fauft, und daß die Jnfektion im Kreise Groß-Strehliß dur einen Transport Ochsen erfolgt ist, welhen Händler aus Grodisfo geliefert hatten, sowie, daß die Ausbrüche der Seuche in Altona und auf der Zuerfabrik Concordia bei Brieg wahrscheinlich durch Viehstücke herbeigeführt worden sind, welche Blandowski verkauft hatte. Gegen den Hofbesizer Kali- woda ist die Untersuchung eingeleitet und die Verhaftung be- antragt. Auch sind zur Verhütung weiterer Einschleppungen Anordnungen ergangen, um die Grenzsperre zu verschärfen und nach Umständen zu ihrer strengen Durhführung mili- tärische Kräfte heranzuziehen. — Zur Ergänzung der im Armee-Verordnungs-Blatt pro 1874 veröffentlihten Chargeneintheilung der Unter- flassen vom 31. Mai 1874 hat das Kriegs-Ministerium be- stimmt: 1) Die Feldwebel-Lieutenants, die Feldwebel-Ser- eanten und die Feldwebel-Unteroffiziere der Schloß-Garde- ompagnie sind den Feldwebeln, die Unteroffiziere der Schloß- Garde-Compagnie aber den etatsmäßigen Vize-Feldwebeln zu- zurehnen. 2) Die Halbinvaliden-Unteroffiziere, welche in den Genuß der Löhnung von 36 # bei den Halbinvaliden gerückt sind, gehören zur Rangstufe der Sergeanten, wogegen die
Empfänger der zweiten Unteroffizier-Löhnung zur Rangstufe |
der Unteroffiziere zählen.
— Unter Bezugnahme auf §. 2, 1 der Rekrutirungs- Ordnung hat das Kriegs-Ministerium festgeseßt, daß Stabs- Offiziere des Garde-Corps den diesjährigen Aushebungs- geshäften in den Bezirken bezw. preußischen Gebietstheilen der 4., 5., 11., 16., 18., 23., W., 29., 36., 40., 44. und 59. Jnfanterie-Brigade beizuwohnen haben.
— Jn dem Verwaltungsberiht der General- direktion der Seehandlung für 1875 wird bemerkt, daß die Voraussicht, wonach der Uebergang des Leihamtes an die Stadt Berlin sich ohne Schwierigkeiten vollziehen werde, sih durchaus nicht verwirkliht hat. Die städtishen Behörden finden sich veranlaßt, von weiteren Verhandlungen wegen Uebernahme des Leihamts Abstand zu nehmen. Die See- handlung kommt dadurch in die Lage, die in der Begründungs- urkunde vorbehaltene Wiederauflösung des Leihamts nunmehr auf anderem Wege erstreben zu müssen, da es nicht Sache des Staats sein dürfte, für die Berliner Bevölkerung ein Fnstitut aufrecht zu erhalten, welches die städtishen Behörden selbst für gemeinschädlih erahten. Die wegen der Zeit und Art der Auflösung des Leihamts von der Seehandlung gestellten Anträge warten zur Zeit noch der instanzmäßigen Erledigung.
Bayern. Einer Korrespondenz der „Allg. Ztg.“ aus München, vom 17. Januar, entnehmen wir Folgendes: In der gestern Abends abgehaltenen Versammlung entschiede- ner Katholiken wurde die neu zu gründende „Katholische Volkspartei in Bayern“ in aller Förmlichkeit prokla- mirt. Der Landtagsabgeordnete Dr. Rittler aus Würzburg seßte in fast zweistündiger Nede der etwa 500 Personen zäh- lenden Versammlung die Ziele der neuen Partei als prin- zipiell ausschließende und rüsihtslose christkatholishe aus- einander, und bezeichnete als Ziel, das zu erreichen wäre, die Verhältnisse der Katholiken in England, Belgien und Frank- reih. Dann trat der Einberufer der Versammlung, Re- dacteur Dr. Sigl, auf, und motivirte die Schaffung dieser Partei mit dem entschiedenen und unleugbaren Rü- gange der katholischen Bewegung in Bayern, wie es sih gelegentlich der diesjährigen Reichstagswahlen gezeigt habe. Nach seiner Zusammenstellung hätten diesmal in Bayern 79,977 „Patrioten“ weniger gewählt als im Fahre 1874. Die heutige Versammlung soll noh keine konstituirende, nur eine vorbereitende sein, und soll einem zu wählenden Comité, dem das Recht der Kooptation von Männern aus den Pro- vinzen gegeben wird, überlassen bleiben, bis in drei Wochen ein vollständiges Programm auf einer weiteren größeren Ver- fammlung in München vorzulegen, daraufhin dann die Partei definitiv konstituirt werden soll. Dieser großen würden dann fleinere Versammlungen im Lande folgen, und die Agitation schon jeßt dadurch betrieben werden, daß die stenographish aufgenommene Rede des Abg. Dr. Rittler in Form einer Flugschrift verbreitet werden soll. Unter den Mitgliedern des sofort gebildeten Comités befinden fih die Abgg. Dr. Rittler, Seit, Shmelcher, dann Domkapitular Dr. Stöckl in Eichstätt, der neugewählte Reichstagskandidat, so daß die Partei sowohl im bayerischen Landtag als im Reichstag bereits Gesinnungs- genossen besitzt.
Live Detmold 18 Januar In dœ beutigen Sitzung des Landtags wurde die Berathung der Geschäfts- ordnung in erster Lesung zu Ende geführt. Der Abg. Haus- mann brachte den Antrag ein, daß die Landtagsprotokolle sofort nah geschehener Vorlesung und erklärter Genehmigung Seitens des Landtags gedruckt und nicht nur den Landboten, sondern auch dem Publikum zugänglich gemacht werden sollen. Die Beschlußfassung über diesen Punkt steht aus bis nach er- folgtem Bericht Seitens der Kommisfion.
Hefterreich : Ungarn. Wien, 17. Januar. Jm Neichs-Kriegs-Ministerium fand vorgestern eine Schluß- berathung der Delegirten der verschiedenen Ministerien in Angelegenheit des Militär- Bequartierungsgeseßes statt. Es handelte sih hierbei um die endgültige Feststellung der Klassen, in welche die einzelnen Gemeinden eingereiht werden jollen.
— Die „Presse“ schreibt: „Ueber den Stand der Bank- frage liegt momentan keine neue Meldung vor. Die von ungarischen Blättern verbreiteten Gerüchte über den Rücktritt des Ministeriums Tisza sind wieder verstummt und die ads Journale begnügen sich mit Voraussagungen über den Zeitpunkt, bis zu welchem eine Entscheidung zu gewärtigen ist. Das „N. P. FFournal“ bringt die Entstehung der erwähnten Me mit der Angabe in Verbindung, daß der unga- rischen Regierung von maßgebender Seite der auch vom Grafen Andrassy unterstüßte Vorschlag gemaht wurde, in eine Vertagung der Banksrage auf die Dauer eines halben Fahres einzuwilligen. Diesem Vorschlage, bemerkt das genannte Blatt weiter, widerstrebe noch Minister-Präsident Tisza. Auch die „Budap. Korr.“ berichtet, es sei in der Bankfrage nach keiner Richtung eine Entscheidung getroffen, fügt aber gleichzeitig hinzu, daß die jüngsten Meldungen einiger Blätter „über das vollständige Fallenlassen der Mai-Stipulationen versrüht sind, da Seitens der österreichischen Regierung eine offizielle Er- Úärung aus der jüngsten Zeit gar nicht vorliegt.“ Schließlich Jei erwähnt, daß der gestern abgehaltene ungarische Minister- rath nicht der Banfkfrage, sondern der Feststellung des Arbeits- programms für den ungarischen Reichstag gegolten haben soll.
Feldkirch, 16. Januar. Der „Presse“ wird gemeldet: an Folge der Demonstration der unteren Landschaft legten ämmtlihe Oberländer Landräthe Lichtenfieins ihr Landtags- mandat nieder. Sämmtlihe Gemeinden des Landes haben sih dem Proteste der Unterländer gegen die Goldwährung angeschloffen.
Prag, 17. Januar. Sämmtliche verhafteten Excedenten wurden nach beendigter Konfrontirung im Verlaufe des heu- tigen Nachmittags entlassen und wird die Untersuchung gegen dieselben, da sie in Prag ansässig sind, auf freiem Fuße fort- geseßt werden. Jene Mitglieder des „Czesky Club“, die an den Demonstrationen für T\chernajeff Theil nahmen, sind gleichfalls in die Untersuhung einbezogen. — Der Bürger- meister erschien heute in Begleitung zweier Stadträthe beim Statthalter, um Namens der Stadtgemeinde betreffs der Tschernajeff-Skandale das tiefste Bedauern auszu- drüdcken und um Entschuldigung zu bittén.
Pest, 17. Januar. Gesiern hat abermals ein Ministerrath stattgefunden, der drei Stunden dauerte. Hiesigen Blättern zufolge soll in dieser Konferenz der Be- \chluß gefaßt worden sein, dem Reichstage über die Unmög- lichkeit der Durhführung der Mai-Stipulationen Bericht zu erstatten und die Frage zu stellen, ob die Regierung troßdem die Verhandlungen fortseßen solle.
— Dex „Presse“ wird von hier: gemeldet: Alle Mit- theilungen der Blätter über die Bankfrage und die Ministerkrise sind mehr oder weniger Kombina- tionen. Der wahre Stand der Angelegenheit is fol- gender: Die Propositionen der Nationalbank sind dem un- garischen Kabinete, wie gemeldet, vertraulih bekannt gegeben worden. Der von Sr. Majestät auf Sonntag berufene Ministerrath hatte über diese Propositionen seine Ansichten und Einwendungen Punkt für Punkt zu äußern. Eine Be- \chlußfassung konnte nicht erfolgen, da der Kaiser nur diese Aeußerung zu vernehmen wünschte. Die allerdings als leßte Eventualität in Aussicht genommene Ermächtigung zur Er- richtung einer selbständigen ungarischen Bank wurde nicht er- beten. Se. Majestät hat sich daher diesbezüglich weder zu- stimmend noch abweisend ausgesprochen und es war sonach für das Kabinet keine Veranlassung vorhanden, seine Demission anzubieten.
Schweiz. Der „N. Zür. Ztg.“ wird aus Bern, 17. Januar, telegraphisch gemeldet: „Die Antwortschrei- ben der Subventionsstaaten, betreffend die Theilnahme an der Gotthardkonferenz, können noch niht erwartet werden, da der Bundesrath in seinem Schreiben an dieselben sich vorbehalten, ihnen den Tag des Zusammentrittes noch mitzutheilen, was bis jeßt nicht geschehen.“ Ent- gegen den bezüglihen Sensationsmeldungen verschiede- ner Blätter aus Bern theilt man demselben Blatte von ebendaher mit, daß in der Bundesstadt weder von einer Einstellung der Gotthardbahnarbeiten, noch von einer bez g- dei: a E Favre's etwas zuz amtlihen Kenntniß ge- angt sei. — Die Einnahmen der eidg. Zollverwaltung haben tm Jahre 1876 17,376,544 Frcs. gegen 17,135,949 Frcs. be- iragen, was einen Uebershuß von 240,595 Fres. ergiebt.
Großbritannien und JFrland. London, 16. Ja- nuar. (A. A. C.) Der Prinz und die Prinzessin von Wales haben sich von Sandringham nah Schloß Kimbolton in Huntingdonshire begeben, wo sie eine Woche lang die Gäste des Herzogs von Manchester sein werden. — Der Vize-Ad- miral Hornby , der neue Oberbefehlshaber des Mittelmeer - Geschwaders, hißte gestern in Chatham seine Flagge an Bord des Panzerschiffes „Alexandra“ auf. — Der General- Lieutenant Sir Samuel Robert Wesley ist am 5. d. M. im 86. Lebensjahre verstorben.
— 17. Januar. (E. C.) Der Gesandte des Kaisers von China und sein Gefolge sind bereits in Gibraltar ge- landet und vom Gouverneur Lord Napier of Magdala mit großer Feierlichkeit empfangen worden. — Jn Folge des (von uns kürzlich mitgetheilten) Schicksals eines zu einem britischen Kapitän geflüchteten Sklaven wird der Sklavenschub- verein hierselbst Lord Derby eine Denkschrist überreichen. — Während des im April beginnenden neuen Rechnungsjahres werden drei neue große Schiffe auf der Chathamer Werft angefangen werden. Eins derselben wird von kolossaler Größe werden und eins der 81-Ton-Geshüße tragen. Es werden außerdem fertig gebaut : das Panzerschiff „Téméraire“, die Korvette „Euryalus“, die Korvette „Garnet“, die Schaluppe „Comorant“ und weiter gebaut das Thurmschiff „Agamemnon“. — Nach dem „Sheffield Telegraph“ denkt Mr. E. Leatham, der (lib.) Vertreter von Huddersfield bei Zusammen- tritt des Parlamentes einen Antrag zu stellen in Bezug auf Mißbräuche bei Beseßung der den Privat-Patronaten unter- stehenden geistlichen Aemter.
Frankreich. Paris, 17. Januar. (K. Ztg.) Die re- publikanische Linke beschloß in ihrer heutigen Sißung, am nächsten Mittwoch ihren Ausschuß zu erneuern, um demselben eine Aktionskommission, welche die Beschleunigung der Aus- \chußarbeiten betreiben soll, beizugeben. — Der General- Prokurator am Kassationshofe, Nenouard, wird sich dem Vernehmen nach in Sachen des Besançoner Gerichts Über die gemischten Kommissionen ganz in dem Sinn aussprechen, wie es der Conseils-Präsident und der Justiz- Minister in der Kammer gethan haben. — Herr Simon ist laut dem „Moniteur“ geneigt, dem Präsidenten der Republik die Ausübung seines Begnadigungsrechtes auf breitester Grundlage zu Gunsten der Ausfständishen von 1871 zu empfehlen. — Wie verlautet, soll für den Herzog von Aumale ein neues Kommando, nämlich das eines General-Jnspektors der Territorial - Armee, gegründet werden. — Am nächsten Montag soll die Regierung wegen der Ernennung des Deputirten Meline zum Unter- Staatssekretär im Justiz- und Kultus-Ministerium inter- pellirt werden. Die Klerikalen hoffen, daß, falls man seine Vergangenheit zur Sprache bringe e war Mitglied der Kom- mune, reite aber sofort seine Entlassung ein), er genöthigt sein werde, seine Stelle niederzulegen.
— Der „Wes. Ztg.“ schreibt man: Der Widerstand der liberalreformirten Kirchen gegen den ministeriellen Er- laß, demgemäß Mitte Februar die dreijährigen Konsistorial- wahlen nah den Vorschriften der Synode vor sih gehen sollen, fängt an, si zu accentuiren. Den ersten öffentlichen Schritt in dieser Richtung thut das Konsistorium von Havre, einer der zahlrei{hsten reformirten Gemeinden, indem es be- loß, wie im April 1874 über die synodalen Vorschriften hinwegzugehen, und die bevorstehenden Wahlen nach dem seit
1802 üblihen Modus zu vollziehen, au die Synode, welche dieses Wo r einberufen werden soll, niht zu beschicken.
Die- fer Beschluß brachte der Präsident des Konsistoriums , Pastor
ontanès, in einem Schreiben zur Kenntniß des Kultus-Mi- nisters Martel.
Italien. Rom, 13. Januar. (H. N.) Der König ist von RNossore nah Neapel übergesiedelt und wird zwar über- morgen hierher kommen, binnen Kurzem aber wiederum ih nah Neapel begeben und während des Karnevals dort residi- ren. Der Minister des Jnnern Baron Nicotera ist dem Monarchen gestern nachgereist, um ihm über die Maßregeln Vortrag zu halten, die er zur Wiederherstellung geordneter Zustände in Sizilien ergriffen hat. Der Kriegs-Minister hat auf seinen Wunsch sechs Väger Bataillone nah Palermo geschickt. Die dorthin verseßten Gensd'armen sind lauter Pie- montesen aus der Provinz Turin. Der Minister-Siegelbewah- rer wird eine gründliche Säuberung unter den in Sizilien jeßt fungirenden Richtern vornehmen. Die höheren Stellen werden eini- gen bewährten Herren, die jeßt im Justiz-Ministerium arbeiten, anvertraut werden. Vor seiner Abreise nach Neapel hatte Baron Nicotera die Deputirten der Provinzen Palermo, Gir- genti und Caltanisetta zu fich geladen und ihnen den neuen Präfekten von Palermo, Malusardi, vorgestellt. Er theilte ihnen bei dieser Gelegenheit mit, was er im Fnteresse der Insel gethan habe und noch zu thun beabsichtige und erhielt von ihnen die Versicherung, daß die guten Folgen dieser Maß- regeln sehr bald sich zeigen würden. Die sizilianischen Zeitungen berihten in der That von tägli vorkommenden Kämpfen R Räubern und Soldaten. Beson- ders sind es die gewandten und kecken Bersaglieri, welche bei der Jagd auf die Banditen ausgezeihnete Dienste leisten. Bei Palermo wurden zwei Räuber erschossen, welche allem Anschein nah an der täglih gemeldeten Beraubung der Post si betheiligt hatten, denn man fand Briese bei ihnen, welche in dem gestohlenen Felleisen enthalten waren. Ebenso wurden zwei berüchtigte Hehler aufgegriffen und zur Hast gebracht. Bewaffnete Briganten, welche sich nicht ergeben, werden nieder- geschossen. Bei Messina hat eine Abtheilung Jäger cine ganze Bande theils erschossen, theils verhaftet. Die wohlhabenden und redlihen Bewohner der von dem Gesindel heimgesuchten Gegenden fangen an, sich wieder ihres Lebens zu freuen, denn alle shwebten bisher jede Stunde in Lebensgefahr und in Angst um ihre Habe. — Die Thätigkeit, welche in allen Ministerien jezt bemerkbar ist, gefällt den Gegnern des Kabi- nets freilich niht. Die „Perseveranza“ und die „Opinione“ tadeln das Gese zur Einführung des obligatorishen Schul- unterrihts und verhehlen ihre Sympathien für die Kleri- falen nicht. Die „Unita cattolica“ nennt den Geseßentwurf geradezu eine s{hwere Beleidigung der elterlihen Gewalt, welche große Nachtheile nah sich ziehen werde. Der Unter- rihts-Minister hat die Präfekten angewiesen, die Gemeinde- behörden anzuhalten, für bessere Besoldung und Pensionirung der Elementarlehrer zu forgen und hat ein auf die Leß- teren Bezug habendes Gese dem Präsidenten der Kammer eingereiht.
— 14. Januar. (H. N.) Der parlamentarische Au s- \chuß, welcher das Geseßprojekt zur Verhütung des Miß- brauchs der geistlihen Amtsgeaalt zu begutachten hat, hat vorgeschlagen, daß demselben und zwar in dem Paragraphen, wo die Höhe der Strafen angegeben ist, zugefügt werde: „Verstöße, welche gegen dieses Gese von Kirchendienern und Beamten der Kirche, gleichviel von welchem Orte aus es geschehen, begangen werden u. s. w.“ — Mittelst Breve vom 6. Dezember 1876 hat der Papst über die altkatho- lishen Bischöfe Neinkens und Herzog wiederholt den Bann verhängt. Das in lateinisher Sprache gehaltene Breve ist an den Bischof Stephan von Lausanne, an die übrigen Bischöfe und an die Geistlihen und Gläubigen gerichtet. — Wegen der Wahl des nah Spanien zu sendenden Nuntius {weben die Unterhandlungen noch. Die Regierung Don Alfonso's will den Gesandten Grafen Coello, über den die spanischen Pilger und die sie führenden Oberhirten sich be- \chwert haben, nicht abberufen, die Kurie aber verlangt, daß jie dies thue und den ehemaligen Nuntius in Brüssel, Mon- signor Cattani, acceptire, gegen dessen Ernennung jene prote- stirt. Der beim Vatikan accreditirte spanische Gesandte hat ih bisher vergeblih bemüht, einen Vergleich herbeizuführen und würde eventuell seinen Abschied fordern. — Der neue General-Vikar hat befohlen, am 15., 16. und 17. d. Mts. in den Kirhen Roms zur Erinnerung an die vor 500 Fahren aus Avignon nah Rom erfolgte Rückkehr des Papstes Gregor X1. ein dreitägiges Gebet abzuhalten.
s E E e Det kammer begann heute die Generaldebatte über den vom Aus\{chuß der Kammer abgeänderten Geseßentwurf, betreffend die Mißbräuche der Geistlichkeit. Es gelangten dret Redner für und ebenso viele gegen den Gesehentwurf zum Wort, von dem Deputirten Nocito wurden mehre Amende- ments angetfündigt. — Der Papst hat den Geseßentwur| über die Mißbräuche der Geistlichkeit den Kongregationen zur Prüfung und zur Entscheidung der Frage vorgelegt, ob der Geseßentwurf niht gegen die kanonischen Kirchengeseße ver- stoße. — Die Verhandlungen der Kurie mit Dester- reich und Frankreih über die Ernennung von 2 öster- reichishen und 2 französishen Kardinälen sind nunmehr beendet ; außer diesen Ernennungen steht dem Vernehmen nach auch noch die Ernennung von 4 italienischen und eines span!- schen Kardinals bevor.
Griechenland. Aus Athen, „Pol. Korr.“ geschrieben:
Jn der vergangenen Woche wurde in Nauplia die dort {hon vor Jahren ete, aber schon die längste Zeit nihht mehr im Betrieb befindliche Waffenfabrik, nachdem sie von der gegenwärtigen Regierung reorganisirt worden, feierli wieder eröffnet. Ein in St. Petersburg etablirter griechischer Kautmann hatte der Regierung zu diesem Zwecke eine große Dampfmaschine zum Geschenk gemacht, deren Aufstellung nun? mehr vollendet ist, Der Direktor der Waffenfabrik hob bei der feierlihen Einweihung des Etablissements hervor, daß Griechenland nunmehr seinen Bedarf an Waffen und Mu- nition aller Art niht mehr aus dem Auslande zu beziehen brauche, sondern in eigener Regie fabriziren könne; nach einiger Zeit werde man sogar so weit gelangen, die Kanonen selb im Lande zu erzeugen. Auch in Betreff der Erzeugung von Schießpulver sind in den leßten Tagen Seitens der Regle? rung umfassende Vorkehrungen getroffen worden, und glaubt man, daß auch dieser Artikel th
6. Januar, wird der
; eils im Wege der Privat industrie, theils durch die dem Staate gehörigen Pulvermühlen in genügender Menge im Lande wird erzeugt werden können.
Türkei. Konstantinopel, 18. Januar. (W. T. B.) Der türkische große Rath hat seine Sizung beendet; dem Vernehmen nah beschloß derselbe einstimmig, die von den Mächten gemachten Vorschläge abzulehnen, da sie der Jntegrität, Unabhängigkeit und Würde des ottomani- schen Reiches zuwiderliefen.
— 18. Januar. (W. T. B.) An der heutigen Sihung des großen Raths, in welcher die Ablehnung der Konferenzvorschläge ausgesprohen wurde, nahmen im Ganzen etwa 200 Würdenträger Theil. Die Berathung währte fast 3 Stunden. Nach der Verlesung eines Exposé über die Vorkommnisse seit Beginn der FJnsurrektion erfolgte die Vorlage der leßten Propositionen der Mächte. Midhat Pascha entwickelte, inwieweit Konzessionen, die der Verfassung nicht zuwiderliefen, aus Ver- söhnlichkeit gemaht worden seien, und theilte mit, daß die Abreise der Botschafter und Konferenzdelegirten in Aussicht gestellt sei, und daß man sich nit verhehlen dürfe, daß die Pforte auf keine Allianz zu rechnen habe; der Großvezier ging dann näher auf die Schwierigkeiten der inneren Lage, namentlih auf die finanzielle, ein, hob hervor, daß es sih um einen ernsten Krieg handeln könne, und daß man die Lage unter Berücksichtigung aller dieser Verhältnisse beurthei- len müsse. Von den in den großen Rath berufenen Vertre- tern der griechishen und armenischen Kirche, deren Anzahl etwa 60 betrug, wurden, wie es heißt, übereinstimmend nit den türkishen Würdenträgern, die Propositionen der Mächte als nicht annehmbar bezeichnet und s{ließlich, wie erwähnt, formell die Ablehnung ausgesprochen.
— (W. T. B.) Wie weiter verlautet, hatte der große Rath nah Ablehnung der Propositionen der Mächte auch auf die gestellte Frage des Großveziers, ob mit den Mächten noch über die türkischerseits nunmehr abgelehnten Punkte in Ver- handlung zu treten sei, sich dahin entschieden, daß die Kon- ferenz nur noch über die türkishenGegenvorschläge verhandeln könne.
Cöln, 18. Januar. (W. T. B.) Die „Kölnische Zeitung“ veröffentliht die von Lord Salisbury in der Montags- fonferenz überreichte abgeänderte Zusammenstellung der Beschlüsse der europäischen Delegirten (resumé mitigé) in einer dem französishen Urtexte entsprechen- l Verla. Dié auf Bosnien, dié : Hérze- gowina und Bulgarien bezüglihen Bestimmungen lauten: Die General - Gouverneure dieser Provinzen sollen während der fünf ersten Fahre nah eingeholter Zu- stimmung der Mächte ernannt werden. Die Provinzen werden in Sandschaks mit Mutessarifs, die auf den Vorschlag der Valis (Gouverneure) von der Pforte für einen bestimm- ten Zeitraum ernannt werden und Kantone, Nahies und Mudirliks mit 5 bis 10,000 Seelen eingetheilt. Es sind Kantonalbehörden zu errichten, die von der Bevölkerung jeder Gemeinde gewählt werden und deren Befugnisse sih auf alle Angelegenheiten erstrecken, die den Kanton als sol- chen angehen. Ferner sollen Provinzialversammlungen eingeführt und deren Mitglieder von den Kantonalräthen auf einen Zeitraum von 4 Fahren gewählt werden. Diese Provinzialräthe haben die Provinzialbudgets nach einem fest- stehenden Systeme abzugrenzen und einen Provinzial-Verwal- tungsausshuß zu ernennen, dessen Entscheidung die Valis (Statthalter) in allen solchen Fällen einholen müssen, welche die gewöhnliche und einfache Ausführung der Geseße und Ver- waltungsbestimmungen überschreiten und worüber sie des Wei- teren an die Pforte berichten können. Was die Verbesserung der Steuerveranlagung betrifft, so sollen die Provinzial- und Kantonalräthe die Vertheilung und Erhebung der Steuern über-
nehmen. Ausgenommen hiervon sind die Zoll-, Post- und Tele- | graphengefälle, die Tabaks- und Alkoholsteuer und die Regie. | Die Verpachtung der Steuern wird verboten, ein Nachlaß der | | Adjutant Mesentow.
Steuerrückstände soll eintreten. Der Provinzialhaushalt soll für
je 5 Jahre auf Grund der Durchschnittserträgnisse festgestellt | Ein Theil der Erträgnisse ist zur Verzinsung und | Tilgung der öffentlichen Schuld, sowie zu den übrigen Be- | verwenden. Der |
werden.
dürfnissen der Gesammtregierung zu Ueberschuß soll den Provinzen verbleiben. Die Valin D Quit [oll imt -CGinne ciner Unabhängigkeit des Nichterstandes erfolgen. der Nichter bei den Civil- und Strafgerichten erfolgt durch die Statthalter unter Zustimmung des Provinzialverwaltungs-
Reor-
Ausschusses; die Mitglieder der Appellhöfe werden durch die |
hohe Pforte selbst auf Vorschlag der Statthalter ernannt. Die Sißungen sind öffentliche. Behörden erfolgt nur in konfessionellen Angelegenheiten. Voll- fommene Kultusfreiheit wird gewährt.
anstalten geschieht durh die Gemeinde selbst. Gegen gewaltsame Bekehrungen wird Sicherstellung gewährt. Die Landessprache wird mit der türkischen Sprache bei den Landes- behörden gleichgestellt. Die Verwendung irregulärer Truppen wird verboten. Eine nationale Miliz, sowie eine nationale Gensd’armerie aus Christen und Muselmännern nah dem Verhältnisse der Bevölkerungsziffer werden gebildet. Die Subalternoffiziere werden von den Statthaltern ernannt. Die t\cherkessishen Kolonien sind verboten. Für die wegen politischer Vergehen verurtheilten und verfolgten Christen wird allgemeine Amnestie gewährt. — Das Loos der ländlihen Gutsbesißer und kleinen Pächter in Bosnien und der Herzegowina soll verbessert werden. Für den Erwerb von Land und die Wiedererwerbung der Staats- angehörigkeit Seitens der Ausgewanderten wird eine Erleich- terung eintreten. Die Einführung dieser Maßregeln erfolgt innerhalb eines Zeitraums von drei Monaten. Was die Einsetzung einer Aufsichtsbehörde (Kontrolkommission) angeht, so werden von den Mächten zwei Aufsichtsbehörden eingeseßt werden, um einerseits die Ausführung dieser Bestimmungen zu überwachen und andererjeits die Ortsbehörden für die Aufrechterhaltung der Ordnung und öffentlichen Sicherheit zu unterstüßen. Dieselben werden besondere Weisungen erhalten.
London, 19. Januar. (W. T. B.) Die Morgenblätter be- sprechen die gestrige Entscheidung des türkischen großen Rathes, und sind übereinstimmend der Ansicht, daß der Krieg wegen der Ablehnung der Vorschläge der Mächte nicht fofort auszubrechen brauche. Die „Times“ hält weitere Unterhandlungen für mögli, und meint, die eventuelle Auf- lösung der Konferenz kennzeihne vielleicht den Beginn einer neuen Phase, in welcher die Westmächte zeitweilig unthätig bleiben und die drei Kaisermäczte wieder allein vorgehen würden.
Rom, 19. Januar. (W. T. B.) Das Journal „ZJtalie“ erklärt die von französishen Blättern gebrachte Nachricht, daß von der italienishen Regierung die Erhebung
größeren | Die Ernennung | | 27. Dezember die telegraphische Nachricht eingegangen, daß die | Shrauben-Schooner „Tungus“ und „Jermak“ wohlbe-
Die Rechtsprechung der kirchlichen |
ommene heit wird gewäh Die Unterhaltung der | Geistlichkeit, der religiösen Einrichtungen und der Unterrichts- |
der Regentschaft Tunis zu einem unabhängigen Fürstenthum vorgeschlagen worden sei, für absolut erfunden.
— Das „Journal des Débats“ sagt in seiner Nummer |
vom 16. d. M.: „Krieg oder Frieden hängt heute ausfs{ließ- lih von der Mäßigung der Pforte ab, und wenn der Krieg ausbricht, so fällt die Verantwortlichkeit dafür auf die Pforte. Sie wird au die s{hwerste Last des Krieges zu tragen haben, und wir fürchten, daß man sich in Konstantinopel einigen Täuschungen über die Chancen des Kampfes hingiebt. Dice Türken haben ohne 2weifel eine beträchtlihe Macht zur Deven- sive, aber auch nur zur Defensive, und der Ausgang eines
Kampfes zwischen ihnen und den Russen wird also von der |
Menge und dem Verhalten der Ressourcen abhängen, die man beiderseits aufzubieten vermag. Es ist klar, daß der Vortheil zuleßt Rußland verbleiven wird. Die Pforte kann einen, allenfalls auch zwei Feldzüge gewinnen, aber auf die Länge wird sie sih erschöpfen. Sie muß auch die Gefahren sehr wohl in Rechnung ziehen, welhe sie im FJnnern bedrohen würden, während sie die Grenze vertheidigt. Man weiß ja, wie sehr das unglücklihe Land in sih selbst gespalten is und. wie leiht es einem ge-
wandten Feinde wäre, überall Erhebungen im Jnneren her- |
vorzurufen. Wie sollten diesc unterdrückt werden? Etwa durch Meygeleien? Das Mittel ist s{hlecht und hat der Pforte schon viele Sympathien entzogen; Klugheit wie Menschlichkeit gebieten gleih sehr, dessen neue Anwendung sorgfä tig zu ver- meiden. Es läßt sih also unmögli voraussagen, welche un- vorhergesehene und schreckliche Verwid@elungen \sich im Laufe eines Krieges ergeben könnten; der \chließlihe Ausgang aber is beinahe gewiß. Rußland hat be- wunderungswerthe Anstrengungen gemacht, um seine Armee zu organisiren und zu vereinigen. Dieselbe steht jeßt am Pruth bereit, diesen Fluß zu überschreiten, und man ver- sichert, daß ihr physischer Zustand sich rasch auf das Niveau threr moralishen Verfassung gehoben hat. Das \ind die Thotsachen ; wir finden deren Bestätigung in allen Berichten aus dem Auslande. Die Pforte hat keine Verbündeten in Europa; wenn sie deren zu haben glaubt, so täuscht sie sich selber, und wenn man sie zum Kampfe aufmuntert, so täuscht man sie. Sie möge also wohl bedenken, was sie zu thun im Begriffe steht.“
Numänien. Bukarest. Das W. „Fremdenbl.“ schreibt an 1. M E E v lige Zelt bereits konstatirt, daß die Meldung von den in Rumänien neuer- lih stattgehabten Fudenverfolgungen aus der Luft ge- griffen sei. Nachdem versucht wird, die Meldung von den Juvenverfolgungen denno aufrecht zu erhalten, so müssen wir mit aller Bestimmtheit konstatiren, daß die gepflogenen Erhebungen dargethan haben, daß unser Dementi voll- fommen begründet war. Die zwei beshwerdeführenden Juden haben ausdrücklich gestanden, daß sie die Geschichte von den „großen Verfolgungen“ selbst in Szene geseßt haben, um damit die Aufmerksamkeit auf ihre eigenen Angelegenheiten, in Bezug auf die sie Beschwerde geführt hatten, zu lenken. Dem rumänischen Minister des Jnnern, Herrn Vernescu, gereiht es übrigens nur zur Ehre, daß er auf die einfache, gänzlih ununterstüßte Meldung von angeblih geschehenen Judenverfolgungen sofort eine energische Untersuchung anbe- fohlen und durchgesührt hat.“
Außland und Polen. S1. Petersburg, 17. Ja- nuar. Wie jeßt amtlich gemeldet wird, ist der General der Kavallerie Potapow unter dem 11. d. M. auf sein Ansuchen der Funktionen eines Chefs der Gensd'armen und General- Direktors der 111. Sektion der Privatkanzlei des Kaisers ent- hoben worden, behält aber seine Würde als General-Adjutant. An seine Stelle tritt der General-Lieutenant und General-
Der General-Adjutant Kryshanowskij, General-Gou- vernenr von Orenburg, soll nah den „St. Pet. Wed.“ nicht mehr auf seinen Posten zurückkehren und eine andere Bestim- mung erhalten. — General-Lieutenant Nikitin ist am 14. Ja- nuar hierselbst aus Serbien eingetroffen. — Vom Kontre- Admiral Pusino, dem Chef der Escadre im Stillen Ozean ist, dem „Kronst. Westn.“ zufolge, aus San Francisco unterm
halten in den Hafen von San Francisco eingelaufen sind. — Von der Südarmee schreibt man der „Pol. Korr.“ aus Kischenew, 13. Januar, u. A. Folgendes: Mit dem
Befinden des Großfürsten-Ober-Kommandanten will es noch j
immer keine entschiedene Wendung zum Besseren nehmen. Wiewohl die Mobilisirung der unter den Befehl des Groß- fürsten Nikolaus geslellten Truppen beendet ist, soll doch die
Verstärkung ver Südarmee dur eine Erhöhung des Standes |
der Bataillone eintreten. Nach dem Beispiele des kaukasischen Adels soll auch der fsüdrussishe Adel gesonnen sein, Frei- willigen-Druschinen, und zwar zumeist berittene, zu bil- den. Jm Ganzen sollen zwei Jnfanterie- und vier Kavallerie- Druschinen à 1000 Mann formirt werden. Das Sanitäts- personal der Südarmee is durch 360 in allen Theilen des Reichs angeworbene Aerzte verstärkt worden. Jn die- ser Beziehung ist nunmehr genügend vorgesorgt. Wie- wohl der Gesundheitszustand der Armee ein günstiger ist, so hat doch die oberste Sanitätsleitung es für zwe- mäßig erachtet, gedruckte Fnstruktionen unter die Soldaten vertheilen zu lassen, um sie darüber zu belehren, wie sie sih vor verschiedenen schädlichen Einflüssen des Klimas, der Jah- reszeit und der Märsche bewahren sollen. Bis jeßt hat die Armee allen Unbilden der erwähnten Verhältnisse bestens zu widerstehen vermocht. Der Prozentsaß der Gesammterkran- fungen ist anhaltend ein niedriger. — Bereits sind bei 400,000 Pud Heu in gepreßten Bündeln nah dem Pruth befördert worden. Der Kaiser hat über die rashe Durchführung der Mobilisirung der Südarmee und der kaukasischen Armee dem General-Adjutanten, Kriegs-Minister Miljutin, den Generalen Semeka und Graf E.ston-Sumarakoff und dem Großfürsten Michael seine besondere Anerkennung ausgesprochen. Am 22. d. M. sollen die letzten Militärzüge hier eintreffen.
— (W. Pr.) General - Lieutenant Duchowskij, der Generalstabs-Chef der kaukasishen Armee, hat beim Kriegs-Minister den Antrag gestellt, die Mahomedaner aus der Feldarmee zu entfernen und bei der Miliz als Festungsbesatßzung einzutheilen, gleichzeitig aber dafür Sorge zu tragen, daß jede solhe Besaßung zu zwei Dritt- theilen aus Christen bestehe. General Totleben hat über die Befestigungen am Schwarzen Meere dem Kriegs-Minister berichtet und angezeigt, daß die Armirung und die Fortifi- fationen von Otschakow und Kieburn vollendet sind.
| Jhuß aus 1876 von 8 Millionen,
Moskau, 15. Januar. (W. Pr.) Seit mehreren Wochen wiederholen sich Gewaltthaten, welche die Türken an russishen Unterthanen verübten, welche aus Georgien als Pilger nach Erzerum nach der Kirche Etshme-Adzi Wall- fahrten unternahmen. Um weiteren Mißhelligkeiten vorzu- beugen, wurde: von der Statthalterei in Tiflis die Ueber-
| shreitung der Grenze allen rusffishen Unterthanen untersagt.
Jassy, 15. Fanuar. (W. Pr.) Das Kommändo der russishen Süd-Armee erließ einen Tagesbefehl, worin ange- ordnet wird, daß von nun an täglich Manöver mit größeren Truppenkörpern, Jnfanterie wie Kavallerie, wo es die Terrain- verhältnisse gestatten, vorgenommen werden sollen. Die Kavallerie-Manöver (Dschigitowka) werden unter der Leitung des Generals Fomin stattfinden.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 17. Januar. (H. N.) Der Etat für 1878 stellt sih folgendermaßen : Aus- gaben 87 Millionen, Einnahmen 77,400,000, dazu ein Ueber- Bankgewinn 1,600,000, Militärbudget 21,561,000, Marine 8,456,000 Kronen.
Dänemark. Kopenhagen, 17. Januar. Jn der heutigen Folkethingssißzung wurde nach abermaliger dreistündiger Verhandlung die Theatersache zu Ende gebraht. Der Hauptvorshlag der Linken, daß die Ueberschreitung der Bausumme für das Theater mit 297,086 Kronen über die bewilligten 440,000 Kronen hinaus, nicht passiren könne, wurde mittelst Namens- aufruf mit 69 gegen 23 Stimmen angenommen. Der Korre- spondent der „H. N.“ bemerft dazu: Es wird nun ein spezieller Vorschlag, betreffend eine Reichsgerichtsklage gegen den da- maligen Kultus-Minister Hall, erwartet werden müssen. Doch hört man es noch bezweifeln, daß die Linke Ernst daraus machen werde. Das Neichsgericht werde von seinem Stand- punkte vorauss\ihtlich auf völlige Freisprehung erkennen, eben mit Rücksicht auf die Schwierigkeiten, die bei der ganzen Sache zu überwinden waren, und weil es ganz unzweifelhaft sci, daß der Minister lediglih im Jnteresse der Sache und, da das Prinzip von Nachbewilligungen anerkannt ift, bona fide ge- handelt hat, endlich auch, weil es klar sei, daß es für ihn eine leichte Sache gewesen wäre, sih selbst zum Nachtheil des Unternehmens zu decken. :
Ametila. Washington, 19 Januar (W. T. B) Nach einem dem Kongresse vorgelegten Geseßentwurfe soil in Tribunal eingeseßt werden, bestehend aus je 5 Mitgliedern des Senates, der Repräsentantenkammer und des höchsten Gerichtshofes. Diesem Tribunal soll das Recht zustehen, über die Gültigkeit der für die Präsidentenwahl abgegebenen Stimmen zu entscheiden. Diese Entscheidung soll eine defi- nitive sein und nur durch einen gemein\chafstlihen Aft der beiden Kammern umgestoßen werden können.
— Die Depesche des Präsidenten Grant an den General Augur, den Commandeur der Bundestruppen in Louisiana, bezüglih seiner Pflichten den rivalisirenden Gouverneuren des Staates gegenüber lautet, der „A. A. C.“ zufolge, wie folgt:
„Die Politik der Regierung ist es bisher gewesev, sich um die Lösung der Frage der rechtmäßigen Regierung von Louisiana nicht zu bekümmern, jo lange wenigstens nit, bis nicht die jeßt in diesem Staate Untersuchnngen haltenden Comités des Kongresses ihre Be- richte erstattet haben, aber es scchickt sich nicht, daß die Regierung cuba Uet Wie cen E Ptabentet Lr gese. widrige Mittel sich allmählich in den Besiß der Staatsregierung bringt. Der von Nicholls errichtete höchste Gerichtshof kann ebenso- wenig Anerkennung finden als eine von irgend einem andern Bürger einberufene gleihe Anzahl von Rechtsgelehrten. Das gesetlich eristirende und gerichtliche wie ministerielle Befugnisse betreffs der Zäh- lung der abgegebenen Stimmen ausübende Wahlcomité von Louisiana hat der Staats-Legislatur Certifikate ausgestellt, umd cin legales Quo- rum derselben, deren Mitglieder solche Certifikate besitzen, trat zu- fammen und proklamirte Packard zum Gceuverneur. Sollte eine Nothwendigkeit eintreten, einen dcr beiden Gouverneure anzuerkennen, fo muß es Packard sein. Sie mögen eine Abschrift dieser Depesche Pacard und Nicholls zustellen. U S Grant, Prâftd 1°
Nachdem General Augur diese Fnstruktionen den Gou- verneuren mitgetheilt, erließ Mr. Packard unverzüglich eine Proklamation, welche die demokratische Legislatur aufforderte, auseinanderzugehen, und dem demokratischen höchsten Gerichts- hof befahl, sich aufzulösen. Auch forderte sie die Uebergabe sämmtlicher Volizeistationen und Gerichtshöfe, die Ausflö- fung der demokratischen Miliz und die Auslieferung sämmt- liher dem Staate gehörigen Waffen. Diese Proklamation rief Aufregung unter den Weißen und Fubel unter den Negern hervor. General Augur befragt, wie er die Befehle des Prä- sidenten deute, aniwortete, er deute sie dahin, daß er feinen der beiden Gouverneure anerkennen solle, sondern daß der Präsident sich die Entscheidung vorbehalte, ob die Noth- wendigkeit für die Anerkennung irgend eines derselben sich ergeben habe. Die Demokraten glauben, General Augur werde nur einschreiten, um Blutvergießen zu verhindern.
Afrika. Dahomey. (A. A. C.) Wie Berichte aus Cape Coast Castle vom 24. v. M. melden, ist in dem Stand der Angelegenheiten in Whydah keine Veränderung einge- treten. Es sind indeß Gerüchte im Umlauf, wonach der König eingewilligt haben soll, die ihm von Commodore Hewett auf- erlegte Geldbuße zu entrichten und den Handelsverkehr wieder zu eröffnen.
Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.
Elberfeld, Freitag, 19. Januar. Nach dem Befanntwerden des Resultats der gestern hier stattgehabten engeren Wahl, bei welcher Hasselmann (Soz.) unterlag, haben, wie die „Elber-- felder Zeitung“ meldet, mehrfache Excesse in der Stadt jtatt- gefunden. Vor dem Geschäftslokale der „Elberfelder Zeitung“ war ein solher Auflauf, daß die Passage ganz unmöglih war. Viele Personen wurden thätlih inful- tirt, in mehreren Häusern die Fenstersheiben zertrümmert. Schließlich schritt die Polizei mit blanker Waffe ein und stellte die Nuhe wieder her. 22 Personen sind verhaftet worden.
Wien, Freitag, 19. Januar. Auf der Streäe der Süd- bahn zwischen Steinbrück und Roemerbad hat heute Nacht eine starke Erdabrutschung stattgefunden, durh welche der Saufluß vershüttet wurde und eine Stauung desselben eintrat. Menschen- leben sind nicht zu beklagen, auch ist kein Eisenbahnunglück vorgekommen. Der Verkehr nach Triest ist bis auf Weiteres nur über Klagenfurt, Villah und Tarvis möglich.
Landtags- Angelegenheiten. Dem Hause der Abgeordneten ist der in der leßten Session unerledigt gebliebene Geseßentwurf, betreffend die
Umzugskosten der Staatsbeamten wieder vorgelegt worden.