1838 / 162 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

breitete Gerücht, Dom Miguel sey in Portugal gelandet und habe sich mit Remechido vereinigt, bewirkte cin Fallen der Por-

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tugiesishen Papiere von 25!/, auf 24!/,. Großbritanien und Jrland.

London, 6. Juni. Der Fürst und die Fürstin von Lei- ningen werden morgen hier erwartet, um den Krönungs-Feier- lihkeiten beizuwohnen.

Die Wittwe des berühmten Reisenden Belzoni hat von der Königin eine Summe von 900 Pfund als Unterstüßung erhalten.

) Der Deyzog, von Cambridge hat das Patronat über das hiesige júdische Waisenhaus angenommen.

Unter den hier umlaufenden Gerüchten über eine Modifi- cation des Kabinets befindet sich auch eines, wonach nur einige Pläße unter den Ministern gewechselt werden, aber keine Kon- servativen in das Ministerium eintreten würden. Lord Glenelg

sollte nämlich, diesem Gerücht zufolge, ganz ausscheiden und |

Herr Spring Rice an seiner Statt Minister der Kolonieen werden, Lord J. Nussell den Posten des Kanzlers der Schakz- fammer und Lord Mulgrave das Ministerium des Jnnern er- halten. Lord Conyngham würde dann, an Stelle des Lebteren, Lord - Lieutenant von Jrland und der Herzog von Devonshire, an dessen Stelle, Ober - Kammerherr werden. Es ist indeß ge- stern hon bemerkt worden, daß man die Entfernung des Gra- fen Mulgrave aus Jrland fär sehr unwahrscheinlich hält.

Der Globe sagt: „Sowohl in Holland als anderwärts gewinnt der Glaube, daß die Differenzen mit Belgien binnen kurzem erledigt seyn werden, immer mehr Grund. Die Hollän- dischen Papiere bleiben fortwährend im Steigen, und viele fleine Kapitalisten sind sehr geneigt, ihr Geld in diesen Fonds anzulegen.““ ]

Der Französische Minister der auswärtigen Angelegenheiten hat dem Englischen Gesandten in Paris eine Note überreicht, worin er denselben von der durch das Französische Geschwader am 16. April begonnenen Blokirung der Mexikanischen Häfen benachrichtigt Und dabei bemerkt: „Indem ich Jhnen diese Maßregeln anzeige, Mylord, beeile ich mich, hinzuzufügen, daß die von der Regierung des Königs zur Ausführung derselben ertheilten Befehle so gehalten sind, daß sie die Ausübung eines Sem Rechts und die gebührende Rúcksicht auf die Un- abhängigkeit neutraler Flaggen, so wie den aufrihtigen Wunsch, der Schifffahrt neutraler Fahrzeuge so wenig Ungelegenheiten ais möglich zu verursachen, mit einander vereinigen. Davdn wird die Regierung Jhrer Großbritanischen Majestät einen be- sonderen Beweis in der Maßregel finden, welche Britische Pa- kfetbôte, die zur Beförderung der Korrespondenz verwendet wer- den, von den Wirkungen der Blokade ausschließt. Diese Aus- nahme schien uns indirekt aus dem liberalen Grundsalz hervor- zugehen, der dur den 13ten Artikel der Post-Convention vom is. Juni 1833 sanctionirt ist, und wonach die Post-Verbindun- gen zwischen den beiden Lände:n selbst im Falle eines Krieges fortdauern follen.‘‘

Jn Briefen aus Veracruz vom 13. April wird von neuem versichert, daß die Mexikanische Regierung fest entschlos- sen sey, die Forderungen der Französischen nicht zu bewilligen. Santana soll der Regierung seine Dienste angeboten haben, und die Garnison des Kastells San Juan de Ulloa foll bis auf 10:0 Mann verstärkt und auf sechs Monate verproviantirt worden seyn.

Vor der Kriegserklärung zwischen der Argentinischen Re- publik und Bolivien war der General O’Brien von dem Ge- neral Santa - Cruz an den Präsidenten der Argentinischen Re- publik, General Rosas, abgesandt worden, um demselben Aus- gleichungsvorschläge zu machen; der Krieg begann aber schon, während Herr O'Brien sih nah Buenos - Ayres begab. Bei seiner Ankunft daselbst ließ ihn Rosas ins Gefängniß werfen, und ses Monate lang wurde weder ein Fenster noch eine Thür des Gemachs geöfsnet, in welchem O'Brien eingekerkert war. Der Gefangene erhielt seine Nahrung durch eine Oeff- nung von oben. Endlich gab Rosas ihn frei, jedoch unter der Bedingung, daß er sih unmittelbar nah Europa einschiffen sollte, Die Englischen Blätter fordern nun die hiesige Regie- rung auf, da O’'Brien ein Englischer Unterthan is, für die unwürdige Behandlung desselben Genugthuung zu verlangen. Es könnte daher möglicher Weise geschehen, daß der Präsident von Buenos - Ayres zugleich mit England und Frankceich zu thun befáme. Rosas, gegen den sich so viel Klagen von allen Sei- ¡ea erheben, soll ein ganz ungebildeter Mann seyn, der von der Landwirthschaft plöslich zur Regierung des Staats gelangte.

Nach Berichten vom Cap bis A 7. April waren am großen Flusse 3 400 Männer, Weiber und Kinder von den Kaffern, unter dem Häuptling Dingan, getödtet worden.

Belgien.

Brússel, 6. Juni. Der Fürst von Ligne wird auf seiner Mission zur Krönung der Königin von England von dem Bag- ron von Hoogvorst, dem Grafen von Dandelot und dem Gra- fen von Aerschot begleitet seyn. j

-—— Nachstehenden Artikel des „Eclaireur de Namur““ theilt die Kölnische Zeitung als ein Stylpröbchen Belgischer re- volutionairer Blätter mit: „Wir vernehmen aus sehr guter Quelle, daß das Comité von Arlon nux ein Wort zu sprechen haben würde, um 2090 Polnische Degen zu vereinigeu, die be- reit scyn würden, sich durch Preußen den Weg nach ihrem he- roischen Vaterlande zu bahnen. Der neuerliche Aufruhr des Volks von Koblenz und die wohlbekannten Gesinnungen jenes von Aachen gestatten nicht, auch nur auf einen Augenblick den wunderbaren Erfolg eines so ritterlichen und patriotischen Kreuz- zuges in Zweifel zu ziehen.“

Det Glän d.

Hannover, 9. Juni. Jhre Majestät die Königin ist gestern Nachmittag von Derlin hier wieder eingetroffen. : In den Si6zungen der zweiten Kammer vom 19. bis 25. Mai wurde der Geselz-Entwurf úber das gerichtliche Verfahren in Kriminalsachen berathen. Der die Kriminal-Untersuchungen gegen Staatsdiener betressende Paragraph veranlaßte einige Erörterungen. Mehrere Mitglieder glaubten befürchten zu müssen, daß aus der jeßigen Fassung desselben die Nothwen- digkeit einer regiminellen Genehmigung zur Einleitung der Un- tersuchung gefolgert werden könne. Es wurde deshalb folgende Fassung des fraglichen Paragraphen beantragt: „Von jeder wider einen Staatsdiener eingeleiteten Untersuchung und ver- hängten Suspension muß der betreffenden Verwaltungs-Behörde ungesäumt Nachricht gegeben werden. Einer Genehmigung der leßteren zur Einleitung des Verfahrens bedarf es jedoch nicht.“ Dieser Üntrag, durch welchen eine Bestimmung des Kriminal- Foder, nach welcher Dienastvergehen nur auf Veranlassung der

vorgesesen Dienst Behdrde untersucht werden sollen, abgeändert

UIU | wird, wurde von der Kammer mit großer Majorität ange-

nommen. | Weimar, 9. Juni. Se. Königl. Hoheit der Großherzog | ist am Nachmittag des Sten d. M. von Berlin zurückgekehrt, | nahdem am Abend zuvor Jhre Kaiserl. Hoheit die Frau Groß- herzogin wieder hier eingetroffen war.

Speyer, 7. Juni. Gestern Abend wurde unsere ganze Stadt durch die Nachricht überrascht, Se. Majestät der König seyen eben (nach sieben Uhr) hier eingetroffen, nahdem Höchst- dieselben, von Aschaffenburg kommend, bei Oppenheim den Rhein | passirt und von Oggersheim aus sih auf eine Stunde nach der | Rhein - Schanze begeben hatten. Alsbald war das Post: und | Gasthaus zum Wittelébacher Hofe, in welhem Se. Majestät | abgestiegen waren, von einer jubelnden Mengo umgeben. Auch | fand um 10 Uhr ein Fackelzug statt. Se. Majestät sind heute

um halb acht Uhr nah Germersheim gereist, um die dortigen Hdchstdieselben

| Festungs - Bauten in Augenschein zu nehmen. trafen Nachmittag wieder hier ein. Um 3 Uhr fand die Vor- | stellung sämmtlicher Beamten statt. Auf diesen Abend is ein | Ball (im Harmonie-Saale) veranstaltet. Morgen früh werden | sodann Se. Majestät die Rüreise nach Aschaffenburg antreten.

| Italten

| Neapel, 29. Mai. Die Englische Flotte unter Admiral | Stopford is gestern im Golf von Bajä und auf der hiesigen | Rhede angekommen. Die Flotte, die an 3500 Seeleute zählt, | scheint hier lange ckstationiren zu wollen, da der Admiral auch | seine Familie mitgebracht hat. Ueber den Zweck der Anwesen- | heit dieser Flotte is hier nichts Näheres bekannt.

Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann von Sachsen ist | gestern von hier nah Palermo abgereist.

| S panien.

Madrid, 25. Mai. (Allg. Ztg.) Indem man den ei- gentlichen Ursachen nachforscht, in deren Folge die pldbliche Dewegung eines Theils der Baskischen Karlisten zu Gunsten des Friedens und ihrer Fueros ausgebrochen if, erinnert man sich, daß im November 1836 der bekannte, als Demagoge ver- schrieene Don Lorenzo Calvo de Rozas den Cortes einen ge- heimen Plan vorlegte, durch dessen Ausführung die Beendi- gung des Bürgerkrieges unmittelbar herbeigeführt werden sollte. Da Herr Calvo de Rozas gerade jeßt, wo jene Be- gebenheiten im Norden die allgemeine Aufmerkfamkeit vorzüglich beschäftigen, die Einleitung zu seinem Plane bekannt gemacht hat, so beeile ih mich, Jhnen das Wesentlichste daraus mitzutheilen. Im Juli 1834 beauftragte Herr Martinez de la Rosa eine ge- schite, der Baskischen Sprache kundige Person, sich in die insur- girten Provinzen zu begeben, den Charakter des Krieges und dice Mittel, ihn zu beendigen, zu studiren. Außer einem entsprechen- den Königlichen Befehl ertheilte er ißm auch mündliche Vorschrif- ten. Der Beauftragte, vertrauter Freund Calvo's, theilte die-

sem den Zweck seiner Reise, und später auch die mündlichen Vor- schriften mit. Bald nach seiner Ankunft in den Provinzen wußte er von angesehenen Personen und Männern, die auf die Armee des Don Carlos Einfluß hatten, das Versprechen zu erwirken, diesen gefangen auszuliefern. Er meldete dies an Martinez de la Rosa, welcher ihm antwortete, er werde ihm angeben, was er zu thun habe. Dies unterblieb jedoch, und als Toreno Minister- Präsident wurde, meldete ihm der Beaustragte, er sey mit den einflußreichen Personen übereingekommen: 1) die im Aufstand be- griffenen Truppen sollten Don Carlos verlassen, sich nah Hause

| begeben und die Waffen in Frankreich oder in dem Lande selbst

niederlegen; 2) die dies bewirkenden Personen sollten, da sie sich vor der Hand in Spanien nicht für gesichert hielten, sich nach Frankreich zurücziehen, jedoch vorausgeseßt, daß man ihnen nach erfolgter Entwaffnung vermittelst der Hinterlegung bei einem,

das Vertrauen der Regierung Jsabellens 11. genießenden Hause

| eine Pension sicher stellte, die fr die am meisten Begünstigteu

eine jáhrliche Summe von 30,000 Realen nicht úberschritte. Den übrigen Bewohnern des Landes sollte die Aufrechthaltung ihrer Fueros, und einigen eine kleine Entschädigung für die durch die Truppen der Königin ihnen zugefügten Verluste ga- rantirt werden. Hierzu war damals (18535) die Hinterlegung von 6 bis § Mill. Realen erforderlich; allein Toreno erklärte dem Beauftragten, er könne nicht über eine solhe Summe verfügen. Le6terer kam nach Madrid, als Mendizabal Minister- Prásident wurde, und suchte diesen, wiewohl mehrere Monate lang vergeblih , zu sprehen. Endlich theilte er ihm schriftlich den Stand der Sache mit, und Mendiza- bal seßte einen aus jenen Provinzen gebürtigen Diplo- maten von dem Plan in Kenntniß, um seit!e dortigen Verwandten zu befragen, was an der Sache sey. Diese unterrichteten sich, aber die in den Plan Eingeweihten erklärten ihnen, daß sie nur mit dem Beauftragten selbst, uno mit keiner dritten Person ver- handeln würden. Darauf ließ Mendizabal zwei Proclamationen drucken, in denen die Soldaten des Don Carlos aufgefordert wur- den, sich in Bayonne einzustellen, um dagegen täglich 4 oder 6 Realen zu erhalten. Da man in der einen die Aufrechthaltung der Fueros versprach, und in der andern dies wegfiel, so hielt inan beide für untergeschoben, und die angeknüpfte Unterhandlung hatte damit ein Ende. Calvo de Rozas aber erklärte \páterhin dem Unterhändler, er werde suchen, die Königin, welche ver- muthlih von dem ganzen Plane nichts wisse, von demselben in Kenntniß zu seven. Er wandte sich deéëhalb an eine Person, die er nicht nennt, und. welche die Königin davon benachrichtigen sollte. Diese Person hatte mit Calvo, dem Unterhändler, und noch zwei Anderen, im Palaste drei Zu- sammenkünfte, in denen man übereinkam, der Königin, welche nichts wußte, Alles zu entdecken, und falls sie ihre Zustimmung gäbe, von ihr einen eigenhändigen Befehl, der dem Beauftragten zur Beglaubigung dienen sollte, und die Summe von 6 bis 8 Mill. Real. in Pariser Banknoten zu ver- langen, welche bei einem von der Königin zu bestimmenden Banquier hiuterlegt werden sollten, um nur über den erforder- lichen Theil desselben, und zwar erst nah Auflösung der Kar- listisi;en Armee, verfügen zu könneu. Die Königin ergriff mit Freuden den Plan, und erklärte, daß, wenn sich in ihrem Schalze nicht hinreichendes Geld vorfände, sie Kostbarkeiten zum Be- laufe jener oder einer größern Summe veräußern werde. Gleich darauf aber rief Mendizabal den Beauftragten zu sich, und be- fahl ihm, augenbli@lich Madrid zu verlassen.

Madrid, 30. Mai. Der neue Französische Botschafter am hiesigen Hofe, Herzog von Fezensac, überreichte vorge|tern der Königin sein Beglaubigungsschreiben. Die Rede, welche er bei dieser Gelegenheit an die Königin zu richten beabsich- tigte, hatte er zuvor dem Grafen von Ofalia mitgetheilt. Er tadelt darin das Benehmen der früheren Minister, lobt dage- gen den jeßigen Zustand der Dinge und wünscht der Königin Glück zu dem Erfolg ihrer Wassen und zur Wiederherstellung

| nehme. Des Quadrupel - Traktats wurde in der Rede

der Disciplin in der Armee; er spricht sodaun die Ho

aus , daß es der Weisheit und Mäßigung der Regi ergoffnung rer Majestät gelingen werde, den Thron der jungen #2, zu befestigen und shliezt mit der Versicherung, daß der der Franzosen das. größte Interesse an dem Schicksal

dnigi, : öni ie Königi e “ver a T dacht. Die Königin dankte dem Botsci;xster für die henen Giücfwünsche und saate, daß sie nie daran geaets habe, daß ihr Oheim und Verbündeter an dem Wohi git niens und ihrer geliebten Tochter lebhaften Antheil nehm In der vorgestrigen Sißung der Deputirten-Kammer v4, die Diskussion des Zehnten - Gesehes. Die Herren Lujgg Huelves sind die Einzigen, welche die gärzliche Abschaffy, Und Zehnten verlangen ; dagegen glaubt man, daß etwa 7y F tirte für die Beibehaltung des ganzen Zehnten stimmen pi Der Generai Latre hat gestern seine Functionen als @,. Minister wieder übernommen. (Die früher mitgetheilt; y 2 richt, daß er seine Entlassung genommen, ist daßer ungegrüng!

Spanische Gränze. Man schreibt aus Bayonne „„ 3. Juni: „„Am 29. Mai hat Don Carlos mit seinen j, stern und der Junta Estella verlassen. Gleich nach seine, 7 reise wurden der General- Auditeur Barricarti, der Fig 5“ riategui und der Bischof von Leon verhaftet (\. das deri Blatt der St. Z.). Zwei Stunden später wurde der Erst de schossen und man glaubt, daß der Fiscal und der Bischof y,;: selbe Schicksal haben werden. Am 30. Mai kam Don ul in Tolosa an, passirte am 1. Juni die Linien von Andoain musterte seine Truppen. Wie es heißt, hat er das gegen h Generale Zariategui und Elio ausgesprochene TodeEurthei! n stätigt. Der General Maroto, welcher sich in Bordecx au hielt, hat die Wachsamfeit der Polizei getäuscht und if y 31. Mai in Tolosa angekommen, wo er, an der Stelle va Guergué, das Kommando übernehmen wird.“ Die Qu dienne bemerkt in Bezug auf den obigen Bericht über Bischof von Leon und die beiden andern Personen, daß d Publikum in der That sehr leihtgläubig seyn müsse, un hz gleichen Dinge für wahr zu halten.

Portugal.

Lissabon, 19, Mai. (Allg. Ztg.) Gestern kamen nj einemmale die sonderbarsten Sagen in der Stadt in Ums Man erzählte sih an der Börse, daß eine Miguelistische Vy, s{chwörung entdeft worden, an deren Spige die Infantin Jl bel Maria, die gewesene Regentin, stehe; dfiesclbe {ey verhasut worden; auch sey in Folge dieser Verschwörung eine Miguly stische Guerilla schon bis Loures (1!/, Stunden von Lissabon) vorgerückt; einige Regimenter seyen in der Nacht aegen se ausmarschirt. So unwahrscheinlih diesesxalles klang, jo muit doch etwas vorhanden seyn, was die R anldiien zu einem folchen Gerüchte gegeben. Ich erfuhr endlich aus bester Quelle, daß man wirklich eine Miguelistische Forrespondenz von den Umgebungen jener Junfantin gefunden, die, da sie sich seit eini: gen Jahren der strengsten P gewidmet, viele Geif- lihe in ihrer Wohnung hat. An dieser Korrespozudenz ha die Jnfantin selbst Theil gehabt, doc) soll durchaus noch nichts von einer Verschwörung entdeckt seyn; sie betreffe blo den gesunkenen Zustand der Religion, und insofern befürchtet man, daß diese Korrespondenz in Verbindung stehe mit den ge heimen Umtrieben der Priester, die jegzt das Land auszuwie geln suchen, um ihr Reich wieder herzustellen. Die Jnfantin hat bis jest keinen Verdruß von dieser EntdeckŒung gehabt, Sie erhielt nur cine kleine Warnung, mit dem Nath, die in dieser Sache verwickelten Geistlichen, worunter mehrere frühere Mönche, von sich zu entfernen. Was die Guerrilla's be trifst, so ist zu bemerken, daß die Bewohner von Neffra und der Umgegend meistens Miguelistische Gesinnungen haben. Es sollen häufige Zusammenkünfte unter ihnen stattfinden. Da nun der größte Theil von ihnen zuden bewaffneten National-Gardengs hört, die folglich mit den Waffen Unfug treiben könnten, o hat sih der General - Administato? von Lissabon, zu dessen Disinkt Mafsra gehört, mit 100 Mann Jnfanterie und 29 Mann s vallerie dorthin begeben, um jeneu Leuten die Waffen obzunh- men. Ob ein solches Verfahren, da sie sich derselben noch gar nicht zu einem geseßzwidrigen Zwecke bedient haben, rein konsti tutionnell ist, lassen wir dahin gestellt seyn; 11anche der Tages: blätter werden aber wohl nicht unterlassen, über despotisches Verfahren zu schreien.

Lissabon, 31. Mai. Die beginuenden Wahlen nehmen jest die ganze Aufmerksamkeit der politischen Welt in Auspruch Tag und Nacht finden Versammlungen der verschiedenen Par teien skatt, um sich úber die Waÿl - Operationen zu berathen. Man will indeß bemerkt haben, daß die Chartisten uicht mit derjenigen Einigkeit zu Werke gehen, wodurch eine politische Partei allein U gewinnen kann.

Der Civil - Gouverneur von Lissabon ist, auf die von ihn gemachte Anzeige, daß das löte Bataillon der National-Garde feit seiner Organisirung 30,060 Patronen tnit Kugeln und 180 ohne Kugeln erhalten habe, beauftragt worden, den Obersten Jose das Mantas, der jenes Bataillon kommandirt, aufzufo/ dern, Über die Verwendung jener Patronen Rechenschaft abz legen. Der General-Major Graf das Antas ist an die Stell: des Barons von Villar Terpim zum interimistischen Conmandiwk des dritten Militair -Diftrikts ernannt worden. Die Trupp dieser Division haben am 6. Mat mit großem Enthusiasmus die Constitucion von 1838 in Chaves beschworen. Der Gene ral gab bei dieser Gelegenheit ein glänzendes Fest, dem dit Civil- und Mislitair-Behdrden, so wie die angesehenen Familien beiwohnten, selbst Spanische Damen von der Gränze kamen zU diesem glänzenden National - Feste nah Chaves.

In der Stadt Anciaes kam es vor wenigen Tagen z! einem ernstlichen Kampf zwischen den Einwohnern und einen Polizei - Beamten und neun anderen Personen, welche ang Verhaftungen vornehmen wollten. Der Polizei-Beamte un? einer sciner Begleiter wurden verwundet. Die Einwohner A streuten sich endlich, nachdem sie noch dem Dom Migue! Viva gebracht. : «508

Fünf von den kleinen Guerisla - Banden in Algarbieu, M von den Truppen der Königin verfolgt werden, haben den v neu angebotenen Pardon angenommen und wesentlich dazu A gewirkt, einige starke Trupps ihrer früheren Kameraden au den festen Stellungen im Gebirge zu vertreiben.

Moldau und Wallachei.

Eine Mittheilung aus Bucharest in dem Börsenblat! für den Deutshen Buchhandel giebt interessante Ma richten über die Fortschritte, die seit cinem Jahrzeh?? “in Pflege der National - Literatur und der literarische Verkeh!

AUsgespr,

Spanien i

Seite A

i, unter dem Schuße und der Unterstúcung der der Walla B ‘und gemacht haben. Vor jener Zeit gab es nur dortigen sche Zeitung in der National-Sprache, jeßt schon drei. r Pes erscheinen eine periodische Schrift: „.Musenm nalio- Ueber vom Konréktor Aaron herausgegeben, und eine ,¿Mode- n a‘, die beide ansehulihea Absaß haben. Vor 1837 gab

j ZeitUnA t haresi uur eine Buchdruckerei, scitdem aber sind vier

e e ccigiten Gange, zu welchen in kurzem noch eine fünfte in O wird. Aaron schreibt die Geschichte der Wallachei in jn Landeésprache, von welcher bereits der dritte Band erschie- A i. Ein Wallachisches WsZrterbuch, von den Lehrern der f h /

L ul-Ephorie Skt. Sava unter der Leitung des Direktors Marc Su SFY Comisje Ui

¿d des Ritters von Poyenar seit Jahren bearbeitet, ¿# der Vollendung entgegen. Außerdem wird ein Walla- t ir-Französisches ZädrterbUh von dem Professor Vaillant und Gi “Franzdsisch : Wallachisches von dem Professor Malitsch her- ein d hen. Ein sorgfältig bearbeiteter Hof- und Staats-Ka- aug eir 1838 mit geschichtlihßen und statistischen Anmerkun- in Wailachischer und Französischer Sprache gas der Hof- Puchhändler Walbaum heraus, der zugleich einen Volkskalender (eferte von welchem er mehrere 1900 Exemplare zur unentgelt- 2 Vertheilung an die ärmere Bevölkerung des Landes der

ien „A é , e ôttig úbergab. Dieser thätige Mann, der scine Buch-

andlung 1828 gründete und seitdem eine Buchdruckerei und ine lithographische Anstalt mit derselben verband, hat fúr seine \nstrengungen, den Bewohnern des Landes die Mittel zuc Rerhreitung der Aufklärung und Volksbildung zu verschafsen, in von der Regierung bffentlich bekannt gemachtes Belobungs-

N Sqgreiben erhalten.

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Berlin, 12. Juni. Des Königl. General-Lieutenants und ‘General-Gouverneurs von Neu- Vorpommern, Herrn Fürsten Malte zu Putbus Durchlaucht, dessen Abreise nah London be- eits in Nr. 159 dieser Zeitung gemeldet worden, begiebt sich "iber Hamburg nach genannter Residenz, um in der Eigenschaft ‘cines außerordentlichen Botschafters Sr. Majestät des Königs in Allerhdchsidero Namen der bevorstehenden Feier der Kröô-

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nung Jhrer Majestät der Königin von Großbritanien beizu- "wohazen. Jn dem Gefolge Sr. Durchlaucht befinden sich außer ‘dem ihm als Botschafts-Secretair beigegebenen Kainmerherrn |

und Legations-Secretair Grafen Archur von Bernstorff als Ch- "en-Kavaliere der Botschaft : der Legations-Secretair Graf Maxi- milian von Haßfeld, der Kammerherr und Legations-S ecretair Graf Alöert von Pourctales, der Kammerherr von Saldern auf Lepien, der Freiherr von Krassow und der Lieutenant im ersten Garde-Regiment, von Berg. Stralsund, 6. Juni. dem Land-Kasten im Regierungs-Bezirk Stralsund veranstaltete Subscription zu freiwilligen Beiträgen, Behufs eines zu bil- unden Provinzialfonds zur Versorgung derjenigen Armen, welche zwar dem Lande im Ganzen, grundsäblich aber feiner einzelnen Kommune angehören, nicht von dem erwarteten Er- folg gewesen ist, so haben die zum Kommunal-Landtag versam- melten Stände sich veranlaßt gesehen, zur Ausschreibung einer Armen-Steuer überzugehen, um avf diesem Wege dem Bedürf- D niß abzuhelfen und die gemeinschaftliche Last gleichmäßig zu # vertheilen. y Gumbinnen, 7. Juni. Auch wir entbehren der Heil- len nicht. Jun einem freundlichen Garten dicht an der Pro- Mnenade des hiesigen Orts, sprudelt eine solche in cinem dazu eingerichteten Häuschen, die, obgleih chemish noch nicht un- laucht, verzüglih eisenhaltigen Ocker und Schwefeltheile ent- hilt und bei Rheuraatismen und gichtishen Anfällen ihre Vohlthätigkeit schon oft an den Tag gelegt hat. Sie wird hauptsächlich zum Baden benuzt und das Haus hat zu dem Ende mehrere bequem eingerichtete Badezellen. Eine andere Nineralqueile entspringt etwa 2 Meilen von hier in Kl. Szitt- hmen, deren Ruf fich immer mehr verbreitet und welche der Kreis-Physikus Yr, Friese vom Fiskus gekauft hat, nebst dem iôthigen Terrain zur Anlegung eines Badehauses und Ver- sanmlungssaals, wodurch die Anstalt mehr Ausdehnung erhal- ten wird, Obgleich nach der Analyse nicht eben reih an Eijen, Natron und Kohlensäure, is sie doch gegen Gicht, Rheuma- tièmen, Lähmungen , so wie zum Trinken gegen einige andere Krankheiten recht wirksam. Eine dritte Quelle im Dorfe Thu- Men, etwa eine halbe Meile von hier, verlor ihre Kräfte und versiegte, als man ihr 1789, bei dem Bau eines Gesundbrun- Mens, nachgrub. E Die Justiz-Beamien hiesiger Provinz haben eine Unter- stüßkungs - Anjiait bedürftiger Kinder von Beamten dieser Art u Insterburg gestiftet, deren Statuten unterm 12. Januar 0, von des Königs Majestät genehmigt worden sind. Vreslau, 9, Juni. Von den heftigen und verheerenden MGewittern, welche sich seit kurzem ereigneten, wurde das, wel- Mes am 20sen v. M. mehrere Ortschaften des Hirschberger A Thales traf, besonders für BVoigtsdorf verderblich. Es entlud Did nämlich zu beiden Seiten der Berge des Dorfes gerade jur Mittagézcit dur einen Wolkenbruch; der herabströmende Regen schwellte den Dorfbach zu einem Strome an, welcher e Gärten äbershwemmte, fast alle Brücken, Steige, Zäune [obe und gut gebaute Holzshuppen und alles, was sich darin „sond, nit fortriß, Ein Haus ward so unterspúühlt, daß es Ge Einsiurz nahet. Binnen ciner Stunde waren die {hdnen nien it Steinen überführt und der Wassergraben so zerrissenund h gFoßenund kleinen Steinen angefüllt, daß das Wasser gezwungen t, fh an vielen Stellen dur die Gärten einen neuen Lauf "chen. In der evangelischen Kirche stand das Wasser bei- 1 bis zur ersten Altarstufe. Seit 1779 hat Voigtsdorf Vie so Zrope Wassersluth erlitten, und selbst die damalige war V, 0 schlimm. Die Gemeinde dürste {werlich im Stande Du den verheerten Boden ohne fremde Hülfe wieder in guten ilieeto zu seben, da schon vor zwei Jahren das Wasser dem- ug S theilig geworden war. Am nämlichen Tage suchte Ld Rederg ein Wolkenbruch heim, der vielen Schaden dis deburg, 2. Juni. Für den hiesigen Regierungs- Ret Sia gue Landbau - Inspektorstelle errichtet und dem h O R O a T S eUS in Minden ertheilt worden, welcher B habe, x e e M N Sib nehmen wird. Jn Folge des- a Unte Land au A ee Bezirks, deren fünstig acht fung der” eine andere Sintheilung erhalten. Die mit Er- ijrts er diesjährigen Schifffahrt von der Elb - Dauwpsfschiff- ischen ellschaft hierselbst ins Leben gesetzte regelmäßige Fahrt on Pre )ier und Hamburg mit dem Dampsschiff „Kronprinz Partgängs erv erfreut sich eines über alle Erwartung guten tden Mieew ags Schiff, welches jeden Sonntag von hier und 0 Meil ch von Hamburg abgeht, und aufwärts den Weg llen) in 23, abwärts in 16 Stunden zurücklegt, hat

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| stets volle Ladung und abwärts durchschnittlich 50 bis 60 Pas- |

sagiere. Die Geselischaft beeifert sich g Tr das zweite größere Schiff, welches für §00 bis 1000 Ctr. Unterraum und beque- men Plaß fr mehr als 100 Reisende hat, noch im Lauf des Sommers in die Fahrt zu bringen und soll auch mit dem Bau des dritten Dampfschiffs vorgeschritten werden, damit für die Verbindung mit Hamburg in dieser Art keine Unterbrechung zu besorgen i. Die beiden ersten Schiffe sind hier gebaut und nur die Dampf-Maschinen aus Holland Des worden.

Mersebur g, 9. Juni. Die hiesige Königliche Re ierung hat in ihrem Amtsblatte ein Regulativ» vom 20. Mai über das Zlôßen mit Langho!z auf der Saale bekannt gemacht, welches bestimmt, von welcher Größe und Beschaffenheit die Flöße seyn, bei welchem Wassersiand und unter welchen anderen Bedingun- gen sie über die verschiedenen Wehre auf der Saale gehen und daß die Flöße, wenn sie das Wehr satt der Schleuse passiren, E E das angeordnete Schleusengeld zu entrichten

aben.

Halle, 9. Juni. Der hiesige Kuns- Verein hat seine diesjährige Gemälde - Ausstellung am 1sten d. M. eröffnet und der bereits ausgegebene Katalog zählt ohne den Nachtrag mehr als 600 Nummern. Da der Raum des Lokals nicht gestattet, mehr als den dritten Theil dieser Zahl auf einmal aufzustellen, jo wird von Zeit zu Zeit eine Abwechselung damit stattfinden. | Unter den jeßt aufgestellten befinden sich besonders historische | Gemälde von Grothaus, Karing, Mila, Múee, Rosenfelder und Sti!ke, Genrebilder von Heß, Holm, Kaltenmoser und

Da die im vorigen Jahre von |

Pistorius, Landschafts - , Marine- und Architektur - Bildec von ' Ahlborn, van Behr, Blechen, Brandes, Ohemunt, Hasenpflug, | Lasinsky, Onoglio, Schirmer und vielen andern , Fruchtstúke von Schulßz u. 4.

| Koblenz, 4. Juni. Von den 5 hier eingebrachten Jn- | dividuen, welche wegen Verdachts, den Gemeinde-Rechner Licht im Dorfe Wied bei Altstadt in der Nacht vom 30. zum 3k. Ja- nuar d. J. beraubt und tödtlich gemißhandelt zu haben, einge-

zogen, von denen aber zwei bereits im verflossenen Monar wie- |

| der auf freien Fuß gestellt worden waren, hat |ch der Gasft- wirth Imhäuser aus Eicheltou am 2ten d. M. mit seinem | baumwollenen Halstuch im Ärresthause erhenkt.

Straf-Gesebgebung. | So wie dem Staate bei Handhabung der Gerechtigkeit im " Interesse des Einzelnen daran gelegen seyn muß, „daß tein Unschuldiger verurtheilt wird‘, so liegt ihm andererseits im Interesse des allgemeinen Wohls auch die Pflicht ob, dafär zu | sorgen: „daß kein Schuldiger freigesprochen oder mit einer ge- | linderen als der geseßlichen Strafe belegt werde““. Aus diesem Grundfake folgt im Allgemeinen, daß nicht nur dem Angeklagten, sondern auch der Staats-Verwaltung ein Rechtsmittel gegen jedes Straf - Erkenntniß freistehen sollte. Der Deutsche Kriminal-Prozeß gestattet jedoch der Staats- Verwaltung kein solches Rechtsmittel und die Preußische Kri- minal-Ordnung hat hieran nichts geändert. Nur im fiskalischen Untersuchungs - Verfahren hat die All- gemeine Gerichts-Ordnung in gewissen Fällen das Rechtsmittel der L a a für zulässig erflärt. Als in der neuesten Zeit Dezember 1833 g. 4 in Untersuchungssachen wegen Steuer- und gegen Veamte wegen Dienst- Vergehen sowohl dem Ver- urtheilten , als der betheiligten Staats - eder Dienst: Behörde das außerordentliche Rechtsmittel der Nichtigkeits - Beschwerde bewilligt worden war, konnte der in der Praxis oft hervorge- tretene Uebelstand nicht unbeachtet bleiben, daß in den gegen Beamte wegen gemeiner oder Dienst - Vergehen eingeleiteten Kriminal - Untersuchungen der vorgeseßten Behörde kein Mittel gegeben war, unrichtige Gesez-Erklärungen, Ansichten 2c., welche in den Erkenntnissen erster Jnstanz aufgesiellt worden, zu rú- n ae durch ein Erkenntniß der höheren Instanz beseitigen zu lassen. Man gelangte zu der Ueberzeugung, daß das bei fiskali- schen Untersuchungen der vorgeseßten Behdrde verstattete Rechts- mittel der Aggravation auch bei Kriminal- Untersuchungen gegen Beamte gestattet werden müsse, da kein innerer Grund voríag, in dieser Beziehung zwischen den Kriminal- und fiska- lischen Untersuchungen einen Unterschied eintreten zu lassen. Auf den Antrag der Justiz-Minister und nah eingeholtem Gutachten einer Staatsraths-Kommisston haben daher des Kö- nigs Majestät mittels Allerhöchster Kabinets - Ordre vom 25. März 1834 (Gesc6-Sammlung fúr 1834 S. 63) festgesest: daß auch in den wider Civil -Beamte, es sey wegen Dienst- Vergehen oder wegen gemeiner Verbrechen eingeleiteten Kri- minal-Untersuhungen dem Departements-Chef des Beamten, sowohl! im Falle der Freisprehung, als wegen zu gelinde er- scheinender Bestrafung das in fiskalischen Untersuchungen zu- lässige Rechtsmittel gestattet und das in der Prozeß-Ordnung Tit. 35. §9. 98 99 100 vorgeschriebene Verfahren mit einigen in beiden Formen der Untersuchung zu beobachtenden Mo- dificationen in Anwendung gebracht werden solle.

| Zu diesen Modificationen gehdrte insbesondere auch folgende

| Bestimmung des s§. 1: ¡Das Rechtsmittel muß binnen drei Monaten nah Erdff- nung des Erkenntnisses angemeldet werden, widrigenfalls die Rechtskraft eintritt“,

welche bei einigen Gerichten zu der Meinung Veranlassung gab, wie es nur erforderlich sey, daß das Rechtsmittel innerhalb der geseßlichen Frist von drei Monaten eingelegt werde, dann aber zur näheren Ausführung und Begründung der Aggravation eine anderweitige Frist in Antrag ge- bracht und gestattet werden könne.

Diese Meinung kounte nicht für die richtige erachtet werden.

Im §. 98 Thl. 1. Tit. 35 der Allgemeinen Gerichts - Ord- nung ist nämlich für fiskalische Untersuchungen festgeseßt, daß die Behdrde, welche von dem Aggravations - Rechtsmittel Ge- brauch machen will und kann, dasselbe binnen vier Wochen von der Publication des Erkenntnisses angerechnet, dur ch Ein- reichen der scchriftlihen Ausführung einzulegen habe, welche sodann dem Denunciaten zur schriftlichen, binnen prä- klusivischer Frist einzureichenden Beantwortung mitzutheilen,

und daß nach Ablauf dieser Frist mit Vorlegung der Akten zum Spruche zu verfahren sey.

Nach dieser Geseßstelle muß also die Anmeldung und Aus- führung des Rechtsmittels innerhalb jenes Zeitraums erfolgen, die Gestattung einer zweiten besonderen Frist zur Ausführung aber ist unzulässig.

Die Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 23. März 1834 hält in ihrem Eingange für beide Formen der Untersuchung die Be- stimmung des §. 9 insoweit ausdrücklich aufrecht, als sie die- selbe nicht abändert.

Der oben wörtlih angeführte §. 1 derselben erstreckt nur | die Anmeldungsfrist von vier Wochen auf drei Monate, keines-

in der Verordnung vom 14. | k 1 ) | \dhnt werden. Oft hat man bei diesen Anlässen Preußens etr-

iveges aber modifizirc ér, oder eine andere Stelle des Gesetzes den §. 98 in der Bezichung, als solcher bestimmt, daß mit der Anmeldung des Rechtsmittels auch die Ausführung binnen der geseßlichen Anmeldungéfrist verbunden werden müsse. Diese leßtere Bestimmung is daher durch die Allerhöchste Kabinets- Ordre vom 25. März 1834 für beide Formen der Untersuchung

Fe:

ach der ebengedachten Kabinets-Ordre sollte nur die Frist überhaupt verlängert, nicht aber sollen diejenigen Handlungen verändert werden, welche innerhalb des Laufes derselben vorzu- nehmen sind. Die Frist sollte verlängert werden, weil sie zu furz war. Zur bloßen Anmeldung des Rechtsmittels mit der Befugniß der Behörde, nach Ablauf der Frist das Rechts- mittel auszuführen, oder demselben wieder zu entsagen, war ein Zeitraum von vier Wochen lang genug, wohl aber konnte sie öfter zu furz seyn, um innerhalb derselben auch die Ausführung zu bewirken, und gerade zum Zwecke dieser wurde sie erstreckt, so daß außer den festgeseßten drei Monaten eine besondere Frist zur Ausführung des Rechtsmittels um # weniger stattfinden konnte, als auch bei dem Rechtsmittel der Nichtigkeits-Beschwerde nach 9. 11 der Verordnung vom 14. Dezember 1833 die An- meldung und Ausführung desselben binnen der geseßlichen Frist erfolgen muß.

Erwägt man, daß die fiskalishe Behörde, welcher das Rechtsmittel zusteht, {on vor der gerichtlichen Untersuchun und während des Laufs derselben alle zur Sache gehörigen fat: tischen Punkte zu ermitteln, aufzuklären und dem Jnguirenten vorzulegen hat, mithin auch nach erlassenem Urtheile die Män- gel der Untersuchung sofort aufzustellen im Stande seyn muß, die etwa später ermittelten einzelnen faktischen Umstände aber, so wie die Rechtsagusführung sehr wohl binnen der Frist von drei Monaten beibringen kann, so erscheint eine besondere wei- tere Ausführungsfrist für die Behörden eben so unnöthig als sie mir den, dem Angeschuldigten gebührenden Rücksichten uns vereinbar ist.

So wenig nun auch die Auslegung der Allerhöchsten Ka- binets-Ordre hiernach zweifelhaft erscheinen mochte, so war es doch nothwendig, pee eseitigung des verschiedenen Verfahrens der Gerichte eine Allerhôchste Declaration zu erwirken, welche unterm 29. April d. J. erfolat und dur die Geseß-Sammlung bekannt gemacht, auch in Nr. 150 der Staats-Zeitung ihrem Inhalt nach bereits mitgetheilt worden ist.

Berichtigung. Jm gestrigen Blatte der St. Ztg., S. 668, Sp. 2, Z. 9, statt: „Waare““, lies: Wolle.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Ueber dite lebten Franzdósishen Kammer- Verhandò- lungen in Betreff des Unterrichtswesens.

Das Unterrichtswesen ist wieder in der Französischen Kam- mer zur Sprache gekommen. Verschiedene Ansichten sind ver- nommen worden, aber ein weiterer Erfolg wird wohl nicht dar- aus A rpoeg Den. Alle die einzelnen Momente, die sih be- kämpsen, mögen jedoch leicht zu einer friedlichen Einheit ver-

wähnt, warum ist man nicht auch jeßt darauf gekommen, man würde die gesuchte Idee hier schon verwirklicht gesehen haben.

Jene Versöhnung des Streitigen aber erblickt man hier also. Zunächst ist die Trennung derer, welche nur eine niedere Bildung gewinnen kdnnen, in den Elementarschulen , von den Uebrigen, welche der höheren nachstreben, außer Zweifel. Für jene sind die Gegenstände beschränkter und auch deren Behand- lung ist eine andere.

5 Bei denen, welche eine allgemeine, höhere Bildung suchen, wird sich eine große Verschiedenheit in Betreff ihres späteren Berufslebens geltend machen wollen. Aber. der wird \o begeg- net: Eine allgemeine, rein menschliche Bildung soll ihnen allen werden, die nämlich in die Uebung und Entfaltung aller Geisteskräfte, und in die Einweihung in alle die be- sonderen Kenntnisse, welche die fortgeschrittene Zeit for- dert, zu seßen ist. Hier kommt denn allerdings eine nicht ge- ringe Zahl von Gegenständen zum Vorschein; aber die noth- wendige Ueberwältigung derselben, und dabei die noch wichti- e nregung und Leitung der eigenen Selbstthätigkeit der ligend, und der Spielraum, welcher der Individualität inner- halb des Gebiets der allgemeinen Leistungen gelassen werden muß, werden alle ihr Recst erhalten, wenn 1) die hinlängliche Zeit dem Schulunterrichte zugestanden wird und nicht in Monden gelernt werden soll, wozu Jahre nöthig sind; 2) wenn nicht alle Gegenstände zugleich, sondern viele nach einauder, oder ver- bunden vorgetragen werden, und endlich 3) wenn man das ge- hdrige Maß beobachtet. Nur eing: führt soll die Jugend in die Gegenstände werden. Dabei ist aber nicht Oberflächlichkeit zu fürchten, denn es fommt nur auf die Hauptpunkte und den eigentlichen Kern der Sache überall an, und auf die klare Dar- legung des inneren Zusammenhanges. aller cinzelnen Momente. Das Detail oder die sogenannte Gründlichkeit, die im Massen- haften besteht, sind nur {hädlich: in diesen licgt das multa.

Die Gegenstände, welche dieser allgemeinen Bildung an- gehören , zu bezeichnen, ist hier nicht am Orte; darauf kommt es auch jeßt eben nicht an, ob man uns einen mehr oder we- niger einräumt; im Ganzen wird man leicht einig seyn. Nächst diesen giebt es nun Unterrichtszweige, die einen: oder dem anderen späteren Lebensberufe speziell als Vorbereitung nôthig sind und die also zu jenen allgemeinen hinzutreten; als Beispiel nennen wir das Hebräische. Diese Verschiedenheit ist aber zum Theil nur relativ und konnte anderntheils leiht auch zu einer sehr großen Zahl von Absfonderungen führen. Zwei Haupttheile genügen jedoch: in den Gymnaïen und höheren Bärgerschulen stellen sie sich dar. Jn kleinen Städten, die beide nicht neben einander haben können, wird cine oder die andere Art der Anstalt die Grundlage bilden und durch Neben- stunden und Erlassen einzelner Gegenstände, der benannten An- stalt, zugleich für diejenigen Sorge getragen, welche dem andern Bildungskreise eigentlich zufielen. Mehr als solche Besonde- rungen der allgemeinen Bildungs - Gegenstände gehört nicht in die Schulen überhaupt; dafr sind dann die Specialschulen al- ler Art, die auf Grundlage der allgemeinen Bildung ihr Fach lehren mögen.

Der în jenen Verhandlungen aufgestelte Sat, daß aus den so getadelten Schulen vor 50 Jahren doch alle die Män- ner hervorgegangen, die der Stolz Frankreichs sind, und die Schulen also doch nicht so schlecht scyn könnten, is in verschie- denen Formen und Beziehungen nur zu oft {hon ausgespro- chen worden. Er ist aber eben so unwahr als verderblich. Nach ihm wäre überall jedes Fortschreiten aufgehoben! Er bätte hei- ßen mässen, nach der oft angewandten Fotm: „Ungeachtet

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