senen Dienstag eine Sißung des Hauses fas erzwungen hatten, den Präsidenten in hestigster Weise angriffen, weil er ih niht mit der schriftlichen Erklärung von zwanzig Abgeord- neten begnügte, sondern darauf bestand, daß die betreffenden Abgeordneten ihm persönlih den Wunsh nach Anberaumung einer Sißung des Abgeordnetenhauses kundgeben.
Schweiz. Bern, 5. März. Seit heute sind Nation al- und Ständerath wieder in der Bundesstadt versammelt, um ihre am 24. Dezember v. J. unterbrochenen Berathungen wieder aufzunehmen. Jm Nationalrath begann die legislato- rische Arbeit mit dem Militärpflichtersaßsteuergeseb, dessen erste Lesung bereits vom Ständerath erledigt 1. — Das eidgenössische Justizdepartement hat an sämmtliche Ober- gerihte und Justizdirektionen der Kantone, an die juristischen Fakultäten der \{hweizerishen Holshulen und an einige aus- wärtige Fakultäten, ferner an eine Reihe von Bezirksgerichten, Juristen und Redaktionen den revidirten Entwurf zu einem schweizerishen Obligationenrecht, mit Einschluß des Handels- und Wechselrechts, wie folhes aus den Berathungen der Kommission im vorigen Jahre hervorgegangen ist, ver- sandt und dieselben ersucht, diejem Entwurf ihre Aufmerkfam- feit zu schenken und allfällige Bemerkungen innerhalb einer Frist von drei Monaten mitzutheilen.
Tessin. (N. Zürch. Ztg.) Bei den am 4. März vorge- nommenen 9 Ergänzungswahlen für den Großen Nath haben die Ultramontanen allenthalben gesiegt. Fm Großen Rath stehen nunmehr 44 Liberale 75 Konservativen gegenüber.
Großbritannien und Jrland. London, 6. März. (E. C.) Jn der gestrigen Sißzung des Unterhauses legte der Kriegs-Minister G. Hardy das Armeebudget vor. Der Minister bemerkte zunäch!t, daß die Veranschlagungen in diesem Jahre thatsählich geringer seien, als im vorigen, und drückte, zu den Einzelnheiten übergehend, sein Bedauern darüber aus, daß unvermeidliche Verzögerungen bei Ausarbeitung des versprochenen Planes für Beförderung und Pensionirung eingetreten seien. Die Rekrutirungsfrage berührend, erwähnte er dann, daß während des leßten Jahres Heer und Miliz an 70,000 Mann Nekruten angenommen habe. Er sei über- zeugt, daß diese Rekruten von gutem und geseßtem Charakter seien. Desertionen fänden noch in großer Zahl statt, seien aber nicht mehr so bedeutend im Verhältniß zur Zahl der Neuwerbungen. Für dieses Jahr seien keine Herbstmanöver in Aussicht genommen, obgleich sie im ver- gangenen Jahre den größtmöglichsten Nußen gestiftet hätten. Die Armeereserve habe sih vortrefflich bewährt. Die Zahl der aus der Armee Ausgetretenen habe im vergangenen Fahre 26,534 Mann betragen, doch würde sih durh Neuanwerbun- gen und Nückkehr von Fahnenflüchtigen ein neuer Zuwachs von 6000 Mann ergeben. Was die Erziehung für die Armee angeht, so bemerkte der Minister, daß das neue Jn- struktionssystem in Sandhurst in Kraft getreten sei. Auch werde beabsichtigt, den Soldatenkindern Gelegenheit zum Be- suche öffentliher Schulen zu geben. Für die Freiwilligen würde dieses Jahr eine Mehrausgabe stattfinden, das sei indeß infolge vermehrter Brauchbarkeit. Der Ge- sundheitszustand der Armee sei gut. Hinsichtlih der Zahl der Geschüße erwähnte Mr. Hardy, daß England am Ende des Finanzjahres 1877—78 haben werde: 132 — 38 Ton-Geschüte, 5 — 35 Ton-Gefschüße, 71 von 25 Tons und 243 von 18 Tons. Das Kriegs-Ministerium habe nah Jndien 30,000 Martini- Henry-Büchsen entlichen. Am 1. April werden deren 215,000 auf Lager sein und 12 Monate später 245,000. Zum Schluß versicherte der Minister, daß troy mancher Mängel das Heer beständig sih bessere und beantragte die Fixirung des Armee- bestandes für das kommende Finanzjahr auf 133,720 Mann. Nach längerer Debatte nahm das Haus die Fixirung der Armeestärke auf 133720 Mann an, ebenjo den Posten von 4,565,800 Pfd. Sterl. für Löhnung u. f. w. und 59,000 Pfd. Sterl. für Ergänzungsankäufe von Vorräthen, worauf die Vertagung beschlossen ward. — Lord Beacons field empfängt heute Nachmittag eine Abgesandtschaft von Fabrikarbeitern, die ihm eine Glücfwunschadresse wegen feiner Erhebung in den Earlsstand überreichen und ihm ihren Dank für seinen im Unterhause zu Gunsten der Fabrikarbeiterkinder gezeigten Eifer aussprechen wird.
JFndien. (A. A. C.) Der allgemeine Aspekt der Hungersnoth-Distrikte ist unverändert. Die Zahl der an den Nothbauten beschäftigten Personen hat in Madras um ca. 60,000 abgenommen, in Bombay aber um eine Kleinigkeit zugenommen. Gerüchte, daß vorige Woche mehrere Menschen Hungers gestorben wären, haben noch keine Bestätigung ge- funden. Die Verdoppelung der Eisenbahngeleise von Madras nah Arconum ist nunmehr sanktionirt und im Gange. Dieses Werk wird, wenn vollendet, die SŸhwierigkeit des Transports Don POERe nach den nothleidenden Distrikten wesentlih ver- mindern.
Frankreich. Paris, 6. März. Der Beschluß der ‘ge- sammten Rechten des Senats, daß ihre sämmtlichen Mit- lieder für den Bonapartisten Dupuy de Lome stimmen wollen, am, wie man der „Köln. Ztg.“ schreibt, unter der Bedingung zu Stande, daß bei der Wahl für die nächsten erledigten Se- natorensigze für den orleanistishen Kandidaten Chabaud-Latour und den legitimistishen Lucien Brun gestimmt werde. — Jm Budget-Ausschusse wurde mit geringer g E be- schlossen, die Gehälter der Erzbishöfe und Bischöfe auf die dur d2s Konkordat von 1864 festgestellten Summen herabzuseßen. Dieser Beschluß vermindert die Gehälter um ungefähr 5000 Frs. Außerdèm beschloß die Kommission, in ihrem Berichte die Regierung aufzufordern, nur denjenigen Seminarien, in denen der Unterricht durch anerkannte und autorisirte Köngregationen gegeben wird, Stipendien zu be- willigen, was die unter der Leitung der Jesuiten u. \. 1. stehenden Seminarien ausschließt. L — 7. März. (W. T. B.) Der russishe Botschafter in London, Graf Schumwaloff, ist gestern Abend hier einge- troffen. Derselbe hat heute cine längere Konferenz mit dem gd der Auswärtigen Angelegenheiten, Herzog Decazes, gehabt.
Versailles, 6. März. Der Senat berieth heute über einen Gesetzentwurf, der bezweckt, das Erbgeseß abzu- ändern, d. h. dem Ueberlebenden von zwei Ehegatten Rechte auf das Vermögen zu sichern. Die Diskussion wurde nicht zu Ende geführt und auf nächsten Freitag vertagt. — Die Deputirtenkammer nahm heute den Geseßentwurf an, welcher einen Auss{uß einseßt, um nach Mitteln zur Ver- hinderung der bösen Wetter in den Gkuben zu- forschen, und schritt dann zur Berathung des von Bardoux (linkes
dem Parlament gutgeh
Centrum) einge Geseßentwurfs, betreffend die Freiheit der Versammlungen zur Ausübung eines religiösen Kultus. Der erste Redner, Raoul Duval (Bonapartist), brachte die Angelegenheit des ehemaligen Paters AEO zur Sprache. cio wurde beschlossen, den Gesetzentwurf, welcher die religiöse Freiheit in Frankreich sern soll, in E zu ziehen. Die Kammer vertagte sih auf nächsten ontag.
talien. Rom, 2. März. Die Blätter der gemäßigten Partei haben das Ministerium, insbesondere den Kriegs- Minister Mezzacapo neuerdings heftig angegriffen und be- gane. derselbe habe feinen Amtsvorgänger, General icotti, gleichsam genöthigt, den Abschied zu nehmen. Mit Bezug hierauf schreibt der „Bersagliere“: „Die Achtung vor dem General Ricotti, welche wir seiner dem Heere geleisteten Dienste wegen empfinden, genügt niht, unsere Augen vor der Wahrheit zu verschließen. Das Wahre ist, daß der für den General geeignetste Posten, nahdem er aus dem Ministerium getreten, der eines kommandirenden Corps-Chefs gewesen wäre. Aus keinem Beweisstück erhellt, das ihm der jeßige Kriegs-Minister diesen Posten verweigert, es scheint vielmehr, daß er ihm solchen angeboten, Ricotti ihn aber anzunehmen verweigert hat. Jst dem so, so möge der Herr General uns erlauben, zu bemerken, daß er viel zu sehr an sih selbst und nicht an das Heer, dem er angehört, gedacht hat. Hüten wir uns mit dem Feuer zu spielen und erinnern wir uns Alle, daß über den Menschen das Vaterland, daß über den Parteien „Jtalien“ steht.“ — Aus Sizilien sind dem Ministerium des Jnnern Berichte zugegangen, welche melden, daß die Zustände der öffentlihen Sicherheit sih sehr gebessert haben, wozu besonders die Verfolgung der Räuberhehler beigetragen hat, welche jeßt die Behörden vorzugsweise betreiben. Viele haben sich den V ei- willig gestellt. Jm Ministerium des FFnnern ist eine Liste aller berüchtigten Banditen des Königreichs angefertigt worden, auf deren Habhaftwerdung je nah ihrer Gefährlichkeit Preise geseßt sind. Für die Gefangennahme Leone's sind 25,000 Lire, für die Francolini’'s 15,000 Lire Belohnung bestimmt. — Im Arsenale zu Turin sind alle Arbeiten eingestellt, wie der Korrespondent der „H. N.“ bemerkt, ein Zeichen, daß auch das italienische Kabinet an die Erhaltung des Friedens im Orient glaubt. ;
— (K. Ztg.) Nach dem ersten Artikel des Unvereinbar- feitsgeseßes werden von der Mitgliedschaft der Kammer ausgeschlossen: die Beamten und Angestellten, die ein Gehalt vom Staat, von dem Kultusfonds, von der General-Verwal- tung der erledigten Pfründen, von der Civilliste oder von der Großmeisterschast des Mauritius-Ordens bezichen. Ausgenom- men sind nur die Staats-Minister und ihre General-Sekretäre, der Präsident, die Sektions-Präsidenten und die Räthe des Staatsrathes, die höchsten Beamten des Kassations- und Appellhofs, die Generäle und höheren Offiziere der Land- und Seemacht, die Mitglieder des Ober-Schulraths und ähn- licher Behörden, die Universitäts-Professoren und {ließli und in Folge nq Vereinbarung zwischen Ministerium und Kommission die höchsten Beamten der Civilliste. Außer- dem wurde die Ausschließung sämmtlicher Kultusdiener aus ißen.
— (Ag. Hav,) Di Kassationshof in. Neapel hat si
‘einstimmig gegen die Abschaffung der Todesstrafe
ausgesprochen. Ein einziger Rath hat sich der Abstimmung enthalten. Die juristische Fakultät hat sich in gleihem Sinne wie der Kassations3hof geäußert.
Florenz, 5. März. Der Kaiser von Brasilien hat gestern die Nationalbibliothek besucht und ist heute nah Siena gereist.
Griechenland. Athen, 7. März. (W. B. T.) Die Deputirtenkammer hat in ihrer heutigen Sißung ein von der Oppositionspartei in einer Pensionsfrage beantragtes Mißtrauensvotum gegen das Ministerium mit 70 gegen 61 Stimmen angenommen. 12 Deputirte enthielten ih der Abstimmung. Voraussichtlih wird das Kabinet Komun- duros seine Demission geben.
Türkei. Ueber die orientalischen Angelegen- heiten liegen folgende Nachrichten vor:
Wien, 7. März. (W. T. B.) Ein St. Petersburger Brief dexr „Politishen Korrespondenz“ meldet, daß Fürst Gortschakoff den Grafen Schuwaloff angewiesen habe, Nückäußerung auf das russishe Rundschreiben vom 31. Januar zu urgiren. Ca erhielt Graf Schuwaloff Weisung über die russischen Anschauungen. Für den Fall, daß die Traktatmächte, speziell England, den Pariser Traktat troß der Zurückweisung der Konferenzbeschlüsse durch die Pforte noch für gültig betrachten, beanspruht Rußland, daß die Traktatmächte gémeinsaut auf volle Annahme der in der Kon- stantinopeler Vorkonferenz gefaßten Beschlüsse in deren ur- \sprünglicher Form durch die Türkei hinwirken. Hierdurh wäre Nußland die vollste Möglichkeit geboten, jede kriegerische Verwickelung zu vermeiden. Jn einer ferneren Unthätigkeit der Pariser Traktatmächte müsse Rußland dagegen eine Ver- zihtleistung wie auf die stipulirten Verpflihtungen der Türkei, so auch auf die Rechte der Türkei erblicken. Damit würde der Traktat in allen Rußland betreffenden Punkten hinfällig. Rußland werde sich dann selbjtändige Schritte vorbehalten müssen. Mittheilungen ähnlichen Fnhaltes sollen an die an- deren- Botschafter ergangen sein. ;
St. Petersburg, 8. März. (W. T. B.) Die Be- sprechungen, welhe General Fgnatieff, der diesseitige Vertreter auf der “ Konferenz und langjährige Botschafter Rußlands bei der Pforte, mit den leitenden Staatsmännern in Berlin und demnächst auch an anderen Orten haben wird, werden erneut feststellen, daß die russische Re- gierung feine separate orientalishe Politik anstrebt, daß fie vielmehr nux von den mit ihr in den Konferenzforderungen übereinstimmenden Mächten Erklä- rungen ‘ herbeiführen will, welche “die Ausführung des Kon- ferenzprogrammes als eine Pflicht der Pforte fixiren, welche Pfliht durh die der Pforte eingeräumten traktatmäßigen Rechte bedingt sei. Es wird dann Sache der Pforte sein dieser allgemein anerkannten Pflicht gere zu werden dur prafktishe Anordnung der bezüglichen Einrichtungen, respektive durch prinzipielle Anerkennung derselben, anderenfalls würde jeder betheiligten Macht das Auftreten für Er- füllung der allgemein anerkannten Pflicht freistehen. General Jgnatieff ist os seine spezielle Kenntniß der Verhältnisse
owie durch seine hervorragende Stellung, von der man viel- ah seiner Zeit ein besonders prononzirtes, dem Kriege be- onders geneigtes Vorgehen behauptet hat, vorzugsweise auch
der A. „Allg.
persönli geeignet, die Beschränkung der n Politik auf die allseitig in Frage gestellten Angelegenheiten zu doku- mentiren. Ó
Wien, 7. März. (L. H. T. t Dem „Tagblatt“ wirs telegraphis{ch gemeldet, daß der Großvezier den bosnischen C Les eine Kriegssteuer von 4 Millionen Piaster auf- erlegt hat.
— Eine „vom Bosporus“ 5. März datirte Privatdepesche € tg.“ sprihtvon einer Verzögerung der tür- kfishen Parlamentseröffnung bis zum 13. März. Das W. „Fremdenbl.“ bezeichnet diese Nachricht als eine auf einem Mißverständnisse Lr RDE Das türkishe Parlament wäre überhaupt von allem Anfang für diesen Tag einberufen ge- wesen, nämlich für den 1. März a. St., der identisch ist mit dem 13. n. St.
— Wie der „Pest. Ll.“ aus Konstantinopel erfährt, sollen in dem Rothbuch, welches die türkische Regierun dem am 13. zusammentretenden Parlamente vorlegen will, aus „Rücksicht für Oesterreich“ die in der Klekfrage ge- wechselten Depeschen - nicht erscheinen. Dem gleichen Blatt wird geméldet, es gehe mit den Hülfsquellen der Pforte zur Erhaltung ihrer 600,000 Mann starken Armee auf die Neige und sie möchte daher die Frage, ob Krieg oder Friede, is \hnell als mögli entschieden wissen.
— Das Wiener „Fremdenbl.“ schreibt : Der Shwerpunkk der diplomatischen Situation wird augenblicklih in den Un - terhandlungen, die zwischen der Pforte und Monte- negro stattfinden, zu sucen sein. Der Fürst von Montene- gro verlangt, wie man weiß, eine Reihe nicht unbeträchtliher Gebietsabtretungen von der Pforte, bezüglih deren freilih nit vergessen werden darf, daß die betreffenden Territorien großentheils nicht viel mehr als Weidelandschaften, zum Theik sogar in faktishem Besiß der Monténegriner, zum Theil von jeher eine Art von Maraudir-Terrain der montenegrinisheæ Bevölkerung gebildet haben. Für die Türkei sind diese von einer auss{hließend christlihen Bevölkerung bewohnten Territorien, die sie nie anders als mit dem Schwert zu behaupten vermag, von höchst zweifelhaftem Werth und so wenig wir einer Schwächung des osmanischen Reiches das Wort zu reden ge=- neigt sind, ebensowenig vermöhten wir es zu beklagen, wenn dieje, „jür die Türkei eine Quelle fortwährender Beunruhigungen und Verlegenheiten bildenden Landstriche in montenegrinishenæ Besitz übergingen. Eine Schwierigkeit könnte höchstens be- züglich von Niksic entstehen, das, wie ein Blick auf die Karte lehrt, von der Abtretung niht ausgeschlossen werden kann, wo si aber eine kleine türkische Bevölkerungsinsel be- findet, die die Türkei nicht gerne unter christliches Regiment übergehen schen möchte. Doch wird man diese Schwierigkeit nit als eine unübersteiglihe bezeihnen können. — Für Oesterreih-Ungarn kommt bei dem Prozesse * der Grenz- Regulirung, da Klek und die Suttorina selbstverständlich außer jeder Kombination bleiben, kein unmittelbares Jnteresse ins Spiel, das uns veranlassen könnte, nah der einen oder der anderen Seite hin Partei zu ergreifen. Doch wird man bei aller Berücksichtigung der Jnteressen, die mit der Erhaltung der Integrität der Türkei verknüpft sind, die loyale Haltung des Fürsten Nikolaus und seiner Regierung gegenüber ODester- reih-Ungarn nicht vergessen dürfen. Die Fürstliche Regierung
at ährend der durchlaufenen {weren Krise alle Zeit der
onarchie gegenüber die korrekteste Haltung beobachtet und die guten Beziehungen zu derselben, die glücklicherweife existireu, werden auf die dort anzubahnende neue Gestaltung der Verhältnisse niht ohne Einfluß bleiben können.
Rustshuk, 6. März. An folgenden Balkanüber-=- gängen wurden, wie der „Köln. Ztg.“ gemeldet wird, Trup- pen aufgestellt : bei Zamboli und Umgegend 5 Bataillone mit 2 Gebirgsbatterien, in Tirnowa 3 Bataillone, in Gabrowa und Trawna je 1 Bataillon, in Plewna 1 Bataillon und 1 Reiterregiment. Zum Schuß der Balkanübergange bei Sofia wird daselbst ein Reservecorps zusammengezogen, zu dessen linker Flankensiherung man für den Fall einer neuen Be- drohniß- von Serbien her ein zweites kleines Corps bei Nisch aufstellen will. Jn Sofia stehen jeßt noch 10 Bataillone und 3 Feldbatterien. Die Truppen des Nischer Corps sind 21 Fn- E E E A 2 Jäger-Bataillone, 1 Reiterregiment und 6
atterien stark, davonsollen 8 Bataillone und 2 Batterien in Nis verbleiben, während der Rest in den nächsten Tagen zur Donau- Armee stoßen wird, und zwar sind die Marschordres für Schistowa= Nikopoli und Rustschuk ausgestellt. Mit der Verproviantirung der Festungen hat es bis jeßt sehr s{hlecht ausgeschen, indessen wurden in voriger Wdche Lieferungsverträge auf Weizen Gerste, Reis, Oel und Fleishkonserven abgeschlossen, so da! künftighin Varna, Schumla und Widdin eben so gut mit Mundvorrath versehen sein werden als Silistria, d. h. auf drei Monate. Man macht große Anstrengungen, um dem Pferdemangel, weer sich namentlih bei der Artilleriebespen- V geltend macht, abzuhelfen. Theils durch Zwangsmaß- regeln, theils dur freiwillige Spenden wurden in der Donau=- provinz für die Armee in leßter Zeit 2480 Pferde aufgebracht. Das Widdiner Corps besitzt eine Trainkolonne von 370 Karren und 900 Ochsen, Schumla etwa 300 Karren und 700 Ochsen, Silistria etwa 100 Karren und 250 Ochsen. Die Zusammen= stellung der Trains fällt den Beet zur Last. Jn Nikopoliï wurden die bieher bestandenen Befestigungen ausgebessert und verstärkt und theilweise mit neuen Geschüßen versehen. An einer Redoute auf dem die Ostfront beherrshenden Hügel und an einer Batterie an der Donau oberhaló der Stadt wird jeßt gearbeitet. /
— Ueber die Stimmung, welche in Montewegro be=- züglich der gegenwärtig in Konstantinopel eingeleiteten Frie= densunterhandlungen herrschen soll, shreibl, man aus Cettinje, 27. Februar, der „Pol. Korr.“ witer Anderem Folgendes:
„Unsere Delegirten haben sich zur Eröffnung der Friedensver=- handlungen nach Konstantinopel begeben ; nichtsde“toweniger ift die hier herrshende Stimmung keine friedliche. Das“ hiesige Regierungs8- organ, der „Glas Crnagorca“, sagt mit anerkew.1ungswerther Offen- heit, daß Montenegro die ihm von der Pforte d‘argereihte Hand nichk ohne Weiteres zurückweisen konnte, weil die. Großmächte den bes treffenden Schritt der Pforte begünstig'cen. Cs ist That- fache, daß Fürst Nikolaus sich nur ay. 8 Rücksichten auf die großen Höfe und durch anderweitige Erwägungen bestimmen ließ, die bekannten Unterhändler nach der tür"ishen Hauptstadt * zu ent- fenden. Ueber diesen Akt der Entsendup.g hinaus gehen jedoch die versöhnlichen Dispositionen des Fürster, niht. Im vollkommensten Einklange mit dem intimsten Gedanke.1 des Fürsten, sagt das hiesige Regierungsblatt: „Uns ift es glei(r,ültig, welhes Resultat immer die Verhandlungen liefern werden. ir fönnen nur dann Frieden schließen, wenn derselbe ehrenvoll und nüßlich sein sollte, und zwar sowohl für uns, als unsere Br“¡der in der Türkei, wegen welcher wir der Pforte den Kricg erkl&rt haben. Sollte keine Verständigung. erzielt werden können, danp. werden wir den Kampf fortseßen.
‘Amtsführung “ die
Einen Frieden um des Friedens willen brauen wir nit.“ t Großen und Ganzen geht aus der hier herrschenden derzeitigen timmun hervor, daß man im Grunde vorläufig nichts Anderes wüns{t, als Zeit zu gewinnen. Man hofft von den nächsten Wochen, ja vielleiht Tagen, eine radikale Veränderung der Lage in Albanien und vielleicht auch in der Herzegowina. Nach den hier eintreffenden Nachrichten aus dem Miriditengebirge ist der Ausbruch eines Auf- standes dort unmittelbar bevorsteßtnd. Zwischen ME Nikolaus und Den s{webte in der leßten Zeit eine lebhafte Korrespondenz. Die rbitterung unter den Miriditen gegen die Türken foll eine außer- ordentliche sein. Prenk zauderte lange, fich in Opposition gegen die Türken zu seben, da ihn persönlih ein der Pforte gegebene : Loya- [itätsversprechen bindet. Er wird aber länger gegen die allgemeine Strömung in seinem Stamme niht mit Erfolg ankämpfen können. Eine Erhebung aller Miriditen ist höchst wahrsceinlich. Ein solches Ereigniß kann aber Montenegro von dem größten Nutzen sein.“ Numúänien. Jassy, 5. März. Der „Pol. Korr.“ wird von hier telegraphirt: Ein 72stündiges, weitverbreitetes Schneegestöber hat sämmtlihe russishen Truppen- bewegungen sistirt. Der Eisenbahnverkehr ist allenthalben aaeragig s eingestellt. Die seit 4 Tagen von Jassy nah Roman, Jbhkany und Bottosani abgegangenen Eisenbahnzüge sind verweht. -
Nußland und Polen. St. Petersburg, 7. März. (W. T. B.) Jn Bezug auf die Kaiserliche Verordnung yom 19. Februar (3. März), betreffend die Bildung neuer Armee-Corps aus den in den Militärbezirken von Wilna, Warschau, St. Petersburg und Moskau stehenden Divifionen, erklärt das Organ des Kriegs-Ministers, der „Fnvalide“, in bestimmtester Form, die Maßregel sei lediglih cine Folge der Ausführun g des 1873 Allerhöchst bestätigten allgemeinen Planes der russishen Militärreorganisation.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 3. März. In der gestrigen Sißung der Ersten Ka mmer entstand eine lebhafte Diskussion darüber, ob die Frage wegen vergrößerter Amortisation des vomStaate der Gef l e-Dala-Bahn gewähr- ten Darlehns, in welcher beide Häuser von einander abweichende Beschlüsse gefaßt haben, zur gemeinschastlihen Diskussion zu bringen sei. Man sprach fi fast einstimmig gegen eine ge- meinsame Abstimmung aus, und wird die Angelegenheit da- mit bis zum nächsten Fahre vertagt.
— 5. März. (H. N.) Die Richtung der nördlichen Stammbahn gab im Vorjahre“ zu den größten Meinungs- verscbiedenheiten im Reichstage Veranlassung und erst in gemeinschaftliher Abstimmung konnte diese Frage entschieden werden. Der Staatsaus\chuß ist nun in seinem Gutachten dem Vorschlage der Regierung, welche der inneren westlicheren Linie oder der über Välje in nördlicher Richtung nah Ange beigetreten. Der von mehreren Abgeordneten gestellte Antrag auf Staatsbeiträge zur Fortseßung von Voruntersuchungen zu einer Staatsbahn von Angermanelf bis an die Reichs- grenze bei Haparanda, ist vom Ausschuß abschlägig be- schieden worden.
Amerika. Washington, 7. März. (W. T. B.) Das neue Kabinet ist, wie folgt, zusemmengeseßzt: William M. Evarts (New-York) Staats-Sekretär, Fohn Sherman (Ohio) Sekretär des Schaßes, George W. Meccrary (Jowa) Sekretär des Krieges, Richard M. Thompson (Fndiana) Se- kretär der Marine, Charles Devens (Massachusetts) General- Staatsanwalt, David M. Key (Tennessee) General-Postmeister, Carl Schurz (Missouri) Sekretär des Junern.
New-York, 7. März. (W. T. B.) Die Antritt s- botschaft des Präsidenten hat auch im Süden den besten Eindruck gemacht. — Jm Senate in Washington sprach sih Blaine gestern lebhaft gegen die Ansicht aus, den von den Republikanern gewählten Gouverneur von Louisiana, Packard, der mit derselben Stimmenzahl wie Hayes gewählt worden ist, fallen zu lassen.
Afrika. (Leipz. Ztg.) Den leßten im Haag eingegangenen Schiffsnachrichten aus der Cap stadt von Ende Februar aufolae, war die Korrespondenz zwischen dem Präsidenten des Dranje- Freistaates, Herrn Brand, und dem britischen Kolonial-Minister Lord Carnarvon, bezüglich der Differenzen über die Diamant- bezirke, die nun durch einen gütlichen Ausgleich zwischen Groß- britannien und dem Oranje-Freistaate erledigt sind, veröffentlicht worden. Herr Brand exkannte in einer Zuschrift an Lord Carnarvon an, es würde durhaus niht möglich sein, für das Recht des Freistaates ay einen großen Theil des unter dem Namen West-Grikwaland bekannten Gebietes im Osten und Westen von dem Vaalstrome Beweise beizubringen. Großbritannien würde aber noch mweni- ger im Stande gewesen sein, seine Ansprüche auf die von ihm in Besiß genommenen streitigen Territorien durch ausreichende Nechtstitel zu begründen. err Brand machte den Vergleihsvorschlag, der Freistaat wolle, um den Fluß zur Grenzscheide zu erhalten, auf das übrige streitige Gebiet verzichten. Lord Carnarvon vertheidigte in seinem Antwortschreiben das Vorgehen Großbritanniens in dieser Angelegenheit. Er bemerkte: das Kabinet, unter dessen Krone Besiß genommen von den Diamantbezirken, habe nur mit Widerwillen dazu ge- rathen; jedoch die Besizknahme von diesen Territorien sei eine Sache der Nothwendigkeit gewesen, da große Massen von Angehörigen verschiedener Nationalitäten, beson- ders aber britishe Unterthanen in den Diamantbezirken zusammengeströômt wären und für British-Südafrika g EEO zu werden drohten, wenn sie niht unter britishe Verwaltung gestellt würden; die freistaatliche Regierung würde es wohl jehr s{hwerlich mit Gewißheit haben auf sich nehmen können, jene untereinander so sehr verschiedenartige Massen von Glüds- rittern, die sih in den Diamantbezirken niedergelassen, einan Bt u Negimente unterzuordnen, so daß es bei solhem
Zustande voraussihtlich fortwährend Differenzen zwischen den
beiden Nachbarstaaten gegeben habe würde. Der Vergleichs- Traktat, welchen der Präfident Brand- mit der englishen Ne- gierung über die Grenzregelung zwischen der Republik und der Kapkolonie abgeschlossen hat, wurde, wie Mittheilungen aus Bloemfontein berichten, die bis Mitte Januar reichen, von dem Volksrathe des Oranje-Freistaates in einer im Dezember abgehaltenen außerordentlichen Session genehmigt.
— (A. A. C.) Aus der Capstadt wird via Ma- deira unterm 13. Februar gemeldet: Die neuesten Nach- rihten aus Zululand sind friedlicher Natur. Cetywayo, der Zulukönig, stellt jedwede Mitschuld an dem jüngsten Angriffe der Eingeborenen des Transvaalschen Terriitoriums Seitens eines Häuptlings Namens Umbeline, eines im Zululand an- sässigen Flüchtlings aus Amazwazie, in Abrede. Heute, am 13., soll eine Spezialsession des Volksraad von Transvaal zusammentreten. Das Regiment der Buffs ist im Begriff nah Natal zu marschiren.
Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.
Washington, Donnerstag, 8. März. Fm Senate fand gestern anläßlih der neuen Ministerernennungen eine lebhafte Diskussion statt. Die Führer der republifanischen Partei verweigerten die Bestätigung der Ernennungen. Die Ange- legenheit wurde an die bezüglihen Kommissionen verwiesen.
Neichstags - Angelegenheiten.
Dem Reichstage ist folgender Entwurf eines Gesetzes über den Siß des Reichsgerichts vorgelegt worden:
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser,
König von Preußen 2c.
verordnen im Namen des Deutschen Reichs, nach erfolgter Zu- stimmung des Bundesraths und des Reichstags, was folgt : G “ae Reich8gericht erhält seinen Siß in Leipzig. Urkundlich u. \. w. Segeben 2c.
Begründung. Das Gerichtsverfassungsgeseß vom 24, Januar d. F. — Meich8geseßblatt Seite 41 u. f. — \{chreibt in §. 125 vor: See Siß des Reichsgerichts wird durch Geseß bestimmt. Die Ausführung dieses im Geseß gemachten Vorbehaltes ist dringend, {on weil die baulichen Einrichtungen, welche der Einseßung des Reichsgerichtes voranzugehen haben, einen nicht_ unerheblichen Zeitaufwand erfordern werden, bis zum 1. Oftober 1879" aber beendigt sein müssen, wenn anders der späteste Zeitpunkt für das Junslebentreten des Gerichts- hofes eingehalten werden soll, Einführungsgesez zum Gerihtsver- fassuagsgeseß §. 1. Es erscheint darum geboten, mit der Wahl des Dcrtes schon in dieser Session des Reichstags vorzugehen. Der zu diesem Ende vorgelegte Gesezentwurf {lägt vor, Leipzig zum Siß des Reichsgerichts zu wählen. Für diesen Vorschlag der verbündeten Regierungen ist die Erwägung auss{laggebend gewesen, daß das oberste Reichsgericht,- welches durch das Geseß vom 12. Juni 1869 (Bundesgeseßblatt Seite 201) für Handelssachen geschaffen wurde, und dessen Zuständigkeit im Laufe der Zeit bereits durch spätere Geseße mehrfah erweitert worden ist, dort seinen Sitz hat, und überwiegende Gründe, hierin eine Aenderung eintreten zu lassen, sich nicht ergeben haben.
_ —DerEtat für das Neichskanzler-Amt aufdas Etats8- jahr 1877/78 weist 7631 A (+ 601 Æ) Einnahmen auf. Die dauernden e P belaufen ih auf 4,079,876 Æ Im Etat 1876 waren 4,083,660 6 ausgeworfen, wovon aber 251,330 f. auf den Etat des Reich8-Justiz-Amts und 123,990 4 auf denjenigen des Reichskanzler-Amts für Clsaß-Lothringen übertragen sind, fo daß für das Reichskanzler-Amt 3,708,340 6 verblieben. Gegen diesen Betrag ergiebt der Etat 1877/78 ein Mehr von 371,536 Æ Hiervon ent- fallen auf Kap. 1 (Reichskanzler-Amt) Tit. 1 (Besoldungen) 66,500 M durch neue Stellen, welche in Folge der vermehrten Dienstgeschäfte haben auf den Etat gebracht werden müssen. Kap. 2 (Allg. Fonds) ist die Unterstlißung für das Römisch-Germanische Museum in Mainz auf dringende Befürwortung des Gesammtvereins der deutschen Ge- chichts- und Alterthumsvereine von 9000 auf 15,000 F erhöht worden. Die Rayon - Entschädigungs - Nenten (Tit. 9) find um 222,126 # mehr als in dem Etat 1876 veranschlagt worden. Zu Titel 13 (Technische Kommissio 1 für Seeschiffahrt) sind 18,000 M. auf den Etat gebracht und dabei bemerkt: „Zur Mitwirkung bei der dem Reichskanzler-Amt obliegenden Bearbeitung der Nee angelegenheiten, welche durch Artikel 4 Nr. 7, 9, Artikel 54 der Reichéverfassung der Geseßgebung und der Beaufsichtigung des Reichs unterstellt sind, ist bisher hon in wichtigeren Fällen der technische Beirath bewährter, des Secewesens kundiger Sachverständiger in An- spruch genommen worden. Beispielsweise sind zur Vorberathung der Verordnungen über die Prüfung der Seeschiffer und Sceesteuerleute, der Seermännsordnuna, der Strandungs8ordnung und des Geseßent- wurfs über die Untersuhung von Secunfällen, sowie in der jüngsten Zeit zur Begutachtung der britischen Vorshläge wegen Abänderung der Vorschristen zur Verhütung des Zusammenstoßens der Schiffe auf See besondere Kommissionen von Sachverständigen durch das Reichskanzler-Amt berufen worden. Die wachsende Zahl und Bedeu- tung der Aufgaben, welche dieser Behörde auf dem bezeichneten Ge- biete durch die stetige Erweiterung des Seeverkehrs gestellt werden, macht es erforderlih, die * Heranziehung technischer Hülfs- kräfte zur Lösung jener Aufgaben zu einer dauernden Einrichtung zu gestalten. Die technische Kommission für Seeschiffahrt, deren Bildung zu diefem Zweck in Aussicht genommen ist. und deren Aufgabe darin bestehen würde, dem Neichskanzler-Amt nicht blos auf Erfordern Gutachten zu erstatten, sondern auch ans eigenem Antrieb Vorschläge zur Verbesserung der dem Wirkungskreis des Reichskanzler-Amts angehörenden Seeschiffahrts-Einrichtungen zu machen, soll aus ständigen Mitgliedern bestehen, welche sich unter dem Vorsiß eines Beamten des Reichskanzler-Amts und unter Zu- ziehung von Beamten der Admiralität entweder in Berlin oder je nach Umständen an einem Seeplaße fo oft versammeln, als ein Be- dürfniß dazu vorhanden ist. Die Mitglieder würden auf Borschlag der Rezierungen der Scestaaten von Sr. Majestät dem Kaiser er- nannt werden. Ihre Stellung würde als ein Ehrenamt zu betrach- ten sein. Aus besonderen Anläfsen noch andere Sachverständige zur Berathung bestimmter Fragen heranzuziehen, bliebe selbstverständlich vorbehalten. Bei dieser Zusammenseßung der Kommission wird der Geldbedarf für dieselbe lediglih in Tagegeldern und Fuhrkosten, so- wie unter Umständen in Remunerationen und derartigen persönlichen Ausgaken bestehen, während die sächlihen Kosten aus dem Etatsfonds
“ des Reich8kanz!er-Amts bestritten werden sollen “
Für das Statistishe Amt (Kap. 6) sind 224,790 #6 ausge- worfen, 17,650 4. mehr als im Etat 1876, weil die Geschäfte, na- mentlich die Anfertigung der monatlihen Handel8ausweise eine grö- ßere Anzahl von Beamten erfordern. Aus demselben Grunde ist der Etat der Normal - Eichungs8kommission von 47,140 auf 71,730 A. erhöht worden. Der Etat des Gesundheits-Amts bildet das 8. Kap. und {ließt mit 65,350 4
Zu einmaligen Ausgaben sind 1,725,684 M (—489,546 S6) auf den Etat gebracht, darunter die 5. Rate für die St. Gotthard- bahn 1,053,134 Jz; als 2. und leßte Rate für den Umbau und die Einrichtung des ehemals Fürstlich Radziwillshen Hauses 525,000 46, die durch eine besondere Denkschrift motivirt sind, 24,000 M. zur Erweiterung des Anstaltsgebäudes des Germanishen Museuv13 in Nürnberg u. \. w.
— Der Etat für die Verwaltung des Reichs heeres auf das Etatsjahr 1877/78 wirft für Preußen aus: C;¿innahme 7,534,357 A. (+6,461,048 6). Dieses Mehr umfaßt: a. Uebertra- gungen aus den Nückeinnahme-Änsäten der Ausgabekapitel, v elche durch ein gleich hohesMehr bei diesen beglichen werden =2,430,744, 16. ; b. eigent- liche Mehr-Einnahmen gegen den Etat für 1876 (nad, Abzug der Minder-Einnahmen, jedoch einschließlich des Beitrages zu den Kosten des Lande8svermessung8wesens von 800,000 6) = 4,03/3,304 46, und zwar meist für entbehrlihe Gebäude und Grundstücke. Fortdauernde Ausgaben : 249,843,770 M (+7,029,837 f.). Die ‘erheblichsten Er- höhungen sind eingetreten bei Kap. 25 „No turalverpflegung“ 80,294,724 é (+ 1,562,781 6) und Kap. 37 „Artillerie- und Waffenwesen" 10,996,961 4 (4+ 2,280,459 K), Die einmaligen Ausgaben betragen 11,543,760 4 (+ 5,130,096 46), meist zu Bauten.
Sachsen: 207,457 4 (+ 189,067 4) G.nnahmen, 18,899,783 é (+ 397,779 6) fortlaufende und 263,006/6 (—116,419 6) ein-
/ B Ausgaben.
ürttemberg: 123,001 AÆ e Y13,729 M) Einnahmen, 13,659,657 J (4+ 216,578 6) fortlo.ufende und 233,699 (—240,722 A.) einmalige Ausgaben.
Die Etats stärke des deutschen Heeres weist gegen 1876 cin Mehr von 158 Offizieren, 45 Unteroffizieren, 51 Spielleuten auf, dagegen ist der Ctaî um 102 Gemeine, 5 Militärärzte und 8 Büchsenmacher vermindert. Die Ctatsftärle beträgt 17,162 Dffi- ziere und 401,659 Mannschaften inkl. 48,325 Unteroffiziere.
— Der Etat der Verwaltung der Eisenbahnen veranshlagt die Einnahmen mit 37,559,000 M, "vie res ben auf 27,611,000, um 415,000 MÆ mehr, bez. 56,000 Æ weniger als im Vorjahre. Somit ergiebt \sich ein Üeberschuß von 9,944,000 A und zwar 471,000 Æ mehr als im Vorjahre. Die einmaligen Ausgaben betragen 370,344 Æ und zwar 52,734 Æ mehr als im Vorjahre. Der Entwurf des Etats weit von dem Etat für 1876 insofern ab, als die Einnahme- und Aus8gabetitel je um einen Titel vermehrt worden sind und auch in der Bezeichnung der Titel und in der Einrcihung der einzelnen Einnahmen und Ausgaben in dieselben verschiedentlich Aenderungen stattgefunden haben. Fn den Bemerkungen zu den einzelnen Titeln des Etats sind diefe Ab- weichungen gegen 1876 des Näberen ersichtlich gemaht. Die An- regung zu denselben ist von dem Reichs-Eisenbahn-Amt au®gegangen, welches das sich danah ergebende Buchungsformular im Intereffe einer einhecitlihen Statistik bei allen deutschen Eisenbahn - Verwal- tungen zur Einführung zu bringen beabsichtigt.
— Der Etat der Reichs-Post- und Telegraphenver- waltung auf das Etatsjahr 1877—78 weist auf an Einnahmen 124,670,550 Æ, für den vorjährigen Etat waren auégeseßt 119,978,600 M (— 4,691,950 ). Für Porto- und Telegraphen- Gebühren find angese8t“109,000, 00 A (+ 5,509,000 Æ), Persfonen- geld 6,100,000 M und zwar um 1 Million Mark weniger als inr Vorjahre in Folge der Eröffnung neuer Eisenbahnlinien und der damit zusammenhängenden weiteren Aufhebung von Persorenposten. Die Gebühren für Bestellung von Postsendungen am Orte der Post- anstalten sind veranshlagt auf 3,622,000 4 (4- 162,000 M) Ge- bühren für Bestellung von Postsendungen im Umkreise der Post- anstalten 1,400,000 M (+ 40,000 M), Gebühren für Stundung von: Gefällen und für Abfertigung von Ertraposten 90,000 Æ, Erlös für verkaufte Grundstücke, Materialien, Utensilien oder sonstige Gegen- stände 131,400 F (— 131,600 A). Vermischte Einnahmen: 660,000 Æ, Zuschuß aus der Wecselstempelsteuer - Verwaltung: für den Betrieb der Stempelmarken durch die Post 167,150 4, von den Postdampfschiffs - Verbindungen 200,000 #, von dem Absaß der Zeitungen, des Neichs-Geseßblatts und des: Amtsblatts der Neichspost- und Telegraphenverwaltung 3,000,000 Æ p 100,000 M.) — Dagegen betragen die Ausgaben, und zwar ür Befoldung 47,023,880 4 (+ 742,999 A.), für Wohnungsgeld- zuschüsse 7,094,634 S, für andere persönliche Ausgaben 14,228,750 M6, für sächliche Betriebskosten 26,487,000 4, für sächlihe und ver- mischte Ausgaben 11,402,050 #4, für Baukoften 2,326,000 #, sonstige Ausgaben 4,398,609 4, zusammen 112,960,914 A Stellt man die Einnahme von 124,670,550 4 dem gegenüber, so bleibt ein Ueberschuß von 11,709,636 4, davon gehen ab die einmaligen Aus- gaben mit 2,467,388 Æ, danach verbleibt an Ueber|chuß 9,242,248 4, welcher sich durch die Beiträge Bayerns und Württembergs zu denx Kosten der Centralverwaltung des Post- und Telegraphenwesens, mit 29,268 A4, steigert auf 9,271,516 / Die einmaligen Ausgaben sind für Her|tellung neuer Post- und Telegraphendienstgebäude er- forderlich. Dem Etat ift eine Denkschrift beigegeben, welche die anderweite Gestaltung der Etatsverhältnisse für tie im Betriebs- ma O den Post- und Telegraphenämtern beschäftigten Beamten erörtert.
— Nach dem Etat über den Reichs-Invalidenfonds betragen die Besoldungen 2c. der Beamten 59,640 4. (2169 4 mehr als im Vorjahre). Vie Geschäftsbedürfnisse erfordern 65,640 Der Zuschuß zu den Kosten der Verwaltung des Reichétheeres, für Bearbeitung der Invalidenfachen in Folge des Krieges von 1870/71, beträgt 55,065 4 Die Invalidenpensionen belaufen si für Preußen, Sachsen, Württemberg und Bayern auf 27,844,065 «4 Dazu kom- men Pensionen bei der Marineverwaltung nebst Bewilligungen für Hinterbliebene 22,297 (. Die Summe der Ausgaben beläuft si auf 27,987,067 6, 841,544 M. weniger als im Vorjahre. Dagegen betragen die Einnahmen an Zinsen 24,944,000 4, an Kapitalzuschuß
— Die Einnahmen des Reichs an Zöllen, Ver- brauchssteuern und Aversen sind auf 253,053,810 A ver= anschlagt, davon Zölle 106,818,520 4, Rübenzuckersteuer 50,888,480- M, Salzsteuer 34,421,791 A, Tabaksteuer 1,063,660 s und 3,174,620 4, Aversa, Brann1weinsteuer 2c. 41,016,230 4, Brau= steuer 2c. 15,670,510 M
— Die Einnahme an 6,914,000 A geshägßt.
3,043,067 M, zusammen 27,987,067 M.
Wechselstempelsteuer ist. - auf
Statistische Nachrichten.
Nach der amtlichen General-Uebersicht der Ergebnisse der von den Königlich preußishen wissenschaftlichen Prüfungskommissionen im Jahre 1875 abgehaltenen Prüfungen für das Lehramt an höhern Schulen betrug die Zahl sämmtlicher abgehaltenen Prüfungen 643, gegen 657 in 1874. Davon haben das Eramen pro facultate docendi 399, haben Nach- prüfungen bestanden 226; von den Geprüften haben die Vorprüfung nicht bestanden 17, die Nachprüfung: 1. — Aus der Zahl der in der Hauptprüfung pro tacultate docendi bestandenen Schulamts- Kandidaten waren in 1875: 319 evangelischer, 72 katholischer, 8 jüdischer Religion; 239 hatten sih dem historisch-philologischen, 65 dem mathematis-naturwissenschaftlichen Fach gewinnct, 42 Kan= didaten bestanden für Religion und Hebräisch, 53 im Fach der neueren Sprachen. — Von den in 1875 bestandenen Kandidaten. waren 364 Inländer, 32 gehörten andern Staaten des Deutschen: Reichs und 3 außerdeutschen Staaten an.
— So eben sind die Nummern 19 u. 20 der „Mittheilungem des Herzoglih anhaltischen statistiswhen Bureaus“, herausgegeben von Dr. A. Lange, erschienen, welche eine Vebersicht der im Jahre 1874 im Herzogthum Anhalt vorgekommenen Sterbe=- fälle nah den Todesursachen, dem Altec und Geschlehte der Ver= storbenen, sowie nach der Zeit des Todes und Mittheilungen über die Sterblichkeit der Kinder im ersten Lebensjahre, endlich das definitive Ergebniß der Volkszählung vom 1. Dezember 1875 im Herzog= thume enthaltcn. Hiernach bestand am 1. Dezember 1875 die ortê= anwesende Bevölkerung im Herzogthum Anhalt aus 213 565 Per= fonen (105,520 mäunl., 108,045 weibl.). Da im Jahre 1871 die ortsanwesende Bevölkerung dafelbst 203,437 Pers. betragen hatte, so hat seit 1871 die Bevölkerung um 10,128 Pers. oder 4,97 “/o zuge= - nommen. Die Zahl der Häuser, inkl. Anstalten 2c., belief sich, am 1. Dezember 1875 auf 27,941, die der Haushaltungen auf 47,954. Dem Familienstande nach waren zu der angegebencn Zeit ledigz 62,472 männl. und 59,705 weibl. Pers. ; verheirathed: 39,596 mäunl.. und 39,039 weibl. Pers.; verwittwet: 3337 männl. und 9067 weibl. Pers.; geschieden: 115 männl. und 234 weibl. Pers. Was die Re= ligion der Bevölkerung anlangt, so waren aim k. Dezember 1875 evangelisch : 166,867 Pers. (82,383 männk., 84,484 weibl.); reformirt: 93,758 Pers. (11,665 männl, 12,093 weibl.); lutherish : 17,613 Pers. (8523 männl., 9090 weibl.); katholisch: 3473 Perf. (2057 männl. 1416 weibl.); jüdis{: 1763 Pers. (833 männl, 930 weibl.)z; anders8- gläubige: 91 Pers. (59 männl., 32 weibl.).
— Die „Austria“ veröffentlicht soeben die Ausweise über die Waaren-Ein- und Aut fuhr des österreihish-ungarischen. Zollgebietes für das Jahr 1876. Der offizielle Gefammtwerth des Perkehrs beziffert sich bei der Einfuhr auf 516,883,323 Fl. gegen. 552,477,902 FI. im Jahre 1875, bei der Ausfuhr auf 509,560,823 Fk. gegen 487,284,491 Fl. Im Vergleiche zum Jahre 1875 hat nh sonach die Einfuhr um 35,594,579 Fl. vermindert, während die Yus3= fuhr um 12,276,332 Fl. gestiegen ist, und während im Jahre 1875 die Einfuhr mit 55,193,411 Fl. überwog, ist im abgelaufenen Jahre. das gleiche Verhältniß nur mit 7,322,500 Fl. zu fonstatiren und die
andelsbilanz besserte sich sona ziffermäßig um 47,870,911 Fl. Der Dollertrag des Jahres 1876 ergab 19,165,421 Fl. gegen 20,692,207 Fl.
im Jahre 1875, verminderte sich sona um 1,526,836 Fl.