1900 / 208 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 01 Sep 1900 18:00:01 GMT) scan diff

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Nuata y Sichar in Audien und Hierauf eine Abotdnurg

des russischen Regiments Wyborg.

eute Vormittag hielten Seine Majestät der Kaiser auf dem Tempelhofer Felde die Herbstparade über das Garde- Korps ab. Während derselben empfingen Seine Majestät den General Rössel und eine Abordnung deutsh-amerikanischer Sänger, die sich für einen von Sciner Majestät gestifteten Ehrenpreis bedankte. Nach der Rückkehr in das Königliche Schloß nahmen Seine Majestät der Kaiser eine größere An- zahl militärischer Meldungen entgegen und empfingen den neuen italienishen Militär-Attaché, Oberstleutnart Gastaldello, sowie den amerikanishen Marine - Attaché Livermore.

Laut Meldung des „W. T. B.“ beabsihhtigte S. M. S. „LuUchs“, Kommandant: Korvetten - Kapitän Dähnhardt, heute von Singapore nah Hongkong in See zu gehen.

S. M. S. „Tiger“, Kommandant: Korvetten-Kapitän von Mittelstädt, ist am 30. August in Amoy angekommen.

S. S. „Seeadler“, Kommandant: Korvetten- Kapitän Scha ck, ist am- 30. August von Schanghai nah Hankow in See gegangen.

Vayern. Seine Majestät der König von Rumänien ist gestern Nachmittag von Jschl in München eingetroffen und gedenkt bis Montag dort zu verweilen.

Anhalt.

Seine Hoheit der Herzog is, wie der „Anh. St.-Anz.“ meldet, gestern, von Berchtesgaden kommend, in Ballenstedt eingetroffen, während Jhre Hoheit die Herzogin sich zum Kurgebrauh nah Bad Nauheim begeben hat.

Bremen.

Gestern Nachmiltag um 31/2 Uhr ist, wie „W. T. B.“ rieldet, der Truppentransportdampfer „Palatia“ unter be- geisterten Kundgebungen der zahlreih versammelten Volks- menge von Bremerhaven nach Ost-Asien in See gegangen ; unter gleichen Kundgebungen folgte bald darauf der Dampfer „Darmstadt“ und um 41/2 Uhr der Dampfer „Andalusia“.

Oesterreich-Ungara.

Der König von Rumänien ist, wie „W. T. B.“ gestern meldet, von Jshl abgereist; der Kaiser Franz Joseph hatte den König zum Bahnhof begleitet, wo der Prinz Georg von Bayern und der Minister des Aeußern Graf Goluchowski sih zur Verabschiedung eingefunden hatten. Gestern Abend is der Kaiser Franz Joseph nah Wien zurückgekehrt.

Der Schah von Persien ist gestern Abend in Marien- bad angekommen.

Der Legationssekretär der österreichisch - ungarcishen Ge- sandtschaft in Peking Dr. von NRosthorn if zum Legations3- rath ernanni und durch Verleihung des Ritterkreuzes des Leopold-Ordens ausgezeichnet worden. Seine Gemahlin crhielt den Elisabeth-Orden zweiter Klasse.

Dänemark, Ï Der russishe Finanz-Minister von Witte, welcher vor- gestern in Kopenhagen eingetroffen war, hat sih gestern, wi: „W. T. B.“ meldet, mit dem russishen Gesandten Grafen Benckendorff nah Schloß Fredensborg begeben, wo- selbst er von der Kaiserin-Wittwe in Audienz empfangen wurde. Gestern Abend fette der Minister von Witte jeine Neise nah Paris fort. Amerika. Das Staatsdepartement in Washington veröffent- liht, wie das „Reuter’she Bureau“ meldet, folgende, vom 29. August datierte Miltheilung: Der russische Ge- \häftsträger hat hier gestern mündli Mittheilungen über die Absichten Rußlands in China abgegeben. Er llalle, Rußland habe niht die Absicht, “in China Gebiet zu erwerben. Es habe seiner Gesandt- schaft helfen wollen und Niutshwang nur aus strategischen Gründen beseßt. Sobald die Ordnung wiederhergestellt sei, werde es seine Truppen aus dieser Stadt zurückziehen, es sei denn, daß die Mächte sich dem widerseßen würden. Rußland habe seinen Gesandten und das Personal der russischen Gecsandt- schaft in Peking angewiesen, Peking zu verlassen. Ebenso würden die russishen Truppen nah Tientsin zurückgezogen werden und Rußland werde, wenn die chinesische Regierung die Zügel der Macht wieder an sich genommen haben werde, sobald sie ferner Bevollmächtigte ernannt habe, mit denen die übrigen Mächte verhandeln könnten, und sobald sie den Wunsch ausgedrückt habz, in solhe Ver- handlungen einzutreten, auch seinerseits einen Ver- treter ernennen. Jn ihrer Antwort hierauf bemerkte die amerikanische Negierung, daß die offenen Er- klärungen Rußlands mit denjenigen der übrigen Mächte übereinstimmten. Alle Mächte hätten die Absicht, irgend einen Theil chinesishen Gebiets zu erwerben, weit von sich gewiesen. Die Ziele der Mächte würden sich nach Ansicht der Vereinigten Staaten abex besser durch eine gemeinscha|t- liche Beseßung von Peking auf Grund eines internationalen Uebereinkommens erreichen lassen, die so lange dauern müsse, bis die chinesische Regierung wieder hergestellt und wirklih im stande sei, neue Verträge abzuschließen, welche eine Wiederherst:llung der Garantien des Schußes für die Zukunft gewährleisfteten. Wenn diese Autorität wieder her- estellt sei, so häiten die Amerikaner, wie bekannt sei, den unsch, ihre Truppen aus Peking zurückzuziehen und in Friedensverhandlungen cinzutreten, um auf diesem Wege die Genugthuung für ihre gerehten Ansprüche zu erlangen. Die Vereinigten Staaten seien der Ansicht, daß eine weitere Fortdauer der Besezung Pekings niht das leßtgenannte Er- gebniß Haben werte, woserna nicht alle Mächte die gleihen Absichten hegten. Jede Macht, welhe ihre ruppen aus Peking zurücziehe, werde nothwendigerweise ihre Jnteressen in Chira dann auf eigene Faust zu wahren haben. Die Vereinigten Staaten hielten es für das Beste, die verschiedenen Befehlshaber der Truppen in Peking anzu- weisen, sih über die Räumung der Stadt miteinander zu

verständigen, welhe dann in U bereinstimmung erfolgen werde. Aus allen diesen Erwägungen gehe hervor, daß, wenn die Mächte sih nicht allgemein für eine Verlängerung der Okfupation Pekings aussprächen und nicht eine allgemeine Uebereinstimmung unter sich über diesen Punkt erzielten, die Vereinigten Staaten ihren Befehlshaber in D an- weisen würden, die amerikanishen Truppen aus Peking zurü- zuziehen, aber erst nachdem derselbe sih mit den übrigen Be- fehlshabern über den Zeitpunkt der Räumung ünd über sein weiteres Verhalten verständigt habe. s

Asien. ?

Der General - Feldmarschall Graf von Waldersee, welcher gestern in Aden eingetroffen war, hat, wie „W. T. B.“ meldet, von dort die nachstehende Meldung an Seine Majestät den Kaiser uno König richten lassen:

Als der Reichspostdampfer „Sachsen“ in den Hafen von

Aden cinfuhr, nahm das französishe Truppentransportschiff

„La Champagne“ unter Musik, Hurrah und Zurufen den

Kurs in dec Richtung von Colombo dicht längsseit der

„Sachsen“. Der deutshe Dampfer spielte die Marseillaise,

der französische fast gleichzeitig die deutsche e.

Graf Waldersee entsprah einer Einladung deWbritischen

Gouverneurs, wobei der Empfang in feierlicher Weise unter

Stellung einer Ehrenwache und Salutschießen stattfand.

Um 5 Uhr Nachmittags seßte Graf Waldersee seine Reise fort.

Von dem Zweiten Admiral des Deutschen Kreuzer- Geschwaders ist, wie „W. T. B.“ méldet, gestern folgende Depesche aus Tschifu in Berlin eingegangen: Der Kapitän Pohl berihtet aus Peking vom 18. August: Jh bin um 10 Uhr 30 Minuten Vormittag mit 110 Mann, 32 Ftalicnern unter dem Leutnant Sirianui und 28 Oesterreihern unter dem Seekadetten Lechinowski eingetroffen. Peking ist voll- ständig beseßt bis auf den Kaiserpalast, der umstellt is und nicht beschossen werden soll. Deutschland is der nordwestliche Theil der Stadt zugewiesen. Am 18. d. M. früh ist die Leiche des Gesandten Freiherrn von Ketteler beerdigt worden. Nach Vereinbarung mit dem russishen General nimmt Deutsch- land auh an der Bewachung des Kaiserpalastes theil. Der Generalmajor von. Höpfner telegraphiert: Jnfolge lang- wieriger Brückengusbe}serungen ist die Batterie und der Train erit am 27. in Yangtsun eingetroffen. Jch reite nach Peking voraus. Der Seesoldat Weber aus Monschein ist beim Brückenbau ertrunken. Der Kanonicr Otto Escher aus Wurzbach ist überfahren worden und gestorben.

Aus Taku meldet der Zweite Admiral ferner: Kapitän Pohl1’s Meldungen vom 20., 21. und 22. August sind ein- getroffen. Derselbe berichtet: Am 19. Nachmittags haben unsere Mannschaften den Tempel im Nordwesttheil der Chinesenstadt als Unte:kommen und zum Schuß gegen Plünderung beseßt. Nachts wird inncrhalb und außerhalb der Cyinesenstadt cauernd geschossen. Die Proklamation der Generale gegen Plün- derung habe bisher vollen Erfolg nicht gehabt. Am 21. ist der Kapitänleutnant Hecht (S. M. S. „Hertha“) mit 94 Mann eingetroffen. (Die fiühere telegraphische Nachricht ist also unrichtig eingegangen.) Die militärische Aufklärung nah Süden findet bis 18 km alles frei. 50 km entfernt sollen 20 000 Mann cinesishe Truppen stehen. Eine Aufklärung am 22. August hat bestätigt, daß bis 25 km nah Süden alles frei ist. Die deutshen Marin-mannschaften be- sezten am 22. das Thor im Norzewesten der Chinesenstadt. Der Gesundheitszustand d.r stark angestrengten Leute ist gut. Für den 23. ist eine Sißung über das weitere Vorgehen der Truppen und den Schuß des Kaiserpalastes angeseßt.

Aus St. Petersburg wird dem „W. T B.“ berichtet, der russishe „Regierungsbote“ meide: Wie ein Telegramm des Vize-Admirals Alexejew an den Kriegs-Minister aus Taku vom 25. v. M. meldet, theilte der General Lenewitsch unter dem 19, v. M. mit, daß na Vereinbaruvg der fremdländischen Truppenführer untereinander die Truppen keiner einzigen Macht bisher den Kaiserlihen Palast betreten hätten. An den Thoren des Palastes seien Wachtposten der Verbündeten aufgestellt. Die Kaiserlihe Regierung sei geflohen, man wisse niht, wohin. Viele Minister seien vor dem Eintreffen der europäischen Trupp:n hingerichtet worden. Nach den Mit- theilungen von Kundschaftern befänden sih im südlihen Park Boxer. Die russishen Truppen hätten cine Niederlage von Reis, ungefähr eine Million Pud, in Besiß genommen; im Tsung-li-Yamen sei eine Menge Silber gefunden worden. Die Schußtruppe der russishen Gesandtschaft habe sih während der Belagerung heldenmüthig gehalten. Der Führer der Landungs- truppen, Leutnant Baron Rhaden, habe die Vertheidigung ge- leitet. Von den Matrosen seien5 getödtet und 20 verwundet worden, zwei seien außerdem gestorben. Ja der Gesandischaft sei ein Student getödtet, ciner verwundet worden. Unter dem 20. v. M. melde der General Lenewitsh, daß am Tage zuvox eine kleine Abtheilung russisher Truppen unter Führung des Oberstleutnants im Gencralstabz Jljinskij das Kaiserliche Sommerpalais, nordwestlih von Peking, ohne Verluste eingenommen habe. An dem'elben Tage hätten russische Artilleristen in Pcking etwa 30 Geschüße und viele Handfeuerwaffen vorgefunden.

_ Aus Taku meldet das „Reuter’she Bureau“, daß die Plünderung der Stadt Peking in großem Maßstabe fort- dauere. Eine Abtheilung chinesisher Katholiken habe sih etwa drei Monate lang in der benachbarten Stadt Paotingfu gegen die Angriffe chinesishen regulären Militärs und der Boxer gchalten und den dortigen englischen Missionar und seine Familie beschüßt. i

Wie aus Nom dem „W. T. B.“ berichtet wird, werden die italienischen Truppen nah enigen Rasttagen von Taku nah Peking marschieren.

__ Der „Times“ wird aus Schanghai, 30. August, gemeldet: Ein daselbst eingetroffenes Telegramm des Gouverneurs von Ngan-Hwei besage, Chaoshuchiao und Hsü-tung seien durch ein Kaiserliches Edikt beordert worden, sich nach dem Süden zu begeben und über das Verhalten der Vize-Könige in den Yang-tse-Provinzen Nachforshungen anzustellen, sie seien auch bereits von Paotingfu abgercist. Der Vize-König Lin- fun-yi, dessen Gesundheit ivfolge der leßten Ereignisse jehr gelitten habe, folle, wie es heiße, durch diese Nachricht sehr beunruhigt worden sein und Sheng nah Nanking becufen haven. Diese Meldung sei , wenn sie sich bestätigt, unzweifel- haft ernst, da die beiden Vize-Könige der Kaiserin völlig er- geben geblieben waren.

Dem „Standard“ wird aus Schanghai vom 30. August gerneldet : Das amerikanische Kricgsschiff „Oregon“ und die deutschen Kriegsschiffe „Kurfürst Friedrich Wilhelm“, „Brandenburg“, „Weißenburg“ und „Hela“ haben Befehl erhalten, ti nah Wusung zu begeben.

Aus Hon gfong beri tet das „Reuter'sche Bureau“, einer

Meldung aus Canton zufolge habe der \tellvertretende Vize-König am 29. v. M. wegen Veröffentlichung der Nachrichten das E: scheinen der sämmtlichen dortigen cinesishen Zeitungen verboten. Diese Maßregel werde im Hinblick auf die in Canton veröffentlichten lügenhaften Berichte über Siege der Chinesen für sehr vernünftig gehalten. Die Chinesen in Hongkong seien über das Vorgehen der Japaner in Amoy sèhe ungehalten, sie behaupteten, der ganze Handel sei in Stillstand gerathen. Es werde cine fremdenfeindliche Be- wegung in der Provinz Fukien ernstlich befürchtet. Die Chinesen erklärten, daß diese cinzig und allein dem Vorgehen der Japaner zuzuschreiben sein würde. :

Der „Times“ wird aus Tokio vom gestrigen Tage gemeldet: Nachdem die chinesischen Behörden in Amoy sich für die Sicherheit der Personen und des Eigenthums verbürgt hätten, würden die japanishen Marinesoldaten jeßt wieder zurückgezogen werden, obgleih Beweise für die Er- neuerung eincr antijapanishen Bewegung hinsichtlih Formosas vorlägen.

Der General Grodekow meldet unter dem 30. v. M. aus Chabarowsk an den Kriegs-Minister: Nach zweitägigen Zusammenstößen am 17. und 18. d. M. nahm die Abtheilung des Generals Sacharow A-\che-he, wobei 7 Geschüße, viele Kricgsvorräthe und große Niederlagen von Proviant genommen wurden. Unsere Verluste sind: 8 Mann verwundet. Der Gehilfe des Gouverneurs, die Truppen sowie fast die ganze Bevölkerung sind geflohen. Wir haben Abtheilungen gebildet für die Verbindung mit der Nikolsker Abtheilung und für Beseßung und Schuß der Eisenbahnlinie ostwärts von A-schc-he.

Einer Depesche der „Nowoje Wremja“ aus Blagowest- schensk zufolge sandten eti de Truppen am 22. und am 24. August Parlamentäre an den General Rennen- kampf und erklärten, die Chinesen würden die Feindseligkeiten einstellen und unter keinen Umständen den Angriff beginnen. Der General Rennenkampf erwiderte, er habe keine Voll: macht, Verhandlungen zu führen; er werde nah Tsitsikar vorrücken und fordere die Chinesen auf, sih ohne Widerstand zurückzuziehen. i i

Aus Peking vom 14. v. M. liegt nachstehende Depesche des „Reuter'shen Bureaus“ über den -Entsaÿß von Pe- king vor:

Zum Gedächtniß der Belagerung von P:king wird eine Medaille mit der Umschrift „Menschen, nicht Mauern machen eine Stadt“ g:ichlagen werden. Auf dem Terrain der britishen Gefandtschaft, wo eive Handvokl Menschen 58 Tage lang den Streitkrästen der chinesischen Hauptstadt widerstanden hat, wurde heute Abend eine Feier zur Bekundung jener Medaillenum'chhrift gefeiert. Die Missionare waren um dea Glock-nthurm versammelt und sangen Gott Lobzesäage. Raketen .stiecen flammend empor, und Soldatea und Nichtfoldaten aller Nationalitäten waren brüderlich vereint. Da- zwichen hörte man die Kanonade fortseßen. Granaten aus dzn Ges schützen der Verbündeien zerschmetterten das gelbe Dach de: , Verbotenen Sta»ckt*. Ercschöpft von den Mühsalen s{hlugen Sikhs auf dzm Rasen ihre Zelte auf. Auf der Grasfläche jenseits der Tatarenmauer 'zündeten das amerikanishe und russishe Kontingent ihre Lagerfeuer an. Durch die Trümmec der Fremdenniederlassuagen hindur drängte sich eine aus den verschiedznstea Völkern zusammengeseßte Mzenge: Jadier, Kosaken, die den Gesandtshzften angehörenden Damn, Diplomaten, Amerikaner von den Philippinen und Franzosen aus Satgon. Nur die Japaner, welhz die Ehre batten, die erste Stelle bei den Kämpf-:n zu haben, fah maa nicht. Di: Bewohner Peékiags erfreuten fich der Freiheit, einhergehen zu können, ohne hcransaufende Geschosse fürchten zu wüssen. Die neuzn Ankömmlinge sind eifrig darauf bedacht, die historische Vertheidigungsstäite zu besichtigen. Die Barrikaden ge- währen einen wunderbaren Anblick; die Schußwehren der Gesandt- haft find ein Wundeiwcrk von Stein- und Backstein; Wälle, Etd- werke, Sandiäde shirmen jeden Fußbreit des Terrains. Oben auf den Wällen ftehen Schußwehren für die Shükß?n, und die Säulenhallen sowie die Fenster der G:bäude find geschüßt durch Kästen, Säte u. f. 12., die mit Erde gefüllt find. Hinter der amerikanishen Gesandtschaft ist ein Werk, Fort Myers genannt, welhes die Marinemannschasten gehalten haven. Es {üut völlig beive Seiten der Gesand1]h.ft. Die Mauern, die darauf htnführen, find mit SHiegscharten versetea, und eine Shußwehr an dec Mauer blickt auf ein von den Chinesen gebautes ähnlihes Werk. Eine kurze Strecke weiterhin speirt eine andere Mauer “die Gesandtsch1ftsstcaße gegenüber der deutschen Gesandtschafi ab, und auch hier erhebt sih gegenüber eine Barrikade des Feindes. Innerhalb dieser Grenzen stehen and:re Mau:rn, die es den Fremden ermöglihtean, im Bedarfsfalle das Bectheidigungsgebtet auf einen gecingeren Rum zu beschränken. Die Giebel der britishen und amerikanischen Gebäude sind dur Kanonenschüsse durchlöchert; der Rest der fremden Niederlassungen ist fast ganz zerstört. Während der ersten drei Wochen' wurden 2800 Schuß auf dieselben abzegeben, manchmal 400 an einem Tage. Die Kugeln, die auf dem Grund und Boden der Gesandtschaft aufzelesen wurdey, füllten ganz: Eimer. Während dexr g:ößten Zeitdauer der Belag-rung lebten 414 Personen in der Gesandtschaft, welche vo1 314 Matrinesoldaten und 85 Freiwligen unter dem Befehl des Kapitäns Poole vertheidigt wurde. 11 Zivilpersonen wurden getöztet und 19 verwundet; ferner wurden 54 Marinesoltaten und Matroscn getödtet und 112 verwundet; auch zwei Frauea erlitten Berroundungen. Der Empfangs, den die Ueberlebendea den Entsatz- truppen bereiteten, lich die Mühen vergessen, welche die T uppen er“ litten hatten. Der Einzug in die Stadt war kein Schautiüd. General Gasfelee mit seinem Stabe und einec Kompagnie Sikhs drang durh d2s Bett des Abzugskanals unter der tatarisen Mauer vor, die Belagerten beseiligten die Barrikaden, und als die Thor- lügel nah innen aufflogeu und die brcitishen Fahnen erschienen, ers \{oll auf beiden Seiten cin gewaltiges, anhaltendes Hurrah. Generale und Soldaten erklommen die User des Kanais tmmer durch den Shmuy hindurch urtec Stoßea und Drängen. Jeder wollte der Erste in der Gesandtsaft sei». Männer und Frauzn umringten vie Befreier. JIédermann eilte in höchster Ecregung in die Gesandt- haft hinein, ‘wo die Fahnen hocchsticgen. Die Soldaten umringten den Brunnen, der die Rettung der Beiagerten gewesen war, wälßrend die Gesandten und O fiziere einander nah den leiten Erlebnissen be:- fragten. Eine Stunde später marschierte der G-neral Ch2ffee an ber Spitze des 14. Jafanterie-Regiments die tatari'che Vèauer hinauf ; von oben rief die amerikanishe Marine: „Sie kommen gerade zur reten Zeit, Sie werden hier gebrauh1!" „Wo kommen wtr hinein :* fragte General Chaffee; die Antwo-t lautete: „Durch den Kaual, die Engländer waren {on vor zwei Stunden dot!“ Chaffee sah enttäu)ckcht äus, ec rüdte hinter den leßten englishen Streitkräften in das Thor ein, do wu-de er so enthusia\tish enmpfangex, als ob er der Erste gewesen wäre. Der Missionar Turkesburg rief: „Hoh die amerikani\che Fiagg: !“, diz Damen winkten mit ihren Taschentüchern, die Soldaten brachten Hofs auf die Damen aus, die in die Gesandtschaft einrückenden Truppen fraglea erstaunt, ob es sich um eine Gartengesellschaft handle, sie erwarteten, die Belagerten in s{chlimmerem Zustande als sle sclbsst vorzufinden, doch war der Kontrast im ‘“4ubschin der Befceiten und Befreier erstaunlich; der Gesandte Sir Claude Mac Donald war in tadellosem Tennies - Anzug, Conger war ebenfalls präsentabel, rings umher standen die Damen in hellen Sommerkleidern und frisch aussehend, nur wenige Zivilisten trugen Waffen. Auf der anderen Seite Soldaten, abge- magert, mit zerzausten Bärten. Sie schleppten sich dahin, dem Um- sink:.n nahe. Jhre Uniformen trieften von Schweiß und waren mit einer Schmußkrufte bedeckt. Näher besehen, waren auch die Be- lagerten entiehlih bleich und abgemagert; fie sahen aus wie Jn-

Ti Put R P Ti IE R P E E E R E S O

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baliden. Feder Theil der Einfriedigung zeugte von dem, was sie durchgema%ht ha1ten. Besonders fiel eiñe mit fcishen Gräbern bedeckte Stelle auf, Üüberragt von hölzernen Kreuzen, darunter fünf Kindergräter. Das Haus des Zweiten Sekretärs war ein Hospital, das mir Verwundeten anzefüllt war. Dieselben wurden von französischen Nonnen gepflegt. Zu einer Zeit lagen Alle, mit Ausnohme von 4 Mann vom japanischen Kontingent, verrwoundet in-diesem Hospital. Auch mehrere Keller gab es da, die mit Balken überdaht und mit Erde bedeckt waren, Diese sollten als bomben- sichere Zuflucblstellen dienen, wurden aber selten aufgesucht. Ein „\chwarzes Brett“ war mit bezeihnenden Warnungen bedeckt, wie z. B,: Heute wahrscheinlich beftiges Feuer, das Betretea des Gartens für Frauen und Kinder verboten! Wegen Mangels an Vorräthen wird der Gemüse- und Eiermarkt künftig nur von 9 bis 10 ftatt- finden! Alles Pferdefleisch wird vom Arzt untersucht !

Der amerikanishe Gesandte Conger bewohnte das Haus des Ersten Sekretärs. Das französishe Kontingent kamvierte in dem Pavillon im Garten, Bemerkenswerth war die Tapferkeit der Fraren. Diese gewshnten sih dermaßen an das Feuer, daß sie nur mit Mühe vom Betreten des Parkes zurückgehalten werden konnten. J -de8mal, wenn der Vorschlag gemacht wurde, eine Petition um Lieferung von Lebensmitteln an den Tsung-li- Yamen zu richten, saaten einige: „Lieber verhungern!* Diese Lieferung von Lebensmitteln war überhaupt eine bloße Farce. Dieselben waren fels nuc für einen Tag avsreichend. Wenn Fleisch verlangt wurde, erwiderte der Yamen, daß wegen des bestehenden Kriegs8- zustandes solches niht geliefert werden könne. In Peking war eine Proklamation des Y1men angeschlagen, worin die Bevölkerung aufgefordert wurde, alle Fremden zu tödten, wetl dieselben durch den Angriff auf die Takuforts China mit Krieg überzog-n Hätten. Die Gesandtschaften wurden in der Zeit vom 17. bis zum 25. Juli heftig angegriffen. Vom legtgenannten Tage ab, wo ein nomineller, von den Chinesen wiederholt verleßter Waffenstillstand begann, bis zum 3. August blieb die Gesandischaft, von gelegentlichen Feindseligkeiten abgesehen, unbehelligt. In den Tagen vom 3. bis 11. August untechielten die Chinesen ein leb- haftes Gewehrfeuer und ftellten dann nicht gezogene Ge- {üge auf. Die Hauptver1heidigungswaffe dec Fremden war ein altes, von den Enzländern im Jahre 1860 verwendetes Ge- \{chüß, das von einem amerikanischez Aitilleristen aufgefunden worden war. Es wurde auf etne russische Lafette ge|telltk, und man fand, daß die italienis{he Munition zu dem Geschüß passe. Die Kanone wurde „die internationale Kanone* getauft. Die Belagerten fanden freili, daß die Befreiung sich sehr verzöger?, verzweifelten aber niema3?s an ihrer Erretturng. Die Chinesen gaben selbst zu, daß sie im Laufe der Belagerung 3000 Todte hatten. Die Fremden sparten mit der Munition und {ossen nur, wenn sich ein Ziel bot. Die Chinesen verfolgten dagegen die Methode, fortwährend ein planloses Feuern zu unterhalten. Der Feind hob Nachts die Barrikaden weiter vor; in der Dunkclheit krochen die Chinesen, die Arme voll Steine, hinauf, und am atderen Moraen fanden die Fcemden eine neue “Mauer vor, um einige Fuß der Gesandischaft näher. Schließlih waren die Barrikaden fo nahe, daß man die Gespräche der chinesishen Offiziere vernehmen konnte. In den beiden leßten Nächten hörte man sie ihren Mannschaften zurufen: „Drauf. auf die Fremden und rottet sie aus, bevor das Entsatzheer kommi!“ Die chinesishen Soldaten erwiderten, vor den Bajonetten der Fremden könnten si: niht Stand halten. In der Naht vor dem Entsay gaben die Chinesen mehrece tausend Schüsse ab, die die Fremden mit nur zwei Sch@üssen erwiderten. Die cchinesischen Artilleristen standen offenbar bedeutend unter tenjenigen, die die Fremdenniede! lassung in Tientsin angegriffen haben. Der S von Peking ift eine denk- würdige“ That, besonders wegen des Gewaltmarshes von 4 Korps, die fast ohne Verbindurg mit einarder waren und auf einem einzigen, \chwierigen Wege kei höchst ungesundem Wetter dahin marschierten. Der Widerstand der Chinesen auf dem Wege ließ von Tag zu Tag nach, und die Vertheidigung der Stadt seitens der Chtnesen war in Anbetracht der Sachlage auferordentlich s{chwach. Die Japaner, die noch gegen die Mauer im nordöstlichen Theil der Stadt anstürmen, sind noch niht in die Stadot eingedrungen. Die Chinesen katten dort wahrsheinlich ihre Streitkräfte Tkon- zentriert uno tadurch den Ergläntern und Amerikanern den Weg E leihb gemaht. Die Enag!änder rückten durch das Thor in der Mitte der Ostmauer nahe bei der Gesandtschaftästraße ein und erreihten daher die Gesandtschaft zuerst. Die Awerikaner rückten links yom Kanal unter vorzüglicher Deckung vor, Hauptmann Reilly beshoß vom Hügel aus die

4 age über dem Chahna- Thor, bis die Infanterte {h diht davor e

fand. Unter tem Feuer der chiresishen Scharfshügen et flomm eine Kompzgnie die Ede der Mauer beim Thor, fodann drängten die Amerikaner und Russen in das Thor hinein, ohne viel auf weiteren Widerstand zu stoßen, doch tvar jede Sette der Straße zur tatarishen Mauer, durh welhe die Soldaten vorrückten, dem Gewehrfeuer vom Walle herab ausgesetzt, und die Truppen \türmten, einer na%ß dem andern, du:ch die Straßen, Die leßten fünf Tage des Marshes waren die {limmsten, und die Truppen hatten unter entseßlihen- Beschwerden zu leiden. Das Thermometer hielt sich auf nah:zu 100 Grad Fahrenheit, zuweilen steg die Temperatur sogar darüber hinaus. Der Marsch ging durch tiefen Sandboden über schatteulose, mit Foh- halmigem, dünnstehendem- Getreide bewahsene Felder. Die Japaner zeigten ih am widerstandsfähigsten ; thr Transportdienst war der besie, und sie marschierten daher au der Spiße; nah thnen zeigten sich dite Nufssen a!s den Bchwerden am meisten gewachsen. Die Engländer und. Ame: ikaner leisteten ihr Aeußerstes, um es thnen gleich zu thun. General Fukushima sagte später, die Japaner kätten Peting zwei Tage früher erreihen fönnen. als der Gatsay thatsählih stattgefunden ÿyat, und dies is wahrscheinlich richtio. Die Japaner {einen nie zu ruhen; ihre Reiterei und ihre Au!klärungspatrouillen durhftreiften das Land nah vorwärts und nah den Flanken hin. Ihre Vorposten hielten sich in beständiger Fühlung mit dem Feinde und feten thm so stark zu, daß die - Chinesen ihre Shlafmatten und Koch- geräthe sowie Kleidungsstück? weawarfen. Täglich blieben mehrere Hundert Amerikaner wegen der Hige hinter ihßrcm Truppertheil zurü; sogar dié eingeborenen Truppen aus Jatrien litten nahezu ebenso sehr. Die tnternationale Truppe ließ auf ihrem Wege eine Spur, die durch Leihen von Soldaten und Pferden bezeihnet wurde, hinter ih. Die Soldaten trank:n forts- geseßt aus dem schlammigen Fluß und den Brunnen am Wege, sodaß eine Dysenterte - Epidemie unter thnen zum Aus- bruch kam. Die Japaner und Russen hatten vor den übrigea Kontingenten fehr vtel voraus; si2 marschierten in den fühlen Morgen- und Abendstunden. Da vier Armeen cine einzige Straßz entlang marschierten, war ter Unterrehmendste der Herr des Wege®, die anderen hatten dem Weg scnèr zu folgen, woun fie konnten, oder mußten hinter ihnen zu Grunde gehen. Die Amerikaner litten am stärksten unter den Beschwerden, und gegen Schluß wver- suhten die Offiziere, die Leute zur Thätigkeit anzutrciben, indem [e an ihren Stolz appellierten und fi2 anfeuerter, den Eng? ändern und Russen nachzueifern. Der Transportzug des Heeres war ein einzigartiges Schauspiel. Meilenlange Reihen von Kuli- wagen und Thieren zogen hinter den Truppen her. Ulles was. Räder hatte, vom Bauernwagen bis zur Equipage, wurde zum Trantport- dienst herangezogen. Jedcr Chinese, jedes Pferd und jedes Maul- thier am Wege wurde rcquiriert. Die Japaner liefen ihr Gepäck von Kühen tiagen, die Russen von Kameelen. Chinesen zoaen Gepäckarren und verzagten fat unter den {weren Lasten. 200 Dschunken und Boote mit Schießivorräthen wurden durch Kulis an Seilen den Fluß binaufgeshleppt. Wenn die Chinesen die Offensive ergriffen hätten, wäre der größte Theil des Transportzuges der internat'onalen Truppen mit Leichtigkeit our kleine, nach den lanken gesandte Abtheilungen weggenommen und die Begleitmann- chaft niedergemat worden. Als es sih berauss\tellte, daß der Feind den Muth verloren hatte, überließen die Generale den Troß feinem guten Glück und richteten alle ihre Anstrengungen darauf, vorzudringen.

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Afrika.

Der Feldmarschall Lord Noberts meldet aus Belfast vom 30. v. M.: Nach den Meldungen über die Beseßung von Watervalboven und Watervalonder durch die Eng- länder hat der General Sir Redvers Buller mit berittenen Truppen eine Stellung inne, welche decn Nooitgedacht beherrscht, der augenscheinlih verlassen ist. Nur britishe Gefangene ziehen in langen Reihen über ihn nach Westen auf Water- valonder hin. Eingeborene sagen, der Präsident Krüger und alle Burenkommandos seien gestern nach Pilgrimsrest gbnezogen. Der General Bren berichtet, daß die Bahnlinie bis Watervalonder unbeshädigt sci mit Ausnahme einer kleinen Brücke bei der Station. j

Ein weiteres Telegramm des Feldmarschalls Lord Robert s vom gestrigen Tage bestätigt die Freilassung von 1800 gefangenen Engländern durch die Buren, doch sollen die Offiziere nah Barberton gebracht worden sein. Gefangene berichten, daß die Präsidenten Krüger und Steijn scwie die Generale Botha, Schalk-Burger und Lucas Meyer am 29. August mit der Bahn nach Nelspr uit abgereist seien. Der Ko nmandant Grobler habe, wie Lord Noberts weiter meldet, 34 englische Gefangene, die er noch in seiner Gewalt hatte, zurückgeshickt. Die Buren schienen sich nah verschiedenen Richtungen zu zerstreuen.

Aus Maseru vom gestrigen Tage wird gemeldet, es sei dort das Gerücht verbreitet, daß 1500 Buren mit zwei Geschüßen bei Mequatlingsnek in der Nähe von Clocolan ständen. Die Garnison von Ficksburg sei - verstärkt worden.

Polynesien.

Wie dem „W. T. B.“ aus Washington berichtet wird, hat das Marine-Departement einen Bericht des Kom- mandanten der Schiffsstation in Tutuila erhalten, worin gemeldet wird, der Präsident der Munizipalität habe am 29. Juli ein Denkmal für die im Jahre 1899 gefallenen Engländer und Amerikaner eingeweiht. Der Kommandant berichtet: Die neue Regierung handhabe die Geschäfte in befriedigender Weise. Die Eingeborenen verhielten sh ruhig; sie seien mit Wegarbeiten beschäftigt sowie mit Verbesserung des Zustandes der Ortschaften und rihteten Gartenanpflanzungen ein. Die Aushebung von Eingeborenen für den Dienst auf den Jnseln mache eine amerikanische Armee auf denselben unnöthig und werde gleichzeitig dazu beitragen, daß die Eingeborenen der Regierung der Vereinigten Staaten gegenüber eine loyale Haltung beobachteten.

Parlamentarische Iachrichten.

Seine Durchlaucht der Prinz Hermann zu Solms - Braunfels, Mitglied des Hauses der Abgeordneten für den 1. Koblenzer Wahlbezirk (Weßlar), ist, wie der „Rheinische Courier“ meldet, vorgestern im Schlosse Braunfels gestorben.

Statistik und VolkLwirths\schaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Berliner Rollwagenführer und Speditions- arbeiter haben, wie hiesige Blätter berihten, die auf ihre ge- stellten Forderungen hin (vergl. Nr. 200 d. Bl.) seitens der „Ver- einigien Spediteure“ gemachten Zugeständnisse als Abs{“agszahlung arngenommen, sich jedoch weitere Schritte vorbehalten.

Aus London meldet ,W. T. B.“ vom gestrigen Tage, daß die Taffbahngesellshaft von ihren im Ausstand befindlihen An- gestellten die offi;telle Mittheilang erhalten hat, dieselben feien mit den von der Gesellshaft vorges(lagenen Bedingungen einverstanden. Der Ausftand ift tamit beendet.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Das Erlöschen der Maul- und Kiauenseuche is dem Kaiserlilzen Gesundheitsamt gemeldet worden vom SŸlacht-Viehhofe zu Dresden am 31. August.

Italien.

Durch seesanitättpolizeilihe Verordnunz vom 24. v. M. hat die Königlich italienishe Regierung Hedshas, Macao, Madagaskar, Mozambtique, Oman, Neu-Kaledonien, Smyrna und Beirut für pestfrei erklärt und die gegen die Herkünfte aus jenen Häfen verfügten Shuhßmaßregeln aufgehoben. (Vergl. „H enz.“ Nr. 95 vom 22 April und Nr. 298 vom 17. Dezember 1898, Nr. 209 vom 5. September 1899 Nr. 42 vom 15. Februar, Nr. 134 vom 7. Juni und Nr. 175 vom 25. Juli d. J.)

Türkei.

Zufolge Beschlusses d 8 Internationalen Gesundkeitêraths in Konstantinopel vom 21. d. M. ift die für Herkünfte von der Küste des Vilayets Aidin zwischen Dikili und Ghéronda angeordnete 48 stündige Be obachtungsquarantäne wieder auf«- gehoben worden.

Passagiere haben sich bei ihrer Abfahrt von Smyrna einer ä-zt- lih:n Untersuchung zu unterziehen. (Vergl. „R.-Anz,“ Nr. 177 vom 27. Juli und Nr. 195 vom 17. August d. J.)

Griechenland.

Die Quarantäne gegen die Provenitenzen aus Smyrna ist auf eine 48 ftündige, in der Quarantänestation der Insel Delos zu absolvierende Beobahtung?quarantäne herabgeseßt worden. Das Schiff sowie das Gepäck der Shiffsbesatßzung und der Pafsagiere muß des- infiziert werden. Das Waareneinfuhryerbot aus Smyrna bleibt noch bestehen. (Vergl „R.-Anz.* Nr. 181 vom 1. August d. J.)

Argentinien.

Durch ein im „Boletin oficial“ vom 26. Suli d. J. veröffent» lihtes Dekret des Präsidenten der Argentinischen Republik vom gleihen Tage wird angeordnit, daß dieDirektion für Ackerbau und NBiehzuht bis auf weiteres jede Einfubr voa Rindvieh, Schafen und Schweinen französischen Ursprungs zu ver- hindern hat.

Verdingungen im Auslande.

Oesterreih-Ungarn.

17. September, 12 Uhr. Direktion der K. K. priv. Kaiser Ferdinands-Nordbahn in Wien: Lieferung von Bauholz, und zwar : Stakete, Rundlatten, Shwa'ten, Rundhol4 für Stgnalbäume, Rund- holz, Kantholz, Latten geschnitten, Faschen, Bretter, Pfosten, Schindeln aus Tanne, Fichte, Kiefer und Eiche. Näheres bet der Bau-Direkiion im Administrationsgebäude, Wien [Il., Nordbahnftraße 50, und beim „Reichs-Anzeiger“.

Spanien.

25, September. Gleichzeitig beim Verwaltungsrath des Arsenals in Carraca und bei der Marine-Kommandantur in Malaga: Lieferung von Siemens-Marktin-Stahl für das Panzerschif „Princesa do Asturias“. Höchster Preis 3770 Pesetas, Sicherheitsleistung vor-

lävfig 188,50 Pesetas. Angebote auf Stempelp2pier Klasse 11.

ormular bierfür beim „R-ihs- Anzeiger®. Näheres bei den por Behörden. 4 :

29. September. Im Rathhause von Madrid: Lieferung z Dawmpfwalzen mit Ueberzügen. Voranschlag zusammen 60 000 Pesetas. Sicherheitsleistung vorläufig 3000 Pesetas, enbgüliiz 6000 Pesetas Angebote auf Stempelpapier Klasse 11. Formular hierfür und Näheres beim „Reichs-Anzeiger“.

Verkehrs-Anfdalten.

Aus Anlaß der Fertigliellung des deutsh-amerikanischen Kabels hat, wie „W. L. B.“ meldet, Seine Majestät der Kaiser an den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika folgendes Telegramm gerichtet:

An den Präsidenten der Vereinigten Staaten. j Washington.

__ Bei der heutigen Eröffnung des neuen Kabels, das Deutschland- mit den Vereinigten Staaten in engste telegraphishe Verbindung bringt, freut es Mich, Eurer Excellenz Meine Befriedigung über de Vollendung dieses bedeutsamen Frieden8werkes auszusprehen. Jh weiß Mich mit Eurer Excellenz eins in dem Wunsche und in der Hoffaung, daß die Kabelverbindung die allgemeine Wohlfahrt fördern und zur Erhaltu1g und Festigung freundliher Beziehungen zwischen beiden Ländern beitragen möge.

Wilhelm, I. R.

Hierauf erwiderte der Präsident McKinley:

His Imperial and Royal Majesty Wilhelm II. Berlin,

I receive with great satisfaction Your Majesty’s message of felicitations upon the opening of the cable completing the chain of closer communication between this country and the German empire. In this age of progress every tie that. brings nations nearer in their commercial relations and friendly interests works their common good and cannot fail to strengihen their cordiality and promote their mutual ad-

vancement in the paths of peace. William MeKinley.

Berlin, 1. September. (W. T. B.) Das deutsch-ameris- kanishe Kabel über die Azoren nah New York ift heute dem Betrieb übergeben worden. Gleichzeitig i das Kabel Emden— Valencta (Irland) außer Betrieb gesegt worden.

Im Verkehr mit Oesterreih-Ungarn einsch!. Bosnfen- Herzegowina und Liechtenstein sind Postkarten mit Bilders- \chmudck und Aufklebungen auf der Rüdckseite fortan wie im inneren deutshen Verkehr insoweit zulä si1, als dadur die Eigen- shait des Versendungsgegenftandes als ofene Postkarte nit bécins- trähtigt wird und die aufgeklecten Ztel u. st w. der ganzen Fläche nach befestigt sind.

Î

Laut Telegramm aus Köln (Rhein) hat die zweite englishe Post über Ostende vom 31. August in Köln den Anshluß an Zug 31 nach Berlin über Hildesheim wegen Zug- verspätung in England nicht erreicht.

Bremen, 31. Auaust. (W. T. B) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Frankfurt“ 30. Aug. v. Tsingtau und „,Friedrih der Große“ v. New VY-ork m Bremen abgeg. „Pcinz Heinrih“ v. Ost-Asien 30. Aug. in Schanghai angek. „Weimar“, v. Ost-Asien kommend, 31, Aug. v. Penang n. Bremen abgegangen.

1. September. (W. T. B.) Damyfer „Werra“. n. New York beft., 31. Aug. in Neapel ange. „Trave“, n. New York beft., 31. Aug. Scilly passiert. „SawWsen“, n. Ost-Asien best.,, 31 Aug. in Aden angek. „Oldenburg“, n. Ost-Asien beft., 31. Aug. Gibraltar passiert. „Stolberg“ 30. Aug. v. Bahia über Madeira und Ant- werpen n. d. Weser abgegangen.

Hamburg, 1. September. (W.T B.) Hamburg-Amerikas- Linie. Dampfer „Fürst Bismarck“", 31. Aug. a. d. Elbe bei Bru: s- hausen und „Columbia“ in New York, „Hercynia“ 1. Sept. in Hamburg angek. „Polaria“, v. Hamburg n. Westindien, 1. Aug. v. Bremerhaven abgeg. „Valencia*, v. St. Thomas n. Hamburg, 31. Aug. in Havre angk. „Aécania* 31. Aug. v. St.- Thomas über Havre n. Hamburg abgeg. „Bengalia*, v. Baltimore p. gas 31. Aug. Curhaven pasfiert. „Sibiria* 31. Aug. in Yokohama ans» gekommen.

London, 31. August. (W. T. B.) Union-Linie. Dampfer „Gaika* gestern auf Hzimreise v. Kapstadt abgegangen.

Theater und Musik,

Im Königlichen Opernbause wird morgen Georges Bizet's Oper „Carmen“ mit Fräulein Destinn in der Titelrolle ge- aeben Den Don Joss singt Herr Sommer, den Escamillo Herr Hoffmann, den Zaniga Herr Witiekopf, die Fratquita Fräulein Dietrich, die Mercedes Frau Herzog. Kapellmeister Walter dirigiert. Am Montag geht als dritter Abend der Gefsammtaufführurg von Richard Wagner's Blühnenfestspiel „Der Ring des Nibélungen“ „Siecfried“ ina nahftebender Besetzung în Scene: Siegfried: Herr Kraut; Mime: Herr Liebar; Wanderer (Wotan): Herr B1ch{mavyrn; Birünnhilde: Fräulein Reinl; Erda: Frau Schumann- Heink; Alverih: Hzrr Nebe; Fafner: Herr Krüpfer; Waldvocel: Frau Herzo. Kapellmeister Walter dirigiert.

Im Königlichen Schauspielhause findet morgen cine Auf- führung von Ernst von Wildenvruh's Drama „Die Quißow's*" in folgender Beseyung ftatt: Burggraf Friedrih 1.: Herr Ludwig; Herzöge von Pommern: die Herren He: yer und Boeither; Barbara von Bug: Fräulein Lindner; Dietrich von Quißow: Herr Molenar; Konrad von Quißcw: Herr Chriftians; Henning Stroband: H-:rr Oberlzender; Rieke: Fräulein Hautner; Thomas Wins: Herr Nesper; Gertrud: Fräulein Ati; Agnes: Frau von Hochenburger; Köhne Finke: Herr Vollraer; Dietrih Sch{walbe: Herr Kraußneck. Am Mortag wird Shakespeare’'s Trauer- spi-l: „Hamlet“ geaeben. Die Beseßung lartet: König Claudius: Herr Kcaußneck; Gertrud: Fräulein von Arxzauld; Hamlet: Hirr Christians; Poicnint: Hzrr Pobl; Lërtes: Herr Boetticher; Ophelia : Fräulein Linduer ; Geist von Hamle.'3 Vater: Herr Molenar.

Im Neuen Königlichen Opern- Theater gelangt morgen Arthur Sullivan's Operette „Der Mikado* zur Auffübhruna2. Am Montag findet eine Nuftührung ven Jobain Strauß? Operette „Die Fledermaus" ftatt. Im Garten d:s Th-aters ift täglich Militärs Konzert.

Das Deutsche Theater bat für nähe Wehe folgenden Spie! plan aufacstelt: Morgen Nahmitt2g: „Wenn wir Todten ere wachen“, Abend3: „Cyrano von Bergerac"; "Montag und näthsten Sonntag Nachmittaa: „Die versunkene Giccke*; Dienstag: „Dex Meister von Palmyra*; Mittwo: „Der Prob: kandidat“; VDöonnerss tag: „Der Biberpelz* iWihrdahn: Aldert Bafsermänn &. D)z Freitag: „Gespenster*; Sonnadend: „Die Weber“; nächstfolgenden Sonntag Abend: „Jodn Gabriel Borkmann®

Im Berliner Theater wird H. v. Kleist's S@hauspiel „Prinz Friedrih von Homburg“ morgen fcwie am Moutag wid nächster Woche (1. Abonnements-Vorstellung) zeaeben. geht zum erften Wale „Die arme Löwin*“ von Auziec in Scene usd wird am Mittwo, Sonnadend und nöhsKten Sonntag wiederholt Am Donnerstag fiadet die erfte Aufführung vou BijörnseaS Schauspiel „U-ber unsere Kraft“ în der neuen Spielzeit fait. :

Im Schiller-Theater wird morgen Nadhmitiag als E Nachmittags - VorsteUung Griliparzezs d rouatiihes Gedidt „Des Meeres und der Liche Wellen* îin Scene. chn: Aberds fitdet bit