1876 / 230 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 29 Sep 1876 18:00:01 GMT) scan diff

déi Gewicht nah kaum eine halb Ernte haben, Der Frühtabak hatte viel von der großen Hte zu leiden, ist dickblattig, sturrig und flein geblieben. Der päter gepflanzte war noch sehr wüchsig, hatte aber viel von dem stürmischen, kalten Regenwetter zu leiden, wurde au zu früh gebrochen, da der Landmann den rost furGetez er hat ein etwas zarteres Blatt, kann jedoch nit als vollständig zeitig betrachtet werden. Rechnen wir nun hinzu, daß am Rhein wenig- stens 2000 Morgen wegen Uebers{wemmung nit bestellt werden fonnten, fo ist anzunehmen, daß die Pfalz in wig Jahre kaum ein Drittel des Ertrags anderer Jahre auf den Markt bringen wird.

Gewerbe und Handel.

Koburg, 27. September. Nach einem in der gestrigen Nummer der hiesigen Zeitung veröffentlichten Schreiben des Prinzen August von Sachsen-Koburg-Gotha zu Wien, d. d. Schloß Pohorella am 14. September d. I, an einen hiesigen höhe- ren Beamten werden die Zahlungen für dessen bei Rothschild in Franffurt a. M. kontrahirte Anleihe, in Berücksichtigung des Um- standes, daß ein großer Theil des noch ungetilgten Restes dieser Schuld im Besite von Koburgern, besonders von Koburger Anstalten sich befindet, statt in Silber-, in Goldwährung geleistet, obglei Seitens des Prinzen nah allen Rechtsgutachten auch jeßt no die volle Ueberzeugung gehegt wird, daß er die Raten näch seiner Rothe {childshen Anleihe nur in Silber zu zahlen verpflichtet sei.

In der leßten Sitzung des Verwaltungsrathes der Geraer Bank gelangte der Abschluß für das erste Semester d. J. zur Vor-

Berlin, 29. September 1876.

Die Kunstausstellung der Königlichen Akademie der Künste. VI, (S. Nr. 229 d. Bl.). Historienmalerei und historisches Genre. Dieselbe Periode der deutschen Geschichte, dec Linden- shmit seine beiden caraftervollen Lutherbilder entnahm, gab dem Berliner Karl Becker das Motiv zu seinem Bilde: „Kaiser Maximilian krönt Ulrih von Hutten zu Augsburg mit dem Dichterkranze, den Else Peutinger, „die shönste Perle unter den Jungfrauen ihrer Vaterstadt“, geflohten hatte.“ Jn Bezug auf die Auffassung 1hres Vorwurfs besteht indeß zwischen beiden Künstlern die denkbar weiteste Kluft. Wäh- rend zumal in dem größeren Gemälde Lindenshmits uns eine ergreifende Verkörperung des gewaltigen Geistes ent- gegentritt, der jene Zeit durhwehte, verzichtet Becker von vornherein af jede historishe Charakteristik, und be- shränkt sich lediglich auf die Erzielung einer prächti- gen foloristishen Wirkung. Mit gewohnter Meisterschaft wußte er denn auch in den feingestimmten , klaren und leuhtenden Farben seines Bildes eine festlih freudige Lust gleihsam in vollen harmonischen Akkorden ausklingen zu lassen. Dazu ist ihm in der hochaufgerichteten Figur des Kaisers, der in seinem rothen Gewande mit edlem Anstand die Stufen des Thrones zu dem knièenden Hutten herabsteigt, eine porträtähnliche, in Ausdru und Bewegung glei glück- liche, in der blonden, rosigen Else, die in silbern shimmerndem Atlaskleide züchtig sittsam herantritt und auf gesticktem Kissen den Kranz darbietet, eine durch zarte Anmuth das Auge fesselnde Gestalt gelungen, während der jugendliche Dichter, der, die Hand am Degen, vor dem Throne kniet, ‘doch allzu- sehr der ihm geziemenden, selbstbewußten männlichen Kraft und Frische entbehrt. Noch inhaltsleerer aber ist der phy- siognomishe Ausdruck der Köpfe in dem dichtgedrängten, aus eistlihen und weltlichen Herren gemischten Gefolge, das die Tiese des Saales bis zu der Tribüne det Musikanten hin ausfüllt und nicht nur in den einzelnen Figuren, namentli in dem dicht neben dem Kaiser stehenden weibish süßen Pagen und in dem sentimental blickenden Geharnischten auf der anderen Seite des Bildes, wie eine von der Bühne entlehnte Staffage wirkt, sondern zugleih auch eine sich völlig ins Dekorative verflüchtigende malerishe Behandlungsweise be- dauern läßt. N Im Gegensaß zu dem hier erreichten bestehenden äußer- lichen Effekt zeichnet sich Georg Cornicelius in Hanau in seinem Gemälde „Konrad von Marburg und die heilige Elisabeth“ gerade durch die seltene Tiefe und Schärfe aus, mit der er in das menschlihe Seelenleben einzudringen und dessen seltsamste Verirrungen zu schildern vermochte. Seine Darstellung, die deutlih den Einfluß Gallaits und der dur ihn vornehmlich begründeten Richtung der modernen Historien- malerei auf den bisher in Berlin nur wenig bekannten Meister zu erkennen giebt, zeigt in lebensgroßen Figuren die demüthige jugendliche Landgräfin von Thüringen, die \sih, von einem dienenden Mönche gegeißelt, mit entblößtem, blutig gestreiften Rücken vor ihrem Betpult hingestreckt, unter Leitung ihres geist- lichen Berathers den s{hwersten Bußübungen unterwirft, fowie den fanatischen Priester selber, der, neben der Gepeinigten kniecend, in der seitwärts über sie ausgestreckten Linken das Kreuz, in der Rechten aber das Gebetbuch hält und, mit halbgeschlossenen Lippen seinen Segen sprechend, das scharfgeshnittene, von der dunklen Kutte umrahmte, streng und weltverdammend blickende Antliy dem Beschauer zukehrt, während drei weiter zurück neben dem Altar stehende Frauen, die eine mit frommem Wohlgefallen, die beiden anderen mit bangem Entseben, der ergreifenden Scene beiwohnen. Mit vollendeter Meisterschaft sind diese Figuren, vor Allem die des finsteren Konrad von Marburg, in Ausdruck und Bewegung charakterisirt, und mit sicherem Geschick is dabei -die Komposition des in allen Theilen mit gediegenster Sorgfalt durchgeführten Bildes derartig an- geordnet, daß die efffeftvollen, G natürlich ergebenden Kon- traste der Beleuhtung im Verein mit der ernsten, ruhig ge- {hlossenen Tonstimmung des Ganzen den unmittelbar pacen- ectd6 ershütternden Eindruck nachhaltig und wirkungsvoll erhöhen.

Weltausstellung Philadelphia 1876.

Philadelphia, 27. September. (W. T. B.) (Kabel- telegramm.) Die Preisjury für die Weltausstellung hat bis jeßt folgenden deutschen AusstellernPreismedaillen zuerkannt: Altenburg & Graue, Bremen. Bauersche Gießerei, Frankfurt a. M. Boehme &Fränkel, Berlin, Ritterstraße 41. Breidenbach & Baumann, fr. Breiden- . bah & Co., Düsseldorf. Heinrich Ottmar Ae 1e Beierfeld bei Schwarzenberg in Sachsen. O. B. Friedrich, Dresden, Georgplaß. Aug. Gau s, Baden-Baden, Langestraße. K. A. Glier jun., Markneukirchen i. S. Gebr.Gundlach,Groß- N inbolg Len alla, Hadank &Sohn, HoyerswerdaO.-L. Reinhold Hanke, Hoehr bei Coblenz. Ludwig Heis inger, Reißzeugfabrikant, Nürnberg, Vorstadt E Nr. 46. Leop. Phil. Hemmer, Aachen. Heinri QUITEL, Crimmitschau i. S. Heinrich Keller Sohn, Darm-

lage. Derselbe weist, der „B. Börs. Z.* zufolge, nah Abzug sämmt- liher Unkosten ein Netto-Erträgniß von ca. 3 °/% na.

Die Cronberger Eisenbahnaesellschaft hat die Gez nehmigung erhalten, 200,000 Æ aufzunehmen. Die Prioritäts- Obligationen zerfallen in Stücke zu 1000 #, werden mit jähr- lih verzinst und die halbjährigen Zinsen am 2. Januar und 1, Juli in Frankfurt a. M. und Kronberg ausbezahlt. Die allmähliche Amortisation wird im Wege der Ausloosung bewirkt. Die erste Ausloofung findet im Oktober 1880 und die erste Auszahlung am 2, Januar 1881 statt.

Im Süden Frankreichs ist seit ciner Zeit eine lebhafte Be- wegung gegen die Weinfälschung und Färbung zu bemerken; man will derselben steuern, weil die Weine \s{lecht und deshalb nicht mehr viel ausgeführt, dagegen immer mehr fremde Weine ein- geführt werden, und diese Bewegung verdrängt augenblicklich fast die politischen Interessen. Jeßt hat das Syndikat der Weinhändler von Beziers den Beschluß gefaßt, alle Diejenigen geritlich zu ver- folien welhe sich in Zukunft der Weinfälshung s{uldig machen ollten. i Die ersten Symptome ciner Preisfteigerung auf dem Eisenmarkte zeigen sih auf verschiedenen Seiten. So haben I. Nöther & Co. in Mannheim dem eingetretenen gemein- samen Aufshlage der Saar- und Lothringer Hüttenwerke fol- gend, ihre Preise für Walzeisen um 5 4 pro Tonne oder 50 Z pro 100 Kilo erhöht. Aus Glasgow wird am Ende der Vor- woche gemeldet: „Unser Markt verkehrt in äußerst angeregter

stadt. J. C. König & Ebhardt, Hannover. Leo Lammerß, Aachen. P. J. Landfried, Rauenberg bei Wiesloch in Baden. Heinrih Lewa!l d, Breslau, Schuhbrücke 34. Georg Leykauf, München. Lobßbeck, Gebr., Lahr, Baden. Ambrosius Marthaus, Oschaß. Mechanische Weberei, Lin- den vor Hannover. C. A. Müller, Unterwiesenthal i.S. C. Ed.

-Müllers Verlagsbuchhandlung, Bremen. Mechanische Net-

fabrik und Weberei, Aktiengesellschaft, Fßehoe. F. L. Neu- mann, Hamburg, Herrlichkeit 71. Adolp Noll (in Firma Joh. Balth. Noll), Gießen. Paulus & Schuster, Mark- neukirhen i. S. Foseph Sachs & Comp., Bexlin, Oranien- straße-99. Stadtmagistrat durch Bürgermeister Dauber, Spalt, Kreis Mittelfranken, Bezirksamt Schwabach. Stor & Kr@mer, Berlin, Ritterstraße 50, A. B; Ten ner, Eisfeld an der Werrabahn. Tittel & Krüger, Leipzig. Voigtländer & Sohn, Braunschweig. W. Voeltzkow, Berlin, Ritterstraße 15. Louis Herrmann jun., Dresden, Waisenhausstraße 8./9. F. G. Schmalz, Alten- burg. Eduard Beyer, Chemniß. Ernst Kaps, Dresden. Rud. Jbach Sohn, Barmen, Neuenweg 40. Gebr. W. & Ed. Geyer, “Eisenberg in Sachsen - Altenburg. J. C. Bloedner Sohn, Gotha.

Bremen, 28. September. In der heutigen Situng des volkswirthschaftlichen Kongresses wurde bei der Berathung der Frage wegen der geseßlichen Regelung des Feingehaltes der Gold- und Silberwaaren ein Antrag des Referenten v. Studnik, die ge- seßlie Regelung der Frage gänzlih zu verwerfen, abgelehnt und einem Antrage von Kirbah und Gensel zugestimmt, nach welchem die Negelung sich darauf beschränken soll, daß die gedahten Waaren mit. dem Namen oder der Marke des Verfertigers oder Ver- käaufers fowie mit der Angabe des Feingehaltes zu bezeichnen find. Bezüglich der Eisenbahnbau- und Betriebskosten wurde ohne vorhergegangene Debatte der Antrag des Referenten Baron Kübeck angenommen. Die Diskussion der Frage betreffs des Ankaufs der deutschen Eisenbahnen durch das Reich {loß mit der Ablehnung sämmtlicher Anträge, da die Anhänger und Gegner des Projektes ziemlich gleich stark vetreten waren. “Nur die Nothwendigkeit einer Reform des Eiscnbahnwesens überhaupt wurde anerkannt. Bei der {chließlich vollzogenen Wahl einer ständigen Deputation wurden ge- wählt: Braun, Boehmert, Seyffardt, Gensel, Lammers, Kübeck, Wolff (Stettin), Weigert und Mosle.

Bei dem Fe stmahl am 26. d. Mts., an welchem ca. 400 Per- fonen Theil nahmen, brachte Sir Travers Twiß, der Präsident der Gesellschaft für Reform und Kodifikation des Völkerrets, den Toast auf Se. Majestät den Kaiser aus, Dr. Braun auf die Sou- veräne, deren Angehörige in Bremen vertreten sind, Bürgermeister Pfeiffer auf die beiden Kongresse, Professor Dr. Nasse auf das Lokal-Comité, Hr. Claufsen-Bremen auf die auswärtigen Gäste.

An der Festfahrt nach Wilhelmshaven und Bremerhafen nahmen ca. 200 Personen Theil. Um 6 Uhr fand das Festmahl in der Lloydhalle zu Bremerhafen statt. Hr. Mosle brachte das Hoch Sr. Majestät des Kaisers, Kommerzien-Rath Winter aus Osna- brück das der Bremer Flagge aus, welche durch die deutsche Flagge jeßt gedeckt sei, Hr. Rickmers auf Preußen, Baron von Kübeck auf das Lokalcomité, Hr. Mosle auf die Kongresse und Geheimer Kom- merzien-Nath Stephan aufdie Minorität des volkswirthschaftlichen Kongresses.

Der zweite Tag des Jubiläumsfestes des Münchener Kunstgewerbevereins {loß am 26. Abends mit einem Ballfest in dem Königlichen Hoftheater. Nachdem der Prinz Luitpold und Arnulph, sowie die Prinzessinnen Gisela und Therese in einer der Hof- Seitenlogen Plat genommen hatten, begann das Ballfest mit Webers Jubelouverture. Hierauf folgte eine Ansprache des Präsidenten v. Miller, in welcher derselbe Jedermann die Pflege deutschen Kunst- fleißes ans Herz legte und welche mit einem Hoch auf die vereinigte Kunst und das Kunsthandwerk {loß. Dieser Rede folgte ein Tableau, das aus sechs lebenden Bildern bestand und von Rudolph Seitz arrangirt war. Es stellten dieselben Momente aus der höchsten BVlüthenzeit des Kunsthandwerkes dar, \o z. B. Besuch eines Kardi- nals bei Peter Vischer, der an scinem Sebaldusgrab arbeitet; Kaiser Marimilian im Begriffe den Pinsel zu heben, welchen Albrecht Dürer hatte fallen lassen 2c. Nachdem Orgelspiel und Gesang verklungen waren, stellte sich der Festzug auf. Voran ein Trupp Landsknecbte, geführt von einem Feldhauptmann. Nach dem Herold und einer Trompetertruppe folgten die Zünfte, mehrere Hundert Männer, Frauen, Jungfrauen und Knaben, dann wieder Landsknechte, den Schluß bildeten Fürsten und deren Frauen. _ Am 27. wurde die dritte und leßte Versammlung der Küänstker und Kunstindustriellen gehalten. Die Kommission referirte über den Antrag des Hrn. v. Miller, dahin gehend: die Ver- fammlung wolle beschließen, an die Se Regierungen die Bitte zu richten, bei Gründung von Kunstgewerbe- oder Fachschulen, bei Aus- führung von Schulplänen oder Schulordnungen feststellen zu wollen,

daß in diese Kunstgewerbe- oder Facbschulen keine Schüler auf-

genommen werden, die neben dem Nachweis über empfangenen Ele- mentarunterribt nicht auch den geliefert, daß sie ein Handwerk praktish erlernt und wenigstens 2 Jahre in einer {Werkstätte praktish gearbeitet haben. Die Versammlung stimmte einem Meodifikationsantrage des Baurath Hügel aus Wien bei, die Regierungen zu ersuchen, daß nur in Ausnahmsfällen in Kunst- gewerbe- oder Fahshulen Schüler aufgenommen werden sollen, welche niht den Nachweis gethaner Per Arbeit in der Werk- stätte erbringen können. Einem weiteren Antrag des Hrn.'v. Miller, in einer Resolution aus usprechen, daß Kunstgewerbe- oder Ga en keine Vorbercitungsf{chulen für die Akademien der bildenden Künste sein sollen wurde beigestimmt. Bezüglich eines die Zollfrage be- treffenden Antrages wurde beschlossen: „Ver allseitig in Deutschland angestrebten Entwicklung der Kunstindustrien ift das gegenwärtige Zollsystem schädlich underschwert deren Gedeihen. Die Versammlung rick- tet daher an’ den Reichstag die Bitte, derselbe möge beschließen, daß bei Erneuerung der internationalen Verträge durch entsprechende Klassifizirung sowie durch Erhöhung einzelner Positionen des Zoll-

Stimmung bei steigenden Preisen. Die reservirte Stellung, welche die Käufer hier und auf dem Kontinent feit längerer Zeit einnahmen hat einem plöglichen und ziemlich allgemeinen Deckungsbedürfni Play gemacht. Warrants {ließen zu 56/9 besser und die Tendenz ist durchgängig eine ausgesprochen steigende."

In einer Mailänder Tarrelponvong nee „K. Z.“ vonr 25. September heißt es: Die Situation der hiesigen Seiden- märkte hat sich im Verlauf Ditser Woche nicht geändert. Die Transaftionen waren, .wie während der Vorwoche, beschränkten Um- fanges, die Preise jedoch durchgängig fest. Nur - eine plö De und unerwartete Üeberhäufung der Fabriken mit zahlreichên Bestel- Tungen oder ernstere politishe Verwickelungen im Orient könnten eine große Rückwirkung auf die gegenwärtigen Preise häben. In Rohseide gab ih eine auffallende Schwäche in den Operationen kund, und waren in den ersten Tagen der Woche nur die hohflassi- {en Sorten gefragt, die aber nicht erhaltbar waren. Jn den übri- gen Qualitäten fanden nur ganz isolirte Umsäße statt, wobei sublime ungefähr 124 Lire, und \{ön gangbare 9/11 bei 118 Lire erzielten. Bessere A eR L zeigte sih für Organsinen jeder Oualität und jeden Titels. Asiatishe Waare hielt sich unverändert. Abfälle waren bei sœwachen Preisen still.

s

f.

tarifs die Fortentwickelung der nationalen Kunstindustrie ermöglicht und befördert werde.“ Den leßten Berathungsgegenstand bildeten verschiedene, die Pariser Ausftellung betreffende Anträge. Die Kom- mission beantragte, denselben nicht beizustimmen, sondern vielmehr folgenden Beschluß zu fassen: „Die gegenwärtige Kunst- und Kunst- Industrie-Ausftellung in München hat die Verfammlung zur Ueber- zeugung geführt, daß die deutsche Kunstindustrie nur dann würdig in zu vertreten sei, wenn sie in Verbindung mit der Kunst nach einem ‘ünstlerisch durchdachten Plan gemeinsam und einheitlich durchgeführt wird, wenn ferner die nah Paris zu sendenden Werke von einer. deutschen: Kommission von Sachverständigen vorerst geprüft und ohne Geneh-

migung derselben niht zur Ausftellung gelangen dürfen, und wenn |

E IGE Reichstag die hierzu unbedingt nothwendigen Mittel ge- währt“.

gewerbevereine herbeizuführen.

Mit cinem großen Fackelzuge wurden die dreitägigen Jubiläums=

feierlihkeiten am 27. Abends geschlossen.

Auf dem deutscchen Philologentage zu Tübingen wurden s

folgende Gegenstände behandelt:

In der archäologischen Sektion erklärte Professor Bur - | sian die angekommenen Abgüsse der olympiscben Funde. | Paionios, F

vier Stücke, die vielgerühmte Nike des Gestalt eines Mannes (Flußgottes) Jünglings (Noßknechtes). Eine

Es sind die liegende knicende cines

und die

welche die Hand gegen das Gewölbe aus\treckt, wie um Herakles die Last abzunehmen und fo Gelegenheit zum Austreten zu gebsn. In der orientalistishen, 45 Mitglieder starken Sektion gab der Präsident, Professor Dr, v. Roth, eine kurze Geschichte der orientalischen Studien in Württemberg, an die sich eine ausführlihe Biographie Julius Mohls ans{hloß. Professor Kauyßsch aus Basel machte Mittheilung über die Stiftun eines deutschen Vereines zur Erforschung Palästinas. Prof. Rot machte Mittheilung über die neuen ihm aus Kaschmir zugegangenen Handschriften des Atharva-Veda. Prof. Sch{lottmann aus Halle gab den Jahresberiht über die äußeren Schicksale der deutschen morgenländischen Gesellschaft im verflossenen Jahre,

In der zweiten allgemeinen Sißung hielt Prof. Bender (Tü-

bingen) einen Vortrag über die Tübinger Humanisten des-

16. Jahrhunderts, der sich vor Allem mit dem Begründer der philo- logischen Studien in Tübingen, Heinrich Bebel aus Justingen, be- \châftigte, weiter dessen Schüler Altensteig und Henrichmann und die kürzere Zeit in Tübingen wirkenden Reuhlin und Melanchthon be- rührte und sodann-noh die beiden Gegner Crusius und Frischlin und ihr bellam grawmaticale besprach. Es folgte Prof. Stark (Heidel- berg), der üker die Ahnenbilder des Appius Claudius im Tempel der Bellona sprach. Der Gegenstand des leßteren Vortrages

war wieder der württembergischen Kulturgeschichte entnommen ; Prof.. hohe Karls\chule..

Klaiber (Stuttgart) sprach über die

Die deutsch-romanische Abtheilung hat ihre erste Sißung am 26. gehalten. Der Vorsißende Prof. v. Keller gedachte zunächst der im Laufe des Jahres verstorbenen Philologen Friedrich Diez, Karl Simrocck, Rudolf v. Raumer und Pr. Theophil Rupp. An diese persönlichen Bemerkungen {loß sich zunächst ein Bericht über den Fortgang des von der Sektion unter ihren besonderen Schuß genommenen mittelniederdeutschen Wörterbus von A. Lübben und K. Schiller, von welchem nunmehr 14 Hefte vollendet find. Während der C S Dr. v. Keller, das nahe bevorstehende Er- scheinen feines Buches über Uhland als Dramatiker ankündigte, übergab Prof. Holland eine von. thm zur Begrüßung der Sektion in Druck gegebene Schrift, enthaltend einen in Uhlands Naclafse vor- gefundenen Wettgesang zwischen Uhland und Rückert. Darauf hielt Dr. Seuffert aus Würzburg einen Vortrag über Friedrich Müller, den sogenannten Maler Müller, über dessen Lebensverhältnisse und Thätigkeit ihm bisher unbenutte Quellen zu Gebote standen, welche dem Vichter eine höhere Bedeutung verleihen, als ihm bisher in der Literaturgeschichte zuerkannt wurde.

__ Ein Wachsabdruck der Medaille, welche von der Preisrichter-- | Kommission der Vereinigten Staaten Nord-Amerikas auf der inter- | nationalen Ausstellung zu E A dat den Ausstellern zuerkannt wird, ist vor Kurzem auf dem Ausstellungsplate angelangt, Die Medaille wird von Bronce sein und vier Zoll (engl) im Durch- messer haben. Die Mittelfläche der Vorderseite nimmt ein Facsimile des großen Siegels der Vereinigten Staaten cin und in den Lisen- i

überliegenden Ccken sind vier aufrecht stehende kreisrunde Schilder in der ungefähren Größe eines 2ö-Centstückes angebraht, welche \ymbolische Darstellungen von Amerika, Europa, Asien und Afrika tragen. Das Mittelfeld der Kehrseite trägt die Inschrift: „Ver- lichen von der Centennial-Kommission der Vereinigten Staaten.“ Der Rand ist mit einem Lorbeerkranz ges{chmückt und darunter stehen rings um das Mittelfeld laufend die Worte: „Internationale Aus- stellung. Philadelphia, 1876." Der Medaillenstempel ist noch in den Händen des Graveurs, welcher die leßte Hand an die Arbeit legt.

Theater.

Im Wallner - Theater findet am Dienstag Woche das Benefiz des Frl. Ernestine Wegner statt, und zwar in der Posse „Drei Monat nah Dato“, welche ihre Belicbtheit zum großen Theil dem trefflichen Spiel des Frl. Wegner verdankt.

Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Frl. So- phie König, von ihrer Indisposition wiederhergestellt, ‘tritt am Sonnabend wiederum als „Fürstin Lydia“ in der Operette: Fatinißa auf.

Redacteur: F. Pr ebm. Verlag der Erxrpetition (Kes\ el). Druck: W. Elsner. Drei Beilagen : (eins{ließli}4 Börsen-Beilage).

Berlin:

Die Versammlung bes{chloß hierauf noch, München zum Vororte zu bestimmen und eine Verbindung der sämmtlichen Kunst- |

g Metope ent- 5 hâlt den Herakles, der das Himmelsgewölbe trägt, den Atlas, der | ihm eben die Aepfel der Hesperiden überbringt, und eine Hel eride, M

näcster-

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

NZ 230.

Die Versuchsan stalt: für Eisen im Stevens-Jnstitut für Tehnologie zu Hoboken bei New-York. (Dr. H. Wedding.)

Edwin A. Stevens vermachte in patriotishem Sinne durch Testament vom 15. April 1867 ein Grundstück und die Summe von 650,000 Dollars zum Zwecke der Errichtung eines B Lehrinstituts. Mit Genehmigung des Staates New-FJer)ey von 1870 wurde hierauf in Hoboken eine tehno- logische Anstalt erbaut, welche den Namen ihres Sründers trägt und den Zweck hat, junge Leute in reiner un angewandter Mathematik, Literatur und modernen Sprachen, Chemie, Phy- fk, Zeihnen und Maschinenbau zu unterrihten. Sie ist mit vortrefflihen Sammlungen und guten Laboratorien ausge- stattet. Fm Anschluß an die Maschinenlehre besteht ein me- chanisches Laboratorium, in welhem Studirende Versuche über Festigkeit der Materialien, Kraftmessungen an Maschinen u. st. w. direkt anstellen oder an den von den Lehrern geleite- ten Versuchen in diesen Richtungen Theil nehmen können.

Die leßtere Einrichtung und die vorzügliche Leitung, die das Laboratorium unter Professor Thurston genoß, war der Grund, daß im Jahre 1875, nachdem der amerikanische Kon- greß beschlossen hatte, Versuche über die Festigkeit von Eisen und Stahl auf Staatskosten anstellen zu lassen, das von der Staatsregierung gebildete Comité, welches aus hervor- ragenden Professoren, Offizieren und Jngenieuren bestand, beschloß, diese junge Anstalt s den genannten Zweck zu g so weit es der Raum gestattete, und nur, soweit jehr schwere Maschinen, welche dort niht unterkommen Tonnten, benußt werden mußten, das Arsenal bei Boston ein- treten zu lassen. Jm Ganzen wurde als erste* Nate die Summe von 75,000 Doll. aljo ca. 300,000 A bewilligt.

Ueber die bisher angestellten Versuche und ihre Resultate wird ein demnächst in der Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen erscheinender Aufsaß den sich dafür Jnteressi- renden eingehendere Auskunft geben, hier möge nur auf einige Punkte aufmerksam gemaht werden, welhe au für unser Vaterland beherzigenswerth erscheinen dürften.

Zuvörderst hat man in Amerika Versuche über die Festig- keit des Eisens für so nothwendig zur Beförderung des all- gemeinen Wohlstandes gehalten, daß die Regierung der Vereinigten Staaten auf Jnitiative des Kongresses für die Kosten solcher Versuche aufzukommen sich für befugt hielt.

Dies erhält eine besondere Bedeutung, wenn man be- denkt, wie selten in Nordamerika eine direkte Staatshülfe vor- kommt, wo man so wenig geneigt ist, dur allgemeine Staats- mittel industrielle Zwecke zu unterstüßen und die Förderung selbst allgemeiner Unternehmungen entweder dem einzelnen oder höchstens den Regierungen der Einzelstaaten überläßt.

Man hat den wissenschaftlichen Centralpunkt der Ver- einigten Staaten, nämlich New-York (Hoboken is nur - eine am Hafen der Hauptstadt gegenüberliegende Vorstadt) für am meisten geeignet gehalten. Man ist dabei von der Ansicht geleitet worden, daß die gute Ausführung der Versuche dur den. großen wissenschastlihen Verkehr in New-York wesentliche Unterstüßung findet und daß von dieser Stelle aus das all- gemeine nteresse aller Produktionsdistrikte am besten wahr- zunehmen ist.

Der Staat hat ein nicht aus Jndustriellen bestehendes Comité berufen, und so ebenfalls einseitige Jnteressen ausge- schlossen. Aber dieses Comité hat sich sofort mit allen her- vorragenden technishen Vereinen, mit Gelehrten und Jn- dustriellen in Verbindung geseßt, und diese sind, fern davon, in der nur indirekten Betheiligung eine Zurücseßung zu er- blicken, mit Lebhaftigkeit der an sie ergangenen Aufforderung nachgekommen.

Namentlich sind die Vereine der Civilingenieure und der Bergingenieure zu nennen, welche Mittheilungen und Zusam- menstellungen eigener und fremder Beobachtungen geliefert, Vorschläge über Umfang und Art der Versuche gemacht und in jeder Weise ihr Fnteresse bekundet haben. Aber auch die einzelnen Privatleute befördern mit großer Opferbereitwillig- keit den nüßlichen Zweck. So hat si z. B. gegenwärtig der Stahlfabrikant Metcalf zu Pittsburgh der s{hwierigen Auf- gabe unterzogen, Reifen von Manganeisen und Siliciumeisen

Inserate für den Deutschen Reichs- u. Kgl. Preuß.

Staats-Anzeiger, das Central-Handelsregister und das

Postblatt nimmt an: die Königliche Expedition des Deutschen Reihs-Anzeigers und ßöniglih

Verliz, 8. N. Wilhelm-Straße Nr. 32.

De}

1, Steckbriefe und Untersuchungs-Sachen, 2, Stillen, Anfgebote, Vorladungen u, dergl. Preußischen Staats-Anzeigers: 3. Verkäufe, Verpachtungen, Submissionen etc, 4. Verloosung, Amortisation, Zinszahlung u. 8, W. von öffentlichen Papieren.

Berlin, Freitag, den 29. September

mit verschiedenen Variationen des Kohlenstoffsgehalts herzu- stellen, welche als Grundlage von Vérsuchen dienen werden, um den Einfluß des Mangans oder Siciliums auf die Festig- keit des Eisens nachzuweisen.

JFnternationaler Kongreß für Gesundheitspflege und Rettungswesen.

Brüssel, 27. September. Jm Palais Ducal wurden heute Nachmittag 2 Uhr die Verhandlungen des internationalen Kongresses für Gesundheitspflege und Rettungswesen dur den General-Lieutenant Rénard, früheren Kricgs-Minister, eröffnet, nah dessen Begrüßungs- und Einleitungsworten Hr. Vervoort, ehemaliger Präsident der Deputirtenkammer, den Vorsiß übernahm. Der General-Sekretär Couvreur erstat- tete den Rechenschaftsberiht des Generalcomités; demnächst ergriff im Namen des deutschen Comités der Geh. Medizinal- Rath Professor Dr. Virchow das Wort :

Sire! Hohe Versammlung! Ich bitte um die geneigte Ge- nehmigung, in meiner Muttersprache einige Worte zu Ihnen reden zu dürfen. Unmittelbar vor der Sißung ist mir erst der Auftra geworden, im Namen unseres Comités zu Ihnen zu sprechen, sonf würde ih den begeisterten und beredten Worten der Herren Prä- sidenten wenigstens in verwandter Weise zu antworten versucht haben.

Zunächst glaube ich im Sinne aller hier vereinigten Comités zu \sprechen, wenn ih dem Generalcomité und dem hohen Protektor dieses Kongresses unseren Glückwunsch sage, einen solchen Gedanken in dieser Zeit gefaßt und zur Ausführung gebracht zu haben. Es war in der That ein Wagniß, gegenwärtig, nachdem Europa eben erst aus den \{wersten Bewegungen hervorgegangen war, einen Ge- danken aufzustellen, der eine so lange Vorbereitung des Friedens vorausseßt, ein Gedanke, der zugleich so neu, so unge- wöhnlich war, der eine Reihe von so verschiedenartigen Inter- essen wachrief, und der so E die Gefahr in sich barg, daß unter dem Vorwande humanitärer Interessen sich pri- vate industrielle Bestrebungen geltend machen möchten, daß die Produzenten von Geheimmitteln, daß die einzelnen Industrie- zweige die Gelegenheit benußen würden, unter der Firma der Huma- nität ihre Erzeugnisse der Welt vorzuführen. Wenn wir sehen, daß das Comité trotz dieser großen Gefahren eine Aus|tellung geschaffen hat, wie sie niemals in dieser Welt bestanden hat, und wie es viel- leiht schwer sein dürfte, sie zum zweiten Male so zusammenzubrin- en, so sieht man eben, wie der Gedanke richtig ergriffen war, wie es fich in der That nur darum handelte, den Völkern Europas cinmal der Humanität als das Ziel ihres Strebens hinzustellen, um überall den edelsten Wett- eifer wachzurufen. In der That, es hat etwas Rührendes, zu sehen, daß die Nationen Europas, unmittelbar nachdem die größ- ten Kriege zu Ende geführt waren, welche dieser Erdtheil jemals gesehen hat, wiederum zurückehrten zu dem Werk, welches Sie gegen- wärtig mit einem Worte bezeichnen, für das wir Alle keinen Aus- druck haben: zu der sauvetage wir Alle müssen erst daran denken, wie wir das nun wiedergeben, was Sie in diesem Wort so prächtig zusammenfassen eine Thätigkeit, die l ganz und gar der Sorge für den einzelnen Menschen. zugewendet ist, die fich die Aufgabe stellt, den Armen, den Verlassenen, den Unglücklichen aufzusuchen und ihm Hülfe zu bringen nicht etwa blos in dem gewöhnlichen Sinne des Wortes, wie man die allgemeine Hülfe bringt von Staatswegen und von Gemeinde wegen, sondern diejenige Hülfe, welbe auch des eigenen Lebens nit schont, um das Leben des Mitbürgers zu retten.

Ja, meine Herren, die Aufgabe, welche durch fo viele kunstvoll ersonnene Apparate, durch Einrichtungen, welche so große Aufwen- dungen der Einzelthätigkeit erfordern, Ihnen vorgeführt wird, sie zeigt so recht, wie von einem entgegengeseßten Standpunkte aus die Bewegung der Völker zu diesem rein humanitären Gedanken wieder- kommt, wie sie von dem Einzelnen, von der Aufsuhung der Mittel zu seiner Rettung, zu seiner Bewahrung aufsteigend jene großen Einrichtungen \{cha}fft, die Ihnen der beredte Herr Vize - Präfi- dent vorher in so eingehender Weise geschildert hat. Aber, hohe Versammlung, diese Werke, welche die Gesellschaft, welche der Staat schaffen, um den Ausdruck des inneren Kulturlebens der Völker zu bieten, sie zeigen uns oft genug, daß in ihnen selbst wieder eine neue Gefahr hervortritt, daß diese Einrichtungen selbs von Anfang an mit gewissen Mängeln behaftet sind, welche die allershwierigsten und umfassendsten Studien nothwendig machen, um die Einzelnen vor den gefährlichen Einflüssen selbst dieser für ihre Wohlthat bestimmten Einrichtungen zu s{üßen. Jch darf hier wohl daran erinnern, wie es mit der Geschichte der Hospitäler gegangen ist. Hervor- gegangen aus dem tiefsten religiösen Streben, aus einer praktis{ moralischen Thätigkeit, welche die eigene Gesundheit nicht \chonte, um den kranken Mitmenschen Hülfe zu bringen, durch Jahrhunderte

wieder die großen Prinzipien

Grosshandel. Literariszche Anzeigen.

Familien-Nachrichten,

entliher Anzeiger.

6. Verschiedene Bekanntmachungen.

Ti 8, Theater-Anzeigen. In der Börsen- 9; beilage.

1876.

hindur groß gezogen, durch die wohlthätige Hülfe des Vokkes er- weitert und entwickdelt hätte man glauben sollen, daß uvser Jahrhundert in den Hospitälern Einrichtungen finden würde, welche das Vollkommenste darbieten, was zur Hülfe der Kranken geboten werden kann. Und siehe da! als man anfing, sich genauer umzu- sehen, als man die Statistiken der Krankenhäuser aufmacte, als man si fragte: welchen Nutzen bringen sie den Einzelnen, wie läßt ih ihr Nuten statistisch ausdrücken? kam man zu dem erschrecken- den Ergebniß, daß eine große, vielleicht die größte Zahl aller vor- handenen Hospitäler in si selbst die Gefahren neuer Erkrankungen, neuer Todesquellen birgt, ja daß für viele Kategorien von Kranken das Hospital gefährliher war als der Aufenthalt im Hause des Kranken selber. Und nun beginnt eine neue Bewegung, die Be- wegung, welche nicht mehr darauf gerichtet ist, den Kranken aus seiner Wohnung zu nehmen und ihn unter die günstigen Bedingungen des Hospitals zu bringen, welche vielmehr die große und {wierige und noc jeßt nit vollendete Aufgabe verfolgt, das Hospital selbst jo zu gestalten, daß es allen denjenigen Anforderungen genügt, welche an die Herstellung dauernd günstiger Bedingungen für das Leben der Menschen gestellt werden können.

Aber, verehrte Anwesende, es ist das nicht eine vereinzelte Auf- gabe ; denn wenn das Hospital nngünstig einwirkt auf seine Insassen, wenn es Hospitäler giebt, welche ihre Insassen tödten, so giebt es auch Wohnhäuser, welche ungünstig einwirken auf ihre Insassen, es giebt au Wobnbäufer und Wohnorte, welche ihre Fnsassen tödten, und die Aufgabe, welche in dem Spital in erster Linie in konkretester Gestalt hervortritt, wiederholt fih in immer weiteren und weiteren Kreisen dur alle Zweige des civilisirten Lebens, sowohl des städtischen wie des ländlichen.

Hochverehrte Anwesende, ganz Europa ist auf diesen Weg der Untersuchungen, der Studien, der praktischen Versuche eingetreten ; auch die kleinsten Nationen haben beigetragen zu diesen Arbeiten. Wir, meine Herren, haben Ihnen auf der Ausstellung ein kleines Bild defsen gegeben, was Deutschland in diefem Augenblicke arbeitet. Ich hoffe, Sie werden uns bezeugen, daß, wenn wir nicht das Höchste erreiht haben, wir doch ein ehrliches und ernstlihes Streben danach haben das Beste zu finden, und vielleiht können wir hoffen, daß eine milde Beurtheilung uns zugestebt, daß wir in manchen Dingen zu praktischen Ergebnissen gekommen sind, die in dem Umfange und in dem Sinne anderswo noch nit erreiht worden sind. Es ist das ein Anfang, cin Anfang, auf den wir nicht stolz sind, im Gegentheil, ih kann versichern, daß wir Alle die Unvollständigkeit dessen, was wir Ihnen vorgeführt haben, recht' wohl einsehen. Aber, verehrte Anwesende, wir sind darauf stolz, daß wir Ihnen praktis zeigen können, daß wir an den Werken der Humanität, an den Werken des Friedens auf das Ernstlichste theilnehmen, und ich darf hier aub im Sinne des hohen Protektors der deutschen Ausstellung, des Kronprinzen des Deutschen Reichs, sagen: wir haben einen großen Werth darauf gelegt, daß die anderen Nationen uns recht thätig und ret engagirt an diesen Werken des Friedens finden möchten, weil wir ihnen dadurch zeigen zu können glauben, daß wir andere Gedanken haben, als man sie uns vielfach zuschreibt, daß wir nicht Krieg sinnen, sondern daß wir im Gegentheil recht schr wünschen, der Kriege ledig zu sein und alle unsere Anstrengungen auf die Befestigung des Friedens zu richten.

Hochverehrte Anwesende, ich darf in diesem Sinne unseren besten, innigsten Dank aussprechen dem hohen Protektor des Kongresses und dem Präsidium desselben, sowie dem vorbereitenden Comité, welches zu unser Aller Ueberraschung in so ungünstiger Zeit so Großes ge- [leistet hat. :

__ Nachdem noch der Delegirte des spanischen Comités

Br französisher Sprache) das Wort genommen, {loß der räsident die Sißung. Derselben wohnte während ihrer ganzen

Dauer Se. Majestät der König bei, welcher sowohl bei feinem

Erscheinen als auch bei seinem Weggehen von der Versami-

lung lebhaft begrüßt wurde.

P B O R

Verkehrs: Anstalten. Am 30, d. M. wird die internationale Kommission in An«- gelegenheit der Gotthardbahn zur Verifikation der im Baujahr 1875/76 ausgeführten Tunnelarbeiten zusammenkommen. Southampton, 27. September. Das Postdampfs\chiff des Nordd. Lloyd „Mosel“, welhes am 16. d. M. von New- York abgegangen war, ist heute 3 Uhr Nachmittags wohlbehalten hier angekommen und hat nach Landung der für Southampton bestimmten Passagiere, Post und Ladung, die Reise nah Bremen fortgeseßt. Die „Mosel“ überbringt 233 Passagiere und volle Ladung. New-York, 28. September. (W. T. BJ Der! Dampfsr „England“ von der National-Damfschiffs-Compagnie (C. Messing'sche Linie) ist hier eingetrof

Inserate nehmen an: das Central - Annoncen- Bureau der deutschen Zeitungen zu Berlin Mohrenstraße Nr. 45, die Annoncen-Expeditionen des eeFnvalidendauk“/, Rudolf Mosse, Daasenftein & Vogler, G. L. Danbe & Co., E. Schlotte, Büttner & Winter, sowie alle übrigen größeren Annonceu-Bureaus.

Steckbriefe und Untersuchungs - Sachen. Se E I Ne UgUU, Der unterm 25. Ja- nuar 1873 hinter den Uhrmachergchülfen Johann Baptist Himmelstein, in Würzburg geboren, er- lassene Steckbrief ift erledigt. Potsdam, den 25. September 1876. Königliches Kreisgericht. Abtheilung I. Sello.

[7971]

Gegen Iosef Kubis, Schuhmacher aus Glausche, 2) Franz Grünih, Zimmermann aus Schmograu, 3) Johann Pätßoldt, Knecht aus Grumbschütß, 4) Valentin Saba, Stellmacher aus Wallendorf, ist, weil sie ohne Erlaubniß die Königlich preußischen Lande oder das Bundesgebiet verlassen haben, auf Grund des 8. 360 Nr. 3 des Strafgeseßbuchs die Untersuchung eröffnet. Zum mündlichen Verfahren hierüber werden die ge- nannten Wehrmänner auf den 5. Januar 1877, Vorm. 9 Uhr, vorgeladen mit der Aufforderung,

enthaltend an:

Gärten . Aer .

Wiesen . Hütung . Wege 2e..

scheinen und die zu “can Vertheidigung dienenden | werden. Beweismittel zur Stelle zu bringen, oder solche dem

Nichter so zeitig vor dem Termine anzuzeigen, daß sie noch zu demselben herbeigeshafft werden können.

und Entscheidung in contumaciam verfahren werden. Namslau, den 5. September 1876. [7567] Königliches Kreisgericht, T. Abtheilung. Der Poslizeirichter.

Verkäufe, Verpachtungen, Submisfionen 2c.

Bekanntmachung,

Dománen-Verpachtung.

Die in der Provinz Hannover

olgende abwesende Wehrmänner: 1) den Hildesheim, S Göttingen, belegene ,

Hof- und Baustellen

zusammen . i: eitraum vom 1. Mai 1877 bis

C soll auf den J : zur festgeseßten Stunde an der Gerichtsstelle zu er- | Johannis 1895 öffentlich meistbietend verpachtet

Das Pachtgelder-Minimum beträgt 17,000 [7780]

Zur Uebernahme der Pachtung ift ein disponibles h Vermögen von 150,000 erforderli, über defsen Gegen die Ausbleibenden wird mit der Untersuchung | eigenthümlichen Besiß, sowie über die persönliche Qualifikation als Landwirth jeder Pachtbewerber vor der Licitation bei uns oder unserem Kom- mifsarius sich auszuweisen hat.

Den Lecitationstermin haben wir auf

mann anberaumt.

Landdrosteibezirk

2,119 Hektar, 2 Q Ï . 247,194 ¿ 39,661 v 42,493 Ï 1,181 v

« 831,071 Héltar,

resp. Druckkoften.

Früh.

materialien für die Brandenburg a/H.

werden.

Mittwoch, den 22. November d. J.,

: Vormittags 11 Uhr,

in unserem Geschäftslokal an der Archivstraße Nr. 2 hierselbst, vor dem Regierungsrath Berg-

Die Verpachtungsbedingungen, Karten und Grund- stücks-Nachweisungen, sowie der gegenwärtige Pacht- fontrakt, fönnen an allen Wochentagen während der Dienststunden in unserer Registratur, erstere auch bei dem jeßigen Pächter der Domäne, Oberamtmann Creydt zu Harste, eingesehen werden. l

Auf Verlangen ertheilen wir Abschrift des Kon- traktsentwurfs und der gevoruckten allgemeinen Ver- pachtungsbedingungen gegen Erstattung der Kopialien

Hannover, den 22. September 1876. Königliche Finauz- Direktion.

Abtheilung für Domänen,

Beïanutmachung. :

Nachstehend bezeichnete Kleiderstoffe und Schreib- Königliche Strafanstalt zu pro 1. Quartal 1877 und das Etatsjahr 1877/78 follen zur Lieferung dem Min- destfordernden im Wege der Submission übergeben

600 Meter weiße Leinwand, 100 Cm. breit,

400 Meter blaue Leinwand, 83 Cm. breit, 1300 Meter blaukarrirte Leinwand, 83 Cm. breit, 4700 Meter roher Callicot, 83 Cm. breit, 1100 Meter roher Parchent, 83 Cm. breit, 1600 Meter brauner Parchent, 83 Cm. breit, 750 Meter brauner Parchent, 67 Cm. breit, 600 Meter roher Drillich, 100 Cm. breit, 400 Meter Handtuch-Drillich, 42 Cm. breit, 100 Meter braunes Tuch, 133 Cm. breit, 300 Stück blau- und weißkarrirte Halstücher, 83 Cm. im Quadrat, 200 Stück blau- und weißkarrirte Taschen- s tücher, 67 Cm. im Quadrat, 400 Kilo wollenes Strumpfgarn, \{warz-weiß melirt, 100 Stück wollene Decken, 250 Kilo Yoeer, 400 Kilo Sohlenleder, 500 Kilo Brandfohlenleder. Schreibmaterialien. Median-Velin-Papier, Median-Konzept-Papier, Brief-Papier, fein Herren-Papier, Mundir-Pavier, Konzept-Papier. Î Offerten zur Lieferung des einen oder andern dieser Gegenstände sind s{riftlich und versiegelt mit der Aufschrift: „Submission auf Licferung von Kleiderstoffen resp. Schreibmaterialien pro 1877/78“, sowie als Kaution der 12. Theil des Werthes der offerirten Gegenstände bis Mittwoh