1837 / 342 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Monarchen unterworfea zu sevn stets das Ziel ihrer eifrigsten Bes firebungen es werden seyn lassen, sich Eurer Königl. Majestät huld- reichen Absichten würdig zu bezeigen.“

Erwiderung Sr. Königlichen Majestät.

„Meine Herren! Niemals habe Jch gezweifelt an den treuen, Mir ergebenen Gesinnungen Meiner geliebten Unterhanen, uud na- mentlich der Bewohner Göttingens.

Wein einige Lehrer an der dortigen Universität, ihre Stellung und Pflichten gänzlich verkennend, sich mißbilligend über Mein Pa- tent vom 1sten d. M. ausgesprochen haben, und es sogar hat gésche- ben fönnen, daß eine nur für Mein Universitäts - Kuratorium be- stimmte Eingabe jener Lehrer zur Veröffentlichung gelangt is, so hat Mein landesväterliches Herz, besouders im Juteresse der Universität, nur unangenehm dadurch berührt werden können; inzwischen vertraue h fest zu dem guten Geiste der Göttinger Bürger welcher im „Fahre 1831 uur durch frenrde Einwirkung hat leiden und wankend gemacht werden fêöuneu und ijt es Mir daher besonders angeuehm gewesen, von Jhnen, Meine Herren, die Bezeugung zu empfangen, daß die Bürger ciner Stadt in welher Jch #9 frohe Jahre der Jugend verlebte für Mich beseelt sind von denjenigen Gesinnun- gen, welche stets die schönste Zierde eincr Krone des Monarchen aus- machen. Jch ersuche Sie, von demjcnigen, was hier vorgefallen ift, Jhren Mitcbürgern Kenntniß zu geben.“

Anrede des Prorefktors der Georg-Augusts:-Universität als Deputirten der lesteren, in Gegenwart der Dekane der vier Fakultäten.

„Die Universität Göttingen, erst vor kurzem bei der Feier des E hoch beglückt durch die Huld Ew. Königlichen Majestät,

at durch die unüberlegten, weder dem zeitigen Prorcktor, noch den anwesenden Dekanen auf irgend cine Weise vorher befannt geworde» nen Schritte einiger bei derselben augesiellten Lehrer sich für verpslich- tet gehalten, vou den hier anwesenden Deputirten Ew. Königlichen Majestät die ges des unbegräuzten Vertrauens zu Ew. Ma- jeñát landesväteriichen Absichten und der unwaudelbaren Treue ge- geu thren Landesherrn aussprechen zu lassen.

Wenngleich mit Sicherheit anzunehmen seyn dürfte, daß jene Schritte der erwähnten Lehrer nicht eigentli) in bösem Willen, sondern vielmehr in Unbefonnenheit und augeublickticher Aufre- guug thren Grund gehabt haben, und weun auch ferner die Ueber- zeugung der Deputirten, welche das Glück haben, jeyt vor Ew. Königlichen Majestät zu erscheinen, dahin geht, daß die Veröffentli: chung der fürzlih an Ew. Königlichen Majestät Universitäts - Kura- torium gerichteten Eingabe der sieben Profcssoren der Georgia Augusta nicht geslifsentiich von diesen Profefforen ausgegangen, son- dern ciner unüberlegten Mittheilung an dritte Personen zuzuschrei- ben is, fo hat die Georgia Augusta in deu Gesinnungeu der treue- s Anhänglichkeit an Ew. Königlichen Majestät Allerhöchste erha- eue Person das Vorgefalleue doch innigst zu beflagen, zuglei aber auch der begläcenden Hoffnung sich hingeben zu dürfen geglaubt, daß Ew. Köbnigliche Majestät Allerhöchstdero Huld und Gnade der Uni- versität darum in ungeshmälertem Maße auch fünftighin zuwenden

werden.“ Erwiderung Sr. Königl. Majestät.

„Meine Herren! Jhr Erscheinen allhier in dem jeßigen Angen- blicke verbürgt Mir {hon Jhre Gesinnungen: Jch habe an deren Aufrichtigkeit so wenig gezweifelt, als an der treuen Ergebenheit der Universität Göttingen. Um fo unangenechmer hat es Mich jedoch Überraschen müssen, Grundsäße von sieben Professoren dieser Univer- sität in eiuer an das Universitäts: Kuratorium kürzlich gelangten Ein- Ie ausgesprochen zu finden, wodur sich nicht allein gauz unhalt- are, irrige Ansichten (denen zufolge sich jene Professoren gewisser: maßen a!s eine dritte unabhángige Macht im Staate, berufen, die Handlungen des Regenten zu kritisiren und ihnen nach Umständen die Anerkennung zu versagcn, betrachten wollen), sondern auch leider die unerlaubte Tendenz, ja selbst der bése Wille klar zu Tage legen würden, dafern angenommen werden fönnte, daß die von gedachten sieben Profcssoren beim Uaiversitäts-Kuratorium eingereichte Eingabe, weiche in öffentlichen, namentlich Französischen Biättern chou früher zu lesen war, als sic au das Kuratorium gelangte, von jenen selbst verößfentiicht worden sey. Es wird deshalb gegen die gedachten Pro- fessoren die crforderiihe Untersuchung unverzüglich eingeleitet wer- den. Jch muß es innig bedauern, daß jene Schritte der gedachten sieben P-ofefsoren leicht ein nachtheiliges Licht auf die Unioersität Göttingen werfen oder unerwünschte Folgen für dieselbe herbeiziehen konnen. Jch muß dies um so mehr bedauern, da Jch den alten be- währten Ruf und den Glanz dex Universirät auf welcher Jch so frohe Jahre der Jugend verlebte nur aufrecht zu erhalten ge- fsonneu bin; allein Sie selbs, Meine Herren, werden ermessen, daß Jch Männern, welche, wie die gedachten Professoren sich aus- gesprochen, es nicht überlassen fann, die von ihnen aufgestellten Grundsäge der studirenden Jugend einzuprägen: Jch. weuigstens würde als Familienvater Meinen Sohn niemals auf eine Universität senden, auf der sich solche Lehrer befinden. YJuzwischen gereicht es - Mir dabei zur Freude, daß so viel Jch we!ß nur Ein gebor- ner Hannznoveraner unter den 7 Professoren sich befindet, welchen als Ausländern weder diesclbe Kenntniß von demjenigen, was die Lan- deswohlfahrt erheischt, noch auch dieselbe Liebe sür unfer Vaterland beiwohnen fann, als den gebornen Hannovexanern. Auch habe Jch gern in den Mir von Jvuen, Meine Herren, gewidmeten Gesinnun- gen eine {bne Bürgschaft dafür gefunden, daß die Verblendung Einzelner auf den guten Geist der ehrwürdigen Georg-Augusts-Uni-

versität nicht nachtheilig einzuwirken vermöge.“

Dresden, 6. Dez. Nachdem der sowohl durch seine Schriften, als durch sein praftisches Wirken in der Gymnastik bekannte Lieut. Dry, Werner dem Landtage wiederholt die Berücksichtigung der phy- sischen Erziehung der Jugend anempfohlen, hatten die beiden Kammern deshalb einen Antrag an die Staats - Regierung ge- stellt. Hierauf erging unterm 27. Oktober d. J. ein Dekret an die Stände, worin es unter Anderem hieß, daß der König be- {lossen habe, die Einführung des Unterrichts in der Gymna- stif an allen Gelehrten - Schulen und Schullehrer - Seminarien sofort anzuordnen, auch sofort eine Summe bar Bestreitung der Kosten auf das E bs stellen. Jn Folge dessen haben nun die Stände unterm 29. November und 2. Dezember nicht al- lein ihre Zustimmung hierzu gegeben, sondern es haben sich auch mehrere sehr achtbare Mitglieder beider Kammern dahin ausgesprochen : daß, wenn der gymnastische Unterricht heilsame Früchte bringen solle, derselbe niht der willfkürlichen Leitung preisgegeben werden dürfe, vielmehr die Regierung darauf Be- dacht zu nehmen habe, daß zuvörderst eine Anstalt begründet werde, wo Lehrer gebildet und vor ihrer Anstellung geprüft werden könnten, damit dieser Unterrichtszweig nicht auf Ab- wege gerathe, wodurch der Untergang ein s so hdchst wichtigen Erziehungs - Gegenstandes unvermeidlich herbeigeführt werden dürfte. ei dieser Gelegenheit wurde zugleich) das Werner- sche System als das zweckmäßigste empfohlen.

Koburg, 2. Nov. Senhor J. do Roboredo, gegenwärtig Geschäftsträger Jhrer Allergetreuesten Majestät in Belgien und auch an unserm Hof accreditirt, ist von Brüssel hier ange- fommen, um dem regierenden Herzog die offizielle Notification von der Geburt seines Groß-Neffen, des Kronprinzen von Por- tugal, zu überbringen. Senhor do Roboredo verweilte drei Tage in unserer Mitte, und begleitete vorgestern den Herzog nach Rodach , einer kleinen Stadt nebst Jagdschloß, wo Hoch- derselbe in der Regel im Spätherbst einige Tage zuzubringen pflege. Er wollte von da über Meiningen und Fulda seine Rüdckreise nah Brüssel antreten.

Dem Vernehmen nach, wird der Herzog Alexander von

L584 i tiger Woche uns auf einige Zeit verlassen, um einen Besuch am Königlichen Hofe zu Stuttgart abzustatten.

__— Frankfurt a. M., 6. Dez. Eine betrübende Er- scheinung is die vorgestern hier zur Anzeige gekommene Verei- nigung jugendlicher Verbrecher, welche, wie es scheint , systema- tisch bei ihren Operationen zu Werke gegangen. Eine Anzahl Handlungslehrlinge (die Zahl wird nicht genau angegeben ) machte es sich nämlich zum Geschäft, aus den Laden oder La- gern ihrer Prinzipale Waaren zu entwenden. Sie verkauften sie aber nicht auf dem hiesigen Plabe, sondern Úberlieferten sie, wie man hört, einer hier wohnenden, von Mannheim ge- bürtigen Frau, welche die Waaren dorthin sendete und daselbst in ihrem und der jungen Leute Interesse verkaufen ließ. Daß ein solches Verbrechen bald an den Tag kommen mußte, schie- nen die jungen Leute in ihrem Leichtsinn nicht úberlegt zu ha- ben. Wie man ferner sagt, soll sich kein geborner Frankfurter unter denselben befinden; es sind also Jünglinge, die der Auf- sicht ihrer Aeltern entzogen sind, welche lesteren man hier allge- mein bedauert. Leider ist es aber nur zu wahr, daß die Ver- s{hwendungésucht unter den jungen Leuten, namentlich Hand- lungs-Lehrlingen, hier einen hohen Grad erreicht hat. Es fehlt für diese Klasse junger Leute hier an einem Vereinigungspunkt, der ihnen eine nicht bloß ungefährliche, sondern auch bildende Unterhaltung gewährt. Die jungen Verbrecher und die Beför- derin ihrer Vergehen befinden sich in den Händen der Gerichte. Es wird über diesen Vorgang ungemein viel hier gesprochen ; es haben 8 bis 10 Verhaftungen stattgefunden; der an hiesigen Geschäftsleuten verübte Betrug soll an 12,000 Gulden betragen.

Oesterrei ch!

Wien, 2. Dez. (Wiener Ztg.) So eben is nachste- hendes Kaiserl. Patent erschienen :

„Wir Ferdinand 1., von Gottes Gnaden Kaiser von Dester- rei, König von Hungarn und Böhmen, dieses Namens der Fünfte; König der Lombardei und Venedigs, von Dalmatien, Croatien, Sla- vonien, Galizien, Lodomerien und Yllyrien ; Erzherzog von Dester- reich; Herzog von Lothringen, Salzburg, Steyer, Kärnthen, Krain, Ober- und MNieder-Schlesien; Großfürst von Siebenbürgen; Marfk- graf von Mähren; gefürsteter Graf von Habsburg und Dro C 10, Die Deutsche Bundes-Versammlung hat über die Bestrafung der Verbrechen geaen den Deutschen Bund und übcr die gegenseitige Aus- lieferung der Staatsverbrecher in der Sigung vom 18. August 1836, mit Unserer Mitwirkung und Beistimmung nachfolgenden Beschluß gefaßt: Ersicr Artikel. Da nicht uur der Zweck des Deutschen Bundes in der Erhaltung der Unabhängigkeit und Unverletbarfeit der Deutschen Staaten, so wie in jener der äußeren und inneren Ruhe und Sicherheit Deutschlands bestebt, sondern auch die Verfafsung des Bun- des wegen ihres wesentlichen Zusammenhanges wit den Bárfafsungen der einzelnen Bundes-Siagatenals cin nothwendiger Bestandthcil der leßteren anzusehen ijt, mithin ein gegen den Bund oder dessen Verfassung ge- richteter Angriff zugleich einen Angriff gegen jeden ciuzecinen Bun- deóstaat in sich begreift ; so ift jedes Unternehmen gegen die Existenz, die Jutegrität, die Sicherheit oder die Verfassung des Deutfchez Bundes, in den etuzelnen Bundeéstaaten, nach Maßgabe der in deu leßteren bestehenden cder fünftig in Wirksamkeit tretenden Gesetze, nach welchen eine gleiche gegen den einzelnen Bundesstaat begangene Handlung als Hochverrath, Landesverrath oder unter ciner andern Benennung zu richten wäre, zu beurtheilen und zu besirafen. Zweci- ter Artikel. Die Bundesnaateu verpflichten sich gegen einander, Individuen, welche der Anstiftung eines gegen den Souverain oder gegen die Existenz, Jutegrität, Verfassung oder Sicherheit cines an- dern Bundesstaates gerichteten Unternehmens oder einer darauf ab- zielenden Verbindung, der Theiinabine daran oder der Begünstigung derseiben veinzichtiget find, dem vezleizien oder bedrohten Staate auf Verlangen auszuliefern, vorausgeseut, daß cin folches Judividunn nicht entzoeder cin Unterthan deë um die Auslieferung augegangenen Staates selbst oder in demselben schon wegen anderer ihm zur Last fallenden Verbrechen zu untersuchen oder zu bestrafen it Sollte das Unternehmen, deffen der Auszulicfernde beinzichtigt isl, gegen mehrere cinzelne Bundesstaaten gerichtet seyn, so hat die Ausliefecung an je- nen dieser Staaten zu geschehen, welcher darum zuerst das Ansuchen stellt. Wir befehlen daber, dicsen Bundestags : Veschluß scinem ganzen Juhalte nach in Unseren zum Deutschen Bunde gehörigen Staaten genau zu befolgen und in Vollzug 0 fezen. Zugleich ver- orduen Wir bicrmit, daß der, ín dem erjlen Artikel vorstehenden Bun- destags-Beschlusses in Rücksicht der Veskrafung der Angriffe auf den Deutschen Bund angenommene Grundsaß auch in. Unseren zum Deut: schen Bunde nicht gehörigen Staaten, in welchen das Straf. Gesetzbuch vom Jahre 1803 eingeführt isk, zur Anwendung gebraczt werden folle. Gegeben in Unserer Kaiserlichen Haupt - und Residenzstadt Wien aur vierundzwanzigsten Tage des Monats Oktober, im Jahre uach Christi Geburt eintaufendachthundertsiebenunddreißig, Unserer Neiche im driiten. Ferdinand,“ Triest, 29. Nov. Gestern Morgen verließ Se. Kaiser!. Hoheit der Erzherzog Johann, unter Artillerie : Salven vom Land und vom Meere, die Quarantaine und besuchte die Merk- würdigkeiten der Stadt. Abends wurde der Prinz, der nament- lich allen auf Schifffahrt und Handel bezüglichen Gegenständen seine Theilnahme zuwendete, in dem festlich erleuchteten Schau- spielhause mit jubelndem Zuruf empfangen. Auch Se. Königl. Hoheit der Prinz Adalbert von Preußen verfügte {h an diesem Tage aus der Quarantaine in die Sradt, wo vor seiner Woh- nung cine Compagnie Grenadiere als Chrenwache S Se. Königl. Hoheit erschien Abends ebenfalls im Theater. Die Hoff- nung, mit der man sich geschmeichelt hatte, daß gestern Abend der Erzherzog Friedrich zum Besuche bei seinem erlauchten Oheim von Venedig hier ankommen würde, ward durch eine Hochdemselben zugestoßene leichte Unpäßlichkeit vereitelt.

Ses Bern, 29. Nov. (Allg. Ztg.) Jm Laufe der verflösse- nen Woche sind die Erneuerungs - Wahlen in dem Regierungs- rath vorgenommen worden, und zwar wurden die sämmtlichen Herren Regierungsräthe, deren Amtédauer abgelaufen war,

mit Ausnahme von zweien, in ihren Stellen wieder bestätigt.

Neugewählt wurden: Herr Þr, Schneider von Nidau, welcher

die radifale Fraction, und der Gastwirth Kernen von Müänsin-

en, welcher den Anhang der Herren Schnell vermehren wird. An dem Personellen des Regierungsrathes licgt daher kein

Grund, irgend eine Veränderung des bisher befolgten politi- hen Systems zu vermuthen; namentlich aber bürgt die Wahl des Herrn Tscharner eines Manties von eisernem Willen, von erprobter Rechtschaffenheit und großer Geschäfts-Erfahrung

zum Schultheißen dafür, daß alle Extravaganzen, welche die Stellung der Republik gegen das Jn- und das Ausland gefährden fönnten, im Laufe des kommenden R werden vermieden werden. Wenn Herr von Tavel und Herr Tschar- ner wollen Hand in Hand gehen, so sind sie im Stande, viel Gutes zu bewirken während bei den kleinen Reibungen, welche auch schon zwischen den beiden Schultheißen gewaltet haben, Niemand gewinnt.

Spanien.

Französishe Blätter enthalten ein Schreiben aus Burgos vom 19. November, worin folgende Uebersicht der

Württemberg und seine Königliche Gemahlin in der Mitte fünf-

Christinischen Streitkräfte gegeben wird: „Die Kolonne des

Generals Ulibarri besteht aus 5 Schwadronen Kavallerie und einer Batterie; Leon Jriarte vor seiner Hinrichtung 6 Bataillone Jnfanterie und Z @ dronen Kavallerie unter scinem. Befehl; Espartero befehl Bataillone Jufanterie, 5 Schwadronen Kavallerie und 2 tericen; Buerens steht mit 10 Bataillonen Jnfanterie, 3} dronen Kavallerie und einer Batterie der Königlichen Garde| toria. In San Sebastian befinden sich 12 Bataillone, mit Ein des unvollständigen Bataillons der Englischen Hülfs-Legio, des Marine- Bataillons, nebst 3 Batterieen und 60 My vallerie von der Legion. Jn Bilbao stehen 6 Bataillyy fanterie und 90 Kanonen. Jn Santander soll ein mobil taillon gebildet werden, auch befinden sich daselbst 409 5 von dem Cantabrischen Frei-Corps. Der Brigadier Aspitg mit 3 Bataillonen Jnfanterie und 1 der Sierra von Burgos, und in Burgos selbs sind 1 Yy der mobilen National-Garde, 600 Rekruten, 2 Compagnj Provinzial - Regiments von Santiago und 20 Kavalleriß, FSrei-Corps von Valladolid; auch wird daselbst eine Sty Kavallerte organisirt.‘ Dou gal

Der Lissaboner Korrespondent des Morning schreibt unterm 21. November: „„Augenscheinli» wo Chartisten einen abermaligen Versuch machen. Sie hq gefangen, sih an der Spanischen Gränze, unter dem des Baron de Leiria, des frühern Gouverneurs von Y der ein Handgeld von 40 Piaster für den Mann anbi sammeln; bis jest sind jedoch nicht mehr als 500 Man unter sehr viele Offiziere, zusammen. Woher er di nimmt, ist ein Geheimniß. Seine Parteigänger sagen, | Stillen in England, unter Garantie der Britischen Rey eine Anleihe gemacht worden, und daß die Thatsache, | Herzog von Terceira cine Unterredung mit Lord Pas gehabt habe, als ein úberzeugender Beweis dafür zu ha Einige gehen sogar so weit,' zu behaupten, daß 6600 de| Truppen in der Britischen Armee würden verabschiedet um eine Legion zu bilden, an deren Spige sich dich tisten-Chefs stellen wollten. Eine Hülfe dieser Art dür allerdings den Sieg verschaffen, aber ohne dieselbe Sache hossnungslos. Der Visconde das Antas ist bey gegangen, um sich an die Spiße von 180 Mann Ju und 300 Mann Kavallerie zu stellen, das Depot der Cy anzugreifen und aufzuheben.

Bataillonen Jufantey

Zu diesem Zwecke wird y anstehen, ohne Weiteres über die Gränze zu gehen, sil Spanische Regierung sich weigern sollte, die Chartisten y waffnen und nah dem Innern zu senden. Nicht wi als drei Spanische Posten sind jest in Lissabon filig; v 13. bis zum 21. November ist keine angekommen, wou folgert, daß die Karlisten die Landstraße von Madrid nh dajoz sperren. ‘“‘

Sre

Konstantinopel, 14. Nov. (Allg. Z.) Redschid Y ist hier eingetroffen. Es ist noch zweifelhafc, ob er den ) antreten wird, zu dem er eigentlich berufen worden; nit weniger scheint er einen mächtigen Beschüßer an Lord Posi zu finden. Pertew Pascha hat traurig geendet: er if p zu Adrianopel gestorben. Man behauptet, er sey ciner ner Feinde geworden, die ihn noch immer in der V Sultans glaubten, und den Augenblick fürchteten, wo 6 gelingen könnte, wieder in das Ministerium zu treten. | gewiß, daß Pertew unlängst eine Rechtfertigungs-Schrift der gegen ihn erhobenen Anschuldigungen abgefaßt, und | Mittel gefunden hatte, diesclbe dem Sultan zukommen zu

sten Ansehen gewesenen A dies Urtheil der Wahrheit gemäß sey, muß ich vorerst des stellt lassen. Der Kapudan Pascha ist seit seiner Nit von Tunis damit beschäftigt, sich über den \chlechten Aus der ihm anvertrauten Expedition zu rechtfertigen. Die F zösische Escadre unter Admiral Gallois hat sich von den danellen nach Smyrna gewendet. suchen werde, so viel als möglich in der Nähe der Asia Küste zu bleiben, um nach Umständen handeln, und bein laufen einer neuen Türkischen Flotte, wovon stark die Ri den Bewegungen derselben folgen zu können. Die vorz Jahreszeit wird jedo Gallois kaum erlauben , sein Va auszuführen, da er des schlechten Gesundheits-Zustandes 1 der an den Kästen Asiens herrscht, sich wohl hüten mit dem Lande zu kommuniciren, oder ín irgend cine tischen Hafen zu statioairen. Ueber den neuen V Tunis scheint man noch kein richtiges Urtheil fil fönnen. Einige glauben, er werde genau in de stapfen seines Vaters fortgehen, Andere hingegen sich überzeugt haben, daß er sich der Pforte zu befreundd Seine Stellung is s{wierig; er muß große Gewandtht wickeln, wenn er sich behaupten will. Aus Tscherkesst allerhand widersprechende Gerüchte im Umlauf, die hau lich von Engländern ausgehen. Herr Bell scheint sh! bei den Tscherkessen einwohnen zu wollen, und sich dur N lei Vorspiegelungen Kredit bei ihnen zu ver scha Ponsonby desavouirt aber Hrn. Bell gänzlich, und \t X mann, daß er auf eigene Faust handle, auch nicht im mind mit der Englischen Regierung in Verbindung stehe. auch wohl wirklich der Fall, und die Tscherkessen dúrf einst zu beklagen haben, daß sie einem Mann, wie Hr. Y nur seine eigenen Interessen im Auge hat, Gehör schenkt! in ihm ein Organ Englands zu sehen sich verleiten lie) Vor einigen Tagen hatte der Juternuncius, Freiherr v. S! in Begleitung der beiden Oesterreichischen Offiziere, M Haslaub und Ober - Lieutenant Baron von Wucherer, di Sr. Hoheit dem Sulcan im Namen des Kaisers von 0! die bereits erwähnten, größtentheils aus physikalischen u tairischen Jnstrumenten bestehenden Geschenke zu über Se. Hoheit besichtigte Alles mit großer Aufmerksamkeit, uf besonders Vergnügen an ciner Camera obscura zu fine der er sich ziemlich lange unterhielt. Die Sammlun, aus nütlichen und interessanten Gegenständen, sämmt dem rühmlich bekannten Plöß in Wien verfertigt. u kannte Geograph und Preußische Professor Ur. Ritter þ einigen Tagen Konstantinopel verlassen, um über W! seiner Heimath zurücfzukehren.

V ratl. | Rio Janeiro, 14. Oft. Der Sißung d! F

gebenden Versammlung, welche morgen geschlossen witd/

Schwadron Kavall,

Man glaubt, daß 6M

t an S

allgemein mit der Erwartung entgegengesehen, daß durch e bedeutende Veränderung in der Verwaltung Brasiliens ¡geführt werden würde. Es war die leßte Sißung dieser fatur, Und da die neuen Wahlen schon vorher beendigt wa- nd man wußte, daß eine große Anzahl von Deputirten, ntli einige der heftigsten Mitglieder der Opposition, nicht { gewählt waren fo ließ si denken, daß diese den leßten hres politischen Wirkens so brillant als möglich spielen wür- Auf der anderen Seite stieg die Jnpopularität des Re- h Feijo. Als bekannter Republikaner, als ein Priester, egen das Côlibat geschrieben, hatte er die hierarchische Par- ngstt gegen sich; nun aber reizte er die Liberalen durch ver- ene Maßregeln, von denen besonders zwei der beständige stand der Oppositions - Reden waren: er annullirte einige tirten - Wahlen, wozu der Kammer allein das Recht zu- und erließ eine Verordnung über Preß- Prozesse, die von Jpposition als ein Todesstoß für die Preßfreiheit bezeich- jurde; mit welchem Rechte übrigens diese Anklage erho- purde, láßt sich aus jedem Blatte des „Sete d’Avril“/ und her Tagesblätter erkennen. Außer diesen Verordnungen es dann die Angelegenheiten der Provinz Rio Grande ul, auf die man bei jeder Gelegenheit zurücxfam; in die- \rovinz griff die Jnsurrection beständig weiter um sich, und Regierung schwankte zwischen unzeitiger Nachgiebigkeit und Strenge, welche durchzuführen sie nicht die Kraft hatte. Do standen die Sachen, als der Regent am 3. Mai die ern erdssnete. Jn einer kräftigen , kurzen Rede wies er lie zu behandelnden Gegenstände hin, empfahl ihnen na- ih den Zustand des Geldwesens zur Beachtung und \ch{loß „er hosse, sie würden nicht, wie vorigen Sommer, sechs (tee mit Debattiren verbringen, ohne irgend etwas auszu- Eine solche Ermahnung war eben nicht geeignet, ihm jerzen der Opposition zu gewinnen, welche gleich bei der denten - Wahl siegte. ‘Pedro de Araujo Lima, Deputirter Jernambuco, wurde Präsident. Hierauf begannen die De- über die Adresse; die Kommission, welche sie entworfen, e ganz der Opposition, und so war gleich im Anfange ziem- ar ausgesprochen, das Ministerium besize nicht das Zu- der Nation. Ein wirklicher Verlust für die Regierung abei der Tod des Deputirten Evariste Ferreira da Veiga; k, cin ziemlih junger Mann von vielen Talenten, war frú- sowohl in der Kammer, als in seinem Journal „Aurora“, Haupt der Opposition, und hakte, als Vorkämpfer der ilianer gegen die Anmaßungen der Portugiesen, einen gro- Antheil an der E von 1831; seitdem gehörte er egierung an, und ein Zeugniß fär seinen Charatter is, er, troß der wichtigen Stellung, die er einnahm, arm ge- en ist, wofür ihn die Portugiesen, die ihn im Leben haß- j6t als Narren verlachen. So war als Sprecher für die icung nur der Minister Limpo d’Abréu da, der troß sei- Gründlichkeit und immer festen -Haltung doch den vielen zum Theil sehr geschickten Rednern der Opposition nicht Gleichgewicht halten konnte. Die Regierung erlitt eine derlage nach der anderen, und 14 Tage nach Érdffnung der mern wurde ein neues Ministerium ernannt. Die Phy- jomie der Kammer blieb übrigens dieselbe; denn das neue hiserium hatte, wenn es überhaupt eine Farbe hatte, ganz dis entlassenen, und da keiner der neuen Minister , wohl der Ex- Minister Limpo, zugleich Deputirter war, fo war pr nach wie vor der Sprecher der Regierung, so lange die atten über die Adresse dauerten. Nicht weniger als fünf hen gingen darüber hin, Und als nun die Deputation der mer sie dem Regenten überreichte, erwiderte dieser: „Er könne Erflärung der Kammer, nur ein Ministerium, welches ihr

Pauen besie, unterstüßen zu wollen, nicht gutheißen; er im der auch seitdem in seiner Meinung gegen den verstoßenen Gi ntheil werde die Kammer stets unterstüßen, wenn ihre Be- wankelmüthig gewordcn. Dies soll nun die Feinde Pertew':

schreckt und sie veranlaßt haben, zu dem leßten Mittel zu greifexrsönlichkeit der Deputirten zu kümmern (sem me embaraçor wenigstens wird über das Ende eines seit vielen Jahren in os elementos de que ella se compôe). tannes hier allgemein geurtheilke einen furchtbaren Sturm in der ì drúcklih im Protokoll erklárt, daß man die Autwort des enten nicht, wie sonst der übliche Ausdruck is, com muilo cial agrado a

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e zum Besten des Landes seyen, ohne sich dabei um die

Diese Erklärung er- Kammer, und es wurde

habe. Indeß hatten die Verhandlungen über das Budget begon- , und die’ neuen Minister erschienen in der Kammer, um e Niederlagen zu erfahren. Hier kamen nun besonders Angelegenheiten von Rio Grande zur Sprache, und jede rtei warf der andern vor, heimlich die Jusurgenten zu un- üßen, Die Regierung forderte Geld, Truppen und Schiffe, Opposition erklàrte darauf, sie habe voriges Jahr schon eine nge Dinge bewilligt, warum denn das Ministerium alle Mittel unbenu6t lasse? Es solle erst irgend etwas thun, Vertrauen der Nation zu verdienen, ohne das sey es un- lich, ihm noch mehr anzuvertrauen, als man schon gethan Auf die Forderung, fremde Truppen werben zu dürfen, derte die Opposition, dazu sey mindestens ein Jahr nöthig, ian die Provinz so lange húlflos lassen wolle? Ueberdies f die Opposition der Regierung vor: „sie lasse die gefange- nsurgenten - Chess absichtlich enten Ba E e eine Anzahl dieser Chefs von dem hiesigen Fort Santa auf eine unglaublich leichte Weise entflohen sind, ohne die fommandirenden Offiziere zur Verantwortung gezogeu den. Doch war der Haupträdelsführer noch hier, Bento nçalves; skatt ihn aber doppelt sîreng hier zu hüten, schickte ihn nah Bahía, wo er auf der Insel Tortaleza do Mar helinder Haft saß. Er hatte Erlaudniß, allein spazieren zu en und zu baden, und so war es natürlich, daß er einen ‘mittag in einem Boote das Weite suchte. Mit dem neuen nisterium zugleich hatte man auch einen neuen Präsidenten lo Grande ernannt, an die Stelle von Antz?ro, der durch trrâtherei des Obersten Bento Manuel in die Gefangen- t der Insurgenten gerathen war; und für diese wichtige lle wählte die Regierung einen Mann, der früher Schul-

ster in der Provinz Santa Catharina gewesen war und es | er hier zum Direktor der Alfandeja gebracht hatte und über | unter allen Kaufleuten nur eine Stimme |

en Jmbecillität nter solchen Umständen konnte es freilich der Opposition

i toff zu Angriffen fehlen, und zum Unglück war der tine - Minister, der den ersten Sturm auszuhalten hatte, ¡wenigsten dafür gemacht; er verlor ganz die Fassung, und als ) nun hinreißen ließ, auszurufen: „man greift mich an, wie

aten ein Kauffahrteischi!““ brach ein furchtbarer Tumult aus, allen Seiten rief man ihn zur Ordnung, und er sah sich "Ungen, den Saal zu räumen. Der Kriegs-Minister , der olgte, wußte zwar seine persönliche Würde zu behaupten,

r mit seinen Vorschlägen drang er im Ganzen auch nicht

Einen wirklichen Triumph errang M R i t l g Montezuma, Mini-

E auswärtigen Angelegenheiten, dem sowohl in physischer r ita A in Gewandheit und schlagenden Replitken tein an- gteich fommt. Aber das von ihm vertretene Devaktement

Wu

hat, besonders unter den jeßigen Umständen und für Brasilien, zu wenig Bedeutung, als daß er allein den Sturz des Mini: steriums hätte aufhalten können.

So sah sich der Regent immer mehr und mehr dazu hin- gedrängt, die ihm verhaßte Opposition ins Ministerium zu ru- fen, und es hieß, er werde, seiner Gesundheit wegen, sich nah S. Paulo zurückziehen. Aber am 18, September wurde der frühere Präsident der Deputirten-Kammer , Araujo Lima, der furz vorher zum Senator ernannt worden war, zum Minister des Innern ernannt, und an ihn richtete den folgenden Tag Feijo die Anzeige, daß er die Regentschaft niederlege, welche nun interimistisch von dem Minister des Innern verwaltet wird. Zu gleicher Zeit erließ er folgende Proclamation, die ganz in seiner scharfen Weise abgefaßt ist:

„Brasilianer! Durch Euch wurde ih zu dem höchsien Amte des Reichs erhoben; für Euch sleige ih heute von dieser erhabenen Stelle herab. Seit langer Zeit kenne ih die Menschen und Dinge. Jch war von der Unmöglichkeit überzeugt, geseuliche Maß- regein zu erbalten, die unsern Umständen angemessen wären; aber ick mußte der Dankbarkcit meinen Triumph entrichten: aus Erfahrung mußtet Jhr lernen, daß es nicht in meiner Gewalt stand, den öfent- lichen Bedürfnissen zu genügen, noch die Uebel, die Euch uiederdrüf- feu, zu heilen. Länger darf ich die Regentschaft nicht behalten ; sucht einen andern Viürzer, der, geschickter oder glücklicher als .ich, die Svpmpathieen der andern Staatsgewalten verdient. Ich könnte Euch die unüberwindlichen Schwierigkeiten herzählen, welche ich vor- hersah und erfuhr; aber wozu? Meine freiwillige Entsagung dabe ich gerechtfertigt, indem ih freimüthig erflire: daß ih Euren An- sprüchen nicht genügen fann. Judem ich Ench die Macht wieder- gede, die Jhr mir großmüthig anvertraut habt; indem ich Euch nicht länger in der Erwartung con Gütern, die Fhr bedurft, und die ich Euch nicht gewähren kann, binhalten will; indem i.) Euch endlich meine Dankbarfeit für Euer Zutrancn ausspreche, habe ih Alles ge- than, was ich zu thun hatte. Welches Loos auch immer mir das Schicksal bestimmt habe, ich bin Brasiliganisczer Vürger; ich werde leisten, was ich dem Vaterlande schuldig bin!“

Zugleich wurde das neue Ministerium folgendermaßen kon- stituirt: Miguel Calmon du Pin e Almeida, Finanzen; Ber- nardo Pereira de Vasconceïlos, Justiz und interimistish das Departement des Innern; FJoaguim Jose Rodrigues Torres, Marine; Antonio Peregrino Maciel Monteiro, auswärtige An- gelegenheiten; Sebastiao do Rego Barros, Krieg. Von diesen Männern war Calmon schon unter Dom Pedro Minister und hat nichts weniger als den Ruf eines großen Financiers; er spricht sehr {dn und hatte sich dadurch zum Haupt der Oppo- sition aufges{hwungen. Jun dieser Beziehung stand ihm zunächst Vasconcellos, wegen seiner beißenden Sarkasmen der Schrecken seiner Gegner; auch sein Ruhm schreibt sich von den Bänken der Opposition und nicht von der Zeit her, wo er selbst Mini- ster war; es war wohl die Furcht vor seiner Opposition, die ihn ins Ministerium gebracht hat; il kaut allumer une chandelle au diable sagte ein Diplomat von ihm. Monteiro und Rego Barros sind noch ziemlich junge, thätige Männer, die alle zu der Opposition gehörten, so daß wenigstens Einheit in dem Ka- binette herrscht. Araujo Lima endlich gilt für einen sehr bra- ven, uneigennüßigen Mann, der sich nur zu sehr von Vascçon- cellos leiten läßt. Man glaubt allgemein, daß er definitiv zum Regenten gewählt werden wird, da Hollanda Calvanti, Feijo?s gefährlichster Nebenbußler, in der lezten Sigung von der Cal- mons\chen Fraction vollständig úberflügelt worden if.

Der erste Schritt des neuen Ministeriums war, daß Cal- mon der Kammer einen Bericht abstattete und um einen Kredit von 2500 Contos für sein Departement bat; er stellte die Fchlechte Lage der Finanzen sehr unumwunden dar und bereitete die Kam-

mer darauf por, daß auch der Kriegs- und der Marine-Minister Zuschässe brauchen würden, die Kammer aber, der feúher das Ministerium nie genug Dokumente bringen konnte, wenn es auf Gesdbewilligungen ankam, votirte ihm durch ein Amendement sogleich 4558 Contos, ohne die Bitte der anderen Minister ab- zuwarten. Und mit derselben Eile wird jeßt alles votirt, was die Minister verlangen, da die Deputirten úber 5 Monate be- reits versammelt sind und natürlich vor Beginn der heißen Jah- reëszeit nach Hause wollen. Dabei ist das Benehmen der Kam- mer wahrhaft naiv. Es war dem vorigen Ministerium gelun- gen, cinige von den Deputirten verweigerte Bewilligungen im Senate zu erlangen, und jeßt, wo diese Geselz-Entwürfe wieder zur Deputirten - Kammer zurükehren, finden es die Minister ganz bequem, utiliter zu acceptiven, was sie ihren Vorgängern verweigerten. Freilich sagen sie: wir haben nie die Rechtmäßig- keit der Forderung geleugnet, nur den vorigen Ministern woil- ten wir nicht Geld und Macht in die Hand geben.

Das Haupt - Augenmerk für das neue Ministerum mußte aber Rio Grande seyn, und es läßt sich nicht leugnen, daß man in dieser Beziehung gleich einen kräftigen Schritt gethan hat. Die Angelegenheiten in dieser Provinz standen sehr schlecht; zwar hatte sich Berto Manuel seiner Verrätherei nit lange gefreur, als er erschossen wurde, aber der Regierung half das wenig. Die-legale Partei sah sich auf einige Hauptpunkte be- schränkt, und Porto Allegre ist schon seit mehreren Monaten streng belagert. Jm freien Felde durften sich die Regierungs- Truppen nirgend schen lassen. Die Farrapilhos (d. h. Lumpen- ferlós) bilden cine leichte Kavallerie, ähnlich den Gauchos von Buenos Ayres; sie erscheinen wie der Bli, wo man sie am wenigsten vermuthet, denn nicht nur, daß sie sehr gut beritten sind, sondern auch, fo wie das Pferd müde ist, steigt der Mann ab, läßt es laufen und nimmt irgend cin anderes (auch in Friedenszeiten ist dies die gewöhnliche Art zu reisen). An Proviant fehlt es so wenig, daß man den Ochsen gewöhnlich bloß die Zunge aus- schneidet und das Uebrige wegwirft. Das Beste dabei ist, daß die fricgfährenden Trupps im Ganzen eine so kleine Zahl ausma- chen; denn die Verwüstung des Landes, die jeßt schon arg ge- nug is, würde son die Provinz auf viele Jahre zu Gçunde richten. Das vorige’ Ministerium nun hatte nichts anders ge: than, als Geld, Rekrutirungs - Gesese u. dgl. verlangt, auch cine Truppenmacht von 40, sage vierzig Mann der Provinz zu Hülfe geschickt. Eine große Schwierigkeit lag allerdings in den Verhältnissen der National-Garde, welche vom Linien-Dienst eximirt is, .und zu der fast Alles gehört, da der Census schr gering ist. Doch hat die National-Garde mit dem Wachtdienst ihre gehörige Last, und erst kürzlich ist der Fall vorgekommen, daß die Palast-Wache drei Tage nicht abgelöst wurde, worüber man, da der Unteroffizier, ein angesehener Portugiesischer Kauf- mann, davon ernsthaft krank wurde, sich gewaltig beklagte. Das

neue Ministerium aber forderte und erhielt sogleih von den.

Kammern Erlaubniß, 4000 National-Garden zum regulairen Dienst in ihren respektiven Provinzen verwenden zu dürfen, um auf diese Weise besonders die Garnisonen der Festungen zur Disposition zu bekommen, und schon am ®. Oktober, nicht ganz 3 Wochen nach Bildung des neuen Ministeriums, musterte der Kaiser das zweite Jäger-Bataillon und cin starkes Artillerie-Detaschement, zusam-

ir wurden. Man versteht es hier

men 600 Mann, die eingeschi} nicht, cinem Schauspiel der Ärt ctwas Anstrich zu geben; das

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Bataillon bestand fast ganz aus Rekruten, die zum erstenmale Gepäck trugen, und sie hatten von ihrem Quartier in Praga A einen Marsch von 2—3 Stunden, zum Theil dur tiefen Sand, zu machen, ehe sie auf den Largo do Pagço ge- langten, so daß sie sehr erschöpft aussahen; aber es waren meist recht kräftig ausschende ju ige Leute und sie haben einige gute Offiziere. Durch Truppen-Sendungen aus anderen Provinzen soll dies Corps auf 1500 Mann gebracht werden, und zum Anführer, zugleih Präsidenten der Provinz, ist der ‘Mar- schall Eliziario de Riranda e Brito ernannt, freilich ein Mann, der nie vor dem Feinde gewesen is. Die De- putirten - Kammer hat ihm eine Suspension der Vaheas -'Cor- pus-Akte und zugleich das Recht zu amnestiren mitgegeben ; den Erfolg muß man abwarten. Wie {wer éin: Krieg regulairer Truppen gegen Gauchos is, haben die Brasilianer schon einmal erfahren, doch war es freilich mit Montevideo ein anderer Fall. Wenn die Regierung erst die größeren Städte sichert, und dann allmälig die Farrapos von der Küste abdrängt, zu- gleich aber durch positive Maßregeln moralische Kraft gewinnt, so läßt sich wohl etwas hoffen, und Rio Grande selbst fann ohne Brasilien nicht bestehen; es is verloren, wenn ihm dieses den Markt für Carne secta verschließt.

Sonst ist von den Resultaten der Sibung eine Pension von 50 Contos fär die Herzogin von Braganza zu erwähnen. Ueber die Verhandlungen in Beziehung auf Sklavenhandel und Papiergeld erlaube ich mir, Jhnen nächstens etwas mitzutheilen.

F 0 land

Berlin, 9, Dez. Die Pommersche dkonomische Gesellschaft hielt amS5ten d. M. ihre Herbst-General-VersammlunginS tettin. Ueber 150 Mitglieder waren anwesend, und auch der Herr Ober- Präsident der Provinz Pommern E die Versammlung mit sci- ner Gegenwart. Ein neuer Zweig-Verein wurde aufgenommen, der in Stettin selbst zusammengetreten is, aus Landwirthen und Repräsentanten des Handels- und des höheren Gewerbstandes besteht und sih die Förderung der Jndustrie in Hinsicht auf Erzeugung, Verarbeitung und Vertrieb vorzugsweise einheimi- scher Produkte zum Ziele geseßt hat. Auch ein landwirthschaft- licher Verein des Pyriter Kreises kündigte seinen Beitritt an. Der Stolper Zweig - Verein meldete, daß er einen Prämien- Fonds für treues Gesinde gestiftet; der Kösliner Gartenbau- Verein, daß er eine Gärtner-Lchr-Anstalt zu Stande gebracht habe. Eben so waren zur Bildung von Mäßigkeits - Vereinen Schritte geschehen und die für die Provinz wichtigste Angele- genheit wegen Bildung eines großen Meliorakions-Fonds ihrer Entwickelung näher gebracht. Die nächste General-Versamm- lung ward nach Stolpe verlegt, wo sie am 20. April 1838 wird gehalten werden. Am folgenden Tage fand die Versteige- rung der aus Schottland eingeführten Bollen und Starken von der Ayrshire-Race statt. (S. Nr. 272 der Str. Ztg.) Da bis dahin nur zwei Transporte von Ti Stk in Stettin angelangt waren, so konnte an diesem Tage nur der kleinere Theil des für den Verein acquirirten Viehes versteigert werden. És zeigte sich cine so lebhafte Kauflust, daß die 63 zur Auction gestellten Thiere (8 Stück blieben fär die Stammheerden reservirt) in furzer Zeit zu sehr guten Preisen abgeseßt waren. Da am námlihen Abende noch ein dritter Transport eintraf, #o wurde die Auction am bten fortgesekt. Es waren 29 Stück angelangt, von denen 1 Bolle und 4 Starken wiederum für die Stammheerde ausgesondert, die übrigen 21 Starken und 3 Bol- len aber zum Verkauf gestellt wurden. Im Durchschnitt sind an beiden Tagen die Bollen das Stück zu fast 153 Rehlr. und die Starken zu 106'/, Rehlr. verkauft worden. Von den noch) zu erwartenden 56 Stück sollen 20 Starken für die Stamm- heerde ausgesucht, die übrigen aber in der Nähe von Stettin fúrs erste ‘aufgestellt werden. :

Aus einem körzlich erschienenen Berichte úber die Ver- waltung des Kurmärkschen Land : Armen - Wesens fúr 1836 ent: lehnen wir Folgendes: Jn dem Landarmenhause zu Strauß- berg befanden sich am Schlusse des Jahres 1835 493 Män- ner, Weiber und Kinder; im Jahre 1836 wurden deren tin- geliefert 1162. Mithin befanden h in der Anstalt überhaupt

059 Individuen. Hiervon starben 66; es entwichen §8; als Ausländer wurden über die Gränze gewiesen 25; nach ihren Angehörigkeitsorten entlassen 1043; in Dienst oder in die Lehre untergebracht 37; nach andern Anstalten translocirt V in Summa 1195. Am Schlusse des vorigen Jahres verblieben also im Hause 459, Von den arbeitsfähigen 199 Personen, die sich täglich in der Anstalt befanden, wurden in 307 Arbeits- tagen verdient S Sarer: In der der Verpfle- gung der _ Hospitaliten und Blödsinnigen gewidmeten Ab- theilung des Land - Armenhauses bei Wittsto ck befanden sch am Jahresshlusse 1835 171 Personen, wozu im Laufe des Jahres 1836 deren 45 kamen; in Summa 216, Von diesen sind 17 gestorben, 2 nach anderen Anstalten trans- portirt, 2 in Dienst untergebracht und 5 entlassen worden; in Summa 26. Am Schlusse des Jahres 1836 blieben also noch 190 Personen im Bestande. Die Zahl der Jnvaliden, denen entweder ihre Verpflegung im Provinzial : Jnvalidenhause zu Wittstock oder, statt diefer Natural- erpslegung, ein baares Jahrgeld zu Theil wird, belief sich am Schlusse des Jahres 1839 auf 184. Jm Laufe des folgenden Jahres traten 22 neue hinzu, wogegen von jenen 17 starben. Am !. Januar 1837 waren also noch 189 Invaliden, einschließlich ihrer Frauen und Kinder, zu ernähren. Die Verpflegungs-Gelder, welche an die im Învalidenhause nicht unterhaltenen Jnvaliden gezahlt wur-

den, betrugen 4071 Thlr. Jn der Land- Jrren - Anstalt zut Neu-Ruppin befanden sich am Jahresschlusse 1835 139 Geistes: kranke; recipirr wurden im Laufe deë vorigen Jahres 36; in Summa 166. Von diesen sino 8 als geheilt entlassen, 1 als ungeheilt zurücgenommen und 4 nah der Anstalt zu Witt- sto translocirt worden; 7 starben. Nach Abzug dieser 20 Ab- gegangenen blieben aiso am Schlusse des verflossenen Jahres noch in der Anstalt 146 Personen, und zwar 91 Männer und 99 Frauen. Die Unterhaltungs-Kosten für Verpflegung und Bekleidung, einschließlich der allgemeinen Administrationé-Kosten, betrugen im Jahre 1836:

a) fúr das Land: Armenhaus zu Strausberg 25

b) fúr das Land-Armen - :

12/131 Rth{r.;

c) fr die Land-Jrren- Anstalt zu Neu-Ruppin 98688 Rthlr. Der Abschluß des Vermögens - Zustandes des Kurmärkischen Land - Armen Fonds am Schlusse des Rechnungs - Jahres 1836 weiset einen Bestand nach von 20,894 Rrh{y. in baarem Gelde oder zinstragenden Dokumenten, und 6799 Rthle. an Natura: lien. Jm Vergleich zu dem Abschluß von 1835 hat sich das Vermögen resp. um 2912 und 1521 Rehle. vermehrt, wogegen man auf ein Minus von 1400 Rthlr. gerechnet hatte. Die:

/ 721 Rehlr. 3

und Jnvalidenhaus bei Witrstock

ses günstige Resultat hat theils in den mäßigen Preisen der