah der von dem Amerikanischen Eisen- und Stahlverein veröffentlichten Statistik betrug die Roheifenpro- duktion der Vereinigien Staaten im Jahre 1875 2,226,581 Tons gegen 2,689,413 Tons im Jahre 1874, daher um 1509%/% weniger. Die Walzeisenerzeugung betrug im Jahre 1875 1,890,379 T. gegen 1,839,560 T. im Jahre 1874, daher 4 °/9 mehr. Diese Zahlen scblie- ßen Schienen, Bandeisen, Blehe, Nägel und andere Arten gewalzten Eisens, excl. geshmiedetes Eisen, wie Anker, Kurbeln, Winkelstöcke für Schienen 2c. ein, An Eisen- und Stahlschienen in allen Größen wurden im Jahre 1875 792,512 T. gegen 729,413 T. im Jahre 1874 hergestellt. Diese Produktion, welche seit dem Jahre 1872 von 1 Million T. fortwährend gefallen, {eint deimnach wieder in der Steigeruyg begriffen. Im Jakre 1874 stellte sich das Verhältnß des Totalgewichts der produzirten Eisenschienen gegen Vessemerschienen wie 584,469 T. zu 144,944 T., im Jahre 1875 dagegen wie 501,649 T. zu 290,864 T, ein Verhältniß, daß pro 1876 sih derart gestalten wird, daß mehr Bessemer- als Eisenschienen zur Produktion gelangen werden. Der Totalwerth d s in Amerika produzirten Stahls und Eisens betrug im leßten Jahre 15,273,310 Doll. gegen 24,000,720 Doll. im Jahre 1874 und 61,724,227 Doll. im Jahre 1872.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Vom Deutshen Rhein. Mit landscaftlidben und archi- tektcnischen Ansichten nebst JUustrationen zu rheinischen Dichtungen in 50 Vlättern von Caépar Scheuren. Verlag von Breidenbach & Baumann in Düsseldorf und ausgeführt in deren lithographischer Kunstanstalt. Vo3z diesen 50 Blättern sind 24 landschaftlihe Ansichten, Alles ganz neue Aufnahmen, zum großen Theil auch gerade solhe Gegenden, die sich biélang noch in keinem ähnlichen Werke finden. Diese Bilder find in feinem Aquarelifarbendruck ausgeführt. Jhnen entsprechen 24 Blätter in einfacheren Farben, die den Landschaften, so zu sagen,

als Einleitung dienen. Jn seiner * bekannten Weise illuftrirt déx Künstler in diesen Bildern die, au die betreffende Gegend fih ?nüpfenden ge\chickchtlihen Ereignisse und Sagen, fügt angerdem die in der Nähe jener Hauptorte befindlichen besonders bemerkenéwerthen Burgen und Ortschaften in kleineren landshaftliGey Bildern ein. Die Mitte der Blätter füllt ein Gedicht, das die betreffende Gegend, deren Geschihte u. #. w. befionzt. Wir geben in Nachstehendem die 24 landschaftlihen Blätier im Ein- zelnen an: Straßburg, Baden, Heidelberg, Speier, Worms, Frauk. furt, Mairz, Wiesbaden, Niederwald, Kreuznach, Bacharah, Ober- wesel, Lurley, Boppard, Stolzenfels, Ems, Coblenz, Apollinariskirche, Siebengebirge, Bonn, Cöln, Aachen, Düsseldorf, Clere. Außer den eben aufgeführten Bildern bält das Werk noch einen Haupt- und einen Nebentitel, sowie ein Schlußstük, so daß fih die Zahl der Blätter genau auf 51 beläuft. Die Ausgabe erfolgt in, 12 Lieferungen, die in Zwishemäumen von 8—14 Tagen aufeinander folgen; bis Ende Okiober wird das Werk vollständig vorliegen. Die ersten 11 Liefecs rungen enthalten je 2 Landschaften mit den dazu gehörigen Einlei- taugsblättecy, der leßten Lieferung werden außerdem unberchnet die zwei Titel und das Schlußftück beicegeben.

Das in der Ausgabe begriffcne 8. Heft von Petermaunns eGeographishen Mittheilungen“ (Gotha, Justus Perthes) bringt u. A. folgende Aufsäße: Barometrisde Höhen- bestimmungen in Columbien von Eduard Steinheil. Mit einer Karte. Die Trockenlegung der Zuiderzee. Von J. Kuyper. Mit Karte. Die Resultate der meteorologishen Beo-achtungen auf Spißbergen und in Oft-Gröaland. Nach Wijkander und Koldewey. Beiträge zur Kenntniß der Windverhältnisse in den Spißbergen uwgebend-n Theilen des Eismeeres. Von Dr. Aug. Wijkander. Utcber die Rechtschreibung der geogravhishen Namen. Ven L. Ewald in Darm- ftadt. Geographische Literatur. . _ —- Aus New-York wird vom 6. telegraphisch mitgetheilt, daß Bartholèds Statue von Lafayette auf dem Union-jquare daselbst unter entsprecchender Feierliá keit und in Gegenwart einer ungeheuren Men- schenmcnge enthüllt worden sei.

Gewerbe und Handel.

Leipzig, 8. September. (W. T. B.) Die in der bevorstehen- den Michaelismesse in den Räumen der Leipziger Börsenhalle stattfindende Garnböôrse wird Montag, den 25. September, ihren Anfang nehwen.

Hamburg, 7. Sept-mber. (H. C.) Die Depu'ation für Han- del und Schiffahrt hat Ansesihts der nach mehrfachen Vorkomm- nissen in Bremen und an anderen Orten nahe getretenen Gefahr der Einsc({leppung des amerifkanischen Kartoffeitäfers nah Eagropx neuerdings eine verschärfte Kontrole für die von Amerika ‘und aus dortigen Hafenpläßen anlangendea Schiffe angeordnet, um der Möa- lihkeit einer Verbreitung des verheerenden Ungeziefers, wenigstens derjenigen durch Einschleppung über Hamburg, mit allen möglichen Mitteln vorzubeugen.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Stuttgart, Sonnabend, 9. September. Der Konsistorial- Präsident und vormalige Kultus - Minister v. Golther ist gestern im 53. Lebensjahre am Typhus gestorben.

London, Sonnabend, 9, September, Morgens, Die heu- tigen Morgenblätter melden, Earl Derby werde kommenden Montag eine Deputation von Vertretern der Arbeiter empfangen, die ihm ihre Ansichten und Wünsche in der Orientfrage vortra- gen wolle. Die „Times“ veröffentlicht eine Zuschrift Lord Strat- fords de Redclifse, die fih ebenfalls mit der Orienifrage be\häf- tigi, und in welcher der vormalige Botschafter in Konstantin-cpe. ein einmüthiges Zusammengehen der sechs Garantiemähte und behufs Lösung der Drientfrage die Herftellung einer Reihe auto- nomer Staaten auf dem Ländergebiete vom Schwarzen Meere bis zum Adriatishen Meere empfiehlt. Lord Stratford bedauert, daß England durch sein Mißtrauen verhindert worden sei, von vorn herein im Einverständniß mit den Nordmächten zu handeln.

Berlin, den 9. September 1876.

Pest, 7. September. Jn der heutigen Plenarversamm]lung des Statistischen Kongresses sprach Vecker, Direktor des Statistischen Amts des Deutschen Reiches, über die verschiedenen Methoden der Meortalitätsstatistik; Bodio (Italien) über den nämlichen Gegenstand ; Köröst (Pest) über Finanzftatistik der Großstädte; Janssens (Belgien) über Bevölkerunge statiftik der Erofstädte. Levasseur berichtete über die veranstaltete grapbische Ausftelluna, indem er alle in derselben vertretenen Lärder eingehend würdigt. Die meisten graphischen Werke sind von Urgarn, Oeflerreich und Rußland ausgesteüt. Die Ausstellung der Stadt Pest, besorders über die Verheerungen der diesjährigen Uebers&wemmung, werden lobend hervorgehoben, cbenso wird die Karte über die Heil- und Mireralquillen der Monarchie gecühmt. Der glänzend abgefaßte Bericht wurde lebhaft applaudirt.

Während der Sißurg lief folgende Depesche des Kaisers Franz Ioseph ein: „Ich gestatte, daß Minister Tréfert beim Schlusse des statistishen Kongresses crôffue, daß es mich freue, daß der internationale statistishe Kongreß in meiner ungarishen Haupt- stadt stattgefunden hat und daß ich von seiner Thätigkeit bedeutende Resultate erwarte.“

Auf Veranlassung des Sächsischen Provinzialausschusses ift in der Provinz Sachsen eine hiftorishe Kommission gebildet worden, welce sich demnöchst kor. stituiren und ihre Arbeiten beginnen wird. Dieselben werden si, wie die „Magd. Z“ mittheilt, in erstcr Linie auf die Ausgrabungen, auf die Herauêëgabe vcn hifto- rischen Urkunden uxd auf die Bildung eines Provinzialmuseums er- strecken, zu welwem Zwecke der Kommission eine vamhafte Summe zur Verfügung geftellt ift. Zuväctst soll das Urkundenbuch der Stadt Halberstadt und das des Kloster Berge zum Druck vorbereitet werden und sind damit der Gymrasialdirektor Schmidt und Dr. Holstein in Verden betraut worden.

Die „K. Z.° {reibt über das Denkmal auf dem Drachen- fels: Auf der Platte unter der Ruine Drachenfels wurde voc 60 Jahren eine Pyramide errichtet zur Ercinneruxg an die beim Rhein- übergayg 1814 gefallenen tapferen Streiter von Boltenstern, Major vom Garde-Jäger-Bataillon, und Joseph Genger, Bürger von Königs- winter und Führer des siebengebirgigen Landsturms. Dieses Denk- mal hieit einige Jahrzehnte Stand, vermochte aber der Verwitterung niht auf die Dauer zu widerstehen. Jn den vierziger Jahren war es bereits so morsch und kaufällig geworder, daß man es durch ein neues Monument zu ersetzen beschlo, Dur freiwillige Bei- träge murden dazu die Mittel beschafft, und im Jahre 1857 trat eine nah Zwirne:s Plan ausgeführte gothiste Spißsäule an die SteVe der Pyramide. Jeßt ist das Denkmal abermals erreuert worden, und zwar auf bejouderen Befehl des Kaisers und Königs. pee und Maße des Zwirnershen Baues find genau bei-

chaiten, nur die Inschriften haben auf der Südseite einen Zusaß cr- halten. Man iieft jeßt auf ter Nordseite: „Zur Erinnerung an die patriotis@e Hirgebung des rheinischen Volkes uud an die Errichtung des freiwillizen Landsturmes vem Siebeng-birge in den Jahren 1813, 1814, 1815,“ auf der Oftseite: „Neu erri&tet (in dankbarem Rück- blick auf die 42 FriederEjahre) unter der gejegneten Regierung Fried-

rich Wilhelms I1V. durch freiwillige Beiträge im Jahre 1857,* auf der Südseite: „Um die Erinnerong dauernd zu erhalten, aus festem Geftein erneut nach Wiederhcrft-llung des Deutscen Reichs durch den ersten Kaser Dentschlands, Wi!helm, König von Preußen, 1876,* auf der Westseite: „Preis urd Ehre dem Höchsten! Freiheit, Ruhm und Friede dem Vaterlande! Dank den gefallenen Streiterv,“ und oh oben in der Spiße: „Deutsch und treu für immer.“

Stuttgart, 6. September. Ju den oberen Räumen des Mu- feums nahm heute Vormittag 9 Uhr die V. Generalverso mm- lung des deutschen Apothekervereins ihren Anfang. Gestern Abend war Begrüßuyg und Einschreibung der Theilnehmer und ge- fellige Unterhaltung auf der Silberburg vorauägegangen. Die Ver- handlungen an denen si gegen 200 Mitalieder des Vereins bethei- ligen, finden unter dem Vorsiß des Hrn. Wolfrum aus Augsburg im fleinen Festsaal des Museums stait. Nachdem der Vorsißende die Versammlung eröffnet hatie, ertheilte er das Wort Hrn. Prof. Dr. O. Fraas. Dieser hieß die Versammlung im Namen der Stz1dt Stutt- gart, im Namen des leider verhinderten Ober-Vürgermeisters in den Mauern der alten shwäbishen Hauptstadt Stuttgart willkommen. Der Vorsißende dankte dem Redrcr, worauf zur Herstellung des Bu- reaus und sodavu zur Tagesocdnung übergegangen wurde. Der Bor- sißende erstattete den allgemeinen Jahr-sberiht des Vereins. Es ward dabei fkonstatirt, daß die Pharmacie aub im letzten Jahre wesentlihe Fortschrittze gemaht habe, dies verdanke man insbesondere dem unermüdlichen Bestrebtsein der Apotheker, den oft sehr strengen Vorschriften dec deutshen Pharmakopse vollständig nachzukommen, dies habe wesentlichen Einfluß auf Güte und Reinheit der Arzneimittel gehabt. Ein weiterer Fortscriit sei Schaffung einer Apothekerprüfungs-Ordnungz nur ci noch zu wünschen, daß bei solchen Feststellurgen dem Apcthekerstande eine erfolgreiche M twirkuvg ver- stattet werde. Einige weitere Punkte der Tageétordnung (Berichte Úber den Gebülfen-Unterstüßungs- und Pensionéfond, Stipendienfond, Apotheker-Unterstützungsfond, Kassenverwaltung u. f. w.) bieten kein allgemeineres Interesse.

Theater.

Im Wallner-Theater wird am Montag „Der Veilchen- fresser* nach’ halbjähriger Pause neu einstudirt in Scene gehen. Die Vorstellung erhält noch cin besonderes Interesse dadur, daß in der- selben Frl. Sophie Stehle und Frl. Anna Schendier debütiren werden. Die leßtgenannte Dame, welche bereits in „Hohe Schule* uud „Mein Leopold“ aufgetreten ift, hat durch ihre Erscheinung und ihr frisches, natürlihes Spiel sich die Sympathien des Publikums in kürzester Zeit gewonnen und verspricht, im Fache der fugendlihen naivea und der Lustspiel-Soubretten eine hervorragende Kraft zu werden.

Im Friedrich-W ilhelmstädtishen Theater finden Sonntag, Montag und Dienstag die lchten Aufführungen auf der Sommerbühne und zugleich der Posse: „Die Reise durch Berlin“ statt. Am Mittwoch wird alsdann die Winterbühne und zwar mit „die Fledermaus“ eröffnet, welhe Operette auch nur noch 2 Mal und zwar zu dem Zwecke vorgeführt wird, um Hrn. Bollin ann, welcher demnächst aus dem Künstlerverbande des Fried- rich Wiihelmstädtishen Theaters tritt, Gelegenßeit zu geben, fich in einer seiner Ledeutendsten Rollen verabschieden zu können.

Das Residenz-Theater bringt seit seiner Wiedereröffnung allabendlih duei Novitäten, die geeignet scheinen, das Haus auf längere Zeit zu fü!len. Zuerst: „Die Neuvermählten*, Schauspi-l in 2 Akten von Bjönstjerne Björnson (deutsch von Lange), Das interessante Werk schildert den Korflikt, der im Herzen einer jungen Frau zwischen der Liebe zu ihren Eltern und der zu ihrem Gatten entsteht, Der Dichter hat es meisterhaft verstanden, diesen Konflikt Charaktere durchkämpfen zu lassen, welche natürlich gezeihnet auch die geschilderte Leidenschaft glaublih machen. Der dramatishe Auf- bau des Stückes ist geshicki. Die Sprache ist vornehm ohne Längen oder Steifheit, manch geistreiher Einfall, manche sinnige Redewenduang erhöhen den Reiz des Dialogs. Die Darstellung ist eine fn allen Theilen wohlgelungene, namentlich sind Frl. Ramm und Hr. Prosfki zu loben. Der Sch@{wank „Simson und Delila“ von mil Claar ist überaus fkomish und findet den ungetheilten Beifall der Zuschauer, zumal Frau Claar- Delia und Hr. Beckmann die Titelrollen axumuthig und ergöüh- lih geben und Frl, Math. Ramm sie bestens unterstüßt. „Die Philosophie des Unbewußten“ von Blumenthal will diese Philo- sophie durch cinen Gatten bei seiner Frau durchführee, läßt sie aber an der idealeren Auffassung der leßteren scheitern, ein bhübscher Ge- danke, welcher von Hrn. Keppler, Fr. Claar-Delia, Fr. Ernst und Hry. Beckmanx gut ausgeführt wird, so daß auc dieser Novität der Beifall tes Hauses zu Theil wurde.

In Berücksichtigung des Umstandes, daß viele Theaterbesucher durch ihren Beruf bis nah 7 Uhc Abends gefesselt sind, hat sich die Dircktion des Residenztheaters entschlossen, von j-ßt ab ver- suchsweise die Vorstellungen an Wochentagen umhalb Acht Uhr Abends beginnen zu lassen. Diese Einrichtung tritt bereits Montag,

den 11, September in Krast; an Sonntagen jedoch bleibt die An-

fangéstunde wie biéher sieben Uhr.

Im Stadttheater, welches durch einzelne Neuerungen in der außeren AUsschmückung sehr gewonnen hat, tr-t am Freitag Hr. Georg Paradies,“ vom Staditheatec in Leipzig, in zwei Partien auf; zuerst in der Relle des Jeremias Knabe („Im Vorzimmer Sr. Excellenz"), die an sich w-nig beweist, da sie immer in gleiher Weije gegeben wird und zu individueller Auffassung keinen Raum giebt ; nur war es dem Darsteller vicht gelungen wirklih alt zu ersheinen, und dann als Buchbinder Kleister im „Schwert ces Damokles*, wo er viel drastische Komik entwick-:lte, Zwischen beiden kleinen Stücken wurde Jordans reizendes und geifivolles Lustspiel: „Durh's Ohr“ ge- geben; alle vier Darsteller wurden ihren Aufgaben gececht und ließen den feinen, pikanten Dialog zu jeinem vollen Recht kommen; namentlich Frl. Savary (Mathilde) und Hr. Fliegener (Gutsbesißer), welche auch die Verje trefflih sprachen; aber auch Fr. H errlinger (Clara) und Hr. Tiefel (Advokat) leisteten Gutes.

Redacteur: F. Vrehm.

Ver1ag ker Expedition (Ke s} el). Vier Beilagen

(eins{ließlich Börsen-Beilage).

411 or Berlin: Druck: W, Elsner,

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preuzzichen Staazs-Anzeiger.

M 213. L

Die Kunstausstellung der Königlihen Akademie der Künste.

I. Das provisorishe Gebäude. Allgemeiner Ueberblick.

Noch vor dem ursprünglich festgeseßten Termin if die dies- jährige fünfzigste Kunstausstellung der Königlichen Akademie der Künste bercits am 6. September, vorläufig für eine auf die Stunden von 12—4 Uhr beschränkte Besuchs- zeit, dem Publikum eröffnet worden. Vom 10. d. M. ab wird fie bis zum 5. November, an welchem der Schluß stattfindet, täglich von 10, an den Sonntagen von 11 Uhr an zugäng- lich sein.

Da die bisher den von zwei zu zwei Jahren wiederkehrenden akademischen Kunstausstellungen eingeräumten Säle und Korridore des Akademiegebäudes, die sich ohnehin mit der Zeit als in mancher Hinsiht unzulängl:ch erwiesen hatten, seit der Reorga- nisation und der dur sie herbeigeführten Erweiterung des Lehr- inftituts für die Zwecke des leßteren niht mehr entbehrt werden Fonnteu, so machte sich für die diesmalige Ausstellung die Errich- tung eines provisorischen Gebäudes nothwendig, das seinen Plag auf der äußersten Spitze der sogenannten Museumsinsel gefunden hat und, durch die Mehlbrücke mit der Straße „Am Kupfer- graben“ verbunden, dieser seinen Eingang zukehrt.

Durch die Lage und die Ausdehnung dées gewählten Beu- plates, der nah Norden hin durch die in \{hräger Richtung von feiner \südwestlihen, dem Kupfergraben parallelen Grenzlinie abgehende Spree umschlossen wird, war diesem Gebäude, das der Baumeister Orth nah den Ideen des Geheimen Regierungs- Raths Higig in der kurzen Frift von etwa drei Monaten auf- führte. die Gestaltung seines Grundrisses im Wesentlichen un- abänderlih vorgeschrieben. Durh volle Ausnuzung des vor- handenen Raumes, den man überdies noch dadurch erweiterte, daß man die auf Pfählen ruhende Nordseite des Baues ein Stü über die Spree hinausrückte, is dabei eine Reihe von Sälen und Galerien gewonnen worden, die sih für die Zwecke der Ausflellung als durhaus hinreichend erweisen.

Ein Vorbau, der seine {chmucklose Giebelfront der Brücke und der Straße zuwendet und durh das über seine beiden Ein- gangsthüren hingespannte weite Bogenfenster sein Licht erhält, umfaßt ein geräumiges Veftibül, zu dessen beiden Seiten die Garderoben und die Kasse angeordnet find, während dem Einitreten- den gegenüber sich zwei Thüren öffnen, die in zwei quadratische Säle (I—I[) von gleiher Gestalt und Größe führen. An jeden derselben \{ließen sh wieder, in gleiher Richtung nah Norden hin, je zwei Räume von halber Saalbreite an, von denen der erste (auf der linken Seite) dem Bureau der Ausstellung ange- wiesen ist, während die drei nah rechts hin sich anschließenden (die Galerien 1— 3) die Reihe der Kompartimente eröff- nen, in die der als ein einziger mächtiger Flügel an den vorgeshobenen \{chmalen Frontbau \sich nah rechts hin anlchnende Haupt!theil de-s Gebäudes zerlegt ift. Die von Kompartiment zu Kompartiment \ih fortsezende Dop- pelreihe der Durchgänge folgt auf beiden Langseiten der Grenz- linie des Gebäudes, so daß sich auf der für den Eintretenden linken Seite, deren schräg gerihtete Mauer jede folgende Galerie an Länge gewinnen läßt, die Thüren immer weiter nah Norden hin verschieben, während fie zur Rechten von Galerie 3 aus einen Durchblick durch die Galerien 4—16 und damit durch die ganze Länge des Gebäudes gewähren.

In angemessener Weise wird diese lange Flucht der Gale- rien zweimal durch die Einfügung zweier größeren Säle unter- brochen, Der erste derselben (Saal 1) ift derartig quer durch die Galerien 10—12 gelegt, daß diese beiderseits in verkürzter Länge bestchen blciben und damit auf der Nordseite trei weitere kleine Räume (17—19) gewonnen werden, während der zum Slß zu erwähnende Saal IV di: zu einem quadratishen Raume vereinigte nördlihe Hälfte der beiden Galerien 15 und 16 in Anspruch. nimmt.

Von diesen \sämmtlihen Kompartimenten find nun die Säle 1, II und 1V, sowie die Galerien Z3—16 für die Aus- stellung der eingesandten Gemälde, die Galerie 1 für die der Kupferstihe und Zeichnungen, die Galerie 2 für die der Aqua- relien 2c. benußt worden, von welchen lehteren ein kleiner Theil auch noch an der von Gemälden frei gelassenen Rückwand der Galerie 3 untergebraht wurde. Saal 1li, der nur wenige größere, meist dekorative Bilder enthält, ist im Verein mit der nstoßenden Galerie 18 den plastishen Arbciten zugewiesen, von Denen einzelne übrigens auch durch die anderen Säle u!.d Ga- [erien in passender Weise verti eilt worden find. In den Räu- men 17 und 19 endli haben ein Restaurant und eine Konditorei Aufnahme gefunden,

Die Erzielung einer monumentalen Wirkung mußte der ausführende Architekt bei der Uvgunst des Bauplatzes und mehr noch bei dem provisorishen Charakter des Gebäudes selbstverständlih außer Ansaß lassen, und so ist denn auch mit Recht auf eine reichere dekorative Ausstattung durchweg ver- gichtet worden. Den zu befri-digenden Bedürfnissen jedoch ent- spricht dieser Bau in seiner praktishen Anlage derartig, daß weder das Publikum noch die ausftellenden Künstler ihm ihre volle Anerkennung versagen werden. Er gestattet nicht nur in jeinen sämmtlichen Theilen eine ungehinderte Bewegung der Besucher und eine bequeme Betrachtung der ausgestellten Kunst- werke, sondern genügt auch dur die geschickte Anordnung der Galerien und Säle, sowie durch die Raumverhältnisse derselben zugleih jedem billigen ästhetishen Anspruch, den man an ihn zu stellen berechtigt ist. Vor allem aber muß die durhweg fast völlig «gleih gute Beleuhtung der Gemälde hervor- gehoben werden. In den Sälen wird dieselbe durch aufgesezte vierseitige Laternen, in den langgestreckten, mit Pultdächern versehenen Galerien durch ein \{chräg einfallen- des Oberlicht erzielt, das den aus\cließlih auf den gegenüber- liegenden Wandflähhen aufgehängten Gemälden in jeder Hinsicht zum Vortheil gereiht und keines derselben vor den übrigen nach dieser Seite hin begünstigt erscheinen läßt. Ein Uebelstand früherer Ausstellungen, der häufige Wechsel der Pläße zwischen

den einzelnen Bildern, wird hiermit in dankenswerther Weise beseitigt.

Der in Druck und Papier trefflich ausgestattet? Katalog der Ausstellung umfaßt im Ganzen 1079 Numme":q, von denen 826 auf Oelgemälde, 106 auf die diesmal, vchn ihnen gesondert aufgeführten Aquarellen und Zeihnungep, 29 auf Kupferstiche ,

v

Meran, E zen 5. Septe

Lithographien und Holzshnitte nebft Zeihnungen zu solchen, |

sowie endlih 118, von denen die eine doppelt zählt, auf pla- tische Bildwerke entfallen.

Innerhalb der ersten Abtheilung is die religiöse Ma- [erei durch 9 Bilder von 8 Künstlern vertreten, das hisiorishe Genre durch 22 Bilder von 18 Künstlern, worunter 5 Bilder von 5 Künstlern als eigentlihe Historienbilder zu bezeihnen sein würden. Hicran reihen sich 8 Bilder von 5 Künstlern, die dem sogenannten kulturhistorishen, 7 Bilder von 6 Künst- lern, die dem militärischen Genre angehören. Das ideale Genre, das seine Stoffe dem Bereih der Mythologie, der Sage und der Allegorie entlehnt oder aber in Form und Auffassung verwandte, der freien Phantasie entsprungene Vorwürfe behandeit, wird durch im Ganzen 25 Bilder von 21 Künstlern repräsentirt. An diese schließen sh passend 8 Bilder von 6 Künstlern, die Motive des antiken Lebens verwerthen, 4 Bilder von 4 Künstlern, die ihre Stoffe der Dichtung und 3 Bilder von 2 Künstlern, die sie dem deutschen Märchen entnahmen. Das Genre im engeren Sinne nebft der so- genannten Salonmalerei weist 196 Bilder von 145 Küi stlern auf, das landschaftliche Genre 23 Bilder von 18 Künst- lern, die eigentlihe Landschaft 296 Bilder von 184 Künstlern, unter denen sich 36 Marine- und Strandbilder von 23 Künstlern und 3 Landschaften mit religiöser oder mythologischer Staffage von 3 Künstlern benden. Studienfigurea und Studienköpfe sind 38 von 27 Künstlern, Porträts 109 von 64 Künstlern vorhanden. Die Architektur - malerei endlih ift durch 19 Bilder von 12 Künstlern, das Thierstück durch 36 Bilder von 22 Künstlern, das Stillleben nebst der Blumenmalerei durch 82 Bilder von 19 Künstlern vertreten.

In äßnliher Weise stellt fich das Verhältniß bei den Aqua- rellen und Zeichnungen, von denen 3 Nummern von 3 Künstlern auf allegorische Motive, 9 Nummern von 5 Künstlern auf Portraits und Studienktöpfe, 26 Nummern von 12 Künst- lern auf das figürlihe Genre, 4 Nummern von 2 Künstlern auf Thierftücke, 2 von 1 Künstler auf Architekturen, 13 von 8 Künstlerinnen auf die Blumenmalerei, 44 aber von 21 Künstlern auf die Landschaft entfallen. In derselben Abtheilung des Katalogs sind endlih 1 Pastellbild und 4 Mi- niaturportraits auf Emaillegrund, die leßteren von 2 Künstlern herrührend, verzeichnet.

Unter den 119 plaftishen Werken zählen wir 5 re- ligiöóöse Darstellungen von 4 Künsilecn, 8 zu größeren Monu - menten gehörige Einzelfiguren von 5 Künstlern, 59 Gruppen, Figuren und Reliefs, deren Motive dem idealen wie dem niederen Genre angehören, von 39 Künstlern, 8 Studienköpfe von 6 Künstlern, 37 Portraits in Büsten-, Statuetten- und Relief- gestalt von 24 Künfilern und endlih 2 Thierdarstellungen von 2 Künstlern. °

In Bezug auf quantitative Betheiligung steht Berlin in sämmtlihen Abtheilungen der Ausfellung in erster Linie, und zwar in derjenigen der Oelgemälde mit 353 Bildern von 187 Künstlern. Dann folgen Düsseldorf mit 162 Bildern von 104, München mit 75 Bildecn von 50, Weimar mit 65 Bil- dern von 43, Rom mit 18 Bildern von 12 Künstlern (wovon 16 von 10 dort lebenden Deutschen), Karlsruhe mit 16 Bil- dern von 11, Königsberg mit 15 Bildern von 8, Wien mit 12 Bildern von 7, Dresden mit 11 Bildern von 9, Han- nover mit 10 Bildern von 5, Hamburg mit 9 Bildern von 3, Brüssel mit 7 Bildern von 6 Künstlern. Ferner sind je 3 Bilder von 3 Künstlern aus Frankfurt a. M. und Venedig, je 3 Bilder von 2 Künstlern aus Breslau, Altona, Braun- \chweig, Nürnberg und London, je 3 Bilder von 1 Künstler aus Hanau, Danzig, Schwerin und Klein-Zs\scha\chw bei Laubegast, je 2 Bilder von 2 Künstlern aus Stuttgart, Pest und Paris, je 2 Bilder von 1 Künstler aus Harlem, dem Daad, Snterlalen Lyon, Dessau SüuLNenwalde, Tiefhartmannsdorf in Schlesien und Ottersberg in Hannover, je 1 Bild von 1 Künstler, endlih aus Potsdam, Leipzig, Liegniß, Deegbüll in Shleswig-Holstein, Hin- nenberg in Westfalen, Aachen, Niederwalluf am Rhein, Rothenburg a. d. Tauber, Cronberg im Taunus, Wie- persdorf bei Jüterbog, Meran, Prag, Rotterdam, Konstantinopel, Florenz, Mailand und Neapel, die beiden letzteren von italienishen Künstlern, eingesandt worden ; s\omit überhaupt 826 Bilder von 496 Künstlern.

Zu den Aquarellen und Zeihnungen sind 81 Num- mern von 37 Künstlern aus Berlin, 10 von 6 Künstlern qus Düsseldorf, 5 von 2 Künsilern aus London, je 2 von 1 Künstler aus Weimar, Rom und Mailand, je 1 von 1 Künstler aus München, Erfurt, Bielefeld und Venedig beigesteuert worden. Es sind somit überhaupt 106 Nummern von 52 Künstlern vorhanden. Von den 29, \sich auf 18 Künstler vertheilenden Nummern, durch welche die verviel- fältigenden Techniken des Kupferstihs, der Radirung, der Lithographie und des Holzschnitts verireten find, entfallen 17 von 11 Künstlern auf Berlin, 3 von 2 Künstlern auf DUsseldor]!, je 3 von 1 Künsller auf München und Leipzig, sowie je 1 von 1 Künstler auf Dresden, Königs- berg und Nauen.

Die 119 plastishen Werke endlih vertheilen si derartig auf 65 Künstler, daß 74 Wer?e von 41 Künstlern auf Berlin, 27 Werke von 13 (deutshen) Künstlern auf Rom, 8 Werke von 3 Künstlern auf Dresden, 2 Werke von 2 (italienischen) Künstlern auf Mailand, je 2 Werke von 1 Künstler auf München und Wien und je 1 Werk von 1 Künstler auf Weimar, Karlsruhe, Leipzig und Hannover fallen.

Vergleicht man diese Statistik der Ausstellung mit derjeni- gen früherer Jahre, \o zeigt sich in Bezug auf das numerische Verhältniß der einzelnen Gattungen der Kunst zu einander kaum eine merkliche Veränderung. Namentlih behauptet innerhalb der Malerei die Landschaft mit ihren insgesammt 340 Nun; mern wiederum ein entschiedenes Uebergewiht. Wie, gewöhnli folgt ihr dann in zweiter Reihe das Genre, in dr“ '¿x das Portrait, während die religiöse Malerei und das ** «entliche Historienbild sich mit nur wenigen Nummern begn®“ „n, Minder zahlrei als auf den legten Ausstellungen ifi as moderne Schtahtenbild vertreten, und ein Gleiches #"( pon den nur in aufaliend ge-

Rüose, Zahl vorhandene” Erzeugnissen der reproduziz enden

A S „87G.

Dée Reihenfolge der hervorragenc'ten Kunfiftädte Berlin, Düsseldorf, München und Weimar ift unuy*rändert dieselbe; doh

| nur Weincar hat ungefähr dieselbe Zahl pon Gemälden gebracj§

dur die es auf der vorigen Ausstellung vez treten war, wäh- rend München und mehr noch Düsseldorf in er Anzahl der ausgestellten Kunstwerke eine entfhiedene Vermindez.Ung erkennen und damit das numerishe Uebergewiht Berlins nur 170ch fühl- barer hervortreten lassen. Man wird kaum irren, wen man den hauptsählihsten Grund dieses Rückganges der auswärtigen Betheiligung, an dem namentlih auch Wien mit nur 12 Bildern gegen 45 der vorigen Ausftellung partizipirt, in dem Umstande sindet, daß zwei gleihzeitige AussteAungen, die zu München und die zu Philadelphia, das Interesse mehrfach gespalten und eine Zertheilung der Kräfte hervorgerufen haben. Auf dem Ge- biet der Plastik wird dies dadurch am deutlihsten, daß von d:a sonst durch ihre tehnish geschickten Genrearbeiten sehr anfehnlih vertretenen Mailänder Bildhauern diesmal nur 2, mit zusammen 2 Statuen, erschienen sind. Wenn troydem die Gesammtzahl der plastischen Werke diejenigen der vorigen Ausstellung (119 gegen 106) noch übertrifft, \o ist dies ebenso der lebhaften Be- theiligung der Berliner wie der in Rom lebenden deutfhen Künstler zu danken, von denen eine Reihe zum Theil vortref- licher Leistungen vorhanden ist.

Von Künstlern, die auf der leßten Ausstellung bemerkens- werth hervortraten, vermissen wir auf der diesmaligen u. a. die Maler Lenbach, v. Angeli, Schönn, Fr. u. R. Ult, Adam, Max, Füßli, v. Gebhardt, Faber du Fgur und den Bildhauer Ed. Müller in Rom. Dagegen begrüßen wir in Bödlin, Brandt, Cornicelius, Knaus, KurF- bauer, Menzel, Ed. de Bièfve, A. de Vriendt, Wau- ters, Pagliano u. A. éine Reihe treffliher Künstler, die theils auf der vorigen Ausstellung, theils {hon seit längerer Zeit in Berlin fehlten, theils hier überhaupt noch nit erschienen waren, und neben ihnen mehrere jüngere Talente, die durh ge- dien Leistungen Anspruch auf cingehende Beachtung erheben ürfen.

_Dem Verzeichniß der ausgestellten Werke is in gewohnter Weise der Bericht über die Geschichte der Akademie während der legten beiden Jahre vorausgeshickt. Das hervorragendste Ereig- niß derselben ist die nunmehr vollzogene Reorganisation der Akademie, die eine Trennung des repräsentativen Körpers der- selben und des akademischen Lehrinstituts mit fich brahte. Zum Präsidenten des ersteren wurde als erster Inhaber dieser neu kreirten Stelle der Geheime Regierugs-Rath Hit ig, zum Dis rektor des legteren der Prof. A. v. Werner ernannt, unter dessen Leitu.\g seither das Lehrpersonal durch die Herren Michael, Gussow, Knille, Thumann, Hertel, Hanke, Herwarth, Fr. Meyerheim, Marschalk, Luthmer und Schaper vermehrt worden, die Schülerzahl aber gleichzeitig von 76 im Sommer 1875 auf 138 im Sommer 1876 gewahsen is.

Aus der Zahl ihrer Angehörigen verlor die Akademie dur den Tod die hiesiigen Mitglieder Professor Hosemann, Litho- graph Jengzen, Professor Gruppe und Geh. Ober-Hofbaurath Hesse; ferner von auswärtigen ordentlihen und Ehrenmit- gliedern den Geschihtómaler Theodor Hildebrandt in Düssel- dorf, den Geschihtsmaler Freiherrn von Ramberg in München, den Medailleur Voigt in München, den Kunsthistoriker Schnaase, den Genremaler Adam Klein in München, den Kupfersteher Steifensand in Düsseldorf und den G:\hichts- maler J. v. Führich in Wien, sowie endlih den Lehrer der Vorbereitungsklasse Professor Holbein.

Zu neuen Mitgliedern wurden in der Sektion für bildende Künste Professor Gude in Karlsruhe und Baurath Haase in Hannover, in der musikalishen Sektion Prof.}sor Beller- mann, Professor Blumner, Königlicher Kapellmeister E ckert, Professor Haupt und Königlier Kapellmeister Radecke erwählt.

Für ausgezeihnete Werke der Ausstellung des Iahres 1874 wurden von Sr. Majestät dem Kaiser und König auf Antrag der Akademie 14 Medaillen bewilligt, und zwar die große goldene Medaille den Malern Franz Adam, Alma-Tadema und Edmund de Scham- pheleer, die fkleine goldene Medaille den Malern Franz Defregger, G. v. Bochmann, Gabriel Marx, Adolf Echtler, Alois Schönn, Gustav Graef, C. Gussow, A. v. Werner und O. Gebler, sowie dem Bildhauer Ugo Zannoni und dem Kupferfteher Stang. Der große Skäats- preis wurde 1875 dem Architekten Stiller, der Michael-Beersche Preis erster Stiftung 1875 dem Bildhauer M. Landsberg, dor Michael-Beersche Preis zweiter Stiftung 1875 dem Maler H. Louis, 1876 dem Bildhauer Eberlein, der Philipp v, Rohrshe Preis dem Bildhauer Paul Otto zuerkannt.

Nr. 36 des „Centralblatts für das Deutsche Reih“; herausgegeben im Reichskanzler-Amt, hat folgenden Inhalt: AlUl-

gemeine Verwaltungssachen: Verweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. Münzwesen : Uebersicht über die Ausprägung von Reich8münzen. Finanzwesen: Nachweisung der bis Ende August 1876 stattgehabten Ausführung des Gefeßes, betreffend die Ausgave von Reichskassenscheinen. Goldankäuse Seitens der Reicht!zank. Marine und Schiffahrt: Verzeichniß der Schiffs-Bermessva-,s- und Revisfionsbehörden. Ertheilung eines Flaggenatteftes. —- Konsulat wesen: Ernennungen.

Nr. 69 des Amtsblatts der deutshen Re.Fchs8-Post=- und Telegraphenverwaltung hat folgenden Jnhal c: Verfügun- gen: Vom 31. August 1876. Versandt von Weintrar ben und Wild mit der Post. Vom 1. September 1876. Aus fall der Post Dampfschiffahrt von Hamburg nah Westindien am 13. September.

—- Nr. 16 des Archivs für Post und Tel egraphie, Bei- heft zum „Amtb-Blatt ver Deutsheu Reichs-Post- und Telegraphen- Verwaltung“ hat folgenden Juhalt: Aftenstöck&e und Aufsäße: Die Ergebnisse der Reichs-Po stverwaltung während der Jahre 1573 bis 1875. (Ezfter Artikel.) Die Telegraphenkabel ber deutschen Nordseeküfte. Eisenbalznen in Centralasien, Briefe gus der libyshen Wüste. Keine Mittheilungen : Doktor-Jubiläum von Wilhelm Eduard Weber, B. Meyers Quadrupler-Apparat. Eine neue Entdeckung ¿uf dem Gebiete der Elektricität. Ame” kanische Jubel-Brief” ¡mschläge. Uriasbrief des 16. Jahrhun®, ext. Literatur des V, erkehrswesens. Zeitschriften-Ueberschau.

Die Nr. ‘30 des „Justiz - Ministerial- Blatt," enthält: Allgemeine V?’ ¡fügung vom_ 28, August 1876, betressev?, das Grund- huchwesen iv. der Provinz Schleswig-Holstein,