1838 / 209 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

E prr ra T T Ä 20 Î3

Nemours, meint es, siehe, abgesehen von anderen Rücksichten, schon der Umstand entgegen, daß er katholischer Religion sey.

Die Herzogin von Northumberland, ehemalige Erzieherin der Königin, soll kürzlich Jhre Majestät zu einer Soiree ein- geladen, jedoch eine abshlägige Antwort erhalten haben, wor- Über die Tory-Blätter ihre Glossen machen.

Man spricht davon, daß die Königin nah dem Schluß der Jtaliänischen Oper eine Deutsche Opern - Gesellschaft nah Lon- don ziehen wolle, um von ihr besonders die Mozartschen Opern aufführen zu lassen, weil ihr die Englischen Sänger dazu nicht geeignet schienen.

Der Oesterreichische Krönungs-Botschafter, Fürst Schwar- zenberge gab gestern ein großes Fest in dem zu Richmond ê#n den Ufern der Themse hôchsst malerish gelegenen Castle- Hotel. Die Anfahrt der Equipagen - dauerte von--4 bis 7 Uhr. Der Herzog, die Prinzessin Auguste und der Prinz Georg von Cambridge und der Herzog von Sussex in Begleitung der Lady Câcilée Underwood befanden sich unter den Gästen. Um 10 Uhr wurde ein prächtiges Feuerwerk abgebrannt.

Einige hiesige Blätter melden, in Uebereinstimmung mit den Französischen, daß der Marschall Soult am 29sten d. über Havre’ nah Paris zurückkehren werde. Andere sagen, er werde die Rüereise erst nächsten Mittwoch antreten und von Wool- wich nach Boulogne übexfahren. Ér wird sih, wie es heißt, an Bord des Französischen egierungs- Dampfboots „Meteor‘‘ einschiffen. Der Marschall wird heute Abend von seiner Reise nach Birmingham, Manchester und Liverpool, in welchen Städ- ten er ebenfalls mit großer Zuvorkommenheit aufgenommen und festlich bewirthet worden ist, wieder hier zurück erwartet.

Unter den nachträglichen auf Anlaß der Krönung vorge- nommenen Ordens - Verleihungen wird von den ministeriellen Blättern besonders. die Dekorirung des Admirals Sir Sidney Smirh mit dem Großkreuz des Bath- Ordens hervorgehoben. Es gereiche dem jeßigen Ministerium zur Ehre, sagen diese Blätter, daß es endlich gethan, was seine Vorgänger \o lange versäumt hâtten; schon vor 20 Jahren, meinen sie, hätte diesem tapferen Admiral eine solche Auszeihnung zu Theil werden müssen; indeß werde sich der Veteran wohl mit dem Ausspruch jenes alten Rdômers getrdstet haben, der, als seine Landsleute Q ihre Verwunderung darüber bezeigten, daß ihm noch kein

tandbild vom Staate errichtet worden, zur Antwort gab: „Es isst mir lieber, wenn man sih wundert, daß mir kein Denkmal geseßt is, als wenn man fragte, warum. mir eines errichtet sey.‘‘

Sir Robert Peel, Lord Stanley, Lord Francis Egerton und Lord Lowther nahmen am Freitag Abend an der Abstim- mung über den Antrag Lord Ashley's auf unverzügliche Revi- sion des Gesebes über die Beschäftigung der Kinder in den Fa- briken nicht Theil, woraus man schließt, daß diese Häupter der konservativen Partei das Verfahren ihres Genossen in dieser Angelegenheit nicht billigten und dem Ministerium nicht ab- sichtlich Verlegenheit bereiten wollten.

O'’Connell und eine Deputation Jrländischer Parlaments- Mitglieder hatten gestern in Downing-Street eine Unterredung mit den Ministern Lord Melborne und Lord John Russell.

Es R sich Jemand den Spaß gemacht, einen höchst ko- mischen Plan zu einer Theilung Frankreichs zusammenzubrauen und dieses vom 15. Juni 1833 datirte Machwerk , welches bei dem hiesigen Buchhändler Ridgway in Form einer Broschüre erscheinen soll, für ein aus fremden Archiven entwendetes poli- tisches Aktenstück auszugeben. Einige Blätter thun auch wirk- lich, als wenn sie in allem Ernst an die Echtheit dieses Fabri- kats glaubten, namentlich der „Sun“‘“/, der „Standard‘/ und die „Times“, welche leßtere dieser Geschichte in ihrem gestrigen Blatte einea einleitenden Artikel von drei Spalten widmet, wo- gegen die „Morning Chronicle“/ sich die Mühe nimmt, eben so ausführlih und ernsthaft die vielen Widersprüche und Un- gereimtheiten in diesem angeblichen Staats: Dokument nachzu- weisen. Die „Morning Post‘ zeigt jedoh einen richtigeren Takt , indem fíe die ganze Sache als den lächerlihsten Unsinn behandelt. Auch der „Courier“ macht sich sehr lustig darüber, daß man sih durch irgend einen Spaßvogel, vermuthlich, wie dies Blatt meint, durch einen Franzosen, auf so abgeschhmacckte Weise anführen lassen könne. Jn der That ist der Plan so lächerlich, daß man nicht begreifen kann, wie es. möglich ist, mit ernster Miene, davon zu sprechen. Frankreich sollte danach in 18Staaten getheilt werden und eine Bundes Verfassung wie Deutschland erhalten; unter diese 18 Konföderativ-Staaten sind 79 Stimmen vertheilt, von denen auch dem Färsten Talleyrand, als Beherrscher von Perigord, eine zugewiesen ist. Der Bundestag sollte sich abwechselnd in Paris und Versailles versammeln und Fürst Talleyrand in der ersten Versammlung desselben den Vorsiß führen. Außer Ludwig Phi- lipp, welchem die Normandie und Orleanais, unter dem Titel: Neu- Frankreich, und dem Herzog von Bordeaux, welchem, als Heinrich V., Burgund und Tolosan unter dem Titel Alt-Frank- reich zufallen sollte, ist allen um Frankreich herum liegenden Ländern Europa's ein Stück Franzdsishes Gebiet zugedacht; Paris und Lyon aber sollten zu freien Städten erklärt werden, und so lange Karl X. und der Herzog von Angouleme noch leb- ten, sollte Ersterer Burgund und Lesterer Tolosan beherrschen, nach ihrem Tode aber beides als Alt-Frankreich an den Herzog von Bordeaux vererbt werden. Der Erfinder dieses Planes sollte cine große Summe dafür bekommen haben. Der „Cou- rier‘’ meint, wenn man ihm nur den hundertsten Theil dieser Summe gáâbe, so wolle er alle Tage mit einem solhen Gebräu aufwarten.

In Boughton und der L iglont, von Canterbury, wo der geistesverwirrte Courtenay oder Tom sein Wesen trieb , is jebt die Ruhe vollkommen wiederhergestellt; nur werden die Bewoh- ner duxch die Sage beunruhigt, daß der Geist dieses Aufrüh- rers, der beftanntlih erschossen wurde, noch unter ihnen spuke.

Obgleich die Zufuhr von Weizen aus den Provinzen in der lehten Woche nur gering und auch gestern nicht sehr bedeutend war, so sind doch, in Folge der für die Aerndte anhaltend gün- stigen Witterung, die Preise etwas herunter gegangen, und man zahlte gestern für die besten Sorten 1 bis 2 Shilling weniger als in der vorigen Woche.

An dis Stelle Sir John Colborne’s, der, angeblich weil er mit den Maßregeln des Grafen Durham nicht einverstanden war, seine Entlassung als Ober - Befehlshaber der Britischen Truppen in Kanada eingereicht hat, soll Sir Edward Blakeney designirt seyn und würde dieser, dem Vernehmen nach, in dem Kommando über die Truppen in ZJrland durch Sir Francis Adam erseßt werden.

Die mit dem Paketschiff „England‘/ aus New-York ein- gegangenen Nachrichten. reichen nur einen Tag weiter, als die leßten mit dem „Garrick‘/ angelangten. Jn kommerzieller Hin- sicht bringen sie daher auch nichts Neues. Das einzig Wich-

SöGS

lage erlitten haben. (S. den Artikel Nord-Amerika.) Aus den mitgekbommenen Moöntreal-Zeitungen ersieht man, daß die Zahl der in diesem Jahre dort eingetroffenen Auswanderer um nicht weniger als 11,281 geringer gewesen is, als im vor- hergehenden Jahre.

Bei der Ostindischen Kontrolle sind Depeschen vom Lieute- nant Lynch, der das Dampfboot „Euphrat““ befehligt, mit der Nachricht eingegangen, daß er auf diesem Dampfboot den Eu- phrat von Bussorah bis Hit, eine Strecke von ungefähr 500 Englischen Meilen, in 120 Stunden Bao eiers sey, und daß er weder bei. dem Passiren der Moräste von Lumlun be- deutende Schwierigkeiten gehabt, noch den geringsten Wider- stand von Seiten der Araber gefunden habe. Lieutenant Lynch fügt hinzu, er wolle am nächsten Tage, den 31. Mai, seine Fahrt stromaufwärts fortseßen, und er hoffe, gewiß bis Beles zu gelangen, welhes der dem großen Handelsplaße Aleppo am nächsten gelegene Ort am Euphrat is. Es wäre dann der ur- sprungliche Zweck der Euphrat - Expedition, insofern es sich um die Schiffbarkeit dieses großen Stromes handelt, vollständig ér- reiht. Das Dampfboot hatte nicht nur eine bedeutende Last an Brennmaterial zu tragen, sondern auh noch das mit einem Zwölfpfünder bewaffnete große Boot einer Kriegssloop am Schlepptau zu fhren, aber selbst mit diesem Hinderniß legte es, einer reißenden Strômung entgegen, 4 bis 5 Englische Mei- len in der Stunde zurück.

Aus Canton hat man Zeitungen vom 14. März erhalten, die aber wenig Bemerkenswerthes enthalten; Wechsel auf Lon- don waren in größerer Menge am dortigen Markte, als beim Abgange der vorleßten Nachrichten, und es soll eine bedeutende Partie davon mit dem Agenten der Ostindischen Compagnie zu 4 Sh. 6. Pce. pro Dollar auf 6 Monat Sicht gegen Sicher- heit fonsignirter Waaren negoziirt worden seyn. Die Preise der Frachten nach England waren im Steigen. Für Thee soll man in der leßten Zeit 10 Pfd. Sterling auf die Tonne ge- boten haben.

In einem Handels-Schreiben aus Mexiko vom 25. Mai

“wiesen, daß damals fa kein Waffenstillstand existirt habe, viel-

tige ‘ist die Bestätigung der Nachricht, daß die Kanadischen Jn- S Ei vei den Short-Hills eine vollständige Nieder-

heißt es: „Die Französishe Blokade hat die Handels-Specu- lationen fast mehr gesteigert, als daß sie dieselben zu lähmen drohte. Gleich nah Anzeige derselben haben Mexikanische Handelshäuser in Veracruz und Tampico alle Vorräthe von Platillos und Creas auffaufen lassen. Nach Aufhebung der Blokade wird dann der Absaß sehr bedeutend seyn: und viel Gelegenheit zu Gewinn sih darbieten. Darauf hin spekulirt die Handelswelt schon. Es harren bereits Schiffe in New-Or- leans, die mit Leinwand und anderen Waaren in die Mexika- nischen Häfen einlaufen wollen, und aus Hamburg und Bre- men erwartet man ihrer noch mehr.“

Niederlande.

Aus dem Haag, 23. Juli. Se. Durchlaucht der Her- zog von Nassau ist mit seinen beiden Sdhnen aus London hier eingetroffen.

Die Zeitungen aus Surinam, welche bis zum 7. Juni reichen, melden, daß der General-Gouverneur der Kolonie, van D, einen N Urlaub erhalten hat, und daß der

eneral:-Prokurator de Kanter unterdeß die Verwaltung dersel- ben übernehmen wird.

Amsterdam, 24. Juli. Das Handelsblad erdffnet seine neueste Nummer mit einem Artikel, welcher die Ueber- christ hat: „Der Graf von Montalembert vor dem Richter- stuhle der Geschichte.‘/ Jn dem Eingange dieses Artikels wird gesagt: „„Jn einer “der leßten Sibungen der Französischen Pairs - Kammer hat ein Mitglied dieses achtbaren Staatskör- pers, zu Gunsten einer Nation, die eben im Begriff ist, ihre im Angesichte von Europa gegebenen feierlichen Zusagen auf eine shamlose Weise zu verleßen, gerade so, wie sie früher ihre Treue gegen ihren rechtmäßigen Fürsten mit Füßen getreten, eine Reihe von Unwahrheiten vorgebracht, die, verbunden mit den beleidigendsten Ausfällen gegen unseren König, jedes Hol- ländische Herz mit tiefem Unwillen erfüllt haben. Wer hat dem Herrn Glafen das Recht gegeben, in der Person des Oberhauptes des Niederländischen Staates ein Volk zu verleben , das, wenn es auch durch Macht und Zahl nicht den ersten Rang unter den unabhängigen Staaten einnimmt, doch auf die Achtung Europa's gegründeten Anspruch hat?‘/ Der Holländische Publizist geht nun zu einer Widerlegung der Be- \chuldigungen über, die der Graf von Montalembert in der Pairs-Kammer gegen den König der Niederlande erhoben. Un- ter Anderem hatte derselbe gesagt, daß Holland im Jahre 1831 den bestehenden Waffenstillstand auf unverantwortliche Weise ge- brochen; aus dem Text der Protokolle wird ihm jedoch nachge-

mehr hatte man bloß eine Einstellung der Feindseligkeiten ange- ordnet, um wo s ur Abschließung eines Waffenstillstan- des zu gelangen. er Niederländische Bevollmächtigte, Herr Falk, hatte sich auch in diesem Sinne unterm 10, Dezember 1830 gegen die Konferenz ausdrücklich erklärt. Auch aus den Wor- ten der Konferenz- Mitglieder selbst wird dargethan, daß diese keinesweges dem Könige der Niederlande die Verlebung eines Waffenstillstandes zur Last gelegt. Alles, was Herr von Mon- talembert in dieser Beziehung auszusprechen gewagt, ist eben so dinlerlisig und namentlich jesuitisch denn der Graf gehört einesweges zu der liberalen Fraction der Franzosen wie dasjenige, was er bei dieser Gelegenheit auch über angebliche Verfolgungen des Katholizismus an den Tag legte.

Belgien.

Lüttich, 22.-Juli. Gestern ist auf unserer Maas der erste Versuch mit einem Dampfboote gemacht worden, dessen Maschinen aus der Fabrik des Herrn Cockerill hervorgegangen sind. Man verspricht sich davon viel Erfreuliches fär unsere Handels-Verhältnisse.

Deutschland.

Nürnberg, 24. Juli. (Närnb. Korr.) Se. Majestät der Kaiser von Rußland hat beschlossen, dem General der Jn- fanterie und General-Adjutanten von Biström, seinem militai- rischen Erzieher und vieljährigen treuen Diener, im Bade Kis- singen, wo derselbe kürzlich verstarb, und wo zum Theil seine Ueberreste ruhen, ein Denkmal errichten zu lasten. Zeichnung und Angabe dazu wurden dem Professor und Architekten Herrn Heidelof hier übertragen. Das Denkmal, aus Eberwieser Stein, hat mit dem Kreuz auf seiner Spige 9!/, Fuß Höhe, und steht auf einem Würfel, der auf zwei Stufen ruht; in der Mitte des Denkmals befindet sich eine Füllung, worin en basrelief eine männliche Figur im ganzen Harnish. Der geschlossene Fs deutet die nun vollendete thatenreiche Laufbahn, der rechte

rm, auf einen Schild gestüßt, worauf das Wappen des Ver-

ernste, ruhige Betrachtung des vergangenen Lebens an. a. linke ruht auf dem mit dem Wehrgehänge umwundenen Schw N das Bild des nun geendigten Kriegerlebens, Rük- und Seite! wände nennen in Russischer, Deutscher und lateinischer Spr dem Beschauer Namen und Stand des Kriegers, dessen M denken hier die Gnade seines Monarchen durch ein Denty! auf Deutscher Erde ehren wollte. Jm Würfel liest man ü Namen der Schlachten, in denen er sich Auszeichnung erwar eine Altdeutshe Krônung , auf der das Zeichen des Heilg d Ganzen Bedeutung und religidse Weihe gieb:. en ugsburg, 23. Juli. (Leipz. Allg. Ztg.) Die Vorb reitungen zu unserem Uebungs - Lager dauern fort; der Knie und der Kronprinz werden während dieser Zeit in der hieg,,? Residenz wohnen; für den Kaiser und die Kaiserin voy Jen land, so wie für den König von Wärttemberg sind in angese, ! nen Privathäusern Wohnungen ausgewählt worden. Der Kt, | prinz von Preußen, mit dessen Ankunft wir uns ebenfalls {mt cheln, wird in einem hiesigen Hotel ersten Ranges Wohn, Ein von München ausgegangenes Gerücht, als ob in der Ott, lichkeit des Lagers eine Veränderung vorgehen därfte, ist gänzli unbegründet. t ¿ Dn ov el 24. Juli. (Hamb. Korr.) Das Besindy Sr. Kaiserl. Hoheit des Großfärsten bessert sich täglich Unte; der liebevollen Pflege seiner hohen Verwandtin, Jhrer Majy stát unserer Königin. Dennoch hat das Publikum bis jebt qy das Glü verzichten müssen, Se. Kaiserl. Hoheit bei den they tralischen Vorstellungen zu sehen, von denen gestern die zwet stattfand, und morgen die dritte und lebte gegeben wird. an den Hof-Feten hat der hohe Gast bis jet noch keinen Ay theil genommen und die größeren ihm zu Ehren. vorbereitety Festlichkeiten sind deshalb noch ausgese6t worden. Vor ol ter gänzlicher Wlederaemtiung werden Se. Kaiserl. Hohe unsere Residenz, dem Wunsche Hdchstihrer erlauchten Verwand, ten zufolge, nicht verlassen. Sir John Herschel reist morgen über Bremen , wo er s, wm F, Dr. Olbers, einen Besuch abstattet, nach Londy zurück.

Spanien.

Madrid, 15. Juli. Der Senat hat in seiner gestri Sikung den ersten Artikel des Gese6 - Entwurfs über: den ê, cundair-Unterricht verworfen.

Der General Palarea, General-Capitain von Malaga, hy das Großkreuz des St. Ferdinands - Ordens erhalten. (D nach dem „Bon Sens“ gegebene Nachricht von seiner Ermer dung bei einem Aufstande in Malaga zeigt sih hiernach (4 Uge,

e“ General Alava if an die Stelle des Marquis vy Aguilar zum diesseitigen Gesandten in London ernannt worden,

Der General van Halen, Chef des Generalstabes von E partero, wird hier erwartet.

“Heute soll das Thermometer hier bis- auf 4 31°,0 R. g stiegen seyn. (Im Schatten?)

Die beiden aus Malaga vor kurzem hier angekomms neu Wittwen, deren Männer an den Folgen der Gefäng nißstrafe, die sie auf Befehl des General - Capitains P: larea erlitten, gestorben sind, hatten den Cortes eine Petition Überreicht, die auch dort, namentli durch den General Seoane, kräftig unterstüßt wurde. Bald darauf legten jedoch die Mi

von den Exaltirten in Madrid und Malaga untergeschoben s, Da die Frauen indeß ihrerseits öffentlich erklärten, daß man sie gezwungen habe, die der Regierung übersandten Dokument zu unterzeichnen, so wurde ihr Begleiter verhaftet und ihm jed erbindung mit den Frauen untersagt. Kaum war dies bekannt geworden, als sogleich eine Subscription für sie erdffnet wurde, die ziemlih reihlich ausfiel. Die Königin, durch das „E del Eomercio‘“ von der traurigen Lage der Wittwen unterrih tet, befahl, dieselben zu ihr zu führen. Dies geschah jedoch ers nach drei Tagen. Die Unterredung währte ziemlich lange und die Königin gab den Frauen das Versprechen, daß ihnen Gt O werden sollte. ie Königin Fo der hiesigen Britischen Botschaft 42 sil berne Kreuze des St. Ferdinands - Ordens und 102 Kreuze de Mariía - Jsabellen-Ordens übersandt, um dieselben an die Ser

vertheilen, die sich bei dem Rückzuge der Christinos von Her nani im Mai dieses Jahres ausgezeichnet haben. i;

tain Palarea die dortigen politischen Gefangenen nach Alhw cemas, einer fleinen Spanischen Festung oder Presidio,. aus einer felsigen Jnsel an der Käste von Marokko bringen lassen.

worin der Marine- und Handels - Minister der dortigen Han dels-Junta anzeigt, daß mehrere Londoner Kaufleute, die als den Orkney- und Shetlands - Jnseln ein Erablissement errichtet haben, um den Stokfischfang daselbst zu betreiben, so viel wit möglich Spanische Schiffe und Spanisches, durch diese Schif eingeführtes Salz dabei zu verwenden wünschen. Den Sp nischen Schiffen wird empfohlen, nach dem Hafen Vaila a1 der Westküste Schottlands zu segeln, weil derselbe leiht zu gänglich und auch frei von Abgaben sey. Die Direktoren dtr Gesellschaft haben auf das beste Einsalzen der Fische mit Sp« nischem Salz eine Prämie gesest, und der Spanische General

sulat errichtet, um den Spanischen Kaufleuten alle möglicht Erleichterung zu gewähren.

P ortugal.

Lissabon, 17. Juli. Das allgemeine Gespräch bildet jebt die baldige Wiedereinberufung der Cortes, die spätestens

Verlegenheit des Schaßes hauptsächlich diesen Entschluß herbei geführt habe. ;

Der Zustand des Landes im Norden und Süden ist kei nesweges beruhigend. Jn der Umgegend von Gralheira ist in

Remeschido aufgetreten und hat bereits mehrere Mordthaten die Freilassung mehrerer zum Tode verurtheilter Verbrecher, und nur durch die Ankunft eines Detaschements Lanciers von Santarem konnte die Ordnung wiederhergestellt werden. Vor wenigen Tagen wurde das Dorf Semeixa von einer sonen, die entflohen waren, in Brand gesteckt. Als die Räu

mit der Mais- Aerndte beschäftigt waren, tôdteten drei und ver wundeten fünf. Jn der Provinz Algarbien finden täglich Ge

avira,

storbenen sich befindet, das auf die Hand geneigte Haupt, die

fechte gien den Truppen der Königin und den schen Guerillas statt, namentlich in der: Nähe von

nister eine andere Petition vor und erklärten, daß jene ersten

geanten und Gemeinen der Britischen Marine - Artillerie zu

Nachrichten aus Malaga zufolge, hat der General - Capi

Die Zeitungen von Cadix theilen eine Depesche mit,

Konsul in London hat auf den Shetland-Jnseln ein Vice-Kon: |

im September. stattfinden soll. Man glaubt, daß die pecuniaire

der Person eines Mönchs, des Pater Manoel Correa, ein neuet

verübt. Jn Pombal verlangte der größte Theil der Bewohner

Räuber? bande überfallen und geplündert und die Häuser einiger Per“

ber abzogen, schossen sie auf die Arbeiter, die auf dem Felde:

iguelisti

vao- und Estoy. Erstere haben jevt ihr Hauptquartier San Est Ars sollen sih mehr mit den bevorstehenden Wahlen, s mit Remeschido beschäftigen, der den Bewohnern der Sierra seinen Schub versprochen hat, weshalb dieselben jeßt entschlo\- sen sind, dem Befehle des Obersten Fontura, ihre Wohnungen zu verlassen, Tro6 zu bieten. ; y Dem Vernehmen nach, hat die Confiança - Compagnie der Regierung 2500 Contos de Reis vorgeschossen, so daß dieselbe ihren Verpflichtungen am 1. August ‘würde nachkommen kdn- n Andererseits soll die Einsammlung des Zehnten große Schwierigkeiten gefunden haben, und man fürchtet, daß sie zu reuen Unruhen Anlaß geben könnte. È : Briefenaus Gibraltar zufolge, war daselbst die Verbindung mit dem Jnnern wiederholt unterbrochen worden, -so daß man in Bezug auf die Operationen des Generals Narvaez in der

Mancha große Besorgnisse hegte. Türkei.

Konstantinopel, 8. Juli. (Journ. de Smyrne.) Der Kapudan Pascha i gestern auf einem Dampfboote der Regie- rung zur Flotte abgegangen. Wahrscheinlih wird er erst in MMitylene oder Chios zu seinem Ge oe stoßen, weil er vor- Seer noch die Häfen des Marmora - Meeres inspiziren und eine ESahre nah Smyrna unternehmen will.

Ashkar Pascha, der zur Verwaltung von Tripolis berufen

vorden is, wird in ungefähr zehn Tagen mit der Korvette Seri Zafer‘/ nah seinem Bestimmungsort abgehen. "" Jm Divan is man sehr eifrig mit der Berathung der Re- ormen beschäftigt, welche auf Veranlassung des Sultans in den verschiedenen Zweigen der Verwaltung vorgenommen werden ollen. Die wichtigste und erfolgreichste würde wohl die seyn, durh welche die Verkäuflichkeit der Aemter aufgehoben werden oll. Man hofft, diese wohlthätige Maßregel bald in Ausfüh- ung gebracht zu sehen.

us Smyrna wird gemeldet, daß daselbst wieder drei estfálle vorgekommen seyen; im Ganzen aber sind doch die rfrankungen, von denen man noch von Zeit zu Zeit hört, zu vereinzelt, als daß sie zu ernsten Besorgnissen Anlaß geben énnten. Ebendaselbst hôrte man von mehreren Räubereien, pelche eine Bande von Zeybecks im Jnnern des Paschaliks erúbt haben sollte, Demzufolge hat Arif - Pascha, der Ober- Befehlshaber des Redif oder der National - Miliz, den Befehl chalten, Wu ihrer Verfolgung auszuziehen.

Jn Smyrna wird, dem Vernehmen nach, nächstens eine eue Franzdsishe Zeitung unter den Auspizien des General- Fönsuls eines Italiänischen Staates erscheinen. Die Redaction erselben würde Herrn Couturier anvertraut werden.

Griechenland.

Athen, 29. Juni. (Journ. de Sm.) Die Versprechungen er Regierung in Betreff der bei der Landes - Verwaltung ein- uführenden Ersparungen gehen allmälig in Erfüllung. Bald jerden die vorbereitenden Arbeiten, welche zur Gleichstellung er Ausgaben und Einnahmen erforderlich sind, beendet seyn nd vom 1. Juli an in den perschiedenen Ministerien große rsparnisse gemacht werden. Das Budget des Ministeriums es Jnnern hat hon eine Verringerung von 100,000 Drach- jen erfahren, und man s{lägt die Summen sämmtlicher zu wirkenden Ersparnisse auf zwei Millionen an.

Die Zahl der Gouverneure der Provinzen ist um 24 ver- ngert worden; wie man glaubt, wird das Personal der neuen egierungs-Organisation im Laufe der nächsten Woche bekannt emacht werden. (S. unten.)

Die Nachrichten aus Lamia reichen bis zum 14. Juni. n der Provinz Phthiotis herrschte die vollklommenste Ruhe, d man hatte in der leßten Zeit von keinen neuen Unordnun- n gehört. Die energischen Maßregeln der Regierung haben er ihre Früchte getragen. Die Osmanischen Gränz - Behdr- n haben bei der Verfolgung der Räuber die Griechischen mer auf das zuvorkommend|\te unterstüßt.

Zu der Messe im Felloi bei Kalavrita, welche in diesem

ahre zum erstenmale eröffnet wurde, hatten sih bereits ‘mehr s tausend Kaufleute eingefunden; gewiß ein sehr überraschen- s Resultat für ein kaum wieder gebornes Land, in dem jede ommunication und der Waaren-Transport noch mit so großen hwierigkeiten verbunden sind. Die archäologische Gesellschaft hat vor einigen Tagen ihre deite Jahres - Sißung gehalten. Jun derselben erstattete der ecretair der Gesellschaft einen Bericht von ihren Arbeiten. geachtet der kurzen Dauer derselben hat sie doch schon eine deutende Zahl von Mitgliedern und einen ehrenvollen Ruf 1 Auslande gewonnen. :

Athen, 12. Juli. (Leipz. A. Z.) Der neue Verwal- ngs-Organismus, demgemäß künftig nur 24 Gouvernements d 7 Unter-Gouvernements bestehen, ist bereits bekannt gemacht d wird mit dem 13. Juli in Vollzug gesest. Diese Gou- knements sind folgende: Argolis, Hydra, Korinthia, Achaia, ynâthi, Jlia (‘2a), Triphyllia, Messinia, Mantinia, Gor- nia, Lakedäámonia, Lakonia, Aetolia, Akarnania, Ewrytania, hokis, Phthiotis, Attiki, Wiotia (Boote), Evwia (Légote), nos, Syros, Naxos, Thira. Die neuernannten Gouverneurs Efleideten mit Ausnahme von Vieren schon seither Gouver- rsstellen; von den vier neu Ernannten gehören drei der \o- nannten fusion des partis an. Jm Ganzen hat die Wahl der oUverneurs das Publikum befriedigt, und man kann sagen, ß sie die fähigsten und erprobtesten Verwaltungs - Beamten d. Auch die Reductionen im Militairwesen sind bereits be- lossen. Durch eine Königl. Ordonnanz vom 2. Juli wurde Armee in der Art neu organisirt, daß die seither bestande- N acht Jnfanterie-Bataillons auf sieben, nämli fünf Linien- ) zwei leichte Schüßen-Bataillons, und die sechs Escadrons vallerie auf vier reduzirt wurden. Von diesen Truppen wer- i jedoch nur so viele präsent gehalten, als zur Versehung des arnisondienstes unumgänglich nothwendig sind. Jm Ganzen ll das Budget eine Verminderung von 3!/2 Mill. Drachmen leiden. Zu dieser Ersparung soll das Kriegs-Ministerium mit 200/000 Drachmen und das arine-Ministeríum mit 1,300,000 rahmen beitragen. Von den Deutschen Offizieren der Land - Armee wird in zer Zeit eine nicht unbedeutende Anzahl Griechenland ver- en, so daß von Deutschen Jnfanterie- Offizieren kaum zehn Griechenland vor der Hand od bleiben. Auch der Deut- en, die noch in Griechischen Civil-Diensken sind, sind äußerst enige. Mit Vergnügen vernimmt man, daß der Oberst-Lieu- nant Lehmair, welcher Referent des Kabinets und Privat- vit des Königs ist, dem Wunsche des Königs gemäß noch tige Zeit in Griechenland bleiben wird. Der“ junge Monarch fit an diesem wackeren Offizier einen treuen, redlichen Ba er, der fein anderes Interesse kennt, als das Wohl des Kö-

869 nigs und das gemeine Beste.

Grieche sowohl als der Fremde seine Aufrichtigkeit und seltene Unbescholtenheie. g es

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

New - York, 2. Juli. Dem in Buffalo erscheinenden Commercial Advertiser zufolge, war daselbst am 26. Juni die Nachricht eingegangen, daß die Kanadischen Insurgenten am 25. Juni bei den Short-Hills eine vôllige Niederlange er- litten hätten, und daß ihre Anführer gefangen genommen wor- den. Ein stgrkes Truppen-Corps und 600 Jndianer waren in ihrem Rücken aufgestellt und {lo}en sie allmälig ein. Unter den Gefangenen sollen sih viele Amerikaner befinden, die -wahr- scheinlich vor ein Kriegsgericht gestellt und sofort erschossen wer- den dürften. Alle Verbindung über den Niagara ist abge- schnitten, und die Bôte sind auf das Land gezogen worden, um das Entkommen der noch in den Wäldern Versteten zu ver- hindern. Jn einem anderen Buffaloer Blatte liest man eben- falls: „Wir hören, daß Maclead und einige andere Perso- nen, die mit den Jusurgenten der Short-Hills in Verbindung standen, gefangen genommen und daß die Ueberreste der anti- royalistischen Partei zerstreut sind. Der Verkehr zwischen bei- den Ländern ist, wenigstens von Seiten der Kanadischen Behör- den, für jeßzt unterbrochen. Mehrere Personen, die gestern bei den Fällen über den Fluß seßten, um die dortigen Natur-Merk- würdigkeiten in Augenschein zu nehmen, wurden vor die Mili- tair - Behörden geführt, um sich über den Zweck ihres Besuchs zu legitimiren, und: erhielten dann die Weisung, sofort auf das Amerikanische Gebiet geen. Hoffentlich wird diese Strenge in wenigen Tagen aufhören.“ Der Commercial Advertiser vom 27. Juni meldet dann auch: „„Wir erfahren so eben von einem aus Waterloo kommenden Mannéè, daß auf beiden Seiten der Gränze Alles ruhig ist, daß die Fähren ihre gewöhnlichen Fahrten wieder begonnen haben, und daß Jeder- mann, wenn nicht verdächtige Anzeichen vorhanden sind, nach einer unbedeutenden Untersuchung frei passiren kann. Jn kur- zèm werden alle Beschränkungen aufhören. Die Nachricht von der Niederlage und Gefangennehmung der Jnsurgenten bestä- tigt sich. Einige Zwanzig, sämmtlich Kanadier, wurden an Ort und Stelle gefangen genommen und später noch eine Anzahl auf Gull-Jsland an der Múndung des Grand-River. Diese waren fast sämmtlich Amerikaner, unter denen sich MAEN Arzt befand. Der Tamarak - Sumpf, welcher sich von den Short - Hills bis zum Grand - River ausdehnt und der Zufluchtsort der Junsur- genten war, ist ganz von ihnen gesäubert. Die Gefangenen sind nah Tschippewä gebracht worden, um dort vor Gericht gestellt zu werden. Der General-Prokurator ist bereit, und das gerichtliche Verfahren wird heute oder morgen beginnen. Die schuldig befundenen Amerikaner dürften wohl mit dem Tode bestraft werden. Der Gouverneur Arthur war vorgestern in Tschippewä und begab sih von da nah Toronto.‘/

Die Britische Flotte auf der Nord-Amerikanischen Station

besteht jeßt aus 32 Schiffen mit 1160 Kanonen und 10,210 Mann.

Brasilien.

Rio- Janeiro, 18. Mai. Am 3. Mai, dem hierzu geseßlich bestimmten Tage, sind die. Brasilianischen Kammern mit folgender Rede erdf\net worden : ;

„„Erlauchte und sehr würdige Herren Repräsentanten der Nation! Nachdem ich dem höchsten Lenker der Reiche den schuldigen Dank für die gute Gesundheit Sr. Majestät des Kaisers und seiner Erlauchten Schwestern dargebracht habe, wünsche. ich mir und Fhnen Glück zu Jhrer gegenwärtigen Vereinigung. Die freundschaftlichen Bezie- hungen zwischen dem Reiche und den fremden Mächten bésiehen un- verändert, und die Mittel, welche die Regierung versucht und an- wendet, um jeden Gedanken von Mißverhältniß mit dem Heiligen Stuhle verschwinden zu machen, werden des Beifalls auch der ge- wissenhaftesten Gemüther nicht unwerth seyn, ohne die Würde der Krone aufs Spiel zu seßen. Der Zusiand Brasiliens ist, wenn auch nicht so erfreulich, als zu wünschen wäre, doch nicht entmuthigend. Die ge- segliche Autorität gewinnt ihre Herrschaft überall wieder, wo sie sie verlo- ren hatte, und die Regierung hofft, mit Hülfe der göttlihen Vor- schung, und unter Beistand der wahren Freunde des Vaterlands und der Freiheit, bald die ersehnte Beilegung unserer häuslichen Zwistig- feiten zu errcihen. Ueber die Auslegung des Geseves vom 12. August 1834, welches die Verfassung des Reichs umänderte, baben sih Zweifel, wichtige Zweifel erboben. Jch rufe Jhre Aufmerksam- feit auf diesen höchst wichtigen Gegenstand. Die Finanzen und die Geld-Circulation fordern neue, wirksame Maßregeln. Jhre Weis- heit wird für die Verbesserung dieses Zweiges der. Verwaltung sor- gen. Das Heer und die Flotte haben der Freiheit und Ordnung wichtige Dienste geleistet ; noch größere werden sie leisten können, wenn Sie sie mit der Stärke und Disziplin ausrüsten,, die ihre edle Bestimmung erfordert. Die öffentliche und Privat - Ruhe verlan- gen von Jhnen eine weise und thätige Revision der betreffenden Kri- minal - Geseße, und das Vaterland hofft bei dieser zarten Angelegen- beit, von Jhuen die Aufgabe gelöst zu sehen, die hrösite Summe von Freiheit mit der größten und vollkommensten Sicherheit zu vereini- gen. Erlauchte u. #. w.! Brasilien erwartet von Fhnen die Maß- regeln, die für immer den Thron und, die Fntegrität des Reichs, und

seine politischen Einrichtungen sichern sollen. Eure Einsichten und.

Euer Patriotismus sind die Bürgen seiner Hoffuung! Die Siz: zung ist eröffnet !‘“ /

An dieser Thron-Rede hatte die Opposition, welche sich so- gleich mit großer Heftigkeit erhob, zunächst die große Unbestimmt- heit auszuseßen. Die Kammer, behauptete L könne feine Dank- Adresse votiren, ehe die Minister ihre Relatorio’s úber- geben und sich darin bestimmter ausgesprochen hätten. Obgleich ein hierauf gerichteter Antrag durchsiel, hat doch die Oppo ition faren Zweek faktisch erreicht; denn jeßt, nachdem die Relatorio’s längst übergeben sind, steht die Debatte noch immer beim ersten Paragraphèn. Die Erwähnung des Wohlbefindens der Kaiserl. Familie fand man ohne Beispiel in -den Thron - Reden, sowohl Brasiliens als anderer constitutionneller Staaten und sah darin nux einen Beleg der regressiven Tendenzen des Ministeriums. (Vasconceslos hatte nämlich einmal, und gewiß mit Recht, ge- äußert, 0 regress0 sey die wahre Aufgabe eines Brasilianischen Staatsmannes, dem progresso der exaltirten Republikaner gegen- über, seitdem ist, troß seiner e gründlichen Vertheidigung, dies das ewige Stichwort der Opposition, welcher dafür von den Ministeriellen Republikanismus vorgeworfen wird.) Man brachte damit ein anderes Faktum in Verbindung, daß nämlich am 2. Dezember, dem Geburtstage des Kaisers, der Regent und die Minister wieder den Handkuß, der seit 1831 abgeschafft war, eingeführt hätten. Den endlosen Declamationen der- Op- position entgegüeten die Minister, der Handkuß sey nie abge- \hat worden, ein fünfjähriges Kind sey aber nicht im Stande gewesen , eine solhe Anstrengung auszuhalten , abgesehen von der Gefahr, in der bei dem damaligen Fanatismus das Leben des Kaisers geschwebt hätte, wenn ein Jeder sih ihm so weit hätte nähern dürfen. eide Gründe fänden nicht mehr statt; übrigens hätte auch das Ministerium nichts offiziell in dieser Sache gethan, und es habe bei jener Cour so große Frei- heit geherrscht, daß gerade. die absesbaren Beamten den Hand-

Ueberdies kènnt und {ä6t der |

fuß großentheils unterlassen hätten. Von diesem Punkte aus shweifte dann die Diskussion immer weiter ab. "Ueber Bahia und Riogrande wird unaufhörlich gestritten und die Opposition giebt den Trost, daß das bloß ein Vorposten - Gefecht ist, und as (fe ihre Hauptkräfte auf die betreffenden Paragraphen ver- part.

Aus den Berichten der Minister theile ih das Wichtigste nächstens im Zusammenhange mit; bemerken will ih nur, daß schon Vasconcellos einige Zusäße zu dem Kriminal 7 Kodex voc- geschlagen hat; man klagt von Bahia aus, daß noch kein reh- tes Vertrauen Wurzel fassen wolle, weil man ganz bekannte Theilnehmer der Verschwörung straflos umhergehen sehe. Allein es ist wohl die Frage, ob man diese Leute nah Geseßen wird strafen fônnen, die nachträglih ad hoc gemacht sind.

Eine Angelegenheit, welche die merkantilishe Welt in der leßten Zeit sehr beschäftigt hat, ist die Stiftung einer Bank auf Actien; 5090 Actien, zu 500 Milreis, wurden rasch unterge- bracht, und eine gleiche Anzahl bleibt in Reserve zur Verfügung der Direction. enn auch die Hoffnungen einiger der Be- gränder dieses Etablissements zu sanguinish seyn sollten, so sind doch die tüchtigsten Kaufleute der Ansicht, daß es, bei vorsichti- ger Leitung, mit der Zeit, sehr wesentlichen Nutzen bringen wird, Und die erwählten neun Direktoren, unter welchen von Ausländern die Herren Emery, Riedy und der Holländische General-Konsul Wylep sich befinden, erwecken die besten Erwar- tungen. Hauptbedingungen eines günstigen Erfolgs sind einmal : gänzliche Unabhängigkeit von der Regierung, welche keine Art von Jnspection ausüben darf, und andererseits kräftige Unter- stüßung von Seiten der Regierung, namentlich durch Anord- nung eines geregelten Ligen Besens, so wie durch Publi- zirung eines Codigo de Commercio. Durch das erstere wird der Bank eine große Wirkungssphäre, Anleihen - auf ‘liegende Gründe, allein möglih gemacht; der leßtere würde überhaupt dem Handel eine unendliche Wohlthat seyn, da gegenwärtig der Verkäufer niemals (denn nur in den seltensten Fällen wird ge- gen Wechsel verkauft) wissen kann, wann es dem Käufer belie- ben wird, ihn zu bezahlen. Wenn die Bank bei der Einfüh- rung von Meageid hülfreihe Hand bieten kann, so würde das ihr größter Vortheil seyn, denn dann erst könnte sie auf ein bedeutendes Deposito rechnen, worauf sich ein Gire-Geschäfc in großem Maßstabe und Noten-Emission basiren ließe.

Die Brasilianisch-Englische Kommission hat endlich über die Flor de Loando‘/, das erste der genommenen Sklavenschiffe, ihr Urtheil gefällt; sie hat es als Portugiesishes Eigenthum anerkannt, wonach es also vor das Forum der Portugiesisch- Englischen Kommission in Sierra Leone gehdrt. Leider müssen auch hier die Unschuldigsten, die armen Neger, „der Könige Zwist büßen“. Sie kommen natärlih ziemlich elend hier an, und freie Bewegung, so wie frische Luft, ist ihr erstes Bedürf- niß. Beides haben sie niht, wenn sie úber fünf Wochen am Bord der kleinen Schooner bleiben; ausschiffen aber fann man sie nicht, denn die Engländer haben es erfahren , daß es dann unmöglich ist, sie zu bewachen. So sind denn, seit die Prisen aufgebracht sind, don eine große Anzahl am Bord gestorben, und wenn sie nun wieder über See geschleppt werden, so kom- men ihrer Wenige in“ Sierra Leone an. Dasselbe Urtheil wird wahrscheinlich auch Über den „„Cesar‘/ und über den „Bril- gane welcher vor einigen Tagen von dem „Wizzard‘/ aufge-

racht worden ist, ergehen.

Nach dem, was bis jeßt über den Ausfall der Regenten- Wahl hier bekannt geworden is, scheint die Wahl Aranjo's La sicher; wir haben Berichte aus vielen Kollegien von

inas, von S. Paulo, Rio grande, Bahia, abgesehen von Rio - Janeiro und den kleineren Provinzen, und danach hatte Hollanda Cavalcanti 783 und Aranjo Lima 1763 Stimmen, so daß der Erstere auch dann noch wenig Hoffnung hat, wenn sein Vaterland Pernambuco sih ausschließlich für ihn erklärt.

Fnland.

Bonn, 24. Juli. Gestern Abend um 9 Uhr trafen Zhre Königl. Hoheiten die Prinzessin Friedrih der Niederlande mit Höchstihrer Tochter, der Prinzessin Louise, hier ein und seten heute Morgen ihre Reise nach dem Haag weiter fort.

Berlin, 28. Juli. Medizinal - Polizei. Nach einer Circular-Verfügung des Ministeriums der geistlichen, Un- terrichts- und Medizinal-Angelegenheiten vom 2östen v. M. ist zwar das Eisenoxyd-Hydrat ein sehr beachtungswerthes Mittel, um bei Arsenik - Vergiftungen, als Gegengist gegen den weißen Arsenik angewandt zu werden und deshalb dieses Präparat in den Apotheken stets A zu halten, bedarf dessen Wirk- samkeit jedoch noch weiterer Bestätigung, um als ein durchaus zuverlässiges, jede anderè Behandlungsweise, z. B. durch Brech- mittel, entbehrlih machendes Mittel auf amtlichem Wege öffent- lih empfohlen zu werden.

Koblenz, 25. Juli. Lamscheider Méineralquelle. Diese, eine der stärkeren kohlensauren Stahlquellen Deutsch- lands, auf dem Hunsräck® zwischen Boppard und Simmern ge- legen, welche durch frühere ungünstige Verhältnisse fast ganz in Vergessenheit gerathen war, ist von ihrem neueren Besißer, J Kuhl, wieder gefaßt und ein Badehaus bei derselben angelegt worden. Die Professoren Dr. Harleß und Bischof häben diese Quelle nah ihrer physikalisch - chemischen Eigenschaft und nah ihrer Heil-Wirkung beschrieben, und Dr. Köchling in Vallendar eine Abhandlung darüber in dem „Journal für die gesammte praktische Heilkunde“/ geliefert.

Wissenschaft, Kunst und Liceracur.

Chriltliches Kunst - Streben in der Oesterreichi- schen Monarchie. Herausgegeben durch P. Boh - mann'’s Erben in Prag.

Die heutige Kunft hat, bis auf einzelne Ausnahmen, feinen vor- herrschend wonumentalen Charakter; sie hat keine bestimmt gegebenen Mittelpunkte, um die ihre Werke fich sammeln, von denen aus die- selben, zwiefach fräftig durch solche S ENN0H, dem Leben des Ta- ges gegenlibertreten könnten. Die heutige Kunst ist mehr oder wenis

er der einzelnen Fudividualität hingegeben, für die entsprechende ndividualität wirksaur. Das gemeinsame Band, welches in früheren großen poden ihre Leitgagen umschloß und welches Eins war mit den übrigen Juteressen des Lebens, ist nicht mehr für fie vorhanden, wenigstens hat das Streben nach einem solchen noch zu keinen durch- reifenden Erfo geführt. Schwierig ist es demnach, hon wegen er äußeren Verhältnisse, hon wegen der vielfachen Versireuung ih- rer Werke, die künstlerischen Leistungen der Gegenwart zu überblicken, die Art und Weise, wie sich der Geist unserer Jeit a ihnen aus- spricht, zu erkennen und aus dieser Erkenntniß das Bewußtseyn zu ewinnen Über das, was fürder Noth thut. Die periodisch wieder- hrenden Kunst - Ausstellungen, die in der jüngsten Zeit eine so eigenthümliche Bedeutung gewonnen haben, kommen einem solchen