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6) Medikamente.
Die Menge der auf der Ausstellung vorhandenen Medi- famente war außerordentlich groß, entsprehend dem ungemein entwidelten Arzneihandel Amerikas einerseits und dem Jn- einanderfließen des Droguen- und Medikamentenhandels an- dererseits. Die Ausstellung einzelner Länder, z. B. Brasilien, Argentinische Republik, Spanien, Jtalien, bestand in der Hauptsache nur aus rohen und verarbeiteten Medikamenten, selbst Aegypten hatte aus der chemischen Fabrik von Gastinell- Bey an Ort und Stelle gearbeitetes Morphium geschickt. Eine Meer yung der unverarbeiteten Rohstoffe war bei der Masse derselben geradezu unmöglich, ebenso konnten aber au ver- arbeitete Medikamente nur ganz im Allgemeinen als Waare beurtheilt werden, da der Jury weder ein Apotheker, noch ein Laboratorium, noch ein Krankenhaus zu Versuchen zu Gebote stand. Von neuen Medikamenten traten Euca- lyptus globulus in großer Menge auf, ferner das aus Petroleumrückständen bereitete Kosmolyn. Die Zuberei- tung zeigte bedeutende Fortschritte, dahin gehören die verschiedensten Arten von Ueberzügen für Pillen,
erner die Pulverkapseln von Limousin, endlih die in ver- o Art in Gelatine aufgenommenen Medikamente. Ge- preßte Pillen ohne Konstituens sind unseres Wissens hier um ersten Male ausgestellt worden. Die bedeutendsten Aus- TE ingen hatten amerikfanishe Häuser, wie Warner und Powers & Whitemann, geliefert. | Eine sehr unangenehme Seite für die Jury waren die gereigen Geheimmittel, von der vollständigen homöopathischen Apotheke mit einer Bibliothek homöopathisher Schriften ver- bunden und in elegantester Ausführung bis zu den purgativen Pillen irgend eines obskuren Fabrikanten. Es gehören dahin auch die zahlreihen Medikamente für äußeren Gebrauch, Wundbalsame 2c. Das Richtigste nah unserer Auffassung wäre, alle Stoffe, deren Untersuchung nicht auf die einfacste Weise möglich is, und bei welchen irgend ein Geheimniß in Frage kommt, von Ausstellungen diefer Art unbedingt auszu- schließen. — Daß eine vollständige Apotheke mit einer An- ahl in derselben bereiteter Medikamente Seitens des Womens edical College of Pennsylvania im Pavillon of Women ausgestellt werden konnte, beweist, wie sih in diesen Zweigen
edeutender Werth | fahrung.
7) Utensilien.
e ind Stühle zu renen, welche zur Ausführung chirurgischer
ind gynäkologischer Operationen, sowie sür Augen- und Zahn-
ärzte zahlreich vorhanden waren. Die höchste Vervollkomm- nung hatten nah unserer Ansicht die Operationsstühle für Zahnärzte aufzuweisen, welhe nicht nur jede Lage des Kör- pers und Kopfes einnehmen ließen, sondern auch dur hydrau-
lischen Druck Hebung und Senkung gestatteten; einige ret
vollkommene Exemplare waren von Lipowsky nah Knapp
für Augenoperationen, sowie au für allgemeine chirurgische Operationen ausgestellt. Eigentlih unter die Tragen gehörig, aber auth hierzu zu rechnen, sind Tragstühle für verschiedene Arten von Kranken, wie sie Stanway (Victoria), Nhod es (Amerika), Lipowsky ausgestellt hatten. j
Utensilien für Küchengebrauh waren in dem nordameri- fanishen Lazareth vorhanden, ete verschiedener Größe mit Einsäßen, die für diese Lazarethe vorschristsmäßigen Gas- focher und Eisschränke entsprechen der großen Ausnußung der Technik , wie sie in den Lazaretheinrichtungen der Vereinigten Staaten vor allen andern zu erwähnen ist. Unter den verschiede- nen Arten von Badewannen, welche in der Hauptsache für Luxus- zwecke ausgestellt waren, ist eine von Knowlington, Arm- Arbor, Michigan aus doppelten Gummiwänden bestehende, auc für Krankenhäuser wegen der Leichtigkeit des Transports von Bedeutung. Von praktischem Werth schien uns ferner die Verbindung von Badewannen mit Gummikissen, welche schwachen Kranken eine bequeme Lagerung in der Badewanne ermöglicht. Auch an langen Schläuchen befestigte Brausen, dur die der Badende beliebig auf jeden Körpertheil sih eine Douche appliziren konnte, schienen uns sehr bemerkenswerth.
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8) Ausrüstung für Krankenträger. Die in einem Modell (Bayerischer Landes-Hülfsverein) ausgestellten Muster für die Ausrüstung freiwilliger Kranken- träger lassen die Bedeutung dieser Frage, die in den Armeen erst recht unvollkommen gelöst ist, erkennen. Das von Bayern ausgestellte Modell entsprah den Anforderungen, namentlich war die Ausrüstung mit einem Beil, Tragegurt, Reserve- leinen, Laterne, leichtem Tornister und Verbandtasche als zweckmäßig zu bezeichnen, wenn auch die Gesammtbelastung etwas hoh erscheint. Die eng auf dem Kopf ausfliegende Müge ließe ebenfalls eine Modifikation wünschen, aber das ganze Modell zeigt eine durchaus praktishe Richtung; das- selbe war auch auf der Ausstellung zu Brüssel vorhanden und schien uns dort hinter dem vom Provinzialverein zu Han- nover ausgestellten Modell eines freiwilligen Krankenträgers zurüdzustehen.
9) Taschen für Lazarethgehülfen, Satteltaschen, Bandagen- Tornister.
Von denselben sahen wir nur in dem amerikanischen Lazareth den UVnited-States-Army medical case, fowie ein Muster in der Ausstellung der shweizerishen Verbandmittel. Der United-States-Army medical case ist nah dem Körper etr und wird über die Schulter getragen, der untere Theil enthält die Medikamente, flax-lint und einen nicht unbe- deutenden Whisky-Vorrath, der obere Theil die Binden. Von Satteltaschen hat Rußland eine nah Entfernung eines Deckels seitlich Ainalide Probe ausgestellt. An Bandagentornistern gab es mehrere Proben: eine amerikanische (Dundans medical knapsak) mit vier seitlih E Schubfächern, und eine russishe, bedeutend kleiner und leichter, vom Rücken des Tornisters zugänglich; endlih ein sehr s{hweres, kaum von einem Mann zu tragendes Tornister von der internationalen Verbandstofffabrik in Schaffhausen. Jn der spanischen Ab- theilung befanden sich in einem Glaskasten Bandagentornister und Lazarethgehülfen-Verbandtaschen zur Schau gestellt. Sie waren ämmtlich in verschiedenen Größen aus Blech gearbeitet, mit Facheinrihtung durch blecherne Scheidewände versehen, mit schwarzem Leder überzogen und brachten keine neue Jdee zur Anschauung. An diesen so wichtigen Gegenständen ist die Ausstellung zu Philadelphia geradezu arm.
10) Mitführung der Medikamente 2c.
An Medikamentenwagen enthielt die Ausstellung nur drei Proben, zwei von der Vereinigten Staaten-Armee (Autenricth
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raum waren die Tragen untergebraht und endlich in einem
taum, der sonst für tobende Kranke dient, die vorschrists-
mäßigen Lazarethvorräthe. Daß ein Vorrathsraum dieses Lazareths für Arbeitszwecke eingerichtet war, zeugt von großer igkeit des | Liberalität, zumal derselbe auh Fremden zur Verfügung ge- ( stellt wurde; wir selbst haben bei der Abfassung unseres Be- rihtes erheblichen Nußen davon gezogen. Hinter dem Lazareth war ein Krankenzelt aufgestellt, daneben fanden si die sämmt-
ihen Kranken- und Medikamentenwagen, wodurch eine voll-
ständige Uebersicht über die Sanitätsobjekte erreicht wurde. —— in welhem der Apotheker im | Das von einer Veranda umgebene Gebäude ist etwa 1 Meter
Wagen arbeitet, auf drei Seiten von den, wie um den Rezeptirtish einer Apotheke aufgestellten Medikamenten um- geben. Die Flaschen, welche freistehen, sind in ihren Ständen dadurch befestigt, daß sih unter Auen eine gedeckte Spiral- ‘feder befindet, durh welche die Flasche mit dem Pfropfen gegen die Decke des Fachs gepreßt wird. Unter dem Wagen
ist ein einfacher Operationstish, eine Platte mit vier ein- L aae Füßen befestigt. Der Wagen ist bestimmt, den Medizinbedarf eines Regiments auf 3 Monate oder einer Brigade auf einen Monat zu beherbergen und isst die Ver- ackung in einem System von Kästen und Schubläden eine o fompendiöse, daß der vorerwähnte Dispensirraum 3!/, breit und 4‘ lang ist. 2 Ce
Der dritte Medikamentenwagen is vom Königreich Schweden ausgestellt, und zwar genau nach dem Muster der deutschen Sanitätswagen. Derselbe ist für zwei Pferde berechnet ; in der hinteren, zum Dispensiren bestimmten Abtheilung befinden .sich sowohl Apotheken wie Bandageneinrichtung, ein großes seit- lih zugängliches Fach liegt vor derselben. Das Wasserfaß ist auf dem Dache angebracht. Der Kutschersiß ist nicht, wie bei dem deutschen Wagen, auf einem einfachen Kasten, fondern gepolstert. Ein äußerst leichter zweirädriger Wagen war amerikfanischerseits zur Ausrüstung kleinerer Detachements und fliegender Lazarethe ausgestellt und war mit 3 Kasten beladen, deren einer Medizin-, ein zweiter Operations: und der leßte Utensilienkasten war. Ein ganz ähnlicher Wagen befand sich in der russischen Abtheilung der Brüsseler-Aus- stellung; leßterer enthielt die Kasten in 2 Etagen übereinander gelagert. E Die in der Vereinigten Staaten-Armee sonst gebrauch- [lien medical-field-paniers und medical-field-chests unterschei- den sih niht von der sonst gebräuchlihen Form wzieser Art. Zwei russishe Kästen waren sehr gut ausgestattet un#auch ver- hältnißmäßig leicht, da sie aus Korbgeflecht mit einem wasser- dihten Ueberzug hergestellt sind. — Fnteressant, wenn aud) keineswegs praktisch sind die Verbandmittel- 2c. Kästen, welche in der spanischen Armee von einem Maulthier dem Lruppen- theil auf dem Marsche und ins Gefecht nachgetragen werden.
Unterkunft von Kranken. 11) Lazarethe.
Es befand sich auf der Ausstellung ein wirklich ausgeführ- tes Lazareth von der Vereinigten Staatenregierung, jedenfalls das großartigste Ausstellungsobjekt, welches bisher aus den Sanitätsgegenständen auf einer Ausstellung Plaß gefunden hat und wie es auch in Brüssel nicht vorhanden war. Das: selbe entsprah genau den Angaben des Cirkulars Nr. 4 vom 27. Juli 1871 und war eine getreue Ausführung eines Post- Hospitals sür 24 Betten. Es bestand aus einem Mittelbau, parterre und eine Treppe hoh und zwei einstöcigen Flügeln. Von den beiden parterre liegenden großen Krankenräumen war einer als solcher eingerichtet, während der andere Modelle von Hospitalzügen und Schiffen und eine Sammlung von Photographien und Präparaten aus dem Army-medical-museum enthielt. Die PDispensary gab eine Uebersicht über die Art und Weise, in welcher die Medikamente sür die Vereinigten Staaten-Armee versendet werden, während in der Office sih die Jnstrumente und eine Sammlung von Photographien und Büchern, wie sie den Militärärzten geliefert werden, be- fanden. i l | Das Eßzimmer und die Küche zeigten alle dahin ein- \{lagenden Einrichtungen, während das Wärterzimmer als Privatzimmer des beaufsichtigenden Arztes Pr. Yarrow diente. Latrinen und Bäder waren ganz so eingerich- tet, wie sie normal sein sollen, erstere waren hier Waterklosets, sollen aber, wo es an Wasser fehlt, Erdklojets sein. Von den eine Treppe hoch gelegenen Zimmern diente das Zimmer des Stewards zur Unterbringung der künst: lichen Gliedmaßen, wie sie für Soldaten geliefert werden,
hoh über den Boden emporgehoben und ruht auf Pfosten. Alle Wände und Decken sind mit Gypsstuck überzogen, das Holzwerk is mit Oelfarbe bestrichen. Die Ventilation im Winter geschicht durch Mantelöfen, im Sommer durch Dachreiter. Jn den Krankenzimmern standen 12 Betten mit Matrazen, welche auf Stäben von Eschenholz ruhten; an zwei derselben waren Vorkehrungen zur Lagerung von Frak- turen getroffen, so daß die Kranken auf einem Doppelrahmen in die Höhe bewegt und wieder niedergelasscn werden konnten. Die Fenster sind, wie überhaupt in Amerika, zum Schieben. Das Ganze ist in Europa wohlbekannt, hier mag nur noh hervorgehoben werden, daß ein solches Lazareth einen höchst angenehmen Eindruck macht. Die Gesammtkosten dieses Baues belaufen sich, wie uns mitgetheilt wurde, auf 10,000 Dollars, für ein Lazareth in dieser Größe ein sehr mäßiger Betrag. Die Annahme des gleichen Planes, selbstverständlich unter Berüesichtigung anderer klimatischer Verhältnisse, würde für die kleinen Garnisonen der deutschen Armee vortheilhaft sein. Von sonstigen Krankenhausanlagen finden sich in dem erwähnten Gebäude Modelle der großen Barackenlazarethe des lezten amerikanischen Krieges ausgestellt, welche in Europa allgemein bekannt sind. Weiter fand sih in der Ausstellung des rothen Kreuzes ein Modell eines Korridor-Lazareths von Zülzer, welches die Vorzüge des Barackensystems auf ein Korridor - Lazareth zu übertragen suchte und zugleich aus ökonomischen Gründen Küche und Wasch- haus mit aufnahm. Ein weiteres Modell (Pavillon Baracken- form) stellt in kreuzförmiger Anordnung ein von Niese vor- geschlagenes Krankenhaus dar. So gut auch die einzelnen baradenartigen Theile desselben erscheinen, dürften sih gegen die Orientirung des Ganzen doch erheblihe Einwände erheben lassen. / , Krankenhausbaraden waren nur in dem amerikanischen Lazareth als Theile der früheren Hospitäler ausgestellt. Neue Vorschläge fanden sih nach dieser Richtung nicht. E
Zelte waren Seitens der Regierung ‘der Vereinigten Staaten, und zwar als das offizielle Hospital Tent ausge- stellt. Diese sind von quadratischer Form, 4 M. 27 Cm. lang, ebenso breit und 3 M. 27 Cm. hoh, für 8 Mann bestimmt. Der Stoff ist ein weißes, vollkommen wasserdihtes Baum- wollengewebe. Das Dach ist doppelt, und zwar liegen beide Platten am First aufeinander auf, um nach dem Rande zu auseinander zu treten. Oeffnungen wie in dem Dach unserer Zelte sind nicht vorhanden. Diese Zelte wurden von den Ame- rikanern häufig als Aushülfe bei großem Zudrang zu regu- lären Lazarethen gebraucht; es wurden dann mehrere derselben (3 oder 4) so zusammen aufgeschlagen, daß sie als Ganzes galten. Wir vermögen nur zu konstatiren, daß in ihnen immer eine drückende Hiße herrschte, woraus wir die Noth: wendigkeit besonderer Oeffnungen ableiten möchten.
Außer diesen Zelten befand sich ein Modell eines solchen in der englischen Abtheilung, es bedeckte eine kreisförmge Bodenfläche, und sollten die Kranken in demselben radiär, die Füße im Centrum, untergebracht werden ; zu seiner Befestigung empfahl=der Aussteller, Turner, nicht gewöhnliche hölzerne, sondern eiserne korkzieherartige Häringe, die in die Erde ein geshraubt werden sollten.
12) Fahrende Lazarethe.
Sanitätszüge zeigten sih bei dieser Ausstellung nicht entfernt so vollständig vertreten, als dies in Wien der Fall war; die Ausstellung in Brüssel gar nicht zu erwähnen. Jn der Abtheilung des rothen Kreuzes waren von Deutschland zwei Modelle der Niederschlesish-Märkischen Eisenbahn, einen Küchenwagen und einen Wagen 4. Klasse darstellend, aus: gestellt, außerdem ein kleines Modell eines Plambedlschen Wagens und eine Darstellung der Aufhängungsweise in dem selben in natürlicher Größe. Sehr shöne Modelle befanden ih in dem Lazarcthe der Vereinigten Staaten, dieselben
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