1838 / 185 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

A ZA

der fie begrämzenden gemäßigten. Das nördliche Europa unterscheidet ich dann \{hre# von dem südlichen. So im Januar 1803. Häufiger aber bleibt ein Extrem auf die kalte Zone beschränkt. 6) Abweichun- gen von dex mitileren Vertheilung finden in demsclben Sinne oft durh fehr lange Zeiträume hindur statt, so daß cin gan- é Xahr hindurch jeder Monat cine behere oder cine nicdere emperatur zeigt, als ihm nach dem Durchschnitt vieler Jahre zu- fommt. Dadurch erklären sich die großen Abweichungen der thermi- \cheu Mittel einzelner Fahre. 7) Die Kälte verbreitet sich oft von Norden nah Süden, die Wärme von Süden nach Norden, entgegen- geseut der auf die isolirte Frauklinsche Windbeobachtung gegründeten Annahme. 8) Es scheint eine ganz willkürliche Annahme , daß auf cinen srengen Winter cin heißer Sommer, auf cinen milden Winter cin fübler Sommer folgt. 9)- Aus den oft längere Zeit neben cin- ander liegenden, in demselden Siune stattfindenden GBegensägen der Witterung folgt, daß ein in gewissen Gegenden dem Weinbau vor- züglich günstiges Jahr in anderen Gegenden ungünstig ausfallen fann. 10) Aus den disherigeu Untersuchuagen läßt sich auch nicht mit Be- simmtheit nachweisen, daß zu einer bestimmten Jahreszeit in ciner gewisseu Richtung eine Uebereinstimmung oder ein Gegenfay bäufiger eintrete, als zu: einer anderen Jahreszeit. Jm Sommer scheint, wie es aus der Vertheilung des Fefien und Flüssigen und der dann herr- chenden Windesrichtung nothwendig folgt, in der Richtung von Weft nach Oft häufiger cine Uebereinstimmung Satt aden, als im Win- ter. Hierauf wurden die Herren Professor Presl in Prag und Professor Nukberg in Upsala zu Korrespondenten der Akademie erwähit. Der Vrofeffor Eschricht aus Kopenbagen, welcher der Sizung beiwohnte- überreichte der Akademie seine Schrift: Anatomische Ref aMuagen Úber die. Clione hborealis. Kopenhagen 1838. 4to. Vorgelegt wurden die Danksagungs-Sehreiben der Linnean Society, des British Museum und der Royal Society für die Uebersendung der Abhbandlunzen der A'ademie, so wie das Begleitungs- Schreiben der Universität Kasan- zu den eingesandten gelehrten Schriften der Kaiserlichen Universität Wi Kasan. 1837. Heft 3. Lo. in Russisher Sprache. In der igung der philosophisch - historischen Klasse am 7. Mai las Zerr Fdeler über den Thier-Cyclus der Ost-Afiatischen Völker, ciu Frags ment seiner Abhandlung über die Zeitrechnung der Chinesen, welche in der Sammlung der akademischen Schriften erscbeinen wird. err Gerhard überrcichte iuk Namen des Verfassers das Werk: ÁAntichi vasi dipinti della collezione Feoli descritto da Secundiano Campanari. Roma 1837. 8vo. Jn der Gesammt-Sizung der Aka- demic am. 10. Mai las Herr von Humboldt cine zwcite Abband- lung, geognofische und phvsifalishe Beobachtungen über die Vul- kane des Hochlañdes von Juito cnthaltend. -— Ein Danksagungss Schreiben der Geologital Bociety für die Uebersendung der Abz handlungen der Akademie wurde, vorgelegt. Fn der Gesammt- Sizung der Akademie am 17. Mai 1as Herr von Olfers eine historische Untersuhung über den Mord - Anfall auf deu Köbuig Foseph von Portugal am 3. September 1798, für welche haupts gas die biéher ungedruckten Revisions - Akten des Hochverraths- rozesses benugt wurden. Vorgelegt wurde ein Manuskript des Herrn Engel in Reichenbach über die beste Construction cines Erd- Globus mit mehreren Yeicznungen. Jn der Sivung der pbysifas- lisch-mathematishen Klafse am 21. Mai las Herr Lichtenstein über das Gebiß der iltigähnlihen Raub:hiere, vorzüglich in Bezug auf das Afrikanische Stinkthicr. Jn der Gesammt-Sigung der Akademie am 31. Mai las Herr Böckh eine Abhandlung des Herrn. Dr. Leps fîus zu Kom, welche der Verfasser zur Kenniniß der Akademie ge- bracht wünschte: Über die beiden Aegyptischen Kolossal- Statuen der Sammlung Drovctti, die sich gegenwärtig im Königlichen Aegvpti- \chen Museum zu Berlin befiuden. Außerdem leate Herr Böcsh der Akademie die von Herrn Professor Dr. Roß zu Athen eingesandten und ergänzten Rechenschaften der Vorsteher der Attischen Werfte vor. Einaegangeu war das Danksagungs-Schreiben des Herrn Macedo in Lissabon für scine Erwählung zum Korrespondenteu der Afademie.

Vermischte Nachrichten.

Ueber die Philipponen-. : Die dei Gelegenheit der Ostpreußischen Jnspections - Reise. Sr.

. Köuig!. Hoheit des Kronprinzen in Mr. 176 der Staats-Zeitunz- ges

{Geyene Erwähnung ciner Kolonie der Philipponen giebt Béraulas- ung, über deu Ursprung, die religiósen und bürgerlicheu Verhältnisse Ae Religious-Selte folgende weniger befanute Nachrichten mitzu- theilen. :

Fa der Mitte des 17ten Jahrhunderts veranstaltete der Patriarch Niko zu Mosfau eiue Revision der forrumpirten Bibel -Ucbersczung and der Gesang- und Gebetdücher der Russisch-Griechischen Kirche. ©) Eine Veränderung der eigentlichen Glaubenslehre fand m ckcht statt. Dessenungeachtet verursachte die Einführung dieser verbesserten Kir- chenbücher auf der Kirchen : Versammlung zu Moskau im J. 1666 große Unzufciedenheit und gab zu heftigen Bewegungen Veranlassung, in Foige deren ein, (wiewohl unbedeutender) Theil der Rassischen Bevölkerung sich öffentlich gegen die Annahme der verbesserten BÜ- cher und fär die Beibebaltung der alten erfiärte, und sich förmlich vou der herrschenden Russisch - Griechischen Kirche absonderte. Dice Schismatiker nanuten sich Starowersci, d. h. Altgläubige, wurden von den tibrigen Russen aber Rosfolniki (Ketzer) genannt, uud zer- fielen unter sich wieder ia verschiedene Sefien, welche jede nur in so unwesentlichen Punften von einander ‘abwichen, daß mchrere der- selben in der. Kirchengeschichte faum dem Namen nach bekannt siud. Hauptsächlich unterscheidet man unter ibnen. nur die unpopischen

Noskolniken, welche keine Priester haben und die Sakramente und -

andere firchliche Dienste unter si selbsi administriren, auch den Côs libat für ein wesentlihes Erforderniß des Christentbums halten, Ds dic popischen, welche ihre Geistlichen haben und in: Ehestande eben.

Dic hartnäckige Weigerung, sich der herrschenden Russisch s Grie- chischeu Kirche zu unterwerfen, von deren Glaubens-Bekenntniß und mciLen Gebräuczen dech die ihrigen nicht verschieden sind, zog ihucn Verfolgungen zu, vor deuen sich um 1700 cin Rosfolniken- Haufen, dessen Stammort das Kloster Powmer au Wüig, im Gouvernement Olonez in Nußland troar, flüchtete, und unter Anführung des. Phi - lippos Pustoswiät, eines gewöhnlichen Landmannes, der weder Res ligions-:Lchrer noch) Sefkten-Stifter war, sondern uur die Auswaunde- rang leitete, in das Polnische Litthauen, ein Theil derselben aber wiederum von da in das chemalige Neu-Osipreußen zog. Hier wurden fie nah ihrem Führer „„Philipponen““ genaunt, und von hier aus, namentlich aus der Gegend von Scyni, sind die seit mehreren Jah- ren im Seusburger Kreise wohnendeu Ansicdler Ter Sckte herübers

ekommen.

q Richt genug, daß sie dem Glaudens - Bekenntniß der chrisilich- Griechischen rehtgläubigen Kirche (der Confessio orthodoxa von 1642) folgen, fo entspricht auch ihr Tauf-Ritus, ihre Vorstellung von dem künftigen Zustande der Seele, dem jüngsten Gericht und der Dreici- nigfeit Goites,. die Anrufung der Heiligen und die Verchrung der Bilder (die gemalt und nicht geschnivt sind) bei ihnen ganz dem Ri- tus und den Lehren dieser Kirche ; sie haben dieselben gottcsdiensili- chen Gebräuthe bei der Beichie, dem Fasten und dem Gebet, dieselben Feiertage und feine besonde:e Abweichung dei dem Begräbunisse.

°) Berg! Baumgarten's Geschichte der Religions - Parteien. 1766. Phil. Foh. v. Strahlenberg's nördlicher und ösilicher Theil von Eurepa und Asien. Stockholm 1730. Schmidt „die morgenländish - Griechische Kirche‘. Mainz 1827. Stäudlin's firchlie Geographie und Statiñik. Tübingen 1804. Meue Ber- liner Mouats\chrift. 1799. Juni - Heft. Unpartetische Kirchenhistorie. Jeua, 1754, bei Hartung. Theil 111. S. 32 }-

768

Dage zen sind die Eigeathümlichkeiten - durch welche sie sich ven der rechigläubizen Griechischen Kirche untecscheidcu, besonders folgende :

1) Obschon sie, wie diese, cine deppelte Duelle der Elaubens- Lchre annebmen, deren ersle, die Schrift, aus dam neuen Testament und dem Psalier, die zweite, dic Tradition , aus den ven deu Upo- sleln mündlich gegebenen und ron den 7 ersten Konzilien und den heiligen (Kirchen:) Vätern erkläricn und aufgezeichneten Lebren bes stebt, so verwerfen fie do die von Nifon verbesserte oder berichtigte Btbel-Ueberscpung, Gebet- und Gesangbücher niht-uux, indem sie den alten Text beibchalten, sondern si: ertläcen jedes religiöse Buch (nas memlich der Kirchen-Väter), welves sit Nifon s Zeit (1666) erschie: nen oder ausgegeben worden if, für fcyerish und vers. scht.

Welchen Kirchen - Vätern fie klassische Autorität beilegen, febt gicht mit Bestimmißzcit fest. Besonders großes Gewicht hat j/doch bei ibnen, wie bei allen übrigen Rosfolniken, das Werk cines ae: wissen Cyrillus Hycrofolomitani, worin alle ihre cigemhümlichen Re- ligions-Grundsäge entbalten seyn sollen. i

Dieses offenbar untergeschobene Buch, dessen Titclblatt weiter

nicats als den Namen Cyrilus angicbt, bestebt aus Aufjäzea man- djerlci Art von verschicdenen Verfassern, und obgleich einige dersclben dem heiligen Cvrillus, einem Apostel mehreier Slavischen Völfkcr, welcher im Iten YFabrhbundert lebte, beigelegt werden, so sieben doch die darin vorfommenden Anachroniemcn, wo unter fegar Smäoun: aen gegen Luther und Calviu, damit ín dem auffallendsten Widcr- spruch. : Ein anderes bei ibnen in Anschen stehendes Werk in Alt :Slas vonisher Sprache: „Von den Vätern und Märtvrern von Solonie?, ibrer Frömmigf+it uod den heiligen Kirchen-Gescyzen 2c.‘ scheint einc der vieieri Protestationen zu scva, welcve von verschiedencn mit der Nifenschen Verbisserunx unzufricdenen Roskoiniken. Eeselischafteu der Russischen Regierung cingereicht worden find.

2) Die Philipponen erkenuen weder den beiligen Svnod, noch) einen Patriarchen, ncch irgend ein geistlihes Oberhaupt der Kirche an, und halten die P.lesterweiße der Russischen Geistlichkci ür unccht. | Sie dulden daber auch unter sih feine ordinirten Geistlichen, sondern vertrauen die Verwaltung des Goitesdieusies nur ibren Stag: ris (Acltesicn), dic sie auch „Popen‘“ neunen, an. Diescn wäbl1 jede Gemeinde #ch selbst und sucht dazu aus- ibrer Mitte din Aelicsten und Verständigiten aus, welcver zugleich die meisten Relizions- Kennt nisse besigt, unbeschelienen Rufcs 1 und lesea uud schre:ben fann W \senschaftliche Ausbildung wird nicht erfordert, weil uach ibren R:ligions- Grundsäyen das Lesen aller anderen als, der bci ibnen ge- bräuchlichen rligiösen Bücher, verboten ist. Din gewählten Popen lassen sie durch, d n Popen ctner anderen ihrer Gemeinden prüfcn und einfüh:cn. Durch diese Einführung, welche j:doh von der ge- wöhnlichen Pcicsterweihe verschieden if, tiiit der Pope in alle Pil:ch- ten und Rechte scines gzistlichen Amics cin; er wird von ibnen für einen wabren Diener Gottes gebaiten und. mit großer Ebrfurcht bes handelt; er bat feinen geustlihhen Dberen oder Vorz: scyteu, da sämmt: liche Popen in ganz gleichem Rauge sehen und vou einander un- abhängig sind.

3) Bon den sieben Saframenten der Griechischen Kirche ha- ben se das der Salbung, des Abendmahls, der Prieslerwcihe, der Ehe und der leyteu Oelung gar uicht. U,

Die Ehe ist ihnen fcin firchliches, sondern bloß cin bürgerliches IJnfiitut, wobei die Mitwirkung ihrer Geiülichen (‘Popen) ganz weg- fált. Beabsichtigt ein Paar, zur Ehe zu schreiten, so muß es fich zu: nächst die Einwilligung der Aeltern eder, wenn diese nicht mchr am Leben sind, dec nächsten Verwandten verschaffen. Jik dicse erlangt, so wird zur Vollziehung der Ehe, gewöhnlich in der Wohnung der Braut, in Gegenwart der Aeltern oder nächsteu Verwandten, die die Einwil- Lens gegeben haben, und füuf glaubwüidiger Männer als Zeugea, geschritten. j

Nachdem einer dieser Zeugen den Brautleuten die mündliche Er- fláärung abgenommen, daß sie Ach heiraihen wollen, und die Ueliern oder nächsten Verwandten ihre Einwilligun laut erflárt baben, wird vou cinem schreibensfundigen Zeugen cine chyrifiliche Registratur dar- über in Russischer Sprache aufzenommen und von sämmtlichen an- wesenden Personen unterzeichnet. ; i

Durch die Beobachtung dieser Formalitäten if die Ehe vollgül- tig vollzogen, und von diefem Augenblick an haben die Brautleute die gegenseitigen Rechte und Pflichten der Ehegatten. G

Andere Förmlichfeiteu als dic beschriedenen finden bei Schlic- ßung der Ehe nicht statt. Die ciwähnten sind aber unerläßliche Erfordernisse, und fchlt cines derselben, so ift die Ehe als cinc gü!- tig geschlossene nicht anzusehen, doch läßt man die gegen Eiwilligung der Aeltern oder Verwandten eingegangenen Ehen fortbeslehen. Eben so unerläßlihes Erforderniß ist, dap sie nicht in verbotenem Ver- wandtschafts- Grade und nicht mit einer Person fremden Elaubens- Bekenntnisses eingegangen scy. Verboten ist die Ehe in der Bluts- verwandtschaft bis zum 7ten Grade, ferner unter Halb- und Sticf Geschwistern, unter Stief - Aeltern und Sticf - Kindern uud unter S{wäaeru und Schwägerinnen, und von diesen Verboten ist feine Di¿spensation zulässig.

Der Ehcbruch gilt sür ein schweres Verbrechen ; dem Ebemanne gebübrt von seincr Frau unbedingter Gehorsam, cr übt das Züch- tigungs- Recht über sie aus, 1st aber auch vorzüzlih verpflichict, für den Unterhalt seiner Fämilie zu sorgen. E

Nacb cinem bergcbrachten, jedoch nicht gerade im Ri:ligions Ges sey beg: ündeten Gebrauch bekommt die Ehcfrau nicht den Zu -, sons dern den Vornamen ihres Maunes. ; :

Was das Vermögen der Eheleute anlangt, so wi d unter ibnen Alles, was fic besizen, cinbringen und eræerb.n, oder auf sonstige Me als gemecinschaftlich- angeschen, worüber der Maun verfügt.

Eine Ebescheidnng findet gegen den Willen dcs cincn Theils nur aus folgenden drei Gründen statt:

a) wegen Ehebruchs, dessen cin Ebegatte sich schultiz gema ht, b) wegen Nachstellung nach dem Leben, : c) wegen Epilepsic, wovon ein Edegatte b.fallcn wird,

und zwar unter denselben Formalitä-en, wie bei Schl‘eßung der Ehe, nachdem die Klage vor deis:lben Versammlung, von dem dabei zu- gezogenen Orts: Vorsieber oder cincm audern achtbaren und versiau- Ligen Mann desselben Glaudens, auf der Stelle untersucht und dar- über eutschi:den worden ist. Von Strafen ift dabri n t die R de, auch bleibt die Auscinanderseyung wegen d. s Vermögens und der Kinder den geschiedenen Eh leuten selbst überlassen. -

Wenn die beiderseitigen Ebegatten die Trennung wünscen und darüber cinig sind, so kaun eine jede Ehe ohne weitere Grunde ge- trenut werden. und es if dazu nur nëtbig/ daß be'de Ehileute obue Yeugen dem Popen der Gemeinde í\hcen sre1.n Entscluß, das unter ¡bnen bestehende Ebe - Bündniß aufzuh ben, anzeigen, sich bei Unter: werfung unier die Strafe Gottes verrfl-chten, ih nicmals anderweit u verbeiratben, und daß der Pepe diese ibre Eiklirung. zu Proto- oll nimmt und von ibnen unterzeichnen (äßt. Den solchergestalt ge- trennten Eheleuten sicht es aber frei, ihre Ehe wieder hérzuslellen, ohne daß dazu iracnd cine Férmlich?cit, nech weniger «vin jchiifilicher Vertrag erfo1derlich if.

Ein außercebeliher Geschlechts - Umgang fommt nicht bäufig vor. Die Sorge für die Erzichung und Verpfleaung unebe- licher Kinder fällt lediglich der Mutter, und, weru diese unveru.b- geud ist, deren Verwandten zur Las?.

Fn der éffentlichen Mcinung haftet an unebelihen Kindern fein Makel, ein Fraucnzimmer aber , welches außer der Ebe geboren

bat, darf nit gleich anderen unverbcirabcten Frauens: Personen das

Haar in cinem Zopf nach biaten herabhäuzeud tragen, sondern muß dasselbe, in zwei Zöpfen geflochten, vorn auf die Brus b. rabi äugen lasseuz cine alte Gewohnheit, auf die sirenge gehal:ecn wird.

4) Sie erkeanen die in der Griechischen Kirche erlaubte (erste) Prie flee Eve nicht an, vi.lmche sind ihre Popeu zur Ehelosigken verpflichtet. /

5) Sie balten den Eid für unerlaubk. Deshalb if ihnen auchz die Vergünstigung ertheiit, keinen förmlicheu Eid \chwören zu dürf, vielmehr brauchen sie. blos ibre Aussage resp. Bchaupiung vor Ges riht mit der, na ivren R:l'gioas : Grundsägen ñatthafien Betbeue, rungs - Formel „Jey ! Jey!“ zu bfräfiigen, worüber das Nähcre in eincm Érlassc des Justiz - Ministers Mühler vem 28. Yanuar v. J.

(J 1ibrbuicher für die Preußische Geseyaecbung, Rechts - Wi}. nschaj

uud Recyts- Verwaltung Bd. 49. S. 175 179) enthalten int

6) Sie dünfen sich uicht den Bart scheeren, ihre hergebrate F

E r Kleidertracht nicht verändern, und weder Branntwein noch f" Zurüdge: uf zogenhcit von allen anderen Glaubensgeuessen beobachten und dürfen uiht mit ibnen cssen oder trinken, oder gemischte Ehen eingehen, 5

audere starke Gctränfe genicßen, müssen cine strenge

weil sie j.den, der ihre Taufe uicht erhalten hat, für unrein halten, Ferner ist ibnen der Gebrauch ärztlicher Hülfe untersagt, weil s ]ides Leiden für cine von Gott auferlegte Buße balten. Der Krieg

dienst is zwar an sich nach ihren Recligions-Geseyen nicht verboten,

sie verweigern denselben aber, weil er sich mit Beobachtung der ge: dachien Rcligiens-: Vorschriften nicht vercinigen läßt. So unwescnulich auch fast alle diese Punkte sind, so legen sie

dech cinen großeu Wer1h darauf und glauben, daß nur durch stren: E ges F:sih lien daran die Seligkeit zu erlangen und daß alle anderen

| Preußische

É t art ita m Bi a i i A é iun L

llgemeine

Staats-Zeitung.

Berlin, Freitag den (ten Juli

1838.

Cp pri ——————————————————————— T

E B ——— ——

Amtlihe Nachrichten.

Kronik des Tages. Se. Majestät der König haben dem Dechanten und Pfar-

Kirchen : Gesellschaften, selbst die christlich - Griechische, br wit veuf xer Moneke zu Teistungen den Rothen Adler-Orden dritter

dcm wahren und sclig machenden Glauben entfernt seyen.

Eine eigene bürgerliche oder gesell schaftliche Verfassung unterÿ sich (ío wie dics z. V. bei der Herruhuter Gemcinde der Fall 1) E

hat die S-fte der Pbilipponen nicht.

Bei ibrer Aufuahme in die diesseitigen Staaten sind ihnen in

dicser Beziebung keine andere Bewilligungen gemacht wo: den, als

V-erwaltung ihres Kirchen- und Schulwesens, b) B.f ciurg vom Militairdienst für die este Generation.

Der Philipponcn - Kolonieen im Scusburger Kreise des Regit: | | Secl: n. An

rungs: B:j'rks Gumbinnen siad 10, zusammen mit 472 Land siud ibnen 5047 Morgen verlieheu, der Vichstaud deläuft si

auf 138 Pferde und Fülleu, 241 Stück Rindvich ciuschliekl:ch Jung: F Kommu:

vich, 106 unveredel!e Landschafe und 424 Scyweine. Die

nal: Vechälinisse der Phil pponen haben neh nicht vouständi regulict werden können; jedech sinck aus der Mitie dcrse b:n drei Pa: Sie hadcn in Earion0

scnen zu Dorfsc;ulzen crxählt worden. ] | eincu Schullebrer, unter dessen interimislischer Lcitung sie auch ibren êfseutlich:n Gottesdienst in besonders dazu hergesilellien Piivaitäuscin z4 Ecterton o und Ladmpole verrichten, an welchen Orten fie kü: fig cigene Kirchen erbauen wollen. Geburts-, Sterbelisten und Ebe- Register sind bis jt bei ibnen nici t gefübrt werd:n. Kiine

Leiche wird obne Zuziebung des Popen beerdig1z ibm muß daber Die zu Beerdigenden werden. ins

Sarge liegend, in die Kirche getragen, wo der Pope bei densulba F i | | a che getrag mehrere aus Klein: Rußland von Gutsbesißern hingesandte Indi-

jeder Sterbefall augeziliat werden.

Gibete bält.

Bei der Beerdigung wird vor dem Sarge her durch cinen daznß

besonders cingeladenen Greis cin großes bölzernes Christuefreuz ge tragenz vnmittelbar hinter dem Sarge folgt der Pepe mit der Scbul, juaend und dann ohne weitere Orduung die üb:izen L-ichengäjle Wüäbrend des Zuges werden Sterbelieder gesungen, bisweilen aud die Glecken gecläutet. Auf der Grabsüärte n ird der Sarg niederg! lassen, am Fußende das Kreuz aufgestellt und am Kopf.ude von deu nicderknicenden Popen cin Gebet verrichtet und der Sarg so cinze: \enft, daß die Leiche nah Morgen si.ht. Hierauf bdeaiebt ich du Gesellschaft nah dem Sierbehause, wo sie vou den Hinterbliedencu gastlih bewir1bet wird.

Die Begräbnißpläge liegen außerhalb, “jedoch unwcit des Orts

und sind von dem Popen durch heilige Gebete geweibt. Mar

Leichen derjenizen, welche cin verbrecherisches L:bcn g: fäbit, nament? lich die Beichie versäumt haben, werden uicht in ge wcihter Erde, sou"

dern außerhalb der Kirchhöfe beerdigt.

Auswürtige Börsen.

Amsterdam, 29. Juni. Niederl. wirkl. Schuld 5413/16. 5, do. 10113, 4 2532/2. DV/g Span. 2134. Passive 47/g. Ausg. dech. —. Luul 6. Preuss. Präm.-Sch. —. Poln. —. Vesterr. Met. 102?/,.

Antwerpen, 28. Juni. Zinsl. 6. Neue Anl. 21! !/, 6

Hamburg, 2. Juli. Bank-Actien 1442, 1440, Engl. Russ. 1083/g. 3% fti § Neue Aul.

London, 29. Juni.

Cons. 39%, —. Belg. —. Neue Aul. 213/,. Ausg. Sch. 5/4, 21/29/06 Holl. 55/2 59/0 1OL'/g. do. 3% 23'/,, Engl. Russ. 113. Bras, 80. 24!/,. Peru 20. Chili 30.

C

Paxsive

Paris, 28. Juni. 39/0 80. 1d.

50/0 Rente 110, 45. 3% Portug. 23? ¿-

Span. Rente 22" 4. Passive —-

Königliche Schauspiele.

Donnerstag, 5. Juli. Jm Opernhause : Oper in 3 Akten. Musik von Auber.

Freitag, 6. Juli. Im Schauspielhause: Gebrüder Foster

Jahrhundeir in 5 Abth, * gen; im folgenden befand sih der Färst Statthalter mit dem

Wegen Krankheit des Herrn Franz kann das Trauei1 spiel \ Preußischen General Grolman. Jn allen Straßen, durch welche

Charakter - Gemälde aus dem löten nacy cinem Engl.schen Plane, von Pr. C. Tôpfer.

Adelheid" von Burgund, heute noch nicht gegeben werdena.

Sonnabend, 7. Juli. Im Schauspielhause: Der Gefan gene, Lujispiel in 1 Aft, von A. v. Kotzebue. Hierauf: Vol Sieben die Hblichite, Lustspiel in 3 Abth. und einem Vor spiele von L. Angely. (Herr Otto Bethge, vom Königl. Hos theater zu Hannover: Ernst Hellwald, als Gastrolle.)

Königsstädtisches Theater. : Donnerstag, 5. Juli. Der Vater der Debütantin. Post in 4 _Atten, nach Bayard, von B. A. Herrmann. Vorhe' Familienleben Heinrich's V. Lustspiel in 1 Akt, frei nach de Französischen, von C. Stawinski. * reitaa, 6. Juli. Zum erstenmale: Was? Lustspiel \ 4 ten, von Dr, A. E. Wollheim. Sonnabend, 7. Juli. Der Rattenfänger von Hamels Romantisch-komische Oper in 3 Akten. Musik vom Kapellmes ster Franz Gläser. Jon

Jun Lertretung des Redacteurs : Weuzel.

Gcdruet bei A. W. Hayy-

ijm

T die Dunkelheit der- © F des Kerzenlichts weichen. F leuchteten in Transpa-ents. Um 3/, auf 12 in der Nacht fuhr Die Gesandtin,

Klasse, so wie dem Wundarzt Zoller zu Erxleben, Kreis Neu- haldensleben, das Allgemeine Een zue verleihen geruht.

Se. Mojestät der König haben dem tadtgerichts-Boten dam zu Fteudamm und dem städtischen Kassendiener Kundy u Köslin das Allgemeine Ehrenzeichen, so wie dem Gränz- Aufs

a) freie Aneubung ihrer Religions: Gebräuche und selbsßäudige seher Mo. lik y zu Ober -Goczalkowiß die Rettungs-Medaille " mit dem Bande zu verleihen geruht.

Zeitungs-Nachrichten. N uu land.

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 27. Juni. Der Runkelrüben-Betricb ést in Rußland seit ungefähr 40 Jahren bekannt; die ersten Versuche machte Herr von Blankennagel, aber bis zum Jahre 1825 gab es nur zwei Fabriken von Runkelrüben-Zucker. Jehbt findet man dergleichen Fabriken in 15 Gouvernements, ja sogar eine in Bessarabien, nahe bei Kischineff. Jm vorigen Jahre vard eine im Charkoffshen Gouvernement gegründet, in welchcr

viduen sih mit dem Verfahren bekannt machen. Die meisten dieser Fabciken beziehen den rohen Stoff von den Bauern der Umgegend, die zum Theil von den verschiedenen im_ Reiche be- stehenden landwirthschaftlichen Vereinen mit gutem Samen ver- sehen werden. :

“In der Nähe von St. Petersburg soil ein Etablissement gebildet werden, um Seidenwürmer ohne Maulbeerblätter zu erziehen, und eine Seide zu gewinnen, die, nah den Aeuße- rungen der Unternehmer, der Piemontesischen gleihkommen soll. Die: Anstalt erbietet sih, Lehrlinge von Gutsbesißern mit dem nenen Verfahren bekannt zu machen.

In der Umgegend der Koliwan - Woskressenskischen Berg- werke sind neuerdings 5 Lager von Goldsand entdeckt worden; man hofft, aus denselben etwa 20 Millionen Pud goldhaltigen

Sand und nach dessen Bearbeitung úber 100 Pud Gold zu F gewinnen.

Vom Anfange dieses Jahres an bis zum 22. Mai wurden aus Orenburg nach der Kirgisischen Steppe ausgefertigt: an Russischen Fabrikaten für 350,667 Rubel, an Asiatischen für

90,000, zusammen für 440,667 R., mithin fast doppelt so viel j als während desselben Zeitraums im vorigen Jahre. 7

Warschau, 30. Juni. Die hiesigen Zeitungen mel-

den heute: „Die innigste Hoffnung der Einwohner von War- M \cau ist in Erfülluna gegangen. Als gestern die Nachricht hier Ÿ eintraf, daß Se. Majestät der Kaiser und König, unser theuer-

5°) Port. v ster Monarch, sich schon in der Festung Neu - Georgiewks

(Modlin) befinde, wohin sich vorgestern Se. Durchlaucht

# der Feldmarschall Fúrst von Warschau und gestern Se. Königl. F Hoheit der vorgestern hier angekommene Erzherzog Ferdinand 4 R von Oesterreich begeben hatten, freuten sih seine getreuen

9 Por. V Columb. 27. Mei

Unterthanen darauf, daß ihr Herrscher sie mit seinem Anblick beglúcéen werde. Man s{chmückte die Fenster mit Blumen und

F Teppichen, man bereitete Transparents und Lampen zur Jllu- Ÿ mination vor, alle Orte, an denen man den Monarchen passi-

59/6 Neap. 98. 73. s f ren zu sehen hoffte, waren von Volksmassen angefülle, und die

ganze Stadt hatte ein festlihes Ansehen. Mit Einbruc) der Dâmmerung enten alle Häuser von heller Beleuchtung,

aht mußte den sicgreichen Strahlen Namens - Chifsern und Inschriften

Se. Majestät durch die Marymontsche Barriere herein, und

| der Jubelruf der Cinwohner aller Stände, der nach allen Sei-

ten hin die Luft erfüllte, verkündigte den glücklihen Augenbli. Se. Majestät saß mit dem Erzherzoge zusammen in einem Wa-

der Monarch fuhr, begrüßten die versammelten Einwohner ih- ren Vater mit herzlichem Freudenruf. Jm Palast Lazienki, wo der Kaiser abstieg, wurde Se. Majestät von den Generalen empfangen. Fast bis gegen Tages- Anbruch waren die Straßen vom Volk gefüllt, und das s{höônste Wetter begünstigte dieses freudige Ereigniß.“/

Der Erzherzog Ferdinand von Oesterreich wohnt im Palast

N Belvedere, woselbst ihm am Tage seiner Ankunft die in War-

hau anwesenden Generale vorgestellt wurden.

Frankrei.

Paris, 30. Juni. Der Moniteur enthält heute in seinem amtlichen Theile einen Vericht des Herrn Salvandy an den König über den Zustand des juristischen Unterrichts in Frankreich. Der Minister drückt darin die Meinung aus, daß es zweckmäßig seyn würde, zu untersuchen, ob nicht einige neue Lehrstähle errichtet werden müßten, und welche Entwickelung überhaupt - jenem Unterricht noch zu geben sey. Er schlägt zu dem Ende die. Zusammenseßung einer Kommission vor, beste- pa aus den Herren Dupin dem Aeltern, Laplagne Barris,

érenger, Gr-? Siméon, Girod de l’Ain, Rendu, Frank- Carré,

ardouin, Zlondeau, Rossi, Professor in Paris, und Fou- geres, Professor in Aix.

Nachstehendes ist der (gestern vorbehaltene) Auszug aus dem in der Pairs-Kamraer abgestatteten Berichte der Instruc- tions-Kommission :

„Die ganze Schrift, welche Jhuen mitgetheilt worden is, und diejenigen U: ände darin, welche sih auf den Verfaffer derselben be-

court, 50 für Herrn Felix Deéportes, 50 für Herrn Lequet nud 50 für Herrn Thomassin. Einige Zahlen sind ausgeftrihen. Man hat den General Vaudoncourt und die Herren Saint - Edme und Bel- montet vernommen. Der Erstere hat erklärt, daß er Laity gar nis fenne und feine einzige Broschüre empfangen habe. Der Schriftfeller Belmontet hat Laity nur“ zweimal gesehen; er hat nur vier Exem- plare der Broschüre erhalten und weiß nicht, ob Laity oder ein An- derer sie ihm gegeben hat. Er fügt hinzu, daß ihm die Schrift nicht vor deren Veröffentlichung zugegangen Lv, und daß er ersiaunt ge- wesen wäre, nicht früher etwas davon erfahren zuhaben. St. Edme erklärt, daß am 16ten ein Commissionair ihm ein Paket Druckschriften gebracht habe, ibm aber nicht die Person namhaft machen fonnte, die ihn schie ; cs mochten ungefähr 50 Stü gewesen seyu. Er hat mehreren Freunden, fo wie einigen beim Kriegs-Ministerium augestellten höheren Offizieren Exemplare zugesendet. Er hat gehört, daß die Broschüre am Tage der Beschlagnahme gratis in París vertheilt sey. YJwei andere Gegen- stände, die man bei Laity gefunden hat, werden, ihrer Natur nach, die Aufmerksamkeit der Pairs - Kammer auf sich zichen.- Das Erste ist das Manuskript, welches zum Drue gedient hat. Es enthält Randglossen und Anmerkungen in großer Anzahl, die nicht von dem- jenigen niedergeschrieben wurden, von dem das BOREES herrührt. Die Vergleichung der Handschriften hat zu der Vermuthung Anlaß gegeben, daß mehrere der Anmerkungen von der Handschrift des Prin- zen Ludwig herrührten. Laity hat ausgesagt, daß dem so sey. Dies geht ausdrücklih aus der ersten Anmerkung zur Seite 6 hervor, fer- ner aus der Stelle, die auf der Seite 21 mit den Worten beginnt : „Der General Lafayette empfängt den Prinzen .…...//“, und dic auf Seite 22 schließt: „Wenn der Augenbli gekommen seyn wird“. Der Aussage eines Sachverständigen zufolge, rübren alle Randnoten von der Handschrift des Prinzen her. Das zweite Aktenstück if ein Brief, der die Adresse „Herrn Lombard" trägt; Laity aber hat erflärt, daß derselbe von dem Prinzen Ludwig ( : C geschrieben und an ihn gerichtet sey. Er lautet folgendermaßen: burg. Von Armand Laity, Ex-Lieutenant der Artillerie und ehema- | „„Mein lieber Freund! Es war mir schr angenehm, endlih Nacy- liger Zögling der polytechuischen Schule‘, in einer großeu Anzahl | richt von Jhnen zu erhalten, denn wir fingen bereits an, uns um Fhreiwil- von Abdrücken in Paris verbreitet. Die Regierung wurde davon be- | len zu beunruhigen. Mit dem, was Sie mir vom sten melden, bin nachrichtigt, daß dieselbe Schrift auch in anderen Städten Frank- | ich fehr zufrieden, da ih erkenne, daß ih mich in meinen Erwartun- - gen doppelt getäuscht sehe. D habe es wohl vorhergesehez, daß noch viele Ct rrindéy in zu überwinden seyn würden, die nichi im- E mer in der Ferne bleiben; und wovon ih am imnignen überzeugt liche Exemplare der gedachten Broschüre, deren man irgend habhaft | bin, das is die große Zahl der auf uns harrenden Mühseligkeiten. werden könne, wegzunehmen. Ju Folge dieses Befehls wurden Nach- | Schreiben Sie mir so bald als möglich. Sagen Sie B., daß, wenn suchungen bei dem Buchdruckter Thomassin und anderen Personen an- | er schlecht construirte Sätze findet, er sie umfsitellen soll, jedo so, daß gestellt. Rur 8 Exemplare wurden bei Herrn Thomassin gefunden z | der Sinn dadurch nicht im geringsten verändert wird. Sagen Sie er erflärte, daß er den Bestand von fünftausend Exemplaren vor un- A., daß ich ihm nicht schreibe, weil ih ihn, seinem Versprechen gçge- gesdbr vier oder fünf Tagen an Herrn Laity selbsi abgeliefert habe. | mäß, jeden Augenblick erwarte. ch versichere Sie, daß wir die Leere ieser Leßtere war am Morgen des 21sien in der Rue Fepdeau Nr. 30 | \chmerzlich empfinden, die uns Jhre Abwesenheit verursacht, uud der in einem Hause festgenommen, dessen Eigenthüzmer möblirte Zimmer | Gedanke, daß Sie vielleicht viele Schwierigkeiten zu überwinden vermiethete. Er wohnte daselbst seit dem 4. Juni und hatte | haben möchten, befümmert mich besonders. Auch von Madame E. seine Wohnung vierzehn Tage vorausbezahlt, mit dem Bemer- | habe ih ein Schreiben empfangen. Jch bin ihr für ihre Anhänglich- feu, daß er s{hwerlich so lange dort bleiben werde. Es geht | keit sehr verbunden; aber fie hat zu oft Erscheinungen aus ciner aus den Erklärungen des Portiers und dessen Frau hervor, daß Laity | anderen Welt, und sicht Hirsekörner für echte Perlen an. Alle hic- wenig Besuche empfing. Ein Herr Lombard, der \icy für einen Ad- | fige Bekaunte empfehlen s{ch Fhnev. Empfangen Sie die Versiche- jutauten des Prinzen Napoleou Ausga. schien gn genau mit | rung meiner innigsten Freundschaft. R. Nachschrift. Sie fin- Laity befreundet und besuchte ihn fast alle Tage. Am 21. Juni gegen | den bei M. 369, 1, 28, #, einen Brief für sie. Sie hätten wohl ge- 10 Uhr Morgens erschien Lombard in dem Hotel und erfuhr, daß | than, feine so allgemeine Adresse zu wählen.“ Ein zweiter, von Laity fesigenommen sey; er verlangte nun von dem Portier, in das | dem Prinzen unterzeihneter Brief, datirt Gottlieben 26. Mat 1838, Ai vei desselben geführt zu werden; es ward ihm aber abgeschlagen. ist an eine Dame gerichtet und hat zum Zweck, Laity derselben zu Fn dem Augenblick der Festnehmung befahl Laity dem Portier, Herrn | empfehlen. Dieser Angeklagte ward am 21. Juni Abends durch eine Felix Desportes, der in der Straße Laffitte Nr. 6 wohue, von die- Gerichts - Person, die der Kanzler zu ihm gesendet hatte, inquirirt. sem Ereigniß in Kenntniß zu scen. Als man diesem Herrn die | Er erklärte, daß er nah Paris gekommen sey, um die Broschürc Anzcige von der Arrestation machte, antwortete er, ohne im Gering- } drucken zu lassen, welche die Ursache seiner Verfolgung is, daß er der sien zu erstauneu: „,, ch habe es ihm vorher gesagt; ih werde mich | Verfasser derselben sey, und feinen Buchhändler als Verleger habe. diesen Vormittag mit ihm beschäftigen.“ Ehe wir in die Details ein- | Auf die Bemerkung des Richters, daß diese Schrift den Charakter gehen, die vielleicht von großem Einflusse find, bemerken wir dem | eines Aufrufes zum Umsturze der bestchenden Regierung an sich) Pairshof, daß die Erklärung des Herrn Baron Felix Desportes, che- | trage, und daß er durch die Herausgabe derseiben eines Attentats maligen Präfekten, nicht ganz mit der von dem Zeugen Soubriez } gegen die Sicherheit des Staates schuldig geworden sey, antwortete übereinstimmt. Er hät gesagt, daß zwischen dem 15. und 18. Juni | er: „„ „Die Thatsache ist unläugbar; aber meine Vertheidigung be- sih cin junger Mann bei ihm cingefunden habe, deu er damals uoch | halte ih mir vor, indem ich zeigen werde, daß diese Schrift durch- nicht kannte, der aber Laity gewesen seyz dieser habe ihm Neuigkeiten und | weg in nicht beleidigenden Ausdrücken abgefaßt is.“‘“/ Der Kanzlcr Höflichkeits-Versicherungen von dem Prinzen Ludwig überbracht ; es scv | hat mehrere Verhöre nach einander angeordnet. Jn dem Verhör vom zwischen ihnennie die Rede von ciner Verbreitung der infriminirten Schrift | 22. Juni hat er ausgesagt, daß er bei den Erklärungen des vorigen gewesen; und als der Portier Soubriez ihn von der Arrestation in Tages beharre. Man bemerkte ihm, daß das Verbrecherische in der Kenntniß gesezt, habe er die oben angeführten Worte nicht gespros- Broschüre sich nicht hinwegleugnen ließe, und daß er dennocy alie chen, sondern sh einzig und allein damit beschäftigt, ob er uicht in | Kräfte zur Verbreitung derselben angewendet habe. Seine Antwort irgend etwas für die Bedürfnisse des Gefangenen | sorgen föune. | war: „„„Verbrehen? Sey es, weun man durchaus will. Als ich Laity hat in seincm zweiten Verhör ausgesagt, daß seine Verbindung ] sagte, daß das Verbrechen unleugbar sev, wollte ih sagen, daß die mit Herrn Feli Desportes bereits über cin Jahr dauere. Die Er- | Existenz der Broschüre selbst feststehe. ch fann es nicht hindern, klärungen Lombard's, der bei dem Siraßburger Ereignisse fom- | wenn Sie etwas Verbrecherisches in derselben finden wollen, ih da- promittirt war uud die Versicherung gab, daß er sich nicht mehr mit | gegen behaupte abermals, daß sie durchweg in nicht beleidigenden Aus- der Politif abgebe, soudern sich ausschließlich mit medizinischen Stu- | drücken geschrieben ist.‘ Bei seinem ersten Erscheinen vor dem dien beschäftige, haben zu feinem genügenden Resultat geführt. | Kanzler erflärte er, daß er gegen die Kompetenz des Pairshofes pro- Soubriez hat erklärt, er habe es nicht bemerkt, daß Laity Pakete mit | testire; eine Erklärung, weshalb er protestire, hat er nicht gegeben. Drucfschriften erhalten habe, eben so wenig habe er große Bücher- | Von jet ab wird es nöthig, dem Pairshofe die Aussagen Laity?s in Pakete gesehen. Mur ein einziges Mal habe er Laity mit zwei Päk- | größerer Ausdehnung mitzutheilen. Der Angeklagte räumte ein, daß hen Broschüren ausgehen schen, ähnltch der, die mit Beschlag belegt die 10,000 Exemplare, die er bestellt hatte, ihm sämmtlich ausgelie- worden scyz- er könne aber feine Auskunft darüber geben, wie diefe | fert wären, und daß er sie, bis auf die wenigen Exemplare, die man dci in das Zimmer Laity's gekommen wären. Der Aktenhefter Perottet, | ihm gefunden (206), sämmtlich vertheilt habe. Eine große Menge wohnhaft Rue Cas}ette 22, war von Thomassin damit at die | hatte er durch Colporteure austragen lassen und er schlug es aus, zu Druckschrift zu heften. Er hat ausgesagt, 10,000 Exemplare empfangen erflären, auf welche andere Weise er die Vertheilung der übrigen u haben. Die leßten sind am Sonntag den 17ten adgelicfert worden. | Exemplare bewirkt habe. Als man ihm sagte, daß bei Saint-Edme aity selbst ist mit einem unbefannten Commissionair erschienen und 650 Stück gefunden wären, gesiand er ein, sie diesem gesandt zu ha- hat die fertigen Exemplare in verschicdenen Zeiträumen abgcholt. | ben. Als man ihn fragte, wer dieser Saint-Edme sev, antwortete Laity batte die Arbeiter Perrottet's ermächtigt, jeder cin Exemplar } er: „Fch kenne ihn nicht; man sagte mir, ih möchte ihm jene Exem der Broschüre für fich zurücfzubehaiten, was diese aber nicht gethan plare schicken, und ih habe es gethan.“ Fr. „Wer bat Jhnen hätten. Die-Justruction hat über den Ort, wo die Broschüren auf- | diesen Auftrag gegeben?’ Antw. „,„Jch werde hicrüber Stillichwei= bewahrt wurden, fein Licht verbreitet; von jenem Aufbewahrungsorte | gen beobachten.‘ Er gesteht die Vertheilung an Belmontet, ‘au ci: aus is wahrscheinlich die Vertheilung vor sich gegaugen. Außerdem | nen Neffen Laitv, an den General Vaudoncourt und au Felix Des- fand man bei Laity verschiedene Gegenstände, worüber noch weitere | portes ein. Fr. „,„Es muß Jhnen schwer geworden seyn, eine so Aufflärung zu geben is, ferner 206 Exemplare der gedachten Bro- | große Anzahl unterzubringen?“ Antw. „Fch babe sehr viele 15 shüre, ein Billet des Buchdruckers Everat , worin dieser den Druck | die Provinzen aeschickt. Fr. „Nach welchen Provinzialstädten der Broschüre ablehnt, und zwei Notiz-Zettel mit vielen Zahlen, die, haben Sie deren vorzugsweise gesaudt?““ Antw. „Jch kann auf nah Laity's Aussage, si auf die Vertheilung der Broschüre bezie: diese Frage nicht antworten. Jch ‘habe meine Broschüre verbreitet. hen. Drei. andere Beschlagnahmen wurden vollzogen ; die eine betrug | Ob dies in 1000 oder in 10,000Exemplaren geschehen ist, das Verbrechen 200 Exemplare, die man bei dem Portier des Hauses fand, wo Laity | bleibt dasselbe.‘‘‘’— Fr. „„„Sichaben doch die Broschüre nicht drucken lasen wohnte. Wir werden auf die näheren Umstände dieser Beschlagnahme | in der Absicht, fie zu verkaufen ?‘/ Antw. „„„Nein‘“‘‘— Fr.,,„Haben Sic zurücffommen. Bei dem Buchhändler Landois, Rue Hautefeuille 14, | dieselbe nicht vorzugsweise nah Toulouse und Marseille geschickt ?“' wurden 148 Exemplare gefunden. Die. dritte Confiscation von 30 | Antw. „„Nein!““ Fr. cia finde aber doch die Namen dieser Exemplaren fand bei dem Schriftsteller Saint-Edme siatt. Man weiß, daß Städte auf dem Vertheilungs-Zettel verzeichnet #‘‘“/ Antw. „,,„„Das der Buchdruer Thomasfin am 21sten erklärte, er habe an Laity nur 5000 | kommt daher, weil ih anfangs Willens war, Sendungen dortbin zu Exemplare abgeliefert. Am folgenden Tage sagte er aber vor Gericht aus, machen. Aber zu dem Ende hätte ih dort zuvor Korrespondenten daß es 10,000 Exemplare gewesen wären, was auch mit seinen Han- | haben müssen. Hätte ih meine Broschüre in zede Stadt, in jcdes delsbüchern übereinstimmt, und daß er hierfür die Summe von | Dorf Frankreichs shicken föunen , ih würde es gethan haben.‘ 4250 Fr. empfangen habe. Auf dem bei Laitv gefundenen Notizen- | An dem Tage, wo Laity verhaftet wurde, kam ein Unbekannter in zettel standen folgende Posten: 2800 dur Boten, 650 an Herrn | die Wohnung desselben und fragte nah ihm. Dic Frau des Portiers Saint-Edme, 400 nach Toulouse, 50 nah Blois, 25 nah Marseille, entgegnete, er sey nicht. zu Hause. Der Unbekannte übergab ihr eilig 100 für Herrn Belmontet, 100 für Laity, 100 dem General Vaudon- ein Packet mit 200 Exemplaren der Broschüre mit den Wortcu

zieben, rufeu den Aufsland, der am 30. Oftober 1836 in Straßburg stattfand, wicder in Jhr Gedächtniß zurück. Bis dahin hatte die Juli-Regierung cinen steten Kampf mit zwei verschiedenen Parteien ju vestehen, die zwar sowohl ihrer Euntstehuug nach, als auch hinsicht- lich des Ziels, das fie zu erreichen strebten, völlig von einander abwi- che¿u, aber darin vollkommen übereinstimmten, daß fie alle Fnsiitutio- ncn der Regierung zu vernichien drohten. Die Straßburger Ereig- nisse enthüliten das Daseyn einer dritten Partei, die ebenfalls neue Pläue zum Umsturz der bestehenden Verhältuisse shmicdete und sich den beiden ersteren zugesellte. Der Pairéhof weiß, daß der Prinz Ludwia Napcoiecoa, der inmitten der von ihm angeführten Rebellen ergriffen wurde, der Gegensiand eines Aftes \eltener Gnade wurde. Man durfte hoffen, daß für die Folgezeit die Dankbarkeit ihm cin Betragen vorschrciben werde, das Veruunft und Liebe zur gesetzlichen Orduung ihm schon früher hätten ecinflößen sollen. Haben die Män- ner, welche sich im Oftober 1836 dem Prinzen Ludwig anschlossen, sämmtlich ihren thörichten Hoffnungen, ihren Gefahr bringenden Un- ternehmungen euisagt? Das if ein Punkt, worüber die vorliegende Instruction einigcs Licht zu verbreiten im Stande ist. Der Ange- flagte Francoís Armand Ruprecht Laity, Lieutenant im Pontonnier- Corps, war bei den Straßburger Ereignissen hanptsächlich implizirt. Er war es, der seine Soldaten sammelte, mit ihnen nach dem Stadt- viertel Finfmatt marschirte und dem Prinzen zu Hülfe eilte; er war es, der sich vergebens bemühte, das 46ste Fufanterie-Regimeut in sein Jnteresse zu ziehen. Nach seiner Lossprechung begab er sich nach Paris, wo er sechs Wochen lang verweilte; von da ging er uach Lo- rient, seinem Geburtsorte. Hier blicb er drei Monate. Er reichte seine Entlassung ein und diese ward von dem Kriegs-Minister unterm 26. Mai 1837 angenommen. Seit dem Monat Januar bis zu den leyten Tagen des Mai hat er sich bei dem Prinzen Ludwig in Are- nenberg aufgehalten. Um die Mitte des jeut laufenden Juni -Mo- nats wurde eine Broschüre, betlielt: „Geschichtliche Darstellung der Ereiguisse am 30. Oftöber 1836. Der Prinz Napoleon in traß-

reichs verbreitet werde, ader nirgends zum Verkauf gestellt sey. Das Requisitorium des General - Profurators beim ‘Pa róhofe giebt die Gründe an, weshalb am 21. Funi der Befehl erlassen wurde, sämmt-