1876 / 247 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 19 Oct 1876 18:00:01 GMT) scan diff

Der bisherige Spezial - Kommissarius in Stendal, Regierungs-Rath Siber, ist als Mitglied in das Kollegium der General-Kommission zu Stargard berufen worden.

S. M. S. „Vineta“ ist am 7. August cr. in Tschifu eingetroffen.

S. M. S. „Ariadne“ ift, telegraphisher Nachricht zu- folge, am 18. d. Mts. von Plymouth nach Wilhelmshaven in See gegangen.

Breslau, 19. Oktober. (W. T. B.) Se. Majestät der König von Sachsen ist heute Morgen zum Besuch Sr. Hoheit des Herzogs von Braunschweig in Sybillen- ort cingetroffen, von wo Se. Majestät am 21. d. M. nach Dresden zurückehren wird.

Ratzeburg, 18. Oktober. Nitter- und Land- schaft des Kreises Herzogthum Lauenburg beshloß in ihrer Sitzung am 14. d. M. auf Antrag des Königlichen Landrath- Amtes, betreffend die Bewilligung einer Subvention aus

Die

Landesmitteln zur Gründung eines Kreisblattes für den .

Kreis Herzogthum Lauenburg, das Landschafts-Kollegium zu beauftragen, zwecks Anschaffung eines eigenen in Raßeburg erscheinenden Kreisblattes 720 M zur Versüguna zu stellen und innerhalb dieser Summe mit dem mindestfordernden Ver- leger das Weitere festzustellen.

Bayern. München, 17. Oktober. (K. v: u. f. D.) Der König hat sih von Hohenshwangau nah dem Hohen- fchachen begeben, von wo er morgen nah Schloß Berg zurüdck- kehren wird. Don Francisco de Assis hat gestern Nacht München wieder verlassen und sich nah Paris begeben. Am Bahnhofe hatte sih seine Schwester, die Prinzessin Adal- bert, mit ihrer Familie und ihrem Hofmarschall, Freiherrn v. Ow, zur Verabschiedung eingefunden. General v. d. Tann ist heute Abends von Hohenshwangau, wo er der Feier des Geburtsfestes der Königin-Mutter beis wohnte, wieder hier eingetroffen. Auf Grund der betreffen- den Bestimmung des Reichs-Strafgeseßbuches, des bayerischen Polizei-Strafgeseßbuches und der Reichs-Gewerbeordnung hat die Königliche Polizei-Direktion hierselbst sehr ein- gehende ortspolizeilihe Vorschriflen für den Betrieb der M ebe baba in München erlassen. :

Sachsen. Dresden, 18. Oktober. (Dr. J.) DerStaats- Minister Freiherr v. Friesen, welcher am 1. November d. J. aus dem Staatsdienste ausscheiden wird, hat mit Aller- höchster Genehmigung heute eine Urlaubsreise angetreten, und ih zunächst nach der Schweiz begeben. Die Leitung des Mi- nisteriums der auswärtigen Angelegenheiten ist interimistish dem Staats-Minister v. Nostiß-Wallwißt, die des Finanz- M Ans dem Geh. Rathe v. Thümmel übertragen Worden.

Hessen. Darnistadt, 17. Oktober. Der hiesige Han- delsverein hat sich gestern Abend entschieden für das R eich s- eisenbahn-Projekt erklärt.

18. Oktober. Nach dem von dem Alg. Kugler Namens des Finanz-Ausschusses ter Zweiten Kammer erstat- teten Bericht über den Entwurf des Finanzgeseßes für die Jahre 1876 bis 1878 beantragt die Majorität des Ausschusses in §8. 1 des Finanzgeseßes sür die Mark Einkommensteuer- Kapital den Betrag von 19 Pfennigen, für die Mark Grund- und Gewerbesteuer-Kapital den Betrag 16, Pfennigen einzu- stellen. Die Minorität beantragt: in §. 1 des Finanzgeseßzes für die Mark Einkommensteuerkapital den Betrag von 20 Pfen- nigen, für die Mark Gewerbesteuerkapital den Betrag von 18,5 Pfennigen und für die Mark Grundsteuerkapital den Betrag von 15 Pf. einzustellen.

Sachsen-TLeimar-Eisenach. Weimar, 18. Oktober. Der Großherzog und die Prinzessin Elisabeth erfreuen sich nah den aus Biarriß vom 15. d. M. eingegangenen Nachrichten des besten Wohlfseins und gedenken Biarritz in etwa aht Tagen zu verlassen und die Heimreise anzutreten. Die Großherzogin traf gestern Abend 7 Uhr, von Heinrichau fommend, zu einem mehrtägigen Aufenthalt in Neustadt a. Orla ein. Dieselbe wurde am Bahnhof von den Spitzen der Behörden empfangen und von der Bevölkerung freudig begrüßt.

Oldenburg. Aus dem Fürstenthum Lübeck wird Der „LUb, Bla! unler dem 18; d. M. ge{rieben: „Die günstigen finanziellen Resultate, welche namentlih durch die Erträgnisse der Forstverwaltung herbeigeführt sind, haben es der Verwaltung des Fürstenthums möglih gemacht, mehrere Abgaben, so namentlich die Chausseegelder, die Altentheils- abgaben u. s. w. zu beseitigen, troßdem die Eisen- bahn von Eutin nah Lübeck immerhin einen nicht un- bedeutenden Staatszuschuß die veranschlagten 40,000 M werden für das laufende Finanzjahr s{chwerlich ausreichen erfordert. Welche Bedeutung die Forstwirthschaft für das Fürstenthum hat, ergiebt sich daraus, daß der dritte Theil der gesammten Staatseinnahmen allein auf die Forsten ent- fällt. Jn Anerkennung dieser großen Bedeutung ist die Groß- herzogliche Regierung in den leßten Jahrzehnten unablässig be- müht gewesen, die noch auf den Forsten ruhenden Weide- servituten abzulösen. Der Abschluß dieser Weide-Ablösun - gen, welhe mit bedeutenden Geld- und Landentschädigungen für den Staat verbunden waren, steht mit dem laufenden Jahre bevor, so daß von nun an die Forstorte als geschlossene, von allen Belästigungen freie Gehege anzusehen sind, wodur wiederum einer rationelleren und ertragreiheren Benußung vorgearbeitet ist.“

Valdeck. Arolsen, 17. Oktober. Auf Grund Aller- höchster Ermächtigung Sr. Majestät des Königs von Preußen d. d. Berlin, den 29. v. Mts., sind die Landtags-Abgeordneten der Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont auf den 25. dieses Monats zur diesjährigen verfassungsmäßigen Landtags- sißung einberufen worden. |

Oesterreich-Ungarn. Wien, 17. Oktober. Das „Fremdenblatt“ schreibt: „Auch von anderer Seite wird be- stätigt, daß die Verfassungspartei in einer der ersten Sißungen des übermorgen zusammentretenden Abgeordnetenhauses eine Jnterpellation über die derzeitige politische Lage einbringen wird. Gleichzeitig wird gemeldet, daß man sich auch im Schoße der „Rechtspartei“ mit der Absicht trägt, diesbezügliche Anfragen an die Negierungzu rihten. Wenn solche Jnterpellation statthaben sollte, so wird der Minister-Präsident zweifelsohne, ebenso wie der ungarische Minister-Präsident in der Lage sein, besriedigende Aufklärungen zur Sachlage, die die

eminent friedfertige Politik Oesterreichs illustrireit, wiederzu- geben. Die Politik des Kaiserstaates is so klar, daß ¡2 aller- aum oder Gelegenheit zu sensationellen „Ent-

Mags nit üllun

b gen“ bietet; ihr Zweck muß ein doppelter sein, die Er- zaltung des Friedens, die Wahrung der Jnteressen des Reiches. Wenn man die angewendeten Mittel in Betracht zieht, wird man, glauben wir, zu dem Ergebniß gelangen, daß sie den anzustrebenden Zielen entsprochen haben, eine Ansicht, die

offentlih auch im Abgeordnetenhause durhdringen wird.“ Weiter sagt das Blatt: „Die Anwesenheit des Kaiserlich rus- sishen Generals v. Taschkoff giebt rin Anlaß zu neuen polilishen Kombinationen, gleichzeitig zieht man aus der Ankunft eines russischen Feldjägers verschiedene höchst ge- wagte Schlüsse. Es widerstrebt uns, uns mit diesem zur Seeschlange gewordenen Schreiben zu befassen ; wenn aber der Name dcs Generals v. Taschkoff mit einer speziellen diploma- tishen Mission hartnäckig in Verbindung gebraht wird, fo wollen wir doch ein- für allemal konstatiren, daß dieser hoh- verdiente General sich allerdings zeitweilig in Wien und dessen Umgebung aufhält, {h aber bisher wohl sehr angelegentlih mit dem edlen Waidwerk, keineswegs aber mit diplomatischen Aufgaben beschäftigt hat.“

18. Oktober. (W. T. B.) Das „Telegraphen-Korre- spondenz-Bureau“/ bezeichnet die Mittheilung des „Bureau Reuter“ über russisch-österreihische Abmachungen als unrichtig. Die österreihishe Antwort auf das tür- kfishe Waffenstillstandsanerbieten ist nunmehr den Kabineten mitgetheilt.

Graf Andrassy hat seine Reise nah Pest gestern angetreten.

Pest, 17. Oktober. Der Finanzaus\{chuß des Ab- geordnetenhauses hat sih gestern bereits an die Spezial- verhandlung des Budgets für 1877 gemaht. Sein Präsident Zsedenyi hielt bei diesem Anlasse eine Rede, in welcher er den Ernst der finanziellen Lage Ungarns betonte und eine ziemlich düstere Schilderung der leßteren entwarf. Er rügte es als „s{lechte Haushaltung“/, daß den Eisenbahnen Millio- nen vorgeschossen und um Millionen unfruchßtbare Bahnen angekauft wurden. Die Verantwortung dafür treffe in erster Linie das Ministerium und das Abgeordnetenhaus. Das jebige Ministerium habe auf Basis des Neuner-Berichtes die Zügel der Regierung übernommen, könne daher keine Einwendung dagegen machen, wenn der Finanzausschuß den Kostenüberschlag für 1877 diesem Berichte gemäß reduzirt. Es liege ja im Interesse des Finanz-Ministers, daß er, als vierter Finanz- Minister seit aht Jahren, seine Finanzverwaltung als lebens- fähig erweise, denn er werde mit Allen gleich éetzeitat sein, daß ohne gesicherten Staatskredit die Existenz des Staates selbst nicht als gesichert betrachtet werden kann, daher Redner jeinen innigsten Wunsch dahin ausspricht, daß die Referenten bei Begutachtung der durch die betreffenden Minister prälimi- nirten Auslagen den vom jeßigen Finanz-Minister verfaßten Bericht des Neuner-Comités berücsihtigen mögen. Uebrigens behalte er si vor, nah Beendigung der Budgetverhandlungen in Betreff des zu erstattenden allgemeinen Berichtes seine Anträge u stellen. Minister-Präsident Tisza bemerkte, daß die Regierung im Punkte der Sparsamkeit Alles, was nur mög- lih war, gethan habe. Nach einer Meldung des „Pester Lloyd“ wurden die Stipulationen über die Bankfrage bis- her nur dem Gouvernteut der Nationalbank v. Pipiß und dem General-Sekretär v. Lucam bekannt gemacht. Fm Lause dieser Woche findet eine Sißzung der Bankdirektion statt, in welcher die Stipulationen zur Vorlage kommen. Die „Bud. Korr.“ spriht die Erwartung aus, daß die Be- denken, welhe der Finanzausschuß des kroatischen Landtages bezüglih der in den Voranschlag des Landes- budgets eingestellten Bedeckungssumme erhoben, zu feinem Konflikt führen werden. Die 45 Prozent des Netto-Erträgnisses der Einnahmen, welche Kroatien geseh- mäßig gebühren, seien im Fahre 1875 hinter dem Vor- anshlage zurücgeblieben und werde im laufenden Jahre diesen kaum erreichen. Die kroatishe Regierung habe daher wohl gethan, als sie keinen höheren Betrag für das fommende Jahr präliminirte. Ein eventuelles Plus der Ein- nahmen würde Croatien auch ohne Präliminirung zugeführt werden. Und was die- Anschauungen betreffe, daß Kroatien 45 Prozent der präliminirten oder 45 Prozent der Brutto- Einnahmen gebühre, so sei die erstere widersinnig und die leßtere im flagranten Widerspruh mit dem Wortlaut des Gesetzes.

Großbritannien und Frland. London, 17. Oktober, (E. C.) Der Prinz und die Prinzessin von Wales, begleitet von ihren Kindern und dem Prinzen Fohann von Glücfsburg, verließen gestern Schloß Dunrobin und begaben sich nach Blythewood Houfe, dem Siße des Obersten Campbell. Heute wird der Prinz den Grundstein des neuen Postgebäu- des in Glasgow legen. Gestern fand ein besonderes Gebets-Meeting für die spanischen Protestanten in Willis' Nooms statt. Sir Thomas Chambres führte den Vor- sit. Auszüge aus Briefen wurden verlesen.

(Köln. Ztg.) Die Regierung hat gegenüber dem Kaffernkriege in Süd-Afrika beschlossen, sih für alle Fälle zu rüsten, und läßt verhältnißmäßig bedeutende Vorräthe an Kriegsmaterial nah Natal abgehen. Eine große Menge Sattel- und Zaumzeug und ein ansehnlihes Quantum Lager- geräth ist in Woolwich eingeschifft worden, und es heißt, die Regierung bereite die Ausrüstung einer Kolonne von etwa 2000 Mann vor. Unter allen Umständen wird die englische Negierung die Einmischung vermeiden, fo lange dies möglich ist. Der Contre-Admiral Seymour erhielt Austrag, mit dem Kanalgeshwader noch vorläufig eine Woche bei Gibraltar zu verweilen. Das Kanalgeshwader besteht aus den Panzerschiffen „Minotaur“, „Black Prince“, Resistance“, „Defencc““ und „Salamis“. Uebrigens ist die Admiralität auch mit Erwägung der Frage über Aufstellung eines Quaran- täne- oder Lazarethschiffs bei Gibraltar beschäftigt.

Auf Barbadoes pes wie, der - „A. A. C.“ zu- olge, die neuesten Dampferberichte melden, noch immer Unzu- Tae Bri, Die Legislatur der Fnsel ernannte am 26. September nah zweitägiger Debatte einen Ausschuß, der eine Adresse an den Earl von Carnarvon entwerfen soll, welche der großbritannishen Regierung Aufschluß über die wirkliche Lage der Jnfsel geben wird.

Frankreich. Paris, 16. Oktober. Heute fand die erste Sißung des allgemeinen Budgetaus)schusses unter dem Vorsiße Gambetta"s statt. Auf der Tagesordnung stand die Berathung über die Anträge des Gambetta'schen Berichtes. Man bes{chloß, die Budgets der verschiedenen Mi-

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nisterien, die noch nicht erledigt sind, von der Kammer in

folgender Reihenfolge behandeln lassen: 1) Marine, 2) Jn- neres, 3) Algerien, 4) Finanzen, 5) Ackerbau und Handel, 6) öffentlihe Bauten, 7) Justiz, B Kultus. Für die Diskussion des Budgets des Ministeriums des Aeußern seßte der Aus- [ub keine bestimmte Zeit fest. Er will dieselbe je nah Er- orderniß der äußeren Lage beschleunigen oder hinausschieben. Morgen wird die Berathung über den Gambetta'shen Antrag beginnen, Gleich nach Beginn der Session wird der Kammer ein Bericht vorgelegt werden, der den Geseßentwurf Maigne's wegen Abschaffun des Geseßes von 1849 üher die Colportage behandelt. Jm Ministerium der öffentlichen Bauten werden, der „Köln. Ztg.“ zufolge, wichtige Umgestaltungen vorge- nommen werden. Die Amtsbefugnisse des General-Sekretärs werden vermindert und Pascal an der Stelle des Herrn Boureville für diefen Posten ernannt werden. Die Dienste des Brücken- und Chausseebautenwesens und der Eisenbahnen, welche der verstorbene de Frangueville unter seiner Leitung hatte, werden in Zukunst zwei Direktionen bilden. Die erstere Direktion erhält Rousseau, früher Mitglied der Nationalver- UOTEns der Direktor für die Eisenbahnen ist noch nit ernannt.

17. Oktober. (Köln. Ztg.) Jn dem außerordentlichen Ministerrathe, der gestern Abend unter dem Vorsiß des Conseilspräfidenten Dufaure abgehalten wurde, lam die Frage wegen der Botschaft an die Kammern von Neuem zur Be- rathung; die Minister sprachen für die Botschaft, um, gegenüber den Gerüchten über angebliche Zerwürfnisse im Kabinet, die Lage unumwunden flar zu legen ; ein Beschluß wurde jedo nicht er- zielt. Morgen findet ein neuer Ministerrath im Elisée statt. Der Minister Marcère geht in der nächsten Woche nah Maubeuge. Der Minister der öffentlihen Arbeiten hat an die Eisenbahngesellschaften ein Nundschreiben gesandt, in dem er sie auffordert, ihn so bald als möglich von den Preisermäßigungen, die sie gelegentlich der Welt- ausstellung von 1878 zu bewilligen gesonnen sind, zu be- nachrichtigen. Er erinnert sie daran, daß schon in den Jahren 1855 und 1867 die Eisenbahngesellschaften folhe für Her- und Rücksracht der Güter bewilligt hatten, und hofft, sie würden auch dieses Mal durch diese Erleichterung zum Erfolge des nationalen Werkes beitragen. Der General-Gouver- neur von Algier hielt gestern in der Ebene von Blidah Revue über die Truppen ab, die an den Manövern Theil genommen hatten. General Chanzy zeigte sich mit den Lei- stungen sehr zufrieden. Der Vize-Admiral Jaure- guiberry ist nah Toulon abgereist und wird heute das Ober-Kommando des Geschwaders des Mittelmeers über- nehmen. Gambetta wird am 20. Oktober in einer Ver- sammlung in Belleville reden. Es handelt sich dabei weniger um Fragen der Politik, als um Varteiangelegenheiten. Die Jn- transigenten und einige Deputirte der äußersten Linken rüsten sich zum Abfalle von ihm. Was die Streitfrage über die Zuständigkeit des Senats in Budgetsachen betrifft, so will ein Theil der Linken dem Senat blos eine Einregi- strirungsformalität zugestehen; die Rechte des Senats bereitet fih daher vor, im Senat die entgegengeseßte These in Kraft zu seßen, wonach dieser hohen Kammer, laut der Verfassung, das Necht zustehe, Amendements zum Budget zu stellen, diese oder jene Bewilligung der Deputirtenkammer wieder zu streichen und abgestrichene Posten wieder herzustellen, immer jedoch vor=- behaltlih der Rücksendung des so umgestalteten Budgets an die Deputirten. Als Führer dieser Agitation nennt die „Patrie“ Broglie, Fourtou und Batbie. Die Fesuiten cerrihten jeßt auch eine Sekundärschule in Lille.

(Fr. C.) Der Unterrihts-Min ister hat in einem leßter Tage erschienenen Rundschreiben den Vorstehern von Privatschulen und FJnternaten, deren Diplom nur auf Elementarunterriht lautet, verbieten lassen, ihren Zöglingen Unterricht in den Mittelfächern zu ertheilen oder unter ihrer Leitung ertheilen zu lassen. Darüber is das Organ des Bischofs Dupanloup, die „Defense sociale et religieuse“ fehr aufgebraht. Dieses Cirkular, schreibt sie, ist offenbar gegen eine gewisse Anzahl kongreganistisher Anstalten gerichtet, welche ihre Zöglinge jeden Morgen in die Ecole centrale, in die Gewerbeschulen und manchmal sogar an die polytechnische Schule führen und Abends von dort abholen lassen. Am 25. d. M. wird unter der Leitung des Hrn. Albert Duruy ein neues bonapartistisches Blatt, „La Nation“ erscheinen. Seit vorgestern erscheint „Le Ralliement“, ein fort- geschritten republifkanisches, die Radikalen sagen oppor- tunistisches Organ, herausgegeben von dem Senator Tolain und einigen gleihgesinnten parlamentarishen Freundèn. Die katholischen Blätter veröffentlichen einen Aufruf zur Be- theiligung an einer Wallfahrt, welche vom 4. bis 19. No- vember zu dem Grabe des h. Martin in Tours statt: finden soll.

Die „Corr. Havas“ meldet: „Seitdem General Ber- thaut an der Spiye des Kriegs-Ministeriums steht, wird mit der größten Thätigkeit an der Organisation der Terri- torial-Armee gearbeitet, obglei dieselbe noch eine Zeit lang brauchen wird, um als vollendet gelten zu können. Bis jeßt besizt Frankreich eine Territorial-Armee von 145 Regi- mentern Jnfanterie, 18 Regimentern Kavallerie, 18 Regimen- tern Artillerie, 18 Shwadronen Militärfuhrwerk. Fm jeßigen Augenblicke wird die Jnfanterie dieser Armee von 146 Offi- zieren à la suite für den Generalstabsdienst fommandirt, von denen 2 Oberst-Lieutenants (der Graf von Paris und Herr de tortemart), 15 Bataillonschefs, 99 Hauptleute, 27 Lieutenants, 3 Unter-Lieutenants, 56 Offiziere außer Rang (mit administra- tiven, diplomatischen oder gerihtlihen Funktionen betraut, und so lange sie ihr Amt inne haben, vom Dienste befreit sind), und von 4280 Offizieren (143 Oberst-Lieutenants, 422 Bataillonschefs, 1423 Hauptleute, 993 Lieutenants und 1299 Unter-Lieutenants) kommandirt. Die Kavallerie besißt 84 Offiziere à la suite und 576 Offiziere, und die Artillerie 10 Offiziere außer Rang und 458 Offiziere. Schließlich hat das Artilleriefuhrwerk 19 Offiziere, das Genie-Corps 315 Offiziere und das Gesundheits-Corps ein Personal von 124 Personen, darunter 3 Apotheker und 35 Thierärzte. Das Verwaltungs: personal zählt 223 Personen.“

18. Oktober. (W. T. B.) Das Gerücht von einem bevorstehenden Rücktritt des Herzogs Decazes wird von der „Agence Havas“ als unbegründet bezeichnet. Der „Moniteur“ bespricht die augenblicklicche Lage und hebt hervor, daß keine neue Thatsache vorläge, welche die hier vielfa gehegten ernsten Besorgnisse rechtfertigen könnte. Eine weitere kriegerishe Verwickelung sei durchaus nicht als unver:

meidlih zu betrachten.

Spanien. Madrid, 18. Oktober. (W. T. B.) Vor- gestern überreichten hier die Vertreter Englands und Frankreichs Noten ihrer Regierungen, worin dieselben Protest erheben gegen die ihren Nationalen in Kuba be- reitete Situation aus Anlaß der den Deutschen durch den Zusaß zu dem deutsch-spanischen Handelsvertrage vom 24. Juni 1863 gewährten Exemtion von der Kriegssteuer.

Italien. Rom, 16. Oktober. Der ministerielle „Ber- sagliere“ veröffentlicht einen Artikel, in dem er die dieser Tage vou fremden Zeitungen wiederholten Gerüchte von angeblichen Absichten FJtaliens auf das Trentino bespricht. Der „Bersagliere“ tadelt lebhaft die Zeitung „Opinione“, weil sie durch einen Artikel die Ursache dieser Gerüchte gewesen sei, indem sie eventuelle Annexion des Tren- tino im Falle künftiger Territorialveränderungen im Orient befürwortet habe. Diese Haltung der „Opinione“ sei nur ein Wahlmanöver, um dem jeßigen italienishen Kabinet zu sca- den und gegen dassclbe den Argwohn und das Mißtrauen der Diplomatie zu erregen. Die ehemalige Kaiserin Eugenie ist seit einigen Tagen in Bellaggio, ihr Sohn ist gestern zu cinem Besuch nah Venedig gereist.

19. Oktober. Das Journal „Diritt o“ enthält einen Artikel, in welchem es die Ansicht ausspriht, daß die in der leßten Zeit stattgehabte lebhaste Diskussion zwischen den italienishen und österreichischen Blättern die Herzlichkeit der zwischen Jtalien und Oesterreih-Ungarn bestehenden Be- ziehungen nicht stören könne, Beziehungen, welche durch den Vertrag vom 3. Oktober 1866 inaugurirt und durch die gegenseitigen Besuche der Souveräne befestigt seien. Da jedoch die öffentliße Meinung bei der lebhaften Ber- folgung dieser Frage zu einer falschen Auffassung geführt werden könnte, so könne er (der „Diritto“) mit Sicherheit bcfräftigen, den bei der Regierung und der ungeheuren Majorität des Landes vorherrschenden Gedanken richtig zu interpretiren, wenn er an den Patriotismus der italienischen Presse appellire und dieselbe auffordere, die Polemik ein- zustellen; leßtere könne keine guten Resultate haben und unter den gegenwärtigen Verhältnissen Europas den wahren- Interessen des Landes, deren Hüter die Regierung sei, nur schaden.

Griechenland. Athen, 18. Oktober. (W. T. B.) Der Minister - Präsident wird der Deputirtenkammer morgen eine Reihe von Geseßentwürfen vorlegen, welche unter Anderen die Einführung der obligatorischen Militär- dienstpfliht und die Einberufung von 60,000 Mann betreffen. Außerdem wird ein durh die Steuern gedeckter außerordentlicher Kredit von 50 Millionen und eine Anleihe von 10 Millionen Drachmen verlangt zum Zweck der Ausführung von Straßenbauten, zur Bestreitung der Kosten für die Mittelschulen und zur Beschaffung von Waffen. Der Kaiser von Brasilien ist hier eingetroffen.

Der „Politishen Korrespondenz“ vom 18. Oktober wird aus Athen gemeldet, daß die Pforte dort die schrist- liche Zusage abgegeben habe, sie werde die Kol onisiru "g ihrer griechzischen Provinzen, namentlich die Thessaliens, dur Tscherkessen sistiren.

Türkei. Konstantinopel, 16. Oktober. Der „Bassiret“ giebt einige Details über die beabsichtigte Bildung des neu defretirten türkischen Parläments oder General- rathes. Dieser Generalrath zerfällt in zwei Sektionen: 1) in die aus 120 aus der Wahl der Bevölkerung hervorgehenden Mitgliedern gebildete Deputirtenkammer (Medjliss Meb’-onchan), und 2) den aus 30 bis 60 von der Negierung zu ernennenden Mitgliedern bestehenden Senat (Medjliss A’yon). Die Sessionen der Kammer dauern jährlih je drei Monate vom 1. Dezember bis zum 28. Februar, können jedoch, wenn nöthig, durch den Sultan verlängert werden. Die legislative . Periode währt drei Jahre; jedes Jahr wird ein Drittel der Kammer durch die Wahlen erneuert. Für die erste Session sollen, da noch kein Wahlgeseß erlassen is, die Deputirten aus den Mitgliedern der Provinzverwaltungen von der Regierung ernaunt werden. Die Deputirten müssen unbescholten und über 25 Jahre alt sein, auch einiges Grundeigenthum in ihrer Heimath besigen. Beamte müssen, wenn sie gewählt werden, ihre Entlassung geben. Die Eröffnung der ersten Session findet am 1. und 13. Dezomber d. .Z stait. Die Hauptstadt mit ihrer Bannmeile zerfällt in zwanzig Wahlbezirke, von denen jeder zwei Deputirte wählt. Die Wähler müssen gleichfalls 25 Jahre alt und Grundbesiger sein. Sie ernennen zwei Delegirte (Vekils), um die ihnen von ihren Mandataren bezeichneten Deputirten zu wählen. Diese Vekils (Delegirte oder Wahlmänner) ver- einigen si, vierzig an der Zahl, für Konstantinopel und die Bannmeile, in einem von der Regierung bezeichneten Wahl- lofale und schreiten zur Deputirtenwahl. Die Deputirten er- halten eine &eldentshädigung und außerdem die aus der Provinz Vergütung der Reisekosten. Die Kammer wird cr- öffnet, sobald zwei Drittel der Deputirten erschienen sind. Ueber die Vornahme der achtzig Wahlen in den Provinzen theilt der „Bassiret“ bis jezt nihts Näheres mit.

Brussel, 18. Oltoher. (W: L. B) Der „Nord“ kon- statirt eine Wendung der Lage, nachdem sich die „Times“ für den russishen Waffenstillstand s-Vorschlag ausgesprochen und der Türkei den Rath ertheilt habe, den- selben anzunehmen. Das Blatt fügt hinzu, daß neue Schritte der Mächte in diesem Sinne in Konstantinopel zu gewärtigen seien. Uebrigens seien die Anschauungen der Mächte in dieser Frage niemals so weit auseinandergegangen, „als ver- schiedene Zeitungen behauptet hätten. Der „Nord“ erklärt \chließlih die Nachricht, Frankreih und England hätten den Vorschlag einer eventuellen gemeinsamen Flottendemonstration zurückgewiesen, für unbegründet. S

London, 18. Oktober. (W. T. B.) Das von Wien aus verbreitete Gerücht, wonah England der Pforte bereits militärische Unterstützung zugesichert habe, wird von in- formirten Personen als unrichtig bezeichnet. Das englische Gouvernement steht noch immer in diplomatischen Verhand- lungen, die zu einer Widersacherschaft gegen die bisher gemein- \caftlih mit ihm handelnden Mächte nicht berechtigen. f

19, Oktober. (W. T. B.) _.Die- „L1mes enthält einen längeren Artikel über die Stellung Englands zur orientalishen Frage, in welchem ausgeführt 1ird, daß die bloße Gefahr für die Türkei nicht dazu angethan Jei, die Vorsichtsmaßregeln Englands zu beschleunigen. Das Par- Tament und das Land wollen keinen Krieg, um die Türkei zu unterstüßen. Es wäre eine strafbare Thorheit, Blut und Geld hierzu zu verwenden.

Nust\chuk. Der „Pol. Korr.“ wird von hier über ]| türkishe Nüstungen berichtet: Bei Tultsha und Fsaktscha werden Schanzen gebaut, die mit s{hweren Geschüßen armirt werden sollen. Die Donaufestungen sind in der Armirung begriffen. Dieser Tage sollen zwei Divisionen aus Konstan- tinopel eintreffen, welche von Tultscha bis Lom-Palanka dis- locirt werden sollen. Diese Truppen sollen die Avantgarde einer größeren Armee bilden, welhe im Tuna-Vilajet auf- gestellt wird.

Ueber die Lage auf dem Kriegsschauplaßtße \chreibt die „Wiener Presse“ vom 18.:

„In wenigen Tagen werden es drei Wochen sein, daß auf dem

.- p Se G E Avon: A . » o, serbischen Kriegs\hauplatee nahezu ununterbrochene Waffenruhe ge- hercscht hat. Anfänglich war diese zwar nicht vertragsmäßig, aber vraktisch festgestellte Ruhe ein Ergebniß der phvsishen Ermattung beider Heere; dann seinen politishe Einflüffe besonders maßgebend geworden zu sein und heute stchen die Dinge fo, daß die türkische

Armee, troß der moralischen Erfolge in d vom 2

den S{hlachten vom 28. und 39. September, fast allein die üblen Folgen jener Waffenruhe zu tragen hat. E L

Das serbische Heer hat aus der Waffenruhe entschieden nur Vortheile gezogen. Die theilweise deroutirte und entmuthigte Armee bat fih einigermaßen wieder erholt; ihre Kantonnements ind jeden- falls denen der türkischen Armee vorzuzichn. Auÿÿ die territoriale Situation der türkishen Armee hat si seit drei Wochen an der Morawa ebensowenig wie an den montente- grinis{en Grenzen gebessert. In Serbien stehen die Truppen AbdulKerims wie vor zwei Monaten in einer jedenfalls unbequemen Konzentrirung am linken Ufer der Morawo. Moukhtar Pascha steht bereits seit fünf Wochen wie festgenazelt an der Nordgrenze Montenegros zwischen Klobuk und Grahowo, und Derwish Pascha, der in der letzten Woche kleine Vortheile zwishen Spußz und Danilovgrad errang, entwicelt wieder mehr Vorsicht als Muth in der Verfolgung seiner Siege. Derwisch Pascha hat eben Erfahrungen gemaht, daß die reguläre Kriegführung gegen ein so behendes und streitkares Bergvolk wie die Montenegriner nur dann rasch zum Ziele führen kann, wenn dem Angreifer umfassende Orerationen und mit weitaus überwiegenden Streitkräften möglich sind. Die Scharmützel und Plänk-leien in Bosnien haben in der letzten Leit abermals zugenommen. Die Insurgenten sind eben nah einer gewissen Richtung ein Gegner von potenzirter_ Unfaßbarkeit. Sie haben keine Stadt, keine Straße, kurz kein strategisch oder taktish wichtiges Objekt zu decken oder nothwendiger Weise an- zugreifen. Der Insurgent ist heute da, morgen dort; heute plündert er und sengt, wo man ihn am wenigsten vermuthet; belästigt oder überfällt unvorhergesehen die reguläre Truppe, oder ist die Si- tuation nicht recht geheuer, so weit die Insurgentenbande dem G:- fechte aus und s{lägt sich seitwärts in die Wüälder und Scluhten.

Wie günstig man auch die heutige militärische Situation der Türkei beurtheilen mag, keinesfalls berehtigt sie zu_ entscheidenden Siegen, selbst wenn zu den bisherigen Gegnern, den Serben, Monte- negrinern und Insurgenten kein neuer, etwa der Winter zuwächft. Ein Waffenstillstand is demna nicht nur eine politische, sondern auch eine militärishe Nothwendigkeit für die Pforte.“

Belgrad, 18. Oktober. (W. T. B.) Der Regierung vom Kriegsschauplaßze zugehende Nahhrihten melden, daß mehrere sür die Serben siegreiche Gefechte stattgefunden haben.

Vom türkish-montenegrinishen Kriegsshau- plaße wird gemeldet :

Cattaro, 18. Oktober. (W. T. kehrt heute nah Cettinje zurü. E j

Scutari, 18. Oktober. (W. T. B.) Derwisch Pa'cha

B.) Osman Pascha

| König Géléle damit, daß die Engländer ihn fürchten.

meldet hierher, er habe am 14. d. -das montenegrinische Grenzdorf Novoselo bombardirt und sich- dann in sein Lager zurüc{gezogen.

Nußlaud und Polen. St. Petersburg, 17. Oltober. (St. Pet. Herold.) Von der Krons-Werft auf der Galeeren- Insel wurde am 15. der Shra uben-Klipper D von Stapel gelassen. Die feierliche Zeremonie erfolgte in Anwesenheit des General-Admirals, des Verwesers des Marine- Ministeriums, General-Adjutanten S. S. Lessowskij, einer großen Zahl von Admiralen, Offizieren und anderer Personen. Die Abschließung eines Auslieferungs-Vertra- ges bezüglich flüchtig gewordener zahlungsunfähiger Schul d- ner mit den anderen MöHten soll nah der „Now. Wr.“ gegenwärtig in höheren administrativen Kreisen in Erwägung gezogen werden.

L Olo. (C. 2. V) Dee ¿O0108 halte gestern in einem Artikel den englishen Premier, Lord Beaconsfield, heftig angegriffen. Das der Regierung nahe stehende „Journal de St. Petersbourg“ spricht heute über diesen unziemlichen Artikel fein Bedauern aus.

Odessa, 9. Oktober. (Od. Ztg.) Heute traf hier mit dem Frühzuge die rumänische Gesandtschaft aus Buka- rest ein, um sich zur Begrüßung Sr. Majestät des Kat- sers nach Livadia zu begeben. Dieselbe bestand aus dem Minister-Präsidenten Bratianu, dem Kriegs-Minister Sla ni- ceanu, dem Hofmarschall Vacarescu und einem Flügel-Adju- tanten des Fürsten und fuhr heute bereits auf dem Dampfer „Cäsarewna“ nach der Krim weiter.

Schweden und Norwegen, Stockholm, 15. Oktober. (H. N.) Der König besuchte am Freitag Heljingdorg und nahm die Hafenarbeiten daselbst in Augenschein. Fn Malmö und Lund ist man eifrig mit Vorbereitungen zu dem bevorstehenden Besuch des Königs beschäftigt. DLD eeres- ordnungsvorschlag wird, wie verschiedene Provinzial- blätter in Erfahrung gebracht haben, dem nächsten Reichstag noch nicht in seinem ganzen Umfang vorgelegt werden. Da- gegen wird die Regierung, unter Hinweis auf die politifche Lage in Europa, bedeutend vermehrte Anschläge sür das Mili- tärbudget verlangen.

Dänemark. Kopenhagen, 15. Oktober. Den „H. N.“ wird geschrieben: Aus der Verhandlung über cinige kleine Gesetzentwürfe im Folkething geht hervor, daß die Opposi- tion doch jedenfalls nicht gewillt ist, die Entwickelung der Dinge gleichsam zu forciren, um nur Je cher je lieber an das ersehnte Ziel zu kommen. Der Mangel an geeigneten Minister- kandidaten nöthigt sie, wohl halb wider Willen, zur Geduld. So scheint eine Verabredung zu bestehen, einzelne fleine Vorlagen, die s{hon in voriger Session hinreichend be- handelt waren und von denen das Wohl und Wehe einer Anzahl mehr oder minder bedrängter Personen der nie- deren Klassen abhängt, unter der Bezeichnung „neutrale ruhig zu erledigen. Dazu gehört das Geseß, betreffend Pensionirung von Unteroffizieren und Gemeinen, und ferner das Gesetz, betreffend Jnvalidenversorgung. Diese Geseße gingen nach kurzer Diskussion einstimmig zur zweiten Behandlung. Heute wird die erste Behandlung, betreffend ein neues Gebäude für die polytechnische et alp und ebenfalls die für das neue Gebäude der Kunstakademie und endlich die, betreffend Alters-

zulagen für Schullehrer, stattfinden.

Amerika. Washington, 18. Oktober. (W. T. B.) Der Kriegsminister hat die Kommandanten der zur Militär- division des Atlantishen Ozeans gehörigen Truppen ange- wiesen, sich mit dem General Ruger in Südkarolina in Verbindung zu seßen, um der wegen der Ruhestörungen im Süden erlassenen Proklamation des Präsidenten Grant dur Anwendung von Waffengewalt die nöthige Unterstüßung zu geben. Die einzelnen Bundesstaaten sollen nach Bedürfniß durch Aufgebot von Milizen die militärischen Kräfte ver- vollständigen.

Afrika. (A. A. C.) Von der Goldküste melden neuere Nachrichten, daß der Befehlshaber des britischen Geschwaders, Sir William Hewett, in Folge von Vor- stellungen der französishen Regierung Befehl erhalten habe, die Feindseligkeiten gegen Dahomey nicht eher zu beginnen, bis er weitere Jnstruftionen erhalten. Mittlerweile prahlt Tâg- lih opfert er nahezu 100 Sklaven, die vor ihrem Ende be- auftragt werden, der dahingeschiedenen Königin-Mutter zu er- zählen, wie die Engländer von ihrem treuen Sohne „bejiegt“ worden seien. Ueber das Schicksal der Gefangenen des Kö- nigs ist nichts bekannt.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Wien, Donnerstag, 19. Oktober , Vormittags. Der Budget-Gesezentwurf für die diesseitige Reichshälfte pro 1877 ist nunmehr fertig gestellt. Derselbe weist eine Herabminderung des Defizits um 4 Millionen Fl. gegen das Vorjahr auf, obwohl die direkten Steuern pro 1877 um 5 Millionen niedriger präliminirt sind, als hte in dem laufenden Jahre thatsächlich ergeben haben. Die Staatseinnahmen übersteigen bisher noch immer das Niveau der Jahre 1870 und 1871. Der Finanz-Minister wird dent- nächst einige Vorlagen einbringen, welche einige Härten der jeßigen Besteuerungsform durh Einführung einer Personal- Einkommensteuer, sowie durch Herabminderung der Ertrags- steuer beseitigen und gleichzeitig cine Erhöhung der Staats- einnahmen herbeiführen sollen.

Neicôtags- Angelegenheiten.

Berlin. In der gestrigen Sißung der Justizkom missicn des Deutschen Reichstages wurden die Berathungen Über den Bericht zur Civilprozeßordnung vollendet und fodann der Bericht des Alg. Dr. v. Shwarte über die Strafprozeßordnung erledigt. Die von der Kommission besc{lossenen Abänderungen einzelner Theile der Berichte sind fast ausschließ! formaler Natur und bezwectten meist eine genauere Darlegung der Minoritätsvoten. Von den Re- gierungsfommissaren wurde der Kommission mitgetheilt, daß nch heut

Donnerstag) der Justizaus\{huß des Bundesraths mit den Beschlüf- sen der Kommission zu den Justizgesetvorlagen befassen wird und daß an dieser Berathung der bayerishe und württembergische Justiz-Minister Theil nchmen werden. Da die Berichte der beiden Nesolutionen der Kommission, betreffend die Ausarbeitung einer Militär-Strafprozeßordnung und einer Reichs-Gefängnißordnung, nicht erwähnte, so wird auf den Beshluß der Kommission dies m Anschluß an den Bericht zu dem Gerichts-Verfassung8geseß nahträg- lich geschehen. Zu einer sehr lebhaften Diskussion führte eine vom Abgeordneten Dr. v. Schwarte aufgeworfene Frage, wie es mit Ver- gehen zu halten sei, welche im Anschiuß an strafbare Handlungen begangen worden, für welche durch das Gerichts-Verfafsungs8ge]e8 Ausnalmegerichte geschaffen sind wie das Reich 8gericht als erste und letzte Instanz für Landes- und Hoh verrath. Na der bestehenden preußisdben Landesgesetgebung werden die den Landes- oder Hochverrath begleitenden Verbrehen gleichfalls von dem Ausnahmegericht, dem sogen. StaatsgerichtEhof, abgeurtheilt. Soll in gleicher Weise auch nah Einführung der neuen Justizgeseße verfahren werden? Weder die Regierungsvorlage enthalte darüber eine Bestimmung, noch habe sih die Kommission bisher dar- über geäußert. Dic Kommission vershob die Beschlußfafung über die vom Abgeordneten Dr, von aufgeWwor-

Schwarze auf fene Frage bis zur nächsten heut Abend stattfindenden Sibung.

Kunst, Wissenschaft und Literatur. Die historishe Kommission bei der Königlich baverischen Akademie der Wissenschaften hat soeben den Bericht über ihre siebzehnte Plenarversammlung ausgegeben, erstattet von dem Sekretär der historishen Kommission Geheimen Rath Professor W. v. Giesebrecht. Wir werden denselben dem- nächst veröffentlichen. : j L

Die Gesellschaft für Reform und Kodifikation des Völkerrechts wird ihre nächstjährige Versammlung am 20. August in Antwerpen halten, wo ihr die Räumlichkeiten im Stadthause zur Verfügung gestellt werden. i :

Weie rheinishe Blätter melden, findet am 26., 27. und 28. Oktober cr. im großen Gürzenihsaale zu Cöln der dritte deutsche Malertag statt. Auch ist Sorge getragen , daß eine reichaltig- Ausstellung, ähnlich wie beim zweiten deutschen Malertag im vorigen Jahre in Bremen, stattfinden wird, und find besonders im Gebiete der Dekoration und bezüglich anderer Kunstwerke von den bedeutendsten

irmen Zusagungen gemacht worden. Anmeldungen zur Ausstellung a bis zum 15. Oktober an den Schriftführer Hrn. Aug. König in Cöln, Sternengasse 21, zu. rihten. | :

Paris, 16. Oktober. Gestern wurden die Kur]e der philotechnischen Gesellschaft („Abendkurje für _Er- wachsene“) im großen Amphitheater der Sorbonne eröffnet. Nachdem der Generalsekretär Vialay Bericht über den Besuch der Kurse gemacht und erwähnt hatte, daß mehr als 6000 Zuhörer si im leßten Jahre eingefunden, zeigte er an, es würden für dieses Fahr neue Vorlesungen, namentlich für Physik und Chemie, eröffnet werden. Vialay belobte sodann mehrere Gemeinderäthe, die bei Eröffnung neuer Sektionen in Belleville, Montrouge, Grenelle und Vaugirard die größte Aufopferung für die Sache gezeigt haben.

Land- und Forstwirthschaft.

Washington, 16. Oktober. (A. A. C.) Nach den Berichten des landwirthschaftlichen Bureaus hat sich der durcbschnittlihe Stand der Baumwollernte von 92,3 im September auf 82 verschlech- tert. Der Stand der theilweise eingeheimsten Ernte stelit sich in Nord-Carolina auf 84, in Süd-Carolina auf 80, in Georgia auf 85, in Florida auf 80, in Alabama auf 70, in Mississippt auf 83, in Lousiana auf 82, in Teras auf 91, in Arkansas auf 16 und in Tennessce auf 91 Prozent.

Gewerbe und Handel.

Jn den Räumen des neuerbauten Gewerbemuseums zu Caffel wird- im Laufe des Winters eine Spezialausstellung von Heizungs- und Ventilationseinrihtungen für Wohn, und Arbeitsräume, Schul- undKrankenzimmer stattfinden an der sich Aussteller aller Nationen betheiligen können. Die Aus- stellung wird in drei Abtheilungen zerfallen. Die crste derselben soll die Centralheizungen enthalten, welche inde)ten nur im Modell anus- gestellt werden können, die zweite Ocfen, welche blos zur Erwärmung der Räume bestimmt sind, sowie alle Ventilationseinrichtungen, ]o veit fie nit integrirende Bestandtheile von Centralheizungen find; die dritte Abtheilung wird dicjenigen Defen umfaßsen, welche mit Koch+ vorrihtungen für spezielle gewerbliche Zweckte versehen sind, Defen für.