1877 / 1 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 02 Jan 1877 18:00:01 GMT) scan diff

der Hauptmann Frhr. v. Lyncker, Flügel-Adjutant Sr. Hoheit des A H DA von Sachsen-Meiningen, die Ehre des Empfangs, um Glückwunschschreiben der genannten Fürsten zu überreichen. Se. Majestät nahmen alsdann noch aus den Händen des Major Brix die neue Rangliste entgegen. Beide Kaiserlihe Majestäten begaben Sih dem- nächst nach dem Königlichen Schlosse und nahmen daselbst um 10 Uhr in der Brandenburgischen Kammer die Gratulation der Königlichen Familie, sowie der hier zum Besuch anwesen- den fremden Fürsten, und um 104 Ühr im Ritter-Saale die

Gratulation des Königlihen Hofes entgegen. : Unter Vorantritt der Obersten Hofe, Ober-Hof- und Hof argen begaben Sich hierauf die Allerhöchsten Herrschaften um Gottesdienst in die Schloßkapelle, wo sich die später gratulirenden Personen fowie die 1inaktiven Staats- inister, die Wirklichen Geheimen Räthe und die Räthe Erster Klasse, ferner Deputationen der Garnisonen von Berlin, Potsdam und Spandau eingefunden hatten. i Die Predigt hielt der Ober-Hof: und Domprediger Dr. Kögel über Vers 8 des 13. Kapitels aus dem Briefe St.

Pauli an die Hebräer. E : ah beendigtem Gottesdienste begaben Sih Se. Ma-

jestät nach der Rothen Drap d’or-Kammer und nahmen da- selbst die Gratulation der aktiven Staats-Minister entgegen.

Inzwischen hatten sih von der Schloßkapelle um 12x Uhr die Fürsten, welhe Regiments-Fnhaber sind oder Militär- Uniform tragen, dieGeneral-Feldmarschälle, die Kommandirenden und die. in gleihem Range stehenden Generale, die aktiven, resp. zur Disposition stehenden oder verabschiedeten Generale, die mit Generals-Stellung beauftragten Obersten, sowie die Commandeure der Garde- und Leib-Regimenter, des Königs- Grenadier- und des Königs-Husaren-Regiments in den Ritter- saal begeben. Als Se. Majestät in den Saal eingetreten waren, richtete Se. ere und Königliche Hoheit der Kronprinz nachstehende Worte an den Allerhöchsten Jubilar:

Allerdur(lauchtigster, Großmächtigster Kaiser, Allergnädigster Kaiser, König und Kriegsherr!

Vor Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät erscheinen heute zum ersten Male die Vertreter der gesammten deutschen Armee aus glüdlic-friedlihem Anlaß. Es gilt der Erinnerung des Tages, an welchem Ew. Majestät unvergeßliher Herr Vater, König Friedrich Wilhelm IIk., vor nunmehr siebenzig Jahren, Sie im zarten Knabenalter in die Reihen Seines Heeres aufgenommen hat, des Heeres, welches in Ew. Majestät dereinst das Vorbild aller foldatisben Tugenden und den Schöpfer jener neuen Ordnungen er- blicken sollte, die in Kampf und Sieg bewährt Preußens Ruhm erböben, Deutschlands Größe neu und fest begründen halfen.

Ein Jahrzehnt ist dahin gegangen, seit bei der leßten Gedenk- feier dieses Tages ich Ew. Majestät mit den Glückwünschen der Armee die Gefühle ehrfur{chtsvoller Liebe und unwandelbaren Ver- trauens aussprechen durfte, welhe Heer und Volk in Preußen für ihren theuren König beseelten.

Heute, wo wir unter Gottes Beistand zu immer s{önerer Er- füllung beranreifen sehen, was unser Vaterland lange s{merzlich vermißt und vergebens ersehnt hat, heute sind es Deutsch{lands Heer und geeinigte Stämme, die voll Dank für alle Güter, welche Ew. Majestät ihnen errungen, in ihrem Kaiser den siegreichen Feld- herrn, den Wiederherfteller und Mehrer des Reiches verehren.

Ist es doch, wenn wir die Blicke rückwärts wenden auf den Be- ginn Ew. Majestät militärisher Laufbahn, als ob die mit Preußens tiefster Noth und endlicher Erhebung eng verknüpften Jugenderlebs- Tebnisse Ew. Majestät die Vorbereitung zu den Thaten bedeuten, welche die Weltgeschichte mit Ihrem Namen für immer untrennbar verbindet. Getreu den Worten der alten, wieder aufgelebten Denk- zeichen preußischer Kriege wollen Ew. Majestät nur Dem die Ehre geben, dessen gnädige Hülfe mit Ihnen war und mit uns Allen. Nicht ziemt es mir daher, jener Thaten einzeln zu gedenken. Aber beglückt durch die Segnungen, welbe uns aus ihnen erwuchsen, sehen wir in frober Hoffnung und getrosten Muthes einer friedlichen Zu- kunft entgegen.

Fest geschloffen und alle Zeit zu des Vaterlandes Vertheidigung bereit, ist das Deutsche Heer der sichere Hort unserer Freiheit und Einheit, seit die von Ew. Majestät geschaffenen Einrichtungen, welche einst Preußens Armee zur Erfüllung ihrer Aufgaben befähigten, nach dem leizten gewaltigen Kriege Gemeingut der ganzen Nation ge- worden sind.

Und wie in jenen ernsten Tagen, als feindliber Ueberfall drohte, die deutihen Fürsten und Völker zum Schuße des heimischen Heerdes und zur Wahrung ihrer böchsten Güter um Ew. Majestät sich {chaarten; wie damals im Vertrauen auf Ihre starke und kundige Führung opferwillig und tode8muthig gestritten und gerungen ward, bis aus allen Kämpfen und S&lachten endlich in neuer Herrlichkeit das Deutsche Reich wieder erstand, dessen erbliche Kaiserkrone Ew. Majestät recht eigentlich auf der Wahlstatt des Sieges dar- gebrabt ward so blickt heute mit freudiger Zuversidt das deute Volk, wehbrhbaft und einig, auf seinen Kaiser und Kriegsherrn hin, in dankbarer Liebe und Treue und von dem beißen Wunsche erfüllt, daß Gott Ew. Majestät noch lange erhalten möge als Hüter und

S 4.5 os Cotohont 119 1. 5 2 ck 5 sf Schüter des Friedens und zu des Vaterlandes Heil!

Se. Majestät der Kaiser und König geruhten auf “dies: Anrede zu erwidern : „Wenn alle die Herren, deren Anwesenheit Mich hier und am

beutigen Tage besonders erfreut, mit den Gefühlen übereinstimmen, D

enen Mein Sohn soeben Worte gegeben, so kann Ich Mich nur um jo glüdcklicher schäßen und sprehe daher zunäbst Ihnen Meinen Dank dafür aus.

Wenn Ich auf den Tag zurückblicke, an welhem J vor jet 70 Ls n die Armee eintrat, muß Ich ja auch der Verhältnisse ge-

n es geschah, dann ift es aber aub von dem Augenblicke

and Meines in Gott rubenden Vaters in die Armee einführte, Meinen ganzen Lebenslauf hindur bis zu der heute Mir vergönnten Freude Mein erstes Gefühl, dem Lenker unserer Geschicke demüthigen Dank zu fagen. Meine Stellung brate es mit sich, daß der größte Theil Meines Lebens der Armee gewidmet war. Darum gebührt aber auch allen denen, welde Mich auf Meiner

militärishen Laufbahn begleitet und Meine Bemühungen unterstüßt, Meine Erkenntlichkeit, deren Ich Mich stets

gern erinnere. Denn der Tapferkeit, Hingebung und Aus- dauer der Armee verdanke JIch die Stellung, die Jh jeut innebme L Q Ll a R - : einnehme. Von Fehrbellin an, bis auf die neueste, glor-

rei beendeten Kriege f\tehen die Thaten der branden- burgish-preußishen Armee unauslö\{lich in den Annalen der Welt- geschichte, und was Preußen geworden ist, ist es hauptfächlih durch seine Armee geworden. Sie, Meine Herren, die heute. Mir gegen- über Meine Armee repräsentiren, bitte J, allen Denen, welche Sie vertreten, Meinen persönlihen Dank zu sagen, ein Dank, der um so verdienter ist, als Ih Mich eine so lange Zeit hindurch von der Gesinnung und dem Geiste des Heeres, stets in engster Berührung mit ihm, überzeugen konnte, ein Geist, der mit Jhr Werk ist und dem, in Verbindung mit dem der deutshen Truppen, der große Er- folg gelang, ein einiges Deutschland und ein deutsches Heer zu hafen.“ ;

Um 1 Uhr hatten alsdann noch drei Deputationen in der Shwarzen Adler-Kammer die Ehre des Empfanges.

Jm Namen verabschiedeter Militärs aller Waffengattun- gen und aller Grade richtete zunächst der General der Jnfan- ‘terie z. D. Herwarth v. Bittenfeld l. einige ehrfurhtsvolle Worte an Se. Majenrät, worauf der Erste Kron - Tresorier a. D., Geheime Hofrath Bork nachstehende Adresse verlas :

Allerdur{lauhtigster, Allergroßmächtigster Kaiser,

Allergnädigster Kaiser, König und Deer:

An dem beutigen Tage der hohen JFubelfeier einer siebenzigjährigen Waffenehre ohne Gleichen nahen Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät wir uns ehrfur{cht8voll als Vertreter der alten und invalide gewordenen, fowie der vielen Hunderttausend Krieger, deren Aller Stolz es ift, Ew. Majestät im Zen oder in der Marine gedient zu haben. Wir nahen uns mit der Bitte, die Glück- und Segen38wünsche der durch uns Vertretenen Allergnädigst entgegennehmen zu wollen. War einst es unsern Vorgängern vor 20 und 10 Jahren vergönnt, Euer Majestät als Erinnerungszeichen der ruhmreich erlebten 50- und 60jährigen Dienstjubelfeier Helm und Lorbeer darbringen zu dürfen, so gestatten Ew. Majestät uns mit gleicher Huld ein Kaiser-Schwert, als einen redenden Zeugen vollbrachter großen Thaten, überreichen zu dürfen. In feinen Stahl gruben wir zu den Tagen früheren Ruhmes die glorreichen Tage des verflossenen Jahrzehnts, deren Glanz ewig bell und klar strahlen wird. Und wie Ew. Majestät in fieben Jahr- zehnten das Schwert führten als Zeichen heiligen Rechts und eherner Pflicht, a möge die ehrfurchtsvollste Darreihung eines Schwertes durch unsere Hände Ew. Majestät bezeugen, daß wir Allerhöchstdero etreue und dankbare Unterthanen, indem wir uns nach s{chweren eudig geführten Kämpfen des errungenen Friedens freuen, von der Ueberzeugung beseelt sind, daß Ew. Majestät, treu als Freund, ge- fürchtet als Feind, mit starker Hand erhalten werden, was unter Gottes gnädigem Beistande und unter Ew. Majestät Allerhöchsteigener tr mit dem Schwert zum Heile und zur Chre Preußens wie

euts{lands erkämpft ift.

Mit den Treuen Allen, deren Boten wir find, und zuglei mit Millionen treuer deutscher und SeutiRer Herzen beten zu Gott um die fernere Erhaltung Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät die allerunterthänigst Unterzeichneten. (Folgen Unterschriften )

Die zweite Deputation bestand aus Vertretern des West- fälishen Krieger- und Landwehr-Verbandes, in deren Namen der Kreisphysikus Dr. Hölker aus Münster Sr. Majestät eine silberne Siegessäule darbrachte.

Als dritte Deputation erschienen die Vertreter des Deut- schen Kriegerbundes mit dem General-Lieutenant z. D. Stock- Aren an der Spize. Dieselben überreihten nachstehende

resse:

_ Allerdur{lauhtigster, Großmächtigster Kaiser und König! Aller- gnädigster Kaiser und Herr! Als Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät hochseliger Vater ruhmvollen und gesegneten Angeden- kÉen8 heute vor fiebzig Jahren den Degen in die Hand des jugend- lichen Prinzen Wilhelm Königliche Hoheit legtz2, war nach Gottes unerfor|chlichem Rathshluß über Preußen und das gesammte Deutsch- land eine Zeit {werster Prüfungen hereingebrochen, denen felbst die Schwellen des Königspalastes nit heilig genug waren. Und heute nach den siebzig Jahren, während welcher der Namen Ew. Majestät mit der Waffenehre und dem Ruhme der preußischen Armee unauf- löslich verknüpft ist, welch? ein anderes, weltgewaltiges Bild! Wenn an dem heutigen hohen Festtage, den niht allein das preu- ische Heer feiert, sondern wo immer ein deutsches Schwert deutsche Ehre zu s{ützen bereit ist, auch der Deutsche Kriegerbund sh dem Thron Ew. Majestät naht, so mögen Ew. Majestät es huldvoll den alten Soldaten der Befreiungskriege und den jungen Veteranen von Düvppel, Königsgräß und den französischen Schlachkfeldern zu Gnaden halten, wenn fie niht fehlen mögen, wo es gilt das seltene Fest ihres allverehrten Kaisers und Kriegsherrn durch Dank für diese große Gnade Gottes mitzufeiern. Möchten Ew. Majestät geruhen, unsere Feier des Festes durch Erfüllung einer Bitte zu der erhebendsten zu machen, die jemals deutsche Soldaten an einem Ehrentage ihres obersten Kriegsherrn begangen haben. Wohl wissend, wie warm Ew. Majestät das Schicksal aller Ihrer alten Soldaten und deren Angehörigen am Herzen liegt, hat der Deutsche Kriegerbund geglaubt es wagen zu dürfen, aus eigenem Antriebe und eigenen Mitteln eine Stiftung zu gründen, welche den Zweck haben soll, den Wittwen seiner Mitglieder gegenüber durch die That die hohe Idee der Kameradschaft zu verwirklihen. Er wagt im unerschütterlihen Vertrauen auf die unbegreuzte Huld Cw. Majestät, nochG mehr: er bittet allerunter- thänigst, das beiliegende Statut der Stiftung und den Namen der- selben Allergnädigft genehmigen zu wollen. Indem der Deutsche Kriegerbund des festen Glaubens lebt, daß Ew. Majestät ihm seine allerunterthänigste Bitte, deren Erfüllung viele Tausende hoch beglücken und erfreuen würde, niht abs{lagen werden, wünschen wir, daß, wie bis zu diesem Tage, Gottes Hand stets segnend über dem geliebten Haupte Gw. Majestät, dem Stolz und der Freude des deutschen Vol- es, ruhen möge! Mit diesem aus treuem Soldatenherzen kommen- den Wunsche ersterben wir als Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät allerunterthänigst treugehorsamste der Deutsche Kriegerbund. Der Bundes-Vorstand. (Folgen die Unterschriften.)

Als Grundstock für die Stiftung stellte der Vorstand

5000 F zur Verfügung. Beide Kaiserliche Majestäten begaben Sich hierauf nach dem Königlichen Palais zurück und empfingen daselbst um 14 Uhr die landsässigen Fürsten und deren Gemahlinnen, n, um 2 Uhr die am Allerhöchsten Hofe beglaubigten Bot- 1chaster.

__ Später hatte noch der Königlich s{hwedishe Gesandte am hiesigen Hofe, General Baron von Bildt, die Ehre des Empfanges und überreichte Sr. Kaiserlichen Majestät ein eigenhändiges Schreiben Sr. Majestät des Königs von Shweden und Nor- wegen.

__ Um 45 Uhr fand alsdann im Weißen Saale des König- lien Schlosses ein Galadiner statt, zu welhem außer den Prinzen und Prinzessinnen des Königlihen Hauses die hier anwesenden fremden Fürstlihkeiten mit Gefolge, der Reichskanzler, die General - Feldmarschälle, die Staats-Minister, die Kommandirenden, sowie die in gleichem Rang stehenden und die aktiven Generale, die mit Generalsstellung beauftragten Obersten, sowie die Comman- deure der Garde- und Leib-Regimenter, des Königs-Grenadier- und des Königs-Husaren-Regiments, die Militär-Bevollmäch- tigten und die Stellvertreter der erwähnten Deputatidnen Ein- ladungen erhalten hatten. Nachdem die Eingeladenen \ih versammelt, erschien unter Vorantritt der Obersten Hof-,

Ober-Hof- und Hofchargen der Allerhöhste Hof und nahm an

der Tafel zunächst dem Thronhimmel Play. Rechts von Sr. Majestät dem Kaiser und Könige saßen Los Kaiserlihe und Königliche Hoheit die Kronprinzessin, hre Königlichen Hoheiten der Prinz Albrecht und die Prinzessin Friedrich Carl, Se. Hoheit der Herzog von Sachsen - Altenburg, Jhre Königlichen Hoheiten die Prinzessin Marie, der Erbgroßherzog von Baden, Se. Durqhhlaucht der Erbprinz von Schaumburg-Lippe, Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen-Meiningen, Jhre Durhlauchten der Fürst zu Schwarzburg-Rudolstadt sowie der Prinz Friedrich von Hohengoneen und Se. Königliche Hoheit der Prinz Fried- rich Wilhelm. Zur Linken Sr. Majestät saß Jhre Majestät die Kaiserin-Königin, Allerhöhstwelhe wiederum zu Jhrer Linken Fhre Königlichen Hoheiten den Großherzog von Baden, die Großherzogin - Mutter von Mecklenburg - Schwerin, den Prinzen Alexander, die Herzogin Wilhelm von Mecklenburg- Schwerin, Se. Hoheit den Herzog von Anhalt, JFhre König- lichen Hoheiten die Prinzessin Elisabeth, den Erbgroßherzog von Mecklenburg-Schwerin und den Prinzen Ludwig von Hessen hatte. Gegenüber Sr. Majestät saß Se. Kaiserliche und öniglihe Hoheit der Kronprinz, zu Seiner Rechten Jhre Königlichen Hoheiten die Prinzen Carl, Friedrih Carl, der Sr zerzos von Mecklenburg-Schwerin und der Prinz August von Württemberg. Die übrigen Fürstlichkeiten, soweit Höchst- dieselben nicht bereits Berlin verlassen hatten, nahmen eben- falls an dem Diner Theil; die Pläße gegenüber den Höchsten Herrschaften hatten die General: Feldmar lie und die Kom- mandirenden Generale der verschiedenen Armee-Corps inne. Während der Tafel erhob Sich Se. Kaiserliche und König- liche Hoheit der Kronprinz und brachte folgenden Trinkspruch auf Seinen Kaiserlichen Vater aus:

Im Namen des deutschen Volkes und des deutschen Heeres trinke Ih auf das Wohl unseres Allergnädigsten Kaisers, Königs und Kcriegsherrn. Gott segne und erhalte Eure Majestät.

Se. Majestät der Kaiser und König erwiderten : Meine Herren! Ich fordere Sie auf, Ihre Gläser zu ergreifen. Wir trinken auf das Wohl der Nation, aus der das Heer hervor-

gegangen ift.

Nach einem Erlasse des Ministers des Jnnern ist es nicht wünschenswerth, daß Standesbeamte, welche zugleih Bürgermeister sind, Auszüge aus den Standesregistern mit dem Gemeindestiegel anstatt mit dem Siegel des Standes- beamten versehen. Der Minister des Jnnern hat daher im Einverständnisse mit dem Minister der Justiz angeordnet,

daß die ministerielle Verfügung vom 4. Juni 1874, die.

Dienstsiegel der Standesbeamten betreffend, auch in der Rhein- provinz zur Durchführung gelange.

Laut Bekanntmachung des Trinity Poule zu London vom 24. November ist auf Sa tand/ nahe der Nordwestspitze der Jnsel, eine Nebel-Signal-Station errichtet worden. Daselbst wird bei .nebeligem Wetter alle fünfzehn Minuten ein mit Schießbaumwolle geladener Kanonenschlag gelöst. Die Station liegt in der Richtung NW. zu N. vom Leuchtthurm. Der Abstand zwischen beiden beträgt eine halbe englische Meile.

Der Thatbestand einer Chausseegelddefraudation

im Sinne der Nr. 5 der zusäßlihen Bestimmungen zum Chausseegeldtarif vom 2. Februar 1840 seßt, sobald nicht einer der daselbst vorgesehenen speziellen Fälle vorliegt, in welchen das Gesetz eine bestimmte Handlungsweise ohne Weiteres als Defraudation angesehen wissen will, voraus, daß der Thäter es unternommen habe, sih der Entrichtung des Chausseegeldes auf irgend eine Art ganz oder theilweise zu entziehen, was aus der thatsächlich erfolgten Zahlung eines geringeren Be- trages, als wozu der Thäter verpflichtet war, sih keineswegs ohne Weiteres \chließen läßt. (Erkenntniß des Ober- Tribunals vom 28. November 1876.)

Wird eine E von Kontraventionen bei der Branntweinsteuer gegen die Allerhöchste Kabinetsordre vom 10. Januar 1824 Nr. 5 gleichzei:ig entdeckt, so ist, na einem Erkenntniß des Dber-Tribunals vom 13. Juni 1876, au bei mehreren Thätern oder Theilnehmern die Strafe unter allen Umständen nur einmal verwirkt. Für diese Strafe haften G Schuldigen zu gleichen Theilen und solidarisch für das anze.

Als Aerzte haven sich niedergelassen: Dr. Feodor Hentschel, Dr. Albrecht, Dr. Castillon und Dr. Ludwig Loewe in Berlin, Assistenzarzt Dr. Zuehner in Pasewalk, Dr. Szumski in Louisenfelde, Arzt Coblenz in Wallhausen, Lic. Boysen in Pellworm, Dr. Scheby in Rotenburg, Arzt Buerger in Scherfede, Dr. F. Schmidt in Büren, Dr. Vogler in Cafsel.

Bayern. München, 30. Dezember. Bayerische und auch auswärtige Zeitungen enthalten eine Korrespondenz, wonach die Wiederbeseßzung der am hiesigen Hofe vakanten obersten Hoscharge eines Oberst-Kämmerers demnächst er- folgen würde. Diese Nachricht ist, wie die „Allg. Ztg.“ mit- theilen kann, unbegründet.

Württemberg. Stuttgart, 1. Januar. (W. T. B.)

Bei der hie“ erfolgten Stichwahl zur Abgeordneten-

kammer erhielt der Kandidat der Liberalen, Lautenschlager Neal), 6948, der Kandidat der Sozialdemokraten, ulk, 4716 Stimmen; der erste ist sonach gewählt.

Baden. Karlsruhe, 30. Dezember. Der Gr oßher- zog und der Erbgroßherzog sind heute Nachmittag nah Berlin abgereist.

Sessen. Darmstadt, 30. Dezember. Der weitere Bericht des Geseßgebungsausschufses der Zweiten Kammer über die Vorlage der Ministerien des Fnnern und der Justiz wegen des Entwurfs einer Gesindeordnung ist nunmehr erschienen und behandelt in Kürze die zwischen beiden Kammern be- stehenden Differenzpunkte. Die von der Ersten Kammer ge- faßten Beschlüsse zu Art. 4, Absay 2 und Art. 4b, Absatz 2 beantragt der Auss{chuß abzulehnen. Dieselben beziehen sich auf den geseßlihen Anfangs- und Endigungspunkt des Dienstjahres. Zu Art. 14, welcher die geseßlihen Gründe zur sofortigen Lösung des Dienstverhältnisses aufführt, hat die erste Kammer als Pos. 3 einstimmig und ohne Debatte den Zusaß angenommen : „wenn die Dienstherrschaft die Dienst- boten an der Erfüllung ihrer religiösen Pflichten verhindert.“ Der Ausschuß hält diese Fassung für absolut unannehmbar. Der von der ersten Kammer beschlossene Zusaß zu Art. 27 daß Anwälte nur auf Kosten ihrer Partei zulässig sein sollen, wird zur Annahme empfohlen.

Anhalt. Dessau, 30. Dezember. Am 29. d. M. fand auf denz Herzoglichen Schlosse hierselbst die Verlobung der Prinzessin Elisabeth von Anhalt. (geb. 7. September 1857) mit dem Erbgroßherzoge eorg Adolph Friedrich von Mecklenburg-Streli (geb. 22. Juli 1848) statt.

Lippe. Detmold, 30. Dezember. Der Fürst und die Fürstin haben heute eine Reise nach Karlsruhe und Rothen- fels angetreten.

Großbritannien und Jrland. London, 29. Dezembzr. Der Kriegs-Minister Hardy begab fich gestern nah Windsor, hatte, der „E. C.“ zufolge, Audienz bei der Königin und wurde später zur Königlichen Tafel aczogen. Gestern wurde in Devonport das Schiff „Condo r“ vom Stapel gigen. Es is 170 Fuß lang und 774 Tons groß. Der

ostenpreis dieses neuen Zuwachses der Königlichen Marine ist 33,000 Pfd. Sterl. Es soll sofort zur WErbeitana zweier ähnlihen Schiffe geschritten werden.

1. Fanuar. (W. T. B.) Nach einem Telegramm des „Reuterschen Bureau“ ist heute in Delhi die Prokl a- mirung der Königin Victoria zur Kaiserin von Jndien mit großer Feierlichkeit vor sih gegangen. Jn der vom Vizekönig erlassenen Ansprache heißt es, die Kaiserin rehne auf die Loyalität und Treue der - Fürsten und Völker und betrachte die Anwesenheit der Fürsten bei dem heutigen feierlihen Akte als einen Beweis ihrer Anhänglichkeit an die Kaiserliche Regierung. Sie erkenne ferner das Recht der Ein- geborenen an, in ausgedehnter Weise an der Verwaltung des Landes theilzunehmen. Zum Schluß deutet der Vizekönig auf die militärische Stärke des Landes hin, das die Gefahren einer feindlihen Jnvasion nicht zu befürhten habe und kündigt die Errichtung eines neuen vom Kaiserreiche Fndien zu verleihen- den Ehrenzeichens an.

Delhi, 1. Januar. (W. T. B.) Ein an die Versamm- lung von Delhi gerichteter Erlaß der Königin Victoria versichert die Häuptlinge und Völker von Jndien ihres auf- rihtigsten Fnteresses und ihrer wärmsten Zuneigung, verkün- det Gleichheit und Gerechtigkeit als die Prinzipien ihrer Ne- gierung und erklärt, daß die Förderung des Glücks und Wohlstandes ihrer indishen Unterthanen das einzige Ziel ihrer Regierung sei.

Türkei. Konstantinopel, 29, Dezember. (W. T. B.) (Verspätet eingetroffen). Der Großvezier hat ein Schreiben an die ottomanishe Bank gerichtet, in welchem er die Aufhebung des Dekrets vom 6. Oktober 1875 betreffend die Reduktion der Zinszahlung der Staatsschuld anzeigt und erklärt, er werde den Kammern einen Gesetzent- wurf vorlegen, welher vorher den Staatsgläubigern mitge- theilt werden soll und der geeignet sei, Die Besißer von Schuldtiteln zu befriedigen und die Ehre des türkischen Reiches

zu wahren.

30. Dezember. (W. T. B.) Die Pforte hat die erwarteten Gegenvorschläge der Konferenz noch niht überreiht. Fn der heutigen Sg dex Konferenz hob Graf Chaudordy hervor, daß die Vorschläge der Soiierena praktische seien und nichts enthielten, was mit der Autorität und Fntegrität der Pforte im Widerspruh f}tände. General Jgnatieff betonte, daß Rußland alle Zugeständnisse gemacht habe, um zu einem Einverständnisse zu gelangen, und daß es im Fnteresse der Türkei liege, die Vorshläge der Mächte an-

unehmen. Nachdem der Marquis v. Salisbury hierauf | Tini Zustimmung zu den Worten des Grafen Chaudordy und TGenerals Jgnatieff ausgesprochen hatte, erklärten die Grafen

iy und Cortî, u: das Einvernehmen der Mächte zu be-

unden, ebenfalls ihr Einverständniß mit denselben.

Man glaubt, daß die Pforte in der nähsten am Montag statt- T findenden Sitzung der Konferenz ihre Gegenanträge über- Î reichen wird.

(W. T. B.) Der Minister des Auswärtigen hat den Vertretern der Pforte im Auslande die amtliche Mittheilung zugehen lassen, daß beschlossen worden sei, den Waffenstillstand bis zum 1. März k. J. zu ver- längern. i

London, 1. Januar. (W. T. B.) „Reuters Bureau“ telegraphirt: Nah Privatnachrihten aus Kon stantinopel vom 30. v. Mts. weise die Pforte jedwede Ofkkupa- tion durch eine auswärtige Macht zurück, sie habe jedoch als eine Art Garantie die Unterzeihnung eines Proto- tolls angeboten, in welchem sie die getreue Ausführung der zugesagten Reformen gelobt und zugleih darin einwilligt, daß die Konferenz nah zwei Fahren wieder zufammentrete, um fdie loyale Ausführung der neuen Verfassung zu beglaubigen. Die Pforte genchmige ferner auch die Bildung einer türki- schen Gensd'armerie unter türkischen Offizieren und Offizieren der europäishen Mächte.

Nach einem Telegramm des „NReuterschen Bureaus“ aus Konstantinopel von gestern hätte der dortige griechische Gesandte Condouriotis Lord Elliot gegenüber erklärt, Griechenland werde seine Haltung der Türkei gegenüber von derjenigen Englands abhängig machen. Wenn England in Bezug auf die Türkei nur eine wohlwollende Neutralität beobachte, so werde auch Griechenland sih neutral verhalten; sei das aber niht der Fall, so werde Griechenland nur seine eigenen Fnteressen zu Rathe ziehen.

Paris, 29. Dezember. E. Ti EL (Verspätet eingetroffen.) Die „Agence Havas“ meldet aus Konstantinopel gegen- Über anderweitigen Nachrichten, man glaube, die Pforte werde die Vorschläge der Mächte shließliha nnehmen. Auch würden Seitens der Mächte vermuthlih der Pforte noch einige Pugistinenie gemacht werden. ieselben würden Modifi- ationen der Details betreffen, die den Vorschlägen der Mächte zu Grunde liegenden Prinzipien aber unberührt lassen. Die Pforte A der „Agence Havas“ zufolge, neuerdings drei Millionen Livres Papiergeld zu emittiren.

830. Dezember. (W. T. B.) Der „Moniteur“ bespricht die orientalishe Lage und hält an der Hoffnun auf Erhaltung des Friedens fest, obgleich er zuglei konstatirt, daß bis jeßt die Dispositionen der Pforte nichts weniger als versöhnlicher Natur seien.

31. Dezember. (W. T. B.) Der Konseilspräsi- dent Jules Simon hat, wie die „Agence Havas“ erfährt, bei Gelegenheit des Empfanges des Maklersyndikats erklärt, daß er die Hoffnung auf eine friedlihe Lösung der orientalishen Frage aufrecht erhalte und in diejer Be-

giehung der Weisheit der europäishen Mächte-- vertrauen zu ürfen glaube.

“— ==: L Januar. (W.L. D.) Did: Effendi ist in einer Finanzmission der Pforte hier angekommen und reist morgen nach London weiter.

Brüssel, 31. Dezeinber: (W. T. B.) : Der „Nord“ glaubt nicht, daß der russische Botschafter in Paris, Fürst Orloff, dessen Ankunft in Kurzem hier erwartet wird, im Auftrage der russishen Regierung hierher komme, und daß dessen Sendung in Beziehung zu dem Projekte einer Ofkku- pation Bulgariens durch belgishe Truppen stehe. Das genannte Blatt glaubt vielmehr zu wissen, daß Fürst be sih auf eine Einladung des Königs von Belgien hierher

egeve.

er DHE I en der „Daily News“ wider- \priht der amtlihen Erklärung der Türken, es seien in Bulgarien achthundert Häuser wieder erbaut, und es sei im Lande nunmehr keine Familie ohne Obdach. Nach den Berichten so schreibt der Korrespondent von Schuyler und Baring seien etwa zehntausend Häuser ver- brannt und sechzigtausend Menschen ohne Herberge. Es könnten aber niht achthundert kleine Hütten zehntausend Familien beherbergen, und diese ahlhundert sogar seien nur in dem offiziellen Bericht vorhanden. Fünfhundert würde die rihtigere Shäßung sein, und keines von ihnen könne die schönen großen Häuser erseßen, die verbrannt wurden. Was die Bestrafung der an den Gräueln Schuldigen angehe, so sei gar mchts gethan, obwohl eine Kommission die Sache drei Monate lang in Händen gehabt habe. _

__— Die „Turquie“ vom 26. d. veröffentliht in franzö- sischer Uebersezung den Text der neuen ottomanischen Kon- stitution. Derselben geht als Einleitung der Großherr- lihe Promulgations-Hat voran, welchen der Sultan an seinen Großvezier gerichtet hat. Derselbe lautet :

„Mein erlauchter Vezier Midhat Pascha!

Die Macht Unseres Reiches war ehemals im Abnehmen; nicht die auswärtigen Fragen trugen die Schuld daran, fondern man war in der Verwaltung der inneren Angelegenheiten von dem geraden Wege abgewichen, und die Bande, welche das Vertrauen der Unter- thanen mit der Regierungs8gewalt verknüpften, waren gelockert.

Darum hatte Mein erhabener Vater, der verstorbene Sultan Abdul Medschid, ein Reformprinzip, das Tanzimat, ofktroyirt, welches, den geheiligten Bestimmungen des Cheri entsprechend, das Leben, das Eigenthum und die Chre Aller gewährleistete.

Durch den heilsamen Eindruck des Tanzimat konnte sich bis jetzt der Staat in der Bahn der Sicherheit erhalten, und vermögen wir heute das Verfassung8werk, welches das Ergebniß frei aufgestellter Ideen und Anschauungen ift, zu gründen und zu verkündigen.

An diesem glücklichen Tage muß Ich mit ganz befonderer Ver- ehrung des Wunsches Meines erhabenen Vaters gedenken, der mit vollem Recht als der Regenerator des Reiches angesehen werden kann. Er selber hätte, wie ih nicht bezweifle, die konstitutionelle Aera, in welche wir heute eintreten, eröffnet, wenn die Zeit der Promulgation des Tanzimat den Anforderungen unserer Tage entsprochen hätte. Es hatte aber die Vorsehung Unserer Regierung die Sorge vorbehalten, diese glückliche Umgestaltung, welche die höchste Bürgschaft für die Wohlfahrt Unserer Völker ift, zu vollbringen. Ich danke dem Himmel, daß Ich als Werkzeug dafür berufen ward.

Offenbar war das Prinzip Unserer Regierung unvereinhar mit den allmählichen Umänderungen, welche in Unserem inneren Regime eingetreten waren, und mit der steigenden Entwicklung Unserer aus- wärtigen Beziehungen geworden. Unser innigster Wunsch ist es, für immer die Hemmnisse zu beseitigen, welche Unsere Nation und Unser Land an der geziemenden Ausnüßung ihrer natürlichen Hülfsmittel behin- dern, und Unsere Unterthanen endlich im Besiß der Rechte{ welche einer civilisirten Gesellschaft gebühren, in Einem Gedanken des Fort- \chritts, der Einigung und der Eintracht sih verschmelzen zu sehen.

Zu diesem Zwecke war es nothwendig, ein heilsames, regelmäßiges Regime einzuführen, die unveräußerlichen Rechte der Regierungs8- gewalt durch Vermeidung aller Fehler und Mißbräuche, welche die Frucht ungeseßlicher Handlungen, das heißt der Willkürherrschaft eines oder mehrerer Individuen sind, sicherzustellen, den verschiedenen Mitgliedern der Gemeinschaften, welche Unsere Gesellschaft bilden, die gleichen Rechte zu bewilligen, die gleichen Pflichten aufzuerlegen und sie in die Lage z11 verseßen, gleihmäßig der Wohlthaten der Freiheit, der Gerechtigkeit und der Gleichheit theilhaftig zu werden. Dies waren die einzigen Mittel, um alle Interessen sicherzustellen und zu beschützen.

Aus diesen wesentlichen Grundsäßen ergab sich die Nothwendig- keit eines anderen ungemein nüßlihen Werkes. Es gilt, Unser Staatsrecht mit einem deliberativ-konstitutionellen System in Ver- bindung zu bringen. Deshalb hatten Wir in einem bei Unserer Thronbesteigung promulgirten Hat die Errichtung eines Parlamentes als dringlich erklärt.

Eine besondere, aus den höchsten Würdenträgern, Ulemas und Beamten des Reiches gebildete Kommission hatte sorgfältig die Grundlagen Unserer Verfassung ausgearbeitet, die hierauf von Unserem Staatsrathe geprüft und genehmigt wurde. Dieses Grund- gesetz bestätigt die Vorrechte des Souveräns, die bürgerliche und po- litishe Gleichheit der Ottomanen vor dem Gesetz, die Verantworts- lihkeit und die Befugnisse der Minister und Beamten, das Kontrole- ret des Parlamentes, die völlige Unabhängigkeit der Gerichte, das thatsählihe Gleichgewicht des Budgets, endlich die administrative Dezentralisation in den Provinzen unter Vorbehalt der entscheidenden Aktion und der Vollmachten der Centralregierung.

Alle diese, sowohl den Bestimmungen des Cheri, wie Unseren Fähigkeiten und Bestrebungen entsprechenden Prinzipien stehen auch, was Unser höchjter Wunsch ist, im Einklang mit dem edlen Gedan- ken, das Glück und das Wohlergehen Aller zu fichern. Im Ver- trauen auf die göttliche Gnade und die Fürsprache des Propheten, übergebe Jh Deinen Händen diese Verfassung, nachdem Jch derselben Meine Yoxe Kaiserlihe Sanktion ertheilt habe. Mit Gottes Bei- stand soll dieselbe sofort in allen Theilen Unseres Reiches in Voll- zug geseßt werden. Deshalb ist es Mein fester Entschluß, daß Du dieselbe promulgiren und von dem heutigen Tage ab deren Bestim- mungen zur Ausführung bringen lassest. Du wirst ebenfo die {l u- nigsten und wirksamsten Maßregeln ergreifen, um das Studium und die Ausarbeitung der in diesem Akte erwähnten Geseße und Vor- \hriften vornehmen zu lassen. /

Möge der Ne den Bemühungen aller Jener, welche für die Wahlfahrt des Reiches und der Nation arbeiten, Erfolg verleihen.

Gegeben am 7. Zilhidje 1293.“

Numäánien. Bukarest, 1. Januar. (W. T. B.) Wie das „Telegraphen-Korrespondenz-Bureau“ von hier meldet, soll die rumänische Armee in Folge der Verlängerung des Waffenstillstandes auf den Friedensstand geseßt werden.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 29. De- zember. (St. E Herold.) Dem Kaiser sind wie- derum zahlreihe Ergebenheitsadressen überreicht worden. Am 25. d. Mts. hat Se. Majestät den bucharishen Gesandten empfangen. !Das Bulletin über den Gesundheitszustand des Großfürsten Ni- kolai Nikolajewits{ch des Aelteren vom 27. Dezember lautete: „Heute fühlte sich Se. Hoheit der Großfürst besser.“ Seit dem 28. wird ein Bulletin niht mehr ausgegeben. Der 12. Dezember 1877 soll, wie die „Now. Wr.“ mit- theilt, anläßlich des 100. Jahrestages der Geburt des Kai-

sers Alexander I. in ähnliher Weise, wie der 100 jährige ahrestag der Geburt Peters des Großen gefeiert werden. Ueber den Gesundheitszustand des Generals Potapow er- fährt die „Now. Wr.“, daß derselbe sich gegenwärtig im besten Stadium der Genesung befindet und in nächster Zeit von Wien nah St. Petersburg zurücckehren werde. Die Nr. 106 der Ges el ammlung veröffentliht einen Allerhöchsten Be- fehl, betreffend die Feldverwaltung der Truppen in Kriegs- zeiten.

Amerika. New-York, 30. Dezember. Nach einer gestern aus Matamoras hier eingegangenen Depesche sind der Präsi- dent Lerdo de Tejada und Escobedo in Mazatlan ange- kommen, der Prätendent Porfirio Diaz hat Queretaro beseßt, der andere Prätendent, Jglesias, hat sich nah Guanaxua to gewendet.

New-Orleans, 1. Januar. (W. T. T.) Die Legis- latur von Louisiana hat sich ohne jede Störung organi- sirt, es wurden zu derselben nur die mit Certifikaten des Wahlcomités versehenen Deputirten zugelassen. Die demo- kratishen Abgeordneten sind zu ciner besonderen Legislatur zusammengetreten.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Bukarest, Dienstag, 2. Fanuar, Vormittags. Jn der Deputirtenkammer wurde eine Fnterpellation an das Kabinet über die Auslegung der Artikel 1, 7 und 8 der türkischen Verfassung angemeldet. Jn derselben soll die Frage an die Regierung gerichtet werden, ob fie wegen dieser Artikel eine Erklärung von der Pforte zu verlangen gedenke.

St. Petersburg, Dienstag 2. Januar, Vormittags. Das „Journal de St. Petersbourg“ bespriht die Ver- längerung des Waffenstillstandes bis zum 1. März c. und hebt hierbei den wesentlihen Unterschied zwischen der gegenwärtigen Situation und der Lage der Dinge im Oktober v. J. hervor. Der damals durch den Abs{chluß des Waffenstillstandes gebotene Friede sei ohne jede Ga- rantie gewesen, jeßt aber habe sich Europa durch die Kon- ferenz über die Garantien und die vorzunehmenden Re- formen ausgesprohen. Wenn daher jeßt ein Frieden abgeschlossen würde, so würde es ein ernsthafter und ehrenhafter sein. Es sei aber leihter Bedingungen niederzuschreiben, als sie durchzuführen; da die Reformen nur im Prinzipe formulirt seien, fo bleibe noch viel zu thun, ehe sie ins Leben treten könnten; dazu wären kaum 2 Monate ausreichend. Der Friede, wie ihn Rußland wünsche, könnte aus der verlängerten Waffenruhe hervorgehen, wenn die Mächte fortführen, einig zu bleiben.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Bremen, 1. Januar. Der bisher hier bestehende Verein für die deutshe Nordpolarfahrt hat in seiner Versammlung am 29, Dezember 1876 beschlossen, den Namen „Geographische Ge- sellschaft in Bremen“ anzunehmen und zugleich dementsprechend sein Statut, welches dem Verein {hon bisher Förderung geographi- scher Forschungen überhaupt auferlegte, in einigen Punkten abzu- ändern. Verschiedene Beschlüsse wurden gefaßt, welche geeignet sind, zur Erreichung der nunmehr gesteckten weiteren Ziele beizutragen. Gine Anzahl neuer Mitglieder wurde aufgenommen.

Kopenhagen, 29, Dezember. Frederik Paludans- Müller, nächst Oehlenshläger wohl der bedeutendste der dänischen Dichter, ist heute gestorben. Er war am 7. Februar 1809 auf der Insel Fünen geboren als der Sohn eines Geistlichen, der später Bischof von Aarhuus wurde, und hat vornehmlich durch das ebenso witzige als gedankentiefe Cpos „Dandserinden“ (1833) seinen Dichter=- eus begründet. 1841—1849 veröffentlichte er neben dem Drama „Venus“ sein Hauptwerk, „Adam Homo“, eine didaktisch-humoristische Dichtung, welche \{chon oft mit Lord Byrons „Don Juan“ verglichen worden ist. Außerdem hat er viele poetishe Erzählungen und Dramen gedichtet. Vom Staate bezog er ein Chrengehalt von 3000 Kronen jährlich.

Die neueste „Jllustrirte Zeitung“ vom 30. Dezember bringt u. a. Fllustrationen eine 9 Abbildungen umfassende Original- zeihnung von H. Lüders „zum T70jährigen Militärjubiläum des Kaisers Wilhelm.“

Gewerbe und Handel.

Berlin, 31, Dezember. Nach zuverlässiger Mittheilung ist von dem Kaiserlich russischen Finanz-Ministerium angeordnet worden, daß Waaren, welche bei den russischen Zollämtern bis zum 1, Januar k. I. alten Styls mittels Eisenbahn eingetroffen und deklarirt sein werden, bis zum 10. Januar k. J. einschließli visitirt, bereinigt, und in Banknoten wie bisher verzollt werden.

Metntngen, 2. Zantar. (W: L. B,) Bet der heute ftatt- gehabten Gewinnziehung der Meininger 4% Prämien =- Pfandbriefe fiel der Hauptgewinn von 105,000 (A auf Nr. 25 der Serie 597; 30,000 M. fielen auf Nr. 18 der Serie 713, je 3000 M auf Nr. 18 der Serie 404, auf Nr. 15 der Serie 1184, auf Nr. 3 der Serie 1555, auf Nr. 12 der Serie 1920 und auf Nr. 7 der Serie 3329.

Verkehrs-Anstalten.

Berlin. Ueber die Verkehrsverhältnisse auf den Bahnen in Rußland geht uns Seitens der Königlichen Direk- tion der Ostbahn folgende Mittheilung zu: Auf der Kiew-Brester Bahn ist der Güterverkehr via Brest wieder eröffnet, die genannte Bahn nimmt indessen Güter, welche für die Odessaer Bahn, Char- fow-Nikolajeffer Bahn und Charkow-Azower Bahn bestimmt sind, zur Zeit noch nicht zum Transport an. i

Eisena, 28. Dezember. (M. Z.) Dem neugewählten Land- tage wird u. A. auch eine Vorlaze zugehen in Betreff des projek- tirten Baues einer Zweigbahn von Salzungen nach Vacha. Die bezeichnete Strecke ist im Auftrage der weimarischen Regierung nivellirt und der Kostenanschlaa auf nur §00,000 M festgestellt worden.

Bern, 30. Dezember. (K. Ztg.) Der Luzerner Große Rath hat die Uebereinkunft zwischen der Berner und der Luzerner Regie- rung betreffend den gemeinsamen Ankauf der Bern-Luzerner Bahn abgelehnt. E.

Bremen, 30. Dezember. Laut Kabelt-legramm von Baltimore ist der Lloyddampfer „Braunschweig“, am 13. d. M. von hier gesegelt, gestern wohlbehalten dort. angekommen.

Triest, 31. Dezember. (W. T. B.) Der LloyddampfEr „Progress o“ ist heute Nachmittag 2 Uhr mit der ostindisch-chine- sischen Ueberlandpost aus Alexandrien hier eingetroffen.

New-York, 30. Dezember. Das P h! des Norddeutschen Lloyd „Kronprinz Friedrich Wilhelm“, welches am 9. Dezember von Bremen abgegangen war, ist heute wohlbehalten hier angekommen.

1. Januar. n, T. B.) Der Swhraubendampfer „Suevia"“ der Hamburg - Amerikanischen Packetfahrt- Aktiengesellschaft ist in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend hier eingetroffen. :

(M, L. B) Vér Vampser des Lloyd „Oder“ ist heute hier eingetroffen,

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