1876 / 243 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 14 Oct 1876 18:00:01 GMT) scan diff

Doppelk: onen, 332,825,380 Kronen; hiervon auf Privat- rechnung: 171,345,164 #; an Silbermünzen: 67,237,590 M 5-Marfkstücke, 39,022,844 44 2-Markstüe, 143,512,165 4 1-Mark- stücke, 39,643,058 M 50 S 50-Pfennigstüde, 33,129,319 M 80 S 20-Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 22,320,799 M 50 „S 10-Pfennigstücke, 11,235,724 Æ 30 S 5-Pfennigstüe; an Kupfermünzen: 5,831,665 M 46 -Z 2-Pfennigstücke, 3,344,632 M 17 S 1-Pfennigstücke. Gesammtausprägung an Gold- münzen: 1,425,193,360 Æ; an Silbermünzen : 322,544,977 M 30 4; an Nickelmünzen: 33,556,523 A 80 ; an Kupfer- münzen: 9,176,297 46 63 S.

Es ist mehrfach mit Zrund darüber Beschwerde erhoben worden, daß die Coupés der Personenwagen nur mangel- haft gesäubert, nicht selten mit s{hmußgigen, verfetteten Polster-

zügen, ungestüßten Fenstern, auch nit gehörig gelüftet in die Züge eingestellt und ebensowenig unterwegs auf den dazu geeigneten Stationen Nene werden. Nicht selten befinden fich die Utensilien derselben, wie Gardinen, Teppiche, Asch- becher, Laternen 2c., in sehr mangelhaftem Zustande. Haupt- sählih sind diese Erscheinungen beobahtet bei Wagen großer, durchgehender Routen, wel{che Eigenthum einer zwischenliegen- den Verwaltung sind.

Das Reichs-Eisenbahn amt hat hieraus Anlaß ge- nommen, die Aufmerksamkeit der Bahnverwaltungen auf diese u lstände, welche der shleunigen Abhülfe bedürfen, hinzu-

lenken u O eine scharfe Kontrole des Wagenpersonals zur Verhütung dera; tiger Unzuträglichkeiten zur Pflicht zu machen.

V,

Die in der ycUutigen Börsen - Beilage abgedruckte tabellarishe Uebersihr der Wochenausweise der deutschen Zettelbanken von 7. Oktober ergiebt folgende summarische Daten: Der Kassenbestand betrug Insgejammt 691,863,000 Æ oder 2,806,000 weniger als ni dex Vgr- woche; der Wechselbestand mit 728,625,000 s hat gegenüber der Vorwoche um 9,874,000 4 zügénönimén, oté Lombard- forderungen in Höhe von 99,050,000 f haben sich um 6,940,000 é, vermindert ; der Notenumlauf mit 960,651,000 M. weist eine Abnahme auf von 8,018,000 M, während die täglich fälligen Verbindlichkeiten mit 184,149,000 f eine Erweite- rung um 4,454/000 M und die an eine Kündigungsfrist ge- bundenen Verbindlichkeiten mit 136,446,000 M4 eine Abnahme um 170,000 A erfahren haben.

Der Finanz-Minister hat wiederum einen Bericht über den dreijährigen Zeitraum der Finanzver- waltung Preußens für die Jahre 1873—75 an Se. Ma- jestät den Kaiser und König erstattet und demnächst dur den Dru veröffentlicht. Fn den kurzen einleitenden Worten ist auf den Bericht vom Fahre 1873 Bezug genommen, welcher den außerordentlichen wirthschaftlihen Aufschwung in den un- mittelbar auf den Krieg folgenden Jahren konstatiren konnte. Doch seien hon damals Merkmale hervor- getreten, daß Spekulation und industrielle Produktion weit über das Maß hinausgegangen waren, welches durh das regelmäßige und nachhaltige Bedürfniß des wirthschaftlihen Lebens bedingt sei. Schon im Jahre 1873 begann der unvermeidlihe Rücshlag, welcher seine Wir- kungen fortschreitend in immer weitere Kreise hinein äußerte. Indeß sei die Nothwendigkeit einer Einschränkung des Staats- aufwandes für die Fahre 1873—1875 noch nicht eingetreten. Fn diesen Vyren hätten für die Wohlfahrt des Landes zur Förderung der idealen wie der materiellen Juteressen von ahr zu Jahr in steigendem Maße so reiche Mittel zur Ver- fügung gestellt werden können, wie es niemals in einer früheren Periode der preußischen Staatsverwaltung geschehen sei. Man könne deshalbaufden Gang und die Ergebnisse der Finanzverwal- tung mit Befriedigung zurücblicken, um \o mehr, als un- zweifelhaft die reihen Verwendungen, welche die Staatsver- waltung vorzunehmen im Stande war, dazu beigetragen haben, die schädlichen Wirkungen der Störungen und Stockungen auf dem Gebiete der wirthschaftlihen Thätigkeit der Nation nach vielen Seiten hin zu mildern. Der Bericht giebt dann ein vollständiges sahlihes Bild von den Ergebnissen der Finanz- verwaltung in allen Zweigen. Dem Kapitel über die Staats- schulden ist eine Uebersicht aller seit 1871 extraordinär getilg- ten A (zusammen etwa 316 Millionen Mark) bei- gegeben.

Der Bundesraths -Bevollmächtigte, Groß- herzoglich sächsishe Geheime Finanz-Rath Dr. Heerwart ist von Berlin wieder abgereist und der Bundesraths -Be- vollmächtigte, Großherzoglich sächsische Geheimrath Dr. Stichling, ist àus Weimar hier eingetroffen.

__— Der General der Kavallerie, Baron von Rhein- baben, General-Fnspecteur des Militär-Erziehungs- und Bildungswesens is nach beendeter Jnspizirung des Kadetten- hauses zu Ploen hierher zurückgekehrt.

Der Kaiserlich russishe General-Adjutant und General der Kavallerie, Graf Serge Stroganoff ist gestern auf der Nücreise nah Skt. Petersburg hier eingetroffen.

S M OUiggs MUSquilo Uno „Undine“ d am 12. Oktober cr. in Kiel außer Dienst gestellt.

Königsberg, 12. Oktober. Die Rede, mit welcher der Königliche Kommissarius, Ober-Präsident v. Horn, den 8283. N N Laa tas der Provinz Preußen geschlos- jen hat, lautet wörtlich, wie folgt:

Hochgeehrte Herren !

In kürzerer Zeit, als erwartet werden mochte, sind Sie am Ziele Jhrer Arbeit angelangt.

_ Die Staatsregierung und die Provinz müssen Ihnen Dank wissen für die aufs Aeußerste angestrengte Thätigkeit, mit welber Sie sich der Prüfung sehr zahlreicher, zum Theil wichtiger und \{wieriger Vorlagen unterzogen haben. Es ift dur die von Ihnen in dieser Session gefaßten Beschlüsse der Grund voll- ständig gelegt, um die von dem Kommunalverbande der Provinz zu Ps Verwaltung der ihm übertragenen Institute und Angelegen-

eiten überall in Wirksamkeit treten zu lassen, und nach festen Nor- men zu führen. :

Im befonderen Grade wichtig und erfreulich die Verwaltung des Chausseewesens {hon mit dem Beginn des nächsten Jahres, was im beiderseitigen Interesse liegt, aus den Händen der Staatsbehörden in die Ihrer Organe übergehen kann, Und daß Sie in Betreff jener Verwaltung Beschlüsse gefaßt haben, welche alten Ansprüchen der Kreise zur Befriedigung verhelfen, den Bau von zahlreichen früher bes{chlossenen oder in Aussicht genom- menen Chausseen sichern, und es außerdem ermöglichen, die Herstellung guter Landwege mehr als bisher zu fördern.

Unter solchen Umständen wird die Sitzung des gegenwärtigen Provinzial-Landtages in der Verwaltungsgeshichte der Provinz eine ervorragende Stelle einnehmen, und wenn au erst die Erfahrung darüber sicher entscheiden kann, ob die von ihnen getroffenen An-

ist es, daß auch

_

weit sie erforderli, ich unverweilt einholen werde, in allen Einzel- beiten als zweckmäßig \sich bewähren, so darf doch die Ansicht Plat greifen, daß - Ihre Beschlüsse, indem dieselben Ihren Organen zu möglichst selbständiger Thätigkeit Raum gewähren, im Wesentlichen als dem Interesse der Provinz entsprehend \ih erweisen werden. Für die Erledigung der Ihnen regierungsseitig gemachten Vor- lagen spre{e ich Ihnen noch besonderen Dank aus, niht minder we- gen der freigiebigen Bewilligungen zum Besten wissenschaftliher und gemeinnüßiger Austalten und Vercine. Für die reie Gabe, welche Sie dem vaterländischen Frauenverein in gere{ter Würdigung seiner hohen Bedeutung und seiner segensreichen, au unserer Provinz zu gute kommenden Thätigkeit zugewendet haben, ift Ihnen der Dank von Allerhöchster Stelle dargebraht worden. Sie kehren nun, hocgeehrte Herren, zu ihrem beimathlichen Heerde zurück, woselbst der meisten von Ihnen neue öffentliche Pflich- ten warten. Mögen Sie die Zustände in En Kreisen niht unbe- friedigend finden. Möge über der ganzen Provinz eine gütige Vor- sehung gnädiglih walten, daß sie vor Heimsuhungen bewahrt bleibe, und in gedeihliher Entwickelung stetig fortschreite. Kraft der mir ertheilten Ermächtigung \chließe ih den 23. Pro- vinzial-Landtag der Provinz Preußen.

_ Cöln, 12. Oktober. Das Amtsblatt der hiesigen König:

lichen Regierung enthält nachstehende Bekan ntmachung: Nachdem in Gemäßheit des §. 6 des Geseßes vom 20. Mai 1874

(G. S. Seite 135) ein Königlicher Kommissarius für die erzbischöf- liheVermögensverw altu ng in der Erzdiöcese Cöln ernannt wor- den ist, tritt derfelbe au in Bezug auf die nah §. 32 des Gesetzes vom 20. Juni v. J. über die Vermögensverwaltung in den fatholischen Kirchengemeinden und nach den Art. 2, 13 und 14 der dem Gesetz angehängten Wahlordnung von dem Erzbischof im Einvernehmen mit dem Regierungs-Präsidenten zu treffenden Entscheidungen an die Stelle des ersteren, Dies wird hierdurch mit dem Bemerken zur Kenntniß der Behörden und der Kirchenverwaltungs-Organe gebrat, daß nunmehr die diesseitige Verfügung vom 15. ult ‘cr. A. 1022 außer Kraft tritt. Cöln, 5, Oktober 1876. Der Regierungs- Präsident. v. Bernuth.

Bayern. München, 12, Oktsbér. Der König hat, wie die „Allg. Ztg.“ vernimmt, gestern mehrere größere Einkäufe in der Ausstellung gemaht. Beim Austritt aus derselben wurde Se. Majestät von den zahlreih Anwesenden mit Hoch- rufen begrüßt. iun Besuche der Ausstellung verweilt zur Zeit auch der Königlich preußische Handels-Minister Dr. Ache n- ba ch in München. Wie dieselbe Zeitung meldet, ist der ehemalige König-Gemahl von Spanien Don FFrancisco de Asis, der Bruder der Prinzessin Adal- bert, von Paris kommend, am 11. Abends in München ein- getroffen und im Hotel zum „Bayerischen Hof“ abgestiegen. Derselbe beabsichtigt, 10 Tage zu verweilen.

Der König hat die Einführung des „Pferdeaus- hebungs-Reglements für das Königreich Bayern“ unter Aufhebung der bisherigen bezüglihen Vorschrif- ten genehmigt, ebenso die Instruktion über die Ver})orgung der Armee mit Arzneien und Verband- mitteln. Die zwischen dem englischen Garten und dem Dorf Bogenhausen über der FJsar neu erbaute eiserne Brücke (ein Werk aus dem Etablissement v. Cramer-Klett in Nürnberg) ist heut in feierliher Weise eröffnet worden und hat die Bezeihnung „Max-Foseph-Brücke“ erhalten. Die „Allg. Ztg.“ schreibt dazu: „Der ultramontanen Mehr- heit der vorleßten Abgeordnetenkammer, welche die Kosten zum au dieser für den allgemeinen Verkehr nothwendigen Brücke verweigert, haben wir es zu. verdanken, daß die Staatsregic- rung der Gemeinde Bogenhgusen die Erhebung eines Brücken- zolls genehmigen mußte, mit dessen Ertrag die Zinsen und die Tilgung des zum Bau der Brücke bei der Hypotheken- und Wechselbank aufgenommenen Annuitätenanlehens von etwa 100,000 Gulden gedeckt werden sollen; nur auf diese Weise war die Erbauung der Brücke möglih gemacht worden.“

Württemberg. Stuttgart, 12. Oktober. Die Zweite Kammer erledigte heute das Geseß, betr. die Verwaltung s- N lege, indem sie dasselbe mit 75 gegen 3 Stimmen annahm.

Sachsen-Weimar-Eisenach. Weimar, 13. Oktober. Der Erbgroßherzog und die Vie U sind gestern hierher zurückgekehrt und haben sich sogleih nach Schloß Ettersburg begeben, um daselbst für einige Wochen Aufenthalt zu nehmen.

Sachsen - Altenburg. Altenburg, 14. Oktober. Zwischen der diesseitigen und der Königlich sächsischen Staats- regierung ist wegen gegenseitiger Durchführung der Schulpflicht durch Austaush von Ministerial-Erklärungen eine Vereinbarung getroffen worde.

Neuß j. L. Gera, 11. Oktober. Der Landtag des Fürstenthums Reuß j. L. ist auf den 1. November ein berufen worden. Die wesentlichsten Gegenstände der Verhandlung werden sein die Modifikationen des Klassensteuergeseßes und die Entschädigung für Aufhebung der Stolgebühren.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 12. Oktober. (Straßb. Ztg.) Die Expropriation des zum nächsten Theil der Stadt- erweiterung nöthigen Terrains, zwischen dem Steinthor und der Jll gelegen, ist dieser Tage beantragt worden, in Folge dessen das hiesige Kömgliche Landgericht in seiner Sißung v 9 0 M den Königlihen Landgerichts - Rath Dr, Merrem zum Enteignungskommissar ernannte. Ueber die Thätigkeit der meteorologishen Sta- tionen bemerkt der Verwaltungsbericht des Bezirks-Präsiden- ten des ODberelsaß, daß eine Station in Altkirch neu ge- gründet wurde. Die Station zu Kolmar hat durch\den Brand des Seminars daselbst eine Unterbrehung erlitten, fungirt aber, nachdem sie in das Lyceum transportirt wurde, in nor- maler Weise weiter. Der Ober-Präsident hat beschlossen, von nun an die einheitliche Leitung der meteorologischen Stationen in Elsaß-Lothringen selbst zu übernehmen und für deren Be- dürfnisse aus Landesfonds Sorge zu tragen.

Oesterreich : Ungarn. Wien, 12, Oktober. Der Kronprinz Rudolf wird sich, der „Wien. Ztg.“ zufolge, Sonn- tag, den 15, d. M., von Schönbrunn nah Gödöllö begeben. Der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin is heute in Wien angekommen.

An dem gestrigen Ministerrathe nahmen sämmt- liche e des Kabinéts Theil. Derselbe beschäftigte si hauptsählih mit den in Pest zwischen den beiden Kabineten vereinbarten Geseßentwürfen. Außerdem wurde eine Reihe laufender Geschäfte erledigt.

Ueber die Art und Weise, wie die Regierung die Abgeordneten der Verfassungspartei von dem Jnhalte der bisherigen Abmachungen mit Ungarn in Kenntniß zu

ordnungen und die aufgestellten Reglements, deren Bestätigung, \o

tive Mittheilung. Von der Berufung einer förmlichen Abgeord- neten-Konferenz vor dem Termin des Zusammentritts des eihs- raths ist bekanntli abgesehen worden. Vielmehr heißt es, die Regierung, sobald das Abgeordnetenhaus versammelt ist, den einzelnen Klubs oder einer Abgeordneten- Konferenz die erforderlichen Mittheilungen dennoch machen wird. Es is dies um so wahrscheinlicher, als bekanntlich die Klubordnungen in dem Sinne abgeändert worden sind, daß den Regierungsmitgliedern das Erscheinen jederzeit freisteht, und als die Minister bei jenem Anlasse ihre Bereitwilligkeit ausgesprochen haben, zu den Klubsißungen Vertreter des Ministeriums zu entsenden. Inzwischen finden bis zur Eröffnung des Reichsraths

Wählerversammlungen statt, Programm für die entwickeln.

Pest, 12. Oktober. Jm Laufe der leßten Sessionen des Abgeordneten hauses haben sich einzelne Abgeordnete beharrlich geweigert, von ihren Mandaten Gebrauch zu machen, n Folge dessen sah das Haus si veranlaßt, die Angelegen- ge dem Rechtsausschusse zuzuweisen, damit derselbe ent- prechende Anträge stelle. m Auftrage dieses Ausschusses hat nun der Abg. Szilagyi einen Geseßentwurf ausgearbeitet, welcher demnächst zur Verhandlung ge- (angen wird. Nah diesem Entwurfe soll jeder Abgeordnete gehaltet . sein, binnen fünfzehn Tagen nah Eröffnung des Reichstages, und wenn die Wahl während der Reichstagsjession erfolgt, binnen kürzeren Termins sein Mandat einzureichen. Wer diese Verpflichtung verabsäumt, wird vom Präsidenten aufgefordert, zehn Tage nach Empfang der schriftlichen Aufforderung das Mandat einzureihen. Ent- spricht er der Aufforderung nicht, so wird sein Mandat als erloschen erklärt und sein passives Wahlrecht für die Dauer diescs Reichstages aufgehoben. Ueberdies wird eine Geldstrafe von 2000 Gulden über diejenigen ver- hängt, deren Mandat durch eigene Schuld Kraft des Gesetzes als erloschen erklärt worden. Sollte der Betrag nicht einge- trieben werden können, so kann die Strafe in eine viermonat- liche Haft umgewandelt werden.

Schweiz, VBern, 11. Oktober. Großen Rathe des Kantons Genf das vom Staatsrath; beantragte neue Geseg zur Verhandlung, welches die katholischen Gemeinden dieses Kantons dem schweizeri- schen chrifstkatholishen Bisthum einverleibt. Dasselbe lautet: „1) Die katholishen Gemeinden des Kantons Genf bilden einen Theil des cristkatholishen Bisthums der Schweiz und sind innerhalb der Schranken der Genfer Geseße unter die konstitutionellen Behörden dieses Bisthums gestellt. 2) Der Staatsrath ist beauftragt, den Diözesanbischof, seinen Mandatar und vorkommenden Falls die kraft der Verfassung der christ- katholischen Kirche der Schweiz ernannten Hülfsbischöfe im Namen des Staates Genf anzuerkennen. 3) Jedes Fahr wird im Kantonalbudget eine Summe als Beitrag des Staates Genf zur Dotation des Bisthums eingetragen.“ Bei der gegenwärtigen Zusammenseßung des Genfer Großen Raths Tann, wie die „Köln. Ztg“ bemerkt, die Annahme dieses Gesetzes kaum zweifelhaft sein.

Niederlande. Haag, 10. Oktober. Wie aus Luxem- burg mitgetheilt wird, ist die Enthüllungsfeier des daselbst dem Prinzen Heinrich der Niederlande in dankbarer Würdigung seiner vieljährigen verdienstvollen Amtsführung als Statthalter des Großherzogthums errichteten Denkmals auf den 30. d. M. anberaumt worden. Das Standbild des Prinzen wurde vor einigen Tagen auf dem Piedestal auf- gestellt. Nach einem dem Koloniendepartement zugekomme- nen Telegramm des General-Gouverneurs von Niederländisch- Jndien vom 2, Oktober hat General-Major Wiggers van Ker- chem am _27. September Folgendes aus Atchin. gemeldet: Am 25. September wurde die Befestigung zu Silang vollendet und beseßt. Am 26. wurde entlang dem Wege von Blang- Pandjang vorgerückt nach Pradju. Unsere Truppen begeg- neten heftigem Widerstande und stießen auf eine Anzahl Ver- schanzungen; 22 Stück Geschüße und Vorräthe von Muni- tionen fielen in unsere Hände; der Feind ließ 35 Todte zurü; auf unserer Seite fiel ein Soldat und wurden ein Lieutenant und 7 Soldaten verwundet. Eine Befestigung wird in einer Entfernung von 1200 Metern südöstlih von Kwalla Gighen angelegt. Der Gesundheitszustand war gut und die Witterung günstig, die Stimmung der Truppen vor- züglich.

Großbritannien und Jrland. London, 12, Oktober, (E. C.) Der Lord Kanzler hat, wie gestern hon gemeldet, Balmoral verlassen und an seine Stelle ist Lord Fohn Manners, der General - Postmeister, als dienstthuender Minister getreten. Nach dem vorgestern Morgen erfolgten Tode des Marquis von Tweeddale besißt Großbritannien noch drei Feldmarschälle, den Herzog von Cambridge, Sir John F. Fißgerald und den Prinzen von Wales. Der Marquis von Tweeddale starb auf seinem Wohnsiße Yester House n _ PADOINgION E, M Aller von 89 Jahren: Vor ‘72 Jahren war er in das Heer eingetreten. Der dänische Gesandte leidet an den Folgen einer alten Wunde und hat sih einer Operation durch Sir James Paget unterzogen. Seine völlige Wiederherstellung wird einige Wochen in Anspruch nehmen. Das neue gepanzerte Doppelthurmschif} „Dreadnought“, in Pembroke gebaut, kam am Montag Morgen in Portsmouth an, um. dort. vollständig für den N ausgerüstet zu werden. Da das französishe Geshwader an der Westküste Afrika’'s sehr gering ist und die französischen Unter- thanen, die jeßt in Whydah gefangen gehalten werden, in efahr sind, so wird auf Anordnung des Auswärtigen Amtes der Höchstkommandirende der englishen Schiffe für jene französishen Unterthanen das Mögliche thun. So wird denn weder eine Landung britischer Seeleute, noch eine Be- \chießung der feindlichen Küste unternommen werden, da No sofort die Tödtung der Gefangenen nah sih ziehen würde. Unter dem Vorsiß des Marquis of Huntley ward gestern in Liverpool der sozialwissenshaftlihe Kongreß eröffnet. Es sind 5 Sektionen ps eine für Rechtspflege, eine für Dekonomie und Handel, eine für Erziehungswesen, eine vierte für Gesundheitspflege und eine fünste für Kunst. Die Staats-Einnahmen vom 1. April 1876 bis zum 7. Oftober betragen 35,997,736 Pfd. Sterl. gegen 35,717,293 Pfd. Sterl. in der entsprechenden Zeit des Vorjahres. Da- gegen zeigte fich am 1. April des vorigen Jahres eine Bilanz von 6,265,322 Pfd. Sterl. und an demselben Tage des jetzigen

in allen Kronländern alltäglih in denen die Abgeordneten ihr bevorstehenden

wichtigen Aufgaben

Heute kommt inr

seßen gedenkt, findet sih heute im „Fremdenblatt“ eine posi-

Jahres eine von 5,119,587 Pfd. Sterl. Die Ausgaben be-

trugen 42,535,609 gegen 42,390,841 Pfd. Sterl. im Vor- jahre. Der im Mansion House angesammelte Fonds für die Opfer des orientalischen Krieges beträgt jeßt

10,400 Pfd. Sterl. Bt E 14.- Oktober. (W. T. B.) Die „Times“ bestätigt die Nachricht von dem Rüccktritte des Herzogs von Abercorn von dem irischen Statthalterposten und bezeichnet als dessen Nachfolger den Herzog von Marl-

borough.

Spanien. Madrid, 9. Oktober. Am verflossenen Sonn- abend war bei dem Präsidenten des Ministeriums der erste Empfang in dieser Saison. Obgleich fast alle Abge- ordneten nah der Hauptstadt zurücgekehrt sind, waren, wie der „Köln. Ztg.“ -geshrieben wird, dennoch fast nur die Mo- derados vertreten. Diese Thatsache kennzeihnet, wie das Vlatt bemerkt, die augenblicklihe Stimmung.

Türkei. Konstantinopel, 11. Oktober. Die bos- nishen Chefs haben, wie der „Times“ aus Belgrad telegraphirt wird, im südöstlihen Theile Bosniens, hart an der dalmatinishen Grenze, eine Zusamm enfku nft gehalten. Es waren alle anwesend; auch Vberst Despotovics, der vor einiger Zeit aus Serbien zum Zweck der Aufwiege- luna der Bosnier gesandte Agent, wohnte der Versammlung hei, ohne jedoch irgend einen aftiven Antheil an den Ver- handlungen zu nehmen. Der Plan einer Autonomie für Bosnien wurde in Betracht gezogen und darauf als der Lage gar nicht entsprechend verworfen. Fn Bosnien fand im Jahre 1690 unter dem Patriarchen Cernovics eine große Auswanderung statt. Dieser Auszug wurde durch die E der Türken veranlaßt und nach seiner Ausführung wurden die Ländereien der Emigranten konfiszirt und den Begs, Agas und Beys ge- geben. Die bosnischen Chefs verlangen, daß die konfiszirten Ländereien den Nachkommen der ursprünglichen Eigenthümer zurückgestellt werden, und bereiten ein Memorandum an die Großmächte vor, in welchem dieses Begehren enthalten ist.

Wien, 12. Oktober. Das „Fremdenblatt“ schreibt: Gestrige Abendblätter melden, daß die Mächte den von der Pforte proponirten sechsmonatlihen Waffenstillstand einstim- mig abgelehnt hätten. Diese Meldung ist von Anfang bis zu Ende total unrichtig, und wir nehmen keinen Anstand, sie als das zu bezeichnen, was sie ist, eine ungeschickte Erfindung. Die Mächte konnten um fo weniger den türkischen Vorschlag ablehnen, als ihnen derselbe im Lauf des gestrigen Tages erst bekannt werden sollte. Die „Agence Havas“ meldet aus Kon- stantinopel diese Ueberreichung der türkischen Vorschläge zwar als bereits geschehen, doch vermögen wir bis zur Stunde diese Nachricht noch nicht zu bestätigen. Die „Agence“ hat sich übrigens jedenfalls insofern unkorrekt ausgedrüdckt, als sie von „Bedingungen“ der Pforte sprach. Wir haben einigen Grund anzunehmen, daß die Pforte eigentliche Bedingungen dem Waffenstillstandsvorschlag nicht beigefügt hat. Natürlich schließt das nicht aus, ‘daß sie gewisse Wünsche formulirt, auf deren Erfüllung sie Gewicht legt. Allerdings können diese Wünsche auch eine solhe Tragweite haben, daß sie den Waffen- stillstand unmöglih machen. Bis jeßt sind aber auch diese Wünsche noh nicht bekannt gegeben und die Mächte waren sonach noch gar nicht in der Lage, irgend etwas als annehmbar oder unannehmbar zu bezeichnen. E i j

Jn Bezug auf Montenegro bezweifelt man nicht dessen Beitritt zum Waffenstillstand. Man schließt aus den rücgän- gigen Bewegungen der montenegrinischen Truppen, daß dem Fürsten daran gelegen ist, jede Möglichkeit einer Verlängerung des Krieges aus dem Wege zu räumen.

Paris, 13. Oktober. (W. T. B.) Nah Meldungen, welche der „Agence Havas“ aus besonderer Quelle von Konstantinopel zugingen, sind die Erklärungen, mit welchen die Pforte den Vertretern der Mächte den Vor- chlag eines sechsmonatlichen Wasffenstillstandes mittheilte, in der entgegenkommendsten Form gehalten. Die Mächte werden um Ernennung von Kommissarien zur Feststellung der Demarkationslinie für beide Armeen ¿cut Me Proute ertlart, daß je den Wassel|- stillstand mit dem Momente als zu Stande gekommen ansehen werde, wo die Ernennung dieser Kommissarien stattgefunden habe. Die bereits gemeldeten vier Punkte, auf welche türki- scherseits bei dem Waffenstillstands-Vorschlage Werth gelegt wird, sind nicht als förmliche Bedingungen, sondern nur als Wünsche bezeichnet, deren Berücksichtigung dazu dienen werde, die Wirksamkeit des Waffenstillstandes zu sichern und unlieb- same Zwischenfälle zu verhüten. E (W. T. B.) Der heutige „Moniteur“ besprihï die gt der Pforte und findet dieselben sehr verständig. Bei dem Entwurfe ihres _Reform- programms scheine die Pforte von der Absicht, den Wünschen und früheren Vorschlägen Europas Rechnung zu tragen, ge- leitet worden zu sein; das Programm verdiene eine ernfte, aber wohlwollende Prüfung. Als eventuellen Ablaufstermin für den Waffenstillstand hat die Pforte den 13. April k. F. vorgeschlagen. : is

14. Oktober. (W. T. B.) Nach den bisher zwischen den einzelnen Mächten ausgetaushten Erklärungen über die Wasffenstillstandsbedingungen der Pforte scheint es, wie die „Correspondance Havas“ zu wissen glaubt, daß man das Ansuchen der Pforte, Kommissare zu ernennen zur Feststellung der Demarkationslinie für beide Armeen, gut- heißen werde. Es würden, wie die „Correspondance Havas“ weiter erfährt, die Militärattachés bei den Botschasten in Konstantinopel als Kommissare designirt werden.

London, 14. Oktober. (W. T. B.) Die „Times“ be- spriht die Frage des von der Pforte angebotenen Waffenstillstands und führt hierbei aus, daß kein Staat es wagen könne, die dur das Anerbieten der Pforte gebotene Gelegenheit für die Regelung der Wirren im Orient zurük- zuweisen. Das Wohl der türkischen rovinzen erheischte ebenso wie die Wohlfahrt Europas den us eines Waffenstill- stands. Es sei zu hoffen, daß auch Rußland demselben bei- treten werde.

Vom türkish - serbishen Kriegsschauplaß wird der „Polit. Korr.“ aus Belgrad unterm 10. geschrieben :

Der ursprüngliche Feldzugsplan Tschernaje 6M ist als vollständig mißglückt zu betrachten. Die serbische Offensive wurde von den Türken auf allen Punkten zurückgewiesen und verwandelte sich rah in eine Desensive, die nur hie und ‘da in vereinzelte, fleine Vorstoßversuche degenerirt. Die Vorstöße an der Drina scheiterten an den Mauern Belinas, die Be- wegung der Jbar-Armee wurde dur den türkischen Divisionär Mehmed Ali Pascha zum Stillstande gebraht. Tscholak-

wurde, erhielt von diesem den Befehl, Jankova-Klissura zu passiren, in das Toplißa-Thal einzudringen und Kurschumlje, das die EBR Zah Mitrovißa bedroht, ‘zu offupiren. Da in diesem Thale bis zu den Debouchéen an der Klifsura kaum drei Bataillone Redifs aufgestellt waren, so vollzog Antics seine Aufgabe ganz leiht. Nun beginnt der zweite Theil der Ausführung des Planes, welchen sich Nowosseloff vorgezeichnet hat. Mit seiner, neun Bataillone Jnfanterie erster Klasse, einer Brigade dritter Klasse, einem Bataillon russischer Frei- williger, vier Escadronen Kavallerie und drei Batterien starken Mat dürfte er die Offensive ergreifen und in der Richtung auf Sjenißa vordringen. Es ist niht unmöglich, daß nunmehr die Serben eine Verbindung mit den Montenegrinern suchen werden, was durch die Räumung der türkishen Forts Sut- scheska und Previja sehr begünstigt wird.

_ Auch an der bosnischen Grenze herrsht größere Reg- jamkeit. Bei Vissegrad und Zwornik konzentriren sich die Türken in größeren Truppenmassen. Ein Angriff auf die serbische Vertheidigungslinie an der Drina is wahrscheinlich. Die serbischen Streitkräfte werden auf diesen Punkten ih nur auf die strikte Abwehr beschränken. Eine ernste Gefahr droht weder für Schabaß und Lesnißa, noch für Maljevo von dieser Seite her, da die dortigen Befestigungen vollständig ausreichen. Namentlich artilleristisch sind die Positionen an der Drina- grenze als sehr stark zu betrachten. Aus dem türkishen Lager an der Morawa wird dem „Standard“ vom 7. Oktober telegraphirt: „Seit dem Ende des Waffenstillstandes herrscht eine fast totale Ruhe- pause. Zuweilen feuern einige der serbischen Batterien auf einzelne Soldaten. Gestern Abends griff die serbische Jnfan- terie einen türkishen Vorposten unweit der Morawa an und ihre Plänkler waren von vielleicht 50 Kanonen begleitet, aber nach 10 Minuten zogen sich die Serben zurück. Die Nächte sind ungestört.“

Dänemark. Kopenhagen, 12. Oktober. (Hamb. Nachr.) Jm Folfkething wurde heute die Budgetdebatte fort- geseßt. Juel und Hansen griffen das Ministerium an und etonten den konservativen Charakter des Bauernstandes und die Gelindigkeit der Opposition. Estrup erkannte den ersteren an; die Fehler der Opposition aber seien Schuld, daß sie ihrem Ziel nit näher käme. Hansen bestritt dieses und for- derte den Abgang des Ministeriums oder éine neue Auflösung des Folkethings. Die zweite Behandlung und die Einseßung eines Finanzausshusses von 15 Mitgliedern wurde einstimmig beschlossen. Mr. Cramer, welcher, wie früher mitgetheilt, von seinem Posten als Ministerresident der Ver einigt en Staaten am hiesigen Hofe abberufen wurde, t, nach Mit- theilung des „Dagstelegraphen“, zum Charge d'Affaires am hiesigen Hofe ernannt worden, nachdem der Posten als Ministerresident aufgehoben worden ist.

Amerika. New-York, 14. Oktober. (W. T. B.) Nach den jett vollständig vorliegenden Wahlberichten be- ziffert sih die Majorität der demokratischen Partei in JFndiana auf 5000 Stimmen. Die Republikaner haben noch einen weiteren Siß im Kongreß gewonnen,

Nr. 41 des „Central-Blattes für das Deutsche Rei ch herausgegeben im Reichskanzler-Amt, hat folgenden In- halt: Allgemeine Verwaltungs\athen: Verweisung von cluslänveen aus dem Reichs8gebiet. Finanzwesen: Status der deutschen Noten- banken Ende September 1876; Goldankäufe Seitens der Reichsbank; Nachweisung der Einnahmen an Zöllen und gemeinschaftlichen Ver- braucs\teuern im Deutschen Reich für die Zeit vom 1. Januar bis zum Schlusse des Monats September 1876. Münzwesen: Ueber- ficht über die Ausprägung von Reichsmünzen. Boll- und Steuer- wesen: Errichtung einer Steuerstelle. Militärwesen: Ertheilung der provisorischen Berechtigung zur Ausstellung gültiger Zeugnisse über die wissenschaftliche Befähigung für den einjährig freiwilligen Militärdienst. Marine und Schiffahrt: Erscheinen des Alphabe- tischen Verzeichnisses der deutschen Kauffahrteischiffe für 1876 nebst Anhangz Ertheilung von Flaggenattesten. Eisenbahnwesen: Rein- haltung 2c. der Coupés der Personenwagen. Heimathwesen: Zivei Crfkenntnisse des Bundesamts für das Heimathwesen. Post- E Telegraphenwesen: Uebersicht über die während des dritten Biertel- jahrs 1876 im deutschen Reichs-Postgebiete „eingerichteten und aufge- Vobenet Postanstalten z Uebersicht über die während des dritten Viertel- jahrs 1876 im deutschen Reichs-Telegraphengebiete eingerichteten und aufgehobenen Reichs-Telegraphenanstalten, bezw. über eingetretene Veränderungen der Dienststunden. Konsulatwesen : Entlassung.

Die Nr. 35 des „Justiz-Min isterialblatts“ hat folgen- den Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 6. Oktober 1876, be- treffend die Verwendung von ÎInvalidenpensionen zur Deckung von Untersuchungs- und Strafvollstreckungskosten.

Landtags- Angelegenheiten. : Am 192. d. starb zu Straußfurt bei Gebesee das Mit» glied des ae Silber Karl v. Münchhausen-Strauß- furt, Geheimer Ober - Regierungs - Rath a. O) Derselbe war durch Königlichen Erlaß vom 30. November 1854 auf Präsentation des alten und befestigten Grundbesißes im Landschaftsbezirke West- Thüringen in das Herrenhaus beruf-n worden.

Statistische Nachrichten.

London, 12. Oktober. (E. C.) Eine Zunahme der Tabak- einfuhr weist das gegenwärtige Jabr, verglichen mit dem vorigen, auf. In den neun Monaten vom Januar bis zum 30. September 1876 betrug der Werth des Rohtabaks 2,055,195 £ und der des verarbeiteten 947,195 £, in derselben Zeit 1875 aber nur 1,989,393 £ und 822,361 £.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Brüssel, 11. Oktober. (Fr. J.) Das Projekt des Königs zur Kolonisation von Centralafrika is Gegenstand mehr- \stündiger Besprehungen Sr. Majestät mit Herrn v. Lesseps gewesen.

Stockholm, 10. Oktober. „Finnmarksposten“ meldet aus Hammerfest unterm 22. v. Mts.: „Die Nordenskjöldsce Expedition, Dampfschiff „Ymer“, langte im hiesigen Hafen am 18. ds. auf ihrer Rückreise von Sibirien an. Die Érpedition ging am 25. Juli von Tromsoe ab, „passirte Nordkyn_ in der Nacht vom 26. zum 27. und erreihte Matotschin, den Sund, welcher Novaja Semlja in zwei große Juseln theilt, am 30. Juli. Am 5. August steuerte „Ymer“ in das karishe Meer und segelte längs der Südseite der Insel ins kgrishe Thor, welches am 31. erreicht wurde. Die Fahrt ging zwischen Land und Treibeis, welches sich auf der ganzen Strecke befand. Vom karischen Thore richtete das Schiff seinen Cours auf die Samojedeninsel Jalmal. Nachdem es zweimal im Eise festgesessen, wurde nördlih gesegelt. Man passirte die Weiße Insel am 13. August und am 15. August erreichte „Ymer

Antics, welher dem General Nowosseloff unterstellt

Matotshkin Scharr an, wo es bis zum 13. blieb, um Ballast einzu- nehmen. Am 16. Abends zeigte sih Nordkyn iunerhalb des Gesichts-

krcis:6.“ Land- und Forstwirthschaft.

Vom Hardt - Gebirge {reibt man dem „Rb. K.“ über die Weinaussichten unter dem 10. Oktober: Was man während des anhaltenden Regens in der leßten Hälfte des vorigen Monats faum mehr zu hoffen wagte, wird nun allem Anscheine nah dennoch der Fall sein: wir werden einen brauchbaren, ja, wenn die günstige Witterung Stand hält, einen recht guten Mittelwein erzielen. Die Traminer sind sämmtli roth und felbst die hartnäckigen Rießlinge gehen ihrer Edelreife entgegen. Leider ist in den meisten Lagen die Menge der Trauben gering und nur unmittelbar an den Abhängen unserer Weinberge und Hügel etwas größer. Unter solchen Umständen könnte jedo die Qualität die des vorjährigen Produktes leiht über- treffen; noch 14 Tage gutes Wetter würde dies bewirken. Der Wein- handel ift gegenwärtig flau und nach 1875 er wenig Nachfrage. Bordeaur, 8. Dktober. Die jeßt von allen Seiten einlaufenden Berichte stimmen in der Klage überein, daß das Ergebniß der dies- jährigen Weinlese in Bezug auf Quantität große Enttäuschung bringt. Man hatte noch auf die Hälfte des vorjährigen Herbstes ge- hofft, es stellt sich aber heraus, daß hiervon noch ein großer Abzug zu machen ist. Ob die Qualität den Ausfall in der Quantität theil- weise decken wird, das ist eine Frage, die sib heute noch nit mit Sicherheit beantworten läßt; die Meinungen über diesen Gegenstand sind getheilt und stehen sich häufig diametral gegenüber. Konstatirt muß nur werden, daß die Lese allerdings unter den denkbar günstig- sten Witterungsverhältnissen stattgefunden hat.

Gewerbe und Handel.

Leipzig, 13. Oktober. Das „Dr. I.“ bringt folgenden weiteren Bericht von der Leipziger Messe: Seit langer Zeit hatten wir keine so wenig befriedigende Messe, als die morgen zu Ende gehende Michaelismesie; für fast alle zugeführten Artikel zeigte sich wenig Kauflust. Da der leßten Ostermesse ein großes Quantum in Raucb- waaren dem hiesigen Plate zugeführt war und eine bedeutende Anzahl Käufer das Geschäft lebhaft und umfangreich gestaltete, konnte man vermuthen, daß diese Michaelismesse, wie gewöhnlich, langsam be- ginnen würde, zumal zu dieser Messe meist nur Käufer aus Deutsch- land, überhaupt aus der Nähe eintreffen und kleinere Posten Waaren entnehmen. Der Verkauf dehnte sich fast auf alle Artikel aus. Französische Kanin in allen Sorten wurden zu erhöhten Preisen ge- sucht, ebenso Astrahaner und Schuppen; Bisam, Biber, Feh, Skunks, wie auch s{warze Waaren wurden ziemlich gekauft; s{warze Kaßen in Austrägen für Frankreich. Nerze find viel gehandelt und 10% theurer bezahlt. Viele der Käufer aus Rußland fehlen noh und treffen der jüdishen Feiertage wegen, und da dieselben hauptsählich mit hiesigen Häusern arbeiten, erst später ein; überhaupt kommen täglich noch Käufer und zieht sich das Geschäft diesmal in die Länge, In Hasenfellen war das Geschäft \{leppend und sind nur einige Posten Landwaare zu billigen Preisen abgegeben, hingegen weiße Hasen in großen Partien und zu höherm Preise. Für Sammet- und Seidenwaaren war die dies- jährige Herbstmesse eine außekordentlich s{chlechte. Man hätte er- warten sollen, daß fich eine Menge Käufer für diese Artikel gefunden, . da die rohe Seide so enorm gestiegen ist und noch immer theurer wird. Aber sie blieben aus. Es ist deshalb auch nicht weiter dar- über zu berichten, Das Geschäft in böhmischen Glaswaaren hat si gegen vorige Messe im Bereiche der Konsumartikel wesentlich gebessert, und war es hauptsächlich die deutsche Kundschaft, die Ein- äufe darin machte. Für Luxusgegenstände war dagegen noch immer nit die rechte Kauflust vorhanden, und es wurden nur einige Ge- \hâfte für den Erport abgeschlossen. E

Die Liquidationsmasse der Aktiengesell\chaft für Gas- kronen und Zinkindustrie Schäffer & Hauschner _wird für die Aktionäre, wie die „B. Börs. Z.* mittheilt, eine Quote von 14 bis 15°%/ ergeben, die nah Ablauf des geseklich vorgesehenen Jahres zur Ausscüttung- gelangen wird. E

Bei der Magdeburger Allgemeinen Versicherungs- Aktien-Gesellschaft Abtheilung für Unfall-Versiche- rung kamen im Monat August 390 Unfälle zur Anzeige und zwar 10 Unfälle, welche den Tod der Betroffenen zur Folge gehabt haben, 4 Unfälle, in Folge deren die Beschädigten noch in Lebens- gefahr {weben, 24 Unfälle, welcbe für die Verleßten voraussichtlich lebenslängliche, theils totale, theils partielle Invalidität zur Folge haben werden, 352 Unfälle mit vorausfichtlich nur vorübergehender Erwerbsunfähigkeit. : .

Die Wittener Gußstabhl- und a r wird für das mit dem 30. Juni cr. abgelaufene Geschäftsjahr an die Aktionäre 4/9 Dividende zur Auszahlung bringen, Die Bilanz weist einen Gewinn von 360,000 M bei einem Aktienkapital von 4,500,000 é aus; die Hälfte dieses Gewinnes foll zu Abschreibungen verwendet werden und nur der Betrag von 180,000 4 zur Vertheiz lung gelangen. |

6 aon, 12, Oftober. Nach Mittheilungen, welche die_,Dubkin ECvening Mail“ aus Belfast erhält, ist der große, auf den Schi ffs- bauwerften von Harland und Wolff ausgebrochene Arbeiter - strike, der von englischen sozialistischen Gesellschaften unterstüßt wurde, dennoch erfolglos gebieben und geht seiner vollständigen Beilegung entgegen. Der Strike in Belfast hat, dem genannten Blatt zufolge, fein anderes Ergebniß gehabt, als das, daß viele Arbeiter, da nun- mehr durch den Strike auch die Arbeitgeber bedeutende Verluste er- litten, ihre Thätigkeit mit einem gegen srüher noch herabgeseßten Lohn haben wieder aufnehmen müssen. i |

Kopenhagen, 13. Oktober. (W. T. B.) Die National- bank wird von morgen ab den Diskont für Wechsel auf 5—5# pCt. erhöhen.

Verkehrs-Anstalten.

Riesa, 11, Oktober. Am 5. d. M. ging die Herablassung der íöFnterimsbrüce vollends glücklich von statten. Nun hieß es, die Schrauben mit sammt den Gerüsten wegnehmen, Schwellen auf- legen und Schienen aufnageln. Mit vereinten Kräften wurden diese Arbeiten bewältigt, die leßten Schienen wurden heute früh gelegt, f daß heute Vormittags, 8 Uhr 25 Minuten, die erste Lokomotive, „Athen“, über die Risacr Interimsbrücke fahren konnte. Morgen werden {on Güterzüge verkehren, der gesammte Personen- und Güterverkehr wird dann vom 15. d. M. an über die Interimsbrücke geleitet werden.

(N. Zürch. Ztg.) Die internationale Kommission, welche die jährliche Verifikation der Arbeiten am Gotthardtun nel vorzunehmen und nach dem Resultate derselben die Höhe der auszu- zahlenden Subventionssumme festzustellen hat, seßte sür das ver- flossene Baujahr die leßtere nad Maßgabe der gelieferten Arbeit auf 5,809,160 Fr. fest, während dieselbe bei einem vertragsgemäßen Fortschritte des Tunnelbaues 8 Millionen hätte übersteigen müssen. VIn den drei früheren Baujahren wurde zusammen eine Subventions- summe von 9,423,415 Fr. bezahlt, wozu dann die jeweiligen Annuitätenbeträge für die Übrigen Bahnarbeiten kommen. Es ist ausgerechnet worden, daß zur rechtzeitigen Voll- endung des Tunnels künftig täglich durschnittlid sechs Laufmeter desselben hergestellt werden müssen. Infolge ciner Ver- doppelung der Zahl der aufgestellten Kompressoren und einer be- deutend verbesserten Organisation des Arbeitsbetriebes namentli auf der Airolo-Seite, ift dieser Arbeitsfortfchritt denn auch in der leßten Zeit erreicht worden, so daß, falls nicht unvorhergeschene Hindernisse eintreten, die Einhaltung des vertragsmäßigen Termins für die Er- stellung des Tunnels durchaus kein Ding der Unmöglichkeit UL - Bie Kommission wird sich künftig jeweilen am 1. September versammeln, da im Oktober die Witterung zur Erfüllung ihrer Aufgabe häufig keine günstige ist. Die s{chweizerischen Delegirten statteten na Schluß der Verhandlungen noch den tessinishen Thalbahnen und der

die Jeniseimündung. Die Nükreise wurde am 2. September ange- treten. Aut (4 Suzteimber langte das Dampfschiff} „Ymer“ im

Brennerbabhn einen Besuch ab.