1838 / 68 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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vor, worin dieses sich beschwerte, daß das Geseß, welches die Erneuerung der Munizipalitäten vorschreibe, in Bezug auf Madrid nicht vollzogen worden sey. Der Deputirte Landero (Austiz - Minister unter Calatrava) unterstüßte diese Eingabe, und verlangte im Namen des Ayuntamiento, daß sie an eine Special-Commission verwiesen werde. Da die von Herrn Lan- dero vorgetragenen Gründe leicht widerlegt wurden und keinen Eindruck hervorbrachten, so trat Herr Lujan auf und gab der Sache eine andere Wendung. Er beschuldigte die Regierung der Uebertretung des Geseßes und machte eine lebendige Schil- derung von den Gräueln, denen die vom Feinde heimgesuchten Provinzen ausgeseßt seyen. Nachdem er hierbei mehreremal von dem Präsidenten zur Ordnung gerufen war, schrie er end- lich: „Ich bin hier, um die Rechte des Volks zu vertheidi- en!‘/ worauf denn ein unermeßliches Beifallsgeschrei aus der Äffentlichen Tribune erscholl. Die nun folgende Scene is {wer zu schildern.“ Eine große Anzahl Deputirter rief aus: „Ord- nung! Ordnung! man räume die ôffentliche Tribune!“ wäh- rend die Oppositionspartei vom Präsidenten verlangte, er solle die Deputirten selbst zur Ruhe verweisen. Der Präsident rief aus: „Jch bin hier, um die Ordnung aufrecht zu halten; zu diesem Behuf besehle ih, daß die dffentlihe Tribune sogleich geräumt werde!‘“/ Da die dort befindlichen Leute nicht weichen wollten, \o rief der Präsident der daselbst an- wesenden Wache zu, Gewalt zu gebrauchen. Dies geschah, und nach einigem Widerstand wurde die Gallerie geräumt, während der Kongreß selb| sich in der höchsten Aufregung befand. Endlich trat ein Offizier in den Saal, und wechselte leise einige Worte mit dem Präsidenten, der darauf die unterbrochene Diskussion fortsetzen ließ. Herr Cantero, Deputirter fär Madrid, glaubte ebenfalls sein Scherflein geben zu müssen, und beschuldigte den Präsidenten, zu rasch gehandelt zu haben. Dieser erwiederte: „ich hatte befohlen, die Tribune zu ràumen, und würde meinen Sib nicht verlassen haben, bis man mir gehorcht hätte. Jch konnte nicht mehr zurück; entweder mußte ih den Befehl voll- iehen lassen, oder im Nothfall hier umfommen.‘“/ Nun erhob Ld Hr. Olozaga, und machte den Vorschlag, man solle die Ein- gabe des Ayuntamiento, wie das Präsidium vorgeschlagen hatte, an die Regierung verweisen, allein mit dem Zusate: „damit die Regierung das Geseß vollziehen lasse.‘/ Der Finanz-Minister zeigte, daß in diesem Zusaße ein Tadel gegen die Regierung aus- gesprochen sey, und daß diese einen solchen durchaus nicht ver- diene; bereits die vorigen Minister hätten die Erneuerung der Municipalitäten, die ihnen oblag, unterlassen, und die jeßigen hätten nur die Sache in der Lage gelassen, wie sie sie vorgefunden. Herr Landero selbst hätte, als er Justiz-Minister war, das be- troffende Gese6 nicht vollziehen lassen: warum denn gerade die egenwärtigen Minister von ihm angeklagt würden? Diese orte versebten den Herrn Landero in gewaltigen Zorn; „ich nehme den hingeworfenen Handschuh auf, rief er aus, und for- derè auf das feierlichste, wie es einem Chrenmanne ziemt, den Finanz-Minister oder jeden Andern heraus, mir einen einzigen Akt nachzuweisen, durch welchen ih als Justiz-Minister die Con- stitution verleßt hätte. (Der Graf Toreno verlangte das Wort.) Selbst den Grafen Toreno fordere ich dazu auf.‘/ Diesen Wor- ten folgte noch eine lange Declamation, die Herr Landero wie ein Wüthender vortrug, und während deren sich die dffentliche Tribune wieder anfülite. Toreno erhob sich darauf und sagte mit Würde und Ruhe" ungefähr Folgendes: „Da Herr Landero mich herausfordert, so darf ich nicht versiummen. Seit zwei Mo- naten nehme ih hier meinen Plab ein, und nie habe ich, was geschehen is, beurtheilt, obgleich ich mich als ein Opfer der August- Vorfslle betrachten kann. Jch unterdrückte meine Gefühle aus Rücksicht für das Wohl des Vaterlandes. Allein kaum befindet ich D Landero mit seinen Kollegen seit 24 Stunden auf diesen änken, so versichert er uns in groben und unerhörten Ausdräk- ken, daß weder er noch irgend ein anderer Minijter während der Zar seines Ministeriums die Gesetze verlegt habe; dazu darf ich uicht s{weigen. Ich kann eine Thatsache anführen, durch welche in Bezug auf mich selbst und auf sechs bis sieben andere Perjo- nen eine shändliche Verlegung der Gesetze starfand. Aus Grün- den der Klugheit sage ich nichts mehr, aber ich warne Hrn. Lan- dero, in dem angestimmten Tone fortzufahren; er möchte es sonsk bereuen. Der dffentlichen Sache opfere ih nicht nur meine Jn- teressen, sondern sogar mein Selbstgefühl auf.“ Hr. Barrio Ayufso (Justiz-Minister unter Jsturiz): „Huch ich habe bisher meine Gefühle unterdrückt, und keine Anpielung auf das Ver- gangene gemacht. Heute aber hat Herr Landero die Fackel der Zwietracht hingeworfen; ich zünde sie nichr an; da aber Hr. Lan- dero uns andere herausfordert, so will ich ihm mit Thatsachen beweisen, daß diejelbe Constitution, die man aa 15. Aug. 1836 beschwor, bereits nach 24 Stunden, den 16., 17., 18., selbst den 20. und unzählige andere male, verletzt wurde, obgleich sie ein Grund- geseß war. Außerdem bin ich bereit, demselben Herrn noch an- dere Sachen zu beweisen, die ihn noch näher angehen.‘/ Der rásident erklärte nun, er werde Niemanden mehr das Wort zu Persdnlichkeiten gestatten, und verweigerte es auch dem Hrn. Mendizabal, als dieser es verlangte. „„Erlauben Sie mir zu sprechen ,‘/ sagte darauf der große Finanzmann, „und glauben Sie ja nicht, daß ich die éffentliche Ruhe stdren werde.“ Ucber diese bescheidene Rede entstand ein großes Gelächter, und der Prásident erwiederte kaltblütig : ¡ich befürchte das nicht; denn ih würde die Ruhe wohl aufreht zu halten wissen.“/ Endlich beschloß die Versammlung, daß die Cingabe, ohne den von Olozaga beantragten Zusakz , an die Regierung zu verweisen sey. Diese Sißung war deshalb merkwürdig, weil in ihr

] Ferdinand's VIl. die Drohung, die dffentlihe Tribune räumen zu lassen, zur Ausfàhrung gebracht wurde; vorzüglich aber, weil sich aus ihr ergiebt, welhe Gesinnungen und Pläne die Vertreter der Hauptstade Spaniens in die Mitte der National - Versammlung geführt haben. Giebt es eine unerhörtere Unverschämtheit, als die Behauptung, ein Mi- nisterium habe die Corstitution nicht verleßt, welches die Güter derer einzog, die vor dem Mordstahle flohen, welches Unschul- dige deportiren ließ, bevor ein Geseß es dazu ermächtigte, wel- ches die Provinzial-Deputationen mit den revolutionairen Jun- ten verschmolz, eine Kommission niederseßzte, um über die z oli- tischen Gesinnungen der Gerichtspersonen geheime Berichte ab- zustatten, und vom 16. August 1836 bis zum 18. August 1837 alle Stände unter der unerhörtesten Wilikür schmachten ließ? Unverschämtheit ist die einzige Waffe, welche den Männern von (a Granja geblieben ist, und deshalb mußten sie den Meister in derselben, Mendizabal, zu ihrem Vertreter bei den Deputir- ten haben. Hr. Gomez Pardo, cin sehr exaltirter, übrigens aber rechtshaffener Mann, mußte ihm deshalb Plaß machen, und sich dadurch dem Vorwurfe ausjelzen, als ob er tlingenden Gründen gewichen sey. Um Pardo vollends lächerlich zu machen, brachten dieselben Personen, welhe ihn zum Deputirten fär Madrid gewählt hatten, ihm eine glänzende Fakelmusik, aus Dankbarkeit dafür, däß er die ihm zugedachte Chre ablehnte.

Madrid, 21. Februar. Die Minister versammeln sich jest täglich, um sich über die Zusammenseßung eines neuen Ministeriums unter Cordova’s Präsidentschaft zu berathen. Jn einer der leßten Versammlungen brachte der Graf von Ofalia einen Vergleich mit Don Carlos zur Sprache und empfahl dringend, den General Don Geronimo Valdez zu ermächtigen, dem Don Carlos solhe Bedingungen vorzuschlagen, die mit den Forderungen desselben mehr in Uebereinstimmung, zugleich aber auch weniger demüthigend für ihn seyen, als die früher aufgestellten. Die verwittwete Königin soll nicht abgeneigt seyn, darauf einzugehen, vorausgeseßt, daß die Rechte ihrer Tochter anerkannt werden.

Wie es heißt, sollen in kurzem zwei Lager, eines bei Gua- dalaxara, das andere in der Provinz Leon, zum Schuke Casti- liens errichtet werden.

Der General Oraa, dessen Entlassung angenommen wor- «4 ist hat den General Santos San Miguel zum Nachfolger erhalten.

Briefen aus Cordova vom lten zufolge, hat sich Cabrera in der Sierra Morena bei Cazorla mit Basilio Garcia und den Ueberresten von Tallada’'s Corps vereinigt.

JInland.

Berlin, 7. März. Aus Düsseldorf meldet die dortige Zeitung unterm 3ten d. M.: „„Die noch vor wenigen Tagen auf der Rheinstrecke zwischen hier und Köln bestandenen Cis- stopfungen, welche mit ihrem schon zu gefährlicher Höhe ange- \{hwollenen Stauwasser uns mit ernsthaften Besorgnissen erfüll- ten, gingen dennoch auf eine, wenigstens für unsere nächste Um- gegend und im Verhältniß zu den Umständen, glückliche Weise vorüber. Ein gleich günstiger Erfolg hat jedoch in den unteren Gegenden leider nicht stattgehabt. Schon unterhalb Ruhrort leistete die dort noch vorhandene Eisdecke der vordringenden Fluth Widerstand. Erst nachdem das Wasser am 27sten v. M. Nachmittags 5 Uhr dort zur Pegelhdhe von 27!'/, Fuß gestie- gen war, wurde jene Hemmung beseitigt. Bei dieser Wasser- höhe wurden Deiche rechts von Ruhrort, so wie auf dem lin- ken Rheinufer die Deichlinie von Essenberg aufwärts bis Rhein- hausen überstrômt, ohne jedoch Durchbrüche zu erleiden. Die Fluth mit * ihren Eismassen wälzte sich ferner, wiewohl \chon mit abnehmender Geschwindigkeit, weiter abwärts, und wurde zunächst bei Wesel, wo sie am 28sten Vormittags 9 Uhr die Pegelhöhe 26 1“ erreichte, um etwas, dann aber bei Rees durch die noch vorhandenen unbeweglichen Cismassen in ihrer gewdbhnlihen Bahn ganz geh-mnmt. Am 28\ten Nachmittags 2 Uhr hatte das Wasser bei Rees die bis jest dort noch nicht stattgefundene außerordentliche Höhe von 27!/, Fuß am Pegel erreicht. Dasselbe überströmte die Stra- zen der Stadt, die Deiche auf beiden Rhein-Ufern von unter- halb Xanten bis unterhalb Niedermörmter. Um 5 Uhr Nach- mittags erreichte die Fluth eine Höhe von Über 28 Fuß, jedoch cbenfalls ohne Erfolg auf die zu überwindende Stopfung. Der Reeser Deich, über welchen ein hefciger Strom mit starken Cie- massen seinen Lauf genommen hatte, erlag endlich, indem an drei verschiedenen Stellen desselben, in einer Länge von 700 Ru- then, bedeutende Durchbrüche entstanden, welche den Ablauf der Fluch in solchem Grade beförderten, daß das Wasser schon 7 Uhr Abends um i!/, Fup gefallen und die größte Gefahr von den linkseitigen Deichen abgewendet war. Da auch des Morgens, am t2ten d., die Sropfung noch bestand, die Fluth aber bis zu 23!/, Pegelhödhe sich eruiedrigt haite, so ijt wohl anzunehmen, daß bedeutende Wasser: und CEismassen ihren Zug duïch die Deichbrüche nehmen, und besonders auf dem rechtset- tigen Jnundations - Gebier unabwendbares Unglück verursachen werden. Das Oberrhein : Eis, welches gestern Morgen um 11 Uhr am Lurley aufbrach, treibt gegenwärtig hier vorbei.“

Aus Worringen im Landkreise Köin schreibt man unterm 2sten v. M.: „Gestern Abend gegen §8 Uhr fing das Rheineis bei hiesigem Orte an, sh zu bewegen, worauf dae Wasser eben so schnell wieder wegfiel, als es gewachsen war;

zum erstenmale seit der Einführung pon Cortes nach dem Tode

jedoch stehen heute noch mehrere Häuser über F Fuß hech im

* Wasser. Der Schaden an Gebäuden kann wohl 15,000 Rehlr, betragen; der Schaden an den Feldern läßt sich noch nicht be- rechnen. Mehrere Brücken sind umgeworfen und die Landstraßen an mehreren Stellen durchbrochen. Auf das Glänzendste hat sich abermals der gute Sinn der hiesigen Einwohner, die, wo es noth 1hut, sogleih bei der Hand sind, kund gegeben. Die Begüterten beeilten sih, die Armen in ihre Häuser aufzuneh- men, sie zu speisen und ihr Vieh zu unterhalten. Gestern am Mittag langte der Herr Ober-Präsident von Bodelschwingh in Begleitung ‘des Landraths Simons hier an, überzeugte sich selber von der großen Noth der Einwohner, richtete an diesel: ben liebevolle trôstende Worte und kehrte dann mit dem Ver- sprechen ciner Geld - Unterstüßung zuruck, welche bereits heute durch den Herrn Landrath Simons persdnlich überbracht wurde.“ Lettcrer har zugleich cine Bitte zur Unterstüßung der Einwoh: ner von Worringen in die Kölnische Zeitung einrücken lassen, „„Am 25. Februar“, heißt es in derselben, „stand der Rhein

Da bra

des Ortes überstieg und die Felder übershwemmte.

Damn; das Wasser strómte mit furchtbarer Gewalt und Blibes- \chnelle in das Dorf und in wenigen Stunden war der Ort, mir Ausnahme einiger hochgelegenen Punkte, dergestalt Unter die Fluthen gestellt, daß in einer langen Straße, wo sehr viele arme Leute wohnen, meist nur noch die Dächer der Häuser über dem Wasser hervorragten. Fast kein Haus blieb unbeschä digt: hier stürzten die Keller, dort die Herdmauern ein; an vielen Wohnungen sind die Lehmfachwerke rein ausge: \spúlt, die Pfosten verrücft, die Decken gehoben, Thüren und Fensterladen weggeshwemmt; das Hausgeräth theils zerstört, theils beschädigr. Glücklicherweise ist kein Menschenle- ben dabei eingebüßt worden. Groß ist aber der Jammer der Verunglückten. Die Kartoffeln mußten den Winter über, weil das Grundwasser in die Keller drang, auf die Speicher gebracht werden und sind dort alle erfroren. Die übrigen Mundvor- räthe, das Getraide, das Futter, alles hat unter Wasser gestan- den und is größtentheils verdorben. Viele Tausend Morgen besácten Ackerlandes sind überschwemmt, so daß jede Aussicht auf eine diesjährige Aerndte vershwindet.“/ Der Landrath bittet schließlich alle edlen Menschenfreunde um milde Beiträge zur Linderung der Noth der Verunglückten.

Zu Koblenz waren bereits am 26. Februar 4 Schiffe von Trier angekommen.

Auswärtige Börsen. Hamburg, 5. März.

Bank-Actien 1417. 1415. Engl. Russ. 108.

39, 19. Neue Anl. 17!/,. London, 28. Februar.

Cons. 39%, 93!/,. Belg. —. Neue Anl. 18/4. Passive #4, Ausg. Sch. 7. 21/50%/ Holl, —. 50, —. 5/4 Port. 27!/ do. 3%, 18!/,. Engl. Kuss. —. Bras. 74!/,. Columb. 28!/,. Mes. 29! /,. Peru 20. Chili ——@

Paris, 2. März.

59, Reute fin cour. 109. 50. 39/4 tin cour. 79. 65. 59/7 Neap, fin cour 99, 45. 59/, Span. Rente 193/,. Passive 4'/;. 3) Portug. 18.

59% Port. =-. do.

Wien, 2. März. —. Bank-Actien 1444. Neue Anl. 6105/;,.

Königliche Schauspiele.

Donnerstag, 8 März. Im Schauspielhause: Verirrun- gen, bürgerliches Schauspiel in 5 Abth., von E. Devrient.

Zu dieser Vorsiellung sind die bereits gekauften, mit „Mitt- woch‘/ bezeichneten Schauspielhaus-Billets gültig; auch werden die noch zu verkaufenden Billecs mit „Mittwoch“ bezeichnet seyn.

Freitag, 9. März. Im Opernhause, zum erstenmale: Der hinkfende Teufel, pantomimisches Ballet in 3 Ds von Co- ralli, fúr die Königl. Bühne bearbeitet und in Scene geseßt von Hoguet. Mank von Casimir Gide. sind vom Königl. Theater: Jnspektor C. Gropius.

Im Schauspielhause: 1) Mis‘riss Sildons, vaudevil!e en 2 actes, par Mr, Bayarl. 2) La fiancée du fleive, vaudeville en 2 actes, par Mr. Carmouche.

Königsstädtisches Theater.

Donnerstag, 8. März. Der Dachdecker. Komische Ge- málde in 5 Rahmen, frei nach dem Französischen, von L. An- gely. Hierauf werden die Beduinen Rhigas und Abdala, aus dem Volksstamine Setjas, folgende athletische, gymnastische- und Arabische Uebungen ausführen: 1) Die Pyramide von Luxor. 2) Die Aegyptische Mumie. 3) Der Arabijche Turban. 4). Das Lusthaus Mahomed’s. d) Das Pfeil- und Violin-Spiel. 6) Das Arabische Rohr. 7) Die Christel Poramide. d) Die Porzellan- Teller. 9) Die Arabische Leiter. 16) Die Afcikaai- \che Vertheidigung. 11) Das Pilaster-Spiel. Zum Beschluß, 12) Die Afrikani\che Jagd mit lebenden Vögeln.

Freitag, 9. Marz. Hinko, der Stadtschultheißen-Sohn von Närnberg. Schauspiel in 5 Akten, mit einem Vorspiel: „Der jüngere Sohn“, von Charlotte Birch: Pfeiffer. (Herr Dille, vom Theater zu Lübeck: Henriko, als Gastrolle.)

Redacteur Ed. Cattel.

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Cedruct bei A. W. Hapn.

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Allgemeiner Anzeiger für die Preußishen Staaten.

Bekanntmachungen.

Avertissement.

Auf den Autrag ihrer resp. Verwandien und Kura- toren werden nachstehende, seit länger als zchn Jahre verschollene Persouen, als:

1) die Gebrüder Samuel, Jehaun und Michael Pitschfe, auch Paeschke geuauut, uud deren Ver- mögen zusammen mit 79 Thlr. 19 sgr. auf Nr. 5 Köniaégutb ingressirt ist:

2) der Michael Koniecti, dessen Vermögen mit 23 Thlr. 20 sgr. 5 pf. auf Nr. 7 Merken ingrossirt ist ;

16 sgr. 8 pf. worde ;

2) der Johann Saschin, dessen Vermögen mit 4 Thlr. ' mer, hierdurch edictaliter aufgeferdert, sich binuen neun ‘gene mit L 10 sgr. 4 pf. sich im Mobiliare seines Geschwisters| Monateu, späteitens aber in dem auf

M den 3. Oftober 1838, Vormittags 9 Uhr,

à) die Barbara Jwanska, deren Vermögen mit 18 Thlr. angescßten Termine, eutweder schriftlich od:r persbuiich

besindet ;

«* 10;sgr. 6 pf. auf Nr. 11 Manchenguih intabulirt ist; zu melden. der Jacob Striewsfi, dessen Verimdgen mit 70 Thlr, ,

17 sgr. 7 pf. fich im hiesigen Civil-Depositorio befindet ;| Verscyol.cuen für todt erklict nud da; Le:mögen der:

Lindenwalde cingetragen it; i 7) der Feicdrich Kolodjziev, dessen Erbtbeil mit 55 Tblr. weide Hohenstein i1 Oßpreußen, den 15, Movember 1€37.

8) die Geschwister Michael, Daniel und Dorotbea Waschf, deren Ecbtheile zusammen mit 9 Thlr. 21 sgr. hier gerich:lich devouirt werden ;

9) die Dorothea Kobiyka, deren Erbtbeil auf Nr. 19 Dro?buit hvpo1hekfarisch versichert sicht ;

Solie dies bis dahin niht7gescheh:n, so werden die

6) der Adam Vadziong, desen Vater- und Mutter: j selben den legiiimirten eder c noch zu legitimirenden, Termine befanut gemacht werden. thcil mit zusammen 19 Tolr. 6 sgr. auf Nr. 10 nächsien Verwandten ais Eiben oder 1w Eimangelung ben alle unbefannten Rea'prätendentcn aufgeboten, (derselbeu dem Fistus zuerlaunt und ausgeamwortit sich bei Vermeidung der Präclusiou 1m obigen Ter-

auf Nr, 14 Miepelsce eiugetrazen Königl. Preuß. Lanud- und

3 pf., soll

Subhastations-Patent.

Die dem Müllermeister Karl Friedrich Münunch ge- so wie deren etwa zurücgelassene Erben uud Erbuch- bérige, jn Saunawiy un Hoyerawerdaer Kreise gele-

Tr. 17 bezeiwneie Wasscr-, Mabl-, Oecl- und Scbueidemühle, gewürdert auf 6742 Thlr. 13 sgr.

den 26. Mai i838, Vormittags 9 Uhr, an ordeautlicber Gerichtsstelle zu Jaunowit subhastirt werden. Die Tare isl in uuserer Registratur zu Ruh- laud cinzusehen, und die Kaufbedingungen werden im

Gleichzeitig wer?

mne zu melden. Rubland, den 10. September 1837.

Stadtgericit. Patrimonialgericht Jannowig.

Vekanntmachung,.

Die am 1. April e. fällig werdenden Couvyons rot Pcln. Zprozentigen Schay. Obligationen werden chou jet bei uns zum béchsten Conu:se real.sirt.

Berlin, deu d, März 1838.

Nathan, Gebert & Comp-, Linden Mr. 13.

bei Worringen so hoch, daß er die Chaussee gleich unterhalb F

unerwartet gegen 4 Uhr Nachmittags oberhalb Worringen der F

Die Decorationen [#

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Des Königs Majestät haben dem Militair: Jntendanten ¡ achten Armee-Corps, Geheimen Kriegsrath von Ribben- op, den Titel und Rang eines Wirklichen Geheimen Kriegs- hs zu verleihen geruht.

Der bisherige Oberlehrer am Gymnasium in Kleve, Dr. udolph Lorenb, iff zum Direktor des Gymnasiums in ckqu ernannt worden.

Bekanntmachung.

Mit dem 1. April d. J. wird die Post- Expedition und tation zu Groß- Beeren aufgehoben und dazegen eine solch Klein - Beeren Le werden. :

Berlin, den 6. März 1838.

General-Post-Amt.

Am Bezirk der Königl. Regierung

zu Arnsberg is dec Geistliche Franz Klaholz aus rilon zum Pfarrer in Alme, Kreis Brilon,“ und der Geist- he Johann Kleine aus Paderborn zum Vikar al Sanc- Annam in Hellinghausen, Kreis L:ppstadt, ernannt worden; zu Köln is der bisherige Vikar zu St. Pantaleon zu n, Peter Heinrich Srieger, zum Pfarrer in Wesse- g, der bisherige Pfarrer zu Heumar, Antwerpen, zum holischen Pfarrer in Mülheim, der bisherige Pfarrer in eseling, Kaspar Hommelsheim, zum katholischen Pfarrer Sinzenich, und der bisherige Vikar zu Esch, C. Meller, tatholcschen Pfarrer in Troisdorf, im Sieg-Kreise, ernannt drden ; uStettin is der Konrektor Manzel in Demmin zum 1stor in Zirchow und Garz, Kreis Usedom, der Predigtamts- ndidat Albert Hollaß zum Pastor in Nemiß und Schna- y, Kreis Kammin, der Predigramts- Kandidat Ferdinand ippelholz zum Pastor in Beggerow,. Ganschendorf. Leiste- w und Glendelin, Kreis Demmin, und dec Pastor Ernst ishelm Barz in Stettin zum Pastor in Borrin und Bar- w, Kreis Neumark} ernann? worden.

Zeitungs-Nachrichten. Ausland. | Frankrei.

äs Paris, 2. März. Der Kdnig ertheilte gestern dem Herrn

gen de la Roziere, der vier Jahre lang Französischer Geschäfts- ger in Brasilien war, eine ‘Privat-Audienz. Die Aktenstücke in Bezug auf die unlängst im Departe- t des Hérault stattgehabce Wahl des Herrn Flourens sind lich gestern hier cingetrofsen und sofort dem Präsidenten der mmer zugefertigt worden. Heute wurde das neunte Büreau perordentlich zusammenberufen, um sich der Prüfung jener enstücke zu unterziehen. Zu demselben Behufe wird dieses reau L, noch einmal zusammentreten, worauf unver- lich der Bericht an die Kammer zu erwarten ist. Die Kommission zur Prüfung des zweiten Gesuchs, Herrn Girardin gerichtlih belangen zu dürfen, hat bekanntlich rrn von Jussieu ju ihrem Berichterstatter ernannt; dieser ist essen mit seiner Arbeit immer noch nicht fertig, und zwar, man vernimmt, aus dem Grunde, weil die Minorität (die die Bewilligung des Gesuchs is) verlangt hat, daß diese Ansicht in dem Berichte ausführlich entwickelt werde. Das Journal de Paris sagt: „Wir müssen bei Zeiten e beklagenswerthe Tendenz L die sich bei einer lei- nur zu großen Anzahl von Deputirten kund giebt. Es be- igt sich, daß die Mitglieder der Kommissionen, die mit der üfung der Vorschläge der Herren Passy und Gouin beauf- zt sind, sich nicht auf eine bloße Prúfung beschränken, son- N veränderte und ganz neue Entwürfe abfassen wollen. Man de dadurch die imividuelle Juitiative in cine kollektive ver- deln. Wir glauben nicht, daß ein solcher Einfall in Gebiet der Verwaltung jeßt gleich stattfinden werde, en sogar, was man auch sagen mdge, daß in den Rede stehenden Kommissionen die wahrhaft constitu- nellen Grundsäßge Vertheidiger genug finden werden, den Sieg über die falschen Lehrsäße, dié man gern in An- dung bringen möchte, davonzutragen. Aber es is nothwen- darauf aufmerksam zu machen, daß man es sih sehr ange- n seyn läßt, die Majorität auf diese Bahn zu locken. Es Unbestreitbar, daß die Jnitiative der Kommissionen durchaus t in dem Geiste der Kammer- Reglements liegt. Dies soll indeß nicht zum Argument dienen; denn man würde nicht angeln, uns darauf zu antivorten, ‘daß es der Kammer frei- t, ihr Reglewent zu ändern. Wenn es aber genügte, daß eputirter irgend einen Vorschlag auf das Büreau nieder- *, Um einer Kommission ‘den Vorwand zu leihen, Gesetze tntwerfen und sie der Regierung direkt zur Annahme vor- Xen, so müßten sich auch die Kommissionen zu gleicher Zeit ptersuchungs-Rechtes in seiner ganzen Ausdehnung be- N denn man könnte unmöglich annehmen, daß sie, ohne O) ohne vörläufige Erkundigungen, ohnéë gründliches ats der einschlägigen Thatsachen, Gesez-Entwürfé abfässen ‘In dem Büreau, wo die neun Kommissarien berath-

Berlin, Freitag den 9e März

schlagten, würde also alsdann die ganze Verwaltung und die ganze Regierung vertreten werden. Oder, mit anderen Wor- ten, die Kammer würde, statt eine berathende, cine verwaltende Versammlung seyn. Und dies stände mit dem Sinne unserer Verfassung im grellstèén Widerspruche.“

Das Journal des Paris entnimmt einem anderen hie- sigen Blatte folgenden Artikel mit dem Bemerken , daß es den Inhalt desselben für gegründet halte: „Es haben gestern in der Kammer und an der Börse beunruhigende Nachrichten zirkulirt. Man versicherte, daß der Conseils - Präsident auf offiziellem Wege eine sehr betrübende Schilderung von dem kommerziellen Zustande Nord - Amerika's ia habe. Der Handelsstand der Vereinigten Staaten, der Frañkreich hon 12 Millionen Fr. schulde, habe noch fr mehr als 3 Millionen Fr. Bestellungen bei uns gemacht, so daß unsere Fahrikstädte von einer hnlichen Krisis wie im vergangenen Jahre bedroht wären. Denselben Nachrichten zufolge, befände sih, auch Belgien in einer bekla- genswerthen finanziellen Lage, und England wäre ebenfalls von einer Handels - Krisis bedroht.“ Die Oppositionsblätter sind dex Meinung, daß das Ministerium den obigen Nachrichten nur Eingang zu verschassen suche, um sich derselben als Argu- mente gegen die Renten-Reduction zu bedienen.

ckWährend der drei Fastnachtstage hat sih die Einnahme n R Pariser Theater auf mehr als 160,000 Fr. elaufen.

Großbritanien und Jrlan d.

Parlaments-Verhandlungen. Unterhaus. Siz- zung vom 27. Februar. Sir d Vivian erwiederte auf eine an ihn gerichtete Anfrage des Herrn Hume, daß der Ein- tritts-Preis ‘zur Besichtigung des Tower und seiner Merkwür- digkeiten noch nicht Seradgelene worden sey, weil der Herzog von Wellington als Konstabler des Towers seine Anordnungen für die Bequemlichkeit des Publikums und für die Sicherheit des Ortes noch nicht vollendet habe. Herr Aglionby über- reichte hierauf eine Bittschrift in Betreff des Wahl-Ausschusses für Jpswich (der bekanntlich die beiden Tory - Mitglieder für rechtmäßig gewählt erklärt hat) und zeigte an, daß er am näch- sten Freitage einen Antrag in Bezug auf das Verfahren dessel- ben machen werde. Sodann kündigte Lord John Russell an, daß er am 13. März die Ernennung einer Kommission für die Kirchen - Pachtungen beantragen werde. Auch hoffe er, in der vächsten Woche dem Hause: nittheilen zu können, was..das Ministerium in Bezug auf die. Jrländische Zehnten - Frage zu hun Willens sey. Was die gestern an ihn gerichtete Frage in Bezug auf U in das Millbanker Zuchthaus gesperrte Personen betrefse, so wúrde man jedenfalls die beste Auskunft erhalten, wenn man sih an die Kommission wende, welche die Aufsicht über jene Anstalt habe. Das erste Amendement, wel- ches hierauf an diesem Abend Herr Pendarves in Folge des von Lord Maidstone | vat Antrages, daß die Aeußerung O'Connell's als eine Verle6ung der Privilegien des Hauses zu betrachten sey, in Vorschlag brachte, lautete folgendermaßen : „Da mehrere Mitglieder ‘des Hauses erklärt haben, daß sie die Beschuldigungen für wahr halten, die das ehrenwerthe und ge- lehrte Mitglied für Dublin bei einem dffentlichen Diner gegen die Mitglieder der Wahl - Ausschüsse ausgesprochen, daß näm- lih Lebtere, obgleich sie geschworen , die Gültigkeit der Wahl-Petitionen treu und redlich zu prüfen, dennoch bei ihren Entscheidungen sih durch Partei- Einfluß hätten leiten lassen, und da úberdies dem Hause eine Bill vorliegt, die bereits die zweite Lesung erhalten und den Zweck hat, diesem Verfahren in den Ausschüssen ein Ende zu machen und in dieser Bezie- hung das Geseß zu verbessern, so begnügt sich das Haus jeßt damit, die Tagesordnung (nämlich den Antrag Lord Maid- stone’s) nicht weiter zu verfolgen.“ Herr Creswell, der sich diesem Amendement widerseßte, bemerkte, der edle Lord (J. Rus- sell) habe gefragt, weshalb man nicht einen strengeren Vorschlag zur Bestrafung des Vergehens angenommen habe. „Jch habe mich‘‘, fuhr er fort, „durch Erfahrung überzeugt, daß die Wir- fung einer Strafe von der Gemüäthsart, den Gesinnun- gen und dem Charakter desjenigen abhängt, gegen den das Urtheil gesprochen worden. Jch bin Zeuge gewesen, daß Jemand bei Anhdrung seines Urtheils außerordentlich litt, obgleich er nur zu einer ganz gelinden Strafe verur- theilt wurde, während ein Anderer seine Verurtheilung zu einer strengen Strafe mit der größten Gleichgültigkeit anhörte. Jm ersten Falle betrug die Strafe einmonatliche Haft, im leb- teren zweijährige Arbeit in der Tretmühle. (Hört!) Was der ehrenwerthe und gelehrte Herr dabei empfinden werde, wenn er einen Verweis vom Sprecher erhält, kann ih nicht vorhersagen ; so viel weiß ich jedoch, daß ein Verweis von dem Sprecher dieses Hauses einen Eindruck auf mich machen würde, den ich ewiß bis zu meiner Todesstunde nicht wieder vergäße. Dies find meine Gesinnungen und, wie ih hoffe, die eines jeden Gentlemans. Jch glaube auch, daß die Demäthigung dadurch nicht verringert werden kann, wenn man nach einer so kränken- den Bestrafung noch Mitglied des Hauses bleibt; ich meines- theils würde sofort ausscheiden.“/ (Lauter Beifall von der Oppo- sition.) Herr Wynn klagte über die Schmach, die dem Hause durch diejenigen Mitglieder des Hauses zugefügt worden, welche sich mit den Aeußerungen O'’Connell's einverstanden erklärt und diese ihre Erklärung hâtten zu Protokoll bringen lassen. „Hof, fen diese Parteimänner“/, sagte er, „das Haus werde sich da- durch bewegen lassen, das Vergehen des Hauptschuldigen unge- straft hingehen zu lassen, weil sich Individuen gefunden, die so wenig Scham besißen, daß sie sih zu den Beschuldigungen be- kennen, die dem Hause schon in einem Falle solches Aergerniß ge: geben, oder weil indem Tumult des gestrigen Abends der häufige Ruf zur Ordnung nicht nur mit Gleichgültigkeit aufgenommen wurde, während diese shmächvolle Komödie der Selbstaufopferung iw Schuge des ehrenwerthen und gelehrten Mitgliedes für Dublin vor sich ging, sondern weil sogar die Minister, sonst die eifer-

süchtigen Wächter der Ordnung, ín das laute Gelächter und in die übrigen Zeichen der Aufmunterung einstimmten? (Der Kanz- ler der Schaßkammer und Lord J. Russe s{üttelten den Kopf.) Sie mögen es immerhin leugnen, es is deunoch wahr. Glau- ben sie, daß dies Alles das Haus bewegen wird, den ihm ge- botenen Schimpf zu vergessen und den Delinquenten ohne eine seinem Vergehen angemessene Strafe entkommen zu lassen ?““ (Hört, hört!) Lord Castlereagh, der ebenfalls zu Gunsten des Maidstoneschen Antrages stimmte, gab zugleich die Versiche- rung, daß er keinesweges zu denen gehöre, die den katholischen Mitgliedern dieses Hauses Eidbrüchigkeit vorwürfen , weil dieselben ihren Eid nah ihren Ansichten geleistet hätten. (Großer eifall.) Er halte vielmehr ihre Redlichkeit und Ehre für eben so unbescholten wie die seinige. Daß jedoch diese Beschuldigung von irgend einer Seite her gegen sie erhoben worden, rechtfertige die Worte des Herrn O'‘Connell nicht. Sir F. Pollock, der unter dem lauten Ruf: „„Zur Abstimmung!“ das Wort nahm und sich eine Zeit lang nicht vernehmlihh machen konnte, wandte sih gegen die Mini- ster und sagte: „Der edle Lord hat unserer Seite gestern \hmußtiges Benehmen vorgeworfen. Js aber das Benehmen des Ministeriums in dieser Sache nicht roch zehnmal {mußi- ger? Zeugt es von Achtung gegen das Haus? Wollte das Haus egen die {were Beschuldigung des Meineids, die gegen einen heil seiner Mitglieder gerichtet worden, gleichgültig seyn, so wäre seine Näblichkeit ganz vernichtet, und es würde kein an- ständiger Mann mehr in dieser Dersgtguline sien mögen. (Beifall.) Jch glaube, es hat seiner eigenen Würde und Groß- muth dadurch am besten gedient, daß es das mildeste Verfah- ren gegen das ehrenwerthe und gelehrte Mitglied von Dublin eingeschlagen hat, welches nur möglih ist, und wenn dies keinen Eindruck auf jenes Mitglied macht, so würde auch keine Einkerkerung auf dasselbe einen Eindruck machen.‘“/ (Hört!) Nachdem hierauf das besagte Amendement (wie gestern gemel- det) mit 249 gegen 225 Stimmen verworfen worden wart, er- hob sich Herr Grattan und {lug ein zweites Amendement vor, welches in Ee Zusas zu der Motion Lord Maid- stone's bestand: „Obgleich die ehrenwerthen Mitglieder für die Stadt und Grafschaft Cork, für die Oerter Sligo, Liskeard und Falkirk sich zu denselben Gesinnungen bekennen, wie das ehrenwerthe und gelehrte Minttes für Dublin, und obgleich das Haus es zugelassen hat, daß eine veröffentlichte Rede des Bischofs von Exeter, worin derselbe die katholischen Mitglieder des Hauses der Nichtachtung ihres Eides und der Verrätherei und des Meineides beschuldigt, ohne Rüge und selbst ohne das- von Notiz zu nehmen, übergangen worden ist.“ „Jch hoffe‘, bemerkte Herr Grattan, „die ehrenwerthen Mit- glieder gegenüber werden gegen dies Amendement nichts einzuwenden haben; wird es verworfen, so macht sich das Haus vollkommen lächerlih. Die Klugheit des gan- zen trsaurene in dem gegenwärtigen Falle erscheint mir überhaupt sehr zweifelhaft, und ich will dem Hause zeigen, in welche Schwierigkeiten es dadur gerathen kann. Angenom- men, der edle Lord gegenüber forderte den Sprecher auf, das ehrenwerthe und gelehrte Mitglied für Dublin vorzuladen, auf seinem Plate zu erscheinen, um einen Verweis hinzunehmen, angenommen nun, Herr O'Connell weigerte sich, jener Vorlas- dung zu gehorchen und beharrte auch dann noch auf seiner Wei- gerung, nahdem der Sprecher einen Verhafts-Befehl gegen ihn erlassen, so daß es ndôthig wäre, Gewalt zu gebrauchen, dann möchte das Volk leicht die Partei des Herrn O'Connell ergrei- fen. (Lautes Gelächter von der Opposition.) Hat nicht auch das Volk sich fr Sir F. Burdett erklärt, als derselbe unter den Bann des Hauses gestellt wurde und nah dem Tower ab- geführt werden sollte? (Hört, hört!) Was im Jahre 1811 geschah, kann auch im Jahre 1838 geschehen. (Bekanntlich ist diese Schwies- rigkeit, vor welcher Herr Grattan hier warnt, nicht eingetreten.) Es ist nicht ein Krieg gegen O'Connell, den die ehrenwerthen Herren gegenüber unternehmen, sondern es ist ein Krieg gegen das ganze Jrländische Volk, und das ganze gegenwärtige Verfahren derselben entspringt aus der Verbindung, in der sie mit der Spottiswoodeschen Rotte und den 2000 alten Weibern und 1500 Me derselben stehen.“/ (Hört, hört! und Gelächter.) Der edner erklärte {hließlich, daß er auf Abstimmung über sein Amendement dringen werde, weil, wenn dasselbe durchginge, Niemand für den Haupt- Antrag würde stimmen können. Als dieses Amendement von einem Mitgliede unterstüßt worden, stand Herr Roche, Mitglied für Cork, auf und erklärte, wie es schon am Abend vorher einige Mitglieder gethan, daß er die Aeußerung O'’Connell's auch zu der seinigen mache und, da man Herrn O’Connell vorgeworfen, daß er den von ihm Be- leidigten keine persönlihe Genugthuung geben wolle, statt seines ehrenwerthen und gelehrten Freundes bereit sey, einem Jeden, der Satisfaction verlange, zu Diensten zu stehen. Dies veran- laßte lauten Ruf zur Ordnung, und man forderte den Spre- cher auf, sich ins Mittel zu legen. Dieser erklärte nun, das Verfahren des Herrn Roche und pern en Mitglieder, die gestern ihre Zustimmung zu O'Connell's élifetuñs atten zu Pro- tokoll bringen lassen, für ganz neu und regelwidrig; bisher sey eine solhe Protokollirung nur geschehen, wenn ein Mitglied die Aeußerungen eines Anderen in entgegengeseßtem Siune ange- sehen, als dieser Andere; hier aber habe man gerade das Um- gekehrte: die Protokollirung der Worte eines itgliedes, wel- ches mit der Aeußerung eines Anderen in der Hauptsache übers einstimme; auf diese Weise könnte ein jedes Mitglied der Reihe nah und aus freien Stücken sich erheben, um sich dessen \chul- dig zu machen, was von dem Hause für ein schweres Vergehen erklärt worden; wolle indeß ein Mitglied durchaus darauf be- stehen, so habe er (der Sprecher) nicht die Macht, es daran zu verhindern, und es sey Sache des Hauses, nach seinem Gut- dünken mit einem solchen Mitgliede zu verfahren. Lord- J. Ru s- sell gab Herrn Roche auch zu bedenken, daß es von Mangel

an Achtung gegen das Haus zeugèn würde, wenn derfelbe seiner Absicht eharren wollte. Herr Roche lies fich jedoch

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