1876 / 239 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 10 Oct 1876 18:00:01 GMT) scan diff

tät genehmigt worden. Der Separatantrag Simonffay's ! gegen Miletics, | iletics durch den |

auf Mißbilligung des Vorgehens der Regierun und der Antrag Simonyi's auf Vernehmung

Jmmunitätsausshuß und die Beauftragung des leßteren mit der Ausarbeitung eines Jmmunitätsgeseßes, wurde abgelehnt.

Die FJnterpellation Szalay's beantwortete Tisza dahin, daß |

die Regierung bei Ausschreitungen von Militärpersonen die strenge Bestrafung der Schuldigen ih angelegen sein lassen werde, die Beseitigung der Bestimmungen über das Waffen- tragen der Militärpersonen außer Dienst zur Zeit aber für unthunlih halte. Hierauf wurden die Sißungen des Hauses bis Mitte November d. J. vertagt. Der „Pester Korre- spondenz“ zufolge ist die Fassung der den Ausgleich betref- fenden Geseßentwürfe nunmehr genau festgestellt und somit der Zweck erreicht, um dessentwillen die österreichishen Minister nch hierher begeben hatten.

Schweiz. Bern, 8. Ofktobe-.

Der „N. Zür@. a schreibt man: Nachdem i:

] ] innerhalb wenigen Jahren die Zolleinnahmen der Eidgenossenschaft von 11 auf 17 Millionen Franken scheinen dieselben nun in der That dem Kulminations- punkt sich zu nähern. Die Mehreinnahme in den Monaten Fanuar bis und mit September laufenden Jahres gegenüber dem gleichen Zeitraum des lezten Jahres beträgt nur ca. 160,000 Fr. Freilich ist hierbei immerhin zv berück- sihtigen, daß das laufende Jahr in Beziehung auf Handel und Jndustrie in Folge der allgemeinen Geschäftskrisis zu den ungünstigsten zu zählen ist.

9, Oktober. (W. T. B.) Die Regierung von Japan hat ihren Beitritt zum Weltpostverein an- gemeldet.

__— In Sitten ist am 3. d. M. eine protestanti\che Kirche eingeweiht worden. Dieselbe wurde mit einem Kosten- aufwande von gegen 120,000 Fr. erbaut.

Großbritannien und Jrland. London, 7. Oktober. Die telegraphisch signalisirte Nesolution, welche der Rath 00s Tonfervaliven Vereins der City von Lon- don in seiner gestrigen Sißzung einstimmig ange- nommen hat, ‘autet der „A. A. C.“ zufolge: 1) Daß in der gegenwärtigen sehr fkritishen Lage der Regierung Jhrer Majestät dieses Meeting es für seine Pflicht hält, sein unver- mindertes Vertrauen in FJhrer Majestät Regierung, und sein Bestreben auszudrücken, dieselbe durch jedes Mittel, das in seiner Macht stcht, zu unterstüßen. 2) Daß in der Meinunng dieses Meetings eine Einberufung des Parlaments im gegen- wärtigen Augenblick niht nothwendig ist. 3) Daß Kopien der obigen Resolutionen dem Earl von Derby und Earl von Beaconsfield übermittelt werden sollen.

Im „Globe“ liest man: „Die Aufmerksamkeit der Regierung des Vorstandes des „Trinity House“ und der „Royal National Life Boat Justitution“ is auf die Dring- lihkeit, Maßnahmen für die größere Sicherheit der die Scilly-Fnselu passirenden Schiffe zu treffen, gelenkt worden. Der vorgeshlagene Plan bezweckt Vermei- dung und Abhülfe und besteht 1) aus der Errichtung eines mächtigen Nebelhorns; 2) aus cinem System telegraphischer Verbindung der fünf bewohnten Juseln miteinandec und 3) dem Stationiren von Rettungsboten an sorgfältig gewählten Stellen. Es is} vorgeschlagen, daß die Kosten eines Nebel- horns, ähnlich dem am Start plazirten, aus dem Fonds des „Trinity House“, die Kosten der Telegraphen von der Re- gierung, und die der Rettungsboote von der Royal National Life Boat Fnstitution bestritten werden sollen. Wenn man sih erinnert, daß während der leßten 10 Jahre Eigen- thum im Werthe von 1 Million Pfd. Sterl. und 450 Menschen- leben unweit dieser Fnseln verloren gegangen sind, wird zu- gegeben werden, daß die Gefahren für den Seemann sehr groß sind und daß die Philanthropie sowie die Schiffahrtsinter- essen des Königreiches erheischen, daß mit so wenig Verzug als möglich etwas gethan werde, um die Wiederkehr sol e terlicher Katastrophen zu verhindern, die wir alle beklagen.

ehrere ausländische Regierungen, darunter die französische und die deutsche, wenden seit dem Verlust des „Schiller“ ihre Aufmerksamkeit der Natur der Nebel zu und untersuchen sehr genau deren Wirkung unter verschiedenen Umständen auf die Durchdringbarkeit des Schalles, der eines homogenen Mediums für sein gehöriges Durchdringen bedarf.“

Wie aus der laufenden Nummer der Flottenliste für das eben begonnene Vierteljahr hervorgeht , betreibt die Regierung zur Zeil ven Bau neuer Schiffe für den Kriegsdienst. Von den im Bau begriffenen 42 Schif- fen werden 11 in Königlichen Werften hergestellt, die übrigen 31 in Privatwerften. Von den erwähnten 42 Schiffen sind nur 4 zur Beponzerung bestimmt. Die übrigen 38 sollen des Panzers entbehren. Einige darunter werden von Stahl gebaut, ein Versuh, von welhem man sich viel Erfolg ver- spricht. Dieselben sind besonders auf schnelle Fahrt berechnet.

Jn Glasgow wird, der „Köln. Ztg.“ zufolge, eine neue antivatifanishe Kundgebung vorbereitet. Es ist auf den 15. November in der City-Hall eine Versammlung gugete ages drei Beschlüsse zur Annahme vorgelegt wer-

_— Die Home Rule Conföderation von Groß- britannien gu an ihre Mitglieder ein politisches Manifest erla sen, worin die angeblichen Spaltungen unter den Home Rulers für grobe Uebertreibungen erklärt und alle «Zrländer ermahnt werden, sich in der Unterstüßung der Agitation für die Gewährung einer politischen Autonomie an &rland zu vereinigen.

_— 9. Oktober, (W. T. V.) Gladstone hat sich in einer von den Zeitungen veröffentlichten Zuschrift abermals scharf gegen die Politik der Regierung ausgesprochen,

die sih zwar äußerlich und in der Form, aber niht in Bezug |

auf die von ihr verfolgten Ziele verändert habe. Derselbe unterzieht die Vorschläge Derby's, die die verschiedenartigste Deutung und Auslegung zuließen, einer eingehenden und nicht wohlwollenden Beurtheilung und besteht auf der Ein-

berufung des Parlaments, weil sih die Regierung nicht in Uebereinstimmung mit der Nation befinde. Einc wirksane Autonomie Bosniens und Bulgariens sei durhaus nothwen- dig, um die Wiederkehr von Unruhen zu verhüten,

—, „Frankreich. Paris, 7. Oktober. Ein im nichtamtlichen Theile des ,„Zournal officiel“ abgedrucktes Nund\chreiben des Unterrichts-Ministers ersucht die Rektoren der Akademie, ihm diejenigen Professoren der Collèges communaux namhaft zu machen, denen eine Gehaltserhöhung zugestanden werden könnte. Der „Köln. Ztg.“ zufolge betragen nah den Schäßungen des Ministers Christophle die verschiedenen vom

Staate cingegangenen Verpflihtungen im Budget der öffentlihen Arbeiten jeßt 1 Milliarde 7 Millionen 778,978 Francs. Die Eisenbahnkredite bilden mehr als zwei Drittel diefer Summe. Die neuen Forts von Paris sind nah demselben Blatte gegenwärtig mit einigen Ausnah- men beendigt und man beschäftigt sich seit einigen Tagen mit ihrer Armirung. Die Geschüße gehören dem neuen System der Belagerungs-Artillerie an und find alle Hinterlader. Einige Forts besißen shon eine Garnison.

8. Oktober. Der „Moniteur universel“ meldet: Das „Journal officiel“ wird Anfangs der nächsten Woche ein Dekret des Präsidenten der Republik, betreffend Begnadi- gung, Umwandlung und Herabsetzung der Strafe von Kommuneverurtheilten, veröffentlihen. Wie der „Ordre“ an hervorragender Stelle mittheilt, werden die Kai- serin Eugenie und ihr Sohn morgen von Arenenberg nach Florenz abreisen. Hr. Rouher ist von Arenenberg bereits wieder in Paris eingetroffen.

(Köln. Ztg.) Heute finden in den 33,000 Land-

angewachsen sind, |

gemeinden der Republik die Wahlen von Maires und Adjunkten statt. Der „Moniteur“ hofft, daß in den meisten Gemeinden die Wahlen derjenigen Personen, die von der Re- gierung ernannt worden, bestätigen werden. Während der

Belagerung von Paris hatte die deutsche Belagerungs-Armee ihre Todten bei Ville d'Avray begraben. Gegenwärtig be- schäftigt man sich damit, die Ueberreste der deutschen Soldaten an diesem Orte auszugraben und sie im neuen Friedhofe von St. Cloud, in der Nähe der Redoute von Montretout, beizuseßen. Seit einiger Zeit wird die militärische Organisation der Forstwarte mit Eifer betrieben. Fast alle ausgediente Soldaten, werden sie unter dem Namen „Chasseurs Forestiers“ ein eigenes Corps bilden. Der Pariser Arbeiterkongreß beschloß heute, seine Sibungen, die am 10. zu Ende gehen sollten, bis zum 12. zu verlängern.

9, Oktober. (W. T. B.) Die Budgetkommission hat heute den Bericht Gambetta's entgegengenommen, welcher sih im Prinzip für die Besteuerung der Ein- künfte aus Werthpapieren jeder Art ausspriht. Selbst die französischen Renten sollen besteuert werden.

__ Jtalien. Nom, 4. Oktober. Das gestern Abend von der „Gazzetta uffiziale“ veröffentlihte Amnestie-Dekret ist aus Turin, den 2. d. Mts., datirt. Wie es in de1 Motiven heißt, soll durch diesen Akt der Königlichen Gnade der Tag gefeiert werden, an welchem Rom durch das Plebiscit mit Jtalien vereinigt, und so die nationale Einheit durch das Votum des italienishen Volkes vollendet wurde. Das Amnestie-Dekret jeßt die Einstellung der strafamtlihen Handlung und den Strafenerlaß für die nachstehenden bis zum Tage der Aus- fertigung desselben begangenen Vergehen fest: 1) für die Preßvergehen, doch is im Falle der Privat- llage die Zustimmung der beleidigten Partei er- forderlih; 2) für die im Lande begangenen politischen Ver- gehen, wenn dieselben niht mit Verbrechen gegen die Per- sonen, das Eigenthum oder die Militärgesete, oder auch Ver- brehen der Association von Uebelthätern verbunden oder konnexirt sind; 3) für die in Kontravention gegen das Gesetz und die Reglements der Mahlsteuer begangenen Vergehen, wenn dieselben nicht Gefängniß über ein Jahr oder einer äquivalenten Geldstrafe unterworfen sind; in Falle einer ein Jahr Gefängniß oder die äquivalente Geldsumme über- steigenden Strafe wird dieselbe um ein Jahr oder die äqui- valente Geldsumme verminde* (a4) für die Kontraventionen oder Ueberschreitungen und die 743, © bestehenden Strafgesc2- büchern, dem in Toscana geli.%. S, FÆtraf-Polizeireglemert und anderen Geseßen oder besöndèeren Reglements vor- gesehenen Vergehen, wenn nur das Verfahren von Amts- wegen eingeleitet wurde und sie keiner Strafe über drei Monate Gefängniß oder Arrest unterworfen sind; die für die: jelben Vergehen im Korrektionsverfahren ausgesprochenen un) unwiderruflich gewordenen längeren Strafen werden um dret Monate herabgesezt. Die Amnestie erstreckt sich niht anf Necidivfälle, Verbrechen des Diebstahls, der Uebervortheilung, der Urkundenfälshung, des Betruges, der Untreue, der A\so- ziation von Uebelthätern, Rebellion, Widerstand, Beschimpfung oder Gemwaltthätigkeit gegen die Repräsentanten der Behirden und der öffentlichen Gewalt, noch auf die wegen Beit und Tragens hinterlistiger Waffen und wegen Müßigganaes und Vagabundirens erfolgten Bestrafungen ; die Amnestie präju- dizirt endlich nicht die bürgerlichen Akte und die wegen der betreffenden Vergehen aus densel den abzuleitenden Rechte Dritter. e D „Fanfulla“ schreibt: „Wir vernehmen aus Turin, daß der Gesundheitszustand der Herzogin von Aosta sih etwas vershlimmert hat. Der Herzog un die Herzogin von Aosta werden das Schloß von Moncalie-i am 25. d. M. verlussen, um sich nach San Nemo zu begeben.“

Man liest in der „Jtalie“: „Wie wir erfahrèn, wird demnächst ein Königliches De*ret erscheinen, welches die im Einnahmen- und Ausgavenbudget für das Jahr 1876 vorzunehmenden Aenderungen genehmigt. Die wichtigsten derselben betreffen das Ministerium der öffent- lichen Arbeiten, sowohl in den Einnahmen als in den Aus- gaben und rühren von der Basler Konvention über den Los- kauf der oberitalienischen Eisenbahnen her. Die Basler Kon- vention hat im Aktivbudget eine Échöhung von ungefähr 107 Millionen hervorgebracht, während si die passive Seite um etwa 115 Millionen höher stellt, der Staatsshaß würde dem- nach in Hege des Loskaufs ein Defizit von 8 Millionen er- leiden. Das Bauten-Ministerium hatte vorgeschlagen, für die Ausführung neuer Eisenbahnlinien in den Südprovinzen 17 Millionen in das Budget von 1876 einzustellen, die vom Minister-Präsidenten auf 5 eingeschränkt worden sein sollen.“

10. Oktober. (W. T. B.) Bei dem Zusamnientritt des Katholiken-Kongresses in Bologna kam es zu Gegendemonstrationen der dortigen Bevölkerung, welche sih gestern Abend wiederholten. Um die allgemein befürchteten Ruhestörungen zu verhindern, wurde der Kon- greß von der politischen Behörde au fgel öft.

Türkei. Konstantinopel, 8. Oktober. Eine tele- graphische, über Aden an die Kaiserlihe Regierung eingelangte Depesche des Generalgouverneurs von Jemen (Südarabien) meldet, daß daselbst eine Adresse an den Sultan __dcirfulire, in welcher derselbe aufge- fordert wird, sämmtliche Truppen aus diese: Provinz zurück- zuziehen, um fie gegen Serbien und Montenegro ins Feld zu shicken, und die Sicherheit dieser Provirz ihren eigenen Be- wohnern anzuvertrauen.

9. Oktober. (W. T. B.) Die Großmächte haben

behufs Erzielung eines förmlichen Waffenstillstandes erneuert.

Wien, 9. Oktober. (W. T. B.) Jun einem St. Peters- burger Schreiben der „Politishen Korrespondenz“ wird die Nothwendigkeit des gemeinsamen Handelns Rußlands und Oesterreichs in der orientalischen Frage betont. Jn Bezug auf die Konferenzvorschläge wird bemerkt, Rußland wäre vor wenigen Wochen einer europäischen Kon- ferenz mit großer Genugthuung beigetreten, sei aber gegen- wärtig der Ansicht, daß die Situation dur langwierige Ver- handlungen nur verworrener werden müsse. Eine Konferenz der Mächte sei erst nöthig, sobald die thatkräftige Aktion von Erfolg gekrönt sei, zur Bestätigung und Ordnung des Ge- schehenen.

London, 9. Oktober. (W. T. B.) Die in den Blättern erwähnte Lirkulardepesche des Grafen Andrassy anläß- lih der Mission Sumarokoffs ist sehr kurz gefaßt und ent- hält sih jeder Andeutung über den Fnhalt des Handschreibens des Czaren an Kaiser Franz Josef, dessen erfolgte Uebergabe sie einfach notifizirt.

Paris, 9. Oktober. (W. T. B.) Der „Moniteur“ be- spriht die Verhandlungen wegen des Abschlusses eines Waffen stillstandes zwishen der Pforte einerseits und Serbien und Montenegro andererseits und hebt hierbei her- vor, daß, wenn die Pforte einen Waffenstillstand verweigern sollte, sie künftighin auf keine Unterstüßung irgend . eines Kabinets bei den Schwierigkeiten, die sich aus dieser Weigerung ergeben würden, rehnen dürfe.

Antivari, 8. Oktober. Von den in Klagenfurt in- ternirten türkishen Soldaten sind sieben schon in Freiheit geseßt worden, und kamen dieselben gestern hier an. Jn unserem Hafen treffen noch immer Munition, Pferde und t rap Kriegsbedürfnisse für die Armee aus Konstanti- nopel ein.

_ Belgrad, 9. Oktober, (W. T. B.) Dey Regierun wird vom Kriegssc{hauplaße gemeldet: Oberst Tscholak- Antitsh ist am 7. d. von Jankowa-Klissura in der Richtung auf Kurschunlja vorgerückt, hat alle Ortschaften des Toplißa- Thales beseßt, und Stellung vor Kurschunlja genommen.

Cettinje, 9. Oktober. (W. T. B.) Dakovics hat mit 7 Bataillonen die Bewegung zur Umgehung Moukhtar Paschas vollendet und steht zwischen Trebinje und Lubinje, indem er den weiteren Zuzug von türkishen Truppen ver- hindert. Derselbe hat Lubinje in Asche gelegt und die Türken, welche dem Orte von Stolaß aus zu Külfe zogen, auseinander- gesprengt. i

Numänien. Bukarest, 10. Oktober. (W. T. B.) Bei den gestern staitgehabten 6 Ergänzungswahlen für den Senat wurden 5 Kandidaten der Regierungspartei gewählt.

Nußland und Polen. St Petersburg, 7. Oktober. Aus England ist dem „Journal de St. Peters“ourg“ zu- folge hier ein Hr. Alexander effgetroffen, der die Broschüre Gladstone's über die Vorgänge in Bulgarien auf den Wunsch des Verfassers ins Nussische hat überseßen lassen.

Die Bucharische Gesandtschaft und die Söhne

des Emirs besuchten am 5. d. M. Kronstadt in Begleitung des Artillerie-Obersten Terekowskij, der mit der Gesandtsc;ast aus Taschkent gekommen, und des Beamten des Ministeriums des Auswärtigen Staatsraths Mirsa-Kasim Abidanow. e Die neue Gerichtsreform soll, wie die „Mosk. Wed. aus zuverlässiger Quelle erfahren, auf Beschluß des Justiz-Ministeriums mit dem 1. Juli des nächsten Jahres nun auch in verschiedenen westlihenGouvernements zur Ein- führung gelangen. Zum angegebenen Termine sollen in KYew eine Gerichtspalate und in den Gouvernements Kijew, M Podolien und Witebsk 6 Bezirksgerichte eröffnet werden.

(St. Pet. Herold.) Der Chef des Ferghana-Gebiets, General-Major Skobelew, telegraphirt von den Alai- Truppen, die bekanntlih in mehreren Kolonnen über die süd- lichen Kokandschen Berge nach dem Alai-Gebirge gegen die noch niht unterworfenen Kirgisen ausmarschirt sind:

Von Schot stieß ih zu der Kolonne von Guldscha, überschritt den Sofi-Kurgan, Artschat-Davan zum Großen Algi (der Kleine Alai wurde von dem verstorbenen A. P. Fedtschenko im Jahre 1871 besucht. Auf dem Großen Alai ist bisher noch kein Europäer ge- wesen) hin und stehe nun auf dem reten Ufer des Kvysyl-Ssu (Kysyl- Ssu ist der Anfang des Ssurchab, der unter dem Namen Wachscha weiter fließt und in den Amu-Darja mündet) bei Kysyl-Arta. Die Kolonne des Oberst-Lieutenants Garpowskij ziehe ich zu mir heran.

unter Vortritt Englands bei der Pforte ihre Vorfsiellungen

Die Abtheilung von Utsch-Kurgan ist am 3. August ausmarscirt. Der Feind ift auf der Flucht; einige einflußreiche Kara-Kirgisen find ebenfalls beim Einfangen der Aufständischen thätig. Heute Nacht wurde auf Anordnung des Flügel-Adjutanten Witgenstein die Mutter des Abdul-Bek, Kurman-Dshan-Dachta, festgenommen. Ihr Crschei- nen wird, wie ih hoffe, zur Beruhigung des Alai beitragen. Der Gesundheitszustand der Truppen ist troß des Frostes von 3 Grad, troß der anstrengenden Uebergänge und des Ueberschreitens der Berg- sirôme befriedigend. Den Gelehrten, welche sich bei den Truppen Den, werden alle Mittel zu ihren gelehrten Untersuchungen ge- oten,

Zur Vervollständigung dieser Nachrichten meldet der „P n

Aus Kokand {reibt man uns unterm 12. Augast: ( Skobelew befindet sich noch in den Bergen des Ge Ala A wird in 10 Tagen nah Kokand zurückkehren. Neulich ift die Nach- richt eingetroffen, daß die Mutter des bekannten Kara-Kirgisischen, einflußreichen Beys Abdul-Bek, Kurman-Dshan-Dahta, festgenommen worde sei. General Skobelew empfing sie freundlich und bedachte sie mit reichen Geschenken. Kurman-Dshan-Dachta is von Geburt auch eine Kara-Kirgisin, die Frau des Alim-Bek-Dachta, der im Jahre 1863 von Alimkul ermordet wurde. Zur Zeit der Regierun des Chudojar-Chan herrschte sie über die Kara-Kirgisen, die am Alaît O oie Au R E, 1oY A mit seinen Brud iar-Bek, wie cs heißt, vo 3 Dshigite i Badabiban j Bt, von nur shigiten begleitet, nah

Schweden und Norwegen. &Sroctholm, 4. Oktober. (H. N.) Der König trat A Abend die Reise nach Schoonen und von da nah Norwegen an; die während der Abwesenheit desselben fungirende Jnterims-Regierung M A aus den Ministern Björnstjerna, Weidenhjelm, Loven, Thyselius und Lagersträle.

Christiania, 4. Oktober. (H. N.) Der König wird dem Vernehmen nah während seines bevorstehenden Aufent- haltes in Christiania, gegen Ende dieses Monats, einen neuen Ober-Befehlshaber der Armee ernennen, in- dem der jeyige FJnhaber dieses Postens, General und Chef der Artillerie Fleischer, den bestimmten Wunsch geäußert hat, von seinem Posten zurückzutreten. Der General is 56 Jahre Offizier gewesen. König Carl XV. ernannte ihn zu seinem.

ersten Adjutanten und Hofchef. Die leßtere Stellung nimmt er au unter dem jeßigen Könige ein.

Dänemark. Kopenhagen, 5. Oktober. (H. N.) Jn der gestrigen Sizung des Folkethings legte der Kriegs- Minister das neue militärishe Strafge]seß vor, in welchem alle sogenannten förperlichen Züchtigungen abgeschafft werden. Deutschlands Beispiel, welches nun s{hon 4 Fahre alt, ist, wie der Minister bemerkte, dabei entscheidend gewesen. Als unvermeidlih hat das Ministerium noch die sogenannten „Hülfsstrafen“ vorgeschlagen, nämlich für Soldaten auf Kriegs- schiffen die „Bindestrafe“ und „Bojenstrafe“. Eine Herab- seßung in die sogenannte zweite Klasse der Gemeinen (Straf- compagnie) will der Minister in Zukunft unbedingt abgeschafft haben, weil sie nach den gemachten Erfahrungen meist die leßten Reste des Ehrgefühls zu Grunde richte. Das ebenfalls gestern vorgelegte partielle Zollgeseß will den gol auf Salz, gesalzene und gedörrte Fische und Cichorienwurzeln ganz auf- heben und den auf Kaffee und Reis auf die Hälfte herab- seen. Der auf 1,270,000 Kr. kalkulirte Verlust für die Staatskasse soll erseßt werden durch eine Erhöhung des Zolles auf Wein, Spirituosen, Früchte, Kakaopräparate, hermetisch geschlossene Viktualien, Thee und Tabak. Um den vermehrten Zoll für Tabak nicht illusorisch zu machen, wird durch spezielles Geseß der Bau von Tabak, ausgenommen zum eigenen Ver- brauche, im Lande ganz verboten. Der Finanz-Minister be- merkte, daß das eine Bedingung für die obigen Zollherab- seßungen sei, auch würde sonst eine Erhöhung des Tabaks- zolles den Bau inländischen Tabaks, der ohnehin ein krän- kfelndes Dasein führe, nur als vermehrter Shuß noch mehr befördern. Heute legte der Kultus-Minister einen Ge- seßentwurf, betreffend Alterszulagen für Lehrer und Lehrerinnen auf dem Lande und in den Provinzstädten vor, ferner einen Geseßentwurf, betreffend die Aufführung eines Gebäudes für die polytehnishe Lehranstalt.

Amerika. Peru. Lima, 28. August. (Köln. Ztg.) Nach dem Verwaltungsberichte des Kriegs-Ministers beläuft sich die Sumine der den verabschiedeten Militärs zu zahlenden Pensionen für die nächsten zwei Jahre cuf 1,542,232 Soles. Das ganze Offiziercorps zählt 2629 Personen, also mehr als der noch übrige Heereskörper; darunter 1 Groß- marschall, 5 Divisions-Generäle, 21 Brigade-Generäle, 74 Obersten, 404 Oberst-Lieutenants, 470 Majore und 540 Haupt- leute.

Asien. Peking, 16. August. Seit dem 1. d. M. is Tientsin der Schauplaß einer Bewegung gewesen, deren Ziel nicht ganz klar zu erkennen war, die aber in manchen Kreisen Besorgnisse für die Sicherheit der Fremden daselbst hervorgerufen hat.

Auf die Nachricht, daß der General-Gouverneur von Tshihli, Li hung chang, sich Behufs Wiederaufnahme der Verhandlungen mit dem großbritannishen Gesandten Sir Thomas Wade über die Yünnan-Angelegenheit nah Ts\schifu begeben sollte, waren von den sogenannten Literaten und von den die Hefe der Bevölkerung repräsentirenden Feuer- löôsch-Compagnien verschiedene Demonstrationen, u. A. auch eine Volksversammlung veranstaltet worden, deren Zweck dahin ging, den General-Gouverneur unter dem Vorwande, daß sein Leben oder seine Freiheit in Gefahr kommen würden, von seiner Reise zurückzuhalten.

Eine nah Peking gesandte Monstre-Petition, um eine Abänderung des Kaiserlichen Befehls an Li zu erreichen, und ebenso ein Versuch, den englischen Gesandten zur Uebersiedelung nah Tientsin zu bewegen, sind indessen für den Augenbli wenigstens vergeblich geblieben.

Wenn so die Agitation sich keinen Erfolg zuzuschreiben

hatte, so ist doch höchst bedauerlih, daß von den Anstiftern, bezw. deren niederen Werkzeugen, namentlich den Mitgliedern der Feuerlösh-Compagnien Drohungen gegen die Fremden aefallen sind, und von einem Angriff auf deren Niederlassung gesprochen worden ist. Diese Drohungen, obgleich wohl kaum ernstlih gemeint, hatten doch cinen um so beunruhigenderen Eindruck auf die fremde Gemeinde gemacht, als nur ein englisches Kanonen- boot bei der Niederlassung anwesend war.

Unter diefen Umständen war es sehr erwünscht, daß das deutsche Kanonenboot „Cyclop“ sich in Tschifu befand und auf die Nachricht von den Unruhen in Tientsin sofort nach diesem Hafen abgehen konnte, wo es am 8. d. M. eintraf.

Das Erscheinen desselben hat niht wenig zur Beruhigung der ervegten Gemüther beigetragen, und der General- Gouverneur selbst hat nicht unterlassen, dem Kaiserlichen Konsul in Tientsin, sowie dem Kommandanten des „Cyclop“ seine Befriedigung darüber anszusprechen.

Nachdem in den folgenden Tagen noch ein zweites eng- lishes und ein amerikanisches Kanonenboot in Tientsin ein- getroffen sind, scheint für die Sicherheit der fremden Nieder: lassung jetzt vollständig gesorgt zu sein.

Aus der Provinz Auhui ist hier die Nachricht angelangt, daß im Laufe des Juli dort Angriffe auf chinesische Christen stattgefunden haben und dabei auch einige eingeborene katho- lische Priester, Mitglieder der Gesellschaft Jesu, getödtet wor- den sind. E F

V lonve scheinen nicht von diesen Ausschreitungen betroffen zu sein.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Wien, Dienstag, 10. Oktober, Vormittags. Die Pforte hat, wie die “Deutithe Zeitung“ meldet, eine aus 20 Mit- gliedern bestehende Kommission niedergeseßt, welche einen Ent- wurf des Einführungsmodus für die neuen Reformen aus- arbeiten soll. Die „Neue freie Presse“ meldet aus Pera, daß für heute eine außerordentliche Sißzung des Staatsraths an- beraumt ist, um die Bestimmungen bezüglich des Staatsraths und Senates zu berathen und festzustellen. Aus Semlin wird gemeldet, Fürst Milan habe Tschernajeff befohlen, bis auf Weiteres jede Offensive einzustellen. Der Abschluß eines Waffenstillstandes bis zum vollständigen Friedensschlusse stehe in Aussicht.

Statistische Nachrichten.

(Statist. Corr.) Die Berichte über die Geschäftsthätigkeit

der preußischen Sparkassen während des Jahres 1875, die jüngst im königlichen statistischen Bureau in einer übersichtlichen Darstellung zusammengefaßt wurden und ein erfreuliches Zeugniß von der fortschreitenden Entwickelung dieser gemeinnüßigen Anstalten ab- legen, geben Auskunft über 1004 Sparkassen, während für das Iahr 1874 nur 983 aufgeführt wurden. Am Schlusse des Jahres 1874

von 124,220,794,93 4, welches die Bücher der Sparkassen am Schlusse des leitvergangenen Jahres aufwiesen, war das Ergebniß folgender Kapitalsbewegung. Es vermehrte sich das Guthaben der Einleger durch neue Einzahlungen um 359,833,438,00 und durch Zu- schreibung von Zinsen um 28,814,944223 4, im Ganzen also um 388,648,382,83 A Dagegen wurden den Kassen durch Rücforderungen 264,427,587,90 entzogen, fo daß auf je 100 4, die durch Einzah- lungen zugingen, 73,8 in Folge von Rückzahlungen gekündigter Guthaben abflossen. Dieses Verhältniß erscheint weniger günstig als

gesammte Guthaben der Einleger im Verlaufe des vergangenen Jahres bei fast gleicher Höhe der Einzahlungen eine geringere

in den beiden Vorjahren, wo auf 109 Æ Einlagen Rücforderungen im Betrage von 61,07 auf 65,00 M4 fielen und erklärt, warum das

Steigerung erfuhr als 1874, Während sein Betrag im Jahre 1874 von 100 auf 118,07 si erhöhte, ftieg er 1875 von 100 auf 112,65. Einen näheren Einblick in die Verschiedenheiten der Kapitalsbewe- gung, welche sich bei den preußischen Sparkassen in den beiden leßt- vergangenen Jahren vollzog, gestatten die folgenden Zahlen. Sett man näâmlich ihren Betrag im Vorjahre = 100, so waren

1874 1875 die einageczablten Summen... . 1099 100,06 Die dci rIDeRen en. . ¿, , LON 116,41 die rückgezahlten Summen . s En 113,1‘ Die Summe von 1,112,077,407,46 4, die Ende 1875 bei den Sparkassen des preußischen Staates als Guthaben der Einleger ge- bucht war, vertheilte sih auf 2,209,101 Sparkafssenbücher. Demnach fiel am Schlusse des leßten Jahres ein Buch auf 11,63 Bewohner, E ¡de 1873 erst auf jeden dreizehnten, 1874 auf jeden zwölften Ein- wohner. Der durcbschnittliche Betrag der Einlage, die in einem Buche verzeichnet stand, war 1873 438,3, 1874 aber 478,8 A. gewesen und ist im Jah-e 1875 nach den obigen Zahlen auf 503,11 M ge- stiegen. Schneller als die Zahl ber Sparkassen-Bücher hat sich also der Betrag des Guthabens ihrer Inhaber vermehrt. 5 ; Das gesammte Vermögen der preußischen Sparkassen, über welche sie als Gewährer von Kredit zu verfügen hatten, belief sich Ende 1875 auf 1,177,001,880,50 46 Davon waren 1,129,958,139,41 H. oder 96,01% zinsbar angelegt, und zwar waren 309,041,583,81 f auf städtishen und 290,796,490,84 M. auf ländlichen Grundstücken hypo- thekarisch sichergestellt. In Inhaberpapieren waren 266,081,916,13 M angelegt, auf Schuldscheine gegen Bürgschaft 127,486,841,33 M. gegen Faustpfand 42,692,923,522 A und an öffentliche Institute und Kor- porationen 93,858,383,78 4. ausgeliehen.

-— Eine Erhebung über die Gebür tigkeit der Bevölkerung hat in Bayerr: zum ersten Mal bei der Volkszählung von 1871 stattgefunden. Auf Grund dieser Erhebung ist vom Vorstande des Königlichen statistischen Bureaus in Bayern, Dr. Georg Mayr, das statistische Werk über die „Bayerische Bevölkerung nach'der Gebürtigkeit“ (München 1876) abgefaßt und herausgegeben worden. Wir entnehmen demselben folgende Angaben :

Die Gesammtzahl der im Königreich Bayern (inkl. der Okkupationsarmee) bei der Volkszählung 1871 gezählten in Bayern selbst geborenen Personen betrug 4,740,185 (2,304,036 männl., 2,436,149 weibl). Von dieser Gesammtzahl wurden als ortsantoesend ermittelt: in den Geburtsbezirken selbst im Ganzen 3,796,084 Personen (1,825,471 männl., 1,970,613 weibl.) Bon den übrigen als in Bayern ortsanwesend ermittelten Perfonen waren in den anderen Staaten des Deutschen Reiches geboren im Ganzen 78,241 Pers. (40,102 männl., 38,139 weibl.). Die größte Anzahl hiervon kamen auf Württemberg mit 27,197 P., dann Preußen (inkl. Lauenburg) mit 18,845 P., Baden 11,131, Hessen (059, Sachsen 3704, Sachsen-Coburg-Gotha 2558, Sachsen-Meiningen 2415, Elsaß-Lothringen 2096, Sachsen-Weimar 823, Reuß j. L. 685. In anderen europäischen Staaten waren im Ganzen geboren 42,897 Pers. (23,478 männl., 19,419 weibl.). Davon kommt die größte Zahl auf Oesterreich-Ungarn mit 35,087 Pers. In außereuropäischen Staaten waren von der Bevölkerung Bayerns geboren im Ganzen 1253 Pers. (618imännl., 635 weibl.). Davon kommt die bei weitem größte Anzahl auf die Vereinigten Staaten von Nordcnerika mit 1193 Pers. Von 874 Pers. war ver Geburtsort unbekannt. : i

Von der (Sesammtzahl der in Bayern als ortsanwesend ermit- telten Personen kommen auf die unmittelbaren Städte 404,903 Pers. (191,797 männl., 213,106 weibl.), auf die Bezirksämter 4,335,282 Pers. (2,112,239 männl., 223,043 weibl.). H

Stuttgart, 3. Oîtober. Nach einem vor Kurzem erschienenen medizinisch-statistischen Bericht des Stuttgarter ärztlihen Vereins ist Stuttgart eine der gesündesten Städte und sind dieSterblichkeits- verhältnisse hier wo)l günstiger, als in sämmtlichen übrigen größeren Städten Deutschlands. Die Sterblichkeit der lezten 25 Jahre ecgiebt im Ducchschnitt anf 1000 Einwohner 22,6 Todesfälle. Nach den Veröffentlichungen ven Quetelet kommen in Berlin auf 1000 Einwohner 34,5 Todesfälle, in Hamburg 33,3, Dresden 36,1, Wien 44,4, also gerade doppelt so viel als in Stuttgart. Die Sterblich- feit Frankfurts dagegen betrug nur 19 auf 1000 Einwohner _Vee rüc{sihtigt man aber die hier ganz abnorme Kindersterblichkeit, so ge- staltet sih das Verhältniß noch weit günstiger. In Stuttgart lie- ferten die im ersten Lebensjahre Verstorbenen im Durchschnitt 35%/o \ämmtlicher Todten, während in Frankfurt die Kinder nur 20 "a der Verstorbenen ausmachen. Zieht man von der Gesammtzahl der Todten die im ersten Lebensjahre Verstorbenen ab, so kommen in Fravffurt a. M. im Durchschnitt der leßten 25 Jahre 14,6 Todes- fälle im Jahr auf 1000 Lebende und in Stuttgart 13,9 im Durh- \cchnitt der lezten 3 Jahre sogar nur 13,6, Dieses günstige Ver- lältniß dürfte von keiner Stadt Deutschlands erreicht werden.

Kunst, Wissenschaft und Literatur. i:

JFena, 6. Oktober. An der philosophishen Fakultät der Universität ist von Seiten eines auswärtigen Freundes der Krause’schen Philosophie das Gesuch gerihtet worden, die untenstehende Preisaufgabe auszuschreiben und das Schiedsrichter-

zu sollen, und sie schreibt daher folgende Preisaufgabe aus: „C. Ch. n Krause’ {he Philosophie werde in ihrem geschichtlichen Zusammen-

jedoch mit der Verpflichtung, dieselbe drucken zu lassen.

termin ist der 31. Juli 1878. Die Verkündigung des Urtheils er- folgt am 1. November desselben Jahres. : Stockholm, 4. Oktober. Die vom Lieutenant H. af Sande-

sollen die in dieser Ernte von Naturalien ergeben haben.

dagogik.

gegeben. i Land- und Forstwirthschaft. Aus Amann dem 6. Ofto

amt über die eingehenden Arbeiten zu übernehmen. Die Fakultät hat geglaubt im Interesse der Wissenschaft das Gesuch nicht ablehnen

ange und in ihrer Bedeutung für das Geistesleben der Gegenwart dargestellt.“ Der Preis für die beste Arbeit beträgt 1000 4. Der Verfasser behält dabei das volle Verfügungsrecht über feine Arbeit, Eingehende Arbeiten müssen in deutscher Sprache verfaßt und beim Dekan der philosophischen Fakultät eingereiht werden. Letzter Einlieferüngs8-

berg Anfang des Sommers auf ‘eigene Kosten ausgerüstete Exp e- dition ist dieser Zee vom Weißen Meer zurückgekommen, und egend vorgenommenen Exkursionen eine reiche

Die „Geschichte des evangel. Dorfschulwesens im Herzog n Magdeburg," na archivalischen'und anderen Quel- en von Dr. Frdr. Danncil, Pastor zu Odeleben (Halle, Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, 1876) bearbeitet, is eine ebenfo gründliche als interessante Arbeit, nicht nur für das Herzogthum Magdeburg, sondern auch für die Wissenschaft, als \{chäßenöswerther Beitrag zur Geschichte des deutschen Volksshulwesens und der Pä-

London, 6. Oktober. (E. C.) Der zweite Band von Mar- tins’ „Life of the Prince Consort“ wird am 12. Oftober aus-

{reibt man dem „Rh. K.“ unter jer: Die Herbstaussichten bessern sih mit jedem Tage. Bei der überaus günstigen Witterung, die wir seit aht Tagen haben, schreitet die Reife und Veredlung der Trauben rasch voran. Unser Klebroth steht gegen alles Erwarten recht gut, wie wir uns gestern

die Trauben liter und kleiner sind als voriges Jahr, so kann die Veredlung derselben um fo bester und leihter von statten gehen. ‘Jn den besseren Lagen find die Trauben durchgängig gesund; dagegen findet man in den tieferen Lagen, wo die Trauben vollkommener find, mehr Fäulniß. Behalten wir die warmen, sonnigen Tage mit starkem Nebel Morgens, wie wir fie in dieser Woche hatten, nur noch 14 Tage, so wird unsere diesjährige Rothwein-Krescenz der vorigjährigen

O

zwar an Quantität, aber nicht an Qualität nachstehen. Die weißen Trauben lassen noch mehr zu wünschen übrig; wir werden aber doch noch einen recht trinkbaren Wein bekommen.

Im Regierungsbezirk Wiesbaden stellte s bei der

diesjährigen Ernte der Körnerertrag des Wintergetreides befriedi- gend; die Qualität der Körner ist vorzüglich. Gleichwohl blieb der Ertrag, namentlich der Roggenfelder, in Folge des falten Wetters

im Monat Mai nur ein mittlerer. Auh das Sommergetreide lie-

ferte in Folge der gleichen Veranlassung nur eine Mittelernte und

erlitt außerdem in einzelnen Distrikten durch die Trockenheit eine

verfrühte Reife. Die Heuernte war nur mittelmäßig, der erste Er-

trag des Klees zwar reihlich, die weitere Entwickelung des leßteren,

ebenso wie sämmtlicher anderen Futterkräuter aber durch die Witte-

rung gehemmt, so daß ein großer Mangel an Futter für das Vieh

eintreten und das leßtere {hon jeßt theilweise abgeschafft wird.

Auch der Ertrag des Obstes, welches durch die Trockenheit massen-

haft abfiel, ist im Allgemeinen ein geringer, nur Kernobst steht in

einzelnen Distrikten noch günstig. Der Weinstock hat sich überall vor-

trefflich entwickelt; die Rieslingreben versprechen eine reiche Ernte.

Veber die Qualität läßt fih im voraus nicht urtheilen. Der Ge-

sundheitszustand war während des dritten Quartals d. I. im Allge-

meinen befriedigend, doch trat auf einzelnen Gütern unter dem

Rindvieh die Lungenfeuche aufz; die erkrankten Thiere fielen sämmt-

lih. Eine weitere Verbreitung hat die Krankheit glücklicherweise

nicht angenommen.

Cassel, 7. Oktober. Heute Vormittag wurde im Meßhaus in Gegenwart des Ober-Präsidenten, der Spitzen der staatlichen und

städtishen Behörden von Hrn. Dr. Möhl, dem Vorsitzenden des hie-

sigen Gartenbauvereins, eine Obst-Ausstellung eröffnet.

In Neu-Süd-Wales werden, der „E. C.“ zufolge, in diesem Jahre mehr als 25,000,000 Schafe geschoren, und der Ertràg auf annähernd 125,009,000 Pfund Wolle zu £ 6,250,009 be- rechnet. (Das Vfund Wolle bringt 1 sh. ein.) Das Scheren kostet etwa £ 125,000 (péx-100 Stück 20 sh.) und die Versendung nah London etwa ebenfoviel. —. Z A E

Nom, 30. September. Aus- einem. soeben Seitens des italieni- {en Konsuls in Shanghai an das Minifterium des Aeußeren ein- gesandten Berichte über die Seidenernte in-China hebt das „Brschw. Tgbl.“ folgende Daten hervor: Die Seidenernte in den nördlichen Distriften Chinas ift im heurigen Jahre weit hènter einer Mittelernte zurückgeblieben. Am Anfange der Zucht glaubk€. Wi, daß dieselbe mit ca. 72,000 Ballen jener des Vorjahres gleichkommen würde, aber die während dem ersten Aufgehen der Samen unversehens eingetretenen Fröste richteten in den Distrikten, welche am frühesten zu züchten begonnen hatten, großen Schaden an, und in der Gegend von Ha-yen wurde fast die ganze Ernte vernichtet. Hierauf hoffte man mit der Nachsaat auf die 60,000 Ballen kommen zu können, aber da diese gänzlich fehl \{chlug, wird es viel sein, wenn dem Erport von der heurigen Ernte 52,000 Ballen zugeführt werden. In- zwischen haben die letzten Nachrichten aus Europa eine solche Hausse in den Preiscu hervorgebracht, daß dieselben eine Höhe erreichten, wie man sie schon seit vielen Jahren nicht erlebt hatte. Es ift daher wahrscheinlich, daß die Chinesen, um von dieser außerordentlichen Preissteigerung zu profitiren, alle noch aus den früheren Jahren vor- handene Seide auf den Markt bringen werden und hiermit könnte die gesammte Ausfuhr von Shanghai immerhin noch 60,000 Ballen erreichen. Bis jeßt haben übrigens blos 23,500 Ballen den Besiter gewechselt. Wie der Konsul beifügt, ist es niht möglich gewesen, Nachrichten über die Seidenernte in den südlichen Distrikten Chinas zu erlangen, doch ist diese für den allgemeinen Handel nur von sekun-

dârer Bedeutung. Gewerbe und Handel.

Straßburg, 5. Oktober. (Straßb. Ztg.) Der Verwaltun gs- heriht des Bezirks-Praäsidenten des Vber-Slsas]es giebt folgende Daten über den Betrieb der ober-elsässischen Eisenindustrie im Laufe des Jahres 1875. Es wurden verar- beitet: Inländiscbes Roheisen §857,540 Kilo, zollausländisches Roh- eisen 8,277,202 Kilo, altes Gußeisen 5,543,630 Kilo. Dagegen wur- den erzeugt: Maschinentheile 10,623,658 Kilo, sonstige Gußwaaren 805,997 Kilo, Hartgußwaaren 30,000 Kilo, zum eigenen Bedarf des Werkes 736,410 Kilo, zusammen 12,196,065 Kilo. Summa der Pro- duktion 1874 10,403,600 Kilo. Zahl der betriebenen Kupolöfen 1875: 08, 184! 39.

P aris, 6, Oktober. (Köln. Ztg.) Jun der gestrigen Sibunga des Arbeiterkongresses wurde über die „Conseils des Prud’hommes“ verhandelt. Ein von dem Pariser Deputirten Vernet vorgelegter Plan betreffs der Reorganisation derselben erhielt die Zustimmung der Versammlung. Ein anderer Pariser Delegirter, Oudinet, betonte die Nothwendigkeit der sogenannten „Liv rets“, eine Art von Handwerksburschenbücher, in welche die Arbeiter sich von ihren Meistern die Zeit, die sie bei denselben waren, einschreiben lassen müssen und die von der Polizei revidirt werden. Heute be- \häftigte sih der Kongreß mit der Lehrzeit und dem Unter- ri cht der Arbeiter. Diese Frage wurde indeß nicht mit der nöthigen Einsicht und Klarheit behandelt. Der Kongreß soll mit einem großen Bankett beschlossen werden. N

Wie der „Times“ aus Kalkutta gemeldet wird, enthält eine in Simla veröffentlichte Ertraausgabe der „Gazette of India“ eine lange finanzielle Resolution, die hauptsächlih der Beantwortung der Argumente der bengalischen Handelskammer in der Silber- frage gewidmet ift. Die Körperschaft rieth zur Suspension des Gesetzes, welches die Münze verpflichtet, Silbermünzen für Rechnung von Privatpersonen zu prägen. Die Regierung antwortet, dieses Ver- fahren dürfte größere Üebel als die gegenwärtigen erzeugen, indem es der Nupie einen ‘ünstlichen Werth geben würde. Die Regierung räumt ein, daß die Substituirung der Goldwährung wünschenswerth fei, meint aber, daß die acgenwärtigen Umstände eine so kostspielige Maßregel nicht crheischen. Sie glaubt, der Werth des Goldes sei im Verhältnif zu dem des Silbers gestiegen, aber sie bezweifelt, ob der Werth des Silbers im Verhältniß zu dew anderer Artikel gefallen sei. Die Abweichung in den Werthen der ¿zwei Metalle ist nach ihrem Dafür- halten hauptsäblich auf die Außercourssezung des Silbers Seitens mchrerer europäischen Staaten zurückzuführen. Die Regierung könne die gemachten Vorschläge nicht acceptiren. Es sei rathsam, das Cin- gehen von Verbindlichkeiten zu vermeiden, die in Gold gedeckt werden müßten, aber da es wichtig sei, die Hülfsquellen des Staates zur Entwicktelung des Landes zu benutzen, wolle die Regierung niht wirk- lich produktive öffentliche Bauten einstellen, und hte werde fortfahren, die dafür nöthigen Geldec leihweife aufzunehmen, „vorausgeseßt, daß folche Anleihen in Indien aufgebraht und in indishem Papiergelde zahlbar gemacht werden können.

Verkehrs-Anstalten.

Bern, 5. Oktober. Laut einer Mittheilung aus Lausanne im „Journal de Genève“ würde Hr. Gambetta sofort nach feiner Rückkehr nah Paris behufs Ausführung „der Simplo nbahn dort ein Aktionscomité aus politischen, volkswirthschaft“ihen und Finanz- notabilitäten bilden, damit, wenn die Simplonfrag? demnächst wieder vor die französischen Kammern kommt, sie, hinreichend unterstüßt, auf eine Mehrheit hoffen könne, Auch Hr. Thiers foll vem Simploulbahn - Projekt feine Mithülfe zugesagt haben, während Hr. Cézanne, ehemaliger Berichterstatter der Simplon-Kommisjion, und Hr. de Franqueville. Direktor der öffentliben Bauten in Frankreich Gegner des Projekts sind. Das Bundesgericht hat in dem Proze zwischen der Bern- und Luzern-Bahn und dem Tunnelbau- Unternehmer Favre wegen des Zimmeregg-Tun nels leßterem das Recht zugesprochen. Es handelte sich um 1,090,000 Fres. Ent-

waren bei diesen Sparkassen im Ganzen 987,856,612,53 M. hinterlegt, Ende 1875 dagegen 1,112,077,407,46 4. Dieses Mehr der Einlagen

auf einem Gang dur die Weinberge überzeugten. Wir waren wirk- lih überrasht, die Beeren in einer solchen Süße anzutreffen. Da

schädigung.