1905 / 60 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 10 Mar 1905 18:00:01 GMT) scan diff

Eile in nördliher Richtung vorwärts und umfassen den rechten Flügel der Russen. Gestern abend vor dem Rüczug der Nussen wurde das Feuer auf der ganzen südlihen Front unterhalten und dann die ganze Nacht hindur fortgeseßt. Bei Tagesanbruh nahm das Getöse, das in Mukden zu hören war, in dem Maße zu, als sich das Geschüßfeuer nach Westen und Norden zu hinzog. Die Räumung ihrer Stellungen am Schaho zwang die Russen, eine große Strecke der Eisenbahn,

zahlreiche Feldtelegraphen, Militärstraßen in einem Umkreise bon 509 Quadratmeilen, eine große Menge Verteidigungs- werke sowie autgedehnte Barackenlager des Roten Kreuzes

preiszugeben und roße Brennmaterial und Futtervorräten dem Feuer zu überantworten. Die Spitäler sind überfüllt, aber der Dienst is noch ausreihend. Die Räumung der russishen Stellungen am Shaho und bei Matschuntan begann um Mitternaht. Der General von Rennenkampf, der im Often befehligte und aht Tage hbintercinanter mit Erfolg alle Aumrifie der Japaner abs{lug, und ebenso einige andere Befehlshaber wollten auf ihren Posten bleiben, ibr Verlangen wurde aber abge- s{lagen. Die Japaner rücken jeßt {nell auf den Hunho los, wo die Nussen ohne Schwierigkeit standhalten zu können glauben. Die Telegraphenleitung, die beständig bedroht war, soll jeßt unter- brochen sein.

Das japanische Hauptquartier auf dem mandschuri- schen Kriegs\hauplaßze berichtet, dem „Reuterschen Bureau“ zufolge, unter dem 9. d. M. folgendes:

In der Richtung auf Sint\ching verfolgen unsere Truppen, die die Russen bei Matshuntan geschlagen baben, die Feinde weiter. Am Schaho östlih von der Eisenbahn macht si das Zurückgehen des Feindes bemerkbar. Unsere ganze Linie eröffnete am 7. d. M. um Mitternaht den allgemeinen Angriff, drängte den Feind aus seinen Stellungen und verfolgt ihn jeßt in der Richtung auf den Hunho. Der ganze Bezirk weitlih der Eisenbahn und südli des Hunho ist in unseren Händen. Bei den Operationen auf dem reten Ufer des Hunho fährt der Feind in der Nähe von Yangschihtun und Likuanpu fort, hartnäcktig Widerstand zu leisten. Er machte mehrere Gegenangriffe, die wir jedoch unter {weren Verlusten für die Russen chgewvielen haben. Unsere Truppen drängen jeßt die Russen nah Mukden zu. Jm Norden von Mukden beseßten wir troß hartnäckigen Widerstandes des Feindes Siaochitun, 5 Meilen nordwestlih von Mukden, und Pachiatsu, zwei Meilen nordöstlih bon Siaochitun, fowie Santaitsu, fünf Meilen nôrdlih von eiden, Unsere Truppen zerstörten die Eisenbahn im Norden von

ulden.

Um die Heiligkeit der Stätte zu ehren der die Kaiserliche Dynastie Cen entsprossen if und An Frieden und Nuhe der inesishen Einwohner Mukdens aufreht zu erhalten, hat, wie amtlih gemeldet wird, der Marschall Oyama, als et am 8. E den Befehl zur Aufnahme der allgemeinen Verfolgung gab, seinen Truppen auf das strengste V bens innerhalb der Umwallung der Stadt Quartier zu

ehmen. Í / en ae „Neueste Bureau“ berichtet aus Niutshwang gestrigen Tage:

Der General Nogi sept den Vormars in Eilms gigMdllen tägli, fort a9 ertei, (0 Verbindung mit ‘den Ugen

gel des Generals Ok u. e eine große russische

Mengen von

, er habe

treitmat hej Tieling umgangen und die ruf abyeénitten, Ur fb eiligst qu ee ussisden Daun ruppen n. s be weiler, ogi Marsches an e russischen beute vorbeigegan a pa jed feine Aufmerksara A V bi bis seine Um ehungsbewe ug bollendet gewesen sei. rft De. oe er bon allen Selters einen “Vere crseren Ande Gn 1, Mâri keine V Our 0patkin hat, wie Nicitangnos harbin erbalten. erstärkungen aus der

Von der Armee des Generals Ok y meldet das „Neutersche

Bureau“:

M Eee D MNIUE E TN bat die Eisenbahn zwischen u

heiten waren nit zu Ea Ie nitten und zerstört. Einzel-

D j lihen Straßen zurück. Die linke Kolon ¡teben si auf den nörd-

bei Likampu, 7 Meilen nördli vo er genannten Armee hatte von der Eisenbahn, ein beftiges Gefeß mit S A Anzahl des Feindes. Die Verluste der \ ussen betraten 0.000 Dann.

Das Zentrum der Russen zieht si in großer V

N ; F terwirrung zurück. béi „Daily Telegraph“ wird aus Tokio vom 9. d. M.

Eine in Tokio cingelroffene Depesche meldet, daß das russische Zentrum umzingelt sei und 200 000 Rasen Celniten seten.

Dem „Neuterschen Bureau“ wird aus Niutshwang vom gestrigen Tage mitgeteilt:

Die Japaner fordern die Beförderung von 450 Tonnen Reis nah Sinminting und droben, wenn diefer Forderung nicht stattgegeben werde, die isenbahn zu beschlagnahmen. Man glaube, daß es sich

T eine robe handele, weil die ständige Beförderung von Weizen B Kohlen für die Russen nicht peyitdert worden sei, die Japaner un nparteiische Behandlung v-rlangtea. Die Japaner haben das Tel 4 T phenamt yon Sinminting beseßt.

ele gran lben Bureau zufolge hat sih Japan entschlossen, 9500 fampfunfähige “verwundete ldaten aus Port Arthur über Tschifu nah Hause zu schicken.

F

Parlamentarische Nachrichten,

iht über die gestrige Sihung des Nei chs- ta da e O der Ersten Beilage. Der Schlußbericht über die gestrige Sißung des Hauses der Abgeordneten wird wegen verspäteten Eingangs von Stenogrammen erst in der nächsten Nummer d. Bl. zum Abdruck gelangen.

Jn der heutigen (160.) Sißung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Innern, Staatsminister Dr. Graf von A Wehner beiwohnte, wurde m L Beratung des Neihshaushaltsetats für 1905 im ta des Reichsamts des Znnern, und zwar Ei A Titel der dauernden Ausgaben: 1a S e N 50000 M“, und den dazu gestellten 24 Resolutionen forl-

: Aus Anlaß der Erörterung

geseht. s bz. Dr. Mugdan (fr. Volksp.) : emolratishen über das Krankenkassenwesen bin i d beschimp t worden. Ich hate Presse aufs unerhörteste angegriffen un gen M 1s zurückzunehmen. von meinen Erklärungen und Rur örliger Resolution Herr Lipinöki bat auf eine gegen mich ger inzufügen müssen d i - er hätte aber hinzufügen müssen, er Kassenmitglieder ingewiesen) er ie an der Resolution mit- daß tags darauf ein Teil der Arbeiter, die Bel lich des Inhalts gewirkt hatten, erklärt haben, sle [len iten ste die Resolution meiner Reichstagsrede belogen worden, jonst Fräßdorf haben auch nicht angenommen. Herr Lipinski und vorher Ver ¿bru des Streiks hauptet, die Aerzte in Leipzig hätten na Au richtig; hat sh Fchwerkranke ohne Behandlung gelassen. Das ist n a gegen Bt Arzt in der gerügten Weise verhalten, fo z die Ortskranken- pet Veschluß der Aerzte vergangen. Andererseits n können. Man S e für Spezialisten durchaus nicht Sorge fragen die Selbstver- A mir nun, jt vor, ich wollte den Krankenkassen e Sine ß tung nehmen, ih fei cin würdiger Schüler des Frei R (ing und ix Sozialdemokraten wollen do aber selbst die Vere nfaGung Sie o wbeitlihung der drei Versicherungszweige, und da mes lbft- , wie ih davon durchdrungen sein, daß es dann mit der Se

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verwaltung, wie sie die Krankenkassen heute haben, vorbei ist. Gegen die Selbstverwaltung bin ich niht gewesen; aber bei den Kranken- kassen gibt es heute keine Selbstverwaltung, sondern nur ein Zerr- bild einer folhen. Herr Molkenbuhr lobt im Gegensaß zu mir den Abg. Dr. Max Hirs. Das ist ein Beispiel der Taktik der Soztal- demokratie; niemandin der Welt is von der Sozialdemokratie so beshimpft und verlästert worden wie Dr. Max Hirs und die von ihm gegründete Arbeitervereinigung. Worin besteht denn eigentlih die ganze Agitation der Sozialdemokratie hier und in der Prefse? Cinzig und allein in der Verallgemeinerung einzelner Fälle, darin, daß man von einzelnen Peroeen auf den ganzen Stand schließt und ihn in den Augen der ozialdemokratie berabseßt. Die Journalisten der bürgerlichen Drese ¿. B. werden unterschiedslos von der Sozialdemokratie als intenkulis oder Preßkulis bezeihnet; die fozialdemokratische Presse läßt an keinem politishen Gegner ein gutes Haar Allerdings ift der Ton auch niht besonders anständig, wenn die Herren sih unter \ih in die Haare greifen. Wenn sie mir also vorwerfen, ih Hätte un- betedtigittweie vereinzelte Fälle verallgemeinert, so tun sie dies Tag für Tag. Unzuchtsverbrehen kommen in allen Kreisen der Bevölkerung vor; der Vorwärts" hängt aber seinem Rücktblick auf den Mordprozeß der Lucie Berlin die Betrahtung an, daß man dieser Gesellschaft, der bürgerlihen Gesellshaft, den Mordprozeß machen müßte, weil sie nit menshlihes, nicht göttlihes Gebot achte; die Maske müßte ihr abgerissen werden. Solche Säße müssen auf das Gemüt von Arbeitern den Eindruk machen, als ob die anze bürgerliche Gesellschaft ohne Ausnahme wverfault bis auf die Knochen ist. Gegen diese Kampfesweise gibt es nur ein einziges Mittel: der Sozialdemokratie rücksihtslos zu beweisen, daß alle die Fehler, die sie der bürgerlihen Gesellshaft nachsagt, sich ebenso bei ihr finden: Stellenjagd, Beamtenschaher, Unsittlichkeit. Diesen Nachweis zu fübren, werte ich nicht müde werden, bis die Sozialdemokratie gegen ihre politishen Gegner anständiger wird. In den Krankenkassen ist gewissermaßen {hon ein Zukunsftsfstaat in der Gegenwart vorhanden; ich habe Beispiele angeführt, die beweisen, daß nicht das erträumte Ideal, sondern das Gegenteil davon da besteht. Lediglih das Geschrei, daß die von mir behaupteten Tatsachen niht vorhanden sind, {aft A Tatsachen niht aus der Welt. Die Vorstände und die Beamtenstellen der Kassen werden allmählich überall von Sozialdemokraten beseßt, und dabei wird immer mehr auf politische Bedeutung als auf Qualifikation gesehen. Die Resolutionen, mit denen man mir gedrobt hat, schrecken mih nit; ih weiß, wie sie zustande kommen. Auch vorige Oftern haben 43 Krankenkassen egen meine damalige Rede protestiert mit der Ausführung, bei ihnen fpräche die Peter nicht mit. Kurze Zeit darauf ging der Vorstand der Krankenkasse der Kaufleute in Breólau, die sich unter diesen 43 befunden hatte, in sozialdemokralishe Hände über. Es wurde ab- gestritten, daß in Müblhausen die Sozialdemokratie den kleinen Hand- werkern und Gewerbetreibenden mit dem Boykott gedroht habe. Es bilft aber alles nichts: es hat das in dem Flugblatt gestanden. (Der Redner verliest das Flugblatt nohmals.) Hier trifft das Zitat des eiGetanzlera t ry willst Du niht mein Bruder sein, so schlag Dir den el ein!“ f: Bei Schluß des Blattes spriht der Redner fort.

Das Haus der Abgeordneten seßte in der heutigen (158.) Sißung, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten von Budde beiwohnte, die zweite Beratung des Staats- haushaltsetats für das Nechnungsjahr 1905 im Etat der Eisenbahnverwaltung bei den dauernden Aus- gaben für die Beamtenbesoldungen fori.

Hierzu liegen folgende Anträge vor:

Die Âbag. chmidt-Warburg (Zentr.) u. Gen. eat iagen: edie Regierung zu ersuchen, dafür Sorge zu tragen, daß den Bau- inspektoren, Maschinenbauinspektoren und Maschineninspektoren in der Bauverwaltung sowie den Eisenbahnbauinspektoren und -betriebs- inspektoren und den Maschineninspektoren in der Eisenbahnverwaltung eine die Dauer von 5 Jahren überschreitende Zeit der diätarishen Be- schäftigung bei der seßung des Besoldungsdienstalters in Anrech-

nung gebracht werde. Die Budgetkommission beantragt, ten Antrag der, Negierung zur

Erwägung zu überweisen. Abg. Shmäidt-Warburg beantragt da- gegen die Ueberweisung zur Berüksi tigung. Í

. Trimborn (Zentr.) u. Gen. beantragen: „die Negterung u ersuchen, in dem nächstjährigen Etat das Gebalt der Eifenbahn- etriebssekretäre fn ciner ihrer Stellung und ihren Leistungen ent- sprehenden Weise zu erhöhen.“ Berichterstatter der Budgetkommission Abg. Pallaske be- E esen Antrag abzulehnen und über die in derselben Nichtung fich bewegenden Petitionen der Eisenbahnbetriebssekretäre zur Tages- ordnung überzugehen. Die Abgg. Herold (Zentr.) u. Gen. beantragen: „die Regierung zu ersuchen, 1) den Beamten und Arbeitern der Staatseisenbahnen Zeit und Gelegenheit zum Ina Befuch des Gottesdienstes an Sonn- und Festtagen, mindestens aber an 2 Sonntagen im Monat, zu e und hierüber alljährlih eingehende Mitteilungen p machen ; ) für die Handwerker und Arbeiter in den Haupt- und Nebenwerk- stätten der Staatseisenbahnen einen jährlichen Urlaub, steigend mit der Zahl der Arbeitsjahre, unter Fortbezug des Lohnes einzuführen.“ ie Abgg. Oeser (fr. Volksp.) u. Gen. beantragen: „an die Re- gierung das Ersuchen zu richten, dahin zu wirken, B daß im Eisenbahn- betriebe die auf die Nachtzeit entfallenden Dienststunden entsprechend böber angerechnet werden, als die im Tagesdienst geleisteten ; 2) 208 die auf den Nachtdienst folgende Ruhezeit ausreihend bemessen werde. Abg. Strosser (kons) befürwortet eine Petition der Lademeister um A BLIA in die Kategorie der mittleren Beamten. Diese Beamten hätten einen fehr {weren und langen Dienst, und es empfehle sih dethalb die Berücksichtigung ihres Petitums.

Abg. Knie (Zentr.) verbreitet fd über die unsihhere wirtshaft- liche Lage solcher Cisenbabnarbeiter, die berehtigten Anspruch darauf haben, zu Beamten befördert zu werden. Dazu gebörten namentlich die Arbciter in den Cisenbahnwerk stätten. Die Arbetter wünschten, daß die Fahmeister aus ihrer Mitte entnommen würden. Der Redner empfiehit noch eine Reibe weiterer Wünsche der Beamten nah größerer Beteiligung bei der Lohnfestseßung, Ausdehnung der -Gewährung von SrcifabeisWeinen usr.

Abg. Goldschmidt (fr. Volksp.) bemängelt, daß die Löhne der Arbeiter und Vorarbeiter in dena Eisenbahnwerkstätten so langsam stiegen, n sie den genen Lebensanforderungen rit ent- sprächen. Die Lohnerhöhung von Jahr zu Jahr sei eine geradezu miaimale. Ueber die Experimente der Eisenbahnverwaltung mit der Akkordarbeit herrsche in Arbeiterkreisen E Unzufriedenheit. Bei Neparaturen z. B. kämen die Arbeiter auf Grund der Tarifsäße oft sehr s{chlecht weg. Die Tarife seten auch ohne Anhörung der Arbeiteraus\hüsse festgeseßt worden. Vergeblih habe si eine Ver- sammlung des Eisenbahna1betterverbands tin Osterode um Erböhung des Stücklohns bei der Direktton in Königsberg verwendet. Der Ausschuß sei kurzerhand und {rof mit seinem Petitum abgewiesen worden. Gleiche

Klagen seien au in der Werkstätte zu Dönabrück über die Stücklöhne er- hoben worden, und es wäre beinahe zu einer Arbeitsniederlegung gekommen. Der Kassenarzt habe kranke Arbeiter, die noch arbeitsunfähig gewesen seten, für Se NRBI e sodaß die Arbeiter si zur Arbeit hätten \hleppen müssen. Diese Behandlung habe große Erregung hervor- erufen. Dazu kämen die Lobnkürzungen und die brutalen Be- Fb likbfnden die seitens eines Werkmeisters, eines ganz ungebildeten Menscher, den Arbeitern widerfahren scien. Eine Versammlung der si beshwert Fühlenden habe stattgefunden. Nathher seien die Wortführer derselben zur Verantwortung gezogen und mit Lohnabzügen bestraft worden, weil sie angebli irgend etwas Unrihtiges behauptet haben sollten. Diese Arbeiter hâtten aber nur ausgesprochen, was die Ansicht der gesamten Arbeiterschaft gewesen sei. Auch durch die Darstellung eines wahren Sachverhalts werde das Ansehen der Eisenbahnverwaltung geschädigt, sci ihnen etöfnet worden. Einem 30 Zahre lang bei der Bahnverwaltung beschäftigten Arbeiter "sei

eine Arbeit angewiesen worden, für die er absolut nicht gepaßt habe Das seien doch merkwürdige Maßnahmen, um dem Abt ab ge: erhöhungen zu verhelfen; rihtiger wären doch vernünftige Lohn- \falen. Die Löhne sollten auch fo bemelen werden, daß die Ar- beiter si ihre Krankenkassen allein unterhalten können; die Ver- waltung der staatlichen Zwangszuschußkassen gebe den Arbeitern steten u e Bes werde. enn der Minister glaube, mit diesen künstlichen Mitteln die Sozialdemokratie aus dem Staatsbahnbetriech fern zu halten, so sei ihm dies vollständig mißlungen. Es komme doch in der Hauptsahe nicht darauf an, ob und wie die Arbeitec organisiert find, sondern darauf, daß sie ihre Arbeit ordentli verrihten und sich vernürftiz betragen; sonst ex- ziehe man SpeichelleÆer und Heuchler. Einem Teil der Be- {werden würde noch jeßt leiht abzubelfen sein, wenn man die Frage der Lohnregulierung in „den Arbeiteraus\chüssen erörtern ließe. Im nächsten Jahre kämen die neuen Lci und die damit verbundene Steigerung der Unterhaltskosten, ta müßte die Lebenshaltung der Arbeiter unweigerlich bera gedrüdt werden, wenn nicht etne entsprehende Lohnerhöhung eintrete. In Ostpreußen sei öffentlich die Forderung erhoben worden, diese Mehrbelastung dur die erhöhten Schutzölle für dié Beamten dur Gehalt8aufbesserung auszugleihen; was den Beamten recht sei, sei den Arbeitern billig. Der Antrag Herold verlange u. a. für die P s und Arbeiter der Cisenbahnwerkstätten au einen Urlaub. n diesem Punkt gehe leider Preußen in Deutschland noch nicht voran. Hierauf nimmt der Minister der öffentlihen Arbei von Budde das Wort. 0: fie: (Schluß des Blattes.)

Die nächsten Plenarsizungen des Les Montag, den 27. März d. Z., Na ie folgenden Tage anberaumt; ordnung bleibt noch vorbehalten.

iten S sind : mittags r, und die Festseßung der Tages-

Nr. 10 der „Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ vom 8. März 1905 hat folgenden Fnhalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. Jahrbuch der Stadt Berlin, 1903. Gesundheitswesen in Nürnberg, 1903. Medüznalberiht von Württemberg, 1902. Gesuntheitsverhältnifse in Stuttgart, 1903. Jahrbuch für Belgien, 1902. Geseygebung usw. (Deutsches Reich). Tollwut. Einheitliche Arzneitaxe. (Schußgebiet Togo.) Vieheinfubr. (Preußen.) Leichenuntersubungen (Reg.-Bez, Liegnitz.) Unterleibstyphus, (Niederlande.) Butterkontrolle. Tier- seuhen im Deutschen Reiche, 28. Februar. Küstenfieber in Britisch- Südafrika. Zeitweilige Maßregeln gegen Tierseuchen. (Preuß. Reg.- Bez. Koblenz.) Verhandlungen von geseßgebenden Körperschaften. (Norwegen.) Staatshaushaltsetat für 1905/06. (Südamerika.)

nternationale Sanitätsübercinkunft (Schluß). Vermischtes (Preußen.

tadt Breslau.) Kanalisation 2c., 1903/04. (Hamburg.) Wohnungs- pflege, 1903. (Frankreih.) Krankenhäuser, 1901—1903. (Groß- britannien, Irland.) Sterblichkeit, 1903. Geschenkliste. Wochen- tabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgleichen in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutsher Großstädte. Desgleichen in deutshen Stadt- und Landbezirken. Witterung. Beilage: Gerichtliche Entscheidungen, betr. den Verkehr mit Nahrungsmitteln

(Wurst).

Kunft und Wissenschaft. r archäologishen Gesellsha ft eröffnete

Die ng de der Vorsizen ala D Regiriogeant Kekule von Stradouih mit einem ruf zu Ehren von August Kalkmann, in dem er den Studiengang des jüngst Verstorbenen darlegte und seine hohen Verdienfte um bie literarischen Quellen ter Archäologie und um die von ibm mit eindringender Energie betriebene Formenanoalyse der riechishen Plaftik würdigte. Professor C onze berichtete über den fortgang der Ausgrabungen von Pergamon. Auch im leßten

ahre ist durch das Kaiserlihe arhäologishe Institut die Auf- deckung des untersten Teils der Königstadt fortgeseßt und dabei im Verfolge dés Zickzacks der anfteigendea Hauptstraße der Stadt die auf Terrassen sich ausdehnenden Gymnasien freigelegt worden. Jn ihrer Nähe ist ein stattlihes Wohnhaus aus hellenistischer Zeit zu Tage ge» fördert, von dem sich zwei Geschosse, ein unteres mit dorishen Trachyt- wänden, ein oberes mit ionischen Marmorsäulen, erhalten haben. Eine zusammenhängende Reihe von Lichtbildern gab eine volle Anschauung der Ausgrabungsstätte. Der Geheime Regierungsrat von Wila- mowiß - Möllendorff besprah den kunstvollen Bau von Alexanders des Großen Leihenwagen auf Grund der bei Diodor überlieferten Beschreibung.

v. A. Das Künstlerhaus hat eine Porträtausstellung eröffnet, die zwar niht ganz so großartig wie die vor einigen Jahren ausgefallen ift, aber in etwas engeren Schranken so viel des Feinen, Schönen, Beachtenswerten enthält, daß man für ihre Veranstaltung wohl dankbar sein darf. Sie enthält Arbeiten bekannter Berliner Künstler ‘und Darstellungen interessanter Berliner Persönlichkeiten und reicht bis zu Chodowiecki zurück. Moderne Künstler sind vers bältni8mäßig nur in sehr geringer Zahl vertreten, sodaß man nit den Eindruck einer Gegenüberstellung alter und neuer Kunst hat. Dennoch drängen si einzelne Vergleiche au an diesen wenigen Beispielen unab- weisbar auf. Von Leibl, Jsraels und Kampf sind besonders kennzeihnende Arbeiten ausgestellt. Leibl ist mit einem Herrenbildnis vertreten. Er gehört zu den Künstlern, die immer wieder überraschen, durch ihre Wahrheit überwältigey, die in jedem Bilde neu ist. Zweifellos reiht diese Arbeit sih seinen allerbesten an. Mit derx

größten Einfachheit gibt er Volleäadetes. Die agr sind ganz alls

li, schwarz, weiß, grau und braun, do sie siad zu hoher eschlossen. Das Leben fpricht Bea unmittelbar Sem: Ge: sicht des Dargestellten, er ist in seinem wesentlihsten Moment erfaßt. Man “erkennt hieran, welch ein bewundernswerter Porträtist Leibl war; selbst in dieser Ausstellung erreicht ihn keiner. Israels und Kampf erscheinen mehr als Stimmungsmaler. Jsraels? Strich ist flüchtig, seine Farbe verzitternd, er vermeidet die bestimmte Linie, und es S e ens an ee e L Otanbll@el Kunst er- nnert, um|omehr da aus dieser Unbestimmtheit doch das C 4 ristishe der Erscheinung heraustritt. : TiGe R edri ist groß, doch überrascht und befremdet sie beim Porträt. Arthur G eppeert C ab ge, ug De nähert ih dem nrebild, das Aeußerlihe bis au vit mit pu Gharafterisit en allgemeinen Farbenton hin on thm wandert der Blick zurück zu älteren Arbeiten, i alle Nebendinge vor der einen Hauptsathe zurücktreten, r e

as

oft von Künstern, deren Namen uns heute wenig geläu nd. Magnus, ter seinerzeit sehr bekannt war, hat dn Bild U Mutter aus estellt. Wer es einmal angeshaut hat, wird sich |{@wer davon losreißen können, mit so unsägliher Liebe und Hingebung ist es gemalt. Die klaren, freundlihen Greisenaugen, die etwas welke und doh noch LeEse Haut mit den vielen, kleinen, ausdruckévollen Fältchen, das Häubchen auf dem sanften Schritel, der zierliche, gepflegte, von altfränkisher Ce zeugende Anzug, dies alles bringt uns einer Zeit nahe, für die wir eine stille Shwäche haben. Wo sind heute solche milden Greisinnen, an denen die Lebensstürme spurlos vorübergegängen

Wobhlgepflegtheit so treu, zärtlih und unschuldig blicken? Und wo ist eine orträttunft, die so innig zu leben teht un in ibre; f

nitt eine so süße und reife Vollendung er ni iebe , pa

die an rbeit, bt

Der malerische Reiz dieser Art“

Menschen, der dargesteilt wird. Es sind entzückende Arkeiten daruztéèr, -

zu fein scheinen, und diese blühenden, chönen Mädchen, die in all ihrer