1838 / 196 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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befreundeten Zéationen verwickeln könnte, besiriit der Herzog und behauptete seinerseits, die stipulirten Hülféleisiungen der Engli- schen Flotte beschränkten sich auf den Transport Spanischer Truppen von einem Hafen in den anderen, von einer Defensiv- und Offensiv - Allianz aber zwischen England und der Königin von Spanien oder von einer Blokade der Spanischen Küste sey in dem Traktat keine Rede. Der Graf von Carnarvon ver- theidigte die Motion und meinte, wenn auch die öffentliche Dis- kutirung des fraglihen Kabinets - Befehls ein Uebel sey, so sey doch der Krieg ein noch größeres Uebel, und so wähle er lieber von zwei Uebeln das. kleinste. Die Minister verdienten es, daß man ihnen in diesem Hause so viel als möglich zu schaffen mache ; ihre Politik sey falsh und beklagenswerth, und namentlich sey es unrecht, die alten Freundschafts - Verhältnisse zwischen Eng- land und Sardinien zu zerstören. Der Marquis von Lans- downe wollte sich auf die politischen Verhältnisse zu Sardi- nien nicht einlassen, sondern sagte, es handle sih hier bloß darum, ob gewisse angebliche Instructionen vorgelegt werden sollten oder niht.. Nun scy aber hier Alles bloß hypothetisch ; die Instructionen sollten sich auf einen Fall beziehen, der noch nicht eingetreten, und zudem wisse Niemand, ob sie wirklich er- lassen worden. Aus des Grafen Minto Aeußerungen habe man folgern wollen, daß sie wirklih existirten; derselbe habe aber nichts der Art gesagt; und wenn man einmal das Prinzip auf- stellen wollte, daß dic Regierung verpflichtet sey, ihre geheim- sten Instructionen dem Hause mitzutheilen, so wäre es mit al- lem Einfluß Englands im Auslande zu Ende und der Krieg jeden Augenblick zu erwarten. Sollten die edlen Lords wirk- lich die Motion annehmen, so wasche er seine Hände in Unschuld und überlasse dem Hause die Verantwortlichkeit für alle Folgen eines solhen Verfahrens. Nachdem sich noch einige Oppositions-Pairs, der Graf Aberdeen, der Marquis von Londonderry und der Herzog voù Wellington, über die Politik der Minister tadelnd hatten vernehmen lassen, in- dem sie sich immer auf die Aeußerungen des Grafen Minto übten, erklärte dieser endlich, wenn er gesagt habe, was Eng- land in einem gewissen Fall zu thun haben würde, so habe er damit nur seine persönlichen Ansichten ausgesprochen, für die man das Kabinet nicht verantwortlich machen köônne; er sey und bleibe aber der Meinung, daß, sobald irgend eine fremde Macht sich als Verbündete des Don Carlos zeige, England durch den Quadrupel - Traktat verpflichtet sey, der Köni- gin von Spanien beizustehen. Lord Melbourne ent- wickelte nun gleichfalls seine Ansichten von dem Quadrupel- Traktat, in denen er sih im Wesentlichen mit dem Herzog von Wellington einverstanden erklärte, denn, sagte er, auch er glaube nit, daß England zu einem Offensiv-Bündniß mit der Königin von Spanien verpflichtet sey. (Hört, hört!) Diese

Erklärung faßte Lord Brougham schleunigst auf und trium-

phirte darüber, daß die Debatte den Premier - Minister dahin

gebracht habe, die Ansichten des Marine - Ministers zu desa-

vouiren, und nun sandte er, unter lautem Beifall der Opposi-

tion, alle Geschosse seines Wißes gegen das Ministerium ab,

welches sih, meinte er, jeßt in der kläglichsten Lage von der

Welt befinde; er bestand schließlich auf seiner Motion, damit

das, was die Minister schlecht gemaht, wieder gut gemacht

werde. Jebt aber schritt der Herzog von Wellington

ein; er erklärte, da Lord Melbourne bekannt habe, daß er úber

den Quadrupel- Traktat nicht dieselbe Ansicht hege, wie Graf

Minto, und da derselbe ferner versichert habe, daß die Annahme

der Motion der Regierung hinderlich seyn würde, #o halte er

(Wellington) es für angemessener, die Motion nicht bis zur

Abstimmung zu treiben. (Hört! hört!) Lord Brougham,

hierdurch in seinen Erwartungen getäuscht, erhob sich mit un-

gewöhnlicher Heftigkeit und beklagte sich über das unbegreifliche

Verfahren des Herzogs, der nun schon wieder als Erretter des

Ministeriums auftrete. Während Lord Brougham noch sprach,

stand der Herzog von Wellington auf, nahm Hut und Sto

und entfernte sih. Die Lords Mansfield, Ellenborough

und Harewood beklagten gleichfalls das Verfahren des Her- zogs und erklärten, ihm nicht folgen, sondern für die Motion

stimmen zu wollen. Diese wurde nun zur Abstimmung gestellt. Eine große Anzahl Oppositions-Pairs von der gemäßigtern Par- tei des Herzogs von Wellington erhoben sich aber ebenfalls Einer nach dem Andern und verließen vorher den Saal. Dadurch war die Zahl der Tories so zusammengeschmolzen, daß die Abstimmung 57 Stimmen für und 57 gegen die Motion ergab. Da im Oberhause der Lord-Kanzler ganz wie die übrigen Lords stimmt und nicht, wie der Sprecher im Unterhause, nur im Fall einer

Stimmengleichheit sein entscheidendes Votum abgiebt, seine

Srimme also hier nicht mehr den Ausschlag geben konnte, da ferner zur Annahme einer Motion durchaus eine Majorität

erforderlich ist, s wurde die Motion Lord Broughams für ver-

worfen- erklärt.

Jm Unterhause nahm Herr O'Connell in der Mit- tags-Sizung vom 10. Juli zuleßt auf den Wunsch der Mini- ster das von ihm zur Zehnten-Bill vorgeschlagene Amendement, wonach dem Ausshuß die Instruction ertheilt werden sollte, für UAbzahlung-des rückständigen Zehnten aus Staats-Fonds zu sor- gen, wieder zurück. Abends begannen die Ausshuß- Verhand- lungen über diese Bill.

Niederlande.

Aus dem Haag, 19. Juli. Gestern besuchte Jhre Ks- nigf. Hoheit die Prinzessin Albrecht von Preußen das Franzô- sische Theater hierselb|, wo die „Somnambule“/ aufgeführt wurde.

Der „Erbgroßherzog von Sachsen-Weimar besichtigte vor- gestern im Helder die Marine-Gebäude und die Befestigungs- werke.

Der Graf von Saint-Marsan, außerordentlicher Gesandter des Königs von Sardinien am hiesigen Hofe, ist hier angekommen.

Aus Curagao sind hier Zeitungen eingegangen, welche vom 3. Márz bis zum 19. Mai reichen; in denselben wird un- ter Anderem aus Venezuela gemeldet: „Dr. Francia is todt, und mit ihm wird die wunderbarste Herrschaft, die man je gesehen, zu Grabe getragen. Seine Anhänger fürchten die Rache der Einwohner von Asuncien; deshalb haben sie auch shoa das Land verlassen und sich nach Montevideo geflüchtet. Jener sonderbare Mann is scinen wunderlihen Gewohnheiten bis zum Tode treu geblieben; er soll mehrere Manuskripte hin- te:lassen haben, und unter Anderen eines úber den Charakter und die Einfalt der Spanischen Amerikaner und über das Ver- fahren, welches die Regierungen zu befolgen haben, um sich unentbehrlich zu machen. Unter sein Portrait hat er folgende originelle Worte segen lassen: „Man neigt zum Despotismus, wenn es in einem Lande viel widersprechende oder gar keine Geseke giebt. Jch habe diesen Weg eingeschlagen, weil derselbe am besten zu der Offenheit meines Charakters und dem schlech-

Belgien.

In Bezug auf die Audienz des Bel- gischen Gesandten beim Sultan theilt der Moniteur noch folgenden Artifel aus dem Jndépendant mit: „Diese Au- dienz“’, sagt derselbe, „welche vor der Abschließung des Vertra- es stattfand, ist eine ungewöhnliche und bezeichnende Thatsache. Bis zum Beginne der RURG verweilten der Baron O’Sulli- van, der Vicomte Vilain XIllll. und der Marquis von Rodes eine Stunde bei Said - Bey, der ihnen kostbare Pfeifen und Kaffee in Tassen, die mit Brillanten verziert waren, darreichen ließ. Die Unterhaltung mit Reschid - Pascha unterschied sich in nichts von der mit einem Europäischen Minister, denn derselbe spricht schr gut Französisch. Said-Bey dagegen spricht nur Türkisch und konnte deshalb auch nur durch die Vermittelung Reschid-Pascha’'s an der Unterhaltung Theil nehmen. Auf dem Wege zum Audienz-Saal durchschritt man erst einen- größeren und dann einen kleineren Saal, -aus dem man in ein Gemach von mäßigem Umfange trat, in welhem der Sultan auf einem Divan saß. Ihm zur Linken standen drei oder vier junge Leute. Jm Laufe der Unterhaltung machte der

Brüssel, 11. Julí.

Sultan die Bemerkung, daß die Französishe Sprache die verbreitetste von allen sey, und daß er deshalb auch mehrere junge Leute dieselbe erlernen lasse. Der Baron O’Sullivan erwiederte, daß die fremden Botschafter feinen besseren Doll- metscher ihrer Empfindungen, als Reschid - Pascha finden könn- ten. Als der Gesandte sich beurlauben wollte, befahl der Sul- tan, denselben in das Gemach zu fähren, -in welchem sein Por- trait aufgehängt war; eben so ließ er ihn zu einem Spazier- gange in den Gärten des Palastes auffordern, welches eine ganz ge zetGuete Ehre seyn soll. Nach dem Spaziergange ließ Said-Bey in seinem Zimmer Sorbet umher reichen. Be- vor der Baron O’Sullivan Abschied nahm, erklärte er noch, daß er die Bedingungen, welche die Grundlage eines Handels- Vertrages bilden sollten, einzureichen bereit sey, worauf Reschid- Pascha erwiederte, daß er sie entgegennehmen werde. Zwei Tage vor dieser Vorstellung waren die für den Sultan bestimm- ten Geschenke in dessen Palast gebracht worden; sie wurden vom Drogman und einer andern bei der Gesandtschaft ange- stellten Person begleitet; auch diese wurden auf die zuvorkom- mendste Weise aufgenommen, und zur Besichtigung des Portraits des Sultans aufgefordert, wobei derselbe äußerte, daß er sie nicht begleiten wollte, damit sie desto besser úber die Achnlich- keit seines Portraits urtheilen könnten.“

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 10. Juli. Se. Majestät der König haben am Freitag den sten d. M. die auf dem Ladugärdsfelde aufge- stellten Truppen inspizirt und hatten bei der Rückkehr über die Pontonbrücke nah dem Rosenthal den Unfall, daß das Pferd,

“welches Höchstdieselben ritten, durchging. Se. Majestät bemúh-

ten sich vergebens, das Pferd anzuhalten, bis dasselbe úber die Barriere des Blauen Thores stürzte, und der König, der sich bis dahin fest im Sattel gehalten hatte, zu Boden siel. Se. Majestät haben dadurch eine sehr starke Kontusion an der Schul- ter erhalten, bestiegen aber gleihwohl sofort ein anderes Pferd und ritten nah dem Königlichen Schloß. Hier wurde die Kontusion vom Leibarzt untersucht, und es fand “sich eine Verlesung des Schlüsselbeins, so, wie eine leichte Verrenkung des ODberarms. . Nach angelegtem Verbande begab sich der König sogleich zu Bette, und obwohl nicht ohne Schmerzen, soll doch die Nacht ziemlich ruhig gewesen seyn. Am folgenden Tage hatte der erste Archiater, Baron von Wei- gel, mit den beiden General-Chirurgen, Dr. Thelning und Pro- fessor Döbeln, eine Consultation Über den Zustand des hohen Patienten, und es wurde beschlossen, den ersten Verband un- verändert zu lassen. Seitdem sind täglich Bülletins ausgegeben worden, die der Königl. Leibarzt von Edholm unterzeichnet hat. Das Bülletin vom heutigen Tage lautet, daß die Schmerzen eben so wie die Geschwulst bedeutend abgenommen haben; in- zwischen werden alle Vorsichtsmaßregeln, eben so wie die vor- geschriebene strenge Diät, auch ferner fortgesest. . Der Schlaf war in der leßten Nacht zufriedenstellend.

Deutschland.

. München, 10. Juli. Wie gestern der Herzog Max von Leuchtenberg, so gab heute der Russishe Gesandte, Herr von Severin, zu Ehren des hier anwesenden Erbprinzen von Ora-

ten Gedächtniß der Bewohner von Paraguay paßt.‘

nien ein großes Gasimahl. Zu dem Diner bei dem Herzog

| von Leuchtenberg war auch der junge Prinz Jerome von Mont-

fort, der sich seit einigen Tagen hier aufhält, geladen. Der Erbprinz von Oranien besuchte diesen Morgen unsern hochver- dienten General - Lieutenant, Baron von Zoller, um dessen be- ruhmtes Artillerie: Modellen-Kabinet in Augenschein zu nehmen.

Wie seit gestern verlauten will, wird J. M. die Kaiserin von Rußland nicht in Kreuth, sondern in Tégernsce. die Mol- kenkur gebrauchen. : S 5120

Heute Mittag ist der Kurfürst von Hessen mit vier Wagen hier angekommen und im goldenen Hirsch abgestiegen. Se. Kd- nigl. Hoheit wird sih nah dem Bade Gastein begeben.

Für das laufende Sommer-Semester wurden an der hiesi gen Ludwigs-Maximilians-Universität 1386 Studirende polizei- lich insfribirt, und das 1231 Inländer und 150 Ausländer. Hiervon studiren 331 Philosophie, 458 die Rechte, 190 Theo- logie (incl. 50 Alumnen), 207 Medizin, 25 die Kameral - Wis- senschaften, 16 Philologie, 54 Pharmacie, 41 Architektur und 64 Fo“ T- Wissenschaft. :

§-annover, 11. Juli. (Hamb. Korr.) Der berúhmte Asironom Herschel, welcher bei Gelegenheit der Krönung der Königin Victoria so eben zum Baronet erhoben wurde, is ge- stern zum Besuche bei seiner hier lebenden Familie angekommen. Der Baronet sindet hier außer mehreren seiner nächsten Ver- wandten auch noch die hochbetagte Schwester_seines großen im Jahre 1738 in Hannover geborenen Vaters Wilhelm Herschel. Die Schtoester E in ihrem achtundachtzigsten Lebens- jahre noch den regsten Sinn für Künste und Wissenschaften.

Wiesbaden, 11. Juli. (Frankf. Journ.) Gestern traf der Königlih Preußische General der Kavallerie, von Borstell, von Koblenz hier ein und stieg in dem Gasthof „zum Hof von Holland‘ ab, wo Sr. Excellenz von den Musik-Corps der hiesigen und Biebericher Garnison eine herrliche Nacht- Musik gebraht wurde. Der Herr Graf von Tek fährt fort, Ausflúge in die Umgegend zu machen; gestern waren dieselben in Mainz und heute begeben Sie sih nah Eberbach. Die Arbeiten an der Eisenbahn bei Höchst werden mit allem Eifer betrieben, es sind täglich an 1500 Menschen daran beschäftigt und schon bedeutende Strecken fertig gemaht; man hat die Akkordpreise, nach welchen jeder Einzelne bezahlt wird, reichlich gestellt, so daß ein mittelmäßiger Arbeiter täglih 40 Kr., ein guter bis auf 1 Fl. verdienen kann.

Bewegung bewahrt bleiben wird. Veränderung des Kabinets würde viel dazu beitragen, die Ge- müther zu beruhigen. ‘“/

Hamburg, 14. Juli. Der. Großfärst Thronfolger von Rußland ist gestern Morgen um 10 Uhr, nach einer Ueberfahrt von 17 Stunden, von Kopenhagen in Travemünde angekom; men, und nach kurzer Ruhe nach Lübe weiter gereiset, wo er den übrigen Theil des Tages und die Nacht zugebracht hat. Heute Morgen sind Se. Kaiserl. Hoheit von dort nah Míâlh abgegangen, um die Reise direkt nah Hannover* fortzuse6en ohne für diesmal Hamburg zu berühren. Die hier zum En, pfange des Großfärsten getroffenen Anstalten sind demgemäß gh, bestellt worden.

Schweiz.

Tagsaßung. Juli folgenden Beschluß der Mehrheit der mit Angelegenheiten beaufcragten Kommission debattirt : 1) Die ver, fassungsmäßige Ordnung im Kanton Schwyz soll hergestes,

werden; 2) eine neue Landes-Gemeinde unter dem Schub eid,

genössisher Repräsentanten soll zum Behufe der Wahlen gehal; ten werden ; 3) diese Landes-Gemeinde soll spätestens den22. Juli am Rothenthurm unter der Leitung der Beamten vom 6. Maj abgehalten werden; 4) nah Abhalturig der Kantons - Landes, Gemeinde sollen in der verfassungsmäßigen Frist auch die Be; zirks-Landes-Gemeinden, ebenfalls unter eidgenössischem Schus, ab; gehalten werden; 5) alle gerichtliche Untersuchung und Verfol gung wegen der Ereignisse vom 6. Mai und der seitherigen politischen Handlungen sollen aufhdren; aber alle gegen die Verbote der eidgend|\sishen Kommissarien und gegen den Willen allfállig Betheiligter sind als ungültig erklärt; 6) die Tagsabunzg wählt aus ihrer Mitte eidgenössische Repräsentanten , ihrem Namen den Kantons- und Bezirks -Gemeinden beiwoh- nen sollen; 7) der Vorort, in Verbindung mit den eidgenössi- fden Repräsentanten, ist mit der Ausführung dieses Beschlusses eauftragt.

Die Minderheit der Kommission beantragte dagegen Fol gendes: „1. Die Tagsaßung erkennt die Verfassung des Kan- tons Schwyz, wie solche unter die Garantie der Eidgenossen- haft genommen worden ist, als in allen ihren Bestimmungen fortbestehend an. 2. Sie erachtet die alsbaldige Abhaltung einer neuen außerordentlichen Kantons - Gemeinde zum Behuf der Vornahme der verfassungsmäßigen Wahlen nothwendig, und beauftragt daher den Vorort, daß er an die Kan- tons - Behörden des Kantons Schwyz sofort die Einla: dung erlasse, eine solhe neue Kantons - Gemeinde binnen 14 Tagen nach Empfang dieser Einladung zu veran- stalten und abzuhalten, und unverzüglich nachher auch die sämmt: lichen Bezirks - Gemeinden neu zu veranstalten. Sowohl diese Kantons-Gemeinde als die Bezirks-Gemeinden haben unter dem Schu6 der eidgenössishen Repräsentanten vor sich zu gehen, 3. Die Tagsaßung erwartet, daß jede gerichtliche Untersuchung oder Verfolgung wegen der am 6. Mai stattgehabten Störung der Kantons - Gemeinde, so wie wegen aller derjenigen Hand- luagen, die seither in Folge politischer Meinungen bis auf den heutigen Tag vorgefallen sind, unterbleibe. 4. Die Tagsaßung wählt aus ihrer Mitte die eidgenössischen Repräsentanten, wel- che, zufolge des §. 2, der Kantons-Gemeinde, so wie auch den Bezirks-Gemeinden beiwohnen sollen.‘

Nach mehrfacher Abstimmung über die einzelnen Bestim- mungen beider Anträge, und da sich keine zureihende Majori- tät ergab, erklärte der Präsident: Der Gegenstand falle in den Abschied auf nächstes Jahr! Hierauf ward verlesen eine Zu- schrift der Regierung von Schwyz vom 6. Juli wegen Abwei- sung ihrer Gesandtschaft und wegen der Zuschrift des Bundes- Präsidenten an dieselbe. Die Regierung spricht dem Präsidenten die Befugniß zu solchen Verfügungen ab; sie behauptet, Recht und Pslicht zum Sige in der Tagsaßung zu haben, und daß ihr dieser Siß nur durch eine Mehrheit von 12 Stimmen köônne genommen werden; daher muß sie die Abstimmung vom 3. Juli als wirkungslos ansehen, und verlangt, die Tagsaßung soll über die Verfügungen des Präsidenten einen Entscheid fassen. Uri behält sih vor, eine Erklärung darüber abzugeben, oder eine Berathung zu verlangen. Der Präsident erklärte, das Schrei- ben falle in die Akten. Uri und Unterwalden erklärten, daß sie die Protestation von Schwyz in allen Theilen billigten.

Nachdem die oben mitgetheilten Berathungen der Tagsay ung zu keinem Resultat geführt hatten, sollen Bürgermeister

urkhardt von Basel und Landammann Schmid ‘von Uri nach Schwyz abgereist seyn, in der Absicht, die dortige Regierung aufzufordern, freiwillig eine Landes-Gemeinde zusammenzube- rufen.

S panien.

Madrid, 3. Juli. Ein außerordentlihes Supplement der Hof-Zeitung enthält die Nachricht von einem Siege

des Generals Narvaez über die Karlisten unter Orejita. Leßtere verloren 30 Mann an Todten und 19 Offiziere, 170 Soldaten und einen Kapellan an Gefangenen. Außerdem fielen 30 Pferde, 490 R und eine Menge Munition den Sie- gern in die Hände. Orejita selbs hat scine Rettung nur der Schnelligkeit seines Pferdes zu danken.

Die Morning Chronicle enthält ein Schreiben ihres Madrider Korrespondenten vom 28. Juni, worin es heißt: ¿- Mehrere hiesige Blätter haben sich bemüht, einen Zusammen- hang zwischen den leßten Unruhen in Lissabon und einer Vei- \chwörung aufzufinden, die in Spanien zu ähnlichen Zwecken angezettelt worden seyn soll. Ob dies gegründet sey oder nicht, läßt sich zwar nicht angeben, allein so viel ist gewiß, daß unter den Exaltirten große Erbitterung herrscht. Diese Partei sagt

anz dffentlich, daß sie um die Früchte der von ihr bewirkten evolution betrogen worden scy und zwar einmal durch die Gemäßigteren ihrer cigenen Partei, wie Calatrava, und dann

durch die eigentlich sogenannten Gemäßigten bei den leßten Wahlen.

tirten wenig, befindliche P den fciedliheren und gutgesinnten Theil der Bevölkerung auf- zuregen. Die Fortdauer des Belagerungs-Zustandes in mehre- ren der vorzüglichsten Städte des Königreichs, die Beibehaltung des Zehnten und mehrere andere von dem jeßigen Ministerium ausgehende Maßregeln gehören zu den Mitteln, deren si die Ultras unter den Exaltirten bedienen, um die Gemüther auf-

Durch sich selbs vermag die Partei der Ultra - Exal- aber unglúcklicherweise hat die jest am Ruder artei den Ultras die Mittel in die Hände gegeben,

uregen. Es is indeß wahrscheinlih, daß es nicht zu einer Frplosion fommen und daß das Land vor dem Uebel einer neuen Eine wenigstens theilweise

Saragossa, 3. Juli. Heute fcüh um vier Uhr is der

General Santos San Miguel von hier nah Cariñena abge- reist, wo er mit dem General Oraa zusammentreffen wérd.

Der General Pardiñas, welcher am 30. Juni von Ma-

(Bas. Z.) Die Tagsa6ung hat am 7, den Schwyz |

welche in | E Mißbräuche eingeschlihen, die nun in À Verfügungen , von denen wir als Tyom 1. Rebi-úl-Achyr (23.- Juni) an aufhören sollten.

4 Nasiraten der frommen Stiftungen und der

F und dann so viele Artikel des Nachlasses verkauft, als zur

Mangten zu der Einsicht, daß „fie nicht die Schleppe der Großherrlichen Begnadigung erfaß- ien, und der Muschir bewilligte ihnen dieselbe im Namen Sr.

Meller dahin mißbraucht worden ist,

drid abgereist ist, wird/ am 6ten in Daroca mit dem General oraa eine Unterredung haben. Die Operationen werden be- innen, sobald sämmtliche Anführer ihre Jnstructionen erhalten

haben. Der Oberbefehlshaber hofft gegen Ende dieses Monats

im Besi6 von Cantavieja und Morella zu seyn.

Es geht das Gerücht, daß der Karlistische Oberbefehlsha- ber Maroto mit dem größeren Theile seiner Streitkräfte fich nah der Provinz Santander gewendet habe, wie man glaubt, in der Absicht, die Aufmerksamkeit Espartero’s dorthin zu len- fen, während Sopelano oder ein anderer Karlistischer Anführer den Versuch machen soll, Peñacerrada wieder zu erobern, oder ch Aragonien zu nähern.

Spanische Gränze. Man schreibt aus San Seba- ian, daß, dem Vernehmen nach, die Englische Legion um 3900 Mann verstärkt werden solle. Mehrere Klöster in Fuenta- rabia sind bereits zu Kasernen und Hospitälern eingerichtet wor- den. Die Artillerie der Legion wird nah San Sebstian einge-

{chifft werden. Türkei.

Die neueste nah Berlin gekommene Nummer der Túr- fischen Zeitung Tekwimi-Wekaji vom 22ten- Rebi - ül- Ewwel bertchtet den Auszug des Sultans aus seinem Winter- Palaste nah dem Sommer- Palaste Beilerbei, beschreibt die Feierlichkeiten am Jahrestage der Geburt des Propheten, und enthált in einem sehr langen Artikel neue Verfügungen, den Nachlaß verstorbener Großherrliher Unterthanen betreffend. Jn diesen Zweig der Rechtspflege hatten sih nämlich allerlei

Gemäßheit der neuen Probe einige folgen lassen, Wenn Jemand an einem Orte stirbt, der nicht zu den heiligen Städte gehört , so wird seine, durch den Fiskus versiegelte Verlassen- haft wenn sle bequem transportirt werden kann in Konstantinopel, auf dem Besestan öffentlih verkauft; ist der Transport aber mit Schwierigkeiten verbünden , so werden die leichten und werthvollen Artikel von den übrigen gesondert nach Konstantinopel transportirt und auf dem Besestan ausgeboten ; die gewichtigen und unbehülflichen Artikel aber an dem Sterbe- orte selbst losgeshlagen. „Wenn ein Verstorbener nur in einer andern Provinz, als derjenigen, wo er gewohnt, Erben hinterläßt,” so kommt die Verlassenschaft einstweilen in den Ge- wahrsam einiger Beamten des Fiskus, und wird nur in dem Falle, wenn zu besorgen steht, daß die hinterlassenen Gegen- stände schadhaft werden könnten, durch dffeatlichen Verkauf in Geld

N verwandelt. p der Verstorbene kein baares Geld hinterlas-

sen, so werden die Kosten derBeerdigung von dem Fiskus i,

eckung dieser Kosten erforderlich. Sind die Artikel des Nachlasses so zahlreich, daß sie in dem gewöhnlichen Depot nicht unterbracht werden können, so werden sie in einem anderen eigens gemie- theten Lokale untergebracht, und unter die Aufsicht zweier be- soldeten Individuen gestellt. Die dadurch veranlaßten Kosten muß der Erbe bezahlen. „Wenn der abwesende Erbe zu lange verzieht, und dem Nasirate gemeldet wird, daß die in Verwah- rung befindlichen Gegenstände leicht shadhast werden fónnen, s0 muß, damit weder der Erbe noch der Fiskus zu Schaden fommen, sofort zum Verkaufe des Nachlasses geschritten wer- den“ u. \. w.

Dieselbe Nummer der Türkischen Zeitung enthält außerdem och folgende Artikel :

¿Der Kurdische Häuptling Dscheserli Said Bei hatte, in dolge seiner angestammten Verworfenheit, die Bewohner des ihm untergebenen Distrikts Sach u tyraxunisch behandelt , auch alle Gotteshäuser des genannten Distriktes in frevelndem Ueber- muth zerstdre. Jn der Wüste, drei Tagereisen von Orfa, da )0 die Flusse Murad und Schulz sih vereinigen, hatte der äuberische Stamm der Afsala’s den Karavanen die Wege ab- geschnitten, die Güter geraubt, Menschen gemordet und alle er- denklichen Exzesse begangen. Andete urdische Bei’'s und Kaubstämme wurden durch das verderbliche Beispiel der eben Venannten zu ähnlichem, ruchlosem Beginnen ermuthigt. Der Muschir von Siwas, Hafis Pascha, beorderte egen Said Bei den Mirlewa Mehemed Pascha, gegen die AÁffala!s aber den Ferik der Garde- Reiterei und Kaimakam des Ejalet Rafkka, Scherif Pascha, und versah Beide mit hinreichenden Truppen nd Kriegsbedürfnissen. Sowohl der Kurdishe Häupt- ing, ‘als die Afsala’s, wurden von den Großherrlichen Truppen umzingelt, und obschon sie hartnäckigen Widerstand Heisteten , \so- unterlagen sie doch in einem Kampfe, der zwei age und zwei Nächte ohne Unterbrechung anhielt. Sie ge- ihnen keine Rettung blieb, wenn

oheit.“ Da die Erlaubnis,

; dem Sultan Bitten und Anliegen per- önlich vorzutragen ,

in der neuesten Zeit von manchem Bitt- daß man Se. Hoheit mit N Dingen belästigte, oder sein Gesuch zu unpassen- Fer Jett vortrug, so ist nun eine Verordnung ergangen, daß dergleichen Supplikanten hinführo nur an Freitagen bei Gele- genheit des Selamlik (der Audienz) sich melden sollen.

Griechenland.

Athen, 27. Juni. (Allg. Ztg.) Die Französische Flotte st|, nachdem sie vier Monate lang hier gelegen, vom Piräus Wsgesegelt und geht, wie ich gewiß weiß, nah Tenedos.

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

New-York, 26. Juni. Der (gestern mitgetheilten) Bot- haft des Präsidenten über die Vorfälle an der Kanadischen Dränze waren mehrere Dokumente beigefügt, von“ denen der om 19. Juni datirte Bericht des Kriegs-Secretairs folgender- aßen lautet: | ; „Sir! Ju Bezug auf denjenigen Theil der Resolution des Re- b sentanten/Hauses vom 11ten. d., der auf Jhren Befehl dem Kriegs- “epartement übersandt wurde, habe ich die Ebre, zu melden, daß bei 0 j Vusgnge der Nachricht von der Zerstörung des Britischen Dampf- 0ts „Sir Robert Peel“ sofort dem im Fort Niagara kfommaaudiren- n Dffizier der Befehl ertheilt worden ist, einen Theil seiner Trup- q1 nacy Saets Harkbour ¡u scuden. Kurz darauf wurden die dis- vniblen Rekruten in New-York und Monroe beordert, theils jenen often zu verstärken, theils sich nah Plattsburg und Swanton an T Sränze vou Vermont zu begeben. Zugleich wurden Maßregeln t fen, um sowohl auf dem Erie- als auf dem Ontario - See ein areichend bemanntes Dampfboot zu polizeilichen Zwecken zu unter- Res Da das Departezaent später dur den Gouverueur des Staates lung Part die Nachricht erhielt, daß die Störer der öffentlichen Ord-

ß sich auf die Táusend Fuse!u geflüchtet hätten, die innerhalb der

| die etwa 25,000 Mann stark sind, den Dienst daselbst versehen.

Va.

| Jurisdiction der Vereinigten Staaten liegeu, wo sie sich mit Waffeu

und Kriegs-Munition versorgten und sich mit der Ausrüstung einer feindseligen Expedition gegen Kanada beschäftigten, so wurde der General-Major Macomb uach Sackets Harbour abgesaudt, um das Kommando der an der Nordgränze siehenden Truppen zu übernch- men und s{nelle und fräftige Maßregeln zur Aufrechthaltung der Bestimmungen unserer Traktate zu ergreifen, die Geseze der Verei- nígten Staaten zur Ausführung zu bringen und vor Allem unver- üglich Maßregeln gegen die geseglosen Personen zu ergreifen, die sich n der eingesiandenen Absicht, das Gebict einer befrceundetén Macht zu plündern, auf die Juscin des St. Lorenz-Stromes begeben haben. Der Generai haîí sci1dem die Weisung erhaiten, bei jeder Fähre auf dem Strome und au jedem Eingangs - Hafen auf dem Sce einen Posien vos regulairen Truppen aufzustellen, um die Personen und das Eigenthöm der Unterthanen Jhrer Britischen Majestät gegen fernere Gewalithätigfeiten zu shüuen, und der Charafter“ und wohl- verdiente Nuf jeues Offiziers lassen glauben, daß er diese Fnstruc- tioncn, so weit seine beschränkten Streitkräfte es gestatten, schnell und auf energische Weise ausfübren werde. Was die Konzentrirung und die Bewegungen fremder Truvpen an der Nord- und Nordosft- Gränze der Vereinigten Staaten bctrifft, fo is dem Departe- ment nicht bekannt, daß die regulairen Truppen Jhrer Britischen Majestät bis jegt längs der Gränze aufgesielt worden seyeu, indem die Freiwilligen und die Miiiz von Ober- und M NS

ie jet in Kanada befindlichen regulairen Truppen besteben aus 10 Re-

| gimentern Linien-Truppen, jedes zu 650 Mann, die bis auf 15 Re-

gimenter vermehrt werden sollen, ferner aus 2 Garde-Bataillonen, zu 850 Mann jedes, und aus 2 Kavallerie- Regimentern, jedes zu 300 Mann. Ju Neu-Braunschweig und Neu-Schottland besteht die rc- gulaire Macht aus 5 Linien-Regimentern zu 650 Maun. Es ist an- unecdmen, daß die regu!laire Truppenmacht in diesen Kolonicen und 11 Kanada nach dem gewöhnlichen Verhältuiß mit Artillerie versehen seyn wird, und man fann sie daher auf 15— 16,000 Mann \chägen. J. R. Poinsett.“

Der Kriegs - Secretair fügt seinem Bericht noch Auszüge aus Briefen bei, die ihm von dem Gouverneur von New-York mitgetheilt worden sind. Jn einem dieser Briefe aus Sacket's Harbour vom 20. Juni heißt es unter Anderem:

„Unfer Dorf ist kürzlich von mehreren ausgezeichneten Persouen, nämlich von den Generalen Macomb, Brady und auderen Offizieren, besucht worden. Gestern famen mit dem Danpfboote „Telegraph“ etiva 200 Mann regulairer Truppen unter dem Befehl der Capitaine Guynn und Maccall bier an, und noch andere werden erwartet. Der unmittelbare Zweck der Bewegungen ist die Unterdrückung und Ge- faugennebmung der von William Johnson kommandirten Räuber, die Beschüßung des Handels auf dem Ontario-See und dem St. Lorenz-Strom und die Wiederherstellung des Vertrauens und der Sicherheit unter den fricdlihen nund ruhigen Gränz - Bewoh- nerun beider Länder. Eine aus Dawpf- und anderen Böten bestehende Flotille wird nächstens zu diescm Zwecke ausge- rüstet werden. Dies wird sih heilsam für die Zukunft be- weisen; es ist jedoch zu spät, vergangene Uebel wieder gut zu machen, vud die wahre Poiitif verlangt, daß eime Militair - Macht an der Gränze aufgestellt werde, die hinreichend stark ist, um den Geseycn Achtung zu verschaffen, Leben und Eigenthum unserer Vürger zu shüßzen uud jede Verletzung der Neutralität zu verhiudern. Durch unsere Lage an der Gränze siad wir cine natürliche Beute aller ver- zweifelten und geseßloseu Menschen beider Länder, die, durch die Ausficht, zu plündern, und durch die Leichtigkeit, womit sie sih der Entdeckung und Verfolgung zwichen den Juseln und darch Ueber- schreiten der Gränze entzichen können, angelockt werden, die weder moralische noch religiöse Scheu besiven, sich mit Personen ähnlichen Schlages verbinden, deren ganzer Stolz darin besieht, sich nichtswür- digen Ausschweifungen hinzugeben, und die nur durch Bajounctte im Zaum gehalten werden fkönnen.“/

Die hiesigen Zeitungen enthalten Berichte aus Ja- maika vom 6. Juni. Das Versammlungshaus hatte seine Si6ungen am öten bezonnen. Am 31. Mai wurde den sámmt- lichen Negern der Pflanzung Arcadia, 250 an der Zahl, ange- fündigt, daß der Eigenthümer der Pfslanzung, Herr Alers Hankey, sie für frei erkläre und die noch übrigen zwei Jahre der Lehrlingschaft ihnen erlasse. Der Verwalter sprach die Hoff- nung aus, sie würden die Pflanzung nicht verlassen, da man ihnen die Arbeit eben so bezahlen wolle, wie dies von Anderen geschehen werde. Die Neger zeigten die besten Gesinnungen und erklärten, daß sie keinesweges die Absicht hätten, die Pflan- zung zu verlassen. Nach dem Ton der meisten Zeitungen von Jamaika zu urtheilen, dürften diè Legislatur und die Pflanzer daselbst wohl dem Beispiele der anderen Jnseln folgen und die

/ E der Lehrlingszeit auf den nächsten 1. August fest- eßen.

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Breslau, 13. Juli. Abreise Sr. Königl. Hoheit des Prinzen August. Sie erfolgte heute Vormittag halb 12 Uhr, nachdem Höchstderselbe die Inspizirung der hier zu- sammengezogenen sten Artillerie-Brigade vollendet und vor der Abreise noch die Militair- und Civil-Behörden empfangen hatte.

Wesel, 11. Juli. (Nie derrh. Korresp.) Ankunft und Aufenthalt Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Wilhelm. Der gestrige Tag war für die Bewohner unse- cer Stadt ein Tag der innigsicn Freude und des höchsten Ju- bels. Um halb 2 Uhr Mittags trafen Se. Königl. Hoheit in Begleitung des Herrn Generals von Pfuel, des Ober - Prási- denten Herrn von Vincke, so wie mehrerer anderen hohen Offiziere und Beamten von Borken kommend hier ein. Eine zahlreiche, aus hiesigen Bürgern gebildete Ehrengarde zu Pferde war Hdôchsidemselben bis zur Gränze zum Ehrengeleite entgegen geritten. Durch die festlih geschmückten Straßen ging der Zug nah dem Gouvernementshause, dem Absteige - Quartier Sr. Königl. Hoheit, wo die hohen geistlichen (an deren Spise der Ober - Konsistorialrach und General - Superintendent Herr Bischof Yr. Roß), Militair- und Civil - Behörden sich versam- meic hatten, um dem hohen Gaste ihre Aufwartung zu machen. Se. Königl. Hoheit zogen die sämmtlichen Autoritäten und mehrere angesehene Einwohner der gen Stadt zur Ta- fel. Gegen halb 6 Uhr inspizirten e. Königl. Hoheit die auf der Spelsner Haide versammelten Truppentheile der hiesigen Garnison. Diese Inspection währte bis 9 Uhr. Abends war großer Zapfenstreich und Ausführung von Musik- stücken vor dem Gouvernements -Plake, cine reiche Jllumina- tion der Hauptstraßen, so wie ein glänzender Fackelzug von den erstes Bürgern der Stadt mit Begleitung des Musik - Corps vom iT7ten Infanterie - Regimente. Die Anwesenheit unseres geliebten Königssohnes war leider sehr kurz, indem Höôchstder- selbe heute Morgen um halb 7 Uhr, nachdem Se. Königl. Hoheit die Festungswerke u. s. w. in Augenschein genommen, schon die Reise über Koblenz nah Tepliß weiter fortsekte.

Koblenz, 11. Juli, Se. Excellenz der kommandirende General, Herr von Borstell, ist gestern Morgen von hier nach Wiesbaden abgereist.

Liegnis, 6. Juli. Pferdeschau. Am 3ten d. M. fand hier die erste, von dem hiesigen landwirthschaftlichen Ver-

ein veranstaltete Pferdeschau und Verloosung von 15 ausge- wählten Pferden, alle Schlesischer Zucht, welche von dem Erids aus den verkauften Actien angekauft waren, statt. Das Publi- fum nahm daran lebhafte Theilnahme. Fürsten-Kapelle in Grussau. Die Fürsten - Kapelle der herrlichen Stifts- kirche zu Grussau, worin die Grabmäler der Bolkonen, erhält jeßt, statt der alten shadhaften Bedachung, ein Dornsches Dach, wodurch hoffentlih der ferneren Zerstörung des Gewölbes und seiner Fresfko - Malereien Einhalt geshehen wird. Wafsser- und Hagelschaden. Der Kreis Sagan is im verflossenen Monat durch mehrere Unglücksfälle hart mitgenommen worden, theils in Folge der ungewöhnlichen Höhe des Queis und meh- rerer Dammbrüche, theils in Folge des Hagelschlags, der- viele Ortschaften des Kreises betroffen hat. Bromberg, 10. Juli. Räuber- und Die- besbande. Schon seit längerer Zeit waren häufige Dieb- stähle und andere Verbrechen in dem Gnesener und den be- nahbarten Kreisen des Regierungs - Bezirks Posen mit uner- hôrter Frechheit begangen worden. Neuerlich machte das wie- decholte Erscheinen fremder Männer und Weiber auf den Wo- chenmärkten zu Gnesen, wo sie auffallend viel Geld und fár Dinge, die nit zu ihren anscheinenden Verhältnissen paßten, ausgaben, die Polizei aufmerksam, und ihre Verhaftung führte zur Entdeckung des durch Stebriefe längst verfolgten berüch- tigten Räubers und Brandstifters Andreas Nawrocki, gegen den beim Jnquisitoriat zu Kozmin §82 Kriminal-Prozesse im Gange ewesen sind, und auf dessen Kopf die Regierung zu Posen eine Prämie von 50 Rthlr. geseßt hatte. Er hatte unlängst unter falschem Namen das Vorwerk Jeziorzany, das isolirt an einem Walde liegt, gepachtet, und sih mit seinem Anhange dort und in den R im Walde zerstreuten Häusern von Ochodza, nur etwa 8 Meilen von dem Schauplas ihrer früheren Ver- brechen (im Posener Departement) förmlich niedergelassen. Der oben genannte, so wie sein niht minder berüchtigter Bruder Stanislaus Nawrocki nebs § anderen Männern, worunter ein Oekonom, Schmidt, Fischer und Müllergesell und 7 Weibern, meistens Konkubinen von jenen, sind bereits aufgehoben und nah dem Inquisitoriat zu Kozmin in sicherer Begleitung abge- führt. Auf 12 Wagen wurden die zu Jeziorzany vorgefunde- nen zusammengeraubten Sachen nah Gnesen gebraht. Die Nachforschungen nach den übrigen Theilnehmern dieser weitver- zweigten Bande werden mit aller Thätigkeit fortgeseßt.

Evangelische Pfarrgemeinde zu Samoczyn. Die evangelischen Einwohner dieser Stadt und der ihr nächst- belegenen Ortschaften, welche nach Margonin, Kreis Chodziesen, zu welcher Pfarrei außerdem noch 29 rtschaften und einzelne Etablissements mit 1743 Seelen gehören , eingepfarrt waren, sind, bei ihrem Unvermögen, den dortigen Pfarrer für den durch ihre Abzweigung entstehenden Einnahme-Verlust zu entschädigen, durch die Königl. Bewilligung eines Fixum von 300 Rthlr. für denselben, nunmehr dahin gelangt, eine eigene Pfarrgemeinde zu bilden, deren Mutterkirche Samoczin 17 und deren Tochter- kirche Lindenwerder 9 Ortschaften und Etablissements mit 4820 Seelen begreift. Die Dotirung der neuen Pfarrei ist von der

Gemeinde bewirkt worden.

Langensalza, 12, Juli. Neuer Sparkoch- herd. Bei den immer steigenden Preisen des Feuerungs- Materials sind Erfindungen, welche dazu beitragen , den Holz- Verbrauch zu vermindern, von der hôchsten Wichtigkeit. Der Sparkochherd des Kupfershmieds Dornheim hierselbst ge- hôrt zu diesen, wie aus mehreren Zeugnissen hervorgeht, und selbst die Königliche Regierung zu Erfurt hat sich veranlaßt ge- sehen, beifällig sich darüber zu äußern. Es ist dies natürlich nur ein Verbesserungs - Versuch der vielen Herde dieser Art, aber wie aus den näheren Angaben hervorgeht, scheint er ein gläcklicher und praktisch vollständig anwendbarer, zu seyn. Der Herd besteht aus Eisenblech und enthält 4 C insabgefäße - eine Bratröhre, eine Backröhre, eine Röhre zum Warmhalten der Speisen. 2 Pfund Nindfleish wurden in l Stunde 51 Min., und ein Kalbsbraten von 8'/, Pfund in 1 St. 49 Min. gar, während man zugleih auch noch in den anderen Behältern mancherlei Gegenstände zubereitete, und dies alles mit 13 Pfund Büchenholz. Die Unterschriften der Mitglieder des Magistrats, des Kreis-Physikus, des Apothekers und vieler an- derer angesehener und sachverständiger Männer, bezeugen die

Richtigkeit dieser Angaben in den Langensalzer Kreisblätter Nr. 2, 23, 27. N Ms | 3

Finanz-Gesebgebung. j Branntweinsteuer.

Das in der Preußischen Monarchie eingeführte Gränz- Zoll-System hat es möglich gemacht, die Verbrauch steuern von inländischen Erzeugnissen, so weit sie allgemein oder kein Ge- genstand eines Staats - Monopols sind, gleich bei der Gewin- nung oder Hervorbringung derselben, oder in der ersten Hand zu erheben, denn, nur wenn dieselben Erzeugnisse ausländischen Ur- \prungs einem eben so hohen oder höheren Eingangs-Zoll unterliegen, ist der inländische Fabrikant oder Produzent im Stande, seine Preise so zu stellen, daß sie ihn fúr die ausgelegte Steuer beim Verkauf wieder bezahlt machen. Die Steuer brauchte sich nun nicht mehr an die größere Zahl der Händler und ra zu hal- ten, oder dem sich bis ins Kleinste zersplitternden ertrieb und Verbrauch nachzugehen, woraus der Vortheil entstand, daß der Steuerzahler möglichst wenige, die Steuer - Zahlungen seltener und stärker, die Kontrole einfacher und sicherer, endlich die Steuer selbst wohlfeiler und minder fühlbar wurde. Solche Verbrauchssteuern ruhen bei uns bekanntlich nur auf den künst- lichen Getränken an Wein, Branntwein und Bier und auf dem Taback. Wenn auf der einen Seite ihre Einrichtung in obiger Art bei Branntwein und Bier die wenigsten Hinder- nisse fand, weil die Fabrikanten nit in der Allgemeinheit, wie bei dem Wein , zugleich Produzenten des Materials sind, aus welchem das Getränk gewonnen wird, und nit nur die Bereitung an sich mehr von ihrer Willkür abhängt, sondern sie auch Menge und Stärke des Fabrikats in ihrer Gewalt haben, weil ferner das Bier in der Regel bald vertrunken wird, der Steuer - Vorschuß des Brauers also nur von kurzer Dauer ist, und, wo er beim Brenner weitaussehender ist, durch Steuer- Kredit geholfen werden kann, so legte do wieder die künst: lichere Bereitungsart beider Getränke, die mehreren und um- ständlichen Prozesse, welhe zu ihrer Gewinnung nôthig sind, der Steuer - Anlage eigenthümlihe Schwierigkeiten in den Weg. Die Besteuerung des leßten Resultates der Fabrica- tion, des Gewinnes an Getränk nach Menge und Stärke, scheint zwar das Einfachste und Gleichförmigste , ist es aber nicht, weil, um sich des leßten Gewinns zu versichern, eine lä- stige Kontrole der Fabrication von Anfang bis zu Ende voran- gehen muß und die Ermittelung der Stärke desselben neue eitläufigkeit und Unsicherheit hervorbringt. Eine Material: