1838 / 205 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Spazierritt vom Pferde gestärzt und hat sich das Schlüsselbeir gebrochen; er befindet sich aber shoa in der Besserung.

Der Marquis und die Marquise von Londonderry gaben gestern Abend in Holdernesse-House cinen großen Ball, der zu den glänzendsten Festen dieser Saison gehörte. Unter den An- wesenden befanden sch auch die Herzogin von Gloucester, der Prinz Georg von Cambridge, der Herzog von Nemours, der Herzog von Nassau und mehrere der Krönungs-Bokschafter und anderen Gesandten.

Die öffentlichen Blätter fahren fort, den Marschall Soult auf Schritt und Tritt zu begleiten und über die vielen Auf- merfksamfkeiten, welche man demselben überall zu Theil werden láßt, ausführlihen Bericht zu erstatten. Die Tory- Presse beei- fert sich nicht minder, als die liberale, dem Marschall die \{chmei- chelhaftesten Komplimente zu machen. „Gestern“, sagt die heu- tize Morning Post, „war ein bewegter Tag für den tapfe- ren Veteranen, aber bewegt ín einer Menschen ihre Zeit nicht anzuwenden pflegen. Kurz nach 12 Uhr langte Se. Excellenz, begleitet von dem Marquis von Dalmatien, dem Marquis von Mornay und Herrn Manby, im Coldbathfieldsschen Zuchthause an und wurde von mehreren Grasschafts-Friedensrichtern und dem Gouverneur, Capitain Che- sterson, empfangen. Die Wirkung der Strafe des Schweigens, die eingeführte Klassifizirung der Gefangenen, die überall herrschende große Reinlichkeit und Ordnung und die Gesundheit der Delin- quenten, unter 1099 befanden sich nur zwei Kranke, \hie- nen besonders die Aufmerksamkeit des Marschalls zu erregen. Die Beschaffenheit und Quantität der Lebensmittel fand er sehr zweckmäßig; das Einzige, was ihm nicht ganz angemessen schien, war der Umstand, daß die Arbeit so vieler auf der Tretmühle beschöftigter Personen ihnen nicht das Geringste einbringen sollte. Dem Gouverneur machte Se. Excellenz einige wohl ver- diente Komplimente. Der Marquis von Mornay, der sich durch seine philanthropischen Bemühungen in der Deputirten-Kammer schon bèmerklich cemacht, ließ sich von allem Statistischen-sehr genau un- tertichtea. Von hier begab die Gesellschaft sich nach der Münze, wo sie den ganzen Verlauf der Arbeit vom rohesten Anfange bis zur Prägung wit ansah. Herr Morrison, der Vice- Münzmeister, und Herr Jasper Atkinson, der Chef des mechanischen Depar- tements, erklärten den Gästen Alles mit der größten Höflichkeit und überreichten dem Marschall eine silberne Medaille, auf welche in seiner Gegenwart die Jnschrift: „Marschall Soult, Herzog von Dalmatien, 17. Juli 1838// geprägt wurde. Dann servirte man ein Frühstück, worauf die ausgezeichneten Gäste sich mit großem Dank für die ihnen erwiesene Aufmerksamkeit entfernten. Nachmittags war in Vauxhall eine Festlichkeit zu Ehren des tapferen Marschalls veranstaltet, zu der sich an 10,000 Menschen eingefunden hatten. Der große Nassau-Bal- lon sollte aufsteigen. Kurz nah 6 Uhr war Alles dazu bereit, Herr Green bestieg die Gondel mit mehreren anderen Herren, und die Maschine erhob sch in süddstliher Richtung in die Lúfte. Der Herzog von Dalmatien, . der in einen schlichten Ueberrock gekleidet war und das. rothe Band der Ehren-Legion im Knopfloche trug, sah dem Ballon einige Minuten nach und entfernte sich dann unter freudigem Zuruf der Volksmenge. Am Eingang in den Garten des Vauxhall strahlte der Name „„Soult““ in einem Stern von bunten Lampen; darüber war das Wappen des Marschalls zwischen dreifarbigen Fahnen und mancherlei passenden Devisen angebracht.“/

Der Luftschifferin Mistres Graham, die gestern ebenfalls von einem hiesigen Garten aus aufsteigen wolite, wurde bei dieser Gelegenheit ihr Ballon von dem über langes Zögern un-

geduldig gewordenen Pöbel so beschädigt, daß sie ihn {werlich wieder wird brauchen können.

Niederlande.

Aus dem Haag, 20. Juli. Der Empfang, den gestern Se. Königl. Hoheit der Prinz Heinrih bei seiner Rückkehr aus Ostindien im Schoße der Königl. Familie gefunden, war ungemein herzlih. Der Prinz von Oranien war zu diesem Be- hufe aus Tilburg hier eingetroffen, und auf dem Kdnigl. Pa- lais im Bosch fand die Scene des Wiedersehens “statt. Der Prinz Heinrich war im Oktober 1836 von Holland abgese- gelt und hatte also sein Vaterland in zwanzig Monaten nicht gesehen.

D i elcdin 20. Juli. Das Handelsblad enthält fol- gende neuere Mittheilung seines Korrespondenten aus London vom 17ten d. M.: „Die Konferenz wird nicht vor dem näch- sten Montage wieder zusammentreten, und Alles, was bisher in auswärtigen Blättern von Beschlüssen erzählt worden, die be- reits gefaßt seyn sollten, ist aus der Luft gegriffen. Die Absicht der Mächte ist kein Geheininiß mehr, und was die Belgier auch thun môgen, um sich und Andere irrezuführen, sie werden es erfahren, daß Europa, Gott sey Dank! noch nicht so tief ge- sunken sey, um sich von Belgien Gesetze vorschreiben zu lassen. Man sieht es hier sehr ungern, daß Leopold durch Nachgiebig- feit seine unruhigen Unterthqnen in ihren durch nichts ge- rechtfertigten Plänen verstärkt hat und so natürlich die Lage der Mächte, die gern das Aeußerste versuchen möchten, damit die Sache gütlich beigelegt werde, um so schwieriger gemacht hat. Was dagegen besonders viel dazu beigetragen , die Höfe, die nun einmal als Schiedsrichter aufgetreten, günstig für Hol- land zu stimmen, is die Ueberzeugung, díe jeh! Alle gewonnen, da es dem Könige Wilhelm Ernst sey, falls Belgien seinen Verpflichtungen nahkommt, die Unabhängigkeit dieses Landes und die Souverainetät seines Färsten anzuerkennen und in Frieden und guter Nachbarschaft mit denselben zu leben. Sollte Belgien aber auf dem Wege des Unrechts und der- Intrigue bcharren wollen, so würde es ein sehr schlechtes Spiel bekom- men. Nehmen Sie dies immerhin in Jhre Zeitung auf; es ist die reine Wahrheit und Belgien kann daraus einigen ziehen.“

Belgien.

Brüssel, 19. Juli. Dem Vernehmen nah, wird der Kd- nig, sobald er die Musterung über die im Lager von Beverloo versammelten Truppen abgehalten hat, wieder nah Paris zurük- kehren, um die Königin von dort abzuholen. Uebermorgen wird der siebente Jahrestag der Thronbesteigung des Königs durch ein feierlihes Te Deum und durch Illumination des Rathhau- ses und der anderen dffentlihen Gebäude gefeiert werdén.

Von dem sogenannten „schwarzen Buche“ ist bereits eine dritte Auflage erschienen.

Deutschland.

München, 20. Juli. Der hiesigen Zeitung zufolge, wer- den Ihre Majestät die Königin am Sonntäg den 22sten, Se. Se. Majestät der Kdnig am Montag den 23sten und Jhre

Majestät die Kaiserin von Rußland am Dienstag den 24sten hier eintreffen.

eise, wie gewöhnliche |

852 Bamberg, 22. Juli. Gestern Abends um 9 Uhr trafen Shre Königl. Phheit die Prinzessin Friedrich der Niederlande nebst Jhrer Königl. Hoheit der Prinzessin Louise der Nieder-

lande auf der Reije von Tepliß nach dem Haag hier ein und seßten heute früh die Reise nah Frankfurt a. M. fort.

Dresden, 21. Juli. Linem in der Leipz. Allg. Zei- tung enthaltenen Berichte zufolge, ist der auswandernde Theil der Gemeinde des Pfarrers Stephan, der sih nach Nord- Amerika begiebt, 4— 600 Seelen stark und zählt alle Arten Handwerker unter sich, mit Ausnahme eines Gerbers. Auch mehrere Beamte sollen sih den Auswandernden angeschlossen

aben. : t 9 Hannover, 19. Juli. (Hamb. Korr.) Diesen Nach-

mittag 3 Uhr war Cour bei Sr. Kaiserl. Hoheit dem Großfär:- sten in Herrenhausen, um 5 Uhr war große Tafel im Georgs- | Park (der jedoch der Großfürst Unpäßlichkeit halber nicht bei- wohnte). Hiesige Künstler sind von dem Großfürsten beauf- tragt, mehrere Portraits von ihm in kleinem Maßstabe auszu- führen, die vermuthlich demnächst zu Geschenken benußt wer- den sollen. Allem Änscheine nach, wird der hohe Gast längere Zeit bei uns verweilen und seine völlige Genesung hier abwar- ten. Auch hegt man noch immer die Hoffnung, Se. Majestät den Kaiser von Rußland hier zu sehen. Morgen Abend wird die erste Vorstellung in dem Theater zu Herrenhausen durch die Braunschweiger Operisten stattfinden. Nach Beendigung der- selben soll der dortige {dne Park mit seinen künstlichen Wasser- leitungen und Springbrunnen prachtvoll erleuchtet werden und die sämmtlichen Musik - Corps der hiesigen Regimenter dazu spielen; dem hohen Gaste zu Ehren haben dieselben die Russische Volks-Hymne eingeübt. Zu den zahlreichen Fremden von Ansehen, welche sich ge- enwärtig in hiesiger Residenz aufhalten, gehört auch der Lord Bischof von Rochester , welcher gestern Abend -hier eintraf und im Britischen Hotel abstieg. (Englischen Blättern zufolge, um unseren Kronprinz zu konfirmiren.) Bald nach seiner Ankunft ließ der König den Bischof dur seinen Kammerherrn einladen, die für ihn in Bereitschaft gehaltenen Zimmer im Färsten - Pa- lais zu bezichen.

Darmstadt, 21. Juli. Die hiesige Zeitung wider- spricht der vom Hamburger Korrespondenten und anderen Bláât- tern gegebenen Nachricht, daß sih in den Gegenden der Berg- straße eine Räuberbande gezeigt habe.

Hamburg, 22. Juli. Der Herr Graf von Oberstein (Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Oldenburg) ist nebst Gefolge von Oldenburg hier eingetroffen und im Hotel „zur alten Stadt London‘ abgestiegen.

O esterreíicdch.

Wien, 13. Juli. (Karlsr. Z.) Gestern gingen die hier verfertigten Reichskleinodien des Lombardisch-Venetianischen Königreichs, bestehend in Scepter, Reichsapfel, Krone, Man- tel und Staatóschwert, nah Mailand ab. Die Krone is so gemacht, daß ihr die in Monza befindliche eiserne als Unter- lage dient. Die übrigen Königl. Junisignien sind ebenfalls hier verfertigt worden. Man bewundert die Schönheit der Arbei- ten allgemein. Der Mantel ist himmelblau, mit orangegelber Einfassung, reich mit Gold gestikt. Nach der hohen Verfü- gung des Kaisers werden nach der Krönung der Scepter, Reichs- apfel, nebst Mantel nach Venedig gebracht und dort bis zur jedesmaligen Krönung aufbewahrt bleiben, die Reichskrone aber bleibt in Monza. J. M. die jedesmalige Königin der Lombar- dei wird nicht gekrönt werden, weshalb keine Krone für Frauen verfertigt wurde. Bekanntlich liegen die Kleinodien des Kai-

Muten

sers Napoleon in der hiesigen Kaiserl. Schaskammer und fonnten ‘bei der je6igen Krönung, wegen der Wappen dieses Fürsten, “nicht benußt werden. : }

Wien, 20. Juli. Allerhôchster Entschließun von Scutari, Benigno Macarsca ernannt.

Der Bote von Tyrol meldet aus Jnnsbrucf vom 12. Juli: „Heute um 10 Uhr Vormittags: wurde in der hie- sigen Hof- und Stifts - Kapelle im Beiseyn- des hohen Adels und der ersten Autoritäten die feierliche Jntroduction der von Jhrer Majestät der Kaiserin allergnädigst zur Stifts - Dame in dein hiesigen Hocadfigen Damen-Stifte ernannten Francisca Seraphine Gräfin von Leiningen - Westerburg durch den Herrn Robext Ritter von Benz, K. K. wirklichen Hofrath und Lan-

Se. Majestät der Kaiser haben mit vom 23. - Juni d.- J. den: Bischof lbertini, zum Bischofe von Spalato-

Excellenz den Herrn K-K. Geheimen Rath Grafen von Künigl als zweiten Stifts - Commissair vorgenommen. Das Stifts- Ordenszeichen wurde der neuen Stifts-Dame von Jhrer Exel- lenz der Frau Ober - Dechantin angeheftet, und ‘die feierliche Handlung mit einem Gottesdienste, welcher von dem hochwür- digen Herrn Prälaten des Prämonstratenseë-Chorherren-Stiftes zu Wilten abgehalten wurde, geschlossen.“

Schweiz.

Luzern, 13. Juli. (Allg, Ztg.) Vor kurzem schien man hier, vorzüglih uuter den Mitgliedern der Tagsaßung, die Besorgniß zu hegen, daß der Broschüren-Prozeß in Paris der Französtschen egierung eine Gelegenheit geben würde, die früher stattgefundenen Unterhandlungen in Betreff des Prin- zen Napoleon zu erneuern, wodurch zwischen Frankreich und der Schweiz neve Differenzen entstehen könnten. Seit einigen Tagen versichern aber mehrere Personen der Französischen Bot- schaft im Gegentheil, daß sie feine Instructionen in dieser Beziehung e haben, und man behauptet sogar, daß Herr von Montebello nur unter chen, dieser für den Sohn eines Marschalls Napoleon's „sehr unangenehmen Mission überhoben zu bleiben, eingewilligt habe, auf seinen Posten zurückzukehren. Jch glaube aber bestimmt zu wissen, daß der Widerspruch der Französischen Botschaft auf eine solche Frage einen ernsteren Beweggrund hat. Der merkwürdige Empfang, den der Prinz Louis Napoleon bei dem eidgenössischen Schügenfeste in St. Gallen gefunden hat, ein Empfang, der in seiner Art eben so unerhdrt war, wie der Empfang des Marschalls Soult in London, is nach Aeußerungen wohlunterrichteter Per- sonen die wahre Ursache dieser veränderten Haltung von Seiten der Französischen Botschaft. Wenn Alles wahr ist, was man von der Einstimmigkeit und Lebhaftigkeit des Beifalls und der Zuru- fungen: Es lebe Napoleon! welche den Prinzen von allen Sei- ten empfingen, erzählt, so scheint man wirklich unmöglich dem Gedankea und der Hoffnung Raum geben zu können, die Kan-

+ tone in eine Austreibung des Prinzen aus dem eidgenössischen

Gebiete willigen zu sehen, Diese Fräge ist offenbar zu einer National - Frage für die Schweiz geworden. Die Regiêrung

des Königs der Franzosen is gewiß zu weise, als daß sie Lei-

des-Prásidiums-Verweser, als ersten Stellvertretenden, und Se..

dem förmlichen Verspre- |

denschasten wieder aufregen sollte, bei deren Dämpfung sie sehr interessirt ist.

S panien.

Madrid, 12. Juli. Das Ministerium hat beschlossen alle jungen Männer, die wegen ihrer Verbindung mit den Kar; listen verhaftet worden sind, in die Armee aufzunehmen. Diese Maßregel soll úberall große Freude erregt haben.

Dem Vernehmen nach, sind in diesen Tagen 15 Millionen Realen an Espartero und 7 Millionen an Oraa von hier abge; fandt worden.

Der Baron von Meer hat, als Antwort auf das von der Karlistischen Junta in Berga erlassene Blokade-Dekret, den Be, fehl ertheilt, daß aus Barcelona und ‘den übrigen befestigtey Orten Cataloniens keine Lebensmittel ausgeführt werden diy, fen, außer wenn sie für die Truppen der Königin bestimmt sind, Wer diesem Befehl zuwider handelt, wird das erstemal mit Konfiszirung der Lebensmittel, das zweitemal mit zehnjährige Deportation nah den Philippinischen Jnseln bestraft.

Saragossa, 11. Juli. Gestern sind ein Bataillon dez Regiments „„Cordova‘/ und einige Kavalleristen hier angekom men, welche Lebensmittel und Munition nach L N hatten. Morgen werden diese Truppen mit einem Transport Lebensmittel nach Cariñena abgehen, wo die Division des Ge: nerals Pardiñas dieselben in Empfang nehmen und nah T ruel bringen wird.

Gestern hatte der Ober-Befehlshaber in Muniesa eine Un terredung mit dem General Santos San Miguel und reist gleich darauf nah Teruel ab.

Spanische Gränze. Man schreibt aus Berga in Ca- talonien vom 12. Juli: „Der Graf d’Espagne is in den ersten Tagen des Monats hier angekommen. Er hielt seinen Einzug zu Fuß. Er trat hon am nächsten Tage seine Functionen als General-Capitain des Don Carlos an und machte bekannt, daß Jedermann entweder die Flinte nehmen oder die Stadt verlas sen müsse. Jn den folgenden Tagen inspizirte er mehrere Ba tailloue und erließ einen Befehl zur Rekrutirung in dem von den Karlisten beseßten Ge ct: der Provinz. Wer nicht dienen will, kann sih vor dem Loosen mit 30 Piastern und sechs Flin- ten loskaufen; wer das Loos gezogen hat und sich vom Dienst zu befreien wünscht, muß 100 Piaster zahlen und zehn Gewehre liefern. Auf diese Weise wird man in kurzem 3000 bis 4000 Mann und eine ziemliche Summe ' Geldes erhalten. Al les fühlt die Gegenwart des General - Capitains; Überall erblickt man größeren Eifer und größere Unterwärfigkeit, die Beamten thun ihre Pflicht, und das Volk zeigt das größte Ver-

trauen. Die Nachricht von seiner Ankunft hat in Barcelona

großes vil ote erregt. Der Baron von Meer, welcher seine militairishe Laufbahn dem Grafen d’Espagne verdankt und sehr wohl weiß, was von ihm zu erwarten is, hat beschlossen, ihm nicht Zeit zu organisiren. Christinischen und senden, um Berga anzugreifen; wir sind hier jedoch ganz ru und entschlossen, uns aufs Aeußerste zu vertheidigen.““ Aus Estella wird gemeldet, daß Don Carlos am 13. Juli Abends daselbst angekommen sey und am folgenden Tage die von Maroto kommandirten 14 Bataillone gemustert habe.

Portugal.

Lissabon, 10. Juli. im Kabinet eingetreten war, y ; samkeit der politischen Welt auf sich gezogen. Die offizielle Zei

Man ist daher in Barcelona eifrig beschäftigt, der Armee Munition, Kanonen und Haubiken e

tung leugnet zwar, daß von irgend einer Ministerial - Verände | rung die Rede gewesen, allein die Oppositions - Blätter versi“

chern, daß die Minister des Innern, der Justiz und der Fi: nanzen ihre Entlassung eingereicht hätten, weil das Verfahren des Herrn Costa Cabral, j nicht mit ihren politischen Ansichten übereinstimme. Wie es heißt;

sollen die Minister die Meinung hegen, Herr Costa Cabral sey

durch die geheime Polizei davon unterrichtet gewesen , daß am Frohnleichnamsfeste ein Aufstand. ausbrechen solle, und habe die Minister absichtlih niht davon in Kenntniß gesezt. Mag nun eine Spaltung im Kabinet existirt haben oder nicht, so

nicht zu denken ist.

Da es bei dem ershdpften Zustande des Schaßes unmög! lich ist, die am 10, Juli vorigen Jahres ausgegebenen und heute fälligen Schabscheine zu dem Betrage von etwa 12,000 Pfd.

Sterling einzuldsen, #o Uebereinkommen mit der der Lissaboner Bank die nöthigen

ae die Regierung - ein sehr günstiges onfiança-Compagnie getroffen, welche

sich übrigens daraus, daß die Kdnig und die Mitglieder der Königlichen Familie als acht Monaten im Rückstande sind. y In Folge der Verlegung der Regierung der Capverdischen Inseln von der Insel St. Jago nah der Insel ist ein Königliches Dekret erschienen, wodur in der auf leßte rer Insel neu zu grändenden Stadt o di eines Hospitals zur Aufnahme fremder und ‘einheimischer Per sonen anbefohlen wird. Auch soll den nächsten Cortes ein Vor {lag , alle Häfen der Jnsel St. Vincent auf zehn Jahre zu Freihäfen zu erklären, zur Erwägung vorgelegt werden.

Der Guerilla- Chef Remeschido lebt ruhig in seinen Ber!

en, während seine Untergebenen fortwährend Raubzüge unter Fabian und das Reisen in den südlichen Provinzen! äußerst ge

tr O Unterhandlungen zwischen der Britischen und s sind jekt Unterhan e um die Britischen

E Regierung eröffnet worden, orderungen endlich zu erledigen.

Tüúürkeñi.

Einem in der Allgemeinen Zeitung enthaltenen Schrei ben aus Konstantinopel vom 4. Juli zu olge, hätte der Fran zösische Atüniral Gallois, der am 1sten d. M. mit seinem schwader von Smyrna nah den Dardanellen abging, gar fein Hehl daraus gemacht, daß er den Befehl habe, L Flotte unter dem Kommando Achmed Fewzi Pascha's úbera hin zu begleiten. Die Pforte, -die sich dárúber anfangs beshwe!

ren wollte, soll späterhin von dieser Absicht zurückgekommen seyn,

Aegypten.

Ueber die von den Engländern in Vorschlag gebrachte Eisenbahn von Kahira nach uet so wie über die von Deut schen, und namentlich von Herrn Russegger, geleitete Aegyptis{ Bergwerks-Expedition theilt die Allg. Zeitung in einem Schr d ben aus Alexandrien vom 26. Juni folgende interessän

lassen, eine Karlistische Regierung in Berga zu'

ig:

(Times.) Die Spaltung, welche hat hier ausschließlich die Aufmerk

Civil - Gouverneurs der Hauptstadt,

viel ist. wenigstens gewiß, daß für jeßt an eine Veränderung desselben

Summen zur Disposition.

stellen wird. Wie groß der Geldmangel im Schab ist, ergiebt“ Zahlungen an die Königin, det seit länger

St.- Vincent“ Mindello die Erbauung”

die Türkische

: „Aus dem Projekt der Eisenbahn von Kahira Suez wird wohl färs erste nihts werden. Um den nd von der Schnelligkeit der Dampfwagen zu überzeu- f i ein solcher vor furzem aus England hier angekom- E Die Proben fielen jedoch sehr s{lecht aus. Erst ver- uchte man es auf dem bloßen Sande, da war der Schnellwa- ven niht von der Stelle zu bringen; dann belegte man den p oden mit Brettern, Und nun rumpelte er wir ein {wer be- adener Frachtwagen. Endlich that man das, was man gleich jtte thun sollen, man legte ihm Holzschienen E 3 aber uh auf diesen war seine Bewegung so un edeutend, der Pascha eben keine große Îdee von dieser Art Pagen bekam. Um jedoch den Zumuthungen der Eng- nder nachzukommen, die nicht aufhdren, ihm die Eisenbahnen (s die Quintessenz aller Erfindungen zu preisen, hat er befoh- en, man solle vor dem Thore nah Rosette auf der Strecke von iner Stunde eine Bahn anlegen, wo er sih dann in Person on der Nügblichkeit der Eisenbahnen überzeugen will. Ehe ber diese Bahn angefangen und fertig wird, ehe der Pascha ann einen Entschluß faßt und den Befehl zur Anlegung einer ihnlichen nah Suez giebt, und ehe diese ins Werk geseßt wird, da wird wohl ein Säkulum vergehen. Außerdem sieht der Pascha noch nicht recht seinen Vortheil dabei ein „und ehe er ich bloß des Englischen Handels wegen, dem er mit Recht noch andere Absichten unterschiebt , in eine solche kostspielige Un- ernchmung einläßt, wird er sich wohl mehr als zwei- al besinnen. Zwar hat sich die Englisch - Ostindische Com- zagnie erboten, die Kosten allein zu Tee allein Mehmed Ali st| zu stolz und zu klug, um ein solches Anerbieten anzunehmen. r will hier allein regieren und mit Niemanden theilen. Ein Englischer Ingenieur, der expreß deshalb von Jndien nach Ka- ira fam, wird sich wohl mit den andern Englischen Ingenieu- en trôsten müssen, die sich schon seit langer Zeit daselbst auf- walten, und sogar Gehalte beziehen, um nichts zu thun. Um diese Herren einigermaßen zu beschäftigen, hatte man in der Gegend von Turra, 2°: Stunden südlich von Kahira, eine inige hundert Schritte lange Bahn gemacht, um die in NMokkatam gebrochenen- Steine schneller dem Nil zuzuführen. ber auch diese wird jest unnüß, da die Arbeiten am Bar- age aufgehört haben. Die Bemühungen des Dr. Bowring, Englischen Vice- Konsuls in Kahira, der kürzlih in Syrien var, um sih dort von der Lage der Dinge zu überzeu- gen, so weit es nämlich seine geringe Kenntniß des Orients erlaubt, dürften daher in Rauch aufgehen. Daß überhaupt England in den jeßigen schwierigen Verhältnissen, die täglich ver- wickelter und dringender werden und einer baldigen Krisis ent- gegen eilen , so auf die Eisenbahnen in Aegypten versessen ist,- gehört nicht unter die geschicktesten Kunstigriffe Englischer Po- litik. Jhre Bewegungen Ende vorigen Jahres im Rothen Meer, wo sie sich der úberaus wichtigen el- Mandeb, bemächtigten, Truppen in Mokka, unter dem Vor- wande, das Kohlen-Depot zu- beschüßen, ausschifsten, die größte nsel des Rothen Meers,. die Jnsel Cameran, die das beste rinkbare Wasser an der ganzen Arabischen Küste hat, in Be- is nahmen und. dort ein Fort anlegten, und endlich die kleine, aber sehr wichtige Jnsel Perim, die sich mitten in Bab: el-Man- deb lagert und diese Meerenge ganz beherrscht, befestigten, dies \lles hat mehr als zu viel die Aufmerksamkeit erregt. Wie kann die Englische Politik Mehmed Ali für so einfältig halten, den Engländern noch eine Eisenbahn durch die Wüste zu bauen, damit se désto schneller und um so. sicherer ins Land hinein rutschen? Es gehört die ganze Aufgeblasenheit eines Engländers dazu, um das sich nur träumen zu lassen. So ist aber der Charakter der hiesi- gen Englischen Agenten, welche die Absichten ihrer Regierung bald ntér dem Schleier einer hypokritischen Philantropie verbergen, hald so offen und nackt damit hervortreten, daß man nicht weiß, vorüber man mehr zu erstaunen habe, über die ambitidsen Pro- efte selbst oder über diè Ungeschicklichkeit, mit der man sie ent- hüllé. Unter den vielen Unternehmungen, die hier angefangen und ie bis ans Ende durchgeführt worden, gehört auch die Ausbeutung der Minen durch Oesterreichische Berglèute. Die Bleibergwerke m Taurus sind von den Bergleuten selbst de facto aufgegeben vorden, nicht, weil dort nihts zu finden sey, sondern weil man hnen nichts lieferte, um die Arbeiten zu beginnen. Ein Aehn- ihes ist auch mit den Eisenbergwerken geschehen, die eine ganz ußerordentliche Ausbeute versprachen, wenn sih nämlich nicht das Interesse mehrerer- Spekulanten dabei betheiligt gefunden hâtte, die das Eisen aus Europa liefern. Hierzu ist noch ein Wust von anderen Jntriguen zu rechnen, die ihren Grund hauptsächlich darin finden, daß es Deutsche sind, die hier nüß- ih seyn wollen: Alle Nationen hassen sih in Aegypten, ver- olgen und verlästern sich; aber alle nehmen Partei, wenn es gilt, den Deutschen etwas: zu entreißen. Es ist ein Un- glûd, daß sich in Aegypten kein angesehener Deutscher Kaufmann von einigem Einfluß befindet, dessen Stimme m Stande wäre, Deutschen Fleiß und Deutsches Talent zéltend zu-machen;. dagegen sind die, die das Schiksal hierher geworfen hat, immer geneigt, sich der Gegenpartei anzureihen. at man doch sogar die Entdeckung der bedeutenden Goldmi- en in dem-südöstlichen Theile des Senuaar nicht dem Herrn Rußegger sondern einem gewissen Boreani zuschreiben wollen, nd das hat man mit einer Schadenfreude ausgesprengt, welche die diesen Leuten sonst gewöhnliche Dissimulation grell zu Tage drderte. Herr Rußeggerr wird in kurzer Zeit in Ka: hira erwartet, und hoffentlich wird er über das, was in Sennaar geschah , etwas veröffentlihen, was das übrige grundlose Gewäsch niederschlagen wird. Seine - Erschei- va Aegypten kann von großer Wichtigkeit seyn, da der Pascha, der heller als alle Uebrigen sieht, sih alsdann wohl veranlaßt finden fönnte, eine neue Expedition nach dem i éniaar abzuschiken , die vielleicht weiter vordränge, als die thte. Auch die Geographie wird hierdurch bedeutend gewin- A da eine neue Expedition sich wahrscheinlih der Gränze yssiniens sehr stark nähern würde. Zwar werden die großen ä ineurs ‘der Intriguen sich mit Hand und Fuß dagegen stem- O allein wenn der Pascha die Ueberzeugung gewinnt, daß 0s allmächtige Gold dort im Ueberfluß t so wird ihn nichts bhalten, es zu holen.“

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

| New-York, 30. Juni. Die Regierung hat eine Nieder- toe erlitten, indem die Unter-Schahaints-Bill im Repräsentan- en-Hause“mit- 125 gegen 111 Stimmen verworfen worden ist,

Notizen mit

obgleich den Mitgliedern des Köngresses von hochstehenden |

gegen ern allerlei e für die Maßregel zu stimmen. Das Haus verwarf Be nus mit 110, Stimmen gegen 94 die Resolution, daß die i de ‘- unter gewissen Bedingungen zu Depositarien für dfent- soda elder verwendet werden sollten. Herr Buchanan brachte

un ‘eine’ Bill ein, welche die sichere Aufbewahrung der

nerbietungen gemacht waren, um sie zu be-

tadt Aden, súdlich von Bab--

853 dffentlihen Gelder durch das Sihaycnt der Vereinigten Staa-

ten nah den Bestimmungen der Akte von 1789 zum Zweck hat. Die Verwerfung der Unter-Schaßamts-Bill bewirkte ein Steigen der Papiere um 1!/, bis 2 pCt., doch fielen sie später wieder.

Ein hiesiges Blatt bemerkt über die Verwerfung der Unter-Schaßamts-Bill : „Dies is eine entschiedene Niederlage für die jeßige Verwaltung. Hätte der Kongreß gestattet, die dffentlichen Gelder unter die Kontrolle der exekutiven Gewalt zu stellen, hätte der Kongreß die eisernen Sicherheits-Kasten des Schaßes und den Schwarm der General-Einnehmer genehmigt, so wäre bis nach der Präsidenten-Wahl der Bestechung Thor und Thúr geöffnet gewesen. Wenn das Geld des Volks nicht mehr unter seiner Réaérolle stände und die Verantwortlichkeit, dieser Polarstern der öffentlichen Sicherheit, aus dem Gesicht verloren wäre, so würde ein systematischer ‘Plan angenommen worden seyn, um jedem Institut des Landes und jedem Jn- teresse, welches dem jeßigen Gewalthaber nicht angenehm ist, Hindernisse in den Weg zu legen. Das Losungswort würde dann seyn: „Ergebung oder Tod.‘/ Seine Anhänger würden die Wahlpläße umgeben und mit dem Gelde des Volks auf die Wahlen einzuwirken suchen. Es is eine wunderbare Errettung, ein glorreicher Triumph.“/

Der Prásident hat Herrn Charles H. Forbes als Vice- Konsul der Republik Texas für die Stadt New-York offiziell A i (atte Biinsts

ie Zahl der verunglücêten Dampfboote mehrt sich auf eine furchtbare Weise, Auf dem „North St. 26 fut Men die Dampfröhre, mehrere Personen wurden verbrüht, und eine Negerin ertrank. Das Dampfboot „„Muscogee‘‘ ist gestrandet. Auf dem „„Tomechichi““ sprang der Kessel, und eine Anzahl Per- sonen wurde beschädigt. Der „Beaver“/ hatte dasselbe Schif- sal, und das Dampfboot „Varennes“/ verbrannte. Auf dem ¡„„Pulasfi‘/ ist der Verlust an Menschenleben geringer, als man anfangs glaubte; es wurden in Allem 59 Personen gerettet.

Dem gestrigen Commercial Jntelligencer zufolge, ist Papineau mit seiner Frau in Albany angekommen.

Jn New-Orleans brach am 18. Juni Morgens Feuer aus, und die ganze Häuserreihßhe in der Kanalstraße brannte nieder. Der Verlust wird auf 250,000 bis 300,000 Dollars geschäßt.

Die Berichte aus Mexiko erwähnen eines Vorfalls, der

sih in Tampico zwischen den Britischen Behörden und einem Blokadeschiffe ereignete, und der üble Folgen haben konnte. Tampico wird nämlich von einer Französischen Brigg von 18 Kanonen blokirt; ein Lieutenant derselben hielt die Sédalüppe an, worin sich der Englische Konsul, Herr Crawfurd, mit baa- rem Gelde an Bord ‘des Packetboots „„Alert‘/ begeben wollte, und verlangte, daß derselbe mit auf die Brigg komme. Herr Crawfurd weigerte sih und gab sich als Britischer Konsul zu erkennen; da er aber weder in Uniform war, noch auch eine Erlaubniß vom Admiral Bazoche zur Communication mit den Britischen Packetbôten bei sich hatte, so schenkte der Lieutenant seiner Aussage keinen Glauben und legte Beschlag auf die Schaluppe. Als der Capitain des „Alert““ diesen Vorgang be- merkte, näherte er sich der Schaluppe, unterrichtete sich von dem 6 Hergang und zeigte dem Französischen Lieutenant eine lbschrift des von dem Admiral Bazoche ausgestellten Doku- ments vor, worauf die Schaluppe sofort frei gegeben wurde. Man sagt, der“ Admiral habe den Commandeur dec Brigg nicht von der Existenz jenes Dokuments in Kenntniß gesetzt.

Inland.

Koblenz, 21. Juli. (R. u. M. Z.) Erster Woll- markt, am 15.—17. Juli. Wenn auch das Resultat keines der glänzendsten war, so war es doch höchst befriedigend. Die Jdee eines Wollmarktes ist am Rhein etwas so ganz Neues, daß die mei- sten Produzenten noch gar niht den Werth und den Zweck desselben in scinem ganzen Umfang erkennen. Eine mehrjährige Erfahrung und das Ergebniß des ersten Marktes werden dar- über Aufklärung verbreiten und denselben in Aufnahme brin- gen. Es kann gar nicht ausbleiben, daß das Interesse der Wollzüchter durch einen solchen Markt gefördert werden wird, und daß sie hier den höchsten Preis für ihre Waare erhalten werden. Wenn auch die Woll - Production in unserem Rhein- lande mit jener in den alten Provinzen weder an Qualität noch an Quantität einen Vergleich aushalten kann, so bieten den- noch unsere Gebirgsgegenden die geeignetste Gelegenheit zur Veredelung dar, und es sind schon große Versuche und Fort- schritte bei vielen Gutésbesißern an der Saar und auch in unserer Umgegend mit gutem Erfolge gemacht worden. Viele feinere und. halb. feine Wolle, jedoch mehr gemeine Land- wolle ist zu Markt gebracht und' zur Zufriedenheit der Verkäu? fer honorirt worden. Der Wollhandel unserer Gegend auf den beiden Rheinufern bis in die Hochgebirge des Hundsrückens, des Westerwaldes und der Eifel, des Hochwaldes und anderer angränzender Gebirge war bisher in den Händen weniger Wollhändler und Tuchfabrikanten, welche die Aerndte durch Commissionaire, die meistens Juden sind, in Parzellen auftau- fen ließen. Diese Leute haben gleichsam das Loos über das Land geworfen und sich in Distrikte abgetheilt, deren Ausbeute sie monopolisch betrieben und damit jede Konkurrenz entfernten. Sie haben dadurch den kleinen Landmann in die- Nothwendig- feit verseßt, ihre Wollshur dem einzigen Manne zu verkaufen, der sih darum meldete. Es war wohl zu befürchten, daß die- jenigen Leute, welche bisher den Wollhandel allein betrieben haben, und den Wollmarkt fär ein großes Unglück (im eige- nen Interesse) erklären, alles aufboten und alle Jntriguen anwandten, um den Markt zu hintertreiben oder in Miß- kredit zu bringen, damit derselbe in ihren Händen bliebe. Sie haben nichts versäumt, was ihren Zweck befördern konnte. Wir haben jedoch von vielen Seiten die Zusicherung erhalten, daß die Woll-Produzenten im kommenden Jahre mit größeren Quantitäten oder mit ihrer ganzen Wollschur den Markt bezie- hen werden. Eine erfreuliche Erscheinung war der Besuch vie- ler Kaufleute und Tuch-Fabrikanten aus den bedeutendsten Fa- brifstädten am Niederrhein und vielen anderen Orten, . aus Aachen, Verviers, Eupen, Hagen, Lennep, Siegen, Elber- feld u. m. a. Das Ergebniß des ersten Marktes hat 52,061 Pfund (473 Ctr. 31 Pfd.) betragen, wovon nur 2744 Pfund während der Markttage unverkauft geblieben sind. Diese leßten sind gerade die feineren Qualitäten von veredelter und 10 veredelter Wolle gewesen, deren Eigenthümer zu den- grd-

exen Gutsbesißern gehdren und nicht losschlagen wollte, denn sie wissen, daß ihre Wolle überall gesucht wird. An den fol- Ms Tagen wurde indessen auch ‘dieser Rest zum größten heil verkaufe. Von den verkauften Quantitäten haben die tiefsten Preise 11 Sgr. 6 Pf. (412 Rthlr.), die mittleren mit 14 bis 15 Sgr. (51 bis 55 Rthlr.), die Uten 17 Sgr. für das Pfund (62 Rthlr. fär den Ctr.) betragen. Vergleichen wir dieses Resultat

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mit den uns zunächst gelegenen Wollmärkten zu Diet im Herzog- thum Nassau und zu Offenbach im Géoßberzo thum Hessen, so übertrifft unser erster Markt jene beiden um Vieles, indem am leßteren Orte nicht 400 Centner, am ersteren nur die Hälfte zu Markt gebracht worden, obgleich dieser schon mehrere Jahre und der andere in diesem Jahre zum zweiteumale stattgehabt hat. Wir haben daher die gegrändetste Hoffnung, daß unser Wollmarkt, den wir, auf den Antra des Rheinischen Provin- zial- Landtages, der wohlwollenden Sorge unserer Staats : Ne- gierung verdanken, welche sich für Alles interessirt, was den Wohlstand der Provinz fördern und heben fann, sich in wenigen Jahren zu einer größeren Bedeutung emporheben und dem Landbau wie dem Handel und der Industrie bisher nicht ge- kannte E eréffnen und zu einem gedeihlichen Ziele füh- ren wird.

Minden, 16. Juli. Rhein-Weser-Eisenbahn. Nach einem Artikel in der Elberfelder Zeitung is über die leite General-Versammlung dieser Eisenbahn - Gesellschaf noch nichts bekannt geworden, so viel jedoch gewiß, daß die Er- bauung der Eisenbahn nicht suspendirt ist. Unter den wegen Nicht-Einzahlung des ersten Beitrags in Anspruch genommenen sollen mehrere insolvent, indessen vorzüglich aus Bremen und Bielefeld Zusicherungen wegen Uebernahme der auéfallenden Actien eingegangen seyn. Die Direction ist nun statutmäßia, die bisherigen Mitglieder sind abgetreten und an ihre Stelle andere gewählt, darunter zum Direktor der Gerichts - Assessor Vogelsang zu Minden.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Potsdam, 19. Juli. E Ea Lu S der Mär- tischen öfonomischen Gescllschaft. Der Direftor, Herr Le- heime Regierungs - und Medizinal - Rath Dr. Augustin, eröffuete die Versammiung durch cine gedrängte Schilderung der neucsken und wichtigsten Fortschritte der Landwirthschaft, ibres dermaligen Standes und Einflusses auf die allgemeinen focialen Verhältaísse, insonderheit unsers Vaterlandes. Darauf gab der Sccictair in dem General- Bericht einen Nachweis des vom Vereine Geleisieten und seincr finanziellen Verhältnisse, mit dem Wunsche baldiger Verbesserung des Fonds zur Errichtung eiuer Unterrichts - Austait für junge Oefouo- men, zu der die übrigen Hüifsmittel bereits vorbanden seven. Aus dem von Segodlißschen Prämien - Fonds fonnte nur dem Bauerguis- Besizer C. F. Ackermann zu Dederstedt bei Halle der für die gesams melten und mitgetheilten Erfahrungen in der Nuttscheu Bienenzucht ausgescßte Preis von 15 Rthlrn. zuerkannt werden, da 1heils feine weitere Konkurrenz stattfand, theils binsichts der übrigen Aufgaben feine Preisschriften eingegangen waren. Es wurde daher bemcrfkt, daß: 1) der Preis von 100 Rthlrn. auf die besle Abbandlung tiber die Lungenseuche 2c. (Monatsblatt von 1834 S. 81) bis Ende De- zember c. Ferner 2) der Preis von 100 Rihirn. auf die besie Be- antwortung der Frage: wie verhält fh die Mi!ch-Erzeugung des Wie- senheues, Kleebeues 2c. an Kühe gegeben zu einandcr, bis Ende Fe- bruar 1840 fortbesiche; ebeuso 3) die Prämieu von 20, 15 und 16 Rihlrn. unter den im Jahre 1836 (Monatsblatt S. 110) angegebencn Bedingungen für die meisten volkreichslien und besien Bieuceustécke und Gewinnung des meisten und schönsten Honigs uud Wachscs {im Preußischen Staat) nah Nutisher Methode, für die Jahre 188, 1839 und 1840, bis Ende Februar jedes darauf folgenden Jahres, Seit der leuten General-Versammlung scyen der Bibliothek 98 Bände und 95 Hefte verehrt worden. Außerdem noch einige Geschenke au Mineralien und an Gelde. Zum Vortrag kamen: 1) Resultate der -

von Sr. Durchlaucht dem Fürsten von Salm - Horstmar gemachten -

Versuche zur Ausmiitelung des Wasserbedarfs der Flößwiesen in S ie- genscher Art. 2) Ueber den gefährdeten Stand des landwirthschaftz lichen Gewerbes :c., von dem Konigl. Wirklichen Gcheimen Nath und Ober - Präsidenten Herrn Fretiberrn von Vincke Excelleni. 3) Ueber die Raps - Kultur, von dem Domainen - Bächter Herrn Frenz zu Peeselin. #4) Ueber den Ackex-Pianeur, von demsclben. F) Ueber Vermehrung des Dunges durch Sandfireuen in den Ställen, von Oekonom Herrn Krull zu Klein - Glienie. 6) Die Fütterung der Schaafe mit getrocénetem Baumlaube und dessen zwcmäßige Gewin- nung, vom Herrn Kammerrath Schmitt zu Berlin. 7) Ueber Aufbe- wahrung der Kartoffein in natüxlichem Zustande, vou dem Domai- nen-Pächter Herrn Freu, und über Aufbewahrung derselben in aus- gepreßtem Zustande, ‘vom -Oefonocnm Herrn Krull. Mebrere noch ein- gegangene tiateressante Abhandlungen fennten, wegen Kürze der Zeit, nicht vorgetragen twerden, bleiben “ader der Mitihcilung. dur das Meonatsblatt vorbehaiten. i E (f

St. Petersburg. Däs vom Russischen Ministerium des - Innern herausgegebene Journal enthält folgende Notizen über die in den Gouvernements Käsau, Charkoff, Saratoff, Tschernigoff und - in Kaukasien vorgefundenen Kurgane odér fkünsllih aufgenworfencn ris Es giebt zwei Gattungen solcher Kurgane oder Hügel

rabhügel, und Hügel die als Wegweiser dienen. Anu diese. Küurgane

knüpfen fich verschiedene Sagen über Schlachten mit dèn Tataren, über Räuber und über Schäge. Jun Charkoffschen Gouvernement findet man Bildsäulen, die dort Baba's heißen. Einige. derselbe: stehen auf den Gipfein der Kurgane. Alle find aus bartém Sand- stein verfertigt und stellen bald Männer, bald Weiber vor. Dke männlichen BVildsäulen find größtentheils böber als die weiblichen z auch sind sie gröber gearbeitet. Einige Mäuner- und viele Weiber- föpfe haben Haarslechtenz bei manchen Weibern bemerkt man cinen Kopfput, ähnlich den sogenannten Kokfoschnifen (diademartiger Kepfs schmucck), wie ihn noch jeßt die Frauen im Gouvernement Tüulg und bei den Tscheremissen tragen.

Florenz. Die Gazz. de Firenze berichtet aus Florenz un- term 30, Juni: „Eine höchst wichtige Entdeckéung alter Monumente if in dem sogenannten Falteronaberge, auf einem Grundstücke des Herru Alessandro Beni, und gerade bei dem fleinen See Ciliegete unweit der Arnoquelle, sechs Miglien weit vou Stia, im Casenitni- schen, fürzlich gemacht worden. Ju legtvergangenen Mouat Mai fand eine Schafbirtin nahe an dem benannten Berge cine schr wohl erhaltene Bronze-Statue, Herkules darstellend, die nach Stia gebracht wurde, wo sie auch die aligemeine Neugierde erregte. Herr Aleffan-

dro Beni und sieben andere Bewohner jener durch die dasclbst errichteten Maaufafturen heutzutage schr biüheuden Orlschaft traten zusammen und beschlossen, cine Ausgrabung zu veran-

stalten. Nachdem sie sich also am 7. Juni Morgens mit ciner be- deutenden Anzahl von Arbeitern auf den Berg begeben, nahmen sie um den See herum ihre Nachsuchungen vor und waren darin anch so glücflich, daß sie am nächstfolgenden Tage in einer nicht über an- derthalb Ellen reichenden Tiefe über dreihundert antike Stücke fan: den. Dieses erste Ergebniß flößte ibnen Muth ein. Die Ausgrabung wurde mit Thätigkeit fortgeseßt, und bis zum 20. Juni hatten die daselbst zu Tage geförderien Deufmäler die Zahl von mehr ais sechs- hundert nebst etwa zweitausend Stüci kleineren Gegenständen min- deren Belanges erreicht. Fast sämmtliche Denfmäler sid von * Bronze und siellen mcislens kleine Votio - Figuren dar, de- - reu größte etwa zwei Drittel Ellen messen; kteßtere sind je- doh geringer an der Zobl, so wie auch diejenigen, welche mit dem Verdienste ausgezeichneter Arbeit jenes der volifommenen Erhaltung verbinden. Die Gegensläude von minderer Erheblichkeit. bestehen in Wurfspieß - Spizen und verrosteten eisernen Lanzen, in einigen Fragmenten vou rohen Vasen von Bacerde und in unförm- lihen Stücken von Bronze. Es sind bisher weder schriftlicze Denf- mäler noch Medaillen oder Münzen entdeckt worden, es sey denn eine sehr gewöhnliche Münze mit dem Janusfopfe und weitere drei oder vier, auf weichen fein Abdruck erscheint. Auch hat man kein