1838 / 60 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

R G2 iti 2PER d Si, O S3 E Ne D I: Li D M N RA d P ax M A

halb werde er sich gendthigt sehen, binnen kurzem eine Bill zur besseren Regulirung dieses Verhältnisses einzubringen. Na- mentlich beschwerte er sich darüber, daß die Kolonial-Versamm- lung, gegen die ausdrückliche Bestimmung der Emancipations- Akte, die Auspeitshung von Sklavinnen nach wie vor gestatte. Nach einigen Worten des Herzogs von Wellington und des Marg uis von Sligo replizirte Lord Brougham und er- tlärte, bei seiner sechsten Resolution beharren, die übrigen aber aufgeben zu wollen. Es wurde darauf abgestimmt und auch jene Resolution (wie gestern schon erwähnt) mit 30 gegen 7 Stimmen verworfen.

Unterhaus. Sibßung vom 20. Februar. Sir Wil- liam Molesworth machte den Versuch, dem Hause den Jn- halt seiner auf die Entfernung des Lord Glenelg vom Kolonial- Amte bezüglichen Motion, die erst am 6. März an der Tageé- ordnung is, vorzulegen, wurde aber von dem Sprecher zur Ruhe verwiesen, als er an den Punkt kam, der den Mangel an Vertrauen zu den Fähigkeiten des Ministers auszudrücken bestimmt ist. Durch eine zwei Stunden lange Rede eröffnete darauf Herr Fielden eine Diskussion über die Frage, ob ihm Erlaubniß gegeben werden solle, eine Bill wegen Aufhebung des neuen Englischen Armen- Geseßes einzubringen. Die Mo- tion wurde durch Herrn Wakley unterstüßt und durch Lord

owick bestritten, welcher Leßtere nachzuweisen bemüht war, daß die Lage der Armen durch das neue Geseß wesentlich ver- bessert worden sey. Nach ihm sprach Herr D. W. Harvey, der beim Abgange der Post seine Rede noch nicht beendigt hatte. Man hielt sich jedoch für überzeugt, daß die Debatte nicht lange mehr fortgeseßt und der Antrag des Herrn Fielden durch eine sehr große Majorität werde verworfen werden.

London, 20. Febr. Der Spectator bemerkt: „„Bei Hofe geht es jeßt einen Tag wie den anderen zu. Lord Mel- bourne fährt fort, der Königin fast jeden Morgen seine Auf- wartung zu machen, und kaum vergeht ein Abend, wo der edle Viscount sich niht unter den Gästen der Königlichen Tafel be- findet. Die Gesellschaft besteht ausschließlih aus Whigs; alles Toryistische ist aus der Umgebung der Königin entfernt.“ Ein anderes hiesiges Blatt theilt folgendes Nähere über die Le- bensweise der Königin Victoria mit: „Die Königin war von Kindheit an gewöhnt, früh aufzustehen. Die Morgenspazier- gänge, welhe Jhre Königliche Hoheit die Herzogin von Kent sie machen ließ, hatten zum Zweck, sowohl die mo- ralishe als physische Entwickelung der jungen Prinzessin zu befördern, und auch nach ihrer Thronbesteigung ist diese kör- perliche Uebung beibehalten worden. Gegen 10 Uhr wird das Frühstück aufgetragen; vorher aber hat die Königin schon zwei fte mit Unterzeichnung von Depeschen zugebracht. Die Vorgänger Jhrer Majestät ließen sich bei dieser ermúdenden Arbeit von einem Privat - Secretair helfen; dieser Posten ist zwar aufgehoben, aber die Functionen desselben werden jebt von einer äußerst einsichtigen und talentvollen Dame versehen, die sich eines bedeutenden Einflusses auf das Gemüth der Königin erfreut; diese Dame is die Baronin von Lehzen, E der Königin und vieljährige Freundin der Herzogin von Kent, die sich seit ihrer Vermählung nicht einen ‘Augenblick von ihr ge- trennt hat. Die ernste und wahrhaft Königliche Erziehung der jun- gen Victoria wurde von dieser ausgezeichneten Frau geleitet, deren Kenntnisse, Charakter und Sitten ihren Einfluß rechtfertigen. Die Baronin von Lehzen ist also der Privat-Secretair der Kd- nigin. Die Unterzeichnung der Depeschen vor dem Frühstück ist der Augenblick, wo sich das treffliche Urtheil der Baronin besonders geltend macht, die stets bemüht ist, den Handlungen ihres Zöglings den öffentlichen Beifall zu erwerben. In ge- wissen nicht für die Oeffentlichkeit bestimmten, aber doch von der Krone unbedingt abhängigen Angelegenheiten sind die Rath- schläge der Baronin für die Königin ein \häßenswerther und mächtiger Schuß, um sie vor anderen Einflüssen zu bewahren. Lord Melbourne wird den Sinn dieser Worte wohl verstehen. Sobald der Königin gemeldet ist, daß das Frühstück ser- virt sey, schickt sie gewöhnlich einen ihrer Leute ab, um ihre Mutter davon zu benachrichtigen, die, den Gesekßen der strengsten Etikette getreu , seit der Thronbesteigung ihrer Tochter niemals, ohne von ihr eingeladen zu seyn, vor derselben erscheint. Mutter und Tochter, die bis dahin un- trennbar waren, sehen sih jeßt nur bei Tafel oder in Gesell- \chafc. Bei diesen gewissermafen offiziellen Begegnungen ist nie von Politif die Rede. Die Derzogi, welche viel liest, spricht fast immer von den leßten Werken, die ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen, und Jhre Majestät, die an diesen literarischen Unterhaltungen viel Gefallen findet, läßt sich dann mehr als einmal ins Ohr sagen, daß ihr Minister auf sie warte. Wenn der Mittag herangefommen ist, begiebt die Königin sich in ein Zimmer, wo die Mitglieder des Kabinets in größter Ehrerbie- tung ihrer harren. Hier herrscht und zeigt sich vielleicht mehr als irgendwo die weibliche Lebensweisheit. Ungeachtet des tiefen Respekts der Minister für die Geseße der Etikette, beginnt nach dem Austausch einiger Höflichkeiten sogleich die Erörterung der an der Tagesordnung befindlihen Fragen. Ein Aktenstück wird der Königin übergeben; diese ist aber hon genau mit der Sache vertraut, ehe die Minister noch ein Wort vorgebracht haben. e die Königin das Papier gelesen, wobei die Mi- nister aufmerksam den Eindruck beobachten, den es auf die Physiognomie Ihrer Majestät macht, so reicht ein einziger Blick von ihr hin, um die Rathgeber des Staats mit der Entscheidung der Königin bekannt zu machen. Jst Jhre Majestät unzufrieden, so wirkt ihr ruhiger, aber mißbilligender Blick auf den Premier-Mi- nt\ter empfindlicher, als alle Angriffe und aller Lärm der Opposition. Die Vorstellung der Gesandten und anderer hoher Personen nin;mt, nebst den Sorgen für die Staats- Angelegenheiten , die Zeit ¿er Königin in Anspruch. Bei einem solchen amtlichen Empfange wird die Etikette gewissenhaft beobachtet, worauf Ihre Mazestär ser viel hält, und wenn der Himmel ihr ein langes Leben schenkt, so wird es nichts Ritterlicheres und Eleganteres geben, als die Versammlungen bei Hofe. Das Ceremonial fin- det indeß nur vor dem Throne statt, später herrscht die größte Leutseligfeit und Anmuth. Die Königin, welche die meisten Sprachen des Kontinents spricht, unterhält sih mit den frem-

den Botschaftern und Ministern in der Landeésprache der- selben. Da sie meistens mit der Englischen Sprache we- nig vertraut sind, so werden sie durch die zarte Auf- merksamkeit der Königin aus mancher Verlegenheit gezogen. Ihre Majestät ist nicht weniger eifersüchtig auf ihre Privile- gien, als der unumschränfkteste Monarch des Orients, was in- deß ihrer Liebenswür digkeit keinen Eintrag thut. Kaum sind diese wichtigen Geschäfte beendigt, so erscheint die Stunde des Diners. Es bleibt jedoch noch so viel Zeit übrig, um eine Promenade zu Fuß oder zu Wagen zu machen. Als der Hof sich in Brighton befand, bedurfte die Königin nur weniger Mi-

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nuten, um si, nachdem sie das Berathungs-Zimmer verlassen P zu einem Spazierritte vorzubereiten, und eben so kurze eit erforderte nach der Rückkehr ihre Toilette. Wir wollen uns nicht auf die Ordnung einlassen, in der die Gäste an der Königlichen Tafel sien. Der erste E hat seinen Plak stets an dem oberen Ende der Tafel, dem ersten Stallmeister egenüber. Der Sessel Zhrer Maj. steht auf der rechten Seite der afel in der Mitte, die übrigen Pläke sind für die Gäste nach ihrem Range bestimmt. Zur Linken neben der Königin sit der vornehmste Gast vom hohen Adel, dann folgt die Herzogin von Kent. Zur Rechten der Königin wird dieselbe Etikette beobachtet; die Ba- ronin von Lehzen sit stets neben der Königin. Nach béendig- tem Diner begiebt man sih in den Salon, der nächst dem Hei- sigthum, wo Ihre Majestät in Frömmigkeit ihr Knie beugt, und dem Zimmer, wo sich um Mitternacht ihre Königlichen Augen schließen, der einzige Ruheort fur Jhre Majestät ist.“ Die Morning Post versichert, ungeachtet der entgegengeseßten Angaben der „Times“, daß Lord Elphinstone dennoch ein Lieb- ling der Königin sey und von Madras zurükkehre, um, wenn niht bei der Krönung, so wenigstens bald nach derselben eine Rolle zu spielen.

Der Prinz von Capua is mit seiner Gemahlin, der ehe- maligen Miß Penelope Smith, von Calais in London ange- fommen. z

Die Morning Chronicle will wissen, daß der bekannte Ultra-Tory, Herr Shaw, Rekorder von Dublin, in einer nicht dentlichen Versammlung den Häuptern der Dubliner Corpora- tion die Weisung gegeben habe, ihr Haus zu bestellen, da so- wohl der Herzog von Wellington als Sir Robert Peel zu dem Entschlusse gekommen seyen, ihre Popularität in England nicht länger durch ihre hartnäckige Opposition gegen die Reform der Jrländischen Munizipalitäten auf’s Spiel seßen, sondern die Maßregel noch im Laufe dieser Session genehmigen zu wollen.

Ein Gerücht, daß Lord Clanricarde an die Stelle des Gra- fen Durham zum Britischen Botschafter in St. Petersburg ernannt sey, wird vom Globe für ungegründet erklärt; es scy, fügt dies Biatt hinzu, dieser Posten noch nicht wieder beseßt.

Der Capitain Napier, Portugiesisher Admiral, erklärt sich in seiner Adresse an die r Add von Portsmouth für geheime O, dreijährige Parlamente und Abschaffung der Kir- vensteuer.

Die Anti-Spottiswoodesche Subscription soll, nah der An- gabe des Courier, zwar ziemlich guten Fortgang haben, doch nicht so guten, als dieses Blatt es wúnscht.

Am Donnerstage wurde zu Manchester in einer dffentlichen Versammlung einstimmig beschlossen, das Parlament in einer Petition zu ersuchen, das Entrepot - System cben sowohl auf die Städte im Jnnern, wie auf die Seehäfen auszudehnen.

Das Militair hat neulich bei dem Landvoike in der Ge- gend von Castlebar in Jrland einige funfzig Gewehre wegge- nommen und die Jnhaber verhaftet.

Auf der Eisenbahn zwischen Birmingham und Liverpool ereignete sich Dienstag Nacht das Unglück, daß ein auf der Bahn umherschweifendes loses Pferd zwischen den Zug der Dampfwagen gerieth, die gerade voll von Reisenden und Pfer- den waren. Der erste Wagen stürzte über das Pferd und die nachfolgenden Wagen über den ersten. Der Leiter der Maschine verlor dabei das Leben, aber da die drei ersten Wagen nur Pferde führten, so wurde von den Reisenden keiner weiter be- schädigt ; die Pferde wurden dagegen wie die Wagen \chrecklich durch einander geworfen und erhielten {were Beschädigungen.

Vor 50 bis 60 Jahren gab es noch nicht 100 Dampfma- schinen, jeßt {äßt man ihre Zahl auf 200,000, die im Durch- nitt \o viel Kraft haben als 4 Millionen Pferde oder 25 Mil- lionen Menschen.

In Liverpool herrschte am vergangenen Sonnabend etwas mehr Lebendigkeit im Handel, und es wurden 4000 Ballen Baumwolle verkaufe. Die Preise waren etwas fester, als sie die Woche hindurch gewesen, doch war große Neigung zum Verkauf. In der ganzen Woche wurden etwa 18,500 Ballen verkauft. Der Vorrath an Baumwolle ist in diesem Jahre um 92,000 Ballen geringer als im vorigen Jahre um diese Zeit.

Die Berichte aus den Fabrik-Distrikten von Lancashire und Yorkshire stellen den Handel als sehr gedrückt dar, weil alle Kanäle zugefroren sind. Es is indeß Thauwetter eingetreten, und die Binnen-Schisffahrt dürfte binnen wenigen Tagen wie- der geöffnet seyn. In Irland ist die Kälte strenger gewesen, als in England, auch soll daselbst mehr Schnee gefallen seyn, als es seit dem Jahre 1807 der Fall gewesen.

Nach Berichten aus Canton vom 29. August wurden vom 1. Oktober 1836 bis zum 29. August, 37,841,466 Pfund Thee, und zwar 29,022,666 Pfund \{hwarzer und §,818,908 Pfund grüner aus China nach England gesandt. Die Ausfuhr an Seide betrug 13,762 Stücke, etwa 18/000 Centner. Im Jahre 1837 wurden in den Häfen von England 25,203,332 Pfd., in den Häfen von Schöttland 1,877,390 Pfd. und in den Häfen von Jrland 8,885,818 Pfd. zusammen 35,966,540 Pfd. Sterling, an Eingangs-Zoll für Thee bezahlt.

Erst nachdem die Ünternehmung des Dr. Duncombe, der schon in den ersten Tagen des vorigen Monats mit 3000 Mann und mehreren Geschüßen die zu Ober-Kanada gehdrige In- sel Bois-Blanc am westlichen Ende des Erie-Sees beseßt hatte, durch die in der Nähe von Amherstburg am Kanadischen Ufer versammelten 2000 Mann. Milizen (wie gestern gemeldet) vereitelt worden war, wurde auch in dem Staate Michigan von dem Gouverneuer Mason ein Corps von 2000 Milizen zum Schuke der Gränze aufgeboten, und ers nachdem die aus dem Arse- nale geraubten Waffen den Insurgenten für den Augenblick wenig- stens von keinemNuten mehr seyn konnten, wurden sie ihnen abgefor- dert. Man vermuthet, daß die Insurgenten von Navy-Jésland, welche bekanntlih am 15. Januar ihren Zufluchtsort verlassen Lens sich mit den von Bois - Blanc vertriebenen Rebellen zu

rownstown im Staate Michigan vereinigen werden. Ein aufens hat sich indeß schon zer-

großer Theil des dortigen Offiziere ihren Abschied genommen

streut, nachdem mehrere e Die Haupt - Anführer dieses am Detroit versammelten

ebellenhaufens waren, außer dem Dr. Duncombe, Dr. Dun- lop und Oberst Sutherland, welcher Leßtere namentlich im Staate Ohio fár die Kanadische Insurrection refrutirt hatte. Er wurde in Detroit festgenommen und vor Gericht gestellt, aber auf seine eigene Vertheidigung,- die großen Enthusiasmus erregte, wieder freigelassen. ieser Oberst soll noch vor sechs Monaten Drucker - Gehülfe in Ohio gewesen seyn. Unter den von den Loyalisten gesangen genom Rebellen befand sich einer der Rädelsführer, Dr. Theller. Auch drei Kanonen und sämmtliche Gewehre wurden den Insurgenten abgenommen. Die Bewohner von Amherstburg, einem Kanadischen Dorfe unweit des Forts Malden, hatten sich mit Heugabeln bewasf- net und einen Jnsurgenteß - Haufen unter Oberst Radcliffe, der so liege die Schuld an der olonial- Versammlung, und des-

von Sandwich gegen das Dorf anrückte, ebenfalls zurügeschla: gen und zerstreut. Von dem General van Rensselaer, der die Insurgenten auf Navy-Jsland befehligt hatte, melden die neue sten Berichte nichts. Jn seiner Depesche an diesen Genera[ über den Vorfall bei Bois-Blanc sagt Oberst Sutherland, die Britischen Batterieen hätten noch auf den Schooner der Pa; trioten geschossen, nachdem er hon seine Flagge gestrichen, und vom Ufer habe man deutlih den Ruf gehört: „Gebt den verdammten Rebellen kein Quartier!“ Ein Gerücht, dessen der Buffalo-Star vom 18. Januar erwähnt, daß Dr. Dun- combe das Fort Malden und andere Orte genommen habe und mit 2000 wohlbewaffneten Freiwilligen reißende Fortschritte auf der Kanadischen Westgränze mache, scheint aus verdächtiger Quelle zu kommen und keinen Glauben zu verdienen, da die bis zum 13ten reichenden Berichte aus Detroit, der Hauptstadt des Staates Michigan, welches jenem Kriegsschauplaße am nächsten liegt, nichts davon sagen, sondern vielmehr melden, daß sih der zersprengte Ueberrest der von Dr, Duncombe fom- mandirten Rebellen in dem benachbarten Orte Brownstown be- finde. Der Britische Oberst M’Nab, der bisher die Ober-Ka- nadischen Milizen befehligte, hat seine Stelle als Sprecher des dortigen Versammlungshauses wieder eingenommen und ist durch den Oberst Maitland erseßt worden. Zum Befehlehaber der bewaffneten Flottille auf den Kanadischen Seen ist der Capi tain Sandom ernannt.

Der Spectator, der in der Kanadischen Sache die An sichten Lord Brougham’s und Herrn Roebuck's versicht, zieht in einem seiner gegen dos Ministerium und die ganze hinsicht- lich Kanada's befolgte Politik gerichteten heftigen Artikel fol: genden Vergleich: „Die Britischen Truppen in Kanada haben ihren Weg mit Verheerung und Blut bezeichnet. Sie erschos- sen fliehende Bauern, steten Privatwohnungen und Kirchen in Brand, unbekümmert darum, ob Menschen in den Flammen umfkamen oder niht. Die Britischen Soldaten sind civilisirte Wesen, ihre Offiziere gebildete Männer, für deren Mensch- lichkeit, Tapferkeit und strenge Beobachtung chrenhafter Kriegs Geseke die Whig- Minister als Bürgen auftreten. Die Neu- Seeländer sind Wilde und Kannibalen. Nun vergleiche man das Benehmen der Leßteren während der Aufregung eines Búrgerkrieges mit dem der Britischen Soldateska. Bourke zu Sidney berichtet in einer Depesche an Lord Glenelg über einige Neuseeländishe Stämme, die mit einander im Kriege waren: „,„Es ist eine bemerkenswerthe Thatsache und verdient wohl die Nachahmung civilisirter Völker, daß die bei den streitenden Theile auf ihrem Marsche nach und von dem Schlachtfelde mehrmals mitten durch die eingehegten Bezirke der Englischen Missionaire zu Pahia zogen, ohne irgend etwas, was den Weißen gehörte, zu beschädigen; ja, einmal verlegten die beiden Parteien nach gegenseitiger Uebereinkunft ihren Kampfplaß in größere Entfernung von den Englischen Nieder: lassungen, damit nicht etwa ein weißer Mann durch Zufall j Schaden komme. Auch fürchten die Europäer nicht das Mir deste weder für ihre Personen, noch für ihr Eigenfhum.“/“/

Belgien.

Brüssel, 20. Febr. (Rhein- und Mosfel-Zt g.) Der Aufenthalt van de Weyer's hier, wie die Ankunft des Grafen Le Hon aus Paris, haben wiederum die Vermuthung rege ge

macht , daß es sich nunmehr ernstlich um einen Ministerwechsel handele; man erzählt sich, als wisse man es aus guter Quelle, daß eine voin Baron von Stassart in der Freimaurerloge ge- haltene Rede den Minister des Innern so in Harnisch gebracht

H soll, daß er dem König die Alternative zwischen seiner imission und der Abseßung des Gouverncurs von Brabant gelassen habe. Herr von Stassart hat allerdings in der leßten großen Versammlung eine lichtvolle Rede. mit vielem Nach- druck vorgetragen, und sih so energisch wie möglich ge- V Obscurantismus ausgesprochen; daß aber Herr von

heux darauf dem Könige eine \o sonderbare Bedingung gestellt, ist mir nicht gelungen, zu erfahren. Auch hat die Ge! genwart der oben genannten Diplomaten, die nur auf kurze Zeit und, wie es heißt, in Privat-Angelegenheiten in Belgiet sind, nichts mit einem sogenannten projektirten Ministerwechsel gemein. Es mag die Stellung, die Herr v. Stassart als Groß!

meister der Freimaurer in Belgien bei dem so sonderbaren Ver: Ff folgungseifer der Gegner behaupten múßte, allerdings einige F

Spannung zu Wege gebracht haben zwischen dem Minister und ihm; doch halte ih es für unwahrscheinlich, daß diese Spannunz auch nur im Entferntesten sich auf das Kabinet erstrecken wird, da Herr v. Theux zu berechnen weiß, daß eine Veränderung im Ministerium seiner Partei keinen Gewinn bieten kann; si muß zu erhalten suchen, was sie bis jet erreicht hat; mehr dúrfte es ihr nicht gelingen, zu erreichen.

Freie Stadt Krakau,

Krakau, 23. Febr. Der hiesige Senat hat unterm litend. folgende Bekanntmachung erlassen: „Der Resident Sr. Maje/ stät des Königs von Preußen, Herr von Hartmann, hat dur eine Note vom 11. Februar d. J. den Senat - benachrichtigt, daß Se. Majestät, in Folge diesseitigen Regierungs - Ansuchens um Freigebung der Communication, mit Bezug auf die am 5. November 1836 von dem Senat publizirte, die auf hies

gem Gebiet verweilenden Ausländer betreffende Anordnun

gnädigst zu erlauben geruht haben, daß die Bewohner der an

gränzenden Bezirke von Pleß und Beuthen in dem Sinne dei

Aten Artikels der besagten Anordnung als Gränznachbarn des Ge biets der freien Stadt Krakau betrachtet und als solche bei ihrer An funft auf hiesigem Gebiet, wenn sie nichtlänger als acht Tage hier vet weilen wollen, der Verpflichtung, Pässe oder Erlaubnißscheint vorzuzeigen, überhoben werden sollen. Jndem der Senat diese von dem Wohlwollen Sr. Majestät des Kdnigs von Preußen für unser Land, das sich Seiner erhabenen Mit-Protection et freut, zeugende Verfügung Einer Königlich Preußischen hohe Regierung zur Kenntniß der Behörden und Einwohner di Krakauer Gebiets bringt, beauftragt er zugleich die Polizei-Be hörden, die Bewohner der besagten beiden Bezirke des König! reihs Preußen von jeßt an als Gränznachbarn anzusehen und demnach die im ten Artikel des Geselzes über die Ausländet enthaltenen Vorschriften auf sie anzuwenden.“

Deutschland.

Hannover, 23. Febc. (Hamb. Korr.) Wie wir {on früher angezeigt, ist man im Kabinet des Königs mit de? Kreirung des in der Kdnigl. Verordnung vom 12. November v. J. verheißenen Staats-Raths beschäftigt. Kanzlei - Direktor von Leist wird als derjenige genannt, welchem das Präsidium des Staats-Raths zugedacht sey.

Es verlauten bereits einige Grundzüge der neuen Verfas sungs-Urkunde im hiesigen Publikum. So viel man von Wohl‘ unterrichteten erfährt, enthält dieselbe vieles von dem, was die

ir R. E

Komission Herrn Bekk zum Berichterstatter.

Verfassung von 1833 bereits bestimmte; dagegen soll den Stän- den zwar die Annahme und Verwerfung der auf die Steuern Bezug habenden Geseß-Entwürfe zustehen, aber über die, jeden anderen Gegenstand berúhrenden Entwürfe ihnen nur eine be- rathende Stimme, und würde die Regierung an ihre Ansichten ar nicht gebunden seyn, fondern jedes sonstige Geseß aus hdöch- fer Macht-Vollkommenheit erlassen. Auch vernimmt man, daß der König die Domainen wiederum an sich ziehen, sie admi- gistriren lassen, und aus dem Ertrage derselben der Staats- Kasse 2 Mill. 300,000 Rthlr. Zahlen werde. Von dieser für das Erste so bestimmten Summe wären dann die Apanagen- Gelder, so wie jäßrlih 80,000 Rthlr. Behufs des Schloß- haues abzuziehen. Sollte durch irgend ein Ereigniß der Ertrag der Domainen geringer werden, als der gegenwärtige, so könn- ten obige 2 Mill. 300,060 Rthlr. vermindert werden. Die Cor- porationen würden die Verwaltung ihrer Vermögen behalten; die Ober-Behörden nur die Ober: Aufsicht darüber haben. Auch wúrde an den Deutschen Bund eine Einladung zur Garantie dieser Verfassung ergehen. Unter den zu Gunsten des neuen Entwurfs angeführten Motiven bezeichnet man insbesondere das, daß derselbe eine historische Basis habe und nichts von den neu- modischen, constitutionnellen T Heorieen mit sich führe, folglich ganz dazu geeignet sey, das Glü des Hannoverschen Volkes 1 begründen; soilte indessen diese Verfassung keinen Eingang inden, fo würde das Land alsdann ganz nach der Verfassung von 1819 regiert werden müssen, jedoch unter dem Versprechen, dem Volke dennoch alle die Vortheile zukommen zu lassen, welche sih in dem Entwurfe der neuen Constitution befänden. Da die zweite Kammer noch mit der Verisicatión der Voll- machten beschäftigt is, so wird wohl noch nicht so bald zur Er- nennung einer Adreß-Kommission geschritten werden können. Der Dr. j. Lang ist zum Vice-Präsidenten dieser Kammer er- [nannt worden. Dessen Vater, der Syndikus Lang und Land- rath Gruner nebst den zwei anderen Deputirten für das Land 9énabrück sind heute wieder abgereist. Man glaubt, daß ihnen noch cinige Mitglieder der zweiten Kammer folgen werden. Man erzählt sic) heute von einer zu veranlassenden Depu- tation der Stadt Göttingen, um die N rilerüfung der drei Verilirten Professoren zu erbitten. j Emden, 22. Febr. (Bremer Ztg.) Nachdem schon in den Urversammlungen der Bürger eine bedeutende Mehrzahl einen Vorbehalt bezrialichch auf das Staats - Grundgeseß von 1833 zu Protokoll gegeben hatte, trat heute das Wahl - Kolle- gium zusammen, um ÖÓber die Œrnennung eines Deputirten zur Stände-Versammlung zu berathen. Die Vorfrage jedoch: ob die Stadt Emden zu dieser, mit Beseitigung des Staats-Grund- gesebes von 1833, auf das Patent von 1819 basirten Versamm- inng, cinen Deputirten ernennen wolle, wurde mit großer Mehrheit verneint. | München, 23. Febr. Gestern Abend verschied, tief und sinnig betrauert, im 42sten Lebensjahre, Sophie Freifrau von Wayersdorf, Gemahlin Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Karl A diet: e E A von Allen, die sie kannten, ohgeachtet; HerzenSsgüte und cildthätigkeit sichern ihr ei P, dauerndes Andenken. lin dia Karlsruhe, 21. Febr. (D. Cour.) Die zur Berathun des vorgelegten Gesets - Entwurfs niedergeseßte Gucies hat u ihrem Berichterstatter Über die Fragen: 1) ob eine Eisen- hahn von Mannheim bis an_ die Schweizergränze angelegt wer- den soll; 2) ob dies auf Staats - Kosten geschehen soll, und )) welche Hauptrichtung die Bahn zu nehmen habe, Herrn Hofmann erwählt. Ueber die rechtlihe Frage dagegen der An- pendung, resp. Abänderung des Geseßes über Abtretung des igenthums bezüglich der Eisenbahn - Anlegung, erwählte die n Herrn zum Man kann nun- ehr mit ziemlicher Gewißheit voraussagen, daß der Antrag auf Bejahung der beiden obigen Fragen erfolgen, und mit glei- cher Gewißheit voraussagen, Daß die Kammer die Anlegung

iner Eisenbahn von Mannheim nach der Schweizergränze auf

Kosten des Staats beschließen und ferner darauf antra Fosten des Staats b. en werde daß der Bau sogleich und zwar an verschiedenen bten, nicht

ur in dem unteren Landestheile zwischen Mannheim und Karls- uhe, sondern auch in dem oberen Theile von Offenburg bis

reiburg beginnen solle.

D e ster ri ch. Val Wien, 22. Febr. Se. Majestät der Kaiser ist von iner kleinen Unpäßlichkeit gänzlih wieder hergestellt, \peiste aher am 19ten d. bereits wieder mit der Kaiserl. Familie und am 20sten d. M., obschon es ziemlich kalt war, zum ersten- ale wieder ausgefal, ren. Abends fand bei Hofe das Kinder- lbs statt, F h6 B EOIEN Herrschaften alle gegen-

Wärtig waren. Am UESten d. Me. war beim t ic e S eim Fürsten Metternich Es wird täglich der Bekanntmacl iner groß : | / ( ckefat ung einer großen Befdr-

elung in den höheren Mislitair-Chargen entgegengesehen , und

ls Nachfolger des in Krakau verstorbenen General-Majors und

Prigadiers zu Podgorze von Kaufmann wird der General Ra-

Ry NChaGnet,

Dem Vernchmen nach, hat der regierende Standesherr ürst Adoloh von Schwarzenberg, die G e Ercie, zur Ie Altee atetae der Königin von England angenom- , und wird sich zur Krönungszeit in dieser Ei

ondon begeben. G 2 h La

Dienste

C 6 . , Der bekannte im Ihrer Majestät der Königin

On u S, 4. - , Mitter von Sizilien befindliche Kammerherr Baron von Schmuck-

l ist amn 20sten d. M. von Rom hier angekommen.

; Es heißt, die EtHnographische Sammlung des Baron von ügel sey vom Kaiser für 5000 Rthlr. C. M. und eine jähr- che Leibrente angekauft worden.

Mio der Gegend von Schönbrunn fand am 18ten d. M-., y un sich Spuren von Wölfen gezeigt, eine Treibjagd statt. l, Laa man täglich neue Nachrichten von Unglücks- Rilf: e erall im Lande findet man Erfrorne und häufig von » en auge Leichname. Die Ofener und Pesther Zei- ved A unter mehreren anderen Vorfällen, daß in Döbrd- An úmegher Komitat) der Kaplan, welcher zu einem Kran- ; n das nächste Dorf geholt ward, sammt dem Kutscher un-

O Zerren worden ist.

Aus Ungarn und iebenbürgen gehen fortwährend neu Ot über die Wirkungen eo Daea v. M. L {us Hermannskadt wird berichtet, daß kurz vorher ein U Lade hindurch anhasltender wüthender Sturmwind e Begend der Wallachei eine solhe Menge gelblichen Le mit sich führte, daß damit alles beinahe einen Zoll hoch " I Myrdes besonders fand dies Phänomen in der Gegend j othenthurm in Hohem Grade statt. Zu Schäßburg G dem in der Mitte der Stadt liegenden Berge das bt Ne am stärksten verspürt; die auf diesem Berge erbaute ' Nicolguskirche, welche seit 350 Jahren allen widerwärtigen

Bil

Ereignissen und Stürmen der Zeit trokte, wurde, nachdem si in den leßtverflossenen drei Jahren mit einem L Ent Le von §000 Fl. renovirt und verschônert ward und deren neuer Altar im nächsten Frühjahre eingesegnet werden sollte, durch das Erdbeben dergestalt ruinirt, daß das auf ausgehauenen Steinsäulen ruhende Gewölbe derselben während 3 Sekunden gänzlich usammenstürzte, wodurch auch die Orgel und andere werthvolle heilige Gegenstände zertrümmert wurden. Jn Zete- lak im Udvarhelyer Stuhl sind die Mauern der Pfarre und Kirche dergestalt er daß die Kirchenwdölbung abgeräumt werden mußte. Jn Csikszék gestaltete sich das Erdbeben noch E der Kirchenthurm zu Csikszereda stürzte zur Häfte zu-

alten.

_ Rom, 15. Febr. (Allg. Ztg.) An Angelo Mai's Stel

ist der bisherige Erzbischof von Spoleto, AeC ann fv Ca dolino, als Sezretario della Sacra Congregazione di Propaganda ernannt. Dieser Prälat is der gelehrten Welt bekannt “auch hat er sich in der diplomatischen daufbahn einen Namen erwor- ben, da er mit wichtigen Missionen mehrere Hauptstädte Eu- ropa s besuchte. Dem Monsignore Luigi Vannicelli, früher Peo - Legat in Ravenna, ist der Posten als Pro - Governatore vom Rom anvertraut. Der bisherige Kommissarius von Lo- reto, Monsignore G. Fabrizi, ist an die Stelle des nunmehri- gen Kardinals Ugolini als Presidente delle Armi (Kriegs-Mini- fler) getreten. Bisher hatte man mit Bestimmtheit behaup- tet, daß dieser Posten nicht wieder mit einem Prälaten beseßt werden sollte, und allgemein hatte man den Principe Barverini, Befehlshaber der Nobelgarde des Papstes, dafür bezeichnet. Monsignore Enrico Orfei, Delegat von Benevento, ist nach Lo- reto als Commissario della Santa Casa verse6t, und der Posten in Benevento an Monsignore Picci übertragen. Monsignore Medici ward Uditore del Camerlengato, welcher Posten bisher von Monsignore Santucci versehen ist, der dafür mit dem Amt eines Chierico di Camera befleidet wurde. Man sagt, daß die Päpstliche Armee nächstens eine neue Eintheilung in Brigaden unter vier Generalen erhaiten werde. Die so kosispieligen Schwei- zer-Truppen sollen zum Theil entlassen werden.

Neapel, 8. Febr. (Leip. A. Z.) Jn politischer Hinsi ist hier Alles still und auch aus Sicilien hdrt n de E Wichtigkeit ; die Entfernung der Schweizer - Truppen aus der Insel soll von den dortigen Einwohnern bedauert werden, da dieselben sich durch strenge Mannszucht und Menschenfreundlich- keit auszeichneten, wodurch sie sich die Liebe und Achtung der Bevölkerung Siciliens, troß dem schwierigen Auftrage, den sie auszuführen hatten, erworben haben. Die Anhänglichkeit an dieses Truppen - Corps scheint sich selbst auf die Thiere ausge- dehnt zu haben, indem die Soldaten in den ausgestorbenen oder verlassenen Ortschaften sich der herren‘osen Hunde angenommen und diese sie bei der Einschissung in zahlreichen Haufen ans Ufer begleitet haben, wo cine große Anzahl , da man sie nicht mitnehmen wollte, sich ins Meer stürzte und den Schiffen nachshwamm , von denen man end- lih 25 aufnahm, die an der Spibe der Truppen hier eingezo- gen sind. Die Schweizer beklagen sich lebhaft über die Strenge welche die Douane bei ihrer Landung hier gezeigt hat, indem dieselbe alle Koffer , Mantelsäke, ja alle Kleidungsstücke der Offiziere und Soldaten untersuchte, und selbs die Lebensbedürf- nisse, welche sich viele zur Vorsorge, wenn die Reise zur See ungewöhnlich lange dauern sollte, mitgenommen hatten, in Be- schlag nahm. Taback, Salz und andere dergleichen Gegenstände fielen auf diese Weise in die Hände der Douaniers. Da diese Strenge fonst ungewöhnlich ist und ein kleines, den Zoll - Auf- sehern gemachtes Geschenk an baarem Gelde jeder Untersuchung vorbeugt, so fiel dieselbe bei den Truppen um so mehr auf, als diese von einer glücklich geführten, aber mit vielen Entbehrun- gen und Beschwerlichkeiten verbundenen Expedition zurükehr- ten. Der König, welcher erst später dieses rúcksichtslose Verfah- ren der Verwaltung erfuhr, soll sich mißbilligend darüber ge- äußert haben , ohne daß jedoch von irgend einer Entschädigung der Betheiligten die Rede gewesen wäre. Das Gefängniß- wesen hat seit einiger Zeit die Aufmerksamkeit und Sorgfalt der Regierung in hohem Grade in Anspruch genommen, und es ist im Werke, dem bis jeßt bestehenden Strafsvstem eine völlige Umgestaltung zu geben, indem man vor Allem die Besse- rung der in den Strafanstalten befindlichen Verbrecher in's Auge faßt; zwar ist durch geräumige, gesund gelegene Gefäng- nisse für das physische Wohl der Gefangenen schon seit längerer Zeit gesorgt worden, aber man hatte verabsäumt, einen morali- schen Einfluß auf dieselben zu gewinnen, vielmehr konnten die Gefängnisse für wenig mehr gelten, als für Behältnisse moralischer Ansteckung. Der Anfang zu dieser Reform der Strafanstalten ist mit der Errichtung eines Arbeits- und Besserungshauses für verwahrloste, junge Taugenichtse und Herumstreicher gemacht worden, welche sih kleine Diebstähle und andere Uebertretun- gen des Geseßes, worauf Gefängniß-Strafe steht, zu Schulden kommen lassen. Ein eigenes Gebäude in der Stadt is zu die- sem Zwecke bestimmt worden, und die Verseßung solcher jungen Missethäter , welche bis jeßt unter den anderen Verbrechern in dem gewöhnlichen Strafgefängnisse siben mußten, hat schon statt- gefunden. Man beabsichtigt, diese Besserungs- Anstalt nach dem Systeme der Armen-Schule Fellenberg's in Hofwyl einzurichten. Ein großer heller Saal ist zur Schulstube mit allem Nöthigen ver- sehen, und der Unterricht in Religion und den Elementen gemein- nüßiger Kenntnisse hatschon begonnen. Jn anderen Sälen sollen ge- schickte Meister, die wegen geringer Vergehungen verhaftet sind, un- ter beständiger strenger Aufsicht die jungen Leute in verschiede- nen Handwerken, Stroh- und Drahtflehten, Weben 2c. unter- richten. Die Regierung hat einen jungen Schweizer, Karl Lud- wig, welcher schon in der Cholerazeit Beweise seiner Aufopfe- rung und Menschlichkeit gegeben, an die Spite dieser wohlthä- tigen Anstalt gestellt, und diese Eigenschaften, verbunden mit der edlen Begeisterung, welche denselben für die große Aufgabe erfällt, lassen die s{chdnsten Resultate seiner Bemühungen hoffen.

S panien.

Im Journal de Francfort liest man: „Unser Madri- der Korrespondent hatte sich nicht getäuscht, als er prophezeite, daß der Sieg des Brigadier Sanz nichts Ánderes seyn LUde als eine von Basilio Garcia gewonnene Schlacht. Ein Schrei- ben aus Madrid vom lten d. meldet uns jeßt, daß der Gene- ral Narvaez selbst aus Ubeda geschrieben habe, daß die Unvor- sichtigkeit des Generals Sanz der Armee der Königin über 1300 Mann koste; daß Basilio Garcia, weit entfernt, geschla- en worden zu (eyn, in das Königreich Murcia eingedrungen ey, und Schrecken und Verwirrung daselbst verbreite; daß end- lich die Entmuthigung der Truppen nicht erlaube, die Verfol-

gung fortzuseßen, und daß mehrere Tage vergehen würden, be-

vor man wieder ernstliche Operationen gegen den Fei nehmen kdnne.‘/ geg Feind unter-

Têäérkek

Der Korrespondent der Times in Konstanti schreibt diesem Blatte unterm 21. Januar: os Ee großes Auiiedan, daß der Englische Botschafter bei der hohen Pforte dem Sultan angezeigt hat, Jhre Majestät die Königin habe es sehr mißfällig vernommen, daß der Sultan sih wei- gere, die Englischen Offiziere in Dienst zu nehmen, da diesel- ben doch auf ausdrüliches Verlangen des Türkischen Gesand- ten in London nah Konstantinopel gekommen seyen.’ Der Morning Chronicle wird unter demselben Datum eben daher geschrieben: „Eine Russische Kriegsbrigg hat in der Straße der Dardanellen auf drei Britische Schooner geschossen obgleich dieselben die Britische Flagge führten. Die Capitaine der Schooner haben darüber an den Britischen Konsul berichtet.“

TUulänt

Berlin, 28. Febr. Se. Majestät der König haben d Archivar des Drerayia- Ds zu Stettin, von an dek die Allerhôchstdenenselben dedicirte Schrift: „Geschichte der Ein- Ehrung dr L ee d Herzogthum Pommern““,

leine goldene Medaille sür Kunst und i ; gnädigst zu verleihen geruht. ß E E

Die verstorbene Gräfin Providentia von Mielzynska zu Posen hat in ihrem Testamente der dortigen Kranken-An- stalt der grauen Schwestern ein Legat von 1090 Rthlr. ver- schrieben, welches nach dem Willen der Erblasserin hypotheka- risch untergebracht worden ist, und wovon die Zinsen à 5 pCe. der Vorsteherin_der gedachten Anstalt vom 1. Januar d. J. ab LN ausgezahlt g mer

__— Der ordentliche Professor der klassischen Literatur und Direktor des philologischen Seminariums an der Universität zu Me L Vaida e ist am Dn d. M. nach langem Kran-

im faum vollendeten 64sten Lebensjahr der Wassersucht verstorben. | E

Wissenschaft, Kunst und Liceratur.

Ueber Runkelrüben-Zucker-Fabrication.

n meinen beiden Abhandlungen über dcn Zustand der Runfel- rüben-Zucker-Fabrication in Frankreich babe ich hne Rückhalt darge- legt, was ich in jenem Lande gescben und aus guten Quellen geschöpft hatte; Mancher mag aber, durch die schr wenig erfreulichen Resultate der Fabrication nach angepriesenen sicheren (?) Methoden entmuthigt, in seinem Entschluß wankend gemacht worden scvyn und erst abwar- ten wollen, weiches Resu!tat denu sich herausstellen werde.

i Um so erfreulicher is es daber, zu wissen, daß, wenn uach der besten Französischen Methode genau gearbeitet wird, auch bei uns jene günstigen Nesultate zu erreichen sind, welche ih in meinen „Bci- trägen zur Runkelrüben - Zucker - Fabrication in Frankreich und dem Anhange dazu, Berlin 1837‘ angegeben habe.

Auf meiner leßten Reise in die Provinz Sachsen besuchte ich auch die Fabrif der Herren Bamba ch u. Comp. zu Wartenburg bei Wittenberg und fand dieselbe sehr zweckmäßig, cinfah, und ganz nach Französishem Muster eingerichtet; die Herren Besißer, welchen ich zur Einrichtung ihrer Fabrik einen jungen Techniker, Herrn Fle i: scher, empfahl, bezeugten mir ihre vollkommenste Zufriedenheit mit Ld Gs e E mean ea: mündlich, was sie mir bez

schriftli mitgetheilt hatten. j ift di Mittheilung: g h Hier eine Abschrift dieser

¡(Durch die vielfach zur allgemeinen Kenutuniß- gekommene Lob- preisung des sogenannten Geheimnisses der Herren Zier, Hanewald, Arnoldi veranlaßt, erwarben auch die unterschriebenen Fabrikeu- besißer dass)e be und richteten ihre Runkelrüben-Zucfer-Fabrik danach ein. Leider entsprach aber der Erfolg den mit Recht gehegten Erz wartungen keinesweges , und wir waren nach großen Verlusten naher daran, die faum begonnene Fabrication wieder autbêren zu lasseu.

Jun unserer kritischen Lage wurden wir auf die in dieser Zeit erschie- nene werthvolle Schrift des Herrn Professors Pr. Schubarth zu Berlin (Beiträge zur näheren Kenntniß der Runkelrüben-Zucker- Fabri- cation in Franfreih, Berlin 1836) aufmerksam. Wir fanden die in der Einleitung ausgesprechene Brmerkung, daß man von den man- nigfacheu angepriesenen Geheimnissen sich nicht verleiten lassen müsse, von dem befannten geprüften Wege abzugehen, leider durch unsere gemachten Erfabrungen bestätigt. Wir hofften, durch Befolgung der auf vieijährige Erfahrung sich stüßenden Französischen Metbode uu- sere Kapitalien sicher rentirend anzulegen, wäbrend durch glänzende Versprechungen ohne Gehalt nicht nur große Summen, sondern auch der gemeinnügige Zweck einer weiteren Ausdebnung dieses neuea E LERENaNn Haan war. -

r wendeten uns deshalb au deu Herrn Profcssor S unmittelbar mit der Bitte um nähere Las Sn as balice n Ueberweisung eines mit dem Betriebe der Französischen Methode praftisch vertrauten Mannes, welcher im Stande wäre, nach jenem Vorbilde unsere eg zweckmäßig einzurichten und in Betrieb zu segen. Derselbe hatte die Güte, uns Herrn M. Fleischer namhast e machen, welchen er bei seinem leßten Aufenthalt in Frankreich atte fennen gelernt. Auf unsere Einladuug war Herr Fleischer E n und setzte solches ins Werk. i:

ie Erfolge sind so günstig gewesen, daß wi [c C gegenwärtig aus : g gewes ß wir in unscrer Aufialt

nundert Centner Rüben über alle Erwartun Acht Centner verkäuflichen Rohzucker : a L gts a

ir verdaufen diese gün) igen Eifelge der offencu g \ des Französischen Verfabrens durch e Profesor S ap eEnns insbesondere aber der Einsicht und Geschicklichkeit des Herrn Flei- scher, und balten uns daher verpflichtet, zur Beförderung der vater: ländischen Zucker - Production und des Gemcinwohls dieses öffentlich anzuerfenuen, damit ähnliche Unternehmuugen nicht durch unzweck: Nun O A Resultate liefern, sondern von Aufang

gs sich erfreuen mogen, tve! Fabrik 6 5 Vlrtia: giühre, genu, welchen unsere Fabrik gegen-

Wittenberg, im Monat Februar i838.

j y Bambach und Comp.“

Ueber die Gewinnung von §8 pCt. § ir f u nábere tre g pCt. Rohzucker erlaube ih mir fol-

100 Centner Rüben gaben 3784 Juart Saft. Niuumt man d spezifishe Gewicht des Saftes zu 6% ß. = 1,04 au, so wiegen 3784 Quart 9578 Pfund (das Duart 2 Pfund 17('/) 6) Loth). 9578 Pfund sind 87 Centner, also Saftgewinn 8 pCt. Obiger Saft geläutert, über freiem Feuer abgedampfr, durch Koble cinmal filtrirt (bierzu wird uur die von der früheren Fabrication aufgehbäufte, gebrauchte Kohle, nach vorçängiger Wiederbclebung, benußt), in Kipppfan- nen gcfocht, lieferte 14 Formen erstes und 5'/, Formen zweites Pro- dukt. Das Gewicht des Zuckers in den Aoetmen, nach dem Abfluß des Syrups, war durchschnittlich 53, getrocknet 45 Pfund. 19!/, For- men zu 45 Pfund geben 877!/2 Pfund, also § pCt., Robzuer aus den Rüben. Die Melasse vom zweiten Zucker liefert nun auch noch etwas Zuer, der hierbei uicht in Betracht gekommen ist. Die Qual! hes Pap reen Les ar vortrefflich; cin großes

nzeudes, hartes Korn, die Farbe hell, d ißi ) fartem Troctaen fast verscwindend. er Geruch sebr mäßig, nach ndem ese Thatsachen zur öffentlichen Kenutniß bri danfe ih den Herren Bambach u. Comp., daß sie Dees Dres

der Publizität zu übergeben feinen Ansiand genommen baben, denn