1900 / 251 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 20 Oct 1900 18:00:01 GMT) scan diff

Baden.

Der Abend in Baden-Baden eingetroffen.

Hefsen.

Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prin- zessin Heinrich von Preußen trafen gestern zum Besuch rer Königlichen Hoheiten des Großherzogs und der

roßherzogin in Wolfsgarten ein und seßten Abends die Reise nah Kiel fort.

Oesterreich-Ungarn.

Im Justizaus\shuß des ungarischen Unter- hauses wurde gestern über die Geseßvorlage, betreffend die Eheschließung des Erzherzogs Franz Ferdinand von Oesterreich-Este, verhandelt. Gegenüber den von der Opposition erhobenen Einwendungen erklärte, wie „W. T. B! berichtet, der Mittister - Präsident von ‘Szell, daß die morganatishe Ehe ein auf dem ganzen Kontinent anerkanntes Rechtsinstitut sei. Die Erklärung des Erzherzogs besage, daß er eine morganatische Ehe schließe; die aus dieser Che etwa hervorgehenden Kinder seien keine E Nur Erzherzoge aber seien im Sinne der Pragmatishen Sanktion thronfolgeberehtigt, Kinder aus dieser Ehe des Erzherzoas Franz Ferdinand seien also von der Thronfolge nsaefelefen. Eine Aenderung der Thronfolgeordnung fei nicht eingetreten. Er der Minister- Präsident sei der Ansicht gewesen, daß dieser Vor- gang im Herrscherhause dem Reichstage habe zur Kenntniß ge? braht werden müssen, und daß die Erklärung des Erzherzogs in die Gesezsammlung aufgenommen werden jolle. Die Haus- geseßze der Dynastie enthielten nihts, was der Pragmatischen Sanktion widerspreche. Die Verhandlung soll heute fortgeseßt werden.

Großbritannien und Jrland.

Unter dem Vorsiß ‘der Königin fand am Donnerstag in Balmoral eine Sißung des Geheimen Raths statt; es heißt, das Parlament sei vorläufig auf sehs Wochen vertagt worden.

Frankreich.

Der Pariser Gemeinderath hat, wie „W. T. B.“ berichtet, den von dem Seinepräfekten vorgelegten Budget- entwurf der Stadt Paris abgelehnt, da in demselben behufs Deckung der Kosten von Neubauten Steuerzuschläge in der Höhe von 11 Millionen Francs beantragt werden.

Rußland.

Der Minister-Resident beim päpstlichen Stuhle T\har ykow ist, wie „W. T. B.“ meldet, zum Gesandten in Belgrad ernannt worden.

Numänien.

Der Senat hat, dem „W. T. B. zufolge, gestern den Geseßentwurf, betreffend die Abänderung der Alkohol- abgabe, angenommen; die Deputirtenkammer ge- nehmigte den Gesezentwurf über die Salinen.

Die „Agence Roumaine“ meldet, das Ministerium des Auswärtigen habe dem rumänischen diplo- matishen Agenten in Sofia behufs Uebergabe an die bulgarishe Regierung eine authentishe Ueber- sezung des Beschlusses der Anklagekammer übermittelt, durch welhen 22 der materiellen und intellektuellen Urheber- schaft sowie der Mitshuld an den Morden bezichtigte Bulgaren vor das Schwrwurgericht verwiesen werden. Das Ministerium werde die weiteren Aktenstücke in dieser An- gelegenheit, sobald sie einliefen, ebenfalls dem Agenten zustellen.

Schweden und Norwegen.

Wie „W. T. B.“ aus Stockholm vom gestrigen Tage meldet, hatte der König eine gute Nacht verbracht, die Kräfte nehmen zu, und der Husten läßt nah. Tägliche Krankheits- berihte werden niht mehr ausgegeben werden.

Amerika.

Einer Meldung des „Reutershen Bureaus“ aus Washington zufolge hat die chinesishe Regierung an die Regierung der Vereinigten Staaten die Bitte gerichtet, daß die Verhandlungen in Peking heute beginnen möchten. Eine Antwort auf die chinesishen Vorschläge habe das Staatsdepartement bisher noch nicht ertheilt, es heiße indessen, daß die Regierung die chinesishen Angebote nicht als ausreichend ansehe. Der amerikanische Gesandte in Peking Conger habe der Regierung mitgetheilt, daß die Echtheit des chinesishen Edikts über die Bestrafung der Würdenträger in Peking in Frage gestellt werde. Der Präsident Mc Kinley erhielt ein Schreiben des Kaisers von China. Jn seiner Antwort auf diesen Brief spriht der Präsident die Hoffnung aus, daß die Verhandlungen beginnen würden, sobald die be- leidigten Regierungen davon überzeugt seien, daß der Kaiser im Taba jei, die Hauptschuldigen mit der gebührenden Strenge zu bestrafen.

In New York eingetroffene Depeschen aus Panama vom 8. d. M. besagen, daß der Bürgerkrieg in Columbien fortdauere; das Land werde allmählich aller Hilfsquellen beraubt, das Janere des Landes sei verwüstet.

Ein aus drei Schiffen bestehendes brasilianisches Geschwader mit dem Präsidenten Salles an Bord ist, wie D B meldet, gejlern von Rio de Janeiro. na Buenos Aires in See gegangen, wo der Präsident den ihm im vorigen A von dem Präsidenten von Argentinien gemachten Besuch erwidern will.

Asien.

Am 16. d. M. ist, wie „W. T. B.“ meldet, in London zwischen dem Kaiserlichen Seer Grafen von Haßtfeldt und dem britishen Premier-Minister Lord Salisbury durh Notenaustausch die folgende Vereinbarung getroffen worden :

„Die Kaiserlih deutsche ri eng und die Königlich

roßbritannishe Regierung, von dem Wunsche geleitet, ihre Anteressen in China und fee Rechte aus bestehenden Ver- trägen aufrecht zu erhalten, jind übereingekommen, für ihre beiderseitige Politik in China nachstehende Grundsäße zu beobachten :

1) Es entspriht einem gemeinsamen und dauernden inter- nationalen Jnteresse, daß die an den Flüssen und an der Küste Chinas gelegenen Häfen dem Handel und jeder sonstigen

Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst ist gestern

erlaubten wirthschaftlihen Thätigkeit für die Angehörigen aller Nationen ohne Unterschied Frei und offen bleiben; und die beiden Regierungen sind miteinander einverstanden, dies ihrerseits für alles cinesishe Gebiet zu beobachten, wo sie einen Einfluß ausübem können. E

2) Die Kaiserlih deutsche Regierung und die Königlich großbritannishe Regierung wollen ihrerseits die gegenwärtige Verwickelung nicht benußen, um für sich irgend welche territorialen Vortheile auf hinesishem Gebiet zu erlangen, und werden ihre Politik darauf richten, den Territorialbestand des chinesischen Reichs unvermindert zu erhalten. i

3) Sollte eine andere Macht die hinesishen Komplikationen benußen, um unter irgend einer Form solche territorialen Vortheile zu erlangen, so behalten beide Kontrahenten sih vor, über etwaige Schritte zur Sicherung ihrer eigenen Fnteressen in China sich vorher unter einander zu verständigen.

4) Die beiden Regierungen werden diese Uebereinkunft den übrigen betheiligten Mächten, insbesondere Frankreich, Stalien, Japan, Oesterreih-Ungarn, Rußland und den Ver- einigten Staaten von Amerika, mittheilen und dieselben ein- laden, den darin niedergelegten Grundsäßen beizutreten.“

Nach einem Telegramm des „Standard“ aus Schanghai ist dort die Nachricht eingelaufen, daß der Kaiserliche Hof am Tunkwan-Paß, wo die Provinzen Schansi, Schenst und Honan zusammenstoßen, angekommen sei. Man glaube, daß er am 19. d. M. in Singanfu eintreffen werde, welches noch 80 Meilen weiter nah Westen liege.

Wie das „Neutershe Bureau“ aus Yokohama vom gestrigen Tage meldet, hat der Kaiser von Fapan am 10. d. M. auf ein Schreiben des Kaisers von China, in welchem dieser ihn dringend ersuchte, seinen Einfluß zur ‘Viederherstelung des Friedens und Bewahrung des bis- herigen Zustandes in Ost-Asien geltend zu machen, erwidert : wenn der Kaiser Kwangsü die Wiederherstellung des Friedens wirklih wünsche, so werde er alle reaktionären Beamten aus ihrer Stellung entfernen, an ihrer Statt liberale Staatsmänner ernennen und eine neue Regierung einrihten. Ferner spricht der Kaiser von Japan den Wunsch aus, der Kaiser Kwangsü möge, statt nah Schensi zu gehen, sofort nah Peking zurück- kehren, die Stimmung des Volks beruhigen und unzweideutige Beweise seines Bedauerns über die gegen die Vertragsmächte begangenen Frevel liefern; dadurch werde er einen unbestreit- baren Anspruch auf Rücksicht seitens der fremden Regierungen begründen.

Die „Politishe Korrespondenz“ erfährt, den Mächten liege ein japanisher Vorschlag vor, nah welchem zur Er- leihterung und Beschleunigung der Verhandlungen wegen Beilegung der Wirren in China die Vertreter der Mächte in Peking ermächtigt werden sollten, kollektiv in Ver- handlungen mit den hinesischen Bevollmächtigten ein- zutreten. Diese Anregung solle wegen ihrer politischen Vor- theile beifällige Aufnahme gefunden haben.

Am Morgen der Ankunft des General-Feldmarschalls Grafen von Waldersee besichtigte dieser, wie das „Reuter'sche Bureau“ berichtet, alle Truppen, ausgenommen die durch ander- weitigen Dienst behinderten, in den Straßen der Stadt. Die gesammten Truppen begleiteten sodann den Grafen von Waldersee nach seinem Absteigequartier.

Der deutshe Gesandte Dr. Mumm von Schwarzen- stein trifft, dem „W. T, B.“ zufolge, Vorbereitungen zu jeiner Abreije von Tientsin rah Peking. Der russishe Ge- sandte von Giers hat am Mittwoch die Reise nah Peking angetreten.

Das deutshe Truppen-Transport\chif} „Andalusia“ ist am 17. d. M. in Taku angekommen. Nach amtlichen, in Berlin eingetroffenen Nachrichten aus Tsingtau is durch den Wirbelsturm vom 14. d. M. (\. Nr. 246 d. Bl.) ein Chinese getödtet und der Zivil-Fngenieur Scheitha uer shwer verleßt worden.

Eine in London eingetroffene Depesche des britischen Generals Gaselee aus Tscho-t\ho vom 14. Oktober besagt: Das Land ist ruhig, die Leute sind freundlich gesinnt. Die cinesishen regulären Truppen zichen sich zurü. Es sind reihlich Lebensmittel vorhanden. Die Orts- behörden scheinen alle - Anstrengungen zu machen, um die Boxer niederzuwerfen. —. Der General Campbell, welcher von Tientsin aus mit der Expedition des Generals Gaselee gegen Paoting-fu kooperiert, meldet in einer Depesche vom 13. Oktober: „Jh kam mit den Truppen in Tinlin an, alles is wohl, das Land ist ruhig, die Truppen sind im besten Gesundheitszustand, Vorräthe stehen zur Verfügung.“ . Derselbe meldet weiter vom 14. ODfltober: IG crréihte Wangswiäafu. DéL erste Theil des Marsches war schwierig wegen heftiger Regenfälle. Die Leute sind freundlih und liefern reihlich Vorräthe“ ; ferner vom 15. Oktober: „Nach einem Eilmarsch von 22 Meilen erreichte ih die befestigte Stadt Menanhsien, nahm unter- wegs 20 berittene Boxer gefangen und erbeutcte eine große Menge Maulesel und Pferde. Die Truppen marschierten aus- gezeichnet. Der Gesundheitszustand is vortrefflih. Lebens- mittel find reichlih vorhanden“; vom 16. Oktober: „Jch erreichte Schangschiawo. Alles ist wohl. 2000 Mann chinesisher Kavallerie zogen sich südwärts zurück, als wir heranrückten, ohne Widerstand zu leisten.“

Aus New York wird dem „W. T. B.“ gemeldet, daß dort die Nachriht eingetroffen ist, der Taotai von Wangtschiafu habe dem General Campbell mitgetheilt, daß eine Truppenabtheilung wahrscheinlich Franzosen oder Deutsche die Boxer in Lee Umgegend von Wenan am 9. Oktober auseinandergetricben und ihnen {hwere Verluste beigebracht, auch verschiedene Dörfer niedergebrannt habe. Der General Chaffee habe angeordnet, daß zwei Kom- pagnien des 9. Regiments sich als Garnison nah Tientsin begeben sollten.

Die Boxer in der Umgegend von Tungtschau ent- wickeln, wie das „Reutershe Bureau“ aus Peking vom 17. d. M. meldet, eine lebhafte Thätigkeit. An mehreren Pläßen seien Aufrufe an die Bevölkerung angeschlagen worden, worin diese aufgefordert werde, die Waffen gegen die Fremden u ergreifen. Zugleich werde behauptet, Li-Hung-Tschang je nach dem Norden zu dem besonderen Zwecke gekommen, en Widerstand gegen die Europäer zu organisieren, unter Diese Behauptung

seiner La sei der Erfolg gesichert. habe offenbar nur den Zweck, die Unentschlossenen unter den Boxern zu veranlassen, von neuem für ihre Sache einzutreten.

Die Boxer hätten vor cinigen Tagen mehrere Häuser 12 Meilen von Tungtschau niedergebrannt. Den Fremden freund- lih gesinnte Chinesen behaupteten, eine Anzahl verzweifelter Subjekte sei nah Peking zurückgekehrt in der Hoffnung, im

Dienste der Fremden Verwendung zu finden, und mit dex Ah sicht, Räubereien und Brandstiftungen zu begehen, wo imm / sie günstige Gelegenheit dazu fänden. u

Dem „Standard“ wird gemeldet, daß eine Anzahl Boxer, welche durch den Vormarsch der verbündeten Truppe von Paoting-fu nah Süden vertrieben war, in der Provinz Schantung eine Zufluht zu finden suhe. Jhr Er scheinen verursache dajelbst neue Aufstände und hristenfeind- liche Erhebungen. Der Gouverneur treffe kräftige Maßnahmen zur Unterdrückung der Unruhen.

Nach einer Meldung des „Reuter shen Bureaus“ qug Schanghai vom gestrigen Tage, berichten dortige hinesisce Blätter, Kangji- sei todt. Die chinesishen Beamten hätten jedoh feine Bestätigung dieser Nachricht erhalten, und d; Vertreter des Auslandes schenkten der Meldung keinen Glauben

Dasselbe Bureau berichtet aus Hongkong vom 19. d. der Militär-Mandarin in Samtschun theile mit, die Truppen des Admirals H o seien auf Rebellen gestoßen, von denen etwa 100 getödtet worden seien; die Rebellen hätten sich nördlich vom Östflusse zurückagezogen. Wie indessen aus Canton berichtet werde, mache der Aufstand am Ostflusse große Fortschritte: derselbe sei weit verbreitet und erinnere an den Taiping-Auf- stand. Die Missionen blieden unbelästigt. i

Ein Depesche des „New York Herald“ aus HongkonF#vom 18. d. M. meldct: Die Aufrührer hätten unweit von Huichau wo ihr Hauptquartier sei, cine starke Stellung eingenommen. Jhre Anführer, die offenbar Anhänger Kangjuwei's seien ätten einen Aufruf erlassen, in welchem sie sagten, China sei auf Gnade und Ungnade seinen Feinden ausgeliefert, und für diesen Zustand seien allein die Mandarinen verantwortlich, Eine Abtheilung Auffständischer sei nordwärts in der Richtung auf Canton gegangen. An der britischen Grenze sei alles ruhig.

Wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg gemeldet ward, heißt es in dem gestrigen Berichte des russischen General: stabes: Der Kommandeur des TI. sibirishen Armee-Korps, Generalleutnant Baron Kaulbars , telegraphierte aus Kirin an den Kriegs-Minister: Jch traf am 9. d. M. in Kirin ein und wurde von dem chinesishen General-Gouverneur festlich empfangen. Bei einem Festmahl brachte leßterer einen Trink: \spruch auf den Kaiser von Nußland aus. Der Gesund: heitszustand der Truppen ist gut.

Afrika.

Ein Telegramm des Feldmarschalls Lord Roberts aus Pretoria vom 18. d. M. meldet: Einer Abtheilung Buren sei es in der Nacht zum 16. d. M. gelungen, in Jagers- fontein einzudringen. Am nächsten Morgen habe sich ein Kampf entsponnen, bei welchem die Verluste der Engländer 9 Todte und 2 tödtlih Verwundete betragen hätien. Die Buren hätten ihren Kommandanten und 20 Todte verloren, Der General Kelle y-Kenney habe am 17. d. M. Truppen ausgesandt, welhe am 18. d. M. in Jagersfontein eintreffen sollten.

Aus Mafeking vom 18. d. M. berichtet das „Reuter'sche Bureau“, ein amiliches Telegramm besage, daß der General Lord Meth uen und der Oberst Douglas in Zeerust ein- getroffen seien, nachdem sie mit Delarey und Lemmer ein mehrtägiges Gefecht gehabt hätten.

Die Eisenbahnbehörden in Lourençco Marques haben, wie das „Reuter’sche Bureau“ erfährt, die Anweisung erhalten, das sämmtliche inländishe rollende Material der britischen Militär-Eisenbahnverwaltung, soweit diese es wünszhe, zur Verfügung zu stellen.

Parlamentarische Nachrichten.

Graf Klemens von Shönburg-Glauchau, Mitglied des Herrenhauses, ist gestern Nachmittag in Berlin ge- storben.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In dem Ausstand der Solinger Messerschlägere|- Arbeiter (vergl. Nc. 204 d. Bl.) ist, wie die ,Rh.-Westf. Ztg." berihtet, nunmehr eine Einigung erzielt worden. Die Bedingungen, unter denen dies geschehen ift, sind im wesentlichen folgende: Die Arbeit wird in allen Betrieben sofort wieder aufgenommen. Die Fatrikanten verpflihten fich, die neueinzuftellenden Arbeiter aus der Zabl der Auéftändigen zu nehmen. Eine Kommission von je fünf Fabrikanten und fünf Arbeitern soll eine Preisregulierung vornebmen, nach welcher die neuen Preise bereits am 1. Januar 1901 în Krafi treten können. Falls bis dahin hierüber eine Einigung nicht erzielt ift, soll die augenblicklich als Einigungsamt tagende Kommission die Erledigung der Angelegenbeit iu die Hand nehmen, eventuell unter Zuziehung des Gewerbe - Inspektors als Obmanns, Des legteren Schiedsspruh soll für betde Theile bindend sein. Bis zum Juokrask- treten bes neuen Preisverzeichnisses sollen die vor Beginn des ‘Aut- standes gezahlten Löhne weitergezahlt werden. Ferner foll eine Ber- gleihékammer zwishen beiden Vereinea geschaffen werden. Hinsiht- lih der Neide r-Aussperrung (vergl. Nr. 212 d. Bl) fteht die Be- \hlußfassung noch aus.

In Leipzig haben, der „Lpz. Ztg.“ zufolge, die Graveur, Ziseleure und Angebörige verwandter Berufe eine Lohnbewegung begonnen. Sie beschlossen, von den Arbeitgebern die Verkürzung der Arbeitszeit von 9 auf 8} Stunden ohne Lohnkürzung zu verlangen und alle Ueberstundenarbeit zu verweigern, bez. für durchaus dringend Fälle einen Lohnzushlag von 25 9/6 zu fordern 8

Aus Hamburg wird der „Köln. Ztg.“ mitgetheilt, daß die ortigen Buchbindergebilfen gleichfals eine Lohnbewegung be- gonnen haben. Sie fordern für männliche Arbeiter: neunstündige Arbeitszeit, Mindeftlohn von 21 A für Ausgelernte, nah Ablauf eines Jahres 24 4, eine Erhöhung um 10 09/9 für die Gehilfen, dl! davon nicht becührt werden, und für Aushilfe 4,50 4 pro Tag ; [ür weiblihe Arbeiter einea Mindestlohn von 13,50 4, für Lcehrmädchen zunächst 9 4, nah einem halben Jahr 10 4, nach einem Johr 13,50 #6; ferner 20 9/9 Zuschlag bet Accordarbeit nah dem Leipziger Tarif, Bezablung der Feiertage, Beshränkung von Ueberzeit-, Accord und Sonntagsarbeit und Erhöhung des Tarifs um 334 bis 50 9/9 für solche, endli Anerkennung des Arbeitsnachweises der 23ahlstelle Han burg des Deutschen Buchbinder-Verbandes. Die Prinzipale sind auf gefordert worden, sich hierüber bis zum 24. d. M. zu äußern.

Nach einer Meldung desselben Blattes sind in Pont-dt- l’Arche an der Seine die Strumpfweber und in Brüssel etwa 900 Arbeiter ciner dortigen Leinewan dspinnerei und We bere! ausständig.

Kunst und Wissenschaft.

A. F. Im wissenschaftlichen Theater der „Urania“ sprach an Mittwoh Abend Professor Dr. von Drygalski über „Plan ut? Aufgaben der deutshen Südpolar-Expedition“. Zwischen der deutsheu kriegerishen Expedition nah Ost-Asien und der jeßt 0“

| Entfernung | zu Grunde

E Rasse soll ih als N sike Kälte E nur, wie weit sie den werden. 3 sangen, wird dies als ein befriedigendes Resultat zu betrachten sein.

: lie Ergebnisse. E augedehnter E Archipel E Frage gelten, so sehr

Y seinen. f F und Süd-Afrika i} es Y gegenüber von Süd-Amerika, das einen Theil des fraglihen Xon- Y tinents zu bilden \heint; doch ist andererseits erwiesen, daß in dem F mit dem Atlantischen Ozean korrespondierenden Theil des Südpolar- Ï meeres, dem nah seinem Entdecker genannten Weddel-Meer, die Küste

/ ergebende L } sammenhängenden Kontinents vereinbar ist.

warnt indessen vor der Annahme, daß in der Feststellung des wahren

| graphische, neifsde, e

jen friedlichen zum Südpol findet der Redner einen Zusammen- plan! ide sind Grgebnifse des deutshen National-Auffchroungs, han" erden dazu helfen, die Feitag Deutschlands unter den E der Erde zu erhöhen und im besonderen die Erfolge Bo her Forschung, abw:ihend von früher, auch an NEE dem deutshen Volke zu gute kommen zu lassen. E Südpolar-Expedition wird auf einem z. Z. noch auf der Die aldi'ihen Merft in Kiel im Bau begriffenen Schiff am 1. August H den Hamburger Hafen verlassen. Auf der Fahrt nah Kapstadt, 19 die zwei Monate in Ausficht genommen sind, follen die wissen- ur itlihen Untersuchungen im füdatlantishen Ozean mit Messungen Va! Neereatiefen beginnen, um die Verhältnisse eines ‘'unterfeeishen Gebirgörüdkens zu bestimmen, welcher, bisher wenig bekannt, den Viean etwa in der Höhe der Walfishbay zu durhqueren (eint. Diese Untersuhung mittels zahlreicher Lothungen ist von Monderem Fnteresse für den Hauptzweck der Exvedition, weil hier, wie uch die Meeresfauna und die vorgefundenen Tang- Arten zu beweisen heinen, eine Art Abschluß des Atlantischen Ozeans gegen das südliche Ciêmeer yorzuliegen \{eint, dessen physische und biolozische Verhält- nisse zu bestimmen von - Wichtigkeit ist. Kapstadt soll in süd- östlicher Richtung am 1. Oktober 1901 verlassen werden. Anfang November denkt man auf der unterm 70. Grade öfstliher Unge von Greenwich, also 509 sstlich vom Kap, unter 529 S. B. elegenen Kerguelen-Inselgruppe anzukommen und auf dem Wege dahin die Prince Edward- und die Croset-Jasel anzulaufen. Die vor ¡wei Jahren in diese Meerestheile eingedrungene deutsche Tiefseeforshungs- Expedition auf der „Valdivia“ hat vom Kap aus einen \üdsüdroestlichen urs auf die etwa unterm Meridian von Greenwich gelegene, bei dieser Gelegenheit wiederentdeckte Bouvet-Insel genommen und füdlih derselben ungeahnte, fehr bedeutende Meerestiefen festgestellt. Die Aufgabe der neuen Expedition wird es u. a. sein, genau zu ermitteln, ob sih diese Meerestiefen auch weiter nach Osten bis zum 70. und 90. Meridtan öftliher Länge erstrecken oder ob, wie in der Nähe der Prince Edward- und Croset-Inseln bereits wahrscheinlih gemacht, nah ÑO. und dem Indischen Ozean zu Verflahung eintritt. Auf den Frankreih zugehörigen Kerguelen-Inseln, die einen an seinen W-fst- füsten vornehmlih noch ziemlich unbekannten Archipel darstellen, wird für die Dauer der Expedition eine Beobachtungsstation eingerichtet und ein Theil des wissenshaftlißen Stabes hier zurückgelassen werden. Welcher Play für die Station zu wählen, ob auf der Hauptinsel an decen NO.- oder besser auf einer kleineren Insel an deren Weftküste, soll ers an Ort und Stelle entschieden werden. Ende November oder Anfang Dezember wird das Schiff dann seinen südsüdöstlichen Kurs bis etwa zum 90. Meridian wieder

erster

[ auf, und nah Erreihung der legteren Richtung nah Süden nehmen,

somit in bisher noch gänzli unbekannte Gebiete einzudringen ver- suchen, welhe zwischen dem gegenüber Australien gelegenen Victorta-

l und Wilke?s Land einerseits und dem gegezüber Süd-Afrika gelegenen

und Kemp-Land andererseits sch auf eine ungeheure erstreckden. Die Erwägungen, welche diesem Plan liegen, find folgende: Südlich von dem nur

Enderby-

in langgestreckten Küstensäumen bekannten Victoria- und Wilke's Land

) sheint der magnetishe Südpol gelegen, denn die Richtungslinien der N Magnetnadel, wie sie an verschiedenen Punkten des südlichen Eis- Î meeres bestimmt worden sind, s{chneiden sich rückwärts verlängert un- N gefähr an diesem Punkte. N eine durch den bekannten magnetishen Nordpol und den Erdwuittelpunkt N gezogene Achse die Erdoberfläche auf der südlichen Halbkugel trifft, au N in diesem Theil des Polargebietes, der zu erreichen ge|uht wird. In jedem Fall ersheint das E magnetishe Forshungen, und da es außerdem gänzlih unbekannt, fo ift Ï auh für die geographische Forshang hier noch alles zu gewinnen. Nach- N rihten über die Gisverhältnifse lassen außerdem hoffen, daß dem BVor- Ï dringen in dieser Richtung ketne unübersteiglihen Hindernisse bereitet fein Ÿ werden, F füste von E beträchtliche seßung in E au ein anderer Theil des vermutheten Kontinents odec Archivels D entdeckt In Î also im antarktishen Sommer, die Errichtung einer Station an einem i: Pan enden Punkte beabsichtigt, auf der ein ganzes Jahr auszubalten der Y Vorsay ist, N eine ganze Jahresperiode an einem Punkt umfaßt, niht bloß kürzere E oder längere Zeit fortgeseßte Beobachtungen auf sehr vielen Punkten, E wie sie ih bei einer Seeretse ergeben E aus follen N Frühjahrsbeginn, y Stlitten, Ÿ unternommen werden. Y bemüht zu bleiben, in der Nähe der Beobachtungsstation kleinere N Forshungsreisen, eventuell unter Benußung eines mitgeführten Naphtha- Y Voots, auszuführen. M auf einem deutschen Dampfer via West-Australien von Kamtschat?a

Andererseits liegt derjenize Punkt, wo

Gebiet somit als besonders auéfichtsvoll für erd-

West- bekannte Fort-

wird

auf diesem Wege die dessen schon

gegen Westen eine läßt, vielleicht

Bielleicht erreiht man Wilke’'s und Victoria - Land, Erstreckung von Osten leßterer Richtung vermuthen ist noch im Winter 1901 auf

jedem Fall 1902,

um endlih ein Beobachtungêsmaterial zu gewinnen, das

Bon diefem festen Punkt dann im Herbst 1902, also im antarktischen womöglich auf drei von Hunden geiogenen BVorstösße in der Richtung nach dem Südpol Bis zum Beginn dieser Aktion denkt man

Die Hunde werden 50 in der Zahl der Expedition

zugeführt. Diese Kamtschatka- ganz befonders ausdauernd und gegen widerstandsfähig bewährt haben. Unsiher ift Transport durch die Tropen ertragea 30 bis nach den KergueleneJnseln

aus nach den Kerguelen - Inseln

Wenn von 50 nur rofessor von Dryaalski erörterte nun die Aussihten auf wissenschaft- Ob um den Südpol, abweihend vom Nordpol, ein Kontinent oder nur ein mannigfach zerklüfteter vorhanden ift, darf als eine bióher ungelöste auh die an verschiedenen Punkten ent- wesentli westöftlihen Küstenstrecken dafür zu \prehen Außer den oben genannten Küsten gegenüber Australien noch Graham- und Alexander. Land

deckten,

es angenommenen Kontinents weit hinter die Grade zurückweichen

Ÿ würde, bis zu denen Graham- und Alexander-Lano vorgeschoben sind.

Hier ist also noch ebenso terra incognita, wie an der Stelle 120 bis

; 150° ¿ftlih derjenigen, welche sih die deutsche Südpolar - Expedition

für ihren erwählt hat. Für die Ansiht, daß

Vorstoß

: man nur eine Inselwelt vorzufinden erwarten dürfe, ist Nansen mit F großer Bestimmtheit eingetreten, für die Erwartung eines Kontinents

dagegen Sir John Murray, der berühmte Leiter der Challenger- Expedition. Murray's Gründe sind im wesentlichen zwei: die

Beschaffenheit des Meeresbodens im Südpolarmeer, welcher die

und Granit, bezeichnend für die

Zerseßungsprodukte von Guneis l aufweist, und die aus der

uhe eines großen Kontinents, eobahtung der Winde auf der südlihen Halbkugel sich Thatsache, daß über dem Südpol, etwas gegen den Indischen Ozean hin vershoben, dauernd ein Moaximum des ustdrucks lagert, wie solches nur mit der E istenz eines großen, zu- 1 Professor von Drygalski

d ahverhalts und in der Erreicung des Südpols der eigentliche Zweck er Expedition liege, sodaß sie fünftig als verfehlt gelten kônne, wenn è diese Zwecke nicht erreichte. Die wissenschaftlihen Zwecke, die voraus- Oili zu erreihen sein werden, sind im Gegentheil so mannigfaltige, Ge sie sind ausnahmslos yon so hervorragender Wichtigk-it, daß deren Mie hung, auf die sicher gehofft werden kann, felbst über einen ißerfolg tn den geographischen Fragen, der wahrscheinliher if als a Gegentheil, hinwe helfen würde. Diesc wissenschaftlichen Auf- gaben beziehen h ebenso auf meteorologishe, als auf ozeano» y geologishe, physishe, bakteriologische erdmagnetif Forshungen. Um nur einige davon

und dienen, fo sind die Untersuchung der _Gisverhältnifse nf ie Beobachtung der {on erwähnten, über dem Südpol lagernden aer aue von hohem Interesse, alsdann die Frage nah der mittels & zu untersuhendeu Schwerkraft, womit die Bestimmung der

Abylattung der Erde zusammenhängt, die Frage, ob die Fauna am Südpol die gleihe ift wie am Nordpol, ob sich Spuren vulkanischer Thätigkeit finden 2c. Für alle diese Untersuhungen wird eine reie Ausrüstung mitgenommen, selbs| Fesselballon und Drachen. Zur gründlihen Erledigung gerade dieser Untersuchungen find inter- nationale Vereinbarungen getroffen, wonach gleihzeitig plan- mäßige Beobachtungen außer auf den beiden Stationen ber deutschen Expedition auch an einem Punkte der Südinsel Neusecelands, in Mel- bourne, in Kavftadt und, von der argentinishen Negierung veranlaßt, an einem Purkie Südpatagoniens ftatifinden wrden. Vollftes Ginver- nehmen besteht auch mit einer gleihzeitigen englischen Südyolar-Erve- dition, die ih nach dem vorgedahten Weddel-Meer rihten wird. Die deutshe Expedition gedenkt im Sommer 1903 zurückzukebhren, ift iedoh eventuel au auf ein Jahr länger eingerihtet. Da sie ibren Nückroeg durch den Atlantischen Ozean zu nehmen beabsichtigt, wtrd das Personal der Kerguelen-Station anderweit abgebolt werden. Wahrscheinlich wird au zu derselben Zeit noch eine shottische, vielleicht auh eine s{wedische Expedition nach dem Südpolarmeer abgehen, sodaß den Problemen des Antarktes in den ersten Jahren des neuen Aahbrhunderts mächtige Förderung in Aussicht fteht. Im zweiten Theil seines Vortrags gab Professor von Drygalski noch interefsante, durch Lichtbilder erläuterte Mittheilungen über das Schiff der Exvedition. Dasselbe, ein Dreimaftshoner, ebenso Segler als, im Besiß einer Dampfmaschine von 250 P. S., Dampfer, wird sih wesent» lih in seiner Bauart von dem bewährten Schiff Nansen's, dem „Fram“, unterscheiden. Die Konstruktion is das Ergebniß eingehendster Berathungen der ersten deutschen Marinesachver- ständigen. Abweichend vom „Fram“, dessen oberhalb der Wasserlinie bereits ftarke Zuschrägung den Bug fast keilförmig ersheinen läßt, wird das Ervedittons\chif} erheblich weniger zugeshrägt fein, auch wird die Zuschrägung erft unterhalb der Wasserlinie beginnen. Der Grund der Aenderung ist die Er- wägung, daß beiden Schiffen sehr verschiedene Aufgaben gestellt find. Nansen hatte vor sich eine kurze Seereise, aber lange und starke Gis- pressungen, deshalb mußte der Gesichtepunkt mafigebend sein, wie den leßteren am sichersten zu begegnen sei. Das neue Schiff muß aber an erster Stelle für lange Seereisen tüchtig sein, und die Eisgefahr tritt bei ikm zurück, weil erfahrunas8gemäß im Südpolarmeer die Eispressyungen minder heftig sind als in dem rings von Land eingeengten Nordpolarmeer. Defssenungeachtet wird auch das Sciff der deutschen Südpolar- Expedition nichts an Festiakeit vermissen lassen. Es ift ein Holzs{chif aleich dem „Fram“. Zu seinen dret Plankenlagen sind aus den Beständen der deutshen Marine in Danzig die geeignetsten Hölzer, das nordamerikanische Pith-Pine-Holz innen, das südamerifanische Green-Heart-Eisenholz unten verwandt und im Innern des Schiffsrumpfes Versteifungen von großer Widerstandtkraft angebracht worden. Das Schif} wird keine Fenster, noch andere Oeffnungen irgend wel@er Art an der Seite haben, Steuer und Schraube sind durch Tunnel geschüßt. Auf Deck haben 6 Boote ihren Platz, die Beleuchtung ift elektrish, die Heizung geschieht mit Dampf, die Kohlenbunker haben einen Fafsungsraum von 400 Tonnen. Zum letzten Male werden von Australien herbeigeschafffte Kohlen auf den Kerguelen-Inseln eingenommen werden. Die Besaßung wird aus 20 Mann bestehen, deutshe Seeleute bis auf einen im nordishen Meer erprobten norwegishen „Eismecister“. Zum Führer des Schiffes ift Kapitän Hans NRuser von der Hamburg-Amerika: Linie erkoren, ein auch in nordishen Gewässern wohlerfahrener Seemann, 38 Jahre alt, unverheirathet, derselbe ent- \{lossene Mann, der vor mehreren Jahren von fi reden machte, als er ein verlafsenes französishes Schiff auf dem Ozean traf und das- selbe, mit einem Theil setner eigenen Mannschaft beseßt, sicher in den näcbsten Hafen brachte. Kapitän Ruser, der im August noch Nansen begleitet hat, i bereits im Dienst des Unternebmens und mit Beaufsichtigung des Schiffbaues betraut. Den wifsenshaftlihen Stab der Expedition werden bilden: nächst dem Leiter, dessen Spezialfach vbysishe Geographie und Geodäsie iff, Dr. Ernst Vanböffen, Privatdozent in Kiel, für Zoologie und Botanik, Dr. Hans Gazert- München, Arzt und Baktertologe, Dr. Emil Philippi-Breslau für Geologie und Chemie, Dr. Friedrich Bidlingmeter - Lauffen (in Württemberg) für Erdmagnetismus und Meteorologie. Auf der Kerguelen - Station: werden thätig fein: Emil Werth, Biologe, und Dr. Karl Luyken, Physiker. Als Leiter der englishen Südpolar - Expedition wird Robert Scott, Kapitän in der englischen Marine, fungieren; ihm zur Seite wird als wissenshaftliher Leiter Dr. Gregory, Pro- fessor der Geologie in Melbourne, stehen. Designierter Leiter der shottishen Expedition i} der Zoologe Bruce, der \{chwedis{chen Oscar Nordenskjöld, Neffe des berühmten Forschungt reisenden. Professor Dr. von ODrygalski beendete seinen Vortrag unter bem lebhaften Beifall der bis zum Schluß von den Mittheilungen über die bevorstehende Unternehmung gefesselten Zuhörerschaft. Un- beshränkt, so {loß der Redner, set die Zahl der zu bearbeitendeu Probleme; Wahrheit, Gesittung, Recht zu mehren, sei das Endziel au dieser Expedition. Möge ihr Glück und Erfolg und dereinst glücklihe Heimkehr beschieden sein !

Bauwesen.

In dem Wettbewerb für den Neubau eines Häuser- blocks am Kaiser Wilhelm-Plat in Bremen hat das Preis- aeriht, dem „Centralblatt der Bauverwaltung“ zufolge, den erften Preis (3000 4) dem Entwurf der Architekten Schädtler u. M üû ller in Hannover zuerkannt. Den zweiten Preis (2000 4) erhielt der Architekt Hagberg in Friedenau bei Berlin, den diitten (1000 46) die Architekten Fastje u. Shaumann in Hannover. Insgesammt waren 47 Entwürfe rechtzeitig eingegangen.

Fn dem behufs Erlangung von Plänen zu Etsenbahn», Hafen- und Kanalisationsanlagen in Bergen (Norwegen) veranstalteten Wettbewerb waren 18 Entwürfe eingegangen, und zwar 13 für die Bahn- und Hafenanlagen, 5 für die Kanalisation und den Ausbau des Lille Lungegaards-Wassers. Für die besten Entwürfe zu den Eisenbahnanlagen erbielten den erften Preis (5000 Kr.) die Ingenieure der norwegishen Staatsbahnen Bjerke und Haeg- land Jyersen, den zweiten (3000 Kr.) die Bauunt?ernehmerfirma R. Schneider in Berlin, den dritten (2000 Kr.) der Ingenieur Henriksen in Voß (Norwegen). Für die Hafenpläne erhielt den ersten Preis (5090 Kr.) die shon genannte Firma R. Schneider in Berlin, den zweiten (2000 Kr.) die Ingenteure Bjerknes und Oedegaard in Chriftiaria Die Entwürfe „Ingestion" Und „Udvikling“ find für je 1000 Kr. angekauft worden.

Auf der Bauausstellung in Dresden sind, nach dem „Centralblatt der Bauverwaltung“, u. a. folgende Preife- ertheilt worden : A : P Königlich sächsische silberne Staatsmedaillen: dem Artitekten Professor Skold Neckelmann in Stuttgart, dem Geheimen Ober- Baurath, Professor Karl Hofmann in Darmstadt, dem Negierungs- und Baurath P. Tornow tn Mey; i

von der Königlich preußischen Staatsregierung gestiftete Medaillen: den Architekten Professor Bruno Schmi in Berlin, Franz Branßtky in Köln a. Rh. und Privatdozent F. Püßter in Darmstadt ;

von der Königlich bayerishen Staatsregierung gestiftete Medaillen: den Architekten Theodor Fischer, Professor Karl RERARE, Professor Emanuel Seidl, Professor Gabriel von Med und Profefsor Friedrih von Thiersch, sämmtlih in

ünchen ; :

von der Herzoglih braunshweigishen Staatsregierung gestiftete Medaillen : den Architekten Professor G. Halmh uber in Stuttgart, J. G. Poppe in Bremen, Hermann Schaedtler in Hannover, Wilh. Kreis in Dresden und dem Glasmaler und Architekten A. Lüthi in Frankfurt a. M.; Heriwais altenburgische silberne Staatsmedaille: dem Architekten Richard Os in Dresden;

B lippishe Staatsmedaillen: dem Königlichen Bau- inspektor Graef in Berlin als Schriftleiter der Blätter für

Tratten und Kunfthandw-rk und denn Arwitekten Friy Gottlob n Berlin ;

Stadt Dresdner silberne Ebrendenkmünzen: tem Arcbitek F Len Kröger in Berlin, dem Baurath, Professor o pra P z E in Leipzig und dem Architekten Profeffor Karl Weichardt n Dresden.

Verkehrs-Anftalten.

Laut Telezramm aus Köln (Rhein) hat die zweite englishe Post über Ostende vom 19. Oktober in Köln den Anschluß an Hug 31 nah Berlin über Hildesheinz wegen Zugverspätung in Belgien nicht erreicht.

Wien, 19. Oktober. (W. T. B.) Nah Mittheilung der Direktion der. Südbahn können infolge des Ausstandes threr Magazinarbeiter in Trieft Frachtgüter zur Beförderung nach Triest Südbahnhof bis auf weiteres nicht angenommen werden. Ebenso mußte die Annahme von Frachtgütern in Trieft-Südbahnhof eingestellt werden. Sendungen nach und von Triest-Freihafen, sowie nah und von den übrigen Abfertigungsftellen in Trieft können jedoch abgefertigt werden.

Bremen, 19. Oktober. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dawpfer „Bonn“ 18. Okt. v. New York n. Bremen abgeg. „Aller“ 18. Okt. v. Bremen in New York angekommen.

_— 20. Oltober. (W. T. B.) Dampfer „Helgoländ*" 18." Okt, v. New Orleans u. d. Weser abaeg. „Weimar“, n. New York best, 18 Okt. Dover und „Barbarossa“, n. Australien best., Gibraltar vas. „Prinz-Regent Luitpold“, y. Australien kommend, 19. Okt. a. f e angek. „Pfalz“, n. d. La Plata best., 19. Okt. Ouessant palsstert.

London, 19. Oktober. (W. T. B.)- Castle-Linie. Dampfer „Pembroke Castle“ gestern auf Ausreise in Kapstadt angekommen.

Union-Linie. Dampfer „Galeka“ heute auf Ausreise die Canarischen Inseln passiert.

Theater und Musik.

Theater des Westens.

Flotow?’s noch immer sehr beliebte Oper „Martha“ ging geftern in neuer, forgfältiger Einstudierung zum ersten Male in Scene und fand bet den zahlreihen Zuhörern eine außerordentli beifällige Aufnahme. Die Titelrolle sang Fräulein Mugrauer, welche vor kurzem als Leonore im „Troubadour“ bemerkenswerthe Proben thres Könnens abgelegt hatte. Daß fie in dieser ganz anders gearteten Partie ebenso Gutes leistete, \priht für ihre Verwendbarkeit in dem abwechselungsreihen Spielplan, auf welchen die Charlot!en- burger Opernbühne angewiesen ist. Ihr Partner, Herr Aranyi, konnte als Lyonel die Schönheiten feiner glänzenden Tenorftimme voll zur Geltung bringen, war aber leider auch diesrnal nit frei von den früher an seinen gesanglihen Leistungen gerügten Unmanieren. Die Arie „Ach, so fromm“ mußte er auf stürmisches Verlangen wiederholen. Sehr glücklich waren ferner die Rollen der Nancy, des Plumkett und des Tristan durch Fräulein Brackenhammer, die Herren Washow und Gillmann beseßt. Chor und Orchester hielten fh unter Kapellmeister Vollerthum?'s Leitung gut. Für eine geshmackvolle Inscenierung y i der Ober-Regifseur Ehrl geforgt.

onzerte.

Der zweite Symphonie-Abend der Königlichen Kapelle, welcher unter Kapellmeister Weingartner's Leitung am Donnerstag im Königlichen Opernhause stattfand, brachte ein ebenso ge- \{chmackvoll gewähltes als abwechselungsreihes Programm, defsen Einleitung die zwar düster angelegte, aber doch fo poesievolle, tief wirkende Ouvertüre zu „Manfred“ von Shumann bildete. Ihre Wiedergabe war freilich nicht ganz einwandfrei, wurde aber doch ret beifällig aufgenommen. Geradezu meisterhaft war dagegen die Vorführung der zweiten Nummer des Programms, der überaus frishen, anmuthsvollen, in diesen Konzerten zum erften Male gespielten Symphonie Nr. 5 ta B-dur (op. 55) von Glazounow. Gs ift dies eine interessante Schöpfung des jungen russischen Tondihhters, die namentli im leßten Saße, in dem Allegro maestos0o, eht natioaale Eigenart zeigt, während sich in den dret andern Theilen unverkennbar Anklänge an Wagner, Weber und besonders in dem reizenden „Scherzo“ an Mendelssohn vor- finden. Da hôrt man die Elfenmusik aus dem „Sommernahtstraum“ einfah ins Russische übertragen; und dech schien, nah dem Beifall zu urtheilen, gerade dieser Saß der Symphonie den nachhaltigsten Ein- druck auf die Zubörerschaft zu mahen. Die vollste Anerkennung ge- bührt aber Hercn Weingartner wie dem Orchester vor allem für die vollendete Wiedergabe der symphonishen Dichtung „Tass0, Lamento e Trionfo“ von Liszt; fie war dazu angethan, jedem Zuhörer Ver- ständniß dafür zu erwecken, was der große Meister in Tönen zu \chiidern beabsihtigt hat; sie ermöglichte es, „die große Antithese des im Leben verkannten, im Tode aber von strahlender Glorie umgebenen Genius“ zu erkennen. Den Schluß des Programms bildete die zweite Symphonte (in D-dur) von Beethoven, die ta gleih s{chöner Weije vorgeführt wurde.

Fm Königlichen Opernhause findet morgen eine Aufführung von Meyerbeer’? Oper „Die Afrikanerin“ mit Fräulein Destinn als Selika statt. Den Vatco de Gama singt Herr Sylva, den Nelusco Herr Hoffmann, die Ines Frau Herzog. Kapellmeister Walter dirigiert. Am Montag geht „Der Freishüßz* in Scene.

Im Königlichen Schauspielhause kommt morgen G. von Moser's und T. von Trotha’s Lustspiel „Der wilde Reutlingen“ in nackstehender Besezung zur Aufführung: König Friedrich I1.: Herr Kraußneck; Jobst von Reutlingen: Herr Matkowsky; Heinz: Verr R. Arndt; Ulrike von Trebenow: Fräulein Lindner; Susanne von Zellin: Fräulein Sperr; Annette: Fräulein Hausner.

Im Neuen Köntglihen Opern - Theater wird morgen und am Montag „Der Mikado“ gegeben. Am Mittwoch gebt als zweite italienishe Opern- Vorstelung „Der Barbier voa Seoilla“ in Scene. :

Das Deutsche Theater bringt Wiederholungen von „Rosen- montag” außer morgen am Montag, Mittwoch, Freitag, Sounabend und am näcstfolgenden Sonntag Abend. Am Dienstag kommt „Der Biberpelz“ zur Aufführung, am Donnerstag „Hedda Gabler“. Als Nachmittagsvorstellung ist füc morgen „Cycano von Bergerac“, für den nächstfolgenden Sonntag das Schauspiel „Die Weber“ angesetzt.

N Das Lustspiel „Die strengen Herren" gelangt im Berliner Theater morgen, am Montag, Mittwoh, Donnerétag, Sonnabend und nächsten Sonntag Abend zur Aufführung. Am Dienstag wird „Ueber unsere Kraft*, am Freitag (8 Abonnements-Vorstellung) „Käthe* gegeben. Morgen Nachmittag wird „Der Pfarrer von Kirchs feld“, am nächsten Sonntag Nachmittag „Prinz Friedri von Homburg“ aufgeführt. : i

“Su Sciller-Theater wird morgen Nachmittag „Maria Stuart“ gegeben, Abends geht der Blumenthal-Kadelburg*s{he Schwank „Die Orientrei)e“ in Scéne. Für Montag ift Sudermann's Schau- spiel „Das Glûck im Winkel“, für Dienstag und Mittwoh „Fauft*, I. Theil, erster und zweiter Abend, für Donnerstag „Die goldene Eva* angeseßt. Am Freitag und Sonnabend finden die ersten Aufs führungen von „Fauft*, TI. Theil, erster und ¡weiter Abend, ftatt.

Im Theater des Westens geht morgen Nachmittag zu halben Preisen Verdi's Oper „Der Troubadour* in Scene; morgen Abend. und am Dienstag finden Wiederholungen von Offenbach's phan4 tastisher Oper „Hoffmann?s Grzählungen“ statt. Am Montag gelangt „Der Waffenschmied“, am Mittwoch „Undine“ und am Donnerstag „Der Bettelstudent“ zur Aufführung. Am Freitag eröffnet die spanische Koloratursängerin: Fräulein Maria Barrier.cos ihr Gastspiel als Rosine in Rossini's Oper „Der Barbier von Sevilla", und für