1900 / 183 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 03 Aug 1900 18:00:01 GMT) scan diff

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12 Uhr 6 Minuten Nahts) Beförderung crhalten, treffen, ausgenomm-:n den 7. bis 12, 21. bis 24. 26. August, 6. bis 9., 19, bis 23. und 30. September, noch an demselben Tage auf Röm ein. Kiel, den 26. Juli 1900. Kaiserliche 4 Valin

HoTkTstmann.

Das im Jahre 1889 in Middlesborough aus Eisen erbaute, bisher unter dänischer Flagge gefahrene T U „Borneo“ hat durch den Uebergang in das ausschließliche Eigenthum des deutschen Reichsangehörigen Carl Levers in Bibrus unter dem Namen „Margaretha“ das Recht zur

Mng der deutshen Flagge erlangt. Dem Schiffe, für welches der Eigenthümer Hamburg zum Heimathshafen gewählt hat, ist von dem Kaiserlihen General- Konsulat in Kopenhagen me dem 12. Juli d. J. ein Flaggenzeugniß ertheilt worden.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Rummer 34 des „Reichs-Gesehblatts“ enthält unter

Nr. 2702 die Bekanntmachung, betreffend Aenderungen der Militär-Transport-Ordnung, vom 26. Juli 1900.

Berlin W., den 3. August 1900.

Kaiserliches Post:Zeitungsamt. Jn Vertretung: Bath.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht :

die Militär-Jntendantur-Assessoren von Worgißky und Nerlich, Vorstände der Jntendanturen der 17. und 6. Di- vision, zu Militär-Jntendanturräthen zu ernennen.

Auf Jhren Bericht vom 16. Juli d. J. will Jh ge- nehmigen, daß bei der von der Staatsbauverwaltung auszuführenden Errichtung eines Leuchtfeuers - zu Staberhuk auf Fehmarn, Regierungsbezirk Schleswig, ur Entziehung und zur dauernden Beschränkung des für diese

nlage in Änspruh zu nehmenden Grundeigenthums das Enteignungsverfahren nah Maßgabe des Geseßes vom 11. Juni 1874 (G.-S. S. 221 ff.) in Anwendung gebracht werde. Der eingereichte Lageplan erfolgt anbei zurü.

An Bord Meiner Yacht „Hohenzollern“, Bergen, den |

25. Juli 1900. Wilhelm R.

Für den Minister der öffentlichen Arbeiten: Schönstedt. An den Minister der öffentlihen Arbeiten.

Finanz-Ministerium.

Verseßt sind in gleiher Diensteigenshaft die Kataster- Kontroleure Sewig in Fcißlar nah Rinteln, Carl Wehn in Ostrowo nah Senftenberg und Tempelhoff. in Angerburg nach Neustadt a. Rbge. -

Die Kataster-Landmesser Martin Wollenhaupt in Stade, Schiffler in Magdeburg und Traugott Schulz in Lüneburg sind zu Kataster-Kontroleuren in Frißlar bezw. Ostrowo und Angerburg bestellt worden.

Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten. Königliche Friedrih-Wilhelms-Universität. BelanuütmaPhuÑñnag.

Die philosophishe Fakultät hat das Paderstein- Stipendium für 1900 dem Assistenten an der mineralogisch- petrographishen Sammlung Dr. Ferdinand von Wolff zuerkannt.

Berlin, den 1. August 1900.

Rektor und Senat der Königlichen Friedrih-:Wilhelms-Universität. Fu chs.

Betanntmach una.

Gemäß S 46 des Kommunalabgabengescßes vom 14. Juli 1893 (Geseßz-Sammlung Seite 152) wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß O daßderimlaufenden Steuerjahre zu den Kom - munalabgaben einshäßbare Reinertrag aus dem Be- triebsjahre 1899 bei der Georgsmarienhütten-Eisen - bahn auf 9285 4/6 80“Z festgestellt worden ist.

Münster, den 30. Juli 1900.

Der Königliche Eisenbahn-Kommissar. Lüdi cke.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 3. August.

Seine Majestät der Kaiser und König empfingen, wie aus Bremerhaven gemeldet wird, gestern den neu ernannten Königlich württembergishen Militär-Bevollmächtigten, Obersten von Marchtaler. i

Gestern Nachmittag besichtigten Seine Majestät die zur Ausreise auf den Transportdampfern „Rhein“ und „Adria“ eingeschifften und bereiten Truppen, verabschiedeten hierbei an Bord des ersteren das Oberkommando des Expeditionskorps und wohnten demnächst mit JFhrer Majestät der Kaiserin und Königin an Bord der Yacht „Hohenzollern“ dem Aus- laufen der genannten Schiffe bei.

Hcute Vormittag infpizierten Seine Majestät den zur morgigen Abfahrt in der Ausrüstung und Befrachtung .be- griffenen Truppen-Transportdampfer „Phönicia“ und hörten, an Bord der Yacht „Hohenzollern“ zurückgekehrt, den Vortrag des Staatssekretärs des Auswärtigen Amts, Staats-Ministers Grafen von Bülow.

Durch eine gestern ausgegebene Soa4dernummer des „Marine - Verordnungsblatts“ wird folgend. Allerhöch fte Ordres betreffend die Trauer um den verewigten Herzog Alfred von Sachsen-Coburg und Gotha, Königliche Hoheit, zur Kenntniß der Marine gebracht: Mit Meiner Morine beklage Jh trauernd das Hinscheiden des Herzogs Alfred von Sachsen. Coburg und Gotha, Königliche Hoheit, des ersten regierenden deutsden Fürsten, welcher zugleih deutsch-r und englisher Admiral war. In dem Gntschlafenen hat Meine Marine einen treuen Freund und hohen Gönner verloren, voll des wärmften Interesses für die Gntroickelung und den Ausbau der Flotte. Um den (Empfindungen \{chmerz;licher Trauer und chrender Erinnerung an den O erenen noch besonderen Ausdruck zu geben, bestimme Jch ierdurch:

1) Meine Schiffe in der Heimath haben bis nach erfolgter Bets seßung die Flagge balbstocks zu führen.

2) Die Seeoffiztere legen bis zum 7. August dieses Jahres Trauer um den linken Unterarm an.

3) An den Betisetzungtfeterlichkeiten haben th:il zu nehmen:

a. der General-Inspekteur der Marine,

b. eine Abordnung, bestehend aus einem Kontre-Admiral sowie je einem Secosfizier der folgenden Dienstgrade nah Vereinbarung ‘der Marinestations-Chefs und je einem Dekosfizier, Unteroffizier und Ge- meinen betder Marinestations-Kommandos.

Sie haben diese Ordre der Marine bekannt zu machen.

Helgoland, an Bord Meiner Yacht „Hohenzollern“, den

31. Juli 1900. Wilhelm.

An den Reichskanzler (Neihs-Marincamt).

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Vineta“, Kommandant: Kapitän zur Sce da Fonseca-Wollheim, gestern in Santa Lucia angekommen und beabsichtigt, am 4. August wieder in See zu gchen.

S. M. S. „Kaiserin Augusta“, Kommandant: Kapitän zur See Gülich, ist heute in Tschifu eingetroffen und alsbald wieder in See gegangen.

Ver Dampfer Wibtelind“ mit dem. 1.S ééz Bataillon an Bord, Transportführer: Major von Madai, und der Dampfer „Frankfurt“ mit dem 2. See-Batagillon an Bord, Transpor1führer: Major von Kronhelm, sind in Singapore angekommen und beabsichtigen, am 4. August nah Hongkong in See zu gehen.

Der Dampfer „General“ mit der abgelösten Be- saßung S. M. S. „Schwalbe“ an Bord, Transport- führer: Oberleutnant zur See Memminger, is am 1. August in Neapel angekommen und gestern nach Lissabon in See gegangen.

Bayern.

Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent wird, der „Allg. Ztg.“ zufolge, bei den Beiseßungsfeierlichkeiten für den König Humbert von Jtalien in Rom durch Seine Königliche Hoheit den Prinzen Ludwig Ferdinand ver- treten werden. Ferner wird eine Deputation des in Er- langen garnisonierenden 19. Jnfanterie - Regiments „König Humbert von Jtalien“, bestehend aus dem Regiments-Kommandcur, einem Bataillons-Kommantdeur, einem Hauptmann und einem Leutnant, der Beisezungsfeier bei- wohnen.

Heute früh um 21/4 Uhr erfolgte, wie „W. T. B.“ be- richtet, vom Rangierbahnhof Laim in München die Abfahrt des 2. (bayerishen) Bataillons des 4. O stasiatischen JFnfanterie-Regiments. Zur Verabschiedung waren Jhre Königlihen Hoheiten der Prinz Alfons und der GErzog Christoph n Bayern sowie 4 dév Kriegs - Minister Freiherr von Asch und andere her- vorragende Persönlichkeiten ershienen. Die Abfahrt des Bataillons gab zu einer begeisterten Kundgebung der Volks- menge Anlaß, welche sich 1roß der frühen Morgenstunde auf dem entfernt gelegenen Bahnhof eingefunden hatte.

Sachsen-Coburg-Gotha.

Seine Königliche Hoheit der Herzog Karl Eduard ist gestern Nachmittag in Coburg eingetroffen und hat im Resi- denzshlosse Wohnung genommen.

Der gemeinschaftliche

Z i l Landtag der Herzog- thümer Coburg und Gotha trat gestern unter dem Vor-

size des Vize - Präsidenten Rädlein in Gotha zu- sammen. Der Staats-Minister von Strenge machte, wie „W. T. B berichtet, dem Landtage die amtliche Meldung vom Tode Seiner Königlih-n Hoheit des Herzogs Alfred und erklärte, das Ministerium habe sofort den Erbprinzen zu Hohenlohe-Langenburg ersucht, als Vormund des minde: jährigen Herzogs Karl Eduard die Re- gierungsverwesung auf Grund des Geseßes vom 15. Juli 1899 zu übernehmcn. Der Erbprinz habe sih dazu bereit erklärt und die in der Verfassung vorgesehere Urkunde mit folgendem Wortlaut ausgestellt :

Wir Ernst Erbprinz zu Hohenlohe - Langenburg, gegenwärtig Vormund Seiner Königlichen Hoheit des Herzogs Karl Eduard yon Sachsen Coburg und Gotba und also solcher durch das Coburg: Gotbatsche Gesey 10w 15. Auli 1899 der Thronfolge in den Herzogthümern Cobucag und Gotha für die Dauer der Minderjährigkeit tes Herzogs zum Megierungsoerweser berufen, haben uns ent- schlofsen, dieselbe zu Übernehmen, und ertheilen kraft gegen- wärtiger Uifurnde folgenden Schwur derselben zur Sicherung: „Ich chæöre, daß ih tie Verfassung der Herzogthümer Coburg

* und Gotha stets gewissenhaft beobachten und kräftig hüten will, so

wahr Mir Gott hel)e.“ Wir ordnen an, daß diese Urkunde über unsere Entschlicßnng \{riftlich an den gemeinfcha}tlihen Landtag ab- gegeben und eine beglaubigte Abschrift derjelben in dem Staats-Archiv hinterlegt werde. Gegeben am 1. August 1900.

Ernst Erbprinz zu Hohenlohe-Langenburg. von Stienge. von Wittken. Schmidt. Meßmer. Hlerling. Der Minister von Strenge überreichte sodann dem Vor- sißenden die Urkunde und erklärte, daß damit die Negierungs- gewalt für die Dauer der Minderjährigkeit des Herzogs Karl Eduard auf den NacoruimEnbeieer übergegangen sei. Der Erbprinz lasse dem Landtage scinen Gruß entbieten und bitte denselben, das Versprechen entgegenzunchmen, daß er bemüht sein werde, die ihm gestellte Aufgabe nach Kräften zu lôsen. Der Erbprinz verkenne die eigenartigen Schwierig- keiten seines Amtes n:cht, werde aber bemüht sein, dem Herzog, der in so jungen Jahren zur Régierung komme, nah seinen Kräften die Uebernahme der Regierung zu erleichiern, damit : dessen Negaruog dem Lande zum Segen * gereiche. Er rechne dabei auf den Beistand Gottes, die Hingebung

der Behörden, die Mitwinkung und treue Berathung des

Landtages und die Hilfe der Bevölkerung. Hicrauf widmete der Vize-Präsident Rädlein dem Herzog Alfred warme Worte des Nachrufs und sprah die Erwartung aus, daß die Er- ziehung des Herzogs Karl Eduard durch den Regierungs- verweser in eht nationalem Sinne werde geleitet werden, damit derselbe deutsch fühlen und deutsh denken lerne. Unter solher Voraussezung werde der Segen des Himmels nicht fehlen. Sodann wurde der Landtag geschlossen.

Elsaß-Lothringen.

Die Abfahrt des 1. Bataillons des 4. Ostasiatischen Jufanterie-Regiments erfolgte heute, wie „W. T. B.“ b.richtet, von Hagenau mittels Sonderzugs nah Bremerhaven unter patriotishen Kundgebungen der Bevölkerung. Nach der Vereinigung mit dem 2. (bayerischen) Bataillon findet morgen die Ausreise auf der „Phönicia“ statt.

Oesterreichß-Ungarn.

Der Kaiser ließ, wié die „Politishe Correspondenz“ meldet, unmittelbar nah dem Empfange der Nachricht von der Ermordung des Königs Humbert an die Königin Margherita und den König Victor Emanuel in herz- lichsten Worten gehaltene Beleids-Telegramme gelangen. Jn der an die Königin Margherita gerichteten Depesche gab der Kaiser seiner unermeßlichen Theilnahme an dem erlittenen herben Verluste sowie der tiefen Erschütterung durch das entseßliche Verbrechen Ausdruck, welches die Königin, die Königliche Familie und ganz Jtalien in Trauer verseßt und den Kaiser eines sehr geliebten Freundes beraubt habe. Gott allein könne der Königin Kraft verleihen, diese shwere Prüfung zu ertragen. Jn dem Telegramm an den König Victor Emanuel heißt es, der Kaiser sei tief ergriffen von dem Ereigniß, durch welches der König und dessen erlauhte Familie und mit Ftalien die ganze Menschheit in Trauer verseßt worden sei. Das Telegramm schließt mit dem Wunsche, die Vorsehung möge dem König allen Trost gewähren, dessen er in diesen Tagen der Trauer bedürfe.

Der A ist, wie „W.. T. B.“ Aneldet, gestern Mittag von Wien nah Rom abgereist, um den Kaiser bei der Leichenfeier für den König Humbert zu vertreten.

Großbritannien und Frland,

Der Prinz von Wales, der Herzog von York, der Herzog von Connaught, der Kronprinz von Griechen- [land und der Admiral Sir Frederick Richards sowie eine Deputation der Marine sind zur Theilnahme an den Bei- sezungsfeierlihkeiten gestern von London nach Coburg abgereist.

Üeber die gestrigen Sißungen beider Häuser des Parlaments liegt folgender Bericht des „W. T. B.“ vor:

Im Ober hau je brachte der Premier-Minister Lord Salisbury den Entwurf einer Adresse ein, in welh?r der Königin und der Herzogin Maria von Sachsen-Coburg und Gotha das Beileid des Hauses ausgesprochen wird. Der Entwurf wurde voa Lord Kimberley unterstüßt und fodann vom Hause angenommen. Im weiteren Verlaufe der Sipung genehmigte das Haus die dritte Lesung der Bill, betreffend die ländlichen Pachtungen.

Im Unterhause legte der Erst- Lord des Shaßzamts Bal - four den Entwurf einer Adresse vor, welher dem im Oberhause vorgelegten Entwurfe entspriht. Sir Henry Campbell Banner- man unterstüßte den Antrag u:d führte aus, taß der verstorbene Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha, obwohl Engländer ven Geburt, Erziehung u»d Neigung, dch au feine Aufgabe als deutscher Fürst trefflich erfüllt habe. Der Adr:ßentwur| wurde sodann anzenommen. Der Erste Locd des Schaßamts Balfour theilte hierauf mit, die britishe Regierung hate der belgischen Negierung mitgetheilt, daß sie in dem Ecgebniß des Prozesses gegen Sipido einen shweren, unselig-n Mißgriff der Justiz erblicke und mit Bedauern und Ueberca¡hung erfahren have, daß die belgische keinerli Maßnahmen aetroffen habe, Sipido so lange festzuhalten, als keine Entscheidung darüber getroffen worden set, was mit Nücksichr auf de-n Wahrspruch des Gerichtshofes zu erfolgen habe. Die belgische Regieruag habe hierauf bisher nicht geantwortet. Sodann bemerkte der. Staatssekretär für die Koloaten Chamberlain, daß der Tarif, welcher für die Ginfuhr in die Oranje-Rivoer-Kolonie zur Anwendung gelange, der Zoll-Einheits-Tarif sei, welher für die Kapkolonie und Natal gelte. Der Unter-Staatssekretär des Aeußern Brodrick erwiderte auf eine an ihn gerichtete Anfraze, die Regi-rung habe vor wenigen Stunden die Zustimmung der französishenNegierun 4g zu einem Schiedsgericht, betreffend die Höhe der Eatschädigung in der Weimafrage, erhalten, (Die Weimafrage entstand infolge cines Zusammenstoßes zwischen - britishen und französishen Truppen, welcher vor einigen Jahren bet Weima in West- Afrika stattf nd und bei dem mehrere britishe Oisfiziere fielen.) Die französishe Regierung gebe im Prinzip zu, daß sie in der Weimafrage zu einer Entshädigung verpflihtet sei, und das Schiedégericht habe nur über die Höhe der Ent- \{ädigung zu entscheiden. Die britische Negierung räum- cin, daß sie ihrerseits eine Entschädigung \hulde wegen der Bersenkung eines französishen Schij[es auf dem Niger, und hierüber werde gleichzeitig dur das Schiedsgericht entshieden werden. Die britis® Negterung habe 5000 Pfund angeboten, Frarkreih verlange 8000 Pfund. Auch andere, ähnli liegende Fragen in West-Afrtka sollten diesem Schiedsgeriht unterbreitet werden. Im weiteren Verlauf der Berathung über den Nachtrags-Etat stimmte Sir Edward Grey der Aeußerung zu, daß es niht recht an der Zeit jet, die Lage der Dinge in China einer eingehenden Prüfung zu unter- ziehen, betonte aber, weiche Erleichterung man empfinde, wenn man jeßt daran denke, was die Truppen der Verbündeten în Peking vor- finden würten, wenn ihr Vormarsch gelinge. . Die Lösung der Eatschädiguagsfrage werde schr s{wierig sein, er hoffe indessen, daß etne tercitóviale Entschädigung niht in Frage ftehe, daß es ih vielmehr nur um eine GSeldéntshädigung handle, die aber, wenn sle zweckentsprehend fein solle, sehr hoch bemessen werden müsse. Die größte Aufgabe Großbritanniens sei es zunächst, die Persönlichkeiten in höheren hinesishen Sfellen festzustellen, welche verantwortlich seièn, und für deren persönlihe Bestcafu=g Sorge zu tragen. Er boffe, daß bei den ganzen Unruhen für China eine bessere Regierung für. die Zukunft herauskommen werde. E3 fei aicht Großbritanniens Sache oder die irgend einer anderen Macht, den Vet- su zu machen, eine chinesis{he Regierung zu bilden, tas sei Sache der Chinesen felb|. Er“ hoffe, daß ih die Regierung von terri- torialen Erwerbungen fern halten werde, daß sih au andere Mächte zu dieser Anschauung bekehren würden, und daß die Lehren der jün,„ften Tage von dea Mächten ins Auge gefaßt werden und die Mächte mehr geneigt sein würden, China sih selbst zu überlassen. Der Unter- Staatssekretär des Aeußern Brodrick betonte in seiner Erwiderung, daß das Gebiet, welhes Korea an Rußland abgetreten habe, voll- ständig im fkoreanishen Machtbereih liege und daß - inter- nationale Rechte niht dadurch berührt würden. Die britishe Regierung habe demnach keinen Grund. sich in die Sahhe einzumishen. Was die Lage in China angehe, so habe kein Zeitpunkt gewählt werden können, der ungünstiger set als der jeyige, um über ‘diese Frage zu sprehen. Es sei doch eine etwas: erniedrigende: Thatsache, daß tn- Peking 200" Engländer Wochen lang un. Entsay bâäten,- der ibnen jeht.-noh nit einmal gebracht

Regierung

woiden' set, Soweit die Regierung die Sachlage beurtheilen könne,

Gabe das Kooperieren der Befehlshaber der verschiedenen I t feine Uebelstände gezeitigt und zu keinerlei unvermeit- sichen Aufschüben gefübrt. Er müsse andererseits auch der Behaup- tung Ashmead Bartlett's entgegent:eten, daß die Regierung Japan erst zu spät aufgefordert habe, Truvpen nach China zu fenden. Von Anfang an habe dié Regierung dur die Entsendung britischer Truppen und dur das Anerbieten, Japan finanziell zu unterstüßen, ih be- müht, die Ueberzeugung zu erwecken, daß so viel Truppen als nur möglich zum Entsayg von Peking nah Tientsin gesha|fft werden müßten. Die Regterung babe dié Krisis niemals unters{äßt und durch keinerlei Aktion beshleunigt. Zweifellos bestehe bei den einzelnen Mächten und auch bei einigen Leuten in England die Anschauung, daß China etn gestürzter Koloß sei, den man deshalb zerstückeln kôane, Durch die jüngsten Greignisse habe man erfahren, wie sehr man ih kei ter Beurtheilung der Defensiokraft Chinas verrechnet habe. Erst im vergangenen Jabre sei wieder ein Druck auf die Regierung ausgeübt worden, daß sie die Polizei am Yang-tse-Kiang und am Westfluß über- nehmen und die Hafenpläße mit chinesischen CTruppen unier britischen Offizieren besetzen solle. Die Regierung habe aber stets betont, daß fie Souveränetätsrechte dort nichk usurpieren könne. Die Regierung hoffe, eine der dauernd wohlthätigea Folgen dieser Unruhen werde die sein, daß andere Mächte ebenso wie Großbri- tannien sch nicht mehr von der Anschauung verleiten lassen würden, daß man die Entwickelung Chinas beschleunige, wenn man es zur Eile aytreibe. Es sei schwer, si für eine Politik zu erklären, wenn {hon ihre Grundlagen zweifelhaft feien. Maùñ ‘olle aber nit eiwa glauben, daß, wenn er sage, man müsse bei der Entwickelung Chinas Geduld und Vorsicht walten lassen, die Regierung von der führenden Stelle in allen chinesishen Fragen zurücfzutreten beabsichtige, welche Großbritannien getühre. Gins sei flar. Großbritannien sei verpflichtet, mit allen Mitteln, die ihm zu Gebote ständen, gemeinsam mit den übrigen Mächten den Entsaßz der Gc sandtschasten zu erstreben, was für Schwierigkeiten sh auch erbeben wöchten. Es sei ferner durchaus klar, daß die Mächte dem chinesishen Volk beibringen müßten, was die Unverleßlichkett der Gesandten :u bedeuten habe, und daß die UNeberlegenheit des Wr stens im Thale des Yang-tse-Kiana ebenso wie an allen anderen SteVen sichergestellt werde. Jn China herrsche allgemein ein Ges fühl der U-ruhe. Großbritänniens Aufgabe sei es, soweit dies mögli fet, am Yong-tse-Kiang seine Schiffe und Truppen dazu zu verwenten, diese Unruhe zu beschwichtigen und die Vize-Könige bei der Wiederher» tellung der Ordnung zu unterstüßen. Die Regierung könne nicht die Erwartung erfüllen, die britishen Trupyen über dieses ganze gewaltige Gebiet zu vertheilen, sie szi indessen entschlossen, was auch gesehen wöge, die Stadt Schanghai mit Rücksicht auf einen etwaigen Fehl- \&lag der britishen Truppen im Nocden zu balten. Gine dritte Brigade sei aus Indien zur Vertheidigung der im Süden bedrohten Plätze beordert worden. Großbritannien habe sih gegen die Frage einer Theilung gewandt, da es glaube, daß hiermit für die Handel interessen eine Belastung mit unendlichen Gefahren verbunden sei. Gr habe feinen Grund anzunchmen, daß England in dieser Hinsicht mit irgend einer anderen Macht in Widerspru) stehe. Denen, wélche viellziht die entgegengesetzte Ansiht begünstigten, hätten wohl die jüngsten Ereigniffe eine ketlsame Lehre éttheilt. Die künftig herrshende Regierung in China müsse eine Regierung für die Chinesea seia und. aus Chinesen bestehen. Großbritannien sei nicht geneint, selbst die Aufgabe zu übernehmen oder andere Mächte dabet zu unterstüßen, China zu einem weiten Sndien zu machen. W238 nun dîe Zukunjt anlange, so müsse China für den Schaden aufkommen. Er sei mit ter Anregung Sir Etwzrd Grey?s einverstanden, die verant- wortlich:n Personen zu bestrafen, aber die Art der Entschädigung fest- zustellen, müsse künftiger Ecwägaung überlassen bleiben. Großbritannien habe bemerkt, daß für die kombinierte Aktion gemifse Grerzen be- ständen, und es würde unvernünftig füc die Regierung fein, bei Verhand- lungen mit Mächten, welche einander widerspreh-nde Interessen hätten und verschiedene Auffassungen von nationaler Verpflichtung gegenüber China haben müßten, si eng an etne Abmachung zu binden, welche es später in Verlegenheit brin zen könne, zu einer Zeit, wo es besser sei, den halben Weg im Eiayernehmen mit den Mächten zu gehen, als zu versuhen, den ganzen Weg allein zu gehen. Obwohl die Regierung niht fehe, daß wirklihe Schritte zur_ Zeit gethan würden, fo halte fie doch an der Hoffnung fest, daß die Mächte eine Grundlage finden würden, auf welh-r eine chinesische Nezierung errichtet werden könne, welche ibren Unterthanen nit die Wohlthaten, auf die sie Anspruch hätten, vollkommen versage. Nach weiterer längerer Debatte wurde der Nachtrags Etat genehmigt, ebenso die dritte Lesung dér Bill, betreffend das Verbot der Aus- fuhr von Waffen. Frankreich.

Als der Schah von Persien, begleitet von dem Großz- vezir und dem General Parent, gestern Vormittag zu Wagen den Palast der Souveräne verlassen hatte, um sih nah Sèvres zu begeben, stürzte, wie „W. T. B.“ meldet, an der Ee der Avenue Malakoff ein Mann, der sich zwischen zwei Automobil -Fahrzeugen verborgen hatte, bervox; warf einen - radfahrenden Polizisten, der eben dem Wagen des Schah nachfolgen wollte, zu Boden und richtete zwei bis drei mal einen Revolver gegen den Wagen des Schah. Gerade als er seine Linke auf den Wagenrand stüßte, {lua ihm cin Offizier mit der flachen Säbelklinge die Schußwaffe zur Seite, während sih ein Polizeibeamter auf den Mann warf und ihn fest umklammert hielt. Der Wagen des Schah, der einen kurzen Aufenthalt erlitten hatte, seßte wenige Augenblicke darauf die Fahrt fort. Der Verbrecher, der 27 bis 28 Jahre alt zu sein scheint, soll bei seiner Fest- nahme zu den Polizisten gesagt haben : „Euer Herr wird gut thun, zu demissionieren, denn wir werden iha kriegen.“ An Geld hatte er zwei Francs bei sich. Er spricht mit stark süd- lichem Accent; man glaubt aber nicht, daß es ein Jtaliener sei.

Der „Temps“ giebt folgende Darstellung des auf den Schah von Persien verübten Attentats: Der Wagen des Schah hatte ungefähr 20 m ‘zurückgelegt und fam bei einem neuen, noch - unbewohnten Hause vorüber, als plöglich ein junger Bursche die Reihe der Polizei- beamten durhbrach und mit einem Saße auf das Tritt- brett des Wagens des Schah sprang. Er hielt einen Revolver in der Hand und richtete diesen auf die Brust des Schah. Sei es nun, daß der Verbrecher zögerte oder erst zielen wollte, genug, der Schah konnte sich etwas nah links neigen und die rechte Hand des Verbrechers ergreifen. Als dann der Großvezir diesen beim Handgelenk faßte und dasselbe heftig drückte, fiel dem Mörder die Wasfe aus der

and. In demselben Augenblick packten ihn ein Polizei- R rior und mehrere andere Polizeibeamte, während die Menge in den Ruf aushrah: „Nieder mit dem Mörder!“ „Dód dem Mörder!“ Der Schah bcwahzrte völlig seine Kaltblütig- keit, während sih seiner Umgebung eine große Aufregung be- mächtigte. Der Schah befahl, daß dec Wagen jeinen Weg fortseßze, und begab sicd dann in einem Boote nah Sèvres und von da nah Versailles. An Bord des Bootes empfingen der Minister des Aeußern Delcassé und der Unterrichts-Minister Leygues den Schah. ‘Alsbald nah der um 41/g Uhr er- folgten Rückkehr nah Paris stattete der Präsident Loubét dem Schah einen Besuch ab. Die Zusammenkunft, welche sehr herzlih war, dguerte- fünf Minuten. | i

Die Minister sowie alle Mitglieder des diplomati- \chen Korps haben im Palais der Souveräne ihre Karten abgegeben. Das Palais wird sharf bewacht.

Ganz kurz vor seiner Ausfahrt hatte ter Schah einen aus N. apel datierten, aber in Paris. zur Post gegeben:n Brief er- halten, der mit einem anscheinend auf „i“ endigenden Namen unterzeihnet war und den Schah benachrichtigte, daß ein Mordanschlag auf ihn stattfinden werde. Der Schah legte dem Briefe keine Bedeutung bei, begnügte sich vielmehr da- mit, ihn d:m Polizeikommissar zu übergeben. Der „Petit Parisien“ meldet, daß der Brief mit Ängelo Barthol!ozzi unterzeihnet gewesen sei und die Mittheilung enthalten habe, daß Anden, welche sich im Hause der Piazza Medina Nr. 5 in Neapel versammelt hätten, einen Freund Bressi's zur Ermordung des Schah bestimmt, hätten. l

Der Untersuchungsrichter Vallès is mit der Unter- suchung des auf den Schah verübten Attentais betraut worden. Der Verbrecher wurde im Polizeibureau photo raphiert. Da er gefesselt war, konnte er feinen Widerstan leisten, doh senkte er beständig den Kopf. Vall2s versuchte ver- gebens, ihn zu vernehmen. Der Uniexsuchungsrichter glaubt nicht, daß der Verhaftete einen ausländischen, sondern vielmehr einen basfishen Accent hat. Er ist ungefähr 30 Jahre alt, 1,71 m groß, hat braune Augen, hellblonden Schnurrbart und dunkle Gesichtsfarbe. Der Untersuchungs- richter hat etwa 15 Personen vernommen, welche Zeugen des Attentats waren, und wird heute Abend den Mörder nah dem Gefängniß de la Santé überführen lassen. Gestern Abend vernahm der Untersuchungsrichtex den Jnspektor des Sicherheitsdienstes Villerme und den Maler Massy. Der Letztere sah den Verbreher vor dem Palais der Souveräne, wie derselbe mit dem Fuße stampfte und jagte: „Es dauert lange!“ Ein anderer Mann, der ihn begleitete, zog die Uhr und sagte: „Es ist 9 Uhr, der Schah wird nicht mehr lange ausbleiben.“ Der Verbrecher weigert sih, einen Vertheidiger anzunehmen, und weist fortgeseßt jede Nahrung zurü. Es ift bisher noch nicht gelungen, seine Persönlichkeit festzustellen. Nach den Zeugenaussagen glaubt man annehmen zu dürfen, daß derselbe Mitschuldige hatte, welche bei der That zugegen waren. Auch soll man versucht haben, ihn nah seiner Verhaftung zu befreien. Der Vertreter der Staatsanwaltschaft soll einem Journalisten gegenüber die Ueberzeugung ausgedrückt haben, daß man einer Verschwörung gegen die Souveräne gegenüberstehe. Der gestrige Mord- anshlag stehe mit dem Verbrechen in Monza in Zusammen- hang. i Tas Panzerschiff „Redoutable“, das die Flaage des Admirals Pottier gesezt hat, und der Kreuzer „Chasfe- loup-Laubat“ sind gestern von Cherbourg nah China in See gegangen.

Rußland.

Der General-Admiral Großfürst Alexis und der General à la suite Fürst Belosselsky-Belosersky, sowie der Flügel- Adjutant Fürst Dolgoruky sind, wie die „Russische Telegraphen- Agentur“ meldet, nah Coburg abgereist, um der Beisezung des Herzogs Alfred von Sachsen-Coburg und Gotha bei- zuwohnen.

Ftalien.

Der König Victor Emanuel hat, wie „W. T. aus Monza meldet, durch Dekret vom gestrigen Tage das gegenwärtige Kabinet bestätigt. Alle Minister, mit Ausnahme des Kriegs-Ministers und des Justiz-Ministers, die in Rom zurückgeblieben sind, leisteten gestern dem König den Eid.

Der Kardinal Ferrari soll der Königin Margherita einen eigenhändigen Brief des Papstes überreicht haben.

Die Leiche des Königs Humbert ist nicht einbalsamiert, sondern gestern Abend im Beisein der Majestäten und Prinzen in einen doppelten Sarg aus Blei und Nußbaumholz gelegt worden. Der „Agenzia Stefani“ zufolge, ist troß eifriger Nach- forshungen das Testament des Königs Humbert bis jeßt nicht gefunden worden. Der Ober-Jägermeister Graf Car- minati di Brambilla wurde nach Rom gesandt, um s dort zu suchen. Dadurch werden die Anordnungen bezüglih des Begräbnisses verzögert. Die Regierung soll formell vor- geschlagen haben, daß das Begräbniß in Rom stattfinde. Das Ministerium des Jnnern hat gestern das Nähere zur Vor- bereitung eines Plaßes im Pantheon angeordnet, wo die sterb- lihén UÜeberrcste des Königs ruhen sollen, bis man eine dauernde Grabstätte für den König errichtet haben werde. Die Zeremonie soll einen rein kirhlihen Charafter haben mit Aus- \{chluß aller Aeußkerlihkeiten. Die Kirche wird nicht geshmückt werden; in der Mitte soll sih ein reicher Katafalk erheben.

Der italienische Konsul inChristiania ist telegraphisch angewiesen worden, die nah den Polarmeeren abgehenden Walfishfahrer zu beaustragen, die Traucrnachricht dem Herzog der Abruzzen zu übermitteln. i i

Die in Mailand erscheinende „Lega Lombarda“ berichtet: Augenzeugen bei der Ermordung des Konigs Humbert und auch der Reitkneht des Königs hätten den Behörden aegenüber ausgesagt: im Augenblick der Ausführung des Ver- brechens seien um den Köaiglihen Wagen vier oder fünf Nerldrieri mit s{hwarzen Kravatlien, gleich derjenigen Bressi's, bemerkt worden. Nach Vollendung der That hätten dieselben Personen lebhaft geschrieen, um die Verwirrung zu steigern und die Flucht Bressi’'s zu erleihtern. Der. „Corriere d’Ftalia“ will wissen, es sei gestern Abend auf einem römischen Bahnhofe ein Mann- unter dem Verdachte, ein Mitschuldiger Bressi's zu sein, verhaftet worden. Derselbe sei erst kürzlich aus New York in Jtalien angekommen. Er werde nah Monza überführt werden. Die „Ztalie“ behauptet, die Polizei habe wichtige Entdeckungen gemacht, es handle sich um ein wirk- lihes Komplott, das in Amcrika und Paris geschmiedet und in Ztalien ausgeführt sei. Es bilde dies die erste Stufe. Andere, ähnliche Verbrechen sollten in Europa zur Ausführung kommen. Es ist ermittelt worden, daß Bressi am vergangenen Sonntag in die Kapelle der Königlichen Villa in Monza während der Messe eingetreten sei, offenbar mit dem Vorsaß, sein Verbrehen auszuführen, wenn der König die Kirche betrete. Der Ministerrath wird sich in etwa 10 Tagen \chlüssig machen, ob Bressi vor das Schwu1 gericht verwiesen oder vor den Obersten Gerichtshof gestellt werden solle. O die Untersuhung in dem Prozesse werde in einem onat be- endigt sein.

Türkei.

Wie „W. T. B.“ aus Konstantinopel erfährt, ist den zu der russishen Flotte im Schwarzen Meere gehörigen Schiffen „Pruth“ und „Dinester“, welche nach China abgehen sollen, durch ein Jrade des Sultans die Er- laubniß zur Durchfahrt durch den Bosporus ertheilt

worden. Die beid:n Schiffe werden ohne Verzug mit Truppen und Kriegsmaterial an Bord die Durchfahrt unternehmen.

Serbien.

Aus Belgrad wird dem „W. T. B.“ gemeldet, daß der frühere Staatsrath Andra Nikolitsh, welcher in ver- schiedenen radikalen Kabinetten Minister war, wieder in den

Staatsrath berufen worden sei. #*

Amerika.

Das Transport\{chiff} „Meade“ ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern mit 1000 Mann Truppen, einschließlich v'er Abtheilungen Kavallerie, von San Francisco nah Taku abgefahren. |

Asien.

Nach einer in London - eingetroffenen Meldung aus -* Simla vom gestrigen Tage is eine dritte Brigäde von Ls Eingeborenen-Regimentern nach. China beordert worden.

Aus Canton vom 1. d. M. meldet „W. T. B.“, daß die dortigen Behörden Rekruten zu einem Monatslohn von 9 Dollars, dem doppelten Betrage der bisherigen Löhnung, annähmen. Es sei ein Tagesbefehl erlassen worden, durch welchen solche Osfiziere mit Strafe bedroht würden, welche sih einen Theil der Löhnung der Truppen aneigneten.

Die „Times“ meldet aus Schanghai vom 1. d. M.: Jn

chinesischen Kreisen verlaute, Li-Ping-Heng sei in Bund eingetroffen und zum zweiten Befehlshaber der Truppen Yung- Lu'’s ernannt worden. Derselbe nehme eine ausgesprochen fremdenfeindlihe Haltung ein. Demselben Blatt zufolge erhielt Li-Hung-Tshang am 31. Juli ein Kaiserliches Dekret, durh welches ihm abermals befohlen wird, sofort nah dem Norden abzureisen. Die Schwierigkeiten seiner Lage nähmen täglih zu. Wie dem “Ecpress aus Schanghai berihtet wird, haben französishe Truppen Mongtse in Yünnan beseßt. “Ein Telegramm des russishen Generals Grodekow an den Kriegs-Minister vom 1. d. M. berichtet, wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg gemeldet wird: Um die von der starken cinesishen Garnison der FestungHunshun undvonSavelovka bedrohten Posten von Novokijevskoje und Prosjet zu befreien, beorderte ich ein Detachement unter dem General Aigustow, Hurishun zu nehmen. Am 29. Juli wurde der Vormarsch bewerkstelligt und der Kampf eröffnet. Die Chinesen widerstanden hartnäckig. Am 30. Juli wurde Hun- {hun bezwungen. Unsere Verluste betragen zwei Offiziere todt, sechs Mann todt, vier verwundet. Erbeutet wurden viele Geschüße. Die Einnahme der Festung Hunschun ist von großer Be- deutung für den gesammten Gang der militärischen Opera- tionen auf dem nördlihen mandshurishen Schauplaß. Der General lobt die Bravour der Truppen der Obersten Zajtshewski und Lissowski. /

Dem russischen Generalstab meldet der General Selivanow aus Chabarowsk vom 31. Juli, er habe aus Schanghai erfahren, daß die Gesandten in Pekmg am Leben seien, und daß bei der Vertheidigung der Gesandtschaften 80 Matrosen ge- fallen seien. Die russishe Gesandtschaft sei wenig beschädigt. Seit - dem 16. Juli hätten die Angriffe aufgehört. Der General Jvanow berihtet vom 29. und 30. Juli aus Taschk ent, daß nach den Berichten des Generals Shigalin die russishe Grenze vom Fort Naryn in Kokano bis Bachtiy gegenüber von Tshugutshak mit Grenzposten beseßt sei. Der russische Konsul in Kul d\cha meldet die Ankunft von 500 Kal- müden in Sujdun, einem Grenzpunkt bei Kuldscha. Aus Urumzi erwarte man 8 Ljanz (Bataillone) Soldaten, etwa 2000 Mann; in Nousujdun würden Wälle für die Ge- hüge applaniert. Die Chinesen in Kaschgar sollten mit 10 000 Stöen bewaffnet werden, um den Soldaten zu Hilfe zu “fommen. Jn Sujdun herrsche unter den Russen eine Panik; viele kehrten nah Rußland zurück. Der Konsul in Tschugut- \chak erfährt, daß das Detachement Torguten dort infolge der Gerüchte von der Mobilisierung des Nachbargebiets auf 500 Mann gebracht werde. Den cinesishen Behörden set befohlen worden, keinen Anlaß zu Mißverftändnissen mit den Russen zu geben. Aus Tientsin wird berichtet, daß die meisten chinesishen Truppen und Boxer bei FJantjun, 30 Werst nördli von Tientsin, sich sammelten. Die Detache- ments des gefallenen Generals Nieh am Peihoflusse hätten nah den vielen Verlusten, welche sie gehabt hätten, fast auf- gehört zu cxistieren. Weiter nördlich gebe es wenig Truppen ; man rechne, daß. sich in Peking 50 000 Mann ausgebildete Truppen und eine große Zahl von Boxern befänden, deren Kraft noch nicht gebrochen sei. Der Marsh auf Peking vor dem Ende der Regenzeit erscheine sehr riskant. Das Wetter sei sehr unregelmäßig.

Nr. 31 der „Veröffentlihungen des Kaiferlichen Gesundhertsamtz3* vom 1. August hat folgenden Inhalt: Tuberkulofe- Merkblatt. Ankündigung. Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige Maßregeln gegen ansteck. nte Krankheiten. Desgl. gegen Pest. Aus dem niederländischen Sanitätsberiht 1896/98. Sterblichkeitsverhältnisse in St. Peters- burg, 1896/97. Geseßgebung u. st. w. (Deutsches Reich.) Schlacht- vieh und Fleishbeschau. (Preußen. Reg -Bez. Brombera.) S@hlacht- tbiere. (Bayera.) Prerdeversiberungsgeseß. (Meckleaturg- Schwerin.) ODiphtberieserum. Desinfektion von Roßbaaren. (Braunschweig.) Diphtherieserum. Apothcken. (Elsaß-Lotbringen.) Droguisten. (Oesterreich.) Hopfensurrogate. Sanitäre Revifionen. (Schweiz. Kanton Basel-Statt.) Avothekenwefen. (Kanton Freiburg.) Schulbesichtigung. (Scrbien). Essizessenz. Gang der Thierseucen in Jtalien, 1. Vierteljahr 1900. Zeitweilige Maß» regen gegen Thierseuchen. (Bayern, Baden, Oefterreich, Malta, Vereinigte Staaten von Amerika, Missouci.) Berhandlungen von geseÿ- gebenden Körperschaften, Vereinen, Kongressen u. \. w. (Niederlande.) Betrug im Butterhandel. Vermischtes. (Deutsches Reich.) Kinder« beilftätten an den deutshen Seeküsten. —(Preußen.) Ergebnisse der Trichinen- und Finnenshau, 1899. Schlesfishe Bäder, 1899. (Köln.) Fleishshau, 1898. (Hamburg ) Fleishbeschau und Biehs markt, 1899. (Großbritannien ) Sterblichkeitèverdältniffe, 1899. (Belgien.) Viehversiherung. (Kapland.) Geiundhettsftand, 1896/98. Geschenkliste. Wowentabelle über die Sterdefälle in deut)hen Orten mit 40000 und mehr Einwohnern. Desal. it größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt- und Laudbezirken. - Witterung. Beilage: Gerichtlite Entscheidungen, betr. den: Verkehr mit Nahrungsmitteln (Mil).