1877 / 39 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 14 Feb 1877 18:00:01 GMT) scan diff

extraordinäre Ausgabe von 1,540,000 Kr. nach. Leßtere is aus\{ließlih zu nmilitärishen Zwecken bestimmt. Die Aus- gabeseite des vorjährigen Staatsbudgets zeigte eine etwas tleinere Summe, nämlih 33 Millionen Kronen. Die Ver- mehrung hat hauptsächlih ihren Grund in dem durch die neuen Eifenbahnanlagen veranlaßten Zuwachs zur Staars- schuld, sowie in dem im vorigen Jahre erschienenen Wehr- pflichtsgeses. Unter den Ausgabeposten befinden ih 113,300 Kr. zur norwegishen Expedition im Atlantischen Ozean 1877—78, fowie 120,000 Kr. zur Theilnahme Nor- wegens an der Weltausstellung in Paris. Der Kabinets- Kammerherr, Admiral Gabriel Hesselberg in Christiania ist gestern Abend gestorben.

Dänemark. Kopenhagen, 11. Februar. (H. N.) Jn der gestrigen Sißung des Landsthings wurde cin aus 5 Mitgliedern bestehender Aus\{uß gewählt, welher das vom Folkething übersandte Staatsrevisionsgutachten über die Staatsrechnung für das Finanzjahr 1874—75 zu prüfen haben wird.

Amerika. Dem „Bureau Neuter“ wird ausWashington unterm 9. d. M. gemeldet: Die Regierung hat den gegen den chemaligen Kriegs-Sekretär Belknap eingeleiteten Prozeß niedergeschlagen. Admiral Charles Wilkes ist in seinem 77. Lebensjahre gestorben. Der Senat hat den mit Spanien geschlossenen Auslieferungsvertrag ratifizirt und feruer einen Geseßentwurf angenommen, welcher einer Gesellschaft Korporationsrechte verleiht, die ein Tele- graphenkabel zwischen Baltimore und Europa zu legen beabsichtigt.

Afrika. Aegypten. Dem „Standard“ wird aus Alexandria vom 10. d. M. telegraphirt: „Die ägyptischen Truppen sind in der Nahbarschaft von Massowa aufs Neue besiegt worden.“

Kaffraria. (A. A. C.) Aus der Capstadt wird unterm 16. v. M. gemeldet: Die Zulus sind in Transvaal eingedrungen und haben eine Menge Eingeborener getödtet. Gegen 60 Familien flühteten aus dem invadirten Distrikt. N Krügers Kandidatur für die Präsidentschaft der Nepublik wird von den Boers mit Befriedigung begrüßt. Sir Theophilus Shepstone, der auf dem Wege nah Trans- vaal am 30. Dezember in Newcastle ankam, hat an den Vrä- sidenten Burgers einen Brief gerichtet, in welchem er ihm in

Kurzem einen Besuch ankündigt, um mit ihm die Eingebore- nenfrage und andere Gegenstände zu besprechen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

London, 12. Februar. Der Arzt Sir William Fergusson ist am Sonnabend, 69 Jahre alt, gestorben. Er war Leibcirurg der Königin und des verstorbenen Prinzen Albert. Seit 1840 hatte er die Profeffur der Chirurgie am Kings College zu London inne.

Die soeben im Verlage von Paul Frohberg ia Leipzig er- \cienene 2. Auflage der Schrift von Gottfried Stommel: „Die deutsche Industrie vor dem Reichstage“ kündigt si als „Versuch einer umfassenden gemeinverständliben Darstellung der Zoll- frage“ an. Der Verfasser giebt seinen Standpunkt in folgenden Worten zu erkennen: „Die Idee des universellen radikalen Frei- handels ist der große richtige Gesichtépunkt, welher im Allgmeinen bei jeder Handclspolitik festgehalten werden follte; allein man muß sih hüten, daß man nicht in den alten Fehler verfällt, eine abstrafte Wahrheit überall konkret änzuwenden.“ Dies Grundprinzip di:nt dem Verfasser als Maßstab für die Beurtheilung der verschiedenen Erscheinungen der wirthschaftlidben Entwicklung, namentlich des Handels und der Industrie, welhe in aht Ab- schnitten behandelt werden, nämlich: Handel8verträge al8 praktische Rechenerempel Absatz und Kredit, die Hebel der Produktion die historishe Entwickélung des Handels Einiges über die theore- tishe Entwicklung des Handels der englische Freihandel die Solidarität der Interessen zwischen Landwirthschaft und JIn- dustrie der Zollverein und der französishe Handels- vertragg die Baumwollspinnerei und die Eisenindustrie. Dieser Stoff, bei dessen Erörterung stets der Einfluß technischer Kenntnisse in Anschlag gebracht ist, gewährt dem Leser eine er- [Es Einsicht in die Fragen, die der Verf. seiner Prüfung unter- reitet.

Eine wesentliche Bereicheruna der deutschen Münzkunde lie- fert das im Verlage der Weidmannschen Buchhandlung in Berlin erschienene Buch: Die deutschen Münzen der sächsischen und fränkischen Kaiserzeit von Herm. Dannenberg. In der Vorrede sagt der Verfasser: „Ganz besonders muß ic aber der Königlichen Akademie der Wissenschaften meinen Dank be- zeugen, welche durch Bewilligung eines Zuschusses zu den Herstellungs- kosten dieses Buches dessen Erscheinen crst ermöglicht hat.“ Jn dem ersten Theile des Buches spricht sich Dannenberg über die von ihm vorgeschlagene Methode und über die gewonnenen Resultate aus, dann folgt die Beschreibung und Besprechbung von fast 1600 Münzen. Aufgeführt sind die Münzen von Lothringen , Friesland, Sachsen, Franken mit Thüringen, Schwaben, Bayern, zuleßt Münzen, deren Prägestätten nicht zu bestimmen find. Von besonderem Werthe ersheinen noch die in einem dem Werke beigefügten Atlas

enthaltenen 1200 nach des Verfassers eigenhändigen Zeichnungen photolithographirten Münzabbildungen in übersichtlicher Ordnnng, sowie cine Kiepertshe Karte mit Deutschlands Münzstätten aus den Jahren 919—1137.

ss Land- und Forstwirthschaft.

erlin. Der Kongreß deutscher Landwirthe ist unt dem Vorsiß des Oekonomie-Rath Shütz2-Hausdorf gestern hier U sammengetreten.

Gewerbe und Sandel.

Die Berlin-Westend-Waterworks- & Land-( G pany (Limited) ladet, wie die „A. A. C.° meldet, in ae Ta Zeidnungenu auf eine hvpothekaris gesierte Anleihe von 390.000 Pfd. Sterl. ein, deren Ertrag zur Vollendung der Waffer- werke und auch zu einigen großen spekulativen Ankäufen von Bau- stellen dienen soll. Die Obligationen werden mit 6%, verzinst und binnen 25 Jahren durch Verloosungen eingelöst.

d SDET Rechnungsabs{luß der Magdeburger Peuerver» siherungsges ellschaft für das abgelaufene Betriebsjahr zeigt eine Gesammtversicherungssumme von 13,434 Millionen Mark. Die Gefammt-Prämieneinnahme beträgt 25,803,095 M ; die zurügestellte Prämienreferre T,TA47,449 .; dagegen betragen die gesammten Brandschäden 14,131,489 M, die Brandsäden-Reserve 2,393,131 M Der Reingewinn beziffert sich auf 655,556 4, was einer Dividende von 118 Æ oder 19F%/ per Aktie entspricht.

_ Wien, 13, Februar. (W:.T, B) Die Kreditanstalt bat ihre Generalversammlung auf den 4. April anberaumt. Die Tagesordnung derselben bilden die üblichen Gegenstände. ; 14. Februar. (W. T. B.) Wie die Presse” meldet, ist bei der Pariser Verwaltung der österreihischen Staats- t Ht urs She vagen E dortigen Beamten Defraudation ubt. Vie Hohe derselben ist noch nicht i - fung in im Due \ ch nicht festgestellt. Die Unter aris, 12. Februar. Nach dem „Bien Public“ wurden fal Schaßscheine im Betrage von ungefähr 25 Millionen ige ein Banquier der Rue Richelieu wurde mit 100,000 Fres. betrogen.

Washington, 13. Februar. (W. T. B.) Die beute einbe- rufenen 10 Millionen s/2ocr Bonds von 1865 unfassen von den Obligationen zu 500 Doll. die Nummern 31,501—35,800 und von den Obligationen zu 1000 Doll. die Nummern 70,551—79,000. ti N L e Februar. GD. T. B.) Der Saßtsekretär

ie tnberusung von weiteren 10 Milli 75 Bonds angekündigt. x R Mes

Verkehrs-Anstalten.

Southampton, 13. Februar. (W. T. B.) D „Weser“ des Norddeutschen Lloyd ist hier R Mer

Berlin, 14. Februar 1877. Königlich Preußische Lotterie. (Dhne Gewähr.) Bei der heute fortgescßten Ziehung der dritten Klasse der 155. Preußischen Klassenlotterie fielen:

2 Gewinne à 15,000 # auf Nr. 5678. 90,211. 3 Gewinne à 3000 M auf Nr. 50,373. 61,965. 64,600. 2 Gewinne à 1800 6 auf Nr. 6991. 32,450. 3 Gewinne à 900 Æ auf Nr. 65,755. 91,642. 94,791.

10 Gewinne à 300 M auf Nr. 14,240. 24,066. 25,237.

38,730. 53,955. 57,252. 67,210. 71,471. 78,495. 82,848.

Wir erhalten von der Direktion des Preußischen Beamten-Vereins folgende Angaben über die Nesultate der Geschäftsthätigkeit des Vereins während der ersten 7 Monate scines Bestehens, 1. Juli 1876 bis 1. Februar 1877.

Bis zum 1. Februar 1877 find bei dem Preußischen Beamten- Verein eingegangen :

896 Lebensversicherungs8anträge über 2,976,300 M 372 Kapitalversicherungsanträge über . .. 810300 - __ Susammen: 1268 Anträge über . . 3,786,600 ,

Darauf sind abges{lofsen: 645 Lebensverficherung8verträge über i 2101 800 396 Kapitalversicherungsverträge über . . . 764,100 ,„ Zusammen 1001 Policen über 2910900

Abgelehnt oder zurückgezogen sind 113 Lebensversicherungsanträge. Ueber 138 Anträge {weben die Verhandlungen noch und wird auch von ihnen der größere Theil realisirt werden.

__ Die laufenden Einnahmen während dieser Zeit (Prämien, Bei- träge, Zinsen) haben betragen 87,811 A Die laufenden Verwal- tung8ausgaben dagegen nur 7500 Æ, also 8,54% jener Einnahmen oder 2,6 pro Mille der abges{lossenen Versicherungen.

Die Bilanz per 1. Februar 1877 stellt sih folgendermaßen :

Bilanz am 3l Januar 1277

L Aktiva. 1) Hypothekarische Forderungen und Darlehen auf

E 143,425 M S 2) Wesel (zum Garantiefonds gehörig) 116400 2 3) Rückständige Prämien und Beiträge. . .. a 14 4) Effeften nah dem Courswerth der Berliner

é 930 /

Börse R 9 Zinjen von L 1nd 4 bis ult. Januar 091 50 6) Baarer Kassenbestand: y a, bei der Hannoverschen Banët vorläufig zinslich V v 28/046 M 60 b. in der Handkasse 40 20. 29036

O0 291,147 M.

7) Die Utensilien und Geräthschaften zum Werth S ;

Summa L Passiva.

1) Garantiefonds (theils baar eingezahlt, theils in Wechseln) . e i E 4 2) Schulden etwa . A 3) Rechnungsmäßige Reserve für die Lebensver- sicherungen L

4) Guthaben der Kapitalversiherungen . . . 40,263 5) Ueber den 31. Januar hinausgezahte a. Prämien 18,096 b. Zinsen . 33 6) Zur Zahlung angemeldete Versicherungssummen T0 9 Rückständige Zinsen auf Antheilscheine. . . 566 83) Zinfen auf den baar eingezahlten Garantie- D L L

fonds bis 1. Februar . S __ Summa 285,128 4. 94

A S _ Veberschuß (Gewinn) 6,018 M. 58 S

Der von diesem Gewinne statutenmäßig an die auf den Todes- fall Versicherten zu vertheilende Antheil würde etwa 20% der Re- serve betragen (vergl. §. 33 der Statuten).

Hannover, den 6. Februar 1877.

Die Direktion des Preußischen VBeamten-Vereins. R. Hagemaun, Grelle, Dr. O. Hoffmann, Dber-Gerichts-Rath. Professor. Regierungs - Sekretär.

212,950 M. 300

11,848

Die Ausstellung japanischer Gegenstände in der Königlichen Kunstakademie. I

__ Im langen Saale der Königlichen Kunstakademie findet gegen- wärtig eine zum Besten des unter dem Protektorat Ihrer Kaiser-

»

liben und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin stehenden Fric- drichsstifts veranstaltete Ausftellung japanischer, von deutschen Ge- lehrten während ihres Aufenthalts in Japan gesammelter Gegenstände statt, die bis zum 283. d. Mts. geöffnet sein wird. Die reiche und vielseitige u dae Produktion des Landes tritt hier in aus- erlesenen Proben, unter denen die gewöhnliche, weit und breit bekannte Handelswaare fast gänzlich fehlt, während viele Stücke als kostbare Seltenheiten gelten müssen, dem Beschauer ebenso arakteristisch entgegen, wie die äußere Erscheinung und das gesammte Thun und

Treiben des Volkes, das fich in einer stattlichen Kollektion von Dar-

stellungen japanesishen Ursprungs in „ungetrübter Originalität und Ccchtheit wiederspiegelt. Eine ansehnlihe Auswahl zum Theil kolo- rirter Photographien endlich steht den eigentli&en Ausstellungs- objekten durchweg ergänzend zur Seite und vervollständigt ein an interessanten Cinzelzügen überaus reiches Gesammtbild der Kultur jenes Landes, wie es uns in ähnlicher Anschaulichkeit bisher kaum geboten worden ist. |

Das übersichtliche Arrangement der vortrefflich geordneten Aus- stellung zerfällt in neun, mehr oder minder umfangreiche Abthei- lungen, von denen die erste das gesammte Waffenwesen, die zweite die mannigfaltigsten Kunstgegenstände, die dritte das Münzwesen, die vierte die Toilette und Kleidung, die fünfte Bilder und Gegenstände aus dem Volkéleben, die sechste Kultusgegenstände, die siebente Alles zur Musik Gehörige, die achte das gewöhnlichere Hausgeräth, die neunte endlich verschiedene Miscellaneen umfaßt, die füglich an einer anderen Stelle keinen {idcklichen Plaß finden konnten. Schon ein kurzer Veberblick über das in diesen Abtheilungen Enthaltene dürfte geaen, um die Bedeutung des Unternehmens zu würdigen; ein Eingehen in das Detail verbietet fih umsomehr, als einerseits fast jedes einzelne Stück Beachtung verdient, andererseits aber ein sorg- sam redigirter Katalog in 544 Nummern die wichtigsten Gegenstände besonders hervorhebt und durch ihre wo es nöthig erscheint, sehr ausführliche Erläuterung den Beschauer in den Stand seßt, auch üb er das Uebrige sih genügend zu orientiren.

Wie in China, so ist es auch in Japan viel weniger eine an idealen Aufgaben si entfaltende höhere Kunst, als vielmehr eine in glänzender Weise entwicelte, in manchen Zweigen geradezu unüber- trefflich dastehende Kunstindustrie, die unser Int-ressc vorwiegend in Anspruch nimmt. Gleich in der ersten Abtheilung der Ausstellung, in den Waffen und Rüstungen, tritt uns dieselbe in imponirender Weise entgegen. Mit der Meisterschaft in der Behandlung des Ma- terials und mit der gediegenen Ausführung der in den verschiedensten Stoffen, An Holz, Horn, Leder, Lat, Metall u. \. w. glei tühtigen Ornamentirung wetteifert aber zugleich auch eine überraschende Mannigfaltigkeit in den Formen, wie sie dem besonderen Zwecke der einzelnen, jeßt durch europäishe Einflüsse mehr und mehr verdrängten Waffen entsprechen. Neben vollständigen, theils aus Leder und Seide, theils aus Metall gefertigten Rüstungen mit den zugehörigen Helmen und Gesichtsmasken sowie dem Sattel-, zeug und’ der übrigen Ausstattung der Pferde verdienen besonders die zahlreihen, zum Theil mit aufgesteten Schwertern versehenen Lanzen, namentlich auch die für Frauen bestimmten, sowie die prächtig gearbeiteten, am Griff mit dem Wappen des Besitzers gezierten Dolde und Schwerter Beachtung, unter denen ein dem jeßigen Besißer als Chrensäbel verliehenes Schwert des Mikado als ein in jeder Hinsicht kostbares Stück hervorragt. Den gewaltigen Bögen mit den zugehörigen Köchern und Pfeilen gesellen lich endlich auch einige alte, wohl im sech8zehnten Jahrhundert den portugiesischen Waffen nahgeahmte Feuergewehre mit reih ausgelegten Läufeu, und den Beschluß bilden endlih die originellen, heut nur noch ls Embleme üblichen Polizeiwaffen, die Feldzeihen, Waffen- ständer n. a. m.

___ Unter den Kunstgeg-nftänden sind es zunächst die Broncen, die in mannigfacher Abwechselung gestalteten Vafen, Leuhter, Schaalen, Kohlenbeckten und Räuchergeräthe, die bei theils gedrückt \{chweren, theils wieder spielend leichten, in der reihen plastishen Dekoration meist ziemlich barocken Formen doch dur die Feinheit des Materials und die meist bewundern werthe Delikatesse der Arbeit das Auge immer wieder auf sih lenken. Zwei große, mit Gold und Silber eingelegte Vasen, eine ganz barocke Blumenvase, deren Fuß die bran- denden Wogen und die Fische des Meeres darstellt, ein Aufsatz aus Bronee und Silber, mit eincr Lotosblume abs{licßend, deren Fruchtknoten eine Kugel aus VBergkrystall trägt, während auf den Blättern Schmetterlinge aus einer ganz eigenthümlichen, halb wie Silber, halb wie Stahl \{chimmernden Legirung zu {weben scheinen, zwei als Elevhanten ge- staltete Kohlenbecken, ein Leuchter, dessen Fuß eine Schildkröte bil- det, während ein auf ihr stehender Storch den das Licht aufnehmen- den Zweig im Schnabel hält, eine alte als Kohlenbeten dienende Vase und mehrere kleinere Räuchershaalen gehören zu den erlesensten Stücken der Ausstellung. Nicht minder Treffliches aber findet sich au unter den Porzellanen, unter denen die verschiedensten japanischen Fabriken, besonders die durch ihre delikate Malerei ausgezeichneten Kanga- und die kostbaren, durch ein künstlich hergestelltes

Neß von Glafursprüngen dekorirten Satzuma - Porzella i charafkteristischen Stücken vertreten sind, at N id {bnen anschließenden Arbeiten in emaillirtem Metall und Porzellan und unter den noch reihaltiger vorhandenen Lackarbeiten. Die virtuose Meisterschaft, die gerade in der leßteren Technik die Japaner als völlig unerreihbar dastehen läßt, tritt am glänzendsten in einem in Gestalt eines Blattes gearbeiteten Kasten zu Tage, dessen prächtiger Goldlack tros seines fechshundertjährigen Alters in seiner gleich- mäßigen Frishe völlig unberührt erscheint. Den aus Schildpatt gearbeiteten Gegenständen, unter denen einige umfangreiche mit Goldlack verzierte flache Saalen befonder3 auffallen, den zahlreicheren aus Elfenbein geshnißten und in den verschiedensten Techniken der Holzarbeit , vorzüglih in gedieg ner Intarsia hergestellten Geräthen , sowie einigen aus Speckstein, Thon und e gefertigten Stücken reiht si dann endlih noch eine Auswahl japaniscer Sticktereien, kunstvoller Gewebe und kostbarer Stoffe an, unter denen neben prächtigen Gold- brofaten und Seidendamasten auch ein in Nangasaki gesticktes Wayp- pen des Deutschen Reiches bemerkenswerth ist.

Die „Allg. Ztg." erhält aus Nürnberg über die Entwi des Ger manischen Museums folgende Nachrichten: Die Fund der Stiftung einer Halle der preußischen Prinzen hat bereits die Zustimmung Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Carl welcher 2000 4 und Sr. Königlichen Hoheit des PrinzenA [brecht, welcher 1500 M. spendete, gefunden. Ferner hat für den Neubau des Museums die Freiherr von Dungernsche Familie den Betrag bom illiot das Gesammtgeschlecht der Herren von Schönberg 500 M.

Danzig, 12. Februar. (Danz. Ztg.) An der unteren Weich- fel und Nogat herrscht heute der Öibherige Zustand noch Äemli@ unverändert. Der seit Sonnabend Nachts wieder eingetretene leichte Frost hat den \chon befürchteten Eisaufgang abermals etwas hinaus- geshoben und dadurch die zu Shußmaßregeln an den unteren Strom- läufen verbleibende Zeit erfreuliher Weise verlängert. Für die Veberschwemmten in und bei Elbing sind bis jeßt circa 200,000 Æ N Ege Annen, In Elbing felbst sind die Vorstädte troccken gelegt.

Theater.

__ Am Montag, den 26, Februar, findet im Kroll\wGen Theater die erste italienische Opernvorstellung E Leitung des Impressario Gardini statt. Zur Eröffnungs8oper ist „Lucia von Lammermoor“ bestimmt, worin Signora Etelka Gerfter, Signor Andrea Marini, Signor Guiseppe Mendiorez und Signor Gradito Bagagiolo mitwirken werden. Dirigent des Orchesters ist Signor Enrico Bevignani. Das Gastspiel der italienischen pern- gasellshaft wird einen Cyklus von 6 Abenden umfassen.

NaHdem Hr. Direktor Lebrun von seiner Reise zurückgekehrt, gsr morgen im Stadte Theates ¿Dr Mei Sen le Ee alben Kassenpreisen zum leßten Male in Szene und sind für Freitag und Sonnabend „O, diese Männer!“ auch zu halben Kafsenpreisen unter Mitwirkung des Direktors auf das Repertoire geseßt. Der Sonntag bringt auf Verlangen „Ultimo“, Mosers eliebtes Lustspiel, welhes jedo, der Nepertoirverhältnisse halber, nur dieses eine Mal in Szene gehen kann.

Im Thalia-Theater gingen am Dienstag 4 einaktige Possen resp. Lustspiele, davon 2 Novitäten unter ungetheiltem Beifall des Hauses in Szene. Die leßteren, „Eine rasche Hand“ von Labiche und Martin und „Caffis Pascha“ von Carl Treumann erfüllten ihren Zwedck, die Heiterkeit des Hörers zu erregen, im reichsten Maße; die Darstellung war, sowohl ® was das Gnfemble, als was die Einzelleistung betrifft, eine recht er- freulihe. Namentlich gebührt Hrn. Direktor Thomas, der an diesem Abend in vierfacher Gestalt sich dem Publikum präsentirte, und Frl. Damhofer gerechte Anerkennung. Die beiden anderen Kleinigkeiten, alt bewährte lustige Piecen, „Der ungeschliffene Diamant“ und „Guten Morgen, Herr Fischer“, waren neu einstudirt und verfehlten ihre Wirkung auch diesmal nit.

Redacteur: F. Prehm.

Verlag der Expedition (Kc#\\el). Druck: W. Elsner.

Drei Beilagen (einshließlich Börsen-Beilage).

Berlin:

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

N 39D.

Deutsches Nei.

NEGwEt\UntQ : i der Einnahme an Wechselstempelsteuer im Deatschen Reiche für den Monat Januar 1877. (Nr. 1.)

E: 2 d: E Im „M c Q7 Monate Monate T ék Januar Januar weniger 1877. 1876. 0 M M [S

Ober-Post-Direktions-

Bezirke.

I Sur Reichs-Postgebiete. |

1) Königsberg

2) Gumbinnen . 3) Danzig

4) Berlin . Ï 5) Potsdam . . 6) Frankfurt a./D. 7) Stettin

8) Cöslin

9) Posen .

10) Bromberg

119 Breslau

12) Liegnitz

13) Oppeln

14) Magdeburg . 10 Helle a/S. ,

11,434 9: 3,684/55 3,1 11,894/85 9,073 00 58,579/901 57,360 85 3,895/90 3,9111 8,169/85 7,545/05 11,520/90 9,866 7 2,197/30 7634 5,6026051 5,312 3,408/00 3,220 T O 7,6: ,962| 9'076/40 8,262: 20,361/70 17,341 8,489/2 8,4535 11/392 30 11,612 6,401 /95 487 7,785/30 6,681 1,911/30| 1,812 5,886 65 6,050 91,409/70| 21,001 4/248 20| 3/948 33,970 85] 30,102 3,868/55 16,76550| 17,147 381/65 7,637185 7,422 215/15 3,456/40 3,058/90 397/50 40,904 70| 38,692 2212/30 92,244/55 92,564 319/45 14,655/10| 10,934/85 3,720/25 32,585/85| 833,175/60 589/75 14,378 15) 12,498/90 1,879/25 5,410 75 4,480/10 930/65 10,224,701 10,943/45 718/75 4,658 40 3,914/05 744135 3,905|45 3,563/65 341/80 5658/60 5,730/20 71/60 21,654/05] 922,909/75 1,255|70 81,84285| 70,003|25] +11,839/60 15,061/751| 14,684/60 377115 379515] 83,661|75 133140 569,478 501 526,610 551 +42,867/95 41,533 201 36,591 20| + 4,942/00 90,925 151 16,435 45] + 4,489/70 Ueberhaupt .|

631,936 85] 579,637 20| +52,299 65 Berlin, im Februar 1877. : Haupt-Buchhalterei des Neichékanzler-Amts.

14,960 65

U

«

323 50 814/10 3,020 30 35 65 220/15 1,914/95 1104/25 98/45 164/00 407/85 299 55

16) Erfurt

17) Kiel

18) Hannover . 19) Münster 20) Minden 4 91) Arnsberg - ¿ ck» 22 U 4 6-4 23) Frankfurt a./M. 24) Cöln e O6 25) Aachen

26) Coblenz .

27) Düsseldorf

28) Trier

30 Dresden

30) Leiplg-.

31) Karlsruhe

32) Konstanz

33) Darmstadt i; 34) Schwerin i./M. 35) Oldenburg «- - 36) Braunschweig 31) Dem - + Z 38) Hamburg . ._- 39) traßburg i./E. 40) Meß s

I +++ 1 +++ 1 +++ 1 ++++++| ++++

[e I

+++1 1 ++1++|+|+++

Summa I. . I aver. 111, Württemberg .

Bekanntmachung P ostdampfschiffverbindung zwischen Dänemark, Faröer und Island.

Die Postverbindungen zwishen Kopenhagen und Reykjavik auf Island gestalten sih nah einer Mittheilung der Königlich dänischen Postverwaltung in diesem Jahre, wie folgt:

Aus Kopenhagen am 1. März, 15. April, 15. und 27. Mai, 7. und 13. Juli, 15. August, 7. und 26. September und 8. November,

in Revykjavik am 15. März, 30. April, 2. und 8. Juni, 18. und 30. Juli, 27. August, 23. September, 11. Oktober und 22. November;

aus Revykjavik am 23. März, 6. Mai, 12. und 17. Juni, 97. Juli, 11. August, 5. September, 3. und 18. Oktober und 29. No- vember, E i :

in Kopenhagen am 6. April, 21, Mai, 1. Juli, 29. Juni, 8, und 29, August, 17. September, 15. und 31, Oftober und 13. De- zember. : : / A Die Postdampfs\cchiffe Tegen sowohl auf der Fahrt von Kopenhagen nach Island wie auf der Rückfahrt in Thorshavn (Faröer) an. Diejenigen Schiffe, welche von Kopenhagen am 15. Mai, 13. Juli und 7. September, von Reykjavik am 12. Juni, 11. August und 3. Oktober abfahren, gehen in Granton (bei Edin- burgh), die übrigen in Leith vor Anker.

Berlin W., den 6. Februar 1877.

Kaiserliches General-Postamt.

den

Versonalveránderungen.

Königlich Preufische Armee. S

Abschiedsbewilligungen. Imaktiven Heere. D erlin, 3. Febr. Nollau, Major a. D., zuleßt Hauptm. und Battr. Chef im Feld-Art. Regt. Nr. 16, unter Fortfall der ihm verlichenen Auê- {t auf Anstellung im Civildienst, mit seiner bisher. Pens. und dec Unif. des gedachten Regts. zur Disp. gestellt. Im Beurlaubten- stande. 3. Febr. „Eberhard, Sec. Lt. von der Res. des 3. Garde-Gren. Regts. mit \{lichtem Abschied entlassen.

Königlich Bayerische Armce.

Abschiedsbewilligungen.» Im aktiven Heere. : 31. Jan. Ruttmann, Sec. L. des 1. Jäger-Bat., auf Nachsuchen zur Landw. dieses Bats. versetzt. 2. Febr. Frhr. v. Schrenk, Hauptm. z. D., mit Pens. und der Erlaubniß zum Tragen der Unif. verabschiedet. Brenneisen, Nechnungs-Rath und Direktor der Rech- nungs8-Revision im Kriegs-Ministerium, unter die Offize. a. D. ein- gereiht und demselben die Erlaubniß zum Tragen der Unif._ eines aus dem 7. Inf. Negt. verabschied. Hauptm. ertheilt. 4. Febr. Steger, Sec. Lt. des 3. Inf. Negts. auf Nachs. mit Pens. und der Erlaubniß zum Tragen der Unif., fómie unter [SCHeLANE des An- spruchs auf Anstellung im Milit. Verwaltungsdienste verabschiedet.

m Beurlaubtenstande. 31. Jan. Seiß, Res. Sec.

Lt. des 1. Inf. Regts, Musch i, Landw. Sec. Lt. des 9. Inf. Regts, Kaufmann, Landw. Sec. Lt, des 15. Inf. Regts., letzterer auf Nachsuchen verabschiedet.

XIIL. (Königlich Württembergisches) Armec-Corps.

Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Im aktiven Heere. 29. Jan. Jung, Hauptm. à la suite des 1]. Feld-Art. Negts. Nr. 13, komniand. zur Dienstleist. bei dem Fuß- Art. Regt. Nr. 6, von diesem Kommdo. entbunden. —- 5. Febr. Baur, Hauptm. und Comp. Chef im Inf. Regt. Nr. 124, in das Gren. Regt. Nr. 119 verseßt. Gansser, Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 124, zum Hauptm. und Comp. Chef, Krauß T, Sec, Lt. in dems. Regk., zum Pr. Lt., befördert. Jung, Hauptm. à la suite des 1. Feld-Artillerie-Regts. Nr. 13, unter Beförderung zum

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Berlin, Mittwoch, den 14. Februar

Major, als etat8mäßiger Stabsoffizier in das Regt. einrangirt. Frhr. v. Speth-Schülzburg, Pr. Lt. im 7. Inf. Regt. Nr. 125, unter Belassung in seinem zeitigen Kommdo. Verhältniß, in das 2. Drag. Regt. Nr. 26 versett. 5 Im Beurlaubtenstande. 5. Febr. Hecht, Königl. preuß. Scec. Lt. der Landw. Inf. a. D., in den Verband des XI[1, Armee- Corps als Sec. Lt. der Landw. Inf. aufgenommen. Eisenlohr, Sec. Lt. der Res. dcs Inf. Regts. Nr. 120, zum Pr. Lt. der Res. dieses Regts., Renner 11, Baader, Sick, Roger, Keller, Sec. Lis. von der Landw. Inf. des Res. Landw. Bats. Nr. 127, zu Pr. Lts., befördert. /

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 5. Febr. v. Mittnacht, gen. v. Seybothen, Hauptm. u. Comp. Chef im 4. Inf. Regt. Nr. 122, der Abschied. mit Pens. und mit der Regts. Unif. bewilligt. Bach ert, außeretatsm. Sec. Lt. im 2. Feld- Art. Negt. Nr. 29, in Genehmigung seines Abschied8gesuches behufs Auswanderung verabschiedet.

Im Beurlaubtenstande. 5. Febr. Frhr. v. Freyberg- Eisenberg-Allmendingen, Sec. Lt. von der Landw. Kav. des 1, Bats. 8. Landw. Negts. Nr. 126. Kapff, Sec. Lt. von den Landw. Pion. des 2. Bats. 7. Landw. Regts. Nr. 125, der Abschied bewilligt. Í

Ju der Kaiserlißen Marine.

24. Jan. Frhr. v. Seckendorff, Kapitän-Lt., zum stell- vertr. Milit. Gouverneur dcs Prinzen Heinrich von Preußen, Königl. Hoheit ernannt.

Landtags- Angelegenheiten.

Der dem Hause der Abgeordneten vorgelegteGeseß- La, betreffend die Theilung der Provinz Preußen, autet :

8. 1. Aus der Provinz Preußen werden die beiden Provinzen : Ostpreußen, bestehend aus den Kreisen der Regierungsbezirke Königs- berg und Gumbinnen, und Westpreußen, bestehend aus den Kreisen der Regierungsbezirke Danzig und Marienwerder, gebildet. -

8. 2. Die Einrichtung der erforderlichen neuen Behörden für die Staatsverwaltung in den neu gebildeten Provinzen (8. 1) erfolgt nah näherer Vorschrift der bezüglichen geseßlihen Bestimmungen und der Festsekungen im Staatshaushalts-Etat.

8. 3. Jede der neuen Provinzen Ostpreußen und Westpreußen bildet einen mit den Rechten einer Korporation auêgestatteten Kom- munalverband zur Selbstverwaltung seiner Angelegenheiten nach Maßgabe der Vorschriften der Provinzialordnung vom 29. Juni 1575 (Geseßsammlung Seite 335) und der dieselbe ergänzenden Gesfebe. Die Zahl der Mitglieder der Vertretungen (P: ovinzial-Landtage) der neugebildeten Provinzen bestimmt sich nah den in §. 10 der Pro- vinzial-Ordnung vom 29. Juni 1875 für die Provinz Preußen gege- benen Vorschriften. Es bleiben jedoh die gegenwärtfgen Mitglieder des Provinzial-Landtages der Provinz Preußeu bis zum Ablaufe ihrer Wahlperiode (§. 19 der Provinzial-Ordnung) dergestalt in Wirksamkeit, daß die Abgeordneten der zu den Regierungsbezirken Königsberg und Gumbinnen gehörigen Kreise die Vertretung der Provinz Ostpreußen, die Abgeordneten der zu den Regierungsbezirken Danzig nud Marienwerder gehörigen Kreise die Vertretung der Pro- vinz Westpreußen bilden. / : f

8. 4. Das gegenwärtige Geseß tritt mit dem 1. April 1378 in Kraft. Mit diesem Zeitpunkte wird der bisherige Provinzial- verband von Preußen aufgelöst und gehen die Rechte und Pflichten desselben auf die neuen Provinzialverbände von Ostpreußen und von Westpreußen über. Die näheren Bestimmungen hierüber wer- den dur cin vom Staats - Ministerium zu bestätigendes Ueberein- kommen zwischen den ostpreußishen und den westpreußischen Mit- gliedern des gegenwärtigen Provinzial-Landiages der Provinz Preußen (8. 3, Absatz 3), welche zu diesem Behufe in gesonderten Versamm- lungen zusammenzutreten haben, getroffen. Wenn ein solches Ucber- einkommen bis zum 1. Januar 1878 niht zu Stande kommen sollte, erfolgt. die betreffende Regelung, unbeschadet aller Privatrechte Dritter dur Königliche Verordnung. Streitigkeiten, welche bei Ausführung des Uebereinkommens oder der Verordnung entstehen, unterliegen der Entscheidung des Oberverwaltung8gerichts. E

8 5, Bis zur Einrichtung der entsprehenden Organe für die Staatsverwaltung und für die kommunale Verwaltung der neuen Provinzen Ost- und Westpreußen bleiben die bisherigen staatlichen en Verwaltungsorgane der Provinz Preußen in Wirk- amkeit. | Als die für die Trennung sprehenden Gründe werden in den Motiven im Wesentlichen folgende angegeben:

1) Der zu große räumliche Umfang der Provinz Preußen von 1178,03 Quadratmeilen in Verbindung mit der eigenthümlichen geographischen Gestaltung des langgestrecktten Küstenlandes, welches, von der Petien bis zur nordöstlichen Grenze gerenet, eine Längenauédehnung von etwa 487 Kilometern (65 N aufweist.

2) Der hiermit im Zusammenhang stehende Mangel eines ein- heitlichen Konzentration€punktes. Dieser Umstand hat neben der verschiedenartigen historischen Entwickelung beider Landestheile die Bildung zweier gesonderter Verkehrsgebiete zur Folge gehabt: des Ostpreußischen, dessen Adern, ohne Westpreußen zu berühren, fast ohne Ausnahme in Königsberg konvergiren, und des Westpreußischen, welches mit dem Stromgebiete der Weichsel zusammenfällt und, von einigen auf der Grenze mit Ostpreußen belegenen Distrikten abge- sehen, seinen natürlichen Vereinigungépunkt in Danzig ge,

Die Abgeschlossenheit dieser Verkehrsgebiete maht sich auch äußerlih dadur bemerkbar, daß auf der etwa 150 Kilometer langen Grenzscheide dersclben neben zwei Eisenbahnlinien nur drei Chausseen die beiderseitige Komunikation vermitteln. _ i

3) Die durch die vorbezeichneten Gesammtverhältnisse bedingte getrennte Entwickelung der Verwaltungsinstitutionen beider Landes- theile, welche den oben geschilderten Gang genommen und den Versuch, das äußerlihe Band provinzieller Vereinigung auch auf kommunalem Gebiete fester zu knüpfen, als resultatlos er- wiesen hat. : 2

4) Der Umstaud, daß 0 innerhalb des gegenwärtigen Pro- vinzialverbandes zwei in sih abgeschlossene Landestheile gegenüber stehen, die beide eine hinreihend große räumliche Ausdehnung und Einwohnerzahl : Ostpreußen: 706,84 Quadratmeilen mit 1,811,770 Einwohnern, Westpreußen: 470,988 Quadratmeilen mit 1,303,699 Einwohnern, besißen, um den an einen selbständigen Provinzial- verband zu stellenden Anforderungen zu genügen.

5) Was die Interessen der staatlichen Administrationen anlangt, fo entspricht denselben die in Aussicht genommene Theilung insofern, als der Lösung der erweiterten Aufgaben, welche die neue Verwal- tungs-Organisation dem Wirkungskreise des Ober-Präsidenten über- weist und bei weiterer S „dieser Organisation voraus- sihtlich noch zutheilen wird, sich bei der großen Ausdehnung der Provinz unverkennbare Schwierigkeiten entgegenstellen. Bei der Ver- einigung der Provinzen Ost- und Westpreußen unter einem Vber- Präsidenten im Jahre 1824 zählte erstere nur etwa 800,000, West- preußen nur etwa 680,000 Einwohner. Jeßt weisen die Landestheile die zu 4. erwähnten Zahlen, die Provinz Preußen also eine Ge- sammtzahl von 3,115,469 Seelen auf. Diese Zahl wird zwar von den Provinzen Schlesien mit 3,707,167 Einwohnern und Rheinland

mit 3,579,347 Einwohnern übertroffen; indeß besißt keine der Pro- vinzen des Staates eine solche räumliche Ausdehnung wie Preußen,

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und selbst die dur die Theilung zu bildenden Sonderverbände: Ost- preußen mit 707 Quadratmeilen, Westpreußen mit 470 Quadrat- meilen, übersteigen die dur{schnittlihe Größe der Provinzen: Pom- mern mit 549 Quadratmeilen , Posen mit 536 Quadratmeilen 1,017,194 Einwohnern, Sachsen mit 460 Ouadratmeilen 2,103,174 Einwohnern, Westfalen mit 367 Quadratmeilen 1,775,175 Ein- wohnern, Rheinprovinz mit 499 Quadratmeilen 3,579,347 Ein- wohnern, Hannover mit 698 Quadratmeilen 1,962,928 Einwohnern, Schleswig-Holstein mit 339 Quadratmeilen 995,873 Einwohnern, Hessen-Nassau mit 283 Quadratmeilen 1,400,370 Einwohnern, fo daß nur S(lesien mit 736 und Brandenburg mit 731 Quadrat- meilen eine Ausnahme bilden.

Die Frage, ob sich dem Theilungsprojekte hinsichtlich der finan- ziellen Auseinanderseßung zwischen den neu zu bildenden Provinzial- verbänden unüberwindlihe Schwicrigkeiten in dem Umstande cent- gegenstellen, daß inzwischen die durch die Provinzial-Ordnung vom 29, Juli 1875 geshaffene neue Organisation der Verwaltung in der Provinz Preußen zur Durchführung gelangt ist, muß verneint werden. Unumgänglich nothwendig erscheint aber die thunlichst baldige Durch- führung der beregten Maßregel, weil mit der vorschreitenden Ent- wickelung der Finanzwirthschaft des bisherigen Provinzialverbandes die Zahl der Hindernisse einer Aus8einandersetzung sich nur vergrößern würde.

Statistische Nachrichten.

Das Königlich bayerische" statistische Bureau hat in dem Werke „Vollständiges Ortschafts-Verzeichniß des Königreichs Bayern“, das in cinem starken Quartbande vor Kurzem zu München im Verlag von Adf. Ackermann erschienen _ist, zum ersten Male unter voller eigener Verantwortlichkeit ein Ort- \chafts-Verzeichniß für das Königreich Bayern herausgegeben. Das- felbe besteht aus 2 Abtheilungen: einem systematischen Verzeichnisse und einem alphabetishen General-Ortsregifter, welches die Bevölke- rung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875 enthält, und bringt nit blos Berichtigungen der früher erschienenen Verzeichnisse, sondern auch wesentliche Ergänzungen der topographis- statistishen Angaben, vor Allem für die einzelnen Ortschaften und Gemeinden. Bei jeder einzelnen Ortschaft wird ihre topozraphische Qualität (Stadt, Markt, Dorf, Weiler, Einöde u. \. w.), sowie die Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit und ihre Entfernung vom Sitze der Pfarrei, Schule und Posterpedition in Kilometern angegeben. Ferner finden sich Notizen darüber, zu welchen Standesämtern, Bezirks- und Handelsgerichts\prengeln, Landwehrbezirkskommandos 2c. jede einzelne Ortschaft gehört; außerdem sind auch die Siße von Notaren, Ad- vokaten und Gerichtsvollziehern bezeihnet. Den Schluß der für die einzelnen Ortschaften in das vorliegende Werk aufgenommenen Notizen bilden statistise Nachweise über Areal, Gebäude und deren Versicherungssummen, sowie Angaben über die Bevölkerung und den Vichstkand. E ;

Die Zahl der Ortschaften im ganzen Königreiche Bayern beträgt nah dem vorstehenden Werke 45,783 (in Oberbayern 13,359, Nieder- bayern 11,928, in der Pfalz 1910, Oberpfalz 5466, in Dberfranken 3568, Mittelfranken 3229, Unterfranken 2091, Schwaben 4232). Unter diesen 45,783 Ortschaften befinden si 35 unmittelbare Städte mit einer Bevölkerung von 737,642 Personen (368,107 männl., 369,535 weibl.). Auf die Hauptstadt München kommen 193,024 Ein- wohner (95,392 männl., 97,632 weibl.). Ueber 20,000 Einwohner haben außerdem nur folgende 6 Städte: Nürnberg (91,018), Augs- burg (57,213), Würzburg (44,975), Regensburg (31,504), Fürth (27,360), Bamberg (26,951). Sämmtliche Bezirksämter im ganzen Königreiche oenthalten 4,284,648 Personen (2,083,647 mäunl., 9,201,001 - weibl.). Mithin betrug nach der Volkszählung am 1. Dezember 1875 die ortsanwesende Bevölkerung iz Köntgreich Bayern im Ganzen 5,022,290 Personen (2,451,754 männl., 2,570,536 weibl.).

Land- und Forstwirthschaft.

(Köln. Ztg.) Uebereinstimmende Nachrichten aus Belgien melden, daß auch dort die Kartoffelernte nachträglich durch die Fäulniß sehr beeinträchtigt worden ist. In den meisten Fällen ging mehr als ein Drittel des Ertrages verloren. Englische Landwirtbe suchen der Krankheit a H dadur vorzubeugen, daß sie ret gesunde Knollen {hon im Herbst seben. Auf diese Weise soll nicht nur die Ernte früher und reichlicher ausfallen, sondern die Pflanzen bleiben auch von dem gefürhteten Uebel verschont. Db das aber dauernd der Fall sein wird, muß die Zukunft lehren.

London, 8. Februar. Lord Bective hat seine bekannte Shor- thornkuh „X. Herzogin von Genf“, die ex erst im Jahre 1873 in Amerika für mehr als 6000 Guineen ankaufte, an Tuberkulcfse verloren.

Paris, 9. Februar. (Köln. Ztg.) Im Handels-Ministerium hat man nähere Berichte über das Ergebniß der Weinernte im Fahre 1876 erhalten. Nach den amtlihen Berehnungen hat die Weinlese im Jahre 1876 niht mehr als 41 Millionen Hektoliter ge- liefert (das Jahr zuvor 83 Millionen Hektoliter). Dieses ungünstige Ergebniß ist nicht einzig noch spät im Frühjahr eingetroffenen Grojt- nächten zuzuschreiben; es stammt ebenfalls und hauptsächlih von der Reblaus her. Gegenwärtig sind von den 2,300,000 dem Weinkau gewidmeten H:ktaren in Frankrei mehr als 500,000 dieser Plage ausge, eßt und sind meistens in einem verzweifelten Zustande. Das Uebel macht täglich neue Fortschritte.

Gewerbe und Handel.

Nach der Bilanz der London and Hanseatic-Bank für 1876 beträgt der Cffeftenbestand am 31. Dezember 30,961 Lstr. Vorschüsse auf Werthpapiere und im laufenden Verkehr 1,275,629 Lstr. An Tratten waren Ende 1876 285,237 Lstr. im Unnlauf. Der Reservefonds beträgt am 1. Januar 1877 27,000 Lstr, das einge- zahlte Aktienkapital 233,100 Lstr. Die Dividende für das leute

Geschäftsjahr beträat 63 °/e. ;

O 11. Februar. (Fr. Corr.) In der keßten Sitzung der Deputirtenkammer hat der Handels-Minister den Entwurf eines neuen allgemeinen Zolltarifs cingebraht, über wel- hen der „Temps“ folgendes Nähere erfährt: Der Entwurf unter- zieht den alten Tarif wichtigen Veränderungen und nimmt, den Sclußanträgen des Oberhandel8rathes entsprechend, die Anfäte des seit 1860 geltenden Be, zur Grundlage. Ein Artikel ver- leiht dem Präsidénten der Republik das Recht, die Erzeugnisse der- jenigen Länder, deren Tarif Frankreich gegenüber einen Durcbschnitts- sa von 15 % überschreitet, mit einem oder zwei Zuschlagszehnten zu be- legen. Der neue e einige Zollerhöhungen, die einen rein fisfa- lischen Charakter haben und eine Mehreinnahme von 9,700,000 Fr. jährlich bezwecken. Sie beziehen sich auf Verzehrungsgegenstände, namentlich auf Wild und Geflügel, die bisher zollfrei waren und jet 20 Fr. auf 100 Kilogramm zahlen sollen, auf geschlachtetes Sleisch, welches mit 1 Fr. 50 Cent., und auf Oelkörner und Dele, die mit 60 Cent. besteuert werden sollen. Erhöht werden ferner die Steuern auf 1) rohes Wachs, Eier, Käse, Süßwasserfische, Austern und Hummern, 2) Gries, italienishe Nudeln, Reis und Früchte, 3) Bier, Hopfen, Alabaster, Glasscheiben, Ziegel, gewisse chemische

rodukte, Farbstoffe, Gewebe und Hüte. Der Handels-Minister ver- anschlagt das Erträgniß sämmtlicher Erhöhungen auf 10,450,000 Fr.