1876 / 239 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 10 Oct 1876 18:00:01 GMT) scan diff

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tät genehmigt worden. Der Separatantrag Simonffay's auf Mißbilligung des Vorgehens der Regierung gegen Miletics, und der Antrag Simonyi's auf Vernehmung Miletics dur den Jmmunitätsauss{huß und die Beauftragung des leßteren mit der Ausarbeitung eines JFmmunitätsgeseßes, wurde abgelehnt. Die erien Szalay’s beantwortete Tisza dahin, daß die Regierung bei Ausschreitungen von Militärpersonen die strenge Bestrafung der Schuldigen sih angelegen sein lassen werde, die Beseitigung der Bestimmungen über das Waffen- tragen der Militärpersonen außer Dienst zur Zeit aber für unthunlich halte. Hierauf wurden die Sißungen des Hauses bis Mitte November d. J. vertagt. Der „Pester Korre- spondenz“ zufolge ist die Fassung der den Ausgleich betref- fenden Geseßentwürfe nunmehr genau festgestellt und somit der Zweck erreiht, um dessentwillen- die österreichischen Minister nch hierher bêgeben hatten.

Schweiz. Bern, 8. Oktober. Der „N. Zür. Ztg.“ hre man: Nachdem innerhalb wenigen Fahren die Zolleinnahmen der Eidgenossenschaft von 11 auf 17 Millionen Franken angewachsen ind, scheinen dieselben nun in der That dem Kulminations- punkt sich zu nähern. Die Mehreinnahme in den Monaten Januar bis und mit September laufenden e gegenüber dem gleichen Zeitraum des leßten Fahres beträgt nur ca. 160,000 Fr. Freilich ist hierbei immerhin zu berück- sichtigen, daß das laufende Jahr in Beziehung auf Handel und Industrie in Folge der allgemeinen Geschäftskrisis zu den ungünstigsten zu zählen ift.

S DIIDDCr, (D. 2. D) Die Reglerung von Fapan hat ihren Beitritt zum Weltpostverein an- gemeldet.

____— Jn Sitten ist am 3. d. M. eine protestantische Kirche eingeweiht worden. Dieselbe wurde mit einem Kosten- aufwande von gegen 120,000 Fr. erbaut.

Großbritannien und Jrland. London, 7. Oktober. Die telegraphisch signalisirte Resolution, welche der Rath des fonsferváativen Vereins der City von Lon- don in seiner gestrigen Sizung einstimmig ange- nommen hat, lautet der „A. A. C.“ zufolge: 1) Daß in der gegenwärtigen sehr kritishen Lage der Regierung Jhrer

ajestät dieses Meeting es für seine Pflicht hält, sein unver- mindertes Vertrauen in Fhrer Majestät Regierung, und sein Bestreben auszudrücken, dieselbe durch jedes Mittel, das in feiner Macht steht, zu unterstüßen. 2) Daß in der Meinunng dieses Meetings eine Einberufung des Parlaments im gegen- wärtigen Augenblick nicht oWwenbià ist. 3) Daß Kopien der obigen Resolutionen dem Earl von Derby und Earl von Beaconsfield übermittelt werden sollen.

Jm „Globe“ liest man: „Die Aufmerksamkeit der Regierung des Vorstandes des „Trinity House“ und der „Royal National Life Boat Fnstitution“ is auf die Dring- lihkeit, Maßnahmen für die größere Sicherheit der die Scilly-Fnseln passirenden Schiffe zu treffen,

elenkt worden. Der vorgeschlagene Plan bezweckt Vermei-

ung und Abhülfe und besteht 1) aus der Errichtung eines

mächtigen Nebelhorns; 2) aus einem System telegraphischer Verbindung der fünf bewohnten Fnseln miteinander und 3) dem Stationiren von Rettungsboten an sorgfältig gewählten Stellen. Es is vorgeschlagen, daß die Kosten eines Nebel- horns, ähnlih dem am Start plazirten, aus dem Fonds des „Trinity House“, die Kosten der Telegraphen von der Re- gierung, und die der Rettungsboote von der Royal National Life Boat Fnstitution bestritten werden sollen. Wenn man sih erinnert, daß während der leßten 10 Fahre Eigen- thum im Werthe von 1 Million Pfd. Sterl. und 450 Menschen- leben unweit dieser Jnseln verloren gegangen sind, wird zu- gegeben werden, daß die Gefahren für den Seemann sehr groß sind und daß die Me sowie die Schiffährtsinter- essen des Königreiches erheischen, daß mit so wenig Verzug als möglich etwas gethan werde, um die Wiederkehr solch O Katastrophen zu verhindern, die wir alle beklagen. Mehrere ausländische Regierungen, darunter die französische und die deutsche, wenden seit dem Verlust des „Schiller“ ihre Aufmerksamkeit der Natur der Nebel zu und untersuchen sehr genau- deren Wirkung unter verschiedenen Umständen auf die Durchdringbarkeit des Schalles, der eines homogenen Mediums für sein gehöriges Durchdringen bedarf.“

Wie aus der laufenden Nummer der Flottenliste für das eben begonnene Vierteljahr hervorgeht , betreibt die Regierung zur Zeit den Bau neuer Schiffe für den Kriegsdienst. Von den im Bau begriffenen 42 Schif- fen werden 11 in Königlichen Werften hergestellt, die übrigen 31 in Privatwerften. Von den erwähnten 42 Schiffen sind nur 4 zur Bepanzerung bestimmt. Die übrigen 38 sollen des Panzers entbehren. Einige darunter werden von Stahl gea ein Versuch, von welhem man sich viel Erfolg ver- pricht. Dieselben sind besonders auf schnelle Fahrt berechnet.

Fn Glasgow wird, der „Köln. Ztg.“ zufolge, eine neue antivatikanishe Kundgebung vorbereitet. Es ist auf den 15. November in der City:Hall eine Versammlung angeseßt, welcher drei Beschlüsse zur Annahme vorgelegt wer- den jollen.

_— Die Home Rule Conföderation von Groß- britannien hat an ihre Mitglieder ein politisches Manifest eiae worin die angeblichen Spaltungen unter den Home Rulers für grobe Uebertreibungen erklärt und alle Zzrländer ermahnt werden, sich in der Unterstüßung der Agitation für die Gewährung einer politischen Autonomie an «rland zu vereinigen.

_ 9/Vktober"(W!TDB) Gladstone hat s{ch in einer von den Zeitungen veröffentlichten Zuschrift abermals scharf gegen die Politik der Regierung ausgesprochen, die sih zwar äußerlih und in der Form, aber nicht in Bezug auf die von ihr verfolgten Ziele verändert habe. Derselbe unterzieht die Vorschläge Derby's, die die verschiedehartigste Deutung und Auslegung zuließen, einer eingehenden und nicht ‘wohlwollenden Beurtheilung und besteht auf der Ein- berufung des Parlaments, weil sich die Regierung nicht in Uebereinstimmung mit der Nation befinde. Eine wirksame Autonomie Bosniens und Bulgariens sei durhaus nothwen- dig, um die Wiederkehr von Unruhen zu verhüten.

Frankreih. Paris, 7. Oktober. Ein im nichtamtlichen Theile des „Journal officiel“ abgedrucktesRund\chreiben des Unterrichts-Ministers ersucht die Rektoren der Akademie, ihm diejenigen Professoren der Collèges communaux namhaft zu machen, dénen eine Géhaltserhöhung zugestanden werden könnte. Der „Köln. E zufolge AaiA nah den Schäbungen des Ministers Christophle die verschiedenen vom

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Staate eingegangenen Verpflihtungen im Budget der öffentlihen Arbeiten jeßt 1 Milliarde 7 Millionen 778,978 Francs. Die Eisenbahnkredite bilden mehr als zwei Drittel dieser Summe. Die neuen Forts von Paris sind nah demselben Blatte gegenwärtig mit einigen Ausnah- men beendigt und man beschä tigt sich seit einigen Tagen mit ihrer Armirung. Die Geschüße gehören dem neuen System der Belagerungs-Artillerie an und sind alle Hinterlader. Einige Forts besißen schon eine Garnison.

8. Oktober. Der „Moniteur universel“ meldet: Das „Journal officiel“ wird Anfangs der nächsten Woche ein Dekret des Präsidenten der Republik, betreffend Begn adi- gung, Umwandlung und Herabseßung der Strafe von Kommuneverurtheilten, veröffentlihen. Wie der „Ordre“ an hervorragender Stelle mittheilt, werden die Kai- serin Eugenie und ihr Sohn morgen von M nah Florenz abreisen. Hr. Rouher ist von Arenenberg bereits wieder in Paris eingetroffen.

(Köln. Ztg.) Heute finden in den 33,000 Land- gemeinden der Republik die Wahlen von Maires und Adjunkten statt. Der „Moniteur“ hofft, daß in den meisten Gemeinden die Wahlen derjenigen Personen, die von der Re- gierung ernannt worden, bestätigen werden. Während der Belagerung von Paris hatte die deutsche Belagerungs-Armee ihre Todten bei Ville d’Avray begraben. Gegenwärtig be- schäftigt man sich damit, die Ueberreste der deutschen Soldaten an diesem Orte auszugraben und sie im neuen Friedhofe von St. Cloud, in der Nähe der Redoute von Montretout, beizusezen. Seit einiger Zeit wird die militärische Organisation der Forstwarte mit Eifer betrieben. Fast alle ausgediente Soldaten, werden sie unter dem Namen „Chasseurs Forestiers“ ein eigenes Corps bilden. Der Pariser Arbeiterkongreß beshloß heute, seine Sitzungen, die am 10. zu Ende gehen sollten, bis zum 12. zu verlängern.

9, Oktober. (W. T. B.) Die Budgetkommission hat heute den Bericht Gambetta's entgegengenommen, welcher sich im Prinzip für die Besteuerung der Ein- fünfte aus Werthpapieren jeder Art ausspriht. Selbst die französischen Renten sollen besteuert werden.

Italien. Nom, 4. Oktober. Das gestern Abend von der „Gazzetta uffiziale“ veröffentlichte Amnestie-Dekret ist aus Turin, den 2. d. Mts., datirt. Wie es in den Motiven heißt, soll dur diesen Aft der Königlichen Gnade der Tag gefeiert werden, an welchem Rom durch das Plebiscit mit Ftalien vereinigt, und so die nationale Einheit durch das Votum des italienishen Volkes vollendet wurde. Das Amnestie-Dekret seßt die Einstellung der strafamtlihen Handlung und den Strafenerlaß für die nachstehenden bis zum Tage der Aus- fertigung desselben begangenen Vergehen fest: 1) für die Preßvergehen, doch ist im D der rivat- klage die Zustimmung der beleidigten Partei er- forderlih; 2) für die im Lande begangenen politischen Ver- gehen, wenn dieselben nicht mit Verbrechen gegen die Per- sonen, das Eigenthum oder die Militärgeseße, oder auch Ver- brehen der Association pon Uebelthätern verbunden oder konnexirt sind; 3) für ‘die in Kontravention gegen das Gesetz und die Reglements der Mahlsteuer begangenen Vergehen, wenn dieselben nicht Gefängniß über ein Fahr oder einer äquivalenten Geldstrafe unterworfen sind; im Falle einer ein Jahr Gefängniß oder. die äquivalente Geldsumme über- steigenden Strafe wird dieselbe um ein Jahr oder die äqui- valente Geldsumme vermindert; 4) für die Kontraventionen oder Ueberschreitungen und die von den bestehenden L A büchern, dem in Toscana geltenden Straf-Polizeireglement und anderen Geseßen oder besonderen Reglements vor- gesehenen Vergehen, wenn nur das Verfahren von Amts- wegen eingeleitet wurde und sie keiner Strafe über - drei Monate Gefängniß oder Arrest unterworfen sind; die für die- selben Vergehen im Korrektionsverfahren ausgesprochenen und unwiderruflih gewordenen längeren Strafen werden um drei Monate herabgeseßt. Die Amnestie erstreckt sich nicht auf Recidivfälle, Verbrechen des Diebstahls, der Uebervortheilung, der Urkundenfälschung, des Betruges, der Untreue, der Asso- ziation von Uebelthätern, Rebellion, Widerstand, Beschimpfung oder Gewaltthätigkeit gegen die Repräsentanten der Behörden und der öffentlichen Gewalt, noch auf die wegen Besiß und Tragens hinterlistiger Waffen und wegen Müßigganges und Vagabundirens erfolgten Bestrafungen ; die Amnestie präju-

dizirt endlich nicht die bürgerlichen Akte und die wegen der

betreffenden Vergehen aus denselben abzuleitenden Rechte Dritter. Der „Fanfulla“ schreibt: „Wir vernehmen aus Turin, daß der Glimmer Ga der Herzogin von Aosta sih etwas verschlimmert hat. Der Herzog und die Herzogin von Aosta werden das Schloß von Moncalieri am 25. d. M. verlassen, um sich nach San Remo zu begeben.“ __— Man liest in der „Ftalie“: „Wie wir erfahren, wird demnächst ein Königliches Dekret erscheinen, welches die im Einnahmen- und Ausgabenbudget für das Jahr 1876 vorzunehmenden Aenderungen genehmigt. Die wichtigsten derselben betreffen das Ministerium - der öffent- lichen Arbeiten, sowohl in den Einnahmen als in den Aus- aben und rühren von der Basler Konvention über den Los- auf der oberitalienishen Eisenbahnen her. Die Basler Kon- vention hat im Aktivbudget eine Erhöhung von ungefähr 107 Millionen hervorgebracht, während si die passive Seite um etwa 115 Millionen höher stellt, der Staats\haß würde dem- nach in olge des Loskaufs ein Defizit von 8 Millionen er- leiden. Das Bauten-Ministerium hatte vorgeschlagen, für die Ausführung neuer Eijenbahnlinien in den Südprovinzen 17 Millionen in das Budget von 1876 einzustellen, die vom Minister-Präsidenten auf 5 eingeschränkt worden sein sollen.“ 10. Oktober. (W. T. B.) Bei dem Zusammentritt des Katholiken-Kongresses in Bologna kam es zu Gegendemonstrationen der dortigen Bevölkerung, welche sih gestern Abend wiederholten. Um die allgemein befürchteten Ruhestörungen zu verhindern, wurde der Kon- greß von der politischen Behörde aufgelöst.

Türkei. Konstantinopel, 8. Oktober. Eine tele- graphische, über Aden an die Kaiserlihe Regierung eingelangte Depesche des Generalgouverneurs von Jemen (Südarabien) meldet, daß daselbst eine Adresse an den Sultan cirkulire, in welcher derselbe aufge- fordert wird, sämmtliche Truppen aus dieser Provinz zurül- zuziehen, um sie gegen Serbien und Montenegro ins Feld zu chien, und die Sicherheit dieser Provinz ihren eigenen Be- wohnern anzuvertrauen. -

9. Vfktober. (W. T. B.) Die Großmächte haben unter Vortritt Englands bei der Pforte ihre Vorstellungen

behufs Erzielung eines förmlihen Waffenstillstandes erneuert.

Wien, 9. Oktober. (W. T. B.) Jun einem St. Peters- burger Schreiben der „Politishen Korrespondenz“ wird die Nothwendigkeit des gemeinsamen Handelns Rußlands und Desterreichs in der orientalischen Frage betont. Bezug auf die Konferenzvorschläge wird bemerkt, Rußland wäre vor wenigen Wochen einer europäischen Kon- ferenz mit großer Genugthuung beigetreten, sei aber gegen- wärtig der Ansicht, daß die Situation durch langwierige Ver- handlungen nur verworrener werden müsse. Eine Konferenz der Mächte sei erst nöthig, sobald die thatkräftige Aktion von es gekrönt sei, zur Bestätigung und Ordnung des Ge-

ehenen.

London, 9. Oktober. (W. T. B.) Die in den Blättern erwähnte Lirkulardepesche des Grafen Andrassy anläß- lih der Mission Sumarokoffs is} sehr kurz gefaßt und ent- hält fich jeder Andeutung über den Fnhalt des Handschreibens des Czaren an Kaiser Franz Josef, dessen erfolgte Uebergabe sie einfah notifizirt.

: Par. 9-, Oktober. (W. T. B.) Der „Moniteur“ be- spricht d De &erhandlungen wegen des Abschlusses eines

affenstillstandes zwischen der Pforte einerseits und Serbien und Montenegro andererseits und hebt hierbei her- vor, daß, wenn die Pforte einen Waffenstillstand verweigern sollte, sie künftighin auf keine Unterstüßung irgend eines Kabinets bei den De a0 ri U die sih aus dieser Weigerung ergeben würden, rechnen dürfe.

Antivari, 8. Oktober. Von den in Klagenfurt in- ternirten türktishen Soldaten sind sieben {hon in Freiheit geseßt worden, und kamen dieselben gestern hier ‘an. Fn unserem Hafen treffen noch immer Munition, Pferde und FROMe Kriegsbedürfnisse für die Armee aus Konstanti- nopel ein.

Belgrad, 9.-: Oltober. (W. T. B.) Der Negierung wird vom Kriegsschauplatße gemeldet: Oberst Tscholak- Antitsh ist am 7. d. von Jankowa-Klissura in der Nichtung auf Kurschunlja vorgerückt, hat alle Ortschaften des Toplita- Thales beseßt, und Stellung vor Kurschunlja genommen.

Cettinje, 9. Oktober. (W. T. B.) Dakovics hat mit 7 Bataillonen die Bewegung zur Umgehung Moukhtar Paschas vollendet * und steht zwischen Trebinje und Lubinje, indem er den weiteren Zuzug von türkischen Truppen ver- hindert. Derselbe hat Lubinje in Asche gelegt und die Türken, welche dem Orte von Stolaß aus zu Hülfe zogen, auseinander- gesprengt.

Numäánien. Bukarest, 10. Oktober. (W. T. B.) Bei den gestern stattgehabten 6 Ergänzungswahlen für den Senat wurden 5 Kandidaten der Regierungspartei gewählt.

Nußland und Polen. St Petersburg, 7. Oktober. Aus England is dem „Journal de St. Peters“ourg“ zu- folge hier ein Hr. Alexander eingetroffen, der die Broschüre Gladstone's über die Vorgänge in Bulgarien auf den Wunsch des Verfassers ins Russische hat überseßen lassen.

Die Bucharische Gesandtschaft und die Söhne des Emirs besuchten am 5. d. M. Kronstadt in Begleitung des Artillerie-Dbersten Terekowskij, der mit der Gesandtsc;aft aus Taschkent gekommen, und des Beamten des Ministeriums des Auswärtigen Staatsraths Mirsa-Kasim Abidanow.

Die neue Gerichtsreform soll, wie die „Mosk. Wed.“ aus zuverlässiger Quelle erfahren, auf Beschluß des Justiz-Ministeriums mit dem 1. Juli des nächsten Jahres nun auch in verschiedenen westlichenGouvernements zur Ein- führung gelangen. Zum angegebenen Termine sollen in Kijew eine Gerichtspalate und in den Gouvernements Kijew, E Podolien und Witebsk 6 Bezirksgerichte eröffnet Werden.

(St. Pet. Herold.) Der Chef des Ferghana-Gebiets, General-Major Skobelew, telegraphirt von den Alai- Truppen, die bekanntlich in mehreren Kolonnen über die süd- lichen Kokandschen Berge nah dem Alai-Gebirge gegen die noch nit unterworfenen Kirgisen ausmarschirt sind:

Von Schot stieß ich zu der Kolonne von Guldscha, überschritt den Sofi-Kurgan, Artschat-Davan zum Großen Alai (der Kleine Alai wurde von dem verstorbenen A. P. Fedtschenko im Jahre 1871 besuht. Auf dem Großen Alai is} bisher noch kein Europäer ge- wesen) hin und stehe nun auf dem rechten Ufer des Kysyl-Sfu (Kysyl- Ssu ist der Anfang des Ssurchab, der unter dem Namen Wachscha weiter fließt und in den Amu-Darja mündet) bei Kysyl-Arta. Die Kolonne des Oberst-Lieutenants Garpowskij ziehe ich zu mir heran. Die Abtheilung von Utsch-Kurgan is am 3. August ausmarscirt. Der Feind ist auf der Flucht; einige einflußreiche Kara-Kirgisen sind ebenfalls beim Einfangen der Aufständischen thätig. Heute Nacht wurde auf Anordnung des Flügel-Adjutanten Witgenstein die Mutter des Abdul-Bek, Kurman-Dshan-Dathta, festgenommen. Ihr Erschei- nen wird, wie ih hoffe, zur Beruhigung des Alai beitragen. Der Gesundheitszustand der Truppen is troß des Frostes von 3 Grad, troß der anstrengenden Uebergänge und des Ueberschreitens der Berg- strôme befriedigend. Den Gelehrten, welche sich bei den Truppen A werden alle Mittel zu ihren gelehrten Untersuchungen ge- oten. an ur Vervollständigung dieser Nachrichten meldet der „S:

Aus Kokand schreibt man uns unterm 12. August: General Skobelew befindet sich noch in den Bergen des Großen Alai und wird in 10 Tagen nach Kokand zurückkehren. Neulih ist die Nach- richt eingetroffen, daß die Mutter des bekannten Kära-Kirgisischen, einflußreihen Beys Abdul-Bek, Kurman-Dshan-Dachta, festgenommen worden sei. General Skobelew empfing sie freundlih und bedachte sie mit reichen Geschenken. . Kurman-Dshan-Dachta is von Geburt auch eine Kara-Kirgisin, die Frau des Alim-Bek-Dachta, der im Jahre 1863 von Alimkul ermordet wurde. Zur Zeit der Regierung des Chudojar-Chan herrschte sie über die Kara-Kirgisen, die am Alaîï nomadisiren. Ihr Sohn Abdul-Bek floh Ad mit seinem Bruder Umar-Bek, wie es heißt, von nur 3 Dshigiten begleitet, nach

Badachschan.

__ Schweden und Norwegen. Sx1roccholm, 4. Oktober. (H. N.) Der König trat gestern Abend die Reise na ch Schoonen und von da nah Norwegen an; die während der Abwesenheit desselben fungirende Jnterims-Regierung besteht aus den Ministern Björnstjerna, Weidenhjelm, Loven, Thyselius und Lagersträle. i

Christiania, 4. Oktober. (H. N.) Der König wird dem Vernehmen nach während seines bevorstehenden Aufent- haltes in Christiania, gegen Ende dieses Monats, einen neuen Ober-Befehlshaber der Armee ernennen, in- dem der jeßige Jnhaber dieses Postens, General und Chef der Artillerie Fleischer, den bestimmten Wunsch geäußert hat, von seinem Posten zurückzutreten. Der General is 56 Jahre Offizier gewesen. König Carl XV. ernannte ihn zu seinem

ersten Adjutanten und Hofchef. Die leßtere Stellung nimmt er au unter dem jeßigen Könige ein.

Dänemark. Kopenhagen, 5. Oktober. (H. N.) Jn der gestrigen Sißung des Folkethings legte der Kriegs- Minister das neue militärische Strafgeseß vor, in welchem alle sogenannten förperlihen Züchtigungen abgeschafft werden. Deutschlands Beispiel, welhes nun schon 4 Jahre alt, ist, wie der Minister bemerkte, dabei entscheidend gewesen. Als unvermeidlich hat das Ministerium noch die sogenannten „Hülfsstrafen“ vorgeschlagen, nämlich für Soldaten auf Kriegs- schiffen die „Bindestrafe“ und „Bojenstrafe“. Eine Herab- seßung in die fogenannte zweite Klasse der Gemeinen (Straf- compagnie) will der Minister in Zukunft unbedingt abgeschafst haben, weil sie nach den gemachten Erfahrungen meist die leßten Reste des Ehrgefühls zu Grunde rihte. Das ebenfalls gestern vorgelegte partielleZollgesey will den Zoll auf Salz, gesalzene und gedörrte Fische und Cichorienwurzeln ganz auf- heben und den auf Kaffee und Reis auf die Hälfte herab- seven. Der auf 1,270,000 Kr. fkalkulirte Verlust für die Staatskasse soll erseßt werden durch eine Erhöhung des Zolles auf Wein, Spirituosen, Früchte, Kakaopräparate, hermetisch geschlossene Viktualien, Thee und Tabak. Um den vermehrten Zoll für Tabak nicht illuforisch zu machen, wird durch spezielles Geseß der Bau von Tabak, ausgenommen zum eigenen Ver- brauche, im Lande ganz verboten. Der Finanz-Minister be- merkte, daß das eine Bedingung für die obigen Zollherab- seßzungen sei, auch würde sonst eine Erhöhung des Tabaks8- zolles den Bau inländischen Tabaks, der ohnehin ein krän- kelndes Dasein führe, nur als vermehrter Shuß noch mehr befördern. Heute legte der Kultus-Minister einen Ge- seßentwurf, betreffend Alterszulagen für Lehrer und Lehrerinnen auf dem Lande und in den Provinzstädten vor, ferner einen Geseßentwurf, betreffend die Aufführung eines Gebäudes für die polytehnische Lehranstalt.

Amerika. Peru. Lima, 28. August. (Köln. Ztg.) Nach dem Verwaltungsberichte des Kriegs-Ministers beläuft sich die Summe der den verabschiedeten Militärs zu zahlenden Pensionen für die nähsten zwei Fahre auf 1,542,232 Soles. Das ganze Offiziercorps zählt ‘2629 Personen, also mehr als der noch übrige Heeresförper; darunter 1 Groß- marschall, 5 Divisions-Generäle, 21 Brigade-Generäle, 74 “voi 404 Dberst-Lieutenants, 470 Majore und 540 Haupt- eute.

Asien. Peking, 16. August. Seit dem 1. d. M. ift Tientsin der Schauplaß einer Bewegung gewesen, deren Ziel niht ganz klar zu erkennen war, die aber in manchen Kreisen Besorgnisse für die Sicherheit der Fremden daselbst hervorgerufen hat.

Auf die Nachricht , daß der General-Gouverneur von Tshihli, Li hung chang, sich Behufs Wiederaufnahme der Verhandlungen mit dem großbritannishen Gesandten Sir Thomas Wade über die Yünnan-Angelegenheit nah Tschifu begeben sollte, waren von den sogenannten Literaten und von den die Hefe der Bevölkerung repräsentirenden Feuer- lösch-Compagnien verschiedene Demonstrationen, u. A. auh eine Volksversammlung veranstaltet worden, deren Zweck dahin ging, den General-Gouverneur unter dem Vorwande, daß sein Leben oder seine Freiheit in Gefahr kommen würden, von seiner Reise zurückzuhalten.

Eine nah Peking gesandte Monstre-Petition, um eine Abänderung des Kaiserlichen Befehls an Li zu erreichen, und ebenso ein Versuch, den englischen Gesandten zur Uebersiedelung nah Tientsin zu bewegen, sind indessen für den Augenblick wenigstens vergeblich geblieben.

Wenn so die Agitation sich keinen Erfolg zuzuschreiben hatte, so ist doch höchst bedauerlih, daß von den Anstiftern, bezw. deren niederen Werkzeugen, namentlih den Mitgliedern der Feuerlösch-Compagnien Drohungen gegen die Fremden gefallen sind, und von einem Angriff auf deren Niederlassung gesprochen worden ist.

Diese Drohungen, obgleich wohl kaum ernfstlih gemeint, hatten doch einen um fo beunruhigenderen Eindruck auf die fremde Gemeinde gemacht, als nur ein englisches Kanonen- boot bei der Niederlassung anwesend war.

Unter diesen Umständen war es sehr erwünscht, daß das deutsche Kanonenboot „Cyclop“ sich in Tschifu befand und auf die Nachriht von den Unruhen in Tientsin sofort nah diesem Hafen abgehen konnte, wo es am 8. d. M. eintraf.

Das Erscheinen desselben hat nicht wenig zur Beruhigung der erregten Gemüther beigetragen, und der General- Gouverneur selbst hat niht unterlassen, dem Kaiserlichen ronsul in Tientsin, sowie dem Kommandanten des „Cyclop“ seine Befriedigung darüber anszusprechen.

Nachdem in den folgenden Tagen noch ein zweites eng- lishes und ein amerikanishes Kanonenboot in Tientsin ein- getroffen sind, scheint für die Sicherheit der fremden Nieder- lassung jeßt vollständig gesorgt zu sein.

Aus der Provinz Auhui ist hier die Nachricht angelangt, daß im Laufe des Juli dort Angriffe auf chinesishe Christen stattgefunden haben und dabei auch einige eingeborene fkatho- V aid Mitglieder der Gesellschaft Fesu, getödtet wor-

en sind. j Fremde scheinen nicht von diefen Ausschreitungen betroffen zu sein.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Wien, Dienstag, 10. Oktober, Vormittags. Die Pforte hat, wie die „Deutsche Zeitung“ meldet, eine aus 20 Mit- gliedern bestehende Kommission niedergeseßt, welhe einen Ent- wurf des Einführungsmodus für die neuen Reformen aus- arbeiten soll. Die „Neue freie Presse“ meldet aus Pera, daß für heute eine außerordentliche Sißung des Staatsraths an- beraumt ist, um die Bestimmungen bezüglich des Staatsraths und Senates zu berathéèn und festzustellen. Aus Semlin wird gemeldet, Fürst Milan habe Tschernajeff befohlen, bis auf Weiteres jede Offensive einzustellen. Der Abschluß eines Waffenstillstandes bis zum vollständigen FFriedensschlusse stehe in Aussicht.

Statistische Nachrichten.

(Statist. Corr.) Die Berichte über die Geschäftsthätigkeit der preußishen Sparkassen während des Jahres 1875, die jüngst im kTöniglichey statistishen Bureau in einer übersichtlichen Darstellung zusammengefaßt wurden und ein erfreuliches Zeugniß von der fortschreitenden Entwickelung dieser gemeinnützigen Anstalten ab- legen, geben Auskunft über 1004 Sparkassen, während für das Jahr 1874 nur 983 aufgeführt wurden. Am Schlusse des Jahres 1874 waren bei diesen Sparkassen im Ganzen 987,856,612,53 4 hinterlegt, Ende 1875 dagegen 1,112,077,407,46 4. Dieses Mehr der Einlagen

von 124,220,794,93 4, welches die Bücher der Sparkassen am Schlusse des leßtvergangenen Jahres aufwiesen, war das Ergebniß folgender Kapitalsbewegung. Es vermehrte sich das Guthaben der Einleger durch neue Einzahlungen um 359,833,438,60 Æ und durch Zu- schreibung von Zinsen um 28,814,94423 A, im Ganzen also um 388,648,382,83 4 Dagegen wurden den Kafsen durch Rüdforderungen 264,427,587,90 M entzogen, so daß auf je 100 Æ, die durch Einzah- lungen zugingen, 73,48 Æ in Folge von Rüczablungen gekündigter Guthaben abflossen. Dieses Verhältniß erscheint weniger günstig als in den beiden Vorjahren, wo auf 100 Æ Einlagen Rückforderungen im Betrage von 61,07 auf 65,00 4 fielen und erklärt, warum das gesammte Guthaben der Einleger im Verlaufe des vergangenen Jahres bei fast gleicher Höhe der Einzahlungen eine geringere Steigerung erfuhr als 1874, Während sein Betrag im Jahre 1874 von 100 auf 118,07 sich erhöhte, stieg er 1875 von 100 auf 112,65. Einen näheren Einblick in die Verschiedenheiten der Kapitalsbewe- gung, welche sich bei den preußischen Sparkassen in den beiden lett- vergangenen Jahren vollzog, gestatten die folgenden Zahlen. Sett man nämli ihren Betrag im Vorjahre = 100, so waren | 1874

110,93

¡ 1875 die eingezahlten Summen . 100,06

die zugeschriebenen Zinsen . 120,74 116,41

die rücgezahlten Summen . á 118,08 113,12,

Die Summe von 1,112,077,407,46 F, die Ende 1875 bei den Sparkassen des preußischen Staates als Guthaben der Einleger ge- bucht war, vertheilte sih auf 2,209,101 Sparkassenbücher. Demnach fiel am Schlusse des letzten Jahres ein Buch auf 11,63 Bewohner, Eude 1873 erst auf jeden dreizehnten, 1874 auf jeden zwölften Ein- wohner. Der durhscnittlihe Betrag der Einlage, die in einem Buche verzeichnet stand, war 1873 438,3, 1874 aber 478,8 A. gewesen und ist im Jahre 1875 nach den obigen Zahlen auf 503,1 4 ge- stiegen. Scneller als die Zahl ber Sparkassen-Bücher hat sich also der Betrag des Guthabens ihrer Inhaber vermehrt. S

Das gesammte Vermögen der preußishen Sparkassen, über welche sie als Gewährer von Kredit zu verfügen hatten, belief fich Ende 1875 auf 1,177,001,880,50 4A Davon waren 1,129,958,139,41 H. oder 96,01% zinsbar angelegt, und zwar waren 309,041,583,81 M auf städtishen und 290,796,490,84 M. auf ländlihen Grundstücken hypo- thekarisch sichergestellt. In Fnhaberpapieren waren 266,081,916,13 4 angelegt, auf Schuldscheine gegen Bürgschaft 127,486,841,33 M., gegen Faustpfand 42,692,923,522 A und an öffentliche Jnstitute und Kor- porationen 93,858,383,78 4 ausgeliehen.

Eine Erhebung über die Gebür tigkeit der Bevölkerung hat in Bayern zum ersten Mal bei der Volkszählung von 1871 stattgefunden. Auf Grund dieser Erhebung ist vom Vorstande des Königlichen statistishen Bureaus in Bayern, Dr, Georg Mayr, das statistishe Werk über die „Bayerische Bevölkerung nach der Gebürtigkeit“ (München 1876) abgefaßt und herausgegeben worden. Wir entnehmen demselben folgende Angaben :

Die Gesammtzahl der im Königreich Bayern (inkl. der Ofkkupationsarmee) bei der Volkszählung 1871 gezählten in Bayern selbs geborenen Personen betrug 4,740,185 (2,304,036 männl., 2,436,149 weibl). Von dieser Gesammtzahl wurden als ortsanwesend ermittelt: in den Geburtsbezirken selbs im Ganzen 3,796,084 Personen (1,825,471 männl, 1,970,613 weibl.) Von den übrigen als in Bayern ortsanwesend ermittelten Personen waren in den anderen Staaten des Deutschen Reiches geboren im Ganzen 78,241 Pers. (40,102 männl., 38,139 weibl.). Die größte Anzahl hiervon kamen auf Württemberg mit 27,197 P., dann Preußen (inkl. Lauenburg) mit 18,845 P., Baden 11,131, Hessen 7059, Sachsen 3704, Sachsen-Coburg-Gotha 2558, Sachsen-Meiningen 2415, Elsaß-Lothringen 2096, Sachsen-Weimar 823, Reuß j. L. 685. In anderen europäischen Staaten waren im Ganzen geboren 42,897 Pers, (23,478 männl., 19,419 weibl.). Davon kommt die größte Zahl auf Oesterreich-Ungarn mit 35,087 Pers. Jn außereuropäischen Staaten waren von der Bevölkerung Bayerns geboren-im Ganzen 1253 Pers. (618Imännl., 635 weibl.). Davon kommt die bei weitem größte Anzahl auf die Vereinigten Staaten von Nordamerika mit 1193 Pers. Bon 874 Pers. war der Geburtsort unbekannt. . ;

Von der Gesammtzahl der in Bayern als ortsanwesend ermit- telten Personen kommen auf die unmittelbaren Städte 404,903 Pers. (191,797 männl., 213,106 weibl.), auf die Bezirksämter 4,339,282 Pers. (2,112,239 männl., 223,043 weibl.). : L

Stuttgart, 3. Oktober. Nach einem vor Kurzem erschienenen medizinish-statistischen Bericht des Stuttgarter ärztlichen Vereins ist Stuttgart eine der gesündesten Städte und sind dieSterblichkeits- verhältnisse hier wohl günstiger, als in sämmtlichen übrigen größeren Städten Deutschlands. Die Sterblichkeit der leßten 25 Jahre ergiebt im Durchschnitt auf 1000 Einwohner 22,6 Todesfälle. Nach den Veröffentlichungen von Quetelet kommen in Berlin auf 1000 Einwohner 34,5 Todesfälle, in Hamburg 33,3, Dresden 36,1, Wien 44,4, also gerade doppelt so viel als in Stuttgart. Die Sterblich- keit Frankfurts dagegen betrug nur 19 auf 1000 Einwohner. Be- rücsihtigt man aber die hier ganz abnorme Kindersterblihkeit, so ge- staltet sih das Verhältniß noch weit günstiger. In Stuttgart lie- ferten die im ersten Lebensjahre Verstorbenen im Durchschnitt 35% sämmtlicher Todten, während in Frankfurt die Kinder nur 20 "/; der Verstorbenen ausmachen. Zieht man von der Gesammtzahl der Todten die im ersten Lebensjahre Verstorbenen ab, fo kommen in Frankfurt a. M. im Durchschnitt der leßten 25 Jahre 14,6 Todes- fälle im Jahr auf 1000 .Lebende und in Stuttgart 13,9 im Durh- nitt der leßten 3 Jahre sogar nur 13,6. Dieses günstige Ver- hältniß dürfte von keiner Stadt Deutschlands erreicht werden.

Kunft, Wissenschaft und Literatur. : Jena, 6. Oktober. An der philosophishen Fakultät der Universität ist von Seiten eines auswärtigen Freundes der Krause*schen Philosophie das Gesuch gerichtet worden, die untenstehende Preisaufgabe auszuschreiben und das Schiedsrichter- amt über die eingehenden Arbeiten zu übernehmen. Die Fakultät hat geglaubt im Interesse der Wissenschaft das Gesuch nicht ablehnen zu sollen, und sie L bas daher folgende Preisaufgabe aus: „C. Ch. Fr. Krause’s{he Philosophie werde in ihrem geschihtlichen Zusammen- ange und in ihrer Bedeutung für das Geistesleben der Gegenwart dargestellt.“ Der Preis für die beste Arbeit beträgt 1000 4. Der Verfasser behält dabei das volle Berfügungsreht über seine Arbeit, jedoch mit der Verpflichtung, dieselbe drucken zu lassen. Eingehende Arbeiten müssen in deutscher Sprache verfaßt und beim Dekan der philosophischen Fakultät eingereiht werden. Leßter Einlieferungs- termin ist der 31. Juli 1878. Die Verkündigung des Urtheils er- folgt am 1. November desselben Jahres. ch Stocholm, 4. Oktober. Die vom Lieutenant H. af Sande- berg Anfang des Sommers auf cigene Kosten ausgerüstete E rx Þ e- dition ist dieser Tage vom Weißen Meer zurückgekommen, und sollen die in dieser Gegend vorgenommenen Exkursionen eine reiche Ernte von Naturalien ergeben haben. 2 x : Die „Geschichte des evangel. Dorfschulwesens im Herzogthu m Magdeburg,“ na ar A anderen Quel- en von Dr. Frdr. Bauneil, Pastor zu Odeleben (Halle, Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, 1876) bearbeitet, ist eine ebenso ründliche als interessante Arbeit, niht nur für das Herzogthum ‘agdeburg, sondern auch für die Wissenschaft, als \{äßenswerther Seri zur Geschichte des deutschen BVolks\chulwefens und der Pä- agogik. s Sake 6. Oktober. (E. C.) Der zweite Band von Mar- tins' „Life of the Prince Consort“ wird am 12. Oftober aus-

gegeben. j Land- und Forstwirthschaft. y

Aus Aßmannshausen schreibt man dem „Rh. K.“ unter dem 6. Oktober: Die Herbstaussichten bessern sih mit jedem Tage. Bei der überaus günstigen Witterung, die wir seit aht Tagen haben, schreitet die Reife und Veredlung der Trauben rasch voran. Unser Klebroth steht gegen alles Erwarten recht gut, wie wir uns gestern auf einem Gang durch die Weinberge überzeugten. Wir waren wirk- lih überrascht, die Beeren in einer solhen Süße anzutreffen. Da

die Trauben liter und kleiner find als voriges Jahr, so kann die Veredlung derselben um fo beffer und leihter von ftatten gehen. In den besseren Lagen sind die Trauben durhgängig gesund; dagegen findet man in den tieferen Lagen, wo die Trauben vollkommener sind, mehr Fäulniß. Behalten wir die warmen, sonnigen Tage mit starkem Nebel Morgens, wie wir sie in dieser Woche hatten, nur noch 14 Tage, fo wird unsere diesjährige Rothwein-Kre8cenz der vorigjährigen zwar an Quantität, aber nicht an Qualität nachfstehen. Die weißen Trauben lassen noch mehr zu wünschen übrig; wir werden aber doch noch einen recht trinkbaren Wein bekommen.

Im Regierungsbezirk Wiesbaden stellte sih bei der diesjährigen Ernte der Körnerertrag des Wintergetreides befriedi- gend; die Qualität der Körner ist vorzüglih. Gleichwohl blieb der Ertrag, namentlich der Roggenfelder, in Folge des falten Wetters im Monat Mai nur ein mittlerer. Auh das Sommergetreide lie- ferte in Folge der gleichen Veranlassung nur eine Mittelernte und erlitt außerdem in einzelnen Distrikten durch Die Trockenheit eine verfrühte Reife. Die Heuernte war nur mittelmäßig, der erste Er- trag des Klees zwar reihlich, die weitere Entwickelung des letzteren, ebenso wie sämmtlicher anderen Futterkräuter aber durch die Witte- rung gehemmt, so daß ein großer Mangel an Futter für das Vieh eintreten und das leßtere schon jeßt theilweise abgeschafft wird. Auch der Ertrag des Obstes, welches durch die Trockenheit massen- haft abfiel, ift im Allgemeinen ein geringer, nur Kernobst steht in einzelnen Distrikten noch günstig. Der Weinstock hat si überall vor- trefflich entwickelt; die Rieslingreben versprechen eine reiche Ernte. Veber die Qualität läßt sich im voraus nicht urtheilen. Der Ge- \sundheitszustand war während des dritten Quartals d. F. im Allge- meinen befriedigend, doch trat auf einzelnen Gütern unter dem Rindvieh die Lungenseuche auf; die erkrankten Thiere fielen sämmt- lih. Eine weitere Verbreitung hat die Krankheit glücklicherweise niht angenommen.

Cassel, 7. Oktober. Heute Vormittag wurde im Meßhaus in Gegenwart des Ober-Präsidenten, der Spiten der staatlihen und städtischen Behörden von Hrn. Dr. Möhl, dem Vorsißenden des hie- figen Gartenbauvereins, eine Obst-Ausstellun g eröffnet.

In Neu-Süd-Wales werden, der „E. C.“ zufolge, in diesem Jahre mehr als 25,000,000 Schafe gefchoren, und der Ertrag auf annähernd 125,000,000 Pfund Wolle zu £ 6,250,000 be- rechnet. (Das Pfund Wolle bringt 1 sh. ein) Das Scheren kostet etwa £ 125,000 (per 100 Stück 20 sh.) und die Versendung nah London etwa ebenfoviel.

Rom, 30. September. Aus einem soeben Seitens des italieni- \c{hen Konsuls in Shanghai an das Ministerium des Aeußeren ein- gesandten Berichte über die Seidenernte in China bebt das „Brschw. Tgbl.“ folgende Daten hervor: Die Seidenernte in den nördlichen Distrikten Chinas ist im heuvigen Jahre weit hinter einer Mittelernte zurückgeblieben. . Am Anfange der Zucht glaubte man, daß dieselbe mit ca. 72,000 Ballen jener des Vorjahres gleihkommen würde, aber die während dem ersten Aufgehen der Samen unversehens eingetretenen Fröste richteten in den Distrikten, welche am frühesten zu züchten begonnen hatten, großen Schaden an, und in der Gegend von Ha-yen wurde fast die ganze Ernte vernichtet. Hierauf hoffte man mit der Nachsaat auf die 60,000 Ballen kommen zu können, aber da diese gänzlih fehl s{chlug, wird es viel sein, wenn dem Export von der heurigen Ernte 52,000 Ballen zugeführt werden. In- zwischen haben die leßten Nachrichten aus Europa eine \olche Hausse in den Preisen hervorgebracht, daß dieselben eine Höhe erreichten, wie man sie schon seit vielen Jahren nicht erlebt hatte. Es ift daher wahrscheinlih, daß die Chinesen, um von diefer außerordentlichen Preissteigerung zu profitiren, alle noch aus den früheren Jahren vor- handene Seide auf den Markt bringen werden und hiermit könnte die gesammte Ausfuhr von Shanghai immerhin noch 60,000 Ballen erreichen. Bis jetzt haben übrigens blos 23,500 Ballen den Besißer gewechselt. Wie der Konsul beifügt, ist es nicht möglich gewesen, Nachrichten über die Seidenernte in den südlichen Distrikten Chinas zu erlangen, doch ift diese für den allgemeinen Handel nur von sekun-

dârer Bedeutung. Gewerbe und Handel.

Straßburg, 5. Oktober. (Straßb. Ztg.) Der Verwaltun gs- beriht des Bezirks-Präsidenten des Ober-Elsasses giebt folgende Daten über den Betrieb der ober-elsässischen Eisenindustrie im Laufe des Jahres 1875. Es wurden verar- beitet: Inländisches Roheisen 857,540 Kilo, zollausländisches Roh- eisen 8,277,202 Kilo, altes Gußeisen 5,543,630 Kilo. Dagegen wur- den erzeugt: Maschinentheile 10,623,658 Kilo, fonstige Gußwaaren 805,997 Kilo, Hartgußwaaren 30,000 Kilo, zum eigenen Bedarf des Werkes 736,410 Kilo, zusammen 12,196,065 Kilo. Summa der Pro- duktion 1874 10,403,600 Kilo. Zahl der betriebenen Kupolöfen 1875: 38, 1874; 39.

P aris, 6. Oktober. (Köln. Ztg.) In der gestrigen Sitzung des Arbeiterkongresses wurde über die „Conseils des Prud’hommes“ verhandelt. Ein von dem Pariser Deputirten Vertniet vorgelegter Plan betreffs der Reorganisation derselben erhielt die Zustimmung der Versammlung. Ein anderer Pariser Delegirter, Oudinet, betonte die Nothwendigkeit der sogenannten „Livrets“, eine Art von Handwerksburschenbücher, in welche die Arbeiter sih von ihren Meistern die Zeit, die sie bei denselben waren, einschreiben lassen müssen und die von der Polizei revidirt werden. Heute be- \chäftigte sich der Kongreß mit der Lehrzeit und dem Unter- rit der Arbeiter. Diese Frage wurde indeß nicht mit der nöthigen Einsicht und Klarheit behandelt. Der Kongreß soll mit einem großen Bankett beschlossen werden.

Wie der „Times“ aus Kalkutta gemeldet wird, enthält eine in Simla veröffentlichte Ertraausgabe der „Gazette of India“ eine lange finanzielle Resolution, die hauptsächlih der Beantwortung der Argumente der bengalischen Handelskammer in der Silber- frage gewidmet ist. Die Körperschaft rieth zur Suspension des Gesetzes, welches die Münze verpflichtet, Silbermünzen für Rechnung von Privatpersonen zu. prägen. Die Regierung antwortet, dieses Ver- fahren dürfte größere Uebel als die gegenwärtigen erzeugen, indem es der Rupie einen künstlißen Werth geben würde. Die Regierung räumt ein, daß die Substituirung der Goldwährung wünschenswerth sei, meint aber, daß die gegenwärtigen Umstände eine so kostspielige Maßregel nicht erheischen. Sie glaubt, der Werth des Goldes fei im Verhältniß zu dem des Silbers gestiegen, aber sie bezweifelt, ob der Werth des Silbers im Verhältniß zu dem anderer Artikel gefallen sei. Die Abweichung in den Werthen der zwei Metalle ift nah ihrem Dafür-

halten hauptsäcblich auf die Außercourssetzung des Silbers Seitens

mehrerer europäischen Staaten zurüczuführen. Die Regierung könne die gemachten Vorschläge nicht acceptiren. Es sei rathsam, das Ein- gehen von Verbindlichkeiten zu vermeiden, die in Gold gedeckt werden müßten, aber da es wichtig. sei, die Hülfsquellen des Staates zur Entwickelung des Landes zu benußen, wolle die Regierung nit wirk- li produktive öffentliche Bauten einstellen, und fie werde fortfahren, die dafür nöthigen Gelder leihweise aufzunehmen, vorausgeseßt, daß folhe Anleihen in Jndien aufgebraht und in indishem Papiergelde zahlbar gemacht werden können.

Verkehrs-Anstalten.

Bern, 5. Oktober. Laut einer Mittheilung aus Lausanne im „Journal de Genève“ würde Hr. Gambetta sofort nah feiner Rückkehr nah Paris behufs Ausführung der Simplonbahn dort ein Aktionscomité aus politischen, volkswirthschaftlihen und Finanz- notab litäten bilden, damit, wenn die Simplonfrage demnächst wieder vor die französischen Kammern kommt, sie, hinreichend unterftüßt, auf cine Mehrheit hoffen könne. Auch Hr. Thier s soll dem Sin:plonbahn - Projekt seine Mithülfe zugesagt Haben, während Hr. Cézanne, ehemaliger Berichterstatter der Simplon-Kommission, und Hr. de Franqueville, Direktor der öffentlichen. Bauten in Frankreich, Gegner des Projekts sind. Das Bundesgericht hat in dem Prozeß zwischen der Bern- und Luzern-Bahn und dem Tunnelbau- Unternehmer Favre wegen des Zimmeregg-Tunnels leßterem das Recht zugesprochen. Es handelte sich um 1,090,000 Frcs. Ent- schädigung.