1877 / 49 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 26 Feb 1877 18:00:01 GMT) scan diff

„die Staatsregierung aufzufordern, eine geseßlihe Regelung der Pcusionsverhältnisse der Elementarlehrer na aßgabe derjenigen Grundsätze baldigst herbeizuführen, welche bei der Pensionirung der unmittelbaren Staatsbeamten in Anwendung kommen.“

Ferner ein Antrag des Abg. Thiel, daß die bisher nur für gewerbliche Fortbildungsschulen ausgeworfene Summe von 142,150 4 für Fortbildungsschulen im Allgemeinen verwendet werden soll. Endlich folgender Antrag des Abg. Dr. Virchow :

„Das Haus wolle erklären, daß es die Resolutionen, welche in der vorigen Session gefaßt sind, näamlich 1) die Staatsregierung auf- zufordern, eine den Staatsinteressen entsprechende Beschleunigung der großen Staatsbautea, welche der Verwaltung des Kultus- Ministeriums angehören, herbeizuführen, und zu dem Ende in dem Kultus-Ministerium die nöthigen bautechnischen Kräfte anzustellen, 2) die Staatsregierung aufzufordern, unter Berücksichtigung der Ansprüche des Deutschen Reiches und mit Heranziehung di8ponibler Militärgrundstücke einen geordneten Plan für den Bau der großen Staat8anstalten für Wisenschaft und Kunst in Berlin aufstellen zu lassen und tem Landtage, wenn möglich, noch im Laufe dieser Session vorzulegen, nit als erledigt betrahtet und die Königliche Staatsregierung wicderholt auffordert, in dem Sinne dieser Refo- lution vorzugehen.“ : L

Sämmtliche Positionen des Etats des Kultus-Ministeriums wurden genehmigt; ebenso ohne Debatte das Etatsge)eL. Der Etat balancirt in Einnahme und Ausgabe mit 651,638414 M Jn der Debatte ergriffen das Wort, außer dem Staats-Minister Dr. Falk, von den Regierungs- Kommissarien der Ministerial-Direktor Greiff, die Geheimen „Ober-Regierungs-Räthe Dr. Schneider und Schöne, sowie der Geheime Regierungs-Rath Dr. Göppert ; ferner die Abgg. Dr. Colberg, von Wilamowiß- Möllendorff, Dr. Wehrenpfennig, Knörcke, Dauzenberg, Seyffardt, Knebel, Frhr. von Schorlemer- Alst, Thiel, Dr. Virchow, Sombart und Gringmuth. Súhluß 113 Uhr.

In der heutigen (32.) Sibung des Hauscs der Abgeordneten, welher am Ministertische der Vize- Präsident des Staats - Ministeriums Staats- und Finanz- Minister Camphausen und der Handels-Minister Dr. Achenbach mit mehreren Kommissarien beiwohnten, theilte der Prä- sident mit, daß vom Präsidenten des Herrenhauses ein Geseßentwurf, betreffend die Unterbringung jugendlicher Personen in Erziehungs- und Besserungsanstalten, vom Minister für die geistlichen 2c. Angelegenheiten eine Nachweisung der im Jahre 1876 eingesiellten staatlichen Leistungen für die katholischen Ee und vom Minister für die landwirth- scastlihen Angelegenheiten ein Geseßentwurf, betreffend die Ausdehnung des Fischereigescßes für Preußen auf das Herzogthum Lauenburg eingegangen sei. Vor der Tages- ordnung sprach der Abg. Windthorst (Bielefeld) fein Bedauern über den Schluß seiner am 14. d. M. bei Gelegen- heit der Berathung des Gesehentwurfs, betreffend die Umzugs- fosten der Staatsbeamten, gehaltenen Rede, welcher einen Angriff gegen den Grafen zur Lippe enthielt, aus. Auf An- trag des Abg. Schmidt (Stettin) wurde in erster und zweiter Berathung der Entwurf cines Gesetzes, betreffend die Auf- lösung des Lehnverbandes der dem Sächsischen Lehn- rechte, der Magdeburger Polizeiordnung Und dem Longobardishen Lehnrechte , sowie dem Allgemeinen

ST0- vinzen Sachsen und Brandenburg, en bloc, und in dritter Bexathung der Entwurf eines Geseßes, betreffend die Verwendung von Beständen für außerordentliche Bedürfnisse der Bauverwaltung im Etatsjahr 1877/78 und die Auf- nahme einer Anleihe zur Deckung der Ausgaben für Vauaus- führungen auf den Staatseisenbahnen, ohne Debatte ange- nommen. Es folgte die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Uebernahme einer Zinsgarantie des Staats für eine Prioritätsanleihe der Berlin-Dresdener

- Eisenbahngesellschaft bis zur Höhe von 22,940,000 H Zunächst ergriff das Wort zu §. 1 der Abg. von Zedliß-Neu- fir für die Vorlage. Der Abg. Dr. Hammacher beantragte: 1) den 8. 1 des Gesegentwurss wie folgt zu fassen:

„Der Berlin-Dresdener Eifenbahngesellshaft wird die Garantie des Staates für die Verzinsung einer 44 prozentigen Anleihe bis zum Nominalwerth: von 22,949,000 46 nach Maßgabe der beigedruckten, unterm 5. Februar 1877 mit der Gesellschaft abgeschlossenen Vertrazes hiermit bewilligt.“ „Zur Perfektion des Vertrages vom 5, Februar 1877 ist bei der Fortdauer des Widerspruchs der Könizlich fächsi- chen Staatsregierung die zustimmende Entscheidung des Bundes- raths in Gemäßheit des §. 76 der deutschen Reichsverfassung er- forderlich.“ 2) Mit dieser Maßgabe dem Geseßentwurfe in un- veränderter Gestalt die Genehmigung zu ertheilen.“

Nachdem noch der Abg. Dr. Virchow gegen und der Abg. Dr. Wehrenpfennig für die Vorlage gesprochen hatte, nahm der Handels-Minister Dr. Achenbach das Wort, um nachzuweisen, daß die preußische Regierung, ohne den Gedanken einer Konjoli- dirung des deutschen Eifenbahnwesens aufzugeben, nicht auf die Rechte, die der Vertrag vom 6. Juli 1872 ihr zugewiesen, ver- zichten könne. Eine Feindseligkeit gegen die sächsische Regie- rung liege darin in keiner Weise. Gerade Preußen, als der rößte Staat, werde stets der Pflicht eingedenk sein, fich streng innerhalb der verfassungsmäßigen Gren- zen zu halten. Den Hammachershen Antrag halte er für überflüssig und, weil er abs{chwähend wirken könne, fogar ür shädlih, obwohl die Regierung auf dem Standpunkte des Antrages ¡jtehe. Der Abg. Kieshke bekänipste die Vorlage - vom Standpunkte eines Gegners des Staatsbahnsystems, worauf der Finanz-Minister Camphausen zur Berichtigung einzelner von den Gegnern der Vorlage be- haupteten Thatsachen das Wort nahm. Nach- einem längeren Vortrage des Referenten ergriffen der Finanz-Minister und der Handels-Minister noch einmal das Wort, worauf der §. 1 der Vorlage nach Annahme des Hammachershen Amendements mit 189 gegen 182 Stimmen genehmigt wurde. Beim Shhluß des Blattes dauerte die Berathung fort.

Nach der vom Reichs-Eisenbahnamt veröffent- lihten Zusammenstellung der Betriebs-Ergebn1sse deutscher Eisenbahnen exkl. Bayerns im Monat FJFa- nuar d. J. stellt sich auf den 81 Bahnen, welche in dem Zeitraum vom 1. Januar 1876 bis ultimo Fanuar 1877 im Betriebe standen und zum Vergleiche gestellt werden konnten: Die Einnahme aus allen Verkehrszweigen im Monat Januar 1877 bei 39 Bahnen höher und bei 42 Bahnen gerin- ger, als in demselben Monat des Vorjahres und die Ein- nahme pro Kilometer im Monat Januar 1877 bei 35 Bah- nen höher und bei 46 Bahnen (darunter 9 Bahnen mit ver- mehrter Betriebslönge) geringer, als in demselben Monat des Borjahres. Bei den unter Privatverwaltung stehenden Eisenbahnen eiuschließlich der. Annaberg - Weiperter und Chemnig- Würschnißer Eisenbahn E Ende Januar D. J. das gesammte foncefsionirte Anlagekapital 1,130,494,800 M (400,515,900 #/ Stammaktien, 28,845,000 H Prioritäts-

preußischen Landrechte unterworfenen Lehne in den

Stammaktien und 701,133,900 4 Prioritäts-Obligationcn) und die Länge derjenigen Strecken, für welche dieses Kapital bestimmt ist, 4000,-; Kilometer, so daß auf je 1 Kilom. 282,585 A6 entfallen. Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privateisenbahnen (auss{l. der Uelzen-Langwedeler Eisenbahn) beträgt das gesammte konzessionirte Anlagekapital 3,075,457,207 A (1,091,892,508 Stammaktien, 330,595,050 4 Prioritäts-Stammaktien und 1,652,969,649 /4 Prioritäts- Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche dieses Kapital bestimmt ist, 12,448,z9 Kilom., so daß auf je 1 Kilom. 247,048 6 kommen.

Die Einnahmen an Zöllen und gemeinschaft - lihen Verbrauchssteuern, sowieanderen Einnahmen haben im Reich für die Zeit vom 1. Januar bis zum Schlusse des Monats Januar 1877 (verglichen mit demselben Zeitraum des Vorjahrs) betragen: 1) Zölle und gemeinschaftliche Ver- brauchssteuern 17,390,940 M (— 1,262,762 46), 2) Wechselstempel- steuer 631,937 #4 (+ 52,200 M), 3) Post- und Telegraphen- | Verwaltung 10,124,916 4 (+ 670,784 46), 4) Reichseijenbahn- Verwaltung 2,625,666 M4 (+4- 95,429 4).

Jn den deutschen Münzstätten sind bis zum 17. Fe- bruar 1877 geprägt worden an Goldmünzen : 1,097,685,200 Doppelkronen, 337,530,330 /4 Kronen; hiervon auf Privat- rehnung: 171,408,379 f; an Silbermünzen: 71,653,095 f 5-Markstücke, 80,882,944 /42-Marfkstüte, 143,512,165 4 1-Mark- stüde, 54,187,071 4 50 S 50-Pfennigstüce, 35,717,922 6 80 S § 20-Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 23,502,530 70 4 10-Pfennigstüde, 11,657,813 M 75 S 5-Pfennigstüe; an Kupfermünzen : 6,081,554 6 74 -Z 2-Pfennigstücke, 3,377,119 M 13 S § I1-Pfennigstücke. Gesammtausprägung on Gold- münzen: 1,435,215,530 4; an Silbermünzen: 385,953,198 30 S; an Nickelmünzen: 35,160,344 4 45 Z; an Kupser- münzen: 9,458,673 H 87 S.

Nach §8. 27 des Gesetzes über die eingeschriebenen Hülfskasfen vom 7. April v. J. sind diese Kassen ver- pflichtet, in den vorgeschriebenen Fristen und nah den vorg-- \hriebenen Formularen Uebersichten über die Mitglieder, über die Krankheits- und Sterbefälle, über die verrehneten Bei- trags- und Unterstüßungstage der höheren Verwaltungs- behörde, sowie einen Rechnungsabschluß der Aufsichtsbehörde einzusenden. Jn Ausführung dieser Bestimmung macht das Reichskanzler-Amt auf Grund eines vom Bundesrath gefaßten Beschlusses im „Centralbl. f. d. D..R.“ die Formulare bekannt, nah welchen die Uebersichten über die Mitglieder und über die Krankheits- und Sterbefälle und der Rechnungsabs{chluß aufzu- stellen und den zuständigen Behörden cinzusenden find. Für die Uebersichten über die verrehneten Beitrags- und Unterstüßungs- tage bleibt die Feststellung eines Formulars. vorbehalten.

Während des laufenden Jahres soll wiederum in jeder Provinz ein vierwöchentliher Turnkursus für im Amt stehende Volksschullehrer abgehalten werden. Für die Einrichtung dieser Kurse sind die im vorigen Jahre getroffenen Anordnungen maßgebend.

Als Aerzte haben sich niedergelassen: Dr. Paterna, Dr. Andrée, Dr. Koerte, Dr. von Ubish, Dr. Vasch, Dr. Fried- mann und Dr. Huck in Berlin, Dr. Skoraczewski in Xions, Arzt Laudowicz in Grätz, Arzt Ebert in Stendal, Dr. Fngenohl in Weimar, Dr. Brienstein in Volmarstein, Dr. Dormagen und Dr. Hartkop in Cöln, Dr. Haas in Waldbroel, Dr. Joseph Oidtmann in Aachen, Arzt Hennecke in Lendersdorf, Arzt Kyll in Keyenberg.

S. M. S. „Friedrich Carl“ ist, telegraphischer Nachricht zufolge, am 22. d. Mts. ia Suda-Bay eingetroffen.

Bayern. München, 22. Februar. (Allg. Ztg.) Durch aller- höchste Entschließung vom 19. d. M. wurden nachstehende Aend c- rungen der Dislokation der Armee genehmigt: Vom 2, Kürassier-Regiment die dritte Eskadron von Nymphenburg nah Landshut und die fünfte von Landshut nah Vünchen; vom 1. Chevauleger-Regimet die erste Eskadron von Schwa- bach nah Nürnberg, die zweite von Nürnberg nah Schwabach, die dritte von Nürnberg nah Neumarkt und die fünfte von Neu- markt nach Nürnberg. Vom 4. Chevauleger-Regiment. die erste Eskadron von Augsburg nach Neu-Ulm und die fünste von Neu-Ulm nah Augsburg. Vom 6. Chevauleger-Regunent die erste Eskadron von Forchheim nach Amberg und die dritte von Amberg nah Forhheim. Vom 4. Feld-Artillerie-Regi- ment die dritte Feldbatterie von Nürnberg nach Augsburg und die vierte von Augsburg nach Nürnberg. Vom 1. Train- Bataillon die zweite Train-Compagnie von Jngolstadt nach München. Diese Dislokationsänderungen haben im Anschluß an die diesjährigen größeren Truppenübungen stattzufinden. Wie die „Allg. Ztg.“ vernimmt, wird die Staatsregierung dem nächsten Landtag abermals einen Geseßentwurf, betreffend die Errichtung eines Verwaltungs-Gerichtshofes in Vorlage bringen.

Vaden. Karlsruhe, 23. Februar. mann ist heute hier gestorben.

Hessen. Darmstadt, 23, Februar. Die erste Kammer der Stände wird, wie die „Darmst. Z.“. aus sicherer Quelle vernimmt, Dienstag, den 13. März, zur Er- ledigung des erwachsenen Materials zusammentreten. Hierzu gehören in erster Linie die Geseßentwürfe in Betreff der Ge- halte der Volksschullehrer, der Benußung von Leichen zu wissenschaftlichen Zwecken auf der Landesuniversität und der Kompetenz der - Gerichte in Strafsahen in den Provinzen Starkenburg und Oberhessen. Die Kammer wird, in ihrem wesentlich vergrößerten und aufs Geshmacvollste hergerichteten neuen Sitzungssaale tagen, der fih von der früheren Einrich- tung namentlich dadurch unterscheidet, daß die Galerien ein Stocfwerk höher gelegt sind, was sowohl sür die Mitglieder

der Kammer, als für das Publikum eine Annehmlichkeit ift.

Der Prälat Holt-

Oesterreich-Ungarn. Wien, 24. Februar. Der ungarishe Minister-Präsident von Tisza und der Finanz- Minister Szell sind gestern wieder in Wien eingetroffen. hre Anwesenheit hängt mit der Schlußredaktion des Au s- g ciGs-Protokolls zusammen. Die Unterfertigung dieses Protokolls dürfte dem „Pester - Lloyd“ bus ge am nächsten Montag in einer gemeinsamen Konferenz unter Vorsiß des Monarchen Fattfinden; derselben wird jedoch die Neubildung des ungarischen Kabinets vorhergehen.

(Io. T. D.) In DEr Ae 3ersammlung der Verfassungspartei, in welher die Frage über

die Zusammenseßung des Generalrathes der

berathen wurde, waren 194 Mikt- glieder anwesend... Der Abgeordnete Herbst brachte den Antrag ein, die Verfassungsparte. solle erflären, daß sie, indem sie sich ein vollständig freies Votum über die den Ausgleich betreffenden Vorlagen und das Bankstatut vor- behält und insbesondere die. Frage über die Bestellung der Vize-Gouverneure des Generalrathes als eine offene be- zciGnet, im Uebrigen die Seitens der Regierung mitgetheilte Busainmenseßzung des Generalrathes an und für sih nicht für unannehmbar betrachtet. Der Abg. Schaup stellte folgenden Antrag: Die Verfassungspartei erklärt unter Berufung auf das Parteivotum vom 3. Dezember v. J. und weil inbesondere die Bank durch die Ernennung der Vize-Gouverneure von der Re- gierung abhängig werde, den Vorschlag der Regierung über die BZusfammensczung des Generalrathes für unannehmbar. Hier- auf wurde die Debatte eröffnet, für welche 21 Redner an- ge :‘eldet waren. Nach langer, lebhafter Diskussion, in welcher die Abgg. Brestel, Klier und Sueß für den Antrag Herbst, die Abgg. Heilsberg, Zschok und Hanisch für den Antra

Schaup, und sodann noch von jeder Partei zwei General- redner gesprochen hatten, wurde der Antrag Herbst in namentlicher Abstimmung mit 123 gegen 62 Stimmen an- genommen.

26. Februar. (W. T. B.) Die „Montags revue“ hebt bei Besprechung der deutshenThronrede hervor: „Wenn Kaiser Wilhelm die feierliche Zusicherung ertheile, daß feine Re- gierung ihre politishe Unabhängigleit ganz besouders zur Wah- rung ‘des Friedens und zu der Erhaltung und Befestigung guter Beziehungen zu den befreundeten und verbündeten Regierungen aufwenden werde, so sei der Werth dieser Zusicherung speziell für die österreichisch - ungarische Politik ein ganz unverkenn- barer. Denn Oesterreih-Ungarn habe an der Wahrung des Friedens ein so tief greifendes Juteresse, wie irgend cin anderer Staat, es müsse aber zugleih darauf dringen, daß seine individuellen Beziehungen zu den Fragen und Verhältnissen des Orients jene Berücksihtigung und Würdigung fänden, auf welche die österreichish-ungarische Monarchie berechtigten Anspruch erhebe. Jn Deutschland dürfe Desterreih,Ungarn auf das rücksichtsloseste Verständniß seiner politischen Aufgaben und auf die wohlwollendste Unterstüßung rechnen, ohne mit anderen Mächten, mit den Traditionen seiner Politik und mit den Aufgaben seiner politischen Lage in Widerspru zu ge- rathen. Könne das Deutsche Reih feine Kraft einseßen für die Erhaltung des Friedens, so könne es das auch zum Schuße der konservativen Prinzipien, auf denen das Dreikaiserbünd- niß aufgerihtet worden, in Betreff der Fragen des Orients. Eine Bekräftigung dieser für die politische Gestaltung Europas so wihtigen Thatsache könne aus den Worten der Thronrede ohne allen Zwang und ohne optimistishe Selbsttäuschung aller- dings gefolgert werden.“

JInnsbruck, 23. Februar. Der Erzherzog Ra iner und dessen Gemahlin, die Erzherzogin Maria Karo- lina, feierten gestern im engsten Familienkreise zu Arco die silberne Hochzeit. Wie dem „Tiroler Boten“ aus Arco berihtet wird, haben die Munizipien von Trient, Roveredo und Riva Jhre Kaiserlichen Hoheiten durch Adressen beglück- wünscht; die Stadt Arco ordnete eine Deputation ab. Die von der Stadt Arco beschloffene Feier unterblieb jedoch auf Wunsch des Erzherzoglichen Paares.

Schweiz. Vern, 22. Februar. (N. Zürch. Ztg.) Die ständeräthlihe Kommission zur Vorvoerathung des Ge- fetzentwurfes über die civilrechtlichen Verhältnisse der \chweizerischen Niedergelassenen und Aufenthal- ter, welhe am 20. zusammengetreten ist, hat heute ihre Be- rathungen geschlossen.

Großbritannien und Jrland. London, 23. Februar. (E. C.) Eine Abgesandtschaft von Eisenbahndircktoren unter Füh- rung des Lord Houghton wurde gestern von dem Schaß- fanzler énpfangen. Dieselbe sprah für die Nothwendigkeit der Aufhebung der Eifsenbahnsteuer (Railway Passenger Duty). Sir Stafford Northcote erwiderte, er erkenne die Un- bequemlichkeit des gegenwärtigen Zustandes an, die Regierung be- schästige sh mit der Frage, doh müsse sie, bevor an eine Erlassung der Steuer gegangen werde, die Beruhigung haben, daß das Publikum Vortheil davon habe. Unter den gestern erschienenen Nachtragsforderungen zu dem Staatshaushalte bis Ende März 1877 sind aufgeführt 40,975 Pfd. Sterl. für die neuen Gerich:shöfe, 10,810 Pfd. Sterl. für das Ministerium des Auswärtigen, 6000 Pfd. Sterl. für gerichtlihe Verfolgung, darunter die Kosten für den Prozeß der „Franconia“ und den Bravo'schen Gistprozeß, 18,492 Pfd. Sterl. für Bezahlung und Bekleidung der englishen und schottishen Polizei, 2000 Pfd. Sterl. für Kosten der Ausstellung wissenschaftliher Apparate in Kensing- ton, 550 Pfd. Sterl. für die Nordpolfahrt, 31,350 2 Sterl. für diplomatische Dienste, darunter 10,000 Pfd. Sterl. für die Sendung Salisburys. Ferner werden 46,500 Pfd. Sterl. für Kolonien verlangt, und zwar 5500 Pfd. Sterl. für St. Helena, 41,000 Pfd. Sterl. für Sierra Leone und Gambia. Für Zwecke der Unterdrückung des Sklavenhandels werden 30,246 Pfd. Sterl. erfordert. Die gesammte Nachforderung beläuft sih auf 545,600 Pfd. Sterl.

2. Februar. (W. T. B.) . Das dem Parlamente vorgelegte K riegsbudget für das Finanzjahr 1877 bis 1878 {ließt mit einer Totalsumme von 14,538,700 Pfd. Sterl. ab und weist somit eine Minderforderu ung von 742,900 Pfd. Sterl. gegen das Vorjahr auf. Die Effektivstärke der engli- schen Armee beträgt danah 191,981 Mann. E

(Köln. tg.) Heute wurde die feierlihe Eröffnung des neuen Docks in Bristol vollzogen, an welchem 9 Jahre gebaut worden ist.

Frankreich. Paris, 23. Februar. Das „Journal of- ficiel“ veröffentlicht die Ernennung Rameaus zum Maire von Versailles. Der Ministerrath berieth heute, der „Köln. Ztg.“ zufolge, eine Angelegenheit der medizinischen Fakultät der katholischen Universität zu Lille. Diese Universität hatte einen Vertrag mit der Stadt abgeschlossen, wodurch ihr ein Spital der Stadt zur Verfügung gestellt wurde; das Ministerium Marcère aber hatte diesen Vertrag für nichtig erkflärt. Der Negierungsbevollmächtigte David ergriff Partei für die R Universität und beantragte M r Os des Vertrages und die Aufhebung der

aßregel.

24. Februar. (Köln. Ztg.) Heute finden zu Ehren des Jahrestages der Proklamation der zweiten französischen Republik Sibreitbe Bankette statt. Heute Morgen wurde ein Ministerrath abgehalten, dem der Herzog Decazes wegen leichten Unwohlseins niht anwohnte, Wie die „Gazette“

Nationalbank

meldet, wird fortwährend an der Bildung der Cadres für die

Territorial-Armee gearbeitet; alle Diejenigen, welche vor |

Kurzem die Prüfung bestanden und deren Zahl 400 übersteigt, wurden zu Offizieren ernannt. Da die Cadres noch nicht voll- ständig beseßt sind, so ist für den April eine neue Reihe von

Prüfungen für den Offiziersdienst angeordnet. Laut dem : l ) l eter | mit 16 Bataillons. die gestern eine Unterredung mit dem Minister-Präsidenten | Simon hatten, gegen die Erlaubniß zur gerihtlihen Ver- | f ( i Blatt | äußert über die Thronrede des Deutschen Kaisers, |

„Temps“ sprachen si fast sämmtliche Vertreter der Linken,

folgung gegen Paul Cassagnac aus. Dafselbe dieselbe sci zu flug und zu maßvoll nach Form und Jnhalt, als daß sie Nandglossen zulasse. Der „Moniteur“ bemerkt, Die sranzösishe und die ausländishe Presse betrachteten ein-

stimmig die Worte des Deutschen Kaisers als die besten Bürg- |

schaften jür die Wahrung des europäischen Friedens.

__ Versailles, 24. Februar. (Köln. Ztg.) “Jm Senate zeigte der Präsident heute den Tod des Senators Stap- lande an. Die Jnterpellation von Lafonò5 de St. Mur über

die Ermordungsfälle in Eisenbahnwagen wurde auf Verlangen des Ministeriums auf die nächste Sißung verschoben und die |

Verathung über die Phylloxera-Vorlage fortgescßt und das Gefeß mit 256 gegen 2 Stimmen angenommen. Marine-Minister legte einen Geseßentwurf über den Generalstab der Streitkräfte zu Wasser vor und beantragte die Dringlichkeit, die vom Senate zugestanden wurde. Der ¿Senat vertagte sich bis zum Dienstag.

Spanien. Cartagena, 23. Februar. (J. des Deb.) Der König ist heute Nahmittag 2 oe hier angekomnien. Die Bevölkerung bereitete R einen sehr warmen Empfang. Die französishe Fregatte „La Couronne“ wird den König pr M seiner Exkursion nach den Häfen des Mittelmeers be- gleiten.

2 B4l0010/- 25. Februar, Der General Quesada ist hier eingetroffen. Die fuerale Funta ist zusammen- getreten.

Türkei. Konstantinopel, 24. Februar. (W. T. B.) Jn der heutigen Konferenz der serbischen Delegirten mit Safvet Pascha ist dem Vernehinen nah ein voll- ständiges Einvernehmen zu erwarten. Die serbischen “Delégirten wollen die leßterwähnten, von der Pforte verlangten Garantien acceptiren, der die Gleichberechtigung der Juden und die Bestellung eines türkischen diplomatischen Agenten in ‘Belgrad betreffenden Punkte foll jedoch in der abzuschließenden Konvention keine Erwähnung geschehen. Das serbische Gebiet soll 10 Tage nah Ratifikation des Vertrags durch die Skupschtina von den türkishen Truppen geräumt werden. __— 26. Februar. (W. T. B.) Dem Vernehmen nach ist in der gestrigen Konferenz der serbischen Delegirten mit Safvet Pa scha eine Verständigung erzielt worden. ‘Wie weiter verlautet, würde Fürst Milan demnächst in einem Schreiben an den Sultan erklären, daß er die von der Pforte vorgeschlagenen Friedensbedingungen annehme ; der Großvezier würde hierauf erwidern, daß die Pforte von die- fer Erllärung Akt genommen habe. Ein neuer Ferman toll E die Stellung des Fürsten von Serbien zur Pforte regeln.

___BIUJ lel, 24. Februar. W.-D. B) Dev „Nord“ ver- öffentlicht eine Petersburger Korrespondenz, in welcher es U. A. heißt, Lord Derby werde bei Nußland auf kein Ent- gegenkommen rechnen können, fo lange er nit für den Fall erneuter Weigerungen der Pforte die zu ergreifenden Zwangs- mittel feststellt. Die Haltung Englands würde fogar dazu führen fönnen, daß Nußland feine Entschließung beschleunige, um aus einer Lage herauszukommen, die weder der Frieden, noch der Krieg sei, die aber Nußland ohne jede Kompensation alle Opfer cines Krieges auferlege.

St. PeterSbvUra, 25. ¿hruar. (W. T. B.) Aus Wien . gelangen dort verbreitete Gerüchte hierher, wonach Seitens des Kaisers befohlen worden, daß am 28. Februar de LUii0e. Armee Den PrUth UberschLreiken Folle. Hieran ist kein wahres Wort. Allerdings erreicht mit dem angegebenen Zeitpunkt der zwischen Serbien und der Türkei bestehende Waffenstillstand seine Endschast, ein Waffenstillstand, der auf das russishe Ultimatum eintrat. Daß aber zwischen Serbien und der Türkei der Kampf am 1. März wieder aufgenommen werde, ist nicht zu erwarten. Die Nachrihten über die Friedensverhandlungen zwischen Beiden lauten günstig, kommt man aber bis zum 1. März mit denselben niht zum Schluß, so würde jedenfalls eine Wasffenstillstandsverlängerung erfolgen. Jm Allge- meinen ist die Situation unverändert. Die Nückäuße- rungen der Mächte stehen noch aus. Von ihnen resp. von der Entwickelung der Dinge in Konstantinopel werden die diesseitigen weiteren Maßnahmen abhängen.

London, 26. Februar. (W. T. B.) Die hiesigen ‘Morgenblätter veröffentlichen zwei Petitionen der bul- garischen Bevölkerung, von denen die eine an die fechs Großmächte, die andere an die Konferenz-Bevollmächtigten ge- richtet ist. Jn beiden erklären die Petenten, daß sie niht das mindeste Vertrauen zu der neuen türkischen Konstitution hät- ten, und klagen darüber, daß die türkishen Behörden die Bulgaren zwingen, Adressen zu unterzeichnen, in denen die

türfishe Verfassung gebilligt wird.

Man schreibt dem W. „Fremdenbl.“: Wenn kein be- sonderer Umstand dazwischen kommt, fo tritt die türkische Nationalversammlung Dienstag, den 13. März, zu ihrer ersten Sißzung zusammen und werden Senat und Deputirten- fammer vereint in einem Gebäude und zwar im „Dar El-

unum“ (Haus des Wissens, d. i. Univer,.tät) tagen. Natür- ih wird der hohen Versammlung gleih nach ihrem Zu- sammentritte offiziell von den inzwischen hoffentlih erfolgten

riedensabschlüssen mit Serbien und Montenegro

tittheilung gemacht werden. Uebrigens liegen im Pulte des Ministers des Jnnern Dschevdet Pascha schon bei einem Dußend neu ausgearbeiteter Geseßentwürfe über ver- schiedene administrative und judizielle Angelegenheiten bereit, um von der Nationalversammlung gleih nah ihrer Konstitui- rung in parlamentarishe Behandlung genommen zu werden.

Aus Konstantinopel, 16. Februar, schreibt man der „Pol. Korr.“ u. A.: Jn finanzieller Beziehung wicd es hier immer trauriger. Es ist unglaublih, welche Verwirrung auf dem hiesigen Plaße durch die Shwankungen im Werthe des Papiergeldes hervorgerufen wurden. Fn den leßten Tagen ist der Cours der Caime etwas gestiegen und beträgt das Agio für Gold jezt 50 pCt. Nichtsdestoweniger sind seit vorigem Sommer die nöthigsten Artikel, wie Mehl, Fleisch, Zucker, Fettwaaren um 100 pCt. im Preise gestiegen. Die Landleute, die eine plögliche Devalvation des nunmehr allein

Der |

cirkulirenden Papiergeldes fürchten, wagen cs nit, ihre Pro- dukte in die Stadt zu bringen.

Die von Suleiman Pascha gegenüber den Mon- tenegrinern befchligten türktishen Truppen haben, der „Pol. Korr.“ zufolge, gegenwärtig folgende Positionen inne: Jn Stolac befindet sich das Hauptquartier Suleiman Paschas Jn Trebinje stehen 5, in Mostar 11, in Klek 5 und am Dugapasse 5 Bataillone. Jn Trebinje hat in allen Spitälern der Typhus grassirt, welchem täglich 10 bis 20 Mann zum Opfer fielen. Jn Folge dessen mußten von der früher aus 15 Bataillonen bestandenen Garnison von Trebinje 10 Bataillone in mehrere größere Ortschaften, der größte Theil nah Gabella und nah Stolac verlegt werden. Die 4 Batterien sind in der befestiaten Kaserne bei Mostar untergebracht. Die türkishen National-Panduren ( Baschi-

| Bozuks) wurden über telegraphische Weisung aus Konstanti-

nopel aufgelöst, und anstatt derselben 12 Bataillone National- miliz à 500 Mann gebildet. Jn den 6 Bezirken des Kreises Lrebinje sind dieselben bereits mit Waffen versehen worden. 2E Belgrad, 23. Februar. Man meldet der „Pol. Korr.“: Die Wahlen für die große Skupschtina sind beendet. Sie bedeuten feinen Sieg für das Ministerium Stevca-RNistic. Wohl ha: en die Hauptstadt und einige andere Städte die offiziellen Kandidaten gewählt. Dagegen siegten die Konser- vativen und Sozialisten in Kraguzevaß, Jagodina, wie in mehreren anderen Kreisstädten. Die Sozialisten dürften 30 Mann durchgebract haben. Die Majorität der Gewählten besteht aus Konfervativen. Die Majorität wird unzweifel- hast den bis dahin festgestellten Friedensvertrag ratifiziren. Damit wird aber die - Aufgabe der Skupschtina erschöpft scin und die Regierung würde verfas- sungsmäßig dieselbe nah Hause schickten können. Allein alle großen Skupschtinas haben noch „Volkswünsche“ zu äußern gehabt und diese „Wünsche“ können allerdings eine sür das Ministerium Stevca-Ristic unangenehme Richtung nehmen. Stürmische Debatten und auch weitgreifende Beschlüsse sind nicht unwahrscheinlih. Ueber die Nachfolger des jeßigen Mi- nisteriums fkursiren verschiedene Angaben. Man nennt ein Ministerium Marinovic - Zenic als das wahr- [heinlihste. Wohl ist aber auch ein jung - konser- vatives Kabinet möglih. Als Chefs der Jungkonservativen gelten Pirocanac, Zumic, Bogicevic (ein Cousin des Fürsten), Mijatovic und General Protic. Jm Monat März werden die seit dem 1. Juni 1876 geschlossenen Schulen wieder eröffnet werden. Die Verhandlungen in Betreff ciner Anleihe von einer Million Dukaten haben bis jezt zu keinem endgültigen Resultate geführt. Die Freiwilligen-Legionen sollen unverzüg- lih aufgelöst werden. Die Bataillons-Kommandanten Werden eine Abfindung bekommen. Die erste Klasse der Miliz wird am 10. Värz entlassen, die Grenzbefestigungen werden aufge- lassen werden.

Aus Belgrad, 20,9. M,, erhält die „Allgemeine Zeitung“ folgende Privattepesche : „Fn Schabaß und Semendria stegten bei den Wah!en die Reaktionäre, in Kragujevaß und Jagodina die Radikalen. Jm Allgemeinen sind die Wahlen im Sinne der Negierung ausgefallen. Bem-rkenswerth ift, daß nur wenige Abgeordnete, welche in der vorigen Versammlung für den Krieg stimmten, wiedergewählt wurden.“ Auch der „„Öndépendance belge“ geht die Nachricht zu, daß die neu gewählten serbischen Abgeordneten zum größten Theile der Sriedenspartei angehören. Jn Belg:ad fei sogar ein Jsraelit gewählt worden, was in Serbien noch nie vorgekommen.

Die „Times“ fassen ihr Urtheil über die Debatte des englischen Oberhauses in folgenden Worten zu- sammen: „Die zahlreihe Zuhörerschaft, welche der Sinn für gewandte Beredtsamkeit und der Wunsh nach FJnformation herbeigezogen, wurde nicht enttäuscht, noch werden es diejenigen sein, welche die vollständigen Reden lesen und sich ein Bild von den Aeußerlichkeiten einer Parlamentsdebatte zu vergegen- wärtigen vermögen. Diejenigen aber, welche nah einem be- stimmten Ergebnifse ausschauen, werden vielleicht weniger be- friedigt sein und das Land wird sicherlih nicht finden, daß es heute viel mehr von den orientalischen Angelegenheiten weiß als gestern. Die Debatte hat einige interessante Punkte der Vergangenheit aufgehellt, aber die Dunkclheit, welche über der Zukunft hängt, durchaus nicht gelichtet.“

Ueber den Zustand der russishen Süd armee tele- graphirt ein Bukarester Korrespondent dem „Standard“ Unterm. 1950, M O glaube vas Heer konnte Jeden Augenblick in das Feld rücken. Besonderes Lob gehührt der vortrefflichen Belagerungsartillerie und auch auf das Sanitäts- wesen ist viel Aufmerksamkeit verwendet worden.“

Aumänien. Bukarest, 23. Februar. Die Kam- mersession wurde bis zum 27. März verlängert. Der Senat votirte das Kompatibilitätsgeseß. Die Kammer hat die Vorlage zur Abänderung des Wahlge- setzes in Betracht gezogen.

Nufßland und Polen. St. Vetersurg, 25. Februar-- (W. L D) Weder in NegieruUngas- nom 1n Vank- kretisen ist darüber etwas bekannt, daß zur Zeit Ver- N anaae mit Rothschild oder anderen auswärtigen Bank- de über zu negozirende diesseitige Staatsanleihen statt- änden.

Dänemark. Kopenhagen, 24. Februar. (Hamb. Nachr.) Jm Folkething motivirte heute Berg den Vor- schlag, betreffend die Vertheilung von 1 Million Kronen an Arbeitslose, als eine vermeintlihe, aus gleichem Prinzip hervorgegangene Ergänzung des Negierungsvor- shlages. Der Finanz-Minister antwortete, derselbe sei prinzipiell völlig verschieden und eine solche Vertheilung von Staatsgeldern unannehmbar. Ville bezeichnete den Vor- \chlag als verderblih und an sich unmöglich.

Amerika, Washington, 24. Februar. (W. T. B.) In einer heute stattgehabten gemeinschaftlihen Sißung der beiden Häuser des Kongresses erhoben die Demo- kraten Einspruch gegen die von der Fünfzehner - Kommission getroffene Entscheidung, daß die in Oregon abgegebenen Wahlstimmen als für Hayes abgegeben zu betrachten seien. Trobdem wurde dieselbe für gültig erklärt. Hierauf be- stritten vie Demokraten die Gültigkeit der in Penn sylvan ien abgegebenen Wahlstimmen.

Nr. 8 des Central-Blatts für das Deutsche Reich, herausgegeben im Reichskanzler-Amt, hat folgenden Inhalt: All- gemeine Verwaltungsfachen : Mittheilung, betr. Rinderpest; Ver- weisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. Finanzwesen: Nachweisung der Einnahmen an Zöllen und gemeinschaftlichen Ver- braucs\teuern, sowie anderer Einnahmen im Veutschen Reich für die

Zeit vom 1. Januar bis zum Schlusse des Monats Januar 1877. oll- &/d Steuerwesen: Bundesrathsbesluß, betr. Abfertigung von Begleitscheingütern unter Eisenbaynwagenversbluß; Befugnisse vor Steuerstellen; Verzeichniß der Neben-Zoll- und Steuerämter in Elsaß- Lothringen, deren Siß durch Wiederberstellung der älteren Orts- namen oder abgeänderte Schreibweise eine andere Bezeichnung er- halten hat. Münzwesen: Uebersicht über die Ausprägung von Reichsmünzen; Uebersicht über die bis Ende Januar 1877 für Rech- nung des Deutschen Reichs zur Einziehung gelangten Landes-Silber- und Kupfermünzen. Handels8- und Gewerbewe]sen: Formulare zun Gesez über die eingeschriebenen Hülfskafien vom 7. April 1876. Marine und Sbiffahrt: Vorschriften. für die Schiffsvermessungen auf der untern Donau; Verzeichniß der von den Regierungen der Bundes-Seestaaten eingesezten Kommissionen für die Prüfung der Seeschiffer 2c.; Beginn einer Seeschifferprüfung. Konsulatwesen : Ernennungen 2c. Das 11. Heft, Fünfter Jahrgang, 1877, der Annalen der Hh drogravhie und Maritimen Meteorologie, Organ des Hydrographishen Bureaus und der Deutschen Seewarte, heraus- gegeben von der Kaiserlichen Admiralität, hat folgenden Inhalt: Aus den Reiseberih:en S. M. S. „Hertha“, Kapt. z. See Knorr. 2A den Reiseberichten S. M. S. „Nymphe“, Korv.-Kapt. von Kall. Aus den Reiseberihten S. V. S. „Victoria“, Korv.-Kapt. Donner. Segcelanweisung für den Hafen vcn Memel. Ostpreußen. Beschreibung einiger Häfen, Küstentheile, Flüsse 2c. an der Ost- küste von Afrika, zwischen Port Natal und Nord-Br. Lothungen an der Westküste von Südamerika zwischen Callao und Valparaiso Eingänge von meteorologischen Journalen bei der Deutschen See- warte im Monat Januar 1877. Die magnetischen Verhältniffe des Finnischen Meerbusfens, mit besonderer Berücksichtigung der örk- lihen Ablenkung des Kompasses bei Jussar-ö (Mittheilung von der Deutschen Seewarte). Nene Darlegung der Modifikation der Gaußschen Interpolationêmecthode für Berenung der Kompaß- deviationen, welche einfacer und genauer ist, als Archibald Smiths Methode. Von I. J. Astrand, Direktor der Sternwarte zu Berzen in Norwegen. -—— Homographishe Nautik. Ortsbestimmung ver- mittelst Höhenkurven in der Karte 1IV. Von Navigationélehrer Preuß in Elsfleth. Notizen über die Verproviantirung von Kriegs- schiffen zu Montevideo, Santos und Rio de Janeiro. Kleine ß drographische Notizen. Meteorologische, maanetishe und Gezeiten- Beobachtungen, angestellt auf dem Kaiserlichen Observatorium zu Wil- helmshaven für den Monat Januar 1877. Karten: 4 Skizzen zu dem Aufsaß: Die magnetischen Verhältnisse des Finnischen Meer- busens 2c. 5 Skizzen zu dem Aufsaß: Homographische Nautik. 1V.

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Kunst, Wissenschaft und Literatur. _ BEUPIt0, 29. Georliar, (L- 315) Der Rektor der hieligen Nicolaishule Dr. J. Hermann Lipsius ist zum ordentlichen Pro- fessor der klassischen Philologie an der hiesigen Universität ernannt

worden. Lanud- und Forstwirthschaft.

Im Regierungsbezirk Potsdam ift die Herbstbestellung im Allgemeinen günstig verlaufen, und berechtigt der Stand der Winter- saaten zu den besten Hoffnungen, da dieselben dur das starke Frost- weiter in den Monzten November und Dezember v. J. nur wenig gelitten haben.

Gleice Aussichten sind für den Regierungsbezirk Frankfurt a. D. vorhanden. Weizen und Roggen gingen {nell auf und ent- wickelten sich [ehr günstig. Der jeßige Stand der Saaten berechtigt bei normalen Witterungsverhältnissen auch für den leihteren Boden zu den besten Hoffnungen.

Gewerbe und Handel.

: Del. der Berlinischen Feuerversiherungs - Gefell- \chaft sind, wie die „B. B. Ztg.“ meldet, in den leßten Tagen die Rechnungsabschlüsse für das abgelaufene Jahr festgestellt worden und hat der Verwaltungsrath beschlossen, für 1876 eine Dividende von 28/9 der Einzahlung zur Vertheilung zu bringen.

Der Aufsichtsrath der Deutschen Genossenschafts- bank hat beschlossen, der bevorstehenten Generalverjammlung der Aktionäre die Vertheilung einer Dividende von 53"/o (wie im Vorjahr) vorzusc{lagen.

Frankfurt a. M., 24. Februar. (W. T. B.) Die Dividende der deutschen Effektenhbhan k beträgt der „Deutschen Reichspost“ zufolge mindestens 7 %/.

Dresden, 25. Februar. (W. T. B.) Der Verwaltungsrath der Sächsischen Bank bes{bloß in seiner beutigen Sißzung, der bevorstehenden Generalversammlung die Vertheilung einer achtprs- zentigen Dividende pro 1876 in Vorschlag zu bringen. Von dieser Dividende sind ca. 57/10% verdient, während der Rest des Divi- denden-Reservefonds meitere 23/10%/9 dazu ergiebt.

Wien, 24 Febrliar. (W. S. D) Unt 10. f. Mts. findet die Generalversammlung der Dur-Bodenbacher Bahn statt, die An- träge des Verwaltungsrathes betreffen die Regelung der Finanzver- hältnisse der Gesellschaft und die Ermächtigung zum Abschlusse eines dicébezüglichen Uebereinkomniens.

25. gebra W. L. B) Wie die „Pres[\& erfahrt, wird der ungarische Finanz-Minister, abgesehen von dem jüngst mit der Kredit -Anstalt abgeschlossenen Vorschußgschäfte, zur Deckung der laufenden Ausgaben demnächst eine Finanzoperation vor- nehmen. Dem Vernehmen nah würde beabsichtigt, die Anleihe in Form einer s{webenden Schuld aufzunehmen.

Am 2. d. M. wurde in London im Westminster-Palace- Hotel die jährliche Konferenz der vereinigten britischen Handelskammern unter dem Vorsiß des Parlamentsmitgliedes Sampson Lloyd abgehalten. Unter den hauptsächlihsten Beschlüffen, die gefaßt wurden, begünstigt einer die Anstellung öffentlicher An- fläger, während ein anderer der Regierung die Bildung eines besz1- deren Ministeriums für Handel, Gewerbe und Ackerbau, dessen Chef Siß und Stimme im Kabinet haben solle, zur Berücksichtigung empfahl. Am 23. fand die dritte und leßte Sitzung ftatt.

Verkehrs-Anstalten.

Zur Frage der Sekundärbahnen werden der „Nordd. A. Atg.* aus Oldenburg, 14. Februar, einige Notizen mitgetheilt, welche sich auf die, bei einer Spurweite von nur 75 Centimetern, für den regelmäßigen Personen-, Güter- und Postverkehr bestimmte Bahn von der Station Ocholt der E Staatsbahn nach dem kleinen Städtchen Wester sta de beziehen. Die ganze Herstellung der über eine Meile langen Bahn nebst genügendem Betriebsmateriak ist für reichlich 70,000 Thlr. ermögliht. Natürlih mußten alle baulihen Anlagen auf das reine Bedürfniß beschränkt bleiben und die Betricbsorganisation so einfach als irgend möglich gehalten wet- den. Diese- Aufgaben sind befriedigend gelöst, und die Bahn hat schon in den ersten 6 Monaten ihres Betriebes den Beweis geliefert, daß sie dem Verkehrsbedürfniß völlig genügt und eine volle Rente des-Anlagekapitals abwerfen wird.

Wir machen hierbei darauf aufmerksam, daß wir in Nr. 81 und 82 des Jahrganges 1873 d. Bl. bereits ausführlich über cine Sekundärbahn von 24 Fuß Spurweite berichtet haben, welche {hon vor Jahren »eröfnet worden ist: die der Broelthal-Cisenbahngefell- {chaft gehörige Eisenbahn im Broelthal (von Warth-Heenne nach Waldbroel in der Rheinprovinz).

Southampton, 23. Februar. Das Postdampf\chiff „Rhein“ vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 12. Februar von New-York abgegangen war, ist heute wohlbehal- ten hier angekommen, und hat nah Landung der für Southampton bestimmten Passagiere, Post und Ladung, die Reise nah Bremen fortgeseßt. er „Rhein“ überbringt 63 Passagiere und volle Ladung.

New-York, 24. Februar. Das Postdamp ffchif f „Necka r“ vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welbes am 10. Fe- bruar von Bremen und am 13. Februar von Southampton abgegan- gen war, ist hente wohlbehalten hier angekommen.