“ Sechzehn n
waren dort 8 Vataillóne Jnfänterie, 8§ Eskadrons Kavallerie und ein Regiment Kosaken eingetroffen. “Der Verkehr zwishen Sosnowice und Olkusch is wieder aufgenommen worden. — Von den 5500 Arbeitern der Fabriken in Libau hat S E e O S i men. m Hafen herr reges Leben. Sechze aufge “sind mit Ladung abgegangen. —
Ry Arbeiter sämtliher Drucke-
ind die reien Vie 1 ifaberläder, die Schneider und Schuhmacher “in den Ausstand getreten. Auch das Eisenbahnpersonal ist in
i sstand getreten und verlangt eine Lohnerhöhung. Die, Nute, h nicht gestört worden. — Jn Tiflis dauert der Ausstand fort. Die Schlächtergesellen und Apothekergehilfen sind ebenfalls ausständig. Die Polizei nahm eine Rethe von
“ Verhaftungen vor. — Jn Batum und auf anderen Eisen-
bahnstationen wird militärisher Schuß verlangt.
Jtalien. Der König hat, wie „W. T, B.“ berichtet, an den
, Ministerpräsidenten Giolitti- ein Handschreiben gerichtet, in
dem er die Absicht ausspriht ein Jnternationales Institut zum Schuße der Interessen des Ackerbaues u schaffen. Der Siß des Jnstituts soll Rom sein, wo die
ertreter der verschiedenen Staaten und größeren interessierten
Vereine zusammentreten sollen.
Der Deutsche Kronprinz stattele gestern in Florenz dem Grafen von Turin einen Besuch ab.
Im Senat erwiderte gestern auf etne Anfrage des Senators
b@irilen di ‘Camporeale über die Beziehungen zwischen
esterreich-Ungarn und Ftalten der Minister des Aeußern Tittont: Mit dèr Bader daß in den Beziehungen zwischen Italien und Oesterreich-Ungarn eine Aenderung nicht eingetreten sei und deß zwischen den beiden Regierungen aufrichtige Uebereinstimmung und völliges Vertrauen herrse, würde die Interpellation beantwortet gewejen sein. Die österreihish-ungarishe Regierung, die fch Ee duch die irredentistifchen Agitationen beunruhigt gefühlt habe, habe jeyt Vertrauen zu der von der italienischen Regierung gegenüber diefen Agitationen beobachteten feflen, fkocréften und loyalen Haltung. Außerhalb des Berliner Vertrags gebe es im Orient zwet Fragen, die mazedonishe und die albanesishe. Was erstere R so {ütten Italien dle NBertragsbestimmungen unserer i anz, bezüglich der zweiten bestehe zwischen Italien und Desterreich- S eine feste Abmachung, über die er în der Kammer nah n famuenkunft mit dem Grafen Goluchowski in Abbazzia in ausführ-
lih-r Weise Aufklärungen gegeben habe. Er halte es deshalb für
überflüssig, zu wiederholen, was er damals gesagt habe, umsomehr, als e E die ihm Graf Goluchowski damals gegeben abe, stets und noch in jüngster ut von der österreihisch-ungarishen Ra el bestätigt worden seien. Indessen habe der Fürst Camporeale mit Recht bemerkt, daß die öffentliche Meinung unrubig und nervös sei, und das sei eine Erscheinung, die nicht übersehen werden Mile Er glaube indes hervorheben zu müssen, daß die Beunruhigung nichts Neues sei, sondern daß sie auc in der Vergangenheit von Zeit zu Zeit abwechselnd zwischen Perioden des Vertrauens und der Nuhe aufgetreten set. Neuerdings seien es zwei Tatsachen, die die öffentlihe Meinung mißlrauish stimmten, die - Vermehrung der Präsenzstärke in Oesterreich- Ungarn und die Lage in Mazedonien. Bezüglich der ersteren habe Oesterreich-Ungarn erklärt, baß fle nur im Hinblick auf zukünftige Möglichkeiten - erfolge. Was Mazedonien anlange, so könne man allerdings nicht sagen, daß die Lage in diesem Jahre so be- friedigend sei wie im vorigen, namentli wegen der Zuspizung der Streitigkeiten zwischen den Mristlichen Nationalitäten, aber, wenn am orizoni Mazedoniens cine Wolke ih zeige, so sei ‘das nur ein Srund mehr, um die Bezichungen zu den beiden Mächten intimer zu gestalten, die auf Grund des europäischen Mandats die Leitung der Dinge im Orient ausübten, nämlich - zu Oesterreich- Ungarn und Rußland. Mit England bestehe, wie bekannt, ein völliges Einvernehmen, ‘und Deutschland, der Bundes enosse Italiens, unterhalte als Grundlage seiner Politik gute Ee ungen zu Nußland, mit dem das Italien befreundete Frankrei im Bündnis- verhältnisse stehe. Er mißbillige und bedauere gewisse a la die unter Mißachtung der internationalen Höflichke t sch in Italien ereignet und der Regierung Verlegenheit bereitet hätten. Auch der Ton der Presse, der in fo delikaten Fragen, wie es die der Beziehungen zum Ausland sei, nicht immer das richtige ea halte, habe Italiens An- sehen im Auslande geschadet und die Lätigkeit der Regterung gelähmt. Ohne die patriotishe Mitwirkung des Landes vermöge die Negterung nichts, und er glaube, daß er diefen Mahnruf an den Patriotismus des Landes nicht umsonst werde erschallen lassen, der um fo größere Wirkung ausüben werde, wenn der Senat si thm ans@ließe, indem er ihm, dem Minister, seine wohlwollende Zustimmung zuteil werden
lasse. Fürst Camporeale erklärte {ch von der Antwort des
ini friedigt. A D Et Ce wies ‘ter, Deputierte Socci
darauf hin, daß gestern vor einem Jahre der Krieg ¡wischen Rußland und na cie worden sei, gab dem Wunsche R O E Wars der Geibler Wer” Parlamente. oller Patli4 eund
uns den Gefühlen aller Parlamente, EE 2 Der Prâf ident erwiderte, dieser Wunsch entsprehe offenbar dem Gefühl der Kammer.
Spanien. s Dem „W. T. B.“ wird aus Madrid gemeldet: F E
Fall, daß die Cortes nicht in der Lage sein sollten, „über e neuen Zolltarif vor dem 31. August abzustimmen, wer E spanish-\chweizerisce Handelsvertrag is zu llee Abstimmung verlängert werden. Da der Ca A der Sthweiz die Formulierung aller Verträge Spanien wn anderen Staaten maßgebend beeinflußt habe, so werde Y laagut die „Folge haben, daß auch die anderen Verträge ab- ufen würden.
Amerika. g Nach einer Meldung der „World“ aus Washington habe der Staatssekrctär Hay mit Genehmigung des Prä- sidenten Roosevelt beschlossen, 22 Millionen Dollars chinesische Entschädigungsgelder, die nah Befriedigung der bliegude von Bürgern und“ Missionsgesellschaften übrig /ge- blieben seien, nah Beendigung des Krieges im fernen Osten
f Ee Er glaube, daß dazu kein besonderer Beschluß
ès Kongresses nötig sei, da die Vereinigten Staaten nicht beretigt seien, das Geld zu behalten, weil China nit für den Boxeraufstand veränkrvortlich" sei.
Der Prâäsident R oosevelt wird, dem „W. T. B.“ zu- folge, in die gegenwärtig im Sengt vechandelte Frage der Schiedsgerichts verträge nicht eingreifen, obwohl die-von dem Ausschuß für die auswärtigen Angelegenheiten angenom- menen Abänderungsvorschläge nicht die Zustimmung der Re- Me fänden. Da, die: Legislaturperiode des Senats am
. Mârz ablaufe, sei es ehr unwahrscheinlih, daß das Plenum des Senats sich noch über die Angelegenheit {chlüssig machen werde.
Das NRepräsentantenhaus nahm gestern mit 328 gegen 17Stimmen die Resolution an, det Kommission fün i Lon staatlichen Pana die Ermächtigung zu erteilen, während der Zeit, wo der dngreß niht tagë, Untersuhungen anzustellen und Ge-
he du beraten, die mit dem zwischenstaatlichen Hendel - in Beziehung nden.
Grenzshuß ‘ganz illuforish erscheinen lassen. Es
Dem amerikanischen Gesandten in Panama, der, wie versichert werde, nah Jústruktionen des Präsidenten
Noosevelt handele, ist es, wie das „Reutersche Bureau“ meldet,
gelungen, von der Regierung von Panama die Anerken- nung einer teilweisen Haftbarkeit für die Shuld Co- lumbiens zu erlangen; ‘eine Einigung hinsichtlih des Maß- stabes, nah dem die Haftbarkeit auf die beiden Staaten zu verteilen sei, konnte aber noch nit erzielt werden. Das Ver- langen Columbiens, daß Panamä seinen Teil an derx Schuld übernehme, war von den europäischen Regierungen unterstüßt M deren Staatsangehörige columbianische Schuldtitres besißen.
Asien.
Aus dem Hauptquartier der. Engen Armee in der Mandschurei wird, wie „W. T. B.“ mitteilt, gemeldet, daß die Russen in der Naht vom 7. Februar mit der Be- schießung in der Nichtung des Schaho fortgefahren. hätten, und daß sie sih weiter in der Front von Liuchenpao und in der Umgebung von Heikoutai verschanzten.
Nach einer bei Lloyds eingetroffenen Blaeuap aus Naga- saki ‘hat das Prisengericht die Beschlagnahme - des eng- lischen Dampfers „Wyefield“ und seiner Ladung als be- rechtigt erklärt.
Afrika. r Ie Gesandte hatte, einer Meldung des „W. “ aus Tanger zufolge, zwei Audienzen beim Sultan von“ Marokko, dem er in großen Zugen seine Mission auseinanderseßte. Später überreichte er die Geschenke der französischen Regierung.
Parlamentarische Nachrichren.
Die Schlußberichte über die gesrigen Sißungen des Reichstags und des Hauses der bgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— Jn der heutigen (138.) Sißung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Innern, Staatsminister Dr. Graf von Posadowsky-Wehner, der Finanzminister Freiherr von Rheinbaben, der Minister für Landwirt- chaft 2c. von Podbielski, der Staatssekretär des Aus- wärtigen Amts Dr. Freiherr von Richthofen und der Staatssekretär des Reichsshaßamts Freiherr von Stengel beiwohnten, wurde die erste Beratung der sieben neuen Handelsverträge fortgeseßt.
Abg. Gamp (Np.): Um die richtige Stellung zu den neuen Ver- trägen zu nehmen, wird man {ih vergegenwärtigen müssen, in welcher Lage {ih die Regierungen befanden, als die Notwendigkeit neuer Ab- s{lüsse an sie herantrat. Der Fürst von Bismarck hatte den Grundsay des Schutzes der nationalen Arbeit aufgestellt. Man mag den Grafen von Caprivi beurteilen, wie man will, ein Freund der Landwirtschaft war er niht. Er umgab #ich mit veraniwortlihen und unverantwortlicen Natgebern, die die landwirtscaftliGen Zölle für ein möglichst bald zu beseitigendes Uebel ansahen; für die Leitung der Verhands lungen mit dem Auslande wurde ein Mann desselben Standyunkts be- rufen. Die Industrie lit unter einer Ueberproduktion, für die sie genügenden Absaß im Inlande niht finden konnte. Die Verträge bon 1890/91 bilden den Reflex dieser Anschauungen. Das Wort von der „rettenden Tat“ wurde nicht von den Sozialdemokraten, sondern bon einer anderen Seite zuerst ausgesprochen ; da mußte ja tas Aus- [and zu der Meinung kommen, daß die Industrie unter allen Um- ständen diese Handelsverträge haben müßte. Als dann die Landwirt- schaft ihre Forderungen 4: te, brachen ihre Gegner in Wehklagen darüber aus, daß die nteressen der Industrie ges{ädigt werden sollten; überall, aub bier im Neichstage, ertönten Alagelieder über - Klagelieder. Hielt es ‘doch damals ein Mitglied dieses Hauses für vereinbar mit seiner Würde, __ nach Wien zu reisen und gegen den Abschluß des3 Handelsvertrages zu wirken. Sind die Handelsverträge jeßt nit ganz so günstig für die Industrie, wie nicht bestritten werden ann, fo tragen diese Herren die Hauvt- \{uld daran. Graf von Bülow kat sein Wort eingelöst und hat für die Landwirtschaft erreicht, was zu erreihen mögli war. Nicht nur als leitender Staatsmann, sondern auh als Freund der Land- wirtshaft hat er diese Verträge ges{lossen und niht den vertrag- losen Zustand vorgezogen , während dessen die Landwirtschaft noch weiter unter den Caprivischen Handelsverträgen zu - leiden gehabt hätte. Die Getreidezölle {find geworden, wie wir erwarten durften; fie bedeuten keine wesentlide Veränderung gegenüber dem Zustande vor den Handelsverträgen, aber einige wesentliche Erhöhungen haben wir doch erlangt, so ‘die des Haferzolles von 2,80 M auf 5 4 Aug die Scheidung zwischen Noggen- und Weizenzoll, für die wir schon 1885 eingetreten sind, betrachte ih als einen Vorteil. Leidec find die Zölle auf Oelsaaten ausgeblieben; man hätte denken sollen, daß auch mit Nußland „hier etwas uns Günstigeres zu vereinbaren gewesen wäre. Dur die leidige Verbilligung der Futtermittel werden auch die einheimischen Futtermittel im Preise heruntergedrüdckt, und das muß einen deprimierenden Eindruck machen. Die Viehmast wird bei uns im Unterschiede von anderen Staaten auêfchließlih von der Landwirtschaft betrieben, und és kommen dabet 7s etnheimise Futtermittel zur Verwendung. Der Mais ist noch mehr wie die Gerste ein. Futtermittel, das im ganzen Deutschen Reiche verwendet wird; seine Entwertung muß \chließlich auch auf die Viehpreise drüden; s liegt also vit in unserem Interesse, den Maiszoll noch weiter zu ermäßigen. Die Viehzölle anlangend, muß ih mich durch die “Erhöhung der Pferdezölle im ganzen für befriedigt erklären. Daësselbe gilt bezügli der Schweine. Seit zwei Jahren haben wir einen stetig steigenden Export von Schweinen; es gibt alfo doch Ge- biete in unserer Nachbar|chaft, wo die Schweinepreise höher find als bei uns, das werden mir die Sozialdemokraten zugekten. Unsere Zölle haben also niht mehr die Wirkung, eine Preis stetgerung auszuüben, weil die Produktion ziemli ganz im Inlande gedeckt wird. "(Zuruf des Abg. Singer.) “Der Vor- teil ist in diesem Jahre kein Vorteil, auch sind _ wir auf den Vorteil “niht so verscssen. Die Scchweinepreise müssen
selbstverständlich - erheblih steigen, wenn die inländische Pro- *
duktion - den Bedarf nicht: befriedigen kann. Das Hauptkvopferlätnm ist unzweifelhaft die Fo:stwirtschaft ewesen; die Holuslle sind er- heblih ermäßigt worden. Jh bin bst am Holzzoll mehr beteiligt, als an trgend einem anderen Zoll; aber wenn irgendwo mit einer Ermäßigung der Landwirtschaft entgegengekommen werden mußte, \o war es hier der Fall. Der ungünstigste Punkt in den aanzen Handels. verträgen ist für mi die Séuchenkorvention mit Destezreich; da habe ich die ‘hohe Besorgnis, daß die la der einheimischen Landwirtschaft niht genügend gewahrt worden nd. an hat gegen den bisherigen Zustand gewisse Abshwäcungen feliandon, die den j ) oll in Oesterrei noch als ein vereinzelter Fall ‘gelten, wenn am Notklauf ti eiñem Get Lt Db A E E: ane v ist ja {on eine kolossale VerseuGung, wo bei uns \ofor e Beh Gendarmen kommen und das Geböst sperren. örde und
Bei Schluß des Blattes \priht der Nedner weiter.
37.) Sißung, welcher der Minister für Handel und Gewerbe
— Das Haus der Abgeordneten sehte in der eutigen 1 Möller beiwohnte, die zweite Beratung des Staatshaus-
T das Nechnungsjahr 1905 und zwar zunächst die Verhandlung über die dauernden Ausgaben im Etat der Handels- und Gewerbeverwaltung fort.
Bei dem Titel „Besoldungen der Lotsenkomman- deure und Lotsen“’bittet
Abg. Keruth (fr: Volksp.), diejenigen Beamten, von denen das Einjäbrigenzeugnis verlangt wird, aus der -Klasse der Üntertcamten herau&zubeben und zu Subalternbeamten ¿u machen. Leute, die das Einjähtigenzeugnis haben, beträhle män als gebiltete Leute, bie nit in die Unterbeamtenklassen gehörten. Von den Seelotsev werde 3. B: die vollständige Behertschung der englischen Sprache verlangt.
Abg. Münsterberg (fr. Vgg.) unterstüßt diese Anregung.
Abg. Fürbringer (nl.) tritt für eine Hebung des Lotsenwesens an der unteren Ems ein. Die Lotsen genöfsen eine gute Ausbildung bei der Hamburg-Amerika-Linie. Der Yedner bittet ferner um die Mittel für die Beschaffung cines Lotsendampfers auf ber unteren Ems.
Ein Regierungsfkommissar erwidert, daß bereits Verhand- [lungen s{chweben, um die Lotsen aus der Klasse der Unterbeamten herauszuheben. “Es würden auch Kassen “ gebildet werden, um die finanziellen Verkältnisse der Lotsen aufzubefsern.
Bei den Ausgaben für die Gewerbeaufsiht spricht
Abg. Sittart (Zentr.) auf Grund der Berichte der Gewerbe- E nes feine Freude darüber aus, daß die Gewerbe- auf/iht gute Fortschritte mache und -die Zahl der Revisionen und der revidierten Betriebe zugenommen habe. Der Redner s{ildert dann die Wohlfahrtsetnrihtungen (Unterhaltungsabende, Biblio- theken, “ Leseballen, Vorträge, „gemeinsame Auéflüge), welche ein- sihtige Arbeitgeber zum Segen ihrer Arbeiter ins Werk gefeßt haben. Das Verhältnis der Gewerbeinspeltoren zu den Arbeitervereinen sei vorzüglih; es sei nur zu wünschen, daß au die Unternehmer ihre ablehnende Haltung gegenüber den Arbeitervercinen auf- eben möchten. Gewisse Industrielle nähmen namentlich eine feindselige Haltung gegenüber den christlicen Arbeitervereiren ein; in einem Falle, wo dur 19 Versammlungen von christlichen Arbeitern auf Veranlassung der Zentrumépactet die chriitlihen Arbeiter vor der Sozialdemokratie gewarnt werben sollten, hätten die Unternehmer, anstatt ihnen ‘dafür zu danken, erklärt, daß die christlihen Arbeitervereine ebenso sozialdemokratish wie die anderen seien; der einzige Unterschied sei der, daß die einen ein Hoh auf Seine - Majestät den Kaiser ausbrähtien, die anderen niht. Neben den Vorzügen - der gegenwärtigen Hand- habung ' der Gewerbeaufsiht machten fich aber mehrfach auch Sthattenseiten bemerkbar. Eine “lange Reihe von Zuwider- handlungen gegen die fle liden Schußvorschriften sei in den revidierten Betrieben “festgestellt worden. Namentlih auf dem Gebiete der Ueberstunden sei noch fehr viel zu wünschen übrig. Zwar hätten die Gewerbeaufsihtsbeamten die ges botene Nücksiht auf das Gesamtinteresse der Industrie ebenfalls im Auge zu behalten und dana die Anträge der Industriellen auf Gestattung von Ueberstunden zu beurteilen; aber bei denjenigen Industriellen, die eine beharrliche Neigung ‘an den Tag legen, die Schußbestimmungen zu übertreten, sollten rüdsihtslos folche Anträge abgelehnt werden. Zur Zeit geschehe dies anscheinend nit in genügendem Umfange. Auch nah anderer Richtung könnten noch viele Fortschritte gemacht werden, so bei der Ausgestaltung der Fabrikaufsiht durch weibliche Assistenten, eventuell dur Heran- ziehung von Assistenten aus dem Arbeiterstande. Weiter sei die Aus- dehnung der Gewerbeaufsiht auf das Handwerk und die Hausindustrie dringend nôtig. In manchen Arbeitsstätten seler noh unglaubliche Arbeits- zeiten im Schwange und unglaubli niedrige Löhne an der Tagesordnung. Es gelte die Erreichung eines hohen Zieles. Die wirtschaftliche Ent- widelung habe in Deutschland den fozialen Bruderkrieg hervorgerufen, dem es ein Ende zu machen gelte. Die einsichtigen Arbeitgeber seien fleißig an der Arbeit, um dieses Ziel zu erreichen; aber auch die
egierung könne viel dazu tun, die Arbeiter, den anderen Faftor, mit dem Vertrauen zu erfüllen, welches die Vorbedingung für eine friedliche Beilegung dieses Krieges set.
Abg. Dr. Hirs{- Berlin (fr. Volksp.): ‘Seit ciner Neibe bon Jahren haben wir die Ausgestaltung der Gewerben ge- fordert. Für das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeiter foll nit die Gharitas, sondern ‘die Zustitia. das maßgebende Moment sein. Gerectigkeit verlangen bie Arbeiter. Die weibliche Gewerbeaufsiht, die Zulassung weiblicher Personen zur Gewéerbe- inspektion ist \{chon 1899 hier im Hause dur einen Antrag angeregt und diese Anregung fast vom ganzen Hause günsti aufgenommen worden, auch vom Handelsminister Brefeld, der ntgegenfommen in Aussicht stellte. Es sind auch Gewerbegehilfinnen angestellt worden, deren | Zahl gegenwärtig vier beträgt; aber was wollen diese vier Damen bejagen gegenüber 700 000 Arbeiterinnen, die 190l in den untec die Znipektion fallenden Betrieben ¡ beschôftigt waren. Und diese “ Zahl steigert fich unauégesezt, fotaß wir alle Ursache haben zu fragen, warum die Regierung auf dem Wege der Anstellung weiterer Gehilfinnen innegehalten hat, Im Inspektionsbezirk Potsdam sind 28 000, in Frankfurt 31 000, in Liegnitz 26 000, in Breslau 29 000, in Oppeln 46 000 weiblihe Arbeiterinnen vorhanden; hier fehlt es immer noch an der genügenden Zahl tweib- licher Hilfskräfte in der Fabrifkaufsiht. Das Beispiel Englands, des Landes der Praxis, sollte ‘uns anfeuern. Die weiblichen Beamten in England haben stets eine sehr hohgeacktete Stellung eingerommen. Auch in anderen deutschen Staaten ist man auf diesem Gebiete „ fortgeschritten, in Preußen dagegen lehen geblieben. Das ungürstige Urteil, das der Negierungskommifssar in der Kommission über die weiblichen Aufsichtsbeamten ab egeben“ hat, Tann niht als maßgebend angesehen werden. an sollte nur auch studierte SEA für diescs Amt anstellen; es fehlt in unserer rauenwelt nit an geeigneten Personen. Bor den männliden Aufsichtsbeamten haben die Arbeiterinnen natürlich eine gewisse Scheu davor, Auskunft über sittliche Angelegenheiten zu eben, zu ihren eigenen Geschlehtsgenossinnen haben fie aber ertrauen. Wenn auh in einzelnen Fällen noch eine S{eu sel vor den weiblihen Beamten vorhanden ge- wesen is, so darf „Man doch niht deshalb von den weiblihen Hilfékräften überhaupt absehen. Möchten die wetb- lichen Auffichtsbeamten immer noch -vermehrtwerden namentlich zunächst in den Bezirken, wo es #ch um eine große Zahl von Ar- beiterin:nen handelt. Tie Arbeiterinnen in der Konfektion, in Plätt- anstalten usw. bedürfen weit mehr des S@utes, als die männlicen Arbeiter. Es bandelt fch um Versittlihung der Arbeiterinnen, um die Hebung ibrer ganzen Lage; in dieser Bezi-hung wäre von ben weiblichen Aufsichtsbeamten eine große Kulturaufgabe zu erfüllen.
ôge der Minisier dafür sorgen, daß diese Einrichtung, die in allen anderen Ländern besteht, au in Preußen ihre fegensreichen Früchte trägt.
Geheimer Oberre ierungsrat Frid: Ih habe in der Kom- mission auch die Tätigkeit der Frauen auf diesem Gebiete anerkannt, aber die Stellung der Regierung zu dieser Frage ist noch dieselbe wie früher: daß es sih zur Zeit noch um einen Versu handelt. Die Regierung hält die Zeit noch nit für gekoumen, um zu einem endgültigen Resultat zit gelangen. Wet sich zeigen sollte, daß die weib- lichen Auffitsbeamten etwas leisten Eônnen, das die männlichen nit leisten können, „ dann könnte eine definitive Einrichtung daraus gemacht werden. Zur Zeit überwtegen die Gründe dagegen noch diejenigen dafür, Schwierig i vie politische Seite der Frage. Von der einen Seite wird gesagt: lümmert euch nicht um die politisce Stellung der Aufs ihtsbeamten, die anderen sagen dagegen: ihr müßt aus den organ
erten Kreisen Beamte entnehmen, weil nur diese tas Vertrauen ber rbeiter haben.
(Schluß des Blattes.)
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