1876 / 251 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 24 Oct 1876 18:00:01 GMT) scan diff

den 2. d. M, zusammentreten, um das Budget und das Finanzgeseß zu erledigen, wel lebteres heute der Berathung der Zweiten Kammer unterliegt. Da die Bauveränderungen in den Räumli(keiten der Ersten Kammer, namentli im Sizungssaale, troß angestrengtester Thätigkeit der Ausführen- den, noch nit vollendet sind, wird die Sißung im Sibungs- saale der Zweiten Kammer abgehalten werden. Dem Ver- nehmen nah wird die Zweite Kammer nächsten Mittwoch ihre Sibßungen unterbrechen, da das spruchreife Material bis dahin aufgearbeitet sein wird, und in etwa 14 Tagen wieder zu- sammentreten, um verschiedene von den Ausschüssen in der Zwischenzeit zu bearbeitende Gegenstände zur Erledigung zu bringen.

Die Zweite Kammer beshloß heute einen Steuer- aus\schlag von 19 „3 auf die Einkommen- und Gewerbesteuer und von 17,- auf die Grundsteuer pro Mark Steuerkapital.

_ Mecklenburg. S{werin, 22. Oktober. Der „Leipz. Btg.“ wird geschrieben: Die Vermählung der Prinzessin Olga von Windischgräß mit dem Grafen Mocenigo berührte auch das mecklenburgishe Fürstenhaus , da die genannte Braut eine Nichte des Großherzogs (dessen ein- zige Schwester, die Herzogin Louise, mit dem Fürsten Hugo von Windischgräß in erster Ehe vermählt war), eine Enkelin der Großherzogin-Mutter is. Als Vertreter der großherzoglichhen Familie war daher der Herzog Paul Friedrih von Mecklenburg, zweiter Sohn des Großherzogs, in dem Schlosse Haasberg in Krain bei der Vermählungsfetier am 7. d. M. anwesend. Jm Frühjahr hatte die zum r Qu 4 jahrsfonvente versammelte La nd\ch aft aller drei Kreise (d. h. die Bürgermeister der Städte) an beide Großherzoge einen Vortrag, betr. die Dringlichkeit ciner Reform der Lan des- vera sung gerichtet. Wie das „Rostocker Tagesblatt“ erfährt, hat die \{chwerinshe Regierung vor einigen Wochen eine Antwort darauf ergehen lassen des Jnhalts: der Abbruch der Verhandlungen sei erfolgt, weil dieselben si flar als aussihtslos herausgestellt hätten. Es sei zu be- dauern, daß der von den Regierungen seiner Leit den Land- ständen vorgelegte Modifikationsentwurf an der Divergenz beider Stände gescheitert sei. Sobald diese Divergenz werde gehoben sein, stehe der Fortführung der Verhandlungen nichts im Wege.

Sachsen : Altenburg. Altenburg, 22. Oktober. Der Herzog und die Herzogin sind gestern Abend von Hummelshain kommend hier eingetroffen. Wie bereits mit dem Königreich Preußen, so ist auch mit der Königlich sähsishen Staatsregierung dur Austaush von Mi- nisterialerklärungen wegen gegenseitiger Durchfüh- rung derx Schulpflicht eine Vereinbarung da- hin getroffen worden, daß die dem Königreih Sachsen angehörenden Kinder, welche sih im Herzogthum Sachsen- Altenburg aufhalten, und die dem diesseitigen Herzog- thum angehörenden Kinder, welche sih im Königreich Sachsen aufhalten, nah Maßgabe der im Lande ihres Aufenthaltes bestehenden Geseße wie Fnländer zum Besuche der Schule herangezogen werden sollen. Diese Nöthigung zum Schul- besuch soll sich nicht blos auf die eigentliche Elementarschule, es auch auf eine sogenannte Sonntags- oder Fort-

Ian go ute erstrecken, wo folche mit obligatorischem Charakter esteht. j Sachsen-Coburg-Gotha. Coburg, 21. Oktober. Die Herzogin ist in leßter Nacht von Schloß Hinterriß in Tirol aag zurückgekehrt und hat si sogleich auf Schloß Kallen- )

erg begeben.

Bremen, 20. Oktober. Die Bürgerschaft wählte vorgestern Abend zunächst einen Vize-P räsidenten für den zum Senator erwählten Syndikus Dr. Hermann Meier. Die Wahl fiel auf den juristischen Konsulenten der Gewerbekammer Dr. Jasper Oelrichs jedoch nur mit der relativen Mehrheit von 48 Stimmen, während Dr. C. Bulle 46 erhielt, H. M. Hauschild 16 u. f. f. Von den Steuererhöhungsvor- \chlägen der zuständigen Deputation wurden diejenigen auf Erhöhung der Bierabgaben vertagt, die auf Erhöhung der Ab- gaben von Wild und Geflügel verworsen. Bes lossen ward ferner, eine Revision des Grundsteuergeseßzes dahin zu beantragen, daß für fast vollendete, aber noch nicht be- wohnte Häuser die Steuer noch nicht erhoben werde. Heute früh fand auf dem Rathhause die feierliche Einführung des neuen Senators Dr. Meier statt.

HDesterreich-Ungarn. Wien, 23. Oktober. (W. T. B.) (Von einem Spezialkorrespondenten.) Die im Abgeord- netenhause gestellte Fnterpellation betreffend die Orientpolitik wird in diplomatischen Kreisen als ein Mißgriff betrachtet, da OesterreihUngarns Aufgabe nach wie vor durch sein Verharren im Dreikaiserbunde vorgezeichnet und gekennzeichnet bleibt und da es am allerwenigsten Sache der freisinnigen Partei sein könne, der Regierung, zu der sie Vertrauen hegt, am Vorabende von Ereignissen die Hände zu binden. Man bezweifelt denn auch nicht, daß die Regierung den Standpunkt der Aktionsfreiheit zu wahren wissen werde. Entschiedenster Mißbilligung aller Ernsthasten begegnet jedoch der in Pest gemachte Versuch, durh Demon- strationen zu Gunsten der Türken die Negierung zu einer Parteinahme nach dieser Richtung hin zu drängen und er- wartet man mit Zuversicht, daß das Ministerium Tisza folche Kundgebungen niederhalten werde. Die angeblich bevor- stehende Hierherkunst des Großfürsten-Thronfolgers von Nuß- land ist hier bis zur Stunde offiziell nicht signalisirt.

24. Oktober. (W. T. B.) Die Nachricht des gestrigen Abendblattes der „Deutschen Zeitung“ von der bevorstehenden Entlassung des Grafen Andrassy findet in keinem einzigen anderen Blatte Bestätigung.

(W. T. B.) Der „Neuen freien Presse“ zufolge dürften die Vorlagen wegen Trennung des Südbahnneßes dem- nächst bei dem Reichsrathe eingebracht werden.

Triest, 23. Oktober. (W. T. B.) Der König von Griechenland ist hier eingetroffen und reist heute über Brindisi nah Athen. i

Pes, 23. Oktober. (W. T. B.) Der russische Botschafter am Wiener Hofe, Hr. von Novikoff, ist heute hier ein- getroffen, der britishe Botschafter, Sir Bidalan, Wird morgen erwartet. :

(W. T. B.) Jn der heutigen Versammlung der Studirenden wurde beschlossen, troß der Abmahnung des Minister-Präsidenten Tisza, dem türkischen Generalfoniul den

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beabsichtigten Fackelzug darzubringen- Derselbe wird wWahr- scheinlih am Donnerstag stattfinden.

Schweiz. Bern, 19. Oktober. Na der E Sißung des Bundesraths wurde folgendes offizielle Bulletin, betreffend die Vorgänge in Tessin und das Verhalten der Bundesbehörde in dieser Angelegenheit, veröffentlicht :

„Dem Bundesrath is durch eine Reihe von Depeschen Mitthei- lung gemacht worden, daß am 15. l. M. der Staatsrath von Tessin dur eine in Locarno abgehaltene Volksversammlung gezwungen worden sei, entgegen den verfassungsmäßigen Vorschriften und den vom Großen Rathe gefaßten Beschlüssen, die Wahlen in den Großen Rath anzuordnen, daß hierüber im Volke sehr große Aufregung herrsche und daß weitere Ruhestörungen \{chwerer Art zu gewärtigen seien. Der zum Bericht aufgeforderte Staatsrath hinwieder erklärte: daß seine Beschlüsse fich in Uebereinstimmung mit der Verfassung sowohl als dem Dekret der Bundesversammlung befinden und daß auch die Vorgänge vom 15. d. in ganz anderer Weise verlaufen seien, als dies dem Bundesrathe dargestellt worden sei. Die aus 3 Mitgliedern bestehende Minderheit ver Regierung behauptet da- gegen: cs befinde sich die Darstellung der Mehrheit der Behörde im Widerspruche sowohl mit der Thatsache als mit ihren eigenen Be- \{lüssen. Bei dem Umstande, daß dem Bundesrath bis heute noch nit ersichtlich, welche Tragweite dem Beschlusse des Staatsraths vom 15. d. beizumessen ist, und noch weniger, welche Ausführung der Staatsrath seinem Beschlusse zu geben gedenkt, und da im Weiteren unzweifelhaft ist, daß die Bevölkerung si in Aufregung befindet und daß der Staatsrath nah einem gestrigen Telegramm seiner Minder- heit bes{lossen hat, aus dem Zeughaufe von Bellinzona Waffen und Munition na Locarno kommen zu lassen so hat der Bundesrath in seiner heutigen Sißung beshlossen: den Herrn Nationalrath Ba- vier von Chur als Abgeordneten nah Tessin zu entsenden und für ein weiteres Vorgehen zunächst den Bericht desselben über den wirk- lichen Stand der Dinge zu gewärtigen.“

90. Oktober. Der Bundesrath trat heute Vormittag 3/,12 Uhr noch zu einer kurzen Sißung zusammen, in welcher er den bereits telegraphish gemeldeten Beschluß faßte, die t efs- siner Regierung einzuladen, die von thr bereits auf den 5. November nächsthin anberaumte Neuwahl des Großen Rathes zu verschieben, bis die Beschwerden, welche gegen diese Anordnung erhoben worden sind, erledigt sein würden. Zum Verständniß der tessiner Vorgänge theilt die „Köln. Ztg.“ Folgendes mit: SeitdemSiege der Ultramontanen bei den Groß- rathswahlen im Februar 1875 befindet sich der Kanton Tessin im Qufiánde fortwährender Aufregung. Der blutige Zusammenstoß der Liberalen und Ultramontanen auf dem Bahnhofe zu Lugano im September v. F. ist noch in Erinnerung ; inzwischen nahm der Große Nath eine Partialrevision der Kantonsverfassung vor, welche mit 10,000 gegen 5000 Stimmen vom Volke an- genommen wurde. Nun bestimmt diese Verfassung aber in ibrem - Att. 32 „Zeven: deb 98 Wahlkreise des Kan- tons Tessin ohne Rücfsiht auf feine Bevölkerung ernennt drei Abgeordnete zum Großen Rath“, welche Bestimmung in der Märzsession der Bundesversamm- lung als im Wiederspruche mit der Bundesverfassung erklärt wurde, nah deren Art. 4 und 6 alle Schweizer vor dem Gesetze gleich sind, keine Vorrehte der Orte gelten, die Ausübung nach republikanischen Formen zugesichert und für jegliche Verfassung vorgeschrieben ist, daß sie vom Volke an- genommen worden sei und revidirt werden könne, wenn die abso- [ute Mehrheit der Bürger es verlangt. Gestüßt auf diesen Beschluß der cidgenös Gen Räthe erklärte die liberale Partei des Kantons Tessin ‘ven dortige gegenwärtigen Großen Rath für nicht gesezmäßig konstituirt, und als derselbe am 3. Mai Wahlen vornahm, enthielt sih die liberale Minderheit unter Protest der Abstimmung. Darauf erließ der Große Nath am 6. Mai ein Spezialgesez, welhes das Wahlsystem abänderte Und die Vertretung im Verhältniß zur Bevölkerung ein- führte. Aber auch gegen diesen Akt erhoben die Liberalen Opposition, behauptend, diese Vertretung sei bereits rechts- kfrästig und müsse sofort zur Anwendung fommen. Ohne hierauf Rücksicht zu nehmen, seßte der Große Rath die Polksabstimmung über ‘das neue Wahlgeseß auf den 28. Mai Q DeS Nationalrath dagegen verweigerte Krast feiner ver- fassungsmäßigen Kompetenz die Ausführung dieses Großraths- beschlusses, worauf das Bureau des Großen Rathes Beschwerde beim Bundesrath erhob. Dieser seinerseits erklärte die Ab- stimmung über das neue Geseß für erlaubt, welche nun auf den 26. November nächsthin anberaumt wurde.

92. Oktober. (N. Zürch. Ztg.) Der Bundesrath hat den neuen Entwurf zu dem Militärsteuergeseß zu Ende berathen. Die Aenderungen, welche an dem Le der Kommission vorgenommen wurden, sind nicht sehr erheb- lih und meistens im Sinne einer Milderung der Bestimmung des letztern. Das Geseg wird den Räthen jedenfalls in der Dezembersession vorgelegt werden.

Großbritannien und Jrland. London, 21. Oktober. (Köln. Zig.) Die Kabinets-Minister haben fast sämmt: lih wieder London verlassen; ihre Geschäfte sind also in der kurzen Donnerstags-Sizung vor der Hand erledigt worden. In der auf Montag einberufenen Geheimenraths-Sißung zu Balmoral wird es si vornehmlich um die formelle weitere Vertagung des Parlaments handeln. Bei Schluß der Session wurde das Parlament bis zum 31. d. Mts. mans Es ist somit eine weitere Vertagung nunmehr noth- wendig.

(E. C.) Wie die „London Gazette“ meldet, hat die Königin Herrn F. C: Maude zum Generalkonsul des britischen Reiches in Warschau ernannt. Fn Þ ortsmouth wurde am 19. d. Mts. ein neues Kriegsschiff, die Panzer- fregatte „Bachante“, vom Stapel gelassen. Das Schiff, dessen Armirung aus 16 Geschüßen besteht, hat eine Länge von 317 Fuß, eine Breite von 45 Fuß und eine Tragkraf von 4010 Tonnen mit Maschinen von einer nominellen Pferde- fraft von 790. Das Auswärtige Amt hat in Sachen der Plssählungsfrage aufklärende Aktenstücke veröffentlicht. Wie erinnerlih, hatten vor einiger Pei zwei englische Geist- liche, die Herren Malcolm Me. Coll und Canon Liddon ebaude, in Bosnien von den Türken lebendig gepfählte Menschen gesehen zu haben. Durch Vermittelung des englishen Gesandten in Wien, Buchanan, ist dem Lord Derby nun die Kopie einer Depesche des englischen Konsuls Holmes in Bosna Seraî zugegan- gen. uchanan fügt seiner Zuschrift hinzu: „Jh benußte diese Gelegenheit, um zu erwähnen, daß ih über Ven Gegen- stand auch mit Graf Andrassy Gagern habe, der mir ver- sichert, daß keine Schandthaten der erwähnten Art an der bosnischen Grenze hätten begangen werden können, ohne daß die österreichishen Behörden es erfahren und ihm mitgetheilt hätten. Der ganze Vorgang klärt sih, wie von Mr. Holmes angenommen, dahin auf, daß Köpfe oder selbst ganze Körper auf Pfählen ausgestellt waren, wie ih elbst

während der britischen Schußherrschaft in der Insel Korfu Leute in Ketten hängend gesehen habe.“ Konsul Holmes schreibt in seinem richte (des en Original an Sir H. Elliot in Konstantinopel- geshick worden): „Hinsichtlich der erstaun- lihen Behauptung, welche Ew. Excellenz von Canon Liddon und seinem Freunde gemacht wurde, habe ich zu berichten, daß weder die türkishen Behörden, noch die Konsuln, noh das Volk jemals von etwas gehört haben, das den erwähnten Grausamkeiten ähnelt, noch is eine derartige Angabe in irgend einem der türkenfeindlichsten Slavenblätter er- schienen, und es is ganz unmöglich anzunehmen, daß sie, ohne augenblicklich öffentlich bekannt zu werden, hät- ten verstummen können.“ Mr. Stuart Glennie, fährt der Konsul fort, der Serbien und die türkishe Grenze an der Drina bereiste, habe gleichfalls nihts von Pfählungen gehört und habe sih vielmehr sehr günstig über das Benehmen der Baschibozuks ausgesprochen. Die Drina weiter auf- wärts nah Wischegrad und Nowi Bazar zu habe den Oberbefehl ein europäischer Offizier, Mehemet Ali Pascha, der wohl nicht solcher Grausamkeiten verdächtigt werden könne. „Wenn nun Canon Liddon behauptet, was er beschrieben, ge- sehen zu haben, so kann ih sicherlich nihts vazu entgegen sagen,“ fährt Holmes fort: „aber, wenn ihm nur von diesen Greueln berichtet worden, so ist es gewiß, daß er plump ge- täuscht worden, um seine Stimme und seinen Einfluß zu be- nuten, als Mittel zur Verstärkung und Befestigung der öffent- lihen Meinung Englands in dem Glauben an das den Türken zugeschriebene barbarishe Benehmen und in der Feindseligkeit gegen sie.“ Zur Erklärung der Sache spricht Holmes dann die in Buchanans Briefe erwähnte Vermuthung aus.

Frankreich. Paris, 23. Oktober. Wie das „Journal officiel“ meldet, hat der Präsident der Republik dur neue Dekrete unter dem 19. Oktober 90 Personen, welche wegen Verbrechen, die mit dem Aufstande von 1871 zu- sammenhängen, begnadigt, resp. ihre Strafen verändert oder reduzirt.

In der - Sigung des Budgetausschusses vom 90. fam der Antrag von Rouvier zur Berathung, wonach eine Steuer von # % auf alle Einkommen von über 1200 Franken gelegt werden soll. Diese Steuer soll dem Antragsteller zufolge 48 bis 49 Millionen jährlich eintragen. Der Ausschuß kam jedoch zu keinem Beschluß. Man schreibt der „Köln. Ztg.“ aus Toulon: Am 5. November wird aus den gedeckten Werften des Arsenals von Monrillon das Panzerschiff „Le Trident“ vom Stapel laufen. Es ist eines der größten Fahrzeuge und das größte Panzerschiff, das aus den französishen Werften hervorgeht ; es ist das vollen- detste Schiff dieser Art, das seit dem „Richelieu“, der neben dem „Trident“ klein erscheint, gebaut wurde. Dieses Schiff hat an seinem mittleren Theile im Fnnern Panzerplatten von 15 Centimeter Stärke und äußerlih solche von 25 Centimeter. Eine äußere Galerie von ungefähr 1 Meter Breite unr giebt das ganze Schiff, 50 Centimeter über der Wafsserlinie. Die in Lyon vereinigten Bischöfe haben, wie der „Köln. Ztg.“ geschrieben wird, nah dreitägiger Berathung am 90. ihre Besprehungen beendigt und beschlossen, eine katho- lische Universität in Lyon zu gründen. An alle Pfarrer in den Sprengeln dieser Bischöfe foll ein Aufruf er- lassen werden, damit die Kosten der Universität durch ihre Vermittlung gedeck werden können. Die Universität soll aus fünf Fakultäten (Theologie, Literatur, Wissenschasten, Medizin und Rechtswissenschasten) bestehen und die Fakultäten der Wissenschasten und der Literatur sofort errichtet werden. Die Nechtsfakultät besteht bereits; zwei neue Lehrstühle sollen der- selben hinzugefügt werden, einer für das fanonische, der andere für das Naturrecht. Dieser leßtere Lchrstuhl ward dem JZesuiten-Pater Dumas anvertraut. Die Beschlüsse der Bischöfe werden dem Papste zur Billigung vorgelegt werden. Die nächste Versammlung findet am 26. März 1877 statt.

Das „Journal officiel“ veröffentlicht den amk- lihen Ausweis des EÉrträgnisses der direkten und indirekten Steuern während der er sten neun Monate des Jahres 1876. Die direkten Steuern ecgaben in diesem Zeitraume 514,490,400 Fr., d. i. 48,395,200 Fr. mehr, als bis. zum 30. September fällig waren. Das EÉrträg- niß der 3prozentigen Steuer auf das Einkommen von dem beweglichen Vermögen, welches für das ganze Jahr auf 35,174,000 Fr. veranschlagt ist, belief si für die ersten neun Monate auf 26,960,000 Fr. Die indirekten Steuern endli lieferten ein Gesammterträgniß von 1,501,428,000 v. É überstiegen damit die WVoranshläge um die Sunme von 107,379,000 Fr. und das Erträgniß der entsprechenden Periode des Vorjahrs um 20,168,000 Fr. Insbesondere ergaben im Vergleiche mit den Voranschlägen ein Plus: Enregistrement um 14,084,000, die P unm 39,784,000, die Steuer auf Getränke um 31,272,000, d ie Papier- steuer um 2,113,000, Tabak um 20,310,000, Briefporto um 1,374,000, CEisenbahnsrahten um 8,038,000. Dagegen blieben hinter den Voranschlägen zurück: Zündhölzchen um 2,087,000, Stempel um 2,064,000, Stearin und Kerzen unt 1,717,000, Salz um 4,305,000, Seife um 690,000, Essig um 386,000 und verschiedene Zollerträgnisse um 1,458,000 Fr.

Spanien. Madrid, 23. Oktober. (W. T. B.) Die amtliche „Gaceta“ schreibt: Bereits seit längerer Zeit über- wachte die Negierung eine sozial istisce Verschwörung, welche von Ruiz Zorilla und Salmeron mit Unter- stüßung einiger föderalistisch gesinnter Militärs or- ganisirt worden war. Nachdem nun der + Behörde an der Grenze ein Schreiben Zorilla's in die Hände gefallen, worin derselbe die Weisung zum fofortigen Losbruch ertheilt, entshloß sih die Regierung zum Handeln und ließ die Ver- haftung der Hauptschuldigen vornehmen. Unter den- selben befinden jich die Generale Merelo, Areyro, Patino und Acosta, welche nach dem Militärgeseß be- straft werden sollen, sowie einige ehemalige Deputirte föderalistisher Richtung. Mehrere Verschworene haben die Flucht ergriffen.

Ftalien. Rom, 21. Oktober. Das „Risorgimento“ cin Turiner Journal, meldet: „Man becichtet uns, daß im Gesundheitszustand der Herzogin von Aosta eine leichie Besserung eingetreten ist, fo daß sie vorgestern ihre Gemächer verlassen und in den Garten hinabsteigen konnte. Wenn die Besserung fortschreitet, wird wahrscheinlich in der nächsten Woche die Hebeciledluna der Königlichen Prinzen nebst Pa! nah San Remo stattfinden.“ Der „Fanfulla“ vom 19. berichtet: „Heute Morgen ist Cav. Landau, der Vertreter des Hauses R-thschild, angekommen. Gestern kam Cav. Aeneas Vignami, Mitglied des Verwal-

{ungsrathes der Oberitalienishen Eisenbahngesell- haft, an. Sehr bald werden auch der Herzog von Galliera und Herr Massa, Generaldirektor der Eisenbahnen, ankommen. Die Vereinigung dieser Persönlichkeiten in Rom hat die Ver- andlungen wegen der Uebertragung des Betriebs der Ober- italienischen Eisenbahnen zum Zweck.“

Die „Jtal. Nachr.“ melden: „Aus unsern Fnforma- tionen erhellt, daß die Madrider Regierung nicht allzu- zufrieden mit den O IS R spanischer Pilger war, da sie wohl weiß, wie diese von Gegnern der jeßigen Regie- xung Spaniens ins Werk gescßt werden. Wir vernehnten denn aut, daß Herr Coello, spanischer Gesandter beim König von Jtalien , eine lange Depesche erhalten hat, die ihm Jn- \truktionen über die Haltung ertheilt , die er gegenüber diejen Pilgern beobachten foll. Die spanische Regierung bemerkt in diesen Jnstruktionen, daß unterden Pilgern Leute sind, welche die jebige spanische Regierung nicht billigen, erflärt aber, daß, so lange diese Wallfahrten sich in denreligiösen Grenzen bewegen, die Vertreter Spaniens sie so weit als nöthig beshüßen sollen. Da Spanien eine katholische Macht sei, so sei es erfreut, wenn seine Bürger den heiligen Vater besuchen und es könnte dies in keiner Meise verhindern. Aber die Regierung wolle laut erklären, daß, wenn die Pilger aus dem Kreis ihrer Pflichten heraus- treten in einem Lande, das mit Spanien in engstem Fœeund- \chaftsverhältniß steht, sie sih bei den Pilgern nicht für die aus ihrem Benehmen entspringenden Folgen verbürgt. Die Rertreter Spaniens dürften die für nöthig erachtete persón- liche Hülfe leisten, müßten aber der Regierung jede Beschwerde politischer Natur mittheilen.“ Jn Turin ist der Senator Nichard Sineo gestorben. Fm Fahre 1848. saß derselbe im Ministerium Gioberti und hatte zuerst das Portefeuille des Jnnern, dann dasjenige der Justiz inne.

(Jtal. Nachr.) Herr Basile Georgian, Türz- lih zum diplomatischen Agenten Rumäniens in Nom ernannt, ist angekommen und hat Besi von seinem Posten genommen, nachdem er sein Beglaubigungsschreiben dem Minister des Aeußern überreicht hat. Dem „Pun- golo“ von Neapel wird aus Rom geschrieben: Die Unterhandlungen, welche das Ministerium mit verschiedenen Banquiers gepflogen hat, und die {hon weit vorgeschritten waren, sind suspendirt. Morgen oder über- morgen werden die Verhandlungen über die Handelsver- träge wieder ausgenommen werden ; die Koimmissäre der Schweiz werden hier erwartet. Die öffentliche Sicherheits- behörde hat heute Nacht Andre as Costa, das bekannte Haupt der „Juternationalen“, verhaftet. Man sagt, daß später noch einige andere Verhastungen vorgenommen worden sind. Die Journale verösfentlihen einen Brief des Generals Lamarmora an seine Wähler von Biella, in dem exr sür das ihm während zwanzig Jahre erwiesene Vertrauen dankt, und eine Wiederwa hl ablehnt. Einige Zeitungen melden, daß der Vatikan mittelst Cirku- larshreibens den Bischöfen die Weisung ertheilt habe, eine volikommene Enthaltung von den politischen Wahlen ein- zuprägen. Diese Notiz ist den „Jtal. Nachr.“ zufolge nicht wahr. Es verlangten nur einige Bischöfe, weil man sie selbst intervellirt hat, zu wissen, ob man offen zu den Urnen gehen könnte. Die Antwort war wie folgt: Da die Gründe, welche in der Vergangenheit die Enthaltung der Katholiken von den Wahlen angerathen haben, noch fortdauern, so hält man ihre Intervention nicht für zeitgemäß. Diese Antwort wurde denen ertheilt, die sie verlangt hatten, sonst nichts.

Griechenland. Athen, 20. Oktober. (Presse.) Der Minister-Präsident Komunduros überreichte gestern der Deputirtenkammer drei Gesezentwürfe, für welche er die Dringlichkeit verlangt. Jn dem ersten fordert die Regierung eine An eihe von 50 Millionen iFranes zum Ankaufe von Kriegsmaterial und Kriegsschiffen, und von 10 Millionen Francs für andere Bedürfnisse der Armee. Jn dem zweiten wird die allgemeine Dienstpflicht in der Armee, und in dem dritten die Berechtigung gefordert, sofort die erste Klasse einzuberufen. Jn seiner Rede sagte Komunduros, daß die Nation endgültig wählen müsse: zwischen friedliher Ar- beit auf der Scholle, oder nothwendigen Opfern. Er avpellirt an die Eintracht, indem er hinzufügt, daß die beste Vorbe- reitung die allgemeine Kooperation sei; cr werde dem König rathen, ein Ministerium aus allen Parteien zu bilden. Die Leit der Worte, sagt der Minister-Präsident, sei vorüber, die Nation müsse handeln ; Dicjenigen würden die Verantwortung auf sich laden, welche der Eintracht Hindernisse in den Weg legen sollten. Die Rede wurde mit allgemeiner Zustimmung aufgenommen; von Seite der Opposition wird eine Antwort erwartet. Patriotische Spenden fließen von allen Seiten zu.

Türkei. Konstantinopel, 21. Oktober. Dem W. „Frem- denbl.“ wird telegraphisch mitgetheilt: Der General-Go UVveX- neur von Tripolis hat mit dem englischen Schiffe „Millfield“ der Regierung dreizehn Kisten mit Gold gefüllt als Erträgniß der Steuern seines Landes überschidt und wurde der größte Theil derselben sogleih dem Kriegs-Ministerium zugewiesen.

93. Oktobex. (W. T. B.) Die Regierung ist einem Komplott auf die Spur gekommen, das gegen das Leben des Großvezirs und Midhat Paschas gerichtet war. Die Rädelsführer, zwei Ulemas höchsten Ranges und Ramiz Pascha sind verhaftet und nah Rhodus deportirt worden. Weitere Verhaftungen werden erwartet.

94. Oktober. (W. T. B.) Die Regierung hat an ihre Vertreter im Auslande über das bereits entdeckte Kom - plott gegen das Leben des Großvèziers und Midhat Paschas eine Mittheilung gelangen lassen, in welcher hervorgehoben wird, daß die Nuhe in Konstantinopel bei der Entdeckung der Verschwörung und den darauf folgenden Verhastungen nicht gestört worden sei.

Bukarest, 23. Oktober. (W. T. B.) Nach hier cin- gegangenen Meldungen aus Konstantinopel hat der dor- tige russishe Botschast:r, General JFgnatieff, in der Kon- ferenz, welche er am 21. d. mit den Vertretern der anderen Mächte hatte, darauf hingewiesen, daß es nothwendig sei, die aufgeregte Stimmung Rußlands dadur zu beruhigen, daß man die Pforte dahin bringe, gewisse unumgänglich noth- vendige Konzessionen zuzugestehen. Rußland bestehe zuerst auf einem sechswöchentlihen Wassenstillstande ; alsdann ver- lange es Autonomie für Bosnien, die Herzegowina und Bulga- rien und drittens gewisse Garantien. Der erste dieser drei Punkte müsse sofort zugestanden werden; was die beiden anderen Punkte anbelange, so müsse in einer Konferenz, in welcher die Pforte indessen nicht vertreten sein dürste, festgestellt werden, was unter der Autonomie und den Garantien zu ver- stehen fei.

Paris, 23. Oktober. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ veröffentliht folgendes Telegramm aus Konsta ntinopel vom heutigen Tage: Zwischen dem russischen Botschafter Ge- neral Jgnatieff und den Vertretern der übrigen fünf Groß- mächte findet fortwährend ein lebhafter Austaush von Mit- theilungen statt, welhem die fünf Mächte sih nicht entziehen wollten, troß des Wunsches, ihrerseits eine Reserve zu beob- ahten, um die Führung der Verhandlungen mit der Türkei der russischen Regierung allein, wenigstens vorerst, zu über- lässen. Jn Betreff der Forderung eines sehswöchentlihen Waffen- stillstandes scheint die Pforte zur Nachgiebigkeit bereit, wofern darin eingewilligt würde, den Waffenstillstand auf 6 weitere Wochen zu verlängern für den Fall, daß die Bedingungen des Friedens innerhalb der ersten Periode nicht geregelt wer- den sollten. Was die eventuell in Aussicht genommene Kon- ferenz der Mächte anbelangt, so gilt es als zweifelhaft, ob die Türkei selbst dann, wenn eine bedingungsweise Verlängerung des Waffenstillstandes von ihr erlangt und Vorbehalte wegen der Nationalität der mit der Ueberwachung der Ausführung ihrer Entschlie ungen betrauten Kommifsäre von ihr gemacht werden sollten, im Voraus ihre Bereitwilligkeit dazu ertheilen werde, sih den Beschlüssen einer Konferenz 2u unterwerfen, in welcher ihr (der Türkei) eine berathende Stimme nicht zustände. :

_ Vom türkisch-serbischen Kriegsschauplaße liegen folgende Nachrichten vor: :

Aus Belgrad wird dem „W. Frdbl.“ vom 21. ge- meldet: „Die Nachricht, General Nowoseloff beabsichtige einen Vorstoß auf Sjeniza zu machen, erhielt durch die Ér- eignisse bereits ihre volle Bestätigung. Der Vormarsch auf diese wichtige Position der Türken ist bereits angetreten worden. Der Divisionär Mehmed Ali Pascha hat in aller Eile alle verfügbaren Nizams und aht Tabors Baschibozuks zu- sammengerafft und begab sich gestern zur Fbar-Grenze, um Nowoseloff entgegenzutreten. Da aber dieser General genü- gende Kräfte besißt, dürste er sih kaum von seinem Gegner aufhalten lassen. Zwischen Sjeniza und Novi-Bazar dürfte es zu einer Schlacht kommen.

General Tschernajeff hat den Befehl ertheilt, daß Saitschar um jeden Preis genommen werden müsse. Das Corps am Timok ist zu diejem Zwecke um fechs Bataillone verstärkt worden. Trotzdem steht fest, daß Oberst Graf Keller und Oberst Nedwedowski die größten Anstrengungen werden machen müssen, um Saitschar in ihre Macht zu bringen, da Osman Pascha sehr starke Positionen inne hat.“

Belgrad, 22. Oktober. Telegraphish wird Seitens der Regierung gemeldet: Vorgestern und gestern griffen die Türken auf der ganzen Linie am linken Morawaufer an und richteten alle ihre Anstrengungen auf Krevet, wo ein be- sonders hartnäckiger Kampf sich entspann. An manchen Stellen wurde Brust an Brust und mit dem Bajonett gekämpft. Die Haltung unserer Truppen war vorzü-lich. Die wieder- holten stürmischen Angriffe der Türken wurden überall zurüd- geschlagen.

Die Angriffe der Türken auf die Fbar-Armee am 16. und 17. d. M. wurden gleichfalls zurückgewiesen.

Am Timok fanden Seitens unserer Truppen nur Recog- noscirungsgefechte statt.

Nich, 22. Oftober. Aus dem türkischen Hauptquartier Pescanica, vom 20. d., Abends, wird der W. „N. Fr. Pr.“ gemeldet : „Die Truppen Hafiz und Selami Paschas eroberten gestern dreizehn Redouten, erbeuteten Gewehre, Munition, Lebensmittel und Reitpferde und machten viele Gefangene.

Der Kampf im Morawathal wurde gestern nah Eintritt der Dunkelheit abgebrochen; heute früh wude die Schlacht auf der ganzen Linie erneuert. Hafiz Pascha eroberte die Schanzen, durch welche die vor seiner Front laufende Chaussee gedeckt wurde. Aziz Pascha {lug einen Angriff der aus Alexinay debouchirten Serben zurück.“

Wien, 24. Oktober. (W. T. B.) Der Kampf an Der Morawa hat, dem „Tageblatt“ zufolge, am Sonnabend und Sonntag fortgedauert. Die Türken rückten vor und beseßten abermals Siljegewaß und Gredetin, auch Crevet befindet ih in den Händen der Türken. Nach ciner Meldung der „Deut: schen Zeitung“ aus Paracin haben die Serben Crevet aus \trategischen Gründen freiwillig geräumt und stehen die Türken unmittelbar vor Deligrad. Die Serben halten die Positionen von Deligrad bis Svetinestor beseßt.

Nußlaud und Polen. St. Petersburg, 22. Oftober. (St. Pet. Herold.) Am 4. (16.) Oktober feierte das Leib- Garde-Kosaken-Regiment sein Regimentsfest, wel- hes mit dem Jahrestag der Schlacht bei Leipzig zusammen- fällt. Von Sr. Majestät dem Kaiser traf aus Livadia folgende Depesche ein: „Jh beglückwünsche . das Regiment zum ruhmvollen Jahrestage seines Negimentsfestes. Jch bin überzeugt, daß die Leib-Kosaken stets des Ruhmes würdig fein werden, den sie an diesem Tage errungen. NLELQUDEV. Die Nückehr des Kaiserlichen Hofes aus Livadia ist, nach der „Vol. Corr.“, neuerdings auf den 17./29. November anberaumt worden.

Wie die „Ag. Gen. Russe“ meldet, geschah die Abreise des englishen Botschafters am hiesigen Hofe, Lord Loftus, nach der Krim auf den ausdrüdcklichen Wunsch der britischen Regierung, welche bei den gegenwärtigen

Beitumständen es ¡durchaus für wünschenswerth erachtet, daß ihr Vertreter sih in unmittelbarer Nähe Sr. Majestät des Kaisers und des Reichskanzlers befinde. Die Geinahlin des Lords bleibt in St. Petersburg. Die unter dem Kommando des Großfürsten Alexel Alexandrowitsch stehende Fregatte „Swetlana“ ist, wie dem „Kronst. Westn.“ telegraphirt wird, wohlbehalten in Malta angelangt. Das Panzers\chiff „Petr Welikij“ wird, wie der „Kronst. Westn.“ mittheilt, vorläufig im baltischen Meere bleiben und ist bereits am 7. Oktober in Begleitung der Fregatte „Rjurik“ nach Reval abgegangen, woselbst es weitere Ordre erwarten wird. Nach demselben Blatt hat der Bau des „Petr Welikij“ im Mai 1869 begonnen und hat also 6 Jahre und 4 Monate gedauert. Das Schiff hat eine Länge von 330 Fuß, eine Breite von 63 Fuß, einen Tiefgang am Bug von 293 Fuß -4 Zoll und am Steuer von 25 O Bol Der Admiral Konstantin Jwanowitsh Fstomin, Präsident des Ober-Kriegsgerichts der Marine, ist am 2./14. Oktober ge- storben. Ueber den Gesundheitszustand des General-AdjU- tanten Potapow schreibt man den „St. Pb. Wed.“ aus Wien: Professor Leidersdorf zweifelt niht an der Wieder- genesung des Kranken und hofft fest, troß der entgegengesehß- ten Ansicht vieler Aerzte, auf eine baldige Wiederherstellung des Generals. Die Einnahmen des turkestanschen

General-Guberniats für den Zeitraum 1870—1875 be- trugen nach detaillirten Angaben des „Turk. West.“ im Fahre 1870: 2407012 Rbl., 1871: 2,102,955 Rbl., 1872: 2,008,374 Rbl., 1873: 2,617,653 Rbl., 1874: 2,949,918 Nbl., 1875: 2,976,478 Rbl.

Amerika. Wie der „Times“ aus Vhiladelphia elegraphirt wird, hat die Proklamation des Präsidenten Grant bezüglich der unruhigen Zustände in Süd- Carolina große Sensation im Lande hervorgerufen. General Sherman hat dem General Hancock Instruktionen ertheilt, die zur Folge haben werden, daß gegen Ende der Woche eine Truppenmacht von 10,000 Mann in den erregten Distriften beisammen sein wird. Die Demokraten protestiren heftig gegen die Proklamation; sie erflären, dieselbe habe zum Zweck, die Wahl des republifanishen Präfidentschafts- fandidaten mittelst militärishen Drues zu sichern. Untex dem 20. wird der „Times“ ferner gemeldet: „Von den Garnisonen in allen Theilen des Departements des At- lantischen Ozeans werden Truppen nach Süd-Carolina dirigirt. Die am nördlichsten gelegenen Garnisonen sind van Soldaten fast entblößt. Der demokratische Erekutivausshuß in Süd-Carolina hat eine Adresse erlassen, welche die Ein- berufung von Truppen als ungerechtfertigt dur die Lage der Angelegenheiten erklärt und gegen die Proklamation des Präsidenten protestirt, aber zum Gehorsam ermahnt und die Auflösung aller Schüßenklubs empfiehlt. Di: Demokraten Süd- Carolinas beabsichtigen das Verfahren zu beobachten, welches die Demokraten von Louisiana anläßlich einer militärischen Fnter- vention einschlugen, und unter Protest zu gehorhen. Der Präsident ließ gestern in einer Unterhaltung mit Mr. Robertson, einem südcarolinashen Senator, die Aeußerung fallen, daß den Truppen nicht gestattet werden würde, sich in die Wahlen zu mischen, und ob sie ihre Garnisonen ver- lassen, würde von dem Verhalten der Süd-Caroliner selber abhängen. Ein anderer Angriff Seitens der Neger gegen Weiße wird gemeldet. Am Donnerstag wurde auf sehs Weiße, die von einem in Egdefield abgehaltenen Meeting zurückkehrten, aus einem Hinterhalte von Negern gefeuert. Einer wurde getödtet und einex verwundet. Ein anderer Weißer sandte nah dem Leichenbeschauer, der später ebenfalls durch einen Schuß shwer verwundet wurde.“

Afrika. (A. A. C.) Die neuesten Nachrichten vom Cap der guten Hoffnung stellen die Lage der Dinge in Tran s- vaal als eine sih immer mehr verschlimmernde dar. Jm Lande herrscht die größte Verwirrung. Cetewayo, der Zulu- König, rüstet und kann 40,000 Mann ins Feld stellen. Die britishen Unterthanen in Transvaal haben fich an Sir Henry Barkly um Schuß gewendet. Am Cap wird eine sofortige und entschlossene britishe Intervention für nöthig erachtet, da im anderen Falle der Flächenraum der Feindseligkeiten sich wesentlih vergrößern dürfte. Nah der „Cape Town Times“ hat es die Legislatur von Transvaal abgelehnt, eine Untersuhung über die Ursachen des Scheiterns der gegen Secocoeni ausgesandten Expedition anzustellen. Es sind Kriegs- steuern in Vorschlag gebracht worden, bestehend in einer hohen Grundsteuer, einex Kopfsteuer von 2 Lstrl. und einer 2proz. Vermögensfsteuer.

Vereinswesen.

(O De Svar oen, Verein zur Förderung der Erwerbsthätigkeit deutscher Invaliden, hat joeben feinen Rechen- \haftsberiht über die Thätigkeit des Zweigvereins für das Königreih Sachsen und über den Stand des Vereins aim 1. Of- tober 1878 veröffentliht: Es ist hieraus zunächst die Thatfache zu fonstatiren, daß der Invalidendank, welcher sich am 6. März 1873 ohne Vermögen konstituirte, am 1. Oktober 1876 einen Vermögens- bestand von 6278 s. aufzuweisen vermochte. Die Thätigkeit erstreckt fich auf kostenfreien Stellennahweis, Annoncenerpedition, Billetverkauf, Colportage u. \, w., und es sind seit der Konstituirung bei einer an- gemeldeten Zahl von 235 Invaliden, 134 dur den Verein bis 1. Ok- tober d. J. placirt worden. Der Verein zählt zur Zeit über 290 Mitglieder. j

Gewerbe und Handel.

In der Sitzung des Aufsichtsrathes der Berlin bierbrauereci Landré vom 21. d. M. wurde die das mit dem 30. September cr. abgelaufene Geschäftsjahr auf festgeseßt. Die Dividende pro 1873/74 betrug 6 %/0, pro S v/q. Die Produktion hat sich unc 8000 Tonnen, bis auf 75,000 Tonnen gesteigert.

Moskau, 23. Oktober. (W. T. B.) Prozeß Strousberg. Gegenstand der heutigen Verhandlung waren die Aussagen der Sach- verständigen und der Zeugen über den Stand der Strousbergschen Rechnung bei der Bank und über dessen Kreditfähigkeit. Im Uebrigen war die Verhandlung ohne besonderes Interesse.

Verkehrs-Anstalten.

Am 21. d. M. fand die landespolizeiliche Abnahme der zueis gleisigen Strecke der Großen Berliner Pferde-Eisenbahn in der Köpnicker und Schlesischen Straße von der Brücken- traße bis zum Schlesischen Thore statt. Die Eröffnung der Bahn soll in den nächsten Tagen stattfinden; die Wagen werden in Zwischen- räumen von 8 Minuten coursiren und der Fahrpreis wird 19 betragen.

Im Auftrage der preußischen Privat-Bahnrerwaltungen und Namens derselben hat nunmehr das Direktorium der Berlin-Pots- dam-Magdeburger Eisenbahngesellschaft dem Handels-Minister die Nesultate der Verhandlungen der deutschen Staats- und Privatbahn- Rerwaltungen über die Ännahme eines einheitlichen Güter- tarifs für die deutschen Bahnen mit der Anzeige vorgelegt, daß die Privatbahnverwaltungen bereit seien, den cinheiilichen Tarif zu einem zu bestimmenden Termine einzuführen. Das Petitum geht dahin: „In der Vorausseßung, daß das Tarissystem, die allgemeinen Tarifvorschriften und die Klassifikation der Spezialtarife nah der Vorlage zu einem bestimmten Termine für die sämmlt- lichen deutschen Eisenbahnverwaltungen zur Einpührung gelangen, zu diesem Termin deren Einführung in den Lokalverkehren und in den direkten Verkehren der preußischen Privatbahnverwaltungen.im Gebiete des Deutschen Reiches genehmigen die Privatbahnverwaltungen, soweit ihnen diese Befugniß nicht chon geseßlich oder statutenmäßig zusteht, weiter ermächtigen zu wollen, die Tarifsäße für die Tarifklajfen rep. event. für die zu bildenden Ausnahme-Tarifsäße bis zu der Höhe der in der Vorlage bezeichneten Maximalsäße nach ihrem Ermessen festseten und die ermäßigten Säße bis zu dieser Grenze wieder erhöhen zu dürfen." Nur die Direktion der Rheinischen Bahn erklärt, wie der „Berl. Aktionär" meldet, daß dieselbe durch_ihren Beitritt zum eîin- heitlicen Tarif auf ihre statutarischen Nechte bezüglich der Fest}eßung ihrer Tarifsäße für den etwaigen Fall eines RNircftritts, welchen sie fich vorbehält und den sie den fämmtlichen betheiligten Babnen ein Fahr vorher anzuzeigen bereit ist, nicht verzichte, überdies aber au fich die Zustimmung ihres Administrationsrathes für die Einführung des neuen Tarifsystems auf Grund der statutarischen Bestimmungen vorbehalten müsse. Voraussichtlich Haben die außerpreußis{en Privat- Lahn-Verwaltungen gleichzeitig ähnliche Anträge bei ihren refp: Staatsregierungen gestellt.