1876 / 261 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 04 Nov 1876 18:00:01 GMT) scan diff

sür die Beschaffung des zur Erledigung dieser Frage erforderlichen statistishen Materials festgestellt; b. die Eingaben deutsher Saliner.vesizker wegen der Salzein- fuhr aus Frankreih (den in diesen Eingaben gestellten An- trägen wurde theilweise stattgegeben); c. eine, die Außer- kurssezung der Zweithaler- und Eindrittelthalerstücke deutschen Gepräges betreffende Bekanntmahung wurde ge- net: d. einem von Sachsen-Meiningen, Coburg-Gotha und Reuß â. L. eingebrahten Geseßentwurf wegen Fort- erhebung des privativen Brausteuerzuschlages in den genannten thüringishen Staaten wurde die Zustimmung ertheilt.

Endlich wurden Kommissarien für die Vertretung von Geseßvorlagen im Reichstag gewählt.

Der Aussch{chuß des Bundesraths für Handel und Verkehr hielt heute eine Sißung.

Der Schlußbericht über die gestrige Sibung des Deutschen Reichstags befindet fi in der Ersten Beilage.

Jn den deut schen Münzstätten find bis zum 28. D tober 1876 geprägt worden: an Goldmünzen 1,095,471,900 A6 Doppelkronen, 333,875,380 4 Kronen; hiervon auf Privat- rechnung: 171,345,164 ; an Silbermünzen: 69,318,095 5-Marfkstücke, 50,318,692 44 2-Markstüce, 143,512,165 4 1-Mark- stüde, 42,177,795 ÆMÆ S 50-Pfennigstüde, 33,809,197 M S 2W-Pfennigstücke; an Nidckelmünzen: 23,111,468 40 S 10-Pfennigstüde, 11,448,052 M 40 S 5-Pfennigstüde; an Kupfermünzen: 5,864,240 M 88 S 2-Pfennigstüde, 3,374,879 M 13 S 1-Pfennigstücke. Gesammtausprägung an Gold- münzen: 1,429/347,280 4; an Silbermünzen: 339,135,944 M S §; an Nickelmünzen: 34,559,520 4 80 -Z; an Kupfer- münzen: 9,239,120 Æ 1 „S.

Das Kaiferlich statistishe Amt veröffentliht in dem jeßt herausgegebenen Band XXIll. der Statistik des Deutschen Reichs u. a. eine Uebersicht des geshäßten Werthes der Waareneinfuhr des deutschen Zollgebiets für das Jahr 1875. Nach derselben betrug der Werth des ge- sammten Waarenimports aus\s{hließlich der Münzen und edlen Metalle 3531,1 Millionen Mark gegen 3604,5 Millionen Mark in 1874, 37560 Millionen Mark in 1873 und 3261,9 Millionen Mark in 1872. Die Haupt-Waarengruppen waren hierbei in Millionen Mark folgendermaßen betheiligt: Ge- treide 2. und Mahlfabrikate 418,0 (1874: 4824, 1873: 414/00, 1872: 279,3); gegohrene Getränke 70,9 (1874: 66,0, 1873: 741, 1872: 498); Zuder,. Kasseé, Ge- würze, Konfitüren 237,0 .(1874: 2154, : 1873: 221,7, 1872: 192,6); Tabak und Tabaksfabrikate 75,3 (1874: 717, : 1873: 999 1872: 88/5): ‘Sämereien, FvuGe, Gewächse 110,7 (1874: 101,1, 1873: 125,1, 1872: 91/5); Thiere und animalishe Nahrungsmittel 318,6 (1874: 294,6, 1873: 319,2, 1872: 230,7); Dünger und Abfälle 47,8 (1874: 43,8, 1873: 43,8, 1872: 43,2); Brennstoffe 78,4 (1874: 80,4, 1873: 76,2, 1872: 78,3); Erden, Erze, rohe und roh bearbei- tete Steine 76,9 (1874: 72,9, 1873: 87,6, 1872: 69,0); Stein-, Thon- und Glaswaaren 19/59 (1874: 20,4, 1873: 21,9, 1872: 17,7); Rohmetalle 107,5 (1874: 113,7, 1873: 149,7, 1872: 140,1); roh bearbeitete Metalle (Halbfabrikate) 16,4 (1874: 19,5, 1873: 52,6, 1872: 25,2); Metallwaaren 30,9 (1874: 39,0, 1873: 52,5, 1872: 33,6); Droguen, Chemifalien, Zünd- und Farbewaaren 178,3 (1874: 162,3, 1873: 169, 1872: 172,8); Harze, Fette, Dele, Aether und Seifen 179,7" (1874: 179,1, 1873: 192,3, 1872: 178,8); Filzstoffe, Haare, Federn, Häute Leder 204,8(1874: 215 7,1873: 195,6, 1872 : 193,5); Leder-, Rauch- und Filzwaaren 21,5 (1874: 19,8, 1873 : 16,8, 1872: 15,0); Spinnstoffe 621,0 (1874: 608,4, 1873: 623,1, 1872: 588,59); Garne 192,0 (1874: 201,0, 1873: 1935, 1872: 194,7); Seiler-, Webe- und Wirkwaaren und Kleider 183,3 (1874: 183,0, 1873: 181,2, 1872: 187,8); Kautshuck- und Wachs- waaren 8,1 (1874: 7,5, 1873: 6/9, 1872: 6,6); Papier und Pappwaaren, Tapeten 6,6 (1874: 6,6, 1873: 6,9, 1872: 458); Bau- und Nuztholz und andere Schnißstoffe 224,1 (1874: 271,2, 1873: 3114, 1872:. 297,0); Holz-, S(hniß- und - Flecht- waaren 17,6 (1874: 15,9, 1873: 165. 18/2: 102); Ma- schinen, Fahrzeuge und Apparate 62,0 (1874: 885, 1873: 80,1, 1872: 492); SEchmuck- und Kunstgegenstände 13,8 (1874: 147, 1873: 144, 1872: 141); Manuskripte, Druck- fachen, Stiche 10,0 (1874: 9,9, 1873: 9,9, 1872: 9,0).

Der Disziplinarhof für nihtrichterlihe Be? amte trat heute im Gebäude des Kammergerichts zu einer Sitzung zusammen.

Fn Abänderung der 88. 123, 126 und 143 des Mi- litär-Strafvollstreckungs-Reglements vom 2. Juli 1873 ist Allerhöchst bestimmt worden, daß die Militärgefangenen des Gemeinenstandes vom 1. November d. Js. an keine Löhnung mehr erhalten, und daß für die seither aus dem Löhnungsrest von 5 „5 bestrittenen kleinen Bedürfnisse dersel- ben Seitens der Festungsgefängnisse aus dem entsprechend zu erhöhenden Unkostenfonds gesorgt werde. Der zum baaren Depositum fließende halbe Betrag der Arbeitszulage, des Ne- benverdienstes bezw. der Arbeitsprämie , welcher nah den bis- herigen Bestimmungen Seitens der Militärgefangenen sofort eigenthümlich erworben wurde, ist fortan nur zu Gunsten der leßteren, als baares Depositum, zu asserviren, um ihnen bei der Entlassung aus dem aktiven Heere als Eigenthum zuzu- fallen, sofern niht inzwishen ihre Bestrafung mit Zuchthaus oder abermals mit Gefängniß eingetreten ist, Die Auszah- lung des baaren Depositums hat alsdann Seitens derjenigen Landwehr-Behörde zu erfolgen, in deren Bezirk die ehemaligen Militärgefangenen thren Aufenthalt nehmen.

Nach §. 28 Pass. 2 der Landwehr-Ordnung Theil 11. der Heer-Ordnung vom 28. September 1875 sind die Reserve-Offiziere (mit Ausnahme derjenigen der Garde und des Eisenbahn-Regiments) zur Üebung in dem- jenigen Corpsbezirk heranzuziehen, in welhem ihr Aufent- haltsort gelegen is. Ausnahmen hiervon haben, wenn Mehrkosten niht erwachsen,“ die General-Kommandos unter einander zu regeln.

Mit Bezug hierauf hat das Kriegs-Ministerium bestimmt, daß in denjenigen Fällen, in welchen dur die Heranziehung eines Resferve-Offiziers zur Uebung nah einem andern Lorps- bezirk Mehrkosten erwachsen würden, der betreffende Offizier fih aber zur Deckäung der Mehrkosten aus eigenen Mitteln bereit lärt hat, demselben diejenigen Neisekompetenzen ge- währt werden dürfen, welche zu zahlen gewesen wären, wenn er innerhalb des Corpsbezirks geübt hätte.

Fs zu der Zeit, wo die Kommandirung nach einem anderen Corpsbezirf beantragt wird, der Uebungsort innerhalb des Corpsbezirks noch nicht bestimmt, so ist zur Vermeidung

weitläufiger Korrespondenzen stets die leßte Garnison der Waffe innerhalb des Corpsbezirks, in welchem der Aufenthalts- ort des betreffenden Offiziers liegt, und zwar in der Richtung nah dem in dem anderen Corpsbezirk gelegenen Uebungsorte, als derjenige Ort anzen, in welhem die Uebung statt- finden würde, wenn die Heranziehung niht nach einem anderen Corpsbezirk erfolgte.

Die im §. 203 des Reglements über die Geldverpflegung der Truppen im Frieden enthaltene Bestimmung, wonach bei Berechnung der Reisekompetenzen die Entfernung vom Wohn- orte nach dem Landwehr-Bataillons-Stabsquartier resp: das Tagegeld für einen Tag in Abzug zu bringen is}, findet au auf die Reisen der Reserve-Offziere zur Uebung Anwendung.

Der Evangelische Ober-Kirchenrath hat im Einverständniß mit dem Minister der geistlihen Angelegen- E genehmigt, daß die in seiner Verfügung vom 6. Dezem- er 1873 (Reichs-Anz. Nr. 290 Jahrg. 1873), bezüglih der erstmaligen -Bildung der Gemeinde-Kirchenräthe und Gemeindevertretungen getroffenen Bestimmungen auch bei den im Januar È. & zu vollziehenden Ergänzun gs- wahlen für den Gemeinde-Kirhenrath und die Gemeinde- vertretung in Anwendung gebracht werden können.

Se. Durchlaucht der Fürst Carl von Lichnowski, Oberst à la suite der Armee, ist zu den Sißungen des Reichs- tages hier angekommen.

Der Bundesraths-Bevollmächtigte, Landes- direktor von Sommerfeld, ist nach Arolsen zurücgereist.

Der General-Lieutenant z. D. Graf von Kalckreuth, zuleßt Commandeur der 12. Kavallerie-Brigade, is hier wie- der eingetroffen.

Der französishe Botschafter in St. Petersburg, General Leflô, hat gestern Abend seine Rücreise dorthin fortgeseßt.

Der Kaiserlih russische Wirkliche Staats-Rath von Pfoehl ist heute früh aus Wiesbaden hier angekommen.

Sachsen. Dresden, 3. November. Die erledigte Stelle des Kreishauptmanns zu Leipzig ist seit dem 1. No- vember dem bisherigen Kreishauptmann zu Zwickau, Grafen zu Münster, übertragen worden. Die evangelisch- lutherishe Landessynode berieth in ihrer heutigen Sitzung den Erlaß der in Evangelicis beauftragten Staats- Minister, betreffend die Bearbeitung einer neuen Agende. Das Landes-Konsistorium beabsichtigt, den Entwurf einer solchen in der nächsten Zeit fertig zu stellen, denselben s0o- dann zu veröffentlihen und die unter Berücksichtigung der von der Kritik erhobenen Einwendungen fertig ge- stellte Agende den in Evangelicis beauftragten Staats-Ministern zur Bestätigung vorzulegen. Auf Antrag des zur Berathung dieser Angelegenheit niedergeseßten außerordentlichen Aus- \{chusses erklärte sich die Synode mit dieser Absicht einverstan- den, gab aber einige im und vom Ausschusse formulirte Wünsche dem Kirchenregiment zur Erwägung bei der Bearbei- tung des Entwurfs arbeit. Kn der Debatte wurden noch mehr solche Wünsche vorgetragen. Jn der Debatte wurden noch mehr fsolhe Wünsche vorgetragen. Nach Erledigung die- ser Angelenheit wurde eine Petition um Einführung einer Militärseelsorge im Frieden zur geeigneten Berücksichtigung, eine andere um Aufstellung einer Kirhengemeinde-Otdnung zur Kenntnißnahme dem Kirchenregiment überwiesen.

Württemberg. Stuttgart, 31. Oktober. Die Zweite Kammer beshloß heute in Betreff des aus der Ersten Kam- mer wieder zurückgekommenen Geseßentwurfes über die Ver- waltungsgerihtspflege Folgendes: die von der Ersten Kammer beliebte A erun des Abschnitt 5, Artikel 3, abzu- lehnen, dagegen dem Vorschlage der Kommission der Be tan Kammer gemäß die zur Verständigung geeignete Fassung anzunehmen lautend: „Ein Theil der Mitglieder des Verw.-Ger.-Hoss wird aus den Mitgliedern des obersten Lan- desgerihts und bis auf Weiteres aus den Mitgliedern des Geheimen Raths, unter Beschränkung der Zahl auf zwei und unter Ausschließung der Staats-Minister oder der Departementsvorstände, berufen und werden dieselben für die Dauer ihres Hauptamts vom Könige ernannt.“ Minister Mittnaht legte eben der Möglichkeit der Verständigung willen auf diese Fassung besonderen Werth. Die Annahme geshah mit 52 gegen 25 Stimmen. Bei der ersten Berathung der Zweiten Kammer über Art. 2, Ziff. 3, welcher von den Entschädigungsklagen gegen öffentliche Diener wegen des durch pflichtwidrige amtliche Handlungen oder Unter- lassungen gestifteten Schadens handelt, wurde die Ziffer ge- strichen; die Erste Kammer beshloß Wiederherstellung der Ziff. 2, und beantragt die Kommission, dem Beschluß des an- dern Hauses betreffs Wiederherstellung der Ziff. 3 des Art. 2 beizutreten. Bei der Abstimmung wird dieser Antrag mit 39 gegen 36 Stimmen abgelehnt. Fn der Endabstimmung wird dann der Geseßentwurf so, wie er aus den Berathungen der Kammer hervorgegangen, mit 69 gegen 3 Stimmen an - genommen.

Baden. Karlsruhe, 2. November. Die Herzogin von Hamilton, Prinzessin von Baden, und die. Erb prin- zessin von Monaco sind gestern Nachmittag, der Prinz Wasa ist heute Vormittag zum Besuche der Großherzog- lihen Familie hier eingetroffen.

Heidelberg, 29. Oktober. Vorgestern starb hier der Großherzoglich badische Staats-Minister Alexander v. Dusch.

Hessen. Darmstadt, 31. Oktober. Die Erste Kammer unseres Landtages erledigte, wie man der „D. R. P [OTetbl, Ire O in einer Stßung; fie stimmte dem Weinsteuergeseß bei, ebenso dem Finanzgeseß, wie es aus den Verhandlungen der Zweiten Kammer hervorgegangen, und vertagte sich dann sofort wieder auf unbestimmte Zeit. Der Vereinigung der Staats\schulden-Tilgungskasse mit der Haupt- Staatskasse trat die Kammer D bei. Davon, daß der Re- e 25,000 M6 bewilligt werden sollten, um damit Pen- ionäre zu unterstüßen, stand die Erste Kammer ab.

Oldenburg. Oldenburg, 3. November. Der Groß- herzogliche Hof ist nah zehnwöhentlihem Aufenthalt in Eutin heute nach Oldenburg zurüdgekehrt.

Anhalt. Dessau, 3. November. (Lpz. B Zur Theil- nahme an den hier stattfindenden A E ind eingetroffen und halten sich am Herzoglichen Hofe jeßt auf: der Herzog von Sachsen-Altenburg mit dem Prinzen Albert von Sachsen- Altenburg, der Erbprinz von Shwarzburg-Sondershausen und

der Prinz Heinrih XXIV, Reuß. Der Herzog von Sachsen-

Altenburg begiebt sich morgen nah Berlin, von dort zur Taufe seines Enkels nah Hannover und wird von dort mit. der Herzogin hierher zurückehren.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 3. November. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißzung des Ausschusses für die Steuer=- reform machte der Finanz-Minister die Flittheilung, er set von dem Kaiser zu der Erklärung ermächtigt, daß bezüglich des Privatvermögens des Kaisers und der Mitglieder des Kaiserlichen Hauses keine Steuerbefreiung in Anspruch ge=- nommen werde.

(W. T. B.) Bezüglih der morgen im Abgeord=- netenhause stattfindenden Debatte über die Beantwortung der Fnterpellation in der Orientfrage beschlossen der Fortschrittsklub und der Klub der Linken, eine Beschränkung in der Zahl der Redner und in der Debatte nicht eintreten zu lassen.

Pest, 1. November. Der Präsident des Abgeord- netenhauses hat mittelst Circulars sämmtliche, Reichstags= Deputirte von der Wiederaufnahme der Sißungenk.dés Reichs- tages am 11. d. M. verständigt. Man schreibt der „Pol. Korr.“ aus Pest: „Hier scheint man fester denn je an die Erhaltung des Friedens zu glauben. Man erzählt sich in sonst eingeweihten Kreisen, daß man gerade in allerleßter Zeit von Seiten Rußlands Garantien dauernder friedlicher Absichten erhalten habe, welhe an Positivität des Ausdrucks alle bisher bekannt gewordenen und der öffentlihen Dis- kussion unterzogenen Schriftstücke weit überholen. Die un- garishe Regierung scheint denn auch thatsählich die Kriegs- gefahr für keine imminente zu halten. Wie erinnerlich, hat der Landesvertheidigungs-Minister im Finanzausschusse erklärt, daß die Honveds bis auf den leßten Knopf vollständig ausge- rüstet seien und im Nothfalle binnen aht Tagen mobil ge- macht werden können. Was Herr v. Szende ausgesprochen,

ist Thatsache und gilt niht nux bezüglich der Monturen und-

Waffen, sondern auch bezüglih der Munition. Die Leßtere jedoch ist niht in einer folhen Quantität vorhanden, welche au für einen längeren Feldzug ausreihen würde, und man dachte bereits daran, auf die Gefahr hin, die Budgetbilanz zu ver)chlechtern, den e Dig ATEA wejentlich zu vermehren. Man glaubt beute von dieser Absicht wieder abstehen zu dür- fen und das Prinzip der strengen Sparsamkeit nach wie vor in sämmtlichen Ressorts des Staatshaushalts ausnahmslos walten lassen zu können.“

2. November. Der „Pester Ll.“ enthält folgendes, vom gestrigen Tage datirte Wiener Telegramm :

„Se. Majestät konferirte heute längere Zeit mit dem Kriegs-Minister. Graf Bylandt legte ein Exposé über die Vorräthe in den Militärdepots, über den Stand der Geschütze und die Munitionsfabrikation vor und erhielt den Ura von Zeit zu Zeit über diese aliein Napporte vorzulegen. Der Kaiser sprach über das Bekanntgegebene seine Zufrieden= heit aus.“

3. November. (W. T. B) Jn der heutigen Sitzung des Saa ma! ses verwies der Finanz=- Minister auf die Besserung, die in den leßten Jahren im O OAE eingetreten sei, und gab der Hoffnung Ausdru, daß das Gleichgewicht im Staatshaushalte im Jahre 1880 hergestellt sein werde.

Agram, 2. November. Im kroatishen Landtag soll morgen die Budgetdebatte beginnen. Dem Banus ist es, der „Presse“ zufolge, gelungen, alle jene Bedenken zu zerstreuen, welche im Budgetaus\{huß des Landtages bezüglich der BedeCungsfrage obwalteten. Auch die age bezüg=- li der Kroatien gebührenden Quote wurde im Ausschuß der- art erledigt, daß der befürchtete Konflikt beseitigt erscheint. Wohl hatte der Ausschußreferent beantragt, den Titel: Bedeckung nicht anzuerkennen und auch bis zur Er- füllung gewisser von ihm formulirten Forderungen nit zn genehmigen; nahdem jedoch Sektion8hef Zivkovics das Geseßwidrige und Fnopportune des Antrages nachgewiesen hatte, wurde beschlossen, die Streitfrage bezüglih der Be- deckung fallen zu lassen. Gleihwohl glaubt man, daß sich im Landtag eine langwierige Debatte über das Budget entwideln werde. Auch würde dem Landtag hierzu ausreichende Zeit bleiben, da mit Ausnahme des Budgets sämmtliche Vorlagen erledigt sind und die Session erst am 12. d. M. geschlossen werden soll.

Schweiz. Bern, 31. Oktober. Gestern Nachmittag sind die Deputirten der Tessiner ultramontanen Groß- rathsmehrheit, welhe den bekannten Rekurs gegen das Vorgehen des Staatsraths überbracht haben, die National- räthe Lurati von Lugano und Vonmentlen von Bellinzona, wieder von Bern abgereist; ob ohne oder mit der Antwort des Bundesraths, verlautet noch mcht. Von den Urhebern der Mordthaten in Stabio ist einer, ein gewisser Cadenazzi, welcher den liberalen Pedroni erschossen haben foll, nachher in Como F und bereits auch an die Tessiner Be- R nOA auf Reklamation ausgeliefert worden. Jm Uebrigen auten die neuesten Berichte aus dem Kanton Tessin sowohl von Seiten der Regierung als von Seiten der eidgenössiz {hen Kommission beruhigend; es konnte sogar das aufgebotene Militär wieder entlass en werden, was selbstverständlich im Einvernehmen mit dem leßteren geschah. Nach den An- säßen der eidgenössischen. Militärdepartements, welche freilih noch nicht vom Bundesrath genehmigt worden sind, beträgt das nächstjährige Militärbudget der EidgenoffensGaft nicht ganz 14 Millionen Franken, wovon jedoch die Regie- werkstätten, bei denen Einnahme und Ausgabe sich fo eis die Wage halten, nicht mit einbegriffen sind. Außerdem fo Aussicht vorhanden sein, daß von den 14 Millionen eine noch dur verschiedene Einnahmen gedeckt werden wird. Die vorgestern in Altdorf abgehaltene Urner Landsgemeinde hat die revidirte Kantons verfassung, mit welcher keine Partei recht zufrieden war, verworfen; dagegen fand das neue Landessteuergeseß einstimmig Annahme.

Niederlande. Haag, W. Oktober. (Allg. Ztg.) Die Zeitungen Batavias melden : Der jugendliche Sultan Atschins, Namens Tuanku Daud, sei durch Tuanka Hassan erseßt. Die Preise der Hauptnahrungsmittel im Sultanat A zu einer bis jeßt nie erreihten Höhe gestiegen sein. Diesem Um- stand is es, wie es scheint, zuzuschreiben, daß der Feind ih in der jüngsten Zeit ziemlih ruhig verhielt, obwohl derselbe seit Monaten einen allgemeinen Anfall auf die diesseitigen Stellungen geplant hatte.

Großbritannien und Jrland, London, 2. November. (Engl. Korr.) Die Schiffe der Nordpol-Expedition „Alert“ und „Discovery“ kamen gestern nah eingebrocener Dunkelheit auf dem Ankerplaze zu Spithead an. Heute Morgen findet die Einfahrt statt. Der Kriegsdampfer S machte gestern zu Spithead scine Probefahrt zur vollkommenen Zufriedenheit. Die Gesammtsumme der Staats-Einkünfte vom 1. April bis zum 28. Oktober betrug 40,630,974 Pfd. Sterl. gegen 40,990,597 Pfd. Sterl. in der entsprehenden Zeit des vorigen Jahres. Die Aus- gaben betrugen 45,903,581 Pfd. Sterl. gegen 45,850,629 Pfd. Sterl. im Vorjahre. Die Bilanz in den Banken Englands und Jrlands belief sich am verflossenen Sonnabend auf 1,182,594 Pfd. Sterl. L j)

(A. A. C.) Jm ganzen Königreich vollzogen sich gestern die Munizipalwahlen. Nach den bis jeßt vorliegenden Be- rihten verliefen dieselben ohne besondere Aufregung und fielen in den meisten Fällen, wo sich liberale und konservative Kandidaten gegenüberstanden, zu Gunsten der leßteren aus. Jn Liverpool waren die Kandidaten der Home-Rule-Partei erfolgreich. Ss A E T November. (Köln. Ztg.) Morgen findet ein Ka- binetsrath statt. Der englische Konsul Elton brach von Mozambiquë ins Jnnere von Afrika auf, um den regelmäßigen Verkehr zwishen Mozambique und dem Nyassasee aufzuschließen und weitere BORIGA über den Menschenhan del anzustellen. -— Die Livingstone-Ex- pedition wird bei ihren Untersuhungen den Zambefi- strom hinaufzieten.

Frankreich. Paris, 2. November. Der gestrige und heutige Massenbesuch der Friedhöfe ist ohne jegliche politische Kundgebung oder sonstige Störung der öffentlichen Ruhe von Statten gegangen. Der Ministerrath ver- nahm heute im Elisée die Erklärung, dic der Herzog Decazes morgen in der Deputirtenkammer über die aus- wärtige Politik zu geben versprochen hat. Die Minister be- riethen hierauf über den Antrag Gatineau wegen Ein- stellung der Verfolgungen gegen die Communards. Herr Dufaure wird, der „Köln. Ztg.“ zufolge, der Kammer Rechen- [Bal von ¿seiner Unterredung mit den Führern der Linken über diese Frage ablegen und erklären, die Regierung sei mit Einstellung der Verfolgungen vom 1. Fanuar 1877 ab unter Vermehrung der Kategorieen der Ausnahmen einver- standen; in Betreff der Kontumazverurtheilten will Herr Dufaure die Militärgerichtsbarkeit beibehalten, aber, wenn es möglih, die Verjährungsfrist abkürzen. Jm Uebrigen beschloß der Ministerrath, sich sehr versöhnlich zu zeigen. Die Verhandlungen zwischen dem Conseils-Präsiden- ten und den Führern der drei Gruppen der Linken sind noch im Flusse; heute Nachmittag um 4 Uhr hatte Herr Dufaure mit denselben eine neue Besprehung. Fn der heutigen Versammlung der republikanischen Linken der Deputirtenkammer stattete der Vorsißende Bericht über die Unterredung mit dem Minister Dufaure über den Antrag Gatineau ab, und hob die Versöhnlichkeit der Regierung in dieser Angelegenheit hervor. Die beiden ersten Artikel des abgeänderten Antrages Gatinean wurden hierauf von der re- publikanischen Linken angenommen, der dritte Artikel, der von der Gerichtsbarkeit handelt, und das Ganze des Antrages san- den jedo nur eine vorläufige Annahme, da die Versammlung über Artikel 3 erst noch mit den anderen Gruppen der Lin- ken Rath pflegen und das Ergebniß der neuen Verhand- lungen der Parteiführer mit Herrn Dufaure abwarten will. Im Senat beschäftigt man sich mit der Frage der Wiederbesezung der beiden durch den Tod des Hrn. Wolowski und des Generals Letellier-Valazé erledigten Stellen unabseßbarer Senatoren. Neben Chesnelong (für die E und Chabaud La Tour (für das rehte Centrum) werden no genannt: der General Borel, ein ehemaliger Generalstabs- Chef des Marschalls Mac Mahon, der Physiologe Claude Bernard, der Admiral Jauréguiberry und der aus der leßten National- versammlung bekannte republikanishe Advokat Emile Lenoël. Der „Moniteur“ redet heute der Einigung der Linken im Senat mit den Konstitutionellen das Wort. Er wünscht zwar, daß die Linke es den Konstitutionellen überließe, einen Kandidaten für die erledigten Siße aufzustellen, aber wenn das niht annehmbar scheint, so empfiehlt er den Konstitutio- nellen, troßdem für Bernard und Borel zu stimmen. Der bisherige französishe Gesandte in Marokko, Tissot, phen fs unlängst in gleicher Eigenschaft nah Griechenland berufen worden ist, hat Befehl erhalten, sich unverzüglich auf seinen Posten zu begeben. Derselbe wird sich gegen Ende dieser Woche nah Athen einschiffen. : S

Versailles, 3. November. (W. T. B.) Depu tir- tenkammer. Der Minister der Auswärtigen Ange- legenheiten verlas in der heutigen Sißung folgende auf die orientalishen Angelegenheiten bezüglihe Er- klärung: Unsere Politik in den auswärtigen Fragen war uns vorgeschrieben dur das höchste und zwingende Jnteresse, welches sih überall im Lande in eklatanter Weise kundgiebt. Der Frie de i} unser erstes und unser wesentlihstes Bedürf- niß. Wir sind unabänderlich dieser Ueberzeugung treu geblie- ben. Der Friede erlaubt Frankreich, ih der inneren Umge- staltung zu widmen und die erlittenen Unglücks- fälle auszubessern. Der Friede ist also der über- legte und freie Entshluß der französishen Nation. Wir können konstatiren, daß unser Land, während ein Theil Europas einer Beunruhigung unterliegt, deren inge sih überall fühlbar machen, die Absicht ausgesprochen hat, aus\{hließlich zu den fruchtbaren Kämpfen der Jndustrie und des Handels einen Aufruf ergehen zu lassen. Von der An- sicht ausgehend, daß die Ruhe, welche Frankreich genießen will, fo auf ganz Europa ausdehnen müßte, haben wir die Be-

trebungen und Kombinationen unterstüßt, welhe bezwecken,

den urt wiederherzustellen, wo er beeinträchtigt wurde,

und ihn zu beshüßen, wo er bedroht ershien. Keinerlei Un- ewibheit hat entstehen können über die Aufrichtigkeit unserer Fievlichen Gefühle, und über unseren Ents&luß, den Kon- fliften fern zu bleiben, welhe wir hätten Ben müssen, wenn wir weniger Vertrauen in die Weisheit der Regierungen geseßt hätten; wir würden jedoh Jhren Absichten vollständig zuwider gehandelt haben, wenn wir nit jede Gelegenheit er- Sen hätten, um für dasjenige einzutreten, was die gerehte Sache der Christen im Orient ist. Der abgeschlossene Waffen- stillstand ist die erste Etappe auf dem Wege der Beruhigung, der erste Erfolg der Politik der Versöhnung. Sobald die Umstände es gestatten, wird Jhnen die bezügliche diploma- tishe Korrespondenz von der Regierung eie K wer- den. Sie werden in derselben einen Beweis dafür finden,

daß die Regierung der Republik eine geachtete Stellung im euro “7 Concerte eingenommen und stets eine Sprache geführt at, die der Würde und dem Jnteresse des Landes entspriht und doch der Regierung die volle Freiheit ihrer Entschließungen für die Zukunft bewahrt. Wenn gleich- wohl unjerer Erwartung zuwider Verwickelungen entstehen sollten, so können Sie doh überzeugt sein, daß wir niemals aus der Neutralität heraustreten werden, die uns vorgezeihnet ist, und daß wir niemals das Verlangen an Sie stellen werden, in einem Kampfe, bei welchem unsere wesentlichen Futereles niht in Frage kommen, die Ehre und Sicherheit eFrankreihs aufs Spiel zu seßen. Nachdem wir solcher Ge- stalt und nach dem Maße unserer mit denen der übrigen Regierungen vereinigten Anstrengungen Alles gethan haben, um den europäischen Frieden zu erhalten, dürfen wir wenigstens versichert sein, daß wir im Stande sein werden, denselben für uns felbst zu bewahren.

Im Fortgang der Sißung der Deputirtenkammer sprach fi der Conseils-Präsident Dufaure formell gegen den Antrag der Linken auf Einstellung der gerichtlichen Verfol- gung vonan demKommune-Aufstand Betheiligten aus. Die Linke brachte einen vermittelnden Antrag ein, wonach einen Monat nah Verkündung des bezüglichen Geseßes Ver- jährung eintreten soll. Ueber diesen Antrag wird noch zwischen dem Ministerium und der Linken verhandelt.

Türkei. Konstantinopel, 3. November. (W. T. B.) Die Vertreter der Mächte | traten heute bei dem englischen Botschafter Elliot zur Erörterung der Frage über die Demarkationslinie zusammen; man hoffte, ein baldiges Einverständniß zu erzielen. i

Wien, 3. November. (W. T. B.) Jn diplomatischen Kreisen räumt man ein, daß die Art, wie die Pforte die Verhandlungen wegen des Waffenstillstandes in die Länge zog, um mittlerweile auf dem Kriegsschauplaße eine veränderte Situation zu schaffen, ganz A angethan war, die höchste Mißstimmung der russischen Regierungskreise hervorzurufen und so das Ultimatum zu rechtfertigen. Es fällt zudem auf, daß türkfischerseits verbreitet wird, Abdul Kerim Pascha wolle sih in seinem Siegeslaufe nicht Halt gebieten lassen und jeden- fals in Deligrad und Alexinay Winterquartiere beziehen. Hierdurch droht der Vorbedingung des status quo ante eine nicht zulässige Altecirung.

Brüssel, 3. November. (W. D. B) Der „Nord“ meldet nahträglih über die dem Ubshluß des Waffensst il l- standes vorausgegangenen Verhandlungen, daß Vesterreich, Frankreih und Ftalien bei der Pforte das Zugeständniß eines fehswöchentlihen Waffenstillstandes befürwortet hätten. Eng- land habe sich auf die Erklärung beschränkt, daß es gegen einen solhen Waffenstillstand keine Einwendung zu erheben

abe. Ueber das russishe Ultimatum bemerkt der „Nord“ in Uebereinstimmung mit früheren anderweitigen Nachrichten, daß dasselbe durch die bedrängte Lage Serbiens veranlaßt worden sei. N Ï 7

Monastir, 23. Oktober. Die hiesigen Bchörden sind, wie die „Pol. Korr.“ berichtet, mit der Organisirung der Landwehr beschäftigt. Die Redifs und Baschi-Bozuks des Vilajets werden hier eingeübt. Mehrere Bataillone sind bereits nah Larissa abgegangen, da im Hinblick auf die von Griechenland drohen- den Eventualitäten an. der griechishen Grenze größere Truppen- massen konzentrirt werden. Nach Larissa foll das Hauptquar- tier des Armee-Corps kommen, welches gegen Griechenland aufgestellt wird. Das Hauptkontingent zu diesem Corps wer- den die muhamedanischen Arnauten stellen, deren traditionelle Antipathie gegen die Hellenen dabei maßgeblich ist. i

Aus Belgrad, 30. Oktober, shreibt man, zum Theil unter dem Eindrucke der neuesten Unglücksereignisse, der „Pol. Korr.“ Folgendes: a L

„Der Für st ist zur Armee abgereist. Er dürfte indessen kaum über Paratshin hinauskommen. Das Morawathal ift von der tür- fishen Uebermacht stark bedroht. Die furchtbar befestigte Djunislinie ist gefallen, und die Defiléen unmittelbar bei Krusewaß dürften \{chwerlich von Horvatovics gehalten werden können. Auch hegt Ge- neral Tschernajeff keinerlei Hoffnung, diese wohlhabende Stadk des Landes retten zu können. Vielmehr dürfte der tapfere Oberst Horvatovics suchen, si bei Deligrad mit Tschernajeff zu vereinigen, um diese Festung behaupten zu können. Sollte aber Deligrad fallen, was jedenfalls im Bereich der Möglichkeit liegt, da Abdul Kerim über {were Artillerie verfügt, dann giebt es bis Csuprija keinen Halt mehr für die serbische Armee. Das hügelige Land um Parat- sin ist für die Vertheidigung niht ungünstig, allein lange würde eine Armee, die so viel Unglück hatte uid fo tief erschüttert ist, sih dort nicht halten können. jehr prekäre. 2 j L i

roßdem behauptet ‘der „Istok“, daß die Serben {on einen elfiährigen Krieg geführt haben und vor feinem Opfer zurücgeschreckt find. Auch jeßt könne man noch lange fortfämpfen; die Rudnicker erge bieten den Serben natürliche, uneinnehmbare Positionen. Der Südslave is zähe und das Unglück entwickelt in ihm jene Widerstandskraft, die die Türken aus den Kricgen im Anfange dieses Jahrhunderts kennen. In der That eilt Alles, was nur Waffen tragen kann, zum Kriegsminister und bittet um Waffen.

Der russische Generalkonsul Karzoff hat wichtige euren aus Livadia heute erhalten. Man sagt, er habe dieselben -gleih dem Fürsten telegraphisch nachgeschickt. Uebrigens geht Karzoff am 3. November zum Fürsten ins Hauptquartier, wo wichtige Dinge verhandelt werden sollen. . e E

Belgrad, 3. November. (W. T. B.) Fürst Milan ist vom Kriegsschauplaze hierher zurückgek E 8

Cettinje, 3. November. (W. T. B.) Fürst Nikita hat am 1. d. alle in Montenegro _internirten türkischen Gefangenen, mit Ausnahme der Offiziere, entlaffen und über Rjeka nah Shabljak gesandt.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 3. Novem- ber. (W. T. B.) Der hiesige türkishe Botschafter, Kabuli Pascha, beabsichtigt demnächst mit Urlaub nah Wien zu reisen, um dortige Aerzte zu konsultiren.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 31. Oktober (H. N.) Die Fürstin von Wied ist gestern von Sophien- ruh abgereist, um nah Deutschland zurückzukehren. M vet Regierungs-Departements werden in dieser Zeit verschiedene Gesetvorschläg e vorbereitet, welhe dem Reichstag vor- elegt werden sollen. Darunter befinden sich mehrere Vor- {läge, betreffend das Heerwesen. Fn Drontheim wurde am Sonnabend die feierlihe Enthüllung der Torden

\kjold-Statue vorgenommen.

Afrika. Aegypten. Kairo, 3. November. (W. T. B.) In dem gestern dem Khedive überreihten Finanzprojekt von Goeschen und Foubert wird vorgeschlagen, die Daïra aus der unifizirten Schuld auszuscheiden und die Moukabalah zur Amortisirung der auf kurze Frist abgeschlof- senen Anleihen mit der Maßgabe zu verwenden, daß die

Die militärishe Lage ist daher eine

Amortisirung zu 80 Proz. des Nominalbetrages erfolgen soll. Ferner soll der Zinsfuß der Schaßanweisungen auf 10 Proz. herabgeseßt und eine 5prozentige Anleihe von 15 Millionen Pfd. Sterl. ausgegeben werden, welche durch die Erträgnisse der Eisenbahnen garantirt ist. Der hieraus \ich ergebende Betrag soll verwendet werden, um die Anleihen von 1862, 1868 und 1873 zu amortisiren. Nach deren Wegfall würde sih die unifizirte Staatsschuld von 91 Millionen auf 59 Millionen ermäßigen. Dieser Betrag von 59 Millionen soll für die Folgezeit und zwar bis zum Jahre 1885 mit 6 Prozent verzinst und mit ein Prozent jährli amortisirt werden. Endlich wird die Ernennung von engli- schen und französischen Generalkontroleuren vorgeschlagen, welchen in voller Unabhängigkeit vom ägyptishen Finanzz Minister die Ernennung von Generalsteuereinnehmern im ganzen Lande einzuräumen wäre. Der Khedive hat das Pro-

jekt dem Ministerrathe überwiesen.

Nr. 44 des „Centralblatt für dasDeutsche Reich“, ber- ausgegeben im Reichskanzler-Amt, hat folgenden Inhalt: Allgemeine Verwaltungs\sachen: Verweisung von Ausländern aus dem Reichs=- gebiet. JIustizwesen: Ernennung von Mitgliedern Kaiserlicher Disziplinarkammern. Münzwesen: Uebersicht über die Ausprägung von Reichsmünzen. Finanzwesen: Nachweisung über die bis zum 30. Septem- ber 1876 präfkludirten, ferner über die an diesem Tage im Umlaufe bezw. im eigenen Bestande der deuts{en Notenbanken vorhanden ge=- wescnen, sowie über die nach erfolgter Einlösung vernichteten Bank- noten ; Goldankäufe Seitens der Reichsbank. Post- und Telegraven- wesen: Dur Eilboten zu bestellende Brieffendunge nah dem Aus=- lande; Postverbindung mit Konstantinopel. Eisenbahnwesen: Er- öffnung der Bahnstreten Waiblingen - Backnang und Stühlingen- Weizen.

Nr. 38 des „Justiz-Ministerialblatts“ enthält eine Allgemeine Verfügung vom 27. Oktober 1876, betreffend die Ver- wendung des etatsmäßigen Fonds zu Bureaukosten; Verfügungen über die Verrechnung bez. Wiedereinziehung der an Forstshutßbeamte in Untersuchungssachen gezahlten Gebühren.

Nr. 23 des Armee-Verordnungs-Blattes, herau8ges geben vom Kriegs-Ministerium, hat folgenden Inhalt: Aufhören der Whnungszahlung an die Militärgefangenen des Gemeinenstandes in den Festungsgefängnissen. Tagegelderbezug der außerhalb ihrer Garnison kommandirten servisberechtigten Militärbeamten. Winter- Fahrplan der Militär-Eisenbahn. Ponsionirung der Beamten der preußischen Militärverwaltung. Achter Nachtrag zum Schulrer- zeihniß vom 19. Januar d. J. Eröffnung von Eisenbahnstrecken. Heranziehung von Offizieren und Unteroffizieren zu einem Turn- Fursus. Erstattung der Mehrkosten, welche dur Kommandirung von Handwerkern gegen die Garnisonverpflegung entstehen. Reise- kompetenzen der zur Uebung in einem anderen Corpsbezirke heran- gezogenen Reserve-Offiziere in den Fällen, in welchen Mehrkofsten erwabsen würden. Eröffnung der Eisenbahn Bolchen-Teterchen. Begleitung der Kommandos von mehr als 20 Mann resp Pfer- den Seitens der Offiziere. Eröffnung der Eisenbahn Scherfede- Holzminden. Bekanntmachung der Lebensversicherungs-Anstalt für die Armee und Marine. Vorräthighaltung von Druäformularen bei der Königlichen Staatsdrukerei.

Das Septemberheft des „Centralblatts für die gesammte Unterrichtsverwaltung in Preußen“ hat fol- genden Inhalt: Gesetz, betreffend die Geschäftssprache der Behörden 2c. Verordnung, betr. die Gestattung des Gebrauchs ciner fremden Sprache neben der deutschen als Geschäftssprache. Kommissionen für die wissenschaftliche Staatsprüfung der Theologen: Zusammen- sekung der Kommission I. zu Breélau. Vertretung eines plößlich verhinderten Kommissionsmitgliedes. Ausführung der neuen Vor- \hriften über Ausbildung und Prüfung für den Staatsdienst im Bau- und Maschinenfahe. Museen für rheinische Alterthümer zu Bonn und zu Trier. Errichtung von Standbildern der Gebrüder Humboldt vor dem Univers.-Gebäude zu Berlin. Verabfolgung neuer Verlagsartikel an die Königliche Bibliothek zu Berlin und an die Provinzial-Bibliothek. Preisaufgaben für die Auffindung eines Verfahrens zum Reinigen von Gips8abgüssen 2. 1. u. 2. Abstusung der Lehrergehälter. Verwendung von Befoldungserspar- nissen. Kompensation der Leistungen bei der Gymnasial-Abiturienten- prüfung. Berichte über Handschriften und alte Druckwerke in Schul- bibliotbeken. Kaution der Rendanten höherer Unterrichtéanstalten. Ausstellung von Lehrmitteln preußischer Unterricht8anstalten auf der internationalen Ausstellung zu Brüssel. Reihenfolge der Revision der Schullehrer-Seminare. Umfang der Uebungs8orgel für Präpa=- randenanstalten. Rechnungswesen bei den Seminaren 2c. : Vermei- dung von Etatsüberschreitungen, Behandlung der Mehreinnah- men 2c. Beiträge der Arbeits- und Lehrberren zur Unterhaltung ciner gewerblichen Fortbildungss{ule. Schulbildung der Armee- Ersakmannschaften. Vertretung der Schulgemeinde, der Schulstelle und des Lehr.rs, insbesondere in Angelegenheiten der Dotation der Scbulstelle. Aufbringung der Kosten für Vertretung einer Schule in streitigen Bausachen. Verleihung von Orden. Charakter-Ver- leibung. Personalchronik.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Stuttgart, Sonnabend, 4. November, Mittags. Die Kammern sind heute durch den König gefchlof}en wor: den. Jn der Thronrede heißt es u. A.: „Jh sehe mit Genugthuung die Stände versammelt jeßt, wo eine be- deutsame Periode pflichttreuen und fruhtbaren Schaffens \chließt. Sie haben von Neuem Fhr patriotisches Jnteresse für die Befriedigung der außerordentlichen Bedürfnisse meiner Truppen bethätigt. Jch gedenke gern bei diefem Anlasse der Thatsache, daß mein Armee-Corps vor Kurzem die Probe tüchtiger Ausbildung und pflichtmäßiger Dis- ziplin vor seinem Kaiserlihen Oberfeldherrn mit vollen Ehren bestand. Für die einheitliche Leitung der Staats- geschäfte sowohl in den inneren Angelegenheiten des Landes, als auch in den Beziehungen zum Reich ist eine werthvolle Gewähr geschaffen durch das Verfassungs- geseß über die Bildung des Staats-Ministeriums. Die Verwaltungsrehtspflege wird vermöge der erzielten Eini- gung weiter vervollklommnet werden durch Einführung eines öffentlihen mündlichen Verfahrens, durch Verminderung der Instanzen, sowie durh eine Umgestaltung der oberjien Spruchbehörde im Sinne einer vermehrten richterlichen Unabhängigkeit. Das nahende Ende der sechsjährigen Wahlperiode mahnt mich, einen Rückblick zu werfen auf Alles, was diese Jahre an schwerwiegenden Ent- \chlüssen, Mühen und Erfolgen umfassen. Unter dem Eindrucke weltbewegender Ereignisse zum erstmaligen ZU- sammentritte berufen, haben Sie durh Jhre Zustim- mung die Verträge besiegelt, kraft welcher mein Land seine Stelle in dem Neubaue des Deutshen Reichs eingenommen hat. Von damals bis heute haben Ste in un- ermüdetem Zusammenwirken mit der Regierung eine Fülle mannigfacher bedeutender gescßgeberischer Aufgaben gelöst, wie sie in folhem Maße kaum einer früheren Landesvertretung beschieden waren. Empfangen Sie meinen warmen Dank für

Jhren Rath und Jhre Arbeit.“