1877 / 12 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 15 Jan 1877 18:00:01 GMT) scan diff

Den Civillehrern an den Kadetienhäusern ist der Uebertritt an eine Lehranstalt des Unterrichtsressorts jederzeit unbe-

nommen.

Die neue Rang- und Quartierliste für 1876/77 ist fürzlih ershienen. Se. Majestät der Kaiser und König haben genehmigt, daß Le von jeßt ab regelmäßig zu Anfang Januar jeden Ja res erscheinen soll, und deshalb hat die diesmalige den Titel: „Rangliste Pro 1876/77“ erhalten. Veränderungen gegen das Vorjahr 1875 bringt die Rangliste wenige, im Wesentlichen nur die, welche dur den Etat pro 1876 veranlaßt sind. Neu sind darin die Kavallerie-Division des XV. Armee-Corps, sowie das Eisen- bahn-Regiment statt des Eisenbahn-Bataillons, das aber nah wie vor eine große Zahl nur kommandirter Offiziere hat.

Wilhelmshaven, das bisher unter den Garnison- und Artilleriedepots aufgenommen war , ist diesmal unter die Gouvernements-Kommandanturen verseßt. L

Die Kontingentsherren der Truppen derjenigen deutschen Saaten, welche Militärkonventionen mit Preußen abgeschlossen haben, sind jeßt auch als Chefs ihrer Regimenter resp. Bataillone aufgeführt ; die Aufzählung der einzelnen Batterien und Com- pagnien bei der Feld- und Festungsartillerie is als überflüssig da fortgefallen, wo Abtheilungen und Regimenter in einer Garnison vereinigt stehen. :

Die Gewehrrevisions-Kommission in Sömmerda, die Ge- wehrabnahme-Kommission in Suhl und die Pulverfabrik in Neisse sind aufgelöst. e

Der beigegebene Nachtrag zur Rangliste ist am 23. De- henher 1876 abgeschlossen, ein Theil desselben hat in der

angliste selbst, ein anderer, größerer, wenigstens in den Anciennetätslisten noch Berücksichtigung finden können.

Das Zoe Kammergericht hatte in einer Handels- gi die Ansicht ausgesprochen, daß sowohl der zugeshobene Fid, als auch der Erfüllungseid als ein Beweismittel auch in einem anderen Prozeß, welcher mit demjenigen Prozeß, in dem der Eid geleistet worden, dasselbe Sachverhältniß, ganz oder theilweise, zur Grundlage hat, anzusehen ist. Dieje reht- lihe Auffassung wurse vom Reichsoberhandelsgerict, lil. Senat, (Erf. v. 23. Nov. 1876) für rechtsirrthümlich erklärt, in- dem dasselbe zwischen einem zugeshobenen und einem Erfüllungs- eide unterschied: „Jn Betreff des zugeschobenen Eides ist der Lweifel entstanden, ob er wegen der ihm beiwohnenden, auh vom Preußischen Rechte nicht ganz ignorirten Vertragsnatur nur ein Beweismittel für den einzelnen Prozeß ist, oder ob dur ihn die betreffende Le unter den Parteien definitiv festgestellt wird. Dies trifft aber den Erfüllungseid nicht. Ein solcher wird in der Preußischen Praxis als ein nicht un- bedingt völlig beweisloses Beweismittel in anderen Prozessen im Sinne des §. 5 Nr. 10c der Verordnung vom 14. De- zember 1833 angesehen ; die Wirkung, daß auch für einen an- deren Prozeß dadurch die betreffende Thatsache erwiesen wäre, hat er nicht.“

Jn Beziehung auf die rehtlihen Folgen einer Au f- hebung der Gütergemeinschaft zwischen Eheleuten im Geltungsbereiche des Allgemeinen Landrechts hat der erste Senat des Ober-Tribunals (Erk. v. 15. Sept. 1876) in Uebereinstimmung mit dem Appellationsgeriht zu Münster folgende Säße ausgesprochen: 1) das Absonderungsreht der Eheleute hinsichtlih des inferirten oder ererbten Vermögens beschränkt sich nit auf die noch in Natur vorhandenen oder in deren Stelle erworbenen Gegenstände, sondern jedem der geschiedenen Ehegatten ist die Zurücknahme des Werthes des inferirten oder ererbten Vermögens gestattet und es tritt bei der Unzulänglichkeit des Bestandes eine Repartition desselben nah dem Verhältniß der beiderseitigen Vermögen ein. 2) Auf die von einem Ehegatten dem anderen während der Ehe ge- machten Geschenke hat nah Aufhebung der Gütergemeinschaft der beschenkte Gatte nur dann einen Anspruch, wenn die Schenkungen mit der Absicht und in der erforderlichen Form gemacht sind, um später nah Aufhebung der Gütergemein- schaft wirksam zu werden.

Ein Restaurateur, welcher gestattet, daß von seinen Gästen um di e Zehe, welche über das Maß einer gewöhn- lien Zeche hinausgeht, gewüÜürfelt wird, ist nah einem Er- Éenntniß des Ober-Tribunals vom 15. Dezember 1876 wegen Gestattung eines Glückss\piels in seinem Lokal auf Grund des §. 285 des Strafgeseßbuches zu bestrafen.

Se. Durhhlaucht der Fürst Haßfeldt-Trachen- berg ist hier eingetroffen.

S. M. Kanonenboot „Cyclop“, welhes am 19. Of- tober 1876 in Kagosima eingetroffen war, hat am 22. dessel- ben Monats den Hafen wieder verlassen und traf am nächsten Tage in Nagasaki ein, ging am 2. November von hier aus in See, erreichte am 4. November Abends die Rhede von Kobé, seßte nah einem Aufenthalt von einer Stunde die Reise fort und traf am 6. November Vormittags vor Jokoska ein. Am 9. November begab sih das Kanonenboot behufs Kohlens nah Jokohama, verließ diesen Hafen am 11. November, mußte wegen Sturmes in die Kaneba-Bucht zurücklaufen und fonnte dieselbe erst am 12. November Abends wieder verlafsen. Am Nachmittage des 17. November traf „Cyclop“ in Nagasaki ein, verließ es am 18. November, ankerte am 22. November vor Shanghai und beabsichtigte am 25. November nah Tientsin in See zu gehen.

S. M. S. „Kronprinz“ ist am 13. d. Mts. Nachnmit- tags in Gibraltar eingetroffen.

S. M. S. „Nymphe“ isst am 23. Dezember 1876 auf der Rhede von Barbadoes eingetroffen und beabsichtigte am 11. d. Mts. nah Dominica zu segeln.

Württemberg. Stuttgart, 13. Januar. Der „Staats-Anzeiger für Württemberg“ enthält, gegentheiligen IO E angen gegenüber, eine Ausführung, worin

esagt wird, die württembergishe Regierung förderte das Zustandekommen der Justizgeseße nah Kräften; der Ver- treter derselben im Bundesrathe nahm persönlich ein lebhaftes R ia an der Einigung. Ünwahr und grundlos ist die S inuation, der Minister Mittnacht wäre beim Kompromißabschluß zurüdgeseßt worden; sämmtliche Bevollmächtigten erhielten vor Abschluß von dem Anhalt des Kompromisses Kenntniß.

Baden. Karlsruhe, 12. Januar. Das „G. u. V.-Bl.“ veröffentlicht eine landesherrlihe Verordnung vom 4. Fanuar d. J., die Stiftung einer Landwehrdienst-Auszeihnung für das Großherzogthum betreffend. Diese Landwehrdienst- Auszeihnung wird für die niht im Offiziersrange ftehenden Personen des Beurlaubtenstandes des Badischen Kontingents gestiftet und soll der zweiten Klasse der Preußischen Land-

wehrdienst-Auszeihnung entsprehen. Die Badische Landwehr- a cim besteht in einem Len Bande, in welchem mit gelber Seide der Großherzoglihe Namenszug (F. W. L.) inmitten zweier Landwehrkreuze eingewirkt ist, und wird in einer eisernen Einfassung auf der linken Brust, gleihwie die Dienstauszeihnung des stehenden Heeres getragen.

Oesterreich : Ungarn. Wien, 13. Fanuar. Wäh- rend der „Pester Lloyd“ vor Kurzem meldete, daß d.e Ant- wort des österreihishen Ministeriums auf das Memorandum der ungarischen Regierung in der Bankfrage sich bereits in den Händen des Kaisers befinde, wurde von anderer Seite die Existenz eines derartigen Memoires ganz und gar bestritten. Die Wahrheit liegt in der Mitte: denn, wie das „Fremden- blatt“ meldet, giebt es ein solches Memoire, doch ohne daß dasselbe der österreichischen Regierung offiziell wäre zur Kenntniß gebraht worden. Das „Pester Fournal“ versichert übrigens, was das „Fremdenblatt“ nur zu bestätigen vermag, daß das österreihishe Ministerium an keine Der Meppung der Bank- frage denke, vielmehr sei man hier wie in Pest bestrebt, die Sache vorwärts zu bringen, weil beide Regierungen die Ab- siht hegen, den demnächst zusammentretenden Parlamenten präzise Erklärungen über den Stand der Ausgleihsange- legenheit zu geben. j j

-—- Pie das „Fremdenbl.“ vernimmt, ist, nahdem die üblichen Anfragen erfolgt sind, nunmehr die Ernennung des Freiherrn v. Haymerle zum österreichischen außerordentlichen Bots haster und bevollmächtigten Minister bei dem König von Ftalien unmittelbar bevorstehend.

Prag, 13. Januar. (W. T. B.) General Tscher- najeff hat auf Weisung der Behörden Prag wieder ver- lassen. Die Nachricht von seiner Ausweisung hatte eine g des Volkes auf dem Roßmarkte zur Folge, welche von der Polizei bald zerstreut wurde.

Pest, 11. Januar. Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin werden noch vierzehn Tage in Ofen verweilen und dann zum bleibenden Aufenthalte nah Wien zurüdck- kehren. Der Kaiser dürfte inzwishen noch einmal für kurze Zeit nah Wien kommen. Graf Andrassy bleibt fo lange wie der Hof in Ofen.

12. Januar. Graf Andrasf \y wohnte gestern einem ungarischen Ministerrathe beî, der bis spät in die Nacht dauerte. Vorher hatte Graf Andrassy dem Mi- nister-Präsidenten Tisza einen längeren Besuch abgestattet. Jn der Ausgleichsfrage, so äußert sich „Hon“ in seiner lezten Nummer, ist eine- entscheidende Wendung in den nächsten Tagen zu gewärtigen. Jn ungarischen Regierungskreisen würden für die lezten Eventualitäten Vor- tehrungen getroffen. j

Der ferbishe Bevollmächtigte Marinovics ist gestern Morgens hier eingetroffen, hatte um die Mittags- stunde eine lange Besprehung mit dem Grafen An- drassy und ist mit dem Abendzuge nah Serbien weiter-

ereist. Das diesjährige Rekruten-Kontingent für die

Länder der ungirii@en «Krone is auf 40,933 Mann und 4093 Ersaßmänner festgestellt worden. Hiervon entfallen auf Ungarn 35,979 Rekruten und 3598 Ersaßmänner, auf Kroatien 4917 Rekruten und 491 Ersaßmänner und auf Fiume 37 Re- fruten und 4 Ersaßmänner.

13. Januar. Wie die „Pester Korr.“ erfährt, findet morgen Mittags unter Vorsiß des Kaisers ein Minister- rath statt, an welhem sämmtliche Mitglieder der ungarischen Regierung Theil nehmen.

Temesvar, 12. Januar. Wie dem „Fremdenbl.“ mit- getheilt wird, hat der hiesige ottomanishe Konsul mit dem Kriegs-Ministerium in Konstantinopel cinen Vertrag auf Lieferungen von großen Quantitäten Reis und Mehl für das zweite Armee-Corps, das in Bulgarien steht, abgeshlossen und sind au {hon zwei ottomanishe Kommissäre hier angelangt, um die Expedirung dieser Lebensmittel nah genannter Pro- vinz zu überwachen.

Agram, 10. Januar. Das vom Landtage beschlossene Budget für das Jahr 1877 hat die Kaiserlihe Sanktion erhalten.

Zara, 13. Januar. Der Statthalter Baron Rodi ist heute Nachmittags aus Wien über Fiume wieder hier eingetroffen.

GroßFbritannien und Jrland. London, 13. Ja-

nuar. (Köln. Ztg.) Dem Gerichtshof für Sachen des gemeinen Rechts lag heute die Civilklage gegen die Eigenthümer des deutshen Dampfschiffes „Fran-

conia“ auf Schadenersaß wegen Niederfahrens des britischen Schiffes „Strathclyde“ vor. Die Advokaten Benjamin und Cohen führten die Vertheidigung und bestritten die Zuständig- keit dieses Gerichtshofes für Vorgänge auf dem Meere, wäh- rend der in solchen Angelegenheiten kompetente Admiralitäts- hof der Civiljurisdiktion entbehrt. Der Gerichtshof entschied demgemäß, daß die Civilkompetenz der englischen Tribunale des gemeinen Rechts an der Küstenlinie aufhöre, daher die Wasserzone, in welcher der Zusammenstoß stattgefunden, nicht einshließe. Die chinesische Gesandtschaft soll nächster Tage hier eintreffen. Wiederholt schon ist über die Ueberbür- dung der alten London Bridge und die hronische Anstauung des Verkehrs in den benahbarten Straßen Klage geführt, auf Abhülfe gedrungen worden. Für die nächste Parlaments- session ist ein Antrag auf Genehmigung einer neuen Brücke ium lien Stadttheil, die von Tower Hill nah Bermondsey führen joll, vorbereitet; die Kosten sind auf 250,000 Pfd. Sterl. veranschlagt. : :

15. Januar. (W. T. B.) Eine telegraphische Mel- dung der „Times“ aus Calcutta bezeichnet die Gerüchte, wo- nah zwischen England und Afghanistan Mißhelligkeiten entstanden sein sollten, als unbegründet und fügt hinzu, daß die Beziehungen zwischen beiden Ländern die besten seien.

Frankreich. Paris, 13. Januar. Heute Nachmittag hatte der Konseils-Präsident Simon eine Besprechung mit den Deputirten von Paris über die AUGGRN der Maßregeln zur Begnadigung der Aufständischen von 1871. ie der „Köln. Ztg.“ geschrieben wird, waren sämmtlihe Pariser Deputirte mit Ausnahme von Thiers und Herzog Decazes zugegen. Hr. Thiers hat seinen Kollegen zu e gethan, er werde ihre Schritte durch seinen ganzen Einfluß unterstüßen. Die Deputirten wollen vornehmlih dahin wirken, daß die Begnadigungsmaßregeln auch auf diejenigen Aufstän-

dischéèn ausgedehnt werden, gegen die Kontutiazfalurtheile vor- liegen. Hr. Jules Simon betonte den Deputirten von Paris gegenüber die große Milde des Marschalls Mac Mahon und der Regierung, welche die Prozeßakten studiren lasse; die De- utirten dürften das Beste hoffen Jn Bctreff der Aufstän- dis&en, gegen die ein Kontumazialurtheil vorliegt, bemerkte Hr. Simon, das Geseß gestatte, daß sie begnadigt würden, wenn sie sh den Gerichten stellten ; die Regierung werde dann über die einzelnen Fälle entsheiden. Die Bewegung in den Unter-Präfekturen is bis Ende dieses Monats aufgeschoben. Der Antrag auf Abschaffung des Geseßzes vom 20. Mai 1874 über die Militärgeistlihen ist nunmehr bei der Kammer eingebracht worden. Derselbe ist von 37 Deputirten aus den verschiedenen Bres der Linken unterzeichnet, e

darunter mehrere von bekannter Mäßigung, wie die Herren Germain, Casimir Perier der Jüngere, de Choiseul, de Rémusat, Richard Waddington u. f. w.

Die Münzkonferenz ist bis zum Oktober oder Novem- ber vertagt worden. Die Staaten der lateinischen Union find übereingekommen, noch die Hälfte desjenigen Betrages in Silber auszuprägen, den die leßte Vereinbarung ihnen für 1876 zugestanden hatte, nämlih 54 Millionen Franken. Der Senat hat seinen Aus\chuß für das Budget ernannt. Derselbe besteht aus zehn Mitgliedern der Rechten und aht Mitgliedern der Linken; Pouyer-Quertier ist wieder Präsident. Der republikanishe Deputirte Rameau ist wieder zum Maire von Versailles ernannt worden. Rameau, welcher diese Stelle hon während des Krieges bekleidete, wurde von «dem Herzog von Broglie abgeseßt. Ein Be- fehl des Gouverneurs von Lyon, des Generals Bourbaki, fordert alle Offiziere der aktiven und der Territorial-Armee auf, den öffentlihen Gebeten für die Kammern am nächsten Sonntag anzuwohnen.

Wie gemeldet, legte der Finanz-Minister Leon Say {hon am 11. d. M. den Entwurf des Finanzgeseßes für das Jahr 1878 auf den Tisch des Hauses. Das „Four- nal des Debats“ bringt einen Auszug aus der dieses Ge- seß begleitenden Darstellung der Motive, in welchen es heißt: „Das Budget von 1878 verwirkliht wichtige Verbesse- rungen und bereitet noch wichtigere vor. Vas Budget wurde in der Voraussicht festgeseßt, daß die Postreform von 1877 an cine vollzogene Thatsache sei, daß man für das Fnnere zu den alten Gebühren von 0 und von 10 Centimes, anstatt 25 und 15, zurückgekehrt sein und für das Aus- land die wahre internationale Taxe des Postverbandes, 25 Centimes anstatt 30, angenommen haben würde. Willigt Frankreich jeßt hon in diese Pee Bahre 189 der Tarife, fo würde ein Postkongreß, der sich im Jahre 1878 in Paris ver- einigen soll, unter den günstigsten Bedingungen auftreten. Das durch die Postreform begonnene Werk erheisht als Ver- vollständigung die Reform der auf die Cirkulation der Güter lastenden fiskalischen Geseze. Die Steuer von 5 Proz. auf die Be- förderung als Frachtgut durch die Eisenbahnen ist ein Hinderniß für die Cirkulation. Die Nachtheile derselben find bekannt. Die Lage unserer Finanzen würde wohl nicht erlauben, mit einem Male eine Einnahme von 22,500,000 Fr. abzuschaffen, aber wir glaubten das Prinzip einer allmählichen Herab- seßung vorschlagen und gleih in die Bahn der Reform treten zu dürfen. Der Minister beantragt deshalb die Aufhebung der Steuer auf Beförderungen des Fracht- guts durch Eisenbahnen, indem wir sie um 1 Prozent jährlih herabseßen, was sie für 1878 auf 4 Prozent u. f. 1w. bis zum Erlöschen herabmindern würde. Man kann si übrigens im Falle von Ueberschüssen im Laufe der Finanz- jahre vorbehalten, den aufeinander folgenden Fristen dieser Ermäßigungen vorauszugreifen.“ Der Finanz-Minister Leon Say verlangt in einem Spezialgeseßentwurf, eine Spezialkasse von Subventionen für die Departements und für die Gemeinden zum Bau von Schulanstalten einzu- rihten. Das Budget von "1878 beträgt 2,785,000 Fr. und ist folglich um 48,000,000 Fr. höher als dasjenige von 1877.

Italien. Rom, 11. Januar. (K. Ztg.) Am 8. d. M- fand in dem russishen Botschafts-Hôtel der offi- zielle Empfang statt, der nah dem am Königlichen Hofe gebräuchlihen Ceremoniel auf die Ueberreichung der Beglaubigungsschreiben folgt. Die Minister, der Kammer - Präsident, die höhsten of- und Staats- beamten, die Mitglieder des diploznatishen Corps (der eng- lische Botschafter, Sir August Paget, konnte wegen eines Un- falls, der ihn betroffen, nid erscheinen), eine Anzahl Deputirter und Senatoren, die Häupter der richterlichen und Verwaltungs- behörden wohnten der Vereinigung bei, bei der au die Hof- damen und die Damen der Diplomaten erschienen. Baron Uxkull und Gemahlin machten die Honneurs des Hauses.

Zur Aen waren zwei Ceremonienmeister des Königs estimmt, der Ritter Carafa dei Duche di Nola und der Marquis Lotteringo della Stufa.

Der seit der Versezung des Grafen Wimpffen nah Paris vakant gewesene Posten eines österreihish-ungarischen Botschafters beim Quirinal ist wieder beseßt. „Zl Diritto“ theilt die Nachricht an hervorragender Stelle mit und sagt: „Die Nachricht von der demnächstigen Ankunft des Freiherrn v. Haymerle sollte jeden Schatten eines Zweifels über die wahre Situation Jtaliens gegenüber Desterreih-Ungarn zer- streuen. Wir sind gewiß, daß unsere Regierung aus ihr Er- muthigung ziehen wird, um in threr klugen und richtigen Politik, der einzigen, welche niht minder den internationalen S als den berehtigten und wirklichen Jnteressen des andes entspricht, zu beharren.“

Türkei. Konstantinopel, 13. Januar. (W. T. B.) Meldung der „Agence Havas“.). Fürst Ghika hat dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Safvet Pascha', eine Note der rumänischen Regierung zugestellt, in welcher verlangt wird, daß die Pforte anerkenne, daß Rumä- Ben keinen integrirenden Theil des ottomanishen Reiches ilde.

14. Januar. (W. T. B.) Ueber den Fnhalt der leßten Mittheilung, welche die Bevollmächtigten morgen der Pforte machen werden, bringt die „Agence Havas“ folgende Einzelheiten, welche indeß noch weiterer Bestätigung zu bedürfen \cheinen. Hiernach sollen die bisherigen Forderungen dahin gemildert sein, daß die Frage der internationalen Gensd'armerie, das Kantonnement der türki- schen Truppen, sowie die Zweitheilung Bulgariens gar keine Er- Ls finden. Die Frage der Ueberwahungskommission würde unter Us reer U des Prinzips derselben in abge- \{chwähter Form behandelt, die dieser Kommission zustehende Kontrole herabgemindert werden. Fn dieser Beziehung ver- lautet selbst, daß die europäishe Kommisfion durch eine ge:

mishte Kommission erseßt werden würde. Endlih soll bezüglih der Ernennung der Gouverneure die Genehmigung der Mächte blos für das erste Mal verlangt wer- den. Der Wortlaut dieser an die Pforte zu rihtenden Mittheilung is, wie die „Agence Havas“ zu- giebt, noh nit festgestellt, vielmehr würde das in einer heute unter den Bevollmächtigten stattfindenden Besprehung ge- schehen. Heute findet ein türkischer Ministerrath statt. Jm Zusammenhange mit diesen Nachrichten wird von anderer Seite gemeldet: Am Sonnabend hatten Jgnatieff und der Großvezier eine Besprechung, in welcher, wie es heißt, Erferer Mittheilung davon machte, daß die Konferenz nicht abgeneigt sei, an die Stelle einer internationalen Gensd'armerie eine muselmännische zu seßen, die unter fremden, jedoch dem türkishen Militär- dienst angehörigen Jnstruktoren stehen solle; auch wäre ange- deutet, daß an Stelle der internationalen Ueberwachungs- Éommission eine aus Türken ünd Ausländern bestehende treten Jolle. Fndessen soll der Großvezier auch diese Konzessionen nicht gutgeheißen haben, weil dieselben noch immer eine Ver- [legung der türkishen Unabhängigkeit involvirten.

" 15. Januar. (W. T. B.) Seitens der Mächte, die fich in volier Uebereinstimmung befinden und deren Vertreter auch darüber einig sind, wenn die Pforte eine po- sitive cndgültige Erklärung auf die heutigen Propositionen in gestellter Frist niht abgiebt, Konstantinopel zu verlassen, wird ein Ultimatum nicht gestellt werden. Die Mächte be- Angen sih, ihre Uebereinstimmung durch das gemeinschaftliche

ufgeben der Konferenzversammlungen in Konstantinopel zu bekunden.

Wien, 13. Januar. (W. T. B.) Der „Politischen Korrespondenz“ wird aus Konstantin opel gemeldet, daß die dortige Lage sehr gespannt und auf einen Umschwung in den Ansichten der Pforte kaum noch zu rechnen sei. Die offi- ziósen Pourparlers dauern fort. Jn einem von der ge- nannten Korrespondenz veröffentlichten Schreiben aus St. Pe - tersburg wird betont, daß die Pforte, welche in der Mäßigun der Konferenz eine Shwäche Nußlands erblicke, vergesse, da niht Rußland, sondern die Konferenz das Wort führe. Wenn der Augenblick gekommen sei, daß Rußland im Namen Curopa's sprechen solle, dann würden auch kräftigere, der Pforte vorständlichere Argumente nicht ausbleiben.

Parts, 13. Zanuar. (W. T. B.) Der „Moniteur“ bespricht die orientalischen Angelegenheiten und betont dabei, daß für die Pforte der Augenblick gekommen sei, wo sie ihren E ae Jllusionen entsagen müsse. Das genannte Organ hebt jodann hervor, daß zwishen England und Ruß- land vollkfommencs Einvernehmen bestehe und daß die Kon- ferenz von der Pforte nichts ihre Ehre Verlezendes verlange. Es sei daher für die Pforte an der Zeit, eine besonnene Hal- tung anzunehmen, wenn sie ernstlihste Verwickelungen ver- meiden wolle.

Sf. Jeterovura/ 14 Januar. (W. 2. B) In der morgigen Sizung der Konferenz wird von den Vertretern der Pforte eine definitive Entscheidung gefordert werden. Man wird jedo den Vertretern wäbrseinlid noch eine drei- tägige Frist zugestehen, um eine solche definitive Entscheidung über die Propositionen der Mächte von ihren Vollmachtgebern einzuholen. Fm Ganzen ist man sich hier darüber klar, daß die Pforte entschlossen ist, auch dem gesammten Europa gegenüber jede Konzession zu verweigern und auf die Verfassung zu ver- weisen, deren Gültigkeit für alle integrirenden Theile des otto- manischen Reichs schon von vorn herein cine internationale und nicht von der Pforte allein zu entscheidende Frage is. Es heißt, daß mit Ende näthster Woche unsere Situation der Pforte gegenüber klar gestellt sein wird. Unter den Mächten find bei den bisherigen Berathungen in Konstantinopel teinerlei Zwischenfälle eingetreten. Die Ucbereinstimmung derselben in prinzipieller Beziehung, sowie über das formelle Vorgehen derselben, um die Pforte zu einer definitiven Er- klärung zu veranlassen, ist eine vollständige.

Der Scheik-ül-Fslam Hairullah Effendi hat, wie die „Pol. Korr.“ meldet, an alle Mollahs die Aufforde- rung ergehen lassen, in die Nationalmiliz einzutreten und der Bevölkerung dur Patriotismus ein Beispiel zu geben. Er selbst hat sih in die Listen der hauptstädtishen National- garte einschreiben E Dem Sultan wurde ein Projekt unterbreitet, demzufolge die Nationalgarde in Konstan- tinopel wie die ungarishen Honveds uniformirt werden soll, und sei alle Aussicht vorhanden, daß dasselbe vom Sultan auch genehmigt werden wird. :

Die „Morning Post“ berichtet, daß die Pforte wiederum Nubar Pascha dringend ersucht habe, die Gou- verneurstelle von Bulgarien zu übernehmen.

Am 9. d. Nachts seßten dreißig Tscherkessen über die Donau bei Silistria, überfielen bei dihtem Nebel drei rumänische Grenzposten, von denen einer erschlagen, die ande- ren verwundet wurden. Die Thäter zogen sih zurück, mehrere Stück Vieh mit sih führend.

Ueber die Heimkehr des Marquis von Salis- bury is festgestellt, daß derselbe in London zur Eröffnung des Parlameutes eintreffen wird, aber nicht früher. Sollten die Arbeiten der Konferenz eher zu Ende gehen, so wird er E Mentone heimfahren, um dort einige Tage zu ver- weilen.

Ein Brief von Mr. Gladstone is in diesen Tagen bekannt geworden. Derselbe ist an den Rev. J. Dowson gerichtet, welcher über die bulgarishen Greuel gepredigt hatte, und lautete :

„Ih danke Ihnen sehr für Ihre. Aufmerksamkeit, mir Jhre Tot zu senden, die gehalten zu haben Ihnen nah meinem Dafür-

alten viele Ehre macht. Ic kann in- der That das Benehmen der Methodisten und Nonkonformisten im Allgemeinen niht hoch genug preisen; dieselben haben, fo weit ih das habe beobachten können, klar und unzweideutig in dieser großen Frage sich auf die Seite der Menschlichkeit und Gerechtigkeit gestellt, die, wie ih nit zu jagen brauche, auch die Seite der Weisheit is. Ich verbleibe, mein lieber Herr, Ihr ganz ergebener Diener W. E. Gladstone.“

Eine Reihe englischer Parlamentsmitglieder hat in den leßten Tagen Gelegenheit genommen, über die Orientfrage sich vernehmen zu lassen. Sir W. V. Harcourt erklärte bei

em Diner der Orforder liberalen Vereine, daß die in den leßten Monaten in England stattgehabte Agitation mit Bezug auf die orientalishe Frage nicht blos gerechtfertigt sei, sondern auch die Regierung v einer veränderten Politik gegenüber der Türkei genöthigt habe. Er gab zu, daß die Polbes des Marquis of Salisbury in jeder Beziehung des hochherzigen Charakters und der hohen Stellung dieses Staatsmannes würdig

sei, wie die Regierung der Türkei zu erhalten, sondern wie sie mit der mindesten Gefahr zu ersezen sei. Professor Fawcett sagte in einer Rede in Hackney (London:), daß die e Gefahr, welche gegenwärtig über dem östli!:en Europa änge, darin bestehe, daß es zu einer Abmahung käme, welche keine wirklihe Abmachung sei, und daß nihts geschehe, die Mißregierung in den türkishen Provinzen zu beseitigen.

_ Rußland und Polen. St. Petersburg, 11. Januar. Die Ernennung des Obersten Baron Frederits zum russi- schen Militär-Agenten in Paris is, wie der Pariser Korrespondent des „R. JFnw.“ berichtet, von der dortigen Ge- sellshaft mit großer Befriedigung aufgenommen worden. Der Gesundheitszustand des General - Adjutanten A. L. Po- tapow, welcher bekanntlih vor einiger Zeit aus dem Aus- lande wieder hierher zurückgekehrt ist, joll, wie die „Now. Wr.“ meldet, sich in legter Zeit wiederum merklih vershlim- mert haben. Wie dasselbe Blatt erfährt, wäre General Messen - zow für diesen Posten in Aussicht aenommen. Der portu- giesische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister Baron de Santos is} gestern hierselbst angekommen. Am 8. d. M. verschied hier der General-Adjutant A. v. Bu d- berg im Alter von 78 Jahren. E

Ueber die Sanitätsverhältnisse in der aktiven Armee bringen der „Neg.-Anz.“ und der „Russ. Jnw.“ u. A. folgende Mittheilungen :

Nach den vorliegenden offiziellen Nachrichten ist der Gesund- heitszustand der in Bessarabien und zum Theil im Gouvernement Podolien konzentrirten Truppen der aktiven Armee vorzüglih. Epi- demishe Krankheiten herrschen gar nicht; der Prozentsaß der in den Divisionen Erkrankten {wankt zwischen 0,75 9/9 und 2 °/% und beträgt im Ganzen weniger als 1 9%. Die Zahl der Kranken in den Hospitälern und Lazarethen beläuft sich auf 1451 Personen, was weniger als 0,75 % des Bestandes der aktiven Armee ausmacht. Die unbedeutende Zahl der Kranken macht es der Feldverwaltung der Armee mögli, si bezüglih der lokalen Militär - Medizinaleinrichtungen einzushrän-

ken; so sind denn auch nur einige Abtheilungen der tempo- rären Militär - Hospitäler bei der - Armee eröffnet worden. rauhen klimatischen Verhältnisse, ausgezeich-

Der, os der nete Gesundheitszustand der Truppen ift vorzugsweise durch die Maß- regeln zu erklären, welhe zur Erhaltung der Gesundheit der unterm Chargen ergriffen worden sind. Warme Kleidung, gekohte Speisen in größerer Menge, Branntweinrationen, die zeitweise durch Thee erseßt wurden, gemäßigte Uebungen und Märsche trugen zum guten Gesundbeitsstand der Truppen bei, die in engen Räumen, dazu während der ungünstigsten Jahreszeit, untergebracht sind. Unter die Truppen find die „Instruktionen zur Erhaltung der Gesundheit der Truppen der aktiven Armee“ vertheilt worden.“

__ KUschenéw, 8. Januar. EPol. Corr) Jn dem Be- finden des Großfürsten-Kommandirenden ist leider eine Éleine Recidive eingetreten. Der erlauchte Patient wird nur von drei Aerzten behandelt, da die Konsiliarii Botkin und Pirogoff, Ersterer nah St. Petersburg, Letterer nah Odessa abgereist sind. Jndessen is alle Hoffnung auf eine baldige vollständige Genesung vorhanden.

Schweden unnd Norwegen. Stockholm, 9. Januar. (H. N.) Jn den ersten Tagen des nächsten Monats gedenkt der König nah Norwegen zu reisen und in Christiania das Storthing zu eröffnen. Jm Finanzdepartement ist man zur Zeit mit Aufstellung des Budgets für 1878 beschäftigt, die ordinären Einnahmen sind alljährlih ungefähr dieselben, weshalb auch deren Berechnung keine besonderen Schwierig- keiten verursaht. Größere Arbeit macht die Aufstellung der extraordinären Einkünfte, deren Berehnung überhaupt nur approximativ möglich ist. Die aus Zollmitteln herfließenden Einkünftedes Staates haben im Laufe des verflossenen Fahres die berechnete Summe weit überstiegen, weshalb dieser Poiten in der nächsten Etatproposition wohleine entsprehende Erhöhung erfah- renwird. Die Einkünfte für Branntweinsteuer werden wohl faum denen des vorigen Jahres nachstehen, die der Staatsbahnen steigen nur langsam und die Posteinnahmen müssen fast aus- \chließlich zur Verbesserung resp. Ausdehnung des Postwesens verwandt werden. Die Eröffnung des Reichstages wird voraussichtlich am 17. oder 18. dieses Monats stattfinden, unter anderen wichtigeren Vorlagen verdient die die Umgestal- tung der liberalen Aemter in Stockholm betreffende genannt zu werden. Die Hofgerichte und das Staatscomptoir sind in diesem Jahre neuorganisirt und treten mit Beginn des Jahres neue Jnstruktionen in Kraft.

Dänentark. Kopenhagen, 10. Fanuar. (H. N.) Die gestrigeSißungdes Fol kethin gs war verhältnißmäßig kurz und der Umstand, daß das Schulgeset, das fogar den ¡Fdeen der Oppositionen entgegenzukommen schien, durch Verweigerung des Ueberganges zur zweiten Berathung ganz beseitigt wurde, kündigt injofern nihts Gutes an, als dadur gezeigt wurde, daß der Standpunkt der Opposition unverändert derselbe ist, nämlich nicht persönlicher im neuen Jahre als im alten. Jn der heutigen Sißung des Folkethings wurde das vom Landsthing gekommene fogenannte Gesindegeseß berathen

Die zweite Berathung des Metergeseßes wurde gestern im Landsthing vorgenommen. Sämmtliche von der Aus\chußmajorität gestellten Aenderungsvorschläge wurden an- genommen. Ein Minoritätsvorshlag über Hinausschiebung der Einführung des Metersystems, bis zur Annahme der Be- stimmungen hierüber durch Gesetz, wurde mit 27 Stimmen gegen 12 verworfen. Der Uebergang zur dritten Berathung wurde mit 35 Stimmen gegen 5 angenommen. Wegen Ertheilung der vom Kriegs- und Marine-Ministerium gestif- teten Erinnerung3medaille für die Theilnehmer an den Kriegen 1848—50 und 1864 sollen dem Vernehmen nach nicht weniger als 120,000 Gesuche eingegangen sein.

Amerika. Berichten aus dem fernen Westen zufolge reibt das „Philadelphia Public Ledger“ vom 28. v. M. ist derWinterfeldzug gegen die Sioux wahrscheinlih auf- gegeben worden. Dieser Feldzug wurde vorigen Herbst von den Generalen Sheridan und Brook geplant und von leßterem Offizier persönlich geleitet. Fm Fort Fetterman wurde eine Expedition ausgerüstet, und zwar eine so starke, die zu besiegen Sitting Bull und Crazy Horse, sowie die - anderen feindseligen Häuptlinge niht hoffen konnten. Sie griffen demnah zu ihrer üblihen Taktik in sol- chen Éventualitäten, d. f dem Feinde aus dem Wege zu gehen. Die Expedition \{heint in dem Lande der s{hwarzen Berge umhermarschirt zu sein, bis alle ihre Vorräthe zur Neige gegangen waren, und dann entschloß sie sich, nah Fort Fetterman zurüczukehren. Die diesjährigen militärischen Operationen gegen die Sioux waren nicht fo erfolgreih als die Operationen der Friedenskommission. Sitting Bull, Crazy Horse und deren Ánhân er sind jeßt so frei als sie vor einem Jahre waren, obwohl der Feldzug viel Menschenleben

gewesen sei, und sagte, daß das Schlußproblem, welches den europäishen Staatsmännern zu lösen übrig bleibe, nicht das

ekostet hat, und sein Hauptereigniß, das Custer Massacre, ange in der Erinnerung bleiben wird.

Asien. (A. A. C.) Die Nandau oder oberste Königin von Birma is gestorben. Wegen des Ablebens ruhen alle Geschäfte in Mandalay. Jeder Gefangene, der niht zum Tode verurtheilt is, erhielt die Freiheit wieder. Die mit der Ausstellung der Leiche verknüpften Feierlichkei-en sollen mit großem Ceremoniell eröffnet werden.

Afrika. Fegunten, Berichten des W. „Frmdbl. aus Cairo über Konstantinopel zufolge, wäre der Khedive bereit mit Abessinien einen dauernden Frieden abzusthließen und den Krieg mit demselben nicht mehr zu erneuern, inso- fen dessen Beherrscher zusagt, ihn im ruhigen Besiße der con früher anneftirten Bogosländer zu lassen. Das Po |- amt, das Telegraphenamt und andere Gebäude in Cairo sind, wie der „Daily News“ gemeldet wird, dur Feuer zerstört worden. Die Dokumente wurden geborgen und es sind keine Menschenleben zu beklagen.

Dahomey. Dem „Manchester Guardian“ wird von seinem Korrespondenten an der Goldküste via Madeira gemeldet : „Dem König von Dahomey bereiten die Absichten der Eng- länder viel Sorge. Seitdem ein Dampfer die Lagunen hinauf- gefahren, ist die Bevölkerung von Whydah dem Vernehmen nach bereit den König zu entthronen, wenn sie mit Bestimmt- heit darauf rechnen fann, daß die Engländer zum Angriff schreiten werden.“ :

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Konstantinopel, Sonntag, 14. Januar, Abends. Der Marquis von Salisbury hatte heute eine Audienz Lei dem Sultan. General Jgnatiefff wird am Mittwoh vom Sultan empfangen werden.

Nr. 2 des Central-Blatts für das Deutsche Reich, herausgegeben im Reichskanzleramt, hat folgenden Inhalt: Allgemeine Verwaltungs\ahen: Mittheilung, betreffend Rinderpest; Verweisung

von Ausländern aus dem Reich8gebiet. Zoll- und Steuerwesen : Kompetenz einer Steuerstelle. Finanzwesen: Goldankäufe Seitens

der Reichsbank; Nachweisung der bis Ende Dezember 1876 statt- grauen Ausführung des Gesetes, betreffend die Ausgabe von Reichs- assenscheinen. Münzwesen: Uebersicht über die Ausprägung von Reichsmünzen; Uebersicht über die bis Ende November 1876 für Rechnung des Deutschen Reihs zur Einziehung gelangten Landes- Silber- und Kupfermünzen. Militärwesen: Vergütung für die Naturalverpflegung im Jahre 1877. Eisenbahnwesen: Éröffnung der Bahnstrede Lautenthal-Silberhütte.

Nr. 2 des „Justiz-Ministerialblatts“ enthält eine Allgemeine Verfügung vom 8. Januar 1877, betreffend die Be- freiung der sogenannten pactz de cavendo von dem Stempel für MBertrage. Bekanntmachung vom 8. Januar 1877, betreffend das Erscheinen eines besonderen Abdruks der Reicht-Justizgesete.

Nr. 1 des Central-Blatts der Abgaben-, Gewerbe- und S eepeuns und Verwaltung in den Königlich preußischen

taaten hat folgenden Inhalt: Anzeige der in der Gesez-Sammlung erschienenen Gesetze und Verordnungen. T. Allgemeine Verwal- tung8gegenstände: Erkenntniß: Ueber die Verpflihtung der Staats- beamten zur Zahlung von Kommunalsteuern, mit Einschluß der für die Quartierleistung eingeführten Abgaben, ist der Rechtsweg zuläsfig. Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll und Steuerstellen. Behandlung der Immediat-Gnadengesuche in Steuerkontraventionsfällen. III. Indirekte Steuern: Anwendung des 8. 18 Abs. 2 des Brausteuergeseßes auf firirte Brauereien. Abänderung der Grundfsäte für die Firxation der Brausteuer. Ge- setz, Abänderung des S. 44 des Gesetzes wegen Erhebung der Brau- steuer. Tarifirung von eisernen Kaffecbrettern und Unterscheidung gefirnißter von lackirten Eisenwaaren. Personalnachrichten.

Landtags- Angelegenheiten.

Das neue Verzeichniß der Abgeordneten des Land- tags enthält, wie die „Köln. Z.“ mittheilt, gegen das des ver- gangenen über hundert neue Namen. Unter den Mitgliedern des Abgeordnetenhaus28 befinden sih 4 Staats-Minister, Lr. Achen- bah, Graf zu Eulenburg, Dr. Falk und Dr. Friedenthal; und 3 Mi- nister a. D., v. Bonin, Frhr. v. Manteuffel und Windthorst; 18 Professoren, 7 Ober-Tribunals-Räthe und 14 Kreisgerichts-Direitoren, 13 Regierungs-Räthe, 28 Landräthe, 56 Kreiêgerichts-Räthe, 3 Oeko- nomiec-Räthe, 11 Stadträthe, 2 Hofräthe, 1 Commerzien-Rath, 1 Kommif- sions-Rath und 1 Kammer-Rath, 7 Staatsanwälte und 19 Rechtsanwälte, 1 Gefandter, Graf Limburg-Stirum aus Weimar; 2 Landes-Direktoren, 4 Kammerherren, 1 Domherr, 1 Ober-Berghauptmann und 3 Forst- meister, 40 Rittergutsbesiyer und 49 Gutsbesitzer, 18 Geistliche, L Kon*ul, 9 Fabrikbesitzer und 15 Kaufleute, 11 Gymnasial-Direktoren und Lehrcr, 1 Organist, 7 Schriftsteller, 1 Buchbändler, 10 Bürger- meister, 4 Mühleabesiter, 1 Ziegeleibesißer, 1 Siand ébeamter, 1 Posthalter, 1 Gastwirth und 18 Rentiers.

Statistische Nachrichten.

Das Kaiserlihe Statistishe Amt veröffentlicht in dem jett berausgegebenen Heft IV. Abth. 1 der Vierteljahr8hefte zur Statistik des Deutschen Reichs für 1876 u. A. eine vorläufige Ueber- ficht über die Ergebnisse der Rübenzuckerfabrikation im deutschen Zollgebiete im Betriebsjahre 1876/77. Danach sind in der Zeit vom 1. September bis zum 1. Dezember 1876 von sämmtlichen Rübenzuckerfabriken (330, davon 253 in Preußen eins{l. der enklavirten Fürstl. Schwarzburgishen Unterherrschaften) 37,911,641 Ctr. Runkelrüben und zwar 25,247,078 Ctr. felbstgebaute und 12,664,563 Ctr. angekaufte, auf Zucker verarbeitet und daraus 4,400,500 Ctr. oder 11,6 ‘/6 Füllmasse gewonnen worden. Im gleichen Zeitraume der Vorcampagne 1875/76 betrug die Rübcnverarbeitung im Ganzen 36,035,051 Ctr., die daraus gewonnene Füllmafse 4,548,373 Ctr. oder 12,6%, so daß also der Prozentjaß der leßteren sich um 1% ungünstiger als in 1875/76 gestellt hat. Die Rübenverarbei- tung in den einzelnen Verwaltungs8bezirken war für 1876 77 folgende: Westpreußen (1 Fabrik) 117,495 Ctr. mit 13,932 Ctr. Füllmafse (11,7 9/9), Brandenburg (18 Fabr.) 1,502,745 Ctr. mit 177,165 Ctr. Füllmasse (11,8 °/69), Pommern (6 Fabr.) 626,710 Ctr. mit 71,413 tr. Füllmaffe (11,4 °/6), Posen (1 Fabr.) 132,739 Ctr. mit 16,305 Ctr. Füllmaîse (12,3 9/5), Schlefien (47 Fabr.) 4,035,137 Ctr. mit 498,530 Ctr. Füllmasse (12,3 9%), Prov. Sachsen mit den Schwarzb. Unterherrschaften (142 Fabr.) 17,409,201 Ctr. mit 2,017,816 Ctr. Füllmafse (11,6 °/0), Schleswig-Holstein (1 Ra) 209,538 Ctr. mit 24,657 Ctr. Füllmafsfe (11,8 %/9), Hannover (26 Fabr.) 3,510,738 Ctr. mit 395,727 Ctr. Füllmasse (11,3 °%/o), Hesien-Nafsau (1 Fabr.) 50,500 Ctr. mit 6072 Ctr. Füllmasfse (12,0 9/9), Rheinprovinz (8 Fabr.) 1,455,060 Ctr. mit 171,178 Ctr. Füllmasse (11,7 °%/), Bayern (2 Fabr.) 121,820 Ctr. mit 14,040 Ctr. Füllmaffe (11,5 °/0), Württemberg (5 Fabr.) 529,559 Cir. mit 57,956 Ctr. Füllmasse (11,0 °/5), Baden (1 Fabr.) 151,735 Ctr. mit 15,629 Str. Füllmafse (10,3 %), Meclenburg (1 Fabr.) 150,468 Ctr. mit 15,764 Ctr. Füllmasse (10,5 %/), Thüringen G Fabr.) 563,638 Ctr. mit 64,100 Ctr. Füllmafse (114 °*/9), Braunschweig (29 Fabr.) 3,692,635 Ctr. mit 416,648 Ctr. Füllma}?te

(11,3 96), Anhalt (32 Fabr.) 3,497,657 Ctr. mit 407,579 Ctr. Füll- masse (11,6 9/5), Luxemburg (2 Fabr.) 154,270 Ctr. mit 16,089 Ctr.