1838 / 244 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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L Cte S R fi E E O

Gt E r L E Et E

der Regierun ,„ theils von Seiten der Bezirks - Bersamm-

lungen (conseils d’arrondixsement ) zugehen oder auch von den.

Mitaliedern felbst gestellt werden. och hat kein irgend wich- tiges, über das bedeutungslose Detail der Hera SEUER hin- auéreichendes Votum ohne die Genehmigung des Präfekten Gültigkeit; über sehr Vieles muß die Entscheidung der Ministe- rien aus Paris herbeigeholt, oder gar ein Geseß an die Kam- mern gebracht werden. Dies gilt namentlich von außerordent- lichen Steuer-Umlagen und von Anleihen. Die hierdurch her- beigefährte Verzögerung fällt denn allerdings sehr beshwerlich, denn es gehe zwischen dem Gesuch und der endlichen Ge- nehmigung durch Geseß oder Ordonnanz in der Regel ein Jahr, und, wenn der Gegenstand unter die Rückstände der Session eräth, auch wohl ein zweites und ein drittes hin. Doch hat es sich in neuester Zeit auch vielfach als heilsam und nothwendig erwiesen, den Lokalitäten in der Freigebig- keit, womit sie Ausgaben für gemeinnüßige Zwecke voti- ren, einen Zügel anzulegen. Denn der uns und die Ungeduld, Landsiraßen, Kanäle, Schulen und andere nüßliche Anlagen und Anstalten so bald als möglich zu besißen, verleitet die Dtabbemetióó und Städte nicht selten, sich mehr aufzulegen als sie ohne Schaden für ihre Finanzen tragen können. Ein unmittelbares politisches Juteresse kommt den Verhandlungen der Conseils nicht zu, wohl aber ein mittelbares. Daß sie eine Vorstufe und Vorschule, und zwar, was viel werth ist, keine rhetorische, sondern eine rein praktische sind, ist schon oft bemerkt worden. Ferner, je mehr die Lokalitäten sich daran gewöhnen, die Verwaltung ihrer Angelegenheiten selbs in die Hand zu nehmen, je mehr Uebung und Erfahrung sie darin erlangen, desto mehr Selbstständigkeit werden sie anstreben, und es scheint die Zeit nicht allzufern, wo ihnen auch das Maaß ihrer jetzigen Befugnisse zu eng geworden, und die bisherige, cen- tralistishe Form und Ordnung in der Verwaltung mit diesen Institutionen neuerer und naturgemäßerer Bildung, departementalen und munizipalen, niht mehr ganz ver- träglich seyn wird, und hierin beruht ein sehr wesent- licher politisher Moment, ein allmäliger Prozeß der Decentra- lisation. Die ministeriellen Blätter bringen diese Seite der Frage nicht gern zur Sprache, doh finden si{ch in den Auf- säßen, welhe Herr Michel Chevallier von Zeit zu Zeit dem „„Journal des Débats“ zugehen läßt, diese Jdeen klar und kühn, wic es diesem Autor eîgen ist, ausgesprochen. „„Die Worte Ordnung und Ruhe“, sagt er, „sind so oft neben einander aus gesprochen und in ihrem Sinne vermengt worden, daß wohl auch auf den Unterschied aufmerksam zu machen ist. Ordnung kann nur vermdge einer fortdauernden, zusammenwirkenden Thätigkeit T n werden und bestehen; ‘was ruhet, ist der Verderbni unterworfen. Man redet von Freiheit, wenn darunter niht Selbstthätigkeit und Selbstständigkeit germeint ist, so is fie eia Wort ohne Sinn. Die Selbstständigkeit der Einzeluen und Gemeinwesen beruht auf Sittlichkeit, Kennt- niß und Wohlstand; diese drei muß may erzeugen, fördern und so vielen als nur mdglich zu gute kommen lassen; dann haft man eine wahre, inhaltsvolle Freiheit. Und indem aut ea Punkten ‘Frankreichs eine jenen Zwecken zugewendete Selbst- thätigkeit gedeißt, wächst au in die Formen der freien Ver- fassung, welehe wir 1830* und seitdem L haben, erst der wahre Znhalt hinein, nach desson Bedürfniß sle sich werden modifiziren müssen.“ Die Oppositious - Blätter cheinen die Verhandlungen in den_Conseils mit sehr großem Antheil ver- folgen zu wollen. Vieles, was dabei zur Sprache kommt, hat darch seine eigene Wichtigkeit, Vieles durch Vergleichung wit diesseitigen Verhältnissen und Etnrichtungen, Jnteresse genug, um auch aus der Entfernung den Bli auf sch zu ziehen.

Großbritanien und Jtrland.

London, 25. Aug. Bei dem Mangel an politishen Neuig- keiten fommt den hiefigen Blättern die Versammlung der Bri- tischen Gelehrten zu Newcafile sehr gelegen. Die Berichte über die Sikungen derselben füllen selbs in den gewöhnlichen Tages- blättern immer ein paar Kolumnen, obgleich hier eigentlich nur ein fleischloses Skelett der Verhandlungen, fast eine bloße No- mentlatur der gehaltenen Vorlesungen , a O wird und das Ausfährlichere erst in den literarischen Blättern, besonders im „Athenäum“/ und in der „Literary Gazette‘/, zu- erwarten ist. Ueber den wissenschaftlihen Nugzen solcher jährlichen Zu- \sammenkünfte, wie die der Deutschen Naturforscher und der Mitglieder des Britischen Gelehrten- Vereins, in welchem die Maturwissenschaften ebenfalls die Hauptrolle spielen, kann wohl nur oberflächliehe Ms oder absichtliche Verkleinerung noch Zweifel aufwerfen. enn sich in den Akademieen und gelehrten Sozietäten die wissenschaftliche Bildung eines Landes, einer Provínz, einer Stadt gleichsam verkernt und den Saamen zu neuer Frucht liefert, #0 wird dagegen durch jene Versammlungen, in denen die Träger der Wissenschaft aus ver- schiedenen Ländern und Gegenden mit einander in Berührung kommen, ein eben so nothwendiges flüssiges Element in das wissenschaftlihe Leben gebracht und dafär gesorgt, daß es nicht versteinere. Die Resultate, welche sich den Forshungen des Einzelnen in seiner stillen I R ergeben haben, werden hier einem größeren, aus den verschiedenartigsten gei- stigen Kapazitäten bestehenden Vereine zu dffentliher Prüfung vorgelegt; der Austausch dieser Ergebnisse erzeugt neue Ge- danken, die fich befruhtend nach allen Seiten hin verbreiten und die geistige Production stets in frischer, lebendiger Bewe-

ung erhalten. Wie es indeß überall nicht an niedriger Gesinnung fehlt, die an dem Großen nur die schwache Seite herauszukeh- ren sucht, so hat auch die Britische Association zur Beförderung der Wissenschaften an der „Times“ ihren Kammerdiener gefunden, der den Leuten zuruft: Glaubt doch ja nicht, daß mein Herr ein so überirdisches Wesen ist, das nur von Aether und Philosophie lebt; bewahre, er läßt es sih so gut shmecken, als jeder andere gewöhnliche Mensch, und sein ganzer Endzweckck ist nur Essen und Trinken! Wer mit dem Charakter der „Times“ noch nickt bekannt wäre, der brauchte nur ihre Betrachtungen über die Ge- lehrten-Versammlung zu Newcastle zu lesen, um \ich zu überzeugen, wes Geistes Kind dieses Blatt ist. Jhrer Ansicht nach, könnte jene Ver- sammlung von Astronomen, Chemikern, Mineralogen und Geologen mit ihrem S Bwdgen, Éssen, Trinken, Tanzen, Schwelgen und Vorlesen‘‘ für die Wissenschaft höchstens die Folge haben, daß sie die Gutmüthigen, welche sich unter einem Philosophen éin nachdenkliches, gravitätisches Wesen gedacht, von ihrer Einbil- dung abbringen werde. Es ist um so widersinniger, daß die -Times‘/ den Philofophen durchaus in sein einsames Kämmer- leiu verweisen wikl, als man bekanntlich mit dem Worte „„Phi- losophie‘“/ in England keinesweges die Vorstellung verbindet, die dér Deutsche davon hat, sondern alles Technologische darun- ter N Sehr komisch klingt es daher, von einer solchen Philosophie zu fagen, sie sey aus ihrem fräheren Himmel, näm- lich aus einey eingeräucherten Studirstube, zur Erde herab-

gesil en und habe fich von Nektar und Ambr5ofía zu oafibeef und Plumpudding erniedrigt. So, meint die „Times“‘, würden diese Versammlungen nicht nur nichts nüßen , sondern sogar dem Interesse der Wissenschaft shaden, und warum? Weil sie den Nimbus zerstörten, der bisher um dieselbe ge- {chwebrt, folglich Gleichgültigkeit gegen ihre Lehren frzeugen würden. Aber wie widerspricht sich die „Times“! Während sie eben erst einen mystischen Nimbus für ein Erforderniß der Wissenschaft hält, klagt sie in der folgenden Zeile darüber, daß jene pertodishen Gelehrten-Versammlungen den ärmeren Volks- klassen nichts eintrügen, daß nicht einmal, was man vielleicht glauben könnte, unter den niedrigeren Ständen größere Einsicht und Kenntnisse dadurch verbreitet würden, sondern daß sie ganz den Charakter einer wissenschaftlihen Aristokratie hätten. Man sieht, die „, Times ‘/ scheint mit Wissenschaft nicht viel in Berührung gekommen zu seyn, sonst wärde sle weder auf der cinen Seite das Wesen derselben für etwas priesterlich-eso- torisches halten, noch auf der anderen von ihr verlangen, daß sie gleich Steine in Brod verwandeln, oder daß aus jeder ge- lehrten Diskussion gleich ein U SEN E Nuten füâr die große Menge entspringen müsse. Was kann man aber auch von einem Blatte Anderes erwarten, welches für das Große seiner eigenen Nation so wenig Gefühl hat, daß es sich nicht entbld- det, bei Gelegenheit des Gesuhs um Aufstellung einer Statue Lord Byron's in dem sogenannten Dichterwinkel der Westmin- ster:-Abtei, zu äußern, ein Standbild dieses Les Ns in ein Spielhaus, nicht an eine geweihte Stätte! b gerade eine Kirche dér passende Ort zur Aufstellung von Büsten und Statuen berühmter Männer sey, zumal wenn ihre irdischen Ueberreste nicht darunter ruhen, is eine andere Frage; wenn aber einmal, wie in der Westminster - Abtei, die meisten berühmten Dichter einer Nation dort ihre Monumente haben

so scheint es doch nur menschlihe Ueberhebung zu seyn, da

man einem ihres Gleichen bloß deshalb einen Plaß neben ih- nen verweigern will, weil ein unglücklich- zertüttetes Gemüth ihn im Leben oft als einen Gottvergessenen rinen ließ. Jn diesem Sinne spricht sih auch die „Morning Chronicle“/ aus; sie findet es aber überhaupt angemessener, zur Bewahrung des Andenkens an Englands große Männer ein eigenes Gebäude zu errichten oder etwa einen Theil der National-Gallerie dafür zu bestimmen, um irdishe Größe niht mit der göttlichen zu vermengen. Das leßtgenannte Blatt giebt aber bei der Gele- genheit eine Schilderung von Byron, aus der man sieht, daß die eigenen Landsleute disses Dichters, selbst diejenigen, welche nicht von absichtlicher Partei-Verblendung ausgehen, noch weit davon entfernt sind, seinem Genius die Wärdigung widerfah- ren zu lassen, welche ihm von Deutschland und dessen größtem Dichter zu Theil geworden.

Dem Vernehmen nah, wird der Hof zehn Wochen in Windsor bleiLen und sich dann von dort auf einige Wochen nach Brighton begeben.

Der Großfürst Thronfolger von Rußland wird binnen kur- em hier erwartet. Der Russische Botschafter am hiesigen Hofe, Graf Pozzo di Borgo, der eine klcine Reise antreten wollte, hat dieselbe deshalb noch aufgeschoben.

Der Fürst von Fürstenberg, einer der Edelleute, welche der Oesterreichischen Krönungs - Botschaft attachirt waren, ist dieser Tage nach dem Kontinent zurückgereist.

Am Mittwoch hatte der Herzog von Marlborough in Downing - Street eine Unterredung mit Lord Melbourne.

Ju Yarmouth ist der liberale ‘Parlarients-Kandidat, Herr Wilshere, gegen dessen Wahl sein Gegner, Herr Thomas Ba- ring, eine Petition eingereicht und der sich deshalb freiwillig zurückgezogen und die Chiltren Hundreds (bekanntlich ein ei gentlih bloß imaginaires Amt) angenommen hatte, um sich einer neuen Wahl zu unterwerfen, ist in seiner Abwesenheit und ganz kostenfrei mit einer Majorität von 38 Stimmen wie- dergewählt worden. Die ministeriellen Blätter verfehlen nicht, dieses unabhängige Benehmen der Yarmouther Liberalen allen Wáhlerschaften des Reichs als ein nahahmungswerthes Bei- spiel vorzuhalten. .

Die Haupt- Theilnehmer an dem Avfruhr, welcher von dem verrückten Tom, genannt Courtenay, vor einiger Zeit in einem Dorfe bei Cambridge veranlaßt wurde, haben nunmehr ihr Ur- theil empfangen ; Thomas Tyler und William Wills sind zu le- benslänglicher, William Price zu zehnjähriger Deportation und sechs Andere zu einjähriger Zwangs- Arbeit im Zuchthause und einmonatlicher einsamer Absperrung verurtheile. Der Wittwe des Konstabler Mears, der bei Erfüllung seiner Amtspflichten von Courtenay erschossen wurde, hat die Regierung eine jähr: lihe Pension von 40 Pfd. bewilligt.

ie Unterbrechung des Verkehrs mit Mexiko veranlaßt nicht nur die Englischen Kaufleute, Fabrikanten und Bergwerks- Compagnieen zu bitteren Klagen über den für fie daraus ent- springenden Verlust, sondern man äußert auch die Besorgniß, J daß alle Handel treibende Nationen darunter leiden würden, weil Mexiko den größten Theil alles nah Europa kommenden Silbers und Goldes liefere. Der Mangel an kostbaren Metal- len, sagt man, sey lange Zeit das Hauptübel des neueren Han- dels gewesen, und wenn daher die Bergwerksarbeiten in Mexiko in’'s Stocken geriethen, so könnten wieder bedeutende Stdrun- gen und panische Schrecken im Europäischen Handel eintreten.

Niederlande.

Aus dem Haag, 27. Aug. Dem Vernehmen nach, wer- den Se. Majestät der König gegen die Mitte des nächsten Monats den Sommer-Palast im Bosch verlassen und hier wie- der Jhre Residenz nehmen. Um dieselbe Zeit denkt auch Jhre Kdnigl. Hoheit die Prinzessin Albrecht von Preußen: nach Ber- lin zurückzukehren.

Herr von Fabricius, bisheriger Geschäftsträger des Her- jogs von Nassau und Rath der Niederländischen Gesandtschaft n Paris, isst von Wiesbaden hier angekommen. Das Han- delsblad sagt, die bekannte Angelegenheit dieses Diplomaten, der in allgemeiner Achtung stehe, fange an, insofern klarer zu werden, als man nunmehr wisse, daß es besonders der Belgi- he Gesandte, Graf Le Hon, gewesen, der in der Sache viel intriguirt und durch die Gunst, in der er sich beim Herzoge von Orleans befinde, die Französische Regierung vermocht: habe, die Abberufung des Herrn von Fabricius zu verlangen.

Belgien.

Brüssel, 27. Aug. Der König is gestern Abend aus dem s von Beverloo hier angekommen und heute auf der Eisen- bahn wieder von hier abgereist.

Bei Gelegenheit der diesjährigen September - Festlichkeiten

wird auch die dem General Belliard errichtete Statue enthüllt werden.

In einem an mehrere Belgische Zeitungen gerichtoten

Den

‘zdsischen Garten in fünf Wagen.

glied des Belgischen Senates, daß der leßtere im Fahre 183 ausdrücflih erklärt habe, die 24 Artikel nur gezwungen und nothgedrungen anzunehmen. Die Belgier brauchten sich als durchaus nit für gebunden an eine Uebereinkunft zu halten, zu der sie bloß aus Zwang ihre Zustimmung gegeben hätten. Holländische Blätter haben zwar hon mehreremale gefragt, welches denn eigentlich die Zwangsmittel gewesen seyen, dur die man Belgien zur Unterzeichnun aber man is ihnen noch immer die Belgien eingerückt, aber dieses kam bekanntlich den geschlagenen Belgiern aue H

zosen den Holländern wohl auch ned. Ban) andere Bedingun: gen als die in dem Traktate vom 15. November 1831 zuge, standen haben würden. Um nun nicht aber neuerdings in eim so unangenehme Lage zu kommen, schlägt Herr Lefebvre: Meurt vor, ganz geschwind noch einige Pläße im Luxemburgischen un) Limburgischen zu befestigen.

Der Geheime Rath Müller, Direktor der Thurn- und Taxi schen Posten, ist zu Brüssel angekommen. Man versichert, die ser Beamte habe die Mission, mit der Belgischen Regierung einen Vertrag abzuschließen, um auf der Eisenbahn von Ostende nah Aachen und umgekehrt die ganze Kae ispindonz us und nah Belgien und England fortzuschasfen. Auf diese

lischen Paketbôte den Dienst versehen, gewinnen.

Dänemarf.

Kopenhagen, 27. Aug. (Alt. M.) So wie: vor kur; zem in den „Schleswig-Holsteinischen Anzeigen“/ eine Uebersicht der am Schlusse des Jahres 1837 in den Straf- Anstalten der Herzogthümer befindlichen Verbrecher gegeben ward, so findet sih gegenwärtig auch in der hiesigen „,Collegial- Zeitung ““ zun

im Königreiche während des n 1835 an den König erstat: tet hat. Jndem wir auch auf den Bericht selbst und dessen Resultate später zurückkommen werden und dabei nur bedauern, daß nicht ein ähnlicher über die Strafrechtspflege in den Her: zogthümern bis jezt der Oeffentlichkeit übergeben ist, wollen wir hier nur auf jenen Anhang aufmerksam machen, der zw sammengehalten mit der Uebersicht in den „Schleswig : Holstel nischen Anzeigen“‘, mehrere E I in Betreff der Bevölkernng der Straf - Anstalten im Königreich und in den Herzogthümern darbietet. Ende des Jahres 1837 waren in den drei Straf - Anstalten der Herzogthümer Schleswig und Holstein (mit 773,78 CRNRAA nämlich in Glückstadt, Al tona und Flensburg detinirt 784 Verbrecher; Ende des Jahres 1835 wurden in den neun Straf - Anstalten des Königreichs (mit 1,228,793 Einwohnern), im Ganzen 1334 Sträflinge de tinirt. Jn den Glückstädter Straf - Anstalten befanden sich 693, davon aus Holftein 323, aus Schleswig 328, aus Laueuburg 19 und aus dem Fürftenthum Lübeck 23 Verbrecher, Im Altonaer Zuchthause saßen 23, im Flensburger 18. Vou den Sträflingen des Kdönigreihs befanden sih in der Zeuus Kopenhagen 415, auf der Feftung Kronburg 27, auf der Festung Nyburg 34, im Kopenhagener Raspelhaus 190, sämmtlich so genannte „Sklaven“ im Kopenhagener Correctionshause 237, im Kopenhagener Zuchthause 144, im Viborger Zucht- und Cor rectionshause 219, im Odenseeer Zucht- und Correctionshause 26, im Mdens Zucht- und Correctionshause 42. Aus welcher Pen vinz die in jeder Strafanstalt des Königreichs befindlichen Ver brecher stammen, ist nicht angegeben, wohl aber wird bei den Festungsgefaugenen erwähnt, ob sie ehrlihe (bei weitem die Mehrzahl), oder unehrliche Sklaven find, ob sie auf Lebenszeit ihre Freiheit cinbüßen sollen (was bei weitem der häufigste Fall ist), oder nur auf bestimmte Jahre (nur 5 derselben). Dagegen findet im Kopenhagener Raspelhause, dem \shreckli: sten und ungesundesten Straforte, das umgekehrte Verhältniß statt; denn hier sind 113 Jahresgefangene und Lebensläng- liche. (Jnteressant wäre es gewesen, wenn bei dieser Gelegen eit das durchschnittlihe Alter, welches die lebenswierigen Ge- s bei der dortigen Beschäftigung erreichen, angegeben worden). Auch in den Viborger und Odenseeer Strafanstalten

Zöchtlingen fißen nur 43 in lebenslänglicher

Männer sigen sämmtlih auf bestimmte Jahre). Jm hagener Correeotionshause saßen 22 und im dortigen Zuchthause dagegen 1353 auf Lebenszeit (unter jenen 8, unter diesen 95 Frauen.)

Deutsehland.

Celle, 28. Aug. (Hamb. Korr.) Zu dem Wettrentten, das bei unserer Stadt gate, heute und morgen stattfindet, ies sehr viel Fremde von Auszeichnung eingetroffen. Am 26sten d.

achmittags fam Jhre Majestät die Königin an. Sie wurde mit 21 Kanonenschüssen, Glockengeläute und dem Jubelrufe der Bür- ger, die ein Spalier gebildet, empfangen. Auf der Schloßbrüe wurde Jhrer Majestät von festlih geschmückten Kindern ein Gedicht überreicht. Der Bürgermeister hielt eine Anrede. Vor dem Schlosse war eine Ehrenpforte erbaut, die den Namen der Königin trug. Bald nach Ihrer Majestät kam Se. Majestät der König zu Fuß über den Schloßplaß und wurde seines po- pulairen Benehmens wegen lebhaft begrüßt. Am Abend des 26sten d. brachten die Bürger Jhrer Majestät der Königin el nen Fackelzug. Gestern erschienen Jhre Majestäten auf der Rennbahn. Se. Majestät der Kdnig wandelte zwischen den Actionairs umher und war sehr heiter. Gestern Abend kam Se. Kdnigl. Hoheit der Prinz Wilhelm von Preußen (Sohn Sr. Majestät des Königs) an und stieg in einer Privat-Woh- nung ab. Se. Durchlaucht der Herzog von Braunschweig, des sen Pferde gestern Morgen drei Preise (250 Fr.d’or) davonge tragen, war nicht angekommen, obwohl es allgemein so hieß. Gestern Abend besuchten Jhre Majestäten, Se. Königl. Hoheit der Prinz Wilhelm von Preußen und Jhre Durchlauchten der Prinz und die Prinzessin Solms den brillant erleuchteten Fran- Heute waren sämmtliche vei Herrschaften wieder auf dem Rennplagze. Der König war sehr p ductba Pag ging mehrere Wetten ein, die verloren wurden. Heute Abend ist im Schlosse Hofball. Morgen wird der Hof nach Hannover zurückkehren.

Hamburg, 31. August. Der Umsatz in Getraide war in den leßten acht Tagen von wenig Bedeutung, obgleich die gute Witterung in hiesiger Gegend nur von kurzer Dauer gewesen,

Schreiben. aus Paris behauptet Herr Lefebvre- Meuret, Mit-

und seit gestern, besonders aber heute, wieder viel Regen gefal

des Traktates bewogen, f ntwort darauf {uldig ge; F

blieben. Zwar is im Jahre 183i ein Franzdsisches Heer in * úlfe, da diese ohne das Einschreiten der Fran: È

eise kann der Norden Europa’s zwei Tage (?) in seinen Verbindungen“ mit Großbritanien und den überseeischen Ländern, wo die Eng: |

ersten Male ein ähnlicher Nachweis über die Bevölkerung der? Straf- Anstalten des Königreichs. Leßterer bildet einen Anhang zu dem sehr ausführlichen und detaillirten Bericht, den die Di * nische Kanzlei über den Zustand des gesammten Kriminalwesens F

übersteigt die Zahl der Gefangenen auf gewisse Jahre die der f Sträflinge auf Lebenszeit bedeutend; denn unter den Viborger® aft (darunter 35 Frauen) und in Odensee nur 3 Frauen auf E Cdie F open:

it; aber die furzlich gemachte Erfahrung, daß, während E hier shlechtes Wetter gehabt, dasselbe in England gut ge- wesen, hat viele Spekulanten von Getraide - Einkäufen zurück- ehalten, aus Furcht, abermals getäuscht zu werden. Das nelle Sinken der Zdôlle für fremdén Weizen in England man erwartet den Zoll in dieser oder nächster Woche auf 2 Sh. 8 Pence pr. Quarter macht auch die Versender besorgt, daß Abladungen aus fernen Ländern nicht früh genug in England eintreffen dürften, um von dem niedrigsten Zoll zu profitiren. F Alles kommt jeßt darauf an, wie in England die Weizen- I Aerndte, womit man begonnen hat, eingebracht wird. on feinem {weren Weizen haben wir wenig am Markte, und derglsichen Waare hat sich auf den vorigen Preisen so ziem- lich behauptet, dagegen mußten die mittel, namentlich die leich- ten Sorten 4 à 5 Rthlr. billiger erlassen werden. Die Vor- râthe von Weizen hier haben sih sehr vermindert, und die Zufuhren eben so abgenommen, daher die Preise leiht wie- der getrieben werden können. Eine kleine Partie tother Magdeburger Weizen von diesjähriger Aerndte ist angekom- men; derselbe ist von ziemlich guter Farbe, 126 bis 127 Pf. Holl. {wer, aber nicht frei von Brand. Von Rozgen gab es mehrere Anerbietungen, und die Preise wurden dadurch D wieder um einige Thaler gedrückt. Verkauft wurde 118 bis 120pfánd. Oberländischer zu 92 à 98 Rthlr. Crt. bei Partieen ; Kleinigkeiten einige Thaler theurer. Was von neuem Rog- gen vorkommt, ist meistens leiht, feucht und ausgewachsen.

O esterreich.

Wien, 28. Aug. JZhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin find am 18ten d. M. im erwünschtesten Wohlseyn in Botzen eingetroffen. (S. Mailand.)

Bevor ZJhre Kaiserl. Majestäten Innsbruck verließen, haben dieselben noch in der dortigen Hoffkirche der feierlihen Grund- steinlegung u einem Denkmale beigewohnt, welches die Stände dem Andenken der in den verschiedenen Kriegen dieses Jahr? hunderts gefallenen Landes-Vertheidiger errichten lassen.

Auf dem Kaiserl. Hofburg - Theater ist Herr Rüthling aus Berlin als Gast aufgetreten. Schon in der ersten Rolle (als Till in Raupach's „Schleichhändler“/) hat sich derselbe den rau- schenden Beifall unseres ‘Publikums erworben.

Jtalien.

Mailand, 24. August, Wir erhalten so eben dle freu- dige Nachricht, daß San Majestäten der Kaiser und die Kai- serin vorgestern wohlbehalten in den Bädern von Bormio an- gelangt sind, obgleich es an diesem Tage fortwährend stark ge- regnet hatte. Gestern um 5 Uhr Nachmittags hielten Sie bei heiterem Himmel ihren Einzug in Soudrio, wo Sie von- der versammelten Volksmenge auf das Freudigste begrüßt würden.

Der Königl. ener e Gesandte, Freiherr von Boden- hausen, und der Kdnigl. Dänische Gesandte, Baron von Löwen- tern, sind von Wien und der Herzog Serra' di Falco is von Neapel hier eingetroffen.

Am löten d. M. ist in Como auf dem Plake, der jest einen Namen führt, das dem berühmten Physiker Alessandro Volta errichtete Denkmal feiorlih enthüllt worden. Der Pro- essor Mocchetti hielt bei dieser Gelegenheit eine Anrede an das ahlreih versammelte Publikum. i

Târlel.

Smyrna, 11. Aug. Unter den vielen Personen, welche detú Kapudan Pascha am Bord seines Admiralschiffes Besuche 1bstatteten, befanden sich auch der Commodore Bandiera, Be- ehlshaber des Oesterreichischen Geschwaders in der Levante, nd der Capitain Graves, Commandeur des „Beacon““. Der tehtere machte dem Kapudan Pascha den s{chdnen Atlas vom Mittelländischen Meere vom Capitain Henry William Smyth um Geschenk.

Am Sonntag machte der Kapudan Pascha mit zahlreichem

Befolge cinen Ausflug nach dem Dorfe Burnabat, wo ihm von em Mubayadschi der Regierung, Ovanes Papasian, ein glän- endes Diner gegeben wurde. Heute Abend wird er sämmtliche Konsuln und die Befehlshaber der auf hiesiger Rhede befind- s fremden Schiffe auf seinem Admiralschiffe „Fewzieh“/ be- dirthen. Es hatte fich hier das Gerücht verbreitet, daß auf Befehl des Kapudan Pascha mehrere Verhaftungen stattgefunden hät- en. Das hiefige „Journal“ erklärt fich jedoch für ermächtigt, iesem Gerüchte als vdllig ungegründet zu widersprehen; wahr- einlih habe der Umftand, daß drei von der hiesigen Gerichts- ehörde zu den Galeeren verurtheilte Verbrecher an Bord iner Fregatte gebracht wurden, um nah Konstantinopel trans- bortirt zu werden, zu dem Gerüchte: Anlaß gegeben.

Eine Türkische Goelette, die einen Kreuzzug nah den Ge- dássern von Rhodus unternommen hatte, ist am Dienstag von dort ee E Sie bringt die Nachricht mit, daß ine Aegyptische Fregatte sich nah Feniki begeben habe, um Wasser einzunehmen. :

Derselbe Tatar des Pascha’s von Bagdad, welcher die

Nachricht von der Besezung Buschir's durch die Engländer úberbrachte, berichtet auch, daß ein Stamm Perser auf das Ge- biet von Bagdad eingedrungen sey und daselb Feindseligkeiten verübt hade. Als der Pascha dieser Provinz Genugthuung da- für verlangte und ihm dieselbe verweigert wurde, rückte er auf

die von demselben verüdten Räubereien.

Jn Bezug auf ein seit mehreren Tagen verbreitetes Ge- rüht, daß der Handel mit getrockneten Rosinen von Vurla und hesme (Korinthen) wieder ein Monopol werden würde, be- merkt das Journal de Smyrne: „Diese Nachricht, welche die ganze Bevölkerung jener beiden Distrikte in Bewegung ge- eht hat, scheint uns völlig unbegründet zu seyn. Die Pforte, dele jeßt besser über C Pee Interessen aufgeklärt ist, denkt nicht daran, eine solhe Maßregel in einem Augenblick U ergreifen,wo die Gesandten der fremden Mächte bereit sind, ür die Feststellung eines Zoll-Tarifs , dessen Hauptzweck eben die Aufhebung alles Monopol-Wesens is, alle möglichen Zuge- ändniße u machen. Es geht übrigens heute eine Deputation der Bewohner von Tschesme mit dem Dampfboote „Stambul“‘ ad Konstantinopel ab, und sollten ja in den Köpfen einiger Spekulanten Monopol-Projekte spuken, so würden die bei dem Sultan dagegen erhobenen, gegründeten Vorstellungen gewiß ten Zweck nicht verfehlen““. Heute Morgen fühlte man hier mehrere Erdstdße, der erste, ns E Morgens, dauerte 8 Sekunden; der zweite, um 5 j hr 7 Minuten, war etwas {wächer , aber anhaltender, und » rend einer Viertelstunde spúrte man leichte, nur von furzen e henräumen unterbrochene Schwankungen. Es wurde auch grgmal wieder durch das anhaltende Wiehern der Pferde und

hen der Hähne gowissermaßen vorher verkündigt. Gestern

das Persische Gebiet und züchtigte den schuldigen Stamm fär |

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war einer der heißeften Tage des ganzen abres indem das weckmäßig aufgehängte Thermometer -+ 28° R. „Joigte: Am

bend bedeckte sich der Himmel mit Wolken und ligte. Jn der Nacht war die Temperatur bedeutend niedriger geworden, als ob es in der Nähe geregnet hätte.

Inland.

Memel, 25. Aug. Schifffahrt. Auch hier wird nunmehr ein Dugsie / ampfboot zum Ein- und Ausschleppen der Schiffe auf Actien erbaut werden. -

Stettin, 28. Aug. Thierschau. Jn Nr. 166 der Staats-Zeitung ist bereits gemeldet, daß bei der am 14. Zuni hier abgehaltenen Thierschau auch die Konkurrenz um die von dem Ober-Präsidenten von Bonin ausgeseßten Provinzial: Preise für die besten Schafbdcke eröffnet wurde. Die Preis - Ermitte- lung unter den angemeldeten 13 (nicht 10, wie es daselbst heißt) Stödhren aus fast allen Theilen Pommerns, auch der Ucker- und Neumark, geschah in der Art, daß 3 vom Widerriß, der Seite und der Hosennath der Thiere genommene Proben mit dem Köhlerschen Wollmesser gemessen, die Vließe der geschore- nen Thiere gewogen und mit dem gefundenen Durchschnitts- Feinhcitsgrade in das Gewicht des Vließes dividirt wurde. Die beiden Stdhre, welche die größten Quotienten geben, also wo nicht ausschließlich die Feinheit, sondern diese und Wollreich- RA zusammen am größten waren, sollten die Preise erhalten.

iernach wurde von dem hiesigen Zweig- Verein der Pommer- schen dkonomischen Gesellschaft am 2östen d. M. der erste Preis von 120 Rthlr. dem Amtmann Schulz in Stolzenberg und der zweite von 80 Rthlr. dem Grafen von Schwerin auf Wolfs- hagen in der Uckermark zuerkannt. Der durchschnittliche Feinheitsgrad und das Lothgewicht des Vließes war bei jenem S 154!/

/ bei diesem 329, 1ZÎ d OUOn 13 Stóhren von 2'5/,5 bis 4'/, und von 66'/, bis

Merseburg, 21. Aug.— Privat-Berg- und Hütten- werke, Metall- und Mineral-Fabríiken in der Pro- vinz Sachsen. Deren waren im Jahre 1837 folgende, A. im Regierungs-Bezirk Merseburg. 1) Eisen-, Erz- und Eisen- stein-Gräbereien. Das Eisensteinwerk des Herzogs zu Anhalt- Bernburg bei Ufrungen, des Hüttenmeisters Bennighaus bei Sangerhausen und die demselben gehdrigen Gruben bei Schwenda, sämmtlich im Kreise Sangerhausen, lieferten 986 Fuder Eisen und Eisenstein. Die Gräfl. von Einsiedelschen Gruben im Kreis Liebenwerda, 4515 Tonnen Eisenstein. Zusammen mit 457 Arbeitern (763 Seelen). 2) Eisenhüttenwerke. Der Gräfl. Einstedelsche Hochofen, die beiden Cupoldfen, die Eisengießerei mit 4 Frishhütten, 1 Zainfeuer und 1 Zeugfeuer, zu Lauchham- mer. Die Fischersche Eisengießerei und Fabrik zu Erwinhof bei

Pein, Der Günthersche Eisenhammer bei Tornau. Der eydelsche zu Ndôben. Die Bennighaussche Eisenhütte zu Rott- leberode. ie lieferten Roheisen, Gußeisen, Gußwaaren und

andere Arbeiten im Werth von 108,389 Rthlr. 3) Kupfer- Bergwerke. Das Silberwerk des Herzogs von Anhalt-Bern- hurg zu Straßberg förderte mit §8 Arbeitern 59 Tonnen Kupfer- erz. 4) Kupferhütten und Hammer. Der Kupferhammer der Manöfelder Gesellschaft Ju Rothenburg lieferte mit 22 Arbeitern 2600 Ctr. Geschirr - Kupfec aller Art. 5) Antimonium- Werke. Das Werk des Herzogs von Anhalt - Bernburg bei Wolfsberg lieferte mit 34 Arbeitern 526 Ctr. Anti- monium. 6) Salzwerke und Siedereien. Die gewerkschaftlichen Salzwerke zu Teudiß und Köoschau lieferten mit 61 Arbeitern 10,800 Scheffel M Lgles 7) Braunkohlen-Gruben. Jn 107 Gruben wurden mit 740 Arbeitern 495,588 Tonnen und 300,000 Stk gefördert. §8) Torfgräbereien. Deren lieferten 25 mit 385 Arbeitern §342 Klafter Torf und §8,803,000 Stk Torf- ziegel. 9) Steinbrüche. An Kalksteinbrüchen waren in Betrieb 39, Sandsteinbrüche 107, Schleifsteinbruch 1, Gypssteinbrüche 39, Flußspathgruben 1. 10) Thongruben 8. 11) Porzellan- fabriken, eine bei Weißenfels und eine Steingutfabrik bei Bel- gern, beide mit 56 Arbeitern. 12) Glasfabriken, eine bei Brei- tenstein mit 22 Arbeitern. 13) Pottasch-Siedereien 10, welche mit 9 Arbeitern 255'/, Ctr. Pottasche lieferten. 14) Pulver- múhlen, eine bei Rottleberode lieferte 300 Ctr. 15) Pechhüt- ten. ò mit 48 Arbeitern. 16) Ft zu Kösen, Lauch: städt, Bibra , Zeiß, Lüßkendorf und Riestädt, wovon nur die beiden ersten besucht werden. Im Ganzen wurden 2521 Ar- beiter (4956 Seelen) beschäftigt und der Werth der Produkte und Fabrikate belief sih auf 406,194 Rthlr. B. Jm Regie- rungs - Bezirk Magdeburg 2 Eisenhütten und 2 Kupferham- mer bei Jlsenburg, Schierke und Wernigerode mit 189 Arbei- tern lieferten 37,091 Ctr. Eisenfabrikate und 650 Ctr. Kupfer- fabrikate. Außerdem bestanden eine Bleischroot - Fabrik bei Tangermünde , eine Patent-Schroot - Fabrik bei Altenplathow, 3 Torf - Gräbereien und 1 Gypshütte. C. Jm Regierungs- Bezirk Erfurt lieferten 31 Hammerwerke im Schleusinger Kreise mit 161 Arbeitern 22,969 Ctr. Eisenblech, Suhl gezaintes Ei- sen. 3 Eisenhämmer im Ziegenrücker Kreise mit 20 Arbeitern 3200 Ctr. Zain-, Stab- und Reifeisen 2c. 1 Eisen-Metallwaa- ren - Fabrik in Sömmerda mit 125— 130 Arbeitern 450 Ctr. verarbeitetes Eisen und 200 Ctr. verarbeitetes Kupfer. 1 Kupfer- hammer bei Kleysingen mit 3 Arbeitern 300 Ctr. Kupfer - Ge- \chirr und 1 Hüttenwerk bei Sorge mit 26 Arbeitern 4— 5000 Ctr. Eisen. Also zusammen 32,123 Ctr. Eisen, Kupfer, Blech :c., zu 239,140 Rthlr. mit 340 Arbeitern (756 Seelen).

Münster, 18. Aug. Taubstumme. Nach einer Zählung befinden sih ihrer in der ganzen Provinz Westphalen 717 beiderlei Geschlechts, darunter in dem Alter von 8 bis 15 Jahren etwa 140. Die Taubstummen - Anftalten der Provinz (St. Ztg. Nr. 133) sind also kaum fúr den Unterricht und Er- ziehung der Hälfte der le6teren hinreichend.

Düsseldorf, 26. Aug. Rhein-Seefahrt. Jn einer in der Elberfelder Zeitung befindlichen näheren Beleuch- Gs des Projekts einer Deutsch - Englischen Dampf\chifffahrts- Gesellschaft, nach der Bekanntmachung des Comité's derselben vom 9ten d. M. CtaglkFetua Nr. 226), wird bemerkt, daß die direkte Rhein-Seefahrt zunächst und am füglichsten mit Lon- don zu erdffnen seyn möchte, und in dieser Beziehung Folgen- des hinzugefügt. Artikel, die bisher bei uns in größeren Um- säßen, im Handel kaum bekannt waren, als: alles feine, frische und getrocknete Kernobst, Trauben, Eier, Geflügel, Schinken, werden, in Konkurrenz mit dem ndrdlichen Frankreich, ihren Weg nach dem Weltmarkt nehmen und als ein neuer Handels- Pes mit der erleichterten, jeßt schon bestehenden Ausfuhr des

leesaamens, der Lohe, Oelkuchen und der ersten Produkte, un- serem Ackerbau einen neuen Jmpuls geben, während alle übri- en Waaren der Ausfuhr vom Rheine her, als: Wein, Wolle, ineralwasser, Wachholderbeeren, lithographische Steine, rohe Seide, die Masse von Manufaktur - und Fabrik - Waaren,

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direkt für England oder in Transit und die bedeutende Ein- fuhr von Kolonial - Produkten und der für die Deutschen Fabriken bénöôthigten mannigfachen Urcstoffe und Gespinnste, für die Fahrt selbst ein gesichertes Bestehen, für den Handel und das reisende Publikum aber den Gewinn der Zeit- und Kosteu-Ersparnisse in Aussicht stellen. Der bedeutende Ein- fuhr- Artikel der von Manchester kommenden Twiste, welcher für den Nieder - Rheinischen Fabrik - Distrikt alljährlich 8 bis 9000 Ballen ausmacht, verspricht für sich allein hon reichhaltige La- dungen. Es is nämlich zu erwarten, daß entweder über die neue Manchester - Birmingham - Londoner Eisenbahn oder über den großen Nord-Kanal zwischen diesen Städten jene Sendun- gen künftig Gre Richtung nehmen. Aber auh über Hull den jeßigen Weg könnten sie durch eine solhe Schifffahrt mit vielem Vortheil abgeholt werden, da ein gewöhnlicher Bal- len Twist, frei ab Rotterdam 12 Fl. oder 6 Rthlr. 24 Sgr. und die jezige Rheinfracht bis Düsseldorf 3 Rthlr., zusammen 9 Rthlr. 24 Sgr., kostet, wogegen die Tonne à 20 Ctr. im Ansaß zu 12 Rthle. oder eine halbe Tonne zu 10 Ctr., einem Ballen Twist gleich, nur auf 6 Rthlr. nah der Berechnung sih belaufen würde. Ein Ergebniß, das für diesen Waaren: en allein auf eine Einnahme von 50 60,000 Rthlr. schlie- hen t.

Aachen, 28. Aug. Pferderennen. Das gestrige erste auf der Brander Haide wurde durch das chönste rge ter begünstigt. Es hatte sih eine bedeutende Anzahl von Zu- schauern eingefunden, und die Menge der Equipagen und Rei- ter bezeugte die zunehmende Theilnahme, welche die Wettren- nen bei uns finden. Das zweite, am Mittwoch, verspricht, dieses noch an JÎnteresse zu übertreffen. Der Herr Regie- rungs-Präsident Cuny hatte die Güte, das Richteramt zu über- nehmen und wurde dabei vom Herrn Marschall Maison, Pair von Frankreich, und Herrn Reichs - Freiherrn von Färstenberg- Stammheim assistirt. Rennen l. Preis 50 Fr.d'or. Doppel- ter Sieg. Pferde aller Länder. Länge der Bahn 2 Englische

| Meilen oder §50 Preußische Ruthen. Eintrittsgeld 3 Fr.d'or,

für den zweiten Sieger. Zu diesem Rennen erschienen : 1) Von Herrn John Cockerill : Elisondo, 6 jähriger brauner Hengst muß, da er bereits 3mal in diesem Jahre gesiegt hat, 147 Pfd. tragen; 2) von Herrn Baron v. Heeckeren von Énghuizen: Hande-Dandy, 3 jährige Fuchsstute, muß tragen 109 Pfd. Eli- sondo siegte in zwei Touren. Das Rennen währte 4 Minu- ten 27 Sekunden und 4 Minuten 48 Sekunden. ll. Preis §0 Fr.d’or. Doppelter Sieg. Nur Kontinen- tal- Pferde sind zulässig. Länge der Bahn 2 Englische Meilen oder 850 Preußische Ruthen. Eintritts-Preis À Fr.d’or, fúr den 2ten Sieger. Zu diesem Rennen erschienen: 1) Von Herrn Baron von Heeckeren von Enghuizen : Joung- Amphion, bjäh- riger brauner Hengst, muß tragen 143 Pfd.; 2) von Herrn Heinrich Bland: Lady Wood, 4jährige dunkelbraunc Stute, inuß tragen 125 Pfd. Joung-Amphion siegte in beiden Touren. ill, Herrenreiten, um den vom Comité ausgeseßten großen fil- bernen Pokal. Länge der Bahn 1 Englische Meile. Pferde aller Länder. Ohne Gewichts - Ausgleichung. Eintrittsgeld | Fr.d’or, für den zweiten Sieger. Es erschienen mit Ausnahme des von Herrn Dickson angemeldeten Pferdes: 1) Von Herrn Gustav Mathée: Mirza, A nee Wallach, Schimmel; 2) von Herrn Karl Renfing: Rosa, 12jährige Fuchsftute mit Blässe'; 3) von Herrn Karl von Reimann: Waterloo, 7Tjähriger brau- ner Hengst; 4) von Herrn Bernhard Bdhmer : Áti, 6jähriger Wal- lach, Falbe; 5) von Herrn Eduard Tönnies: Dunkan, sjähriger brauner Wallach; 6) von Herrn Edmond Wüsten: Rolia, 12 jähriger dunkelbrauner Hengst; sämmtliche Pferde wurden von ihren Besißern geritten; 7) von Herrn Küchen : Lise, 6jäh- ride chimmelstute, geritten von Herrn Wittfeld. Sieger, Waterloo des Herrn von Reimann, der aus den Händen des Herrn Präsidenten Cuny.- den E in Empfang nahm. Rosa als zweites Pferd erhielt die Einlage von § Fr.d’or.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Ueber den S os und die Entwicelung seiner Fähig- feiten, oder Versuch einer Physik der Gesellschaft, von A. Quetelet. Deutsche Ausgabe, im Einverständniß mit dem Herrn Verfasser besorgt und mit Anmerkungen versehen von Dr. V. A. Riecke. Mit 7 Tafeln. Stutt-

G gart, gts 8.

in höchst reichhaltiges, das vielfachste Fnteresse in Anspru nehmendes, gründliches und gelehrtes Werk Sis u hicr L RLO jeu, und dem Deutschen Bearbeiter gebührt aller Dank dafür, daß er ihm eine größere Verbreitung bei uns eréfnet hat.

Der Verfasser sagt in der Vorrede: das Werk enthalte gewisser: maßen eine gedräugte Zusammenstellung aller seiner frühern statisti- schen Untersuchungen. Es bestehr aus zwei Theilen: die drei ersten Bücher, die Thatsachen, und das vierte, welches seine Ansichten über die Theorie des mittlern Menschen (d. i. der normale, der das mittlere arithmetische Verhältniß zwischen den beiden Exrtremen oder den allgemeinen Typus, darstellt) und über den gesellschaftlichen Organismus euthalte. Weiter, in der Einleitung (S. 14 ff.) giebt er als die Tendenz des Werkes näher an: „daß es die Wirkungen der natürlichen, so wie (der geistigen, diese bedingenden, oder wie er sie hier neunt : ) der zufälligen, perturbirenden Einflüsse, welche auf die Entwickelung des Menschen einwirken, untersuchen und den Ver- uch machen solle, das Maß der Ergebnisse jener Eiufllisse und ihrer

echselwirkung zu bestimmen“. Nachdem er die wichtige Aufgabe nun iu ihren Einzelnheiteu verfolgt, giebt er das Verhältniß seines Buches zu ihr nur als die Skizze cines großen Gemäldes an, das erst durch eine unsägliche Anstrengung und die umfassendsteu Untersuchungen ausgefüllt werden kann. i

Von den welteren mannigfachen und gehaltreihen Betrachtua- gen und Ergebnissen des Werkes selbst, so wie von den Zahlen - An- gaben, können wir nur beispielsweise einige hervorheben, die so in ih: rer Vereinzelung am ersten sich kurz angeben lassen und verständlich werden können. Das erfi e Buch umfaßt die Entwickelung des Men- schen in Bezug auf seine körperlichen Fähigkeiten, und enthält hier in der Daupraee die statistisch-medizinischen Angaben über die Ge- burt und das Sterben, wovon dann die Bevölkerung das Re- sultät für die Staateu ist. Als Beispiele wählen wir die Angaben der Lebensdauer für verschiedene Stände, nah Casper, wo durch- schnittlih nah dem Eintritt in das Amt wofür das 23ste Lebens: jahr angenommen wird noch leben: Theologen 65,1 Jahre, Kauf- leute 62,4, Beamte 61,7, Landwirthe und Forstleute 61,5, Militairs 59,6, Advokaten 58,9. Künstler 57,3, Lehrer 56,0, Aerzte 56,8. Sn Betreff der Findelhäuser wird als Resultat derselben gefunden: Sie vermehren die Zahl der unehelich Geborenen; in thnen herrscht eine schaudererregende Sterblichkeit; wenn fie von der einen Seite die Kin- dermorde im Einzelnen verhindern, so bringen sie dagegen selbst eine ohne Vergleich größere Anzahl Kinder ins Grab. iele Todesfälle sind hier aber auch durch frühgeborene und fast sterbend eingebrachte Kinder bedingt. Jm Findelhause qu Petersburg starben über 4/; der Findelfiuder, in Moskau nicht volle ?/z. Auch nimmt hier die Zahl derselben schr zu: Jm Jahre 1822 wurden in das Petersburger 3008, in das osfauer 4604 aufgenommen, 1831 dort 4150 und hier 5647; 1836 in Petersburg hon 5360. Jn Frankreich hat si die Zahl in den lehten 10 Jahren wenig geändert: sie he-