1838 / 318 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

î l Y À 4 L H #2 /

sf FF2

s Be as

R

wesentlichcea Jnhalt desselben. Der eíne besagt, daß nach ge- meinschaftlicher Uebereinkunft der Französische Text des Traktats von Seiten Oesterreichs als das Original betrachtet werden solle. Der andere giebt Erklärungen über den Wortlaut ein- zelner Artikel.

In der Mittheilung des Handels - Traktats zwischen der Pforte und England, wie dieselbe von ôdffeatlichen Blättern ge- geben worden, soll beim Tten Artikel, wo die Pforte sich bereit erklärt, die Vortheile des Traktats auh auf andere Staaten auszudehnen, der wichtige Zusaß fehlen, der diese Ausdehnung angeblich von dem Wunsche und der Verwendung der Englischen Regierung abhängig macht. Auch soll der besagte Traktat nicht aus 8, sondern nur aus 7 Artikeln bestehen, zwei p EEE enthalten.

Das Band zwischen Frankreih und England scheint immer lockerer zu werden; in einem Schreiben aus Konstantinopel, welches die Morning Chronicle mittheilt, wird erzählt, Admiral Roussin habe, jedoch vergebens, darauf bestanden, es solle in dem neuen Handels : Traktat zwischen England und der Ds eine Bestimmung wegen Anerkennung der von Mehmed

{i in Aegypten und Syrien eingeführten Handels - Monopole aufgenommen twerden, und in ihrem heutigen Blatte enthält dieselbe ministerielle Zeitung folgenden gegen die feindseligen

dagegen aber noch

Aeußerungen der Franzdsischen Presse gerichteten Artikel: „Nicht ohne einige Verwunderung haben wir emar, wie ein Theil der |

Französischen Blätter, der noch dazu mit der Regierung in Ver- bindung zu stehen scheint, allen Crnstes die Frage erórterte, od die Allianz mit England auch zweckmäßig sey. Und mit mehr als

Verwunderung haben wir gesehen, wie ein Schriftsteller, der | in Beziehungen zu der Französischen Regierung steht, die Ar- |

gumente fúr und gegen die Allianz mit England abwiegt und in die andere Schaale diejenigen für und gegen eine Allianz mit Rußland wirft. Mehr die Zeit, in welcher solche Meinun- gen dargelegt werden, als diese Meinungen selbst, veranlassen uns, darauf Rúeksicht zu nehmen. Auch haben wir gar nicht die Absicht, auf eine Diskussion âber einen solchen Gegenstand einzugehen, da wir wissen, daß zwischen Frankreich und Rußland keine Allianz, wenigstens in diesem Zeitalter nicht, edeihen kann, die jenen Ländern selbst nüßlich oder ihren Nachbarn chädlihwerden könnte. UnsereAl sicht ist, ein einzelnes Argument her- vorzuheben, dessen sich die Französische Presse zubedieneu pflegt. Der

Hauptgrund, der, in Erwartung eines Konflikts zwischen Eng- |

land und Rußland, gegen die Zweckmäßigkeit einer Allianz mit ersterem Staate vorgebracht wird, ist der aubnehmend Franzd- sishe Grund, daß dadurch Frankreih die Nothwendigkeit auf- erlegt würde, England in cinem Kampfe um rein Englische Jn- teressen zu unterstüßen. Nun hat aber die Eitelkeit im Bunde mit der Selbstsucht niemals einen größeren Jrrthum -begangen. Wir haben zu bestimmte Versicherungen, sowohl mündliche als thatsächlihe, daß weder das Blut noch das Geld Frankreichs auf etwas Anderes als auf die Förderung Französischer Inter- essen verwendet werden wird, als daß wir auch nur einen Augenblick annehmen kdnnten, ein Britischer Staatsmann werde sich des Îrrthums s{huldig machen, auf Französischen Beistand zu rechnen, wenn es gilt, rein Englishe Înter- essen zu fördern. Sollte England in Streit gerathen, sey es mit einem großen Reiche oder mit einer kleineren Macht vierten oder fünfren Ranges, so wird es den Kampf ausfech- ten, ohne die Großmuth Frankreichs zum Schuße fär rein Englische Zwecke in Anspruch zu nehmen. Mögen unsere Nach- barn sih nicht beunruhigt fühlen durch die Aussicht, daß die Allianz mit uns ihnen lästig werden kônne. Mögen sie sich ver- sichert halten,- daß, wenn Jndien bedroht ist, Indien ohne die Hülfe Frankreichs geshütt werden wird. Wollen wir überdies aus der besonderen Klugheit Schlüsse ziehen, mit welcher der Monarch Frankreichs bis jest es zu verhindern gewußt hat, daß seine Allianzen ihm lästig werden, so können wir kaum ver- muthen, daß sein Eifer für Englische Juteressen ihn thätigen Feindseligkeiten von Seiten Rußlands oder irgend einer ande- ren großen Macht aussetzen könnte.“

Ueber den Zustand der Dinge im Orient liest man in der ministeriellen Morning Chronicle: „Es sind allerdings, wie die „Morning Post‘“ berichtete, Depeschen Lord Ponsonby's vom 13. Oktober dieser Tage hier eingegangen, aber sie theilten nur mit, daß die Russen mit großen Rüstungen im Schwarzen Meere beschäftigt seyen, und daß unsere Flotte nicht müßig war. Die nähere Angabe, daß der Britische Admiral wirklich schon den Befehl erhalten habe, die Dardanellen zu passiren, beruht auf keiner offiziellen Autorität; frühere Nachrichten aber machen sie allerdings glaublih. Was die Verhältnisse in Asien anbe- langt, so sind die Bestunterrichteten der Meinung, daß die Russen, sobald sie dur die raschen Maßregeln des General- Gouverneurs von Jndien mit Hinsicht auf Kabul ihre Pläne gänzlich vereitelt finden, die Afghanen sich selbst überlassen wer- den. Die Russen wußten vermuthlich nicht, daß der General- Gouverneur von Jndien eine eigene Weste beherrscht, und daß sein Sysiem nothwendiger Weise von anderen Regeln geleitet seyn muß, wie die, welche die Regierung des Mutterlandes zu beobachten hat. Umringt von den schwachen, launischen Regie- rungen des Osten, muß man natürlich schnell handeln, und der Beherrscher Rußlands hat daher in seiner unumschränkten Macht feinen Vortheil über den Gewalt - Inhaber in Judien. Die Schifffahrt auf dem Jndus und die Mittel, auf Rund- {hit Sing zu wirken, die wir besißen, wird die Einnahme von Kabul verhältnißmäßig zu einer leichten Sache machen, und wenn die Afzhanen einen so überzeugenden Beweis von der Energie der Indischen Regierung erhalten, so werden sie wohl einsehen, wie vergeblich ihre A Naa auf Rußland seyn müssen, und den von dort kommenden Vorschlägen gewiß ihr Ohr verschließen. Uebrigens haben sich die Russen wohl noch nicht so weit mit den Afghanen eingelassen, daß sie niht mehr zurück könnten.“

Die Texianische Regierung soll iße Gesuch um Aufnahme der Republik- Texas in die Union der Vereinigten Staaten förmlich zurüfgenommen haben. Die Indianer im Westen des Mississippi bedrohen Texas mit einem Angriff, und die Trup- pea der Vereinigten Staaten scheinen sich dabei ganz neutral verhalten zu sollen.

Belgien.

Brúfsel, 10. Nov. Die (kürzlich erwähnte) in Paris unter dem Titel „das le6te Protokoll‘/ über die Belgiiche Re- volution erschienene Schrift rührt, wie hiesige Blätter versichern, von dem ehemaligen Legations - Secretair der Belgischen Ge- sandtschaft in London, Herrn Wallez, her, der jezt wegen Schul- dew (m Gefängnisse St. Pelagie in Paris eingesperrt seyn soll.

Schweden und Norwegen.

| an denen Ero. Königl. Hoheit vor fünf Jahren die Stadt Ber-

| unvergeßlihe Beweise Jhrer wohlwollenden Gesinnung gegen

ur Reife |

- S

manusdorf, auf sein Ansuchen, von der provisorischen Verwal- tung des Hof- Kanzler - Amtes entlassen und dieselbe dem Kabi- nets: Secretair Jhre übertragen. Herr v. Hartmannsdorf wird dagegen einstweilen die Functionen des auf ein Jahr beurlaub- ten Landes- Hauptmann von Calmar, Nordenanker, versehen.

Christiania, 3. Nov. Se. Königl. Hoheit der Kron- prinz hat der Stadt Bergen sein Portrait zum Geschenk ge- macht und seibiges mit folgendem Schreiben begleitet: ¿Nach meinem leßten Aufenthalt in Norwegen erhielt ih, als Beweis der freundschaftlichen Gesinnung gegen mich, ein mir von der- selben zugeeignetes Gemälde, eine Ansicht von dieser biederen und meiner Erinnerung stets nahen und theuren Stadt darstel- lend. Bei Empfang dieses Beweises von Bergens Wohlwollen gab ih die Absicht zu erkennen, ihr mein Bild als Andenken von mir und meines Aufenthalrs daselbst zu schenken. Da nun dieses Bild an seinen Bestimmungsort abgeht, wo es vermuth- lich zugleich mit diesem Briefe eintreffen wird, gedenke ih mit Wohlgefallen aller Bande der Freundschaft, Ergebenheit und Theilnahme, die mich an das edle Norwegische Volk kaäpfen, von welchem die Einwohner Bergens einen so achtbaren Theil ausmachen. Es tgereict mir zur theuren Pflicht, meinen Kindern diese Gefühle einzuprägen, und indem ih auf diesem Bilde zugleih meinen áltesten Sohne habe darstellen lassen, habe ih damit andeuten wollen, daß meine Liebe für Norwegen in die jungen Herzen | meiner Sprößlinge verpflanzt ist. Jch benuge mit Freuden | diesen Anlaß, um meine aufrichtigen Wünsche fär das Wohl | der Stadt Bergen und ein beständiges Wohlergehen ihrer Ein- wohner zu wiederholen.“/ Das hierauf erfolgte Danksagungs- Schreiben des Magistrats und der Stadt- Aeltesten lautet wie folgt: „Gnädigster Kronprinz! Die Ecinnerung an die Tage,

gen mit Jhrer hohen Gegenwart beehrt, knüpft sich an so viele

die Einwohner dieser Stadt, daß sie für uns niemals entschwinden kann. Einen neuen Beweis dieses Wohlwollens, welches die Erinnerung an jene Tage noch mehr verschôönert, haben Ew. Königl. Hoheit dieser Stadt dadurch gegeben, daß Sie ihr das neulih erhaltene, in Composition und Ae eugg gleich aus- gezeichnete Portrait geschenkt, wodurch sich Ew. Kdnigl. Hoheit neue Ansprüche auf den Dank und die Ergebenheit aller Ber- enser erworben haben. Sowohl durch dieses seltene wahr- haft Fürstliche Geschenk, wie durch . die gnädige Mitthei- lung, von welcher es begleitet war, empfindet die Stadt Ber- gen das Glück, in der Erinnerung Ew. Königl. Hoheit zu leben, ein Gut, welches zu verdienen, wie wir Ew. Königl. Hoheit sich überzeugt zu halten ersuchen, die Einwohner diefer Stadt jedes Standes und Ranges sich stets zur Ehre, welches sich aneignen zu dürfen, sie sich stets zum Stolz anrechnen wer- den. Schon durch die Nachricht, daß dieses einem jedem Ber- genser so theure Bild an scinen Bestimmungsort abgegangen sey, wurde die freudigste Erwartung geweckt. Wie sehr aber wurde diese übertroffen, als das Bild heute durch mich, Stifts- Amtmann Hagerup, im Beiseyn mehrerer Mitbürger, der Stadt auf dem Rathhause übergeben wurde, wo es aufgestellt ist und von dem unterzeihneten Magistrat und Aeltesten Namens der Stadt entgegengenommen wurde. Tief und lebhaft erkennen wir diese theure Gabe Ew. Königl. Hoheit an, doppelt theuer, weil sie sowohl Jhv eigenes als Jhres ältesten Prinzen treues Abbild wiedergiebt. Aber nur matt vermögen wir im Namen sämmtlicher Einwohner der Stadt die Gefühle der Dankbarkeit und der Hingebung fr die Person Ew. Königl. Hoheit zu äu- ßern, welche aus den Herzen der Bergenser niemals {winden wird.

Deutschland.

München, 10. Nov. (A. Z.) Dem Vernehmen nach ga Herr Professor Görres die auf ihn gefallene Wahl eines

phorus abgelehnt.

Die Königliche Regierung hat durch ein Umlaufsschreiben vom 13. Oktober den Behörden der Pfalz aufs Nachdrüeklichste eingeshärft, darauf zu sehen, daß die Lehrer und Schulgehül- fen 1) die Wirchshäuser und Tanzbdöden und namentlich die Kirmessen vermeiden, 2) daß kein Lehrer auf die Jagd gehe oder gar Jagden pachte, weil die Erfahrung gelehrt habe, daß aus solchen Jägern nichts werde, 3) daß die Schullehrer sich einfach und ihrem Stande gemäß klciden, am allerwenigsten aber sich in Backen- und Halsbärten zeigen, wie dieses Jahr vorgekommen sey. Wer dergleichen Abzeichen nkcht ablege, sey ohne Weiteres zu suspendiren.

Erlangen, 7. Nov. (A. Z.) Unserer Universität drohte der {were Verlust eines unserer ausgezeichnetsten Lehrer. Professor Dr. Olshausen, welcher vor vier Jahren von Königs- berg hierher berufen worden war, hatte zu gleicher Zeit ges höchst ehrenvolle Vocationen nah Gießen und Kiel erhalten, und der Ruf an die lebtere Universität, seine Vaterstadt, war unter solchen Verhältnissen und Bedingungen etfolgt, ‘daß es Professor Olshausen sehr {wer werden mußte, denselben abzu- lehnen. Der akademische Senat hielt es für Pflicht, die Re- ierung von dem drohenden Verluste in Kenntniß zu seten. An Folge dieser Anzeige hat Se. Majestät der König dem Professor Olshausen durch den Minister des Innern den be- sonderen Wunsch ausdrücken lassen, seine Wirksamkeit der hiesi- gen Universität zu erhalten, und denselben in Anerkennnug sei- ner großen Verdienste zum Geheimen Kirchenrath ernannt. Professor Olshausen glaubte diesem Wunsche seines Monarchen ent‘prehen zu müssen, und wird zur allgemeinen Freude hier bleiben. Äls besonders günstig müssen wir .auch die Berufung des Professors Dr. Stromeyer aus Hannover, an des früh ver- storbenen Jägers Stelle, betrachten; -er befindet sich bereits seit einigen Wochen hier, und hat die Direction der chirurgischen Klinik übernommen. Die Leistungen dieses Mannes im Felde der operativen Orthopádik haden ihm bereits einen weit über Deutschland hinausgehenden Ruf verschafft; besonders haben die glänzenden Erfolge seiner Operations- Methode des Klumpfußes inEngland und Nord-Amerika große Anerkennung géfuuden. Diese Methode ist um so interessanter, als sie, auf rein physiologischen Grundsätzen beruhend, eines der sprechendsten Zeugnisse für den Werth der gegenwärtigen Richtung der Physiologie und ihres Einflusses auf die praktische Medizin it. Jm Jahre 1836 kam ein Englischer Arzt uad Lehrer der vergleihenden Anatomie, Dr. Little, von London nah Berlin, um sich von Diesfenbach seinen Klumpfuß heilen zu lassen; dieser schicke ihn mit einer Empfch- lung nach Hannover an Stromeyer; wenige Wochen nachher sprach Dr. Litile, geheilt von seiner Mißbildung, bei Dieffenbach wieder ein. Dieser glänzende Erfolg machte einen solchen Ein- druck auf den großen Operateur, daß er sogleich seine ausge- dehnte Praxis benußte, um Stromeyer's Verfahren zu prüfen.

und Fürst Talleyrand hatten Klumpfüße und starben Ungehej Astley Cooper , der größte Wundarzt Londons, äußerte sich , gen Pr. Little, der nun Stromeyer's Verfahren nah Engl, verpflanztez: „Lord Byron would have given half his fortune | have been cured’”, und fügte hinzu, daß er nichts mehr bekla, als daß Dr. Stromeyer nicht um zehn oder zwanzig Jahre fj her aufgetreten sey „he wouli have spoiled Lord Byron U oel”, L Leipzig, 12. Nov. Bei dem unausgeseßt {d Porbsimertoe sind die Fahrten auf der Eisenbahn von hier n tachern, Wurzen, Dahlen und Oschaß immer noch sehr h sucht, so daß die wöchentliche Einnahme nicht unbedeurend \ und manchen Sonntag wohi eine Einnahme von 800 Rihir gemacht werden mag. Daß man sih hierbei nur auf Verm thungen verlassen muß, is für die ganze Unternehmung nig gut, denn dieser Röcfhalt erregt unwillkürlich Mißtrauen, unbegründet es au seyn mag. Allein bei dem Schwan und Sinken der Eisenbahn-Actien (sie sind mit 893/, pCt. y tirt und fr 8W' pCe. zu haben), bei dem baldigen Aufhiy der Einzahlungen (die I9te ist auf den 24. November, die Aj und leßte auf den 19. Januar 1839 angeseßt) und bei der h ewißheit fester Einnahme von der Bahn, die immer höôchst icher bleibt, so lange das zweite Gleis nicht gelegt und h StreFe der Magdeburg - Halle - Leipziger Bahn entgegen nit gebaut ist (es sind bereits 250,000 Rthlr. in Eisenbahn-Kass Anweisungen ausgegeben, und ist nur noch eine gleiche Sun übrig), sollte alles Mögliche von dem Direktorium, von de Ausschusse und von ähnlichen Justituten gethan werden, yj das Vertrauen neu zu beleben, zu erhalten und zu befördern,

O esterreich.

Wien, 10. Nov. Se. Majestät der Kaiser haben h Breu Unterthanen, Brüdern Ferdinand und Christo rafen von Spiegel zum Diesenverg und Hauxleben, als Y sigern der Herrschaft Wishenau in Mähren, das Jncolat Böhmen, Mähren und Schlesien zu verleihen und zugleich if Ee unter die Grafen des Oesterreichischen Kaiserstaat ewilligt.

Wien, 10. Nov. Die ín diesen Tagen hier ei gegangene Nachricht von dem pldblichen Tode des würdig und um das Gemeinwohl Deutschlands wie seiner Vaterst vielfach verdienten Bürgermeisters Thomas in Frankfurt a. Y hat in den hiesigen höheren Kreisen, in welchen die Wirfksa keit dieses ausgezeihneten Staatémannes gerechte Wärdigu fand, allgemeines und lebhaftes Bedauern erregt.

Aus Venedig wird geschrieben, daß der Russische Bu schafter am Kaiserl. Oesterreichischen Hofe, Herr von Tatitsches in dieser Stadt angekommen und die ndthigen Vorkehrunge zum Empfange des Großfürsten Thronfolgers treffe. Der Prin beabsichtigt, bis Mitte Dezember in Venedig zu verweilen, s dann den Rest des Winters. in Rom und Neapel zuzubringy und im Frühjahr Wien zu besuchen, um von hier aus die reits in diesem Jahre beabsichtigte Reise nach England, H land u. \. f. anzutreten.

Herr van der Straaten- Ponthoz, in früherer Zeit Sect tair der hiesigen Belgischen Gesandtschaft, und gegenwärtig als Geschäftsträger Belgiens bei den Höfen von Stockholm url - Kopenhagen akkreditirt, ist mit Urlaub hier eingetroffen.

Gestern traf die Nachricht von dem Tode des Kaiserliche Gesandten an den Höfen von Kassel und Braunschweig, Baro! Hruby, hier ein. Herr von Hruby begann die diplomatis Laufbahn zu Berlin, als Fürst Metternich (damals Graf) do Gesandter war. Bald nachher sahen wir ihn als Geschäststrif ger in Stuttgart, hierauf zu München in außerordentlich( Mission und bereits im 36sten Jahre als Gesandten am Groß herzogl. Badenschen Hofe, ein Posten, den er später mit Kas sel und Braunschweig vertauschte. Als Sohn eines Advokati in Prág und keiner vornehmen Familie angehörend, verdankte V ron Hruby seine rasche Carriere einzig seinen Kenntnissen uy ausgezeichneter Dienstgewandtheit. Ueber die Wahl sein Nachfolgers hat bisher noch nichts verlautet.

Gestern traf Graf Ficquelmont, Oesterreichischer Botschaft am Russischen Hofe, aus Jtalien hier ein; er wird bereil morgen seine Reise nah St. Petersburg fortseßen. Seine Gi mahlin und seine Tochter bringen den Winter in Rom ur! Neapel zu.

Die lebte Triester Fahrpost ist bei Planina, der lebte Station im küstenländischen Gebiete, hart an der Krainsh Gränze, von Räubern überfallen und geplündert worden. Du Condücteur und der Postillon wurden hierbei schwer verwund( Gestern fand im Kärnthnerthor- Theater die erste Vorstd lung der eben angekommenen Französischen Schauspieler: Gesel haft unter Leitung des Herrn Doligny statt. Das Publikun war zahlreich versammelt und nahm die Leistungen des Herr! Josse, welcher den Gamin de Paris spielte und hierbei sein Vor bild, Mr. Bouffé vom Gymnase, sehr glülih erreichte, ml großem Beifall auf. Dieser Gamin wird uns nach gerade meh, als noth thut, geboten. Neben dem echten Gamin, den gestern über die Bretter wandeln sahen , trieb schon lange dit „Pariser Taugenichts“/ sein Unwesen. Nun ist noch ein andt rer Halbbruder, „Julius, der Straßenjunge“/, in einem def Vorstadt-Theater aufgetauht. Dies beweist entweder, daß dis dramatische Poesie in Deutschland mehr als- je brach liegt, odtss daß die vielfach angekündigte Welt-Literatur sich bei uns zuerß auf_der Bühne, und zwar durch solche traurige Erscheinungen, manifestircen wolle. Wie anders könnte man sich sonst erklären daß jener Gamin, der am Ende doch nur in seinem Zusammen hange_ mit der Oertlichkeit von Paris verstanden werden kant auf unseren Theatern in mehr oder minder verfehlter Verdeut hung Glück machte, und nun im zweiten oder dritten Jaht ih als gutes „Zug- und Kassen-Stück“ auf den Brettern et hält? - Äber das Deutsche Schauspiel hat längst jenen Stand punkt verlassen, auf welchem es, so lange es ihn zu bewahret verstand, zu einem nicht unbedeutenden Antheile an der Erzie hung und Bildung des dffentlichen Kunst-Urtheiles berufen war. Die Zeiten sind vorüber, wo die auszezeichnetsien Geister Deutsch! lands es nicht vershmähßten, das Theater einer ernsten Würdi gung zu unterziehen. Die Theater-Kritik befindet sich nicht meh! in denselben Händen, das Deutsche Schauspiel ist nicht mehr eine Schule des guten Geshmackes, und die Schauspieler tra gen, wenigstens die meisten, den Namen Künstler mehr als ein ererbtes Gut, denn weil ein geläutertes Urtheil ihnen: denselben e N geneigt seyn könnte. Wir werden hierauf zurü ommen.

Spanien. Madrid, 3. Nov. Dem Vernehmen nach, wird der Ge/

Stoéhwolim, 6. Nov. Se... Majestät der König haben

den Staats - Secretair in Kirchen- Angelegenheiten, von Hart-

As Sommer 1827 hatte Dieffenbach {hon über 140 Klump- uße operirt und fast alle geheilt. Lord Byron, Walter Scott

neral Narvaez einen viermonatlihen Urlaub nehmen, um nach Andalusien zu gehen und sich daselbst mit der Bilduag der

x ehrere gefangene Karlisten erschießen zu lassen. Jn

‘lle dort befindlichen Gefangenen {chnell einschiffen ließen.

Armee zu beschäftigen. Der Marquis de las Amaril: L mit Le Brigade in Madrid zurückbleiben.

n Alicante und Murcia haben sich am 28. und 29. Of-

ober die Vorfälle in Valencia erneuert, die National - Miliz

zu den Waffen und die Behörden wurden gezwungen, artagena

eugten die Behörden ähnlichen Auftritten dadurch vor, daß sie Man glaubt Agen daß das gegenwärtige Kabinet- von

ven Cortes, die am Zten sich versammeln sollen, nicht unterstügt werden wird. i Griechenland.

Nachrichten im Giornale del Lloyd austriaco zufolge, war Jhre Majestät die Königin von Griechenland am Bord der Hellenishen Korvette ¿Amalie am 28. Oftobec glücklich in Nissolunghi angekommen, wo sie Se. Majejtát der König

bersits erwartete.

Brasilien.

Rio - Janeiro, 22. FAL Die Verhandlungen in den Kammern gehen in verselben Weise fort, wie sie ange- angen haben ; was das Ministerium haben will, geschieht un- »edingt. Jch schilderte Ihnen in meinem leßten Schreiben den heftigen Kampf, der sich über die Anwerbung fremder Truppen ntsponnen hatte; nachdem die Andradas alle Kraft ihrer Be- edsamkeit erschöpft hatten, beschloß die Kammer: „Die Ne- | ‘ierung wird ermächtigt, den normalmäßigen Bestand des Heeres von 12,000 Mann unter dringenden Umständen auf 15,009 zu rhöhen, und zu diesem Zwecke, wenn es nöthig ist, 3000 Fremde anzuwerben, und zwar nah ihrem eigenen Ermessen inzeln oder in formirten Corps, ihnen au Ländereien nach | volibrachter Dienstzeit anzuweisen.“ Aber noch hefcigere De- | atten folgten über deu leßten Artikel des Gesehes, wonach der | Minister Befugniß fordert, jeden unfähigen Offizier ohne Wei- | eres reformiren zu kdnnen. Als diese Forderung gar zu aus- chweifend gefunden wurde gab ihr der Minister cine mehr | egale und unverfängliche Fassung. „Das Gesez vom Jahre 1790 wird auch auf die Offiziere ausgedehnt, welche weniger | (8 20 Jahre an Dienstzeit haben.“ Aber dieses Geseh selbst | von sehr strittiger Anwendung. Schon als der Minister die | Entlassung: des General Leitao durch dasselbe rechtfertigen wollte, ; rflárte A. C. Andrada : Er wolle nicht leugnen, daß der Buch- | abe des Geseßes diese Anwendung gestatte; erwäge man aber, | pie billig die Verhältnisse, unter welchen das Gesel gegeben worden, so zeige sih, daß es vielmehr den Zweck gehabt , den alten Offizieren ihren Anspruch auf Pension zu sichern. Es war beinahe unvermeidlich, daß es bei der Diskussion zu höchst atalen Persdnlichkeiten kam, denn der Minister, um seine For- derung zu rechtfertigen, mußte sagen, daß das Offizier - Corps im Allgemeinen durchaus untauglich sey, und noch hefciger sprach dies sein Bruder Francisco Rego Barros aus; die Opposition dagegen e sich auf das Urtheil alter Generale, die gleich- falls in der Kammer sißen, und naturlich in ihren Aeußerun- gen sehr vorsichtig waren. Montezuma erklärte geradezu: Wie fann der Minister, der uichts weiter ist, als Jngenieur-Capi- tain, so kategorish über das Verdienst alter Generale urtheilen ? Der Minister seinerseits führte seine persdaliche Stellung als nen Beweis an, daß er nur des Landes Bestes wolle. Wenn morgen die Opposition an's Ruder kômmt, muß ich ir's gefallen lassen, verabschiedet zu werden! Am Ende siegte denn der Minister , als aber das Geseß zur dritten Diskussion am, nahm er selbst den Paragraphen zurü, und so war die chdune Zeit ganz uisonft vergeudet und die Stimmung ohne | Noth aufgeregt und verbittert worden. Von jenen 12,000 Mann ehdren zehntausend zur Linie; zweitausend sind be; immt für die Compagnieen von Rio doce, die pelos\res und ligeiros, es ind dies alles leihte Truppen, die eigentlih nur in verschiede- en Provinzen verschiedene Namen führen; ihr Geschäft in der Umgegend von Rio besteht hauptsächlich in dem Aufsuchen der zeflohenen Neger; sonst aber dienen sie meist in den Provinzen, o noch viele Ureinwohner herumziehen. Unwillkärlich erinnert an sich der Zeit, wo die Lichtensteinschen Dragoner sich den Namen: „Seligmacher“/ erwarben, wenn man hört, daß diese edestres hauptsächlich für die,„cathequese dos Indios“ bestimmt seyen. Freilich ist damit nicht gerade vorzugsweise religidser Unterricht gemeint, sie sollen gleichsam Militair-Kolonieen bilden, die ndöthi- enfalls die Pflanzungen vor den Einfällen der Jndianer s{hÜüßen, onsstt aber durch allmáliges Vordringen in die Wälder die Kul- ur ausbreiten und die Indianer an Ackerbau und feste Wohn- ige gewdhnen. Aber das nimmt sich wohl auf dem Papiere anz gut aus; wenn man aber die Wildheit der Ansiedler im Innern Süd - Amerika's kennt, aús denen doch jene Truppen gezogen sind, \o läßt sich begreifen, daß in der That nichts ge- | hieht. Im Frieden gebraucht man die ligeiros um Straßen | durch die Wälder zu machen, und greifen die Judianer an, so aht man gegen sie einén Vertilgungszug ganz in der alten | Weise. Immerhin ist ein solches Verhältniß zwischen Brasilia- ern und Säd-Ämerikanischen Wilden eher zu entschuldigen, als das Benehmen der Vereinigten Staaten gegen die dortigen Jn- | dianer. Wenn jene Truppenzahl nah unsern Begrifsen in gar feinem Verhältniß zu der Größe des Landes steht, so is zu'bedenken , daß ihr noch die National-Garde beizuzählen is, | nd bei den hiesigen Verhältnissen muß auf diese viel mehr Sorgfalt gewendet werden; denn sle bietet gerade das einzige Mittel, auf jedem Punkte des ungeheuren Gebietes stets eine \hlagfertige Mannschaft zu haben. Nach dem Berichte des Justiz - Ministers, zu dessen Departement sie gehöri, besibt das | Reich gegenwärtig in 63 Legionen 130,937 Mann, und dabei | fehlen noch die Angaben von fünf Provinzen. Allein meist exi- stirt sie zur auf dem Papiere; der Bericht von Vasconcellos klagt, daß es ihr fast durhgängig an Waffen fehle, und daß die vorhandenen meist E Doen. Und doch ist die dffentliche Sicherheit fast allein der National-Garde ‘anvertraut, wenn Empdrungen, wie in Bahia und San Pedro, die sstte- henden Truppen auf einen Punkt konzentriren; das Mi- nisterium ließ sich sogar - voriges Jahr ermächtigen, einen | Theil der National-Garde mobil zu machen, und hat auf diese Weise 2542 Mann detaschirt, meist zum Dienste in den Festun- en, um über die bea, s frei disponiren zu können. n Rio Janeiro hat die National-Garde, 6673 Mann stark, den ganzen Garnisondienst zu versehen, und außerdem

| ser Gelegenheit wird sich die Kammer dann auch

Scha6 abgeliefert.

| flüchtigen Kassirer und gegen seine die Angelegenheit vor die Kammer,

| Solche erst kürzlich [ men, | hat,

¡ ruhig seine

noch bis Mitternacht die ndthigen Patrouillen zu schicken, was nah Mitternacht die Permanentes eine Axt Gensdarmen -; thun. Es ist leicht einzusehen, daß der Kommandant der Na- | tional-Garde seine ganze Zeit dem Dienste widmen muß, und | es ist daher nicht mehr als billig, daß der Minister im dies: jährigen Budger eine Gratification für ihn gefordert und er- alten hat. Jm Ganzen. hat die Kammer 146 Contos für die ational-Garde, wovon 16 für die Residenz, bewilligt. Der

Uo

Etat für das Heer beträgt 3612 Contos, für die Marine 2663 Contos. E ey d ift noch der Haupttheil des Budgets, das Finanz-Ministerium, zu diskutiren.

-— Rio - Janeiro, 23. Aug. Während der lehten Debatten in unseren Kammern existirte so gut wie gar keine Opposition, was die Majorität durch eine Abänderung im Reglement bewirkt hat. Nach dem alten Reglement durfte je- der Deputirte dreimal über einen Gegenstand sprechen, unge- rechnet die Explicationen und Diskussionen über Ordnungsfragen ; außerdem aber verstand es die Opposition, durch Amendements oder Anträge auf Vertagung sich Gelegenheit zu verschaffen, die Debatten ins Unendliche fortzuspinnen. Schon vor mehre- ren Jahren kam deswegen die Abfassung. eines neuen Regle- ments zur Sprache. Die Kammer ernannte eine Kommission, und Limpo d’Abreu, damals in der Majorität, war eutschieden für eine Beschränkung jener Freiheit, die Sache kam aber da- inals nicht zur Enischeidung und nun hat sich das Blatt ge- wendet und der Schlag ist auf das Haupt Limpo's und sei- ner Freunde zurückgefallen. Fortan darf der Deputirte nur einmal sprechen, und, was das Wichtigste ist, sobald sechs Re- den für und sechs gegen einen Vorschlag gehalten worden sind, darf Jeder den Schluß der Debatte fordern, der demna im- mer von dem Willen der Majorität abhängig is. Seitdem \{weigt die Opposition lieber ganz, und die Debatten drehen sich um hdchst kleinliche Reductionen, welche die Kommissionen in den verschiedenen Budgets verlangen. YJudeß ist aber die Sikung beinahe verstrichen, und man weiß noch nicht, ob sie verlängert werden wird, um die Calinouschen Vorschläge zur Verbesserung der Finanzen in Erwägung zu ziehen. Bei 0 enöthigt \e- hen, ihre vorjährigen Beschlüsse in Beziehung auf Amortisation des Papiergeldes zum Theil zurückzunehmen, da die Praxis ihre Unzwekmäßigkezt gezeigr hat. Früher bezahlten fast alle Waaren (mit sehr wenigen Ausnahmen, als Thee, Pulver u.

| \. w.) 15 pCe. Eingangszoll, 1!/, pCt. Expediente und '/4 pCt.

pro Monat Magazinage; vom 1. Juli d. J. an wurde der Ex- pediente auf 2!/, pCt. und die Magazinage auf 2 pCt. erhöht und dabei bestimmt, daß diese Magazinage schon den Tag nach Ausschiffung der Waaren gezahlt werde; die dadurch erhalte- nen Ueberschüsse sollten zur Einldsung des Papiergeldes dienen. Die erste Foige davon war, daß alle Kaufleute sih beeilten, ihre vorräthigen Waaren vor dem 1. Juli aus den Zoll: Speichern zu nehmen, so daß im Juni der Zoll beinahe 700 Contos, das

| Doppelte des sonst gewöhnlichen Eetrages, brachte; allein nun

stehen auch die Zollspeicher leer und die Regierung verliert alle Magazinage, denn seitdem beeilt man sich auf alle Weise, die Waaren an demselben Tage zu dispachiren, an welchem sie geldsht werden. Allein dies ist tausend Zu- fälligkeiten unterworfen, und dadurch kommt die fatalste Ungleich- heit in die Geschäfte. Die Capitaine wollen nacúrlich fo fhnell als möglich ihr Schiff leer machen, und dem Kaufmann liegt daran, daß nicht mehr Kisten ans Land kommen, als er an einem Tage dispachiren kann ; so ist Gelegenheit zu allerlei Begünsti- gungen gegeben. Noch mehr aber liegt dies in der Hand der Zoll-Beamten, und wenigstens ist immer gegen sie der Verdacht da; das Resultat aber ist ein und dasselbe. Die nämliche Waare, vielleicht in der Hand desselben Verkäufers, kostet ihm morgen

| 2 pCt. mehr als heute; der Käufer wird sich wohl hüten, diesc

2 yCt. zu bezahlen, und die Sache ist um so übler, weil die fremden Häuser hier großentheils Kommissions-Geschäfte machen, und der Fa: brifant in Europa immer geneigt seyn wird, die Schuld des Verlustes seinem Commissionair beizumessen. Darum richtete der Inspek- tor der Alfandega, schon ehe das neue Reglement in Kraft

| trat, eine Vorstellung an die Kammern, worin ev alle jene

Uebelstände, den Verlust für die Regierung und die Belästigung des Verkehrs auseinanderse6te, und darauf antrug, lieber ein fár allemal pCt. Zoll und 5 pCt. Expediente und Magazinage zu verlangen, wofür dann die Waaren etliche Monate in den Magazinen bleiben dürfen. Die angesehensten der fremden Kaufleute sind diesem Vorcrage beigetrcten und haben erklärt, daß sie viel lieber 20 pCt. zahlen, als in solcher Ungewißheit seyn wollen; die Kammer hat noch nicht entschieden, doch hat der Zoll- Inspektor mittlerweile, durch eine scheinbar sehr unbe- deutende Anordnung, „die zu besserer Kontrolle ndthig sey‘, es beinahe unmöglich gemacht, an dem nämlichen Tage zu dispa- chiren und so die Leute gezwungen, jene Zusat- Prozente zu zahlen. Noch eine andere Angelegenheit liegt der Kammer vor, die den Handel sehr interessirt. Das Zollgeseß verlangt bei gewis- sen Gegenständen, z. B. Baarsendungen, daß der Absender hier eine bedeutende Summe depouire, bis er die Ankunft am Bestimmungs- orte dokfumentirt. Neuerdings werden diese Deposita in den Früher behielt sie der Tesoureiro des Zolls, der natúrlih nihts Besseres zu thun hatte, als sich mit der Kasse aus dem Staube zu machen, sobald sie hinlänglich gefüllt war, und als nun die Leute ihre Deposita zurück verlangten, wies sie der Minister an den Weg eines Prozesses gegen den Bürgen. Darauf kam dann und der Bericht der Kom- mission ist dahin ausgefallen, daß dic Regierung allerdings zu

| bezahlen habe, uud daß es vielmehr ihre Sacye sey, zu versu- |

ie durch einen Prozeß irgend etwas erreichen könne; | indeß fragt sich noch sehr, wie die Kammer ent'cheiden wird. der Tagesordnung; | eflatantes Beispiel vorgekom- wo sich zugleih reht charakteristisch die Art“ gezeigt ; Consulado |

chen, ob

Veruntreuungen sind hier an ist wieder ein

wie man dergleichen behandelte. Jun dem Steuer-Amte fr die auégehenden Landes: Produkte er- scheinen, gerade während Alles in voller Thätigkeit ist, mehrere schwarzgekleidete Herren, schreiten auf den Administrador zu und überreichen ihm ein Ministerial- Schreiben; er liest es, steckt Brille ein, nimmt scinen Hut und sagt mit lauter „Herr Administrador, seßen Sie sich gefälligst!“ worauf er gravitätisch nach Hause geht; dergleichen macht denn gboßen Efkíat, ist aber am Ende eine bloße Komddie. Der Mi- nister erklärt in seiner Verordnung: în den leßten sechs Mona- ten des Jahres 1837 seyen im Consulado 1,699,758 Arroben 32 Pfund) Kaffee verschisst worden; davon seyen erweislich nur 328/421 Á. nicht aus der Provinz Rio-Janeiro und also von der Me PCNIG L NEg Ce Le! gewesen ; es seyen aber §72,092 A. von der Abgabe ausgenommen worden, so daß die Provinz um die Ab- gabe von 543,671 A., also beinahe um die Hälfte ihrer Ein- nahme, betrogen worden ist, und einem Beamten, der einen solchen Unterschleif begangen hat, läßt man Zeit, sein Geld und seine Person ruhig in Sicherheit zu bringen , falls er es nicht vorzieht, mittelst eines kleines Geldopfers seine glänzende Frei sprehung von der Jury zu erwirken. Man braucht nur die geringe Besoldung der Beamten mit dem Aufrwande, den sie machen, zu vergleichen, um zu schen, daß sie ohne Betrügereien nicht bestehen können, und dennoch scheint es die Kammer als

Stimme:

die Blâthe ihrer staats-dkonemischen Weisheit an w fie die Besoldungen immer mehr derte, anzusehen, wenn

R U-U D,

Stettin, 13. Nov. Seidenbau. Seit etwa 30 Jahren war der Seidenbau im hiesigen Regierungs-Bezirk fast ganz in Vergessenheit gerathen, und nur ein Büdner im Dorfe Günteréberg, Amts Sten ges, beschäftigte h noch nachhaltig mit demselben. Einzelne Versuche wurden zwar hier und da gemacht, seit durch die Bemühungen des Regierungs- Raths von Türk in Potsdam die Aufmerksamkeit auf diejen Gewerbszweig aufs neue hingelenkt worden war; indeß blieben sie vereinzelt und unbeachtet. Jn diesem Jahre ist jedoch durch ausgedehntere Versuche in hiesiger Gegend das Jnteresse für diesen Gegenstand neu belebt und die Ueberzeugung gewonnen worden, daß der Seidenbau hier nicht nur ausführbar, sondern auch gewinnreih sey. Die erwähnten Versuche sind in dem Otto-Stifte (Neben-Seminar) bei Pyri6, von dem obengedachs ten Büdner, von dem Ober: Amtmann Kieckebusch- zu Köftin, Amts Stettin, und von fünf Schul!!chrern in demselben Amte ange- stellt worden. Jn dem Otto-Stifte wurdcn zwischen 6 und T Pfund, von dem genannten Beamten und den Schullehrern 28! /, Pfund Seide von guter Qualität gewonnen und mit 6 Rthlr. das Pfund bezahlt. Die zuleßt erwähnten 28!/, Pfund wurden von dem Laube von ungefähr 170 alten Maulbeerbäumen erzielt, so daß also der Brutto-Ertrag eincs jeden Baumes etwa 1 Rthlr. war, wovon 1 —'/, an Unkosten, einschließlich der Zi Int 5 |e [4 , Zinsen des Jnventa riums E sind. (Ein Lehrer hatte von 35 Bäumen \o- gar einen Netto-Ertrag von 39 Rihlr.) Erwägt man, daß alle jene Züchter den Seidenbau nicht aus eigener Anschauung kann- ten, daß es der erste Versuch war und daß das Laub zum Theil ?/,—1 Meile weit aus anderen Orten geholt werden mußte, so kann das Resultat als ein günstiges betrachtet wer- den. Jn Köstin is der Seidenbau durchaus im ungeheizten Zimmer und mit demselben Erfolge betrieben, wie an anderen Orten. Es starben nur wenig Raupen. Die Witterung war günstig. Nach diesen Versuchen ist es nicht zweifelhaft, daß das Klima in hiesiger Gegend dem Seidenbau nicht hinderlich ist, es steht zu hoffen, daß er nunmehr in hiesiger Provinz wieder Wurzel fassen und sich immer mehr verbreiten werde, und es is anzunehmen, daß bei mehr ausgebildeter Kenntniß des Geschäftes und wenn das Laub mehr in der Nähe der Seidenzüchter gewonnen werden kann, der Netto- Ertrag eines auégewachsenen Maulbeerbaumes in jedem Jahre, wo er entlaubt werden kann, auf ungefähr 1 Rthlr. jährlih zu bringen ist, wobei jedoch die Arbeit des Seidenzächters im Zimmer nicht in Anschlag kommt. Der weitern Aufnahme dieses Gewerbsztivei- ges steht zwar für jezt noch der Mangel an Maulbeerbäumen entgegen, indem im ganzen dar gn Regierungs-Bezirke nur noch etwa 3000—4000 alte Báume vorhanden sind. Indeß ist an mehreren Orten in diesem Frühjahre Maulbeer-Saamen in

iemlih ansehnlicher Quantität, namentlich in der Provinzial- aumshule zu Stargard, in den Pflanzkämpen der Königli- chen Forsten und Chausseen und auf mehreren Königlichen Dos maínen, ausgesáet und somit wenigstens der Anfang zur Ab- húlfe des Mangels gemacht worden. Stettin, 14. Nov. Acerbestellung. Der im verflossenen Monate früh eingetretene , besonders während fünf Nächte stattgefundene Frost, welcher 2 bis 3 Zoll in die Erde draná und Teiche rait Eis bedeckte, A auf die Saatbes- stellung stdrend eingewirkt und dieselbe besonders in schwerem und strengem Boden sehr aufgehalten. Jndeß ist dieselbe jet fast durchgängig beendigt; das Winterkorn steht da, wo es fcäß gesät und vor dem Eintritt der trockenen Witterung aufgelaufen war, sehr gut, das später gesäte Korn dagegen ist in dem trockenen Boden ungleich, zum Theil gar nicht aufgegangen und deshalb von mehreren Landleuten untergepflügt worden, um ihm den ndthigen Schuß zu gewähren. Jn dem leichten Boden ist das Korn zum Theil von dem Winde fortgeweht, das übrige aber nicht gehdrig bestreckt. Die Oelfrüchte stehen im Allgemei- nen gut, und nur die späte Saat hat etwas durch Nachtfröste gelitten, welche auch den noch in der Erde befindlichen Kartof- feln geschadet haben.

Merkwürdige Unglücksfälle. Jn Schüne, Kreis Randow, wiegte ein beinahe vier Jahr alter Knabe ein Kind von sechs Wochen, mit welchem er sih allein im Hause befand. Die Wiege stúrzte um und bedeckte den Knaben dergestalt, daß er unter den Betten erstickte, während das kleine Kind heraus- gefallen und unbeschädigt geblieben war. Der 19 Jahr alte Sohn eines Schmieds in Zirkwig, Kreis Greifenberg, kam schon früher auf eine eben so merkwürdige Weise ums Leben. Er hatte von innen die schwer und nah außen aufgehende Stubenthúr dffnen wollen und sich zu diesem Zwecke wahr- scheinlih mit dem Rücken dagegen gestemmt, dabei kam der Ueber fallkragen der Weste hinter den an der Thür befindlichen Zu- ziehknopf, und während nunmehr die Thür aufging, blieb“ der Knabe hängen und rourde, da die Weste zugeknöpft, der Erd- boden außerhalb niedriger war als in der Stube und von ‘dem Kinde mit den Füßen nicht erreiht werden konnte, in dieser Lage erwürgt gefunden.

Reichenbach, 13. Nov. Milde Stiftungen. Der Kaufmann Göhling hat hier seit 1816 mehrere Stiftungen gemacht, welche zusammen 14,599 Rthlr. betragen. Aus diesen erhalten jezt 206 Schulkinder Bekleidung, und 34 andere Per- sonen verschiedener Kategorieen N en und Prämien.

Elberfeld, 12. Nov. Bibel- efel1\cchaft. Aus dem jet erschienenen 25sten Hefte der Verhandlungen der Ber-

ischen Bibel-Gesellschaft ersieht man, daß dieselbe vom 1,-Fulé 837 1838 im Ganzen 5154 heil. Schriften vertheilt en worunter 3341 Bibeln. (Seit ihrer Stiftung hat sle 111 75 heil. Schriften vertheilt.) Das Präsidium is nah dem Aus- tritte des jekigen Herrn Ober - Präsidenten, Grafen von Stol-

berg, noch nicht wieder beseßt. A Î rov. Bl.) Große Dampfs-

Köln, 11. Nov. (Rh. P maschine. Die Actien-Gesellschaft fár Steinkfohlenbau im

Wurm-Révier (Aachen) läßt gegenwärtig in der rühmlichst be- kannten Maschinen-Fabrik von Jos. Reuleaux und Comp. zu Eschweilerpumpe bei Aachen eine Dampfmaschine von 300 Pfers dekraft bauen, welche mit 4 Atrnosphären Druck und Expansion arbeitet. Eine Hochdrukmaschine von so kolossalen Dimensio- nen ist wahrscheinlich bis jeßt noch nirgends gebaut worden. Der Cylinder erhält einen Durchmesser von 72 Zoll, seine Wände sind 2 Zoll dick, und das Fundament dazu muß 25 Fuß tief gelegt werden. Der Balancier, 27!/, Fup lang, in der Mitte 6 Fuß hoch, muß in zwei Hälften gegossen werden, weil feine Gießerei der Umgegend ‘im Stande ist, die erfor- derlihe Quantität Eisen, auf 36,000 Pfund berechnet, zu einem Gusse zu \{chmelzen. Der Kolben macht 12

C