1876 / 259 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 02 Nov 1876 18:00:01 GMT) scan diff

Land und das Königliche Haus erworbenen großen und blei- benden Verdienste, zu bewilligen geruht.“ Unter dem heu- tigen Datum theilt das amtliche Blatt Folgendes wit: Se. Majestät der König haben dem Staats-Minister von Fabrice den Vorsiß im Gesammtministerium, dem Staats-Minister von Nostiß-Wallwiß den Vorsiß bei den in Evangelicis beauftragten Staats-Ministern und die Leitung des Ministe- riums der auswärtigen Angelegenheiten, jowie dem Kreishauptmann Leonce Robert Freiherrn von Könneriß, unter Ernennung desselben zum Staats-Minister, das F inanz- Ministerium zu übertragen, demselben au den Auftrag in Evangelicis zu ertheilen geruht.“ „Se. Majestät der König haben die Leitung der Ge neraldirektion der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft dem Staats- Minister Dr. von Gerber zu übertragen geruht.“

In der heutigen Sißung der evangelisch-luthe- rischen Landessynode wurde eine Reihe Petitionen erledigt, welhe Sive von Superintendenturen betrafen. Aus Anlaß eines vom Hofprediger Dr. Rüling und Genof}jen ein- gebrahten Antrags wurde beschlossen, bei dem Kirchenregimente zu beantragen, daß dasselbe, wenn irgend thunlih, den im Dienste der inneren Mission der Landeskirche stehenden Geistlichen die Konfirmirung ertheile und ihnen dadur den Eintritt in den geistlihen Emeritirungsfond und die allge-

meine Prediger-, Wittwen- und Waisen-Pensionskasse er- mögliche. Baden. Karlsruhe, 31. Oktober. Nachdem die

Großherzogin Sonntag, den 29. Oktober, von Baden in die Residenz zu ständigem Aufenthalt zurücgekehrt war, 11 gestern Abend auch der Großherzog von Kaltenbrunn hier eingetroffen.

Oesterreich : Ungarn. Wien, 31. Oktober. Die Königin von Griechenland is heute mit zweien ihrer Kinder hier eingetroffen. Mit der Königin trafen ihre Schwester die Herzogin Vera Konstantinowna und der Herzog Eugen von Württemberg hier ein. Prag, 31. Oktober. Der Kaiser und die Kaiserin werden Sonntag in Pardubiß erwartet, wo umhfa}jende Em- fangsvorbereitungen getroffen werden. Zahlreiche Vertreter der Aristokratie werden an den Jagden Theil nehmen. Man hofft auf eine längere Anwesenheit Jhrer Majestäten. Schweiz. Die „N. Zürch. Ztg.“ vom 31. Oktober er- hielt aus dem Kanton Tessin folgende Nachrichten : Jn Lu- gano hatte sich am Montag das Gerücht verbreitet, bewaffnete Banden aus Magliaso und Tesserete beabsichtigten einen Handstreih auf das liberale Lugano auszuführen. Dienstags früh wurden zwei Miliz-Compagnien dorthin abgesandt ; in- dessen hatten die Ultramontanen fih in Tesserete gesammelt,

ohne ihre Absicht auszuführen, weshalb eine der Compagnien

schon Dienstag Abends nach Lugano zurückkehrte, wo gleichen Tags auch der eidgenössische Kommissär, Notionalrath Bavier, anlangte. Jn Tesserete wur- den die ultramontanen Banden entwaffnet und aufge-

löst. Die Militärbehörde nahm verschiedene Verhaftungen vor und belegte eme Anzahl Waffen mit Beschlag. Die Fret-

willigen und die bewaffnete Luganer Milit sind am 27. Abends heimgefehrt und wurden am 28. früh vom Oberst-Lieutenant Mola entlassen. Die Ruhe is} seither niht mehr gestört worden. Die Regierung hat laut Nachrichten aus der Bundesstadt die Truppen entlassen. Einer der Ultra- montanen, welche bei der Affaire in Stabio betheiligt waren, Cadenazzi, soll in JZtalien verhaftet und bereits an Tessin ausgeliefert worden fein.

Genf. Der Große Rath hat die Errichtung einer Kunstindustrieshule in dritter Berathung genehmigt und den anfänglich hierfür verlangten Kredit auf 50,000 Francs erhöht.

Niederlande. Amsterdam, 1. November. (W. T.B.) Der nordholländishe Schiffahrtskanal (welcher das Y mit der Nordsee verbindet) ist heute eröffnet worden. Der Éröffnunagsfeierlihkeit wohnten der König, die Minister, die Mitglieder des diplomatishen -Corps, sowie die Spißen der Civil- und Militärbehörden bei. Am Schlusse der Festrede erbat der Präsident der Kanalgesellschaft vom Könige die Ge- nehmigung, dem neuen Hafen den Namen: Hafen von Ymuiden geben zu dürfen. Nach Beendigung der Feierlich- feit machte der König mit mehreren hervorragenden Persön- lichkeiten eine Fahrt durch den Kanal.

Großbritannien und Jrland. London, 31. Oktover. Im Ministerium für die Kolonien stellte sih, wie schon gemeldet, am 2. d. eine Deputation von Ka p- faufleuten und anderen Interessenten des südafrikanischen Handels ein, um die Staatsregierung zu ersuchen, durch ihre Intervention dem Kriege in der Republik Transvaal ein Ende zu seßen, weil dessen Fortdauer von den ernstesten Folgen für den Handel zwishen Europa und Südafrika be- gleitet sein dürfte. Zu gleicher Zeit wurde dem Minister eine Denkschrift überreicht, welche die Herstellung eines süd- afrifanischen Staatenbundes angelegentlih befürwor- tete. Lord Carnarvon erwiderte, der „A. A. C.“ zufolge, die Îe- gierung bedauere unendlich die gegenwärtigen Unruhen in der Kolonie, aber sie sei denselben gegenüber nicht unthätig ge- blieben. Jn der Person von Sir Theophilus Shepstone sei worden, um dem fkritischen

ein Kommissar hinausgesandt Den Stande der Angelegenheiten ein Ende zu bereiten. ZU.

gleicher Zeit sei ein Regiment Soldaten nach der Kolonie ab-

azgangen, um den Anordnungen des Kommissars Nach- druck zu verleihen, und wenn es nöthig hein jollte würden Verstärkungen folgen. Was die Bildung eines

südafrikanishen Staatenbundes betreffe, so wolle die Re- gierung, obwohl sie ein solhes Projekt begünstige, in der Angelegenheit niht zu übereilt vorgehen. Auf alle Fälle wilrde eine arößere Konföderation zu Stande fommen als eine blos Natal, Griqualand und die benachbarten Provinzen umfassende. Er beabsichtige den Entwurf eines Planes, der die Prinzipien verkörpern würde, nach welchen die Konföde- ration bewerkstelligt werden dürfte, und zwar eine solche, welche die Integrität der verschiedenen Staaten so wenig als möglich beeinträhtige. Auch würde es den niederländischen Staaten freistehen, sich der Konföderation der englischen Ko- lonien am Kap anzuschließen.

=—= 1 November. (W. T.-B.) heute auf nuüchsten Sonnabend e

_Fraukreih. Paris, 31. Oktober.

Der Ministerrath ist inberufen worden. Die Parlament s-

nahme des Publikums wieder begonnen, denn die Nachrichten aué dem Oriente nehmen das ganze Jnteresse desselben in An- spruch. Jm Senate war etwas mehr als ein Dritttheil der Mitglieder anwesend und in der Deputirtenkammer zählte man etwa die Hälfte derselben. Die Bureaus der verschiedenen parlamentarishen Gruppen haben persönliche Aufforderungen an die Deputirten, welche noch in der Provinz weilen, geschickt, um sie zur Sißzung am Freitag einzuberufen. Was aus Privat- unterhaltungen der Senatoren und Deputirten der verschiedenen Gruppen hervorgeht, ist, der „Köln. Ztg.“ zufolge, die bemer- fenswerthe Einstimmigkeit der Meinungen zu Gunjten etner anz friedfertigen Politik. Die Gruppen der Linken F den den Anstoß dazu gegeben, bei dem Herzog Decazes anzuhalten, daß dieser über die auswärtige Politik der Negierung Erklärungen gebe. Diese Erklärungen sind in der Freitagssißzung zu erwarten. —_ Jn der Versammlung der republifkanishen Union des Senates wurde beschlossen, die Regierung über die Orient- frage niht zu interpelliren, außer bei Ereignissen, welche der Würde Frankreichs nahe treten könnten. Die Vorsißen- den der Parteiversammlungen der Linken hatten, wie die „Köln. Ztg.“ mittheilt, heute eine neue Unterredung mit dem Conseilspräsidenten Dufaure wegen des Antrages von Gatineau. Die Linke verlangt, daß die in contuma- ciam verurtheilten Communards, die ih stellen, von den Assisenhöfen gerihtet werden sollen, während Herr Dufaure für dieselben die Kriegsgerichte beibehalten wissen will. Am nächften Donnerstag soll noch eine nähere Besprechung der Streitfrage zwischen den Vertretern der Linken und Herrn Dufaure crfolgen.

„Unter den jeßigen Umständen“, schreibt der „Mo- niteur Universel“, „sind die Worte, die Kaiser Wilhelm bei Eröffnung des Reichstages spra, von besonderer Wichtigkeit. Wir schäßen uns glücklich, konstatiren zu können, daß sie den Stempel eines sehr ausgeprägten friedlihen Cha- rafters tragen. Die Worte, die sich auf Deutschlands fried: liebende Haltung beziehen, haben einen deutlich ausgesproche- nen friedlihen Sinn. Es ist auch wirklih nicht zweifelhaft, daß weder die Ehre noch die eigenen Jnteressen Deutschlands bei der Orientfrage im Spiel sind, und es folglich fortfahren muß, die Politik der Versöhnung, die bis jeßt die seinige war, weiter zu verfolgen. Endlich- ist die Stelle, in der Kaiser Wilhelm von dey inneren Politik seiner Regierung spricht, vielleiht noch bedeutungsvoller.“ Der „Moniteur“ brachte ferner folgende Mittheilung: glauben zu wissen, daß die Angriffe, welche gewisse klerikale und bonapartistishe Blätter seit einiger Zeit gegen

Wir

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die republikanishe Verfassung rihten, sowie die böswilligen Verdächtigungen derselben gegen das Staats-

i im Ministerium des Jnnern sehr ernste und lebhafte Besorgnisse hervorriefen. Leider kann das Ministerium des Innern nicht die Jnitiative ergreifen, um die gegen die gegenwärtige Regierungsform gerichteten Angriffe zu verfolgen, und die Gerichtsbehörden bleiben vollständig befugt, zu be- urtheilen, ob Grund zu einem Prozeß vorliegt. Diejenigen, welche die Regierung der Nachlässigkeit oder Gleichgültigkeit anklagen, begehen einen großen Jrrthum, denn wie wir hören, blieb sie keineswegs unempfindlih bei der leidenschaftlihen und selbst gewaltsamen Polemik, deren man si seit einiger Zeit gegen alles bedient, was die republikanische Verfassung erührt.“

Die französische Regierung hat, wie wir dem „Four- nal des Debats“ entnehmen, einen kürzlih von dem päpst- lihen Stuhle gemachten Versuch, sih über eine Bestim- mung des Konkordats hinwegzuseßen, mit Entschlossenheit zurüdcgewiesen. „Es war in den leßten Jahren häufig davon die Rede, die sehr ausgedehnte Diözese des Erzbischofs von Lyon, Primas von Gallien, zu zerlegen und von ihr ein neues Bisthum Saint-Etienne abzuzweigen, grade wie im Anfar.g des Jahrhunderts das Erzbisthum Paris ein selbst- ständiges Bisthum Versailles abzutreten hatte. Nach dem Tode des lezten Erzbischofs von Lyon, Herrn Ginoulhiac, bemühte sih der päpstlihe Stuhl, diese Trennung durchzu- seßen; die Regierung bot aber zu einer solchen nit die Hand und ernannte den Bischof von Saint-Die, Herrn Caverot, zum Erzbischof von Lyon ohne Einschränkung seines Wirkungskreises. Darauf ließ der Papst, nachdem er den Erlaß der Einseßungsbulle für den neuen Erzbischof bis zum 96. Juni verzögert, in dieses Schriftstück den ungewöhnlichen Sat einfließen, daß er sih das Recht vorbehalte, sobald es ihm und dem päpstlichen Stuhle passend scheine, einen neuen Sprengel von der Diözese Lyon abzuzweigen (novam circnm- scriptionem, quandocumque nostro ipsiu3que sedis arbitrio facien- dam) Nun bestimmt aber das Konkordat in seinem Art. 2 ausdrück- lich, daß neue bischöfliche Bezirke nur imEinvernehmen mit der Ne- gierung gegründet werden können. Hierauf undauf das ihr durch die organischen Artikel zugesicherte Vorrecht, alle päpstlichen Bullen vor ihrer Veröffentlihung in Frankreih zu prüfen, gestüßt, hat der Präsident der Republik auf den Antrag des Kultus-Ministers und Siegelbewahrers Dufaure ein Dekret erlassen, durch welches die erwähnte Einsezungsbulle nur mit der Maßgabe promulgirt wird, daß der darin formulirte Vorbehalt nicht zugelassen werden könne; die Phrase: quandocumque nostro ipsiusque sedis arbitrio faciendam wird demnach in der für die Archive des Staatsrathes bestimmten Abschrift des Dokuments keinen Play finden. Man erinnert sih, daß der heilige Stuhl einen ähnlichen Eingriff in die Rechte des Staats und mit demselben Mißerfolge in Lausanne versucht hat.“

Italien. Rom, 31. Oftober. Man liest in der „Ga- tta del Popolo“: „Der Minister-Präsident hat viele wichtige cfrete, die der Unterschrift des Königs harren, mit nach

urin gebraht. Die Ernennung einer ansehnlichen Zahl Senatoren isst darunter einbegriffen. Einige dieser Ernennungen werden vor dem 5. November, die anderen erst nah den Wahlen bekannt gemacht werden.“ „Wir sind in der Lage, das Gerücht, als habe das Mi- nisterium dem König einige militärishe Vorsicht s- maßregeln vorgeschlagen, entschieden zu dementiren.“

Den „Jtal. Nachr“ sind folgende Mittheilungen ent- nommen: „Auf Anrathen des Vatikans hat der Erzbischof von Granada an Hrn. Cardenas, Botschafter beim päpst- lichen Stuhl, einen Brief geschrieben, den man für genügend erachtet. Damit is der ‘Zwischenfall erledigt und der Bischof wird nach. seinem Sprengel zurückehren. Eine ärztliche Berathung von gestern Abend giebt den Zustand des Kardinals Antonelli für verzweifelt aus. Kardinal Capalti ist dem Lebensende nahe, man glaubt, daß er vor

oberhaupt

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Jm „Bersagliere“ liest man : „Da einige Journale fort- ien, von Konventionenzu sprechen, welche die Regierung betreffs er Bildung einer oder mehrerer Eisenbahngese llshaften zum Betrieb der italienishen Eisenbahnen bereits abgeschlossen habe, glauben wir erklären zu können, daß jede hierauf be- zügliche Nachricht ver früht is, und als Beweis dafür können wir angeben, daß die mit dem Studium über die Einrichtung des Betriebs betrauten Kommissäre nah Rom berufen worden sind.“ Dieselbe Zeitung meldet: „Man versichert uns, daß zu Anfang Dezember der alte Freihafen (freies Entre- pot) zu Genua wiedereröffnet wird, auf Grundlage und zu den Bedingungen des neuen Reglements, welches zun ersten Mal auf diesen wichtigen Handelsplaß seine Anweu- dung finden soll, wo die Ausführung des Gesetzes über die freien Niederlagen leihter durchzuführen is, als anderswo, F sei es wegen der Traditionen und alten Gewohnheiten, sei es besonders wegen der dortigen Existenz eines besonderen Lokals welches alle die strengsten Erfordernisse des Geseßes in si vereinigt.“

Türkei. Konstantinopel, 24. Oktober. Man schreibt der „Pol. Korr.“: „Jn der Komplott-Angelegenheit steht es fest, daß der größere Theil der Vershwörer aus Kreaturen des Ex-Großveziers Mahmud Pascha besteht, und der eigent- liche Zweck ihres Komplottes die Wiederein]ezung dieses Leb- teren in seine frühere Stellung war. Die Verschwörer dach- ten, zuerst sich der gegenwärtigen Minister durh gewaltsame Beseitigung zu entledigen. Wie man hört, sind diese Geständ- nisse ihnen durh eine förmlihe Tortur abgepreßt worden. | Nach einiger Aufregung, welche dieser Zwischenfall hevor- gebracht, herrs{cht wieder vollständige Ruhe in Stambul. Die Verhältnisse für die Europäer haben sich hier wieder sicherer gestaltet. Man konnte es sogar riskiren, während des Ra- mazans ungefährdet Moscheen zu besuchen. Die Jmams fra- gen nur nach der Notabilität der Besucher. Die Erklärung, ein Nemce (Deutscher) oder English zu sein genügt vollständig als passe-partôut,“

31. Oktober. Telegraphisch wird gemeldet: Abdul Kerim Pascha wurde von der Regierung son telegraphisch davon verständigt, daß die Pforte einen achtwöhentlichen Waffenstillstand gewährt habe, und daß er daher die Feind seligkeiten-cinstellen möge. Man hofft daher hier, daß mit dem Ersten des kommenden Monates schon auf sämmt- N Schlachtfeldern eine vollständige Wasffenruhe herrschen werde.

Das Fetwa, welches die Abseßung des -vorigen Sultans Murad V. verfügte, ist erst jeßt veröffentlicht worden. Es lautet: „Wenn der Jmam der Moslemin an beständigem F Wahnsinn leidet und also der Zweck der Fmamswürde ver- M fehlt wird, ist es gestattet, daß derselbe seiner Würde ent: F kleidet werde? U. A. w. g. Antwort: Gott weiß es, ja! F Es schriebs der arme Hassan Cheirullah, dem Gott vergeben F möge.

Die „Turquie“ theilt in französisher Sprache den Text des Gutachtens mit, welches die zu einer Konsul- tation berufenen Aerzte in Form eines Protokolls über den F Zustand des früheren Sultans Murad abgegeben haben. Dieses Gutachten lautet:

„Eingeladen, über die Krankheit des Er-Sultans Murad unsere Ansicht abzugeben, haben wir in dem am 20. September überreichten Berichte erflärt, daß nah unserem Dafürhalten das Uebel, von dem Se, Majestät heimgesucht wird, unheilbar ist.“ Wir fügen heute bei, daß in dem Falle selbst, daß gegen alle Voraussicht na einiger Zeit eine Besserung eintreten sollte, Se. Majestät niemals den vollen Gebrauch seines Verstandes und feiner geistigen Fähigkeiten wiedercrlangen wird.

Urkundlich dessen haben wir unterschrieben :

Dickson, Arzt der englishen Botschaft. Marroin, Arzt der französishen Botschaft. Müllig, Arzt der deutschen Botschaft. Socco, Arzt der österreihisch-ungarishen Botschaft. Mongeri, - Akif, Castro.“

Einer dem W. „Fremdenblatt“ zugekommenen Londo- ner Korrespondenz, d. d. 27. Oktober, entnehmen wir Folgen- des: „Herr Baring is aus Bulgarien nach Konstantinopel zurüdgekehrt, nahdem er die Ueberzeugung gewonnen, daß er absolut nicht im Stande sei, ctwas auszurichten. Selbst Schefket Pascha, der Hauptschuldige, ist noch auf freiem Fuße, die Meldung von seiner Einkerkerung ist falsch. Er erklärt ausdrüdlich, daß er alle die Massacres in Bulgarien auf Be- fehl der Regierung ausgeführt habe und somit jede Verant- wortung ablehne. Bis jeßt is auch in der That noch kein einziges Urtheil gegen die Baschibozuïks gefällt worden; F Schefket Pascha hat erklärt, daß er die Zerstörung von Tatar- F Bazardschik und sieben anderen Dörfern auf schriftlichen Befehl ® Abdul Kerim's, des Seraskiers, anbefahl, welhen Befehl er erklärt hat, vorzuzeigen, wenn man ihm den Prozeß mache. Der Großvezier hat Haidar Effendi in den ersten Tagen des Monats nach Konstantinopel berufen und ihn persönlich aufgefordert, zu Gunsten Schefket Paschas auszusagen. Haidar, füge ih hinzu,

ist Mutescharif von Sliwno und hat seinen Bezirk vor den Verwüstungen der Baschibozuks zu be- wahren und die Ordnung dortselbst aufrecht zu erhalten ge- wußt. Er verweigerte das an ihn gestellte Ansinnen ent- schieden und erklärte, der Wahrheit die Ehre geben zu wollen ; darauf wurde er abgeseßt, an seine Stelle ist Takzi Bey, der f Mutescharif von Toultscha, gekommen. Angesichts dieser Um-| stände hat Herr Baring seine Ansicht dahin formulirt, daß es F ganz vergeblich - sei, irgend etwas von Gerechtigkeit für die Christen bei der jeßigen Art der gerichtlichen Untersuchungen zu erwarten. Sein Schlußbericht an Sir Henri Elliot giebt dieser Anschauung Ausdru.“ g Cöln, 1. November. (W. T. B.) Eine Meldung der „Kölnischen Zeitung“ aus Pera bestätigt, daß die Pforte den Mächten, und zwar deren Botschaftern in Konstantinopel ihren Beshluß în der Wasffenstillstandsfrage notifizir hat. Nach demselben hätte jih die Pforte, wie das genannte} Organ in Uebereinstimmung mit einer früheren anderweitigen F Nachricht meldet, zur Annahme eines zweimonatlichen Wasfsen- F stillstandes mit zweimaliger fakultativer Verlängerung von je fechs Wochen bereit erklärt. Wie die „Kölnische Zeitung“ weiter wissen will, hätte sich der General Zgnatieff am Mon-| tag mit diesem Beschlusse einverstanden ertlärt. j Wien, 1. November. (W. T. B.) Gutem Vernehmen nach hat die Pforte ihren früheren vor Abgang des russischen f Ultimatums gefaßten Beschluß in der Waffenstillstands-| frage am 30. v. M. früh den Mähten notifizirt. Das „Tageblatt“ bringt die von keiner anderen Seite bestätigte} Nachricht, daß die Antwort der Pforte auf das {Ut \he Ultimatum heute Mittag bereits dem General Jgna- tieff zugestell® worden sei. .Wie das genannte Organ wissen will, habe sich die Pforte in derselben zur Annahme eines

fion hat in vollständiger Ruhe und beinahe ohne Theil-

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Nacht sterben wird.“

Waffenstillstandes von beliebiger Dauer geneigt exklärt, fordere

jedoch die vorherige Bekanntgabe der Friedensbedingungen, BE eine Garantie für die Herstellung eines definitiven Friedens zu bieten geeignet wären.

Belgrad, 1. November. (W. T. B.) Dem Vernehmen nach hat die serbische Regierung den von der Pjorte zu- gestandenen zweimonatlichen Waffenstillstand ange- nommen.

Ragusa, 31. Oktober. Aus türkisher Quelle wird dem „W. Fremdenblatt“ von hier telegraphirt: Das Gerücht, daß die Kommunikation zwischen dem Lager Mouhfktar Paschas und Trebinje unterbrochen sei, entbehrt der Begründung, da noch immer täglih zwischen dem Lager und genannter Stadt Boten verkehren. Zufolge einer Untersuchung, die der Mute- [Bari von Trebinje, Convan Pascha, eingeleitet hat, ergiebt ih, daß die türkischen Truppen die österreichi]che Grenze durchaus nicht überschritten haben, sondern daß dieselben blos eine Jnsurgentenschaar, die sich bei Clasko gelagert hatte, verfolgten, wobei Lebtere sih auf österreichisches Gebiet flüchtete. Daher entstand der Jrrthum, türkishe Truppen hätten die österreichishe Grenze überschritten. ##

Schweden und Norwegen. Christiania, 28. Oktober. (H. N.) Der König traf hier heute Vormittag von Schonen ein. Der Aufenthalt Sr. Majestät in Christiania wird dem Vernehmen nach nur bis nächsten Donnerstag dauern. Am Montag gedenkt der König auf der wegen ihrer Naturschön- heit bekannten, 4 Meile von der Hauptstadt entfernten Halb- insel „Ladegaardsöen“, wo das Königliche Lustschloß „Vscars- hall“ und viele Villen belegen sind, eine neugebaute Kapelle, ein dem Kirchspiele vom vormaligen preußischen Konsul Schjelderup gemachtes Geschenk, einzuweihen.

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Dänemark. Kopenhagen, 30. Oktober. (H. N.) Der

Kronprinz ist gestern Nahmittag über Lübeck nah Rumpen- heim abgereist, um der Beerdigung des Prinzen Friedrich Wilhelm von Hessen beizuwohnen. Der Prinz war cin Bruder des verstorbenen Landgrafen von Hessen, also ein Oheim der Königin von Dänemark. Die mit der leßten Post aus JFsland empfangenen Nachrichten lauten im Ganzen genom- men sehr zufriedenstellend, da das Wetter ungewöhnlih gut und die Heuernte demzufolge vorzüglih gewesen is. Die Fischerei ist ebenfalls ret ergiebig gewesen, nur bei Reykjavik oll so wenig gefangen sein, so daß man für den nahe bevor- stehenden Winter einen Mangel an Nahrungsmitteln befürchtet. Man hatte im südlichen Theilc des Landes Rauch und Feuer aus dem östlichen Jökelgebirge emporsteigen sehen und vermuthet, daß es eine Fortseßung der Ausbrüche des Vatna- jöfel ist. :

__ Amerika. Washington, 1. November. (W. T. B.) Die Staatsschuld der Vereinigten Staaten hat sich im Monat Oktober um 3,388,000 Dollars vermindert. Jm Staatsschaße befanden sich Ende Oktober 75,967,000 Doll. in Gold und 12,901,000 Doll. Papiergeld.

Peru. (A. A. C.) Die peruanische Legation in London hat aus Lima ein amtliches Telegramm erhalten, demzufolge die jüngst von Pierola im Süden der Republik ins Werk geseßte Revolution mit seiner totalen Niederlage ge- endet hat. i

Asien. Aus Kalkutta wird der „Times“ unterm 29. d. telegraphirt: Jn Khelat hat Oberst Sandeman ein günstiges Abkommen zwischen dem Khan und den Sindars getroffen, das, wie die Regierung hofft, weitere Rebellionen und Unruhen verhindern wird. Oberst Colley ist der Träger eines Briefes des Vizekönigs an den Khan, der auf gewisse aaf dieses Abkommens Bezug hat und eine Zusammen- unft zwischen dem Vizekönig und dem Khan Anfangs Dezem- ber in Facobadad arrangirt. i

Afrika. Ueber die Lage der Dinge in der Trans3- vaalshen Nepublik liegen aus der Capstadt folgende bis zum 3. v. M. reichende Nachrichten vor : Wie der „Cape Ar- gus“ meldet, werden in Transvaal Anstrengungen gemacht die Berichte von der Ermordung von Frauen und Kindern durch die Streitkräfte der Republik in Abrede zu stellen. Prä- sident Burgers hatte Kapitän SchliEmann aufgefordert, sich gegen die wider ihn jüngst erhobenen Anklagen zu redtferti- gen, und der Kapitän räumte ein, daß einige Frauen zufälli- e erschossen worden sein. Lord Carnarvons Depesche aite viel Aufregung in Transvaal verursacht. Präsident Burgers hielt eine Rede in der Legislatur, um den Nachweis zu führen, daß der gegenwärtige Krieg nicht für Eroberungs- zwecke geführt werde. Er äußerte sih gegen jede Verbün- dung Südafrikas unter der englischen Fahne, aber man glaubt daß die Stimmung der Nepublif gegen ihn ist. Der Wunsch nad) einer Konföderation ist durch die Vorgänge in Verbindung mit dem Kriege lebhafter geworden. Eine Jutervention der britishen Regierung wird als sehr nöthig erachtet. Der E fügt hinzu: „Wir erinnern uns nicht, jemals eine ahmere Entschuldigung als die Nede des Präsidenten Burgers zur Vertheidigung seines Krieges gegen Secocoeni gelesen zu haben. Sie zeigt, daß die Nepublif Transvaal niemals irgend einen legitimen Anspruch auf das von Secocoeni ofkkupirte Land erwarb.“ Der „Zuid-Afrikan“ dagegen bemerkt: „Lord Carnarvon war völlig im Unrecht, den Krieg für einen aggre}siven Seitens Transvaals zu halten, und anzunehmen, daß dessen Zweck eine Ausdehnung des Territoriums der Republik bildete. Der Krieg wurde der Republik, als sie darauf unvorbereitet war, durch die Gewaltakte von Johannes die derselbe auf Befehl des Secocoeni's im Distrikt Lydenburg ausführte, aufgedrungen.“ 2 (A. A. C.) Aus Cape Coast Castle wird dem „Reuterschen Bureau“ in London gemeldet : Am 15. September griffen die Dahomianer zwei Dörfer in der Nähe von Grand-Popo an, meyelten sämmtlihe männliche Bewohner derselben nieder und s{leppten 80 Frauen und Kinder in die Gefangenschaft. Der Angriff wurde durch die freundlichen Beziehungen provozirt, welche die Einwohner mit den Eng- ländern pfogen. Sehr viele Eingeborene sterben an Gift. Die Behörden von Whydah sind darüber sehr erbittert, und fünfzehn der That verdächtige Europäer sind verhaftet worden.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau. __ Konstantinopel, Donnerstag, 2. November. Jn der Waffenstillstandsf ir Havas , enstillstandsfrage wird von der „Agence Havas“ mitgetheilt, daß die Pforte ihre Zustimmung zu einem Waffen- stillstand zu geben sich bereit ertlärt habe, wenn sie Garantie darüber crhalte, daß Serbien einen folchen annehmen würde.

messer und 3 Meter Höhe und find mit denselben Vorrichtungen

standes bereit erklärt habe, wäre derselbe

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von den türkishen Truppen genommen worden.

Nr. 83 des Amts-Blatts der Deutschen Reichs- Post- und Telegraphenverwaltung hat folgenden Inhalt: Verfügungen: vom 26. Oktober 1876, Beschaffenheit und Anlegung der Verschlußmittel, sowie Aufbewahrung der Schlüssel für die Lade- räume der Postwagen; vom 27. Oktober 1876, Fahrpostverkehr mit der Schweiz und mit Italien auf dem Wege dur die Schweiz;

vom 27. Oktober 1876, Ausfüllung des Postvermerfks unter den Poît-

Zusfammenstellungen über Einnahme und Ausgabe in des Annahme- buche bez. Auszahlungsverzeichnisse für Postanweisungen. _— Nr. 20 des „Archiv für Post und Telegraphie“, Bei- beft zum „Amtsblatt der Deutsben Neihs-Post- und Telegraphen- verwaltung“ hat folgenden Inhalt: Aktenstücke und Aufsäße: Die Ergebnisse der Reichspostverwaltung während der Jahre 1873—1875. Dritter Artikel.) Das russisbe Postwesen in den Jahren con 1868—1875. Akustische Telegraphie. Der Schiffs- und Güter- verkehr auf den deutschen Wasserstraßen im Jahre 1873. Kleine Mittheilungen: Der Telegraph in Afrika. Neue elektrische Sicher- heitsapparate. Ein neuer mechanischer Kontrolapparat zur Be- messuug der Fahrgeshwindigkeit der Bahnzüge. Die Canada-Pa- cific-Cisenbahn. Das Eifenbabnney der Republik Peru. Zeit- schriften-Ueberschau. i ‘— Nr. 20 des „Marine-Verordnungs-Blatt“ hat fol- genden Inhalt; Preise für Proviant und Materialien 2c. in iber- seeischèn Orten am 1. Juli 1876. Verbrauch von Banddocht. For- mular zum Gebrauch bei Deviationsbeobahtungen. Bekleidungs- vorrätbe für die Mannschaften der Matrosen- und Werft-Divisionen und der Sciffsjungen-Abtheilung. Berechtigung zur Ausstellung von Zeugnissen für den einjährig-freiwilligen Militärdienst. Kautions- bestelung der Lieferungs-Unternehmer. Bekanntmachung der Lebens- versicherungsanstalt für die Armee und Marine. Stellung der Ga- rantie-Maschinisten an Bord in Dienst gestellter Schiffe. Personal- bogen für das ärztliche Personal der Marine. Erstattung der Kosten für die bei Dienstreisen von dem Orte des Dienstgeshäfts Behufs der persönlichen Unterkunft gemahten Touren. Die bei Inspizirungen von Geschwadern, resp. Schiffen oder Fahrzeugen, einzureichenden

Rapporte. Gewährung der Brodkompetenz in Gelde an die zum medizinish-chirurgischen“ Friedrich-Wilhelms-Institut kommandirten Unterärzte. Krankenpflege im Auslande. Blaufeuer als Lootsen-

fignal des Nachts auf Grund der „Noth- und Lootsensignal-Ordnung“.

Abänderung der Instruktion, betreffend die Jägerbüchse M./71 nebst zugehöriger Munition bezüglich des Entfernens der Zündhütchen aus den beschossenen Patronenhülfen. Personalveränderungen. Benach- rihtigungen. Beilage: Zusammenstellung der Marktpreise für Proviant und Materialien in überseeishen Orten am 1. Juli 1876 und der Angaben über Geld- und Coursverbältnisse, na6 den Be- richten der verschiedenen deutschen Konsulate.

Statistische Nachrichten. S London, 30. Oktober. (Engl. Corr.) Nah Schäßung der Bergwerk8verwaltung in der Victoria-Kolonie wurden im zweiten Vierteljahre 1876 249,822 Unzen Goldes dort gewonnen. Die Zahl der beschäftigten Bergleute betrug im Durchschnitt 42,453, von denen 11,138 Chinesen waren. Die Ausweise zeigen beständig, daß das Goldgraben allmählih auf allen Theilen der Kolonie in immer größeren Tiefen erfolgt. Kun, Wissenschaft und Literatur.

Hr. Professor Curtius is auf seiner Reise zu den grabungen in Olympia auf mehrere Wochen nach Rom gekommen. Er beschäftigt sih dort mit der demnächst bei Löscher und Comp. in Turin und Rom erscheinenden italienishen Uebersetzung seiner grie- chischen Geschichte, zu der der Gelehrte einzelne, speziell für die italienische Ausgabe bestimmte Anmerkungen geschrieben hat.

Leipzig, 31. Oktober. (Lpz. Z.) Die Gesammtzahl der

f. An8-

rite insfribirten Studenten der hiesigen Universität beträgt 2930 (gegen 2925 des verflossenen Sommerhalbjahrs). Der neu- erwählte Rektor ist der Geheime Medizinal-Rath Prof. Dr. Thiers c. : :

Ueber die neue Uni versitäts-Sternwarte in Straß- burg, welche demnächst in Angriff genommen werden soll, erfährt die „Straßb. Ztg.“ eine Anzahl Details, aus welchen hervorgeht, daß dieselbe an Großartigkeit der Anlage alle ähnlichen Inftitute, welche bis jeßt vorhanden sind, selbst diejenige von Greenwich, noch überbieten wird. Die Sternwarte wird drei Kuppeln erhalten (keine der bis jeßt vorhandenen Sternwarten besißt drei Kuppeln). Die große Kuppel wird einen Durchmesser von 12 Metern und eine Höhe von 6 Metern erbalten. In der Mitte der Kuppel wird sich ein 14 Meter breiter verschließbarer Sclitz befinden, in welchem ein fo- lossaler Nefraktor aus dem berühmten optischen Justitute von Repfold in Hamburg, dessen Preis sich auf 100,000 4 beläuft, hin und her bewegt werden kann. Die ganze kolossale Kuppel ist drehbar und es werden finnreiche Vorrichtungen angebract, vermittelst welcher die Drehung dur den Astronomen mit Leichtigkeit selb vorgenommen werden kann. Besondere Vorrichtungen, namentlich die Anlage der gesamm- ten, ständig ungeheizt bleibenden Kuppel in Eisen, fichern dieselbe vor Temperaturunterschieden, durch welche die Feinheit der Beobach- tungen Noth leidet und bei den ungemein empfindlichen Instrumenten Fehler sich ergeben. Die beiden Seitenkuppeln, in welchen Sucher und andere Fernrohre aufgestellt werden, haben 6 Meter Durch-

verschen, wie die große Kuppel. Der große Saal, dessen Längen- achse die Richtung Ost-West erhalten wird, soll aus zwei cinzeluen 12 Meter im Quadrat meïenden Sälen bestehen. In der Mitte jeden Saales befindet si gleichfalls ein Schliß, in welchem ein Passage-Instrument bewegt werden kann. Jedes Instrument steht auf einem Pfeiler, der tief in das Grundwasser hineinreiht und durch eine ihn umgebende Cisterne no besonders vor Veränderungen in der Lage gesichert ist. Außerdem wird die Sternwarte Säle für die Ausführung der Rechnungen, Bibliotheksaal, einen Saal für seltene und historisch merkwürdige Instrumente, Zimmer des Dirigenten u. \. w. enthalten. Durch einen besonderen Gang steht das Institut mit dem Hörsaal in Verbindung. Die große Kuppel foll bereits im August nächsten Jahres fertig gestellt sein, nm bei Beobachtung des Marsdurchgangs hinter der Sonne, auf welchen der Direktor unserer Sternwarte, Hr. Prof. Dr. Winneke, die Aufmerk- samkeit der Astronomen bereits gelenkt hat, dienen zn können.

Laud- und Forstwirthschaft. 2 Aus dem Elsaß {reibt man der „Magd. Ztg.“ Ende Oktober: Die Kartoffelernte, sowie diejenige der Rüben und der Gemüse ist nunmehr nahezu vollendet. Das Ergebniß kann als ein außerordentli günstiges bezeichnet werden. Troy des vielen Regens im September hat \ich bei den Kartoffeln kaum cine Spur von Krankheit gezeigt, nur sind dieselben hier und da dopypel- wüchsig; ihr Preis ist allmählih von 6 auf 4 # pro Sack zurückgegangen. Die Rüben sind groß und gesund, was um fo erfreulicher ist, als dadurch die Landwirthe in die Lage geseßt werden, dem während des Sommers entstandenen Futtermangel abzuhelfen ; freilid nur einigermaßen. Denn wie fehr es auch jeßt noch an Futter fehlt, ersieht man zur Genüge daraus, daß der Preis

N A (S : c: . ee ci: Nachdem nun Serbien sich zur Annahme eines Waffenstill-

anweisungen; vom 25. Oktober 1876, Anfertigung der monatlichen |

: : wie die „Agence [ Rindfleisch dagegen auf 50 4 gesunkeic ist. Das Weißkra1 i Havas“ weiter meldet, gestern Abcnd unterzeichnet i | sons forte fes lou leublien ERIOE rate: L Konstantinopel, Donnerstag, 2. November. (W. T. B.)

Der Regierung ist heute vom General-Gouverneur von Rust- | \huk folgende Meldung zugegangen: Deligrad ift gestern

sonstigen Kohlforten haben einen faum aqlaublichen Umfang erreicht; der Preis des ersteren beziffert sich auf etwa 12 M fürs Hundert, was für die hiesigen Verhältnisse nicht th2ouer genannt werden fann. | Wenn daher auch die Heu- und Getreideernte einen fleinen Auéfall | ergeben hat, so ift derjelbe jedenfalls durch den guten Ausfall der | Späternte gedeät. Auch die Hopfenbauern nmacben heuer ein ganz gutes Geschäft; der Centner erster Qualität wird bereits mit 380 4 | gehandelt und alle Anzeichen deuten darauf hin. taß der Preis noch | steigen wird. Nur die Weinernte läßt zu wünf&en übrig, es ist | nit, wie früher angenommen wurde, eine gute Mittelernte, son- dern nur eine gute Drittelerute gemaht. Troßdem sind die Weinbauern jehr zufrieden, da ver Preis des Wemes um beinahe das Doppelte gestiegen ist und bei dem geringen Ausfall der Ernte | im Konkurrenz; lande Baden wahrfcheinlich noch weiter steigen wird. “t jm, Rh. K. liest man in einer Pariser Korrespendenz | vom 28. Vitober: Die Weinlese ift nahezu in allen Theilen des Sandes rue, Es geht aus allen Berichten deutlich hervor, daß as Fahr 156 ein ]chwaches Weinjahr ift und kaum die Hälfte des vorjährigen Erträgniffes liefern dürfte. Namentlich sind es die Geaen- | den, die weiße Weine produziren, wo am meisten geklagt wird. Nach | den verschiedenen hervorragenden Produfktionsgegenden eingetbeilt | [assen sich die Berichte folgendermaßen resumiren: Die Gironde ist | im Allgemeinen s{lecht bedacht. Im Haut-Medoc soll das Erträg- | nit die Hälfte einer Mittelfecbsung erreichen. Hinsicbtlich der | Qualität lobt man die schöne Farbe und hofft überhaupt in der Güte | der Weine eine theilweise Entschädigung zu finden. Im Ba#-Medoc ist das Resultat quantitativ etwas beser und man rechnet auf die Hâlfte der vorjährigen Ernte. Im Arrondissement Blaye soll das Er- | gebniß nicht mehr als cin Viertel und im Kanton Bourg kaum ein Fünftel der vorjährigen Fecfung betragen. Die Kantone St. Savin | und Sk. Ciér. s-Lalands, die weiße Weine erzeugen, haben sozusagen | gar feine Ernte. Von den Weingegenden in der Nachbarschaft der | Gironde find die 2 Charentes und besonders die Gharente-Inferieure | am s{lechteften betheiligt, zumal dort wo weiße Weine üderwiegen | also in den Arrondisfements Saintes, La Rothelle, St. Zean d'An- gely nd Cognac, ift die Febsung niht mehr als ein Drittel einer vollen Ernte. Vie weißen Reben dieser Arrondifsements sind von | den Aprilfrösten vorwiegend heimgesuht worden und überdies hat | dort die Phyllorera riesige Verwüstungen verursacht. Die rothen | Weine haben im Allgemeinen reicblicher gelohnt und dürften eine halbe Fecsung geliefert haben. Die Qualität wird als durweg gut gelobt, obschon der Zeitpunkt zur definitiven Beurtheilung der Eigen- scaften der neuen FScchsung noch ctwas in der Ferhie liegt. Die Departements der Dordogne, Lot und Lot-et-Garonne baben si besserer Resultate zu erfreuen, zunäbst weil die Frühlingsfröste doët weniger geschadet haben, sodann weil die Phyllorera eben erst ihren Einzug in diese Departements begonnen hat. Während das quanti- tative Ergebniß daselbst die Hälfte der vorjährigen Fecbsung über- schreiten soll, wird auf die vorzügliche Qualität der Weine großes Gewict gelegt. Die Witterung hat diese Gegenden bis zum S&luß

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der Weinlese ausnehmend begünstigt, weshalb die Erwartungen be- züglich der Qualität sehr hoh gespannt sind. Aus Nancy berichtet man, daß au dort der Schwerpunkt in der Güte der Weine liege Was das Rendement betrifft, {äßt man das Resultat auf 60 Hektol. per Hektare im Durchschnitte, was 2,400,000 Hectol. für die 3 partements der Vogesen, Meuse und Meurthe ergeben würde. käme ungefähr der Hälfte der 1875er Fechsung gleih. Im Macon- nâis war die Weinlese von vorzüglicher Witterung begünstigt und die warme Temperatur begleitete die Weinlese-Arbeiten bis zum Schlusse. Diese günstigen Witterungsverhältnisse gingen auch der Weinlese voraus und. übten einen fo segens8reichen Einfluß auf die gut entwickelte Traube aus, daß man daselbst eine relativ gute Fecbsung hat und die Qualität die gehegten Erwartungen noch zu übertreffen ver- spricht. Der Süden hat üter die Ergebnisse der unter günstigen Temperaturverhältnissen zu Ende geführten Weinlcse im Verhältnisse zu anderen Gegenden nicht zu klagen. Das Ergebniß wird in Bezug der Quantität als „fehr befriedigend im Herault und gut im Aude und in den Pyrenées Drientales bezeichnet. Was die Qualität betrifft, soll dieselbe überall zu den besten Hoffnungen berechtigen und | ht man besonders die aus8gezeichnete Farbe und ein excellentes | Aroma an den ersten Weinen, welche die Bottiche verlassen haben. Im Departement Herault soll das Ergebniß einer Zweidrittelfehsung nahefommen, während die anderen zwei Departements etwas über eine halbe Fechsung haben sollen. Aus Bordeaur berihtet man, daß es heute noch zu früh wre, die Qualität der 187ber Fechsung zu be- urtheilen. Eines steht indessen fest, das ist die s{chöône Farbe, na- mentlih der gewöhnlihen Sorten. Was den Gescbmack betrifft, ist derselbe weit entfernt, cin ähnliches allzemeines Urtheil zu gestatten. Der größere Theil der Febsung soll der Milde entbehren und des=- halb dürfte die Qualität im Allgemeinen durch Herbheit leiden.

Gewerbe und Handel, Vom Berliner Pfandbrics-Itustttut Oktober cr. 28,014,900 M. 42 prozentige und zentige, zusammen 35,558,100 M. Pfandbriefe ausgegeben. Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben, 2 868,000 M, in der Fest- fteltung begriffen 5 Darlehnsgesuhe auf Grundstücke zum Feuer- Versicherungswerthe vot 420225 A Un Hue Monatks VDktober cr. angemeldet 9 GrundstüÏe mit einem Feuer-Versicherungs- werthe von 613,450 4. E E __— In der Generalversammlung der Aktienge sellschaft r Fabrikation von Eisenbahnbedarf in Liquidation wurde ein Bericht der Ligquidationskommission über die Resultate der Li- quidation vom 8. Juni bis 30. Oktober c. verlesen und hierauf der bisherize Aufsihtsrath bis zum Jahre 1880 in seiner Funktion be- stätigt. Der Bericht theilt Folgendes mit: Jm Juli d. J.- wurde die MRegierungsgenchmigung zur Anlage der Straßen auf vem Ter- rain zwischen der Chaussee-, Tieck-, Borsig- und Invalidenstraße er- theilt und wurde jeßt der Abbruch der Gebäude und die Aulage der Straßen mit Energie in Angriff genommen. Jzn Verlauf von s\ech8 Wochen sind die Parzellen Nr. 3, Nr. 9 und 10 zur Hälfte, 12, 16, 17, 18, 22, 22a, 33, 34, 38 bis 45, 49, 50, 52 und 53 feft verkauft. Der Gesammtkaufspreis beträgt in Summa 1,5!3,000 A Außerdem:

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1 find bis: Ende (,543,200 M. d pro-

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sind über die Parzellen Nr. 1 und 2 mit 180,099 4 und über die C C O6 . 9 Z AO , r. Parzellen Nr. 30 und 2ba. mit circa 105,000 6 mündlicße Ab-

\{lüsse gemacht, denen 1{riftlide Verträge folgen sollew, sobald die Pläne fertig und die Anzahlungen gelcistet sind. Die Käufer der Baustellen haben durchweg mindestens 109/69 angezahlt: 231% sind binnen 13 Jahr fällig, der Rest ist auf 5 Jahre lreditirt. Das Terrain in der Chausseestraße ist in der Verkaufstare: auf 1,056,178 Thaler glei 3,168,534 # tarirt. Für die auf Abbruch verkauften Gebäude sind 53,250 gelöst. Der unverkaufte Rest ist von den auf circa 1,840,000 K ge\chäßt. Wird die Tare beim Verkauf er= reicht, so ergiebt das gesammte Terrain incl. Gebäude eine Erlös von circa 3,690,000 4 Davon sind die Kosten der Straßenanlagen, welche auf circa 160,000 4 geschäßt sind, abzuziehen und bleibt prä- sumtiver Reinerlös cirea 3,930,000 M, also mehr als 360,000 M. über die Taxe. Ungünstiger hat sih die Verwerthung des Mobilkiar- vermögens und die sonstige Liguidation gestattet. Es sind insbeson» dere die Passiva dur Prozesse und Vergleï@®he um 120,009 #6 gegen die Inventur vom 31. Dezember 1874 erhIht. Bei der Verwerthung der Materialien und halbfertigen Waaren wird sich gegen dic Ina ventur vom 31. Dezember 1874 wahrsc'zeinlih ein Ausfall von ca. 360,009 6. ergeben. Bei der Einziehraig der Aktiva wird ein Ver=« [ust von höchstens 30—40,000 Æ eintæten. Zum JIahktes\{hluß kann die Vertheilung einer Dividende von ‘20 0/5 des Attenkapitals erfol gen. Die Summe der Hvpotheker4, deren Zinseu zum Theil vom 1, Oktober d. J., zum Theil vom 1. Januar k. J. laufen, beträgt mehr als 39 ©°/), fo daß bereits mehr als di Hälfte des Aktiecn- S entweder baar vorhanden, oder zinsbar in Hypotheken auge. at til.

cincs Pfundes Butter bis auf L s. 20 S gestiegen, der cines Pfundes

_ Dem in der Geueralversammluvg ves Bochumer Vereins für Bergbau und Gußstahl-FaLrikation abgestatteten Scs