1876 / 220 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 18 Sep 1876 18:00:01 GMT) scan diff

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fchende oder die sizende Stellung zu wählen. Ob die Statuen in Erz oder in Marmor ausgeführt werden sollen, ist noch unentschieden . . . Als Termin für Einreichung der Entwürfe ift der 31. Dezember d. J. bestimmt.“ ;

Künstler, welhe in dieser Art an der Konkurrenz theil- nehmen wollen, können bei dem unterzeihneten Vorfißenden des Comités den unter Leitung des Hrn. Geheimen Rathes Strack aufgenommenen Situationsplan und Aufriß der den zukünftigen Ort der Statuen umgebenden Gebäude einsehen.

So if deun fichere Hoffnung da, in gemessener Frist unsere Siegesfiraße mit zwei neuen Standbildern von Heroen, diesmal von Kämpfern und Siegern auf geistigem Gebiete, ge- \{chmüdckt und eine längst drückende Shuld der Dankbarkeit des deutschen Volkes gegen zwei seiner edelften Söhne endlih abge- tragen zu sehen. i

Das Comité für das Nationaldenkmal Alexanders von Humboldt: Curtius. von Dachhröden. Delbrü ck. Förster. Hobrecht. Kochhann. F. Mendelssohn. G. Reimer. W. Siemens. Straßmann. Virchow. E. du Bois-Reymond, Vorfigzender.

Angekommen: Se. Excellenz der Wirkliche Geheime Rath und Präfident des Reichs-Ober-Handelsgerihts Dr. Pape aus Leipzig.

Die heutige Nummer des DeutsGen Reihs- und Königlih Preußischen Staats-Anzeigers enthält in der Central-Handels-Regifster-Beilage:

Nr. 179 der Tarif- 2c. Veränderungen der deut- \hen Eisenbahnen.

Nicßtamtliches. Deutsches Nei.

Preußen. Berlin, 18. September. Se. Majestät der Kaiser und König begaben Sich beute früh um 94 Uhr mittel| Extrazuges nah Großbeeren und von da zu Wagen nach Rutlsdorf, stiegen dort zu Pferde und wohnten den Ma- nôvern des Garde- und 11, Armee-Corps bis gegen 1+ Uhr bei. Um 2 Uhr erfolgte die Rückehr in das Palais und um 4 Uhr nahmen Se, Majestät den Vortrag des Staats-Sekretärs des Auswärtigen Amtes, Staats-Ministers v. Bülow, entgegen.

Ihre Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin wohnten am Sonnabend Vormiitag dem Manöver des 111. Armee Corps bei Brig bei und nahmen Nachmittags 4 Uhr an dem Diner bei Sr. Majestät dem Kaiser Theil. Nah demselben empfing Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz den Kaiserlihen Gesandten in Brasilien, Legations-Rath v. Uebel, und ertheilte dem Ober- Vürgermeister der Stadt Düsseldorf, Herrn Becker, Audienz. Später besuhte Se. Kaiserlihße Hoheit die Oper und kehrte Abends 10 Uhr mit Sr. Großherzoglichen Hoheit dem Prinzen Ludwig von Hessen nach dem Neuen Palais zurü,

Gestern fand bei Ihren Kaiserlihßen Hoheiten im Neuen Palais ein Diner statt, zu welhem Se. Majestät der Kaiser, Se. Kaiserlihe Hoheit der Großfürst Nicolaus von Rußland, Ihre Königlihe Hoheit die Großherzogin-Mutter von Mecklen- burg-Schwerin, Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin, Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Mecklenburg-Schwerin, Se. Groß- berzoglihe Hoheit der Prinz Ludwig von Hessen, Se. Hoheit der Herzog Wilhelm von Mecklenburg-Schwerin, Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen-Meiningen und der Lord Napier of Magdala nebs Gefolge eingeladen waren.

Der Shluß der internationalen Ausstellung in Brüssel für Gesundheitspflege und Rettungs-

wesen, welher mit Rüffiht auf den dort bevorstehenden Kongreß über den 1. Oktober hinaus verschoben war, i nun- mehr definitiv auf den 8. Oktober festgesezt worden. Die Preisvertheilung *) wird am 5. Oktober stattfinden.

Für den 1. Oktober is die Anstellung praktischer Versuche in Antwerpen mit einzelnen von dem belgischen Comité bezeichneten Ausstellungsgegenständen angeseßt worden. Aus der deutschen Abtheilung find hierzu dem Vernehmen nah der Taucher-Apparat von Bremer, der Feuerlöscher von Loeb & Straßer, das Gurten-Floß von Hansen und die Rettungs- apparate der deutshen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger ausersehen worden.

__— Der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten hat durch Cirkularerlaß vom 7. d. M. angeordnet, daß die Sh ullehrer- Seminare in dreijährigem Turnus durch den Kommissa- rius des Königlichen Provinzial-Schul-Kollegiums unter Zu- giechung des Kommissars derjenigen Königlihen Regierung bezw. derjenigen Königlichen Regierungen, für deren Verwaltungsbezirk das Seminar Lehrer ausbildet, revidirt werden, und daß das Königliche Provinzial-Schul-Kollegium über die Revision unter Beifügung einer Abschrift des Revisionsbescheides zu berichten hat.

Als Aerzte Haben sich niedergelassen: Dr. Bertling in Gr. Zünder und Dr. Roes ky in Fürstenfelde.

_ Den Apothekern Gottsleben und Klingelbach ift die Konzession zur Anlage einer Apotheke in Coppenbrügge bzw. Trochtelfingen ertheilt worden.

Briefsendungen für S. M. Torpedodampfer „Zieten* find von heute ab nah Kiel, für S. M. Siffe „Kaiser“ und „Deutschland“ nah Wilhelmêhaven zu dirigiren.

Stettin, 16. September. (Oft. 3.) Der hier tagende Provinzialaus\chuß hat mit der gestrigen leßten Sizung seine diesmalige Thätigkeit geshlossen. Die Zahl der Vorlagen war auf 129 angewachsen, die sämmtlih ihre Erledigung ge- funden haben,

Vayern. München, 15. September. Die Königin- Mutter wird am 20. d. von Hohenshwangau hier eintreffen und MeIE Tage zum Besuche der Ausftellung in München verweilen.

_ 7) Anmerkung der Redaktion: Nachdem inzwischen das offizielle Verzeichniß der von der internationalen Jury vertheilten Preise erschienen ist, werden wir dasselbe, soweit es die deutshe Ab- theilung der Auéstellung betrifft, in der nähften Nummer des Blattes veröffentlichen.

Sachsen. Leipzig, 16. September. Der Prinz Arthur von Großbriiannien und Irland, Herzog von Connaught, traf gestern Abend mit Gefolge hier ein und reiste ohne Auf- enthalt auf der Thüringer Bahn weiter nach Mé.

Württemberg. Stuttgart, 15. September. Wie dem „Frankf. I.“ von hier gemeldet wird, hält die Reichs- Schulkommission in diesen Tagen ihre diesjährige Herbst- konferenz hier ab. i L

16. September. (W. T. B.) Ter Konfiftorial-Präsident, Staats-Minister Dr. Golther, ift heute früh 51/4 Uhr seiner Krankheit erlegen. e

Schloß Friedrihshafen, 14. September. Der König hat den Prinzen Ludwig von Bayern unter die Großkreuze des Ordens der Württembergischen Krone aufgenommen.

Baden. Karlsruhe, 15. September. Das Ministerium des Innern hat, dem „Frankf. I.“ zufolge, auf Antrag des Stadtrathes von Heidelberg die von der dortigen Kirchenbehörde erhobene Beschwerde wegen Geftattung der Mitbenüßzung der katholishen Spitalkirhe durch die Altkatholiken als ungeeignet abgewiesen, und es tritt somit die Heidelberger alt- katholishe Gemeinde in den Gebrauch dieser Kirche ein.

Sefssen. Darmstadt, 15. September. Der Großherzog besuhte heute die Manöver der Großherzoglihen Divifion.

Da die baulihen Veränderungen im Ständehause in er- freuliher Weise ihren Fortgang nehmen, namentli die Räume der Zweiten Kammer bereits ihrer Vollendung nahe find, so dürfte ein baldiger Zusammentritt der “leßteren zur Er- ledigung der wegen des Budgets noch bestehenden Differenzen mit der Erften Kammer, sowie zur Feststellung des Finanzgeseßes zu gewärtigen sein. Ueber die von dem Finanz- aus\{chuß der Zweiten Kammer in Betreff des Budgets in den leßten Sißungen gefaßten Beschlüsse erfährt das Brs. 2, Da) Der AULQuU von Unlexi® ordneten Punkten abgesehen, überall, wo Differenzen zwischen der Ersten und Zweiten Kammer hervorgetreten find, Be- harren auf den früheren Beschlüssen empfiehlt. Nach- dem der vierte Aus\{huß den Antrag Dumont, die Entschädi- gung für Einquartierung der Truppen in Friedenszeiten, \0- wie den Antrag v. Rabenau, die Durchführung des Tit. VII. der Reichsverfassung über das Eisenbahnwesen betr., in Be- rathung genommen hat, wird am 22. d. auch der Gesegz- gebungsaus\chuß zusammentreten, um über die drei Ent- würfe, betr. die Gehalte der Volks\chullehrer, den Bauplan der Stadt Mainz und die Eheverlöbnisse in. den rechtsrheinischen Provinzen, fowie über den Antrag Möllinger und Genofsen wegen Berücksichtigung der ganzen Einkommensteuer bei Fest- stellung der Kommunalfteuern zu berathen.

Elsaß - Lothringen. Weißenburg, 12, September. Gestern Abend traf hier General von Witzendorff mit dem Stabe der Kavallerie-Division des XV. Armee- Corps ein. Heute früh hielt das Königshusaren- Regiment aus Bonn seinen Einzug, kommandirt von dem Prinzen Heinrih Reuß Auhch Artillerie und das 5. Bayerische Chevauxleger-Regiment zog dur die Stadt. Morgen if Rasttag, und am 14. beginnen die Uebungen der 7 Kavallerie-Regimenter Königshusaren Nr. 7, Hannoversche Dragoner Nr. 9, Ostpreußische Dragoner Nr. 10, Pommersche Ulanen Nr. 4, Schleswig-Holfteinsche Ulanen Nr. 15, S{hle- sishe Dragoner Nr. 15, Bayerishe Chevauxlegers Nr. 5 und 4 reitende Batterien“Feldartillerie.

Desterreih-Ungarn. Wien, 15. September. Wie aus Pest gemeldet wird, reiste der Kaiser heute Nahts 11 Uhr von dort nach Gödöllò ab. Se. Majestät wird am 19. nah Schönbrunn zurückehren. Der Kronprinz Rudolf ist gestern von Miramare in Wien eingetroffen, Die Kaiserin von Brasilien if heute Abends unter dem Jncognito einer Gräfin von Alcantara hier eingetroffen,

Das „Fremdenbl.“ \chreibt: Die Verzögerung, welche die Einberufung des Reichsrathes erfährt, hat in beiden Reichshälften zu einer lebhaften Erörterung sowohl ihrer muth- maßlihen Gründe, als au der eventuellen Folgen Anlaß ge- boten. Der Ton, welher sich neuerdings sowohl dies- als jenseits der Leitha in die Diskussion einzushleihen beginnt, er- innert an die s{limmsten Tage des unseligen Ausgleichskrieges, derselbe ist gewiß nur geeignet, die Shwierizkciten, deren Vor- handensein man wir wissen nit, ob mit Recht oder Unrecht behauptct, zu vermehren, siherlich aber nicht deren Lösung zu vereinfachhen. Dafür, daß fich der Wiederbeginn der verfassungsmäßigen Thätigkeit länger hinauszieht, als man ur- sprünglich glaubte, lassen sich aus der derzeitigen Lage der Dinge ohne besondere Mühe sachliche Gründe abfstrahiren. Man hat also keineswegs nöthig, wie dies ab und zu geschieht, zu \{lim- men Hintergedanken der ungarischen Regierung, intriguanten Verschleppungsversuchen, tiefliegenden „Spekulationen“ derselben und ähnlicher politischen Metaphyfik seine Zuflucht zu nehmen. Man follte meinen, daß in der allgemeinen politishen Lage Europas, wie sie fich im Augenblicke darbietet, die Aufforderung liegt, der wahsenden Entfremdung und dem ungerechtfertigten Argwohn in beiden Reichshälften entgegenzuwirken, großgezogene Vorurtheile zu bekämpfen und Differenzen, falls \solhe vorhan- den find, durch sahlihe Diskussion aus dem Wege zu schaffen. Keinesfalls aber ladet sie ein, eine ztveite Auflage jener Literatur zu veranstalten, welche seinerzeit das Ausgleihwerk \o sehr er- \chwerte, und dies um so weniger, als im neuesten Falle in der Zhat nicht der leiseste Anlaß vorhanden if, dieser oder jener Regierung die Last der auss{ließlihen Schuld aufzubürden, sondern sachliche Gründe, an denen beide Regierungen gleih schuldig und gleih unschuldig find, den eingetretenen Aufshub in der Einberufung des Reichsrathes vollauf erklären. Was den Termin für diese letztere betrifft, wird uns mitgetheilt, daß der- selbe in die Zeit zwishen dem 10. und 20. Oktober fallen wird.

Wie die „Tgspr.“ mit Bestimmtheit erfährt, ift die Aeußerung der ungarishen Regierung über das Elaborat der Referenten bezügli des abzuschließenden Zoll- und Handelsver- trages vorgestern bereits hier eingetroffen. Sie verfichert ferner, daß nur wenige Sizungen genügen werden, um die noch {hwebenden Detailfragen ins Reine zu bringen. Hauptaufgabe der beider- seitigen Minister bei ihrer nächsten Zusammenkunft würde es sein, den parlamentarischen Modus procedendi festzustellen, da man die gleihlautenden Verträge den beiden Parlamenten auch gleichzeitig vorzulegen wünsche.

Pest, 15. September. In Bezug auf die \chwebenden Ausgleichs fragen behauptet die „Budapester Korrespondenz“, daß nur noch betreffs der Achtzigmillionenshuld an die Bank Differenzen zwishen den beiderseitigen Regierungen bestehen. Sonst seien aber die Grundzüge aller übrigen Vorlagen, au

des Bankgeseßentwurfes, vereinbart und festgestellt und die österreichishe Regierung mit der Formulirung derselben betraut worden. Anfangs der nähsten Woche begeben \ich die ungari- \chen Minister Tisza, Szell, Wenkheim und möglicherweise auch Trefort nah Wien, um das Aktionsprogramm der Herb|t- session endgültig feftzustellen. Bis dahin dürfte der deutsche Text der erwähnten Geseßentwürfe auch bereits fertig sein und die Minister werden in einer gemeinsamen Konferenz die Shluß- redaktion der Vorlage vornehmen. Unter diesen Vorlagen werde fich auch eine befinden, der gemäß die betreffenden gesezgebenden Körper von der Regierung aufgefordert werden, eine Regnicolar- deputation zur neuen Feststellung der Beitragsquoten zu den: gemeinsamen Ausgaben zu wählen.

16. September. Nach einer unter dem Vorsize des Minister-Präfidenten ftattgehabten Berathung der Minister fand heute unter Vorfiß des Kaisers ein Ministerconseil statt. Nachmittags fand eine Konferenz der Obergespäne unter dem Prâäfidium des Ministers des Innern ftatt. Der ehemalige n 09440 0 Se MIHANEE Graf Emerih Mikó ist ge-

orben.

Agram, 16. September. In der beutigen Sizung des Landtages wurde der Bericht des Kommunikationsaus\{hu}ses in Betreff des Straßenneßes durchberathen und angenom- men, Der Gesezentwurf über die Abänderung einiger Bestim- mungen des Erekutionsverfahrens wurde in der Generaldebatte: erledigt. Bei Beginn der Sißung brahte Safic den Antrag ein, an den Kaiser für die in Folge der Grenzverlezung bei Staroselo und Novi von Allerhöhstdemselben den dortigen Ein- wohnern gespendeten Beiträge eine Dankadrefse zu richten. Der Antrag wurde für Montag auf die Tagesordnung geseßt.

Schweiz. Genf, 14. September. (Alg. Ztg.) Die Kommisfion des Großen Rathes des Kantons Genf für Vor- berathung des ftaatsräthlihen Gesehentwurfs, betreffend die Einziehung der Güter der aufgehobenen religiösen Genossenschaften, hat sich in eine Mehrheit und eine Min- derheit getheilt, von welcher erstere sfich dem staatsräthlichen Entwurf anschließt, während letztere die Befißthumsfrage durh das Gericht und niht durch den Großen Rath entscheiden lassen will, wie der Staatsrath beantragt. abweichenden Anträge veranlaßten, daß der Große Rath die Be- rathung über diesen Gegenftand in seiner gestrigen Sißung bis zum nähften Mittwoch vertagte.

Niederlande. Haag, 16. September. (W. T. B.) Die Generalftaaten sind heute ges{chlo}sen worden. Der Minister des Innern, Heemskerk, kündigte in der Schlußrede an, daß der

Versammlung bei ihrem Wiederzusammentritt neue Vorschläge:

im Interesse der Landesvertheidigung gemacht werden würden, und daß er hosse, man werde darüber zu einer Verständigung gelangen.

Grofßbritaunien und Jrland. London, 16. Sep- tember. Die Protest-Meetings dauern fort. Die „Times“ und „Daily-News“ \prehen sich mit aller Entschiedenheit gegen die von der Pforte verkündeten Friedensbedingungen aus. Wie aus Malta gemeldet wird, herrscht unter den britishen Einwohnern der Jnsel, insbesondere unter dem Militär und der Jugend, eine niht nachlafsende Entrüstung gegen den römish- katholischen Bischof, weil er das Malteser Journal „Fenice“ wegen Aufrechterhaltung des Freimaurerthums exkommunizirt hatte.

Mit einer dem neuen Titel entsprehenden Entfaltung von Pracht wird, wie bereits früher mitgetheilt, am 1. Januar künft. Iahres zu Delhi die Königin Victoria als Kaiserin von Indien ausgerufen werden. Unter dem Befehle des Höchstkommandirenden werden 15,000 Soldaten aus den ver- \chiedenen Präfidentschaften zusammengezogen, um das militä- rishe Element bei der Feier zu vertreten. Der Vize-König, Lord Lytton, wird am Tage nach Weihnachten seinen Einzug in die alte Hauptstadt Indiens halten. Ueberhaupt wird die Regierung bestrebt sein, den Tag zu einem Volksfest für ganz. Indien zu gestalten.

Ueber die Expedition der englischen Kanonenboote gegen die widerspänftigen Ortschaften längs des Nigerflusses liegen ausführlihe Berichte vor. Sie lassen fih kurz dahin zu- \sammenfassen, daß mehrere Dörfer ganz oder theilweise nieder- gebrannt, viel feindlihes Geshüz weggenommen, große Pulver- vorräthe in die Luft gesprengt worden und manche scharfe Schar= mügzel stattgefunden haben.

Das Kolonialamt sendet der „Engl. Korr.“ die Abschrift eines dort eingegangenen Telegrammes, welches fich auf die \chlimme Lage der Transvaal-Republik bezieht. Der Ver- fasscr des Telegramms, Henry Barkly, Gouverneur der engli- \{hen Befißungen am Kap der guten Hoffnung, bestätigt die Niederlage der Armee des Präsidenten und fügt die Mittheilung hinzu, daß eine Volksversammlung in Leydenburg beshlo}sen habe, die britishe Regierung solle um Uebernahme der Transvaal- Republik ersucht werden. Der „Volksraad“ war zum 4, Sep- tember einberufen.

Frankreich. Paris, 16. September. Die Rede, welche der Erzbischof von Besançon bei der Ankunft des Marschalls Mac Mahon in seiner Kathedrale hielt, fand, der „Köln. Zig.“ zufolge, im Amtsblatt keine Aufnahme, weil die Minister keines- wegs die Ideen billigen, welhe darin ausgesprochen werden. Der „Monde“ sagt heute ganz ofen, daß der Erzbischof die Bedingungen aufgestellt habe, unter welhen die Geist- lichkeit die Regierung der Republik zu unterstüßen ge- sonnen is. Das Organ äußert: „Man hat die \{chöne Ansprache des Erzbischofs von Besançon an Marschall Mac Mahon gelesen. In diesen apostolishen Worten if ein Denkzeichen der Pflichten einer jeden katholishen Regierung und das Programm der Politik gegeben, die bei uns die Republik allein gründen konnte, wenn die Republik in unserm Lande ge- gründet, d. h. katholisch sein könnte. Der Kardinal Guibert sagte bereits: „Die Republik wird katholish fein, oder sie wird nicht sein!“ Das is ein wahres Wort! Die Ansprüche der ra- dikalen und der sogenannten liberalen und gemäßigten Presse haben für die Republik nihts zu bedeuten. Man nuß wählen! Eine antikatholishe Republik führt nothwendiger Weise zu einer Regierung der Anarchie und Tyrannei, deren Joh das Land jedenfalls früher oder später abwerfen wird. Ein Jrrthum ift es auch, wenn man eine gemäßigte Republik herstellen will, welche religionslos genug ift, um die Radikalen zu befriedigen, und zurückhaltend genug, um die Katholiken einzushläfern. Die Republik in Frankreih ist nicht gemaht für ein \olches Abkommen. Sie wird entweder nach links oder nah rechts gehen. Die Schön- geister des „Journal des Debats“, welhe die Rede des Erz- bishofs mit dem radikalen Programm vergleihen und welche erklären, daß fich der Marshall den Radikalen eben so fern aaen muß wie den Klerikalen, geben fih eitlen Hoffnungen hin,

enn sie haben nicht gelernt, was die Bedingungen einex dauer- haften Regierung sein müssen.“

Diese zwei von einander:

Spanien. Madrid, 17. September. (W. T. B.) Gutem Vernehmen nach if es unbegründet, daß wegen des den protestantischen Geiftlihen zugegangenen Befehls, die ihren Kultus betreffende Affichen zu entfernen, ein NotenweWhsel ftatt- gefunden habe. Die spanische Regierung hat keine Depesche Über diesen Gegenstand erhalten. Der englische Gesandte hatte nur eine vertraulihe Besprehung mit dem Minister der aus- wärtigen Angelegenheiten; dieselbe hatte aber, da die Regierung der Verfassung gemäß gehandelt, keine Folge.

Italien. Rom, 15. September. Der rufsishe Bot- shafter am hiesigen Hofe, Baron Uxkyll-Gyllenbandt, ift auf seinen Posten zurüdgekehrt.

Türkei. Konstantinopel, 16. September. Die „Pol. Korr.“ meldet von beftinformirter Seite aus Konstanti- nopel vom 16, d. Mts.: Die den Vertretern der Groß- mähte von der Pforte mitgetheilten Friedensbedingun- gen find in einem Memoire enthalten, in welchem die Pforte zunächst die Gründe auseinanderseßt, aus welchen ihr ein Ein- gehen auf einen Waffenstillstand unmöglih zu sein cheine und weshalb sie es vorziehe, einen definitiven Frieden zu \{ließen. Die hierauf mitgetheilten Friedensbedingungen find folgende: 1) Die Darbringung der Huldigung durch den Fürsten von Serbien in Konstantinopel. 2) Die Besezung der 4 durch den Ferman vom Jahre 1283 (1866/1867) der Obhut Serbiens anvertrauten, von Alters her in türkishem Besiße gebliebenen Festungen nah den Beftimmungen des Protokolls vom 8. September 1862, 3) Die Abschaffung der Milizen. Die zur Erhaltung der Ord- nung im Innern zu verwendende Militärmaht wird 10,000 Mann und 2 Baiterien niht übersteigen. 4) In Gemäßheit des Fermans vom Jahre 1249 (1832) wird die s\erbische Re- gierung die aus benachbarten Provinzen nach Serbien aus- gewanderten Einwohner nach ihrer früheren Heimath zurück- senden und, ausgenommen die von Alters her bestandenen Festungen, alle später errihteten Befestigungen vollftändig \{chleifen müssen. 5) Wenn Serbien nicht im Stande sein sollte, die festzustellende Kriegsentshädigung zu bezahlen, so wird der gegenwärtig zu entrichtende Tribut um die Zinsen des Betrags der Kriegsentshädigung erhöht werden. 6) Die türkishe Re- gierung hat das Recht eine Belgrad mit der Eisenbahn von Nis verbindende Bahnlinie zu bauen und dieselbe dur tür- kishe Agenten oder eine türkische Gesellschaft je nah ihrer Wahl betreiben zu lassen, Weiter erklärt sodann die Pforte, daß fie von dem Wunsch geleitet, jedem Verdacht eines Hinter- gedankens zu entgehen und einen Beweis ihres Vertrauens auf das Vermittlungswerk der Mächte zu geben \ich wegen der aufgezählten Bedingungen ganz auf das erleuhtete Urtheil der sechs vermittelnden Mächte verlasse. Ihnen überlasse die Pforte ganz die Sorge, die Gründe zu erwägen, welche diese sechs Bedingungen als Mittel diktirten, um der Wiederkehr der gegenwärtigen Kalamitäten zu begegnen. Bezüglih Monte- negros werde man sich an den status quo ante halten. Sobald die Mächte ihx Urtheil über die Friedensbedingungen abgegeben haben, werde die Pforte binnen 24 Stunden den Befehl zur Einstellung der Feindseligkeiten ertheilen.

Die „Wiener Abendpoft* vom 16. d. M. \hreibt in Bezug auf diese Friedensbedingungen: Mit den von der Pforte formulirten Friedensbedingungen hat die von den europäischen Mätten eingeleitete Friedensaktion die erste konkrete Grundlage gewonnen. Man hat es offenbar mit einem ernsten Vorschlage zu thun, und daß derselbe niht \{lechthin angenommen werden wird, daß also dem mäßigenden und berichtigenden Einfluß der Kabinete noch weite Gebiete ershlossen bleiben werden, is kaum zu bezweifeln. Mindestens darf man vorweg bemerken, daß die Formulirung der Pforte sehr unvollständig ist. Allem Ermessen nah werden auch die Bürgschaften, welche die Pforte bezüglih der Verbesserung des Looses der christlichen Bevölkerung in den insurgirten Provinzen, also bezüglih der Durchführung der Reformnote vom 30. Dezember v. I. zu geben haben wird, eine Stelle, wenn niht im Friedensinstru- me selöft, so do bei den Friedensverhandlungen einnehmen müssen.

Dem „Wien, Fremdenbl.* wird von hier telegraphirt: An eine Fortsezung des Krieges wird hier niht mehr gedacht, ebenso wenig an den Rücktritt des Großveziers, falls Serbien die Friedens=- bedingungen der Pforte ablehnen sollte. Im Gegentheile, man hegt sogar die Hoffnung, daß, falls die Großmähte die türki- hen Fricdensbedingungen unannehmbar finden sollten, sie zu einer Berathung zusammentreten und den kriegführenden Par- teien die von ihnen (den Großmähten) selbs entworfenen Frie- densbedingungen unterbreiten werden.

Doas italienische Journal „Diritto“ vom 17. bespricht eben- falls die von der Pforte aufgestellten Friedensbedingungen und erklärt dieselben für unzulässig. Ein Frieden unter \olhen Be- dingungen würde mit der beständigen Aufrehterhaltung eines Kriegsheerdes gleihbedeutend und eine offenbare Vershlimmerung des Zustandes vor dem Kriege sein, indem ftatt der Mittel zur Herstellung der Ruhe- nur Motive zu weiteren Unruhen geschaf- fen würden, Der status quo ante Serbiens sei die einzige Basis, auf welcher mit Hoffnung auf Erfolg Unterhandlungen geführt werden könnten.

(V. T. B.) An die Vertreter der Pforte im Auslande if fol- gende amtlihe Mittheilung abgegangen: Die Kaiserliche Regierung hat in der Absicht, bis zu den äußerften Grenzen die Sorgfalt darzu- thun, mit der sie von Anfang an bestrebt gewesen ist, die Dinge in Bulgarien in vollste Klarheit zu seßen, und um jeden Stat- ten eines Ziweifels an der Wahrheit ihrer Informationen zu be- seitigen, den Beschluß gefaßt, eine nochmalige Untersuhung über die Vorgänge in Bulgarien durch eine neue Kommission - vor- nehmen zu lassen. Der Vorsig in dieser Kommission ist dem früheren Handels-Minister Sadullah Bey übertragen und ge- Hören derselben außer Muselmännern au Griechen, Bulgaren und Armenier als Mitglieder an. Die Kommission hat \ich bereits nach Adrianopel begeben. Dieselbe bietet für die Un- parteilihkeit und Gerechtigkeit ihres Verfahrens alle nur ge- wünschten Bürgschaften. Alle Schuldigen werden \ofort an Ort und Stelle ftreng bestraft werden.

Bei einem heute im Seraskierate stattgehabten Banket soll der Sultan geäußert haben, die Absichten der Pforte seien stets auf den Frieden gerihtet, doch müsse man dieses Ziel durhch eine gut organisfirte Armee erreichen.

Der britische Botschafter, Sir H. Elliot, hat die Prä- fidentschaft eines Unterstühungs-Comités für die Bulgaren an- genommen.

Der „Ittihad“ bestreitet die von den Zeitungen gemeldete Bereitwilligkeit Persiens, der Türkei ein Armee-Corps von 90,000 Mann zur Verfügung zu ftellen, - und fügt hinzu, daß fih im Gegentheil die persishen Behörden geweigert haben, einige Sreiwillige von Turkestan pasfiren zu lassen, welche ,fich durhch Persien nah Konstantinopel begeben wollten.

Man \chreibt aus Sofia, 8. September: Hier treffen Ingenieure aus Konstantinopel ein, um Nivellirungs- arbeiten für die Bahn nah Nisch vorzunehmen. Es heißt, Hafiz Pascha, der einmal bereits diesen Arbeiten vorstand, sei abermals zur Ausführung dieser Aufgabe designirt. Die Pforte will die 196 Kilometér betragende Linie so ras als möglich gebaut sehen. Heute wurden drei Beamte aus Philippopel nah Konftantinopel abgeführt. Dieselben sollen er- wiesenermaßen viele Massenmorde persönlih angeordnet haben.

Vom türkisch-serbischen Kriegs\chauplaze berih- tet das „W. Fremdenbl,* : Der offizielle Telegraph s{hwcigt sowohl auf serbisher, als auch auf türkischer Seite über die Ereignisse im Morawathale. Von türkisher Seite liegt noch nicht einmal eine Meldung über die Kämpfe am 10. und 11. September vor, obschon fie offenbar keinen ungünstigen Ausgang für die Türken hatten, da es ihnen gelungen ift, ungeachtet \erbishen Wider- standes, den Fluß zu überbrücken und den Brütenkopf in Hän- den zu behalten. Es scheint sich der Kampf auch am 12. Sep- tember erneuert zu haben, aber über die Natur und den Ausgang desselben fehlen alle Andeutungen. Auch von den Serben wird behauptet, daß sie Brüccken über die Morawa geschlagen hätten, und zwar oberhalb Alexinaß, gegenüber Katne, um die Türken auf dem linken Ufer bei Bujmir anzugreifen. Sollte diese Meldung rihtig sein, so handelt es sich wohl nur um Kämpfe zwishen der Besaßung von Alexinaß und dem türkischen Obser- vations-Corps daselbft. Auffallend ist die erfolgte Räumung von Saitschar durch Osman Pascha. Da von einem Kampfe dort nich‘s ver- lautete, so müssen besondere Gründe Osman Pascha veranlaßt haben, diese Stadt aufzugeben, nachdem dieselbe zuvor den Flammen überliefert worden ist. Um Saitschar herum wurden 68 Dörfer von den Tscherkessen verbrannt. Das ist das einzige Resultat des türkishen Erfolges am Timok. Das Armee-Corps Ljeschanins erhielt den Befehl, Saitshar zu besezgen und Osman Pascha bei Veliki-Izvor anzugreifen. Ljeschanin felbst ift fast ganz hergestellt und begiebt \ich dieser Tage zu Schiff über Radujevaß nah Saitschar.

Die im Corps Osman Paschas herrshende Demoralisation \soll groß sein. Thatsache ist es, daß Osman täglih einige Tscherkessen kriegsrechtlich erschießen lassen muß. Die Baschi- bozuks aus Smyrna haben ihren Häuptling ermordet, Die tür- kfishen Soldaten leiden außerordentlich unter einer höchst unz1u- reihenden Verpflegung und desertiren namentlih die Irregulären sehr häufig. Auch ins ferbishe Lager bei Brestovay kamen mehrere Redifs, um Brod zu erbetteln und um ihre Gefangen- nahme zu bitten. Von der Equipirung der Irregulären ent- werfen Augenzeugen ein jammervolles Bild. Es if kaum an- zunehmen, daß die türkische Armee einen eventuellen Winter- feldzug werde aushalten können.

Mehemed Ali Pascha steht dem Corps des Ts\cholak Antics am Ibar gegenüber. Der türkishe General verfügt im Ganzen über 10,000 Mann, mit welhen er niht im Stande ift, offensiv vorzugehen. Da Antics gleichfalls nicht stark genug für eine Offenfive ist, dürfte es bei einer gegenseitigen Observirung sein Bewenden haben, Man betrachtet die Gefahr einer Invasion von dieser Seite her als total ges{chwunden.

Der Kriegskorrespondent des „Daily Telegraph“ in Alexinat telegraphirt vom 14. ds.: „Gestern wurde die vor Deligrad stehende türtishe Avantgarde von den Serben ange- griffen, die nah kurzem Kampfe mit einem Verlust von 2000 Mann zurückgeshlagen wurden. . Die türkishe Armee steht jeßt Alexinaÿ gegenüber und bedroht Deligrad, indem fie einen Theil des Morawathales besetzt hält.“

Der Belgrader Berichtecstaiter der „Daily News“ meldet vom 15. d, M. : „Seit den lehten zwei Tagen hat es in Strömen geregnet, und das Morawathal is jeßt ein großer Sumpf. Durch ihr \ystematishes Niederbrennen von Dörfern find die Türken dem Unwetter ohne \{chüßendes Obdach ausge- \sezt. Militärishe Operationen von irgend welcher Bedeutung find unmöglih. Die Türken haben sich kein näheres Obdach als Nisch gelassen. Ein vorsätlih verwüstetes und aller Vor- räthe entblößtes Terrain offupirend, müssen fie Alles von ihrer Basis în Nisch beziehen. Die Operation wird aber durch die durch den Regen unpassirbar gemachten Landstraßen in hohem Grade erschwert, und noch fernex wird sie beeinträhtigt durch die serbishen Demonstrationen über die obere Morawa von Katun gegen die türkishe rechte Flanke und die Verbindungslinie mit Nisch. Sine Woche Regen, ge- paart mit beständiger Beunruhigung der Proviantkolonnen, würde das Morawmathal unhaltbar für die Türken mahen. Ge- neral Tschernajeff beyauptet sein Hauptquartier in Deligrad, von wo aus die Verbindung mit Alexrinay völlig offen ist. Die Niederbrennung von Saitshar vor der Räumung erschüttert den Vorwand, daß die türkishen Truppen Breandstifter nur aus miltärischer Nothwendigkeit find. Ebenfogut dürfte General von der Tann Orleans niedergebrannt und militärishe Nothwendig- keit plaibirt haben. Osman Pascha ist direkt dafür verantwort- lih. Saitshar wurde vorsäßlich und aus freien Stücken und nicht Angesichts des Feindes verlassen, und es ift kaltblütig ein- geäschert worden.“

Belgrad, 16. September. bei Alexinatz eine bedeutende Niederlage erlitten. türkishen Armee soll angebl'ch abgeschnitten sein. fehlen noch.

Die Nathrihten vom türkisch-montenegrinischen Kriegs\chauplazze lauten :

Ein offizieller Bericht des montenegrinishen Senats- Präsidenten Bozo Petrovics an den Fürsten Nikolaus be- stätigt, wie man der „Pol, Corr.“ aus Ragusa meldet, alle bisher über die Schlacht bei Trijebay am 6. September ge- meldeten Details. Die Türken geben übrigens selbst zu, daß fie eine Niederlage erlitten haben, nur wollen fie nicht 3000 Mann, sondern blos 1600 Mann verloren haben. Man will wissen, daß Derwish Pascha auf einen Theil seiner eigenen Truppen, welher während der Schlaht zu fliehen begann, feuern ließ. Die von den Türken erwarteten Verstärkungen find noch nit eingetroffen. Dagegen find in Podgorizza Kruppshe Kanonen angelangt und wurden in Antivari über 2000 Pferde ausge- \chifft. In Folge des lehten Aufrufes des türkishen Oberkoui- mandanten sind von einigen Stämmen Albaniens ungefähr 1000 Mann zur Armee Derwish Paschas gestoßen. Die Miri- diten verhalten fih vorläufig noch neutral, doch foll die Majo- rität dieses Volksftammes nah Montenegro gravitiren. Die Aus- gabe des neuen türkischen Papiergeldes mit Zwangscours hat den kommerziellen Verhältnissen in Albanien einen argen Stoß verseßt. Der Handelsverkehr soll gänzlich stoden, fo daß viele Handelsleute sih veranlaßt sahen, selbst ihre Läden zu sperren.

Seitdem Derwisch Pascha am 11. Septemöer den vergeb- lihen Versuch gemacht hatte, auf montenegrinishem Gebiete Posfto zu fassen und Verschanzungen zu errihten, ist in Folge

(H. T. B.) Die Türken haben Ein Theil der Details

des herrshenden Unwetters in den beiderseitigen Operationen beinahe ein vollständiger Stillstand eingetr.ten. Nur zwei Afffairen werden gemeldet. Den Montenegrinern foll es gelungen sein, die türkishen Verschanzungen bei Karicka Gora zu zerstören. Andererseits machte ein türkishes Kanonenboot den Versuch, den am Skutari-Sce gelegenen montenegrinishen Ort Virbazar zu bombardiren. Ein wohlgenährtes Feuer der Montenegriner nöthigte jedoch das Kanonenboot, nahdem es erhebliche Havarien erlitten, wieder das Weite zu suchen.

Die Unterkommandanten Mouhktar Paschas, der übrigens, wie der „Glas Crnagorca“ fonstatirt, in der That cingeshlo}sen sein \oll, beschuldigen ihren Chef-Kommandanten der totalen Unfähigkeit und verlangen, daß er wegen seiner bisherigen saum- seligen Kriegführung in friegsrecht;ihe Untersuhung gezogen werde. Djeladdin Pascha werde sich, wie es heißt, zu diesem Zwede demnähf nach Konstantinopel begeben. Die montenegri- nischen Streitkräfte stehen bei Kucci und Danilovgrad. Bei dem lehteren Orte befindet fich auch das Hauptquartier des Fürsten Nikolaus, der 12,000 Mann befehligt.

Wien, 16. September. (W. T. B.) Nah hier ein- gegangenen Berichten hat am 14. d. bei Spuz ein lebhaftes Scharmügel zwishen den Türken und Montenegrinern fstatt- gefunden. Sämmtliche türkishe Forts hatten gegen die Monte- negriner Vorposten eine lebhafte Kanonade eröffnet, die indeß erfolglos blieb,

Grahowo, 16. September. (H. T. B.) Gestern Mittag haben die Türken aus den Verschanzungen von Grahowaa- Brdo gegen die montenegrinishe Hauptshanze auf dem Ommic- Berge einen Ausfall unternommen. Troy ftrômendem Regen entwickelte sich ein starkes Gefecht, welhes durch Wolkenbrüche \chließlih völlig zum Stillstand gebracht wurde. Die Türken zogen sich in ihre Verschanzungen zurück. Die Wolkenbrüche dauern fort.

Grajowo, 17. September. (H. T. B.) Die Türken, welche einen Ueberfall befürhteten, unterhielten während der vor- leßten Naht aus sämmtlihen Schanzen ein lebhaftes Feuer, das erst Morgens verftummte. Man vermuthet, daß die Türken wegen des furchtbaren Unwetters Vorbereitungen zum Rückzuge treffen.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 13. Sep- tember. Am Montag Abend traf der König mit dem Shnell- zuge in Vexiò ein. Um 1 Uhr Morgens sehte derselbe die Reise nah Karlsïrona fort und traf daselb Morgens 6 Uhr ein. Am Sonnabend oder Sonntag wird der König hier eintreffen und bis gegen Ende dieses Monats hier oder in Drottingholm verweilen, später wird er fih wieder nah Sophienruh begeben, um daselbst den größten Theil des Monats Oktober zuzubringen. Ende Oktober wird sich der König dann, vermuthlih auf nur wenige Tage nach Norwegen begeben.

Die Rückkunft der Königin nach Stockholm wird wahr- \h-inlih Anfang Novewber stattfinden, doch is dies noch nicht bestimmt, wie auch cin Beshluß über die Reise der hohen Kranken nah dem Auslande noh nicht gefaßt ist.

Dänemark. Kopenhagen, 15. September. Gestern Vormittag fam der König von Shweden und Norwegen mit Gefolge von „Sophiero* in Bellevue an, wo er vom Könige Christian und König Georg sowie vom Kronprinzen empfangen wurde. König Oscar begab fich von Bellevue in Begleitung des Kronprinzen nah dem Schlosse Charlottenlund und von dort nah Schloß Bernstorff, wo derselbe mit den übrigen König- lien Herrschaften dejeunirte. Um 2 Uhr mahte der König Oscar der verwittweten Königin Caroline Amalie auf ihrem Sommerschlosse Sorgenfrei einen Besuch und kehrte darauf nach Sophiero zurü.

Die griechische Königsfamilie wird übermorgen ihre Rückreise nah Griechenland antreten. Die Königin Louise reist mit ihnen pr. Dampfschiff „Slesvig“ zunähst nah Lübe und wird oon da weiter nah Numpenheim gehen, woselbst sie sich noch einige Zeit aufzuhalten gedenkt.

Amerika, New-York, 16. September. (W. T. B.) In Savannah ist das gelbe Fieber mit großer Heftigkeit auf- getreten; gesiern allein find 27 Personen daran gestorben.

Afrika. Tunis, Anfang September, Der Kriegs-Minister, General Rustem, welhen der Bey von Tunis nah Konstan- tinopel geschickt hatte, um den Sultan Murad zu seiner Thron- besteigung zu beglückwünschen, ist nach zweimonatlichem KAufent- halt von dort am 1. hierher zurückgekehrt. Der Gesandte hat sh in Konstantinopel der beften Aufnahme zu erfreuen gehabt. Als Geschenk des Sultans hat General Rustem dem Bey einen mit Edelsteinen reih verzierten Säbel, den der verstorbene Sultan Abdul Medjid besessen, überbracht; er selbst und der Minister Kheredine sind mit Orden ausgezeichnet worden.

Der Bey beabsichtigt gegenwärtig eine neue Gesandtschaft nach Konstantinopel zu {chicken, um den Sultan Hamid zu be- qlückwünschen, dessen Thronbesteigung nah der Abreise des General Rustem Statt hatte.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

München, Montag, 18, September, Mittags. Der König hat nunmehr den Stiftsdekan Enzler zum Bischof von Speyer und den Pater Ambrosius zum Bischof von Würzburg ernannt.

Wien, Montag, 18. September, Mittags. Wie von gut unterrichicter Seite mitgetheilt wird, hat die Pforte den Mächten notifizirt, daß sie ihre Truppen-Kommandanten angewiesen habe, sih fortan auf die Defensive zu beschränken. ;

London, Montag, 18. September, Morgens. Die „Times“ sezt ihre Besprehung der türkischen Friedensbedingungen fort und hält daran fest, daß dieselben nicht annehmbar seien. Eine Wiederbeseßzung der serbischen Festungen durch türkische Truppen sei rein unmögli, weil dieselbe eine ständige Drohung für den europäischen Frieden bilden würde, Die „Times“ plaidirt für eine Regelung der Friedensbedingungen durch eine Konferenz der europäishen Mächte.

Paris, Montag 18. Septiember. Nach einem dem „Journ. des Déb.“ zugegangenen Telegramme soll eine zehntägige Waffen- ruhe auf dem Kriegs\hauplag vereinbart sein. Anderweite Be- stätigung dieser Nachriht liegt noch nicht vor.

Rom, Montag, 18. September. Gestern haben in Neapel und Turin zahlreih besuhte Meetings stattgefunden, welche sich zu Gunsten der christlihen Bevölkerung in der Türkei aus- sprachen.

Die Nr. 71 des „Amtsblatts der Deutshen Reichs- Post- und Telegraphenverwaltung* hat folgenden Juhaltt Verfügungen: vom 12. September 1876: Vormerkung des Pro- gressioassaßes bei unfrankirten Fahrpostsendungen nach Oesterreich- Sen vom 9. September 1876: Postvorshußsendungen aus dex Schweiz.