1837 / 230 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

mit Bezug darauf: „„Tory-Wüänsche sind die Väter von Tory- Gedanken. Die Aeußerungen, welche der „Standard“/ dem Premier-Minister unterlegt, sind rein erdichtet.“/

Die Times macht über die zu Gunsten der Konservativen ausgefallenen Wahlen der Grafschaften in England folgende Bemerkungen : - „Das Volk hat gefunden, daß das Beiwort ¿¿Reformer‘/ den Anhängern endloser Abändekungen nicht ge- bühre; daß der Auebtad ¿„liberal‘’. ganz unrichtig von Män: nern angenommen wird, welche. mit lautem Geschrei die Aus- dehnung der politischen Rechte für Leute fordern, die nicht hig sind, sie gehörig anzuwenden, und stets versucht werden, sie als Werkzeug zur Beeinträchtigung Anderer zu gebrauchen ; daß cine ungezähmte „Demokratie“ der unerträglichste Tyrann seyn fann; daß der Grundsaß „der freien vom Staate ganz getrennten Religion“ nur ein anderer Name isst, um den. Armen alle Belehrungen und Tröôstungen der Religion

zu entziehen; daß „Gerechtigkeit für Jrland““ ein heuch- lerischer Ausdruck ist, der in Wahrheit nichts Anderes will, ais zum Sturze der Kirche und des Staates und zur gänzli- chen Auflösung des Königreichs die Herrschaft der katholischen Geistlichkeit auf dieser Jnsel einführen; daß Staats-Einrichtun- gen heilsam und dem Gemcinwohl fdrderlich seyn können, wenn _ auch England sie schon 600 Jahre hindurch besessen hat; und endlich, daß die Whigs, die in dem halben Jahrhundert, in welchem sie nicht in der Verwaltung waren, zu Gunsten der Freiheit und gegen die Bestechung schwaßten, weil sie eben keine Gewalt hatten, um zu verführen, und kein Geld, um zu be- stechen, daß diese Whigs seit ihrem Eintritt in die Verwaltung fich nicht besser gezeigt haben, als die geringste und gewissen- - loseste Oligarchie, die man kennt, und eine grdßere Unterdrük- kung, eine ausgedehntere und schändlichere Bestechung üben, als irgend eine Verwaltung, welche dies Reich je hatte. Diese Wahrheiten haben bei den Wahlen im Lande gewirkt.“

Der Spectator s{chuziht das für die Minister so ungún- stige Resultat der Wahlen ihrer seit längerer Zeit befolgten rück- gängigen Politik zu. „Wäre die Reform seit 1835 nicht zu- rúckgegangen““, sagt dieses Blatt, „so wrden die jeßigen Wah-

len, da die Whigs am Ruder sind und den Hof ganz in der i a0 haben, eine bedeutende Whigistisch-radikale Majorität ins Unterhaus bringen, während die Tories, da sie nicht am Ru- der sind und den Hof eeres gegen sich haben, in einer ‘traurigen Minorität erscheinen müßten. Nun will sich aber er- Mete daß die dernzaligen allgemeinen Wahlen keine wesentliche - Zenderung tîw- numerishen Stande der Parteien im Unterhause hervorbrir,gen werdèn. “Jm Januar 1855 schlugen die Whigs die Tori;s aus dem Felde und hatten nichts auf ihrer Seite als vie Volks - Aufregung; im Juli 1837, mit Allem auf «hrer Scite, aber ohne Volks - Aufregung, “dürften sie kaum dev Tories Meister werden. Es is klar, die Tories sind heute stärker, und die Reform ist s{wächer, als bei der leßten allgemeinen Wahl. Darüber soll sich Niemand wun: dern: die Natur der Umstände bringt es so mit sich. Jn dem Verhältniß, wie die Volksaufregung abnimmt und in Apathie übergeht, muß der korrupte Tory-Cinfluß wieder an Kraft zu- nehmen. Der Toryismus retirixte, so lange die Reform avan-

cirte; jet ist es umgekehrt: die Reform weicht zurück, und der Toryismus gee vorwärts.

Der Raum, den die Einen gewonnen die Anderen verloren haben, läßt sich ausrechnen, wenn man die nun sich bildende LWhigistisch-radikale Majorität mit derjenigen vergleicht, welche 1835 sich würde ergeben haben, wäre danials Lord Melbourne am Ruder und Victoria auf dem Thron gewesen. Der Unterschied, gering angeschlagen, ist an- sehnlich genug; und gerade um so viel ist der Toryiómus seit ¡835 vorgerückt, die Reform zurückgewichen. Bei einem Rük- zug leiden die am meisten, die sich am weitesten vorgewagt ha- ben. So schen wir, daß die Reformer, denen es wahrer Ernst war mit der Sache des Volks, Männer wie Ewart, Hutt und Roebuck, ihre Sibe im Unterhause verloren haben und Grote in der City beinahe ausgestoßen wurde. Leßterer erhielt be- tanntlich nur sechs Stimmen mehr als. Herr Palmer.“‘

Die Kentish Gazette sagt: „In den Zeiten des Krie- ges und unter der „schrecklichen““ Herrschaft der Tories beliefen sich die Ausgaben für den geheimen Dienst im Durchschnitt auf 12,000 Pfd. Sterling jährlih; aber in dem abgelaufenen Jahre, welches doch ein Jahr des Friedens war, stiegen die- selben auf 35,000 Pfd. Sterling. Woher kömmt dies ?“/

Oberst Chesney, dessen Euphrat-Expedition verunglückte, is aus Indien über Land vor einigen Tagen hier wieder eingetroffen.

Die Reise des Vice-Königs von Aegypten nah Kandien wird von dem Korrespondenten der Times in Konsktantino- pel daraus erklärt, daß auf dieser Jnsel Konferenzen mit Be- vollmächtigten der Pforte in Betreff der von Mehmed Ali er- betenen Thronfolgerechte seines Sohnes auf Aegypten, Syrien und Arabien stattfinden sollten.

Der Handel und das Reisen auf der Liverpool- und Man- chester-Eisenbahn nehmen jährlih zu. Die Zahl der Passagiere vom 1. Januar bis zum 30. Juni d. J. betcug 16,5090 mehr, als in denselben Monaten des vorangegangenen Jahres.

Der Nassau- Ballon sticg am Mittwoch Abend 20 Minu- ten vor 7-Uhr mit dem Herrn Green und sieben Herren von dem Vauxhall- Garten auf, und die Reisenden landeten wohl- bchalten auf einer Wiese in Leylem, in Surrey, ungefähr 22 Fngne Meilen von London ; schon um 12 Uhr waren ste nach dem Vauxhall-Garten zurück. Der Ertrag dieser Luftreise ist der “Wittwe des verunglückten Cocking bestimmt.

Ein Seiler, Namens Arnold, hat sich für cine bedeutende Summe anheischig gemacht, 1000 Englische Meilen, und zwar jeden Tag 50 Meilen, rückwärts gehend zurücfzulegen.

Unter den Verbrechen, welche in der Gárben Sib6ung den Geschwornen der Grafschaft Chester vorgelegt werden sollen, be- finden sich nicht weniger als 12 Fälle von Bigamie.

Die Jamaika-Zeitungen bis zum 29, Juni schildern die Aussichten der Pflanzer als höchst erfreulich, denn, ungleich Qr weniger glücklichen Brüdern in Antigua, waren sie mit Regen dermaßen begünstigt worden, daß dis Jnsel überall grün aussah. Die Britische Kriegs-Brigg „„, Racer“/ hatte auf der U von Cuba zwei Schoner von der Afrikanischen Küste mit

flaven, den cinen mit 180 und den anderen mit 282 Sklaven am Bord, aufgebracht und ersteren nach Nassau, leßteren nach

Port Antonio gesandt. Die Brigg „„Racer‘/ war sogleich wie- der abgegangen, in der Hoffnung, mehr Schiffe mit Sklaven auf der See anzutreffen. j

Folgendes waren die Getraide-Durchschnittspreise in vergange- ner Woche: Wöchentl. Sechswöchentl. oll, Weizen . . 60 Sh. 11 P. 57 Sh. 09 Sh. 8 P, Gie... 27. 15 28 19 y»y 10 » gate A 24 10

oggen . . 39 36 15

Bohnen .. 41 40 9

Erbsen .. 40 9

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- dige Erinnerungen aus der Vorzeit

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Mieten

Aus dem Haag, 14. August. Aus Ems ird gemeldet, daß der Kaiserl. Ruge Gesandte, Frhr. v. Maltit, bei einer Ausfahrt mit dem Wagen in den Fluß gestärzt, für seine und seiner Gattin Person zwar mit leichten Contusionen davonge- kommen, zwei fe begleitende Damen aber schwerer verleßt wor-

den sind.

Beélgien.

Brüssel, 14, August. Man versichert, der Herzog von Orleans werde binnen kurzem nah Belgien fommen und das Lager von Beverloo besuchen Dies Lager isst jeßt eine Art von Stadt geworden; das Terrain ringsherum is im Preise ums Fünffache gestiegen, und doch weigern sich die Besißer noch, es zu verkaufen, in der Hoffnung, es später noch höher loszu- chlagen. is De Kriegs - Minister is vorgestern von hier nach Lüttich abgereist.

: Vor einigen Monáten starb hier der in Brüssel ansässig gewesene reiche Holländer Cortvriend und vermachte scin Ver- mögen seinen in Holland wohnenden Verwandten. Die Bel- Fische Regierung wollte von wegen des droit d’anbaine auf dicses Vermögen Anspruch machen, verzichtete aber bald darauf und ließ das Sequester aufheben. Jeßt sind jedoch entferntere in Belgien wohnhafte Verwandte des Herrn Cortoriend mit Einspruch gegen das Testament aufgetreten, und wirklich hat sie das Gericht erster Jnitanz, auf Grund des 726sten und des 1!ten Artikels des Ci Gelcohudes, als die allein zulässigen Erben anerkannt und die Holländischen Verwandten ausge- schlossen. Es wird Q Zweifel von diesem Urtheil appellirt werden, welches ein Seitenstück zu einem im Jahre 1836 von dem Tribunal in Doornik gefällten Ausspruch ist.

Meyerbeer's „Hugenotten“ werden jeßt auch hier einstu- dirt und sollen binnen aht Wochen zur Aufführung kommen.

: Deuts Gland Dresden, 17. Aug. (Amtliche Nachricht.) Die heute Morgen aus Laybach eingegangenen Briefe vom 12. August enthalten über den Gesundheits-Zustand unsercs Königs die er- wünschtesten Nachrichten. Se. Majestät sind nun so ziemli wieder im Besiß der Kräfte, sind feüh und Abends spazieren gefahren, haben auch einen Spaziergang im Freien ohne be- sondere Ermüdung unternommen. Die Abreise Allerhôchstdessel- ben von Laybach ist am läten d. A gegangen, so daß Se. Majestät am 2ästen d. im Sommer- Hoflager zu Pillniß wie- der eintressen werden. Hannover, 16, Aug. Nach einer heute in der Gesehß- Sammlung erschienenen Bekanntmachung des Finanz- Ministe- riums vom dôten d. M. sollen die bisher bestandenen Gegensei- tigkeits-Verhältaisse der Kurfärstlich Hessischen Lotterie zu Kassel und der Herzoglich Sachsen-Gothaischen Lotterie zu den hiesigen Landes-Lottericen mit Beendigung der noch in Ziehung begriffe- nen s!sten Kasselschen und ö9sten Gothaischen Lotterie aufhdren, wonach diese Lotterieen demnächst im hiesigen Königreiche nicht mchr erlaubt seyn werden. ; - Norderney, 10, Aug. Vorgestern hatte das ee Corps des in Emden garnisonirenden 10ten Linien - Bataillons die Ehre, Sr. Königl. Hoheit dem Kronprinzen die Aufwar- tung zu machen. Se. Königl. Hoheit unterhielt sich mit meh- reren der Herren Offiziere auf die huldreichste Weise; über- haupt wissen alle Diejenigen, welhe in der Umgebung Sr. Königl. Hoheit sich befinden, oder das Glück hatten, ihm zu nahen, nicht genug den ausgezeichneten und liebenswürdigen Charakter des Kronprinzen zu schildern. :

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Wien, 13. August. Nachrichten aus Ischl vom 10ten d. M. zufolge, erfreuten sich Se. Majestät der Kaiser des er- wünschtesten Wohlseyns. Jhre Majestät die Kaiserin is von der leßten Krankheit so weit hergestellt, daß Höchstdieselben, wenn die schône Witterung anhält, in wenigen Tagen zum er- stenmal ausfahren werden.

Am Lten d. M. erfreuten Se. Majestät der Kaiser, in Be- gleitung Jhres Hofstaates und des Staats- und Konferenz- Ministers Grafen von Kolowrat, St. Wolfgang mit Jhrer Gegenwart. Allerhöchstdieselben geruhten, Sich bereits Mor- gens dahin zu verfügen, bei dem dortigen Herrschaftsbesißzer, dem Landrechts-Präsidenten von Schindler, ara und die theils durch ihren Bau, theils durch Gemälde und chrwür- berühmte Wallfahrts- Kirche des heiligen Wolfgang in Augenschein zu neh- men. Ehrenpforten waren errichtet, die Geistlichkeit, die Schuljugend, eine Menge Volkes und eine große Zahl von Fschler Badegästen waren versammelt. Se. Majestät geruhten, in Begleitung von mehr als hundert Schiffen eine Fahrt auf dem See zu unternehmen und die Versuche des Echo’'s, welches ganze Mufikstrophen wiedergiebt, anzuhdren. Später wurde unter den Augen Sr. Majestät eine Wettfahrt von einigen funfzig Kähnen und zuleßt ein Fischzug gehalten. Se. Ma- jestät der Kaiser hatten im Hause des Landrechts - Präsidenten von Schindler das Mittagsmahl eingenommen; erst um 5 Uhr Nachmittags kehrten Allerhöchstdieselben unter Glockengeläute und Jubelgeschrei der Menge nach Ischl zurück.' Stets wird das Andenken dieses Freudentages in dem Gedächtniß dieses biedern, dem erhabenen Kaiserhause treu ergebenen Landvolkes fortleben; denn noch jeßt spricht man in St. Wolfgang von der Anwesenheit Maximilian's 1. und Kaisers Leopold.

Inspruck, 3, Aug. Jn wenigen Gegenden Deutschlands hat wohl in der jüngsten Zeit die Jndustrie so merkwürdige Fortschritte gemacht wie in Vorarlberg. Vor 12 Jahren be- stand ihre ganze Macht daselbst aus etwas Handweberei, 2 bis 3 alten sehr mittelmäßigen Spinnereien und einigen kleinen Färbe- reien. Gegenwärtig befinden sich nicht weniger als 69,000 Spin- deln, mehrere Hundert Powerlooms, unzählige Handwebsühle, verschiedene treffliche Druekereien, Roth- und Schdn-Färbereien und Apretur- und eine mechanische Papierfabrik in Thätigkeit, und ein eben so starkes Kontingent ist im Fortschritte begriffen, und wird bis längstens in einem Jahr ins Leben treten. Die sämmtlichen Einrichtungen und Maschinerieen dieser Eta- blissements sind nach dem neuesten und besten Systeme, und stehen keinem auf dem Kontinente nah. Die ausgezeichnetsten, unternchmendsten Fabrik-Besißer sind die Herren Golzner, Ga- nehl, Lang und Schindle, Herburg und Romberg, welche alle ihre Gewerbe mit außerordentlicher Thätigkeit und Geschicklich- keit betreiben; der erste Rang gebührt aber ohne weiteres den Herren Escher und Kennedy, welche im Jahre 1827 die erste

pinnerei nach neuerem Systeme in Feldkirh erbauten und dadurch nicht nur der Provinz, sondern sogar der ganzen Mo-

narchie den Impuls zur höheren industrielléèn Thätigkeit gab Dieses Mutter - Ctablissement ist jeßt noch das größte y

vollkommenste in Vorarlberg, seine Bésizer sind aber eben hi

schäftigt, ihm ein zweites, noch bedeutenderes beizufügen, w ches durch seine Lage und Einrichtung gleich merkwürdig s,

wird, und alle neuen Erfindungen im Gebiete der Spinner

Weberei und Benußung von Wasserkraft in sich vereinig wird. Dieses durh Rechtlichkeit, Unternehmungsgeist ÿ Sachkunde gleich ausgezeichnete Haus is identisch mit dey jenigen von Escher, Wyß und Compagnie in Zürich, , dessen berühmten Werkstätten stets die neuesten Verbessery gen Englands und des Kontinents in Spinn- und Vg maschinen, Wasser - und Triebwerb, Dampfschiffe 1c. herbörg hen, und dem besonders Neapel einen Theil seines Gewerhfy ßes- verdankt. Er hat es sich jest zur Aufgabe gemacht V Industrie auch ins Innere des Tyrol zu veroflanzen , was q wiß diesem armen Lande eine unschäßbare Wohlihat if, ul auch dankbar erkannt und von den aufgeklärten Behörden y voréommend unterstüßt wird. Die Herren Cscher- und F nedy haben zu diesem Zweck eine Gesellschaft gebildet, wh bei Jmst eine Wasserkraft von mehr als 200 Pferden gel hat, und zunächst eine große mechanische Papierfabrik, s aber wahre oinlid Baumwoll - und Flachsspinnerei daselbs y legen wird. Der rege Antheil, welchen dièse Unternehn unter den angeschensken- Beamten und Eigenthümern Lg findet, beweist, wie allgemein sich der Gewerbgeist auch in den Gebirgsländern verbreitet, und läßt für die Zulu große und reiche Fortschritte hoffen. ' Schw es

Bern, 12. Aug. Jn der Allg. Schw. Ztg. liest n „In kurzer Zeit haben drei Streitigkeiten zwischen Aus dern und Schweizern zu höchst unangenehmen und fär die tressenden Stände nichts weniger als schmeichelhafcen Reclui tionen des Französischen und Englischen Gesandten den A gegeben. Jn allen drei Fällen war nach unserer Ansicht in Hauptsache das Recht der Ausländer begründet. Der, Fall war der Handel mit den Gebrüdern Wahl.

hatten nah eingeholter Bewilligung des Negierungs -

von Basellandschaft eine Liegenschaft angekauft. Der Landi aber kassirte den Kauf, verursachte dadurch den Herren Wahl ei bedeutenden Schaden und verweigerte eine angemessene Cntst digung. Frankreich legte sih ins Mittel und Basellandsh ward zur Entschädigung genöthigt, welche einfaches Red gefühl diesem Stand freiwillig zu leisten, zur Pflicht gem E Der zweite noch in hängendem Rechte befindliche St etrift die Regierung von Luzern Durch eine verkehrte Wi fügung des erstinstanzlichen Richters von der Stadt Luzern wi auf eine Masse transitirendes den Herren Cellard gehörendes Hol Arrest gelegt und dieser nach langer Zögerung endlich wied aufgehoben. Allein für den Verlust, den die Herren Cellard dul die aus der unvrechten Arrest-Verfügung der Luzernischen erstinstan| lichen Gerichts-Behdrde entsprungenen Zeitversäumniß erlitten hi ben, weist das Ober - Gericht die Herren Cellard an Leuzinge der außer Stand is, die Entschädigung zu leisten. Dee Y sandte Frankreichs fordert nun für jene die N der Regierung von Luzern, deren Gerichts-Behörde den An verhängte. Der dritte Fall scheint uns der ärgste. Derselbe ky die Regierung von Zürich in Konfliët mit dem Englischen

sandten. Ein reicher Engländer, Namens Th. Nater, stx

Kanton Zürich, wo er sich angekauft, eingebúrgert und den A

viele Wohlthaten erzeigt hatte. Die Regierung gelüstete nah

Erbe. Nachdem sie es unthunlich gefunden, das vorgefutl Testament als ungültig zu stürzen, gedachte sie durch Gel machung des Abzugsrechtes zehn Prozent nicht nur von den Kanton befindlichen Vermögen des Verstorbenen, sondern noch von dem viel größeren im Ausland liegenden Theil desselll ein shônes Sümmchen einzustreichen. Jhre Gewalt mißbraucht legte sie den Sequester auf die ganze im Kanton liegende Ll lassenschaft, damit sie als Pfand für das Uebrige hafte, D

Erbe, Wilhelm Mather, machte die Sache bei der Englischen Rd

gierung anhängig, der hiesige Englische Gesandte erhielt dardb Instructionen und der Regierungsrath von Zürich wird, 1 zweifeln nicht, von Hrn. Morier belehrt, von dem angebli Abzugsrecht auf das auswärtige Vermögen des Verstorben wie recht und- billig abstehen müssen. Wenn die- zwei l Händel beigelegt seyn werden, so wird es merkwürdig h von den Mobuten Windposaunen zu vernehmen, wie Vortheil und Ehre die drei betreffenden Stände dabei gei

haben.“

Spanien.

Madrid, 1. August. (Allg. Ztg.) Das Minis verwickelt sich immer tiefer in die Jntriguen, durch wh! sich vor dem allgemcinen Unwiilen zu retten glaubt. Der Ÿ Luchana, der den Ministern als ein gemäßigt denkender N schon längst verdächtig geworden is, mußte von der Arme] in seinen Händen ein gefährliches Werkzeug werden ko entfernt, zugleich aber ein schicklicher Vorwand aufgefundet! den, um den General als ungerecht erscheinen zu lassen, h er sich über diese Abberufung vom Oberbefehl beschweren # Der Kriegs-Minister, Graf Almodovar , reichte also sein lassung ein ; die Königin-Regentin genehmigte sie, und et durch ein Drekret vom 29sten den Grafen Luchana zum M Minister, mit dem Zusate, er solle den Oberbefehl ikt Truppen so lange fortführen, „bis der Fall eintrete, Wf in cinem Königlichen Befehl von demselben Datum i werde.“ Allein es ist zu bezweifeln, daß Luchana dies! i folgen, und sich auf eine Bank neben E v Freunde Ferrer's seben werde, der einst, als Esparter ‘hapelgorris erschießen ließ, weil sie Kirchenraub g hatten, in den Cortes seinen Kopf verlangte. Erst vol u machte Luchana in den Journalen seinem Unwillen V die herrschende demagogische Partei Luft , und i jest hat diese Emissaire nah Catalonien geschidt, a mit Geld verschen sind, um die Truppen geg Baron Meer aufzuhezen. Wir werden bald sehen, welche gang jene Jntrigue nimmt. Für jeßt verwaltet del id Secretair, Don Pedro Chalon, das Krie s-Ministerium. f hat das warnende Beispiel der Generale Valdes und Rod! d welche beide zugleich Kriegs-Minister und Ober-Befehlsha qu ren und das s{mählichste Ende nahmen. Nun eine andel “alt von den Mitteln, zu denen die Minister schreiten. Gu Abend wollte Jhre Maj. die Königin-Regentin über M hi fon und National-Miliz Musterung halten. Jn der grd Milit um fünf Uhr Nachmittags, begaben sich Truppen und fd vid etwa 12,000 Mann stark, in den Prado, und Ae auf O und außerhalb des Thores von Atocha bis zum Kana weil Ÿ gen aht Uhr wurden Zeichen der Ungeduld gegeben, ydjutitt Maj. noch nicht erschien; plô6lich aber eilten die #

Ylnd eine Schwadron

Pur die Reihen, Und ließen durch die Capitaine die amtliche, o eben eingèzangene Nachricht verkünden, daß Don Carlos bei Cantävieja eine entschiedene Niederlage erlitten habe. Gleich darauf erschien auch die Regentin mit thten Töchtern, und die jetrogenen National-Milizen jubelten. Die Revue ging nun in e Nacht vor sich, und erst um zehn Uhr erfuhren die uten Leute, als sie nah Hause kamen , daß man ste auf die nwärdigste Weise getäuscht hatte. Die Gaceta von heute ent- Thuldigte sich damit, daß ein von Saragossa gekommener Postil- on jene Sieges - Nachricht in Calatayud habe erzählen hören. Fine noch shmäligere e! Gerade jener Postillon überbrachte jer Regierung die Nachricht, Don Carlos befinde sich mit jon seinen Truppen in der Nähe von Calatayud, und die Truppen der Königin könnten aus Mangel an Lebensmitteln cine Bewegung unternehmen. Diese Nachricht wurde sehr ge- heim gehalten, fam aber auf die zuverlässigste Weise nicht lange ah ihrem Eintreffen zu meiner Kenntniß. Was aber an ihr pahr s2y, ist s{hwer zu bestimmen, da die Berichte sich säâmmt- h widersprechen. Der Gefe politico von Teruel meldet, Don arlos habe am Asten mit sechs Bataillonen und der Kavallerie Fantavieja verlassen, und sey nah Villafranca (Castellon de la Plana) zu marschirt; Tallada und Esperanza seyen am 25sten von Pivet nach Alcublas gegangen, und am 27sten hätte Oraa sich über Mosqueruela nach Linares, Luchana und Buerens aber über amarillas nach Montalban begeben wollen. Am selbigen Tage y Don Carlos mit seiner ganzen Macht nach la Cenía ufgebrochen. Demnach hätte er einige Tagemärsche vor jen Trappen der Königin voraus gehabt. Der Gefe poli- ¿0 von Saragossa meldet dagegen unter dem 29sen, Don farlos sollte an jenem Tage in Villar de las Navar- os eintreffen, in der Absicht, über Calatayud oder Almunia as Gebirge Moncayo zu erreichen, und dann über Tara- pna den Ebro zu gewinnen. Der Befehlshaber des Bezirks on Jalon habe ihm angezeigt, Don Carlos befände sich am sten mit allen seinen Truppen in Muniesa, Blesa und Huesa 4 Meilen rechts von Daroca), und habe befohlen, nach Ala- on 509,090 Rationen Lebensmittel zu bringen, indem er

beabsichtige, sih über die Ebene von Cariñena nah Calatayud

werfen. “Dasselbe meldete der Postmeister von Saragossa, dem er zugleich anzeigte, daß keine Truppen vorhanden seyen, m sich dem Marsche des Don Carlos auf Borja, Tarazona nd dem Ebro zu widersezen. Diese Nachricht erregte hier die »esorgniß, daß der Französische Botschafter, der sich auf dem Wege hierher befindet, in die Hände der Karlisten fallen möchte ; r beabjichtigte, morgen fcüh hier einzutreffen. Da aber alle jon Saragossa kommenden Posten hier richtig angelangt sind, d scheint“ bis vorgestern die Straße nicht unterbrochen gewesen ju seyn und wir missen daher abwarten, wohin sich Don Car- os mit scinen Truppen begeben hat. Auch schreibt man aus Baragossa, die Zollbeamten von Egea hätten sich am 29sten dort- in geflüchtet, weil 6 Bataillone Karlisten in der Linie von Cinco Villas erschienen wären. Die beiden über den Ebro ges gangenen Karlistischen Corps befanden sich am 27sten drei Leguas von Soria, und scheinen demnach Don Carlos die and bieten zu wollen. Der Brigadier Alcala und der General-Capitain pon Alt-Castilien waren am selben Tage erst in Lerma; sie hatten ) Bataillone, 450 Pferde und 2 Reeonbk mit sich. Der lich hier durcheilende Portugiesische Courier überbrachte dem Daron das Antas von seiner Regierung den Befehl, in die Vrovinz Salamancça einzurücken, um der Portugiesischen Gränze dher zu seyn. Hiermit wird die Spanische Regierung schwer- ch einverstanden seyn.

Madrid, 6. August. Gestern Abend begaben sich die

inister zu der verwittweten Königin, um ihr die Frage vor- ulegen, ob, im Falle die Karlisten La Granja angriffen, man den Palast oder die Burg von San Ildefonso vertheidigen solle, Eau die Königin erwiderte, man solle nur an die leßtere enken. z

Den leßten Berichten von Espartero und Oraa zufolge, laubte man, beide Generale würden den Don Carlos am al, Juli ‘bei Iglesuela angegriffen haben, und man erwartete dher seit vorgestern von Stunde zu Stunde den Courier mit hr Nachricht von einem entscheidenden Siege. Auch Herr Men- lzabal rechnete so fest darauf, daß er sich krank stellte, um die Diskussion des Plans zu einer außerordentlichen Contribution noch ausseßen zu fönnen, indem er hoffte, daß man ihm, in dem Enthusiasmus über den errungenen Sieg, Alles bewilligen werde. Da diese Hoffnung nicht erfullt worden ist, so wird Herr Mendizabal wohl seine Maßregel auf der Tribüne ver- theidigen müssen.

er Zustand von Alt-Castilien flößt um so ernstere Besorg- tisse ein, als es der Regierung an Gelde fehlt, um Truppen in \nreichender Menge in diese Provinz senden zu föônnen. Das dolf ist im Allgemeinen fr Don Carlos, und die beiden neuen Upeditionen haben keinen Widerstand gefunden. Ein Bataillon sind zum Schube der Junta von Casti- e cin Augustiner Mönch, Namens Huertas, er Sierra de Burgos zurüctgeblieben.

Die Nachrichten aus Catalonien lauten nicht sehr günstig. Der Baron von Meer meldet, es sey ihm unmöglich, mit sei Pen geringen Streitkräften etwas zu unternchmen. Er fägt

u, daß, wenn man ihm nicht bald cine Verstärkung von (60 Mann sende, die Karlisten sich Seu d'Urgel’s und aller

M Orte der obern und unteren Montaña bemächtigen

Der General Alcala wegen seines Benehmens

ien, an deren Spi sichen soll, in der (

ist verhaftet worden, und es soll ihm der Prozeß gemacht werden. '

Türkei.

Folgendes Schreiben aus Konstantino i : p 5 i Pun Post erklärt den nächsten Anlaß zu d N E ae, lséenen Vorschrift für die Türkischen Frauen : ¡Um vergangenen O U r A in der iee A Quartier Odown Ka- : ? ¡Feuer! Feuer! ren. Dieses beunruhi E eshrei wurde bald in der ganzen Stadt wiéderhate, O L os von den Minarets herab weder Feuer noch Rauch entdecken Ms e die Bevölkerung dennoch von allen Seiten herbei n em Umsichgreifen der Feuersbrunst Einhalt zu thun. Nach- q man sich Überzeugt haite, daß feine Gefahr zu befürchten E MaR daß der Schreckensruf von cinem Kaufmann Urs S li-Aga ausgegangen war. Als der Kadi diesen um die bids je esragte, zeigte ihm Ali- Aga ein Paar Schuhe, aber ite a von jenen niedlichen Pantöffelchen, welche die zarten T Frauen umschließen, sondern die derben Manns(cchuhe L, hr len, die er in scinem Hause gefunden hatte! ¡„Sehet Weinen a ria an Fus eines Ungläubigen hat alé ih in mein Zimmer erat: Det M D ode P e

d. sammt seiner Mitschuldigen bei mir; heile eren befindet

mir; holt Eure Wachen

929 herbei, daß man sie ergreife und vor den Seriaster führe, dá- mit die Rechte eines beleidigten Gatten gerächt werden.‘/// Zum Unglück für das angeschuldigte Paar war die Angabe wahr und der verbrecherische Liebhaber wurde in einem verbotenen Um- gange mit einer jungen Griechin von hoher Schönheit gefun- den. Da man Beide auf der That ertappte, war keine Ents{chul- digung möglih. „, „Wir wußten nur zu gut“/““, sagte die Tur- tische Dame, „,„„daß unsere Liebe uns den Tod bringen würde. Wir haben es darauf gewagt. Die Gerechtigkeit gehe ihren Gang.‘ Das Todes-Urtheil ward von dem Seriasker ohne wei- tere Untersuchung gesprochen, und am folgenden Morgen wurden die beiden Schuldigen gehängt der eine an dem Thor von Parmak-Kapu und die andere an dem von Balekbazar. Jedem hatte man eine Schrift angeheftet, auf deren einer die Worte standen: „„Dies die Strafe, die über jeden Ungläubigen ver- hängt wird, der die Schwelle des Harem's úberschreiter7“/, und auf der anderen: „„Ein gleiches Schicfsal wartet derer, welche dem Beispiel der ungetreuen Gattin Hatidschah folgen.‘ Da den Verbrechern in der Türkei die Ehre des Begräbnisses versagt wird, so wurden die Leichname der beiden Pakenban am folgenden Tage in den Bosporus geworfen. Die Hinrich- kungen in der Türkei scheinen indeß, eben so wenig als vor Zeiten in Venedig, ein unfehlbares Mittel zu seyn, um die Ehemänner vor der Aufnahme in den großen Orden zu be- wahren, den sie so sehr scheuen. An demselben Tage, wo die Leihname der beiden Unglücklichen alle Herzen mit Schrecken

erfüllten, wurde ein anderes Paar, desselben Vergehens schul-

dig, von der Polizei aufgegrissen. Der eine \{chuldige Theil be- fand sich in jenem Kostüme, das Mars und Venus trugen, als fie vor den Göôttern des Olymps erschienen, nur mit dem unbedeu- tenden Unterschied, daß, statt durch das unsichtbare Nes Vulkans vor indisfkreten Blicken geschüßt zu seyn, der junge Grieche denn es war abermals ein Grieche und seine Mitschuldige nur durch die Jalousicen des Wagens, in welchem Beide vor den Kadi ge- führt wurden, den Augen der Neugierigen entzogen waren. Da sich fand, daß die Dame die Gattin eines angesehenen Mannes war, so befahl der Kadi, die beiden Schuldigen insgeheim hin- zurichten. - Der junge Grieche war der Sohn reicher Aeltern und hatte, um die Leidenschaft für seine Geliebte zu befriedi- gen, kein anderes Mittel gefunden, als bei ihrem Mann als Kutscher in Diensten zu treten. Ueber das Schicksal dieses zweiten Paares habe ich nichts weiter erfahren. Jn Folge die- ser Entdeckungen hat sich die Eifersucht der Moslemin dergestalt vergrößert, daß die Eunuchen ganz übermäßig im Preise ge- stiegen sind; binnen weniger als einer Woche hat er sich auf dem Sklavenmarkte verdreifacht, Eben is cin Ferman erschie- nen, welcher befiehlt, daß alle Frauen um die zehnte Stunde d. h, zwei Stunden vor Sonnen - Untergang zu Hause seyn müssen; und da die Türkischen Damen seit einiger Zeit durch den Geschmack, den sie so plôklich daran fanden, ihre Einkäufe in den reichen und eleganten Läden von Pera und Galata selbst zu besorgen, starken Verdacht gegen sich erregt hatten, so dürfen die Znhaber dieser Magazine fortan keine Türkische Frau, wel- ches Alters und tandes sie auch seyn mdôge, ihre Schwelle úber- schreiten lassen, wenn sie sich nicht ver Gefahr aussezen wollen, mit dem Ohr an die Thür ihres Ladens an enagelt zu werden. Die häufige Wiederkehr dieser Gräuel im Heiligt um des Ha- rems und die vielen seit kurzem in der Hauptstadt und den A vorkommenden Beispiele von dem bisher so seltenen und fast unerhörten Verbrechen des Selbstmordes sind in den Augen der wahren Gläubigen ein sicheres Zeichen von dem nahen Untergange der Welt. Während der lebten vierzehn Tage ka- men in der Hauptstadt drei Fälle von Selbstmord von Türken vor. Die Art, wie ciner von diesen Unzlücklichen sich den Tod gab, is originell genug, um selbs die Aufmerksamkeit der Bri- tischen Exzentrizitäten zu erregen. Mehmed - Efendi fuhr, in tiefe Schwermuth versunken, auf einer Barke im Bosporus spa- zieren. Während er sich gegen den Kahnführer über die drückende Hike beklagte, entledigte er sih . nach und nach sciner Kleider bis auf das Hemd und die ofen, Nachdem er noch eine Pfeife geraucht hatte, legte er auch diese leßte Hülle ab, stopfte, aller Vorstellungen- des hamhaften Schiffers ungeachtet, nochs mals seine Pfeife und begann, -im Natur - Zustand zu rauchen. Plöslich erhob er si von der Bank, auf der er B E O kann diese Hiße nicht länger ertragen; die Gewässer des Bos- porus allein fênnen mich abkühlen!‘/// und sprang dann ins Meer, wo díe reißende Strömung ihn verschlang.“

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Berlin, 19, August, Aus „Magdeburg wird vo 17ten d. berichtet: Vorgestern Nawhimittag um ° Uhr Wee das von hiesiger Dampfschifffahrts - Gesellschaft, unter Leitung des Ingenieurs Herrn Tischbein , ¿Kronprinz von Preußen‘/ vom Stapel gelassen. Die Ufer des Elb-Arms, an dem der Schisss-Bauplas liegt, waren mit Tau- senden von Zuschauern beseët, als das mit verschiedenen Flaggen geschmückte Fahrzeug, unter dem Spiele eines Musik - Corps, sich langsam und sicher von seinen Unterlagen auf den Wasser- spiegel hinab senkte. Die Vorkehrungen dazu warcn auf das Sorgfältigste getroffen; auch nicht der geringste Unfall ereignete sich dabei und ein heiterer Himmel verherrlichte die Scene. Es handelte sich bei Ausführung dieses \o zeit2:mäßen Unternch- mens hauptsächlich um Lösung der Schwierigkeit, ein Schif herzustellen, dessen geringer Tiefgang mit dem stellenweise seichten Wasserstande Unserer Clbe in gehdriges Verhältniß ge- bracht werde und nach diesen Erfordernissen ein Fahrzeug zwec?- mäßig und solide zu konstruiren. Der Verwaltungs - Rath der Elb - Dampfschifffahrts - Compagnie seßte sich zu diesem Ende in Verbindung mit dem berühmten Herrn Röntgen zu Rotter- dam, dem Begründer der Rhein - Dampfschifffahrt, welcher seine kräftige Mitwirkung zusagte und obiae schwierige Frage glück- lich ld\ste. Nach seinen viclfältigen Erfahrungen und technischen Prinzipien hat der Ingenieur Herr Tischbein nun den Bau des ersten Dampfschisss für den Elbstrom in der Hauptsache vollendet. Gleich nachdem das Fahrzeug, welches unter unseren Augen sich nach und nach gestalcete und dessen höchst sinnreiche und dem Gebrauche ganz entsprechende Einrichtung bei näherer Präfung sich so überzeugend herausstellt, dem Wasser über1wie- sen war, wurde der Tiefgang desselben ermittelt, und es erga sich, daß solcher nur 6'/, Zoll Rheinländisch betrug, obgleich der innere Ausbau, bis auf die Einseßung der Kajüten , schon vollendet ist, Hiernach is zu berechnen, daß das Schiff, nach- dem cs die Maschine und den Kessel aufgenommen , mit Feue- kungsmaterial, Wasser und Allem, was zur vollständigen Jn- standsebung desselben erforderli), verschen is, nur 16 bis 17 Zoll Wasser ziehen wird und daher seinem Zwecke, bei jevem, auch dem niedrigsten Wasserstande der Elbe gebraucht we aen zu können, vollkommen entsprechen muß. Das Dampfschiff is

‘25 Fuß auf dem Wass:rspiegel lang und 15 Fuß breit, und

erbauete erste Dampfschiff

wird eine von dein Herrn Röntgen in Rotterdam erfun- dene und nicht allein in Holland, ‘sondern auch in Eng- land und Preußen patentirte Expansions - Maschine erhalten, welche bereits auf den Rheinischen Dampfschiffen wit dem be- sten Erfolg in Anwendutig gebracht is, indem dieselbe mit grd- ßerer Leichtigkeit und vermehrter Schnellkraft eine sehr bedeu- tende Kohlenersparniß verbindet. Die Absicht der Elb-Dampf- schifffahrts-Gesellschaft konnte keine andere seyn, als durch die Erbauung dieses ersten Fahrzeuges und noch mehrerer anderer, deren Bau ebenfalls beginnen soll, den Verbindungsweg mit Hamburg zu beschleunigen und solchem eine Bestimmtheit und Regelmäßigkeit zu verschaffen, welche derselbe bis jet O und der doch ge enwärtig, im Jnteresse des Handels des hie- sigen Platzes esonders; mehr als jemals nothwendig geworden ist, Nach diesen Vorauüsse6zungen sind wir veranlaßt, dem Un- ternehmen der Gesellschaft die günstigsten Resultate zu progno- - fticiren. Nachschrift. So eben vernehmen wir, daß auf Anord- nung des Verwaltungsraths das Dampfschiff heute Nachmittag 450 Ctr. Steine als Ballast aufgenommen hat, und daß, nach einer neuen Vermessung, dasselbe mit dieser Ladung nur 16 Zoll tief geht. Diese Betastung, übersteigt bei weitem das Gewicht der Maschine, des Kessels, des Feuerungs-Materials, kurz das Ge- wicht der sämmtlichen Schifssausrüstung, und es ergiebt sich daraus zur Evidenz, daß das Schiff, selb| wenn die Ladung noch um 200 Ctr. erhöht würde, dennoch bei dem niedrigsten Wasserstande der Elbe wird fahren können.

Aus Breslau melden die dasigen Zeitungen vom 17. d. M.: „Durch die außerordentliche Hie der leßteren Tage ist die Asiatische Brechruhr , welche \chon A im Abnehräen war, aufs neue gesteigert worden, so daß dic Zahl der täglichert Erkrankungen wieder bis auf 17 und 21 gestiegen ist. Als ges wöhnliche Veranlassung zum Ausbruch dieser Krankheit stellen sich nah wie vor: Unmäßigkeit und Unvorsichtigkeit im Genuß von Speisen und Getränken, vorzüglich von unverdaulichen und blähenden Speisen, Erkältung, Vernachlässigung beginnender Diarrhde und unvorsichtiger Verkehr fnit Choleratranken , oder solchen , die lange in ihrer Nähe gewesen, Ra Daß diese Krankheit unter gewissen Bedingungen anstecktend ist, wird nach den vielen vorliezenden Beweisen eben so wenig in Zweifel ge- zogen werden können , als daß sie nicht unbedingt für jedes Individuum ansteckend ist. Wäre Mäßigkcit und vorsorgliche Lebensweise allgemein zu machen, und wäre überall da, wo die Krankheit ausgebrochen is, auch zugleich besonnene Gewissen- e eit gegen leichtsinnige weitere Verbreitung derselben her- eizuführen, so würden der Krankheit schnell Gränzen zu seßen seyn. Bekanntlich hat auf Antrag der hiesigen Sanitäts- Kommission die Kommune Breslau besondere Desinfections- Kommissionen eingerichtet, welche den erfreulichen Erfolg haben, daß überall in den Häusern, wo sie schnell und ungestört ihren Auftrag verrichten können, fast nirgends die Krankheit weiter um sich pulbie hat; wo ihnen aber Unverstand und bdser Wille entgegengetreten sind, wo Gegenstände, die der Desinfection bedurften, ihr entzogen worden sind, wo Personen, die sich in der Krankenstube aufgehal- ten, sich, ohne ihre Desinfection abzuwarten, in andere be- wohnte Stuben begeben haben, hat überall die Krankheit um sich gegriffen. Um diese wohlthätige Desinfection nach einge- tretenen Sterbefällen beschleunigen zu können, sind auf Antrag der Sanitäts-Kommission auf einigen Kirchhdfen Leichen-Aufbe- wahrungs-Kammern errichtet worden, wohin die Leichen, sobald es der Arzt gestattet, gebracht werden können. Bis zu ihrer künftigen Beisezung stehen sie daselbst unter Aufsicht eines Wächters. Wer von dieser Anstalt für eine Leiche aus seiner - Familie Gebrauch machen will, hat sch wegen des Näheren nur an den Polizei-Kommissarius seines Bereichs zu wenden."

In Stettin sind im Monat Juli 67 beladene und 28 geballastete, zusammen 95 Schiffe angekommen und von dort 107 beladene und d geballastete, zusammen 112 Schiffe, scewárts ausgegangen. Der Jmport bestand hauptsächlich in 1665 Cer. Baumwolle, 4684 Ctr. Eisen, 10,782 Ctr. Eisenbahaschienen, zur Stettin- Berliner Eisenbahn bestimmt, 8079 Ctr. Farbehöl- jer ; 2137 Ctr. Hanf, 6616 Tonnen Häring, 2584 Ctr. Kupfer, 5,539 Ctr. Oel, 6745 Ctr Pottasche, 799 Ctr. Reis, 968 Cer. Rosinen, 3518 Ctr. Schwefel, 1445 Last Steinkohíen, 3575 Ctr. Talg, 1686 Ctr. Thran, 13,889 Ctr. Wein und 17,309 Ctr ro- Un Zucker. Die vorzüglichsten Ausfuhr-Artikel waren 5640 Cer. bfälle von Glashütten, Khochen, 96,126 Scheffel Getraide und Hülsenfeüchte, 489 Ctr. Leinsaat, 335 Ctr. Glas, 478 Stü Blôcke und Balken von hartem und 3795 Balken von Kiefern- holz, 1456, Lasten Bohlen und Bretter, 278 Ctr. Lumpen, 2874 Ctr. Mühlen-Fabrikate, 13,533 Ctr. roher und 906 Cer. Zink in Blechen und 11,642 Ctr, Rapp- und Leinkuchen. Die bekannte große Katastrophe in dem Amerikanischen und Englischen Handel hat in Stettin noch immer nicht ihren Ein- En Verkehr mit Waaren verloren; jedoch machen einzelne tikel hiervon eine erfreuliche Ausnahme. So sind z. B. in dem ersten Semester d. J. 43,600 Tonnen Häring auf 105 Schiffen daselbst aus Norwegen eingeführt roorden, welche, da diescs Quantum dem gewöhnlichen Absfab - Bedarf entspricht, keinen Verlust besorgen lassen. Eben \o war auch das Expor- tations - Geschäft , namentlich in Getraide, bedeutend, und um- faßte in dem genannten Zeitraume an Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Erbsen und Leinsaamen ein Quantum von 8900 Lasten oder 26,700 Wispeln, wovon der größte Theil nach England, Norwegen, Holland und Dänemark ging und nur etwa 600 Lasten nach Nord - Amerika verschifft wurden. Nach Holland wurden 640 Wispel Rapps ausgeführt und eben so war die Ausfuhr von Holz, Zink, Oelkuchen, Lumpen und Thierknochen nicht unerheblich. Die Rhederei fand unter diescn Umständen bei. ziemlich guten Frachten volle Beschäftigung. Es sind auf den Stettiner Werften bereits 7 Schiffe vom Stapel gelassen und 4 zur Zeit noch im Bau begriffen.

In den Danziger Hafen sind im verflossenen Monat 152 Schiffe eingegangen, von welchen 7 aus Preußischen, 49 aus Englischen, 28 aus Dänischen, 27 aus Schwedischen und Norwegischen, 22 aus Holländischen, 10 aus Französischen, 6 aus Russischen Häfen u. \. w. waren. Von denselben waren 129 Schisfe mit Ballast, 8 mit Häringen, 7 mit Stückgut u. \. w. beladen. Ausgegangen sind 181 Schiffe, nämlich 2 nach Preußischen, 55 nah Englischen, 39 nach Holländischen, 35 nach Dänischen, 14 nach Hanseatischen, 13 nah Schwedischen und Norwegischen, 19 nah Franzdsischen Häfen u. \. w. on den- selben waren beladen 49 Schiffe mit Roggen, 37 mit Weizen, 39 mit Holz, 24 mit verschiedenem Getraide, 11 mít Getraide, Mehl und Brod, 6 mit Zink und Holz u. \. w., nur 3 Schiffe hatten Ballast. Küsten-Fahrzeuge waren 17 ein- und 24 aus- gegangen. Strom- Fahrzeuge waren 349 nebst 125 Trafteu Holz eingekommen. Jn Elbing sind 2 Schiffe, 1 Niederlän- disches und 1 Dänisches eingegangen und selbige mit Napps-