1837 / 269 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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ley-Street, hat wahrscheinlich in Folge der Uebervdölkerung dere selben und der Dänste, die sich bei anhaltendem Nebel dort an- gesammelt hatten, ein bdsartiges Fieber um sich gegriffen, au welchem binnen kurzer Zeit zwanzig Personen gestorben sind.

Die Times theilt in ihrem utalh Blatte einén langen Artikel aus der medizinischen Zeitung über die Trüglichkeit ‘des thierischen Magnetismus mit, wéil sie veknommen, daß kürzlich im Nördlichen Londoner Hospital einige Versuche mit dieser empdrenden Betrügerei angestellt worden seyen; wenn man da- beiy: meint sie, einen anderen Zwecck vor Augen gehabt, habe, als.die dortigen Zöglinge davor ¿u warnen, wie weit die Ua salberei es in ihrer Uner(chämtb el „treibe, so músse man jenes Hospital laut als ein- Seminar f r-Marktschreier-denunziren, denn die Aeltern schickten ihre Söhne dorthin, um die Wissen- schaft der Medizin, nicht Charlatanerieen zu lernen.

B solg.ien.

Brüssel, 21. Sept. Der-König- und die Königin wer- den heute im Schlosse. Laeken von-London- zurück erwarcet.

Dem Vernehmen. nach, sind die bisher mit Sequester -be- legt gewesenen dem Prinzen von Oranien gehörenden hiesigen Grundstücke an eine Geseäschaft für 1,200,000 Franken verkauft worden, die im Haag ausbezahlt werden sollen.

Gegenwärtig rüstet sich Alles hier zur Feier ‘der Septem- ber-Tage, die in Belgien den volksthümlichen Charakter, den die Juli:Tage in Frankreich schon verloren, : immer noch beibe- halten, Gleich nach den September-Festen - wird - dann die Eisenbahn von Mecheln bis Gent, und endlich: am 3. Oktober die Strecke von Löwen bis Tirlenont feierlich erdffnet, so daß in furzem von Mecheln aus nach allen Richtungen hin endlose Wagenzüge daherfliegen werden. Cine Industrie, die hierdurch auf den betreffenden Straßen total umgeworfen wird, ist die der Postwagen, die in Belgien feine Regal- bildet, sondern freier Konkurrenz überlassen ist. Ju: den lesten Jahren hatte sie’ sh unglaublich -entwickelt.. An die Stelle: der eingehenden Postwagen traten nun aber gleich auf: der ganzen Linie der

‘isenbahn Omnibus und kleinere Landkutschen , die ihre Rei- senden- um die bestimmte Zeit an den Stationen abseßzen und im Ganzen jegt vielleicht schon eben so viele ‘Pferde beschäfti- en, als fruher die Postwagen. - Von den Feierlichkeiten ‘in Bent, zu denen die Stadt den König: eingeladen hat, verspricht man sich eine Annäherung der einflußreicheren Orangisten, die E noch immer in s{hrofer, feindseliger Stellung gehal- “ten haben.

De Päpstliche Unter-Staats-Secretair, Monsignore Capac- cini, den man in wenigen Tagen hier erwartete, hat, dem Ver- nehmen nach, von Köln seinen Vieweg nah Rom bereits an- getreten, nachdem “ihm in jener Stadt Briefe seiner Regierung zugekommen, die ihn. unverzüglich hierzu aufforderten. Seine Absicht war sonst, si einige Zeit hier aufzuhalten, wobei es ihm, dem gewandten Staatsmanne, der sich vor der Revolution als Päpstlicher Bevollmächtigter einige Jahre hier befand, nicht an Gegenständen gefehlt haben wärde, die seine Thätigkeit in nspruch genommen hätten.

Die neuen Wagen des Herrn Dieb sollen zuerst auf der Straße vori Gent nach Lille, als Fortsebungen der bis Gent reichenden Eisenbahn, in Anwendung kommen. Es ist zu die- sem Behufe eine Gesellschaft zusammengetreten.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 19, Sept. Dée Königin, der Kronprinz und die Kronprinzessin kamen am 16ten d. von Drottningholm zur Stadt und wohnten der Einweihung einer von der hiesigen ka- tholischen Gemeinde für ihren Gottesdienst aufgeführten und kürzlich vollendeten Kapelle bei, welche den Namen der heiligen Eugenia erhalten hat.

Der in Lübeck verstorbene Kriegs - Hofgevrichts - Präsident, General - Lieutenant Freiherr von Schulbenheiwm, wurde hier am öten in der Jakobi- Kirche mit militairischer Feier bestat- tet und sein Wappen über seinem Grabe von dem General- Major Lefrén, der eine Lobrede auf ihn hielt, in üblicher Weise zerbrochen.

D UT\ M1 nd.

—— Deßau, 25. September. Se. Majestät der König von Hannover haben dem Herzogl. Geheimen Kabinets - Rathe, Kammerherrn von Berenhorst, welcher von Sr. Hochfürstlichen Durchlaucht dem Herzoge, um die Nachricht von der am T7ten d. M. erfolgten glúcklichen Entbindung der regierenden Frau Herzogin, Tochter Jhrer Majestät der Königin von Hannover, dahin zu überbringen, abgesandt worden war, das Ritterkreuz des Königlichen Hannoverischen Guelphen - Ordens verlichen.

A Or 22. Sept. Se. Königl. Hoheit der Prinz Wilhelm der Niederlande, Sohn Sr. Königl. Hoheit des Prin- en von Oranien, sind gestern Abend zu einem Besuche bei Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog und der Großherzoglichen Familie hier eingetroffen.

Oesterreich.

Wien, 20. Sept. (Schles. Ztg.) Der Königl. Han- noversche außerordentliche Gesandte, Graf von Schulenburg, ist von hier nach,Stuttgart abgereist, um Sr. Majestät dem Kd- nige von Württemberg das Notifications-Schreiben von der Thronbesteigung seines Souverains zu überreichen. Die Reise des Erzherzogs Franz Karl ins Lager nach Verona dürfte möóg- liherweise unterbleiben, da in einem Regimente einige Chole- rafälle vorgekommen seyn sollen und das Lager darum gänzlich aufgehoben werden dürfte. Jn diesem Falle soll Se. Kaiserl. Hoheit Willens seyn, bloß einen kurzen Ausflug nach Steyer- mark zu machen, Nach einem amtlichen Ausweise wurden hier in dem verflossenen Jahre nicht weniger als 67,455 Arme unterstüßt. Es giebt das bei einer Bevölkerung von 356,000 Einwohnern ein starkes WMißvoerhältniß ab; úber !/, sind Arme in Wien! Die verwendeten Fonds beliefen sich auf beinahe anderthalb Millionen Gulden C. M. (1,410,977.)

Wien, 21. Sept. Se. Kaiserl. Hoheit der U Karl wird iîn diesen Tagen nach Brünn reisen, um seinem Sohne, der daselbst als Oberst in Garnison befindlich, einen Befug abzustatten. Der Erzherzog Palatin i mit seiner Fa- wilie aus dem Bade Ems im erwünschtesten Wohlseyn wieder hier igetrelon und hat heute seine weitere Reise nach Ofen fo ‘tgesest. Vergangenen ienstag empfing er die Aufwartung der hier anwesenden Gesandten und des hohen Adels. Mitt- wochs darauf war Abschiedstafel bei Hofe. i

Am gestrigen Tage ward von der hier garnisonirenden Ar- tillerie das erste diesjährige Herbst-Mandöver auf der Simme- ringer Haide mit der größten Präcision ausgefuhrt. Prinz Wasa und die hiesige Generalität wohnten demselben bei, auch waren viele Tausende von Wiens Bewohnern als Zuschauer

AUVOLZ

dabei gegenwärtsg. Heute soll die ‘hiesige Ynfanterie und Kg- vallerie auf der SSates ein Mandver abhalten.

Im Palais des Fürsten von Esterhazy, welcher, wie man zuverlässig: hört, noch ferner den Botschafter - Posten in: London bekleiden-und im nächsten Frúühjahke sich wieder dahin begeben wird,“ wird ein prächtiges Fes zuEhren der Thronbesteigung der Königin Victoria votbereitet.

Unsere drei bekannten Walzer-Komponisten werden im näch- sten Monat Wien auf einige Zeit verlassen. Strauß A näch ‘Paris, Lanner folgt einem Rufe nach. München und Moreüly begiebt sich nach St. Petersburg.

Prag, 23 Sépt. Am 20sten waren sämmtliche Mitglie- det der Naturfotscher-Vérsanimlung, so wie die Frauen, Söhne und Töchter der fremden Gäste, zu einer Abend-Gesellschaft bei dem Oberstburggrafen , Grafen von Chotek , geladen. Als die ganze Versammlung s(ch in den großen Räumen des Guöber- nal - Hauses eingefunden hattè, begann das Konzert, bei welz chem die Schüler des Konfservatotiums unter der Leitung des Direktors Weber Und des Professors Pixis mitwirkten, und welches durch den Gesang der Miß Adelaide Kemble aus Lon- don verherrtlicht wurde. Der Präsident, Graf von Sternberg, eróffnete die ¿weite allgemeine Sisung der Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte am 22. September um 11 Uhr Voëmittags mit der Aufforderung zur Wahl der- jenigen Stadt, “wo “im künftigen Jahré 1838 die sech- zehnte Versainmlung géhalten werden soll, Es waren \chriftlihe Einladungen aus den Städten Freiburg (im Großherzogthum Baden), Erlangen und Rostock eingegangen, deren jede den Wunsch ausdrúü&te, bei der Wahl vorzugsweise auf sie Rücksicht zu nehmen. Nachdem man durch eine sehr überwiegende Mehrzahk. von Stimmen mittelst Aufruf der Na- nen der einzelnen slimmfähigen Mitglieder für Freiburg ent- schieden hatte, ward Herr Geh, Hofrath Prof. Beck zum Vor- seher und Herr Prof. D». LeuÆart zum Secrétair der kúnfti- gen Versammlung in Freiburg gewählt. Hierauf folgten die Vorträge. Herr Prof. Schweigger aus Halle las cine Ab- handlung úber die Wichtigkeit einer in Wien neu zu gründen- den Akademie deë Wissenschäften in Bezug auf Verbreitung der Naturwissenschaften im Orient. Ihm folgte Herr rof. von Ettingshausen aus Wien; er erklärte einen von ihm neuerfundenen, sehr sinnreichen elettro-magnetischen Apparat und erläuterte seinen Vortrag durch cinige höchst interessante, allge- mein anrispréchende Versuche. Hierauf trat der Protomedikus von Lenhosser aus Öfen auf, welcher sich übe? die Wuth- krankheit verbreitete und Nachricht über einen von ihm selbst ausgesesten Preis von 100 Dukaten fúr die beste Abhandlung über diesen Gegenstand gab. Die Zuerkennung dieses Preises soll durch die Mitglieder der künftigen Versammlung in Frei- burg erfolgen. Herr Br. Chaufepied aus Hamburg theilte hierauf Betrachtungen über den Branntwein in Hinficht seines verderblichen Einflusses auf Gesundheit, Lebensgluk und Sitt- lichkeit mit, in humoristischer Weise. Nach ihm berichtete Herr Professor Zippe über râthselhafte lavaähnliche Gebilde der bekannten Schottischen verschlackten Berge und eines ähnlichen in Böhmen, und äußerte seine Meinung über das We- sen und die Entstehung derselben. Den Beschluß machte cin von Herrn Kammer - O von Schlieben aus Dresden , Vorstand des statistischen Vereins in Sachsen, vorgetragener medizinisch - statistischer Aùfsat desselben úber die furchtbare Zunahme der Selbstmorde und der unehelichen Ge- burten, wobei er zugleich die anwesenden Aerzte aufforderte, ihre cigenen Beobachtungen umb Erfahrungen über diesen be- herzenêwerthen Gegenstand dem statistischen Vereine zu Dres- den mitzutheilen. Hierauf sprach der erste Geschäftsleiter die Einladung Sr. Excellenz des Oberst -Burggrafen zu einem am 24. September in der Burg um 2 Uhr abzuhaltenden Gastmahl aus, an welchem alle eigentlichen Mitglieder jammt den Frauen und erwachsenen Töchtern der auswärtigen Mitglieder dieser Gesellschaft Theil nehmen sollen. Auch kündete derselbe den Anwesenden an, daß die Stadt Prag, um das Andenken der in dieser Stadt abgehaltenen funfzehnten Versammlung Deut- {cher Naturforscher und Aerzte für die späteste Zukunft aufzu- bewahren, eine Gedächtniß-Münze habe ausprägen lassen, deren Vertheilung an die wirklichen Mitglieder am 23. September erfolgen werde. Hierauf vertagte sich die Versammlung und die Gesellschaft verfügte si auf die Färberinsel.

Scchweiz.

Basel, 2, Sept. Die hiesige Zeitung giebt heute nachstehenden Artikel: „Durch ein Schreiben vom 7. Septem- der berichtete das Königlich Hannoverische Staats-Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, daß aus der Schweiz an ver- schiedene Einwohner des Königreichs Hannover gedruckte, auf- ührerische anonyme Proclamationen eingegangen , welche, wie es scheint, sogleich. den Behörden eingeliefert wurden. So ge: langten dergleihen Aufrufe in versiegelten Vrief-Umschlägen in Hildesheim an 4, in Herzberg vor dem Harze an 3, in Celle an 1, in Osnabrück an 4, in Quakenbrück an 4 Einwohner, n Esens in Ostfriesland an die Zimmer- und Tischler - Zunft und in Wittmund in Ostfriesland an 4 Einwohner. Beinahe alle diese Leute gehdren dem handel- und gewerbtreibenden Stande an, und stehen im Rufe, ruhige und wohldenkende Mäuner zu seyn. Die Brief-Umschläge, in welchen diese ‘Pro- lamationen enthalten waren, sind sämmtlich vom 3. bis 8. Au- gust datirt; 11 davon tragen das Postzeichen von Basel, 2 das „on Lörrach im Badischen, 5 das von Luzern, 1 das von Zü- ‘ich und 1 ein unleferliches (wahrscheinlich Bern). Jn dem Schreiben ersucht das Hannoverische Ministerium sließlich um Anstellung von Nachforschungen und Untersuchungen in Betreff der Verfasser dieser Proclamation und der etwa mit ihnen in Verbindung gestandenen Einwohner des Königreichs Hannover. Daß diese Nachforschungen hier wenigstens erfolglos blieben, war um so eher zu erwarten, da schon vor mehr als einem Monat, also gerade um die Zeit, wo die Aufrufe abgeschickt ivurden, ein dunkles Gerücht ging, das junge Deutschland, des- sen Schwingen durch das Érâftige Einschreiten der vorjährigen Tagsaßung gelähmt worden, glaube sih wieder flûgge, daher denn hôchsst wahrscheinlih {on damals die Wachsamkeit der Schweizerischen Polizei jedem Versuch von vorne herein be- gegnet und die zukünftigen Befreier Deutschlands genöthigt ha- den mochte, einen andern Sammelort, als die Schweiz, zu dem projektirten Zuge nach Hannover aus uwählen.“/ (Die Baseler Zeitung giebt auch die berührte Rboclariatión und nennt sie cin „„jämmerliches Machwerk ‘/ das ¡lebte und lächerlichste der authentischen Aktenstücke über das Treiben der fremden Flüchtlinge in der Schweiz.) |

Jtalien. Rom, 9. Sept. (Allg. Ztg.) Nicht das geistliche An- sehen des Statthalters Gottes ‘auf Erden, nicht die weltliche

Macht des Oherhauptes der katholischen Chriftenheit vern die Bewohner der Umgegend zu entwaffnen. Dem Befehl | Oeffnung der Straßen antworten selbst Weiber mit dem

wehr in der Hand, und die Truppen, die dem Befehl N, druck geben sollten, scheinen sih an das Motto ibrer Waß „„Pace !“ zu halten. Bei dem Allen bleibt zu verwundern,

jene der Ent chlossenheit weichen und die esterreichischen C rie'e frei passiren lassen, während der Päpstliche seine D

¡je Gbeite eralquioifens wo man ihnen hätte den Kampf an- ieten fónnen. Gegen Abend Puaii sie au, sich zurückzuziehen. úsere“Kavallerié ‘verfolgte sie bis Ballecas. Cin Bataillon nd cine Schwadron deckten den Marsch der Kolonne. Wäh- end der kleinen Gefechte mit dem Feinde hatten wir die an- nehme Ueberraschung, unsere erhabene Regentin des Reiches nd ihre erlauchte Töchter untet uns zu sehen. Sie befanden sich einem Landauer, ohne weiteren Schus als die Liebe des

schen abgeben und umkehren muß. Handel und Wandel sioPolkes. Es würde {wer seyn, den Enthusiasmus zu schil-

die Lebensmittel fangen an, beträchtlich im Préife zug gen, und das sonsk so frôhliche Rom, dem éin Marientag ‘Paradies ausfschließt , sah am gestrigen mit+seiner spárlid Illumination ‘Und feinéú menschenleeren Straßen den KF fomben ähnlich, in denen der Schein der Facel nur auf Gr und Vergangenheit fällt. si

Und Zoch, wie benimmt si die völkerung Roms! Bedenkt man, was Hier von dex exsten Pj des Menschen an Zucht und Unterricht versäumt wird, wi nichtigen Vorstellungen von- Kindauf : zu frommem Glay werden, dem sie Stärkung und Erhaltung des Lebens qy trauen, welche Unsicherheit Und Furcht ‘von der Seite ge wird, von wo aus mit Einsicht, Muth und Kraft den Ei niffen entgégengetreten werden sollte, - so erstaunt man Über Ruhe und Ordnung, mit der das tägliche Leben seinen Fort nimmt, über die Enthaltsamkeit von fast jedem Exceß, Zu den sinnlich reizbare Volk so geneigt if. Getoiß, es ist ein edles 9 und glücklich wäre, der es zu leiten verstände! Wie sähe es y in Nom aus, wenn die Thorheiten der Obern auch die Un ergriffen? Wenn Kaufieute und Speisewirthe, wenn Hand und Handlanger sich absperrten, wie die Eminenzen und Yy nijtratoren? Steckt man nicht sogar auf der Dolizei hinter vg Gitter, und nimmt Einem das Geld mit der Papierscheen Der Cholera-Gränzkordon gegen Neapel besteht noch inn Was Wunder, wenn die Gebirgsskädte, in denen bereit

Cholera zum Theil sehr heftig ausgebrochen ist, sich eben 0 y abgesperrt halten! Jnzwischen hat die Krankheit in Rom s an Kraft verloren, vielleicht auch haben nur die Anstaltey

wonnen, da bloß die Zahl der Todes- nicht der Krankheits

sich gemindert hat. Selbst leßtere können sich noch beträ inindern, ohne ein bestimmtes objektives Merkzeichen in V

auf die Krankheit selbst zu geben, da man erst seit einigen Tj

anfängt, vorsichtiger im Genuß der Früchte, namentlich der lonen, zu seyn, und nun auch zu hoffen sieht, daß der Ri wenigstens für jeßt seine Leidenschaft auf unreifes Obst. bez gen werde. Der Arzt der Oesterreichischen Gesandtschaft, Dr. N hat auf Verlangen des Kardinal-Staats-Secretairs Worsdh zur Zähmung der Seuche gemacht. Dieser Arzt, der besonders tig und glücklich in Behandlung der Cholerafälle ist, hat] hauptsächlich auch auf die in München gemachten Erfahrun {o wie auf die daselbst getroffenen zweckmäßigen Maßregeli(| rufen. Es steht nun zu erwarten, wie man sich in ein durchaus verschiedene Denk- und Handlungsweise wird find können und mögen. Gewiß ist, daß Alle, die das Uebel an vei schiedenen Orten erlebten, die Ueberzeugung theilen, daß dq Schlimme nicht in der Gefahr des Todes liege, dem man zu jeder Zeit so ausgesest ist, daß man den folgenden Moi nicht ohne Uebermuth sein nennen kann, sondern in der Nj und Kraftlosigkeit der Lenker des Staats, in der Ignorany,

zufällig zusammentreffende Ereignisse in eine Folgeverbin

bringt, in der Störung der Lebensverhältnisse und all den

wandten willkrlichen MNothwendigkeiten, daß aber mehr als

Hälfte des Uebels durch eine weise, muthige und festgegrün

Regierung gehoben wird.

In einem Privatschreiben aus Rom vom 9, Spi liest man: „Daß Sie gut gethan haben, so eilig von hier abi reisen, sche ich nun wohl ein; die Cholera war damals wi

lih {hon in Rom, aber man suchte es zu verheimlichen. Sf,

ter haben die Ortschafcen Ronciglione, Viterbo 2c. sich bew; net und Niemand mehr passiren lassen. Selbst ein Kardi wurde mit der Drohung, auf ihn zu feuern, wenn er vori fahren sollte, nach Rom zurückgewiesen. Troß Päpstlicher Y ordnung gegen diese Absperrung stehen die Sachen noch ‘in so. Die Seuche hat hier ungeheuer gewüthet, weit stärker ( in Neapel, nämli im Verhältnisse der Bevölkerung, und sie hon in Abnehmen ist, so sind doch noch alle Nacht gi Transporte von Leichen in Bewegung. ““

S panien.

Madrid, 13. September. Jn der Si6ung der ( am 11ten wurde ein Schreiben des Fisfals verlesen, woris selbe die Cortes auffordert, das Eco del Razon wegent darin erschienenen Artikels,

worin behauptet wirb, daj Königin Isabella 1. mit dem fünften Sohne des König! Franzosen, dem Herzog von Montpensier, vermählt wh solle, zur Verantwortung zu ziehen, und überhaupt M geln zu ergreifen, um den Mißbräuchen der Presse Einhal thun. Herr Valdes {lug vor, die Kommission fúr die f heit der Presse mit der Untersuchung dieses Gegenstande beauftragen; auf die Erklärung des Ministers des Innern, b er diese angebliche Vermählung erf aus dem ¿Eco del Ra! erfahren habe, ging man nicht weiter auf diesen Gegenst ein. Hierauf wurde ein Antrag der Herren Caballero, g und Verdejo verlesen, worin dieselben verlangen, daß die M nister aufgefordert werden sollen, sich im Kongreß einzu um die nöthigen Aufsc{hlússe über die Operation Karlisten zu geben. Herr Osca sagte “in dieser By hung: „Jch fürchte weniger die Karlisten, als die Entmuthi gung, die sich der Gemüther bemächtigen könnte. Ja, es va möglich, daß die Avantgarde des Feindes gefährlicher wun als seine Armee selbst. Ès is daher von der höchsten Wicht keit, daß die Regierung sich mit den Cortes über die Annah! energischer Maßregeln verständige, und ih verlange daher, der vorliegende Antrag in Erwägung gezogen werde.“ Au N Bemerkung des Ministers des Innern, daß die Regierung möglich sich über die von ihr getrossenen Anordnungen, so Úber die Stellungen der Truppen aussprechen könne, ind der Feind leicht daraus Vortheil ziehen könne, erwiderte i Fuente Herrero, daß es sich ja hier nicht darum handle, Minister zu tadeln, sondern im Gegentheil ihnen die Erfüllun ihrer heiligsten Pflichten zu erleichtern. Uebrigens müsse if den Mikistern Zeit lassen, sich auf die zu gebenden Aufschl vorzubereiten. Der Antrag wurde angenommen. Gt Der Español berichtet in seinem heutigen Blatte: 4 stern früh erblickte man die Karlistischen Kolonnen auf de hen des Weges von Ballecas, dem Buen Retiro gegen Sie machten verschiedene Evolutionen , ohne sich jedoch in

5 a E e de F runter zu : ¿r Kanonen unserer glänzend Ebene herunter zu wagen, wo vier | 3 M dieser Uinstagd

Grenadiere und reitende Jäger u niglichen Garde, so wie ein Bataillon des Regiments ¿K J gin-Regentin“/ sie erwarteten. Das Feuer der Guerillas n einige Kanonenschüsse waren nicht im Stande, die Feinde

Garde-Schwadrönen,

dFdahs haben die durch den Abmarsch

ern, welchen die Gegenwart der Königin erregte. Wir haben ar ‘viel von dem Patriotismus der Hauptstadt erwartet, aber see Erwartuñgen sind übertroffen worden. Die Garnison d die National - Garde wetteiferten unter einander an Treue d Ergebenheit. Obgleich keine unmittelbare Gefahr mehr prhanden isk, so bestehen doch alle Anordnungen fort, um jeden eberfall unmöglich zu machen.“ Schließlich bittec dieses Blatt ine Leser um Entschuldigung, daß es ihnen einen so unvoll- indigen Artikel liefere; Redacteure, Seßer und Drucker be- nden sich als National-Gardisten seit 24 Stunden im Dienste d alle Artikel wären unterm Tschacko geschrieben.

POTTAUTAL

Lissabon, 2. Sept. (Allg. Ztg.) Wie oft ist Lissabon jon durch das Gerücht von der nahen Entbindung der Köni-

in Erwartung geseßt worden? Vorgestern stand im Digrio lesen, daß Jhre Majestät von Morgens 8 Uhr an Wehen ispúrt habe, daß die Minister den anzen Tag im Palast rsammelt gewesen, die auswärtigen Besandten , der Cortes- räsident ab- und zugegangen seyen, um Erkundigungen einzu- hen. An dem Triumphbogen vor dem Arsenal-Eingang wa- n die mit grünen, blauen uud rothen Flüssigkeiten angefüllten aslämpchen aufgehängt. Allein sie wurden nicht angezündet, d das Glockengeläute und die Artillerie-Salven blieben aus, d jest heißt es wieder , die Niederkunft könne sih noch bis itte des Monats verzögern. Ein solches Ereigniß in diesem ugenblick hätte vielleicht eine allgemeine Versóhnungs - Feier erden Éônnen. Leider scheint es aber, daß eine solche noch cht so nahe ist. /

Unleugbar haben die Chartisten empfindliche Verluste erlit- 1, Besonders bedauert werden Baron S. Cosme, der eine at mit neun unerzogenen Kindern ohne Vermögen hinter- jt. Man erzählt, ex sey in seiner Hiße auf Bomfim losge- engt, ein hinter diesem stehender Lancier habe ihn aber dutch- hrt. Dev Sohn des Grafen: Villareal, dem das Bein ab- schossen worden ist, war der Stammhalter dieses Hauses. iele Chamorros lassen indeß immer noch den Muth nicht sin-

. Erst das gestrige Diarío bringt wieder die Namen von

Offizieren, worunter 4 Generale, die aus Lissabon zum eere Saldanha’s geflüchtet sind.

An Englischen Blättern vom 29. Sept. sind Nach- ichten aus Lissabon bis zum Uten dieses Monats enthalten. die Briefe in der Times und Morning Po schildern den tand der Dinge so, als gewänncn die Chartisten immer mehr je Oberhand in den Provinzen. Das Ministerium in Lissa- n soll dagegen immer mehr an Popularität verlieren, und an glaubte, daß es sich nicht lange mehr halten würde. Der

stitutionnelle General, der die Truppen vor Valenca kom- indirte, ist angeblich von allen seinen Soldaten verlassen wor- , Und es blieben ihm nur seine beiden Adjutanten übrig. mhm seine Zuflucht nach Porto. Man sprach auch von meren , die von den Consfstitutionnellen abgefallen seyen, und e Minister sollen selb über die Treue des Baron Bomfim veifel hegen. Marschall Saldanha soll am 7. September in Provinz Tras-os-Wontes eingerückt seyn, um sich mit den s Spanien gekommenen Trußgpen zu vereinigen. Dann würde so hieß es, mit dem Herzoge von Terceira wieder zusam- nstoßen, um gegen Lissabon zu ziehen. Diese Nachrichten bt der Courier. Dem True Sun dagegen wird als po- v mitgetheilt, Saldanha {ey außer Stande, einen entscheiden- h Streich gegen die constitutfonnellen Streitkräfte zu führen; ne einzige Hoffnung beruhe auf dem Abfall der die Spanische ülfs-Legion bildenden Truppen. Es soll eine Miguelistische Ver- wwdrung entdeckt worden seyn. Dem Morning HerAld d aus Lissabon geschrieben, die'Niederlage vom 28. Au- | habe eine große Anzahl der Anhänger Saldanha's ent- tigt, und in den Rethen der Truppen derselben fange die (sertion einzureißen an; Saldanha habe in diesem Augen- de nur 89 Mann zu seiñer Verfügung. Briefe aus dito melden, daß der Visconde das Antas diese Stadt am Men Abends mit a reitfräften ver n zu Saldanha zu igi t noh nit niedergekommen. Die eschlos- , die Diskussion úber díe Reform der Constitution im An- 1ye des nächsten Monats zu beginnen. Beim Abgange der len Nachrichten befanden sich der „Hastings“/, der ¡¡Minden““, ! ¿¡Malabar“/, der „Herkules“ ‘und eine Französische Fre- lte im Tajo. Der Standard versichert, es wären in sabon Unterhandlungen «ngefnüpfce worden, um eine Aus- hnung der betden kämpfenden Parteien herbeizuführen , und an hoffe, daß das Blutvergießen aufhören und Saldanha nd seine Parteigänger den Kampf aufgeben würden.

TüLtkei.

Konstantinopel, 29, August. Die Abreise des Herrn Butenieff nach Rußlands ist für den Augenblick noch aus- ‘thi worden, da der Baron Rúckmann, welcher in Abwesen-

F des Botschafters die Geschäfte leiten soll, durch cine Krank- allachei zurückgehalten wird. Man glaubt jedoch,

nieff in kurzem abreisen werde, da seine

1 - September am Bord des Dampfbootes randra‘ nah Odessa begiebt.

Ein bei der Englischen Gesandtschaft angekommener Courier t Nachrichten aus Persien überbracht. Die Hoffnung, daß ffi chah seine Kriegs - Entwürfe aufgeben würde, ist nicht in lung gegangen. Er ist vielmehr ériegslustiger, als jemals j am 23, Julé an der Spiße seines Heeres nach G auf- ochen, obwohl er mehrmals versprochen hat, diese Expedition geben, Die Armee wird bei der vorgerückten Jahreszeit

E Zweifel bald vom Winter überrascht werden und dann t Hindernisse finden, daß der Schah es zu spät bedauern ; f, dem Rathe seiner Freunde nicht gefolgt zu seyn. Die- a die feine Streitkräfte und den Zustand seiner Finanzen, 2 4 die Lage seiner Feinde kennen, sind keinesweges beruhigt

en Ausgang dieses Unternehmens. Drei Oheime des der Armee erzeugte Ver- Man glaubt allgemein,

ung benukt und sind ernstlichen Unruhen Veran-

entflohen. U neuen und

O geben tönne:* ¿ Q vor kurzem eín Englischer Taucher hier angekom- y der vermittelst eines eigenen Apparates mehrere Stunden

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auf dem Grinde des!Meeres sich äuzufhältén vermag. Er hat sich bei der hiesigen Regierung erboten, tie Kanonen von den an verschiedenen Ortet untekrgegangèenen Schiffen gus dem Meere wieder, heraufzuholen, wenn . tuan ihm die Hälfte des Werthes der geretteten Gegenstände. bewillige. can weiß noch nicht, welche Antwort ihm ertheilt it. Jm Hafen von Kon- stantinopel dúrftén ihm indéß die sich"in allen Richtungen durch- kreuzenden reißenden Strömungen - größere Hindernisse darbie- ten, als an anderen Orten.

Der Gesundheitszustand der Hauptstadt hat sich in dieser Woche etwas gebessert. Dies ist jedoch wohl nur atmosphäri- schen Ursachen zuzuschreiben, da man hier noch immer alle BVor- sichtsmaßregeln vernachlässigt.

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

New-York, 26. Augusk, Bei der nahe bevorstehenden Versammlung des Kongresses fehlt. es naturlich nicht an Muth- mnaßungen über das, was der Kongreß und der Präsident thun werden. Der New - York American bemerkt darüber : ¡Wenn die Proclamation zur Einberufung eines außerordent- lichen Kongresses jeßt noch zurückgenommen werden könnte, so würde der Präsident es ohne Zweifel thun. Jn einem Augen- blik des Schreckens oder ungewöhnlichen Mitgefühls mit dem Unglück des Landes, berief er den Kongreß ein, wahrscheinlich, che er die Umstände des Landes gehörig erwogen, oder über das von ihm den beiden Häusern gegenüber zu beobachtende Verfahren im Klaren “war. Die Entwickelung der Ereignisse, und namentlich die Meinungs-Verschiedenheit unter seinen cige- nen Freunden, hat die Hindernisse auf seinem Wege nicht geeb- net, und ihm auch keincn Fingerzeig gegeben, welche Politik er befolgen müsse, um die Macht und den Einfluß seiner Partei, wenn auch nicht zu vermehren, doch unverleßt zu erhalten.“

Fnland.

Berlin, 27. Sept... Vol dom 20sten bis 27sten d. M. lind als an der Cholera erfrante angemeldet worden 39 Perso- nen, als an derselben verstorben 24 Personen. Eg wird wiederholentlich darauf aufmerksam gemacht, daß der Zahl der Todesfälle auch diejenigen beigerechnet sind, welche bei bereits früher angemeldeten Kranken sich ereignen.

Man meldet aus Meurs unterm 2lsten d. M.: „Die Errichtung eines Mâßigkeics : Vereins hatte son seit längerer Zeit viele Bewohner von Meurs und seiner Umgegend beschäf- i Die Jahresfeier der Missions-Gesellschaft, die viele wahre Menschenfreunde am gestrigen ‘Tage in dieser Stadt vereinigte, bot die geeignetste Veranlassung dar, diesen Gegenstand zur Sprache zu bringen. Vor einer bedeutenden Versammlung wurde dieser Gegenstand veiflich besprochen ; Gutsbesizer und Landwirthe, Bürgermeister wie Aerzte, Prediger und Lehrer sprachen, Jeder aus dem näheren Kreise seiner Erfahrung, aufs entschiedenste ihre Ueberzeugung aus, daß jener Branntweins- Pest, wie sie Zschocke so rihtig nennt, nur durch gemeinsame Verbindung der Menschenfreunde gewchrt werden könne. Etwa sechzig Personen aus allen Klassen und Ständen des Volkes verpflichteten sich noch an jenem Abend durch ihre Namens- Unterschrift, für ihre Person si des Genusses von Brannt- wein mit Ausnahme jedoch desjenigen, der. als Arznei ver- ordnet sey zu enthalten und mit allen Mittela, welche ihnen zu Gebote stehen, auch den Gebrauch desselben von Anderen zu wehren. Auf Mittwoch den 4. Oktober, Nachmittags 2 Uhr, ist eine zweite öffentliche Versammlung festgesest, in welcher die Statuten des Vereins noch náßer aufgestellt und ein Comité erwählt werden soll, dessen Aufgabe alles das seyn wird, was dem Genusse des Branntweins entgegenwirkc und, zugleich dem Volke ein genügendes und gesunderes Surrogat bietet

Berichtigungen. Jn Nr. 266 der St. Ztg., S. 1673, Sp. 2, Z. 42 v. u., statt: ,„ Infanterie - Regimenter 7, lies: Garde-Infanterie-Regimenter, Und -Sp. 3, 2. 2 v. 0, statt: „Krönungswagen““, lies: großer Staatswagen S.

- Majestät des Königs, welches le6tere die richtigere Bezeich-

nung ist.

Wissenschaft, Kunst und Literatur. Jahrbücher des Deutschen Reichs unter dem S â chs

sishen Hause, herausgegeben von Leopold Ranke. Erster Band, erste Abtheilung. Auch unter dem Té- tel: Jahrbücher des Deutschen Reichs unter der Herr- schaft Königs Heinrich's L von r. Georg Wais. Berlin. Duncker und Humblot, 1837. X11. und 202 Seiten. gr. 8.

Das tiefere und allgemeinere Studium der Deutschen Geschicht ist das Produkt des pôlitischen Restaurations- Kampfes Der, Nie in den Jahren von 1806 bis 1815. Vorber diente Deutsche Geschichte fast nur der praktischen Beautcnwelt, und wurde deswegen nur in so weit bearbeitet, als derx YFurist und Staatsmanu ihrer bedurfte. Zwar blieben die Thaten Friedrichs des Großen und Jofeph's 1, so wie der Aufschwung der Philosophie nud Literatur in der ziveiten Hälfte des vorigen Fahrhundeits nicht ohne günstigen Einfluß auf die Ausbildung der Geschichts - Wissenschaft in Deutschland, aber cs war mchr die Universal-Geschichte und das hiftorishe Studium über- haupt, welches gewann, ais die Geschichte des Vaterlandes. Dex tveltbürgerliche Sinn der Deutscheu, und der Mangcl an Volksthim- lichkeit und organischer Einheit idrer Staats-Verfafsung führte fie frü- her zur Geschichte fremder Nationen, als zue eigencu.

Die ersicn -Männer, welche die Noth der Gegenwart zum tie- feren Studium der vergangeneu Größe ihres Volkes drängte, waren K. Fr. Eichhorn und ör. Wilken. Beide fchricben (Erfte- rer feine Deutsche Staats- und Rcchtsgeschichte Göttingen 1808, Leßterer scin Handbuch der Deutschen Historie, Hétdelberg 1810) wit patriotischer Wärme und mit deu Hindlick auf eine bessere Zukunft, aber auch mit Kritif und wissenschaftliche Geist, Sic wollten dem Vaterlande dicnen , aber durci echte Wissenschaft, durch Erforschung der Wabrheit.

Für dic cinzelnen Theile der Deutschen Geschichte und besonders für die Kritik der Quellen war indessen noch zu wenig geschehen, als daß diese ersten Anfänge ctner wissenschaftlichen Bearbeitung des Ganzen für die Dauer hätten geuügen können. Erst nach und nach, als mit deur Fortschritt des Kampfes für Seibslständigkeit und Na- tionaliiät das Yuteresse für die vaterländische Geschichte gewachsen var, drang man tiefer in den Entwickelungsgaug des Deutschen Volífes ein, und unter den vielfachen Bestrebungen, welche in dieser Bezichung die Zeit der patriotischen Begeisterung erzjeugie, machten skch vorzugsweise zwei Haupt-Richtungen geltend. Einerseits suchte uan nämlich den Gesammt - Borrath der Quellen kennen ¿u lernen, und durch Sammlung und fritishe Bearbeituug derselben für die For- schung eine feste Grundiage zu gewinnen; andererseits erstrebte man cine künstlerische Form, und demihte sich, durch einé schöne lébensvolle Darstellung die vaterläudische Geschichie deux gauzen Voike zugänglich ¡u machen. Für den ersten Zweck wirkie man besonders durch Gründung historischer Vercine. Die tüchtigsten Geschichtsforscher traten zusam- men und begannen in den monnmentis Gerinanize bistoricis cine

alter der Sächsischen Kaiser zu erbalten.

Fritische Gesammt- Ausgabe: der bedeutenderen DZuclleit «Schriftsteller, und fast in allen Gegeuden Deutschlauds wutdeu nach und nach cin ¡clne Provinzial - Vereine gebildet, welche nenes Material ans Licht zogen, uud durch Erforschung einzelner Theile für cine allgemeine Geschichte Deutschlands Vorarbeiten licferien, Für die wichtigsten Erscheinungen in der anderen Richtung sind dagegen &r.v.Ra umer's Geschichte der Hohenstaufen (Leipz., 1824. 6 Theile) und H. Luden's Ge- schichte des Teuischen Volkes (Gotha, +1825 —-87,—44 Theile) anzuschen. Beide Werke find unmittcibar aus den Quellen geschöpft, und so umfangreich, daß fie ohne die genauesten Detail - Studien nicht ge= schrieben werden fonuten ; aber die Kritif ift 0 ibnen der schwächere Theil. Luden schreibt vorzugsiveise patriotischz scine Kritik feht mit- unter im Dienste seines Enthusiasmus, und wird bald zu wenig bald du vielangewandt, wie es cben das Intexesse seiucr Lieblings-Jdee crheisczt.

uch- Raumer?s Vorzug bestcht wohl umcht übcrall tin der Wahl und Ve- arbeitung der Zuelleu ; uach scinem Werke bleibt, wie man S{losser und ee so weit wohl beistimmen fann, immer noc cine Bearbeitung dcffel- ben egenstandes möglich und wünschenswerth. Aber das große Ver- dienst diefer Werke liegt in der Form und in der für das gebildete Publikum auregendeu Kraft, welche ebeu durch jene bedingt ifi. Durch ihre leichte, geistreiche DarFellung gewann ein großer Teil des Volkes erst seine Geschichte lieb uud wurde uit der chemaligen Größe seiues Vaterlandes näher vertraut.

So hob sich die Quellen - Kritik und Forschung auf der ciuen Scite und dice Darstellung auf der andern. Über cs feblte nech die gegenseitige Durchdringung bcider Nichtungen. Die Kritik war mchr bhilologische Thätigkeit a!s historische, sie wurde mehr von den Hecr- ausgebern der Quetilen geübt, als von den Geschichtsshreibern; es fam daber darauf au, den Zuellen- Reichthum auch fritis zu verar- beiten, und die bistorische Darstellung auf die schärfste und gründ- lichste Forschung ¿u basiren. Der erste, ivelcher diesen Zwcck in einem größern Werke zu erreiheu suchtc, war Sicnzel in seiner Geschichte Deutschlands unter dei Fränkischen ‘Kai- sern (Leipjig, 1827 28. 2 Theile). Sein historisch-fritisches Ta- leut, welches er schon in feiner Habilitations-Schrift: „De ducunz

rermnanorum post tempora Cáaroli magni origine cl progressu. Lips. 1816”, und namentli in seiner „Geschichte der Kriegs - Verfafsung Deutschlands vorzüglich im Mittelalter. Berlin 1820“ bewährt hatte, zeigt sich in diesem Werke so ausgebildet und so vollendet, daß ihm unter den Deutschen Spezial-Historikern ciner der ersten Plätze nicht abgesprochen werden faun. Sein Werk ist für historische Forscher ci Muster, und wird auch nach Aufsindung neuer Quellen scinen Werth nicht verliercn. Freilich steht der tünstlerlssche Werth des Werkes dem wissenschafilichen nach; aber cinige Mängel der e orEnao machte die außerordentliche Gründlichkeit uud strenge Kritif von selbs noth- wendig. Eben tveil der Verfasser nacz der größten Objektivität und Wahrheit strebte, fonuten die Spuren der verschiedenen Elemente, welche dem Ganzen zum Grunde liegen, nit vollig verwischt uud ci gewisser mosaikartiger Anstrich einiger Haupttheile nicht vermieden werden: Auch sollte die Phantasie die Lüfen der Ducliceu nicht cr- gänzen, sondern die Geschichte solite dargestellt werden, so weit sie nach den vorhandenen Quellen gewußt werden kann. Dadurch blich éfters auch die Form lücfenhaft und unvollendet, aber für dic Wi}: n- schaft brachte diese Methode großen Gewinn.

Bei der Herausgabe diescs Werkes erregte Stenzel zugleich die Hoffnuug, von ihm später au cin ähnliches über das Zeit- Andere schriftstelleriscze Arbeiten scheinen ihn indcssen so in Anspruch genommen zun haben, daß eine Ausführung dieses Planes leider uiazt mehx zu crwarten ist. Auch hat bis jest, obwohl seit dieser Zeit noch mauche andcre treffliche lder: wie der jezt verstorbene F. C. von Pfister und George Phillips, thre Kräfte ausschlicslich der Deuischen Gesckichte zugewendet haben, fein Underer dicsen Plan aufgefaßt. Daher i es erfreulich, daß die Arbeit von einer Gesellschaft mehrerer jungen Männcr begonnen wird, die fich auch in der Methode der von Sten- gel eingeschlagenen kritischen Richtung anschließen. Sie arbcitctcu unter Leitung ihres ausgezeichneten Universitäts - Lehrers, des Yro- fessor Ranke, von dem der Borschlag zu diesem Unternehmen aue- gegangen if, und haben sich in den zu behandelirden Stoff so getbeilt, daß jedem cine Regierung zusicl. Nur dic Geschichte Otto?s des Großen ist zweien Arbeitern anvertraut worden, von dencu der Eine den Zeitraum vor dem erfien Jtaliänischen Zuge , der Andere die Zett - nach demselben übernommen hat. Diese Theilung der Arbeit unter vereinte, aber doc verschiedene Geistesfräfte hat freilich dein Nachtheil, daß feine eigentliche Geschichte dieses Zeitraums, soudex1 uur Borarbciien zu ciner solchen, uämlich nur cine chronologisch fort- laufende fritische Darslellung der in deù Zuellen berichteten That- fachen geliefert werden fann: aber legtere ist auch das Wichtigere, ünd tounte hier um so gediegener werden, da alle Arbeiten wechseljeitiger Durchsicht und Beurtheilung unterworfen würden.

“Das vorliegende ersie Heft, womit Herr Ver. Wait das Ganze crôöffuet, enthält die Deutsche Umarbeitung ciner am 3. UAuguft 1835 von der philosophischen Safultät zu Berlin getröntcn Preisschrift über die Geschichte Heinrich's 1. Fn déx Einleitung (pag. 1 34) ivird zuerst Deutschlaads Zustand unter den schwachen Karolingeru, die Zeit der Verwirrung und Gährung geschildert und dann die Ges schichte dex Vorfahren Heinrichs und fein eigenes Leben bis zun Tode Konrad?'s i, dargestellt. Hierauf folgt die cigentliche Abhands lung, und äivar zuerft die Geschichte Heinrich's als König vou Deutsch- land iu den Jahren von 919 bis 926, dann (paz. 73 84) eine Ue- bersicht der inneren Thätigkeit des Köntgs, die Gründung und Ein- richtung befestigter Derter, die Umgestaltung des Heerwescus, die Ord- nung der Herzogthümer u. s. w., und curdlich (pag. 85 124) die Ge- schichte Heinrichs in den Jahren von 927 bis 936. Das Ganze be- schließen 20 Excurse , in deneu für einzeine Behauptungen der aus- führliche Bewcis geführt wird, nebst einer Beilage über die sagenhafz ten Zusäze, womit {pätere Schriftsteller die Geschichte Heinrichs aus- geshmücit haben.

,_Die Aufgabe des Verfassers war mit vielen Schwicrigfciten ver- fnüpfe. Der politische Verfassungs - Qustand Deutschlands in der anarchischen Zeit vor Heinrich ifi wenig bekannt. Heinrich selbs, der eigentliche Eründer des Deutschen Neichs, dem die Deutsch: Nation nicht uur ihre äußere Freiheit im Kampfe mit den barbarischen Mach= barvölfern, soudern auch dice CEoncenutration ihrex inncren Kräfte und viele politische Einrichtungen verdankt, die sie er zu ibrer {pâterciux ivelthisiorischen Stellung crhoben, ist von scinen Scitgenossen nicht genug gewürdigt worden. Die gleichzeitigen oder uicht viel später lebenden Schriftsteller sind dürftig, und berichten mehr scine Kricgs- thaten, als die weit wichtigercu inneren Juftitutionen. Vieles. ist unr hie und da angedeutet, und faun nue aus cinzelnen zerstreuten Nacyrichien kombinirt werden und überdics hat das Mittelalter die Geschichte dieses Fürßen durch cine Menge uubislorischer Sagcn ent- stellt. Zur Lösung der Aufgabe gehört daher eben \o sehr ausdauern- der in den trocteusten Unterfuchungen beharrlicher Fleiß, als fritischer Scharfsinn. Dcm Verfasser ist es nun gelungen, dieje Schwierigkciteu größtentheils zu überwinden. Er bat nicht uur die älteren und spâ- teren Zuellen sorgfältig geprüft, sondern fortwährend auc auf die Ansichten der bedeutenderen neueren Schriftsteller Nücksicht genommen uud dadur sowohl manche geltende Ausicht berichtigt, als auz vie- les Neuc zu Tage gefördert. :

Natürlich werden nicht alle Resultate die allgemeine B:(; 1 erhalten. Die Behauptung z. B., daß Ep tts R der Gee vater Peinrich's, von den Dsifränfischen Köuigen zum Herzog von Sachse erhoben sep, was der VerfaFzr pag. 7 nud im ersten Excurs zu erweisen sucht, möchte shwerlih haltbar sevn. Die beiden gleichzeitigen R CAEVUN, die cine vour Jahre 877 (t Leit Ul * RerIplt. rer, Be T. H. n 072) nd As R deut Verfasser sclb\t angeführte vonz Jahre 897, in vid U. E dolf's Söhue nad Nachfolger, Bru u d und Otto, noch eomites und marchiones genannt werden, sind ohne Qweifel weit sichrere Jeu, - nisse, als das der Üroswitha, die durch ibr Gedicht das S268 Konigóhaus rherrlichez Ad Leih e dgie : r uur zu verherrlichen suchte. Auch kann woh! manches noch beser begründet werden. So if ¿. B. Heinrichs Abstammung vom Sacbsen-Herzog Widufind nicht nur unwahrscheinlich, iveil sie von den älteren Duellen nicht berichtet wird, fondern wirflih uns

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