1877 / 24 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 29 Jan 1877 18:00:01 GMT) scan diff

r. J. M. Hildebrandt aus Düsseldorf, ursprüngliß wissen- \caftlich gebildeter Gärtner, war son seit fünf Jahren mit natur- gesdidtliden Sammlungen in verschiedenen Gegenden Ostafrikas escäftigt, und hatte vielfahe Beweise seiuer Engie, seiner Sach- Fenntniß und seines außerordentlichen Geshi&s im Umgange mit den gefährlichen Eingebornen jener Länder gegeben. Dieser Aufenthalt war nur durch eine kurze Reise nach Berlin unterbrochen worden, wobei bekanntlich Hr. Hildebrandt ein lebendes Nilpferd herbrahte. Hier wurde das Unternehmen geplant, welchem nicht blos das Kuratorium der Humboldt - Stiftung durch Gewährung von Geldmitteln, sondern au das Reichs- Kriegs- Ministerium durch Leihen von Waffen, ihre Hülfe zu Theil werden ließen: von Zanzibar aus die noh unerforshten tropishen Sthnee- giege des Ndur-Kenia und Kilima-Ndjaro, sowie die nördlich von eßterem liegenden hohen Vulkane naturgeschihtlich zu untersuchen. Schon im vorigen Sommer mate Hr. Hildebrandt zu diesem Zwecke den Versuch, von Lamu, einer kleinen Insel an der Mituküste, aus ins Innere zu dringen. Zwischen den Somali- und Galastämmen aus- ebrochene Feindseligkeiten hinderten seinen Fortschritt, und in Mombassa, wohin er fi einstweilen zurüdckzog, befiel ihn ein hart- näckiges Fußübel, welhes ihn zur Rückkehr nah Zanzibar nöthigte. Durch die Vermittelung des Kaiserlich deutschen Konsuls, Hrn. Robert Seers, wurde Hr. Hildebrandt in das im Hafen von Zanzibar stationirte Hospitalshiff der britishen Kriegsmarine „London“, Kapitän Sulivan, aufgenommen und mit größter Zuvor- kommenheit drei Monate lang bis zu völliger Genesung dort gepflegt. Dem Kapitän Sulivan und den Sciffsärzten Sedgwick und Bentham fühlt fich das Kuratorium für diesen Akt inter- nationaler Gastfreundschaft zu lebhaftem Dank verpflichtet. So konnte fih der Reisende erst Mitte Oktober wieder mit der beab- fichtigten Erpedition beschäftigen. Gegen Ende November langte er, mit Empfehlungen des Sultans von Zanzibar und des englischen Residenten daselbst versehen, wieder in Mombassa an, verständigte fih mit einem Karawanenführer und nahm die nöthigen Diener, so wie 40 s{warze Träger an, um die erforderlihen Taushwaaren, Papier zum Cinlegen der Pflanzen, Instrumente u. d. m. mitführen zu önnen. Um seine Mannschaft einzuüben, machte er zuerst einen kleinen, aber anstrengenden Streifzug nah Duruma im Wanikalande, wo er die durch v. d. Decken bekannten Antimonfundstätten besuchte und Proben von den dortigen Vorkommnissen für den Sultan von Zan- zibar, sowie für das hiesige Museum sammelte.

Nach der leßten Nachri%t von Mombassa vom 10. Dezember v. Is. stand der Reisende im Begriff, besser ausgerüstet und unter glülicheren Auspicien als das erstemal mit seiner Karawane nach dem Lande Kikuyn aufzubrehen, wo der mächtige Gipfel des Ndur-Kenia ihn zieht.

Das andere Unternehmen der Humboldt-Stiftung führt uns nah dem südamerikanishen Kontinente, welcher einst der S aay der größten wissenschaftlihen Thaten Aleranders von Humboldt selber war, und an dieselbe Stelle, von wo er und Bonpland ausgingen. Unter Humboldts Beobachtungen und Naturschilderungen giebt es kaum eine bekanntere, als die der elekftrisben Aale (Gymnoten) und ihres Kampfes mit den Steppenrofsen in den Llanos von Venezuela. E hatte Europa verlassen, als der Streit zwischen Volta und Galvani und ihren Anhängern über die Deutung der von Galvani entdeckten Thatsachen zu voller Höhe entbrannt war, und er selber hatte sich kurz zuvor in seinem Werk „Ueber die gereizte Muskel- und Nerven- faser“ für das Dasein einer thierischen Elektrizität ausgesprochen. Der Anblick der gewaltigen Zitteraale, deren Körper heinbar aus jedem seiner Theile willkürlih einen nieders{chmetternden Blitz ent- Jandte war daher für ihn vom hinreißendsten Interesse. Aber leider

atte er Europa etwas zu früh verlassen, um noch Nachricht von der Entdeckung der Säule durch Volta zu erhalten, welche über dies Gebiet wenigstens den ersten Schimmer von Helligkeit verbreitete, und so Tam es, daß die damals von ihm angestellten Versuche, troß allem darin entfalteten Eifer und Geschick, weder für die Lehre von den elektromotorischen Organen, noch für die damit nahverwandte von den Nerven und Muskeln au3giebige Frucht trugen.

Merkwürdigerweise sind seitdem über dreiviertel FJahr- hunderte verflossen, ohne das in Südamerika eine einzige Beob- achtung am Zitteraal angestellt worden wäre, obschon diese Fische wiederholt nah Europa, besonders nach London gebracht wurden, wo Faraday daran eine berühmte Versuchsreiße ausführte.

_ Mittlerweile hatte der Verkehr mit jenen Gegenden si so ent- wickelt, und die am Gymnotus zu lösenden wissenschaftlihen Fragen waren fo brennend geworden, daß der Gedanke, diese Fragen an Ort und Stelle zum Austrage zu bringen, {on seit längerer Zeit sehr nahe lag. Seiner Verwirklichung stand nichts entgegen als der Mangel an einer geeigneten Persönlichkeit.

Diese hat sich neuerlich in dem Dr, med. Herrn Carl Sachs aus Berlin gefunden, der in histiologishen und physiologishen Un- tersuhungëweisen wohl bewandert, hon durch bedeutende Arbeiten in diesen Gebieten bekannt, sich gern bereit fand, die Gymnoten in ihrer Heimath aufzusuchen, und S eigentliste Jugendbestre- bungen in den von ihm fo malerisch geschilderten Steppen wieder aufzunehmen.

Hr. Dr. Sas hat sich mit einem möglichst vollständigen histio- logischen und elektrophysiologishen Apparat am 26. September v. J. in Hamburg eingeschifft, ist am 21. Oktober in La Guavra gelandet, und hat in Caracas bei dem Kaiserlich deutshen Geschäftsträger und General - Konsul, Hrn. Pr. Stamman, den zuvor- kommendsten Empfang gefunden. Nachdem er sich in Caracas mit den nöthigen Empfehlungsbriefen und Ausrüstung8gegenständen ver- sehen, hat er die Cordillere überschritten, und ist am 19. November in Rastro, einem armseligen Dorf in der Steppe, eingetroffen, welches einst die Stätte von Humboldts eigenen Versuhen war, und wo dem Dr. Sas ein reicher Grundbesißer, Don Carlos Palacios, „El Rey de los Llanos“ genannt, ein Haus zur Verfügung gestellt hatte. Hier aber fand sich Dr. Sachs in feinen Erwartungen s{limm getäuscht. Die Sumpfwasser in der Nähe des Dorfes, welche zu Humboldts Zeit von Gymnoten wimmelten, gaben nit einen ber, und hauchten um so gefährlichere Miasmen aus. Die Vorstellung, nach Humboldts Beschreibung Gymnoten zu fangen, indem man, um sie zu erschöpfen, erst Bene oder Maulthiere von ihnen erschlagen läßt, wurde von allen Llane- ros mit Gelächter aufgenommen, kein Wunder, da Dr. Sachs die Mula, die ihn von Caracas in die Steppe trug, mit 270 spanischen Thalern bezahlen mußte.

Besser gestalteten sich_ die Verhältnisse im benachbarten Ca- Tabozo, einer ansehnlichen Stadt mit vielen Bequemlichkeiten, wohin fi Dr. Sachs nun begab- Der General Guancho Rodriguez nahm sich freundlich seiner an, und ritt mit ihm drei Stunden weit nach dem Rio Uritucu, einem wilden, von prächtigem Urwald umgebenen Flusse, in dessen Gewässern das Verderben in vielfacher Gestalt fauert: denn er wimmelt von Alligatoren, gefräßigen Ca- ribenfischen , tückischen Stachelrochen, und glücklicher Weise auch von Gymnoten. Gleich bei seiner Ankunft sah Dr. Sachs mit freudiger Erregung einen fast zwei Meter langen „„Temblador“ diht unter der Wasseroberfläche sih bewegen.

Seit jenem Tage bis zum Datum seines leßten Briefes, dem 7. Dezember fünf Tage lang ist Dr. Sas in Calabozo in der rüstigsten Thätigkeit gewesen, welche ihm {on mehrere wihtige Ergebnisse geliefert hat. Alles berechtigt zu der Hoffnung, daß, wenn die Gesundheit unseres jungen Reisenden dem gefähr- Tihen Klima widersteht, seine Ausbeute eine höchst werth- volle, und diese am meisten Humboldtsche fast aller denkbaren Unternehmungen der Humboldt-Stiftung vom besten Erfolge ge- krönt sein wird.

Das Kapital der Stiftung erhielt im verflossenen Jahre keinen Zuwachs durch Zuwendungen. Die für das laufende Jahr zu Stif- tungszwecken verwendbare Summe beläuft sih ordnungsmäßig abge- cundet auf 20,400 M.

Nah der Städte-Ordnung vom Jahre 1853 fällt die Pension eînes in den Nuhestand verseßten Kom- munal-Beamten fort oder ruht insoweit, als der Pensio- nirte durch anderweitige Anstellung im Staats- oder Gemeinde- dienste ein Einkommen oder eine neue Pension erwirbt, welche mit Zurechnung der ersten Pension sein früheres Einkommen übersteigen. Jn [s auf diese Bestimmung hat das Ober-Tribunal, erster Senat, in einem Erkenntniß vom 4. Dezember 1876 ausgesprochen, daß unter diese allgemeine Bezeichnung einer Anstellung auch die kommissarische, jeder Zeit widerrufliche Uebertragung eines an sich dauernden Amtes gegen monatliche Diäten zu rechnen is, und dem- gemäß die Pf ongan oge eines Bürgermeisters a. D., der nah seiner Pensionirung in dem Gemeindedienst einer anderen Stadt als Polizeikommissar und Standesbeamter gegen 200 M monatliche Diäten kommissarisch beschäftigt wurde, als unbe- rehtigt zurückgewiesen. „Die kommissarishe Dienstleistung“, führt das Erkenntniß des Ober-Tribunals aus, „ist nicht schon deshalb, weil sie jeder Zeit widerruflih ist, eine vor- übergehende, und sie erscheint niht als eine solche, weil sie dauernde Aemter betrifft, und deren Uebertragung nicht an einen bestimmten Zeitraum gebunden ist. Die Dauer bis zum Widerruf kann eine lange Reihe von Jahren umfassen, und trägt nicht das Moment des Vorübergehenden in fi. 8. 56 Nr. 6 der Städte-Ordnung schreibt zwar vor, daß die Anstellung der Gemeindebeamten, soweit es sich nicht um vor- übergehende Dienstleistungen handelt, auf Lebenszeit erfolgen P allein hieraus ist nit die Folgerung zu ziehen, daß eine aktish erfolgte Anstellung auf Widerruf keine Änstellung sei und als solche bci dem Anspruche auf eine aus einem früheren Amte erworbene Pension nicht berücsihtigt werden dürfe, und der §. 56 trägt nichts zu der Bestimmung bei, welcher Art die §. 65, Ab}. 4 gemeinte anderweitige Anstellung ist.“

Düsseldorf, 27. Januar. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Herzog Eugen von Württemberg ist hier nach kurzer Krankheit gestorben. (Derselbe war am 20. August 1846 geboren und seit dem 8. Mai 1874 mit Jhrer Kaijer- lichen Hoheit der Großfürstin Wjera Constantinowna von Rußland vermählt.)

Württemberg. Stuttgart, 27. Januar. Der Prinz Wilhelm von Württemberg ist von Arolsen wieder hier eingetroffen.

Sessen. Darmstadt, 6. Januar. Der Geseß- gebungs-Aus\huß der Zweiten Kammer befürwortet die An- nahme des den Ständen vorgelegten Geseßentwurfs, betr. den Shugz der in Pflege gegebenen kleinen Kinder, in allen Haupttheilen. Die vorgeschlagenen Aen- derungen sind meist redaktioneller Natur. Nur verdient her- vorgehoben zu werden, daß der Aus\{huß die in den Art. 3 und 4 angedrohten Strafen von 20 auf 40 A erhöht wissen will, vorbehaltlih der Befugniß, auf 20 4 herunter zu gehen, wenn mildernde Umstände vorhanden sind.

Sachsen-Weimar- Eisenah. Weimar, 28. Ja- nuar. (W. T. B.) Der Landtag ist heute vom Staats- Ministerium im Namen des Großherzogs eröffnet worden. Als Berathungsgegenstände werden in der landesherr- lichen Propositions}#hxift Vorlagen zur Beförderung des höheren und niederen Schulwesens und zur Unterhaltung der Universität angekündigt, erwähnt werden ferner die Verhand- lungen mit den benachbarten thüringishen Staaten über die neue Gerichtsorganisation; vom Etat heißt es, daß derselbe die Möglichkeit einer Steuererleihterung für die untersten Klassen der Steuerzahler gewähre, endlih wird eine Vorlage wegen Neuregulirung der Domänenrente in Aussicht gestellt.

Lippe. Detmold, 26. Januar. Die heutige Sißzung des Landtags hatte die Spezialdebatte über die Eisen- bahnverträge zum Gegenstande. Der Landtag genehmigte mit einigen Abänderungen eine vom Finanzaus\huß vorge- [V ene Erklärung an das Kabinets-Ministerium, in welcher er Landtag für den unter außerordentlichen, zur Zeit des Abschlusses obwaltenden Verhältnissen ohne Vorbehalt der Genehmigung des Landtags zwischen Fürstliher Regierung und der Cöln-Mindener Eisenbahngesellshaft über den Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Herford nah Detmold unter dem 26./29. März 1875 abgeschlossenen Vertrag die jeßt von Fürstlichem Kabinets - Ministerium nahgesuchte Jndemnitäts- erklärung, jedoch unter einer Modifikation, ausspricht.

Oesterreich - Ungarn. Wien, 27. Januar. Der Kaiser ist heute Morgens von Pest nah Wien zurück- gekehrt. Graf Andrassy trifft heute Nachmittags in Wien ein.

Die Verhandlungen über die Bankfrage sind vor- läufig unterbrohen worden. Jm Lause des vorgestrigen Tages hat eine eigentliche Konferenz zwar niht mehr stattgefunden, wohl aber eine Besprehung, und zwar diesmal bei den öster- reichishen Ministern, denen die ungarischen Minister einen Gegenbesuch abstatteten. Der Kaiser hat vorgestern sowohl den ungarischen Minister-Präsidenten als die österreichischen Minister empfangen, worauf leßtere gestern früh die Rückreise nah Wien antraten. Die Verhandlungen werden binnen kür- zester Zeit in Wien wieder aufgenommen werden, zu welchem Behufe die ungarischen Minister {hon morgen nach Wien wat wollen. Man glaubt, wie das „Prag. Abbltt.“ meldet, daß dann unter Vorsiß des Monarchen ein gemeinsamer Ministerrath stattfinden werde. E

Pest, 26. Januar. Zur Bankfrage schreibt „Nemzeti Hirlap“: „Die Krise ist wie wir aus der Regierung nahe- stehenden Kreisen erfahren in der Weise gelöst worden, daß sie in Permanenz erklärt wurde. Jn der gestern unter Vorsiß Sr. Majestät abgehaltenen gemeinsamen Minister- konferenz wurde nämlich das Cantiabeigd Provisorium auf Basis des Status quo beschlossen; in der heute (gestern Vormittags) in der Wohnung des Hrn. Koloman Tisza ab- gehaltenen neren aber, an welcher Graf Julius Andrassy, Tisza, Szell, Perczel, Trefort, Fürst Auersperg, Lasser und von Pretis theilnahmen, ist die Vereinbarung bezüglich der Details des Provisoriums zu Stande gekommen“

Die telegraphisch bereits avisirte Jnterpellation des Abg. Helfy an den Minister-Präsidenten lautet: „Zt das allgemein verbreitete Gerüht wahr, wonach der auf die Bankfrage bezüglihe Theil der zwischen der ungarischen und österreichishen Regierung zu Stande ge- kommenen sogenannten Mai-Stipulationen nunmehr gänzlih allen gelassen wurde? Wenn dies wahr ist, frage ic, ist die

Endlich trug Hr. Bruns eine Abhandlung über die Unterschriften in den römischen Rehtsurkunden vor.

unter Aus\{luß jeder anderen

egierung entschlossen,

Modalität oder jedes anderen Versuches allein an der Errichtung einer ungarishen selbstän- digen Nationalbank festzuhalten, und insof:rn sie zur Durchführung derselben aus welchem Grunde immer unfähig wäre, dur ihren sofortigen Rütritt zu ermöglichen, daß so- wohl diese als au die übrigen noch in der Schwebe befind- lichen hochwichtigen wirthschaftlihen Fragen noh rehtzeitig- as den nteressen des Landes entsprehend gelöst werden nnen ?“

Schweiz. Bern, 27. Januar. (K. pt) Der Bischof Lachat hat den von der christkatholishen Gemeinde Aarau neugewählten Pfarrer, Direktor ier in Luzern, suspendirt und mit der großen Exrkommunikation bedroht, für den Fall, daß er binnen sechs Tagen nicht seine Unterwerfung anmelde.

Großbritannien und Jrland. (A. A. C.) Ueber den Nothstand in den indischen Provinzen theilt ein vom Ministerium für FJndien veröffentlihter Bericht Folgendes mit :

In Bombay ift die Situation unverändert; in Madras ist eine kleine Abnahme in der Zahl der an den Nothbauten beschäftigten Personen bemerklich, und in einigen Distrikten is ein wenig Regen eingetreten. Die Cholera grassirt in mehreren Distrikten von Ma- dras, besonders heftig in Bellary, Cuddapah und Nellore. Na den Berichten von Sir Richard Temple, der die vom Nothstande be- troffenen Provinzen besucht hat, wird in Kandish und Nasik eine ernstlihe Hungersnoth nicht erwartet. Ganz Scholapore und Kaladgi, halb Ahmednayar und Puna, und ein Drittel von Satora, Bel- gaum und Dharwar sind ernstlich betroffen. Der Rest dürfte eine halbe Durschnittsernte liefern. Der Markt ist mit Getreide wohl versehen und die Lokalvorräthe sind wahrscheinlich beträchtlich, dürften aber vor dem Eintritt von Regen nicht auf den Markt gebracht werden. Die leßte Ernte war im Allgemeinen gut. Eine große Anzahl der an den Nothbauten bescbäftigten und von der Privat- wohlthätigkeit unterstüßten Personen leidet wahrscheinlich keinen absoluten Mangel. Die Zahl der Personen, die in Bombay im Mai unterstüßzungsbedürftig sein werden, wird auf 870,000 geschätzt.

__— Der „Standard“ vernimmt, daß die Eingeborenen in der Nähe von Assinee an der Westküste von Afrika ein gestran- detes E geplündert und die Mannschaft be- droht haben.

Frankreih. Paris, 26. Januar. Der „Köln. Ztg.“ wird geschrieben: Die Wahl der Budget - Kom- mission hat sich zu einem vollständigen Siege Gam- betta's gestaltet. Gambetta ist Präsident und hat nah dem Gesagten vollständig die Mehrheit der Kommission in der Hand. Jn seiner heute gehaltenen Antritts- rede hat er die „Einigkeit der Neplubikaner“ vor Allem be- tont; das heißt, sie soll erzielt werden g Zugeständnisse der Gemäßigten an die Forderungen der Mehrheit des Ausschusses. Wie aus Gambettistischen Kreisen verlautet, werde der Budget- aus\{huß seine Arbeiten so energish in Angriff penen, daß er poffe, noch vor Ostern seinen Bericht vorlegen und feine Anträge stellen zu können, um die Kammer so in Stand zu seten, die Herbit- session unnöthig zu mahen. Eine Abänderung in den indi- rekten Steuern nah Maßgabe des Ueberschusses von 1877 ist nah den in den Bureaux erfolgten Erklärungen als so gut wie gewiß zu betrahten. Die Kammer wird die Budget- debatte wahrscheinlih sogleih in den ersten Tagen des April beginnen. Der Sieg Gambetta's im Budget- aus\chuß machte großes Aufsehen in Versailles. Der „Moniteur“ s{lägt vor, es müsse eine neue Mehr- heit in der Kammer gebildet werden, die zwar minder e aber gleihmäßiger sein werde, wenn fie die Radi- falen fallen lasse. Der Admiral Fo urichon, welcher sich gegen- wärtig im Dordogne-Departement aufhält, soll, wie es heißt, seinen Urlaub bis Ende Februar verlängern lassen. Wenn nach Verlauf dieser Frist seine Gesundheit vollkommen herge- stellt, so wird er sein Portefeuille wieder übernehmen; im entgegengeseßten Fall wird das Marine-Ministerium einen anderen Leiter erhalten. Die „Corr. Havas“ versichert, der Minister des Fnnern habe die Absicht, die sogenannten „Cercles d’Ouvriers“ zu maß- regeln und namentlich ihre Verbündung zu verbieten. Die Personalveränderung in den Unter-Präfek- turen wurde bis zum 7. Februar vertagt. Der oberste Handelsrath riabin heute mit 24 gegen 9 Stimmen die zeitweilige Zulassung der Gespinnste an.

27. Januar. (Köln. B Eine in Genf gedruckte Flugschrift, die gegen den Minister des Auswärtigen, Ai og Decazes, gerichtet ist, wurde beim Uan, aus der Schweiz an der französischen Grenze mit Beschlag belegt. Der „Moniteur“ bezeichnet die jeßige Lage als gefährlich. Die klerikalen, legitimistischen und bonapartistishen Blätter greifen den Konseils-Präsidenten Simon wegen seiner gestrigen Vertheidigungsrede zu Gunsten des Unter-Präfekten in la Reolle heftig an.

Spanien. Madrid, 22. Januar. Nach einer Veröffent- lihung der „Gaceta de Madrid“ vom 21. d. M. betrug die schwebende Schuld Spaniens am 1. Dezember v. J. 80,891,885 Pesetas 32 Cents. Jm Laufe des vergangenen Monats erfuhr dieselbe eine Vermehrung von 67,831,856 Pe- setas 84 Cents und eine Verringerung von 20,833 ,986 Pesetas 71 Cents, so daß sic sich am 1. Fanuar d. J. auf 127,889,755 Pesetas 45 Cents bezifferte.

Italien. (W. T. B.) Durch über Wien eingegangene Telegramme aus Nom vom 28. d. M. werden die Behaup- tungen über eine Erkrankung des Papstes widerlegt.

Griechenland. Athen, 27. Januar. (W. T. B.) Der Herzog und die Herzogin von Edinburgh sind hier eingetroffen und von dem Könige Em iak den worden. Der Marquis von Salisbury hatte eine Be- sprehung mit dem Herzog von Edinburgh und ist dann nah Brindisi weitergereist. Die Deputirtenkammer hat die Sergtgung des Budgets fortgeseßt. Zwischen der Regierung und den ODppositionsparteien ist bisher keine Uebereinstimmung

einzig und

‘erzielt worden.

Türkei. Konstantinopel, 27. Januar. (W. T. B.) Der Sultan hat in Ausführung des Art. 17 der neuen Verfassung, wona alle Unterthanen ohne Unterschied der Religion gleiche Rechte und gleiche Pflichten dem Lande gegen- über haben, einen Frade erlassen, dem zufolge künftig alle Kinder der ni C E ES Bevölkerung zu den Militär- \{hulen zugelassen werden jollen. Der Jrade ist den Vor- ständen der Gemeindeverwaltungen zur Kenntniß gebracht und gleichzeitig dur die Zeitungen veröffentlicht worden, die be- züglichen Gesuche um Aufnahme in die Militärschulen sollen

an das Kriegs-Ministerium gerichtet werden.

(W. T. B.) General Ignatieff, Baron von Wer- ther, Graf Zin und der von Calice sind von abgeret h 2. Januar. (W. T. B:) Dem Vernehmen na ha: Fürst Milan in Beantwortung der Depesche des Großvezie:s vom 24. d. den Wunsch zu erkennen gegeben, Verhandlun- gen zur Herbeiführung eines Einverständnisses einzuleiten. : Augsburg, 28. Januar. (W. T. B.) Die „All- emeine Zeitung“ kündigt an, daß sie im Besiße sämmt- Ücher Protokolle der Konferenz und deren Annere ist, Veröffentlichung des ersten

und beginnt heute

mit der Protokolls. A Zeu

Wien, 29. Januar. (W. T. B.) Wie es heißt, wird die Hohe Pforte einen Unterhändler nach Serbien \chicken, da man in Konstantinopel es vorziehen soll, die Ver- handlungen in Serbien zu En und nicht wünscht, von der Abordnung eines serbischen Bevollmächtigten nah Konstanti- nopel die Einleitungen von Friedensverhandlungen überhaupt abhängig zu machen. Man will möglichst bald Gewißheit über die Intentionen des Fürsten Milan gewinnen. Eine ru s- fische Cirkulardepesche liegt, troßdem eine solche von verschiedenen Zeitungen bereits analysirt wird, hier und also

wohl auch anderwärts nicht vor. D Taunton, 27. Januar. (W. T. B.)” Die hiesige Ver- einigung der Liberalen hat Gladsione heute eine Adresse überreiht. Beim Empfange - derselben hielt Gladstone eine Rede, in welcher er betonte, daß der Pariser Vertrag von 1856 Seitens der Türkei vollständig verleßt worden sei, und daß hierdurch alle für England aus diesem Vertrage hervorgehenden Verpflichtungen aufgehoben seien. Sodann spra sich Gladstone in abfälliger Weise über die neue türkishe Verfassung aus und {loß mit der Auf- forderung, daß England die Anstrengungen zur Befreiung der Christen in der Türkei fortseßen und so die dem eng- lishen Volke auferlegte Pflicht erfüllen möge. Die Rede wurde mit allgemeinem Beifall aufgenommen.

St. Petersburg, 28. Januar. (W. T. B.) Der „Golos“ bespricht die Aeußerung des Belgrader Blattes „Jst ok“, in welcher behauptet wurde, daß die Serben nur auf das Signal Rußlands warten, um den Krieg gegen die Pforte wieder aufzunehmen. Der „Golos“ nennt diese Acuße- rung ein Mißverständniß und fügt hinzu, die russische Regie- rung habe Serbien niemals ermuntert, den Krieg anzufangen, dasselbe im Gegentheil von demselben abzuhalten versucht. Serbien dürfe nicht die Verantworlichkeit auf Andere wälzen. Es sei zwar mehr als wahrscheinli, daß auch in der gegen- wärtigen Phase der orientalischen Frage Rußland die Jnter- essen Serbiens nicht außer Acht lassen werde, daraus folge aber nicht, daß diese Jnteressen die russische Regierung haupt- sächlih bei den Maßnahmen leiten follen, welche wegen des Mißerfolges der Konferenz als nothwendig erscheinen würden.

Der „Pol. Korr.“ wird aus Konstantinopel, 26. Ja- nuar, von hier berichtet : Derwish Pascha in Skutari hat vor einigen Tagen von Midhat Pascha die Weisung erhal- ten, nah Cettinje bekannt zu geben, daß die Pforte Bereit 1, Unter für Montenêgro Woxrthetl-

aften Bedingungen in Friedensverhand- De einzutreten, wenn Fürst Nikolaus hierauf bezüglihe Dispositionen bekunden will. Es is sicher, daß man hier einige territoriale Konzessionen an Montenegro beabsichtigt. Die Pourparlers zwishen Skutari und Cettinje dauern in diesem Augenblicke fort, ohne noch zu einem Ergebnisse geführt zu haben. Fn Pfortenkreisen verlautet, daß die drei insurgirten Provinzen als militärishe General - Gouvernements reorganisirt werden und neben den General - Gouverncuren hristliche Civiladministratoren erhalten sollen. Außerdem sollen die Zapties (Polizei) nah dem Muster der österreichi- \hen Gensd'armerie militärisch organisirt werden und zur Hälfte aus eingebornen Christen bestehen. Alle diese Maß- nahmen sollen unverzüglich getroffen werden. Wie verlautet, verzögert si die Abreise der Botschafter Desterreih-Ungarns und Deutschlands wegen der Verzögerung, welche die Abreise des Generals Jgnatieff durch das stürmishe Wetter im Schwarzen Meere erfahren pu Es wurde vereinbart, daß die Abreise der Botschafter der drei Nordmächte gleichzeitig oder nur in kurzen Zwischenräumen erfolgen folle.

Aus Konstantinopel, 23. d. M., wird der „Kölnischen Zeitung“ telegraphisch berichtet: „Am 21. d. M. fand auf der österreichish-ungarishen Botschaft die Unterzeihnung des Schlußprotokolles über die Konferenz- tißungen statt, welches indessen, auf die rein G N Seite sih beshränkend, keinerlei neue Forderungen stellt. Da die Vertreter der Pforte wegen einer Ministerrathssißung nicht erschienen waren, so wurde ihnen das Schriftstück zur Unter- zeihnung zugesendet. Die Pforte bereitet die Ausgabe eines Blaubuches vor, welches sämmtliche auf die Konferenz bezüg- liche Aktenstücke enthalten soll. Vorgestern hat sie ein Send- schreiben an ihre sämmtlichen Vertreter im Auslande ge- rihtet. Die Vertreter der Pforte in London, Wien und Rom bleiben nah wie vor auf ihren Posten, auch Sadik Pascha soll in Paris verbleiben. Der frühere Marine-Minister Achmed Kaisserli ist zum ersten Senator ernannt worden. Fürst Ghika, der Vertreter Numäniens, bleibt in Konstantinopel.

Paris, 27. Januar. Laut Nachrichten aus Belgrad, so wird der „Köln. Ztg.“ von hier geschrieben, hat der Fürst Milan die Friedensanträge Midhat Paschas, welche telegra- phish mitgetheilt wurden, aufs Günstigste aufgenommen. Jn Belgrad fhcint niht die geringste Lust vorhanden zu sein, den Krieg wieder anzufangen. Der „Moniteur“ spricht si günstig für den Abschluß des Friedens der Türkei mit Ser- bien und Montenegro aus und bemerkt dazu: „Der rasche Schluß dieser Angelegenheit werde cinen giücklichen Einfluß auf die Erhaltung des allgemeinen Friedens ausüben ; aber dies ist blos ein Theil der Aufgabe, welche der Pforte. obliegt; es bleibt ihr die Os des Beweises, daß sie sich nit den Christen gegenüber ihrer Pflichten entledigt erachte. Die Mächte ließen ihr ein Programm der oruen welches das Minimum der Zugeständnisse für die Balkanprovinzen enthält. Unserer Ansicht nah lehnte die Pforte mit Unrecht die Vor- shläge der Konferenz ab, damit es nit seine, als gebe sie äußerem Drucke nah; aber das Programm bleibt nichtsdesto- weniger der Ausdruck der Wünsche und unwandelbaren Vlbe

derungen der E O das nicht gesonnen ist, dasselbe

u vergessen oder aufzugeben.“ :

N A don, 2: Vaiuar, Jn einer Abschieds-Adresse, welche von Mitgliedern der englischen Kolonie in Konstantinopel und anderen dort Angesiedelten dem englischen Botschafter, Sir H. Elliot, überreicht wurde, heißt es, der „Köln. Ztg.

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zufolge, u. A.: „Zn dem Meinungswiderstreite, welchen die üngsten Ereignisse hervorriefen, sind tadelnde Hinblicke auf

ren persönlichen Charakter geäußert worden, welhe uns

merzlih berührt haben und welhe durch Ew. Excellenz Leben und Charakter, die uns durch eine zehnjährige Er- fahrung bekannt sind, Lügen gestraft und zunichte gemacht werden. Fndem wir Ew. Excellenz Gefühle bezügli der be- fonveren esorgnisse und Schwierigkeiten der Jungh Vver- offsenen Zeit aufs tiefste mitempfinden, ist es unjer Wunsch, unsere Ueberzeugung und unsere hohe Würdigung der sorg- fältigen und gewissenhaften Aufrichtigkeit zu beurkunden, welche ein dauerndes Kennzeichen von Ew. Excellenz hiesiger Amtsführung war.“

Man schreibt dex „Pol. Korr.“ aus Smyrna, 13. Januar: ; L „Seit Menschengedanken hat hier keine fo großartige militärische

Bewegung geherrscht, wie seit ungefähr drei Wochen. Man sieht nichts als lange Züge der aus den Provinzen einrückenden Redifs, die nach mehrtägigem Aufenthalte auf den Regierungsdampfern und den Packetbooten nach Konstantinopel eingeschifft werden. Seit Beginn des vorjährigen Krieges mit Serbien hat die Provinz Smyrna über 90,000 Mann gestellt, und noch sind gegen 30,000 Mann bereit, unter die Fahnen zu eilen. Vor einigen Tagen trafen von Konstantinopel und Malta die englischen Avisos „Wye“ und „Cockatrice“ hier ein, um sich mit dem hier ankernden Ge- \chwader des Vize-Admirals Drummond zu vereinigen. Außer den genannten Avisos besteht die Flottendivision Drummonds aus dem Admiralschiff „Herkules“, der Panzerfregatte „Raleigh“ und dem Sloop „Rapid“, Die Division des Contre - Admirals Rize stationirt in der Bai von Vurla, nicht weit von hier, und umfaßt die fünf Panzerfregatten „Triumph“, „Swiftsure“, Sultan“, eMonarch“ und „Pallas“. Außer dem englischen Geschwader ankern noch andere Kriegs[chife fremder Flagge in unseren Gewässern und tragen dazu bei, durch Entsendung ihrer Mannschaften und Offiziere die Straßen unserer Stadt zu beleben. Troß der verschiedenen Nationali- täten, welche diese Schiffe ans Land \chicken, hat bis jetzt kein-rlei Erceß oder Konflikt stattgefunden. Die Regierung hat den Befehl befom- men, im ganzen Vilajet Pferde für die Artillerie und Kavallerie auf- zukaufen. Eine offizielle Verfügung verbietet die Ausfuhr der Pferde und Maulesel; auch die Ausfuhr von Cerealien wurde verboten. Nur die Kontrakte, welhe wegen Lieferung von Cerealien zehn Tage vor Kundmachung des Ausfuhrverbotes nachweislich geschlossen wur- den, dürfen eingehalten werden. Die öffentliche Sicherheit im Innern des Vilajets ist nicht sonderlih befriedigend. Man signalisirt das Erscheinen einer neuen Brigantenbande in Soma im Bezirke von BalukeFÿer.“

Nußland und Polen. S1. Petersburg, 27. Fanuar. Bezüglih des Kaiserlihen Botschafters bei der Pforte, Generals Fgnatieff, meldet das „Journal de St. Péters- bourg“ gegenüber der von der „St. P. Wet.“ gebrahten Nach- richt, wonach General Jgnatieff sich von Odessa aus nah Kijew begeben würde, um dort bis zu seiner Abreise nah Karlsbad im März Aufenthalt zu nehmen der Botschafter werde ohne Zweifel alsbald nah St. Petersburg kommen, und die oben erwähnten Mittheilungen seien unbegründet.

(H. N.)

Dänemark. Kopenhagen, 27. Januar. (H. Das Folkething lehnte die niht vom Ausschuß gebilligten ministeriellen Vorschläge zur Wiederherstellung des Budgets, darunter den das Theater betreffenden, mit 68 gegen 25 Stimmen ab.

Amerika. Dem „Bureau Reuter“ wird unterm 25. ds.

aus Washington telegraphirt: l

„Nach einer Debatte, welche die ganze Nacht hindurh dauerte, hat der Senat den Gesetzentwurf, welcher den von dem ge- mischten Aus\chuß beider Häuser des Kongresses für die Lösung der Präsidentenwahlfrage vorgeshlag-nen Plan verwirklicht, heute Morgen um 7 Uhr mit 47 gegen 17 Stimmen angenommen. Einen heftigen Gegner fand die Vorlage in Mr. Blaine. 24 Republikaner und 23 Demokraten stimmten für die Vorlage, 16 Demokraten und ein Republikaner gegen dieselbe. Das Repräsentantenhaus hat nunmehr die Debatte der Vorlage begonnen und wird dieselbe wahrscheinlih morgen bcenden. Die Annahme der Maßregel Seitens der Zweiten Kammer wird als ficher erachtet. Das Repräsentantenhaus hat einen Aus\{uß ernannt, der untersuchen foll, ob Präsident Grant in der Verwendung der bewaffneten Macht im Süden während der jüngsten Wahlen seine Gewalten über- schritten habe. Richter Da vis vom höchsten Gerichtshof, ein unab- bängiger Demokrat, ist zuÈm Senator für Jllinois gewählt worden.

Unter dem 26. Abends wird demselben Bureau ge-

meldet : ; : Das Repräsentantenhaus hat heute den von dem gemis- ten Aus\{huß beider Häuser des Kongresses vorgeschlagenen Gefeß- entwurf, wonach einem aus je fünf Mitgliedern des Senats, des Repräsentantenhauses und des obersten Bundes8gerichtshofes bestehen- den Tribunal die Entscheidung in der Präsidentenwahlfrage zustehen foll, mit 191 gegen 86 Stimmen angenommen. Mr. Ben- jamin Hilt ist zum Senator für Georgia gewählt worden.

Afrika. (A. A. C.) Aus der Kapstadt wird vom

2. ds. gemeldet : . : : Hier eingegangene Nachrichten aus Transvaal theilen mit, daß die transvaalschen Freiwilligen vorgeben, in Magnet Heights einen Sieg errungen zu haben, wobei 50 Feinde getödtet wurden. Ein in Leydenburg ansässiger englischer Geistlicher hat einen Protest gegen die Behandlung der Eingeborenen iw der tranévaalshen Re- publik erlassen, in welhem er behauptet, daß sämmtliche gefangen ge- nommene Frauen und Kinder nah Pretoria gesandt und auf fünf Jahre an die Pächter vermiethet worden wären. Die Schritte, welhe Präsident Brand in England gethan, sind von dem Volksraad im Allgemeinen gutgeheißen worden. Sir John Coode's Inspektion der Häfen der Ostküste wird mit der größten Be- friedigung betrachtet. In Port Clizabeth, Port Alfred und Ost- London hat persönliche Inspektion die Hoffnung auf die Möglichkeit der Ausführung wirksamer Werke gestärkt. Die Vorkehrungen für die Ausstellung nehmen e L Fortgang. Vie Er- öffnung ist indeß bis zum 15. März vershoben worden. Das Vor-

gehen der Regierung u dazu beigetragen, die Einwohner der nord-

östlichen Grenze zu beruhigen. Die Nachrichten aus dem Territo- rium Tr ansfkei lauten befriedi end. Das Kap-Parlament ist aufs Neue bis zum 2. März prorogirt worden.

Australien. Aus S ydney wird dem Reuterschen Bureau unterm 25. ds. telegraphirt: : :

In der gese Ori Versammlung von Neu-Süd-Wales ist das Budget eingebracht worden. Die Einkünfte der Kolonie für 1876 beliefen sich auf 5,000,000 £ und es ist ein Ueberschuß von 1,679,608 £ vorhanden, der zur Abschaffung gewisser Zölle ver- wendet werden \oll. Der Tabakszoll soll indeß erhöht werden.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Washington, Montag, 29. Fanuar. Präsident Grant wird heute die von dem Kongresse ange- nommene Comitébill , betreffend die Entscheidung in der Frage wegen der Präsidentenwahl unterzeihnen und

seine Zustimmung zut der Bill ausspricht. Bei einer Unterredung des Präsidenten Grant mit dent Korre- spondenten der „New - York Trii üne“ soll der Präsident er- klärt haben, daß er eine sofortige Rückehr zu der Metall- währung für günstig halte. Er glaube, daß das Land voll- kommen auf solhe Maßregel vorbereitet sei und werde dem Kongresse demnächst seine Ansichten in dieser Frage mittheilen.

Nr. 6 des „Amtsblatts der Deutschen Reichbs8-Poft- und Telegraphenverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Ver- fügungen: Vom 20. Januar 1877. Statistishe Ermittelungen über Eilsendungen, Postkarten mit bezahlter Antwort, Geschäftspapiere, Rückscheine zu Einschreibsendungen und über Zeitungen. Vom 22. Januar 1877. Poftvorshuß- bez. Postanweisungsverfahren im Verkehr mit Oesterreib-Ungarn. Vom 17. Januar 1877. Ab- änderung der Anlage 36 zu S. 83 der Telegraphen-Betriebs8ordnung.

Nr. 3 des „Justiz-Ministerialblatts“ hat folgenden Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 20. Januar 1877, betreffend die Stempelfreiheit der den Beamten zur Führung von Vormundschaften ertheilten Genehmigungen. Allgemeine Verfügung vom 2. Januar 1877, betreffend die Behandkung der bei den Königlichen Kaffen ein- gehenden, nicht mehr nmlaufsfähigen Landesmünzen.

Das I. Heft, Fünfter Jahrgang, 1877, der Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Organ des Hydrographischen Bureaus und der Deutschen Seewarte, heraus- gegeben von der Kaiserlihen Admiralität, hat folgenden Inhalt: Reise des Schiffes „Meteor“, Kapitän Rudolph Dinkelberg, von Newcastle nah Iquique (Chile). Wie verhält es sih mit der Route Nord um Schottland? Mittheilung von der Deutschen See- warte. Bemerkungen über die Nörd-, Nordwest- und Westküste von Australien. Ueber den Nuevo-Golf und den Chupat-Fluß an der Ostseite von Patagonien. Tiefscelothungen I. Br. M. S. eChallenger“ im Stillen Ozean, in der Magellan-Straße und in dem Atlandishen Ozean in den Monaten Dezember 1875 bis Mai 1876. Temperazturverhältnisse des Süd-Atlantischen Ozeans, nah den Reihentemperaturmessungen J. Br. M. S. „Challenger“, aus- geführt in den Monaten Februar nnd März 1876. Ueber den Orkan am 7. und 8. März 1875 in dem Süd-Indishen Ozean. Ueber Nebelsignale und die zu Bülk errichtete Nebelsignal-Station, von Civilingenieur Veitmeyer. Magnetishe Beobachtungen, ange- stellt an Bord der Königlih s{wedischen Fregatte „L'eugénie“ auf threr Reise um die Erde in den Jahren 1851—1853. Mitteilung von der Deutschen Seewarte. Kleine hydrographishe Notizen: 1) Geographishe Lage der Lord Howe's Gruppe und des Riffs

oncador. Salomon-Inseln. 2) Flaschenpost a. von S. M. S. „Elisabeth“ und b. von S. M. S. „Medusa“. Meteorologische, magnetische und Gezeiten-Beobachtungen, angestellt auf dem Kaifer- lihen Observatorium zu Wilhelmshaven für den Monat Dezember 1876. Karten: 1) Drei Tafeln zu dem Aufsaß „Ueber Nebel- signale“. 2) Skizze zu dem Aufsaß „Ueber den Orkan in dem Süd- Indischen Ozean“.

Neichstags - Angelegenheite:1.

Bei den engeren Wahlen zum Reichstage sind gewählt worden - im 3. Königsberger Wahlkreis: Dickert in Königsberg mit 6659 gegen 3895 Stimmen, welche Stadtkämmerer Hoffmann erhielt ; Y im 3. Danziger Wahlkreise: Rickert, Landesdirektor, mit 6754 gegen 6325 Stimmen, welche Prälat Landmesser erhielt;

im 5. Liegnißzer Wahlkreise: Michaelis, Kreisgerichts- Rath in Bunzlau, mit 7922 gegen 3317 Stimmen, welche Lehnguts- besißer Renner erhielt; : h R

im 2, S{hleswig-Holsteiner Wahlkreis: Hinschius, Professor in Berlin, mit 6694 gegen 56 Stimmen, welche Krüger- Besftoft erhielt ; s L i

im 10. Schleswig-Holsteiner Wahlkreise; Dr. jar. Friedr. Hammacher in Berlin mit 4433 gegen 4156 Stimmen, welche Landrath Graf von Bernstorff erhielt; l /

im 8. Casseler Wahlkreise: Weigel, Rechtsanwalt zu Cassel, mit 9975 gegen 9589 Stimmen, welche Literat Frohme erhielt;

| im 5. Düsseldorfer Wahlkreise: Stoeßel, Redacteur zu Essen, mit 11,645 gegen 7653 Stimmen, welche Ober-Tribunals8- Rath von Forcade de Biaix zu Berlin erhielt.

Bei der am 22. d. M. stattgehabten Stichwahl find im zweiten Wahlkreis der Herzogthümcr Sachsen-Coburg und Gotha, welcher nah den Wählerlisten im Ganzen 27,811 Wähler zählt, zusammen 20,354 Stimmen abgegeben worden. Von diesen waren 107 ungültig. Von den 20,247 gültigen Stimmen_ sind 11,312 auf Banksekretär Dr. jur. Hopf in Gotha und 8935 auf Schuh- macher Wilhelm Bock in Gotha gefallen. Nach diesem Wahl- ergebniß is Banksekretär Dr. jur. Julius Hopf zu Gotha als ge- wählt proklamirt worden.

Landtags- Angelegenheiten.

Dem Herrenhause ist der Entwurf eines Geseßes, be- treffend die Befähigung für den höheren Verwal- tungsdien st zugegangen. Derselbe war dem Abgeordnetenhaufe chon unterm 15. Januar 1875 zur Beschlußfassung vorgelegt worden. Mrbdem der Entwurf in der Plenarsitzung vom 23. Februar 1875 einer besonderen Kommission zur Berathung überwiesen war, hat in dieser eine eingehende Erörterung, über welche schriftlicher Bericht erstattet worden ist, stattgefunden, eine weitere Berathung im Plenum des Abgeordnetenhauses ist jedoch nicht erfolgt. Bei dem Beginne der Ill. Session der , 12. Legislaturperiode wurde der bezeichnete Geseßzentwurf von Neuem dem Landtage zur verfassungsmäßigen Beschlußnahme vorgelegt. Jn jedem der beiden Sauer des Landtags ist derselbe einer eingehenden Erörterung unterzogen worden. Bei den desfallsigen Verhand- lungen ist zwishen beiden Häusern des Landîags und der Königlichen Staatsregierung über alle wesentlichen Bestimmungen des Entwurfs ein Einverständniß erzielt worden; nur bezüglich der im §. 10 enthaltenen Vorschrift über die Qualifikationsbedingungen, welche bei der Berufung zu den Stellen eines Landraths, Kreis- und Amtshauptmanns und Ober-Amtmanns in den hohenzollernshen Landen festgehalten werden sollen, hat eine Einigung nicht herbeigeführt wer- den können. Auch diese Differenz beschränkt sich, achdem dur die Beschlüsse des A der Abgeordneten vom 28, Junt und des

1 ettafes vom 29. Juni 1876 über den Inhalt des Abs. 1 des L 10 eine Einigung stattgefunden hatte, im Wesentlichen auf die von der Staatsregierung bestrittene und von dem Herrenhause abgelehnte Beifügung des in den Berathungen des Abgeordneten=- hauses beschlossenen Zusaßes im Abs. 2 des S. 10, welcher lautet: „Alle anderweitig bestehenden Beschränkungen in Bezug auf den Kreis der Personen, welche von einem Kreistage für die Beseßung eines erledigten Landrathsamts in Vorschlag MTRO! werden können, find aufgehoben.“ Eine Erledigung dieses Differenzpunktes ist da=- durch unmögli geworden, daß weitere Verhandlungen durch den am 30. Juni 1876 erfolgte Schluß des Landtags abge\cnitten wurden. Bei der Aufstellung dieses neuen Entwurfs sind im Allgemeinen die- jenigen Bestimmungen des Geseßentwurfs, über welche in der vorigen Session eine Einigung mit den beiden Häusern des Landtags bereits erzielt worden war, unverändert beibehalten worden. Allerdings sind die Bestimmungen der Regierungsvorlage vom 10. Januar 1876 durch die vorbezeichneten Beschlüsse der beiden Häuser des Land-.

eine Spezialbotschaft an den Kongreß rid.ten, in welhem er

tags vielfach und in wesentlichen Punkten abgeändert worden. Ab