vi
‘“ gestern wurden wieder bedeutende
land zu erwecken, worin namentlich die „Times“ unermüdlich is, veranlaßt den ministeriellen Courier zu folgenden Bemer- kungen: „Daß Rußland eine kolossale Macht ist, und daß seine Hülfsquellen, wenn sie einst von einem s» rücksichtslosen Krie- ger, wie Karl X11. war, gegen uns gerichtet würden, die Größe Englands gefährden könnten, das läßt sich nicht leugnen. Das Kriegsspiel ist in hohem Grade ein Hazardspiel, und der Erfolg spottet oft der weisesten Politik und der sorgfältigsten Berech- nung. Eben- deshaló , obwohl wir vor der Russischen Macht nicht die Furcht hegen wie einige unserer Lärmschlager, billigen wir die nachgiebige Politik, durch welche unsere Regierung bis- her den Frieden erhalten hat, troß der freundschaftlihen Be- mühunzgen solcher scharfsichtigen Politiker, wie Mylord London- derry und die „Times“/, das Land um jeder geringfügigen Er- . ôrterung willen, die etwa zwischen England und seinen Verbün- deten vorfállt, gleich in Händel zu verwickeln. Daß zwischen wei Mächten, die so gestellt sind wie Großbritanien und Ruß- and, ein bedeutender Grad von Eifersucht stattfinden muß, ist unvermeidlich, und es könnte wohl dereinst eine Kollision dar- aus entspringen ;z einstweilen jedoch wollen wir wenigstens unser Möglichstes beitragen zur Entmuthigung jedes Versuchs, die hon gereizte Stimmung noch mehr anzufachen.““ Eine in Französischen Blättern enthaltene Behauptung, daß Don Carlos kärzlih 5 Millionen Gulden in Wechseln erhalten habe, und daß er sich fernerhin einer monatlichen Zusendung
“ von 2 Millionen Gulden erfreuen dürfte, wird von der Mor-
ning Chronicle für E gehalten.
_Miß Agnew , eine Nichte des bekannten Verfechters der Heilighaltung des Sabbaths, Sir Andrew Agnew, ist katho- lisch or aen und in ein Nonnen-Kloster eingetreten.
er große Nassau - Ballon, der am Dienstag Abend von Vauxhall aufstieg, kam nach einer Fahrt von 55 Minuten in der Nähe des Dorfes Oxted in Sussex zur Erde nieder, und ee auf einem Felde, dessen Eigenthümer zur Entschädigung är den ihm bei dieser Gelegenheit niedergetretenen Weizen sich des Ballons bemächtigte und denselben nicht ausliefern wollte, obgleich ihm von Herrn Green eine hübshe Summe geboten
e.
Niederlande.
Amsterdam, 28. Juli. Der Londoner Korrespondent des Handelsblads meldet unterm 2östen d. M.: „Bis zu die- sem Augenblick ist noch nichts in der Niederländischen Angele- genheit beschlossen, doch wird wahrscheinlih die nächste Post interessante Nachrichten bringen. Frankreih, wie es scheint, will Zeit gewinnen und wird vielleiht Vorschläge machen, die den Anschein der Billigkeit haben, aber {chwerlich vom Haager Kabinet angenommen werden dürften, wodurch man natürlich wieder Gelegenheit bekommen wird, die Aufrichtigkeit der Nie- derländischen Regierung in Zweifel zu hlehen: so, heißt es, wird man unter Anderem vorschlagen, die Wirksamkeit der Liquida- tions - Kommissarien , die erst nach dem Abschluß des Traktats zwischen Holland und Belgien eintreten sollte, sogleich begin- nen zu lassen und somit das Syndikat zu liquidiren, bevor noch der Vertrag unterzeichnet wird. Jch brauche Jhnen nicht bemerklich fe, Van, daß dieser Vorschlag den Zweck hat, auf indirektem Wege zu der Frage wegen Theilung der Schuld zurückzukommen, was Holland nicht Fugeben darf. Wir wer- den bald erfahren, wie die übrigen Mitglieder der Konferenz, besonders England, über diese Anträge denken. Jch sage, En g- land insbesondere, weil die Meinung des Kabinets von St. James bei dieser Sache ein großes Gewicht in die Schale legen wird. “/
— — Amsfsierdam, 28. Juli. Die Preis-Verbesserung der Hol- ländischen Staatspapiere, welche verwichenen Sonnabend, in Folge der Nachricht von einer merklichen Erhöhung der Course in London, am hiesigen Markte stattfand, hat sih diese Woche nicht erhalten fön- Ven, ‘theils weil vom Auslande fortwährend Partieen zum Verkauf anlangten, und theils weil sich die Gerüchte aus London von einer Ausgleichung der diesseitigen Aungelegent eiten mit Belgien durch nichts bestätigten; dazu fam noch, daß die Actien der Haudels- Geselischaft durch häufiges Ausbieten zum Weichen gebracht wurden, welches fast immer cinen übeln Eindrvck auf den Stand des Marktes macht. Jn- tegrale gingen mit ‘einigen geringen Schwankungen von 55% 5 pCt. auf 555/1 ¿ pCt. zurück; Z5proc. wirklihe Schuld von 1023/; auf 102!/z pCt. und Kanz-BVillets von 257/; auf 253/z Fl., so wie alte Syudi- kfat-ODbligationen von 961/, auf 96/7 pCt.; gestern war indeß die Stimmung allgemein wieder günstiger, und die Course stiegen neuer: dings etwas, bei schr lebhaftem Umsas iu Juntegralen uud Kanz-Bil-
lets; fremde Staatspapiere sind ohue erheblichen Um sag preishaltend
geblieben ; einige Preußische Prämienscheine wurden anfangs zu 117!/4, später zu 116!/, à 3/, Fl. untergebracht. Jm Handel mit Spanischen Effekten ist schr wenig Leben, der Cours der Ardoin- Obligationen wurde täglich niedriger und ist von 21!5/,; auf 215/1ç pCt. gefallen; die Coupons derselben gingen vou 165/15 bis 15!/2 pCt. herunter; Rheinische Eisenbahn-Actien waren wenig begehrt und sind schon zu 1061/5 pCt. abgeiassen worden ; Haagrlemer Actien stehen nominal 116 pCt. “Die Nachfrage nach Geld hat sich diese Woche etwas vermehrt,
_wéswegen bei Darlehen 2!/, à 23/4 pCt. und in Prolongattions-Ge-
s{chäften 21/5, à 3 pCt. bewilligt werden. — Am Getraidemarkt hat die naßkalte Witterung den Speculationsgeist von neuem aufgeregt ; Partieen Polnischen Weizens ¡4 wohl zum Verbrauch als“ Unter Schloß mit Preis - Erhöhung wegge- fauft, und auch Roggen fand. lebhaften Umsay. Unter Schloß galt 128. 129. 130 pfünd. weißbunter Polnischer Weizen 300.305 Fl. 129. 130pfünd. bunter dito 295 Fl., etwas später 129. 130pflind. dito 300 . 305 Fl., nah dem Börsenschluß 131pfünd. weißbunter 318 Fl.; im Verbrauch: 128pfünd. bunter Pelnischer 296 . 297 Fl., 123pfünd. alter dito 265 Fl., 126pfünd. rother Königsberger 276 Fl., 128pfüud. Me- lenburger 276 Fl., 133pfünd. Kostocker 305 Fl. Juländischer Rog- en war wenig vorhanden; man bezahlte für 118. 121. 122pfünd. reußischen 182. 188. 190 Fl.,- 119pfünd. Stettiner 180 Fl., 119pfünd. Mürïsterscher 175 Fl.; in den übrigen Artikeln fiel nichts vor. Die Eingangs- und Ausgangs - Zölle von Weizen und Roggen für den Monat August sind unverändert geblieben, dagegeu die Eingangs- Zölle von Hafer von 22!/, auf 30 Fl., und die von Buchweizen von 15 äuf 22'/2 Fl. pro Last erhöht worden.
Belgien.
Brüssel, 28. Juli. Die gestern P agergele Nachricht von der Ankunft mehrerer Anhänger des Abbé Chatel wird jegt von den Belgischen Zeitungen dahin berichtigt, daß dtesel- ben nicht hier, sondern in Lättich eingetroffen seyen.
Man sieht der Ankunft der Provinzial-Räthe der Provin- zen Limburg und Luxemburg in der Hauptstadt am 12. August entgegen, obgleich es noch fehr zweifelhaft is, ob denselben #so- leich eine Audienz bewilligt werden wird. Wie es heißt, wer- en ihnen die Ortsbehörden auf allen Stationen der Eisenbahn den i g dakreichen.
„In Folge der Verwerfung des Adreß-Entwurfes gegen die unveränderte Annahme der 24 Artikel. durch den Provinzial- Rath der Provinz West- Flandern haben die Einwohner der Stadt Courtrai eine Adresse verfaßt, in welcher sie gegen jede
ter, unter dem Englischen Publikum Vorurtheile gegen Ruß-
“854 Zerstäckelung des Belgischen Gebietes protestiren. In Ost-
Flandern ist die Adresse gegen die 24 Artikel angenommen worden. ;
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 27. Juli. Se. Majestät der König haben dem diesseitigen Geschäftsträger in Hamburg, Grafen Reinhold Wrangel, den Nordstern-Orden verliehen.
Die Staats - Tidning enthält einen Bericht über ein Fest, welches in den ersten Tagen dieses Monats am Bord des vor Greifswald vor Anker licgenden Schwedischen Post-Dampf- bootes „Svenska Lejonet‘“ zu Ehren des daselbst gerade anwe- senden Königlich Preußischen Geheimen Postrathes, Herrn Schmüert aus Berlin, gegeben wurde. Preußen und Schwe- den nahmen an diesem Feste Theil, bei welhem das Wohl der so allgemein verehrten Monarchen beider Länder mit gleicher Theilnahme auëgebracht wurde.
Nachträglich ist auch noch für diejenigen, die zur Entdek- kung der Unruhestifter bei den Tumulten vom 20sten und 21sten d. beitragen , eine Belohnung von 100 Rthlr. Banko vom Ober-Statthalter-Amt ausgeseßt worden. Die Ruhe der Hauptstädt wurde in den leßten Tagen nicht wieder gestört.
Dánemarfk.
Kopenhagen, 28. Juli. Gestern wurde hier die neue Verordnung über Zoll - und Schiffs - Abgaben im Königreiche Dänemark und den Herzogthümern Schleswig und Holstein, L mit dem 1. Januar 1839 in Kraft treten soll, bekannt gemacht.
D eutschland.
München, 28. Juli. (Münch. p. Z.) Heute Morgen 10!/, Uhr haben sich Ihre Majestät die Kaiserin Alexandra von Rußland von hier nah Kreuth begeben. Jhre Kaiserliche Majestär fuhr mit Jhren Majestäten dem König und der Kdö- nigin zuerst zur Pinakothek und verfügte. sich sodann, nachdem sie von Jhren Königlichen Majestäten Abschied genommen, in Ihren Reisewagen. Gestern Abend haben die Allerhöchsten Herrschaften einem Balle des Russischen Gesandten am hiesi- gen Hofe beizuwohnen geruht.
Leipzig, 31. Juli. Die Dampfwagenfahrten von hier bis nah Wurzen haben heute begonnen und sind sehr be- sucht gewesen. Um die Theilnahme an diesem Unternehmen auch von Wurzen aus zu beweisen, war die Garnison und “ Kommunal-Garde zur Begrüßung der ersten eigentlichen Fahrt — eine Probefahrt hatte bereits gestern Seitens des Direkto- riums, Ausschusses und einzeln dazu Eingeladener stattgefunden — ausgerúckt. — Auch in Dresden hat das Interesse an den Dampfwagenfahrten bis zur Weintraube, seitdem der König und die Königliche Familie daran Theil genommen haben, sehr R Sen nen, so daß in den ersten aht Tagen seit Eröffnung der
ahn 13,759 Personen auf diese Weise hin und zurü befördert worden sind. Jn der Woche vom 16. bis 24. Juli sind bei uns in 54 Fahrten 4023 Personen von Leipzig bis Machern und zurück transportirt worden. — Man kann mit Recht behaupten, ‘daß seit langer Zeit nicht so viel baares Geld auf hiesigem Plake
+ gewesen ist, wie gegenwärtig, wo von sehr entfernten Pläßen
auf die Actien der neuen Bank spekulirt wird; wohlunterrich- tete Personen versichern, daß bei dem nicht erwarteten Zudrange zu diesem Unternehmen kaum eine Actie auf mehr als 10 an- gemeldete kommen würde. Jedenfalls wird die Speculation nicht minder einträglich werden, wie die Theilnahme an dem Institute selbst, da, wie man hört, die nicht einmal existiren- den, geschweige ausgegebenen Actien mit 10 pCt. und mehr schon je6t verkauft sind. : Hannover, 30. Juli. Gestern ertheilte Se. Majestät der König dem Königl. Dänischen Gesandten, Freiherrn von Pech- lin, eine Audienz und nahm aus dessen Händen den Dänischen Elephanten-Orden entgegen. Die hiesige Zeitung meldet die völlige Wiederherstellung Sr. Kaiserl. Hoheit des Großfärsten Thronfolgers; derselbe hat bereits mehreren Soiréen bei Hofe beigewohnt und einzelne Ábtheilungen des Militairs in Augenschein genommen; andere für den hohen Gast vorbereitete Festlichkeiten haben des un- günstigen Wetters wegen unterbleiben müssen. Wiesbaden, 29. Juli. (Frkf. Journ.) Gestern Nach- mittag sind Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrih von Preu- ßen und Se. Durchlaucht der Prinz von Solms zu einem Besuche bei dem Herrn Grafen von Teck von Düsseldorf hier angekommen und im Gasthaus zum Nassauer Hof abgestiegen ; ferner kam der Prinz von Montfort aus Stuttgart, welcher sein Absteige-Quartier im Gasthaus zu den vier Jahreszeiten genommen hat. — Diese Prinzen, so wie der Herr Graf von Teck nebst Jhren Töchtern, den Gräfinnen Marie und Sophie, der Prinz Wilhelm von Oranien, der Erbgroßherzog von Sach- \sen-Weimar und der Pertes von Nassau nebst der Frau Her- zogin, so wie andere Fürstliche hier anwesende Personen (die Fürsten von Löwenstein - Werthheim und von Hohenlohe: Kirch- berg), wohnten der von Madame Michalesi im blauen Saale des Kurhauses gegebenen musikalischen Soirée und der darauf folgeuden Réunion dansante bei. Deßau, 1. Aug. Nach einer am Ende des Jahres 1837
‘veranstalteten Zählung beläuft sich die Bevölkerung des Herzog-
thums auf 60,945 Seelen.
Frankfurt a. M., 30. Juli. Jn diesem Augen- blick ist unsere Stadt wie ‘ausgekehrt. Alle Welt ist im Wald am Forsthaus, wo das Sängerfest zu Ende geht. Leßte Nacht war cin heftiges Gewitter; der Regen fiel in Strômen; das Fest schien gestört. Aber diesen Morgeri leuchtete abermals die Sonne, und es geht Alles aufs erfreulihste vorüber. Nicht die geringste Unordnung hat bis jeßt die Harmonie getrübt.
Oesterreich.
Wien, 28. Juli. Der am 6. Juni d. J. zwischen Oe- sterreih und Sardinien abgeschlossene Vertrag wegen Aus- lieferung der Verbrecher enthält in seinen wesentlihen Bestim- mungen Folgendes: Flüchtlinge, die wegen eines Verbrechens bezüchtigt oder shuldig befunden worden, mit einer Eisenstrafe von mindestens zwei Jahren, oder mit einer eben so lange dauernden härteren Leibesstrafe, als- sene des Gefängnisses, zu belegen sind, sollen den Gerichten desjenigen der beiden Staa- ten ausgeliefert werden, -wo sie das Verbrechen begangen ha- ben. ie Verhaftung geschieht auch ohne Aufforderung, die Auslieferung aber nur’ auf eine solche. Die eigenen Untertha- nen werden nicht ausgeliefert, wohl aber soll ihnen der Prozeß in dem Vaterlande nach - den eingesandten Akten des anderen Staats gemacht werden. Hat der Verbrecher in. “dem fremden Staate Kriegsdienste angenommen, so dit der reklamirende Theil 100 Piemont. Lire Entschädigungs-Kosten für die Anwer-
a
bung u. s. w. zu zahlen. Sachen, welche als dritten Personen
angehörig sich vorfinden, sind: diesen kostenfrei zuzustellen gewöhnlichen Unterhaltungs - Kosten sollen dem aufforde,T Staat zur Last fallen. Ein Verbrecher darf von der bew,“ ten Macht nur bis zur Gränze verfolgt werden, darübey aus aber nur ein Individuum oder höchstens zwei unbew du H folgen, um im nächsten Orte des anderen Stagtsg d T, erhaftung und Auslieferung zu beantragen. Der Vertr M auf fünf Jahre geschlossen und soll, wenn keine Kündi folgt, von fünf zu fünf Jahren als erneuert angesehen werd
Schweiz.
Luzern, 27. Juli. (Zürch. Ztg.) Am 23. erstattete ; der Tagsazung Hr. Bürgerm. Heß Bericht über die Kante, Gemeinde vom 2. Er sowohl, als Hr. Nagel, fügty p drücklich bei, daß zwar die Gemeinde nun gehalten, És Kanton darum nicht pacifizirt sey. de
Durch Zuschrifce vom 25. Juli zeigen Landammann y Rath des K. Schwyz der Tagsaßung mehrere nicht bedeutwy Gewaltthätigkeiten und Drohungen an, welche in Einsiey am Abend und in der Nacht nah dem 22. und in Wolle, am 23. d. M. gegen Anhänger der Horn- Partei stattfande Die Megretuag wünscht, die Tagsaßung möge solchen Gew thätigkeiten, steuern, sonst sähe sie sich selbst bemüßigt, es zu thu Das Schreiben wird den Repräsentanten zugestellt, um die d thigen Weisungen zu erlassen. ® 4
Am 24. und 26. Juli beschäftigte sih die Tagsakunzg n dem Streit zwischen St. Gallen und Graubündten; der Ey scheid ist noch nicht bekannt.
Jtalien.
Neapel, 14. Juli. (Leipz. Allg. Ztg.) Obschon die Niederkunft unserer jungen Königin erst zu Ente dié oder zu Anfang des künftigen Monats erwartete, #0 erhielt die Kommandanten der verschiedenen Forts in der Nacht vi 10. auf 11. Juli um 2 Uhr nah Mitternacht doch PldGlid die Ordre, sih für die nöthigen Artilleriesalven béreit zu halten, Das etwas zu frühe Eintreten der Geburtswehen wird folzen dem Umstande zugeschrieben. Den 10. Juli Nachrnittags wollte der König, der gewöhnlich selbst die Pferde lenkt, seine Gunah lin von dem Lustshloß auf Capo di Monte na der Stadt führen. - Unterwegs rissen die Pferde aus, nach Einigen fil der Wagen um, nah Anderen aber sprang der König elb aus dem Wagen, um die scheu gewordenen Thiere aufzuhalten, worüber denn die Königin so erschrak, daß sie gleich in Ohn macht fiel und nah dem Lustschlosse zurückgebracht werdey mußte. Die Generalität hat bereits den Befehl empfangen sich beim ersten Kanonenshuß in Capo di Monte einzufinden) um einer allfälligen Nothtaufe beiwohnen zu können.
Neapel, 19. Juli. (Allg. Ztg.) Die Vorbereitunga zu der Niederkunft Jhrer Majestät der Königin sind bereit alle getroffen, und man sieht derselben von einem Tage as den anderen entgegen. Jhre Majestät wird ihr Wochenbett i der Königl. Sommer-Residenz von Capo di Monte halten, sie einer vollkommenen Ruhe und einer gesunden Luft genitch — zwei Vortheile, die unserer volkreihen und belebten Sta| ganz abgehen. — Der Vesuv ist seit einigen Tagen wieder {h thätig und wird täglich von unzählbaren Neugierigen bestiegu In den lebten Tagen hatten wir zunehmende Hiße.
Türkei.
Konstantinopel, 9. Juli. (Deutsche Bl.) Jn l Zeit sollen einige Spuren zur Ausfindung der Brandstif welche mit unausgeseßter Energie ihr Wesen forttreiben, e deckt worden seyn. — Der zwar nur s{chwache Faden des Va dachts soll in die Kascrnen leiten, wo man längere Zeit {ü Anzeichen von Unzufriedenheit bemerkt haben will. Die 3 gierung richtet darum ihre vorzugsweise Aufmerksamkeit da Militair zu; eine dieser Tage erschienene Verordnung, daß da Truppen die Brod-, Fleisch- und Gemüse-Rationen nicht fert in (den mageren) Geldpreisen, sondern wie ursprünglich in u tura verabfolgt werden sollen, ist hierfür ein harafteris! sches Zeichen. Man is nun begierig, ob dieser Weg d Konzessionen, wie in früheren Zeiten, so auch jeßt, kt Uebel wieder abhelfen wird, oder ob erst blutige Executiont demselben ein Ziel steben müssen. Der erstere Fall würde nen Beleg für die Ansicht derer liefern, welche hinter den vi brecherischen Umtrieben nur lokale Unzufriedenheit vermutht während der andere Fall der gegentheiligen Ansicht, „„daß frent Aufreizung dabei im Spiele‘, zu satten käme. Das Systa der Konzessionen ist übrigens das Todes - Urtheil für die form, und es is, nachdem jenes ergriffen zu seyn scheint, || vermuthen, daß wieder, wenn nicht ein Rückschreiten, doch min destens ein momentanes Stillstehen in den Neuerungs - Pläne des Sultans eintreten wird.
— Der Morning Chronicle wird von ihrem Korresp denten in Konstantinopel unterm 4. Juli gemeldet: „D am vorigen Montag ersie plôbliche Tod der zweiten Tochtt des Sultans, Gemahlin Said Paschas, hat zu Gerüchten v! Veränderungen im Ministerium Anlaß gegeben, die auch weh nicht ganz ungegründet seyn dürften, denn der Sultan 1 chon seit längerer Zeit mit dem Benehmen seines Schwiegt sohnes unzufrieden und ließ denselben nur aus Rücksicht ai die Prinzessin noch in seiner Stellung; da diese Rücksicht j! vershwunden- ist, so dûtfte der Sturz des Mo IOMEN nid! méhr fern seyn. Sollte Halil Pascha wieder zum Serias!t ernannt werden, so läßt die große Feindschaft zwischen ihm ur) Reschid Pascha eine gänzliche Umgestaltung des Kabinets ( warten. — Die Briefe aus Tabriz vom 8 Zuni bringt Nachrichten aus Herat vom 18. Mai, die aber für die Brik schen Interessen nicht sehr günstig lauten. Der Empfang des Het! Macneill war sehr kühl und keinesweges so, wie es der Abgesand! einer Regierung verdient, die den Schach auf den Thron gesebt fi Dennoch war es ihm in kurzer Zeit gelungen, seinen Ein in so weit wieder herzustellen, daß er den Schach bewog, eint! Vertrag mit den Bewohnern von Herat abzuschließen. Di Ankunft des Russischen Gesandten am 20. April hat den Stand der Angelegenheiten völlig verändert; es sind seitdem nicht nl! alle Unterhandlungen abgebrochen und die Feindseligkeiten neuert worden, sondern es is auch fast alle Verbindung ml unserem Gesandten aufgehoben, denn außer einer oder zw® Unterredungen , die“ Herr Macneill später noch . mit dew Schach hatte, war jede Verbindung zwischen den Pet sonen des Hofes und der “Gesandtschaft verboten. De Russische Gesandte hat zwei Jngenieur-Offiziere mitgebracht, u"
die Anlegung der Festungswerke zu leiten. Sie sind in diesen
Augenbli beschäftigt, vier große Thürme zu bauen, welche. di Gräben und einen Theil der Stadt beherrschen. Fe det selben soll mit 25 Kanonen beseßt werden, und der Schach ha!
bereits Befehl gegeben, ihm noch 800 Artilleristen zu sende"
Di l in den zahlreichen Ausfällen bereits eine große fie Mie getódtet L sind noch jest im Besiß einiger Laufgrä-
Au der Stadt sind die Lebensmittel reihlich porhanden und
“wohl dieselbe Tag und Nacht im Gange is, sich so wenig abnugen,
fig ist, schließen zu k
; ohner von Herat lassen indeß den Muth nicht sinken; e Bewoh Menae
erser, obgleih der Schah {hon mehrmals gedroht In E Le seinem General den Kopf abschlagen lassen, wenn hat, Seind aus jener Stellung nicht wieder vertrieben werde.
( während außerhalb derselben Mangel und Entbehrung T d Viele sind noch immer der Meinung, der Schach Mde unverrihteter Sache abziehen müssen. Jene Briefe aus
ersien fügen noch hinzu, daß dieser ungewisse Stand der Be auf den Handel höchst nachtheilig einwirke, und daß, wenn etwa, wie man allgemein befürchtete, Herr Macneill ge- nôthigt sev, si zurückzuziehen, Eigenthum und Leben der Bri- tischen Unterthanen in jenem Lande gefährdet wäre. — Die Rus-
sische Flotte im Schwarzen Meere besteht gegenwärtig aus 60 Schiffen.“ Inland.
Reichenbach, 28. Juli. — Veteran aus dem sieben- jährigen Kriege. — Auch bei uns lebt noch ein alter Krie- os welcher den siebenjährigen Krieg mitgemacht hat. Es ist Bes Paul Wilhelm, geboren den 12. Oktober 1741 zu Franz- dorf bei Neiße, wo sein Vater eine Gärtnerstelle besaß, aber beim Ausbruch des Krieges zum Militair ausgehoben wurde. Unser Veteran begleitete den Vater, nahm selbst die Waffen zur Hand, focht in den berúhmtesten Schlachten tapfer mit und blieb (im Regiment Tauenzien) Soldat bis zum Jahre 1802, seit welcher Beit er hier lebt und zuerst in einer Färberei, später als Tagelöhner fleißig arbeitete, sich auf ehrliche Weise sein Brot verdiente und Jedermanns Zufriedenheit sich erwarb. Jegt vermag der shwache Greis nichts mehr zu verdienen und mildthätige Menschen unterstüßen ihn in seinem hohen Alter. Mit tiefer Rührung gedenkt er der verflossenen Zeiten und preist den Allgütigen, der ihm Kräfte verlieh, dreien Monar- hen treu zu dienen und ihn vom Anfange seines Lebens bis zu diesem Tage in mancher Gefahr väterlih beshüßte und er- ielt. Mit seiner ihm schon lange vorangegangenen Frau hat er 5 Kinder gehabt, wovon nur noch eins lebt, außer welchem er aber noch 3 Enkel hat.
Magdeburg, 28. Juli. — Zucker - Fabrication aus Runkelrüben. — Jn der Umgegend von Magdeburg wur- den im vorigen Sommer über 600,000 Ctr. (à 110 Pfd.) Rü- ben auf etwa 4000 Morgen Landes gebaut, der Durchschnitts- Ertrag war sonach 150 Ctr. pro Morgen, oder zu 5 Ggr. pro Ctr., was als Durchschnitts - Preis gelten kann, 31/2 Rthlr. Brutto. Das zum Rúbenbau geeignete und gedüngte Land ward mit 16 — 18 Rthlr. Miethzins pro Aker bezahle. Jn der Winter - Campagne 1837 bis 1838 ward an Zucker ge- wonnen durchschnittlich 4 Pfd. vom Ctr. Rüben oder im Gan- zen 2,400,000 Pfd. im Werth von mindestens 4 Ggr. (der en gros Preis ist für Melis 18—20 Rthlr. pro Ctr.); mithin für
400,000 Rthlr. Davon der Werth der Rüben à 3 Ggr. pro Ctr. 125,000 _»
L bleibt 275,000 »
Die Kosten der Fabrication lassen sih weniger genau an- geben, doch sind wohl im Ganzen circa 65,000 Kthlr. fär Brenn - Material und 35,000 Rthlr. für Arbeitslohn ausgege- ben worden; es blieben also noch 175,000 Rthlr., und wenn auch bei den großen Anlage-Kapitalien, den Assekuranzen und der fortwährenden Abnußung der Geräthschaften, die General- Kosten nicht unbedeutend sind, jo kann man doch wohl ohne Uebertreibung annehmen, daß im Ganzen 25 pCt. gewonnen worden sind. Fast in allen Fabriken ward Tag und Nacht gearbeitet, und die Zahl der bei diesem neuen, immer wichtiger werdenden Jndustrie « Zweige beschäftigten Arbeiter betrug un- efähr 600, meist Mauerleute und Feld - Arbeiter, die sich bei solcher Zugabe an Winter-Beschäftigung sehr wohl befinden. — Was die Production betrifft, so ward diesmal etwa der halbe Zucker - Bedarf des Regierungs - Bezirks Magdeburg allein von den in der Stadt befindlihen Fabriken gedeckt; die Fabriken der Umgegend mitgerechnet, ist wohl der ganze Bedarf geliefert worden.
Düsseldorf, 28. Juli. — Entzündung durch Rota- tion. — Bei einem, in einem Fabrik -Gebäude des Kreises Grevenbroich ausgebrochenen, aber sogleih wieder gelöschten Brande, ist ermittelt worden, daß das Feuer dadurch entstanden war, daß ein neuer Zapfen in einer Vorspinn - Maschine durch die Schnelligkeit der Umdrehung (1200mal in einer Minute) sh entzündet und die darauf befindliche Baumwolle in Flamme gesezt hatte. Also ein abermaliger Beweis, wie leicht bei Ma- hinen- und Mühlenwerken, ohne die gehörige Aufmerksamkeit, die bloße Wirkung der Friction, unter gewissen Umständen ein Brandunglúck zur Folge haben kann.
Wissenschaft, Kunst und Literacur.
Paris. Ju der Sigzung der Akademie der Wissenschaf- ten am 283. Juli las Herr Arago einige Auszüge aus einem Schrei- ben des Herra Fourneyron über das Kreiset- Rad (Turbine), welches er in einer Seiden-Spinnerei des Herru von Eichthal in St. Blasien am P eingerichtet hat. Die Axe dieses Rades, welche das gauze Etablissement bewegt, macht 2400 Umläufe in der Minute, und es ist sehr merkwürdig, daß die hölzernen Theile der Maschine, ob-
daß z. B. die Zähne der Kamm - Räder erst uah acht Monaten er- neuert zu werden brauchten. — Herr Benoit, Direktor einer Uhren- Fabrik in Versailles, übersandte der Akademie eine Beschreibung meh- rerer Verbesserungen , die er an den Uhren angebracht. — Da die Bohr - Arbeiten an dem artesischen Brunnen bei dem Schlachthause von Grenelle bercits eine Tiefe von 410 Metres erreicht haben und die von dem Munizipal - Rath bewilligten Summen bereits erschöpft sind, so war es von Wichtigkeit , zu wissen, ob man nach der Natur der Schichten, in denen jeßt gebohrt wird, hoffen dürfe, bald die untere Gränze der Kreide zu erreichen. E Elie de Beaumont wgr deshalb aufgefordert worden, sein Gutachten darüber abzu- eben. Er glaubt, nah deu von ihm angestellten Untersuchungen er erbohrten Massen aus dem Umstande, daß die Kreide keine Feuer- sleine enthält und “s sie von aare Farbe und etwas thonhal- nnen, daß man bereits seit ciniger Zeit in der
mergeligen Kreide ohne Feuersteine bohre, die im Allgemeinen das Liegende der weißen Kreide bilde; er hält es daher für wahrscheinlich, daß man nur noch die tuffartige Kreide, die chloritishe Kreide und diejenige Thonschicht, welche man in England Gault neunt, also wahr- scheinlich nicht über 100 Metres. zu durhbohren habe, um die Sand- icht zu erreichen, welche in Tours und Elboeuf so reichliche Wasser- massen liefert.. — Herr Demouferrand machte einige Bemerkungen in Bezug auf die in früheren Siguagen von Le Moreau de onnés ausgesprochenen Ausichten über die Zuverlässigkeit der evölkerungs - und Sterblichkeits - Listen. Er i| der Mei- nung, man müsse bei den aus diesen Liflen zu ziehenden
ben. Der Erfolg dieses Versuhs ift vou der hêchsten Wichtigkeit, da | y l der Yreis des Coafs bei dem großen Verbrauch an cinigen Orten | der sonstigen Gewohnheit, der Verlauf der Zeit nicht von oben nach
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Anfang an die Bewegungen der Gestirne bis auf eiue Sefunde genau berechuet, sonderu sich lange Zéit mit Annäherunugen begnügt und nur dieselben in immer cugere Gräuzen eingeshlosseu hätten. Auf diesc Weise sey er dahin gekommen, den Ausfall der Réfrutirung von 1834 bis auf !/¿4 genau vorher zu bestimmen, — Herr Boußingault übersandie eine Abhaudlung über das Verhältuiß, in welchem die Menge der Nahrung, die eine g EBLEES Kuh zu sich nimmt, zu der Quantität der festeu und glüssigen Absonderungen derselben steht. — Herr Alexander Brougniart berichtete sehr günstig über cine Ab- bandlung des Herrn Collegro, die Tertiär- Forimnátionen im nord- westlizen Jtalien betreffend.
London. Am 20. Juli wurden auf der Eiseubahn von Liver- pool nach Manchester Versuche Über die Anwenddarkeit der Authra- cit: Kohle ais Feuerungs-Material für die ‘Maschinen der Dampfwa- gen augestellt. Der Versuch wurde mit dem „Vulcan“, einer flei- nen, zum Güter-Transport benußten Maschine, angestellt. Das Re- sultat’ war höchst befriedigend. Zuerst lief der Wagen von Liverpool | aus unbeladen etwa sechs Meilen, und die Kohlen verbrannten fast ohne Asche und völlig ohne Rauch. Zurück brachte die Maschine einen Zug Kohlenwagen und machte 21 Englische (etwa 43/4 Deut- {che) Meiien in einer Stunde. Am Abend desselben Tages wurde mit derselben Maschiue noch eine Probefahrt nach Manchester unternommen, die mit fünf beladenen Wagen in 1 Stunde 20 Min. zurücgelegt wurde. Dex Verbrauch an Brenn-Material betrug nur 5!/, Ctr. und würde noch) geringer gewesen sevn, wenn die Rosistäbe nicht zu weit von einan- der eutfernt gewesen wärcu. Für denselben Beg und bei derselben | Ladung würde die Maschine über 7!/2 Centner Coak verbraucht ha-
| henden Kolumuen oder Stromlinien , welche durch cine ver-
schiedene JUumination hervorgehoben und mit furzen Legenden und YFahreszahlen erfüllt sind, die verschiedenen Staaten in ih- rer fortlaufenden spnchronistishen Entwielung. Auf maunigfache Weise greifen diese historischen Stromlinièn, unter denen die des Preußischen Staates natürlich den Mittelpunkt bildet, in einander ein, je nachdem dieser Staat mit den Nachbar-Völfern und Staaten seit dem dreizehnten Jahrhundert in friedliche oder feindliche Berüh- rung gekommen ist, dder auch Landestheile von ihnen si angeeignet hat. Die Preußische Geschichte bietet nun für diese Däriicliung, um nicht durch ein wildes Durchkreuzen aller Stromlinien dic Anschäuung zu verwirren, den großen Vortheil dar, daß die jezigen Bestandtheile des Staates ers ziemlich spät zu einer bestimmten Einheit zusam- mengewachsen sind, so daß von der Bezichung derselben zu deu Nach- bar - Gebieten leichter eine anshaulihe Zeichnung erstrebt werdeu
| fonnte, als es unter anderen Umsiänden möglich gewesen wäre. So
fallen dic Fränfishen Stammländer der P die Branden- bdurgschen Haupt - Länder derselben , dic eigentlih Preußischen Land- schafteu an der Osisee und die Rhein - Landschaften in ganz verschie- dene Kreise der bistorisczen Entwickelung und find dadurch sehr be- quem mit den gerade für sie wichtigen historischen Gruppen in Ver- bindung gebracht. Wenn auch im Allgemeinen nach Jahrhunderten abgetheilt, binden sih die Tafeln do nicht ängstlich daran, sondern berücfsichtigen auch die für die Preußische Geschichte Epoche machen- den Zeit-Abschnitic. Die sechs Tafeln sind so eingerichtet, daß, da jede für sich einen Zeitraum umfaßt, fie bequem einzeln gelasseu, aber auch nach Belieben zusammen in eiu großes Tableau verbunden wer- den fönnen. Als etwas befremdend möchte in der Anordnung der
um fast 50 pCt. „gestiegen ist, welches in den Gegenden, wo feine Kohlen vorkommen, höchst nachtheilig auf die Anlegung von Eisen- bahnen wirft. Bei der Anwendung von Anthracit werden dagegen an Kosten und Duantität 30 bis 40 pCt. erspart. Jn dem westlichen Theil des Kohlen- Distrikts im südlichen Wales fommt Anthracit vor, der besser seyn soll als der Amerikanische. _ L
Schon vor längerer Zeit las man in öffentlichen Blätteru, daß Herr Davoeuport, cin Mechanikus in den Vereinigten Staaten, einen Éisenbahn-Wagen gebaut babe,. der siatt des Dampfes durch Anwen- dung des Eleftro-Magnetismus bewegt werde. Es erhoben sich viele Qweifel gegen die Möglichkeit ciner solhen Anwendung dicser Kraft, allein dex Erfinder hat alien Streitigkeiten dadurch ein Ende gemacht, daß er ein Modell seines Wagens nach London gesandt hat. Diese fleine Lokomotive läuft auf eiuem frcisförmigen Schicnenwege und zieht zwei Wagen mit einer Geschwindigkeit vou 3 Englischeu Meéi- len in der Stunde. Der Wagen, welcher den Apparat enthält, ist etwa 1 DYuadratfuß groß und zieht cine Last von 80 Pfund. Jn New - York wird cine oon Herrn Davenport gebaute elektro -magnue- tische Maschine von der Kraft von zwei Pferden zum Drucken einer Zeitung mit dem besten Erfolg angewendet.
Wien. Die Akademie der bildenden Künsie, deren schon durch längere Zeit beautragtie neue Statuten die Ansialt mit verjüngtem Geisle beleben werden, hat sichz eines wahrhaft Kaiserlichen Geschen:- fes zu erfreuen. Durch Heimfall und Erwerbungen für das Aerar ist nämlich in Venedig allgemach einc Masse von 1600 Gemälden zu- sammengekommen, woraus der hiesige Galerie-Direftor, Peter Kraft, 40 Stücke zur Ergänzung der Kaiserlihea Sammlung auswählte ; alies Uebrige is der Afademie zur Disposition gestellt, und es sind zu diesem Behufe der Professor Führich und derbekannte Restaurateur Engert dahinabgegangen, Ueberdies hat Se. Maj. alle Doubletten von Handzeich- nungen, Kapferstichen-u. s. w. aus Jhrer reichen Privat-Bibliothef aus- scheiden lassen, die zweckdienlichen der Akademie hier und die übrigen je na Bedürfniß anderen Lehr- Anstalten in der Monarchie als Ge- hen? überlassen. Die akademische Bibliothek, bisher wegen Beens gung des Raums von den Schülern leider zu wenig besucht, wird nun auf drei Säte erweitert werden. Durch die Gnade des Kaisers, durch zweckmäßige Ankäufe und das wahrhaft patriotische Geschenk von 10,000 Stücf Handzeichnungen, Kupferstichen und Lithographieen, welches der Kaiserlichen Akademie von ihrem Ehren - Mitgliede, dem Architekten Jäger, gemacht wurde, wird die Zahl der Portefeuilles nahe auf 149 gebracht werden.
Historiographische Skizze des Preußischen Staa- tes im synchronistischen Verhalten zu seinen Nachbar- staaten innerhalb des Zeitraumes von 1280 bis 1830 n. Chr. - Nebst einér Anleitung zum Gebrauch des diese Periode anschaulich darstellenden Historiogramms von R. v. L. Berlin 1838. 8.
Vorliegende Schrift des gelehrten und durch vielfache wissen- schaftlihe Bestrebungen bekannten Herrn Verfassers, welche theils dur sein cigenes Bedürfniß, theils durch seine amtlihe Stellung hervorgerufen worden is, bildet uur den Kommentar zu dem von ibm sogenannten Historiogramm, in welchem derselbe elne bildliche Darstellung des Entwicfelungsganges des Preußischen Staates vor- nämlich im Verhältniß zu seinen Nachbarstaaten zu geben versucht hat. Bekanntlich hat sih der Verfasser schon durch mehrere andere historische Constructionen dieser Art aus der alten Geschichte ausge- zeichnet und hofft nicht ohne Grund, daß auch diese über unsere va- terländische Geschichte dazu beitragen werde, das Studium derselben fowohl zu verallgemeinern, als auch zu erleichtern. Gar mannigfal- tige Versuche sind bisher shon für die allgemeine Geschichte gemacht worden, durch fonstruftive, für das Auge berehnetc Darstellungen eine bequemere und leichtere Uebersicht zu verschaffen und dem Ge- dächtniß in der ee gung des Materials zu Hülfe zu fommen, theils durch Tabellen, theils dur hifiorische Charten, theils auch dur historische Zeitströme. Die bekannte Darstellung dieser Art von Straß hatte dem Verfasser, wie derselbe bemerkt, frühzeitig
beiten jenes Mannes unter allen solchen Versuchen sich als am meisten zwecmäßig erwiesen, so schließen sich auch seine Darstel- lungen im Wesentlichen daran an, obschon sie nach Form und Inhalt mehr ausgeführt und vollendet genaunt werden müssen. Es hat übrigens der Verfasser die Aufgabe im allgemcinen, einen bes stimmten Gedanken - Juhalt in einer gleichsam symbolishen Form auszudrlicken, wohl erwogen, wie dies die ausführliche neh er Schrift lehrt, und er behandelt sodaun näher die Aufgabe, eine isto- rische Entwickelung in einer bildlichen Darstellung zur Anschauung zu bringen. Diese is nun nach Analogie der Historiographie und zugleich auch im Unterschiede davon mit dem Namen Historiogramm bezeichnet worden, was man dem Verfasser auch immer zugeben kann, wenn man für diese Darstelungsweise noch einen besonderen Namen fucht. An die allgemeine Einleitung schließt sich auch zugleich eine nähere Auseinandersezung der Einrichtung dieses Historiogramms an.
u verkennen is gewiß nicht, daß diese Arbeit, welche von dem sorgfältigen Be des Verfassers bei cinem in der That so mühsa- ‘men Untérnehmen zeugt, vielen schr willklommen und von großem Nugen seyn werde, welche die vaterländische Geschichte in ihrem Zusammenhange mit der allgemeinen Geschichte näher kennen zu lernen und in größeren Massen mit einem Blicke zu überschauen beabsichtigen. Jedoch nicht ohne Schwierigkeiten für den Gebrauch sind solche Tabellen. Der Verfasser bekennt es selbst, daß jede solcher bildlichen Darstellungsweisen erst näher erforscht seyn wolle, um \ich darin gehörig orientiren zu können, und gleichsam den Schlüssel dazu bildet nun die ee Schrift. Je fomplicirter eine solche Arbeit ist, üt desto schwieriger ist ihr Verständniß, und daher möchte Man- chem eine Darstellung in einfacher Rede am Ende doch am willkom- mensten seyn und ihm am leichtesten zu einer flaren Anschauung und Uebersicht der zu erläuternden historischen Verhältnisse verhelfen. Das schon einige Jahre früher erschienene Historiogramm besieht aus einem Atlas von ses großen Blättern in Steindruck, zu welchem das Titelblatt noch überdies eine fleine Farbenskizze für die in dem At- las selbst gebrauchten farbigen Felder enthält. Die einzelnen Ta-
Resultaten dem Perfaheen der Astronomen folgen, die au uicht von
feln zeigen sodann in zahlreichen, senkrecht neben einander ste-
Tafeln noch hervorgehoben werden fönnen, daß im Unterschiede von
unten, sondern von unten nach oben angegeben is, obschon fich für diese Abweichung fein besouderer Grund erfennen läßt. i Was aber den näheren Jnhalt dieses Kommentars zu dem Histo-
riogramm anbetrifft, so geht eine Einleitung voraus, die sich über die Operationen des Lernens, über historische Tafeln und Karten u. \. w. verbreitet. Eine sehr allgemeine irrige Meinung wird hier mit vie- ter Klarheit und überzeugender Kraft widerlegt , die nämlich, „daß man nur in Worten denke“. — Dann folgt die eigentlihe Ausfüh- rung und Erkläruug der bildlihen Darstellung (von S. 74 bis 430). Mit vieler Umsicht und Sicherheit werden die gleich eitigen Verhält - nisse erst skizzirt und dann die Ereignisse im Vaterlande - ebenfalls nur furz, aber vollkommen flar und verständlich dargestellt; — was sich besonders auch zu einer {nellen Wiederholung des Geschichtsstoffes eignet. Die neuere Zeit erfährt, wie billig, eine immer ausführlichere Behandlung. — Den Schluß macht die „Anleitung zum Gebrauche des Historiogramms“. Diese theilt sich in zwei Hälften: A. Für das Selbststudium und B. Gebrauch beim Unterricht und für das Exa- men. Ans der ersten -ist besonders vorzuheben, was über das eigentliche und fruchtbare Geschichtswissen gesagt worden, und in der zweiten empfehlen sich zunächst die Ansichten über das Maß und die Stufen des historishen Unterrichts, die sich deuen anschiießen, welche, aus der Erfahrung und einer allseitigen Erwägung der Sache hervorgegangen, die allgemeinste Anerkenntniß und auch schon mei} praktische Anwendung gefunden haben. us
Gotthold Ephraim Lessing's sämmtliche Schriften. Neue rehtmäßige Ausgabe. (Herausgegeben voin Karl Lachmann.) Erster und zweiter Band. Berlin in
der Voßischen Buchhandlung. 1838.
Seitdem die Deutsche Literatur um die Mitte vorigen Jahrhun- derts zur vollen Selbsiständigkeit, Würde und Nationalität sich er- hoben hat, strahlen sechs Namen vor Allen in ihr als die Häupter und Führer des zahlreichen Chores ausgezeichneter Männer, hervor. Aber nicht alle üben noch gleiche Wirksamkeit ‘auf die Gegenwart aus und werden nicht mit gléäihem Nugen oder Juteresse jevt allge - mein gelesen. Denn es is ein Anderes, seiner Zeit als Anreger und Führer oder Oberhaupt zu gelten, und eine allgemeine Bedeutung und
irksamkeit für alle Zeiten zu haben. Die drei: Klop sto ck, Wie- land und Herder leben zwar noch stets im dankbaren Andenken der Gegenwart fort und werden es bis zu der fernsien Zukunft thun ; aber es wirken jeßt nicht mehr so viele ihrer Schriften und nicht fo allgemein und lebendig auf die große Masse der Leser cin, ais die der drei anderen Heroen. Daß unter diesen wieder Goethe und Schiller den weitesten Kreis beherrschen , ist außer Zweifel, aber auch Lessing spricht noch von der Bühne herab, wie vom gedruckteu Blatte her, laut und mächtig und allgemein zu uns; und billig sollte es noch mehr geschehen, als es wirklih der Fall ist. Dazu fann aber auch eine neue, allen Anforderungen entsprechende Ausgabe seiner Werke viel beitragen.
Von Le s\sing?s Verdiensten, Geist, Charakter, als Mensch und Schriftsteller, im Allgemeinen hier noch sprechen zu wollen, hieße Eulen uach Athen tragen. Dagegen dürften wohl wenige andeutende
eine Vorliebe für solche Consiructionen eingeflößt, und da die Ar-
Worte zur näheren Begründung der obigen Behauptung : „daß Les- sing mehr gelesen werden sollte, als jeyt geschieht“, eher an ihrer Stelle seyn. Wir heben hier aber, als Grund jener Forderung, uur einige Momente hervor. 1) Sein Geist und seine vorherrschende Richtuug entspricht besonders den Forderungen uud Bestrebungen der Gegenwart. Diese is als die des Verstandes und, in den edlern höhern Sphären, als die der Vernunft selbst zu bezeihnen. Die Zei- ten des dunkeln Gefühls, der Santane sind vorüber; deutliches Selbst- bewußtseyn uno flares scharfes Denken, der reine Begriff an sich, haben sich der Herrschaft bemächtigt. Der Hauch der Poesie, die Er- güsse des Gemüths und Gebilde der Fantasie, aus der Vergangenheit wie aus der Gegenwart, verfehlen zwar nicht, uns noch zu erwär- men, zu bilden, zu entzücken — aber sie sind nicht mehr uud werden nie uter Grundton des Lebens und der geistigen Schwingungen werden.
2) Seine Kritik, als ein Verein von Gelehrsamkeit, Scharffinn, Geschmack, und edler Einfachheit, Klarheit und Schärfe des Ausdrucks, möchte der gegenwärtigen, als ein sehr heilsames Vorbild, stets vor Augen zu halten seyn. Wenn Lessing als Kritiker auch von Einzel- nen und zumal nach besonderen Richtungen hin, übertroffen seyn sollte, so dürften doch noch bei weitem Mehrere, die sich wohl weit über ihn erhaben dünken, viel, sehr viel von ihm lernen können.
3) Sein Styl überhaupt, sowohl der in Betreff der Gestaltung der Gedanken, wie der Sprachform, wird nicht eben nachgeahmt wer- den sollen — was nie und nirgends empfohlen werden fann, — aber er wird als eines der besten Anregungs- und Bildungsmittel von je- der Eigenthümlichkeit mit mehr oder weniger Vortheil als Vorbild zu benuten scyn.
Die vorliegende Ausgabe der Werke unseres großen Denkers und Dichters erfüllt die Anforderungen, welche man an sie zu machen hat, um das Jhrige dazu beizutragen, daß sich seine Werke zum Nugen und Frommen der Nation möglichst weiter verbreiten. Zunächst was die äußeren Bedingungen anbetrifft, auf die aber vorzüglich viel für diesen Zweck anfommt, leistet sie alles in Hinsicht auf Schönheit und Deutlichkeit des Drus, der Güte des Papiers, Korrektheit und Wohlfeilheit (für 12 Bände gr. 8 auf feinstem, weißem Pa- pier 12 Thaler), was nur billigerweise gefordert werden kann. Auch soll nicht bloß cin Bildniß Lessing's gegeben werden , wie der Titel verheißt, soudern zwei: Lessing als Jüngling und als Maun.
Der er ste Band euthält: Sinngedichte, Lieder, Oden, Fabeln u. \. w., ferner Dramatisches: Der junge Gelehrte; die Juden; der Misogyn;z; der Freigeist; der Schaß; Minua von Varnhelm. Der
weite: Miß Sara Sampsoun, Philotas; Emilia Galotti; Nathan der Weise; Damon; die alte Jungfer; theatralisher Nachlaß.
Wie der Verleger für das Aeußere Sorge getragen, eben so hat der Herausgeber den größten Eifer und Fleiß dem Znnern der Aus-
abe zugewandt , indem er den Text auf alle Weise von vielen Nach- ssigkeiten zu reinigen nnd zu berichtigen bemüht gewesen ist. Er hat die verschiedenen Ausgaben verglichen und die Varianten unter dem Tert E eben, was sih besonders häufig in den nicht dramatischen Theilen findet ; so wie er auch Gelegenheit gehabt hat, Handschriften zu
benuyen, namentlich in der Minna von Barnhelm und in Emilia Ga- lotti. Nach diesen hat er den Text gesäubert und gebessert, so wie