1838 / 272 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

E E E

De D R E A

Bi G R A I

L É Di A H Ai E S L D

werde, bewogen worden, sich unter den Befehl Hafiz Paschas

denten Dr. von Ammon , ein erneuertes Magister-Diplom, und seine jetzigen Kollegen, die beiden Hofprediger Dr. August Francke und Dr. Ernst Käuffer , überreichten ihm cine meisterhaft ge- druckte Votivtafel. So wenig indeß der bescheidene Mann von dieser Festlichkeit geäußert hatte, so konnte es doch nicht fehlen, daß, wer uuter seinen ihm näher stehenden Verehrern davon drte, mit freudigem Herzen zu ihm eilte und ihm die besten

unsche für sein Wohl und füc eine noch lange dauernde, se- genreiche Wirksamkeit darbrachte.

Hamburg, 28. Sept.

einige fleine Parthien feinen alten 126 bis 130 pfünd. Ober-

ländischen zu 145 à 157 Rthir. zur Verschiffung nah England |

gekaufc worden, also zu fast gleichen Preisen, wie man sie in voriger Woche bezahlt hat. Feiner und schwerer alter Weizen ist überhaupt hier knapp und überall auf dem Kontinent sind die Vorräthe davon so klein, wie es vielen Jahren der Fall

nicht gewesen, daher es keines bedeutenden Begehrs bedarf, um '

die Preise fúr dergleichen dire Ju steigern, um so mehr, da in manchen Gegenden der alte Weizea zur Vermishung mit neuem nothwendig isk.

Oesterreich.

Wien, 25. Sept. Durch Handbillet an Se. Kaiserl. M den Crzherzog-Vice-Kdnig vom läten d. M. haben Se. dajestät der Kaiser die Summe von 60,000 Lire als Unter- stúßung für die Bedürftigen, deren Bittschriften während des Aufenthalts in Mailand im Kaiserlichen Kabinette eingegangen waren, auf die Hof-Reisckasse anzuweisen geruht. Der Willens- meinung Sr. Majestät zufolge, wird eine eigene Kommission beim Gubernium, mit Beiziehung der Pfarrer, zur Vertheilung

vorstehender Summe unter die Hülfsbedürftigsten schreiten. Nach Anzeige der Mailánder Zeitung ist in der Nacht vom 31. August zum 1. September, 3 Uhr Morgens, von der Kaiserlichen Sternwarte Brera aus, der Enckesche Komet, in größter Nähe des ihm angewiesenen Plaßes , bemerkt worden.

S ch weiz.

Frauenfeld, 22. Sept. (L. A. Z.) Heute ist dem Thur- I Megier ungs Hage mitgetheilt worden, daß Ludwig Napoleon Bonaparte die Schweiz verlassen werde. (Vergl. die gestrige Mittheilung aus Bern vom 22. Sept.) Diplomatischer Einfluß aus Frankreich Und Deutschland rief diesen Schritt hervor, welcher den Friedliebenden ungemein erwünscht kam; dena die Gährung der Gemüther, namentlich bei den Milizen der regenerirten Kantone, war bereits bedenklich, Der Knoten ist nun gelôst.

S panien.

Madrid, 15. Sept. Die Hof-Zeitung enthält in ih- rem Segen Blatte eine förmliche Anzeige von der Anerken- nung der Donna Jsabella als Königin von Spanien von Seit- ten der Pforte. (Vergl. dagegen den Art. Konstantinopel ín der heutigen St. Ztg.)

Spanische Gränze. Dem Constitutionnel wird aus

Das neue schnelle Steigen des | Eingangs - Zolls auf fremden Weizen in England hemmt vor- | erst die Gescháfte dahin, und es sind diese Woche nur noch |

1122

dort stationirten Franzdsischen Kriegsbrigg mit der üblichen Salve begrüßt.

Das Englische Dampfboot „Radamanthus““, welches zur Flotte des Admirals Sir Robert Stopford gehört, ist in den | Dardanellen angekommen. Gleich nahdem es vor Anker ge- gangen, wurde ein Courier mit Depeschen für den Britischen Botschafter nah Konstantinopel abgesandt. Der „Radaman- thus“/ wird die Antwort Lord Ponsonby's abwarten. | Eine Türkische Dame, die seit sechs Jahren ein Einver- | ständniß mit ihrem Kutscher unterhielt und von“ ihrem Mann auf der That ertappt wurde, ist in Haid Pascha und ihr Mit- {huldiger vor der Thúr seines Herrn gehängt worden.

Nachrichten aus Brussa zufolge, wüthet die Pest dort und in der Umgegend noch immer fort, da die Bewohner sich den von den Behörden angeordneten Sanitäts: Maßregeln widerseßen. j Das aus Smyrna angekommene Dampfboot „Stambul““ i gleich nah seiner Ankunft unter Quarantaine gestellt wor- den, weil es niht mit dem erforderlichen Gesundheits - Attest } versehen war.

| Smyrna, 8. Sept. (Journal de Smyrne.) Dede | Aga, Gouverneur von Smyrna wird heute nah Konstantinopel | abgehen, wo Privat- Angelegenheiten seine Gegenwart nothwen- | dig machen. Man hofft, daß die Abwesenheit dieses hohen Beamten, der durch seine weise und väterliche Verwaltung sich | die Liebe der ganzen Bevölkerung erworben hat, nicht von lan- | ger Dauer seyn wird.

| Während der Anwesenheit der Türkischen Flotte auf der | hiesigen Rhede wurde die strengste Disziplia unter der Mann- | schaft beobachtet, die nicht zu der geringsten Klage Anlaß ge6ge- | nen, wurden fie mit Freuden aufgenommen, und der Detailhan- del zog großen Gewinn aus ihrer Anwesenheit. Der Kapudan Pascha war namentlih der Gegenstand der größten Aufmerk- \amkeit von Seiten der benachbarten Ortschaften. Der Erzbi- {of von Ephesus, welcher sih zur Feier des Festes der heiligen Jungfrau in Vurla befand, empfing den Kapudan Pascha an der Spibe der Geistlichkeit und spra im Namen aller Be- wohner des Landes den Dank aus für das musterhafte Bench- men der zahlreichen Mannschaft der Flotte. Der Jahrestag der Krönung des Sultans wurde in der Griechischen Kirche zu Vurla mit aroßer Pracht gefeiert und dóffentlich für die Wohl- fahrt des Reichs und dic Erhaltung des Sultans und des Kapudan Pascha's gebetet.

Aus Aidin meldet man die Ankunft Tahir Pascha's. Die Linien-Truppen waren ihn entgegen marschirt und die Bewoh- ner der Stadt und der Umgegend von allen Seiten herbeige- strômt, um ihre Freude zu erkennen zu geben. Gleich nach sei- ner Ankunft gab er einen neuen Beweis von seiner bekannten N und Festigkeit, indem er zwei oder drei Agaës, die in Verbindung mit einigen anderen Personen sich den Ver- kauf gewisser Früchte als Monopol zugeeignet hatten, sogleich bestrafen ließ.

Ein Englischer Capitain, der Bairut vor einiger Zeit ver- lassen hatte, erzählt, daß bei seiner Abreise dort große Festlich- keiten zur Feiec der Unterwerfung der Drusen stattgefunden; nah der Aussage des Capitains soll jedoch die Bevölkerung von Bairut an das wirkliche Aufhdren der Unruhen im Hau-

Logroño unterm 15. Sept. Nachstehendes gemeldet: „,Espar- tero hat nah dem Einmarsch in Castilien sein aus 16,000 | Mann bestehendes Corps in drei Divisionen getheilt, die ge- meinsam operiren und am 20sten sich bei Leuna vereintgen sol- len. Von diesem Punkte aus will er den Karlisten die Stra- ßen nah Soria und Valladolid abschneiden und zugleich gegen Merino und Balmaseda operiren, die sich in Pinaris vereinigt und 6000 Mann unter ihrem Kommando haben. Er denkt auf diesen Feldzug nicht mehr als 15 oder 20 Tage zu verwenden und will dann nah Navarra zurückkehren. Castañeda hat die Karlisten gezwungen, die Encartationen zu verlassen und sich hinter ihre alten Linien von Villanueva de Mena zurükzu- ichen. i

x n einem Schreiben von der Navarresishen Gränze vom 18. September liest man: „Maroto ist am 1i6ten mit

ran nicht recht geglaubt haben.

Die Oesterreichische Kriegs-Korvette „Elisabeth‘/ ist am 3ten von einer Kreuzfahrt, die sie nah dem Meerbusen von Salo- nichi unternommen hatte, wieder hier eingetroffen. Der Capi- tain des Schisss hatte bei seiner Ankunft am Kap Cassandra erfahren, daz am 22. August ein Griechisches Fahrzeug in jener

| Gegend von Piraten angegriffen und einer Summe von 15,000

Piastern beraubt worden sey. Sogleich beeilte sich der Capi- tain, den Golf in allen seinen Krümmungen zu durchforschen, konnte aber, aller Bemühungen ungeachtet, den Räubern nicht auf die Spur kommen. Während seiner Kreuzfahrt, welche 40 Tage dauerte, hatte der Capitain Basilisco indeß Gelegen- ete mehrere Oesterreichische und andere Fahrzeuge unter seinen chus zu nehmen. In den lebten Tagen hat sih am Eingange des Golfs von

zwölf Bataillonen Infanterie, zwei Schwadronen Kavallerie und acht Kanonen von Durango nach Bilbao hin aufgebrochen. Auf seinen Befehl sind am Uten alle Christinischen Gefangenen | aus den Depots in Arcona und Guembe nah Mondragon in Guipuzcoa transportirt worden, um in der Nähe von Vittoria | gegen 600 gefangene Karlisten ausgewechselt zu werden. Garcia hat am löten mit der ersten Navarresischen Division, die aus | fünf Bataillonen Infanterie und zwei Schwadronen Kavallerie | besteht, Estella verlassen und sich nah den Dörfern der Rivera | in Navarra begeben. Zwei Compagnieen Sappeurs und 400 | Landleute arbeiten fortwährend an der Befestigung von Estella. Die Bewohner der umliegenden Dörfer haben den Befehl er- halten, im Falle eines Angrisss von Seiten der Christinos ihre Wohnungen zu verlassen, so viel wie möglich von ihrem Eigen- thum mitzunehmen und alles Uebrige, was dem Feinde etwa von Nuten seyn könnte, zu zerstören. Dem Vernehmen nach, wird Don Carlos eine Amnestie fúr alle nach Frankreich aus- gewanderten Basken erlassen.“ Tw Lf é 4, _ Konstantinopel, 6. Sept. (Journ. de Smyrne.) Die | Nachricht von der Anerkennung der Donna Jsabella als Köni- gin von Spanien von Seiten der Pforte wird jelzt widerrufen. Die aus dem Hauptquartier der Armee in Asien einge- | gangenen Depeschen enthalten sehr günstige Nachrichten über die Armee und úber den Zustand des Landes im Allgemeinen. Die Ruhe is vollkommen gesichert; der größte Theil der Kur- den: Stämme hat sich unterworfen und die wenigen anderen aben sich in die Wüste flüchten müssen, um der verdienten Lartiang zu entgehen. Die mit Allem wohl versorgte Armee ist durch die Vereinigung mit den Kurden und mehreren Be- duinen-Stämmen bedeutend verstärkt worden. Lestere sind na- mentlih durch das Gerücht, daß es bald zwischen der Türki- | hen Armee und JZbrahim Pascha zum Schlagen kommen

zu stellen.

Emin Pascha, der nach dem Sturze seines Bruders, Per- tew Pascha, abgesezt und verbannt wurde, ist zurücberufen worden und vor wenigen Tagen hier angekommen.

Herr von Butenieff, außerordentlicher Russischer Botschaf- ter bei der Pforte, ijt mit seiner Gemahlin am ten von feiner Urlaubêreise auf dem Oesterreichischen Dampfboote „Fúcst Met- ternih“ hier wieder eingetroffen. Er landete bei Bujukdere,

wo erx von dem Baron Rückmann, an der Spike des Russi- (chen Botschafts- Personals und von den Mitgliedern des diplo- matischen Corps, die im Sommer dieses Dorf bewohnen, em- | pfangen wurde. Bei Therapia rourde der Botschafter von der '

dung.

Smyrna ein Vorfall ereignet, der selbst zur Zeit, als das Pi- ratenwesen im Archipel den hdcisten Gipfel erreicht hatte, nicht vorgekommen ist. Die Niederländische Brigg ¡¡„Dendrika Eli- saberth‘‘, kommandirt vom Capitain A. Riedyk, von Triest kom- mend, befand sich am 1. Sept. gegen Mittag bei völliger Windstille an der Nordwestspibe der Insel Skio, als ein Ruderboot mit zwei Mann sich näherte und um Wasser bat. Jn dem Augenbli, wo es der Brigg ganz nahe gekommen war, sprangen pidblich mehrere Personen, die bis dahin sich versteckt gehalten , auf, feuerten auf die Mannschaft und verwundeten drei Matrosen. Sie zwangen sodann den Capitain, ihnen alles Geld zu geben,

" was er besaß, auch bemächtigten sie sich alles neuen Tauwerks,

so wie eines Theils der in Zucker und Taback bestehenden La-

der Küste der Jnsel Jpsara zu führen, banden ihm die Hände, sperr-

" ten ihn und die Matrosen in die Kajüte, schlossen die Luken und

bohrten das Schiff an. Es gelang indeß der Mannschaft, sich

durch eine von den Seeräubern nicht bemerkte Oeffnung zu | retten, als das Schif {hon § Fuß Wasser hatte. Der " Capitain stieg mit den vier noch úbrigen Matrosen in dem

Augenblick in die Schaluppe, als das Wasser das Verdeck erreichte und kam am Montag hier an, wo ihm von dem Nie-

derlándischen General-Konsul aller erforderliche Beistand gelei- |

stet wurde. Das Schiff ist nördlich von der Insel Skio, zwei Meilen vom Lande, gesunken. Der Vorfall wurde jogleich dem Französischen Admiral, dem Kommodore Bandiera und dem Kapudan - Pascha, der sich in Vurla befand, mitgethei(t. Die Briggs „„Bougainville“/ und ¿„Montecuculi‘/ sind sofort zur Verfolgung der Seeräuber abgesegelt; der Kapudan Pascha hat außerdem versprochen, eine Fregatte nach Jpsara zur Aufsuchung der Piraten abzusenden und der Commodore Bandiera hat sich. erboten, eines seiner Schiffe beständig außerhalb des Golfes kreuzen zu lassen.

Aegypten.

Alexandrien, 26. Aug. (Journ. de Smyrne.) Der Widerstand, welchen Mehmed Ali von Seiten Frankreichs und Englands bei seinen Unabhängigkeits: Plänen gefunden hat, und auf den er durchaus nicht gefaßt war, scheint ihn sehr bestürzt gemacht zu haben. Die kräftige Sprache, welche die Konsuln - dieser beiden Mächte seit einiger Zeit führen, hat ißn um so mehr überrascht, je weniger er daran gewöhnt war. Er beklagt sich auch laut darüber, daß er von der fremden Diplomatie ge- täuscht worden sey; da es ihm aber unmöglich ist, irgend eine bestimmte Thatsache anzuführen, da er keine der ihm angeblich ertheilten Versprehungen genau bezeichnen kann, so glaubt Nie- mand daran, daß ihm jemals etwas Bestimmtes zugesagt wor-

| hen hat. Ueberall, wo die Matrosen und Seesoldaten erschies |

Hierauf nöthigten sie den Capitain, das Fahrzeug nach |

den, im Gegentheil, man hält eFÁgr bloße Eldbildungen vo seiner Seite und meint, er mö@{htè {wohl vieldeutige Aeußery,, gen fúc förmliche Versicherungen gefiöommen haben, je nachdey es zu seinen Zwecken immte. « Boghos Bey hat nid wenig dazu beigetragen , thn in diesem Irrthum zu erhalten um seinen Einfluß zu vexinehren. Seitdem nun 2 tehmed-A( sich enttäuscht hat, ist in einer Sprache eine große Verände rung vorgegangen , und auch. seine Vertrauten, die bisher ny von Kriegen und Eroberungen träumten, haben einen fried cheren und bescheideneren Ton angenommen. Indeß scheint man dies nur für trügerishen Schein zu halten, denn die Kon, suln von England und Frankreich lassen keine Gelegenheit vg, | übergehen, ohne dem Pascha die lebhaftesten Vorstellungen über | die gefährlichen Folgen zu machen, die es für ihn haben fönnt wenn er dem förmlich ausgesprochenen Willen ihrer Kabinett troken wollte; und nach der Ankunft jedes Dampfboots halten sie sogleich lange geheime Konferenzen mit ihm, deren Zug man leicht errathen kann. Mehmed-Ali scheint auch sehr ny thig dacúber, daß er der Hoffnung entsagen muß, die y

sch, man weiß nicht ret, auf welchen Grund h, gemacht hatte, den Fapudan Pascha mit einer Mi sion des Großherrn hfer anfommen zu sehen, um nj

ihm über seine leßten Forderungen zu unterhandeln und eiy ihm zusagende Uebereinkunst abzuschließen. Seine Anhänge | besonders rechneten so ficher auf den Besuch des Kapudy | Pascha, daß sie ihn fast offiziell angekündigt hatten und nun in | großer Verlegenheit sind, wie sie sein Ausbleiben bemänteln s len. Aber troß der Schwierigkeiten einer solchen Lage, die tig lich verwicfelter wird, würde man doch sehr im Jrrthum syn | wenn man glaubte, daß Mehmed Ali im entferntesten daray dâchte, scinen ehrgeizigen Plänen zu entsagen; er mag dieselb | modifizirt haben, aber darauf fann man sich verlassen, daj eifriger als jemals auf ihre Ausführung sinnt. Wenn er gay

mit größerer Zurückhaltung zu Werke geht und seine Rüstungez mehr verschleiert, so können die Mächte doch überzeugt seyn, daß ern auf eine günstige Gelegenheit wartet, und daß es, falls sie nicht ün energische Demonstration machen, jeden Augenblick zu einer Kolly sion kommen fann, die sich durch bloße Worte daun nicht meh würde bes{chwdören lassen. Für jebt ist noch gar keine Rede va der Rúkkehr der Aegyptischen Flotte, die ihre Manöver in Angesicht des Hafens fortseßt und, dem Vernehmen nach, nu auf das Signal wartet, um in See zu gehen. Von der Ein schiffung des Pascha's dagegen spricht man nicht mehr ; diesen Gedanken scheint er ganz aufgegeben zu haben. Vielinehr wil Mehmed Ali in einigen Tagen eine Reise nah Nieder- Aegyp ten antreten und sich von da nach Said und Sennaar begeben, um die neu entdecten Goldgruben in Augenschein zu nehmen, Die Ausbeutung dieser Minen wird unter traurigen Ausyi zien beginnen; mehrere der dorthin berufenen Europäischen At beiter sind hier {hon ein Opfer des Klima's und der Entbeh: rungen geworden, die sie zu erduiden hatten.

Der Pascha seßt seine Baumwollen - Versendungen nah Triest fort, aber obgleich auf den verschiedenen Märkten Euro: pa's nur wenig Mako-Baumwolle vorräthig ist, so hat er do bis jezt nicht viel abgeseßt. Er wird sich nun wohl überzeugt haben, daß man“in Curopa nicht gesonnen ist, sich seinen kauf männischen Launen zu unterwerfen, und daß man ihm den q forderten Preis nur dann zahlen wird, wenn er mit dem Courl und den Bedürfnissen des Augenblicks in Verhältniß steht Vermuthlich wird er daher seine Forderungen ermäßigen mis sen, denn eine längere Hartnäckigkeit von seiner Seite wh den Verbrauch der Mako-Baumwolle in Europa nur vermin dern, besonders zu einer Zeit, wo alle Handelspläße mit Amt rikanischer Baumwolle reichlich versehen sind. Boghos By vertheidigt indeß die Maßregel des Pascha's aus allen Kreis ten, weil er und sein Bruder in Triest ungeheuren Gewin davon zu ziehen hossen. i

Schon feit mehreren Tagen ist kein neuer Pestfall mehr vorgekommen, und diese Krankheit scheint, wenigstens für den Augenbli, ganz aufgehört zu haben; da aber die Orts-Behbu den keine Vorsichts-Maßregeln ergreifen wollen, um die Kein der Ansieckung zu zersidren, da sie die verpesteten Baracken an Arsenal, die man allgemein für den Hauptheerd des Miasm! hást, durchaus nicht niederreißen lassen, so fürchtet man, dij diese Geißel in einer ihr günstigen Zeit von neuem sich entwib feln wird. Das von den Konsuln eingeseßte Gesundheits-( mité thut zwar seinerseits alles Mögliche zur Beschwdrunz

lich hat es noch eine Verbesserung in den Dienst eingeführt, indem es Herrn Campos, den Spanischen Konsul, zum e Inspektor ernannte und ihm die Beaufsichtigung der Sanitätl Beamten übertrug, weil diese sich zuweilen Nachlässigkeiten jl Schulden kommen lassen, die für die öffentliche Sicherheit gu fährlich sind. Man verspricht sich viel von dem Eifer und di Thätigkeit des neuen Jnspektors.

Der Nasir oder Direktor des Baumwollen - Depots l wegen Veruntreuungen in seinem Dienst zu Zwangs - Arbeit verurtheilt worden. Diese Strafe ist allerdings gerecht , abt die Regierung trägt einen Theil der Schuld, da sie ihre Bean ten nicht ordentlih besoldet und sie daher zur Aeußersttt treibt; fast Allen is sie ihr Gehalt auf ein Jahr schuldig, und die Leute müssen doch leben; es bleibt ihnen also nichts Ander übrig, als unrechtlicher Erwerb.

Ueber die Unruhen in Syrien beobachtet die Regieru seit einiger Zeit das tiefste Stillschweigen; indeß verlautete in den lebten Tagen, daß der Aufstand der Drusen vollständig U terdrúcét und im ganzen Gebirge die Ruhe wieder hergestellt

Lan

Köln, 26. Sept. Haus- und Kirchen-Kollektt für den Dom-Bau. Des Königs Majestät haben zur Fortsczung des Reparatur-Baues am hiesigen Dome auch füt 1838, wie in den Vorjahren, 10,000 Thir. in Allerhsster Gnade und in der Voraussezung zu bewilligen ‘geruht, da) dutch die Kathedral-Steuer und die Haus- und Kirchen-Sam lungen in der Rhein-Provinz und in der Provinz Westphalen ein gleicher Betrag jährlich aufkommen werde. Es ist demna eine Haus- und Kirchen-Kollekte für diesen Zweck im Laufe det Oktobers angeordnet worden. Die Einsammlungen sind in Jahre 1837 um mehr als das doppelte reicher ausgefallen als vorher. Sie brachten nämlich 2124 Thaler, während im Jaht 1836 nur 972 eingingen.

Köln, 27. Sept. Schifffahrts- Reglement. Von Seiten des Finanz-Ministeriums is unter dem 11, Sep tember d. J. ein sehr ausführliches „Reglement, das Vorbe fahren der Dampfschifse aneinander und an anderen Schiffen betreffend , nebst sonstigen Vorschriften, die sowohl von Dampf schiffen als Segelschiffen bei der Fahrt auf dem Rhein zu beob!

M nd große Anstrengung.

Uebels, allein es scheint sehr unzufrieden darüber, daß} wenig Unterstüßung von Seiten der Verwaltung findet. Küry À

das Ergebniß der langen -

cen sind‘, erschienen, wodurch die früheren Bestimmungen aufgehoben werden. Durch dieses Reglement wird allen Fällen vorgesehen, durch welche Behinderungen oder Unglücksfälle en?- stehen könnten.

——— A I Ea

Das dricte Vierteljahr von 1833. Nückblike und Inhalts - Angaben.

Die Zeitungen liefern den Stoff für die Geschichte der Ge enwart nur zerstückt und zerffreut. Werden diese Clemente zu einem geordneten ; lebendigen Ganzen verbunden, und betra) ten wir sie in diejer Einheit von Neuem, so gewinnt Vieles was gesondert und vereinzelt vorher auch noch jo unbedeutend erscheinen mochte, dur seine Stellung und seinen Zusammei hang ein ganz anderes Ansehen und oft die úberraschendite Wichtigkeit. _Es gehdrt daher eine höhere Stufe der Bildun und mannigfache Kenntniß dazu, den wahren Gehalt der JZei- jungen aus ihren täglich dargebotenen bunten Bautiücten her: auszufinden und in sich das Gesainintdild der Zeit zu gestalten, immerfort das Frühere sich gegenwärtig erhaltend, jedes Mou? an seine Stelle hineinfügend, und so jenes stets sort- und weitri quéfúhrend. Das fruchtbare, wahrhaft nußreiche Zeitunge- lesen ist somit eine nicht leichte Kunst und fordert lange Uebiia Um unsern Lesern die \{chwierige Ardeit so viel wir vermögen, zu erleichtern, legen wir ihnen die nachitehen:- den Zusammenstellungen und Ueberiichten vor. Sie sollen einerseits die allacmeinen Gesichtspunkte angeben, den Hauptinhalt her vorheben, die Massen gruppiren und so einen leichten Ueberblic® und ein flareres Erkennen der Vergangenheit unterstüßen, ande rerseité als Inhalts-Angaben dem Sedächtnisse zu Hülfe fom- men und von diejem Rúckblicke aus Hos in die Zukunfi inúber weisen, indem sie die Aufmerksamkeit sofort nah den Gegenständen hinlenken, die ihre weitere Entwickelung erwar: fn oder die erst vorbereitet und erwartet werden. je sind somit zugleih als Sammel - und Nuhepunkte zu betrachten, welche auf einem langen Lege so erwünscht erscheinen.

Vierteljährlih sollen diese Resumé's dargeboten wetden ; am Schlusse des Jahres aber wird aus ihnen eine Tabelle, nah den Staaten gesondert, die Hauptbegebenhciten in synchro- nistischer Anordnung kurz zusammengestellr, wieder vorführen, mit Angabe der Nummer der Staats-Zeitung, wo sie weiter besprochen worden sind. Drei Abtheilungen werden Hier fol- gen, so wie sie sich im Blatte auch vorfinden: Ausland, oder die allgemeinen Begebenheiten und Zustände der Staaten über- haupt; Jnland, was die Verwaltung und Vorgänge im In: nern des Preußischen Staates bctrofsen hat; und Literatur, oder das geistige Leben, zuvörderst nur wie es sich in Schrift werken in unserem Staate, sodann aber auch in allen Länder Deutscher Zunge, doch vorerst meist nur im Gebiete der Ge- schichte und Politik, offenbart hat. Auch in andere Gebiete der allgemeinen, den Gebildeten überhaupt in Anspruch nehmenden Vissenschaften, und in die Nachbarstaaten sind Abschweifungen gemacht worden, und wird sich vielleicht der Kreis hier in Zus kunft weiter und bestimmter ausdehnen lassen.

ï. Das Ausland.

Nach dem Maße, wie die dentlichen Angelegenheiten, in den verflossenen drei Monaten, die Aufmerksamkeit stärker in Anspruch genommen haben, lassen wir sie hier folgen. Zunächst

Mind es England und Frankreich, vorzugsweise in ihren Par-

aments-Verhandlungen, an welche sich die Deutschen Ange- egenheiten derselben Natur anschließen, die Schweiz aber durch politische Verwickelung mir Frankreich verknüpft erscheint. Dann reten uns zwei Gruypen entgegen, die sich in ähnlichen Ver- hältnissen zu einander befinden: in feindseliger, drohender Stel- ung, aber durh das Europäische Amphictyonen-Gericht in ihß- er Kampflust gebunden: Holland und Belgien im Westen, nd die Pforte und Aegypten im Osten. Hierauf sind es die Fortschritte der Jndustrie, die sich besonders in den vorde- eiteten oder den schon ausgeführten Erleichterungsmitteln des nneren und des Wesltverkehrs offenbaren, und die allgemeinen pissenschaftlihen Angelegenheiten, die unseren Blick auf sich zie- hen. Spanien sehen wir sodann im Ganzen den Krieg von Seiten der Königin in gewohnter Weise kraftlos fortselzen ; viele Worte, wenig Thaten, kein Geld; Portugal in steter innerer Spannung; Griechenland arbeitet mühevoll an seiner Ge- altung; Jtalien is, bis auf die Krdnung zu Mailand, ohne wichtige Ereignisse, der Norden schreitet in ruhiger innerer Entwickelung fort.

Am 16. August wurde endlich das lange, am 209. Novem- ber 1837 eróffnete Englische Parlament durch die Königin in Person geschlossen. Größtentheils war man dort höchst unzufrie- den, sowohl in Hinsicht der geringen Zahl, wie meist auch der rledigungsart der Vorlagen. Nur vier namhafte Bills sind | rbeit gewesen, die der Sprecher also bezeichnet (Nr. 234): 1) Das Jrländische Armen-Geseb, „das unter Allem die größten Schwierigkeiten dargeboten und die meiste Behutsamkeit und Umsicht erfordert habe. Nicht hne Uebernahme schwerer Verantwortlichkeit habe es vorge- lagen werden können.“ 2) Abschaffung der Zehnten-

rhebung in Jrland, „an deren Stelle ein Grundzins gesekt worden, der von denen gezahlt werden soll, die ein dauerndes Jnteresse am Grund und Boden haben. Die Ein- reibung des Zehnten von denjenigen, die ihn entweder nicht zu entrichten vermochten, oder ihn verweigerten, ist eine frucht- vare Quelle von Streitigkeiten gewesen, die eben so nachtheilig ür die dffentlihe Ruhe, wie für die wahren Jnteressen der Kirche waren.“ §) Beschränkung der Gefängnißstrafe der Schuldner nur auf Fälle böswilligen Betcuges. „Die Otrenge des ties und die Leiden der Unglücklichen haben dir gemildert.“ 4) „Den Nuzten der Kirche haben wir da-

durch zu vermehren gesucht, daß wir die Anhäufung der |

Pfründen aufhoben und besser fär die unter ihren Gemein- den wohnenden Geistlichen sorgten.““ Dazu kommt noch eine eihe von Vorgängen in dieser Session, die von den Blättern

aufgezählt werden und von denen behauptet wird (241): ¡Dieses alles zusammen habe dein Charakter der Staatsmänner aller Parteien in den Augen des Volks sehr geschadet, es habe das Vertrauen des Volkes zu seinen Repräsentanten und-Re- htrétn wankend gemacht, und allgemeinen Unmuth erzeugt über as geringe Maß von Weisheit, Patriotismus und Hochher- Mat, welches sich unter beiden Haupt- Parteien auf dem poli- ischen Kampfplatze vorfinde./ Jn Betreff der Jrländischen ; ¿ gelegenheiten, so sind die nicht durchgegangenen: die Muni- 54 - Bill und die Appropriations - Klausel (durch é e leßtere doch ein Theil des Anglikanischen Kirchen - Ein- nens in Jrland fär allgemeine, zunächst Schulzwecke, ver-

1123

wandt, der fkatholishen Bevölkerung zu Gute fommen sollte), ein Anlaß zu neuen Aufregungen geworden, wie auch die durchgegangenen eben nicht Beifall gefunden haben. Lord Brougham sagt im Oberhause 227: „Die Anglikanischt Kirche in Jrland ist eine Anomalie, die in einem Lande nicht lánger fortdauern fann, wo Religion und Moralität in einen Grade herrschen, wie zu keiner früheren Zeit, eine Anoma- lie, die aufhôren muß, wenn nicht der Strom menschlicher Ve-- vollfommnung zurüfrollen und England wieder in die Lage 9e- bracht werden joll, in welcher es sich vor zwei Jahrhunderten befand. Magna ecclesia, magnum latrocinium, sagte Burke, und ih kann nicht umhin, dieser Autorität beizupflihten und es eine vdilige Räuberei zu nennen, daß die ganze Einwohnerschaft de La!k zur Erhaltung einer Kirche tragen soli, zu welcher sich nr ver zhnte Theil bekennt. Irland zu beruhigen, giebt es kcin anderes erfoigreiches Húlf#mittel, als cine Einschränkung der Jrländischen Kirche und Besoldung der fathoii- shen Geistlichkeit daselbst. —— Daß O'Connell seciue Agitarionen wieder beginnen werde, ließ si voraussehen. Er arúndete cinen Verein, der auf friedlichem Wege Englai:d zur Gerechtigfeit zwingen soll, und forderte: Vollständige Gleici- (tellung Jrlands mit Großbritanien in allen Beziehungen, und incbesondere für diesen Zweck: gleiches Wahlrecht und Paria- ments-Repräsentation, gleiche Munizipal, Reform, gleiche Reti- gioas- Freiheit, Aufhebung des Zehnten und jeder Zwangszad- lung für die Anglikanische Kirche u. \. w.

Bie die Erbitrerung der Parteien und gechässige Perjd1- lichkeiten den übrigen Verhandlungen des ‘Parlaments überal hinderlich und nachtheilig wurden, so au in Betreff des Lord Durham und der Kanadischea Angelegenheiten. Von alle: Seiten trafen die Nachrichten ein, daß er mit aller Umsicht und Mäßigung die ausgedehnte Bewalt, die ihm übertragen worden, anwende und zur Beruhigung der Kolonie auf das beste wirke; dennoch erfuhr er im Parlament die härtesten Angrifse und mußte auf den Vorschlag Lord Brougham's den Vorwurf er- fahren, seine Vollmacht überschritten und die Gesetze in seinem Verfahren gegen mehrere Aufrührer verleßt zu haben (worüber die Rechtsgelehrten aber nicht einmal einig waren); jedoch ert: sühnte man ihn zugleich durch eine Indemnitäts-Bill (230, 2362.

Wenn die Minister in den bisherigen Verhandlungen iz eine ungünstige, schwere Stellung gebracht waren, so bereite sich ihnen für die Zukunft neue verwickelte Aufgaben neben den alten vor. Der Kampf der großen Grundbesiber, der konserva: tiven Partei, und der Gewerbthätigkeit, der reformirenden, kün- det sich schon an, über die Frage der Korngeseße neu und hef- tig zu entbrennen, und eine Meinungs - Verschiedenheit scheint sich selbs im Schoße des Ministeriums hervorzuheben (242). Von den Blättern, die ihm als Organe dienen, drückt der „Cou- rier‘‘ die liberalste Gesinnung dessclben aus und schließt sich der Bcewegungs- Partei mehr an; der „Globe‘/ dagegen der konser- vativen, während die „Morning Chronicle“ die Mitte hälc. Sie stimmt mit dem „„Courier“/ in Betreff der großen Hand- werker- Versammlungen úberein, deren Haupt - Thema die ge- heime Abstimmung bei Parlaments-Wahlen und die Korn- Geseße bilden. Der „Courier‘/ stelle das Verderbliche der seßten dar und ermuntert zu Vereinen, die mitwirken sollen, das Parlament zur Aenderung derselben zu bewegen (245). Eine andere Agitation wird von einem gewissen Oastler wegen des neuen Englischen Armen-Gesetzes angeregt, auf Lord Broug-

am’s Autoritát sich stúbend, der cs als verfassungswidrig er- lärt habe. 50 bis 100,000 Menschen sammeln sich um ihn. Die Gesetze erscheinen ihnen zu hart für die arbeitsscheuen Ar- men (246).

Die auéwärtige Politik hat, außer den allgemeinen Euro- päischen Jnteressen, jeßt besonders einen eigenthümlichen Punk: im Auge: Rußlands Einfluß in Persien und Besorgnisse fär Ostindien von dorther. Während der Schach von Persien He- rat belagert und durch den Englischen Gesandten sih nicht von seinen Unternehmungen gegen den Persischen Meerbusen hin abbringen läßt, bemächtigen sih Englische Truppen Abuscher s, was als fester Punkt in dem Meerbusen kommerzielle und poli- tische Vortheile verheißt.

Jnmitten dieser stürmischen Vorgänge erblicken wir eine ruhige, glänzende Erscheinung: die Krönung der jungen Kd- nigin Victoria am 28. Juni, bei welcher sich der Reichthum und Geschma aller Länder darzuthun Gelegenheit fand.

Die Sibkungen der Kammern in Frankreich waren von etwas kürzerer Dauer: sie währten vom 13. Dezember v. J. bis zum 12. Zuli d. J. Es wurden 111 Geseb- Entwürfe in der Deputirten-Kammer angenommen, 3 amendirt, 24 verwor- fen (198). Jn unser Quartal fällt von den wichtigen Verhand- lungen hier nur noch die Annahme des Budgets für 1839, welches ade an 1109 Mill. Fr. hinaufsteigt (205). Von den äbrigen besonders vorzuhebenden Gegenständen, die aber jenseit unserer Gränzen liegen, wollen wir nur an nachstehende erin- nern: N) Die Eisenbahnen (auf die wir unten noch einmal zurückkommen werden), die lange Diskussionen herbeiführten, zunächst über die Frage, ob die Regierung einige bauen solle, oder ob sie alle den Actien: Gesellschaften besser zu überlassen wären; eine Frage, wo sich Grundsáße der National - Oekono- mie und der Politik berührten und der Associations-Geist über die Jnteressen der Regierung den Sieg davontrug. 2) Die Verhältnisse Algiers. Hier sind keine wesentlichen Verände- rungen vorgegangen ; neue Diskussionen sind aber zu erwarten, denen der Brossardsche Prozeß frische Nahrung geben wird, in- dem man die ärgsten Mißbräuche in der Verwaltung der Ko- lonie durch ihn aufgedeckt zu sehen glaubt und von der Kam- mer erwartet, daß sie sich auf das ernsilichste mit den An- gelegenheiten der Kolonie beschäftigen werde. 3) Der An- trag über die Konversion der dprocentigen Renten reicht in seiner Verwerfung durch die Pairs - Kammer (25. Juni Nr. 182) bis in unsere Periode. Dieser Gegenstand komme ohne Zweifel in der nächsten Session wieder zur Verhandlung. Seit dem Jahre 1832, wo er durch den Finanz-Minister Hu- mann zuerst angeregt wurde, hat er zu vielfachen Debatten An- laß gegeben. Für die Herabseßung dieser hohen Zinsen wurde der natürliche Grund angegeben, daß dem Ausgabe-Budget eine bedeutende Ersparung erwachsen müsse, und daß billigerweise die Vortheile, welche der Fall der Zinsen der Jndustrie ge- währt, auch der Staat in Anspruch nehmen müsse. Nur wäre eine angemessene Zeit für diese große Maßregel zu ersehen. Nach den Ansichten der Minister war eine solche immer noch nicht eingetreten. Es kam dabei auf zwei Momente an, auf die sinanziellen und die politischen Verhältnisse. Die leßten er- schienen den Ministern noch immer als hinderlich: Man dürfe sich in eine so große Verwikelung der Finanz - Angelegenheiten nicht einlassen, da der politische Horizont noch hie und da trübe sey und Frankreichs Stimme und Gewicht dadurch bei den po- litischen Verhandlungen an Wirkung verlieren müsse. Andere Entgegenstellungen, daß es vom juridischen Standpunkte

aus unzulässig, ein Unrecht gegen die gegenwärtigen Renten- Besiger, als Verleßung eines Vertrages, wäre, so wie daß von Seiten der Staats-Berwaltung kein wesentlicher Vortheil dadurch erreicht und die dentlichen Anstalten, fcommen Stif- tungen und das Wohl und Wehe vieler Einzelnen durch eine solhe Maßregel hart betrofsen werden müßten; wurden in der Deputirten-Kammer leichter zurückgewiesen. Ende lih mußten die Minister hier auch in Hinsicht der äußeren Politik und des finanziellen Zustandes, oder des Zeitgemäßen der Maßregel, weichen und beistimmen; fanden aber Beistand in der Pairs-Kammer, indem diese das Gefeß verwarf. Nachdem diese idre politischen Arbeiten becndet hatke, wurde sie noch in der Cigenschaft als Gerichtshof einige Zeit zu- rúgehalten. Am 28. Juni konstituirte sie sich als solcher in dem rozeß des Lieutenant Laity, über seine Darstellung der Straßburger Ereignisse (184), und am 16. Juli verurtheilte sie ihn (196). Laicy wurde zuerst als das Werkzeug für die eiteln Plâáne Louis Napoleons gezüchtigt; das ganze Getriebe, Volk und Heer zu verführen, kam an das Tageslicht; wenn es auch der Regierung keinen Umsturz bereiten mochte, so nàáhßrte es doch die Gäßrung und konnte zu Bewegungen endlich treiben und jo vielfacz verderbliche Felgen haben. Wenn aber diejen Um- trieben und Anreizungen ein Ende gemacht werden solite, {o war der Anlaß dazu zu entfernen. Louis Napoleon mußte also aus dec Náhe Frankreichs verbannt werden; und so galt ihm eigentlich die große Wichtigkeit, welche der Laityschen Broschüre gegeben wurde. Aber die Schweiz zeigte sich nicht geneigt, den Wünschen Frankreichs zu willfahren. Louis Napoleon war Bürger von Thurgau, und weder dieser Kanton noch die Tags saßung wollten ih verbannen. Man glaubie, scin Recht wahs- ren zu müssen; scine Souverainetät durch die Zumuthung des Nachbarn verlest; man wollte dort nicht die völkerrectlichen Forderungen anerkennen, daß cin befreundeter Staat nicht an seiner Gränze irgend weiche nachtheilige Machination oder gar Angrifse gegen den anderen dulden dürfe; man stellte das Schweizerische Staatsrecht und noch Engeres, das Kantonal- und Tg ie Recht jenen gegenúber. Bei der Thurgauer Gerichtsbackeit sollte Frankreich sich beshweren. Frankreich will seinen Forderungen durch alle Mittel, die ihm zu Gebote stehen, Nachdruck geben und droht im äußersten Fall mit Krieg. Die Tagsazung hat die weitere Verhandlung der Sache am 3. September auf vier Wochen verschoben (252). Nach Amerika hin ist Frankreich in diesen drei Monaten fsortwäh- rend in der drohenden Stellung gegen Mexiko und Bue- nos: Ayres geblieben; die Blokade hat fortgedauert, aber ohne Resultate herbeizuführen; es sind Verstärkungen abgegan: gen, und nun dürften in der nächsten Zeit dort Ereignisse zu erwarten seyn.

Als friedliches und freudiges Ereigniß, welches große Fest- lichkeiten begleiteten, is zunächst die Geburt des Prinzen Louis Philipp Albert, Grafen von Paris, am 24. August hervor- zuheben. Die Anrede des Erzbischofs an den König, bei dieser Veranlassung, in welcher Wünsche für die Wiederherstellung der Einheit und Allgemeinheit der Kirche eingewebt waren, gab dem größten Theile der Französischen Presse vielfache Ver- anlassung, sich über die kirchlihen Angelegenheiten auszusassen, so wie bald darauf auch die Päpstliche Bulle, welche nebst der Königl. Ordonnanz wegen Errichtung eines Bisthums ín Algier am 4. Sept. bekannt gemacht wurde C202 7.

In Betreff der ständischen Angelegenheit Deutschland, fo sind die Divergenzen der Regierung und der Abgeordneten Veranlassung geworden, in zwei Staaten die Verhandlungen abzubrechen. Am 29. Juni wurde zu Hannover die Stände- Versammlung vertagt úber die Frage wegen der neuen Verfas- sungs - Urkunde. Ein großer Theil der zweiten Kammer hielt an dem Staats-Grundgeseße von 1833 fest, wofür auch Städte bei der Bundes-Versammlung petitionirten (182 ff.), aber von dieser abgewiesen wurden (265). Zu Kassel ward die Stände- Versammlung am 12. Juli entlassen, deren Verfahren, zunächst in Betreff der Rothenburger Quart, die Unzufriedenheit der Regierung erregt hatte.

Die Verhältnisse zwischen den Niederlanden und Bel- ien sind wéhrend dieser drei Monate unverändert geblieben. n Aufregungen haben es unterdessen die Parteien in Belgien

nicht fehlen lassen, die sowohl von der weltlichen, wie von der geistlichen Seite ausgingen, wovon die leßten sih an weiter rei- chende Pläne anknüpften. Den höchst verwickelten Knoten mit dem Schwerte zu durchhauen, zeigt sich als ein lebhafter Wunsch, aber der feste Wille der Großmächte hält den Ausbruch des kriegerischen Muthes zurück. Die gleiche Spannung und Be- drohung mit Krieg von Seiten Aegyptens und der Pforte schien wieder einmal nahe daran, gegen den Willen der bethei- N Mächte in einen offenen Kampf übergehen zu wollen; aber Mehmed Ali ließ sh doch wieder rathen. Der Aufstand in Syrien war dazu damals noch nicht gedämpft, und wenn in Arabien auch die Sachen besser standen, und, wie es heißt, das Geld autgerichtet habe, was das Schwert nicht vermochte, wenn wirklich der Plan gefaßt ist, von dort aus Bagdad anzugreifen, so würde jet ein Angriff des Vice-Königs doch nicht den rechs ten Zeitpunkt gewählt haben. Während in Aegypten das alte Monopol - System der Regierung in seiner ganzen Härte fort- dauert, geben mehrere Anordnungen der Pforte den Beweis, wie die neuen Verwaltungs - Grundsäße dort immer größeren Eingang finden, indem der Ackerbau und der Handel mehr und mehr von den früheren Beschränkungen befreit werden. Als ein Ereigniß von“ hoher Europäischer Wichtigkeit gehört noch hierher die Einführung der Quarantaine- Anstalten, zu deren ersten Einrichtung Oesterreichische Beamte erbeten worden sind.

Der Geist der Staatskunst unserer Zeit ist nicht mehr ein friegerischer, gewaltthätiger, der in äußeren Erwerbungen das Höchste, seine eigentliche Aufgabe und seinen Ruhm erkennt; -— der das Alt-Deutsch-Rdmische „Semper Augustus“ nicht mehr in „allzecit Mehrer des Reichs“, sondern in: „immer erhaben, hochsinnig//, übersezen würde. Die allseitige innere Entfal- tung, die Förderung des geistigen und sinnlichen Wohles der Völker ist sein edleres und das wahrhaft - ver- nünftige Bestreben. Die Fortschrinte aller Art hängen aber auf das engste zusammen; das Materielle und das Industrielle insgesammt bildet die Grundlage der geistigen Blúthe. Jenen dient wieder als das wesentlihste Hülfs- und Unterstüßungs- Mittel der erleichterte und beschleunigte Verkehr.

Zu diesem gehört aber wesentlich zweierlei: 1) Befreiung von allen Hemmungen und 2) Erleichterung und Erweiterung der Communications - Mittel. Was den inneren Handel und Verkehr überhaupt in Hinsicht des ersten Punktes betrifft, so

at sch die Wahrheit, daß er den auswärtigen vielfach an

ichtigkeit übertrifft , wohl meist durchgekämpft, und hier sind auch fast überall möglichst alle Hindernisse, die sonst auf Wasser- und Landwegen die Provinzen und die Städte gegeneinander

aufstellten, hinweggeräunit. Aber nicht eben so hat der aus:

O I I I E

P