1876 / 286 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 04 Dec 1876 18:00:01 GMT) scan diff

welche dem Streitgegenstande für die Parteien beizulegen ist, niht aber nah anderen, das sahlihe Jnteresse der Par- teien nicht berührenden Gesichtspunkten, z. B. nah der all- gemeinen prinzipiellen Wichtigkeit der Entscheidung erfolgen.

Um bei der Einziehung der durch die Bezirksverwal- tungsgerite Festgeseßten Kosten die Es Ueberein- stimmung herbeizuführen, ist bestimmt worden, daß analog dem Verfahren bei den ordentlichen Gerichten die Ein- ziehung jener Kosten unmittelbar nah beendigter Fnstanz zu erfolgen hat, und daß die unterliegenden Parteien direkt auf- zufordern sind, diese Kosten portofrei an die Regierungs- Hauptkafsen einzusenden. Die Mitwirkung der Kreisausschüsse bei der Kosteneinziehung is nur in solchen Fällen in Anfspruch u nehmen, in denen die Kosten nicht innerhalb der gestellten Sristen bei der E I IER E eingehen und also eine erekutivische Beitreibung derselben nothwendig wird.

Der Modus der Kosteneinziehung durch Postvorschuß er- scheint nit als zweckmäßig.

Das unbefugte Verweilen in einem fremden Besißthum, troß der einmaligen Aufforderung des Be- rechtigten, sih zu entfernen, ist nach einem Erkenntniß des Ober-Tribunals vom 27. Oktober d. J. als Haus- friedensbruch zu bestrafen. „Das Geseß (8. 123 des SUEEFTR N) führt das Erkenntniß aus, „erfordert zum Thatbestand des Vergehens des Hausfriedensbruchs ein un- befugtes Verweilen und eine Aufforderung des Berechtigten zur Entfernung. Die Nothwendigkeit einer wiederholten Aufforderung is weder aus dem Wortlaute, noch dèm Zwecke des Gesetzes abzuleiten.“

_ Der Kaiferliche Gesandte, Graf von Brandenburg, ist auf seinen Posten in Brüfsel zurückgekehrt und hat die Leitung der Kaiserlichen Gesandtschaft wieder übernommen.

Der General-Lieutenant von Manteuffel, Com- E der 6. Division, ist nah beendigtem Urlaub wieder abgereist.

S. M. S. „Friedrich Karl“ is telegraphischer Nachricht zufolge am 30. November cr. von Salonichi in See gegangen und hat am 1. Dezember cr., Mittags, auf der Rhede von Smyrna geankert.

S. M. S. „Nymphe“ is am 27. Oktober cr., Mor- gens, auf der Rhede von Montevideo eingetroffen.

_S. M. S. „Nenown“ is am 1. Dezember cr. in Wilhelmshaven in Dienst gestellt.

Stettin, 2. Dezember. Jn der gestrigen vierten Sitzung des Provinzial-Landtages wurden in die Bezirks-Ver- waltungsgerichte Il. zuStettin als Mitglieder: Ritter- gutsbesißer v. d. Osten auf Blumberg, Kreisrichter a. D. Rittergutsbesißer v. Köller auf Goercke und Kreisgerihts- Direktor a. D. Brose in Finkenwalde; als Stellvertreter: Rittergutsbesister v. Heyden auf Damizow, Kreisgerichts-Rath a. D. Rittergutsbesißer Kolbe s Priblow und Justiz- Rath a. D. Lommatsch in Stettin; U. zu Stralsund als Mitglieder: Graf von Krassow auf Pansewiß, Senator Dr. Schulße aus Greifswald und Rittergutsbesißer Lösewiß auf Lentschow; als Stellvertreter: Rittergutsbesißer von Behr auf Behrenhof, Bürgermeister Francke aus Stralsund und Rittergutsbesißer von Hennings auf Stremlow, durch Akklamation gewählt. Ebenso wählte man mittels Afklamation die von der Provinzialvertretung zu ernennenden Mitglieder der Bezirkskommissionen für die Einschäßung der Staats-Einkommensteuer in den drei Regierungsbezirken der Provinz. Ein von dem Provinzialaus\{husse vorgelegtes Reglement über die Verwaltung des Provinzial-Hebammen- Lehrinstituts in Stettin wurde unverändert angenommen und zugleich beschlossen, den der Provinz überwiesenen Antheil an dem Hebammen-Unterstüßungsfonds dem Provinzialvermögen einzuverleiben und nicht fernerweit zur Unterstüßung einzelner Hebammen zu verwenden. Längere Verhandlungen veranlaßte das vom Provinzial-Ausschusse entworfene Reglement über Verwaltung der für die Regierungsbezirke Stettin und Cöslin bestehenden Meliorationsfonds, namentlich in Beziehung auf die Werthsgrenze der Grundstücke, innerhalb welcher Darlehne gegeben werden sollen. - Nachdem dieselbe dahin festgestellt war, daß als Sicherheit genügen solle, wenn das Kapital innerhalb der ersten vier Fünftheile des Werths der verpfän- deten Grundstücke eingetragen werde der Aus\huß hatte beantragt : innerhalb der ersten „drei Viertheile“ fand das Reglement mit einigen anderen unwesentlihen Abänderungen die Billigung der Versammlung.

Hessen. Darmstadt, 1. Dezember. Jn der heutigen 12. Sißuug der Ersten Kammer der Landstände stand zunächst auf der Tagesordnung die Berathung und Abstim- mung über die Vorlage des Gesammt-Ministeriums, die Re- gelung des finanziellen Verhältnisses zwischen Staat und der evangelischen Landes kirche betrefend, Der Ausschuß beantragte Beitritt zu den Beschlüssen Zweiter Kammer. Zu dem von der Zweiten Kammer beschlossenen Ersuchen an die Regierung: „baldthunlihst dafür zu sorgen, in}oweit etwa nöthig, dur eine Vorlage auf diesem Landtage, daß die Verwaltung des evangelishen Kirchenvermögens durch eine staatlihe Behörde erfolgt und damit die dermalige Doppelstellung des Ober -- Konsistoriums und namentlich auch in der Richtung beseitigt wird, daß diese Behörde keinerlei p e N oua mehr zu verrichten hat, auch wegen folcher Funktionen keinerlei be- jondere Ansprüche an den Staat und staatliche Jnstitute und Einrichtungen mehr erheben kann,“ sieht sich der Aus\chuß nicht veranlaßt, den Beitritt zu empfehlen. Graf zu Solms-. Laubach beantragte, die Regierung zu ersuchen, daß sie die Doppelstellung des Ober-Konsistoriums beseitigen möge und die Verwaltung des Kirchenvermögens der evangelischen Kirche überlassen bleibe. Nach längerer Debatte wurde s{ließlich der Antrag des Ausschusses gegen 1 Stimme angenommen, das Ersuchen der Zweiten Kammer einstimmig abgelehnt und der Antrag des Grafen zu Solms-Laubach gegen 4 Stimmen an-

genommen. (H. N.)

L Meck&lenburg. Malchin, 29. November. P, der heutigen Land tagssißung ging ein s{hwerinsches

eskript vom 21. d. M. ein, worin ausgeführt wird, daß von Seiten des Reichskanzler-Amts der Regierung Kenntniß gegeben worden sei von Klagen und Beschwerden, welche aus nautischen Kreisen über die Taae Beleuchtung der mecklen- burgischen Ostseeküste erhoben worden. Die Regierung beschloß E die Erbauung eines Leuchtthurms auf der so- genannten Budckspiße bei Bastorf, Domantalamt Buckow, mit einem sogenannten Blinkfeuer. Die Herstellung wird auf 129,530 E, die Unterhaltung guf 4770 M veranschlagt, Die

bisherigen Leuchtfeuer haben ihrer Häfen unt pi mitteln erbaut werden. Die um gutachtlihen an- das Polizei-Comité. n einem zweiten Reskript vom 27. d. Mts. fordert die sämerluke Regierung die Stände und besonders die Landschaft zu erneueter Berathung über das cap. [lIl. auf, A t Bauten für Zwedcke der Justizgeseße. Nüksichtlih der aufzubringenden Mittel ist es der Regierung gar nicht zweifelhaft, daß das Land dazu verpflichtet sei, da es sih bei diesen Bauten um außerordentlihe, vom Groß- herzoge und der Regierung nit abhängende Nothwendigkeiten handele. Der Beginn der Bauten im nähsten Frühjahr sei auch nothwendig, selbst wenn die neue Justizorganisation erst zum 1. Dftober 1879 in Kraft treten sollte. Kammerherr v. Oerßen-Kotelow meinte, mit der Ritterschaft sei die Regie- rung einverstanden, deshalb müsse die Landschaft vor weiteren Verbandlungen mit Erklärungen hervortreten. Dazu wollte dieselbe sih aber noch niht ohne Weiteres verstehen und des- alb wurde die Resolution für heute ausgeseßt. Des ein- allenden Bettages wegen- werden die Sißungen eine Unter- rehung erleiden, L T Bremen, 2. Dezember. (Wes. Ztg.) Von den Helgen der Aktiengesellschaft „Weser“ ist heute 20s 12 Uhr das dritte der von der Kaiserlichen Admiralität bei der Gesellschaft in Auftrag gegebenen Panzerkanonenboote vom Stapel gelassen worden. Dasselbe hat den Namen „Biene“ erhal- ten. Von den übrigen Kanonenbooten ist die „Viper“ noch in der Panzerung begriffen, die noch längere Zeit in Anspruch nehmen wird, so daß das Schiff erst im Februar nächsten Jahres nah Wilhelmshaven wird übergeführt und der Admi- ralität übergeben werden können. Der Bau des Kanonen- bootes Nr. 4 ist hon ziemlich weit vorgeschritten, von Nr. 5 stehen erst die Spanten, troßdem wird leßteres noch vor Nr. 4 vom Stapel gelassen werden, weil sein Bug des beschränkten Raumes wegen über das Hintertheil von Nr. 5 hinausragt, es also erst aus dem Wege fein muß, ehe Nr. 4 ins Wa jer gelassen werden kann. Der Stapellauf von Nr. 5 dürfte im April nächsten Jahres erfolgen,

die Seestädte gur Auffindung Thurm foll aber aus Landes- Stände gaben das Reskript

___ Oesterreich-Ungarn. Wien, 2. Dezember. Der rus- Ie Botschaster von Nowikov hat sich gestern nah Pest egeben.

3. Dezember. (W. T. B.) Eine heute stattgehabte Versammlung der Mitglieder der Verfassungspartei hat einstimmig einen Antrag angenommen, wonach dieselbe, unter vollständiger Offenhaltung ihres Votums für die ande- ren, den Ausgleich mit Ungarn betreffenden Vorlagen die in dem unlängst publizirten Statutenentwurfe ausgeführten Grundsäße für die Organisation des Bankwesens für unannehmbar erklärt.

Pest, 2. Dezember. (W. T. B.) Sibzung des Unter- hauses. Der Minister-Präsident Tisza beantwortete die Znterpellation des Abg. Chorin und hob dabei her- vor, daß es nicht seine Aufgabe sei, das Verfahren der öster- reichischen Regierung zu kritisiren. Eine solhe Kritik würde außerhalb seiner Befugnisse liegen. Die im Mai mit der öster- reichischen Regierung getroffenen Vereinbarungen erachte er als vortheilhaftfür Ungarn. Erwerbs daßerkeine Veranlassung suchen, um diese Vereinbarungen rückgängig zu machen. Auf die Frage, ob die ungarische Regierung geneigt sei, mit der gegenwär- tigen österreichischen Regierung in Unterhandlung zutreten, erfläre er: Zum Zwecke einer Abänderung der Grundprin- zipien der getroffenen Vereinbarungen werde er mit der öster- reichischen Regierung allerdings nicht Even. Fndeß sei es seine Pflicht, bei Angelegenheiten, welche beide Reichs- hälften beträfen, mit derjenigen Regierung in Verbindung zu treten, welche der Kaifer in der andern Reichshälfte eingeseßt habe. Das Haus nahm, mit Ausnahme der unabhängigen und der äußersten Linken die Antwort des Ministers mit Bei- fall zur Kenntniß.

(W. T. B.) Die Minister Lasser und Pretis sind heute Namittag vom Kaiser in einer anderthalbstündigen Audienz empfangen worden. Morgen findet unter Vorsiß des Kaisers ein gemeinsamer großer Ministerrath statt.

4. Dezember. (W. T. B.) Gestern fand unter dem Vorfiß des Kaisers ein Ministerrath statt, welchem sämmtliche Minister der beiden Reichshälften mit Ausnahme des Grafen Andrassy beiwohnten. Die österreichischen Minister bleiben auch heute noch in Pest, da die Konferenzen noch nicht beendet sind.

Großbritannien und Jrland. London, 1. Dezember. (Engl. Korr.) Die Ernennung Sir Bartle Frere's zum Gouverneur des Kaplandes an Stelle Sir Henry Barkly's wird als Folge der drohenden Wendung betrachtet, welche die politishen Angelegenheiten in Süd-Afrika neuer- dings genommen. Die „Times“ ertheilt Sir Henry Barkly das Zeugniß, daß er am Schluß seiner sechs Jahre währenden Amtsdauer ohne Verlust an Ansehen einem Nachfolger den Plab räumen könne. Er labe in Erfüllung seines s{wierigen Foeus sein Bestes geleistet. Durch die Wahl Sir Bartle eFrere's habe Lord Carnarvon eine gute Wahl getroffen. Wenn irgend ein Mann, so sei er dazu geeignet, mit den Schwierigkeiten der gegenwärtigen Krisis fertig zu werden, und die Politik der Centralregierung auszuführen, ohne die südafrikanischen Kolonisten zu verletßen.

2. Dezember. Gem Ztg.) Die Ernennung einer Kommission für die Pariser Ausstellung steht bevor. Der Prinz von Wales wird den Vorsiß übernehmen. Die Eröffnung der Ausstelluug in der Capstadt is den laut gewordenen Wünschen gemäß bis zum 15. März vertagt worden. Dem „Scotsman“ zufolge unterzeichneten Lord Derby und Fürst Ghika Aoieliien eine provisorische en g- lisch-rumänische Handelskonvention.

_ Frankreich. Paris, 2. Dezember. (W. T. B.) Der Con- seilpräsident Dufaure und die übrigen Minister haben heute in Folge der leßten Abstimmungen im Senate und in der Deputirtenkammer ihre Entlassungsgesuche eingereiht. Der Präsident Marschall Mac Mahon, ea dteselben“ersucht, im Amte zu verbleiben, doch erscheint die Situation dur die Mei- nungsverschiedenheiten der Minister, welche namentli bei Ge- legenheit der heute von der Deputirtenkammer angenommenen Tagesordnung hervorgetreten * ist (\. unter Ve eet t ieriger. (

___— 3. Dezember. (W. T. B.) Dem „Moniteur“ zufolge soll Audiffret-Pasquier die Bildung eines R Ministeriums abgelehnt haben.

ailles), jeßt :

4. Dezember. (W. T. B.) Das „Journak officiel“ meldet, daß die Minister dem Präsidenten ihr: Entlassungsgesuh überreiht hätten und daß fie vom Präsidenten ersuhl worden seien, die Geschäfte bis dahin, wo s über ihr Entlassungsgesuh beschlossen habe, weiter zu ühren. S Das „Journal officiel“ vom 1. Dezember veröffent- liht ein Geseß, welhes dem Minister der Landwirthschaft und des dels für 1876 einen- Kredit von 60,000 Fres. zur Erforschung von Mitteln gegen die Phylloxera er- öffnet. Das amtliche Blatt vom 2. Dezember zeigt an, daß der Präsident dur neue Dekrete vom 10., 17. und 29. No=- vember 107 Jndividuen, die wegen Verbrechen, wel{he- mit dem Kommune-Aufstande in Verbindung stehen, begnadigt resp. ihre Strafen verändert oder herabgeseßt hat. Versailles, 2. Dezember. (W. T. B.) Jn der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer zog der Mitiister des. Fnnern, de Marcère, den Geseßentwurf, betreffend die Er- weisung militärisher Ehrenbezeugungen bei Be= gräbnissen von Rittern der Ehrenlegion ohne kirhliche iet zurück. Laussedat, der Präsident der Kommission, eantragte die Annahme einer Tagesordnung, in welcher- die Kammer die Ueberzeugung ausdrückt, daß die Regierung bei der zukünftigen Anwendung der auf die Begräbnißfrage bezüglichen Dekrete den Grundsäßen der Gewissensfreiheit und der Gleichheit der Bürger vor dem Geseßze Gerechtigkeit wider- fahren lajsen werde. Der Minister des Jnnern erklärte im Namen der Regierung, diese Tagesordnung annehmen zu wollen. (Lebhafter Beifall auf der Linken.) Die Tágesord= nung wurde darauf mit 370 gegen 25 Stimmen angenom= men. Nach der Sigung verbreitete sih das Gerücht, daß der Kriegs-Minister die Tagesordnung nicht annehmen wolle, da er sie als einen gegen ibn gerichteten Tadel ansehe. Das Ministerkonseil würde morgen über diese Angelegenheit berathen (f. unter Paris).

Spanien. Madrid, 1. Dezember. (Köln. Ztg.) Ein Telegramm aus Madrid erklärt die Angabe, daß der Mi- nister-Präsident Canovas del Castillo von dem Nuntius Simeoni und anderen Prälaten zu seinen leßten Reden über die religiösen Fragen beglückwünsht worden sei, für fal\ch; im Gegentheil greife das Organ der Nuntiatur ihn an, weil er zu sehr für die Gewissensfreiheit eingenommen sei.

__ (Ag. Hav.) Der russische Admiral Butakoff ist mit- dem russi]shen Dampfer „Swetlana“ in Cartagena angekommen.

Griechenland. Athen, 2. Dezember. (W. T. B.) Der außerordentliche Gerichtshof für den Prozeß gegen die Mitglieder des Kabinets Bulgaris hat seine Schluß- sibung gehalten, in welher das Urtheil publizirt wurde. Dasselbe lautet auf Freisprehung, enthält jedo einen strengen Tadel gegen die ehemaligen Minister. Der neu ernannte französische Gesandte am hiesigen Hofe, Tissot, ist hier eingetroffen und hat dem Könige seine Kreditive Überreicht.

_ Türkei. Konstantinopel, 3. Dezember. (W. T. B. Die Regierung hat ihren Vertretern im Auslande fol- gende Mitt heilun1 zugehen lassen: Von der europäischen Presse ist die Nachricht ‘von einer Meinungsverschiedenheit verbreitet worden, die zwischen dem Großvezir und dem Prä= sidenten des Staatsraths in Be ug auf die einzuführenden Reformen zu Tage getreten sein o . Diese Nachricht ist ohne jede uns, Die Ausarbeitung der Reformentwürfe ist zu Ende gediehen und unter den Mitgliedern des Kaiser= lichen Kabinets hat bezügli derselben stets das vollständigste Einvernehmen bestanden.

(W. T. B.) Die Minister waren auch gestern

noch mit der Berathung der neuen Verfassung beschäftigt, deren Publikation unmittel bar bevorstehen soll. Die Spezialbevollmächtigten Frankreichs zur Konferenz, Graf Bourgoing und Graf Chaudordy,- haben dem Großvezier, sowie dem Minister der Auswärtigen Angelegenheiten, Savfet Pascha, und Edhem Pascha Besuche abgestattet und die Gegen- besuche derselben empfangen. _ Das Wiener „Fremdenbl.“ nimmt an, daß die Kon- ferenz entweder am 7. oder am 11. zusammentreten wird. Edhem Pascha ist bereits hier eingetroffen, und der Marquis von Salisbury wird hier spätestens für den 6. erwartet. |

Man s\chreibt demselben Blatte: „Seit einigen Tagen zirkuliren in den verschiedensten Blättern Gerüchte, denen zufolge in Konstantinopel zwishen dem Groß= vezier und dem Präsidenten des Staatsrathes, Midhat: Pascha, eine Verstimmung, und zwar wegen der soeben fertig gewordenen Verfassung des türkischen Reiches, herrschen: joll, da ersterer Staatsmann durch dieselbe eine Verkürzung der Rechte Sr. Majestät des Sultans befürchtet. Wie jedoch aus ar Quelle verlautet, ist an diesem Ge- rüchte auch nicht Ein Wort wahr, und bestehe zwischen genannten beiden Staatsmännern auch in Betreff der Verfassung die vollste Einigkeit. Leßtere wird daher schon in einigen Tagen, bis nur gewisse, vom Geseße e L ae erfüllt sein werden, in dem großen Saale der

ohen Pforte in Gegenwart des Großveziers und aller übrigen türkishen Minister und Würdenträger, dann des Scheikh-ul- Jslam und vieler Ulemas feierlihst proklamirt: werden. Es ist möglich, daß auch Se. Majestät der Sultan in Begleitung Seiner Brüder dieser Feierlichkeit beiwohnen wird. Was dann den Zusammentritt des türkishen Parlamentes. betrifft, so soll derselbe ‘erst im Monat- März 1877 erfolgen und wurde schon ein Saal im Gebäude des Unterrichts- Vinisteriums als -Sißungssaal für diese hohe Körperschaft bestimmt.“ Wir reproduziren, fügt das genannte Blatt hinzu, diese Ba ta wie sie uns zukommt, ohne für dieselbe eine Bürgschaft zu übernehmen oder uns durch dieselbe in unserer Meinung beirren zu lassen.

_— Jn einer- St. Petersburger Korrespondenz der „Wiener Abendpost“ wird unter Anderem Folgendes gemeldet - Montag wurde der amerikanische Gesandte Hr. Boker nah seiner Rückehr aus Amerika Sr. Majestät dem Kaiser Alexander vorgestellt. Er drückte dem Kaiser im Namen des Präsidenten der Vereinigten Staaten die E des amerikanischen Volkes für seine Person und seine Politik der TOAtE egenüber aus. Der bekannte: amerifanishe Diplomat Mr. Schuyler wollte Bulgarien no einmal bereisen, um über die dortigen Zustände zu be= rihten. Die Pforte hat ihm-die vezirielle Vollmacht zur Reise verweigert.

Belgrad, 29. November. Die serbishe Armee, welhe noch vox vier Monaten 120,000 Kombattanten zählte, ist, wie

die „Pol. Korr.“ meldet, nah der neuen Organisation auf 60,000 Mann reduzirt worden. Die ganze Armee wurde in 4 Divisionen getheilt (Schumadija, Drina, Morawa und Timok). Die erste Division hat die Kreise von Belgrad, Kragujewaß, Rudnik, Semendria und Pozarewat; die zweite die von Schabat, Podrinja Waljewo und Uziya zu Werbe- hezirken. Die Morawa-Division rekrutirt si aus den Briga- den von Tschatscha, Krusewaß, Jagodin und Tschuprija. Die Timok-Division formirt sich aus den Bataillonen der Kreise von Alexina§ß, Knjazewaß, Crnoretsch, Krajna und Branitschew. Die Divisionsstäbe befinden sih bereits in Belgrad, Waljevo, Krusewaß und Fovanowaß. Eine Reserve soll aus den Mi-

lizen zweiter und theilweise dritter Klasse formirt werden. Zu Kommandanten sind Eingeborene ernannt worden. Jn

den leßten Tagen sind 1530 DUNIOI Ege hier einge- troffen. Dieselben werden zwei Bataillone unter russischem Kommando bilden. Aus Serbien sind zur russishen Armee bis jeßt gegen 1800 Freiwillige einberufen worden. Jm Gan- zen sind noch bei 4000 Russen in Serbien verblieben.

Das W. „Fremdenbl.“ \{reibt: Die Demarka- tionslinie zwischen den serbish-montenegrinishen und tür- kischen Heeren ist noch nit definitiv sesgesteLt Der Streit um Alexinat scheint sogar sehr lebhaft zu sein. Das rus- sishe Projekt ist darauf berehnet, Deligrad und Alexinat in die neutrale Zone einzubeziehen, während sih die Ser- ben darauf vorbereiten, ihre Mete auf die Räumung von Alexinaß auf die Angabe zu basiren, daß dieser Plaß erst um Mittag des 1. November von den Türken beseßt worden ist, als der Waffenstillstand, S Beginn mit der Mitternaht vom 31. Oktober auf den 1. November angenom- men werden muß, bereits in Kraft war. Die Serben werden einige Schwierigkeiten finden, ihre Angabe zu beweisen, denn die ersten türkishen Kavallerie - Abtheilungen haben Alexi- naß schon am Vormittag des 31. Oktober beseßt, und es war blos die von Nish gesendete türkishe Jnfante- rie, welhe æerst am Aen Tage kam. Sir Arnold Kemball, welher an Ort und Stelle war, wird ohne Zweifel im Stande sein, die Kommission über diesen Punkt aufzu- klären. Der russishe Vorschlag, Alexinaß und Deligrad in die neutrale: Zone einzubeziehen, kann sich auf keinen besseren Grund basiren. Die Entfernung zwischen beiden Orten beträgt etwas über zwölf Kilometer, das heißt das Dreifache der für die neutrale Zone bestimmten Distanz, und selbst wenn man die Tan der serbishen Außenposten, die auf halbem Wege zwischen beiden Pläßen liegt, ja wenn man die ganzen vier Kilometer auf Kosten der Türkei zur Grundlage nimmt, so würde Alexinaÿ nit in diese hineinfallen. Da- gegen kann wieder die Räumung der Position von Deligrad, welches gat keine Ressourcen für die Winterquartiere bietet, niht als Ersaß für Alexinaz betrachtet werden, das alle Be- quemlichkeiten für dieselben enthält.

Lettinje, 24. November. Der „Pol. Korr.“ wird ge- schrieben: Der russische Militär-Agent und Demarkations- Kommissär hier, Oberst-Lieutenant Bogaljubow , hat von seiner Regierung den Austrag erhalten, Bericht darüber zu erstatten, wie viele Kombattanten Montenegro, die Herzegowina und Bosnien stellen können. Unser Kriegs-Minister Plamenac erklärte, daß Montenegro noch immer 18,000 Mann ins Feld stellen könne. Die Jnsurgenten der Herzegowina dürften eine Streitmacht von 6500 Mann repräsentiren. Fn Bosnien ist die Zahl der Aufständischen stark zusammengeschmolzen, doch dürste man immerhin annehmen, daß im Süd-Westen Bosniens noch immer 3000 Jnsurgenten auf den Beinen sind. Zwischen St. Petersburg und Cettinje ist vereinbart worden, daß für die gauze Dauer des Krieges Montenegro von Ruß- land Subsidien in der Höhe von 50,000 Rubeln monat- lih erhalten werde. Dabei ist aber ausdrücklich stipu- lirt worden, daß davon auch das herzegowinishe Hülfscorps zu erhalten sein werde. Wie heute hier verlautet, soll die gesammte waffenfähige Mannschaft für den 20. Dezember wie- der einberufen werden. Senator Mascha Vrbica wird aus Belgrad hier erwartet, und man hält dafür, derselbe werde ein Kommando in der Herzegowina erhalten. Seine Yatagan- Legion ist ohnedies zur Hälfte aufgelöst worden , und die an- dere Hälfte, - aus lauter Montenegrinern ti ist im Begrte: nah der Heimath zurückzukehren, und fich dem Vaterlande zur Verfügung zu stellen. Derwisch Pascha hat im Ganzen nur 9500 Mann Regulärer, 900 Baschibozuks und 60 Geschüße in Albanien zurückbehalten. Mehr als 12,000 Mann mit 30 Geschüßen sind von seiner Armee nach Bulgarien abgezogen worden. Derwisch Pascha soll dieser Tage nah Konstäntinopel abreisen. An jeine Stelle soll Ferik Mohamed Pascha das Kommando übernehmen. Die fernere defensive Rolle dieses Corps ist Que durch dessen numerishe Verhältnisse unbedingt ge- oten. d

Auf die Sympathie-Adresse des liberalen Vereins in Ryde (England) hat der Fürst von Montenegro folgende Antwort dur seinen Sekretär gesendet:

__ _eDer Fürst fühlt sih durch diesen Ausdruck der Sympathie mit seinen-zu Gunsten der christliben Unterthanen in der Türkei ge- maten Anstrengungen hoch befriedigt. Er findet große Er- mutbigung in diejem Beweise, daß die Unterthanen des freien und patriotishen England bezeugen, die Wohlfahrt und die Interessen ihres Landes seien niht und können nicht sein den geseßlihen Bestre- ungen von Völkern entgegen, die, ohne politishe Träume, bean- spruchen leben zu dürfen.“

Ragusa, 1. Dezember. General Jgnatieff telegraphirt an das biesige russishe General-Konsulat, daß der Waffen- still stand um vier Tage verlängert wurde und mithin nicht am 28. Dezember, sondern am 1. Januar zu Ende gehe.

Zara, 3. Dezember. (W. T. S Die Miriditen haben zu Gunsten Montenegros die Waffen ergriffen; türkischerseits ist deshalb die Wegsendung weiterer Truppen eingestellt worden.

. London, 4. Dezember. (W. T. B.) Die „Times“ em- pfiehlt ein Bündniß mit Deutshland behufs Erhaltung des Friedens event. Lokalisirung des Krieges. „Morning Post“ und „Daily News“ sprechen si entschieden gegen die Führung eines offiziösen Krieges gegen Ruß-

land aus.

Die „Morning e schreibt in einer ihrer leßten Nummern: „Friede ist der einzige Zweck der Regierung Zhrer Majestät, Friede auf den Grundlagen des Völkerrehtes und der Vertragsrehte. Die Mission des Lord Salisbury hat diesen einzigen Zweck im Auge und és ist nicht gerecht, ihm Saumseligkeit zum Vorwurfe zu machen, Wenn die paar Stunden, die er in wichtigen Hauptstädten verweilt, - Kombinationen gewidmet sind, die das große Resultat, welches das Kabinet im Augenmerke hat, herbeiführen mögen.

Es kann nicht oft genug hervorgehoben werden; daß sämmt- lihe Mächte, Rußland mit inbegriffen, den in Lord ZUTTos Dopese an Sir Henry Elliot vom 4. Novem niedergelegten Grundlagen beigetreten sind, und dem- nah n wir jedes Recht, zu erwarten, daß die Konferenz in eine friedlihe Uebereinkunft resultiren wird.“ Die „Times“ vom 30. November nehmen die in den leßten Tagen verbreiteten Nachrichten über die nahe Verkündigung einer türkishen Verfassung sehr kühl auf. „Eine plötzliche Verkündigung der Menschenrechte in Bosnien und Bulgarien sagt das Blatt könnte Niemand umstimmen. Wie mit Recht bemerkt worden ist, giebt es keine Regierung in Europa, welche durch eine Farce, die nur eine modernijirte Wieder- holung des vor 20 Jahren publizirten und seitdem ein todter Buchstabe gebliebenen Hatti-Scherifs wäre, getäusht werden könnte. Fhera weigert sich auch der Großvezier ent- schieden, zu irgend etwas beizustimmen, wodurch die abfolute Gewalt des Beherrschers der Gläubigen beschränkt würde. Die papierene Verfassung Midhat Paschas kann also nit einmal zur Welt kommen.- Diese neueste Schwierigkeit in Kon- stantinopel kommt nit ungelegen, um uns zu der Erwägung dessen, was wir s{hließlich zu thun haben, zu nöthigen. Gegen- wärtig sind wir in England alle darüber ei dg, kein eng- lischer Fin er geregt werden solle für die Aufrechterhaltung der tür ischen Macht um ihrer selbst willen. Nicht die leiseste Stimme läßt sich dafür vernchmen, daß wir nur die geringste Anstrengung für die Türkei als Türkei machen sollen. Unser FJnterese an der FJntegrität des türkischen Reiches hat seinen Ursprung und sein Ende in dem Wunsche, daß das Mathtgleihgewiht im süd- östlihen Europa nicht verrückt werden möchte, und wenn wir von vertragsmäßigen Verpflichtungen \prechen, is das eben in diesem Sinne zu verstehen. Diese Grundsäße müssen auch unsere Regiernng bei jeder Frage, welche sih ihr aufdringt, leiten. Die Vorbesprehungen der Vertreter der Garantie- mächte werden in der nächsten Woche in Konstantinopel be- ginnen, und man darf mit Grund hoffen, daß eine Verstän- digung zwischen denselben zu Stande kommt. Die Meinungs- verschiedenheit über die Bedingungen und Grenzen der in den türkischen Nordprovinzen einzuführenden Reformen ist allmählich auf enge Grenzen reduzirt worden, und die shwierigere Frage der Garantien für die Ausführung der Reformen kann auch nicht als unlösbar betrahtet werden. Wenn also die Konfe- renz formell zusammentritt, so dürfte bereits ein von dem Einverständnisse aller Garantiemächte getragenes Programm der Pforte vorgelegt werden und wir glauben mit Mr. Forster, daß, wenn einmal dieses Einverständniß den Ministern des Sultans klar gemacht ist, sie ihrem Herrn die Annahme des Rathes seiner fränkishen Freunde empfehlen werden. Jn Konstantinopel darf man nicht länger über die Politik Eng- lands im Jrrthume bleiben ; die Zeit, sih in der offensten Weise über die orientalische Frage auszusprechen, ist sehr nahe herangerüdt.“

Die „Times“ widmen dem General Klapka und dem Türkenenthusiasmus in Ungarn einen Leitartikel. „Es hätte {wer gehalten“, sagt das City-Blatt „sich einen Vorfall auszudenken, der den tiefen Ernst der Orient- frage Ss ein Moment des Lächerlichen hätte mildern können, aber es ist ein folher in der Ueberreihung einer Adresse an den General Klapka “dur “eine Anzahl \ympathisirender Türken gefunden worden.“ Nachdem die „Times“ im Weiteren diese Adresse einen ethnographishen Schund, das Werk eines ungarischen oder deutschen Gelehrten vierten Ranges genannt haben, s{ließen sie folgendermaßen: „Wirbrauchen nicht die Auf- rihtigkeit des Sprechers (Klapfa) in diesem Falle anzuzweifeln, aber es ist leiht einzusehen, wie nationale Animosität und die Erinnerung an einen Konflikt, in dem er selbst eine Rolle ge- spielt hat, sein gesundes Urtheil beirrt haben. Er kann in dem Widerstand gegen die Türken nichts als Angriff, Gewalt- thätigkeit und Tyrannei erblicken und spricht die Ueberzeugung aus, daß das große Prinzip der islamitishen Religion voll- ständig mit den Grundsäßen des Humanitarismus Daeiioivs welche die moderne Civilisation als die Grundlage alles Fort- \chhriites erklärt. Der leßte Sat ist unklar, aber wenn er die Bedeutung haben soll, daß der Moslim ebenso willig und _ rasch fortschreitet, als der Christ, so ist er anderer Ansicht, als alle anderen Menschen, mit Ausnahme der angeblichen Ce ten der Türken, zu welchen General Klapka gehört!“

Numänien. Bukarest, 28. November. Die „Pol. Korr.“ meldet: Die in Galag und Concurrenz bis Fbraila dislozirte rumänische Truppendivision is nach Jassy abmar- irt und wird dort durch ein anderes Corps von 8000 Mann von welchen 4000 nah Galayß und die andere Hälfte nah Jsmail kommen, erseßt werden. Von der Errichtung meh- rerer Batterien an den Donau-Ufern is Abstand genommen und sind die mit dem betreffenden Baue beauftragten Genic- Offiziere abberufen worden. Dagegen ist beschlossen worden, die Festung Kilija und die Forts von Fsmail zu armiren. Die drei rumänischen Donau-Kriegsdampfer find angewiesen, zwischen Galaß und Jbraila Station zu nehmen. Fn Galaß wurden zwei A Lcatine für russishe Rechnung etablirt und sollen in dieser Stadt erhebliche Ada für den Durchmarsch eines bedeutenden Corps getroffen werden.

29. November. Vasselbe Blatt schreibt: Die in Krajova bisher konzentrirten Truppen sind plöglih nach dem an der Donau, der türkishen Festung Widdin gegenüber ge- legenen Städtchen Kalafat vorgeshoben worden. Seit einigen Tagen durchkreuzen russishe Agenten das ganze Land und ziehen möglichst genaue Erkundigungen ein über den Zustand der Straßen und der Brücken, die genaue Entfernung gewisser Punkte von einander, die vorhandenen Lebensmittel- und Futtervorräthe, sowie auch über die Stimmung des Landvolkes im Allgemeinen. Eine unter der Fung eines Generals stehende russishe Kommission hat dieser Tage die Eisenbahn- linie Cornesch{t-Unghen, die Rußland mit Rumänien verbindet, inspizirt und dieselbe übernommen. Ÿ

Nußland und Polen. 1 ber. An weiteren Ergebenheits- Adressen an den Kaiser veröffentliht der „Reg.-Anz 1) eine Adresse des Adels von Twer,- 2) eine von dem Nowgorod'shen Adel, 3) vom Pensa'schen Adel, 4) von der St. Petersburger

von allen Ständen des Kaluga'’shen Gouvernements.

Der „W. Abendpost“ wird geschriebcn: Zum Chef der aktiven Armee an der kfaufkasish-türkishen Grenze ist der General-Adjutant, General der Kavallerie Loris-Me-

lihow ernannt worden. Sein Artillerie-Chef ist der General-

St. Petersburg, 1. Dezem--

Gouvernements-Landschafts-Versammlung und 5) eine Adresse .

Major Gubsky, und sein Stabs - Chef General - Major Duchowski. Das Corps ht aus drei Abtheilungen, der von Eriwan unter General-Lieutenant Tergukassow, der von Achalzych unter General-Lieutenant Dewel, und einer Reserve- Abtheilung. Jm Kaukasus stehen augenblickli eine Grenadier- Division, fieben Jnfanterie-:Divisionen, eine Schüßen-Brigade nebst acht Artillerie-Brigaden (384 Geschüße), eine Dragoner- Division mit zwei reitenden Batterien, fodann Linien-Kofacken, Kosacken von Kuban und Terek mit ihrer Artillerie, und gru- sinische wie mingrelische Milizen, im Ganzen 150,000 Mann. Auch die Marinetruppen werden bei der aktiven Armee verwendet werden. Morgen gehen zu derselben zwei Com- pagnien der hier garnisonirenden Garde-Equipage, 340 Mann unter Kapitän-Lieutenant Tudec, mit der Warschauer Bahn ab.

Der Regierungs-Anzeiger vom 27. November bringt den Ukas über die Reform der Opoltschenje (Land- wehr ).

Zu derselben Zurüdckgestellten , ihrem vierzigsten

_Abstufungen alle Soldaten bis zu

in verschiedenen sowie die aus8gedienten Iahre. Die Zahl der nöthigen Mann- schaften wird jedesmal durch ein besonderes Kaiserliches Manifest bestimmt. Zur Seelandwehr sind Seeleute, Maschinisten, Schiffsarbeiter, Fischer und ehemalige Matrosen heranzuziehen. Die Landwehr befteht aus Drufhinen zu Fuß, Reitersotnien und See- Kommandos. Dieselben müssen stets in 28 Tagen nach Eclafsung der Mobilisirungsordre formirt fein. Die Formirung findet nach Gouvernements und Gebieten (Oblasty) statt. Die Landwehr jedes Gouvernements oder Gebietes erhält einen besonderen Kommandanten. Die Offiziere werden durch die Lokalbehörden ge- wählt, welche sogleich dem Kriegs-Minister die Wablen mitzutheilen haben. Wählbar zu Offizieren find, namentlich als Chefs der Drushinen und Sotnien, Offiziere der Armee oder Reserveoffiziere ; ferner als Compagniecbefs Personen, welche in einem der Institute der drei ersten Klassen ein Eramen bestanden und wenigstens einen sech8wöcentliden militärishen Uebungsdien gemacht haben. Zu Subaltern-Offizieren sind außerdem wählbar Personen, welche ihre Studien in einem Institute der zwei ersten Klassen voll- endet haben oder welche nach Abfolvirung eincs Kurses in einem Institute dritten Ranges in den Dienst des Staates getreten sind. Natürlich können Personen im Genérals8range nicht Stabsoffizieren und Personen im Stabsoffizierérange nicht Ober-Offizieren unter- geordnet werden. Die formirten Drushinen und Sotnien werden von dem nächsten Militär-Distrikts-Chef inspizirt, und wenn sie ge- nügend gefunden, wird dem Generalstabe vom Gouvernements- Chef Bericht erstattet, worauf die Landwehtrtruppen sofort dem Kriegs-Ministerium zur Disposition gestellt werden. Die Scee- Landwehr gehört zur Verfügung des Marine-Ministeriums. Alle Mitglieder der Landwehr werden im Staatsdienste gezählt und dem Kriegsreht: unterworfen. Dabei erhalten die in die Landwehr eintretenden Gouvernements- oder Gebietschefs den Rang eines General-Majors und das Amt eines Divisions-Kommandanten, die Drushinenchefs den Rang eines Oberst-Lieutenants (Bataillonschefs), die Sotnicnchefs den Majorsrang, die Compagniechefs und die älteren Adjutanten den Hauptmannsrang, die jüngeren Offiziere, Adjutanten und Zablmeister den Lieutenantsrang. Der Drushinenarzt hat die Rechte eines Bataillonsarztes. Die Landwehrmänner der vier ersten Jahrgänge, welhe den Kursus in den Lehranstalten der zwei ersten Klassen vollendet haben, werden an Stelle jüngerer Ober-Offiziere verwendet, erhalten den Offiziersrang aber nur für Auszeichnung. Alle Mitglieder der Landwehr, welcbe während ihres Dienstes in derselben den St. Georgs-Orden erhalten haben, besien das Recht, mit ihrem Range in die Armee überzutreten. Die Land- wehrmänner, welche im Civildienste stehen, treten in ihre Stellung zurüd, sobald sie aus der Landwehr ausscheiden.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 29. November Der zwischen den vereinigten Reihen Schweden und Norwegen einer)eits und Frankreih andererseits bestehende Han- delstraktat, welher am 25. März 1877 abgelaufen, aber auf unbestimmte Zeit verlängert wurde, is nun für den 10. August 1877 gekündigt worden, um zu dieser Zeit von einem neuen, inzwischen zu vereinbarenden Traftat erseßt zu werden. Wie nach den „Hamb. Nachr.“ verlautet, werden die bisheri- gen Zollsäße keiner erheblihen Veränderung unterzogen wer- den. Von dem Commandeur-Kapitän Peyron, Chef der Korvette „Balder“, ift ein, Malta, 17. November, datir- ter Bericht eingelaufen, demzufolge die Korvette am genannx- ten Tage dort angekommen ist, und demnächst nah dem grie- chischen Archipelagus und dann nah Konstantinopel ab- gehen wollte. Vor einigen Wochen beschloß der Kommu- nal-Vorstand in Stocktholm eine Anleihe von 10 Mil lionen Kr. zu verschiedenen kommunalen Zwecken zu kontra- Aren, welche Anleihe mit 5 Proz. verzinst werden sollte. Die

egierung hat jeßt ihre Einwilligung zur Kontrahirung dieser Anleihe gegeben. Die Konfirmation der Herzöge von Gotland und Westergotland findet nähsten Frei- tag in der Schloßkapelle stat. Jn Gothenburg beab- sichtigt man eine Erweiterung des dortigen Hafen- bassins.

Dánemark. Kopenhagen, 2. Dezember. (W. T. B.) Die „Berlingske Tidende“ bezeihnet die Nachricht englischer und österreichisher Blätter, wona zwischen Däne- mark und Rußland Verhandlungen über die Errichtung einer russishen Flottenstation auf Seeland stattgefunden haben sollten, als jeder thatsählihen Unterlage ent- behrend.

Amerika. New-York, 2. Dezember. (W. T. B.) Der Ministerkonseil hat gestern über die Lage der Dinge in Südkarolina berathen. Es wurde eine Depesche des Generals Ruger mitgetheilt, worin derselbe jede Ein- mishung in die Organisation der Legislative in Abrede stellt und hinzufügt, er habe auf Requisition des Staatsgouver- neurs den Situngsfaal militärisch beseßen lassen, lediglich, um einer. .Störung der Ruhe vorzubeugen, zur Ueberwachung des Eintritts in den Sizungssaal, sobald der Zutritt den be- anstandeten Abgeordneten vom Thürhüter verweigert worden sei, habe er keine Soldaten beordert, leßtere seien überhaupt zurügezogen worden, so wie ihm die bezügliche Mittheilung ugegangen sei. Ueber die vom Ministerkonseil gefaßten Be- ble ist noch nichts bekannt. Dem General Ruger find wei=- tere Jnstruktionen zugegangen. Der dur die aen brunst in New-Orleans verursachte Schaden beläuft sih nach vorliegenden Nachrihten auf 350,000 Doll.

Centralamerika. Der „Guatemalteco“, Organ der Regierung, giebt interessante statistishe Daten über den Stand des öffentlichen und privaten Shulwesens in der Hauptstadt Guatemala. Danach besuchen, bei einer Bevölkerung von circa 60,000 Einw., täglih 931 Pensionisten Cie Gel und 2596 Tagschüler (externos) männlichen und weib- lichen Ge)hlehtsdie vorhandenen Unterrichtsanstalten. Diemonat- lihen Kosten der öffentlihen Schulen für beide Geschlechter belaufen sich auf 15,824 Doll. 25 C. Auch in der Republik San Salvador wird mit regem Eifer an der » ire des öffentlihen Unterrichts, namentlih der ElementarsGule, gearbeitet.

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