1837 / 168 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

November 1723. Beide Brüder, obwohl- sie so viele Spuren ih- rer nüglichen Thätigkeit hinterließen, erreichten hiernach doh kaum ein Alter- von 35 Fahren. David Ancillon, der Sohn, hat, noch weniger als David Ancillon, der Vater , förmliche Werke in Duuck gegeben; selbst in Ansehung seiner Predigten folgte er dem Beispiele des Vaters. Er scheint indessen ebenfalls ein ungemein beliebter Kanzelredner gewesen zu seyn. Der Akade- miïer Formey in seinen Eloges (1757, S. 251) sagt {hon von ihm dasselbe, was auch von dem nachherigen Staats - Minister, als er noch Prediger war, zu rühmen ist: „Niemand hatte jemals einen größern Zulauf und fand einen allgemeinern Bei- fall, als er. Er besaß in einenx hohen Grade die äußeren Bor- züge, welche die Aufmerksamfeit fesseln: eine Ehrfurcht gebie- tende Gestalt, eine bewundernswürdige Haltung, die Stimme, die Bewegungen, mit Einem Worte, Alles, was zum Aeußern eines gediegenen Redners gehört. Seine Reden waren von innigem Gefühl durchdrungen. Er sprach zum Herzen und ließ in demselben jene heilsamen Eindrücke zurück, welche die Ber- fündigung des göttlichen Wortes vor allen Dingen bewirken sou.‘ Nicht minder bemerkenswerth is die diplomatische Tüch- tigkcit, die er, obwohl nicht wie sein Bruder Charles, amtlich dazu berufen, bei s{hwierigen Gelegenheiten an den Tag legte. Die Nachfolge zum souverainen Besiße des Fürstenthums Neu- chatel, das durch den am 16. Juni 1707 erfolgten Tod der Herzogin von Nemours erledigt war, sezte damals Frankreich, England, Nom, Schweden, besonders aber die Schweiz und Preußen, in große Bewegung. David Ancillon, Sohn, hatte früher, als ex in Genf studirte, Bekanntschaft mit dem ehrwür- digen Pfarrer Osterwald zu Neuchatel gemacht und stand mit ihm in Briefwechsel. Hierdurch fand sich König Friedrich 1. veranlaßt, David Ancillon noch einmal nach der Schweiz rei- sen zu lassen. Er predigte zu Neuchatel mit solchem Erfolge und fidbßte den Einwohnern eine für Preußen so vortheilhafte Meinung ein, daß die anwesenden Abgesandten der das Land in Anspruch nehmenden Fürsten und Höfe bei dem Staats:-Nath darauf antrugen, ihm das Predigen zu untersagen, was jedoch nicht geschah, noch geschehen fonnte, da die Predigten rein christ: lihen Jnhalts waren und das Talent des Redners allein ihm in solchein Maße die Herzen gewann. Späterhin, als die df- fentlichen Verhandlungen in Neuchatel begannen, wurde David Ancillon dem damaligen Preußischen Gesandten Grafen von Metternich beigegeben. Unmittelbar nah seiner Rückkehr nach Berlin entband ihn der König seiner Pfarre bei der Französi: schen Kirche und ernanute ihu zu seinem Hof-Kapellan. Spä- terhin wurde er in Preußischer Offiziers : Uniform und unter dem Namen St. Julien nah Polen und Ungarn zum Fürsten Nagogki zu dem Zwecke beordert, ein milderes Verfahren gegen die in Ungarn befindlihen Protestanten zu vermitteln. Viele halten Louis Fréderic Ancillon, den Afademifer und Vater des Staats - Ministers, für einen Sohn jenes David Ancillon, welcher zur Zeit mit diplomatischen Verhandlungen in der Schweiz beauftragt war. Letteres war aber der Fall mit beiden Brüdern, Charles und David, indem jener von dem großen Kurfürsien nah Basel, dieser von dem Könige Friedrich L nach Neuchatel eben solhe Aufträge erhielt. A. J. C. Saint - Prosper, auteur de l’observaleur au XIiXe Siècle etc. in seiner „Notice“ úber Fréderic Ancillon, Minislre des atfaires étrangères de Prusse, tvelche „Notice* zum Vorwort ciner neuen Auflage des Tableau des révolutions du Systême polilique de l'Enrope bestimmt seyn soll, neunt (S. §8) den Vater des Verfassers einen Enkel von David aus Meg, der Einen Sohn, Charles, hinterlassen habe. David, der Sohn, welcher ganz übergangen wird, fam aber ebenfalls aus Meg. Drei bereits erschienene Nekrologe des verstorbenen Staats-Mi- nisters machen ebenfalls den Louis Fréderic, seinen Vater, zu einem Sohne des Charles. Es fragt sich nun also, von wel- chem der beiden Brüder Charles oder David, jener Louis Zréderic ein Sohn war, und die Antwort isi: Von feinem von Weiden. Louis war 1740 geboren, David starb 1723 und Charles schon 1715; demnach konnte weder Charles noch Da- vid der Vater des Louis sehu. Louis Fréderic Ancillon, der Bater des jüngstverstorbenen Ministers, war vielmehr der Sohn von Fréderic Unguste Luc Ancillon, welcher, so wie auch noch eine Tochter, dem Charles zu Vasel geboren wurde, wie dies aus dem uns vorliegenden Traunngsschein des Fréderic Au- gusie Luc vom 8. April 1728 aftenmäßig hervorgeht. Legterer farb zu Berlin den 9. Dezember 1758 in seinem 60sien Fahre, woraus folgt, daß er um das Jahr 1698 geboren war. Nachs dem er einige Jahre lang eine kleine Pfarrerstelle in der Uker- marf versehen hatte, erhielt er im Jahre 1733 das Predigt- amt bei dem Französischen Spital zu Berlin, in welchem er bis zu seinem Tode verblieb. Er wirkte bei der ihm zu Theil gewor denen bescheidenen Stellung nur im Stillen, und außer seiner wohl: thätigen drei und zwanzigjährigen Hingebung für die bedrängte Menschheit möchten mithin auch nur wenige merkwürdige Le- bensbegebenheiten von ihm anzuführen sehn. Daß indeß die rühmlihen Geistesgaben, welche sih in sciner Familie als erb- lich befundet hatten, keinesweges in ihm erstorben waren, son- dern, bei anderer lobenswerthen Richtung seiner Thätigkeit, nur einstweilen ruhten, beweist genügend der neue Schwung, wel- chen die Familie in seinem Sohn, dem berühmten Afademiker Louis Fréderic Ancillon, vollends aber in seinem Enkel, dem verstorbenen Staats-Minister, erhielt. i Dieser Legrtere, Yean Pierre Fréderic Ancillon, wurde zu Berlin den 30. April 1767 (nicht 1766, wie es in allen Biographieen von ihm, im Widerspruch mit seinem uns vor- liegenden Taufschein heißt) geboren. Jn seiner Jugendzeit bil- dete die Franzdsische reformirte Gemeinde in Berlin Eine große Familie, deren Mitglieder sich mit wahrhaft christliher Liebe gegenseitig unterstügten und einander mit lebendigem erheben- den Beispiel in geistiger und sittliher Bildung vorangingen. Kein Zweifel, daß die verdiente Achtung, welche dem Vater Ancillon in diesem großen Familienkreise gezollt wurde, und die Erinnerungen an den alten David Anucillon aus Mey, so wie an dessen beide gleich ausgezeihnete Söhne, einen tiefen Eindruck auf unsern jungen Fréderic Ancillon gemacht und ihn mäch- tig zur Ausbildung seiner großen Fähigkeiten angeregt haben. Der Verfasser hat Kenntniß - vou einem ungedruckten Briefe, welchen Ancillon noch als Kandidat der Theologie, von Genf aus an seinen Vater schrieb. Erhebend ist es zu lesen, wie der danfbare Sohn dem schon 50jährigen Vater die große Achtung beschrieb, in welcher dieser wegen seiner Schriften in der dorti- gen gelehrien Welt stand, das Wohlwollen und die Auszeich- 111g, womit ex, scinetwegen, überall aufgenommen wurde, und wie er seinen väterlichen Bemlihungen deu überrashenden Bei- fall zuschrieb, welchen die von ihm gehaltenen ersten Predigten gefunden hatten. Der junge Fréderic Ancillon machte seine ersten Stu: dien auf dem Französischen Gymnasium zu Berlin, dessen Di- reftorat sich seit 1766 in den Händen eines Mannes (Erman's)

befand, welcher in einem seltenen Grade die Gabe besaß, die Liebe der jungen Leute zu gewinnen und sie zum Fleiße dur edle Begeislerung anzuspornen. Ancillon war fein frühzeiti- ges Genie, fein fogenanntes Wunderkind, nur ein gutmüthiger Knabe, in welchem feiner seiner damaligen Bekannten den nach- herigen geistreihen Mann auch nur geahut haben würde. Seine Entwickelung ging bis etwa zu seinem sechzehnten Jahre nur lang- sam vor si, doch aber gediegen und fest. Zwischen feinem siebzehn: ten und achtzehnten Fahre wurde er in das noch bestehende Seminar des genannten Gymnasiums aufgenommen, in welchem er die drei leßten Fahre vor seinem Abgange nah Genf (im Jahre 1788) in einer Abgeschiedenheit verlebte, die man heutiges Tages eine flösterlihe nennen würde. Wie schon bemerft, erhielt Ancillon die priesterlihe Weihe in Genf am 27. November 1789, Darauf begab er sich nah Paris, wo er nach der vier Monate zuvor stattgehabten Erstürmung der Bastille Augenzeuge mancher Auf tritte der unaufhaltsam einbrehenden Revolution war. ‘Diese Auftritte waren es aber nicht, welche die später von ihm aus- gesprochenen anti- revolutionairen Grundsäge bei ihm hervorrie- fen, wenn gleich sie allerdings dazu beigetragen haben mögen, ihn noch tiefer in den früher schon von ihm gehegten politischen Ansichten zu siärken und zu befestigen. Nach seiner Nückkeÿr von Paris im Jahre 1790 fängt nun seine erste Laufbahn als Prediger, Professor, Historiograph, Afademiker und Schriftstel- ler an, welche wir bereits oben in allgemeinen Zügen geschildert haben. : Ungefähr zwei Jahre, nahdem er nach Berlin zurückgekehrt war, nämlich 1792, {loß er seine ersie Ehe. Ancillon war dreimal vermählt, das erstemal mit Marie Henriette Baudouin, das zweitemal mit Louise Ferdinandine Molière, das drittemal mit Marie Flore Marquise von Verquignieul, mit welcher er sich erst im vorigen Jahre verbunden hatte und die ihn überlebt hat. Eine Nachkommenschaft sollte ihm nicht zu Theil werden, was ihn oft auf das schmerzlihste berührte. Uebrigens blieb Ancillon in seinem Herzen wenigstens nicht kinderlos, denn zahlreich war die Fanilie derer, die er sih durch nie ermüden- des Wohlthun verpflichtete.

Ancillon starb am 19. April 1837 nach kurzem Kranken: lager im- beinahe vollendeten T70sten Lebensjahre. So einfach wie er für seine Person immer gelebt, eben so einfah wollte er auch zur Erde bestattet seyn. Der Thronerbe gab das Beispiel der Achtung vor diesem leuten Willen des theueren Hingeschie: denen. An der NRußhestätte erwartete Er mit auderen hohen Gönunern den prunflosen Leichenzug. Was aber der Verstorbene dem erhabenen Königssohne gewesen, das besiätigte, als der Sarg in die stille Gruft gesenkt wurde, der tiefe unverhaltene Schmerz um den Verlust des geliebten Lehrers.

Die Behauptung, die der Verfasser gleih Anfa1ugs aufgestellt, daß nämlich Ancillon die Fähigkeiten mehr als Eines hochge- stellten Mannes in sich vereimgte, wird das bisher Gesagte hin: länglich bestätigt haben, weun gleich, um eine genügende Lebens- beshreibung zu liefern, noch Vieles hinzugefügt werden müßte. Er war avwechselnd cin vorzüglicher Kanzelredner, Verwa l- ter seiner Kirchengemeinde. und Religionslehrer, dem fich nur Wenige an die Seite stellen lassen; ein eben so scharf\sin- niger als fruchtbarer Schriftsteller, der sih in gleichem Maaße und mit gleichem. Erfolge auf dem Gebiete der Ge- schichte, der Philosophie," der Moral -und der Politik ver- suchte; ein ausgezeichneter Staatsmann, der durch seine gründliche wissenschaftliche Bildung und seine zum Nepräsenti- ren ganz geschaffene äußere Erscheinung zu der ihm anvertrau- ten Stellung gleichsam berufen schien, und in dieser Stellung schon durch feine befannte politishe Gesinnung vorweg das un- bedingteste Vertrauen einfiößte. Zugleich trat er als ein ge- wandter, einnehmender, geistreiher Hofmann auf, und bewährte sich wieder in seinem Privatleben als ein Mann, dessen war- mes, empfängliches Herz allen häuslichen Tugenden entgegeu-

schlug.

Niederschreiben, von selbsi und ungesucht die treffendsten, anzie- hendsten Antithefen entfielen, ebén so bildete auch sein nur von Wenigen richtig gewürdigter persönlicher Charakter ähnliche Ge- gensäue. Mit einem unerschütterlichen, man möchte fast sagen, eisernen Willen verband er die Weichheit des Herzens eines Kin- des. Er mußte sich Zwang anthun, um bei der Erzählung ir- gend eines Unglücks, der Schilderung der Lage irgend eines hart Bedrängten seine Thränen zurüczuhalten; wogegen man, wenn etwa von einer Pflichtverlegung die Rede war, oft von der Strenge seines Urtheils überrasht wurde. Bei scinem Ach- tung gebietenden Aeußeren, seiner hohen fast athletischen Gestalt, seinem würdevollen Benehmen, erschien er Manchem als stolz und hochmüthig. Jene Haltung galt indessen bloß seiner amtlichen Stellung. Fm heiteren Kreise seiner Freunde, oder bei den ihnen begegnenden Widerwärtigfeiten zeigte er sich ganz anders, und Fremde, die nur den Staatsmann in ihm kennen lern: ten, würden si gewiß nicht wenig gewundert haben, wenn sie ihm hier in traulihem Gespräche zugehört hätten. WBei dem überwiegenden Hang seiner Seele zum Wohlthun und ihrer nie verfiegenden Empfänglichfeit für die Drangsale Anderer, bei der großartigen Einfachheit der in seinen politischen, ge- \chichtlichen und philosophischen Schriften niedergelegten Unsich- ten, bei dem.Ernst und der hohen Wich:igkeit seiner täglichen Beschäftigungen, hätte man meinen sollen, daß er auch wohl nur an ähnlichen Unterhaltungen gern Theil nehme. Und doch hat es vielleiht wenige Männcr gegeben, denen in solhem Maße wie ihm, die glücklichsten Zusammenstellungen, die scharf: sinnigsten Unterschcidungen, die sinnreihsten Einfälle, kurz alle Waffen ‘des anziehendsien, treffendsten Wiues, augenblicklich zu Gebote standen. Bei dem Allen hat Ancillon micht ein Ein- zigesmal in seinem Leben von diesen Waffen gegen die Tadler seiner Schriften, wie leicht ihm solches auch gewesen wäre, Ge- brauch gemacht. Dies hing mit einem anderen Gegensate in Ancillon's Charakter zusammen. Er liebte es nicht, von sich reden zu lassen und Andere mit sich zu beschäftigen, und wenn er auch, aus Grundsas, in feinen Schriften seinen Namen nicht verschwieg, so vermied er es doch stets, für seine Person Aufsehen zu erregen und die bffffentliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Dem Verf. ist auch nicht bewußt, daß er- jemals eine Beförderung oder Auszeichnung für sich nachgesucht hätte ; mehrere aber hat er abgelehnt und wo er ihnen uicht auswei- chen founte, da schien er jedesmal in ihnen weniger eine äußere Ehrenbezeugung als die Anerkennung einer Pflichterfüllung zu erblicken. Nie war eine Spur von Groll, noch. weniger von Haß in seiner Seele zu finden; dagegen war die Freundschaft ihm stets und unter allen Umständen heilig. Er war für seine Untergebenen ein zugleich milder und gerechter Chef, welcher von ihnen die gewissenhaftesle Erfüllung ihrer Pflichten ver- langte, der aber auch die Treue, den Dienstcifer, den guten Willen, sowohl in den unteren als in den höheren Stufen, zu erfennen und zu erhalten wußte, Der Nepotismus war ihm

Wie ihm in der flüchtigsten Unterhaltung, im scnellsten

bis in die tiefsee Seele zuwider, so daß seine Verwandten und Freunde niemals von ihm amtlich bevorzuget wurden. Ju dey

Staats-Ausgaben befleißigte er sih der Sparsamkeit, was fe;

nen geringen Gegensays zu seiner persönlichen Freigebigkeit bj, dete. Auch diese Erscheinung findet ihre Lösung in dem bereit gethanen Ausspruche, daß er niht sich, sondern Andere lebte. Obgleich er feinen Luxus weiter kannte, als denjenizey den seine Mildthätigkeit ihm zuzog, so hielt er doch auf {, ganz, bei welcher indessen weniger der innere Werth, als y Geschmack vorherrschen sollte und auh wirklich vorherrshy Für die ihm von der arbeitenden Klasse geleisteten Dienste zj er immer mehr, als den gewöhnlichen oder verlangten {y und das von ihm ererbte bescheidene Vermögen, das man, jj sciner amtlichen Einnahme, bei der grundsäulichen Beschräuku seiner persönlichen Auégaben, noch mehr aber bei den vit Unterstüßungen, die er, den Empfängern oft unbewußt, währte, für bedeutend halten mußte, hat sich nach sein Tode, eben in Folge sciner großen Freigebigfkcit , vermin gefunden. Püúünktlicher Gehorsam gegen die Staats - Beh und genaue Befolgung der geseßlichen Ordnung, auderersj aber kräftige Vertheidigung derselben, wo sie irgend bedroht j möchte, betrachtete Ancillon als durchaus unerläßliche Psi ten, weshalb denn auch seine politischen Ansichten, besonderz früherer Zeit, oft gemißdeutet und falsch ausgelegt worden jy Wenn Ancillon der feste, unerschütterliche, entschiedene Y fehter der bestehenden Ordnung war, so erwies er \ih y minder als der feste, unerschütterlihe, entschiedene Freund ÿ Beförderer der Freihcit, wenn sie nur auf geseßlihem V nachgesucht wurde. Der Verf. hat sich hiervon nicht bloß dy viele Schrifien, in welchen Ancillon als ein Freund gj máßiger Freiheit bestimmt und offen austritt, sondern auch Ij seine amtlichen Verhältuisse zu ihm, oft zu Überzeugen Gel heit gehabt. :

Das Ergebniß dieser Gegensäße und Charafterzüge, sich leicht noch andere hinzufügen ließen, mußte in dem gestellten Manne ein Gleichgewicht der Ansichten und Ges gen hervorbringen, welches faum erflärlih seyn würde, hiy sich seine so sehr über das gewöhnliche Maß erhebenden j stigen Fähigkeiten einzeln in ihm vorgefunden. Eins blieb dessen in ihm bis zu seinem lezten Lebensha1uche vorwalten| nämlich das seltene Herz über den seltenen Geist. Wis abt sein Herz füllte und leitete, war das religióse Gefühl, der \eby dige ergreifende G:danke, daß jeder Mensch, fo gering er in i großen gesellschaftlichen Berkettung auch erscheinen mag, imy als ein von der Vorsehung in allgütiger Abficht der Erde | vertrautes Wesen betrachtet werden musse, dessen Seele einer) heren Zukunft entgegen geht, in welcher ein jeder von Rechznschaft über seine Thaten abzuleg2n haben wird. Es s geschrieben, daß wem viel gegeben ist, von dem auc vi gefordert werden soll. Jhm, Ancillon, war viel gy ben. Wollte Gott, daß wir mit dem Wenigen, das Many von uns zu Theil geworden, nah unserem inneren Gewisy

auf gleiche Gnade, wie er, hoffen könnten ! Le : Le F. H, d Bir A

: Berliner Bor ae Den 17. Juni 1837. Amtlicher Fonds- und Œeld-Cours-Zetliel. Pr. Coor. s Pr. Cour Brief. | Geld, &| : Geld, 102! 162 Pomm. do. 4 104 1004 100 Kaur- a.Neum, do.| 4 100! 6334 63/4 } do. do, do. : 974 1022/3 | 1021/6 ÎSeblezische do.| i 106 102 Riückst C. und Z. 10274 | 102? j} Seh. d. K. o. N. —— Es Gold al marco. Nene Duk. L rieárichsd’or. 13 And. Goldmüu- vas zen à § Thl, 1033 i Iieenntan.

Brief.

St. -Behnld-Sch. Pr. Engl. Obl. 30. PrämSechb.d.Seceh Kurm.ObI.m.I.C. Nm. Int. Seb. do. Berl. Stadt - Obl Königsb. do. Elbinger do. Dans. do. Th. Westpr. Pfandbr. Grossh, Pos, do. Ostpr. Pfandhr.

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Kurz 2 Mt. Korsz 2 Mt. 3 At. 2 Mt. 2 Mt. 2 Mt. E

2 Mt. 99 | - 8 Tage. | 1015s A 2 Mt. _ 10) 3 Woch.

Amusterdam do. Hamburg do, London

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149 6 2j 80

Wien in 20 Xr. 101 1%

Auagaburg Breslau 400 Thl.

Leipzig. ooooooo 00000) 100 Thl. Frankfurt a, M. VWZ. « 150 Fl. Petersburg 100 KbI,

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Auswärtige Börsen. ÁAmsterdam,s, 12. Juni.

Niederl. wirkl. Schuld 51/6. 5 do. 98275. Kub

2211/ , 5% Span. 2/4. Passive 6. Ausg. dch. —, 1k

—, Preuss. ÉP’räm.-Nch, 11134. Pola, 1114. Ueztecr. Met, Wh

Aniwerpen, 11. Juui,

Neue Aal. 227/4. j

t'rankfurt a. M., 14. Juni. A

Oesterr.- 50, Met. 1043/6. 104%. 4%, 99'/. 993. 20 56, Br. 1/4 2434. 245/39. Bank-Actien 1641. i640. arti 141, G. Loose zu 500 l. 1135/4. 113!4.- Loose zu 100 H,

Br. Freuss, Präm.-Sch. 6374. 635%. do 4% Anl. 100 (G. Poln vg

6315. 63'/4. 5% Span, Anl. 1974.19. 24% Holl, 513 ¿Ol

Paris, 12 Juni. il 90. 5% Noap, %

3% do. 76 3v/, Porieg, 2,3 gi M

5%, Rente 108. 89. Passive 55

59%, Span. Rente 243/..

Königliche Schauspiele, /

Sonntag, 18. Juni. Im Opernhause: Sy:yphonie ! van Beethoven. (A dur.) Hierauf: Johann von Paris, je spiel in 2 Abrh., mit Tanz. Musik ron Boieldieu. (Dl M wird am Séehlusse der Oper eine Arie aus der Opcr: di Casliglia, von Donizetti, singen.) 1 Im Schau/pietihauje: 1) Arriver à propas, vande!

en 1 acte. 2) Le rève dn Mari. comédie en 1 aclé Un bonhear ignoré, vaudeville en 1 acle, ; V Jn Charlottenburg: Das war ich! Lustspiel in J von Hure, Hierauf: Die drei Gefangenen , Lustspiel v Abth, frei nah Dupaty, von P. A. Wolff. (Neu einst

Königsstädtisches Theater. Sonntag, 18. Juni, Zu ebener Erde und er oder: Launen des Giückes. Lokalposse mit Gesang i

von J. Nestroy.

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Redacteur Ld. Cottel.

* Gedrudt bei A. W- Hapl

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Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

g 168.

Beim Ablaufe des Duartals wird

biiten

hiermit in Erinnerung gebracht, daß die Be vinzen aber bei deu Königlichen Post-Aemtern zu machen sind, und ah der Grat für den ten das Blatt am Vorabende seines Datums durch die Stadtpost frei ius Haus gesandt wird.

die Bestellungen bis spätestens den 30sten d. M. an uns gelangen zu lassen, Blattes eine Unterbrechung erleidet und nicht sämmtlihe Nummern vom Anfange

Berlin, Montag den 19am Funi

Um jedoch die erforderliche indem sonst die

stellungen auf diese Zeitung nebsi Pränumeration hier am Orte ganzeu Umfang der Monarchie auf 2 Rthlr. Preuß.

Stärke der Auflage nteressenten es si des Quartals an nachgeliefert werden

1837.

bei der Redaction (Mobreu - Straße Nr. 34), in den

Cour. vierteljährlich Tes! ist, wofür den hiefigen Abon-

s das kommende Bierteljahr abmessen zu können, müssen dis zuzuschreiben haben, wenn die Zusendung uen.

E E A Ina E», a 2x S ZIN D E a, E E S R S S B L E B C O B R By E gti EGRE

Amtlihe Nachrichten. Moni! Ves Tages

Bekanntmachung. 16 Woll - Comtoir der Seehandlungs - Societät wird auch (jährigen Wollmarkt unverkauft gebliebene Wolle zum missions: Verkauf im Schäferbande oder nach erfolgter Sor- 1g entweder zu den von den Eigenthümern angegebenen Prei- oder ohne vorher bestimmte Lunita (§. 10, Lilt. þ, und c. im Jahre 1829 bekannt gemachten Bedingungen) überneh- und darauf angemessene Vorschüsse leisten, wobei der Zins- zur Erleichterung des Geschäfts für dieses Jahr von fünf vier pCt. herabgeseßc worden ist. Auf einfache Woll: Pfand- hâfte (§. 10. Litt, a. der Bedingungen), wozu die Eigen- er anderweit hinreichende Gelegenheit finden, tann si da- en das Comtoir diesmal nicht einlassen. Berlin, den 13. Juni 1837. General - Direcrion der Seehandlungs -Societät. (gez.) Kayser. Mayet. Wens6el.

Zeitungs-Nachrichten.

Ao

Frantretch.

Paris, 12. Juni. Durch eine Königl. Verordnung vom v. M. is der Prediger Cuvier, Präsident des reformirten sitoriums, zum Offizier, und Herr Bartholdy, Mitglied A Konsistoriums, zum Ritter der Ehren: Legion ernannt den, Im Journal de Paris liest man: „Bei dem Feste in (sailles fiel ein Mitglied des Jnstituts sehr auf, welches der grünen Uniform das große rothe Band der Ehren- jon trug. Dieses Mitglied des Instituts war Herr Dupin, ht etwa Herr Karl Dupin, sondern Herr Dupin, Präsident Deputirten- Kammer. Herr Dupin predigt seit beinahe zwei hren mit unermüdlichem Eifer gegen den schwarzen Frack d für den gestickten Rock. Diejenigen seiner Kollegen, die ) auf seine dringenden Vorstellungen ein Deputirten - Kostüm lten machen lassen, fanden es daher sehr seltsam, daß er sle vissermaßen zu verleugnen sien, und fragten sich, wie es zu- ge, daß er bei einer so feierlihen- Gelegenheit den Afademi- dem Präsidenten der Deputirten-Kammer vorziehe. Es sey j um so seltsamer, sagten sie, als Herr Dupin sich noch vor nigen Tagen zu Gunjten der Maßregel ausgesprochen habe, es den Deputirten zur Pflicht machen wollte, in Uniform erscheinen. Wir begreifen das Erstaunen jener Deputirten, och vhne es zu theilen. Herr Dupin schließt drei bis vier schiedene Personen in sich; er ist bald der Mann der Kam- t, bald der Mann des Schlosses, dann wieder der Mann des (stiz : Palastes und endlih der Mann der Journale. Diese te Person beherrscht aber alle übrigen, und von dem Augen- fan, wo wir sahen, daß der „Constitutionnel‘/ Herrn Dupin t Sittenpredigt in Betreff seiner Vorliebe für den gesticen é hielt, waren wir fest überzeugt, daß er seine Meinung än- würde. Indeß war es nicht gut möglich, im schwarzen Fra wheinen, da man so lange und so lebhaft gegen denselben dekta- atte. Was war also zu thun? Die Schwierigkeit mußte hingen werden. Herr Dupin öffnete seinen Kleiderschrank und lte dort neben seinem s{chwarzen Frack, neben seiner General- furators-Robe und neben seinem Deputirten - Kostúm einen nen Rock, der ihm vortrefflih geeignet schien, sich aus der ‘legenheit zu ziehen. Man versichert uns übrigens, daß Herr ipin, als man ihn nah den Gründen dieser Wahl fragte, ge- twortet habe: „, „Da es sich um Besichtigung von Gemälden ndelte, so schien mir der Rock des Akademikers am geeignet- n. Diese Antwort paßt durchaus zu dem Benehmen.‘ "Vau ps, obgleich sonst ein eifriger Vertheidiger der N E, scheint mit dem Grundsagze, den man bei S: Di nah Vei: sailles befolgt hat, nicht ganz einver- n. as genannte Blatt äußert sih in dieser Beziehung E N T Man hat sich gefragt, ob di: Festlichkeiten in h: 4 es Familien- oder National-Festlichkeiten gewesen sind. Wie h Ga déese Frage auc nur 11dglih war? Der Pairs-Kam- b find - der Deputirten-Kammer 415 Einladungen zugegangen. nd also nicht diese beiden Kammern se!bst, sondern nur R a oh von Mitgliedern derse.ben eingeladen worden. en [l es den übrigen politishen oder gelehrten Köryer- bin elgangen. Besser wäre es gewesen, wenn man Nie- üb ausgeschlossen hâite. Die Legitimisten sind hdchst erfreut A Und sie beeilen sich, es sehr passend zu finden, daß unan e eingeladen habe. „,, Wird jemals‘“’, sagen sie, „„ein \ : Salon denjenigen Personen geöffnet, die si{ch noch nie „enselben hatten bien lassen, und die weder zu den Freun- Mod zu den Bekannten des Hausherrn gehören? Es wird e deirath in einer Familie gefeiert, die wir. nicht die Ehre i, zu kennen; warum sollte es uns beleidigen, daß ma t einladet 5//‘/ : Ou gen, daß man uns 100 et Wären die Legitimisten eingeladen worden, W R, sie sih dur die Annahme der Einladung der Charte f nd und dem Nationalwunsche angeschlossen, oder sie hât- it es durch ihr Wegbleiben selbst ausgeschlossen. War es esser, dies in ihre Wahl zu stellen ?/ le Preise der Wagen nach Versailles waren gestern und

vom 12. Juni. Der

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vorgestern unglaublich theuer. Ein für einen Tag mit 160 Fr. bezahlt. In einem Schreiben aus-Jacà vom 7ten d. heißt es: „So is denn die Karlistische Expedition gerettet, Dank der Sorglosigkeit, der Feigheit oder der Verrätherei unserer Ge- nerale; denn man fann nicht umhin, sich dieses Wortes zu be- dienen, wenn man sieht, daß 10,0009 Mann Karlisten, die einen Train mit sich führen, wie man ihn selbst bei den Napoleoni- schen Heeren nicht sah, 26,000 Mann Linientruppen zum Besten haben, 26,000 tapfere und für die Freiheit begeisterte Soldaten, die aber, um nichts Schlimmeres zu sagen, von Dummktöpfen kommandirt werden. Jn der Nacht vom Aten zum dten brach die Expedition mit bewundernswürdiger Ruhe auf. Die drei Alavesishen Bataillone marschirten auf Atais, nachdem sie auf einer Schiffbrücke über die Cinca gegan- gen waren; vier Castilishe und drei Navacresishe Bataillone passirten die Cinca dicht bei ihrem Zusammenflusse mit der Esserra. Don Carlos selbst| mit allen zu seinem Hofe gehörigen Personen, begleitet von mehreren Bataillonen, bildete die Avant- Garde; der Schaß ward von zwei Guiden-Bataillonen eskortirt. Unbegreiflich ist dabei, daß alle diese Bewegungen im Ange-

Fremder hat eine Chaise |

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sichte unserer Vorposten mit eben der rdnung und Ruhe ausgeführt wurden, als ob gar fein Feind da wäre; daß 4 Kar- listishe Schwadronen, die vor Castelan aufgestellt ivaren, unsere ganze Truppenmacht im Schach hielten und sich erst -nach be- werkstelligtem Uebergange der gesammten Jnfanterie ebenfalls zurückzogen, und dem General Oraa erlaubten, Barbastro zu beseben. So ist also Don Carlos nun in Catalonien, und Oraa hält vielleicht noch die Ufer der Cinca beseßt, denn ich glaube nicht , daß er der Expedition folgen wird. Jn wenigen Tagen wird Don Carlos eine zahlreihe Armee um sih gesammelt ha- ben, und er kann dann ungehindert Catalonien und Valencia durch streifen.“

Es ist heute folgende telegraphische Depesche aus Bayonne vom llten d. hier eingegangen: „Espartero ist am 9ten mit 16 Bataillonen von Tafalla nah Larraga aufgebrochen, um sich den bei Estélla versammelten Karlisten - Bataillonen zu nähern. Die Ueberreste der Fremden-Legion sind in ein einziges Ba- taillon zusammengezogen worden, d2s unter der Anführung eines Capitains nach Pampelona zurückgekehrt ist, nachdem alle hô- heren Offiziere theils geblieben, theils verwundet worden. 27 Offiziere und 600 Gemeine sind kampfunfähig gemacht worden. Der Oberst Conrad ist in der Affaire vom 3ten geblieben. Nach seinem Tode war die Legion moralisch und physish vernichtet.“

Ein Schreiben aus Saragossa vom bten enthält Folgendes: Don Carlos ist am 5ten bei Estadilla über die Cinca gegan- gen. Der ste war für die Christinos verderblih. Oraa hat an Todten und Verwundeten über 4000 Mann verloren. Die Kavallerie hat eine furchtvbare Verheerung unter ihnen anges richtet. Die Algiersche Legion ist dergestalt mitgenommen wor- den, daß faum 390 Mann übrig geblieben sind, die sich nah Pampelona in der Absicht begeben haben, nach Sranfreich zu- rückzukehren. Die Division des Villapadierna hat sich zerstreut, weshalb Oraa diesen General hat festnehmen lassen.“

Großbritanien und Jrland.

Parlaments-Verhandlungen. Oberhaus. Si6ung. ! Marquis von Londonderry zeigte an, daß er nächstens an den Premier-Minister eine Frage über den jeßigen Zustand des Krieges in Spanien richten werde, wozu er durch die Erneuerung des Geheimeraths-Befehls in Betreff dieses Krieges vollkommen berechtigt zu seyn. glaubte; auch er- fiärte er, daß es ganz von der Antwort, die er darauf erhielte, abhängen würde, ob er noch einen besonderen Antrag in dieser Beziehung machen werde oder nicht.

Oberhaus. Sißung vom 13, Juni. Eine Bill des Marquis von Lansdowne, die dffentlichen Arbeiten in Jr- land betreffend, wonach der. Lord-Lieutenant noch 50,000 Pfund zu diesem Zweck hergeben soil, wenn eine gleiche Summe durch Privat - Personen aufgebracht wird, ging durch den Ausschuß. Lord Brougham seßte seine auf den Volks-Unterricht bezüg- liche Motion bis zum Dienstage aus. Die neuen Amendements des Unterhauses zur Englischen Munizipal-Bill sollen am Frei- tage V S

nterhaus. Sißung vom 12. Juni. Auf eine Frage des Herrn Wallace erklärte Herr Spring Rice, 0e O das Budget vorlegen möchte, daß er dies aber jeßt nicht kônne, um den Fortgang anderer Geschäste des Hauses nicht aufzuhal- ten, worauf Sir R. Peel bemerkte, daß die Finanzen des Landes ihm doch das Wichtigste schienen. Lord J. Russell sagte auf eine an ihn gerichtete Frage, er denke, die Londoner Munizipal - Corporations- Angelegenheit in dieser Session noch nicht vorzubringen, und trug sodarn auf die Ernennung einer Kommission an, um die Art und Weise zu untersuchen, wie jest bei der Verpactung der Ländereien und anderen Besizun- gen der Bischöfe, Dechanten, Domherren und der übrigen Geist- leichfeit in England und Wales zu Werke gegangen wird und wie dergleichen Pacht - Kontrakte erneuert werden, in Erwägung zu ziehen, und um zu untersuchen, bis zu welcher Höhe sich der Vetrag des Einkommens aus diesen Pachten durch eine zwecck- mäßigere Verpachtungsart vermehren lassen möchte, dabei aber auh das FInteresse der herrschenden Kirche und der je6i: gen Pächter gehörig zu berücksichtigen. „Jch muß“, sagte der Minister unter Anderem, „bemerken, daß ich diesen Ausschuß in Folge der Abstimmung vorschlage, welche vor wenigen Aben- den über die Frage in Betreff der Abstimmung wegen Abschaffung der Kirchen - Steuern und wegen Substitui-

rung eines von meinem sehr ehrenwerthen Freunde, dem Kanz-

ler der Schaßkammer, vorgeschlagenen Planes, mit dem Kir-

chen- Eigenthum anders zu verfahren , stattgefunden hat. Das

Resultat jener Abstimmung war, daß das Haus sih mit gerin-

ger Majorität zu Gunsten des Plans erklärte, wonach die Kirs

chen - Steuern abgeschafft und die Kosten der Ausbesserung der

Kirchen auf andere Art bestritten werden sollten. Diese Ent-

scheidung des Hauses steht jet in seinen Journalen ver-

zeichnet, und ich halte es niht für recht, das Prinzip

aufzugeben. Indeß räume ich doch ein, daß die geringe Mas jorität nicht hoffen läßt, daß eine auf den von dem Hause ans genommenen Beschluß gegründete Maßregel in dieser Session Gesebeskraft würde erlangen können. Jch habe gesagt , daß die Majorität zu Gunsten des Plans nur gering warz; aber wenn ich die dagegen gemachten Einwendungen betrachte, wenn ich bedenke, daß der Plan für das Land etwas ganz Neues ist, und daß die Interessen einer großen Menge von Jndivi- duen dabei betheiligt sind, wenn ich bedenke, wie man den Plan vor den Augen des Publikums zu entstellen und zu verdrehen gesucht hat, wenn ich dies Alles erwäge, so muß ih sagen, daß die Majorität , so gering sie auch war, als entscheidend fúr die Ansicht des Hauses zu Gunsten desselben zu betrachten ist. Es fragt sich daßer, ob wir nicht, ohne das Prinzip aufzuge- ben, den Grund zu einer besseren Beurtheilung derjenigen Theile des ministeriellen Plans in Betreff der Kirchen -Steuern, der sih auf die jezige Verpachtungsweise des Kirchen - Eigenthums bezieht, zu legen haben. Jch zweifle niht, daß, wenn mein Antrag auf Ernennung einer Kommission durhgeht, aus ihren Untersuchungen sich ergeben wird, daß eine bessere Verwaltung jenes Eigenthums einen Uebershuß ergeben muß; und was die Verwendung dieses Ueberschusses betrisst, so halte ih es für die erste und dringendste Pflicht der Legisla- tur, zuvörderst die bestehenden Ansprüche an die Kirchen- Revenüen zu bedenken, ehe man neue Kanäle für ihre Verthei lung aufjuht. Jh sehe nicht ein, aus was für Gründen man sih der Untersuchung widersegen könnte, wenn man niht Scheu davor hat, daß die wahre Sachlage vor dem Publikum zu Tage fômmt und dem Lande bekannt wird.‘ Der Antrag des Mis nisters, der von demselben dann noch weitläuftiger begründet wurde, gab Veranlassung zu einer sehr lebhaften Debatte. Herr Palmer bekämpfte den Vorschlag, weil er auf die Vernichs- tung des Real - Eigenthums der Kirche abziele und die Bis schdfe zu Söldnern machen würde. Sir H, Verney sagte, er wolle zwar für den Antrag stimmen, aber die Verwen- dung der Kirchen-Fonds zu anderen als religiósen Zwecken werde er nit unterstüßen. Herr Goulburn erklärte sich aufs ents schiedenste gegen den ministeriellen Antrag und sagte, er würde zuerst auf gänzliche Verwerfung desselben antragen und dann, wenn er damit nicht durhkomme und die Kommission doch ers nannt würde, die strengste Einschränkung der Verwendung des etwa aus der Untersuchung sich ergebenden Ueberschusses auf Verwahrung des Religions-Unterrichts und der Seelsorge vorschlagen. Nachdem hierauf noch Herr G. Knight und Herr Wason fär, Oberst Sibthorpund Herr G. Vernonaber gegen den Antrag gesprochen hatten, shlug Herr Harvey amendementsweise zu der Motion Lord Russell's den Zusa6 vor, „daß, es möge das Resultat der Untersuchungs-Kommission auch seyn, welches es wolle, es dens noch die Meinung dieses Hauses wäre, daß nach einer festzusezs zenden Periode die Kircheusteuer in England und Wales gänzs lih abgeschafft werden müßte ,“/ was Oberst Thompson unter- stüßte. Lord Howick, der Kriegs-Secretair, bekämpfte dieses Amendement, erstens weil das Unterhaus seine Meinung über die Abschaffung der Kirchen-Steuern s{chon ausgespro- chen, zweitens weil die Verwendung des etwanigen durch die Kommission u ermittelnden Ueberschusses mit der Ers nennung diejer Kommission selbst nichts zu schaffen habe, und drittens, weil die Kirchen - Steuern nicht abgeschafft werden könnten, wenn sich kein solcher Uebershuß ergäbe, der als Substitut dafür zu verwenden wäre. Sir R. Peel sprach sich gegen die Ernennung der Kommission überhaupt aus, indem er sagte, er könne sich um ihre Nüslichkeit nicht kümmern, son- dern müsse sich um des Prinzips willen, das man dadurch auf- stellen würde, derselben widersezen. Nach einer Entgegnung von Seiten des Kanzlers der Schaßkammer wurde zur Abstim- mung über das Harveysche Amendement geschritten und dasseibe mit 489 gegen ö8, also mit einer Majorität von 431 Stimmen verwor- fen. Mun trat Herr Goulburn mit seinem angekündigten ersten Amendement auf, daß die von Lord Russell beantragte Ernennung einer Kommission ganz unterbleiben sollte ; ex wünschte daß die Debatte darüber bis auf den folgenden Abend vertagt werde, Lord I. Russell drang aber auf Abstimmung, und es ergab sih eine Majorität von 83 Stimmen (319 gegen 236) für die Ernennung der Kommission. Auch der zweite Vorschlag des Herrn Goulburn, den er hierauf amendementss weise machte, nämlich die Hinzufügung der Worte: „Und den etwvanigen Ueberschuß zur allmäligen Verminderung der Uebel zu verwenden, die aus dem Mangel an Mitteln für den Religions-Unterricht und für die Seelsorge in der herrschenden Kirche entstehen‘, zu dem ursprünglichen Antrage Lord Russell’s, wurde verworfen, jedo mit der geringeren Majorität von 26 (291 gegen 265) Stimmen. Die Kommission wurde zwar in dieser Sißung noch nicht zusammengestellt, doch kam man übers ein, daß sie aus 21 Mitgliedern bestehen solle.

Unterhaus. Sigung vom 13. Juni. Der Kanzler der Schabkammer zeigte an, daß er am 16ten um die Er- laubniß anhalten werde, eine Bill wegen besserer Regulirung des General-Post-Amtes einzubringen. Die Minister beabsich-